Innovationsindikator 2020

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KOMPAKT


Zentrale Ergebnisse Der Innovationsindikator misst die Innovationsleistung von 35 Ländern mithilfe von Indikatoren, die die gesamte Breite eines Innovations­systems abbilden. Er verdichtet diese Indikatoren anhand eines Gesamtindexes und er­möglicht damit ein Ranking der untersuchten Volkswirtschaften. Außerdem werden die Ergebnisse getrennt nach den fünf Subsystemen Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft ausgewiesen. Nach kurzfristiger Staffelübergabe im letzten Innovationsindikator führt die Schweiz mit 74 Punkten das Ranking wieder vor Singapur an, das auf 70 Punkte kommt.

Deutschland belegt im Innovationsindikator 2020 erneut den 4. Platz. Für diese Kontinuität gibt es in der statistischen Auswertung einen Begriff: die

Deutschland erreicht erneut den vierten Platz. Allerdings büßt es Punkte ein und liegt nun bereits sechs Zähler hinter Belgien, das mit 60 Punkten Rang 3 einnimmt.

Seitwärtsbewegung. Anders gesprochen, treten wir im Vergleich zu unseren Wettbewerbern auf der Stelle. Mit 54 Indexpunkten liegt Deutschland signifikant hinter der mit 74 Punkten wieder an der

Die USA verlieren zwei Rangplätze und erreichen mit 52 Punkten nur einen Platz im Mittelfeld. Damit liegen die USA vor einer Gruppe bestehend aus Österreich, Finnland, Großbritannien, den Niederlanden und Südkorea, die mit jeweils 50 Zählern die Plätze 9 bis 13 belegen.

Spitze stehenden Schweiz zurück. Die Bundesregierung hat mit der Perspektive 2025 eine neue Hightech-Strategie vorgestellt. Die Forschungszulage und der Pakt für Forschung und Innovation wurden umgesetzt. Gemeinsam mit der Wirt-

China kann trotz einer starken Dynamik im Subsystem Wirtschaft beim Innovationsindikator nicht aufschließen (13 Zähler, Platz 26). Die hohen Ambitionen der chinesischen Innovationspolitik spiegeln sich im Innovations­ indikator nicht wider, da sie sich weiterhin nur auf einige wenige Technologien gründen.

schaft plant sie, innerhalb von fünf Jahren 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung zu investieren. Damit sollen Sprunginnovationen vorangetrieben und gänzlich neue Innovationsimpulse gesetzt werden. Die Regierung rechnet damit, Wissen aus der öffentlichen Forschung schneller und erfolgreicher im Markt zu integrieren und die

Deutschland konnte in wichtigen Themenfeldern trotz guter wirtschaftlicher Lage keine Fortschritte erzielen. So befindet sich Deutschland unter anderem im Bereich der Forschungsexzellenz mit tendenziell nach unten zeigendem Trend im Mittelfeld.

Wirtschaft im Digitalisierungszeitalter bei ihrem Wandel hin zu einer Bioökonomie zu unterstützen. Das Wissenschaftsjahr 2020 steht unter dem gleichnamigen Zeichen und ist für dieses Vorhaben sicherlich eine gute Flankierung. Doch viele der Maßnah-

Auch in Bezug auf das Thema innovationsgetriebene Systemtransformation tun sich Schwächen auf. So sind die Investitionen in den Kapitalstock sowie in Forschung und Entwicklung zu niedrig, um das deutsche Innovationssystem zukunftsfähig zu machen.

men und Instrumente sind noch weit davon entfernt, ihre Wirkung im Innovationssystem zu entfalten. Was wir jetzt brauchen, ist mehr Wandel durch Tempo: Die angepeilten 100 KI-Professuren müssen besetzt, der angekündigte 10-Milliarden-Zukunftsfonds befüllt, die Fachkräftelücke geschlossen und die Inno-

Grafiken und Downloads gibt es auf: www.innovationsindikator.de

vationsstrategien ressortübergreifend und entschlossen umgesetzt werden. Das erfordert unser aller Einsatz – für mehr Technologieoffenheit und Neugier in der Zukunft. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Prof. Dieter Kempf Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie

BDI_Innovationsindikator 2020

2


Gesamtergebnis des Innovationsindikators

Schweiz wieder in Führung Gesamtergebnis des Innovationsindikators Rang

Indexwert

1

Schweiz (CH)

2

Singapur (SG)

3

Belgien (BE)

4

Deutschland (DE)

54

5

Schweden (SE)

54

6

Dänemark (DK)

52

7

Irland (IE)

52

8

USA (US)

52

9

74 70 60

Österreich (AT)

50

10

Finnland (FI)

50

11

Großbritannien (GB)

50

12

Niederlande (NL)

50

13

Südkorea (KR)

50

14

Norwegen (NO)

15

Frankreich (FR)

45

16

Australien (AU)

45

17

Taiwan (TW)

18

Israel (IL)

19

Kanada (CA)

20

Japan (JP)

21

Tschechien (CZ)

22

Portugal (PT)

23

Spanien (SP)

17

24

Italien (IT)

17

25

Ungarn (HU)

17

26

China (CN)

13

27

Polen (PL)

13

28

Russland (RU)

29

Griechenland (GR)

30

Südafrika (ZA)

31

Brasilien (BR)

0

32

Indonesien (ID)

0

33

Indien (IN)

0

34

Mexiko (MX)

0

35

Türkei (TR)

0

46

45 44 43 41 26 21

10 8 5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Veränderungen zum Indexwert im Gesamtindikator 2018

Deutschland behauptet sich knapp Rangplatzentwicklung im Gesamtindikator

10.

Indexwert 49

10.

Die Indexwerte sind in der Publikation durchgängig gerundet.

4.

Indexwert 57

4.

Indexwert 55

4.

Indexwert 54

Indexwert 51 2010 2015

2000

3

2005

2020*

*Basierend auf den letzten verfügbaren Daten aus 2018

BDI_Innovationsindikator 2020


Breitenförderung hemmt Exzellenz

Weiterbildung wird wichtiger

Forschungsexzellenz. Deutschland erreicht im Subindikator Wissenschaft einen Indexwert von 61 und belegt damit einen Platz im oberen Mittelfeld. Schwächen finden sich zum Beispiel in der Exzellenzrate, also dem Anteil an den am häufigsten zitierten wissenschaftlichen Publikationen. Hier erreicht Deutschland mit 13 Prozent nur den 15. Platz. Die seit Jahren anhaltende Seitwärtsbewegung der Exzellenzrate zeigt, dass die politischen Initiativen zur Stärkung der Wissenschaft, insbesondere die Exzellenzinitiative, kaum zur Verbesserung der Situation beigetragen haben. Ein Hauptgrund ist, dass der Staat die Mittel über zu viele Einrichtungen verteilt hat. Der Trend zur Förderung in der Breite setzt sich auch im Nachfolgeprogramm, der Exzellenzstrategie, fort.

Fachkräftemangel. Die Leistungsfähigkeit des deutschen Innovationssystems hängt stark von der hohen fachlichen Kompetenz der Beschäftigten ab. Die komplexe Integration unterschiedlicher Technologien – zum Beispiel im Automobilund Maschinenbau – führt zu einer hohen Nachfrage nach vielfältigen Qualifikationen quer über alle MINT-Bereiche. Dies gilt sowohl für die gewerbliche als auch die akademische Ausbildung. Aufgrund des demografischen Wandels ist absehbar, dass der Bedarf aus dem eigenen Bildungs- und Qualifikationssystem heraus nicht zu decken sein wird. Die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ist unverzichtbar.

Die steigenden Zahlen der Förderfälle in der Exzellenzstrategie zeigen: Vom Exzellenzgedanken wendet sich die Forschungsförderung in Deutschland immer weiter ab – zugunsten einer stärkeren Gleichverteilung der Mittel. Obwohl die Breitenförderung auch systemische Vorteile haben kann, wird sie dennoch kaum dazu beitragen, dass international sichtbare Forschungsuniversitäten entstehen, die mit den angloamerikanischen Wettbewerbern wie Cambridge, Oxford, Harvard oder dem MIT auf Augenhöhe konkurrieren. Beim Wissens- und Technologietransfer, der hierzulande seit Langem im Zentrum der Innovationspolitik steht, befindet sich Deutschland auf ähnlichem Niveau wie viele etablierte Innovationsnationen. Zwar erreichen einzelne Länder wie Singapur deutlich höhere Werte. Diese Länder stehen dann aber vor der Herausforderung, das Wissen und die Technologien nicht nur tatsächlich zu transferieren, sondern auch in die Anwendung und die Generierung von Wertschöpfung zu bringen. Verwertung ist Aufgabe der Wirtschaft und nicht der Wissenschaft.

Das deutsche Bildungssystem erreicht gemessen am Subindikator Bildung lediglich einen Platz im Mittelfeld. Deutschland konnte seine Position seit Mitte der 2000er-Jahre zwar verbessern, hat sich aber jüngst beim Indexwert verschlechtert und schließlich auch einen Rangplatz eingebüßt. Bei den öffentlichen und privaten Bildungsausgaben je Studierenden liegt Deutschland deutlich hinter den angelsächsischen Ländern, aber auch der Schweiz und Schweden zurück. Das Ausbildungssystem kann aufgrund der sich rasch wandelnden Qualifikationsanforderungen den Bedarf an fachlichen Kompetenzen nicht alleine decken. Wichtig sind daher Investitionen in die Weiterbildung. Dies gilt insbesondere für Kompetenzerweiterungen an den Schnittstellen neuer Anwendungsbereiche, die sich durch die Digitalisierung und den Umbau des Produktions- und Mobilitätssystems ergeben.

Technologietransfer über Patente auf international vergleichbarem Niveau

20 % US | 8,5 % Rang 16

Noch immer wenige Beschäftigte mit Hochschulabschluss FR | 25,4 % Rang 25

PT | 26,7 % Rang 2

40 %

20 %

SG | 32,5 % Rang 1 ES | 17,5 % Rang 3

0 %

US | 37,7 % Rang 8

30 %

JP | 3,7 % Rang 30

50 %

10 % JP | 49 % Rang 3

40 %

0 %

SG | 56 % Rang 1

RU | 51 % Rang 2

60 %

DE | 5,2 % Rang 27

DE | 29 % Rang 21

Anteil der Patente aus Hochschulen an allen Patentanmeldungen eines Landes (2016)

Anteil der Beschäftigten mit tertiärer Bildung an allen Beschäftigten (2017)

acatech_BDI_Innovationsindikator 2020


DIGITALISIERUNG KI HANDELSHEMMNISSE

EXZELLENZ

Hohe Zahl von Promotionen in Natur- und Technikwissenschaften 1.

CH

244,4 GB

208,5

3.

DE

163,4

11.

89,2

US

19.

47,8

JP

23.

25,7

IT

Promovierte in MINT-Fächern je 1 Million Einwohner

33

5

GB Rang 17

= 50 Promovierte

20

16

CN Rang 23

CN

25.314 $ 17.814 $

14

ES

17.131 $

ES Rang 24

9

IT

IT Rang 28

Innovati der Unte Daten auf Basis des Su Angaben in

0 GB

JP Rang 12

28.

30.001 $

1.

DK Rang 14

49

FI Rang 18

Niedrige Ausgaben je Studierenden 30.160 $

40

10.

FR

117,5

45

FI

7.

AT

125,1

JP

GB

2.

SE

187,9

DK

2. US

3. CH

12. DE

14. FR

Öffentliche und private Bildungsausgaben je Studierenden in der Tertiärstufe 2017 (einschließlich FuE-Ausgaben der Hochschulen)


BILDUNG FACHKRÄFTEGEWINNUNG

KOOPERATIONEN

FuE-Ausgaben

3,5 %

Deutschland am Ende der Spitzengruppe bei FuE-Ausgaben

US

1.

TW

KR

4,55 % IL

2.

SE

3.

50

59

US Rang 3

TW Rang 2

3,40 % CH

4.

CH

61

4,54 %

TW

5.

3,21 %

AT

7.

CH Rang 1

3,30 %

JP

6.

68

3,37 %

8.

DK

9.

DE

3,16 % 3,05 % 3,04 %

Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am BIP (2017)

55

3,5-%-Ziel ist bei kontinuierlichem Tempo erreichbar

80

DE Rang 7

= 1 Prozent

2,4 %

2,71 %

3,04 %

onskraft rnehmen bindikators Wirtschaft, Indexwerten

100 2000

2010

Anteil FuE-Ausgaben in Deutschland am BIP

2017

2025 = 0,5 Prozent

3,5 %


Digitalisierung erfordert Umdenken

Wissen muss internationaler werden

Systemtransformation. Der Innovationswettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren weiter intensiviert. Der bestimmende Trend ist die Digitalisierung. Um ihre Möglichkeiten zu nutzen, sind ein massiver Ausbau der IT-Infrastruktur und der IT-Kompetenzen ebenso notwendig wie geeignete Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle. Daneben stehen weitere Veränderungen an: der Umbau der Energieversorgung und des Mobilitätssystems sowie die Anpassungen an den demografischen Wandel. Es sind somit massive Investitionen in die Infrastrukturen – zum Beispiel in Ladesäulen, erneuerbare Energien oder die Dateninfrastruktur – notwendig. Diese lassen sich unter anderem anhand der Bruttoanlageinvestitionen international einordnen. In einer solchen Umbruchsituation sind nicht nur hohe Investitionen in Bildung, Forschung, neue Technologien und innovative Lösungen notwendig. An vielen Stellen muss das System der Wissensproduktion und -umsetzung auch grundsätzlich neu aufgestellt werden. Diese „Systemtransformation“ geht mit zusätzlichen Kosten einher.

Internationale Kooperationen und Handelshemmnisse. Der Zugang zum globalen Wissensbestand ist für innovations­ orientierte Volkswirtschaften eine essenzielle Voraussetzung. Der Innovationsindikator berücksichtigt dies über mehrere Indikatoren wie beispielsweise internationale Ko-Patente. Deutschland landet hier im Vergleich der 35 Volkswirtschaften im hinteren Bereich. Deutschland steht hingegen beim Anteil der aus dem Ausland finanzierten FuE recht gut da und zeigt einen Aufwärtstrend. Gleichwohl nutzen deutsche Unternehmen im Vergleich zu Unternehmen aus kleineren Volkswirtschaften seltener Wissen aus dem Ausland für die eigene Technologieentwicklung. Die deutsche Wissenschaft ist demgegenüber intensiver international vernetzt.

Was die Ausweitung der Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) sowie die Infrastrukturen betrifft, hat Deutschland den richtigen Weg eingeschlagen. Es fehlt allerdings deutlich an Tempo. Der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt ist zuletzt zwar leicht angestiegen. Trotzdem belegt Deutschland mit 21,2 Prozent nur den 17. Rang. In Bezug auf FuE hat Deutschland die Drei-ProzentMarke überschritten, bleibt damit aber trotzdem nur auf dem neunten Rang. Das 3,5-Prozent-Ziel muss deshalb stark in den Fokus rücken. Zu seiner Erreichung wird aber auch ein Umbau der Wirtschaftsstruktur hin zur Nutzung digitaler Technologien notwendig sein.

Eine starke internationale Ausrichtung zeigt sich bei den Exporten, gerade auch von forschungs- und wissensintensiven Gütern. Deutschland weist hier den zweithöchsten Anteil am Welthandel hinter China auf. Kaum ein anderes Land ist so abhängig vom Absatz der eigenen Innovationen auf internationalen Märkten wie Deutschland. Gerade der Austausch mit Volkswirtschaften außerhalb der EU spielt eine zunehmende Rolle. Hier stellt der Aufbau von Handelsbarrieren eine große Gefahr dar, die Deutschland nicht nur wirtschaftlich direkt treffen würde, sondern auch die wissenschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen könnte. Außerdem muss Deutschland gegenüber interna-

tionalen Technologien offener werden und sie stärker für sich nutzen.

Investitionen in Infrastruktur und Ausrüstungen unterdurchschnittlich

Internationale Kooperationen in der Wissenschaft ausbaufähig

SE | 24,7 % Rang 2

IT | 17,7 % Rang 25

US | 44,9 % Rang 26

30 %

20 %

KR | 31,2 % Rang 1

55 %

40 %

FR | 64,2 % Rang 15

70 %

CH | 24,6 % Rang 3 US | 20,2 % Rang 20

ID | 77,9 % Rang 1

40 %

10 %

DE | 21,2 % Rang 17

Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am BIP (2017)

BE | 75,4 % Rang 3

25 %

CH | 77,2 % Rang 2

CN | 26,8 % Rang 34

85 %

DE | 61,3 % Rang 19

Anteil von internat. Ko-Publikationen an allen wissenschaftlich-technischen Artikeln (2018)

acatech_BDI_Innovationsindikator 2020


DIGITALISIERUNG

Breitenförderung hemmt Exzellenz

Weiterbildung wird wichtiger

KI HANDELSHEMMNISSE

Forschungsexzellenz. Deutschland erreicht im Subindikator Wissenschaft einen Indexwert von 61 und belegt damit einen Platz im oberen Mittelfeld. Schwächen finden sich zum Beispiel in der Exzellenzrate, also dem Anteil an den am häufigsten zitierten wissenschaftlichen Publikationen. Hier erreicht Deutschland mit 13 Prozent nur den 15. Platz. Die seit Jahren anhaltende Seitwärtsbewegung der Exzellenzrate zeigt, dass die politischen Initiativen zur Stärkung der Wissenschaft, insbesondere die Exzellenzinitiative, kaum zur Verbesserung der Situation beigetragen haben. Ein Hauptgrund ist, dass der Staat die Mittel über zu viele Einrichtungen verteilt hat. Der Trend zur Förderung in der Breite setzt sich auch im Nachfolgeprogramm, der Exzellenzstrategie, fort. Die steigenden Zahlen der Förderfälle in der Exzellenzstrategie zeigen: Vom Exzellenzgedanken wendet sich die Forschungsförderung in Deutschland immer weiter ab – zugunsten einer stärkeren Gleichverteilung der Mittel. Obwohl die Breitenförderung auch systemische Vorteile haben kann, wird sie dennoch kaum dazu beitragen, dass international sichtbare Forschungsuniversitäten entstehen, die mit den angloamerikanischen Wettbewerbern wie Cambridge, Oxford, Harvard oder dem MIT auf Augenhöhe konkurrieren. Beim Wissens- und Technologietransfer, der hierzulande seit Langem im Zentrum der Innovationspolitik steht, befindet sich Deutschland auf ähnlichem Niveau wie viele etablierte Innovationsnationen. Zwar erreichen einzelne Länder wie Singapur deutlich höhere Werte. Diese Länder stehen dann aber vor der Herausforderung, das Wissen und die Technologien nicht nur tatsächlich zu transferieren, sondern auch in die Anwendung und die Generierung von Wertschöpfung zu bringen. Verwertung ist Aufgabe der Wirtschaft und nicht der Wissenschaft.

Fachkräftemangel. Die Leistungsfähigkeit des deutschen Innovationssystems hängt stark von der hohen fachlichen Kompetenz der Beschäftigten ab. Die komplexe Integration unterschiedlicher Technologien – zum Beispiel im Automobilund Maschinenbau – führt zu einer hohen Nachfrage nach vielfältigen Qualifikationen quer über alle MINT-Bereiche. Dies gilt sowohl für die gewerbliche als auch die akademische Ausbildung. Aufgrund des demografischen Wandels ist absehbar, dass der Bedarf aus dem eigenen Bildungs- und Qualifikationssystem heraus nicht zu decken sein wird. Die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ist unverzichtbar.

EXZELLENZ

Das deutsche Bildungssystem erreicht gemessen am Subindikator Bildung lediglich einen Platz im Mittelfeld. Deutschland konnte seine Position seit Mitte der 2000er-Jahre zwar verbessern, hat sich aber jüngst beim Indexwert verschlechtert und schließlich auch einen Rangplatz eingebüßt. Bei den öffentlichen und privaten Bildungsausgaben je Studierenden liegt Deutschland deutlich hinter den angelsächsischen Ländern, aber auch der Schweiz und Schweden zurück. Das Ausbildungssystem kann aufgrund der sich rasch wandelnden Qualifikationsanforderungen den Bedarf an fachlichen Kompetenzen nicht alleine decken. Wichtig sind daher Investitionen in die Weiterbildung. Dies gilt insbesondere für Kompetenzerweiterungen an den Schnittstellen neuer Anwendungsbereiche, die sich durch die Digitalisierung und den Umbau des Produktions- und Mobilitätssystems ergeben.

Hohe Zahl von Promotionen in Natur- und Technikwissenschaften

GB

208,5

20 % US | 8,5 % Rang 16

PT | 26,7 % Rang 2

30 %

89,2

US

19.

47,8

JP

23.

25,7

IT

0%

30.160 $

JP | 3,7 % Rang 30

JP | 49 % Rang 3

40 % DE | 5,2 % Rang 27

0%

SG | 56 % Rang 1

16

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CN Rang 23

CN

25.314 $ 17.814 $

14

ES

17.131 $

ES Rang 24

9

RU | 51 % Rang 2

IT

DE | 29 % Rang 21

Anteil der Beschäftigten mit tertiärer Bildung an allen Beschäftigten (2017)

IT Rang 28

Innovati der Unte Daten auf Basis des Su Angaben in

0

60 %

GB Anteil der Patente aus Hochschulen an allen Patentanmeldungen eines Landes (2016)

GB Rang 17

20

30.001 $

1.

5

FI Rang 18

50 %

10 %

JP Rang 12

28.

SG | 32,5 % Rang 1 ES | 17,5 % Rang 3

33

DK Rang 14

49

= 50 Promovierte

40 %

20 %

11.

Niedrige Ausgaben je Studierenden

US | 37,7 % Rang 8

40

10.

FR

117,5

45

FI

7.

AT

125,1

Noch immer wenige Beschäftigte mit Hochschulabschluss FR | 25,4 % Rang 25

3.

DE

163,4

JP

GB

2.

SE

187,9

Promovierte in MINT-Fächern je 1 Million Einwohner

Technologietransfer über Patente auf international vergleichbarem Niveau

1.

CH

244,4

DK

2. US

3. CH

12. DE

14. FR

Öffentliche und private Bildungsausgaben je Studierenden in der Tertiärstufe 2017 (einschließlich FuE-Ausgaben der Hochschulen)


BILDUNG

Digitalisierung erfordert Umdenken

Wissen muss internationaler werden

Systemtransformation. Der Innovationswettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren weiter intensiviert. Der bestimmende Trend ist die Digitalisierung. Um ihre Möglichkeiten zu nutzen, sind ein massiver Ausbau der IT-Infrastruktur und der IT-Kompetenzen ebenso notwendig wie geeignete Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle. Daneben stehen weitere Veränderungen an: der Umbau der Energieversorgung und des Mobilitätssystems sowie die Anpassungen an den demografischen Wandel. Es sind somit massive Investitionen in die Infrastrukturen – zum Beispiel in Ladesäulen, erneuerbare Energien oder die Dateninfrastruktur – notwendig. Diese lassen sich unter anderem anhand der Bruttoanlageinvestitionen international einordnen. In einer solchen Umbruchsituation sind nicht nur hohe Investitionen in Bildung, Forschung, neue Technologien und innovative Lösungen notwendig. An vielen Stellen muss das System der Wissensproduktion und -umsetzung auch grundsätzlich neu aufgestellt werden. Diese „Systemtransformation“ geht mit zusätzlichen Kosten einher.

Internationale Kooperationen und Handelshemmnisse. Der Zugang zum globalen Wissensbestand ist für innovationsorientierte Volkswirtschaften eine essenzielle Voraussetzung. Der Innovationsindikator berücksichtigt dies über mehrere Indikatoren wie beispielsweise internationale Ko-Patente. Deutschland landet hier im Vergleich der 35 Volkswirtschaften im hinteren Bereich. Deutschland steht hingegen beim Anteil der aus dem Ausland finanzierten FuE recht gut da und zeigt einen Aufwärtstrend. Gleichwohl nutzen deutsche Unternehmen im Vergleich zu Unternehmen aus kleineren Volkswirtschaften seltener Wissen aus dem Ausland für die eigene Technologieentwicklung. Die deutsche Wissenschaft ist demgegenüber intensiver international vernetzt.

FACHKRÄFTEGEWINNUNG

KOOPERATIONEN

FuE-Ausgaben

3,5 %

Deutschland am Ende der Spitzengruppe bei FuE-Ausgaben

US

1.

TW

KR

4,55 % IL

2.

SE

3.

50

59

US Rang 3

TW Rang 2

3,40 % CH

4.

CH

61

4,54 %

TW

5.

3,21 %

AT

7.

CH Rang 1

3,30 %

JP

6.

68

3,37 %

8.

DK

9.

DE

3,16 % 3,05 %

= 1 Prozent

3,5-%-Ziel ist bei kontinuierlichem Tempo erreichbar

80

DE Rang 7

2,4 %

2,71 %

tionalen Technologien offener werden und sie stärker für sich nutzen.

3,04 %

Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am BIP (2017)

55

Was die Ausweitung der Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) sowie die Infrastrukturen betrifft, hat Deutschland den richtigen Weg eingeschlagen. Es fehlt allerdings deutlich an Tempo. Der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt ist zuletzt zwar leicht angestiegen. Trotzdem belegt Deutschland mit 21,2 Prozent nur den 17. Rang. In Bezug auf FuE hat Deutschland die Drei-ProzentMarke überschritten, bleibt damit aber trotzdem nur auf dem neunten Rang. Das 3,5-Prozent-Ziel muss deshalb stark in den Fokus rücken. Zu seiner Erreichung wird aber auch ein Umbau der Wirtschaftsstruktur hin zur Nutzung digitaler Technologien notwendig sein.

Eine starke internationale Ausrichtung zeigt sich bei den Exporten, gerade auch von forschungs- und wissensintensiven Gütern. Deutschland weist hier den zweithöchsten Anteil am Welthandel hinter China auf. Kaum ein anderes Land ist so abhängig vom Absatz der eigenen Innovationen auf internationalen Märkten wie Deutschland. Gerade der Austausch mit Volkswirtschaften außerhalb der EU spielt eine zunehmende Rolle. Hier stellt der Aufbau von Handelsbarrieren eine große Gefahr dar, die Deutschland nicht nur wirtschaftlich direkt treffen würde, sondern auch die wissenschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen könnte. Außerdem muss Deutschland gegenüber interna-

3,04 %

Investitionen in Infrastruktur und Ausrüstungen unterdurchschnittlich

Internationale Kooperationen in der Wissenschaft ausbaufähig

3,5 % SE | 24,7 % Rang 2

onskraft rnehmen

IT | 17,7 % Rang 25

US | 44,9 % Rang 26

30 %

20 %

KR | 31,2 % Rang 1

55 %

40 %

FR | 64,2 % Rang 15

70 %

CH | 24,6 % Rang 3 US | 20,2 % Rang 20

bindikators Wirtschaft, Indexwerten

100

€ 2000

2010

Anteil FuE-Ausgaben in Deutschland am BIP

2017

ID | 77,9 % Rang 1

40 %

10 % DE | 21,2 % Rang 17

BE | 75,4 % Rang 3

25 %

CH | 77,2 % Rang 2

CN | 26,8 % Rang 34

85 %

DE | 61,3 % Rang 19

2025 = 0,5 Prozent

Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am BIP (2017)

Anteil von internat. Ko-Publikationen an allen wissenschaftlich-technischen Artikeln (2018)

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68

97

61

59

Deutschland nirgendwo Spitze Indikatorenwerte der fünf Subindikatoren

96

93 61

55

2

1

3

Taiwan

Schweiz

USA

2

Rang 7 Deutschland

Schweiz

1

Singapur Dänemark

Wirtschaft

Schweiz

1

3

Singapur Finnland

Rang 11 Deutschland

Bildung

81

60

49

2

Deutschland

83

63

59

Rang 12

Wissenschaft

88

86 73

3

73

51

2

1

3

Finnland Singapur Norwegen

52

2

Rang 9 Deutschland

Australien

1

3

GroßFinnland britannien

Staat

Rang 12 Deutschland

Gesellschaft

Die langfristige Entwicklung: Gesamtranking seit 2000 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

2000 Schweiz Schweden USA Finnland Belgien Singapur Israel Kanada Frankreich Deutschland Niederlande Dänemark Großbritannien Norwegen Japan Australien Österreich Irland Südkorea Taiwan Tschechien Russland Ungarn Spanien Indien Italien Polen Indonesien China Griechenland Portugal Brasilien Mexiko Türkei Südafrika

2005 Schweiz Schweden USA Finnland Singapur Niederlande Kanada Dänemark Belgien Deutschland Norwegen Großbritannien Österreich Israel Frankreich Australien Irland Japan Südkorea Taiwan Tschechien Spanien Ungarn Indien Italien China Russland Polen Portugal Griechenland Südafrika Indonesien Brasilien Mexiko Türkei

2010 Schweiz Singapur Schweden Deutschland Finnland Niederlande Norwegen Österreich USA Belgien Kanada Taiwan Dänemark Frankreich Großbritannien Australien Irland Südkorea Israel Japan Tschechien Ungarn Spanien Portugal China Italien Indien Russland Polen Griechenland Indonesien Südafrika Brasilien Mexiko Türkei

2015 Schweiz Singapur Belgien Deutschland Finnland Großbritannien Dänemark Schweden Österreich Niederlande USA Irland Südkorea Norwegen Frankreich Australien Israel Kanada Taiwan Japan Tschechien Portugal Spanien Ungarn China Italien Russland Polen Griechenland Südafrika Türkei Indonesien Brasilien Indien Mexiko

2020* Schweiz Singapur Belgien Deutschland Schweden Dänemark Irland USA Österreich Finnland Großbritannien Niederlande Südkorea Norwegen Frankreich Australien Taiwan Israel Kanada Japan Tschechien Portugal Spanien Italien Ungarn China Polen Russland Griechenland Südafrika Brasilien Indonesien Indien Mexiko Türkei

*Basierend auf den letzten verfügbaren Daten aus 2018

Impressum Herausgeber Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Breite Straße 29, 10178 Berlin, www.bdi.eu Autoren Dr. Rainer Frietsch, Prof. Dr. Torben Schubert, Alexander Feidenheimer (alle Fraunhofer ISI), Dr. Christian Rammer (ZEW) Verantwortlich Iris Plöger (BDI) Redaktion Dr. Rainer Frietsch, Prof. Dr. Torben Schubert (ISI), Dr. Christian Rammer (ZEW), Dr. Carsten Wehmeyer (BDI) Grafik und Layout SeitenPlan GmbH, Dortmund Stand: Februar 2020 © Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI)

BDI_Innovationsindikator 2020

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