Closing the Deep Tech Gap

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Closing the Deep Tech Gap

Ein Pflichtenheft für das deutsche Innovationssystem

September 2024

Closing the Gap

Der Bundesverband der deutschen Industrie e.V. (BDI) – in Kooperation mit der ESMT Berlin und der Fraunhofer Gesellschaft – haben am 22. Mai 2024 zum Deep Tech Summit geladen. Auf diesem Summit wurden die Grundbausteine eines Pflichtenhefts für das deutsche Deep Tech-Ökosystem gelegt. Dieses Pflichtenheft adressiert mit konkreten Zielstellungen Akteure aus Wissenschaft, Industrie und Politik

Weitere Mitwirkende an den Inhalten

Alexander Türpe

Britta Bomhard

Christian Bogatu

Dr. Thomas Lange

Dr.-Ing. Matthias Unbescheiden

Florian Uri

Harald Holzer

Ingeborg Neumann

Josua Vieten

Martin Rahmel

Prof. Dr. Bastian Halecker

Prof. Dr.-Ing. Sabine Kunst

Prof. Stefan Hecht

ExciteLab

Encourage Ventures

SPRIND

Achleitner Ventures

Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung

AHEAD

HIGHEST

Peppermint Group

exomatter.ai

Chemical Invention Factory

XU Exponential University in Potsdam

Joachim Herz Stiftung

Xolo

Romy Schnelle

Travis Todd

HTGF

Fraunhofer Heinrich Hertz Institute HHI

Ulrich Kruse Trumpf Venture

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl

Valerie Daldrup

Fraunhofer‐Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Universität Jena

The Deep Tech Gap

Deutschland gilt als eine der führenden Forschungsnationen weltweit, bekannt für exzellente wissenschaftliche Arbeiten und innovative Forschungsergebnisse. Dennoch zeigt sich eine beunruhigende Diskrepanz zwischen dieser wissenschaftlichen Exzellenz und der erfolgreichen Verwertung und Kommerzialisierung dieser Forschungsergebnisse. Diese Diskrepanz wird als „Deep Tech Gap“ bezeichnet. Der Deep Tech Gap beschreibt das Phänomen, dass in Deutschland viele hochinnovative und technologische Durchbrüche nicht den Weg aus der Forschung hinein in den Markt finden. Während deutsche Universitäten und Forschungsinstitute beeindruckende Ergebnisse liefern, scheitert es oft an der Umsetzung und kommerziellen Verwertung Inventionen werden keine Innovationen, die für globale Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sind. Dies führt dazu, dass Länder wie USA und China effizienter in der Verwertung und Skalierung von Technologien sind und Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht überholen.

Ein zentrales Hindernis in diesem Kontext ist die mangelnde Zusammenarbeit zwischen etablierten Industrien, kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) und innovativen Start-ups. Diese Zurückhaltung führt zu einer strukturellen Abwanderung innovativer Unternehmen ins Ausland, wo sie bessere Unterstützung und Finanzierungsmöglichkeiten finden. In einem Gastkommentar für das Handelsblatt1 wird betont, wie entscheidend es ist, diese Abwanderung zu stoppen und den Weg für ein florierendes Innovationsökosystem in Europa zu ebnen. Die Problematik erstreckt sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette und erfordert umfassende und koordinierte Maßnahmen. Um die technologische Lücke zu schließen und Deutschlands Position als Innovationsführer zu festigen, müssen konkrete Handlungsempfehlungen für das Innnovationssystem formuliert werden. Diese Empfehlungen sollen in den folgenden Bereichen ansetzen:

▪ Effektivierung des Technologietransfers

▪ Steigerung der Gründungsaktivität

▪ Venture-Finanzierung in der Früh- und Wachstumsphase

▪ Globale Skalierung von Deep Tech

Der Handlungsbedarf ist klar: Ohne eine strategische und gezielte Förderung der Innovationskraft droht Deutschland im globalen Wettbewerb zurückzufallen. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen kann sich Deutschland nicht nur seine technologische Souveränität sichern, sondern auch seine Position als führende Innovationsnation stärken. In den folgenden Kapiteln werden konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, um die identifizierten Lücken zu schließen und ein nachhaltiges, dynamisches Innovationsökosystem zu schaffen.

Das Schließen dieser Lücken ist von entscheidender Bedeutung, um Deutschlands Innovationssystem voll zu entfalten und die globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Wenn es nicht gelingt, Forschungsergebnisse effizient in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umzuwandeln, wird Deutschland langfristig an wirtschaftlicher Stärke verlieren. Dies ist besonders relevant in einer Zeit, in der technologische Innovationen in Bereichen wie Künstliche Intelligenz (KI), Biotechnologie und erneuerbaren Energien nicht nur die Wirtschaft transformieren, sondern auch globale Herausforderungen wie den

1 https://www.handelsblatt.com/meinung/global-challenges/gastkommentar-global-challenges-wie-europa-die-abwanderungseiner-start-ups-stoppen-kann/100043006.html

Klimawandel adressieren können. Um den Deep Tech Gap zu überwinden, sind mehrere Maßnahmen notwendig. Hierzu werden in diesem Papier entlang der Wertschöpfungskette, Analyse und klare Zielformulierung zur Schließung des jeweiligen Gaps formuliert.

Deep Tech Start-ups als integrale Player im Innovationssystem

Deep-Tech ist eine Klassifizierung eines Unternehmens mit dem ausdrücklichen Ziel, fortschrittliche und neuartige technologische Lösungen für tiefgreifende gesellschaftliche, insbeso

ndere industrierelevante Herausforderungen anzubieten. Die Geschäftsmodelle sind meist B2B-Kooperationen. Deep-Tech Start-ups sind auf Skalierung und Wachstum ausgerichtete innovative, bis zu zehn Jahre junge Gründungen des produzierenden Gewerbes und der unternehmensorientierten wissensintensiven Dienstleistungen, die die Entwicklung der Industrie durch neue oder deutlich verbesserte Produkte vorantreiben.2

Deep-Tech beginnt mit einer längeren F&E-Phase (meist akademischer Kontext) und hat lange und unsichere (über 5 Jahre) Produktentwicklungszyklen. Häufig müssen komplexe Transferwege von der Forschung in die Anwendung / Groß-Industrie überwunden werden. Die zugrundeliegenden wissenschaftlichen oder technischen Probleme, die von Deep-Tech Start-ups gelöst werden, schaffen wertvolles geistiges Eigentum und sind schwer zu reproduzieren.

Die Skalierungsgeschwindigkeit ist durch die kapital- und zeitintensive Entwicklung von Hardware und / oder geistigem Eigentum gehemmt. Die hohen Kapitalinvestitionen, bevor Deep-Tech-Produkte erfolgreich vermarktet werden können, sind höher als bei anderen industrienahen Start-ups, wie HighTech Start-ups. Die Produkte unterliegen jeweils branchenspezifischen Regulierungen und sind stark abhängig von industriepolitischen Entscheidungen. Im Vergleich zu konventionellen Unternehmen sind Deep-Tech Start-ups auf einen höheren Anteil an technischem Personal angewiesen.

Die Herausforderungen von Deep-Tech Start-ups

▪ Begrenzter Zugang zu Finanzmitteln: Verweis auf Wachstumsfinanzierungspaper

▪ Regulatorische Belastungen: Geschäftsmodelle müssen sich ggf. anpassen oder ändern (AI Act)

▪ Gewinnung von Talenten: hohes Expertenwissen, Problem der Abwanderung hochqualifizierten Personals in USA / Tech Hubs (Daten aus Deep-Tech Report)

▪ Marktzugang und Wettbewerb: Angewiesen auf Erstanwendungsfälle, hierbei Unternehmen Kunde und Tester

2 https://www.eitDeep-Techtalent.eu/wp-content/uploads/gb/2023/02/Deep-Tech-definitions.pdf https://dealroom.co/uploaded/2023/01/Dealroom-deep-tech-report-2023-europe.pdf https://bdi.eu/media/themenfelder/digitalisierung/publikationen/20161104_Publikation_Industrie-Startups_staerken.pdf

Effektivierung des Technologietransfers

Trotz des Engagements ambitionierter Teams, die jährlich versuchen, ihre Technologien auf den Markt zu bringen, stehen sie vor zahlreichen Herausforderungen, die den Technologietransfer erschweren. Obwohl es in den letzten Jahren Fortschritte bei der Finanzierung in den frühen Phasen von Start-ups gab, blieb die Unterstützung in den späteren Phasen unzureichend. Deutschland muss mehr Möglichkeiten schaffen, um starke deutsche und europäische Start-ups durch Börsengänge oder andere Finanzierungsmethoden zu unterstützen und deren Abwanderung zu verhindern.

Die bürokratischen Hürden in Deutschland sind ein bekanntes Problem. Die Komplexität bei der Gründung eines Start-ups, insbesondere im Bereich Life Sciences, kann entmutigend sein. Während die Pandemie gezeigt hat, dass Prozesse beschleunigt werden können, bleibt die Reduzierung der Bürokratie und entsprechend technologieoffene Regulierungen dringende politische Aufgabe. Es gibt bereits Formate zur Förderung von Unternehmertum an Universitäten und Hochschulen, jedoch fehlt es an einer flächendeckenden Integration in die Lehrpläne der MINT-Fächer. Es bedarf mehr Mut von technologischen Professorinnen und Professoren, Entrepreneurship als festen Bestandteil der Studiengänge zu etablieren.

1. Datengetriebene Analyse des Ökosystems: Um Durchlässigkeit der Systeme Wissenschaft und Wirtschaft zu schaffen, braucht es eine Erhöhung der Transparenz und Effizienz durch eine bessere Organisation und Nutzung von Daten. Ein systematischer, datengetriebener Ansatz zur Erhöhung der Transparenz und Effizienz kann helfen, die vorhandenen Stärken besser zu nutzen und das Innovationssystem insgesamt zu verbessern

2. Market – to lab: Ein gezieltes Matching von Science und Business soll mehr unternehmerische Expertise in die Labore bringen Wissenschaft liefert Technologien, unternehmerische Expertise kann Forschungen in marktreife Produkte überführen.

3. Gründungen an Universitäten und Hochschulen incentivieren. Notwendigkeit der Incentivierung oder Key Performance Indicators (KPI) zur Gründungsförderung von Professorinnen und Professoren. In Berufungsverfahren sollen unternehmerische Fähigkeiten als Auswahlkriterium mit aufgenommen werden Neben Forschung und Lehre müssen Transfer und Ausgründungen, als gleichgewichtetes Ziel für das universitäre Prestige verankert werden.

Mehr Gründungsaktivität in Deutschland

Um mehr Gründungen zu fördern, muss sich das deutsche Universitätssystem grundlegend ändern. Ein Blick auf die Stanford University zeigt, wie anders Universitäten in den USA strukturiert sind. Stanford versteht sich als große Unternehmung mit einem beeindruckenden Stiftungsvermögen, das jährlich in Venture Capital und Private Equity investiert wird. Diese finanzielle Basis ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Bill Gates Foundation und deren Breakthrough Energy Fund, der eine Milliarde US-Dollar investiert.

Ein konkretes Beispiel ist ein einjähriger Kurs, der Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen wie BWL, Ingenieurwesen und Informatik zusammenbringt. Hier lernen die Studierenden nicht nur

theoretische Grundlagen, sondern werden durch wöchentliche Vorträge von Branchenexpertinnen und -experten auf reale Problemstellungen vorbereitet. Am Ende des ersten Semesters präsentieren die Studierenden ihre Gründungsideen und erhalten umfassende Unterstützung bei der Teamzusammenstellung und der Gründung. Besonders bemerkenswert ist, dass sie 100 Interviews führen müssen, um die Problemlage aus erster Hand zu verstehen. Diese Interviews werden durch ein umfangreiches Netzwerk der Universität und Venture Capital-Firmen (VC) vermittelt.

Dieses System der Unterstützung geht weit über die reine Lehre hinaus. Es gibt Pitch-Wettbewerbe, bei denen die besten Ideen ausgewählt und weiter begleitet werden. Venture Capital-Firmen übernehmen hier eine aktive Rolle und investieren in vielversprechende Projekte. Die Universität bringt Talente ein, während die VCs Problemstellungen, Mittel, Werkzeuge und Finanzierung bieten.

Ein weiteres Beispiel aus den USA ist die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Start-ups und der Regierung. Auf Konferenzen wie der Google Zeitgeist diskutieren Führungskräfte von Google mit hochrangigen Regierungsvertretern, wie technologische Innovationen zur nationalen Verteidigung beitragen können. Das US-Militär investiert jährlich riesige Summen in Forschung und Entwicklung, wovon ein erheblicher Teil an Universitäten und in Softwareentwicklung fließt. Diese enge Vernetzung zwischen verschiedenen Akteuren fördert Innovationen und ermöglicht es Google, regelmäßig neue Start-ups zu akquirieren.

Zusätzlich agieren große Venture Capital-Firmen wie Andreessen Horowitz nicht nur als Investoren, sondern auch als skalierte Vertriebsnetzwerke für Start-ups. Zwei Drittel ihrer Mitarbeitenden sind damit beschäftigt, Brücken zwischen Start-ups und großen Unternehmen zu bauen, was die Geschäftsanbahnung erheblich erleichtert.

Das Fehlen von Berührungsängsten und ein starkes Gewinnstreben sind zentrale Elemente des amerikanischen Modells. Um in Deutschland ähnliche Erfolge zu erzielen, muss das Universitätssystem reformiert werden. Dies bedeutet, Unternehmertum von Anfang an in die Ausbildung zu integrieren, praktische Unterstützung und Netzwerke zu bieten und enge Kooperationen zwischen Universitäten, Unternehmen und der Regierung zu fördern. Nur so kann eine Kultur des Unternehmertums entstehen, die Gründungen systematisch unterstützt und vorantreibt.

1. Schaffung und Förderung von spezialisierten Orten für Innovation und Gründung, die über die notwendige Infrastruktur wie Labore, Inkubatoren und analytische Geräte verfügen. Diese Zentren sollten geografisch verteilt und gut bekannt sein, sodass Talente aus verschiedenen Bereichen, insbesondere aus Deep Tech und Materialwissenschaften, einfachen Zugang haben.

2. Einführung flexiblerer und gründerfreundlicherer Regulierungen, die es einfacher machen, Start-ups zu gründen und bei Bedarf zu schließen. Hierzu gehören die Vereinfachung von Bürokratie, die Einführung von risikofreien Darlehen und die Anpassung des Beihilferechts, um eine Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Start-ups zu erleichtern.

3. Integration unternehmerischer Inhalte in die Ausbildungsprogramme von Universitäten und Schulen sowie die aktive Förderung von Role Models aus der Gründerszene. Dies beinhaltet Vorlesungen, Workshops und Mentoring-Programme, die junge Menschen inspirieren und ihnen das notwendige Wissen und die Fähigkeiten vermitteln, um erfolgreiche Gründerinnen und Gründer zu werden.

Venture Finanzierung in der Früh- und Wachstumsphase

Die marktnahe Ausrichtung von Deep-Tech Start-ups zeugt von besonderer Innovationskraft. Die großen Industriebranchen stehen im transformativen Umbruch und weltwirtschaftlichen Herausforderung. Das internationale Wetteifern um Schlüsseltechnologien und technologischer Souveränität hat längst begonnen. Vor diesen Herausforderungen stehen alle Unternehmen – der etablierte Mittelstand, als auch sich neugründende Deep-Tech Start-ups.

Neuste Studien zu CVC Aktivitäten in Deutschland zeigen, dass die Risikokapitalfonds deutscher Unternehmen immer noch mehr in US-amerikanische als in europäische Start-ups investieren. Seit 2010 haben die fünf wertvollsten deutschen Unternehmen (SAP, Deutsche Telekom, Siemens, Airbus und Allianz) 498 Investitionen in US-Start-ups getätigt, gegenüber 129 Investitionen in europäische Startups. Im Jahr 2022 tätigten diese fünf CVCs 13 Investitionen in europäische Start-ups (mit einem Gesamtvolumen von 603 Millionen USD) gegenüber 35 in US-Start-ups. In diesem Jahr hat die Gruppe jedoch bisher nur sechs Investitionen in Europa getätigt, die sich auf 161 Millionen USD belaufen – ein Rückgang von 75 Prozent.3

Die Investitionen in Start-ups bieten strategische unternehmerische Wettbewerbsvorteile wie schnelle Exploration neuer Technologien, Erschließung neuer Märkte, Optimierung des Kerngeschäfts, Transformation und Digitalisierung. Rückläufige F&E Aktivitäten der etablierten Unternehmen wirken sich negativ auf die Innovationslandschaft in Deutschland aus. Etablierte Industrieunternehmen entscheiden durch F&E und M&A über die langfristige Entwicklung des Industriestandort Deutschland. Wenn beispielsweise Deep-Tech Start-ups einen Exit planen, bietet dies einen strategischen Zeitpunkt für Unternehmen, sich marktreife Produkte einzukaufen. Tendenziell halten sich deutsche Unternehmen hierbei zurück, wodurch Exitverkäufe ins Ausland begünstigt werden und technologische Vorteile mitverkauft werden.

3 What are Germany’s corporate-backed venture funds investing in? | Sifted

Verbesserung der Finanzierungslage von Deep Tech Gründungen

1. Etablierung eines Monitorings der Zusammenarbeit von Start-ups und Corporates: Wie viel Wertschöpfung passiert durch wen, wann und wie lange? Erste Erhebungen, beispielsweise durch einen Report von Glasdollar zu Impact of Venture Clienting, zeigen, dass eine erhöhte Transparenz über die Wertschöpfung, die durch die Zusammenarbeit von Startups und Corporates entsteht, entscheidend ist Regelmäßige Bestandsaufnahmen und Monitorings branchenspezifischer Kooperationen von Industrie und Start-ups können helfen, Herausforderungen und Chancen einer solchen Zusammenarbeit besser zu adressieren Dies könnte auch einen Wettbewerb unter den Unternehmen fördern, ihre Kooperationen und Investitionen zu verbessern.

2. Doppelte 2: Gefordert wird die Verdopplung des Venture Capital Investments in Deutschland von Corporate Investors in Fonds oder direkt in Fonds. Die zweite 2 ist die Verdopplung des Umsatzes, den deutsche Deep Tech Unternehmen mit der deutschen Industrie machen.

3. Wissenschaftliche Bewertungskompetenzen in VCs für Deep Tech ausbauen: Es gibt einen Bedarf an mehr Venture Capitalists mit technischem Hintergrund, die die komplexen Technologien verstehen und effektiv in diese investieren können. Es wird vorgeschlagen, Karrierewege für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Ingenieurinnen und Ingenieure im Bereich Venture Capital zu schaffen. Weiterhin wird gefordert, dass es mehr Anreize für privates Kapital gibt, in diese Assetklasse zu investieren. Dies ermöglicht ihnen, Zugang zu einem breiten Portfolio von Start-ups zu erhalten, deren Entwicklung zu verfolgen und potenzielle Kooperationen zu identifizieren.

Deep Tech global skalieren

Deutschland und Europa haben in der Vergangenheit bedeutende Innovationen hervorgebracht, doch heute kämpfen sie damit, radikale neue Ideen und Deep Tech-Start-ups global zu skalieren. Viele deutsche und europäische Start-ups, insbesondere im Deep Tech-Bereich, stehen vor erheblichen Herausforderungen, wenn es darum geht, radikale Innovationen durchzusetzen. Oft fühlen sich Gründer von Deep Tech- und Hardware-Projekten missverstanden und isoliert. Diese Projekte erfordern nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch eine Kultur, die risikoreiche, bahnbrechende Innovationen unterstützt.

Die Rolle des Staates als Erstkunde ist in den USA und auch in China ein entscheidender Erfolgsfaktor. In Deutschland fehlt oft diese Art der staatlichen Unterstützung. Programme wie Pre-Commercial Procurement (PCP), bei denen der Staat Produkte und Dienstleistungen kauft, bevor sie vollständig marktreif sind, könnten erheblich zur Förderung von Deep Tech-Start-ups beitragen.

Die Technologie allein garantiert keinen Erfolg. Der entscheidende Faktor ist die erfolgreiche Umsetzung (Execution). Viele innovative Technologien scheitern, weil sie nicht marktorientiert entwickelt wurden. Es bedarf umfassender Unterstützung in der Umsetzung und Markteinführung, damit die Technologie den Bedürfnissen der Kunden entspricht. Im Vergleich zu den USA gibt es in Deutschland und Europa weniger Großinvestitionen in Deep Tech-Start-ups. Dies liegt unter anderem daran, dass es weniger spezialisierte Fonds gibt und das Engagement der Corporate Investors geringer ist. Es wird

vorgeschlagen, den Anteil und die Größe dieser Investitionen zu erhöhen, um eine nachhaltige Finanzierung sicherzustellen.

Die Industrie könnte als starker Hebel fungieren, um die Finanzierungslücke zu schließen. In den USA investieren Corporate Investors signifikant mehr in Venture Capital als in Europa. Eine Verdoppelung des Engagements der Corporate Investors in europäische Start-ups könnte die bestehende Finanzierungslücke deutlich verringern. Eine erhöhte Transparenz über die Zusammenarbeit von Start-ups und Corporates ist entscheidend. Es wird vorgeschlagen, regelmäßige Bestandsaufnahmen durchzuführen und den Fortschritt der Partnerschaften zu überwachen, um die tatsächliche Wertschöpfung zu messen und Hemmnisse zu identifizieren.

1. Aufbau von First Time Deep Tech Funds: Um dies zu erreichen, sollte ein signifikanter Teil der verfügbaren zehn Milliarden Euro für die Förderung von First-Time-Funds im DeepTech-Bereich bereitgestellt werden. Es ist wichtig, dass diese First-Time-Funds nicht negativ bewertet werden, sondern als essenziell für die Belebung des Deep-Tech-Ökosystems angesehen werden. Technologieinvestoren sollten stärker sensibilisiert werden, insbesondere über Institutionen wie die KfW, um die notwendige finanzielle Unterstützung zu gewähren und Vertrauen in die Fähigkeiten der Investoren zu setzen. Dies ist entscheidend, um das Wachstum und die Innovation in diesem Sektor zu fördern.

2. Weg von M&A hin zu National Unicorns: Um Start-ups in Deutschland zu Unicorns mit einer Bewertung von einer Milliarde Euro oder höher zu entwickeln, ist es notwendig, den Weg zur Kapitalbeschaffung über den Kapitalmarkt, insbesondere durch Börsengänge, zu erleichtern. M&A-Deals allein werden nicht ausreichen, da Unternehmen in der Regel nicht so hohe Summen für Start-ups zahlen. Wir müssen daher Mechanismen schaffen, um Start-ups zu incentivieren und den Investoren gleichzeitig attraktive Exit-Möglichkeiten zu bieten. Dies wird das Wachstum und die Skalierung von Startups in Deutschland unterstützen.

3. Dreiklang aus Kunde, Kooperation und Finanzierung zur Stärkung des Deep-Tech-Ökosystems: Der deutsche Mittelstand, das Rückgrat unserer Industrie, birgt enormes Potenzial, das sichtbar gemacht werden muss. Wir benötigen Vorbilder und Erfolgsgeschichten, um das Wachstum zu beschleunigen. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Private Equity Szene, die als Exit-Kanal für Venture Capital und Start-ups dient. Durch das Lernen von internationalen Vorbildern können wir diese Bereiche stärken und wettbewerbsfähiger machen.

Impressum

Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)

Breite Straße 29, 10178 Berlin www.bdi.eu

T: +49 30 2028-0

Lobbyregisternummer: R000534

Redaktion

Frau Sarah Hölzl

Referentin Digitalisierung und Innovation

T: +49 30 2028-1401

S.Hoelzl@bdi.eu

Frau Dr. Anke Soemer

Referentin Abteilung Wissenschaftspolitik

Fraunhofer-Gesellschaft

T: +49 89 1205-1604

anke.soemer@zv.fraunhofer.de

Dr. Thorsten Lambertus

Managing Director

Institute for Deep Tech Innovation (DEEP) ESMT Berlin

T: +49 30 212 31 0 thorsten.Lambertus@esmt.org

BDI Dokumentennummer: D 1974

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