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Euroraum und EU
Den Risiken möchte die chinesische Regierung mit dem Konzept der „Dualen Zirkulation“ begegnen, und die Binnenwirtschaft resilienter gegen äußere Einflüsse machen. Unter das Konzept fallen Elemente wie zum Beispiel technologische Autonomie, Importsubstitution sowie ein Fokus auf lokale Wertschöpfung und Binnenkonsum. Welche Auswirkungen dies auf den Außenhandel und auf in China investierte ausländische Unternehmen haben wird, bleibt abzuwarten.
Soll-Ist-Vergleich der wirtschaftlichen Ziele 2020 und neue Ziele 2021
BIP Soll 2020 Ist 2020
2,3%
Soll 2021
> 6%
Verbraucherpreise
Geldmenge M2
~ 3,5%
> 8,7% 2,5% ~ 3%
10,1% Entsprechend BIPWachstum
Fiskalisches Defizit
3,6% 3,7% 3,2%
„Covid-19-Anleihen“
1 Bio. Yuan 1 Bio. Yuan Keine
Special Purpose Bonds (Infrastruktur) 3,75 Bio. Yuan 3,60 Bio. Yuan 3,65 Bio. Yuan
Neue städtische Arbeitsplätze
9 Mio. 11,86 Mio. 11 Mio.
Städtische Arbeitslosigkeit
Quelle: SCMP 6% 5,6% 5,5%
Euroraum und EU
Die wirtschaftliche Erholung wird sich ab diesem Juni auf breiter Front durchsetzen. Dies ist auch bitter nötig, weil das erste Halbjahr in den großen Volkswirtschaften sehr schwach verlief. Die wirtschaftliche Aktivität war in allen großen Ländern im ersten Quartal noch ohne Schwung, ob es nun für ein marginales Wachstum reichte oder erneut mit einem Einbruch zum Vorquartal einherging. Dies dürfte sich bis Mitte oder Ende Mai auch so fortgesetzt haben, da die öffentlichen Beschränkungen bis vor kurzem auf hohem Niveau verharrt haben (Europäische Kommission 2021). Mit den Lockerungen und der Sommersaison sollte gerade auch die Aktivität in den beschränkten Bereichen anziehen. Wir rechnen wie die Kommission oder die OECD für dieses Jahr mit einem Wachstum im Euroraum und in der EU von 4¼ Prozent, dem ein ähnliches Wachstumstempo im nächsten Jahr folgen dürfte. Die Arbeitslosenquote dürfte erneut auf 8,4 Prozent ansteigen und dann bis 2022 wieder auf 7,8 Prozent (wie 2020) zurückgehen.
Konsumausgaben werden dieses und nächstes Jahr kräftig expandieren
Die Erholung wird hauptsächlich vom privaten Verbrauch getragen werden, der sich normalisieren wird und zumindest anfänglich noch einige nachholende Konsumaktivitäten, die aus Zusatzersparnissen
finanzierbar sind, aufweisen. Auch wird sich die Sparquote mittelfristig wieder von ihrem erhöhten Niveau aus anpassen. Kommission und OECD rechnen mit Wachstumsraten von gut zweieinhalb Prozent (2020) und sechs Prozent (2021).
Investitionen dürften moderat anziehen
Die Bruttoanlageinvestitionen werden zwar nachfrageseitig stimuliert und profitieren vom günstigen Finanzierungsumfeld, doch Pandemiefolgen für den Verschuldungsgrad der Unternehmen werden die Investitionslaune weiterhin etwas dämpfen, da viele Unternehmen erst einmal die Bilanzkennziffern konsolidieren müssen, sofern sie Hilfskredite in größerem Umfang in Anspruch genommen haben sollten. Die Bautätigkeit und die Investitionen in Forschung und Entwicklung sollten sich ebenfalls positiv entwickeln. In der Summe dürften die Bruttoanlageinvestitionen dieses Jahr mit gut sechs Prozent und im nächsten Jahr mit gut fünfeinhalb Prozent zulegen (Kommission: 6,7 und 5,3 Prozent, OECD 5,7 und 5,6 Prozent).
Aufbau- und Resilienzpläne stärken die öffentlichen Investitionen
Zugleich setzen die Maßnahmen aus den Aufbau- und Resilienzplänen im Laufe des zweiten Halbjahrs ein und werden die Aktivität in der EU stützen; für die gesamte Laufzeit beläuft sich der Impuls aus den Zuschüssen auf gut 1,2 Prozent des BIP. Die Kommission geht davon aus, dass 40 Prozent der gesamten möglichen Mittel 2021-22 abgerufen werden. Das entspricht 140 Milliarden Euro bzw. einem Prozentpunkt des BIP. Etwa 30 Prozent der Mittel fließen in öffentliche Investitionen, die Hälfte fließt in die Förderung privater Investitionen und der Rest verteilt sich auf andere Maßnahmen. Die öffentliche Investitionstätigkeit in der EU wird bis Ende nächsten Jahres um gut einen halben Prozentpunkt auf dann dreieinhalb Prozent der Wirtschaftsleistung steigen.
BIP-Wachstum für den Euroraum
8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12
Wachstumsrate 2020 Prognose 2021
Quelle: Europäische Kommission
Der Außenbeitrag wird dieses Jahr das Wachstum stützen
Der Außenhandel und die Wirtschaftstätigkeit werden vor allem vom US-Konjunkturpaket profitieren, das sich mit etwa 0,3 Prozentpunkten für die EU in diesem Jahr (0,2 Prozentpunkte 2022) niederschlagen dürfte (Europäische Kommission 2021). Insgesamt sind etwas robustere Perspektiven für die Exporttätigkeit in der EU (8,7 Prozent) als für die Importe (8,1 Prozent) in diesem Jahr zu erwarten (Euroraum: 8,7 Prozent Exporte und acht Prozent Importe). Daher dürfte der Außenbeitrag die Erholung mit einem guten halben Prozentpunkt stützen, während dieser im Folgejahr wohl nahezu neutral werden wird (Europäische Kommission 2021).
Schwacher Start mit gutem Ausblick in Frankreich, Italien und Spanien
Schaut man auf die großen Volkswirtschaften im Euroraum, so schaffte Frankreich den Jahresauftakt im Seitwärtsgang. Die Wirtschaftsleistung stagnierte im ersten Quartal (minus 0,1 Prozent ggü. Vorquartal), wobei der Außenbeitrag aufgrund des importlastigen Lageraufbaus fast einen halben Punkt Wachstum gekostet hat. Konsumausgaben und Bruttoanlageinvestitionen lagen leicht im Plus. Der Export lag noch immer zehn Prozent unter Vorkrisenniveau, der Import sieben Prozent. Auch das zweite Quartal dürfte durch einen leichten Rückgang der Aktivität geprägt sein, da der Lockdown im April und Mai sehr hart war und in den kontaktnahen Dienstleistungen das Umsatzniveau nur auf halbem Vorkrisenniveau lag. Im zweiten Halbjahr wird sich die Wirtschaft dann kräftig erholen, auch angetrieben vom französischen Konjunkturprogramm und sehr starker Investitionstätigkeit, von stark expandierendem Außenhandel sowie von der Normalisierung im Dienstleistungsbereich mit nachfolgend steigenden Konsumausgaben. Die Wirtschaft dürfte mit gut fünf Prozent wachsen, bei zunächst noch hoher Arbeitslosigkeit (ca. neun Prozent nach acht Prozent 2020). Daher wird auch das Haushaltsdefizit mit neun Prozent seinen Spitzenwert erreichen und sich erst im nächsten Jahr halbieren.
Die italienische Wirtschaft lief im ersten Quartal auch nur seitwärts (plus 0,1 Prozent ggü. Vorquartal). Die privaten Konsumausgaben waren angesichts eines harten Lockdowns leicht rückläufig (minus 1,2 Prozent), ebenso der Export (minus 0,6 Prozent), während die Anlageinvestitionen (3,7 Prozent), vor allem in Bauten und Ausrüstungen, der Lageraufbau sowie die Importe (2,3 Prozent) bereits kräftig expandierten. Da die Wirtschaft mit einem Überhang von 2,6 Prozent ins Jahr startet, die italienische Regierung Öffnungsschritte ab Mai konsequent eingeleitet hat und die Sommersaison mit einem lebendigen Tourismus einhergehen dürfte, ist mit einem robusten Wachstum von gut fünf Prozent in diesem Jahr zu rechnen (Cordogno 2021; Kommission: 4,2 Prozent, OECD: 4,4 Prozent). Im Jahresverlauf dürften die privaten Konsumausgaben um gut vier Prozent zulegen, die Investitionen und die Exporte um rund zehn Prozent. Der Außenbeitrag sollte leicht positiv werden. Ein fast so starkes Wachstum im nächsten Jahr ist durch das italienische Aufbau- und Resilienzprogramm und die weitere Erhöhung von Konsum und Investitionen ebenfalls sehr wahrscheinlich. Das Haushaltsdefizit des Gesamtstaats wird dieses Jahr auf knapp zwölf Prozent des BIP steigen, sich im Jahr 2022 jedoch halbieren. Die Verschuldungsquote wird auf nahezu 160 Prozent ansteigen und nächstes Jahr noch über 155 Prozent verharren.
Spaniens Wirtschaft hatte einen leicht schwächeren Start ins Jahr (minus 0,5 Prozent). Während die Konsumausgaben nur leicht nachgaben (minus 0,6 Prozent), sanken die Bruttoanlageinvestitionen, darunter vor allem die Bauinvestitionen, deutlich (minus 2,2 Prozent bzw. minus 5,2 Prozent). Investitionen in Maschinen, Ausrüstung und Forschung zogen dagegen bereits an. Der Außenhandel verharrte schwach, die Exporte stagnierten (minus 0,1 Prozent) und die Importe gaben leicht nach (minus 1,3 Prozent). Nach der bereits erfolgten Erholung der Industrie, der Öffnung verschiedener