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China: Starker Start ins Jahr 2021

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Quellenverzeichnis

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Global Intangible Low-Taxed Income (GILTI)-Steuer soll laut Bidens Plänen von gegenwärtig 10,5 bis 13,125 Prozent auf 21 Prozent erhöht werden. Für eine globale Mindestbesteuerung innerhalb der OECD hat die Administration einen Steuersatz von 15 Prozent vorgeschlagen.

Die Kapazitäten der Bundessteuerbehörde, IRS, sollen nach Plänen der Biden-Administration mit einem Budget von 13,2 Milliarden US-Dollar für das Fiskaljahr 2022 gestärkt werden, um Steuerschlupflöcher zu verringern (White House 2021b, U.S. Department of the Treasury 2021, Deloitte 2021).

Aussichten im US-Kongress

Die vorgeschlagenen fiskalischen Pakete können nur vorbehaltlich der Zustimmung des US-Kongresses umgesetzt werden. Mit zu erwartendem Widerstand aus den Reihen der republikanischen Partei, muss mit einem langwierigen parlamentarischen Prozess gerechnet werden. Durch eine beschleunigte gesetzgeberische Entscheidungsfindung, der so genannten Budget Reconciliation3 , wäre auch eine schnellere Umsetzung denkbar.

U.S. BIP Wachstum nach Quartalen (annualisiert)

40

30

20

10

0

-10

-20

-30

-40 -5,0

Q1 -31,4

Q2

Quelle: Bureau for Economic Analysis 2020 33,4

Q3 4,3

Q4 6,4

Q1 2021

China: Starker Start ins Jahr 2021

Insgesamt ist Chinas Wirtschaft besser durch das Krisenjahr 2020 gekommen als die meisten anderen großen Ökonomien. Mit Hilfe erfolgreicher COVID-19 Eindämmungsmaßnahmen und beträchtlicher fiskal- und geldpolitischer Unterstützung in Form von öffentlichen Investitionen und Liquiditätshilfen erholte sich Chinas Wirtschaft allmählich von einer Schrumpfung von 6,8 Prozent im ersten Quartal 2020 auf ein Wachstum von 6,5 Prozent im vierten Quartal 2020. Dennoch sank das jährliche BIPWachstum deutlich von sechs Prozent in 2019 auf 2,3 Prozent in 2020.

3 Weitergehende Informationen zur „Budget Reconciliation“ finden Sie beim Center on Budget and Policy Priorities, unter https://www.cbpp.org/research/federal-budget/introduction-to-budget-reconciliation (letzter Zugriff am 04. Juni 2021).

Für das Jahr 2021 ist ebenfalls mit starken Wachstumszahlen zu rechnen, was größtenteils auf den Ausgleich für den Einbruch im letzten Jahr zurückzuführen ist. Das jüngste Quartalswachstum von 18,3 Prozent stützt dieses Bild, obwohl es leicht hinter den Erwartungen der Experten lag. Insgesamt konnte das Wachstum fast wieder auf Vor-Krisen-Niveau zurückgebracht werden und liegt im Durchschnitt der letzten zwei Jahre leicht über fünf Prozent.

Auch der Außenhandel hat sich zuletzt stark belebt. Zudem ist die Pandemie bislang weiter unter Kontrolle geblieben. Hinter starken Wachstumszahlen verbergen sich allerdings auch wachsende Ungleichgewichte und Risiken. Deswegen strebt die chinesische Regierung in ihrem diesjährigen Arbeitsbericht ein moderates Wachstumsziel von „über sechs Prozent“ an. Der IWF ist mit seiner Prognose von 8,4 Prozent optimistischer. Wir gehen ebenfalls von einem BIP-Wachstum von acht Prozent für 2021 und gut fünf Prozent für 2022 aus.

Investitionen und Exporte steigen, Konsum schwach

Betrachtet man die Nachfrageseite, so waren 2020 die Investitionen der wichtigste Wachstumstreiber für das BIP. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe zogen sie in der zweiten Jahreshälfte merklich an. Die Immobilieninvestitionen erholten sich ebenfalls und wuchsen aufgrund der starken Wohnungsnachfrage solide um sieben Prozent. Infrastrukturinvestitionen stiegen um 0,9 Prozent und die Anlageinvestitionen um 2,9 Prozent. Letztere legten im ersten Quartal 2021 mit 25,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu.

Der Konsum ging 2020 zurück. Die realen Haushaltseinkommen konnten zwar noch zulegen, doch der private Konsum und die Einzelhandelsumsätze sanken deutlich. Im ersten Quartal 2021 erreichte der Einzelhandelsumsatz an Konsumgütern ein Plus von 33,9 Prozent. Der Außenhandel zog im zweiten Halbjahr 2020 ebenfalls deutlich an. Angetrieben von robusten Exporten weitete sich der Handelsbilanzüberschuss im Warenhandel aus. Die Reisebeschränkungen führten zu einer Verringerung des Defizits im Dienstleistungshandel. Importe wichtiger Güter nahmen mengenmäßig zu. Im ersten Quartal 2021 meldeten die chinesischen Zollbehörden einen Anstieg von 29,2 Prozent im Außenhandel. Die Exporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 38,7 Prozent, die Importe verzeichneten ein Plus von 19,3 Prozent.

Dienstleistungssektor und Industrie festigen Wachstum

Auf der Angebotsseite trugen die Dienstleistungen am meisten zum BIP-Wachstum im Jahr 2020 bei. Jedoch gingen vor allem Reisen, Gastronomie sowie der Groß- und Einzelhandel deutlich zurück. Dies konnte durch besonders starkes Wachstum bei Dienstleistungen im Finanzbereich und bei Informationstechnologien kompensiert werden. Im ersten Quartal 2021 konnte sich der Dienstleistungssektor, trotz der Reisebeschränkungen während des chinesischen Neujahrsfestes, wieder behaupten. Die Wertschöpfung der Transport-, Lager- und Postdienste wuchs im Jahresvergleich um 32,1 Prozent, die der Dienstleistungen des Immobiliensektors um 21,4 Prozent.

In der Industrie fiel das reale Wachstum im Jahr 2020 auf moderate 2,6 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe erholte sich im zweiten Quartal 2020, insbesondere in der Automobil-, Elektro- und Elektronikindustrie. Die Hochtechnologie - einschließlich Informationstechnologie, Computer und medizinische Instrumente - expandierte ebenfalls, genauso wie das Baugewerbe, das um 3,5 Prozent wuchs. Die Gesamtwertschöpfung der Industrieunternehmen (Jahresumsatz ≥ 20 Millionen Yuan) wuchs im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 24,5 Prozent, bzw. um zwei Prozent im Vergleich

zum Vorquartal. Die Wertschöpfung des produzierenden Gewerbes wuchs um 27,3 Prozent, die der Versorgung (Energie, Gas, Wasser, etc.) um 15,9 Prozent, die des Maschinen- und Anlagenbaus um 39,9 Prozent und die der High-Tech-Fertigung um 31,2 Prozent. Vor allem die Bereiche New-EnergyAutomobile (Elektro und Wasserstoff), Industrieroboter, Bagger- und Schaufelmaschinen, Mikrocomputer und Integrierte Schaltkreise hoben sich mit einem Wachstum der Wertschöpfung von jeweils über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich ab.

Geldpolitik neutraler, fiskalische Unterstützung moderater

Sollte sich der Aufschwung weiter festigen, ist von einer neutraleren Geldpolitik auszugehen. Der Leitzins ist seit etwa einem Jahr unverändert. Auch die anderen Zinssätze blieben stabil. Auf dem Immobilienmarkt wurden Straffungsmaßnahmen eingeführt, um ein Aufblähen der sich bereits abzeichnenden Blasen zu vermeiden. Die Ausfälle von Anleihen nehmen zu, und der Anteil der säumigen Unternehmen im Besitz der lokalen Regierung steigt stark an. Die Unternehmensverschuldung hat sich stabilisiert, allerdings auf einem sehr hohen Niveau. Kommunale Investmentgesellschaften, insbesondere solche mit niedriger Bonität, werden es relativ schwer haben, Unternehmensanleihen zu begeben.

Die Fiskalpolitik wird weniger Unterstützung bieten als im Jahr 2020, da die Erholung in den meisten Sektoren solide ist. Dennoch werden einige der laufenden Unterstützungsmaßnahmen in Kraft bleiben. So werden beispielsweise Schuldenmoratorien von Fall zu Fall verlängert. Von der Krise betroffene Unternehmen können ihre Verluste noch insgesamt acht Jahre lang vortragen. Mit der anstehenden Verlängerung des Renteneintrittsalters müssen jedoch auch mehr Mittel für die Unterstützung von Kinderbetreuungseinrichtungen und für kontinuierliche Weiterbildung bereitgestellt werden.

Ausblick für die zweite Hälfte

Investitionen werden auch in diesem Jahr ein wichtiger Wachstumsmotor bleiben, und der Konsum wird sich allmählich erholen. Die robuste Exportnachfrage wird die Kapazitätsauslastung der Industrie hochhalten. Die Erzeugerpreisinflation (PPI) stieg im April auf 6,8 Prozent und könnte, angetrieben durch global steigende Rohstoffpreise, weiter angeheizt werden. Die Konsumentenpreise (CPI) stiegen ebenfalls leicht an, blieben aber im April mit 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eher im Rahmen. Die hohen Erzeugerpreise führen möglicherweise zu einer höheren Verbraucherpreisinflation.

Die Inflations- und geldpolitischen Aussichten könnten im Jahr 2022 unsicher bleiben. Chinas gesamtwirtschaftliche Produktion wird wahrscheinlich bis Anfang 2022 auf den Pfad, der vor COVID-19 zu erwarten war, zurückkehren. Bleibt auch die globale Nachfrage stark, dürfte sich das Lohnwachstum danach normalisieren oder sogar beschleunigen.

Geopolitische, Handels- und Technologierisiken weiterhin relevant

Externe Risikofaktoren, die bereits vor COVID-19 existierten, sind nach wie vor relevant. Allen voran die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China in den Feldern Handel, geistiges Eigentum und Cybersicherheit. US-Importzölle, Exportkontrollen und Sanktionen werden teilweise zu existentiellen Risikofaktoren für chinesische Unternehmen im Technologiesektor. Auch die Gefahr einer generellen technologischen Entkopplung in den Lieferketten oder bei Innovationen wiegt schwer.

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