November 2019 INDUSTRIEPOLITIK DOSSIER
Industriebericht Industrieproduktion und Handel nach Branchen
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Wir erwarten für das laufende Jahr einen Rückgang der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um vier Prozent. Nach sechs Jahren Wachstum steckt die deutsche Industrie seit dem dritten Quartal 2018 in einer Rezession.
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Nach zwei Jahren Wachstum mit jeweils mehr als drei Prozent schwächelt die weltweite Industrieproduktion und steigt im Jahr 2019 nur noch um ein Prozent. In den Industrieländern rechnen wir sogar damit, dass die Industrieproduktion stagniert. In den Schwellenländern wird die Industrieproduktion nur noch um zwei Prozent wachsen. Das ist der geringste Produktionsanstieg seit zehn Jahren.
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Für das gesamte aktuelle Jahr gehen wir davon aus, dass die deutschen Ausfuhren um gerade einmal ein halbes Prozent zulegen. Im Vorjahr erreichte das Wachstum der Exporte 2,1 Prozent. Zuletzt lag das Plus der Ausfuhren im Jahr 2009 niedriger als in diesem Jahr.
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Wir rechnen mit einem Rückgang der weltweiten Warenexporte um ein halbes Prozent. Die Warenexporte aus den entwickelten Volkswirtschaften sollten 2019 leicht steigen, die aus den Schwellenländern dagegen um ein Prozent sinken.
Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Inhaltsverzeichnis Industrieproduktion weltweit ............................................................................................................. 3 Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften ................................................................... 4 Industrieproduktion in den Schwellenländern ....................................................................................... 5 Vereinigte Staaten ................................................................................................................................. 6 China ..................................................................................................................................................... 7 Japan ..................................................................................................................................................... 8 Südkorea ............................................................................................................................................... 9 Europäische Union .............................................................................................................................. 10 Industrieproduktion regional ........................................................................................................... 11 Nordeuropa.......................................................................................................................................... 11 Osteuropa ............................................................................................................................................ 12 Deutschland......................................................................................................................................... 13 Frankreich............................................................................................................................................ 14 Italien ................................................................................................................................................... 15 Spanien ............................................................................................................................................... 16 Vereinigtes Königreich ........................................................................................................................ 17 Welthandel........................................................................................................................................... 18 Entwicklung der deutschen Exporte .................................................................................................... 19 Industriebranchen in Deutschland .................................................................................................. 20 Aluminiumindustrie mit deutlichem Produktionsrückgang ................................................................... 20 Automobilindustrie ............................................................................................................................... 20 Bauindustrie: Auch 2020 Wachstum am Bau – Erwartungen trüben sich aber leicht ein ................... 22 Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie: Wachstum schwächt sich ab ................................................. 23 Chemieindustrie: Keine Trendwende im Chemiegeschäft .................................................................. 24 Deutsche Elektroindustrie: Globale Unsicherheit beeinträchtigt wirtschaftliche Entwicklung ............. 25 Gießerei-Industrie im Rezessionsmodus ............................................................................................ 26 Keramische Industrie ........................................................................................................................... 27 Maschinenbau: Hartnäckige Nachfrageschwäche .............................................................................. 28 Nichteisen-Metallindustrie ................................................................................................................... 28 Pharmazeutische Industrie .................................................................................................................. 29 Lage der Stahlindustrie im November 2019 ........................................................................................ 30 Stahl- und Metallverarbeitung: Produktion nach drei Quartalen 3,9 Prozent unter Vorjahr ................ 31 Textil- und Bekleidungsindustrie ......................................................................................................... 32 Impressum ......................................................................................................................................... 33
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Industrieproduktion weltweit Nach zwei Jahren Wachstum um mehr als drei Prozent dürfte die weltweite Industrieproduktion im Jahr 2019 nur noch geringfügig zunehmen. Nach den vom Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) veröffentlichten Daten stieg die Industrieproduktion in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres nur noch um 0,8 Prozent. Seit dem Jahreswechsel 2017/2018 verliert die Industriekonjunktur kontinuierlich an Schwung. Der Einkaufsmagerindex für die Industrie weltweit signalisiert nicht nur eine Verlangsamung des Wachstums. Seit Mai 2019 zeigt der Index mit Werten von unter 50 Punkten sogar einen Produktionsrückgang an. Nach einem Tiefpunkt im Juli konnte der Stimmungsindikator in den darauffolgenden drei Monaten wieder Boden gutmachen, den Bereich, der eine rückläufige Produktion anzeigt, aber nicht verlassen. Die zunehmende Wachstumsschwäche verlief synchron in den entwickelten Volkswirtschaften und in den Schwellenländern. Seit Juni weisen die entwickelten Volkswirtschaften sogar negative Wachstumsraten auf, während die Wachstumsraten in den Schwellenländern noch im positiven Bereich liegen und die Produktionseinbußen in den entwickelten Volkswirtschaften kompensieren. Sollte das Produktionsniveau des dritten Quartals bis zum Jahresende gehalten werden, dürfte die weltweite Industrieproduktion im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr nur noch um ein Prozent steigen.
Welt: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex Schwellenländer entwickelte Volkswirtschaften Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
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54 4 53 52
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-1 2014
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2016
2017
2018
2019
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, eigene Berechnungen
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften US-Industrie stabil, sinkende Produktion im Euroraum und in Japan In den entwickelten Volkswirtschaften deutet sich in diesem Jahr eine stagnierende Industrieproduktion an. In den ersten beiden Quartalen war zwar noch ein leichter Anstieg der Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu beobachten. Das Expansionstempo ließ aber im Jahresverlauf deutlich nach und sank im Juni in den negativen Bereich. Im Ergebnis stieg die Produktion in den ersten acht Monaten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um nur noch um 0,3 Prozent. Regional war der Produktionsverlauf sehr unterschiedlich. Während im Euroraum und in Japan die Industrieproduktion jeweils um 1,3 Prozent abnahm, konnten die restlichen entwickelten Volkswirtschaften und die Vereinigten Staaten ihre industrielle Produktion um 1,3 Prozent bzw. 1,6 Prozent ausweiten. Am aktuellen Rand dürfte sich die langsamere Gangart weiter fortschreiben. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrien dieser Ländergruppe lag zuletzt im April in einem Bereich, der eine Produktionsausweitung anzeigt. Von Juli bis Oktober befindet er sich in einer Seitwärtsbewegung. Sollte bis zum Jahresende das aktuelle Produktionsniveau gehalten werden, liefe dies auf eine stagnierende Jahresproduktion hinaus.
Entwickelte Volkswirtschaften: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex restliche entw. Volkswirtschaften Euroraum Japan USA Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
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-2 2014
2015
2016
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2019
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Industrieproduktion in den Schwellenländern Wachstum nur in Eurasien, Rezession in Lateinamerika verschärft sich In den Schwellenländern dürfte die Industrieproduktion 2019 deutlich schwächer expandieren als in der Vergangenheit. Und dies gleich aus mehreren Gründen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat nicht nur in den asiatischen Schwellenländern die industriellen Aktivitäten beeinträchtigt. Die chinesische Industrie konnte ihre Produktion in den ersten acht Monaten nur um 5,6 Prozent ausweiten. In den restlichen asiatischen Schwellenländern stagnierte die Produktion nach 3,8 Prozent Wachstum im Vorjahr. Mit minus zwei Prozent sank erstmals nach fünf Jahren Wachstum auch die Industrieproduktion in den Schwellenländern Afrikas und des Mittleren Ostens. In Lateinamerika befindet sich die Industrie im sechsten Rezessionsjahr und dürfte mit minus fünf Prozent die bis dahin stärksten Produktionseinbußen verzeichnen. Deutlich stabiler stellt sich die Situation in Mittel- und Osteuropa dar. In diesen Ländern ist die Industrieproduktion nunmehr das vierzehnte Quartal in Folge gestiegen. In den verbleibenden vier Monaten des Jahres dürfte die Industrieproduktion wieder etwas stärker steigen, aber nicht an das Wachstumstempo des Vorjahres anknüpfen. Nachdem der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in den Schwellenländern im Juni sogar eine sinkende Produktion anzeigte, befindet er sich seit vier Monaten wieder im Expansionsbereich. Wir rechnen aufgrund der leichten Belebung am aktuellen Rand für das gesamte Jahr 2019 mit einem Produktionsplus von knapp zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies wäre allerdings das geringste Wachstum seit zehn Jahren.
Schwellenländer: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex Afrika/Mittlerer Osten Lateinamerika Zentral- und Osteuropa Asien (ohne China) China Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
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-2 2014
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2016
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2019
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Vereinigte Staaten Stagnation im Verarbeitenden Gewerbe Das Expansionstempo der US-amerikanische Industrie hat zwar im Jahresverlauf deutlich an Schwung verloren, dürfte aber in diesem Jahr noch auf Wachstumskurs bleiben. So waren in den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres im Produzierenden Gewerbe noch Wachstumsraten von 2,9 Prozent und 1,2 Prozent zu verzeichnen. Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte schwächte sich das Wachstum allerdings deutlich ab (plus 0,2 Prozent). Daraus ergibt sich für die ersten neun Monaten eine Produktionssteigerung von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Produktion mit plus 0,2 Prozent deutlich langsamer. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes konnte der Maschinenbau bis zur Jahresmitte noch an die kräftige Entwicklung des Vorjahres anknüpfen und das zehnte Quartal in Folge seine Produktion ausweiten, bevor im dritten Quartal 2019 die Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank. Die Elektroindustrie wächst mittlerweile das dritte Jahr in Folge. Auch die Ernährungsindustrie entwickelte sich positiv und blickt auf einen seit nunmehr sieben Jahre anhaltenden Aufschwung zurück. In der chemischen Industrie sank die Produktion trotz guter Pharma-Daten. Auch der Fahrzeugbau musste in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres Produktionseinbußen hinnehmen.
Vereinigte Staaten: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
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1 52 0 50 -1 48
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-5 2014
2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
2017
2018
2019
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Am aktuellen Rand deutet sich nach der schwachen Entwicklung in der Jahresmitte eine leichte Erholung an. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich August/September 2019 gegenüber dem Vorzeitraum stieg die Produktion sowohl im Produzierenden als auch im Verarbeitenden Gewerbe leicht an. Auch der Einkaufmanagerindex für die Industrie ist wieder aufwärtsgerichtet. Im Oktober stieg er das zweite Mal in Folge und bewegt sich mit 51,3 Indexpunkten im Expansionsbereich. Wir rechnen nach zwei Jahren kräftigen Wachstums im Verarbeitenden Gewerbe mit einer stagnierenden Produktion in diesem Jahr. Das Produzierende Gewerbe dürfte in einer Größenordnung von 0,5 bis ein Prozent expandieren. China Die chinesische Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) dürfte im Jahr 2019 ihren Wachstumskurs fortsetzen, allerdings nicht so kräftig wie im Vorjahr. Nach einem Produktionsplus von 6,3 Prozent im ersten Quartal nahm das Expansionstempo im zweiten Quartal mit einem Produktionsanstieg von nur noch 5,5 Prozent deutlich ab. Daraus ergab sich für das erste Halbjahr eine Produktionssteigerung von 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum. Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte hat das Wachstumstempo deutlich nachgelassen. Im Juli und August stieg die Industrieproduktion im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 5,1 Prozent bzw. 4,4 Prozent. Für die ersten acht Monate des laufenden Jahres ergib sich hieraus aber immer noch ein Produktionsplus von 5,6 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Für das Jahr 2019 erwarten wir mit Blick auf die Stimmungsindikatoren einen Produktionsanstieg in einer Größenordnung von sechs Prozent. Der Einkaufmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist seit Juni 2019 nunmehr das fünfte Mal in Folge gestiegen und kletterte im Oktober 2019 mit 51,7 Indexpunkten auf ein neues Jahreshoch.
China: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 52
10 9
51 8 50
7 6
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5 48 4 47
3 2014
2015
2016
Industrieproduktion (rechte Achse)
2017
2018
2019
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Japan Industrieproduktion sinkt nach zweijähriger Wachstumsphase Nach zwei Jahren Wachstum wird sich die japanische Industrie im Jahr 2019 auf einen Produktionsrückgang einstellen müssen. Nachdem die Produktion des Produzierenden Gewerbes im ersten Quartal 2019 um 1,7 Prozent und im zweiten Quartal um 2,3 Prozent (jeweils im Vorjahresvergleich) gesunken war, hat sich die Talfahrt zunächst nicht weiter beschleunigt. Im dritten Quartal 2019 ging die Produktion im Vergleich zum Vorjahresquartal mit minus 0,9 Prozent nur noch leicht zurück. Für die ersten neun Monate des laufenden Jahres ergab sich hieraus ein Produktionsrückgang von 1,7 Prozent. Das Ergebnis für das Verarbeitende Gewerbe fiel mit minus 1,2 Prozent nur unwesentlich besser aus, und das obwohl einzelne Branchen ihre Produktion sogar steigerten. So konnte die Elektroindustrie erstmals nach neun Jahren ihre Produktion um 3,5 Prozent ausweiten. Im Fahrzeugbau stieg die Produktion um 2,4 Prozent. Die chemische Industrie erhöhte ihren Ausstoß um 1,5 Prozent (Basischemie). Zusammen mit dem Pharma-Bereich blieb im Ergebnis ein Plus von 0,7 Prozent. Der Maschinenbau dürfte sein Vorjahresergebnis nach einem deutlichen Produktionsrückgang um 5,4 Prozent in den ersten neun Monaten dagegen deutlich verfehlen. Bis zum Jahresende ist mit einer schwachen Industriekonjunktur zu rechnen. Der Einkaufmanagerindex ist bereits den vierten Monat in Folge gesunken und erreichte im Oktober ein neues Jahrestief. Auch beim aktuellen Produktionsverlauf ist keine Richtungsänderung zu beobachten. Sollte im vierten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals gehalten werden, dürfte die Industrieproduktion in Japan um zwei Prozent sinken.
Japan: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
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6
56 4 54 52
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-6 2014
2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
2017
2018
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Südkorea Sinkende Industrieproduktion, aber Bodenbildung zum Jahresende Während Südkoreas Industrie noch bis Ende 2018 expandieren konnte, setzte im ersten Quartal 2019 eine Kontraktion um 1,7 Prozent ein. Vor allem der Maschinenbau und die chemische Industrie bremsten die Ausbringung des Produzierenden Gewerbes. Im zweiten Quartal setzte sich der Abwärtstrend fort und weitete sich auf nahezu alle Branchen mit Ausnahme der pharmazeutischen Industrie aus. Im dritten Quartal sank die Produktion das dritte Quartal in Folge, mit minus 1,1 Prozent aber etwas langsamer. Insgesamt führte dies in den ersten neun Monaten zu Produktionseinbußen um 1,7 Prozent im Produzierenden Gewerbe. Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Produktion in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenfalls um 1,7 Prozent. Unter den einzelnen Branchen hatten Südkoreas Maschinenbauer eine deutliche Eintrübung ihres Geschäfts zu verkraften. Per September sank ihre Produktion um 8,9 Prozent. Im Jahr zuvor lagen die Produktionseinbußen in einer Größenordnung von 3,5 Prozent. Mit minus 4,1 Prozent sank die Produktion im reinen Chemiegeschäft ebenfalls überdurchschnittlich. Inklusive des Pharma-Bereiches verminderte sich der Produktionsrückgang auf ein Prozent. Die Elektroindustrie verfehlte ihr Vorjahresergebnis um zwei Prozent. Im Fahrzeugbau betrug der Produktionsrückgang hingegen nur 0,3 Prozent. Der aktuelle Rand deutet auf eine Bodenbildung hin. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich August/September 2019 gegenüber dem Vorzeitraum stieg die Industrieproduktion zuletzt um 0,4 Prozent an und damit bereits das vierte Mal in Folge. Die letzten beiden Werte des Einkaufmanagerindex lagen zwar unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten, dafür aber deutlich höher als zur Jahresmitte. Sollte im vierten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals gehalten werden, dürfte die Industrieproduktion für das gesamte Jahr 2019 um ein Prozent sinken. Da sich die Stimmungsindikatoren zuletzt etwas verbessert haben, rechnen wir für das Jahr 2019 nur mit einem Produktionsrückgang von 0,5 Prozent. Südkorea: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 53
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4 51 2 49 0 47 -2
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2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
2017
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Europäische Union Stagnation nach fünf Jahren Aufschwung Nach fünf Jahren Aufschwung schlittert die Industrie in der Europäischen Union (EU28) langsam in eine technische Rezession. Nach einem minimalen Anstieg um 0,1 Prozent im ersten Quartal 2019 sank die Produktion im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,6 Prozent. Im dritten Quartal hat sich der Rückgang noch etwas beschleunigt. Auf Basis der Daten für die ersten neun Monate sank die Produktion gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,6 Prozent. Nur aufgrund der kräftigen Bautätigkeit lag der Ausstoß im gesamten Produzierenden Gewerbe in diesem Zeitraum noch über dem Vorjahresniveau. Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete per September 2019 einen Rückgang der Produktion um 0,6 Prozent. Nachdem die Produktion im Fahrzeugbau bereits im vergangenen Jahr leicht gesunken war, hat sich der Rückgang in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres mit minus 6,1 Prozent beschleunigt. In der Elektroindustrie und in der metallverarbeitenden Industrie waren ebenfalls überdurchschnittliche Produktionseinbußen zu verzeichnen. Der Maschinenbau und die chemische Industrie verfehlten das Vorjahresergebnis nur knapp. Der Pharma-Bereich expandierte mit einem Plus von über acht Prozent so kräftig wie zuletzt im Jahr 2015. Produktionssteigerungen konnte auch die Ernährungsindustrie aufweisen. Europäische Union: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
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2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
2017
2018
2019
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
Die Entwicklungen am aktuellen Rand deuten für den restlichen Jahresverlauf auf einen weiteren Produktionsrückgang hin. In der Zweimonatsbetrachtung August/September 2019 gegenüber dem Vorjahr
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sank die Industrieproduktion in der EU saison- und kalenderbereinigt um 1,5 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie zeigt bereits seit Februar 2019 eine sinkende Produktion an und fiel im September auf einen neuen Jahrestiefststand. Die Gegenbewegung im Oktober fiel mit 0,2 Indexpunkten nur minimal aus. Wir rechnen im vierten Quartal mit einem weiteren Produktionsrückgang, so dass die Industrieproduktion in der EU im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent sinken dürfte.
Industrieproduktion regional Deutschland ist Schlusslicht in der Gruppe der fünf großen Volkswirtschaften; Spaniens Industrie wächst sogar Der konjunkturelle Abschwung in der europäischen Industrie erstreckt sich über nahezu alle größeren Volkswirtschaften der Europäischen Union. Die einzige Ausnahme stellt das Verarbeitende Gewerbe in Spanien dar, das gegen den Trend bis zum September seine Produktion gegenüber dem Jahresende 2018 um 1,3 Prozent steigerte. Schlusslicht dieser Fünfergruppe ist die deutsche Industrie, deren Produktion per September 2019 im Vergleich zum Jahresende 2018 um drei Prozent gesunken ist. In Großbritanniens sank die Industrieproduktion im gleichen Zeitraum um etwas mehr als ein Prozent. Die italienische und die französische Industrie drosselten ihre Produktion im Vergleich zum Jahresende kaum. Entwicklung der Industrieproduktion* seit 2015 108
Spanien
106
Italien 104
Frankreich Vereinigtes Königreich
102
Deutschland 100
98
96 2015
2016
2017
2018
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*Produktionsindex: 6-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt (2015=100) Quelle: Macrobond
Nordeuropa In der Gruppe der nordeuropäischen EU-Mitgliedsstaaten konnte die dänische Industrie ihre Aktivitäten seit dem Jahresende 2018 mit plus 2,2 Prozent am stärksten ausweiten. Auch in Finnland verzeichnete das Verarbeitenden Gewerbe ein Produktionsplus, das mit einem Prozent aber nicht einmal halb so stark ausfiel. Die Produktion in der schwedischen Industrie stagnierte seit dem Jahreswechsel. In den
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
baltischen Staaten sank die Industrieproduktion im gleichen Zeitraum in Estland um 0,7 Prozent und in Lettland um 0,4 Prozent. Entwicklung der Industrieproduktion* in ausgewählten Ländern Nordeuropas 125 Lettland Dänemark
120
Finnland
115
Estland Schweden
110
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100
95 2015
2016
2017
2018
2019
*Produktionsindex: 6-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt (2015=100) Quelle: Macrobond
Osteuropa In den zentral- und osteuropäischen Staaten der Europäischen Union haben sich die industriellen Aktivitäten weiter robust entwickelt. In Ungarn stieg die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe seit dem Jahresbeginn 2019 um vier Prozent. Die polnische Industrie konnte ihren Ausstoß um 3,4 Prozent steigern, die der Tschechischen Republik um zwei Prozent. Produktionseinbußen von einem Prozent verzeichneten das Verarbeitende Gewerbe in der Slowakei und Österreich. Entwicklung der Industrieproduktion* in ausgewählten Ländern Osteuropas 125 Polen 120
Ungarn
115
Tschechien Slowakei
110
Österreich
105 100 95 90 2015
2016
2017
2018
2019
*Produktionsindex: 6-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt (2015=100) Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Deutschland Industrie befindet sich in der Rezession Nach sechs Jahren Wachstum steckt die deutsche Industrie spätestens seit dem Jahreswechsel 2018/2019 in einer Rezession. In Deutschland dürfte die Produktion im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) im laufenden Jahr in einer Größenordnung von 4,5 Prozent sinken. Nach einem Rückgang um 1,7 Prozent im ersten Quartal haben sich die Produktionseinbußen im zweiten und dritten Quartal 2019 mit jeweils mehr als vier Prozent deutlich erhöht. Auf Basis der Daten für die ersten neun Monate des laufenden Jahres sank die Produktion gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,3 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe fiel der Anstieg im Zeitraum Januar bis September mit minus vier Prozent nur unmerklich schwächer aus. Mit Blick auf die einzelnen Branchen verzeichnete der Maschinenbau mit einem Minus von knapp zwei Prozent noch den geringsten Rückgang der Produktion, gefolgt von der metallverarbeitenden Industrie mit minus drei Prozent, der chemischen Industrie mit minus 3,2 Prozent und der Elektroindustrie mit minus 3,8 Prozent. Während der Produktionsrückgang in der pharmazeutischen Industrie um nahezu ein Fünftel einem Sondereffekt aus dem Vorjahr geschuldet war, resultierten aus der weltweiten Nachfrageschwäche nach Pkw und dem Strukturwandel in der Automobilindustrie Produktionseinbußen von etwas mehr als zehn Prozent. Für die verbleibenden Monate des laufenden Jahres zeichnet sich noch keine konjunkturelle Belebung für die Industrie ab. In der Zweimonatsbetrachtung August/September 2019 gegenüber dem Vorzeitraum sank die saison- und kalenderbereinigte Industrieproduktion nochmals leicht um 0,1 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie signalisiert seit Januar 2019 einen Produktionsrückgang und sank im September auf ein neues Jahrestief. Der Anstieg um 0,4 Indexpunkte im Oktober brachte keine wirkliche Besserung. Wir rechnen auf Basis des bisherigen Produktionsverlaufs, der Stimmungsindikatoren und der einzelnen Brancheneinschätzungen mit einem Rückgang der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um vier Prozent.
Deutschland: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 65
8 6
60 4 55
2 0
50
-2 45 -4 40
-6 2014
2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
2017
2018
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Frankreich Geringes Wachstum im fünften Aufschwungsjahr In Frankreich wird das Produzierende Gewerbe (ohne Bau) in diesem Jahr seine Aktivitäten nochmals leicht ausweiten und damit das fünfte Jahr in Folge auf Wachstumskurs bleiben. Nach einem Anstieg um 0,6 Prozent im ersten Quartal 2019 hat das Expansionstempo im zweiten Quartal mit plus 1,6 Prozent deutlich erhöht. Im dritten Quartal ist die Produktion zwar leicht gesunken. Dennoch reichte es für einen Produktionsanstieg um 0,6 Prozent für die ersten neun Monate des laufenden Jahres. Im Verarbeitenden Gewerbe war für den gleichen Zeitraum eine Produktionsausweitung von 0,7 Prozent zu verzeichnen. Wachstumstreiber waren dank des starken Ergebnisses im Pharma-Bereich die chemische Industrie sowie die Elektroindustrie. Die metallverarbeitende Industrie verzeichnete mit minus 1,4 Prozent den stärksten Rückgang unter den Leitbranchen. Im Maschinenbau wurde das Vorjahresergebnis nur knapp verfehlt. Der Produktionsrückgang im Fahrzeugbau fiel mit minus 0,7 Prozent im europäischen Umfeld vergleichsweise gering aus. Bis zum Jahresende dürften die Aktivitäten wieder etwas zunehmen. In der Zweimonatsbetrachtung August/September 2019 gegenüber dem Vorzeitraum sank die Industrieproduktion zwar saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent. Dafür ist aber der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Oktober wieder gestiegen und liegt bereits seit drei Monaten in Folge im Expansionsbereich. Selbst eine leicht sinkende Produktion in den verbleibenden drei Monaten dürften ein positives Jahresergebnis nicht gefährden. Wir erwarten angesichts der Stimmungsaufhellung am aktuellen Rand für das gesamte Jahr 2019 ein Produktionsplus von einem halben Prozent. Frankreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 59
6 5
57
4 55 3 53
2
51
1 0
49 -1 47
-2
45
-3 2014
2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
2017
2018
2019
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Italien Krise im Fahrzeugbau bremst Industrieproduktion aus In Italien ist die Produktion im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) im September 2019 bereits das fünfte Quartal in Folge im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunken. Seit dem Jahreswechsel beschleunigt sich der Produktionsrückgang wieder. Nach einem Minus von 0,6 Prozent im ersten und 1,1 Prozent im zweiten Quartal 2019 folgte im dritten Quartal ein Produktionsrückgang um 1,5 Prozent. Auf Basis der Daten für die ersten neun Monate des laufenden Jahres ist die Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent gesunken. Das Verarbeitende Gewerbe weist für die ersten neun Monate sogar noch einen kräftigeren Produktionsrückgang aus. Nachdem bereits im Sommer des vergangenen Jahres die Produktion im Fahrzeugbau ins Stocken geraten war, belief sich der Produktionsrückgang per September 2019 auf minus 9,2 Prozent. Die Schwäche im Fahrzeugbau strahlte auf zuliefernde Branchen aus. So nahm die Produktion in der metallverarbeitenden Industrie um 3,7 Prozent und im Maschinenbau um 2,5 Prozent ab. Leicht unter Vorjahresniveau lagen die Ergebnisse in der Elektroindustrie und im Pharma-Geschäft. Dafür produzierte die chemische Industrie etwas mehr als im Vorjahresvergleich. Für die verbleibenden drei Monate des laufenden Jahres deutet sich eine weiter sinkende Produktion an. In der Zweimonatsbetrachtung August/September 2019 gegenüber dem Vorzeitraum sank die Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt um 2,4 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie liegt seit September 2018 unter dem Wert von 50, ist zuletzt zwei Mal in Folge gesunken und liegt nur noch 0,3 Indexpunkte über dem Jahrestiefststand. Wir rechnen in den verbleibenden drei Monaten mit einer weiter sinkenden Produktion und erwarten im Jahresergebnis ein Produktionsrückgang um 1½ Prozent. Italien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
8
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56 4 54 2 52 0 50 -2
48 46
-4 2014
2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
2017
2018
2019
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Spanien Industrie weiter auf Wachstumskurs Von den fünf großen EU-Mitgliedsstaaten befindet sich Spaniens Industrie weiter auf einem eindeutigen Wachstumskurs. Im ersten Quartal ist die Industrie (Produzierenden Gewerbe ohne Bau) zwar mit einem kleinen Produktionsrückgang im Vergleich zum Vorjahr gestartet. Im zweiten und dritten Quartal stieg die Produktion aber um 1,4 bzw. 0,8 Prozent. Für die ersten neun Monate des laufenden Jahres steht nunmehr ein Produktionsplus von 0,6 Prozent in den Büchern. Unter den Leitbranchen des Verarbeitenden Gewerbes konnten in den ersten neuen Monaten die pharmazeutische Industrie ihre Produktion um über vier Prozent ausweiten. In der Ernährungsindustrie war der Zuwachs ähnlich stark. Mit einem Plus von 1,4 Prozent entwickelte sich auch die metallverarbeitende Industrie überdurchschnittlich gut. Die chemische Industrie und die Elektroindustrie konnten ihre Produktion mit jeweils einem halben Prozent nur unterdurchschnittlich steigern. Nach drei Jahren kräftigen Wachstums hatte der Maschinenbau leichte Produktionseinbußen zu verkraften. Im Fahrzeugbau produzierte nur leicht unter Vorjahresniveau, dürfte aber bis zum Jahresende noch etwas aufholen. Die zuletzt verfügbaren Daten deuten auf eine eher schwache Entwicklung bis zum Jahresende hin. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich August/September 2019 gegenüber dem Vorzeitraum stagnierte die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe. Der Einkaufmanagerindex für Spaniens Industrie sank im Juni in den Kontraktionsbereich ab, konnte sich leicht erholen, um im Oktober auf ein neues Jahrestief zu fallen. Wir erwarten für das vierte Quartal eine leicht sinkende Produktion und rechnen damit, dass Spaniens Industrieproduktion im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um ein halbes Prozent steigen wird.
Spanien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 58
6
56
4
54 2 52 0 50 -2 48 -4
46 44
-6 2014
2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Vereinigtes Königreich Anstehender Brexit belastet Wachstum Im Großbritanniens Industrie dürfte in diesem Jahr ihren Wachstumskurs nicht fortsetzen. Im ersten Quartal 2019 konnte das Produzierende Gewerbe (ohne Bau) mit einem Produktionsplus von 0,2 Prozent noch leicht expandieren. Im zweiten Quartal gerieten die Aktivitäten mit minus 0,9 Prozent deutlich ins Stocken und im dritten Quartal nahm der Produktionsrückgang weiter zu. Für die ersten neun Monate sank die Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Prozent. Der Ausstoß im Verarbeitende Gewerbe ging im gleichen Zeitraum um 0,6 Prozent zurück. Unter den Schlüsselbranchen verzeichnete der Fahrzeugbau mit minus 8,5 Prozent die stärksten Produktionseinbußen. Im Maschinenbau fiel der Rückgang mit minus 5,8 Prozent ebenfalls kräftig aus. Die metallverarbeitende Industrie war nur bedingt von dieser Entwicklung betroffen. Ihre Produktion sank mit minus 0,8 Prozent kaum. In der Elektroindustrie war eine Produktionssteigerung um 3,4 Prozent zu verzeichnen. Die chemische Industrie vermeldete eine Produktionssteigerung um ein Prozent und konnte zusammen mit dem guten Pharmageschäft sogar ein Plus von 2,8 Prozent vorweisen. Am aktuellen Rand deutet sich für das Verarbeitende Gewerbe kein Ende der Talfahrt an. Im kalenderund saisonbereinigten Zweimonatsvergleich August/September 2019 gegenüber dem Vorzeitraum sank die Industrieproduktion um 0,7 Prozent. Der Einkaufmanagerindex für die Industrie bewegt sich zwar seit Mai unterhalb des Bereiches, der eine Ausweitung der Produktion anzeigt. Von August bis Oktober ist er um mehr als zwei Indexpunkte auf einen Wert von 49,6 gestiegen. Sollte das Produktionsniveau des dritten Quartals gehalten werden, würde dies auf einen Rückgang um 0,7 Prozent hinauslaufen. Mit Blick auf die sich langsam bessernden Stimmungsindikatoren erwarten wir im laufenden Jahr nur einen Rückgang der Produktion um ½ Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vereinigtes Königreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
6
58 4
56 54
2 52 50
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48 46
-2 2014
2015
Industrieproduktion (rechte Achse)
2016
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Welthandel Der weltweite Warenhandel dürfte in diesem Jahr erstmals seit dem Jahr 2009 nicht mehr steigen. Nach Angaben des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) sank das weltweite Handelsvolumen in den ersten acht Monaten des Jahres 2019 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 0,3 Prozent, nachdem es im Vorjahr noch um 3,1 Prozent gestiegen war. Für das gesamte Jahr ist angesichts des bisherigen Jahresverlaufs ein Rückgang in einer Größenordnung von einem halben Prozent zu erwarten. Die Schwellenländer haben in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres insgesamt 0,8 Prozent weniger Waren exportiert als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Von den einzelnen Ländergruppen stiegen nur die Warenexporte aus Lateinamerika und aus China. Die Warenausfuhren aus Afrika und dem Mittleren Osten sanken mit minus 2,4 Prozent am kräftigsten, die aus den asiatischen Schwellenländern ohne China um 1,7 Prozent. Aus den Volkswirtschaften aus Mittel- und Osteuropa wurden ein Prozent weniger mehr Waren exportiert als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Exporte aus den entwickelten Volkswirtschaften stagnierten in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres. Während die die USA ihre Exporte um 0,1 Prozent leicht steigern konnten, sanken die Ausfuhren aus Japan um zwei Prozent und die aus dem Euroraum um 0,2 Prozent. Nur die restlichen entwickelten Volkswirtschaften exportieren 1,5 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.
Welt: Exporte nach Herkunftsregionen entwickelte Volkswirtschaften
6
Schwellenländer
5 4 3 2 1 0 -1 -2 2014
2015
2016
2017
2018
2019
Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Entwicklung der deutschen Exporte Mit nominal plus 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die deutschen Exporte im ersten Quartal 2019 stärker gestiegen als noch zum Jahresausklang 2018. Im zweiten Quartal haben die Exportaktivitäten deutlich nachgelassen. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen sanken im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 0,4 Prozent. Vor allem die Ausfuhren in EU-Mitgliedsstaaten, die nicht zum Euroraum gehören, gingen deutlich zurück. Im dritten Quartal setzt eine leichte Belebung ein, so dass in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres die Exporte um 0,9 Prozent gestiegen sind. Mit Blick auf die Zielregionen trugen die Ausfuhren in die USA, die um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegen konnten, am stärksten zum Exportwachstum bei. Die Asienexporte stiegen mit plus ein Prozent nur leicht an. Während die Ausfuhren in die Eurozone mit plus 0,1 Prozent nahezu stagnierten, sanken die Exporte in die restlichen Mitgliedstaaten der EU um 1,1 Prozent. Für die restlichen Länder war ein Ausfuhrplus von zwei Prozent zu verzeichnen. Für das gesamte aktuelle Jahr gehen wir davon aus, dass die deutschen Ausfuhren um gerade einmal ein halbes Prozent zulegen. Im Vorjahr erreichte das Wachstum der Exporte 2,1 Prozent. Zuletzt lag das Plus der Ausfuhren im Jahr 2009 niedriger als in diesem Jahr.
Deutschland: Exporte nach Zielregionen restliche Länder Asien USA Nicht Euroraum Euroraum
12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 2014
2015
2016
2017
2018
2019
Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Industriebranchen in Deutschland Aluminiumindustrie mit deutlichem Produktionsrückgang In Deutschland wurden von Januar bis September 2019 rund 907.200 Tonnen Aluminium erzeugt. Damit lag die Produktion um acht Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die Erzeugung teilte sich hierbei in die Bereiche Recyclingaluminium (58 Prozent) sowie Hüttenaluminium (42 Prozent) auf. Die Produktion von Recyclingaluminium (minus neun Prozent) ging stärker als die Erzeugung von Hüttenaluminium (minus sechs Prozent) zurück. Die Produktion von Aluminiumhalbzeug (Walzprodukte, Strangpressprodukte, Leitmaterial sowie Draht) lag bis September mit 1.963.200 Tonnen um fünf Prozent über dem Vorjahr und ist die einzige Produktsparte mit Produktionszuwächsen. Die Entwicklung der einzelnen Produkte verlief jedoch äußerst heterogen. Die Produktion von Walzprodukten aus Aluminium betrug insgesamt 1.530.600 Tonnen. Dies ist ein Anstieg um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ein Großteil der Walzprodukte geht in konsumnahe Märkte. Die Produzenten von Strangpressprodukten meldeten von Januar bis September 2019 hingegen eine um 9,1 Prozent schwächere Produktion (413.500 Tonnen). Diese Produkte gehen vornehmlich in den Transportsektor, die Bauwirtschaft und den Maschinenbau. Die Unternehmen in der Aluminiumweiterverarbeitung produzierten in den ersten drei Quartalen 2019 insgesamt 272.800 Tonnen. Dies entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent. Hergestellt werden Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol- und sonstige Dosen sowie Metallpulver. Hierbei entwickelten sich alle Bereiche negativ. Der Hauptmarkt in der Weiterverarbeitung ist der Verpackungssektor. Damit blickt die deutsche Aluminiumindustrie auf einen in großen Teilen negativen Konjunkturverlauf zurück. In den Unternehmen ist die Stimmung bezüglich der kommenden Monate weiterhin leicht eingetrübt. Insgesamt wird für das Jahr 2019 mit einem deutlichen Produktionsrückgang gerechnet. Ausfuhr leicht positiv Der Export war im Zeitraum von Januar bis August 2019 eine konjunkturelle Stütze für die Unternehmen der deutschen Aluminiumbranche. So nahmen die Ausfuhren der stark exportorientierten Aluminiumwalzindustrie um insgesamt 4,2 Prozent zu. Positiv entwickelten sich hier insbesondere die Exporte in die USA (plus 98,1 Prozent). Unter den Partnern in der EU28 kam es immerhin zu einem Anstieg der Exporte um 5,1 Prozent.
Ansprechpartner: Dr. Andreas Postler; Tel.: +49 211 4796 118; E-Mail: andreas.postler@aluinfo.de
Automobilindustrie Produktion Die Pkw-Inlandsproduktion ist in diesem Jahr erneut rückläufig. In den ersten zehn Monaten rollten mit 3,98 Millionen Einheiten neun Prozent weniger Pkw von den deutschen Montagebändern als im Vorjahreszeitraum. Damit kommt es nun zu einer Konsolidierung in der Fertigung, die es in vielen anderen
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
wichtigen Automobilnationen in Europa wie Italien oder Frankreich schon vor einigen Jahren gegeben hat. In Deutschland spielt die Fertigung von Kleinwagen eine immer geringere Rolle und die Produktion in diesem volumenstarken Bereich wird nicht zuletzt wegen der hohen Arbeitskosten am Standort Deutschland zunehmend in Werke der deutschen Hersteller im europäischen Ausland verlagert. Gleichzeitig werden werthaltige Premiumfahrzeuge weiterhin in Deutschland hergestellt. Zudem befindet sich die Automobilindustrie aktuell in einem Transformationsprozess. Während weiterhin emissionsarme Benziner- und Diesel-Pkw den Löwenanteil der Produktion ausmachen, wird die Fertigung von Elektrofahrzeugen forciert. Deutschland ist bereits heute der wichtigste Standort für die Herstellung von Elektro-Pkw außerhalb der USA und China. Letztes Jahr wurden über 180.000 Pkw mit elektrischen Antrieben gefertigt, nächstes Jahr wird es aufgrund einiger neuer volumenstarker Modelle zu einer deutlichen Produktionsausweitung in diesem Bereich kommen. Noch bewegt sich die Beschäftigung mit über 835.000 Arbeitnehmern in der Automobilindustrie nahezu auf Rekordlevel, sie bröckelt allerdings so langsam, und dürfte insbesondere im Zulieferbereich in den nächsten Jahren unter Druck kommen. Wichtigstes Segment in der Inlandsproduktion war in den ersten neun Monaten die Kompaktklasse mit einem Anteil von 27 Prozent (Vorjahr 26 Prozent). An zweiter Stelle stehen die Geländewagen/SUV, die ihren Rückstand weiter verkürzt haben mit 22 Prozent (Vorjahr 20 Prozent). Dieser Anteil ist im Vergleich zu dem deutschen Markt (und vielen anderen Märkten), wo ihr Anteil bei 31 Prozent liegt, verhältnismäßig niedrig. Dies ist auch ein weiterer Grund für den Rückgang der Produktion. Die beim Kunden beliebten relativ verbrauchsarmen Kompakt-SUV werden von den deutschen Herstellern vor allem im Ausland gefertigt. In den ersten drei Quartalen 2019 ist der Anteil von Diesel-Pkw an der Inlandsproduktion um 1,5 Prozentpunkte auf 33,6 Prozent zurückgegangen. Seit August steigen die Anteile wieder, die Talsohle scheint nun durchschritten. Der Dieselmotor bleibt durch seine Effizienz und Sparsamkeit die für das Klima beste Alternative zu den alternativen Antrieben. Die Verknüpfung der beiden Welten im Plug InHybrid Made in Germany sorgt einerseits für lokale Emissionsfreiheit und andererseits insbesondere beim Diesel Plug-in für hohe Reichweite und niedrigen Verbrauch auf der Langstrecke. Export Ganz entscheidend für die deutsche Automobilindustrie ist der Export. Drei Viertel aller in Deutschland hergestellten Pkw werden ausgeführt. Aufgrund der schwachen Automobilkonjunktur weltweit gingen die Exporte in den ersten neun Monaten um zwölf Prozent zurück. Wichtigster Ausfuhrpartner bleibt Großbritannien, in das im Jahresverlauf mit 466 Tausend Pkw (minus zwölf Prozent) mehr als jedes sechste Exportauto aus Deutschland geliefert wurde. Nicht ganz so schlecht entwickelten sich sowohl die Pkw-Ausfuhren in die USA, die um sechs Prozent auf 328 Tausend gefallen sind als auch die Exporte nach China, die nur um knapp ein Prozent auf 209 Tausend Einheiten abnahmen.
Ansprechpartner: Alexander Fritz; Tel.: +49 30 8978 423 33; E-Mail: alexander.fritz@vda.de
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Bauindustrie: Auch 2020 Wachstum am Bau – Erwartungen trüben sich aber leicht ein Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet für 2019 ein reales Wachstum der Umsätze im Bauhauptgewerbe von drei Prozent (nominal 8,5 Prozent). Für 2020 gehen wir allerdings von einer leichten Abschwächung des Wachstums aus: Wir erwarten nur noch ein reales Umsatzplus von bis zu einem Prozent (nominal ca. sechs Prozent). Dieser etwas vorsichtigeren Einschätzung liegt zugrunde, dass wir zum einen nach sieben Jahren realen Umsatzsteigerungen mittlerweile ein vergleichsweise hohes Niveau erreicht haben und sich zum anderen im Herbst 2019 die Geschäftserwartungen der vom DIHK befragten Bauunternehmen nicht nur saisonbedingt eingetrübt haben, die Befragten sehen auch nicht mehr so optimistisch in die Zukunft wie vor einem Jahr. Hinzu kommt, dass die Auftragseingänge in den ersten acht Monaten 2019 mit einem realen Plus von 3,9 Prozent zwar immer noch deutlich zugelegt, sich die Steigerungsraten der Auftragseingänge aber verlangsamt haben, im August wurde sogar ein reales Minus ausgewiesen. Dies ist überwiegend – trotz Investitionshochlauf – auf eine sehr schwache Entwicklung im Straßenbau zurückzuführen: Dieser brach im August um real 18,8 Prozent ein. Der HDB führt dies auf mangelnde Personalkapazitäten in den Planungs- und Genehmigungsbehörden, den Umstellungsprozessen von der Auftragsverwaltung der Länder zur Autobahn GmbH des Bundes sowie auf die Zurückhaltung der öffentlichen Auftraggeber (insbesondere der Kommunen) aufgrund der gestiegenen Preise zurück. Insgesamt ist die Lage aber noch positiv: Die Auftragsbestände der Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten lagen mit Stand Ende Juni 2019 um real 7,9 Prozent über dem Vorjahresniveau und erreichte mit 54,7 Milliarden Euro den höchsten jemals gemeldeten Wert. Die gesamten Baugenehmigungen für Wohn- und Nichtwohngebäude im Neu- und Umbau (veranschlagte Baukosten) stiegen im Zeitraum von Januar bis August gegenüber dem Vorjahr um nominal 3,6 Prozent. Hier gibt es allerdings unterschiedliche Entwicklungen: Die Baugenehmigungen für den Neu- und Umbau von Wohnungen sind um 2,5 Prozent, die Neubaugenehmigungen für Wirtschaftshochbauten (veranschlagte Baukosten) um 2,7 Prozent zurückgegangen. Lediglich die Genehmigungen für öffentliche Hochbauten legten zu (plus 23,3 Prozent). Der Bauaufschwung geht einher mit einer kräftigen Ausweitung der Belegschaften: Für 2019 erwarten wir einen Beschäftigungsstand von durchschnittlich 857.000 Personen. Damit hätte die Branche seit dem Tiefpunkt 2009 mit rund 705.000 Erwerbstätigen 150.000 Stellen geschaffen. Für 2020 erwarten wir einen weiteren Zuwachs von 13.000 auf 870.000. Allerdings wird die Luft auf dem Bauarbeitsmarkt immer dünner: Mittlerweile liegt nicht nur die Zahl der gemeldeten offenen Stellen für Bauingenieure, sondern auch die für Baufacharbeiter deutlich über der Zahl der Arbeitslosen. Die Unternehmen des Bauhauptgewerbes weichen daher bereits seit Jahren auf den europäischen Bauarbeitsmarkt aus: Vom März 2009 bis zum März 2019 stieg die Zahl der ausländischen Beschäftigten bei deutschen Baufirmen von 51.500 auf 155.000, der Anteil an den Belegschaften stieg von acht auf 19 Prozent. Es scheint aber als ob die Bauunternehmen nun etwas auf die Einstellungsbremse treten würden: Seit September melden die Unternehmen weniger offene Stellen für Baufacharbeiter als im Vorjahr.
Ansprechpartner: Petra Kraus; Tel.: +49 30 21286 242; E-Mail: petra.kraus@bauindustrie.de
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie: Wachstum schwächt sich ab Die konjunkturelle Lage der Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie hat sich im Verlauf des Jahres 2019 eingetrübt. Von Januar bis September verringerte sich die reale Produktion marginal um 0,1 Prozent. Dabei war das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr im ersten Quartal – auch bedingt durch Witterungseinflüsse – mit plus 6,7 Prozent sehr kräftig, im zweiten und dritten Quartal hingegen negativ (minus 2,4 Prozent bzw. minus 2,7 Prozent). Damit hat sich die Nachfrage nach Baustoff-, Steine-und-Erden-Erzeugnissen teilweise von der Baukonjunktur abgekoppelt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Teile der Steine-Erden-Industrie, die primär Zulieferer für andere Industriezweige wie etwa die Stahlindustrie sind (z.B. Herstellung von Kalk, Feuerfestkeramik), die gesamtwirtschaftliche Abkühlung verstärkt zu spüren bekommen und mit Nachfragerückgängen konfrontiert sind. In den baunahen Bereichen sind hingegen mehrheitlich Produktionszuwächse zu verzeichnen. Der Außenhandel, der aufgrund der hohen Transportkostenintensität vieler Güter in der Steine-Erden-Industrie alles in allem allerdings eine untergeordnete Rolle spielt, konnte im bisherigen Jahresverlauf nicht mit positiven Impulsen zum Wachstum beitragen. Die Exporte von Steine-Erden-Erzeugnissen sanken von Januar bis August um zwei Prozent. Der bbs geht für die Branche insgesamt davon aus, dass sich die Produktion 2019 noch leicht positiv entwickeln wird und ein Produktionszuwachs von bis zu einem Prozent zu erwarten ist. Die Einschätzung zum Konjunkturverlauf für das laufende Jahr wird durch die aktuelle Entwicklung des ifo-Geschäftsklimas im Bereich Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden bestätigt: Zwar sind die Einschätzungen zu Geschäftslage und -erwartungen deutlich gesunken, die derzeitige Situation wird aber immer noch recht positiv bewertet (Saldo Oktober 2019: plus 21 Punkte). Die Geschäftserwartungen konnten sich hingegen nicht von der allgemeinen Stimmungsverschlechterung in der Wirtschaft lösen und erreichen mit minus 14 Punkten einen mehrheitlich pessimistischen Wert. Damit geht der bbs für 2020 von einer weiter abnehmenden Wachstumsdynamik für die Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie aus. Dabei dürfte die Produktion in den zuliefernden Subsektoren durch die gemeinsamen Wertschöpfungsketten weiter rückläufig sein. Im baunahen Bereich sind hingegen noch Zuwächse zu erwarten, wobei die aktuelle Entwicklung der Baugenehmigungen – auch angesichts des hohen erreichten Niveaus – künftig auf schwächere Wachstumsimpulse schließen lässt. Alles in allem wird die Produktion der Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie 2020 voraussichtlich um rund 0,5 Prozent zulegen.
Ansprechpartner: Christian Engelke; Tel.: +49 30 7261 999 29; E-Mail: c.engelke@bvbaustoffe.de
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
Chemieindustrie: Keine Trendwende im Chemiegeschäft Im Laufe des Jahres 2019 hat sich die wirtschaftliche Lage in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie immer weiter eingetrübt. Die Hersteller chemischer Erzeugnisse bekamen die schwächere Nachfrage der industriellen Kunden in Deutschland und Europa unmittelbar zu spüren. Nach der erhofften Produktionsausweitung im ersten Quartal ging die Produktion in der Chemie (ohne Pharma) von Monat zu Monat zurück. Insgesamt lag die Ausbringungsmenge von Januar bis August um 3,1 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Nahezu alle Sparten waren von der Produktionsdrosselung betroffen. Die Pharmaproduktion konnte dagegen zwar im Jahresverlauf Zuwächse vorweisen. Im Vergleich zum Vorjahr, das durch einen Sondereffekt ein ungewöhnlich hohes Produktionsniveau aufwies, fiel die Produktion bis einschließlich August aber um fast 19 Prozent geringer aus. Die Abschwächung in der Branche zeigte sich aber nicht nur in der Produktion. Auch die Umsätze blieben deutlich unter Vorjahr. Trotz höherer Preise mussten die Chemie- und Pharmaunternehmen von Januar bis August einen Umsatzrückgang von fünf Prozent verbuchen. Vor diesem Hintergrund verschlechterte sich die Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage. Ausblick: Positive Signale bleiben aus Bisher zeichnet sich auch bei den Auftragseingängen sowohl bei wichtigen Kunden als auch bei den Chemieunternehmen selbst keine Belebung ab. Die Unternehmen der Branche gehen deshalb für die nächsten Monate nicht von einer Verbesserung der Lage aus. Im Gegenteil: Inzwischen erwarten mehr Unternehmen eine Verschlechterung als eine Verbesserung der Lage. Eine Trendwende wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. Die Geschäfte mit inländischen Kunden bleiben schwierig. Deutschland ist stärker als andere Länder von der weltweiten konjunkturellen Abschwächung betroffen. Die vormaligen Stärken Deutschlands – hoher Industrieanteil, Exportorientierung, starke Beziehungen mit Asien und die Ausrichtung auf Fahrzeug- und Maschinenbau – erweisen sich zurzeit als Schwachstellen. Die Industrie weltweit schwächelt, der zunehmende Protektionismus bremst den Handel und die Investitionszurückhaltung verringert die Nachfrage nach Investitionsgütern. Die Automobilindustrie ist nicht nur mit einer zurzeit schwachen globalen Nachfrage konfrontiert, sondern steht auch insgesamt vor großen Umbrüchen. Eine Belebung des Inlandsgeschäfts ist vor diesem Hintergrund in den nächsten Monaten nicht zu erwarten. Auf dem europäischen Heimatmarkt sieht es nicht viel besser aus. Hausgemachte Probleme wie der nicht endende Brexit erhöhen die Verunsicherung noch zusätzlich. Damit dürfte das Wachstum unserer Kundenindustrien in Deutschland und Europa bestenfalls verhalten ausfallen. Das Überseegeschäft ist zurzeit auch kein Garant für Wachstum. Der weiter schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China – mit dem steten Wechsel von Eskalation und Entspannung – bremst das Wachstum in den beiden größten Wirtschaftsmächten. Damit sind keine starken Impulse für den Auslandsumsatz der deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen zu erwarten. In diesem Umfeld wird die Branche im Gesamtjahr 2019 ein Minus in der Produktion von sechs Prozent verbuchen müssen. Zwar ist weiterhin ein Teil des starken Rückgangs dem Pharma-Sondereffekt geschuldet, der zu verzerrten hohen Produktionsniveaus in 2018 geführt hatte. Aber auch ohne das Pharmageschäft, dürfte die Chemieproduktion in diesem Jahr um 1,5 Prozent sinken. Die Chemikalienpreise liegen voraussichtlich rund ein Prozent höher als 2018. Der Branchenumsatz dürfte mit knapp 193 Milliarden Euro das Vorjahresniveau um fünf Prozent verfehlen. Sowohl im In- als auch im Ausland
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
liegen die Verkäufe unter Vorjahr – im Ausland aufgrund des Pharmaeffekts und der weltweiten Industrieschwäche, im Inland aufgrund der schwachen Industrienachfrage. Die Hoffnungen für eine Belebung verschieben sich immer weiter ins nächste Jahr.
Ansprechpartnerin: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: kellermann@vci.de
Deutsche Elektroindustrie: Globale Unsicherheit beeinträchtigt wirtschaftliche Entwicklung In den ersten neun Monaten 2019 nahm die preisbereinigte Produktion der deutschen Elektroindustrie um 3,6 Prozent gegenüber Vorjahr ab. Die nominalen Erlöse der Branche gingen um 0,5 Prozent auf 142,5 Milliarden Euro zurück. Dabei sanken sowohl der Inlandsumsatz um 0,7 Prozent auf 66,9 Milliarden Euro als auch der Auslandsumsatz um 0,3 Prozent auf 75,6 Milliarden Euro leicht. Hier erhöhten sich die Erlöse mit Kunden aus der Eurozone um 0,1 Prozent, während die Umsätze mit Ländern außerhalb der Eurozone um 0,6 Prozent abnehmen. Die Auftragseingänge in der Elektroindustrie waren in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ebenfalls leicht rückläufig (minus 1,9 Prozent). Die Inlandsorders verfehlten ihr Vorjahresniveau im bisherigen Jahresverlauf um 1,9 Prozent, die Auslandsbestellungen um zwei Prozent. Dabei waren die Rückgänge aus dem Euroraum (minus vier Prozent) höher als die aus Drittländern (minus 0,6 Prozent). Zu Beginn des vierten Quartals 2019 ging die Kapazitätsauslastung in der Branche erneut zurück. Sie liegt aktuell bei 83,6 Prozent der betriebsüblichen Vollauslastung und damit 4,8 Prozentpunkte unterhalb ihres Höchstwertes vom Herbst 2017. Gleichzeitig blieb die Reichweite der Auftragsbestände zuletzt auf dem Stand des Vorquartals und erreicht damit 3,1 (Produktions-)Monate. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Elektroindustrie blieb im Jahresverlauf auf hohem Niveau und lag Ende August bei 890.500. Im Oktober 2019 hat sich das Geschäftsklima in der deutschen Elektroindustrie zwar wieder leicht verbessert. Es befindet sich aber trotzdem weiter unterhalb der Nulllinie und auf dem niedrigsten Stand seit September 2009. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage hat sich dabei weiter verschlechtert, während sich die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate etwas verbessert haben. Inzwischen liegen aber sowohl die Lagebeurteilung (erstmalig) als auch die allgemeinen Geschäftserwartungen (zum achten Mal in Folge) per saldo im negativen Bereich. Für das gesamte Jahr 2019 geht der ZVEI für die preisbereinigte Produktion von einem Rückgang in ähnlicher Größenordnung wie im bisherigen Jahresverlauf bis einschließlich September aus. Elektroexporte: 2019 mit gebremstem Wachstum In den ersten acht Monaten dieses Jahres wuchsen die Exporte der deutschen Elektroindustrie nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden globalen Unsicherheit nur mit gebremstem Tempo. Sie legten um 3,4 Prozent gegenüber Vorjahr auf 142,4 Milliarden Euro zu. Größter Exportabnehmer der heimischen Elektroindustrie zwischen Januar und August war erneut China. Die Branchenausfuhren in die Volksrepublik legten mit 2,4 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro allerdings verhaltener zu als in den Vorjahren. An zweiter Position folgten wieder die USA, die deutsche Elektroexporte von 12,9 Milliarden Euro aufnahmen und überdurchschnittlich um 11,8 Prozent zulegten. Die Elektroexporte nach Frankreich auf Position drei stiegen zwischen Januar und August 2019
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
um 5,4 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro, während die Lieferungen nach Großbritannien (nur noch Nummer sieben im Abnehmerranking) um 7,8 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro sanken. Die Exporterwartungen der deutschen Elektrounternehmen haben sich im Oktober immerhin leicht verbessert. Sie liegen aber weiterhin unterhalb der Wachstumslinie.
Ansprechpartner: Jürgen Polzin; Tel.: +49 69 6302 230; E-Mail: polzin@zvei.org
Gießerei-Industrie im Rezessionsmodus Bei den deutschen Gießereien zeigt sich die Stimmungslage Ende Oktober 2019 angespannt: Die Lagebewertung ist seit dem Frühjahr 2019 deutlich gesunken. Der Saldo der Gut- und Schlechtbewertungen liegt, Stand Oktober 2019, bei minus 42 Prozentpunkten! In dem meisten als „gussintensiv“ eingestuften Fachzweigen des Maschinenbaus zeigen sich im Auftragseingang deutliche Minusraten. Die jeweiligen Maschinenbausparten haben typischerweise lange Durchlaufzeiten. An deren Anfang steht meistens die Gussfertigung. Damit sind die Gießereien frühzeitig in der Abschwungphase der Konjunktur getroffen. Beim Hauptkunden der Gießereien, dem Straßenfahrzeugbau ist die Orientierung wesentlich schwieriger. Das Pkw Gussgeschäft verläuft sehr schwach. Zwar liefern die Automotive-Gießereien europaweit bzw. global, dennoch zeigt sich der dominierende Produktionsstandort Deutschland in der Pkw Fertigung stark unter Druck. Die erste Jahreshälfte zeigte sich andererseits beim Guss für Nutzfahrzeuge sehr lebhaft, da es zu Vorzieheffekten durch die ab Juni neu eingeführten elektronischen Tachographen kam. Entsprechend schwach verläuft die zweite Jahreshälfte. Das Geschäft mit Gusskomponenten für die Bauindustrie zeigt sich stabil. Die Produktion von Gusskomponenten insgesamt sank in den ersten acht Monaten 2019, Produktionsindex, kalender- und saisonbereinigt, um mehr als vier Prozent. In knapp 600 Unternehmen (BDG Erhebung) sind aktuell rund 80 000 Personen beschäftigt. Die aktuelle Lage ist von Abbau der Stundenkonten sowie steigender Kurzarbeit gekennzeichnet. Entlassungen versuchen die Unternehmen, so weit möglich, auszusparen. Dennoch sind rezessionsbedingte Freistellungen nicht zu vermeiden. Die Erwartungshaltung auf Sicht der nächsten sechs Monate ist durch die aktuelle Lage, handelspolitische Unsicherheiten sowie den noch nicht geregelten Brexit stark negativ beeinflusst. (Stand Oktober 2019). Für das Gesamtjahr 2019 ist zu erwarten, dass die Gussfertigung ca. zehn Prozent unter dem Niveau des Vorjahres auskommen könnte. Exportchancen von Gusskomponenten zeigen sich grundsätzlich positiv Von Januar bis August 2019 sank der Umsatz der Gießereien um über sieben Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Der Auslandsumsatz schrumpfte mit gleicher Intensität auf 2,9 Milliarden Euro. Der Umsatz mit Kunden außerhalb des Euro Gebiets konnte das Vorjahresniveau, abweichend von der Entwicklung insgesamt, um ein Prozent überschreiten. Entsprechend zeigten sich die Lieferungen in die Eurozone mit fast 13 Prozent deutlicher im Minus. Die Exportquote blieb mit gut 33 Prozent stabil. Die Exporterwartungen, Stand Oktober 2019, zeigen sich, bedingt durch die Schwächesignale der auswärtigen Kundenmärkte, insbesondere aus dem Eurogebiet, sichtlich pessimistisch. Nur noch zwei Prozent gehen von einer Ausfuhrbelebung aus.
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 19/11/2019
52 Prozent stellen sich auf rückläufige Exporte ein. Nicht vernachlässigt werden darf allerdings unverändert, dass ca. 80 Prozent der in Deutschland gefertigten Gusskomponenten ihre Endverwendung im Ausland finden. Der indirekte Export über den deutschen Fahrzeug- und Maschinenbau bildet einen großen Hebel. Limitierende Effekte ergeben sich unverändert aus Verlagerungstendenzen bei den Fahrzeugbau-OEMs, deren teilweise Umstellung der inländischen Werke auf E-Mobilität sowie durch investitionsdämpfende Auswirkungen der handelspolitischen Unsicherheiten.
Ansprechpartner: Heiko Lickfett; Tel.: +49 211 6871 214; E-Mail: heiko.lickfett@bdguss.de
Keramische Industrie Die Feinkeramische Industrie kann gegenwärtig noch positive Wachstumszahlen für das Jahr 2019 aufweisen. Derzeit (Januar-August 2019) liegt das Umsatzwachstum für die Gesamtbranche bei 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein ähnliches Muster liegt bei der Gesamtproduktion vor (plus 3,9 Prozent). Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Vergleichsperiode im Jahr 2018 relativ schwach war. Daher profitiert man in der vorliegenden Periode von einem statistischen Basiseffekt, welcher die Zahlen positiver dastehen lässt, als sie tatsächlich sind. Geschirr- und Zierporzellan (Umsatz: plus drei Prozent) Manufakturen (Umsatz: plus zehn Prozent) und Technische Keramik (Umsatz: plus 2,4 Prozent) weisen jeweils Umsatzgewinne aus. Die Ofenkachelindustrie setzt leider ihren Abwärtstrend weiter fort (Umsatz: minus 7,1 Prozent). Laut statistischem Bundesamt sind die Umsätze in der Sanitärbranche auf hohem Niveau um 3,3 Prozent gesunken. Das Inlandsgeschäft zeigte sich – mit Ausnahme der exportgetriebenen Technischen Keramik – insgesamt robuster als der Export. Angesichts der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland, der abnehmenden Zahl der Auftragseingänge, sowie der Abkühlung im Welthandel muss man davon ausgehen, dass sich die positive Entwicklung bis zum Jahresende nicht vollständig wird durchhalten lassen. Besonders bedenklich ist die stark negative Entwicklung des Auftragseingangs, insbesondere im Exportgeschäft. Der Bereich der Technischen Keramik, der über Jahre hinweg Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung in der Feinkeramik war, ist besonders betroffen. Die Auftragszahlen sind um 16,4 Prozent eingebrochen. Die Technische Keramik leidet sowohl unter der binnenwirtschaftlichen Konjunkturabkühlung als auch unter der sich abschwächenden Dynamik des Welthandels. Anders als die Technische Keramik, zeigt sich die Geschirr- und Zierporzellanindustrie hingegen recht stabil. Die Zahl der Auftragseingänge hat zwar in den letzten Monaten etwas nachgelassen, dennoch profitiert man noch von einem positiven Auftragsbestand. Fazit: Die inländische Konjunkturschwäche schlägt sich, trotz einer guten statistischen Ausgangslage, langsam durch. Die ausländische Nachfrage und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen sind geprägt durch Handelskonflikte und außenwirtschaftliche Unsicherheiten (z.B. Brexit). Zusätzliche Nachfrageimpulse aus dem Ausland fehlen.
Ansprechpartner: Philipp Pickelmann; Tel.: +49 9287 808 25; E-Mail: pickelmann@keramverband.de
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Maschinenbau: Hartnäckige Nachfrageschwäche Im Maschinenbau hat die Produktion in den ersten neun Monaten des Jahres ihr Vorjahresniveau preisbereinigt um 1,4 Prozent verfehlt. Dies steht im Einklang mit der Produktionsprognose des VDMA für das laufende Jahr, die weiterhin auf minus zwei Prozent lautet. Der Produktionsrückgang wäre angesichts der schwachen Nachfrage sogar noch etwas stärker ausgefallen, wenn die teils immer noch hohen Auftragsbestände dies nicht abgefedert hätten; im August lag die Auftragsreichweite bei 8,3 Produktionsmonaten. Im Herbst scheint dieser Puffer jedoch an Wirkung verloren zu haben. Nach Ergebnissen des ifo-Konjunkturtests sank die Kapazitätsauslastung im Oktober im Branchendurchschnitt auf 83,9 Prozent. Im Juli stand dieser Wert noch bei 86,6 Prozent. Damit liegt die Quote erstmal seit Januar 2017 wieder unter dem langjährigen Durchschnittswert von 86,2 Prozent. Ebenfalls haben sich die Gründe für Produktionsbehinderungen gewandelt: Materialknappheit und Fachkräftemangel spielen nur noch in sieben bzw. 13 Prozent der Unternehmen eine Rolle. Dafür sehen inzwischen 35 Prozent der Unternehmen ihre Produktion durch einen Mangel an Arbeitskräften behindert. Die Maschinenexporte haben ihr Vorjahresniveau in den ersten acht Monaten des Jahres fast im Gleichklang mit der Produktion verfehlt. Der Rückgang beläuft sich real auf 1,4 Prozent, nominal betrachtet steht ein kleines Plus von 0,2 Prozent zu Buche. Von den Top-10-Exportmärkten liefen vier positiv: USA, Frankreich, Schweiz und Tschechien. Die anderen Märkte sind im Minus. Einzig bei der Zahl der Beschäftigten ist kein Rückgang zu verzeichnen: 1 067 000 Beschäftigte im August bedeuten eine Zunahme von 0,7 Prozent zum Vorjahresmonat. Da die Beschäftigtenkurve in den letzten Monaten allerdings nur noch auf einem hohen Niveau stagniert, scheint der Anstieg der vergangenen Jahre vorerst abgeschlossen zu sein. Für die kommenden Monate sind derzeit keine Hoffnungsschimmer in Sicht. Der Auftragseingang ist bis zum aktuellen statistischen Rand, dem September, unter Druck. Der Rückgang kumuliert sich in den ersten neun Monaten des Jahres auf acht Prozent. Ursache für diesen Rückgang ist eine unglückliche Melange von weltweit nachlassenden konjunkturellen Auftriebskräften, einer (zu) hohen Zahl an politisch motivierten Verwerfungen und dem Strukturwandel in der Automobilindustrie. Im Gegensatz zu einigen anderen Prognose-Instituten rechnet der VDMA daher auch für das kommende Jahr für den Maschinenbau nicht mit einem Produktionswachstum. Die im September veröffentlichte Produktionsprognose lautet auf minus zwei Prozent. Selbst wenn ein Überschwappen der konjunkturellen Schwäche der Industrie auf die Dienstleistungen ausbleibt und die meist politisch motivierten Risiken wieder sinken, wäre ein globaler Aufschwung frühestens im ersten Halbjahr 2020 zu erwarten. Daher dürfte der Auftragseingang im Maschinenbau kaum vor Jahresmitte wieder Fahrt aufnehmen können. Das wäre zu spät, um die Maschinenproduktion in Deutschland bereits 2020 wieder zurück auf den Expansionspfad zu schicken.
Ansprechpartner: Olaf Wortmann; Tel.: +49 69 6603 1373; E-Mail: olaf.wortmann@vdma.org
Nichteisen-Metallindustrie Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie blickt mit gedämpften Erwartungen ins Jahr 2020. Im ersten Halbjahr 2019 erwirtschaftete die Branche mit 112.000 Beschäftigten in etwa 650 Unternehmen eine Produktion von 4,2 Millionen Tonnen (minus vier Prozent gegenüber dem dynamischen ersten
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Halbjahr 2018) und einen Umsatz von 26 Milliarden Euro, darunter 88 Prozent in der Europäischen Union beziehungsweise 52 Prozent im Inland. Die Branche setzt sich zusammen aus den Wertschöpfungsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiterverarbeitung (Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol-, sonstige Dosen und Pulver), Guss und Feuerverzinkung. Die Aluminiumindustrie produzierte in den ersten sechs Monaten 2019 etwa 629.000 Tonnen Rohaluminium, sechs Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Aluminiumhalbzeugindustrie wies einen Produktionsanstieg von zwei Prozent auf 1,3 Millionen Tonnen aus. Die Fertigung der Aluminiumweiterverarbeitung verzeichnete dagegen ein Minus von fünf Prozent auf 185.000 Tonnen. In der Buntmetallindustrie (Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Zinn und Seltenmetalle) sank die Produktion der Rohmetallerzeuger im selben Zeitraum um zwei Prozent auf 611.000 Tonnen. Die Fertigung der Buntmetallhalbzeugindustrie ging deutlich um 13 Prozent auf 835.000 Tonnen zurück. Die NE-Metallgießerei-Industrie stellte im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 616.000 Tonnen Gussteile her, zwei Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Konjunkturelle Risiken (Brexit, Handelsstreit USA/China, Strukturwandel in der Automobil- und Zulieferindustrie) dürften in der NE-Metallindustrie 2019 zu einem Produktionsrückgang von rund vier Prozent führen. Vereinigtes Königreich im ersten Halbjahr nur noch viertgrößter (2018 größter) Ausfuhrmarkt Der Auslandsumsatz der NE-Metallindustrie lag im ersten Halbjahr 2019 bei 13 Milliarden Euro. Damit stieg die Exportquote leicht auf 48 Prozent. Deutschland ist nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Das heißt, es wird deutlich mehr Rohmetall importiert als exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Einfuhren einiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlicher Seltenmetalle aus dem Ausland wider. Der Import von Rohmetall sank im ersten Halbjahr 2019 um neun Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres auf zwei Millionen Tonnen. Der Rohmetallexport stieg deutlich um elf Prozent auf 495.000 Tonnen. Andererseits ist Deutschland Nettoexporteur von Halbzeug. Die ausfuhrstarke Halbzeugindustrie litt unter einer weltweit sinkenden Wachstumsdynamik mit einem Rückgang der Exporte um 21 Prozent auf 1,4 Millionen Tonnen. Dem stand eine Einfuhr von 1,1 Millionen Tonnen gegenüber (minus sechs Prozent). Das Vereinigte Königreich war im ersten Halbjahr 2019 nur noch der viertgrößte (2018 der größte) Ausfuhrmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Acht Prozent der Exporte von Rohmetall und Halbzeug wurden dorthin geliefert. Die Ausfuhr in das Vereinigte Königreich sank um 39 Prozent auf 143.000 Tonnen und die Einfuhr um 15 Prozent auf 129.000 Tonnen.
Ansprechpartner: Oliver Eisenberg; Tel.: +49 30 7262 071 67; E-Mail: eisenberg@gdb-online.org
Pharmazeutische Industrie Seit Anfang des letzten Jahres leidet die Industrie unter einem Abschwung. Ursächlich dafür scheinen die weltweiten Unsicherheiten und der zunehmende Protektionismus. Diese Verunsicherung führt sich auch in diesem Jahr fort. Dennoch wirkten sich die konjunkturellen Schwankungen auf die wirtschaftliche Situation der Pharmaindustrie etwas schwächer aus als in anderen industriellen Branchen Deutschlands.
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Die Produktion in der deutschen Pharmaindustrie entwickelte sich seit dem Jahr 2017 weniger dynamisch. So fiel die positive Entwicklung des Produktionsindexes der Pharmaindustrie im Zweijahresvergleich zurück. Im ersten Halbjahr 2019 verzeichnete die Branche einen Produktionsanstieg von 2,3 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr des Jahres 2017. Dennoch zeigt die Produktion im Jahresverlauf eine wachsende Dynamik: Die Branche weitete ihre Produktion im ersten Quartal des Jahres um 0,8 Prozent aus, im zweiten Quartal sogar um 3,9 Prozent, während sich die Umsatzentwicklung im Betrachtungszeitraum abschwächte. Die Auslandsnachfrage nach pharmazeutischen Produkten aus Deutschland legte im ersten Halbjahr um zehn Prozent zu, die Inlandsnachfrage dagegen „nur“ um 3,6 Prozent – während die ausländischen Auftragseingänge im Zeitablauf anstiegen, schwächten sich die inländischen Auftragseingänge in der ersten Jahreshälfte zunehmend ab. Die Abschwächung der inländischen Nachfrage nach pharmazeutischen Gütern lässt auf keine wesentliche Verbesserung der Inlandsumsätze der Pharmaindustrie für das verbleibende Jahr 2019 hoffen. Das Auslandsgeschäft bleibt nach wie vor der treibende Faktor – die Auftragseingänge aus dem Ausland entwickelten sich wie schon in den letzten Jahren überdurchschnittlich gegenüber der inländischen Nachfrage nach Arzneimitteln. Während die Nachfrage aus den Ländern der Eurozone im ersten Halbjahr, wenn auch mit positiver Dynamik, rückläufig war (minus 6,8 Prozent), zeigte sich die Nachfrage aus dem sonstigen Ausland stark (plus 23,2 Prozent). Die mit der Struktur des Auslandsumsatzes gleichgerichtet laufende Auslandsnachfrage lässt vermuten, dass sich im zweiten Halbjahr die Absatzrichtung deutscher pharmazeutischer Produkte ins Ausland weiter verfestigen wird. Es ist davon auszugehen, dass der innereuropäische Absatzmarkt sich weiterhin schwächer entwickeln wird als der Absatz der Pharmaindustrie in Ländern außerhalb Europas. Das weltwirtschaftliche Umfeld sorgt in der deutschen Industrie für Vorsicht und Zurückhaltung. Geopolitische Verunsicherungen und offen ausgetragene Handelskriege belasten die Weltkonjunktur und wirken sich deutlich auf das deutsche Exportgeschäft aus. Inwieweit sich die Pharmaindustrie aber von der abgeflachten Dynamik der Weltkonjunktur im Verlauf des Jahres weiterhin abkoppeln kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt kaum zu prognostizieren. Die bestehenden weltwirtschaftlichen Risiken dürften jedoch auch die Wachstumsaussichten für die pharmazeutische Industrie dämpfen und erwartbar zumindest kurzfristig die vergleichsweise günstige konjunkturelle Entwicklung der Branche belasten.
Ansprechpartnerin: Antje Rössel; Tel.: +49 30 2060 4406; E-Mail: A.Roessel@vfa.de
Lage der Stahlindustrie im November 2019 Die Stahlkonjunktur in Deutschland hat sich im Verlaufe des Jahres spürbar eingetrübt: Die Marktversorgung mit Walzstahl ist zwischen Januar und August um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken, die Auftragseingänge Walzstahl um sieben Prozent und die Rohstahlproduktion um vier Prozent. Die schwache konjunkturelle Verfassung bei wichtigen stahlverarbeitenden Branchen zeigt sich auch beim Umsatz, der 2019 bis Juli um neun Prozent gesunken ist, der Inlandsumsatz sogar um zwölf Prozent. Das ifo-Geschäftsklima liegt inzwischen auf einem 10-Jahres-Tief. Auch in der EU insgesamt bleibt die Stahlnachfrage 2019 deutlich hinter früheren Erwartungen zurück, wenngleich die Rückgänge nicht so ausgeprägt sind wie in Deutschland. Dem europäischen Stahlver-
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band Eurofer zufolge wird die Marktversorgung Walzstahl in diesem Jahr um drei Prozent zurückgehen. Für 2020 wird – mit Blick auf die reale Nachfrage aus den Kundenbranchen – nur mit einer Seitwärtsbewegung gerechnet. Dabei bleibt der Importdruck weiterhin hoch: In den ersten acht Monaten 2019 sind die Walzstahleinfuhren zwar um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken, dies aber nach einem Anstieg von 13 Prozent 2018. Trotz Safeguard-Maßnahmen ist ein wirkungsvoller Schutz vor den Handelsumlenkungen infolge der US-amerikanischen Stahlzölle ausgeblieben. Auch weltweit sind die konjunkturellen Rahmenbedingungen für die Stahlindustrie herausfordernd. Der neuen Prognose von Worldsteel zufolge wird die globale Marktversorgung Walzstahl in diesem Jahr zwar um zwei Prozent zulegen. Zugleich steigen laut OECD aber auch die weltweiten Stahlkapazitäten wieder an. Die Strukturprobleme in der globalen Stahlindustrie bleiben somit weiterhin ungelöst.
Ansprechpartner: Bernhard Krischer; Tel.: +49 211 6707 963; E-Mail: Bernhard.Krischer@wvstahl.de
Stahl- und Metallverarbeitung: Produktion nach drei Quartalen 3,9 Prozent unter Vorjahr Die politisch verursachten globalen Verunsicherungen von Investoren und Autokäufern schlagen im dritten Quartal auf die Stahl- und Metall verarbeitenden Unternehmen in Deutschland durch. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist die Produktion im dritten Quartal 2019 um knapp sieben Prozent rückläufig. Auf Jahressicht summiert sich der Rückgang auf 3,9 Prozent. Im Verlauf des Jahres geht die Produktion nunmehr in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen zurück (Q2 um 2,7 Prozent zu Q1 und Q3 um 3,3 Prozent gegenüber Q2), womit man von einer technischen Rezession sprechen muss. Für das Schlussquartal besteht dennoch Anlass zu Hoffnung, einerseits aufgrund eines statistischen Basiseffekts – das letzte Quartal des Vorjahres war schwach – andererseits jedoch auch aufgrund der Entspannungssignale in der US-Handelspolitik, sowohl gegenüber China als auch im Hinblick auf die angedrohten Importzölle auf EU-Fahrzeuge. Sollte im letzten Quartal das Niveau des Vorjahres erreicht werden können, würde der Produktionsrückgang im Gesamtjahr auf drei Prozent begrenzt. Trotz des Rückgangs des internationalen Handelsverkehrs wirken die Exporte weiterhin stabilisierend auf die konjunkturelle Entwicklung der Branche. Während die Lieferungen an inländische Kunden um sechs Prozent zurückgehen, liegen die Exporte lediglich um 2,9 Prozent unter der Vorjahresmenge. Die Entwicklung der Auftragseingänge spricht bislang gegen eine kurzfristige Erholung. Die inländischen Bestellungen liegen mit minus 9,7 Prozent ebenso unter den Lieferungen wie die Auslandsorder, die auf Jahressicht 8,4 Prozent im Minus liegen. Allerdings sind die Aufträge der Kunden gerade in konjunkturell angespannten Phasen aufgrund von kurzfristigen Verschiebungen und Stornierungen wenig aussagekräftig und sehr volatil. Die Auslastung der Produktionskapazitäten ist inzwischen im fünften Quartal in Folge rückläufig und liegt im Oktober bei 78,3 Prozent. Niedriger lag diese Kennzahl zuletzt im Januar 2013. Dennoch halten die Betriebe an ihren Beschäftigten fest – im August lag die Mitarbeiterzahl um 0,4 Prozent höher als im Vorjahr. Gleichwohl ist die lang anhaltende Phase des kräftigen Personalaufbaus mindestens unterbrochen.
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Die Stimmung der Branche sucht ebenso nach Orientierung wie die Konjunktur-Kennzahlen. Nach zwischenzeitlicher Aufhellung im Vormonat ist das Geschäftsklima der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe im Oktober auf den ursprünglichen Trend zurückgekehrt. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage ist um 5,5 Saldenpunkte schwächer ausgefallen, die Erwartungen für die kommenden sechs Monate wurden um 4,9 Punkte reduziert.
Ansprechpartner: Holger Ade; Tel.: +49 233 1958 821; E-Mail: hade@wsm-net.de
Textil- und Bekleidungsindustrie Die vergangenen Monate liefen für die Branche nicht befriedigend. Nach einem ebenfalls nicht zufrieden stellenden Jahr 2018, bei dem insbesondere der Bekleidungssektor Rückschläge hinnehmen musste, haben sich die Hoffnungen auf eine Erholung im Laufe des Jahres 2019 nicht erfüllt. Das Textilsegment befindet sich seit etlichen Monaten im Abschwung, und auch das Bekleidungssegment weist nach einer anfänglichen Erholung wieder Rückgänge aus. Textil ist etwa im vierten Quartal 2018, nach einer längeren und stetigen Wachstumsphase, in eine bis heute andauernde Abschwungphase geraten. Dieser Abwärtstrend betraf alle wichtigen Bereiche wie Weberei, Vliesstoffe und technische Textilien. Allein bei den technischen Textilien konnten die Rückgänge im Laufe des Jahres 2019 gestoppt werden, was aber insgesamt nicht ausreicht, weswegen Textil aktuell, also per August bei 3,6 Prozent Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum liegt. Da diese Bereiche in weiten Teilen die industriell genutzten Produktgruppen abbilden, die für die Branche von herausragender Bedeutung sind, schlägt dies auf das insgesamt rückläufige Ergebnis am aktuellen Rand voll durch. Bekleidung startete Anfang 2019 aus einem Umsatztal und konnte erfreulicherweise, im ersten Quartal einige Prozente im Umsatz zulegen. Die Hoffnung auf eine nachhaltige Verbesserung erfüllte sich letztlich jedoch nicht, auch Bekleidung ist wieder ins Minus gerutscht, per August sanken die Umsätze um minus 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Beschäftigung folgt nun dem Abwärtstrend: insgesamt waren Ende August 2019 2,9 Prozent weniger Menschen in der Gesamtbranche beschäftigt als noch zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Bei Textil waren es minus 4,2 Prozent, bei Bekleidung nun auch 0,3 Prozent weniger Beschäftigte. Der Trend ist negativ, so dass im Jahresdurchschnitt in beiden Segmenten mit einem Beschäftigungsrückgang im Jahresdurchschnitt zu rechnen ist. Auch die vergleichsweise gute Konsumstimmung geht derzeit an dem Bekleidungseinzelhandel vorbei. Während der gesamte Einzelhandel im Jahr 2019 bei plus 3,7 Prozent liegt, ist es mit minus 0,3 Prozent beim Bekleidungseinzelhandel sogar ein leichter Rückgang. Hier scheint sich jedoch eine Verbesserung abzuzeichnen. Das dritte Quartal 2019 brachte eine Steigerung von immerhin zwei Prozent. Beim Außenhandel verzeichnet Bekleidung ein Exportplus von 3,5 Prozent, Textil mit minus 3,2 Prozent hingegen einen Rückgang. Auch hier zeigt sich, dass das Bekleidungssegment die international schwierige Lage vergleichsweise besser gemeistert hat als das Textilsegment.
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Was die kurzfristigen Aussichten angeht, so zeigt der Ifo-Geschäftsklimaindex, dass sich Textil tendenziell parallel zu den rückläufigen Erwartungen der Industrie insgesamt bewegt, während Bekleidung sich bisher vergleichsweise gut behauptet hat. Allerdings sind die Auftragseingänge in jüngerer Zeit besonders bei Bekleidung deutlich zurückgegangen. Insgesamt scheint eine kurzfristige und dauerhafte Trendwende derzeit nicht in Sicht zu sein.
Ansprechpartner: Marcus Jacoangeli; Tel.: +49 30 7262 2024; E-Mail: mjacoangeli@textil-mode.de
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