Konjunkturelle Erholung verläuft schleppend
Trotz Wachstum zu Jahresbeginn ist die Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr 2023/24 gesunken
▪ Die deutsche Wirtschaft kommt nur langsam in Schwung. Die reale Wirtschaftsleistung dürfte im laufenden Jahr nur leicht um 0,3 Prozent wachsen.
▪ Der Private Konsum springt nur langsam an. Trotz sinkender Preise und hoher Nominallohnabschlüsse halten sich die Verbraucher noch zurück.
▪ Die Erholung im Verarbeitenden Gewerbe kommt kaum voran. Wir rechnen weiterhin mit einem Rückgang der Industrieproduktion um 1,5 Prozent im Vorjahresvergleich.
▪ Neben schwacher Nachfrage dämpfen regulatorische Unsicherheiten und die weiterhin im internationalen Vergleich hohen Energiekosten die Investitionsneigung.
Konjunktur in Deutschland
Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr 2023/2024 gesunken
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Quartal 2024 gegenüber dem vierten Quartal 2023 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,2 Prozent gestiegen. Das Ergebnis der ersten Schätzung vom 30. April 2024 wurde zwar bestätigt. Die Wachstumsrate des vierten Quartals 2023 wurde aber von minus 0,3 Prozent auf minus 0,5 Prozent abwärts revidiert. Damit war die Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr 2023 / 24 um 0,3 Prozent niedriger als im Sommerhalbjahr 2023. Auch im Vorjahresvergleich fiel die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn geringer aus. Das reale BIP sank im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent (kalenderbereinigt minus 0,2 Prozent).
Im ersten Quartal 2024 wurde die Wirtschaftsleistung von rund 45,8 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 129.000 Personen oder 0,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das in Stunden gemessene Arbeitsvolumen sank jedoch nach vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Vorjahresvergleich um 0,6 Prozent.
Entwicklung des realen BIP in Prozent
2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 Veränderung ggü.Vorjahresquartal Veränderung ggü. Vorquartal, saison- und kalenderbereinigt Veränderung ggü. Vorjahr
Quelle: Statistisches Bundesamt
Mit Blick auf die Entstehungsseite des BIP sank die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im ersten Quartal 2024 im Vorjahresvergleich um insgesamt 0,9 Prozent. Wesentliche Ursache hierfür war der Rückgang der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe, die mit minus 4,7 Prozent im Vorjahresvergleich deutlich nachgab Im Vergleich dazu fiel der Rückgang im Baugewerbe mit minus 0,9 Prozent moderat aus. Wie schon in den Quartalen zuvor konnte nur der Dienstleistungssektor seine Aktivitäten ausweiten (plus 0,7 Prozent). Innerhalb des Dienstleistungssektors kamen die stärksten Impulse von den Bereichen Information- und Kommunikation (plus 1,9 Prozent), den sonstigen
Dienstleistern (plus 1,7 Prozent) und aus dem Grundstücks- und Wohnungswesen mit plus 1,2 Prozent. Im Bereich öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit und bei den Unternehmensdienstleistern stieg die Wertschöpfung jeweils nur um etwas mehr als einen halben Prozentpunkt. In den Bereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe (minus 0,5 Prozent), sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (minus 1,2 Prozent) ging die Bruttowertschöpfung jeweils das vierte Mal in Folge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.
In der verwendungsseitigen Betrachtung des BIP stagnierten die preisbereinigten privaten Konsumausgaben im Vergleich zum Vorjahresquartal. Gleichzeitig waren sie damit noch immer knapp zwei Prozent niedriger als vor Ausbruch der Pandemie. Die Verbraucher schränkten im ersten Quartal 2024 vor allem ihre Ausgaben für Einrichtungsgegenstände und Haushaltsgeräte ein (minus 3,7 Prozent). Auch Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (minus 2,6 Prozent), sowie Bekleidung und Schuhe (minus 1,8 Prozent) wurden weniger nachgefragt. Dafür gaben die Verbraucher erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder mehr Geld für Nahrungs- und Genussmittel aus (plus 1,1 Prozent). Die Ausgaben für Verkehr und Nachrichtenübermittlung stiegen im Vorjahresvergleich um ein Prozent, die für Freizeit, Unterhaltung und Kultur um 0,9 Prozent. Die preisbereinigten Ausgaben für Wohnen, Energie- und Wasserversorgung waren nicht nur etwas höher als vor Jahresfrist (plus 0,8 Prozent), sondern auch 1,5 Prozent höher als vor Pandemiebeginn. Abgesehen von den Ausgaben für Gesundheitspflege und Bildungswesen lagen die Konsumausgaben für alle anderen Verwendungszwecke zu Jahresbeginn 2024 unter dem Niveau des vierten Quartals 2019. Anders die Konsumausgaben des Staates, die zu Jahresbeginn 2024 um 1,5 Prozent zulegten und in saison- und kalenderbereinigter Rechnung sogar acht Prozent höher waren als im vierten Quartal 2019.
Der seit über einem Jahr anhaltende Abwärtstrend bei den Bruttoanlageinvestitionen hat sich im ersten Quartal 2024 fortgesetzt. Sie gaben im Vorjahresvergleich in realer Rechnung um minus 2,5 Prozent nach. Vor allem bei den Ausrüstungsinvestitionen gab es mit einem Minus von 4,4 Prozent einen deutlichen Einbruch. In sonstige Anlagen (Patente; Lizenzen) wurde ebenfalls weniger investiert (minus 0,5 Prozent). Bei den Bauinvestitionen herrscht seit nunmehr zwei Jahren Flaute. Sie sanken zu Jahresbeginn um minus 2,1 Prozent. Dabei gingen vor allem die Investitionen in Wohnbauten (minus 2,8 Prozent) zurück. Die Investitionen in Nichtwohnbauten sanken mit minus ein Prozent nicht einmal halb so stark.
Der Export von Waren und Dienstleistungen ist im ersten Quartal 2024 preisbereinigt um 2,8 Prozent gesunken. Die Warenausfuhren sanken im Vorjahresvergleich um 2,2 Prozent, die Dienstleistungsexporte gingen mit minus 5,4 Prozent noch stärker zurück. Die Importe sanken im gleichen Zeitraum mit minus 3,8 Prozent etwas stärker. Während sich der Bezug von Waren um 4,5 Prozent verminderte, sanken die Dienstleistungsimporte im gleichen Zeitraum mit minus 1,2 Prozent nur leicht. Da die Importe etwas stärker gesunken sind als die Exporte wirkte sich der Außenbeitrag mit 0,3 Prozentpunkten positiv auf das BIP-Wachstum aus.
Außenhandel nach Ländern
Im ersten Quartal 2024 sind die Exporte von Waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes um insgesamt zwölf Milliarden Euro oder 2,9 Prozent gesunken. In absoluten Zahlen gingen vor allem die Ausfuhren zu unseren Nachbarn Italien (minus 2,1 Milliarden Euro; minus 8,6 Prozent), Niederlande (minus 1,64 Milliarden Euro; minus 5,3 Prozent) und Österreich (minus 1,44 Milliarden Euro; minus 6,6 Prozent) zurück. Im zweistelligen Bereich rückläufig waren die Ausfuhren in die Türkei (minus 1,07 Milliarden Euro; minus 13,4 Prozent), nach Indien
(minus 687 Millionen Euro; minus 16,2 Prozent) und Brasilien (minus 434 Millionen Euro; minus 11,8 Prozent). Die Exporte nach Russland sind zu Jahresbeginn um ein Drittel (minus 890 Millionen Euro; minus 32 Prozent) gesunken. Verglichen mit dem ersten Quartal des Jahres 2022 sind die Ausfuhren dorthin um knapp zwei Drittel gesunken. Gegen den Trend entwickelten sich die Geschäfte mit den EU-Mitgliedstaaten Polen (plus 1,29 Milliarden Euro; plus 5,5 Prozent), Spanien (plus 431 Millionen Euro; plus 3,1 Prozent) und Rumänien (plus 379 Millionen Euro; plus 6,7 Prozent). Auch der Handel mit Großbritannien hat zu Jahresbeginn 2024 zugenommen. Die Exporte auf die Insel stiegen moderat (plus 672 Millionen Euro; plus 3,4 Prozent).
Deutsche Ex- und Importe im ersten Quartal 2024 nach ausgewählten Ländern Veränderung gegenüber Vorjahresquartal
Exporte Zu- (+) bzw. Abnahmen (-)
Importe Zu- (+) bzw. Abnahmen (-)
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Die deutschen Importe sind im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 28 Milliarden Euro oder 7,8 Prozent gesunken. Bis auf wenige Ausnahmen erstreckte sich der Rückgang auf nahezu alle Handelspartner. Der nominal stärkste Rückgang (minus 4,79 Milliarden Euro; minus 11,7 Prozent) stammte dabei aus dem China-Geschäft. Stark rückläufig waren auch die Importe aus den Gaslieferländern Norwegen (minus 3,18 Milliarden Euro; 31,7 Prozent), Niederlande (minus 2,79 Milliarden Euro; zehn Prozent) und Vereinigte Arabische Emirate (minus 1,69 Milliarden Euro; 80 Prozent). Die Einfuhren aus Russland sind um 1,09 Milliarden Euro auf nur noch ein Drittel des Vorjahresniveaus geschrumpft. Verglichen mit dem Zustand von vor zwei Jahren waren es sogar 95,5 Prozent weniger. Die Importe aus den USA verminderten sich um 1,55 Milliarden Euro oder minus 6,3 Prozent. Ebenfalls rückläufig war der Warenbezug aus Großbritannien (minus 683 Millionen Euro; minus 6,9 Prozent). Aus den EU-Partnerländern Polen, Österreich und Italien ging der Bezug von Waren jeweils in Höhe von rund einer Milliarde Euro zurück.
Im April 2024 sind die deutschen Exporte gegenüber März 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,6 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat April 2023 legten die Exporte ebenfalls zu (plus 1,9 Prozent). Im Zeitraum Januar bis April 2024 sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um minus 0,3 Prozent. Die Ausfuhren in die EU-Staaten gingen dabei mit minus 0,4 Prozent etwas stärker zurück als die in Drittstaaten (minus 0,1 Prozent). Die Importe gingen im gleichen Zeitraum um minus 5,1 Prozent zurück. Der Bezug von Waren aus Drittstaaten ging dabei mit minus 8,2 Prozent deutlich stärker zurück als die Importe aus den EU-Staaten (minus 2,1 Prozent). Eine Ursache hierfür könnten die gesunkenen Preise für fossile Energieträger sein, die vorwiegend aus Drittstaaten bezogen werden.
Arbeitsmarkt: Beschäftigung nimmt zu, Arbeitslosigkeit aber auch
Die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt kommt nur langsam in Schwung. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im April 2024 saisonbereinigt um 25.000 gestiegen, nach einem Zuwachs um 9.000 im März und einem Plus von 18.000 im Februar. Im Vergleich zu April 2023 stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 109.000 oder 0,2 Prozent auf 45,92 Millionen. Verglichen mit dem Höchstwert von November 2022 waren es allerdings 300.000 Erwerbstätige weniger.
Auch bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gab es am aktuellen Rand kaum Bewegung. Nach Hochrechnungen der Bundesagentur gingen im März 2024 (letzter verfügbarer Wert) 34,81 Millionen Personen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das waren in saisonbereinigter Betrachtung 3.000 Personen weniger als im Vormonat aber 130.000 Personen oder 0,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Schon seit längerer Zeit geht das Beschäftigungswachstum vor allem auf Teilzeit zurück. So stieg die sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung im März im Vorjahresvergleich um 193.000 oder 1,9 Prozent auf 10,5 Millionen. Die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung lag im gleichen Monat bei 24,3 Millionen und damit um 59.000 oder 0,2 Prozent niedriger als vor Jahresfrist.
Bei sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit ist die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger im ersten Quartal 2024 in saisonbereinigter Betrachtung um 11.000 gesunken. Gegenüber dem Vorjahr hat die Selbstständigkeit um 40.000 oder ein Prozent auf 3,85 Millionen ebenfalls abgenommen Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten hat nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur im März 2024 um 10.000 zugenommen nach einem Plus
von 5.000 im Februar. Mit 4,17 Millionen waren es 8.000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Mai um 178.800 oder sieben Prozent auf 2,72 Millionen (Vorjahresvergleich). In der saisonbereinigten Betrachtung stieg die Zahl gegenüber April um 25.000, nach plus 9.000 gegenüber März. Die Arbeitslosenquote lag im Mai 2023 nach Systematik der Bundesagentur bei 5,9 Prozent und nach ILO-Systematik bei einem Wert von 3,2 Prozent.
Arbeitsmarkt in Deutschland*
(rechte Achse)
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (linke Achse)
*saisonbereinigt in Millionen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Auftragseingang in der Industrie weiter schwach
Die Hoffnung auf eine Trendwende beim Auftragseingang hat sich nicht erfüllt. Nachdem der Ordereingang im vierten Quartal 2023 zulegen konnte, setzte sich zu Jahresbeginn der Abwärtstrend weiter fort. So sank der Auftragseingang im ersten Quartal 2024 im Vorquartalsvergleich um 4,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fiel der Rückgang mit minus 5,3 Prozent noch etwas kräftiger aus.
Mit Blick auf die Herkunft der Auftragseingänge ist die Inlandsnachfrage im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum vierten Quartal 2023 um 5,8 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fiel der Rückgang mit minus 8,5 Prozent noch deutlicher aus. Aus dem Ausland gingen im ersten Quartal im Vorquartalsvergleich 3,5 Prozent weniger Aufträge ein. Dies waren gleichzeitig 2,9 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Dabei stieg die Nachfrage aus Drittländern in saisonbereinigter Rechnung um plus 2,2 Prozent (Vorjahresvergleich minus 2,7 Prozent). Die Ordertätigkeit aus dem Euroraum ging im Vorquartalsvergleich kräftig zurück (minus 11,5 Prozent) und lag um 3,2 Prozent unter Vorjahresniveau
Unter den einzelnen Hauptgütergruppen gingen bei den Herstellern von Vorleistungsgütern im ersten Quartal 2024 in kalender- und saisonbereinigter Rechnung 4,1 Prozent weniger Aufträge ein. Der Vorjahresvergleich weist sogar ein Minus von 6,1 Prozent aus. Die Inlandsnachfrage ging im Jahresvergleich mit minus 8,6 Prozent deutlich stärker zurück als die aus dem Ausland (minus 3,6 Prozent).
Die Nachfrage nach Investitionsgütern ging im ersten Quartal 2024 um minus 4,8 Prozent im Vorquartalsvergleich zurück. Im Vergleich zum Vorjahr gingen 5,2 Prozent weniger Aufträge ein. In- und Auslandsnachfrage entwickelten sich dabei synchron.
Auftragseingang, Verarbeitendes Gewerbe
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich, in Prozent (rechte Achse)
Index des Verabeitenden Gewerbes, 2-Monats-Durchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse)
Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent
Quelle: Statistisches Bundesamt
Bei den Konsumgüterproduzenten gaben die Bestellungen im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 4,1 Prozent nach. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 2,1 Prozent weniger. Die Nachfrage aus dem Inland ging dabei im Vorjahresvergleich mit minus 5,9 Prozent deutlich zurück. Bei den Auslandsorders war ein kleines Plus von 0,3 Prozent zu verzeichnen.
Am aktuellen Rand deutet sich jedoch eine Bodenbildung an Zwar sanken im April 2024 die Auftragseingänge der deutschen Industrie nach vorläufigen Berechnungen im Vergleich zum Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,2 Prozent und verfehlten das Vorjahresergebnis um 1,6 Prozent. Ohne Berücksichtigung der stark schwankenden Großaufträge ist der Auftragseingang hingegen um plus 2,9 Prozent gestiegen.
Auftragsbestand in der Industrie: Tiefpunkt erreicht?
Nach Angaben des ifo Instituts lag die Reichweite des Auftragsbestands im Verarbeitenden Gewerbe zu Beginn des zweiten Quartals 2024 bei gut 3,9 Produktionsmonaten. Sie ist damit das erste Mal seit mehr als eineinhalb Jahren Rückgang wieder gestiegen. Trotz des zuletzt schwachen Auftragseingangs dürften ein paar Sondereffekte hierzu beigetragen haben. So hat sich bei den Herstellern von Vorleistungsgütern das Auftragspolster leicht erhöht. Dies dürfte zu einem Gutteil der Belebung in den energieintensiven Branchen geschuldet sein. Bei den Investitionsgüterherstellern stieg der Auftragsbestand um plus 0,4 auf nunmehr 5,2 Produktionsmonate. Dieser Anstieg
dürfte auf die zuletzt stark gestiegenen Großaufträge zurückzuführen sein. Bei den Konsumgüterproduzenten ist der Auftragsbestand hingegen leicht auf nunmehr 2,6 Produktionsmonate gesunken.
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes scheint sich noch keine Besserung abzuzeichnen. So sank der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im März 2024 um 0,4 Prozent. Dies war der dritte Rückgang in Folge. Die offenen Aufträge aus dem Inland verminderten sich im Vergleich zum Vormonat um 1,1 Prozent, die aus dem Ausland jedoch kaum (minus 0,1 Prozent). Obwohl die Auftragsbestände weiter nachgegeben haben, sind die Auftragsbücher in saison- und kalenderbereinigter Rechnung noch immer um ein Fünftel voller als vor Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass viele Aufträge, die in den Büchern stehen, zwar nicht storniert werden, die Auftraggeber sich aber aufgrund der unsicheren Lage mit dem Abrufen zurückhalten.
Leichter Zuwachs bei der Industrieproduktion im April
Im April 2024 konnte die Industrieproduktion in saison- und kalenderbereinigter Berechnung um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat zulegen. Im Vorjahresvergleich ergab sich jedoch ein Minus von 3,5 Prozent. Die Energiewirtschaft steigerte ihre Produktion im Vergleich zum März um 1,6 Prozent. Die Bauproduktion fiel 2,1 Prozent geringer aus als im Monat zuvor. Insgesamt ergab sich für das Produzierende Gewerbe ein leichter Rückgang der Produktion um 0,1 Prozent im Vormonatsvergleich und um minus 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Produktionsentwicklung im Produzierenden Gewerbe
Vergleich zum Vorjahr in Prozent 2022 2023 2023 2024 Jahr Q3 Q4 Q1 Ursprungswerte kalenderbereinigt
Vergleich zum Vorzeitraum in Prozent 2023 2024 Q3 Q4 Q1 Feb Mrz Apr saison- und kalenderbereinigt
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Nach Revision der vorläufigen März-Daten ergibt sich für das erste Quartal 2024 ein saison- und kalenderbereinigter Anstieg der Industrieproduktion um 0,3 Prozent, nachdem in den beiden Quar-
talen zuvor die Aktivitäten jeweils um etwas mehr als zwei Prozent nachgegeben haben. Der Vergleich zum Vorjahresquartal weist jedoch einen Produktionsrückgang aus: minus 5,2 Prozent. Die gestiegene Produktion zu Jahresbeginn ist vor allem auf die Erholung bei den energieintensiven Industrien zurückzuführen. Diese konnten ihren Ausstoß im ersten Quartal im Vorquartalsvergleich um 4,3 Prozent steigern.
In den einzelnen industriellen Hauptgruppen entwickelte sich die Produktion im ersten Quartal 2024 folgendermaßen: Die Hersteller von Vorleistungsgütern übertrafen das saison- und kalenderbereinigte Ergebnis aus dem Vorquartal um 1,4 Prozent, produzierten aber deutlich weniger als vor einem Jahr (minus 5,5 Prozent). Die Investitionsgüterproduktion ging um minus 1,6 Prozent zurück. Im Vorjahresvergleich lag das Minus bei 6,3 Prozent. Die Konsumgüterproduzenten verbuchten mit plus 3,5 Prozent im Vorquartalsvergleich den dritthöchsten Anstieg seit der Wiedervereinigung. Das Vorjahresniveau wurde mit minus 1,5 Prozent verfehlt.
Produktion, Verarbeitendes Gewerbe
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse)
Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse)
Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent
Quelle: Statistisches Bundesamt
Dank zweier starker Monate zum Jahresanfang konnten die schwächeren Produktionsdaten im März das Ergebnis für das erste Quartal 2024 nicht wesentlich beeinträchtigen. Der seit nunmehr gut einem Jahr anhaltende Produktionsrückgang im Verarbeitenden Gewerbe scheint erst einmal beendet zu sein. Man sollte aber im Blick behalten, dass all dies auf einem sehr niedrigen Niveau stattfindet. So war zu Jahresbeginn 2023 die Produktion gut fünf Prozent höher. Das Verarbeitende Gewerbe startet mit einem statistischen Unterhang von 3,1 Prozentpunkten ins laufende Jahr. Für eine positive Jahreswachstumsrate wäre also eine starke Expansion im Jahresverlauf erforderlich, die sich bisher noch nicht abzeichnet. Wir rechnen weiterhin mit einem Rückgang der Industrieproduktion um 1,5 Prozent im Vorjahresvergleich Die Bauwirtschaft profitierte am Jahresanfang von der milden Witterung. Aufgrund der schwachen Baunachfrage dürfte die Produktion im weiteren Jahresverlauf eher abnehmen
Die Energieerzeugung war zuletzt um knapp ein Fünftel geringer als vor der Pandemie. Unterm Strich steht das erste Quartal 2024 für den Beginn einer allmählichen Erholung in der Industrie.
Prekäre Kapazitätsauslastung in der Industrie
Der rückläufige Auftragseingang strahlt auch auf die Auslastung der Kapazitäten aus. Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Kapazitätsauslastung zu Beginn des zweiten Quartals im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 Prozentpunkte auf nunmehr 80,3 Prozent. In den letzten 15 Jahren waren die Kapazitäten nur während der weltweiten Finanzkrise und zu Beginn der Corona-Pandemie noch schlechter ausgelastet. Der Auslastungsgrad im Verarbeitenden Gewerbe ohne Ernährungsindustrie ging im gleichen Zeitraum auf 80,3 Prozent zurück. Der Grad der Auslastung lag damit um 4,2 Prozentpunkte unterhalb des Zehnjahresdurchschnitts.
In den einzelnen Branchen war die Entwicklung sehr heterogen. Während bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten und optischen Produkten der Rückgang des Auslastungsgrades mit minus 1,6 Prozentpunkten im Trend lag, war er bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen mit minus 3,7 Prozentpunkten überdurchschnittlich stark. In der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen und im Maschinenbau war der Auslastungsgrad der Kapazitäten jeweils mehr als zwei Prozentpunkte geringer als im ersten Quartal. Etwas höher ausgelastet waren die Kapazitäten in der Möbel- und in der pharmazeutischen Industrie. Im Textilgewerbe stieg der Auslastungsgrad nach historisch niedrigen Werten in den beiden Jahren zuvor sogar um 2,2 Prozentpunkte. Im Fahrzeugbau stieg die Auslastung um 0,8 Prozentpunkte auf 86,3 Prozent und erreichte im Gegensatz zu allen anderen Branchen wieder das langjährige Mittel.
Industrieumsatz: weiterer Rückgang zu Jahresbeginn
Zum Jahresauftakt sind die preisbereinigten Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe im ersten Quartal in saison- und kalenderbereinigter Rechnung im Vergleich zum vierten Quartal 2023 leicht um 0,5 Prozent gesunken. Dies war der fünfte Quartalsrückgang in Folge. Der Vorjahresvergleich weist
Umsatz* im Verarbeitenden Gewerbe (erstes Quartal 2024)
sonstiger Fahrzeugbau
Pharmazie
Ernährungs- und Genussmittel
Maschinenbau
Textil, Bekleidung, Leder
Fahrzeugbau
Verarbeitendes Gewerbe
Chemie
Energieintensive
Elektroindustrie
Glas, Keramik, Steine & Erden
Metallherstellung & -verarbeitung
Papierindustrie
*Veränderung in Prozent zum Vorjahreszeitraum Quelle: Statistisches Bundesamt
mit minus vier Prozent einen deutlich stärkeren Rückgang aus. Mit Blick auf die Herkunft der Umsätze sanken die Umsätze aus dem Inland gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent. Die Erlöse aus dem Ausland gaben um 3,3 Prozent nach. Die in der Eurozone generierten Umsätze gingen dabei um minus 2,6 Prozent zurück, die aus dem Geschäft mit Drittländern um 3,9 Prozent.
Unter den einzelnen Branchen verbuchte die Papierindustrie in nominaler Rechnung mit minus 12,4 Prozent die stärksten Umsatzeinbußen. Zweistellig war der Umsatzrückgang auch bei den metallerzeugenden und -verarbeitenden Betrieben (minus 12,3 Prozent), im Bereich Glas, Keramik, Steine und Erden (minus 11,9 Prozent) und in der Elektroindustrie mit minus 10,5 Prozent im Vorjahresvergleich. Im Fahrzeugbau und in der Textilindustrie sanken die Umsätze jeweils um minus 5,5 Prozent, im Maschinenbau um 4,4 Prozent und in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie um minus 2,2 Prozent. Während die Umsätze in der chemischen Industrie um 8,2 Prozent nachgaben, verbuchte die pharmazeutische Industrie ein Umsatzplus von 1,4 Prozent. Im sonstigen Fahrzeugbau stiegen die Umsätze mit 5,6 Prozent am stärksten.
Ifo-Geschäftsklima: Stimmung in der Wirtschaft unverändert
Nachdem sich die Stimmung drei Monate in Folge verbessert hatte, trat das ifo-Geschäftsklima Deutschland im Mai auf der Stelle. Die befragten Unternehmen schätzten zwar ihre aktuelle Lage etwas schlechter ein als im April. Dafür haben sich die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate etwas verbessert Unter den einzelnen Sektoren waren die Dienstleister erstmals seit
für die nächsten
ifo Konjunktur-Uhr Deutschland ifo Geschäftsklima-Index im Verarbeitenden Gewerbe* Jan 2023
* Salden, saisonbereinigt
Quelle: ifo Institut Beurteilung der Geschäftslage
drei Monaten wieder unzufrieden mit ihren laufenden Geschäften. Die Erwartungskomponente nahm zwar leicht zu. Dies reichte aber nicht aus, das Stimmungsbild insgesamt ins Positive zu drehen. Im Handel zog der Index merklich an Vor allen die Geschäftserwartungen verbesserten sich deutlich
Auch der Lageindikator konnte Boden gut machen. Diese Entwicklung war vor allem durch den Großhandel getrieben Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindex den vierten Monat in Folge gestiegen Neben der etwas besseren Einschätzung der aktuellen Lage blicken die Bauunternehmen wieder positiver in die Zukunft. Auch im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima weiter verbessert. Die Industrieunternehmen schätzten sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate besser ein. Trotz der vier Anstiege in Folge bewegt sich der Zeiger der ifo-Konjunkturuhr noch immer im Rezessionsquadranten. Allerdings hat sich die Stimmung in der deutschen Exportindustrie etwas aufgehellt. Die Exporterwartungen stiegen im Mai auf plus 0,3 Punkte. Erstmals seit April 2023 waren die Negativmeldungen nicht mehr in der Überzahl.
Perspektiven
Die deutsche Wirtschaft ist zwar mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozentpunkten in das laufende Jahr gestartet. Dafür ist aber die Entwicklung zum Jahresende 2023 deutlich schwächer ausgefallen als die zu Jahresbeginn veröffentlichten amtlichen Daten. Eine technische Rezession ist ausgeblieben. Ebenso ist die Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr im Vergleich zum Sommer zurückgegangen. Getragen wurde das Wachstum zu Jahresbeginn vom Dienstleistungssektor und aufgrund der milden Witterung auch durch die Bauwirtschaft. Dieser Sondereffekt dürfte aber im zweiten Quartal zu einer Gegenbuchung führen, denn die Rahmendaten am Bau sehen weiterhin schlecht aus. Eine Belebung im Verarbeitenden Gewerbe blieb ebenfalls aus, sieht man von der leichten Erholung der energieintensiven Branchen ab. Die gute Nachricht: blickt man auf die Stimmungsindikatoren, spricht einiges für eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Zwar wird die aktuelle Lage in vielen Branchen noch negativ eingeschätzt. Doch egal ob Handel, Dienstleister, Verarbeitendes Gewerbe oder Bauwirtschaft: die Zuversicht in Hinblick auf die Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten ist bei allen in den letzten drei bis vier Monaten kontinuierlich gestiegen. Auch der wöchentliche Aktivitätenindex der Deutschen Bundesbank ist seit gut einem Monat leicht aufwärtsgerichtet.
Sollte sich diese positive Stimmung auch auf die Konsumenten übertragen, könnte auch die lang ersehnte Belebung beim privaten Konsum einsetzen. Mit abnehmenden Inflationsraten und den in vielen Branchen abgeschlossenen und zum großen Teil auch schon in Kraft getretenen hohen nominalen Lohnabschlüssen werden sich die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte deutlich erhöhen. Flankiert wird diese Entwicklung noch durch die weiter steigende Zahl der Erwerbstätigen, insbesondere im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Zur Jahresmitte wird zusätzlich noch die Rentenanpassung in Höhe von über vier Prozent die Kaufkraft der Verbraucher stärken. Während die Verbraucher zuletzt noch verunsichert waren und trotz gestiegener verfügbarer Einkommen noch eine Kaufzurückhaltung an den Tag gelegt haben, erwarten wir in den nächsten Monaten eine Belebung beim Konsum. So verzeichnete das HDE-Konsumbarometer im Juni einen deutlichen Zuwachs und legt damit den fünften Monat in Folge zu. Der von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Mai veröffentlichte Konsumklimaindex weist in die gleiche Richtung. Neben dem leichten Anstieg der Einkommenserwartung war es vor allem dem deutlichen Rückgang der Sparneigung zu verdanken, dass sich das Konsumklima das vierte Mal in Folge verbesserte. Wir rechnen damit, dass die Konsumzurückhaltung der Verbraucher zur Jahresmitte schwindet, und halten unsere Wachstumsprognose für den privaten Konsum von real plus 0,8 Prozent weiter aufrecht. Zusammen mit den öffentlichen Konsumausgaben, die laut Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung um real 0,7 Prozent zulegen werden, ergibt sich hieraus ein Anstieg der Konsumausgaben um 0,8 Prozent.
Die Ausrüstungsinvestitionen sind zu Jahresbeginn leicht gesunken. Die Unternehmen haben zwar mehr in Maschinen und Geräte investiert, dafür aber deutlich weniger Fahrzeuge angeschafft als zum Jahresende 2023. Neben der schwachen Nachfrage dürften regulatorische Unsicherheiten und die weiterhin im internationalen Vergleich hohen Energiekosten die Investitionsneigung eher dämpfen. Für eine leichte Belebung spricht zum einen, dass die Investitionsgüterhersteller in den letzten drei Monaten ihre Produktion wieder etwas ausweiten konnten. Gleichzeitig dürften die Investitionen des Staates im Zuge militärischer Beschaffungen die Ausrüstungsinvestitionen stützen, so dass wir an unserer Prognose von plus 0,2 Prozent für das laufende Jahr festhalten.
BIP-Prognose für 2024: Veränderung der realen Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
Quellen: Bundesregierung (Februar 2024; *Private Haushalte und priv. Organisationen ohne Erwerbszweck), Sachverständigenrat (Mai 2024); **einschließlich priv. Organisationen ohne Erwerbszweck,*** einschließlich militärischer Waffensysteme, eigene Berechnungen eigene Berechnungen
Bei den Bauinvestitionen rechnen wir weiterhin mit einem deutlichen Rückgang in einer Größenordnung von minus 3,5 Prozent. Daran dürften weder der starke Vorzieheffekt aufgrund der milden Witterung im ersten Quartal noch mögliche Ersatzbauten aufgrund des Hochwassers in einigen süddeutschen Bundesländern etwas ändern. Vor allem im Wohnungsbau werden die Aktivitäten im laufenden Jahr weiter nachlassen. Nachdem die Baugenehmigungen im vergangenen Jahr bereits um über ein Viertel eingebrochen waren, hielt der Rückgang zu Jahresbeginn im gleichen Umfang weiter an. Im Wirtschaftsbau deutet sich zwar bei den Fabrik- und Werkstattgebäuden eine Belebung an. Bei Handels- und Lagergebäuden und bei den Büro- und Verwaltungsgebäuden hat sich hingegen der Rückgang bei den Baugenehmigungen beschleunigt. Auch im gewerblichen Bau gab es deutliche Abstriche,
vor allem bei den Genehmigungen für Büro- und Verwaltungsgebäude sowie für Handels- und Lagergebäude. Positive Signale kommen vom gewerblichen Tiefbau. So stellt der Bund für dieses Jahr gut zehn Milliarden Euro für Investitionen in Neubau und Instandhaltung des Schienennetzes bereit. Zudem stehen weitere Investitionen in neue Stromtrassen an. Die Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) sind entgegen unseren Erwartungen zum Jahresbeginn etwas gesunken. Wir erwarten aber weiterhin, dass sich die Investitionstätigkeit in diesem Bereich nach zwei schwachen Jahren in diesem Jahr um real zwei Prozent erholen wird. Alles in allem dürften die Bruttoanlageinvestitionen damit im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent sinken.
Der deutsche Außenhandel konnte nach dem schwachen Ergebnis aus dem Jahr 2023 nur langsam Fahrt aufnehmen. Zwar sind die Exporte im ersten Quartal 2024 in realer Rechnung im Vorquartalsvergleich leicht gestiegen. Um den statistischen Unterhang aus dem Vorjahr zu kompensieren, müssten die Ausfuhren im weiteren Jahresverlauf deutlich zulegen. Hiernach sieht es am aktuellen Rand bisher nicht aus. Der Handel mit der Europäischen Union konnte zwar leicht zulegen. Aber die Geschäfte mit unseren größten Handelspartnern USA und China liefen zuletzt eher schleppend. Drohende Handelskonflikte dürften die Lage eher schwieriger machen. Laut ifo-Institut hat sich die Stimmungslage in den exportorientierten Unternehmen in den letzten Monaten jedoch etwas aufgehellt, so dass durchaus die Möglichkeit besteht, dass die deutsche Exportwirtschaft stärker an der weltwirtschaftlichen Erholung teilhaben kann. Wir rechnen daher im Jahresverlauf insoweit mit einer Belebung der Exporte von Waren und Dienstleistungen, dass das Vorjahresniveau wieder erreicht werden kann. Auch die Importe erhalten neben dem Bezug von Vorleistungsgütern auch durch den steigenden Konsum ausreichend Impulse, um das Vorjahresergebnis zu egalisieren. Unterm Strich erwarten wir aber vom Außenbeitrag keinen positiven Wachstumsimpuls. Alles in allem rechnen wir damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr in realer Rechnung um 0,3 Prozent steigt.
Impressum
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)
Breite Straße 29 10178 Berlin
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Lobbyregisternummer R000534
Autor
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T: +49 30 2028-1592
t.huene@bdi.eu
Redaktion/Grafiken
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T: +49 30 2028-1591
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Marta Gancarek
T: +49 30 2028-1588
m.gancarek@bdi.eu
Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen
Verwendung des Bruttoinlandsproduktes (preis-, saison- und kalenderbereinigt) Veränderung zum Vorzeitraum in Prozent
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP (in Prozentpunkten)
Quelle: Statistisches Bundesamt