Deutschland bleibt in der Rezession stecken
Industrieproduktion dürfte das dritte Jahr in Folge sinken
▪ Die deutsche Wirtschaft droht das zweite Jahr in Folge zu schrumpfen. Wir rechnen für das gesamte Jahr 2024 mit einem Rückgang der realen Wirtschaftsleistung um minus 0,1 Prozent.
▪ Von den großen EU-Mitgliedstaaten konnte sich nur Deutschland nicht von den Folgen der Pandemie und des Energiepreisschocks erholen. Während Deutschlands Wirtschaft seit Ende 2019 nahezu stagniert, war die Wirtschaftsleistung in Frankreich mehr als vier Prozent, in Italien mehr als fünf Prozent und in Spanien mehr als sieben Prozent höher.
▪ Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe dürfte das dritte Jahr in Folge sinken. Allein von Januar bis Oktober 2024 sank die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als vier Prozent.
▪ Der deutsche Außenhandel konnte nicht von der Belebung des Welthandels profitieren. Wir rechnen für das laufende Jahr mit einem realen Rückgang der deutschen Exporte um 0,5 Prozent.
Konjunktur in Deutschland
Deutsche Wirtschaft weiter in einer Seitwärtsbewegung
Die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt weiter aus. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zwar nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent. Das Wachstum ist aber um 0,1 Prozentpunkte schwächer ausgefallen als nach ersten Berechnungen, die Ende Oktober veröffentlicht wurden. Gleichzeitig wurde die Quartalswachstumsrate aus dem zweiten Quartal von minus 0,1 Prozent auf minus 0,3 Prozent herunterrevidiert. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, dem Quartal vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, liegt das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP derzeit gerade einmal 0,1 Prozentpunkte oberhalb des Vorkrisen-Niveaus.
Im Vorjahresvergleich hat die deutsche Wirtschaftsleistung zwar ebenfalls um 0,1 Prozent zugelegt. Um Kalendereffekte bereinigt ergab sich aber ein Rückgang um minus 0,3 Prozent, weil im dritten Quartal ein Arbeitstag mehr zur Verfügung stand. Im Vergleich mit den größeren EU-Mitgliedstaaten bildete Deutschland damit erneut das Schlusslicht. Spaniens Bruttoinlandsprodukt legte im gleichen Zeitraum um 3,4 Prozent zu, Frankreichs um 1,3 Prozent und Italiens um 0,4 Prozent. Die korrespondierenden Werte für die EU und den Euroraum betrugen nach aktuellen Angaben von Eurostat plus ein und plus 0,9 Prozent.
Entwicklung des realen BIP in Prozent
Veränderung ggü.Vorjahresquartal Veränderung ggü. Vorquartal, saison- und kalenderbereinigt
Veränderung ggü. Vorjahr
Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Wirtschaftsleistung wurde im dritten Quartal 2024 von rund 46,1 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Dies waren 66.000 Personen oder 0,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Vergleich zum Vorquartal ist die Erwerbstätigkeit jedoch in saisonbereinigter Rechnung um 0,1 Prozent gesunken. Dies war der erste Rückgang seit dem ersten Quartal 2021. Erstmals seit einem
Jahr ist das in Stunden gemessene Arbeitsvolumen aller Erwerbstätigen nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Vorjahresvergleich wieder gestiegen, und zwar leicht um 0,4 Prozent.
Die Bruttowertschöpfung ist im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,1 Prozent gestiegen. In den einzelnen Wirtschaftsbereichen zeigte sich dabei ein differenziertes Bild. Während in der Land- und Forstwirtschaft die Aktivitäten mit plus 0,1 Prozent etwas zulegten, sank die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe um minus zwei Prozent. Im Baugewerbe gab die Bruttowertschöpfung mit minus 3,8 Prozent noch kräftiger nach. Bis auf die Finanz- und Versicherungsdienstleister konnten alle weiteren Dienstleistungssektoren ihre Aktivitäten ausweiten. So expandierte der Informations- und Kommunikationssektor mit plus 2,5 Prozent am stärksten, gefolgt von den öffentlichen Dienstleistern mit plus 2,3 Prozent. Bei den sonstigen Dienstleistern (plus 1,6 Prozent) und dem Grundstücks- und Wohnungswesen (plus 1,1 Prozent) stieg die Wertschöpfung ebenfalls überdurchschnittlich. In den gewichtigen Bereichen Handel, Verkehr und Gastgewerbe sowie bei den Unternehmensdienstleistern, deren Wertschöpfungsanteil zusammen bei knapp 30 Prozent liegt, stieg die Bruttowertschöpfung mit jeweils plus 0,3 Prozent nur leicht.
In der verwendungsseitigen Betrachtung sind die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland im dritten Quartal 2024 im Vorjahresvergleich um real minus 0,1 Prozent gesunken nach minus 0,5 Prozent im Quartal zuvor. Die Verbraucher gaben vor allem für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (minus 6,9 Prozent) und für Schuhe und Bekleidung (minus 2,5 Prozent) deutlich weniger aus als vor einem Jahr. Leicht rückläufig war zudem der große Ausgabenblock für Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, sowie sonstige Waren und Dienstleistungen mit minus 0,7 Prozent. Auch der Konsum von alkoholischen Getränken und Tabakwaren ging etwas zurück (minus 0,8 Prozent). Im Gegensatz dazu stiegen die Ausgaben für Information und Kommunikation sowie für Gesundheit mit plus 4,2 Prozent beziehungsweise plus 3,6 Prozent kräftig an. Die Ausgaben für Verkehr stiegen mit plus 1,3 Prozent deutlich langsamer als noch in der ersten Jahreshälfte. Die Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränken (plus 0,3 Prozent), Einrichtungs- und Haushaltsgegenständen (plus 0,2 Prozent), Wohnung, Energie- und Wasserversorgung (plus 0,1 Prozent), sowie für Freizeit, Sport, Kultur und Bildungsdienstleistungen waren nur etwas höher als im Vorjahresquartal. Die staatlichen Konsumausgaben stiegen im dritten Quartal mit plus 2,5 Prozent hingegen kräftig an, so dass in der Summe die Konsumausgaben im Sommerquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,8 Prozent zulegen konnten.
Die Bruttoanlageinvestitionen sind im dritten Quartal 2024 preisbereinigt im Vorjahresvergleich um 2,3 Prozent gesunken. Dies war gleichzeitig der achte Quartalsrückgang in Folge. Seit nunmehr einem Jahr sinken die Investitionen in Ausrüstungen am stärksten, zuletzt um minus 5,7 Prozent. Die Fallgeschwindigkeit bei den Bauinvestitionen hat mit minus 2,6 Prozent erneut etwas abgenommen. Für die Schwäche am Bau war vor allem der Rückgang bei den Wohnungsbauinvestitionen verantwortlich, die um 4,2 Prozent nachgaben. Gewerbliche Bauinvestitionen gingen um ein Prozent zurück. Bei den öffentlichen Bauten war ein Anstieg um 1,5 Prozent zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu sind die Investitionen in sonstige Anlagen (Patente; Lizenzen) mit plus vier Prozent deutlich gestiegen.
Der preisbereinigte Export von Waren und Dienstleistungen ist im dritten Quartal 2024 mit minus 0,3 Prozent etwas zurückgegangen. Im Einzelnen gaben die Warenausfuhren im Vorjahresvergleich mit minus 0,6 Prozent etwas nach. Im Gegensatz dazu sind die Dienstleistungsexporte mit plus ein Prozent erneut gestiegen. Bei den Importen ging der Bezug von Waren in realer Rechnung um minus 0,3 Prozent etwas zurück. Dafür legten die Dienstleistungsimporte mit plus 4,4 Prozent kräftig zu. Die
Zunahme beruhte vor allem auf gestiegene Ausgaben für Transportdienstleistungen und gestiegene Gebühren für geistiges Eigentum. In der Summe stiegen die Importe um 1,2 Prozent.
Außenhandel nach Ländern
In nominaler Rechnung hat sich der deutsche Außenhandel im dritten Quartal 2024 etwas belebt. So stiegen die Ausfuhren von Waren gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres um 1,9 Milliarden Euro oder 0,5 Prozent auf 384 Milliarden Euro. Der in absoluten Zahlen gemessene stärkste Anstieg entstand im Handel mit den USA. Die Warenexporte dorthin legten um 1,5 Milliarden Euro oder plus 3,8 Prozent zu, gefolgt von den Geschäften mit Großbritannien, die sich um 971 Millionen Euro oder
Deutsche Ex- und Importe im dritten Quartal 2024 nach ausgewählten Ländern Veränderung gegenüber Vorjahresquartal
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
um plus 5,2 Prozent verbesserten. Zweistellige Zuwachsraten – allerdings bei deutlich geringerem Handelsvolumen – waren bei den Ausfuhren nach Japan (plus 17,6 Prozent), Indien (plus 18,8 Prozent) und Singapur (plus 36 Prozent) zu verzeichnen. Im Geschäft mit den EU-Partnerländern war nur
beim Handel mit Polen ein nennenswerter Anstieg zu beobachten (plus 641 Millionen Euro oder plus 2,8 Prozent). Anders die Ausfuhren in die Euro-Partnerländer Österreich und Frankreich, die mit minus 720 und minus 694 Millionen Euro deutlich zurückgingen. Auch die Exporte nach Schweden gaben im dritten Quartal deutlich nach (minus 527 Millionen Euro oder minus 7,3 Prozent). Im Gegensatz zum guten US-Geschäft gingen die Ausfuhren nach Mexiko um minus 567 Millionen Euro oder minus 11,4 Prozent zurück. Der in absoluten Zahlen stärkste Rückgang erfolgte im China-Geschäft, das um 2,25 Milliarden Euro oder minus 9,4 Prozent nachgab Auch die EU-Sanktionen gegen Russland zeigten weiter Wirkung. Die Ausfuhren dorthin gingen um 48 Millionen oder 2,3 Prozent weiter zurück und waren damit das zweite Quartal in Folge geringer als die Ausfuhren in die Ukraine.
Die deutschen Einfuhren sind in nominaler Rechnung im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal um plus 1,04 Milliarden Euro oder plus 0,3 Prozent auf 327,8 Milliarden Euro gestiegen. Die mit Abstand stärksten Zuwächse stammten aus dem China-Geschäft, das sich im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um plus 2,3 Milliarden Euro oder plus 6,1 Prozent deutlich verbesserte. Mit der Schweiz (plus 538 Millionen Euro oder plus 4,3 Prozent), Großbritannien (plus 501 Millionen, plus 5,7 Prozent) und Vietnam (plus 454 Millionen, plus 12,9 Prozent) lieferten vor allem Drittländer mehr Waren nach Deutschland als noch vor einem Jahr. Eine Ausnahme bildete das EU-Mitgliedsland Irland. Die Einfuhren von der grünen Insel legten um 5,1 Prozent oder 331 Millionen Euro zu. Im Gegensatz dazu gingen die Importe aus den Niederlanden und Belgien mit minus 708 Millionen und minus 896 Millionen Euro überdurchschnittlich stark zurück. Darüber hinaus verminderte sich die Einfuhren aus den EU-Mitgliedsländern Frankreich, Ungarn und Italien um jeweils mehr als eine halbe Milliarde Euro.
Beschäftigung: konjunkturelle Schwäche hinterlässt erste Spuren am Arbeitsmarkt
Langsam hinterlässt die konjunkturelle Schwäche erste Spuren in den Beschäftigtenzahlen. So sank nach ersten vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Erwerbstätigen im Inland im Oktober 2024 saisonbereinigt im Vormonatsvergleich um 3.000 nach minus 19.000 im September. Nicht saisonbereinigt stieg die Zahl der Erwerbstätigen jedoch im Vergleich zu Oktober 2023 noch einmal leicht um 25.000 oder 0,1 Prozent auf 46,32 Millionen.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg zwar auf ein neues Allzeithoch. So waren am aktuellen Rand nach Hochrechnungen der Bundesagentur im September 2024 (letzter verfügbarer Wert) insgesamt 35,21 Millionen Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 123.000 Personen mehr als vor einem Jahr und in saisonbereinigter Rechnung 10.000 Personen mehr als im August dieses Jahres. Seit Beginn des Jahres wird das Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nur noch von der Teilzeitbeschäftigung getragen. So ist die Zahl der in Teilzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im September 2024 gegenüber dem Vorjahr nach vorläufigen hochgerechneten Daten um 156.000 oder 1,5 Prozent auf 10,65 Millionen gestiegen. Im Gegensatz dazu hat die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung im gleichen Zeitraum um 33.000 Personen oder 0,1 Prozent abgenommen.
Die sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit entwickelten sich folgendermaßen: Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger nahm weiter ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank sie im dritten Quartal 2024 saisonbereinigt um 3.000 nach zuvor minus 4.000 im zweiten Quartal. Gegenüber dem dritten Quartal 2023 war die Zahl der Selbständigen mit
3,82 Millionen 22.000 oder 0,6 Prozent niedriger. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten ist nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur im September 2024 im Jahresvergleich um 40.000 oder minus 0,9 Prozent auf 3,15 Millionen gesunken.
in Deutschland*
Arbeitslose (rechte Achse)
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (linke Achse)
Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Vorjahresmonat (rechte Achse)
*saisonbereinigt in Millionen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Die Zahl der Arbeitslosen stieg im November um 168.300 oder 6,5 Prozent auf 2,77 Millionen (Vorjahresvergleich). In der saisonbereinigten Betrachtung stieg die Arbeitslosenzahl im November im Vergleich zu Oktober 2024 ebenfalls leicht um 7.000. Die Arbeitslosenquote lag im November 2024 nach Systematik der Bundesagentur bei 5,9 Prozent und nach ILO-Systematik bei einem Wert von 3,4 Prozent.
Auftragseingang zu Beginn des vierten Quartals etwas schwächer
Der Auftragseingang in der Industrie ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im Oktober 2024 gegenüber September 2024 saison- und kalenderbereinigt um 1,5 Prozent gesunken. Ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen war der Auftragseingang jedoch 0,1 Prozent höher als im Vormonat. Für den September ergab sich nach einer Aufwärtsrevision, die auf einen nachgemeldeten Großauftrag im Schiffbau zurückzuführen war, ein Plus von 7,2 Prozent (bisher plus 4,2 Prozent).
Mit den korrigierten Septemberdaten zeigt sich für den Auftragseingang im dritten Quartal 2024 folgendes Bild: im Vergleich zu den Frühjahrsmonaten sammelte die Industrie im dritten Quartal saison- und kalenderbereinigt 5,1 Prozent mehr Aufträge ein. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 waren es 1,9 Prozent mehr. Damit wurde erstmals seit neun Quartalen wieder das Vorjahresergebnis übertroffen. Mit Blick auf die Herkunft der Aufträge ist im dritten Quartal 2024 der Auftragseingang aus dem Inland gegenüber dem zweiten Quartal 2024 um 2,4 Prozent gestiegen. Die Auslandsorders stiegen im gleichen Zeitraum um 2,9 Prozent. Die Nachfrage aus der Eurozone legte dabei mit plus 2,2 Prozent nicht ganz so stark zu wie die Nachfrage aus Drittländern, die bedingt durch die Aufwärtsrevision nun mit plus 3,4 Prozent deutlich höher ausgefallen ist
Bei den industriellen Hauptgruppen zeigt sich im saison- und kalenderbereinigten Quartals-Vergleich folgendes Bild: Die Konsumgüterhersteller verzeichneten einen Einbruch beim Auftragseingang um minus 6,4 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2024. Vor allem die Auslandsnachfrage ging deutlich zurück (minus 9,4 Prozent). Bei den Herstellern von Investitionsgütern stieg die Ordertätigkeit im Vorquartalsvergleich mit plus 9,1 Prozent kräftig. Dabei stieg die Nachfrage aus dem Ausland mit 11,9 Prozent deutlich stärker als die aus dem Inland (plus 4,1 Prozent). Auch im Vorjahresvergleich legte der Auftragseingang zu (plus 5,5 Prozent). Die Hersteller von Vorleistungsgütern erhielten im dritten Quartal 2024 1,7 Prozent mehr Aufträge, verfehlten aber ihr Vorjahresergebnis um zwei Prozent. Die Nachfrage aus dem Ausland stieg dabei etwas stärker als die aus dem Inland.
Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes verlief die Entwicklung der Auftragseingänge im dritten Quartal 2024 sehr unterschiedlich. Der gewichtige Maschinenbau sammelte im Vergleich zum zweiten Quartal saison- und kalenderbereinigten 1,4 Prozent mehr Aufträge ein. Bei den Herstellern von Fahrzeugen und -teilen nahmen die Bestellungen im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozent ab, nachdem in den drei Quartalen zuvor noch Anstiege zu verzeichnen waren. Während die Nachfrage nach elektrischen Ausrüstungen um mehr als zwölf Prozent zulegte, gingen die Bestellungen für Datenverarbeitungsgeräte und optischen Erzeugnissen um knapp sieben Prozent zurück. Bei den Herstellern von Metallerzeugnissen gingen die Aufträge mit minus 1,1 Prozent zurück, die metallverarbeitende Industrie verbuchte hingegen ein Auftragsplus von 2,2 Prozent. Im Gegensatz dazu sank die Nachfrage nach chemischen und pharmazeutischen Produkten im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal um jeweils 2,3 Prozent.
Auftragseingang, Verarbeitendes Gewerbe
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich, in Prozent (rechte Achse)
Index des Verabeitenden Gewerbes, 2-Monats-Durchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse)
Quelle: Statistisches Bundesamt
Auftragsbücher werden dünner
Nach Angaben des ifo Instituts sank die Reichweite des Auftragsbestands im Verarbeitenden Gewerbe zu Beginn des vierten Quartals im Vorjahresvergleich das siebte Mal in Folge auf nunmehr 3,7 Produktionsmonate. Unter den industriellen Hauptgruppen verminderte sich der Auftragsvorlauf bei den Herstellern von Vorleistungsgütern im Vorjahresvergleich leicht um 0,1 auf nur noch drei Produktionsmonate. Auch bei den Investitionsgüterherstellern ging der Auftragsbestand das siebte Mal in Folge zurück. Mit nunmehr fünf Produktionsmonaten bewegt sich der Auftragsvorlauf aber noch leicht oberhalb des langjährigen Mittels. Im Gegensatz dazu sind die Auftragsbücher der Konsumgüterproduzenten wieder etwas dicker geworden. Die Reichweite der Auftragsbestände stieg um 0,3 auf nun 2,8 Produktionsmonate und lag damit nur knapp unterhalb des Spitzenwertes von 2,9 Monaten.
Laut dem Statistischen Bundesamt ist der preisbereinigte Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im September 2024 binnen Jahresfrist um 2,5 Prozent gesunken. Während die unbearbeiteten Aufträge aus dem Ausland im Vergleich zu September 2023 um 4,1 Prozent zurückgingen, stagnierte im gleichen Zeitraum der Bestand an Inlandsaufträgen. Trotz des Rückgangs am aktuellen Rand ist der gesamte Auftragsbestand des Verarbeitenden Gewerbes per September 2024 noch immer 21 Prozent höher als vor Beginn der Corona-Pandemie.
Industrieproduktion nimmt weiter ab
Trotz Bodenbildung beim Auftragseingang fielen auch die Produktionsdaten zu Beginn des vierten Quartals etwas schwächer aus. So sank im Oktober 2024 die Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent, nachdem im September schon ein Minus von 2,7 Prozent zu verzeichnen war. Gleichzeitig stagnierten die Aktivitäten im Baugewerbe. Die Energieerzeugung wurde im Vergleich zu September im Oktober deutlich gedrosselt (minus 8,9 Prozent). In der Summe sank die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Vormonatsvergleich um ein Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug das Minus sogar 4,5 Prozent.
Unter Berücksichtigung der revidierten Septemberzahlen sank die Industrieproduktion im dritten Quartal 2024 in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vorquartal um 1,9 Prozent. Der Vergleich zum Vorjahr weist einen Rückgang um 4,8 Prozent aus. Dies war der fünfte Rückgang in Folge. Die Energieerzeugung verringerte sich saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem vorherigen Quartal um minus 2,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Energieerzeugung hingegen gestiegen (plus 2,4 Prozent). Im Baugewerbe sanken die Aktivitäten im Vergleich zum Vorquartal um 1,2 Prozent und der Vergleich zum Vorjahr weist ein Minus von 4,6 Prozent aus.
In den einzelnen industriellen Hauptgruppen verfehlten die Hersteller von Vorleistungsgütern das saison- und kalenderbereinigte Ergebnis aus dem Vorquartal um drei Prozent und produzierten auch weniger als vor einem Jahr (minus 6,4 Prozent). Die Investitionsgüterproduktion sank gegenüber dem Vorquartal um minus 0,9 Prozent und fiel 4,5 Prozent geringer aus als vor einem Jahr. Die Konsumgüterproduktion zeigte ebenfalls Schwächen. Sie sank im Vergleich zum Vorquartal um minus 2,1 Prozent. Im Vorjahresvergleich war der Rückgang mit 3,1 Prozent noch etwas stärker.
Unter den einzelnen Industriebranchen zeigt sich für das dritte Quartal 2024 im Vorjahresvergleich folgendes Bild: Die Elektroindustrie (minus zwölf Prozent) und der Maschinenbau (minus 9,5 Prozent)
im Produzierenden Gewerbe
Vergleich zum Vorjahr in Prozent 2022 2023 2024 Jahr Q1 Q2 Q3 Ursprungswerte kalenderbereinigt
Vergleich zum Vorzeitraum in Prozent 2024 Q1 Q2 Q3 Aug Sep Okt saison- und kalenderbereinigt
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
mussten erhebliche Produktionseinbußen hinnehmen. Die Metallindustrie verbuchte den elften Quartalsrückgang in Folge, der mit minus 6,7 Prozent gleichzeitig den stärksten Rückgang in diesem Zeitraum markierte. Im Fahrzeugbau fiel der Rückgang mit minus 2,2 Prozent deutlich geringer aus.
Produktion, Verarbeitendes Gewerbe
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse) Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse)
Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent
Quelle: Statistisches Bundesamt
Positive Daten lieferten nur sonstige Fahrzeugbau (plus 6,7 Prozent), die chemische Industrie (plus drei Prozent) und die Ernährungs- und Genussmittelindustrie (plus 0,3 Prozent). Im Gegensatz zur
Chemie verbuchten die energieintensiven Branchen Papier (minus 0,4 Prozent) und die Hersteller von Glas und Keramik (minus 2,2 Prozent) Produktionseinbußen.
Aufgrund des bisherigen Jahresverlaufes rechnen wir für das Verarbeitende Gewerbe im Jahr 2024 mit einem Rückgang der Produktion um mindestens drei Prozent. Dies wäre der dritte Produktionsrückgang in Folge.
Kapazitätsauslastung nähert sich historischen Tiefstständen
Die Auslastung der Produktionskapazitäten im Verarbeitenden Gewerbe ist zu Beginn des vierten Quartals 2024 das sechste Mal in Folge gesunken. Der Auslastungsgrad in der Industrie lag nach Angaben des ifo-Instituts nur noch bei 76,5 Prozent. Damit waren die Kapazitäten um 1,1 Prozentpunkte geringer ausgelastet als im Quartal zuvor. Verglichen mit dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre war die Auslastung 7,4 Prozentpunkte niedriger. Der Auslastungsgrad im Verarbeitenden Gewerbe ohne Ernährungsindustrie verminderte sich um minus 0,9 Prozentpunkte auf nunmehr 76,2 Prozent. Nur im Rezessionsjahr 1993 am Ende des Wiedervereinigungsbooms, während der Finanzkrise in den Jahren 2009/2010 und zu Beginn der Corona-Pandemie war der Auslastungsgrad in der Industrie noch niedriger.
Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes ging die Kapazitätsauslastung in nahezu allen Branchen zurück. Bei den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sank die Auslastung mit minus 3,4 Prozentpunkten am stärksten. Mit 75,5 Prozent lag der Auslastungsgrad mehr als zehn Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt. Bei den Herstellern von Elektrischen Ausrüstungen (74,5 Prozent), Datenverarbeitungsgeräten (77,9 Prozent), Metallerzeugnissen (73,5 Prozent) und chemischen Erzeugnissen (73,6 Prozent) war der Auslastungsgrad der Kapazitäten jeweils acht bis neun Prozent geringer als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Im Maschinenbau ist der Auslastungsgrad zuletzt nicht weiter gesunken (79,1 Prozent), wich damit aber knapp sieben Prozent vom Zehnjahresdurchschnitt ab. In der Möbelindustrie (78,4 Prozent) und im Textilgewerbe (70,3) ist zwar die Auslastung im vierten Quartal 2024 wieder gestiegen. Sie war aber immer noch sieben beziehungsweise 8.4 Prozentpunkte niedriger als im langjährigen Durchschnitt. Eine positive Ausnahme stellte die Nahrungs- und Genussmittelindustrie dar. Hier stieg die Kapazitätsauslastung um 6,9 Punkte auf 81,1 Prozent und lag damit nur noch knapp unterhalb des Durchschnitts der letzten zehn Jahre.
Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe im Sinkflug
Im dritten Quartal 2024 sind die preisbereinigten Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorquartal um 1,4 Prozent gesunken. Dies war der sechste Quartalsrückgang in Folge. Der Vorjahresvergleich weist ein noch kräftiges Minus von 4,7 Prozent aus. Während der Inlandsumsatz im Vorjahresvergleich um minus 5,5 Prozent nachgab, waren die Einbußen im Auslandsgeschäft mit minus 3,5 Prozent etwas geringer Die Entwicklung der Umsätze mit der Eurozone und den Drittländern verlief ähnlich. Für die ersten neun Monate des laufenden Jahres ergibt sich hieraus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzrückgang von real 4,3 Prozent (Inland: minus 5,3 Prozent; Ausland: minus 3,3 Prozent).
Schaut man auf die einzelnen Industriebranchen haben sich Produktions- und Umsatzentwicklung wieder angenähert, nachdem es im Vorjahr noch deutliche Verzerrungen aufgrund der Energiepreisentwicklung gegeben hat. Abgesehen vom sonstigen Fahrzeugbau, dessen Umsätze in den ersten neun
Monaten im Vorjahresvergleich um 7,2 Prozent zulegen konnten, verbuchten nahezu alle anderen Branchen Umsatzeinbußen. Darunter waren die Umsatzeinbußen in der Elektroindustrie (minus neun Prozent) am stärksten. In den energieintensiven Branchen Metallindustrie (minus 7,8 Prozent), Glas, Keramik, Steine und Erden (minus 6,5 Prozent) und Papierindustrie (minus 5,1 Prozent) war der Umsatzrückgang ebenfalls überdurchschnittlich. In den Leitbranchen wie Fahrzeugbau (minus 4,4 Prozent) und Maschinenbau (minus 4,1 Prozent) lagen die Umsatzeinbußen nah am Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (minus 4,2 Prozent). Trotz gestiegener Produktion sanken die Umsätze in der Chemie um minus 2,8 Prozent. In der Ernährungs- und Genussmittelindustrie (minus 0,1 Prozent) und in der pharmazeutischen Industrie (minus 0,3 Prozent) veränderten sich die nominalen Umsätze kaum.
Umsatz* im Verarbeitenden Gewerbe (Januar bis September 2024)
sonstiger Fahrzeugbau
Ernährungs- und Genussmittel
Chemie Pharmazie
Maschinenbau
Verarbeitendes Gewerbe
Fahrzeugbau
Textil, Bekleidung, Leder
Energieintensive
Papierindustrie
Glas, Keramik, Steine & Erden
Stahl- und Metallindustrie
Elektroindustrie
*Veränderung in Prozent zum Vorjahreszeitraum
Quelle: Statistisches Bundesamt
Ifo-Geschäftsklima
Der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland ist nach der Erholung im Oktober im November schon wieder gesunken. Dabei hat die Beurteilung der aktuellen Lage einen deutlichen Dämpfer bekommen. Die Geschäftserwartungen haben sich nur unmerklich eingetrübt. Unter den einzelnen Sektoren zeigte sich ein zweigeteiltes Bild. Auf der einen Seite hat sich im Handel nicht nur die aktuelle Lageeinschätzung nach langer Zeit deutlich verbessert. Auch der Pessimismus bei den Erwartungen nahm ab. Dies galt sowohl für den Groß- als auch den Einzelhandel. Von einer positiven Stimmung sind die Handelsunternehmen trotz des bevorstehenden Weihnachtsgeschäftes aber noch sehr weit entfernt. Auf der anderen Seite war eine Stimmungseintrübung im Dienstleistungssektor zu beobachten. Sowohl der positive Lichtblick vom Oktober bei der Beurteilung der laufenden Geschäfte und der Geschäftsaussichten haben sich wieder umgekehrt. Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima den zweiten Monat in Folge eingetrübt. Die Unternehmen schätzten sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate mit jeweils großer Mehrheit negativ ein. Im Verarbeitenden Gewerbe hat der Geschäftsklimaindex nach dem kleinen Plus im Oktober wieder etwas nachgegeben. Die Unternehmen waren zwar ein wenig zufriedener mit den laufenden Geschäften, blickten aber wieder skeptischer in die Zukunft. Die aktuelle Situation wird häufig als schwierig beschrieben. Vor allem die rückläufigen Aufträge
drückten auf die Stimmung. Damit bewegt sich der Zeiger der ifo-Konjunkturuhr für das Verarbeitende Gewerbe weiter im Rezessions-Quadranten. Ein kleiner Lichtblick ging von den Exporterwartungen aus, die sich erstmals seit fünf Monaten wieder etwas verbesserten. Allerdings sind bei den exportorientierten Unternehmen die Pessimisten seit Mai 2023 weiterhin in der Überzahl.
ifo Konjunktur-Uhr Deutschland
ifo Geschäftsklima-Index im Verarbeitenden Gewerbe*
für die nächsten 6
* Salden, saisonbereinigt
Quelle: ifo Institut
Perspektiven
Jan 2023
Beurteilung der Geschäftslage
Die Freude über das Ende Oktober vom Statistischen Bundesamt vermeldete Mini-Wachstum von 0,2 Prozent im dritten Quartal hielt nicht lange an. Bereits wenige Wochen später schrumpften die Wachstumsrate auf die Hälfte zusammen. Zudem war das Vorquartal deutlich schwächer ausgefallen als zunächst erwartet. Die deutsche Wirtschaft mäandert seit nunmehr fünf Jahren um ein Null-Wachstum herum und die positiven Lichtblicke werden seltener. Noch kann der Dienstleistungssektor die Wachstumsschwäche des Baugewerbes und der Industrie kompensieren. Mittlerweile nehmen aber auch hier die negativen Meldungen zu. Die Industrie konnte zwar erstmals seit neun Quartalen wieder mehr Aufträge im Vorjahresvergleich einsammeln. Dieses geschah aber von einem als prekär zu bezeichnenden Niveau aus und wurde durch eine Vielzahl von Großaufträgen, die nur langsam produktionswirksam werden, überzeichnet. Den Blick nach vorn möchte man nicht wagen. Ein Sinken der Energiepreise auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau ist nicht in Sicht. Der Handlungsspielraum der Minderheitsregierung ist sehr begrenzt und am Horizont droht durch den ehemaligen und künftigen US-Präsidenten auch handelspolitischer Gegenwind. So blieb nur eine Belebung der Binnenkonjunktur als letzte Hoffnung, die aber bisher ausgeblieben ist.
So stellte der private Konsum im laufenden Jahr die größte Enttäuschung dar. Dabei haben doch die spürbar gesunkenen Preissteigerungsraten bei gleichzeitig hohen nominalen Lohnabschlüssen zu einem kräftigen Anstieg der verfügbaren Einkommen geführt. Dies allein hat allerdings nicht zu einem spürbaren Anstieg der Privaten Konsumausgaben geführt. Diese sind in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur marginal um 0,1 Prozent gestiegen. Laut dem von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) gemeinsam herausgegebenen GfK-Konsumklimas hat die Verunsicherung der Konsumenten im Jahresverlauf zugenommen. Die Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz sind größer geworden, was einher ging mit einer gesunkenen Neigung, größere Anschaffungen zu tätigen. Diese Kaufzurückhaltung unter den Verbrauchern manifestiert sich in den vergangenen Quartalen in einem deutlichen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Sparquote. Am aktuellen Rand hat sich die Stimmung unter den Verbrauchern nach einer kurzen Erholung im Monat November weiter verschlechtert. Die Stimmung unter den Verbrauchern war so schlecht wie zuletzt im Mai 2024. Das von uns für das zweite Halbjahr erwartete Ende der Konsumzurückhaltung der Verbraucher ist bisher ausgeblieben, so dass wir unsere Wachstumsprognose für den privaten Konsum von bisher real plus 0,6 Prozent auf nur noch plus 0,1 Prozent nach unten revidieren müssen. Der Staatsverbrauch ist in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,4 Prozent gestiegen, und damit deutlich stärker als von uns erwartet. Wir sehen uns daher veranlasst, aufgrund des bisherigen Verlaufs die Prognose für den öffentlichen Konsum auf plus zwei Prozent (bisher 1,5 Prozent) nach oben zu korrigieren. In der Summe resultiert hieraus ein Anstieg der Konsumausgaben im Jahr 2024 um 0,7 Prozent.
Die Ausrüstungsinvestitionen sind in den ersten drei Quartalen im Vorjahresvergleich um insgesamt 5,4 Prozent gesunken. Aufgrund des starken Rückgangs zu Jahresbeginn haben wir bereits im Sommer eine Abwärtsrevision unserer Prognose vorgenommen (QB III/2024). Im dritten Quartal hat sich der Rückgang der Investitionstätigkeit weiter beschleunigt. Ausbleibende Aufträge, politische Unsicherheit und drohende Handelskonflikte dürfte die Investitionstätigkeit in der kurzen Frist nicht beleben, auch wenn am Horizont weitere Zinssenkungen in Aussicht stehen. Insofern dürften die Ausrüstungsinvestitionen im vierten Quartal weiter zurückgehen. Unsere Prognose in Höhe von minus sechs Prozent für das gesamte Jahr 2024 halten wir daher weiter aufrecht. Auch bei den Bauinvestitionen sehen wir bei unserer Prognose von minus 3,5 Prozent keinen Revisionsbedarf. So sind die Bauinvestitionen in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um insgesamt 3,9 Prozent gesunken, wobei der Rückgang zu Beginn der zweiten Jahreshälfte deutlich schwächer war als noch zu Jahresbeginn. Während die Wohnungsbauinvestitionen zuletzt um mehr als vier Prozent zurückgingen, scheint die Talfahrt bei den Nichtwohnbauten beendet zu sein. Im Tiefbau, der vor allem Investitionen in Verkehrsund Leitungsnetze umfasst, sind die Investitionen in den vergangenen zwei Quartalen sogar wieder gestiegen. Die Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) sind in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um insgesamt 4,4 Prozent gestiegen, so dass wir unsere Prognose von plus vier Prozent weiter aufrecht halten. In der Summe ergibt sich hieraus ein Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr um minus 2,9 Prozent.
In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres sind die Exporte laut den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 0,6 Prozent gesunken. Wie schon in den vergangenen drei Quartalen konnte der deutsche Außenhandel nicht von der Belebung des Welthandels partizipieren, der im dritten Quartal um mehr als zwei Prozent im Vorjahresvergleich expandierte. Wir korrigieren aufgrund des bisherigen Jahresverlaufs unserer Prognose etwas
und rechnen nun mit einem Rückgang um 0,6 Prozent. Die deutschen Importe sind nach dem schwachen Auftakt zu Jahresbeginn im Sommerhalbjahr kräftig gestiegen. Beim Bezug von Dienstleistungen war in den vergangenen zwei Quartalen jeweils ein Anstieg von über vier Prozent im Vorquartalsvergleich zu verzeichnen. Aufgrund der zuletzt deutlichen Erholung korrigieren wir unsere bisherige Prognose etwas nach oben und rechnen nun für das gesamte Jahr nur noch mit einem Rückgang der Einfuhren um ein Prozent (bisher minus 1,5 Prozent). Vom Außenbeitrag geht damit nur noch ein kleiner Wachstumsimpuls von 0,1 Prozentpunkten auf das Wachstum des BIP aus. Alles in allem rechnen wir damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr in realer Rechnung um 0,1 Prozent sinkt. Damit droht die deutsche Wirtschaft das zweite Jahr in Folge zu schrumpfen.
BIP-Prognose für 2024: Veränderung der realen Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
Quellen: Bundesregierung (Februar 2024; *Private Haushalte und priv. Organisationen ohne Erwerbszweck), Sachverständigenrat (November 2024); **einschließlich priv. Organisationen ohne Erwerbszweck,*** einschließlich militärischer Waffensysteme, eigene Berechnungen eigene Berechnungen
Quellenverzeichnis
BDI (2024). Quartalsbericht III / 2024. Konjunkturflaute hält weiter an | BIP im zweiten Quartal 2024 wieder gesunken. 5. September. Berlin.
Impressum
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)
Breite Straße 29
10178 Berlin
T: +49 30 2028-0 www.bdi.eu
Lobbyregisternummer R000534
Autor
Thomas Hüne
T: +49 30 2028-1592 t.huene@bdi.eu
Redaktion/Grafiken
Dr. Klaus Günter Deutsch
T: +49 30 2028-1591 k.deutsch@bdi.eu
Marta Gancarek
T: +49 30 2028-1588 m.gancarek@bdi.eu
Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen
Verwendung des Bruttoinlandsproduktes (preis-, saison- und kalenderbereinigt) Veränderung zum Vorzeitraum in Prozent
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP (in Prozentpunkten)
u. Ä.
Quelle: Statistisches Bundesamt