Mai 2021 INDUSTRIEPOLITIK DOSSIER
Industriebericht Industrieproduktion und Handel nach Branchen
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Wir erwarten für das Jahr 2021 einen Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um acht Prozent. Damit endet in diesem Jahr die längste Rezession in der deutschen Industrie, die seit dem dritten Quartal 2018 anhielt. Im vorigen Jahr ging die Produktion hierzulande um 9,8 Prozent zurück.
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In allen großen EU-Volkswirtschaften rechnen wir mit einer schnellen konjunkturellen Erholung. Noch stärker als in Deutschland wächst die Produktion in Italien in diesem Jahr – und zwar um zehn Prozent. In Frankreich erwarten wir einen Produktionsanstieg um sieben Prozent, in Spanien um sechs Prozent.
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Das weltweite Handelsvolumen sank 2020 das zweite Mal in Folge. Der Rückgang in Höhe von 5,3 Prozent war nicht so stark wie während der weltweiten Finanzkrise. Bereits nach sechs Monaten befand sich der Welthandel wieder auf Vorkrisenniveau. Wir erwarten in diesem Jahr ein Plus des Welthandels von acht bis neun Prozent.
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Die deutschen Warenausfuhren dürften in diesem Jahr kräftig zulegen. Der BDI erwartet einen Anstieg der Exporte um real 8,5 Prozent. Im vorigen Jahr fielen sie um 9,3 Prozent.
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Zum Jahresbeginn setzte sich die Erholung in China über alle Branchen hinweg fort. Im März erhöhte sich die Pkw-Produktion auf 40 Prozent über Vorjahresniveau. Im Maschinenbau erreichte der Wert 20 Prozent. Bleibt das Produktionsniveau der jüngsten drei Monate insgesamt über den gesamten Jahresverlauf stabil, ist in China 2021 mit einem Produktionsanstieg in einer Größenordnung von zwölf Prozent zu rechnen.
Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 12/05/2021
Inhaltsverzeichnis Industrieproduktion weltweit: erstmals seit zehn Jahren rückläufig............................................. 3 Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften ................................................................... 4 Industrieproduktion in den Schwellenländern ....................................................................................... 5 Vereinigte Staaten ................................................................................................................................. 6 Vereinigtes Königreich .......................................................................................................................... 7 China ..................................................................................................................................................... 8 Japan ..................................................................................................................................................... 9 Südkorea ............................................................................................................................................. 10 Europäische Union .............................................................................................................................. 11 Deutschland......................................................................................................................................... 13 Frankreich............................................................................................................................................ 14 Italien ................................................................................................................................................... 15 Spanien ............................................................................................................................................... 16 Welthandel........................................................................................................................................... 17 Industriebranchen in Deutschland .................................................................................................. 20 Automobilindustrie ............................................................................................................................... 20 Bauindustrie: Baukonjunktur 2021 mit leichten Schwächen ............................................................... 21 Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie: 2021 leichter Produktionsrückgang zu erwarten ................... 22 Chemieindustrie: Chemiegeschäft auf Erholungskurs ........................................................................ 23 Ausblick: Erholung im zweiten Halbjahr auf breiter Front ................................................................... 23 Elektroindustrie .................................................................................................................................... 24 Elektroexporte: China baut den Vorsprung als größtes Einzelabnehmerland aus ............................. 24 Gießerei-Industrie: Dynamischer Jahresstart 2021 ............................................................................ 25 Glasindustrie Umsatzrückgang 2020 – optimistischer Beginn 2021 ................................................... 26 Keramische Industrie ........................................................................................................................... 27 Luftverkehrswirtschaft ......................................................................................................................... 28 Maschinenbau: Aufholjagd .................................................................................................................. 29 Nichteisen-Metallindustrie ................................................................................................................... 30 Papierindustrie .................................................................................................................................... 31 Pharmazeutische Industrie .................................................................................................................. 32 Lage der Stahlindustrie im April 2021 ................................................................................................. 33 Stahl- und Metallverarbeitung: Produktion im Jahr 2020 12,8 Prozent unter Vorjahr......................... 33 Textil- und Modeindustrie .................................................................................................................... 34 Impressum ......................................................................................................................................... 36
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 12/05/2021
Industrieproduktion weltweit: erstmals seit zehn Jahren rückläufig Nach zehn Jahren kontinuierlichen Wachstums ist die globale Industrieproduktion im Jahr 2020 bedingt durch die Corona-Krise um 4,4 Prozent gesunken. Der Rückgang fiel nach Berechnungen des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) deutlich schwächer aus als während der weltweiten Finanzkrise. Damals gab die weltweite Produktion um 7,6 Prozent nach. Anders als im Jahr 2009, als es nur in den entwickelten Volkswirtschaften zu Produktionseinbußen kam, waren dieses Mal beide Ländergruppen betroffen. In den Schwellenländern befand sich die Industrie zum Jahresende 2019 noch auf Wachstumskurs, der mit dem Ausbruch der Pandemie jäh endete. In den ersten beiden Quartalen 2020 sank die Industrieproduktion im Vorjahresvergleich zunächst um 5,8 Prozent und anschließend um 5,5 Prozent. Erst im vierten Quartal lag die Industrieproduktion mit plus 2,5 Prozent wieder über dem Vorjahresniveau. Die Expansionsraten der letzten vier Monate des Jahres 2020 waren jedoch nicht kräftig genug, um die Produktionseinbußen aus der ersten Jahreshälfte zu kompensieren. Im Jahresvergleich sank die Produktion um 2,3 Prozent. Die Industrien der entwickelten Volkswirtschaften befanden sich bereits seit der Jahresmitte 2019 in einer Rezession. Sie wurde durch den Ausbruch der Pandemie noch verschärft und erreichte im zweiten Quartal 2020 ihren Tiefpunkt, als die Aktivitäten im Vorjahresvergleich um 15,4 Prozent nachgaben. Trotz der anschließenden kräftigen Erholung sank die Industrieproduktion im Vorjahresvergleich noch um 6,4 Prozent. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres ist die weltweite Industrieproduktion im Vorjahresvergleich mit plus 7,2 Prozent kräftig gestiegen. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie weltweit stieg von Februar bis April 2021 jeweils auf ein neues Dreijahreshoch. Dies deutet auf eine weitere Expansion am aktuellen Rand hin. Für das gesamte Jahr ist mit einem Anstieg der weltweiten Industrieproduktion um acht Prozent zu rechnen, wenn das Produktionsniveau vom Jahresbeginn gehalten werden kann.
Welt: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
8 5
55 2 50
-1 -4
45
-7 40
Schwellenländer entwickelte Volkswirtschaften Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
-10
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-13 2017
2018
2019
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*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, eigene Berechnungen
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 12/05/2021
Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften Pandemie vor allem in Japan und im Euroraum Rezessionsbeschleuniger Unter den entwickelten Volkswirtschaften war die japanische Industrie am stärksten vom pandemiebedingten Konjunktureinbruch betroffen. In der Spitze war der Produktionseinbruch mit mehr als 23 Prozent zwar nicht ganz so stark wie im Euroraum (minus 29 Prozent), hielt dafür aber über einen längeren Zeitraum an. Im Jahresergebnis war ein Produktionsrückgang um 9,7 Prozent zu verkraften, nach minus 2,6 Prozent im Jahr zuvor. Obwohl die Produktion im Euroraum sich schneller wieder erholte als in Japan, fiel das Jahresergebnis mit minus 8,8 Prozent kaum besser aus. Auch hier sank die Produktion bereits das zweite Jahr in Folge. Ein etwas milderer Konjunkturverlauf war in den USA zu verzeichnen, wo sich die Industrie im Jahr 2019 noch auf Wachstumskurs befand. Hier ging die Industrieproduktion pandemiebedingt mit minus 6,7 Prozent nur unwesentlich stärker zurück als im Durchschnitt der entwickelten Volkswirtschaften. In den restlichen entwickelten Volkswirtschaften waren die Produktionseinbußen mit minus 4,2 Prozent unterdurchschnittlich. Zu Beginn des laufenden Jahres hat sich die Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften eher verhalten entwickelt. Erstmals seit neun Monaten ist im Februar die Produktion im Vormonatsvergleich sogar gesunken. Zudem wurde in den ersten beiden Monaten auch das Produktionsniveau des Vorjahres unterschritten. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrien dieser Ländergruppe signalisiert aber für das Frühjahr einen kräftigen Anstieg der Produktion. Seit August letzten Jahres befindet sich der Index im Expansionsbereich und von Dezember bis April dieses Jahres kletterte er Monat für Monat auf ein neues Dreijahreshoch von zuletzt 59,3 Indexpunkten. Wir rechnen aufgrund der sich abzeichnenden Frühjahrserholung und des hohen statistischen Überhangs für das gesamte Jahr 2021 mit einem Anstieg der Industrieproduktion um fünf Prozent.
Entwickelte Volkswirtschaften: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
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restliche entw. Volkswirtschaften Euroraum Japan USA Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
-15
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-20 2017
2018
2019
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2021
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Industrieproduktion in den Schwellenländern Nur Asiens Industrie produziert wieder über Vorjahresniveau In den Schwellenländern stieg die Industrieproduktion nur in den asiatischen Staaten wieder auf Vorkrisenniveau. Neben China, das bereits im zweiten Quartal 2020 positive Wachstumsraten im Vorjahresvergleich auswies, war dies in den restlichen asiatischen Staaten mit plus 4,5 Prozent dann auch im vierten Quartal soweit. Mit einem Jahresergebnis von minus 5,3 Prozent war der Produktionsrückgang in dieser Ländergruppe deutlich stärker als während der Finanzkrise im Jahr 2009 mit minus 2,2 Prozent. In Lateinamerika sank die Industrieproduktion um minus 8,9 Prozent und damit bereits das siebte Jahr in Folge. In Afrika und dem Mittleren Osten fiel der Produktionsrückgang mit minus 9,5 Prozent noch deutlicher aus. Mit minus 2,5 Prozent im Jahresvergleich war der Konjunktureinbruch in Mittel- und Osteuropa vergleichsweise mild. Zum Jahresbeginn 2021 ist die Industrieproduktion in den Schwellenländern weiter gestiegen. Ursache hierfür war vor allem das starke Wachstum in China sowie das der asiatischen Schwellenländer. In dieser Ländergruppe stieg die Produktion in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres saisonund kalenderbereinigt zum Vorzeitraum um 2,8 Prozent und damit ebenso stark wie in der Ländergruppe Afrika und Mittlerer Osten. Während die Industrieproduktion in Lateinamerika im gleichen Zeitraum um plus 0,7 Prozent zulegen konnte, sank sie in Zentral- und Osteuropa um 0,7 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie ist zwar nach einem Zwischenhoch im November 2020 bis zum März dieses Jahres gesunken, bewegte sich aber den ganzen Zeitraum über im Expansionsbereich. Im April stieg er um 0,9 Indexpunkte auf nunmehr 52,2. Aufgrund des hohen statistischen Überhangs und der sich abzeichnenden starken Erholung in den asiatischen Schwellenländern dürfte die Industrieproduktion in den Schwellenländern im laufenden Jahr um zehn Prozent steigen. Schwellenländer: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 55
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-5 Afrika/Mittlerer Osten Lateinamerika Zentral- und Osteuropa Asien (ohne China) China Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
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-15 2017
2018
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*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Vereinigte Staaten Die US-amerikanische Industrie (die Angaben beziehen sich auf das Produzierende Gewerbe ohne Bau) konnte sich nach dem Corona-Schock im zweiten Quartal 2020 zwar wieder erholen. Das Vorjahresergebnis wurde aber mit minus 6,3 Prozent im dritten Quartal und minus 4,3 Prozent im vierten Quartal nicht mehr erreicht. Im Jahresvergleich sank die Produktion um 6,7 Prozent und damit das erste Mal seit dem Jahr 2016. Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Produktion im Jahr 2020 um 6,5 Prozent, nach minus 0,9 Prozent im Jahr zuvor. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes verzeichnete der Fahrzeugbau im Jahr 2020 mit minus 16,1 Prozent die größten Produktionseinbußen. Im Maschinenbau sank die Produktion mit minus 8,4 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. In der Elektroindustrie verminderte sich der Ausstoß um 5,9 Prozent, während die Herstellung von Computern und Datenverarbeitungsgeräten um 2,9 Prozent zunahm. In der Ernährungsindustrie ging die Produktion erstmals seit fünf Jahren zurück (minus 0,3 Prozent). Das Chemiegeschäft verbuchte nach zuvor drei Jahren Wachstum Produktionseinbußen von 3,1 Prozent. Zusammen mit der Herstellung pharmazeutischer Produkte stand am Ende des Jahres ein Minus von 3,9 Prozent.
Vereinigte Staaten: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 65
6
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1
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-19 2017
2018
Industrieproduktion (rechte Achse)
2019
2020
2021
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
Im erstem Quartal 2021 befand sich das Verarbeitende Gewerbes zwar weiter auf einem Expansionspfad. Das Ergebnis aus dem Vorjahresquartal wurde aber mit minus 0,9 Prozent leicht verfehlt. Laut US-Statistik produzieren der Fahrzeugbau, der Maschinenbau und die Hersteller von Computern wieder über Vorjahresniveau. In der Elektroindustrie, der metallverarbeitenden Industrie und der chemischen Industrie wurde der Rückstand zum Vorjahr noch nicht ganz abgebaut. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe befindet sich seit Juli 2020 im Expansionsbereich und erreichte im April mit 60,5 Indexpunkten den höchsten Wert seit dem Jahr 2007. Sollte das Produktionsniveau
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 12/05/2021
des ersten Quartals im weiteren Jahresverlauf gehalten werden, rechnen wir im Jahr 2021 mit einem Produktionsanstieg um fünf Prozent. Vereinigtes Königreich Im Vereinigten Königreich sinkt die Industrieproduktion bereits seit Jahresende 2018. Nach dem Produktionseinbruch um knapp ein Fünftel im zweiten Quartal 2020 hat sich die Industrie zwar erholt. Mit minus 5,4 Prozent im dritten Quartal und minus 3,2 Prozent im vierten Quartal wurde das Vorjahresniveau noch nicht wieder erreicht. Für das gesamte Jahr 2020 ergab sich ein Produktionsrückgang um acht Prozent. Im Verarbeitende Gewerbe waren die Einbußen mit minus 9,5 Prozent noch größer. Unter den einzelnen Branchen verzeichnete der Fahrzeugbau mit minus 19,7 Prozent und der sonstige Fahrzeugbau mit 25,6 Prozent die stärksten Produktionseinbußen. Ebenfalls zweistellig sank die Produktion in der Metallerzeugung (minus elf Prozent) und der Metallverarbeitung (minus 11,9 Prozent). Die Elektroindustrie schloss das Corona-Jahr mit einem Minus von 9,6 Prozent, und der Maschinenbau mit einem Minus von 9,5 Prozent ab. In der chemischen Industrie stieg mit plus 3,4 Prozent nicht nur die Ausbringung von Chemikalien. Auch die Herstellung von pharmazeutischen Produkten stieg mit plus 13,6 Prozent deutlich an. In der Ernährungsindustrie fiel der Produktionsrückgang mit minus 2,1 Prozent moderat aus. Zu Jahresbeginn 2021 haben die Industrieaktivitäten in Großbritannien deutlich nachgelassen. In den ersten beiden Monaten war eine Produktionsausweitung nur in den Bereichen Bekleidung, Pharmazie, Chemie und Maschinenbau zu beobachten, während gleichzeitig die Produktion in den metallverarbeitenden Industrien, der Elektroindustrie und im Fahrzeugbau sank. Für die Folgemonate signalisiert der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe einen Produktionsanstieg. Im März stieg der Index um mehr als drei Indexpunkte auf einen Wert von 58,9 und im April auf 60,9 Indexpunkte. Wir rechnen aufgrund der sich abzeichnenden Frühjahrserholung und des Basiseffektes für das gesamte Jahr mit einem Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um sieben Prozent.
Vereinigtes Königreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 65
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-30 2017 2018 Industrieproduktion (rechte Achse)
2019 2020 2021 Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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China Die chinesische Industrie (Verarbeitendes Gewerbe inklusive Bau) konnte sich schnell von dem pandemiebedingten Produktionseinbruch aus dem ersten Quartal 2020 erholen. Bereits im April produzierte Chinas Industrie nach Angaben des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) wieder über Vorjahresniveau. In der zweiten Jahreshälfte beschleunigte sich das Wachstumstempo mit Raten von 5,7 Prozent im dritten Quartal und 7,1 Prozent im vierten Quartal. Für das gesamte Jahr 2020 resultierte hieraus ein Anstieg der Industrieproduktion um zwei Prozent. Zum Jahresbeginn 2021 setzte sich die konjunkturelle Erholung über alle Branchen hinweg fort. Im März 2021 lag die Pkw-Produktion 40,4 Prozent über Vorjahresniveau. Im Maschinenbau lag der Wert bei 20,2 Prozent, bei Spezialmaschinen immerhin noch bei plus 17,9 Prozent. Die chemische Industrie steigerte ihre Ausbringung um 11,9 Prozent, die Hersteller von Computern und elektrischen Geräten um 12,2 Prozent. Alles in allem dürfte die Industrie ihre Produktion im ersten Vierteljahr um knapp ein Viertel gesteigert haben, wobei die hohe Wachstumsrate zu einem guten Teil dem niedrigem Vorjahresniveau geschuldet war. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist im April 2021 um 1,3 Indexpunkte gestiegen und damit so stark wie zuletzt im November 2020. Mit 51,9 Zählern liegt der Wert eindeutig im Expansionsbereich und markiert gleichzeitig ein Viermonatshoch. Sollte das Produktionsniveau der letzten drei Monate über den gesamten Jahresverlauf gehalten werden, ist für das Jahr 2021 mit einem Produktionsanstieg in einer Größenordnung von zwölf Prozent zu rechnen.
China: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 55
40 30
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0 -10
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-20 2017
2018 Industrieproduktion (rechte Achse)
2019
2020
2021
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Japan Japans Industrie (Produzierende Gewerbe ohne Bau) konnte den pandemiebedingten Produktionseinbruch aus der ersten Jahreshälfte bis zum Jahresende nicht mehr aufholen. Im dritten Quartal wurde das Vorjahresergebnis noch um 11,8 Prozent und im vierten Quartal um 3,2 Prozent verfehlt. Für das gesamte Jahr 2020 ergab sich hieraus ein Produktionsrückgang um 9,7 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe schnitt mit minus 10,6 Prozent im Vorjahresvergleich noch etwas schlechter ab. Unter den einzelnen Branchen verzeichnete der Fahrzeugbau mit minus 18,1 Prozent die stärksten Produktionseinbußen, gefolgt von der Elektroindustrie. Hier sank die Produktion um 15,4 Prozent. Japans Maschinenbauer verzeichneten einen Produktionsrückgang um 11,7 Prozent. Die Aktivitäten in der chemischen Industrie inklusive der Herstellung pharmazeutischer Produkte nahmen um 9,8 Prozent ab. Das reine Chemiegeschäft entwickelte sich im Jahr 2020 mit minus 12,7 Prozent sogar noch schlechter. In den baunahen Branchen (Keramik und Zement) lagen die Produktionseinbußen im einstelligen Bereich. In der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sank die Produktion nur um minus drei Prozent. Im März des laufenden Jahres ist die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im Vorjahresvergleich um 1,6 Prozent gestiegen. Dies war vor allem den gestiegenen Aktivitäten in der Elektroindustrie und im Maschinenbau geschuldet, während die Produktion im Fahrzeugbau und in der chemischen Industrie das Vorjahresniveau verfehlte. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist im April das vierte Mal in Folge gestiegen und erreichte mit 53,6 Punkten den zweithöchsten Wert seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2012. Sollte Japans Industrie auf dem Expansionspfad der letzten drei Monate verbleiben, ist im Jahresergebnis mit einem Produktionsplus von sieben Prozent zu rechnen.
Japan: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 55
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-25 2017
2018
Industrieproduktion (rechte Achse)
2019
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Südkorea Die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) in Südkorea hat sich nach dem pandemiebedingten Produktionsrückgang von 3,2 Prozent im zweiten Quartal nur langsam erholt. Im dritten Quartal wurde das Vorjahresergebnis noch um 1,5 Prozent verfehlt. Im vierten Quartal lag die Produktion noch 0,5 Prozent unter Vorjahresniveau. Für das gesamte Jahr 2020 ergab sich hieraus ein Produktionsrückgang um 1,1 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe hatte sich in der zweiten Jahreshälfte etwas schneller erholt und konnte das Vorjahresergebnis halten. Unter den Schlüsselbranchen konnte die Elektroindustrie ihre Produktion im Vorjahresvergleich um 12,1 Prozent ausweiten. Die Herstellung pharmazeutischer Produkte stieg mit plus 8,9 Prozent ebenfalls deutlich. Auch Südkoreas Maschinenbauer konnten ihre Produktion nach zwei Jahren Rezession etwas ausweiten (plus 0,2 Prozent). Der Fahrzeugbau verfehlte dagegen das fünfte Mal in Folge das Ergebnis aus dem Vorjahr. Die Produktionseinbußen von 9,4 Prozent im Jahr 2020 waren dabei heftiger als die aus den vier vorhergehenden Jahren zusammen. In der chemischen Industrie sank die Produktion um 2,8 Prozent. Dies war der zweite Rückgang in Folge. Die Ernährungsindustrie steigerte ihre Produktion um 1,6 Prozent nach zuvor 3,2 Prozent. Auch zum Jahresbeginn 2021 ist in der südkoreanischen Industrie ein Anstieg der Aktivitäten zu beobachten. Im Fahrzeugbau und in der Elektroindustrie waren die Produktionszuwächse im ersten Quartal sogar zweistellig. In der chemischen Industrie und im Maschinenbau stieg die Produktion im Vorjahresvergleich nur leicht an. In der pharmazeutischen Industrie sank die Produktion zu Jahresbeginn um 2,8 Prozent. Über alle Branchen hinweg stieg die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes um 5,6 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe bewegt sich seit Oktober 2020 oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Indexpunkten, ist aber im April um 0,7 Zähler auf 54,6 Punkte gesunken. Sollte Südkoreas Industrie auf dem Expansionspfad der letzten drei Monateverbleiben, ist im Jahresergebnis ein Produktionsplus von bis zu sieben Prozent möglich.
Südkorea: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
8
55 3 50 -2 45
40
-7 2017
2018
Industrieproduktion (rechte Achse)
2019
2020
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Europäische Union In der Europäischen Union ist die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) nach dem pandemiebedingten Einbruch im zweiten Quartal 2020 im weiteren Jahresverlauf zwar wieder gestiegen. Dennoch wurde das Vorjahresniveau im dritten Quartal mit minus sechs Prozent deutlich und im vierten Quartal mit minus 0,9 Prozent leicht verfehlt. In der Summe ist die Industrieproduktion in der EU um 7,9 Prozent gesunken, nach minus 0,8 Prozent im Jahr zuvor. Das Verarbeitende Gewerbe wies für das Jahr 2020 sogar einen Rückgang um 8,3 Prozent aus, nach minus 0,7 Prozent im Jahr 2019. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes sank die Produktion im Fahrzeugbau mit minus 21,5 Prozent am stärksten, gefolgt von Maschinenbau mit minus 12,3 Prozent. In der Stahlund Metallverarbeitung liefen die Geschäfte mit minus 11,1 Prozent ähnlich schlecht. Deutlich geringere Produktionsverluste verzeichnete die Elektroindustrie (minus 2,7 Prozent) und die chemische Industrie mit minus 1,8 Prozent. Zusammen mit dem Pharmageschäft (plus 5,4 Prozent) blieb die chemische Industrie seit 2013 auf Wachstumskurs. Ernährungsindustrie und sonstiger Fahrzeugbau, die im Vorjahr ihre Produktion noch steigern konnten, mussten ihre Produktion pandemiebedingt um 3,2 Prozent bzw. 15,9 Prozent drosseln.
Industrieproduktion* in den vier größten EU-Mitgliedsstaaten 110
100
Italien Deutschland Spanien Frankreich
90
80
70
60
50 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Jan 21 Feb 21 Mrz 21 *Index: Februar 2020=100, kalender- und saisonbereinigt Quelle: Macrobond
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Unter den vier größten Volkswirtschaften der Europäischen Union verzeichnete das Verarbeitende Gewerbe in Italien im April 2020 mit einem Produktionseinbruch um 45 Prozent den stärksten pandemiebedingten Produktionseinbruch. Im weiteren Jahresverlauf hat sich Italiens Industrie aber auch am schnellsten wieder erholt. Im Februar lag die Produktion in Italien nur noch 1,4 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus. In Spanien und Frankreich lagen die Produktionseinbußen im Frühjahr 2020 bei etwas mehr als einem Drittel, in Deutschland bei 30 Prozent. Während in Spanien die Differenz zum Vorkrisenniveau nur noch 3,6 Prozent beträgt, sind die Werte für Deutschland (6,1 Prozent) und Frankreich (7,1 Prozent) deutlich höher. Zum Jahresbeginn 2021 ist Industriekonjunktur in der Europäischen Union durch Sondereffekte geprägt. Neben leichtem Wachstum in der chemischen und der pharmazeutischen Industrie verbucht die Elektroindustrie Produktionszuwächse im zweistelligen Bereich. Im Maschinenbau und in der Stahlund Metallverarbeitung sank die Produktion im Vorjahresvergleich leicht, im Fahrzeugbau dagegen deutlich. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie erreicht im März 61,9 und im April mit 62,3 Indexpunkten neue Spitzenwerte und signalisiert einen deutlichen Anstieg der Produktion im Frühjahr. Angesichts des statistischen Überhangs von mehr als sechs Prozent und der sich abzeichnenden Produktionssteigerung im Frühjahr, rechnen wir für das gesamte Jahr 2021 mit einem Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um acht Prozent.
Europäische Union EU27: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 65
10
55
0
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-10
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-20
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-30 2017
2018
Industrieproduktion (rechte Achse)
2019
2020
2021
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Deutschland In Deutschland hat sich die Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) erst spät vom CoronaSchock erholt. Trotz wieder steigender Produktion wurde das Vorjahresniveau im dritten Quartal 2020 mit minus 10,3 Prozent deutlich verfehlt. Der Schlussspurt im vierten Quartal reduzierte den Vorjahresabstand auf nur noch drei Prozent. In der Summe sank die Industrieproduktion im Jahr 2020 im Vorjahresvergleich um 10,4 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe war der Rückgang in der saisonund kalenderbereinigten Betrachtung mit minus 10,6 Prozent noch etwas stärker. Unter den einzelnen Branchen hat es den Fahrzeugbau mit Abstand am stärksten getroffen. Hier ging die Produktion um knapp ein Viertel zurück. Im Maschinenbau war der Rückgang ebenfalls zweistellig, mit minus 13,6 Prozent im Vergleich zum Automobilbau jedoch noch moderat. Die Entwicklung in diesen beiden Leitbranchen dürfte auf das Jahresergebnis in der Stahl- und Metallverarbeitung ausgestrahlt haben, das mit minus 11,8 Prozent ähnlich schwach ausfiel. In der Elektroindustrie waren die Produktionseinbußen mit minus 7,4 Prozent moderater. Die chemische Industrie verbuchte zum Jahresende einen Produktionsrückgang von minus 0,8 Prozent. Dabei verfehlten die Hersteller von pharmazeutischen Produkten das Vorjahresergebnis mit minus 0,3 Prozent nur knapp, während in der Basischemie die Produktion mit minus 1,1 Prozent etwas stärker zurückging. Die Produktionseinbußen bei Nahrung und Getränken beliefen sich auf minus 3,4 Prozent.
Deutschland: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 70
10
65 60
0
55 50
-10
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-20
35 30
-30 2017
2018
Industrieproduktion (rechte Achse)
2019
2020
2021
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
Zum Jahresbeginn 2021 ist die konjunkturelle Belebung etwas ins Stocken geraten. Im ersten Quartal sank die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes im Vorjahresvergleich um 1,9 Prozent. Während
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 12/05/2021
in der Elektroindustrie und in der chemischen Industrie die Produktion bereits über Vorjahresniveau liegt, kam es im Fahrzeugbau aufgrund von Zulieferproblemen zu kräftigen Produktionseinbußen. Diese dürften jedoch temporärer Natur sein. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg im März auf einen Rekordwert von 66,6 Punkten und zeigt damit eine deutliche Ausweitung der Produktion an. Im April erreichte er mit 66,2 Punkten den zweithöchsten Wert. Wir rechnen auf Basis der Einschätzungen der einzelnen Branchen für das gesamte Jahr 2021 mit einem Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um acht Prozent.
Frankreich Frankreichs Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) befand sich bereits seit Jahresmitte 2019 in einer Rezession, die sich durch den Ausbruch der Corona-Pandemie noch verschärft hat. Nach dem Tiefpunkt im zweiten Quartal 2020 ist die Industrieproduktion zwar wieder gestiegen. Mit minus 7,7 Prozent im dritten Quartal und minus 4,3 Prozent im vierten Quartal wurde das Vorjahresniveau jedoch deutlich verfehlt. In der Summe ist die Industrieproduktion 2020 in Frankreich um 10,9 Prozent gesunken. Im Verarbeitenden Gewerbe betrug der Rückgang 11,6 Prozent. Unter den einzelnen Branchen war der Produktionsrückgang im Fahrzeugbau mit minus 28 Prozent im Vorjahresvergleicht am stärksten. Ebenfalls heftig waren die Einbußen in der metallverarbeitenden Industrie (minus 17,5 Prozent). Im Maschinenbau und in der Elektroindustrie lagen die Produktionseinbußen mit minus 12,4 Prozent und minus 11,5 Prozent ebenfalls im zweistelligen Bereich. In der chemischen Industrie war die Entwicklung zweigeteilt. Während die Herstellung pharmazeutischer Produkte um 3,7 Prozent zunahm, sank die Produktion in restlichen Chemiegeschäft um 8,2 Prozent. In der Ernährungsindustrie wurde das Vorjahresergebnis um 3,1 Prozent verfehlt. Frankreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
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Industrieproduktion (rechte Achse)
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Zum Jahresbeginn 2021 ist der Erholungsprozess etwas ins Stocken geraten. Während die Aktivitäten in der pharmazeutischen Industrie, dem Maschinenbau und in der Elektroindustrie am aktuellen Rand etwas zunahmen, verminderte sich die Produktion in der chemischen Industrie und im Fahrzeugbau deutlich. Dies dürfte nicht von Dauer sein, denn der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe zeigt mit Werten von 59,3 im März und 58,9 im April eine kräftige Ausweitung der Produktion an. Wir rechnen daher für das Jahr 2021 mit einem Anstieg der Produktion in einer Größenordnung von sieben Prozent.
Italien Italiens Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) hat nach dem pandemiebedingten Produktionseinbruch in der zweiten Jahreshälfte 2020 schnell wieder Tritt fassen können. Im dritten Quartal lag die Produktion 4,2 Prozent unter Vorjahresniveau, im vierten Quartal nur noch 2,4 Prozent darunter. Über das gesamte Jahr hinweg hat sich die Industrieproduktion um 11,1 Prozent vermindert. Im Verarbeitenden Gewerbe waren es minus 11,7 Prozent. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes hat es den Fahrzeugbau am stärksten getroffen. Die Produktion sank hier mit minus 22,9 Prozent im Vorjahresvergleich bereits das dritte Jahr in Folge. Im Maschinenbau gingen die Aktivitäten um 13,9 Prozent zurück, in der metallverarbeitenden Industrie und im sonstigen Fahrzeugbau beliefen sich die Produktionseinbußen auf jeweils minus 12,1 Prozent. In der Elektroindustrie lag der Produktionsausfall mit minus 8,8 Prozent in einstelligen Bereich. Die Chemieindustrie musste ihre Produktion um insgesamt 6,3 Prozent drosseln, da nicht nur die Erzeugung in der Basischemie (minus 7,8 Prozent) sondern auch die Herstellung pharmazeutischer Produkte zurückging (minus 4,6 Prozent). In der Ernährungsindustrie sank nach vier Jahren Wachstum die Produktion um drei Prozent. Italien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 65
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Industrieproduktion (rechte Achse)
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Seit November des vergangenen Jahres nehmen die Aktivitäten kontinuierlich zu. Mit der chemischen Industrie, der Elektroindustrie und der metallverarbeitenden Industrie produzieren bereits drei Branchen seit Jahresende 2020 über Vorjahresniveau. Die restlichen Branchen dürften spätestens im Frühjahr nachziehen. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg von Januar bis April stets auf ein neues Dreijahreshoch mit zuletzt 60,7 Indexpunkten. Wir rechnen nach dem starken Einbruch im Vorjahr und bei der sich abzeichnenden kräftigen Erholung mit einem Anstieg der Produktion um zehn Prozent. Spanien Spaniens Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) befand sich zum Jahresende 2019 noch auf Wachstumskurs, der durch den Corona-Schock unterbrochen wurde. Nach dem Produktionsrückgang im zweiten Quartal 2020 setzte zwar eine schnelle Erholung ein. Im dritten Quartal lag der Ausstoß in der Industrie noch fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau, im vierten Quartal verminderte sich der Abstand auf nur noch 2,2 Prozent. Für das gesamte Jahr 2020 resultierte hieraus ein Rückgang um 9,6 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe waren die Einbußen mit minus 10,4 Prozent etwas stärker. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes verzeichnete der Fahrzeugbau mit minus 18,2 Prozent die stärksten Produktionseinbußen. Ebenfalls zweistellig ging die Produktion im Maschinenbau zurück (minus 12,3 Prozent) sowie in den metallverarbeitenden Betrieben mit minus 13,3 Prozent. In der Elektroindustrie verminderte sich die Ausbringung um 4,5 Prozent. Die chemische Industrie verfehlte das Vorjahresergebnis mit minus 0,6 Prozent nur knapp. Während das reine Chemiegeschäft mit minus 2,1 Prozent abschloss, legte der Pharmabereich mit plus 1,8 Prozent das sechste Jahr in Folge zu.
Spanien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 60
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Industrieproduktion (rechte Achse)
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (linke Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Im ersten Quartal des laufenden Jahres trat die Industriekonjunktur in Spanien auf der Stelle. Während in der pharmazeutischen Industrie, im Maschinenbau und in der Elektroindustrie die Produktion im Vorquartalsvergleich deutlich stieg, verzeichnete der Fahrzeugbau deutliche Produktionseinbußen. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe deutet auf eine Erholung im Frühjahr hin. Die Werte von März mit 56,9 Punkten und April mit 57,7 Punkten liegen deutlich über der ab 50 beginnenden Expansionsschwelle. Trotz schwachem Jahresauftakt rechnen wir im Jahresergebnis mit einem Produktionsanstieg um sechs Prozent. Welthandel Handel geht pandemiebedingt das zweite Jahr in Folge zurück Die weltweiten Handelsaktivitäten sind im Jahr 2020 das zweite Mal in Folge gesunken. Nach Angaben des CPB sank das weltweite Handelsvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent, nachdem es bereits im Jahr 2019 um 0,3 Prozent geschrumpft war. Während die Handelsaktivitäten in der Finanzkrise über einen Zeitraum von insgesamt acht Monaten nachgaben und erst nach zwei Jahren wieder das Vorkrisenniveau erreichten, war der pandemiebedingte Einbruch im vergangenen Jahr mit drei Monaten deutlich kürzer. Bereits nach acht Monaten erreichte der weltweite Güterhandel wieder das Vorkrisenniveau.
Entwicklung des Welthandels (Index) Finanzkrise (September 2008 = 100); Corona Pandemie (Januar 2020 = 100) 110
105 Pandemie 100
95 Finanzkrise 90
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Quelle:Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB)
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Die Schwellenländer exportierten im Jahr 2020 insgesamt 1,9 Prozent weniger Waren. Die Ausfuhren aus Afrika und dem Mittleren Osten gingen mit minus 6,9 Prozent am stärksten zurück. Aus Lateinamerika wurden 4,2 Prozent weniger Waren exportiert als vor Jahresfrist, die Ausfuhren aus Mittelund Osteuropa verminderten sich um 2,2 Prozent. Während China seine Ausfuhren noch um 2,4 Prozent steigern konnte, gab das Exportgeschäft der asiatischen Schwellenländer (ohne China) um 3,6 Prozent nach. Die Exporte der entwickelten Volkswirtschaften sanken im Jahr 2020 um insgesamt 6,7 Prozent. Während die Exporte aus den Schwellenländern bereits seit September 2020 das Vorjahresniveau überschritten hatten, war dies bei den entwickelten Volkswirtschaften erst im November der Fall. Mit minus 10,6 Prozent verzeichneten die USA die stärksten Exporteinbußen, gefolgt vom Euroraum mit minus 8,8 Prozent und Japan mit minus 7,8 Prozent. Nur die entwickelten Volkswirtschaften Asiens (ohne Japan) konnten ihre Ausfuhren steigern. Der Zuwachs belief sich auf 1,8 Prozent. Die Exporte aus den restlichen entwickelten Volkswirtschaften verminderten sich mit minus 6,5 Prozent dagegen deutlich.
Welt: Exporte nach Herkunftsregionen 10
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entwickelte Volkswirtschaften Schwellenländer
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Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
Entwicklung der deutschen Exporte Im ersten Quartal des vergangenen Jahres sind die deutschen Exporte im Vorjahrsvergleich nur um 3,3 Prozent gesunken. Hierfür waren vor allem das rückläufige Geschäft mit dem Vereinigten Königreich und mit den EU-Staaten verantwortlich. Der pandemiebedingte Einbruch des Exportgeschäfts um knapp ein Viertel setze im zweiten Quartal ein. Der Handel mit dem Vereinigten Königreich und mit den USA verminderte sich jeweils um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum. Im Gegensatz dazu waren die Einbußen aus dem China-Handel mit minus 4,4 Prozent gering. In der zweiten Jahreshälfte setzte eine kräftige Erholung ein, die sich über alle Regionen erstreckte, wobei
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nur die Ausfuhren nach China wieder auf das Vorjahresniveau zurückkehrten. Für das gesamte Jahr 2020 ergab sich hieraus ein Rückgang der Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 9,2 Prozent. Mit Blick auf die Zielländer und Regionen sind die deutschen Ausfuhren nach Großbritannien mit minus 15,6 Prozent am stärksten zurückgegangen. Die Ausfuhren in die USA sanken mit minus 12,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Während die Exporte nach China im Vorjahresvergleich stagnierten (minus 0,1 Prozent) verminderten sich die Ausfuhren in die Europäische Union um minus 9,1 Prozent. Für den Rest der Welt lag der Exportrückgang bei minus 9,5 Prozent. Im ersten Quartal des laufenden Jahres sind Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,4 Prozent gestiegen. Der Handel mit China nahm mit plus 22,3 Prozent kräftig zu. Die Ausfuhren in die EU-Staaten erhöhten sich um 4,8 Prozent und die in die USA um 1,1 Prozent. In das Vereinigte Königreich wurden deutlich weniger Waren exportiert (minus 17,6 Prozent). Die Ausfuhren in die restlichen Länder verminderten sich um 2,4 Prozent. Für das gesamte Jahr 2021 rechnen wir mit einem preisbereinigten Anstieg der Waren- und Dienstleistungsexporte um 8 ½ Prozent.
Deutschland: Exporte nach Zielregionen 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30
restliche Länder V.Königreich USA China EU
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Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebranchen in Deutschland Automobilindustrie Produktion Auch 2021 ist ein sehr herausforderndes Jahr für die Automobilindustrie, das hat sich gleich zu Jahresbeginn gezeigt. Diverse Hersteller meldeten bereits im Januar Kurzarbeit an, der Hintergrund war der globale Mangel an Halbleitern, der die Produktion stark beeinträchtigte. Die Corona-Krise hatte im April 2020 zu einem nahezu vollständigen weltweiten Produktionsstillstand in den Werken geführt. Anschließend konnte die Fertigung nur sukzessive hochgefahren werden und erreichte in Deutschland erst im letzten Tertial wieder das 2019er Niveau. Gleichzeitig stieg die globale Nachfrage nach Chips aus anderen Bereichen wegen Home Office, Home Schooling und dem Digitalisierungsboom stark an. Das führte zu einer Verschiebung der Abnehmersektoren. Aufgrund der komplexen Prozesse bei der Chipfertigung benötigt eine Umstellung einen Vorlauf von etwa drei bis sechs Monaten. Daher rechnen wir damit, dass sich die aktuelle angespannte Lage mit einer Produktion, die im ersten Tertial mit 1,25 Millionen Pkw etwa ein Viertel unter dem 2019er Level gelegen hat, nur langsam im Jahresverlauf auflösen wird. Unterstützend sollte dann im zweiten Halbjahr die anziehende Nachfrage wirken, wenn die Corona-Beschränkungen aufgehoben werden, da dann der Handel wieder vollständig öffnen kann und es zu aufgeschobenen Käufen kommen sollte. Im Vergleich zum Vorjahr gab es zwar ein Produktionsplus von 22 Prozent, dies war jedoch dem Stillstand im April 2021 wegen Corona geschuldet. Für das Gesamtjahr gehen wir nun von einer Inlandsproduktion von vier Millionen Pkw aus, was einen Zuwachs von 13 Prozent darstellt. Neben der Pandemie sind die beiden Jahre 2020/21 sehr stark vom Transformationsprozess hin zu elektrischen Antriebsformen betroffen, die sich automatisch aus den sehr strengen Vorgaben bezüglich der CO2-Grenzwerte von Neuwagen ergeben. So verdreifachte sich 2020 der Elektroanteil an der Produktion auf über zwölf Prozent. Diese Entwicklung setzt sich fort. Im ersten Quartal waren bereits 18,5 Prozent (im März sogar 20 Prozent) der von deutschen Montagebändern laufenden Pkw mit einem Elektromotor für den Antrieb ausgestattet. Besonders dynamisch entwickelte sich im ersten Quartal die Produktion von rein batterieelektrischen Pkw, die um 233 Prozent auf knapp 76.000 Fahrzeuge anstieg. Mit 98.000 Einheiten stellten die Plug-In Hybride das derzeit noch größere Segment, die Zuwachsrate war jedoch mit 140 Prozent nicht ganz so hoch. Im März lagen die Fertigungszahlen dieser beiden Konzepte schon fast gleichauf. Die Krise und der Strukturwandel haben dazu geführt, dass sich das Personal in der Automobilindustrie im letzten Jahr um 30.000 auf 790.000 Beschäftigte Ende Februar reduziert hat. Der Transformationsprozess wird weitergehen, insbesondere im Zulieferbereich ist aufgrund des technisch weniger anspruchsvollen Elektroantriebs ein überdurchschnittlich hoher Beschäftigungsrückgang zu erwarten. Export Ähnlich stark wie die Produktion wurden auch die Exporte vom Halbleitermangel getroffen. Das liegt vor allem daran, dass rund drei von vier in Deutschland gefertigte Pkw im Ausland abgesetzt werden. In den ersten vier Monaten sind die Ausfuhren um 21 Prozent zum Vorjahr wegen des schwachen Vorjahresaprils gestiegen, zu 2019 gab es jedoch einen Rückgang von 24 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit drei Millionen Pkw-Exporten (plus 13 Prozent). Wichtigster Handelspartner bleibt
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im ersten Quartal Großbritannien mit 87.000 Stück (minus 34 Prozent) ganz knapp vor den USA mit 86.000 Einheiten (plus zwei Prozent) und China mit 83.000 Pkw (plus 44 Prozent).
Kontakt: Alexander Fritz; Tel.: +49 30 8978 423 33; E-Mail: alexander.fritz@vda.de
Bauindustrie: Baukonjunktur 2021 mit leichten Schwächen Die Bauwirtschaft hat 2020 die Konjunktur gestützt, Bauinvestitionen und Bruttowertschöpfung im Baugewerbe legten preisbereinigt deutlich zu. Dies war allerdings auch auf erhebliche Vorzieheffekte zurückzuführen. Viele Auftraggeber wollten (Teil-)Leistungen noch zum reduzierten Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent abgerechnet haben. Dies sorgte dann für einen holprigen Jahresstart 2021. Hinzu kommen äußerst schlechte Witterungsbedingungen, die die Bautätigkeit – vor allem im Tiefbau – erheblich einschränkten. Im ersten Quartal 2021 meldeten durchschnittlich 46 Prozent der Baufirmen eine Behinderung ihrer Produktion durch Witterungsbedingungen, vor einem Jahr waren es nur 28 Prozent. Positiv stimmt aber der Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe. Dieser erreichte Ende 2020 mit 55,6 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert und lag um 6,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Ende April 2021 hatten die Auftragsbestände in der Branche eine Reichweite von 4,3 Monaten. Für das laufende Jahr erwartet der Hauptverband der deutschen Bauindustrie eine nominale Stagnation der baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe auf dem Vorjahresniveau von 143 Milliarden Euro, real entspricht dies einem Rückgang um zwei Prozent. In den Branchen ist das Konjunkturbild gemischt. Im Wohnungsbau sind Genehmigungen sowie Auftragseingänge und -bestand weiterhin positiv, 2021 wird ein weiteres Wachstumsjahr werden. Probleme dürfte es dagegen im Wirtschaftshochbau und im Öffentlichen Bau geben. Die Genehmigungen im Wirtschaftshochbau sind in Folge der Corona-Krise im zweiten Halbjahr 2020 zurückgegangen, auch der Auftragseingang zeichnet für diesen Zeitraum mit minus 6,2 Prozent ein eher düsteres Bild. Auch der erneute Lockdown im Frühjahr 2021 wird die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bremsen. Im Öffentlichen Bau läuft vor allem der Straßenbau derzeit schwach. Der Auftragseingang war 2020 negativ und die Autobahn GmbH des Bundes, die seit dem 1. Januar 2021 die Zuständigkeit für Bau und Erhaltung der Autobahnen übernommen hat, kämpft mit massiven Anfangsschwierigkeiten. Sorgen bereiten auch die Kommunen. Im Vorjahr hat die Kompensation der Gewerbesteuerausfälle durch Bund und Länder die Kommunalfinanzen gestützt, die Ausgaben für Baumaßnahmen stiegen um 11,4 Prozent. Im laufenden Jahr ist – verglichen mit diesem hohen Niveau – mit einem Rückgang zu rechnen. Probleme bereiten den Baufirmen derzeit Verknappungen und teils starke Preissteigerungen bei Baumaterial. Baustahl, Produkte der Bauchemie und Bauholz haben sich seit Jahresbeginn zwischen 20 und 40 Prozent verteuert, zugesagte Mengen und Liefertermine werden durch die Baustoffhändler teilweise nicht eingehalten. Da diese Entwicklung durch die Baufirmen nicht eingepreist werden konnte, wird dies deren Ertragslage unter Druck setzen.
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Positiver sieht es dagegen auf dem Bauarbeitsmarkt aus. Im Vorjahr hat das Bauhauptgewerbe die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt noch einmal um 2,6 Prozent auf 893.000 gesteigert. Verglichen mit dem Tiefpunkt im Jahr 2009 gab es einen Ausbau der Belegschaften von immerhin gut einem Viertel. Auch im laufenden Jahr planen die Firmen, auch wegen Abgängen von Beschäftigten in die Rente in den kommenden Jahren, einen leichten Beschäftigungsaufbau, der bei etwa 5.000 Personen liegen dürfte.
Kontakt: Heinrich Weitz; Tel.: +49 30 21286 144; E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de
Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie: 2021 leichter Produktionsrückgang zu erwarten Dank eines sehr positiven Nachfrageverlaufs im vierten Quartal 2020 (plus 7,5 Prozent gegenüber Vorjahr) konnte die Baustoff-Steine-Erden-Industrie im vergangenen Jahr mit real plus 1,8 Prozent ein deutliches Produktionswachstum erzielen. Damit verlief die Konjunkturentwicklung, ausgehend von der robusten Baunachfrage, deutlich dynamischer als noch zu Beginn der Corona-Pandemie erwartet. Signifikante Zuwächse waren unter anderem in der Mörtel-, Zement- und Betonindustrie zu verzeichnen. Hingegen waren Branchen, die in andere Industriesektoren liefern (z. B. Kalk, Feuerfestkeramik oder Spezialsande), von der Wirtschaftskrise betroffen und wiesen teilweise deutliche Minusraten auf. Zum Jahresbeginn 2021 war die Nachfrage in nahezu allen Steine-Erden-Subsektoren deutlich rückläufig (Branchendurchschnitt: Januar/Februar 2021: minus 8,7 Prozent). Hier sind allerdings starke witterungsbedingte Einschränkungen zu berücksichtigen. Die Produktion dürfte in den Folgemonaten weitgehend aufgeholt werden. Für das Jahr 2021 insgesamt erwartet der bbs einen leichten Produktionsrückgang in der Größenordnung von real minus ein Prozent. Dabei schlagen sich u. a. die schwächeren Aussichten für den gewerblichen Bau nieder. Trotz der leicht rückläufigen Produktionserwartungen ist die Stimmung in der Steine-Erden-Industrie aufwärtsgerichtet: Der ifo-Konjunkturtest für den Bereich Glasgewerbe, Keramik, Steine und Erden zeigt sowohl für die aktuelle Geschäftslage als auch für die Erwartungen mehrheitlich optimistische Einschätzungen an. Hier spiegelt sich auch wider, dass es sich bei dem zu erwartenden Produktionsrückgang lediglich um eine leichte, von hohem Niveau ausgehende Abschwächung handelt; der grundsätzliche Wachstumstrend im Bausektor ist weiter intakt. Der Export, der aufgrund der hohen Transportkostenintensität vieler Güter in der Steine-Erden-Industrie nur in einigen Subsektoren von größerer Bedeutung ist, hat sich im vergangenen Jahr mit minus 6,9 Prozent krisenbedingt schwach entwickelt. Zum Jahresbeginn 2021 hat sich der Abwärtstrend fortgesetzt.
Kontakt: Christian Engelke; Tel.: +49 30 7261 999 29; E-Mail: c.engelke@bvbaustoffe.de
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Chemieindustrie: Chemiegeschäft auf Erholungskurs Die Chemie- und Pharmaindustrie hat sich nach dem Einbruch durch die Corona-Krise deutlich erholt. Der befürchtete Dämpfer im Winter 2020 blieb aus. Im Gegenteil: Die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen stieg trotz erneutem Lockdown im In- und Ausland kräftig. Dementsprechend war die Bilanz der Branche im Gesamtjahr 2020 dann auch positiver als zunächst erwartet worden war. Die Produktion ging um 0,8 Prozent zurück und der Umsatz sank um knapp vier Prozent auf 190,6 Milliarden Euro. Der Start ins Jahr 2021 fiel positiv aus. Die Erholung der Industriekonjunktur setzte sich nahezu überall fort. Angesichts steigender Preise und leerer Lager nahmen die Bestellungen von Chemikalien dynamisch zu. Die Stimmung in den Chemieunternehmen verbesserte sich kontinuierlich. Die aktuelle Lage wurde zuletzt so gut eingeschätzt wie seit Sommer 2018 nicht mehr. Die Produktion lag in den ersten Monaten des Jahres bereits über Vorjahr. Der Umsatz nahm zwar auch zu, konnte das Vorjahr aber noch nicht ganz erreichen. Insbesondere die Geschäfte mit europäischen und asiatischen Kunden entwickelten sich dabei dynamisch. Ein Dämpfer ging allerdings von der Angebotsseite aus. Fehlende Vorprodukte machten immer mehr Unternehmen Probleme. Die Gründe hierfür waren vielfältiger Natur: Winterstürme, tiefe Temperaturen bzw. Hochwasser führten in Europa und den USA zu Produktionsdrosselungen in der Grundstoffchemie. Die Produktionsbehinderungen setzten sich im Folgenden dann in allen Wertschöpfungsstufen der Chemie fort. Zeitgleich häuften sich die Probleme in der Logistik mit Engpässen bei Containerkapazitäten, hohen Frachtpreisen sowie langen Lieferzeiten – vor allem bei Importen aus Asien. Ausblick: Erholung im zweiten Halbjahr auf breiter Front Die Erwartungen für die weitere Entwicklung sind positiv. Die wirtschaftliche Belebung bei den industriellen Kunden der Chemie setzt sich trotz dynamischem Infektionsgeschehen fort. Zusätzlich nimmt das Impftempo zunehmend an Fahrt auf. Damit werden sich auch die Dienstleistungen, das Gastgewerbe und der Einzelhandel im weiteren Jahresverlauf erholen. Der Aufschwung steht dann auf breitem Fundament und die Nachfrage belebt sich weiter. Auch die Probleme in den Lieferketten sollten im Jahresverlauf zumindest teilweise abnehmen. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Mehrheit der Chemie- und Pharmaunternehmen dementsprechend einen Umsatzzuwachs. Die Branchenkennzahlen sollten in diesem Jahr positiv ausfallen. Der VCI rechnet für das Gesamtjahr 2021 mit einem Plus der Produktion von drei Prozent. Bei anziehenden Preisen (plus zwei Prozent) steigt der Branchenumsatz um fünf Prozent auf 200 Milliarden Euro. Inlands- und Auslandsgeschäft dürften sich mit ähnlicher Dynamik entwickeln.
Kontakt: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: kellermann@vci.de
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Elektroindustrie Rund vier Fünftel des Produktionsrückgangs sollten 2021 wieder aufgeholt werden Die Corona-Pandemie und der mit ihr einhergehende Konjunktureinbruch haben 2020 auch in den Branchenkennzahlen der deutschen Elektroindustrie ihre Spuren hinterlassen. Nach einer dynamischen Erholung in der zweiten Jahreshälfte waren die Rückgänge am Jahresende jedoch weniger ausgeprägt, als noch im Frühjahr 2020 zu befürchten war. So reduzierte sich die preisbereinigte Produktion 2020 letztlich um 6,1 Prozent zum Vorjahr. In ähnlicher Größenordnung gingen auch die nominalen Umsätze mit einem Minus von fünf Prozent auf 181,9 Milliarden Euro zurück. Hier verfehlten die Inlands- und Auslandsumsätze ihr jeweiliges Vorjahresniveau um 4,3 bzw. 5,6 Prozent. Die Auftragseingänge sanken 2020 um 3,1 Prozent. Insbesondere im Schlussquartal kam es hier allerdings mit einem Anstieg von 11,4 Prozent zum Vorjahresquartal zu einer spürbaren Belebung. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Elektroindustrie belief sich am Jahresende auf 872.000 Beschäftigte, womit sie 1,6 Prozent unter dem Vorjahreswert lag. Nicht zuletzt durch den Einsatz von Kurzarbeit konnte hier ein größerer Beschäftigungsabbau vermieden werden. So arbeitete auf dem Höchststand im Mai rund ein Fünftel der Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die für 2021 bisher verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass sich die Erholung in der Elektroindustrie fortsetzt. So hatte sich das Geschäftsklima der deutschen Elektroindustrie nach dem Einbruch im Frühjahr letzten Jahres elf Mal in Folge verbessert. Zuletzt ging es im April 2021 – auf hohem Niveau – erstmals wieder leicht zurück. Nachdem im Februar bei den Geschäftserwartungen sogar ein Allzeithoch markiert worden war, schätzten die Unternehmen im März und April die Aussichten wieder etwas schlechter ein. Demgegenüber hat sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage auch im April 2021 nochmal leicht verbessert, sie befindet sich auf dem höchsten Stand seit Ende 2018. Auch die Kapazitätsauslastung hat sich zu Beginn des zweiten Quartals kräftig erholt und liegt aktuell bei 86,7 Prozent der betriebsüblichen Vollauslastung und damit über dem historischen Durchschnitt. Die mittlere Reichweite der Auftragsbestände beträgt inzwischen 3,8 (Produktions-) Monate. Das positive Stimmungsbild spiegelt sich – nicht zuletzt aufgrund der stark ausgefallenen Märzzahlen – auch in den Umsatz- und Produktionsdaten des aktuellen Jahres wider. So erhöhten sich die Umsätze der deutschen Elektroindustrie im ersten Quartal 2021 um 3,1 Prozent zum Vorjahresquartal, bei der Produktion betrug der Anstieg ebenfalls 3,1 Prozent. Vor diesem Hintergrund prognostiziert der ZVEI für 2021 einen Zuwachs der preisbereinigten Produktion von fünf Prozent. Damit dürfte die deutsche Elektroindustrie etwa 80 Prozent des 2020er-Verlusts bereits in diesem Jahr wieder aufholen. Elektroexporte: China baut den Vorsprung als größtes Einzelabnehmerland aus Auch das Exportgeschäft der deutschen Elektroindustrie musste im vergangenen Jahr deutlich Federn lassen. Insgesamt wurden 2020 elektrotechnische und elektronische Erzeugnisse im Wert von 202,7 Milliarden Euro exportiert, was einem Abschlag von 5,7 Prozent zum Vorjahresniveau entspricht. Unter den zehn größten Ausfuhrdestinationen der heimischen Elektroindustrie tun sich nur wenige Länder mit positiver Veränderungsrate zum Vorjahr hervor. So konnte das Ausfuhrvolumen nach China – dem größten Abnehmerland der deutschen Elektroindustrie – um 6,5 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro gesteigert werden. Die Lieferungen nach Polen erhöhten sich um 5,4 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro. Demgegenüber brachen die Branchenexporte in die zweitplatzierten USA um 9,8 Prozent auf 17,3 Milliarden Euro ein. An dritter Stelle rangiert Frankreich (minus 11,1 Prozent auf 12,1 Milliarden
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Euro). Im bisherigen Jahresverlauf (Januar - Februar.) 2021 gaben die Elektroexporte zum Vorjahr leicht nach (minus 1,2 Prozent). Dabei blicken die deutschen Elektrounternehmen mit Zuversicht auf das Exportgeschäft. So lagen die Exporterwartungen im April 2021 bei per Saldo 33,5 Prozentpunkten, was dem höchsten Wert der letzten zehn Jahre entspricht.
Kontakt: Matthias Düllmann; Tel.: +49 69 6302 329; E-Mail: matthias.duellmann@zvei.org
Gießerei-Industrie: Dynamischer Jahresstart 2021 Bei den deutschen Gießereien zeigt sich die Stimmungslage im Frühjahr 2021 positiv. Der Saldo der Gut- und Schlechtbewertungen des Ifo-Institutes liegt im April bei 19 Punkten. Bis dahin ist es jedoch ein schwieriger Weg gewesen. Die Erholung in der Gießerei-Industrie setzte verhältnismäßig spät ein, legte in den ersten vier Monaten des Jahres dann jedoch um signifikante 80,1 Saldenpunkte in der monatlichen Ifo-Abfrage zu. Inzwischen schnellen die Auftragseingänge in der Breite nach oben. Die starke Dynamik beruht darauf, dass eine steigende Nachfrage der Endproduzenten auf leere Lager der Abnehmer von Gussprodukten stößt. Die zum Teil historischen hohen Auftragseingänge müssen derweil mit Vorsicht genossen werden. Insbesondere die Lieferschwierigkeiten im Bereich der Halbleiter und die damit verbundenen Produktionsprobleme in der Automobilindustrie, dem bedeutendsten Abnehmerzweig von Guss, wirken sich bereits dämpfend auf die Gießereien aus. Eine partielle Überhitzung bei Bestellungen aus dem Maschinen- und Anlagenbau ist nicht auszuschließen. Die Gussproduktion in den ersten zwei Monaten sank um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, welcher noch nicht von der Pandemie bestimmt wurde. Während die Eisen- und Stahlgießereien ein Minus von 3,8 Prozent melden, liegen Leichtmetallgießereien bei einem Minus von 8,7 Prozent. Nachdem der Umsatz im Vorjahr um rund 18 Prozent einbrach, ist für das Gesamtjahr 2021 ein Zuwachs von zwölf Prozent zu erwarten. In den knapp 600 Unternehmen (BDG Erhebung) sind aktuell rund 71.000 Personen beschäftigt. Personalabbau ließ sich trotz intensiver Nutzung der ausgeweiteten Kurzarbeitsregelung nicht vermeiden. Der verbesserten Lagebeurteilung folgend deutet sich nun gleichwohl eine Stabilisierung der Beschäftigtenzahlen an. Positive Signale, welche von der zuletzt an Fahrt aufnehmenden Impfkampagne ausgehen, scheinen die langen währenden Unsicherheiten auf der Nachfrageseite zu verdrängen. Gleichwohl bereitet das Infektionsgeschehen und die damit verbundenen Ausfälle von Beschäftigten weiterhin Sorgen. Auch die Versorgung von Vormaterialien und steigende Kosten von diversen Rohstoffen und dem Transport können die positiven Entwicklungen der vergangenen zwei Monate wieder ausbremsen. Nachfrage außerhalb des Eurogebiets als Exporttreiber Der Umsatz der deutschen Gießereien beziffert sich für die Monate Januar und Februar 2021 auf rund 1,8 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergibt sich damit ein Minus von 6,1 Prozent. Die Exportquote ist mit rund 33 Prozent stabil geblieben. Der Umsatz im Euro-Ausland ist derweil mit knapp 10,6 Prozent deutlich stärker eingebrochen als der Umsatz im übrigen Ausland, welcher lediglich um 4,3 Prozent nachgab. Zu beachten ist hierbei, dass die Pandemie zunächst China getroffen hatte und die Exporte nach Asien im Vorjahr als erstes nachgaben.
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Neben China, welches als erstes von der Pandemie betroffen war und bereits im zweiten Halbjahr 2020 eine solide Erholung erlebte, entwickelt sich aktuell die wirtschaftliche Situation in den USA, getrieben von einem bis dato unvergleichlichen Konjunkturprogram der neuen Administration, sehr positiv. Gleichzeitig startete Europa mit neuen Lockdowns ins Jahr 2021. Beachtet man neben den direkten Gussexporten auch die indirekten, welche über den Export von gussintensiven Produkten im Maschinen- und Anlagenbau und der Fahrzeugindustrie erfolgen, so kommt man zum Schluss, dass das verhältnismäßig stärkere Auslandsgeschäft der deutschen Industrie zum Jahresstart auch die Gießereiindustrie stützt. Die sich nun anschiebende Erholung in Europa wird schließlich mit Verzögerung die Gießerei-Industrie erreichen, sodass erst in der zweiten Hälfte des Jahres Rückenwind aus der inländischen Nachfrage erwartet wird.
Kontakt: Tillman van de Sand; Tel.: +49 211 6871 301; E-Mail: tillman.vandesand@bdguss.de
Glasindustrie Umsatzrückgang 2020 – optimistischer Beginn 2021 Glasbranchen durch Corona-Krise unterschiedlich stark betroffen Der Gesamtumsatz der Glasindustrie in Deutschland sank im Jahr 2020 um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund 9,35 Milliarden Euro (2019: 9,81 Milliarden Euro). Inlands- und Auslandsumsatz zeigten sich dabei gleichermaßen rückläufig mit einem Minus von vier bzw. 5,5 Prozent. Die Corona-Krise hat in nahezu allen Glasbranchen 2020 zu einem negativen Abschluss geführt: Die höchsten Verluste verzeichneten die Flachglashersteller mit einem Rückgang beim Umsatz von 9,6 Prozent auf 935 Millionen Euro (2019: 1,03 Milliarden Euro). Die Branche wurde besonders stark von dem Stillstand in der Automobilindustrie getroffen, für die sie ein wichtiger Zulieferer ist. Auch die Flachglasveredeler schlossen das Jahr mit einem Umsatzrückgang in Höhe von 3,1 Prozent auf 3,66 Milliarden Euro ab (2019: 3,78 Milliarden Euro). Die Hersteller von Glasfasern und Spezialglas verzeichneten dagegen moderatere Verluste: Im Segment Glasfasern sank der Umsatz um 0,9 Prozent auf 983 Millionen Euro (2019: 991 Millionen Euro). Die Spezialglasindustrie verzeichnete einen Umsatzrückgang von 0,4 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro (2019: 1,36 Milliarden Euro). Konstant zeigte sich dagegen das Ergebnis der Behälterglasindustrie im Vergleich zum Vorjahr: Der Umsatz stieg um 0,4 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro. Die Branche profitierte dabei von der Verschiebung des Konsums von Lebensmitteln und Getränken in den häuslichen Bereich und konnte dadurch Einbußen durch die Schließung gastronomischer Betriebe kompensieren. Auf Hochdruck lief die Produktion bei den Herstellern für Pharmaglas, die mit Millionen von Glasbehältern für die Abfüllung der Impfstoffe gegen das Coronavirus einen entscheidenden Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten. Trotz der negativen Bilanz sind die Unternehmen der verschiedenen Glasbranchen in ihren Geschäftserwartungen für 2021 vorsichtig optimistisch. Dies zeigt sich auch im ifo-Geschäftsklimaindex. So legte der saisonbereinigte ifo-Geschäftsklimaindex für die Glasindustrie im April 2021 das dritte Mal in Folge zu und stieg gegenüber März um 2,2 Punkte auf 101,7 Punkte. Der Grund liegt im deutlich
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besseren Geschäftsklima für die Veredelung und Bearbeitung von Flachglas und die Herstellung von Hohlglas, deren Geschäftsklimaindizes um 5,6 bzw. 3,5 Punkte zunahmen, während das Geschäftsklima für technische Glaswaren und Spezialglas leicht zurückging (minus 0,8 Punkte).
Kontakt: Dr. Johann Overath; Tel.: + 49 211 9022 7821; E-Mail: overath@bvglas.de
Keramische Industrie Das Corona-Jahr 2020 hinterließ in der Feinkeramischen Industrie schwere negative Spuren Die Geschirr- und Zierporzellanhersteller mussten 2020 hefige Umsatzeinbußen verkraften. Der Gesamtumsatz lag um 23,9 Prozent hinter den Vorjahreswerten zurück. Das Inlandsgeschäft hat sich im Laufe des Jahres auf schwachem Niveau stabilisiert, trotzdem ging auch hier der Umsatz um 18,1 Prozent zurück. Das Exportgeschäft brach stärker ein. Nahezu jeder dritte Euro blieb aus, sodass ein Umsatzrückgang im Exportgeschäft in Höhe von 30 Prozent die Folge war. Auf Grund der mangelnden Nachfrage wurde die Produktion stark zurückgefahren. Diese lag um 30,1 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück. Besonders hart getroffen waren die Hersteller, die sich verstärkt auf „Profiporzellan“ spezialisiert haben. Die harten Lockdown-Maßnahmen in den Bereichen HoReCa (Hotel, Restaurants, Catering) führten zu einem heftigen Einbruch der Nachfrage nach Profiporzellan. In diesem Bereich liegt der Gesamtumsatzrückgang in etwa bei 44 Prozent. Die mangelnde Nachfrage im Geschirrsektor führte leider zwangsläufig zu einer Anpassung bei der Beschäftigung. Insgesamt verzeichnet die Branche ungefähr zehn Prozent weniger Beschäftigte als noch vor einem Jahr. Ein ähnlich schwaches Bild zeigt sich auch bei den klassischen Manufakturen. Der Start ins neue Geschäftsjahr verlief sowohl für die Geschirr- und Zierporzellanindustrie, als auch für die Manufakturen sehr verhalten. Das Umsatzminus steckt noch immer im tiefroten Bereich. In den nächsten Monaten werden sich die Zahlen jedoch wegen des statistischen Reboundeffektes verbessern. Der Auftragseingang lässt eine schnelle reale Trendumkehr bisher als eher wenig wahrscheinlich erscheinen. Die Technische Keramik musste 2020 ebenfalls einen schweren Einbruch hinnehmen. Der Gesamtumsatz lag um 15 Prozent hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Dieser Umsatzrückgang verteilt sich gleichmäßig auf das Inlands- und Exportgeschäft. Auch die Produktion wurde in gleichem Maße gedrosselt. Seit November zeigt sich glücklicherweise eine spürbare Verbesserung der Auftragslage. Es ist daher davon auszugehen, dass die Technische Keramik 2021 in der Lage sein wird, die Verluste des Vorjahres wieder zu einem großen Teil aufzuholen. Bei der Technischen Keramik muss jedoch die äußerst heterogene Entwicklung bei den einzelnen Firmen berücksichtigt werden. Nicht jede Firma profitiert vom zuletzt wahrgenommenen Aufschwung. Die Ofenkachelindustrie profitierte 2020 von dem Trend, in das eigene Heim zu investieren. Nach vielen wirtschaftlich herausfordernden Jahren konnte 2020 wieder ein Umsatzwachstum erreicht werden. Der Gesamtumsatz legte um 5,9 Prozent zu. Dieser Anstieg speiste sich dabei allein aus einer erhöhten Nachfrage aus dem Inland (plus 8,7 Prozent). Das Exportgeschäft stagnierte. Auch ins neue Jahr startete man mit positiven Zahlen und vollen Auftragsbüchern, sodass derzeit mit einem weiteren erfolgreichen Jahr zu rechnen ist.
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Die Feinkeramische Industrie insgesamt verzeichnete im Corona-Jahr einen Umsatzrückgang in Höhe von 17,3 Prozent. Damit sorgte die Pandemie für einen heftigeren Einbruch als die Wirtschafts- und Finanzkrise des Jahres 2008/2009.
Kontakt: Philipp Pickelmann; Tel.: +49 9287 808 25; E-Mail: pickelmann@keramverband.de
Luftverkehrswirtschaft Keine Erholung im Passagierluftverkehr – Luftfrachtverkehr mit guten Zuwachsraten Die Corona-Krise belastet die Passagierluftfahrt weltweit schon ein Jahr lang, denn auch im ersten Quartal des laufenden Jahres blieb die Trendwende aus: Weltweit war im Februar 2021 nur 25 Prozent der Nachfrage von Februar 2019 zu verzeichnen. Besonders einschneidend war der Nachfragerückgang von 89 Prozent im internationalen Verkehr, welcher stark durch Reisebeschränkungen belastet ist. Die Inlandsverkehre hingegen hatten weltweit nur einen Rückgang von 51 Prozent gegenüber dem Februar 2019 zu verzeichnen. In Deutschland wurden im ersten Quartal 2021 nur ca. 4,6 Millionen Passagiere gezählt. Dies ist ein Rückgang um 90 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2019. Anders als in vielen anderen Ländern ist der Inlandsverkehr in Deutschland mit 92 Prozent am stärksten eingebrochen, der Europaverkehr mit 90 Prozent und der Interkontinentalverkehr mit 88 Prozent. Das starke Infektionsgeschehen und vor allem auch die damit verbundenen Reisebeschränkungen sind für diesen langanhaltenden Einbruch der Nachfrage verantwortlich. Das Luftfrachtgeschäft hat es geschafft, sich von den negativen Auswirkungen der Pandemie auf den Passagierverkehr zu entkoppeln: Es steigt im ersten Quartal mit 1,3 Millionen Tonnen (Einladungen / Ausladungen) um acht Prozent über den Wert des ersten Quartals 2019. Der Wachstumskurs dürfte sich auch in den nächsten Monaten fortsetzen. Die Gründe hierfür liegen im hohen Aufkommen im Online-Handel aber auch an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in den USA und China und nachfolgend in Europa. Dennoch steht die Luftfracht anhaltend vor hohen operativen Herausforderungen, zum einen durch die noch immer stark eingeschränkte Kapazitätssituation (fehlende Frachtkapazität auf Passagierflügen), zum anderen durch die vielen unterschiedlichen Reisebeschränkungen auf der ganzen Welt. Im hinter uns liegenden Jahr 2020 hatten die Unternehmen der deutschen Luftverkehrswirtschaft einen Umsatzeinbruch von 71 Prozent zu verkraften. Ca. 70 Prozent der Mitarbeiter waren in Kurzarbeit und sind es auch noch im Jahr 2021. Bei den Unternehmen beginnt jetzt der Abbau von Mitarbeitern. So waren bereits im vierten Quartal 2020 rund sechs Prozent weniger Mitarbeiter in der Luftverkehrswirtschaft beschäftigt als im Vorjahresquartal. Da die Trendwende bei der Verkehrsentwicklung bislang ausgeblieben ist, drohen mit einem möglichen Ende der Kurzarbeiterregelung tiefgreifende Strukturbrüche in der deutschen Luftfahrt. Insgesamt steht gegenwärtig jeder fünfte Arbeitsplatz bei den Fluggesellschaften und an den Flughäfen zur Disposition. Die Konzernergebnisse der Großunternehmen Lufthansa, Fraport, Flughafen München und Flughafen Düsseldorf brachen kumuliert um ca. zehn Milliarden Euro ein. Diese sehr negative Ergebnisentwick-
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lung kann auch für die vielen anderen Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft (Flughäfen, Fluggesellschaften, Einzelhandel, Abfertigungsgesellschaften etc.) unterstellt werden. Der Ausblick auf die nächsten Monate stimmt nur bedingt optimistisch. Die Impfkampagne in der Europäischen Union verläuft deutlich langsamer als erwartet und auch als etwa in den USA oder dem Vereinigten Königreich. Das damit verbundene Infektionsgeschehen und die sich daraus ableitenden Reisebeschränkungen haben für bereits fünf Monate des Jahres 2021 die Nachfrage weitgehend eliminiert. Nur wenn die europäische Impfkampagne deutlich Fahrt aufnimmt und geimpfte Personen dann auch ohne Einschränkungen reisen dürfen, ist noch mit einer Reisewelle für den späten Sommer zu rechnen. Ansonsten wird die Luftfahrt aufgrund der ersten fünf sehr schwachen Monate im Jahr 2021 kein wesentlich besseres Ergebnis erzielen können als 2020.
Kontakt: Norbert Lübben; Tel.: +49 30 5200 771 30; E-Mail: Norbert.Luebben@bdl.aero
Maschinenbau: Aufholjagd Im ersten Quartal des Jahres verfehlte die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland ihr Vorjahresniveau noch um rund 0,6 Prozent. An den Veränderungsraten der einzelnen Monate wird ersichtlich, dass es mit gutem Tempo aufwärts geht: Verfehlte die Produktion im Januar auch wegen teils verlängerter Werksferien ihr Vorjahresniveau noch um 7,3 Prozent, lag das Minus im Februar nur noch bei 1,7 Prozent. Im März erzielte der Maschinenbau dann erstmals wieder ein Plus in Höhe von 5,9 Prozent. Die Erholung wird auch durch die inzwischen rapide gestiegene Kapazitätsauslastung reflektiert: So stieg die Ausnutzung der Sachkapazitäten von einer Quote in Höhe von rund 80 im Januar auf gut 86 Prozent im April und erreichte damit erstmals seit Juli 2019 das Niveau ihres langjährigen Durchschnitts. Dies geht in erster Linie auf eine kräftige Erholung der Nachfrage zurück. So übertraf der Auftragseingang sein Vorjahresniveau im ersten Quartal um neun Prozent. Allerdings haben auch einige Unternehmen ihre Kapazitäten verringert, sei es, weil sie nicht so rasch an alte Produktionsniveaus anknüpfen können oder diese ohnehin nicht mehr zu erreichen glauben. Solche Anpassungen haben, wenn auch in geringerem Umfang, mit dazu beigetragen, dass die Auslastungsquote gestiegen ist. Die Zahl der Beschäftigten lag im Februar in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten bei 1.003.000 Personen. Das entspricht einem Stellenabbau von rund 44.000 Beschäftigten gegenüber Vorjahr und einem Minus von 4,2 Prozent. Gemessen am Produktionsrückgang, den die Branche zu verkraften hatte (11,8 Prozent im vergangenen Jahr), ist es vielen Unternehmen gelungen, ihren Beschäftigtenstamm weitestgehend über Kurzarbeit zu halten. Die Zahl der Kurzarbeiter ist deutlich auf dem Rückzug. Sie liegt nach einer Schätzung des Ifo-Instituts im März bei rund 90.000. Außerdem planen 65 Prozent aller Unternehmen nach den Ergebnissen der 10. Corona-Blitzumfrage des VDMA für das laufende Jahr einen zumindest leichten Aufbau ihrer Belegschaft im Vergleich zum aktuellen Stand der Blitzumfrage (Stand April). Sorgen bereitet 40 Prozent der Maschinenbauer (Quelle: 10. Corona-Blitzumfrage des VDMA) die Situation bei den Lieferketten. Hier kämpfen sie gegenwärtig mit gravierenden oder zumindest merklichen Behinderungen. In gut einem Viertel aller Unternehmen führt dies auch zu Produktionsbehinderungen. Es mangelt vor allem an Elektronik- und an elektrotechnischen Komponenten. Überdies fehlt es an Metallen, nicht nur an Stahl, an Kunststoffen und an vielem mehr. 26 Prozent der befragten Maschinenbauer rechnen mit einer Verschärfung der Situation bis zur Jahresmitte.
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Anlässlich der Pressekonferenz zu Beginn der Hannover Messe hat der VDMA seine Prognose für die reale Maschinenproduktion in Deutschland von plus vier Prozent (Stand Dezember) auf ein Plus von sieben Prozent erhöht. Kamen expansive Impulse zu Beginn der Erholung nur aus China und aus Taiwan, so ist die regionale Basis inzwischen deutlich breiter geworden. So ist für den Maschinenbau von enormer Bedeutung, dass sich die Wachstumsperspektiven auf seinem größten Auslandsmarkt, dem US-Markt, deutlich aufgehellt haben. Dennoch ist die Prognose nach wie vor mit vielen Unsicherheiten behaftet. Eine große Anzahl unkalkulierbarer Einflussfaktoren spielen hier eine Rolle. Die Liste der Unwägbarkeiten reicht vom Tempo der Impfungen, den Mutationsgefahren, den die Wirtschaft einschränkenden Maßnahmen der Regierungen oder den Behinderungen durch fehlende Vorprodukte über den fortschreitenden Strukturwandel in einigen Kundenbranchen bis zu dem zu erwartenden Ausmaß an protektionistischen Tendenzen.
Kontakt: Olaf Wortmann; Tel.: +49 69 6603 1373; E-Mail: olaf.wortmann@vdma.org
Nichteisen-Metallindustrie Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie blickt optimistisch ins zweite Halbjahr. 2020 erwirtschaftete die Branche mit 108.000 Beschäftigten in 650 Unternehmen eine Produktion von 7,3 Millionen Tonnen (minus acht Prozent gegenüber dem Vorjahr) und einen Umsatz von 53 Milliarden Euro, darunter 86 Prozent in der Europäischen Union (EU 27). Allein 51 Prozent des Umsatzes entfielen auf das Inland, den größten Absatzmarkt. Die Branche gliedert sich in die Wertschöpfungsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (erste Bearbeitung zu Bändern, Blechen, Stangen, Profilen, Rohren und Drähten), Weiterverarbeitung (Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol-, sonstige Dosen und Pulver), Guss und Feuerverzinkung. Die Aluminiumindustrie produzierte 2020 etwa 1,1 Millionen Tonnen Rohaluminium, zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Die Aluminiumhalbzeugindustrie wies einen Produktionsrückgang von sieben Prozent auf 2,4 Millionen Tonnen aus. Die Fertigung der Aluminiumweiterverarbeitung verzeichnete ein Minus von neun Prozent auf 322.000 Tonnen. In der Buntmetallindustrie (Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Zinn und Seltenmetalle) sank die Produktion der Rohmetallerzeuger im selben Zeitraum um ein Prozent auf 1,2 Millionen Tonnen. Die Fertigung der Buntmetallhalbzeugindustrie blieb 2020 gegenüber dem Vorjahr annähernd stabil bei 1,5 Millionen Tonnen. Die NE-Metallgießerei-Industrie stellte im vorigen Jahr 769.000 Tonnen Gussteile her, 24,5 Prozent weniger als 2019. Die NE-Metallindustrie dürfte frühestens 2022 wieder das Produktionsniveau des Jahres 2018 erreichen. Vereinigtes Königreich nur noch siebtgrößter Ausfuhrmarkt Der Auslandsumsatz der NE-Metallindustrie lag 2020 bei 26 Milliarden Euro. Damit verharrte die Exportquote bei 49 Prozent. Deutschland ist Nettoexporteur von Halbzeug. Gleichwohl litt die exportstarke Halbzeugindustrie im Corona-Krisenjahr 2020 unter einem Einbruch der Auslandsnachfrage um zwölf Prozent auf 2,3 Millionen Tonnen. Dem stand ein Import von 1,9 Millionen Tonnen gegenüber. Das entsprach einem Rückgang um neun Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Andererseits ist Deutschland nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Das heißt, Deutschland importiert deutlich mehr Rohmetall, als es exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Rohmetallimporten wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlichen Seltenmetallen aus dem Ausland wider. Der Import von Rohmetall ging im Vorjahresvergleich 2020 um
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16 Prozent auf 3,2 Millionen Tonnen zurück. Die Rohmetallausfuhr blieb dagegen annähernd stabil bei 947.000 Tonnen. Mit Sorge sieht die gesamte Branche die weltweit zunehmenden protektionistischen Entwicklungen, die seit einigen Jahren zu wachsenden Marktverzerrungen führen. Das Vereinigte Königreich war 2020 nur noch der siebtgrößte (2018 der größte) Exportmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Sechs Prozent der Exporte von Rohmetall und Halbzeug wurden dorthin geliefert. Die Ausfuhr in das Vereinigte Königreich brach um 32 Prozent auf 203.000 Tonnen und der Import um 21 Prozent auf 207.000 Tonnen ein.
Kontakt: Oliver Eisenberg; Tel.: +49 30 7262 071 67; E-Mail: eisenberg@gdb-online.org
Papierindustrie Die in Teilen positive Marktentwicklung der deutschen Papierindustrie nach dem Corona-Jahr 2020 wird durch fehlende Verfügbarkeit und steigende Kosten bei Rohstoffen und Transporten belastet. Insgesamt blieb die Produktion der deutschen Papierindustrie im ersten Quartal 2021 auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Papiere und Karton für Verpackungen glichen mit einem Absatzplus von sechs Prozent den Absatzrückgang bei grafischen (minus 12,1 Prozent) und Hygienepapieren (minus 8,1 Prozent) weitgehend aus. Mit einem Absatzplus von fünf Prozent setzte sich auch die kleine Gruppe der technischen und Spezialpapiere positiv ab. Der Boom bei den Verpackungspapieren stützt sich vor allem auf die Wellpappenrohpapiere, bei denen die im vergangenen Jahr neu hinzugekommenen Kapazitäten problemlos vom Markt aufgenommen wurden. Hier wird die Nachfrage weiter vom E-Commerce getragen, der sich – bedingt durch Lockdown-Regelungen – weiter auf hohem Niveau bewegt. Die grafischen Papiere werden weiter vom Trend zur Digitalisierung und Zurückhaltung bei der Printwerbung belastet. Den Zeitschriftenmarkt trifft auch Schließung von Verkaufsstellen. Die Hersteller von Hygienepapieren kämpfen immer noch mit den Nachwirkungen der Panikkäufe im vergangenen Jahr, die sowohl in Privathaushalten wie auch im Handel zur Bildung größerer Vorräte geführt haben. Die Preise für Zellstoffe und Altpapier steigen seit Ende vergangenen Jahres deutlich. Das Gleiche gilt für Hilfsstoffe. Bei verschiedenen Altpapiersorten führt die gestiegene Inlandsnachfrage zu einer angespannten Versorgungslage. Auf dem Zellstoffmarkt macht sich die starke Nachfrage aus China bemerkbar. Darüber hinaus machen sich sowohl beim Rohstoffimport wie beim Papierexport die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Verwerfungen in der Überseelogistik bemerkbar, die u. a. die Rückläufe von Containern behindert. Die Frachtraten sind z. T. drastisch gestiegen, während die Verfügbarkeit von Laderaum zurückgeht. Auch werden Frachttermine nicht eingehalten, Abfahrtszeiten verzögert und Häfen nicht angefahren.
Kontakt: Dr. Thomas Moldenhauer; Tel.: +49 228 2670 542; E-Mail: T.Moldenhauer@vdp-online.de
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Pharmazeutische Industrie Die pharmazeutische Industrie entwickelte sich in den vergangenen Monaten robuster als das gesamte Verarbeitende Gewerbe. Zugleich haben sich die forschenden Biotechnologie- und Pharmaunternehmen in Deutschland trotz pandemiebedingter Schwankungen als wichtiger Pfeiler in der globalen Entwicklung und Stabilitätsanker für die deutsche Wirtschaft erwiesen. Gleichwohl geht die aktuelle Krise auch an der Pharmaindustrie nicht spurlos vorbei. So hat die Branche das Jahr 2020 insgesamt mit leichten Rückgängen sowohl beim Umsatz, bei den Auftragseingängen als auch bei der Produktion abgeschlossen. Im vierten Quartal des letzten Jahres zeigte die Branche wieder eine positive Entwicklung. So wiesen die Konjunkturindikatoren allesamt wieder einen Wachstumstrend auf, der primär auf den letzten Monat im Jahr 2020 zurückzuführen ist. Die Produktion zeigte hierbei einen starken Dezember, während die beiden Vormonate ein deutlich schwächeres Wachstum aufgewiesen hatten. Auch bei den Auftragseingängen entwickelte sich der Weihnachtsmonat besonders stark. So lagen die Auftragseingänge rund zwölf Prozent höher als noch im Vorjahresmonat. Diese Entwicklung scheint durch das Ausland beeinflusst worden zu sein, wohingegen sich die Auftragseingänge im Inland eher als stabil erwiesen. Diese Entwicklung könnte sich durch Impfstoff-Vorbestellungen durch die EU erklären lassen, die bereits vor der Zulassung der Impfstoffe getätigt wurden. Ein vom Ausland getriebener Wachstumseffekt zeigt sich auch beim Umsatz in der pharmazeutischen Industrie. So scheint sich der Umsatzanstieg zum Ende des letzten Jahres auch weiterhin fortzusetzen und durch die gesteigerten Aufträge aus dem Ausland im Auslandsumsatz niederzuschlagen. Die ersten empirischen Erkenntnisse für 2021 scheinen diesen Trend zu verstetigen. Ob und inwiefern sich die positive Entwicklung der Konjunkturindikatoren weiter fortsetzen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend zu beurteilen. Dennoch zeigen die positiven Entwicklungen zum Ende des letzten und zu Beginn dieses Jahres, dass die angelaufene inländische Produktion von Impfstoffen gegen Covid-19 als wirtschaftliche Triebkraft für die Branche fungieren könnte. So findet ein beachtlicher Anteil der weltweiten Aktivitäten zur Produktion von Impfstoffen und auch Arzneimitteln gegen SARS-CoV-2 am Standort Deutschland statt. Da gleichzeitig nachfragemindernde Effekte in der pharmazeutischen Industrie gewirkt haben, dürfte die Annahme, dass die positive Entwicklung durch eine gesteigerte Impfstoffproduktion und -nachfrage beeinflusst sein könnte, realistisch sein. Auch lassen die positiven Auftragseingänge auf eine gute Produktions- und Geschäftstätigkeit in der pharmazeutischen Industrie hoffen, da diese als valider Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung gelten. Die Konjunkturentwicklung im letzten Jahr hat gezeigt, dass die pharmazeutische Industrie in Krisensituationen maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität beiträgt. Dennoch, die Pandemie hat die pharmazeutische Industrie vor enorme Herausforderungen gestellt. So führte die schnelle Impfstoffentwicklung und die gleichzeitige Aufrechterhaltung der globalen Lieferketten nicht zu einem Wachstumsschub, sondern ermöglichte eine weitgehend stabile Entwicklung der Branchenkonjunktur. Vor dem Hintergrund der kontinuierlich ansteigenden Impfraten ist in den kommenden Monaten eine Entlastung der Pandemie zu erwarten. Es ist daher zu vermuten, dass die pharmazeutische Industrie eine moderate positive Entwicklung im Jahr 2021 erzielen wird. Gleichwohl gilt es, die Biotechnologie auszubauen und deren Schlüsselrolle in der pharmazeutischen Industrie über die Pandemie hinaus am Standort Deutschland zu stärken.
Kontakt: Antje Rössel; Tel.: +49 30 2060 4406; E-Mail: A.Roessel@vfa.de
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Lage der Stahlindustrie im April 2021 Die Rohstahlerzeugung hat sich im ersten Quartal aufgrund einer guten Auftragslage erholt (plus drei Prozent zum Vorjahr), nach dem starken Rückgang im vergangenen Corona-Jahr 2020 (minus zehn Prozent). Rechnet man das aktuelle Produktionsniveau auf das Jahr hoch, so liegt es wieder fast auf dem Vorkrisenlevel, am aktuellen Rand arbeiten die Stahlwerke sogar nahe der Vollauslastung. Treiber dieser Erholung sind im Wesentlichen Lagereffekte: Infolge der pandemiebedingten Einschränkungen wurden die Lagerbestände in den industriellen Wertschöpfungsketten im letzten Jahr auf ein sehr niedriges Niveau heruntergefahren. Im Zuge der Wiederaufstockung ergeben sich derzeit kräftige Impulse für die Nachfrage und dies nahezu überall auf der Welt. An den strukturellen Herausforderungen für die Branche hat sich trotz der jüngsten Gegenbewegungen jedoch nichts geändert: Die globale Überkapazitätssituation hat sich im Zuge der Pandemie eher noch verschärft, mit Blick auf die USA werden die Stahl-Zölle voraussichtlich auch unter der Biden-Administration fortgeführt, sodass die Gefahr von Handelsumlenkungen bestehen bleibt. Schließlich fällt, über das Gesamtjahr gesehen, die Nachfrageerholung wohl eher moderat aus. Sowohl in Deutschland als auch in der EU als Ganzes wird das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2018 wohl noch im kommenden Jahr 2022 deutlich unterschritten.
Kontakt: Bernhard Krischer; Tel.: +49 211 6707 963; E-Mail: Bernhard.Krischer@wvstahl.de
Stahl- und Metallverarbeitung: Produktion im Jahr 2020 12,8 Prozent unter Vorjahr Im Dezember des Pandemie-Jahres 2020 konnten die Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe vorläufigen Daten zufolge erstmals wieder ein Produktionsplus gegenüber dem Vorjahresmonat erzielen. Dadurch wurde der Rückgang im vierten Quartal auf 1,2 Prozent begrenzt. Eine Ursache für die Dynamik zum Jahresende dürfte das Auslaufen des reduzierten Umsatzsteuersatzes sein. Unter anderem hat dies in Kombination mit den erweiterten Kaufanreizen zu einem Boom im Elektrofahrzeugmarkt geführt. Zudem könnten sich abzeichnende Engpässe in den Lieferketten und die damit verbundene Erwartung steigender Vormaterialpreise zu vorgezogenen Bestellungen geführt haben. Gegenüber dem dritten Quartal wurde die Produktion somit um 6,4 Prozent gesteigert. Auf Jahressicht fiel die Ausbringung um 12,8 Prozent und damit etwa halb so stark wie 2009 in der Finanzkrise, als die Produktion um 25 Prozent zurückgegangen war. Allerdings kam man aus einem konjunkturell sehr starken Jahr 2008, während das Jahr 2019 bereits konjunkturell eingetrübt war. Das neue Jahr hat mit dem Schwung aus dem Schlussquartal des Vorjahres mit positiven Wachstumsraten begonnen. Nach zwei Monaten liegt die Produktion 1,6 Prozent über dem von der Pandemie noch nicht beeinflussten Vorjahresniveau. In den nächsten Monaten wird der Basiseffekt hohe Veränderungsraten verursachen, die sich auf Sicht des gesamten Jahres 2021 bei rund acht Prozent Wachstum einpendeln könnten. Die Entwicklung der Auftragseingänge ist bereits seit mehreren Monaten durchweg positiv, überwiegend sogar im zweistelligen Prozentbereich. Die Auftaktmonate Januar und Februar liegen kumuliert bei plus 11,1 Prozent und bestätigen die Wachstumsprognose für das Jahr.
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Mit plus 18,8 Prozent entwickelte sich die Exportnachfrage besonders dynamisch, das könnte jedoch teilweise darauf zurückzuführen sein, dass sich der Exportmarkt China im Vorjahreszeitraum bereits mitten in der Pandemie befunden hatte. Die inländische Nachfrage legte Anfang 2021 um sieben Prozent zu. Die Branche geht mit konjunkturellem Rückenwind in ein herausforderndes Jahr 2021. Die aktuelle Geschäftslage wurde nochmals deutlich positiver bewertet. Dazu passt der Anstieg der Kapazitätsauslastung auf 84,2 Prozent im April. Allerdings wurde der zuvor steile Anstieg des Optimismus im April gebremst, die Einschätzung der zukünftigen Geschäftsentwicklung hat sich laut ifo-Institut kaum noch verbessert. Die zunehmenden Herausforderungen in den Lieferketten und damit verbundene Kostensteigerungen stellen einerseits den weiteren Aufschwung in Frage und zudem jedenfalls den betriebswirtschaftlichen Erfolg der Erholung. Zu den aktuellen Turbulenzen treten die strukturellen Herausforderungen der nächsten Jahre hinzu. Neben dem Wandel der Automobilindustrie beeinflusst die Klimapolitik zunehmend und, auf die nächste Dekade blickend, tiefgreifend die Produktionsprozesse der Branche. Der physikalisch notwendige Wärmeeinsatz bei der Umformung wird seit Januar 2021 mit einem CO₂-Preis belegt, den Wettbewerber innerhalb und außerhalb der EU nicht bezahlen müssen. Da die CO₂-Abgabe einem rasant steigenden Preispfad folgt, wird die Umstellung auf Alternativen politisch erzwungen, obwohl diese erst in einigen Jahren absehbar zur Verfügung stehen werden. Immerhin haben die Bundesregierung und die EU-Kommission Wasserstoffstrategien entwickelt und massive Förderungen für die Entwicklung dieser Brennstoffalternative in Aussicht gestellt. In der Zwischenzeit müssen die wärmeintensiven Prozessschritte jedoch vor der rein nationalen CO₂-Belastung geschützt werden. Die Förderung der CO₂-armen oder -freien Technologien bietet der Branche insgesamt indes auch Chancen, denn diese werden nicht ohne Teile und Komponenten aus Stahl und Metall entwickelt und zur Verfügung gestellt werden können.
Kontakt: Holger Ade; Tel.: +49 233 1958 821; E-Mail: hade@wsm-net.de
Textil- und Modeindustrie Die Corona-Krise hat die Branche im Jahr 2020 hart getroffen: Insgesamt sanken die Umsätze um 11,4 Prozent. Textil ist durch den hohen Anteil an Industriematerialien mit einem Rückgang von minus 6,7 Prozent weniger betroffen als Bekleidung mit einem Umsatzminus von 19 Prozent. Die Folgen der Corona-Pandemie sind auch nach dem ersten Quartal des Jahres 2021 noch nicht überwunden; zwar springen die Auslandsmärkte wieder an, aber hohe Rohstoffpreise und der fortdauernde Lockdown machen der Branche zu schaffen. Die Erwartungen für die kommenden Monate sind jedoch positiv. Das Textilsegment ist unterschiedlich gut durch die Krise gekommen: Während Vliesstoffhersteller mit einem Plus von 9,8 Prozent (Maskenproduktion) und Heimtextil und Konfektionäre mit plus 5,5 Prozent abschließen, haben Industriezulieferer und insbesondere die Vorstufen zur Bekleidung deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen müssen. Die kurzfristigen Erwartungen sind aktuell insgesamt positiv.
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Das Bekleidungssegment hat im Jahr 2020 hingegen stark gelitten und ist noch in einer weiter andauernden, teils existenzbedrohenden Krise. Durch die Lockdown-Maßnahmen kam es vergangenes Jahr zu Umsatzrückgängen bei den Herstellern von in der Spitze minus 45 Prozent, im Gesamtjahr sind es minus 19 Prozent. Auch die Auslandsmärkte waren betroffen, mit einer einzigen Ausnahme: China. Allerdings konnten diese Exportsteigerungen das Gesamtminus nicht annähernd ausgleichen. Entsprechendes gilt für den Online-Handel, der für Bekleidung zwar sprunghaft angestiegen ist, die Rückgänge des stationären Handels aber bei Weitem nicht kompensieren konnte. Die kurzfristigen Erwartungen sind insgesamt negativ, und zwar für Beschäftigung, Umsätze und Exporte gleichermaßen. Im Außenhandel kam es im Jahr 2020 zu massiven Einbußen auf Seiten der Exporte. Auch hier hat Bekleidung überdurchschnittlich viel verloren. Nur die Exporte nach China haben in zweistelligen Raten zugenommen, allerdings kann dies die hohen Verluste wichtiger europäischer Exportmärkte nicht ausgleichen. Die Importe wurden von den extrem gestiegenen Einfuhren an Schutzmasken und Schutzausrüstung dominiert. Allein hierfür wurden Waren im Wert von sechs Milliarden Euro importiert. Die gesamten Importe Textil stiegen 2020 allein dadurch um nahezu 50 Prozent. Die aktuelle Lage im Jahr 2021 lässt zurzeit noch kaum Anzeichen auf eine Trendwende erkennen. Die wichtigsten Konjunkturzahlen sind nach wie vor rückläufig. Die kurzfristigen Aussichten sind jedoch verhalten positiv, auch wenn die Lageeinschätzungen noch die prekäre Situation deutlich widerspiegeln. Bei Textil werden Produktions- und Exporterwartungen zunehmend optimistischer. Im Gegensatz dazu sind die Erwartungen der Bekleider für Produktion und Exporte nach wie vor eindeutig negativ. Ein großes Problem stellt zudem die im Frühjahr extrem angespannte Versorgung mit petrochemischen Vorprodukten dar, die sich auf die Branchenkonjunktur negativ auswirken wird. Eine Prognose ist aufgrund der ungewöhnlichen und nach wie vor unsicheren Lage schwierig. Sowohl bei Produktion als auch bei den Exporten ist für 2021 für die Gesamtbranche aus heutiger Sicht bestenfalls eine schwarze Null zu erwarten.
Kontakt: Marcus Jacoangeli; Tel.: +49 30 7262 2024; E-Mail: mjacoangeli@textil-mode.de
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Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Breite Straße 29 10178 Berlin T: +49 30 2028-0 www.bdi.eu Autor Thomas Hüne T: +49 30 2028 1592 t.huene@bdi.eu Redaktion / Grafiken Dr. Klaus Günter Deutsch T: +49 30 2028 1591 k.deutsch@bdi.eu Marta Gancarek T: +49 30 2028 1588 m.gancarek@bdi.eu
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