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Unabdingbare Voraussetzung der Handlungsfähigkeit in den Streitkräften ............................................................................ Seite

Physische Leistungsbereitschaft im gesamten Einsatzspektrum

Unabdingbare Voraussetzung der Handlungsfähigkeit in den Streitkräften

(BS/Oberleutnant Isabelle Butzkamm, Hauptmann Darren Johnson, Oliver Rodens*) Eine ausgeprägte körperliche Leistungsfähigkeit ist eine der Grundlagen wirkungsvollen Handelns von Einsatzkräften weltweit. Dabei müssen die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ihre Leistungsfähigkeit auf das gesamte Intensitätsspektrum der Einsätze und Missionen ausrichten.

Die große Bandbreite an Fähigkeitsforderungen stellt einen hohen Anspruch an die Leistungsbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten, dem mit einem auf diese Belange abzielenden Training Rechnung getragen werden muss. Für die militärischen Vorgesetzten auf allen Führungsebenen bedeutet dies die Verpflichtung zur bestmöglichen Ausbildung und Vorbereitung des Personals auf die im Einsatz erforderlichen Fertigkeiten, deren Bedeutung letztlich das Überleben sichern kann. Hierzu zählt insbesondere auch die körperliche Leistungsfähigkeit.

Im Wandel der Zeit

Die Bundeswehr trifft im Zeichen gesellschaftlichen Wandels das Los vieler Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Zahlreiche Studienarbeiten belegen eine nachlassende körperliche Fitness vieler Heranwachsender in Verbindung mit einem ungünstigen und bewegungsarmen Lebensstil, der sich in einer reduzierten allgemeinen Belastbarkeit junger Menschen niederschlägt. Für die Bundeswehr bedeutet dies ein zunehmendes Spannungsfeld, denn hier skizzierten Voraussetzungen umfassend zu nutzen, um den Sport als ein ebenbürtiges Ausbildungsgebiet zu begreifen, das gleichwertig neben der Beherrschung des Waffensystems steht und das durch die entsprechende Aufmerksamkeit und Dienstaufsicht von Vorgesetzten auf allen Führungsebenen begleitet und mit Leben gefüllt werden muss. Vom Einsatz her denken

Die an der Funktion des Einsatzgängers orientierte, körperliche Fitness unterscheidet sich erheblich in Abhängigkeit der individuellen Auftragslage, des Verantwortungsbereiches sowie letztlich der vorliegenden Einsatzbedingungen. Sich rasch ändernde Lagen, hochdynamische Intensitäten und ungewohnte Umweltbedingungen wie der Einfluss von Höhe und Temperatur erfordern zusätzlich eine gesteigerte mentale Anpassungsfähigkeit der Soldatinnen und Soldaten. Die Kombination der Einflussfaktoren aus südlichen Klimazonen und der wärmespeichernden Wirkung entsprechender Schutzausrüstung in Verbindung mit hoher

Ein funktionsorientiertes Training der körperlichen Leistungsfähigkeit wird auch im Einsatz von den Soldatinnen und Soldaten durchgeführt. Regelmäßig misst sich das Kontingent im Rahmen internationaler Wettkämpfe.

Foto: BS/Bundeswehr, Pascal Warner

Training im Einsatz

Training im Einsatz verlangt bisweilen Flexibilität, mindestens aber die Bereitschaft zur Anstrengung. Foto: BS/Bundeswehr, Johann Flaum

die körperlichen Anforderungen an den Soldatenberuf steigen seit Jahrzehnten und auch das Ausrüstungsgewicht von Soldaten erfährt eine stetige Zunahme. Die aufgabenspezifischen Tätigkeiten in komplexen Arbeitsumgebungen fordern den Angehörigen der Streitkräfte eine hohe physische wie mentale Resilienz ab, die insbesondere bei Berufsanfängerinnen und -anfängern zumeist noch nicht ausreichend gegeben ist. Eine erste Reaktion auf diese Herausforderungen bildete die Neustrukturierung der Grundausbildung im Deutschen Heer, welches das Augenmerk der ersten Wochen schwerpunktmäßig auf die Ausbildung eben jener körperlichen Leistungsfähigkeit legt.

Die Grundlagen bestehen

Der Bundeswehr ist der Stellenwert einer guten körperlichen Leistungsfähigkeit wohlbekannt. Sie ist Grundvoraussetzung jeglicher Einsatzfähigkeit und ist zugleich Vorgabe in nahezu allen Einsatzkontingenten. Neben einer grundlegenden Basisfitness verlangt das auf den Einsatz ausgerichtete Strukturmodell zur Ausbildung der körperlichen Leistungsfähigkeit eine allgemein auf die soldatischen Fertigkeiten sowie darüber hinaus auf die einsatzspezifischen Erfordernisse ausgerichtete Fitness. Die vorliegende Weisungslage bildet mit den bestehenden organisatorischen und materiellen Voraussetzungen und Zielsetzungen des körperlichen Trainings diesen abgestuften Bedarf vollumfänglich ab. Gleichwohl wird vielerorts mangelnde körperliche Leistungsfähigkeit beklagt. Zur querschnittlichen Verbesserung der Fitness gilt es, die körperlicher Belastung können innerhalb kürzester Zeit zur Gesundheitsgefährdung führen. Gleichermaßen verstärken tiefe Umgebungstemperaturen, eine mangelhafte Bekleidungsisolation und ein unzureichender Anpassungsprozess eine geringere soldatische Handlungsfähigkeit. Das Auftreten hieraus begründeter, frühzeitiger Leistungseinschränkungen steht in engem Zusammenhang mit den Einflussfaktoren körperlicher Leistungsfähigkeit. Übergewicht kann die Entscheidung über das eigene Leben oder den Tod von Kameradinnen oder Kameraden bedeuten. Die Fähigkeit zur Akklimatisation und zur Bewältigung der spezifischen Erfordernisse wird wesentlich durch eine schon zu Einsatzbeginn vorliegende, ausgeprägte individuelle körperliche Fitness begünstigt. Das Training während des Auslandseinsatzes bietet für die Soldatinnen und Soldaten eine weitere Möglichkeit für den Erhalt einer umfänglichen Einsatzfähigkeit. Die fortwährend auch im Einsatz bestehende Auflage zum Erhalt oder zur Steigerung der Leistungsfähigkeit kann in einigen Einsatzgebieten in Form von regelmäßigen Trainingsmaßnahmen durch eigens hierzu abgestellte Trainerinnen und Trainer unterstützt werden. Diese sind in der überindividuellen Organisation von zielgerichteten Trainingsangeboten und motivationsfördernden Leistungswettkämpfen tätig. Der Schwerpunkt der Trainingsmaßnahmen im Einsatz liegt auf einem funktionalen und ganzheitlichen Fitnesstraining, welches die Teilnehmenden zum eigenständigen Trainieren anleitet. Eine wichtige Zielsetzung besteht hierbei in dem Schaffen von Handlungsanreizen, um eine fortwährende Integration von körperlicher Betätigung in den Lebensstil und eine nachhaltige Steigerung der individuellen Einsatzfähigkeit zu erreichen. Über eine Etablierung von zielgruppengerechten, attraktiven und verbindlichen Maßnahmen zum Training der körperlichen Leistungsfähigkeit muss die Teilnahme am Training als soldatische Norm verankert werden. Im Auslandseinsatz stellt das sportliche Training jedoch noch weit mehr als die bloße physische Betätigung dar. Unter dem Einfluss von psychischer Dauerbelastung, der Abwesenheit des sozialen Umfelds oder ungewohnter klimatischer Auswirkungen dient der Sport als Vehikel zum Abbau von Stressfaktoren und stärkt zugleich das Gemeinschaftsgefühl und die mentale Gesundheit der Einsatzgänger.

Dem Stellenwert von Fitness Nachdruck verleihen

Maßgeblich für die körperliche Leistungsfähigkeit eines jeden Angehörigen der Streitkräfte ist und bleibt die individuelle Bereitschaft, sich der Notwendigkeit der eigenen Einsatzfähigkeit bewusst zu werden und diese beständig weiterzuentwickeln. Die körperliche Leistungsfähigkeit darf durchaus das Mindestmaß der für die Tätigkeit ausgesprochenen physischen Anforderungen überschreiten. Mit Blick auf die Entwicklungen der Sicherheitslage in Europa stellt die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit des auf der taktischen Ebene tätigen Soldaten eine essenzielle Voraussetzung für die Auftragserfüllung dar. Die Erfahrungen physisch oder psychisch verwundeter, verletzter oder erkrankter Angehöriger der Streitkräfte lassen hierbei auf die Schutzfunktion einer ausgeprägten Resilienz schließen. Das Ziel der Ausbildung der körperlichen Leistungsfähigkeit muss in der auftragsbezogenen Fähigkeit zur wirkungsvollen Handlungsfähigkeit – gerade unter Belastung – liegen. Die fortlaufende Glaubwürdigkeit von Angehörigen der Streitkräfte hängt unablässig mit der physischen Leistungsfähigkeit zusammen. Es bedarf an dieser Stelle, unabhängig von Stellung und Lebensalter, einer Identifikation mit den Anforderungen des Berufs als Soldat und Soldatin. Beispielgebend durch Vorgesetzte, kann eine wahrnehmbare Verbesserung der querschnittlichen körperlichen Leistungsfähigkeit der Soldatinnen und Soldaten nur gelingen, wenn dem sportlichen und militärischen Fitnesstraining – vor allem in der Einsatzvorbereitung – die gleiche Bedeutung wie der Beherrschung von Waffensystemen und Einsatzverfahren beigemessen wird.

*Oberleutnant Isabelle Butzkamm, Hauptmann Darren Johnson und Dipl.-Sportlehrer Oliver Rodens sind von der Sportschule der Bundeswehr.

MELDUNGEN Historischer Gipfel in Negev

(BS/df) Ein historischer Gipfel fand Ende März in Israel statt: der Negev-Summit. Zu diesem Gipfel kamen neben Vertretern Israels und der USA auch die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrains, Marokkos und Ägyptens hinzu. Zum ersten Mal diskutierten mehrere Länder des Nahen Ostens in Israel. Es ist einer der Höhepunkte israelischer Außenpolitik, nun die Anerkennung ihrer muslimischen Nachbarn durch gemeinsame Treffen und gemeinsame Vorgehensweisen zu untermauern. Bahrain und Marokko unterzeichneten schließlich erst 2021 ein Friedensabkommen mit Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate haben ein solches seit 2020. “Der Nahe Osten verändert sich, und zwar zum Besseren. Wir pflegen alte Bindungen und bauen neue Brücken. Wir verjüngen den alten Frieden und laden ihn mit der neuen Energie des Abraham-Abkommens auf”, sagte der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett nach dem Treffen. “Heute ist ein historischer Tag. Wir sind Gastgeber des Negev-Gipfels hier in Israel, bei dem die Außenminister Ägyptens, der Vereinigten Arabischen Emirate, Marokkos und Bahrains zusammen mit Israel und den Vereinigten Staaten in Sde Boker, im Süden Israels, zu diesem bedeutsamen Anlass zusammenkommen.” Auch wenn der Gipfel bis auf eine Verurteilung des iranischen Atomprogramms und des russischen Angriffs auf die Ukraine wenig konkrete Ergebnisse brachte, ist das Zusammenkommen der arabischen mit den israelischen Staatsvertretern ein wichtiges Signal in die Welt, das zudem die palästinensischen Terroristen weiter isoliert. Diese können sich schließlich kaum länger auf muslimische Verbindungen oder Bedürfnisse berufen. Zudem übernimmt Israel immer mehr Verpflichtungen zum Schutz von Freiheit und Demokratie weltweit, beispielsweise in der Ukraine. So verkündete Bennett: “Was den Krieg in der Ukraine betrifft, so steht Israel fest an der Seite des ukrainischen Volkes und wird seine Bemühungen fortsetzen, das Leid zu lindern und das Blutvergießen zu beenden. Wir haben bereits unsere besten medizinischen Teams entsandt, um das modernste Feldlazarett in der Ukraine, auf der westlichen Seite des Landes, einzurichten. Man hat mir berichtet, dass sie bereits über 500 Patienten versorgt und behandelt haben. In diesem Moment, in diesem Augenblick, riskieren Ärzte und Krankenschwestern ihr Leben, um das Leben der Bedürftigen zu retten. Ich bin stolz auf das, was Israel leistet.” Was Israel allerdings noch fehlt, ist eine neutrale Behandlung durch die Vereinten Nationen. Wie das Auswärtige Amt in seinem letzten Überblick mitteilte, müsse Israel weiterhin eine “unverhältnismäßig hohe Zahl von Israel-kritischen Resolutionen” durch die Vereinten Nationen erdulden. Vielleicht bringt der Negev-Gipfel auch hier eine Verbesserung.

Drei deutsche Divisionen und acht Brigaden

(BS/df) Während seiner Rede beim Parlamentarischen Abend des Förderkreises Deutsches Heer hob der Inspekteur Heer, Generalleutnant Alfons Mais, die Bedeutung beweglicher Landstreitkräfte – besonders deutscher Landstreitkräfte – für die Sicherheit von NATO und EU hervor. “Unsere deutschen Brigaden und Divisionen können im Bündnisrahmen den Unterschied machen”, betonte Generalleutnant Mais. “Sie verschaffen innerhalb des europäischen Pfeilers der NATO jene Zeit, die benötigt wird, um Verstärkungskräfte über den Atlantik zu bringen. Ich will an dieser Stelle daran erinnern, dass die USA seit Januar ihre Präsenz in Europa von 33.000 Soldaten auf 100.000 Soldaten erhöht haben. Innerhalb von drei Monaten, aber ohne dass parallel ein Angriff auf NATO-Gebiet läuft oder der Atlantik umkämpft wäre. Versuchen Sie sich vorzustellen, wieviel Zeit dafür notwendig wäre, wenn die Routen über den Atlantik bedroht wären.” Die Größenordnungen und Fähigkeiten des AfghanistanEinsatzes seien für die Landes- und Bündnisverteidigung obsolet. Es müsse in ganz anderen Dimensionen gedacht werden, den Größenordnungen des Kalten Krieges. “Die Dimensionen im Kalten Krieg waren bereits für den Kräfteansatz an der innerdeutschen Grenze gigantisch. Alleine das westdeutsche Heer bestand zum damaligen Zeitpunkt aus zwölf Divisionen mit 36 aktiven Brigaden plus sechs Heimatschutzbrigaden. Und das Territorialheer kam in Ergänzung noch hinzu. Heute stellen wir etwa 25 Prozent davon”, beschrieb der Inspekteur und betonte: “Drei deutsche Divisionen und acht Brigaden, allerdings kaltstartfähig und einsatzbereit für das hochintensive Gefecht gegen einen teilweise überlegenen Gegner, müssen dem wiedervereinigten Deutschland mit mehr als 80 Millionen Einwohnern in den kommenden Jahren gelingen!”

Entlastung für das BAAINBw

(BS/rup) Generalinspekteur General Eberhard Zorn plädierte beim Parlamentarischen Abend der DWT für mehr Schnelligkeit und Off-the-Shelf-Beschaffungen. Es müssten Ausnahmetatbestände von der EU-Vergabeordnung besser genutzt werden. Ermöglicht werden solle zudem eine unterschwellige Vergabe. Hiermit ist gemeint, dass die Zahlen für die verschiedenen Prozedere zur Beschaffung zu einem bestimmten Zeitpunkt willkürlich gesetzt wurden und nun der Realität und Beschaffungspraxis angepasst werden müssten. Der Aufwand, der beispielsweise für die Parlamentsbefassung bei Ausgaben über 25 Millionen Euro durch das BAAINBw betrieben werden muss, bindet unvergleichlich mehr Kapazitäten als alle Beschaffungen unterhalb dieser Grenze. Das Vergaberecht kennt mehrere Betragsgrenzen, ab denen die Beschaffung deutlich komplexer wird. So könne es nicht sein, dass ein Kommandeur vor Ort für Beschaffungen ab 5.000 Euro beim BAAINBw nachfragen müsse, sagte der Generalinspekteur. Für das Koblenzer Amt bringe die neue Vorgehensweise enorme Entlastung. Bis zu 30 Prozent der Vorgänge im BAAINBw ließen sich hierdurch reduzieren. Eine radikale Neustrukturierung des Beschaffungsamtes lehnt der Generalinspekteur ab. Nicht nur, dass das Personal mitgenommen werde müsse, auch seien schon viele in früheren Zeiten daran gescheitert, mit einer Radikalreform das Beschaffungswesen der Bundeswehr ändern zu wollen.

MELDUNGEN Vollausstattung mit persönlicher Ausrüstung

(BS/df) Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und Generalinspekteur General Eberhard Zorn verkündeten am 8. April in einem Tagesbefehl die weiteren Schritte zur Vollausstattung der Soldaten mit persönlicher Ausrüstung. Insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro sind hierfür vorgesehen. Das Ziel sei eine voll ausgestattete und einsatzbereite Bundeswehr zur Verteidigung des Landes und des Bündnisses. “Gestern sind wir einen wichtigen Schritt vorangekommen: Wir statten die gesamte aktive Truppe bis 2025 mit dem vollen Umfang an persönlicher Einsatzbekleidung und persönlicher Ausrüstung aus”, ist in dem Tagesbefehl zu lesen. “Was bedeutet das für Sie? Bis 2025 werden Sie alle mit dem 110-LiterRucksacksystem und dem neuen Gefechtshelm ausgestattet. Ein Helm, der sich bei unseren Spezialkräften bewährt hat. Zu Ihrer Feldbekleidung erhalten Sie den Kampfbekleidungssatz Streitkräfte. Dieses Paket aus 25 Einzelteilen befähigt Sie für Einsätze in allen Klimazonen und Witterungen. In Zukunft passt Ihre persönliche Ausrüstung zu jedem Auftrag, an jedem Ort. Darüber hinaus bekommen Sie alle die Modulare Ballistische Schutz- und Trageausstattung Soldat (MOBAST). Mit der individuellen Schutzweste, mit ballistischer Unterwäsche zum Schutz vor Kleinstsplittern und mit einer Trageausstattung für Zusatzausrüstung werden Sie bestmöglich geschützt sein – und den Umgang damit bereits im täglichen Dienst im Heimatstandort üben können.” Dies seien allerdings nicht die einzigen Meilensteine, dessen Erreichen sich die Verteidigungsministerin zum Ziel gesetzt habe. Der Tagesbefehl nennt weiter: “Die Drohnenbewaffnung ist bereits entschieden und wird umgesetzt. Zu den F-35-Kampfflugzeugen führen wir Vertragsverhandlungen mit unseren amerikanischen Freunden. Die Entscheidung für den Schweren Transporthubschrauber wird in Kürze folgen. Wir schaffen eine Bundeswehr, die deutlich leistungsfähiger sein wird als heute – kampfbereiter und mit einem größeren Teil ihrer Kräfte schneller verlegbar.” Sollte tatsächlich auch noch die Entscheidung zum Schweren Transporthubschrauber (STH) zeitnah folgen, hätte Verteidigungsministerin Lambrecht in nur fünf Monaten fast alle Baustellen und offenen Entscheidungen aufgearbeitet, welche ihre Vorgänger und Vorgängerinnen ihr aus den letzten 16 Jahren hinterlassen haben.

Die neuen Fallschirme die Bundeswehr

(BS/df) Die im Jahr 1957 in die Bundeswehr eingeführten Fallschirme werden durch das “Ensemble de Parachutage du Combattant” (EPC) der Firma Safran Electronics & Defense ersetzt. Die neuen Fallschirme besitzen ein besseres Pendelverhalten, eine niedrigere Sinkgeschwindigkeit trotz höherer Last und eine besser beeinflussbare Ausrichtung bei der Landung. Der im BAAINBw zuständige Projektleiter Dirk May sagte, dass zudem das Verletzungsrisiko der Soldatinnen und Soldaten hierdurch signifikant reduziert werde. Noch in diesem Jahr soll ein erstes Los bestehend aus 1.662 Haupt- und 1.162 Reservefallschirmen nebst Zubehör in mehreren Schritten beschafft werden. Die Beschaffung eines zweiten Loses ist beginnend ab 2023 geplant.

ABC-Abwehrregiment 1

(BS/df) Am 6. April wurde das ABC-Abwehrregiment 1 in Strausberg in den Dienst gestellt. Dies war ein wichtiger Schritt der Streitkräftebasis (SKB), der die ABC-Abwehr zur Neuausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung untersteht. Die SKB sieht sich als Unterstützer für alle militärischen Organisationsbereiche, weshalb sie auch die ABC-Abwehr personell und materiell so aufstellen will – die finanziellen Haushaltsmittel vorausgesetzt –, dass sie auch im Ernstfall alle Teilstreitkräfte unterstützen kann. Die Aufstellung des ABC-Abwehrregiments wurde von Oberstleutnant Frank Prause geleitet, der mit der Indienststellung die Kommandotätigkeiten des Regimentskommandeurs übernimmt. “Wir wollen mit dem Regiment eine Stärke von bis zu 1.400 Soldatinnen und Soldaten erreichen”, erläuterte Oberstleutnant Prause. “Das Gesamtprojekt ist auf zehn Jahre angelegt.” Die Aufgaben des neuen Regiments reichen von der ABCAufklärung bis zur Dekontamination von Personal, Material und Infrastruktur sowie der Wasseraufbereitung.

Beowulf bewirbt sich um CATV-Programm

(BS/df) BAE Systems bietet den Beowulf für das Cold Weather All-Terrain Vehicle (CATV)-Programm der U.S. Army, nachdem das Fahrzeug die Prototypenevaluierungsphase des Programms erfolgreich abschließen konnte. CATV soll eine neue Fahrzeugflotte für den Einsatz in schwierigen arktischen Umgebungen und anderem rauen Terrain für die U.S. Army liefern. Beowulf ist ein ungepanzertes, vielseitiges Kettenfahrzeug, das in seinen beiden Kammern Personen und Nutzlasten transportieren kann. Er kann Schnee, Eis, Felsen, Sand, Schlamm und Sümpfe durchqueren und in steilen Bergregionen operieren. Dank seiner amphibischen Eigenschaften kann er auch in überfluteten Gebieten oder Küstengewässern schwimmen. Seine modulare Bauweise lässt sich je nach Bedarf für verschiedene Einsätze wie logistische Unterstützung, Katastrophenhilfe und humanitäre Hilfe, Such- und Rettungseinsätze und andere Missionen konfigurieren. Der Beowulf wird von BAE Systems Hägglunds in Nordschweden gebaut. Während der PrototypEvaluierungsphase in Alaska, die im Juni 2021 begann und Anfang dieses Jahres endete, erfüllte der Beowulf mehrere Aufgaben und blieb dabei voll einsatzfähig. Zu den Tests gehörten amphibische Operationen, das Navigieren in unterschiedlich komplexem Gelände, das Starten und der Betrieb bei extremer Kälte und vor allem die Bewertung durch die Soldaten. Die Umgebungstemperaturen lagen während der Tests bei bis zu -45°C. Beowulf kam in einer Region Alaskas zum Einsatz, die einen der schwersten Winterstürme aller Zeiten erlebte. Angesichts des völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine bekommen auch arktische Fähigkeiten eine neue Bedeutung, da die Verteidigung der NATO entsprechende Fähigkeiten erfordern. Zumindest des High North der NATO.

Endrunde für den Schweren Transporthubschrauber

Bundeswehrprogramm wieder kurz vor der Entscheidung

(BS/Dorothee Frank) Zu Beginn eines jeden Artikels über das Beschaffungsvorhaben “Schwerer Transporthubschrauber” (STH) könnte stehen: Eine Entscheidung wird zeitnah erwartet. Diese Aussage gilt bereits seit Jahren unverändert. Seit im Dezember 2017 der damalige Generalinspekteur, General a. D. Volker Wieker, verkündete, dass nur zwei Hubschrauber noch in der Auswahl stünden, die bald eintretende Fähigkeitslücke aufgrund des hohen Alters der vorhandenen CH-53G-Flotte zu schließen.

Zwei Modelle stehen seitdem zur Auswahl: die CH-47F Chinook von Boeing und die CH-53K von Sikorsky. Beide Hubschrauber sind ausgezeichnet, deutlich besser als die vorhandenen CH53G. Im Haushalt sind bereits die notwendigen Mittel vorgesehen, das 100-Milliarden-EuroSondervermögen könnte den Prozess beschleunigen. Allerdings scheint bisher nicht das Geld das Hindernis gewesen zu sein, sondern die Fähigkeiten der beiden Konkurrenten. Denn jeder kann etwas, das der andere nicht kann. Jeder zeichnet sich in bestimmten Bereichen aus. Und an dieser Priorisierung, an der Wahl zwischen zwei verschiedenen Fähigkeitserweiterungen, scheiterte bisher die politische Führung. Die CH-47F Chinook

Das Militär konnte wenig helfen, da auch hier zwei Meinungen existieren. Das Kommando Heer inklusive Inspekteur Heer haben sich mehrfach für die Chinook ausgesprochen. Die Vorteile der Chinook liegen vor allem in der Interoperabilität mit anderen Streitkräften. So fliegen beispielsweise die Niederlande Chinook – und die Zusammenarbeit zwischen den niederländischen und den deutschen Streitkräften ist sehr tief. Weitere europäische Nutzer sind Griechenland, Großbritannien, Italien, Spanien und die Türkei. Dies bedeutet, dass beispielsweise Ersatzteile getauscht und Reparaturmaßnahmen durchaus in diesen Ländern oder durch deren Logistiker ausgeführt werden können. Hinzu kommt, dass die Wartung und einfache Reparaturen bei der Chinook keine Spezialwerkzeuge erfordern. Ein zweiter Vorteil ist die prägnante Tandem-Rotoranordnung, durch welche die Chinook Bug und Heck in unabhängiger Höhe halten kann. Dies ermöglicht beispielsweise das Absetzen von Truppen auf Bergrücken oder die Aufnahme von Booten von der Wasseroberfläche. Die Boote fahren dabei direkt in die Chinook. Ein weiterer Vorteil liegt im geringeren Preis. So erhielte die Bundeswehr für die fünf Milliarden Euro, die im Haushalt für den STH vorgesehen sind, 60 Chinook, während es nur 40 CH-53K gewesen wären. Das Kommando Luftwaffe scheint hingegen die CH-53K, auch Kilo genannt, zu bevorzugen, wenn auch nicht so offen wie das Heer die Chinook. So ließe sich mit der Kilo die durch den aktuellen Inspekteur Luftwaffe stark entwickelte Zusammenarbeit mit Israel vertiefen, da sich Israel erst im vergangenen Jahr für die CH-53K als neuen Schwerlasthubschrauber entschieden hat.

Die CH-47F Chinook würde für Deutschland ab Werk mit Luftbetankungsfähigkeit ausgeliefert.

Foto: BS/Boeing

Die CH-53K verfügt über eine wesentlich größere Tragfähigkeit als andere Schwerlasthubschrauber. Foto: BS/Sikorsky

Die CH-53K

Zudem handelt es sich bei der Kilo um ein neues Luftfahrzeug, dass sich am Anfang seines Lebenszyklus mit neuer Serienproduktion befindet. Durch diese neue Produktionslinie sowie die eingebauten modernen Wartungssysteme sind Vorteile bei Wartung und Logistik zu erwarten. Ein weiterer Vorteil liegt in der höheren Tragkraft der CH-53K. Mit seiner Tragfähigkeit ist die Kilo eine vollkommen neue Klasse oberhalb aller anderen Transporthubschrauber. Während die anderen westlichen Modelle vielleicht noch einen Eagle transportieren können, ließen sich mit der CH-53K auch Fennek, Dingo oder Fuchs transportieren. Hinzu kommt, dass die Kilo direkt ab Werk mit einem Directed Infrared Counter Measures (DIRCM) gegen feindliche Lenkflugkörper geliefert würde, dies ließe sich bei der Chinook allerdings nachrüsten, so gewünscht.

Zu lange und zu teuer

(BS/df) Schon im Dezember 2017 hatte der damalige Generalinspekteur, General Volker Wieker, die CH-47 Chinook von Boeing und die CH53K von Sikorsky als die einzigen infrage kommenden Modelle für den Schweren Transporthubschrauber (STH) festgelegt, um den dringenden Bedarf an Lufttransportkapazitäten für die Landstreitkräfte zu decken. Die Ausschreibung begann allerdings erst im Juni 2019, die beiden Unternehmen gaben ihre Angebote bis Januar 2020 fristgerecht ab, das Vergabeverfahren wurde im September 2020 gestoppt. Zu hoch waren die Preisvorstellungen der beiden Anbieter Lockheed Martin (Sikorsky) und Boeing.

Diese enorme Preissteigerung – die Bundeswehr hatte knapp sechs Milliarden Euro für die 45 Hubschrauber veranschlagt, die Industrie legte Entwürfe mit über zehn Milliarden Euro vor – ergaben sich allerdings aus den gewünschten Zusatzfunktionen. Besonders auf die Luftwaffe und das Kommando Spezialkräfte ist zurückzuführen, dass der STH auch den Bereich Combat Search and Rescue sowie Special Forces abdecken sollte. Beides erfordert Funktionalitäten und Anpassungen – gerne auch durch deutsche Unternehmen durchzuführen – die sich am oberen Ende der technischen Leistungsskala befinden und dementsprechend teuer sind. In diesem Fall führten sie zu einer fast Verdoppelung des Preises. Beim nun anstehenden Kauf soll im Rahmen eines Foreign Military Sale ein Hubschrauber “von der Stange” gekauft werden. Vergessen sind (fast alle) Sonderwünsche, stattdessen besinnt sich die Bundeswehr auf typische Hubschrauberoperationen. Es wird ein Transporthubschrauber, der weder Combat Search and Rescue noch Special Forces ist, sondern "nur" Truppen transportiert. Die Beschaffung eines fertigen Modells schafft zudem Synergieeffekte mit anderen Streitkräften, egal für welches Modell sich entschieden wird. Kampf um die Bundeswehr

Der Kampf um den FünfMilliarden-Auftrag der Bundeswehr herrscht nun schon seit über vier Jahren und wer lange genug damit befasst ist, kann mittlerweile anhand der Aussagen von Politikern oder Artikeln erkennen, durch wen die Personen gebrieft wurden. Lange Zeit konnte beispielsweise Rheinmetall als Hauptpartner von Sikorsky für sich verbuchen, dass nur das Angebot “CH-53K” über einen starken Partner und somit existentielle Wertschöpfung in Deutschland verfügt. Dem begegnete Boeing durch die vor wenigen Wochen geschlossene Industriepartnerschaft mit Airbus. Ein weiteres Argument ist die Luftbetankungsfähigkeit. Die Kilo besitzt eine solche, die Grundvariante der Chinook nicht. Die Bundeswehr verlangt wiederum die Luftbetankung, nicht zuletzt weil hierfür extra Tankflugzeuge beschafft wurden. Nun erklärte allerdings Michael Hostetter, Vice President Boeing Defense Germany: “Korrekt ist, dass wir seit den 1990er-Jahren Chinook mit Luftbetankungsfähigkeit ausliefern und die Chinook in den letzten Jahren mehr als 10.000 Luftbetankungen hinter einer Vielzahl von Tankern – inklusive C-130 – absolviert hat. Darüber hinaus haben US-Regierung, U.S. Army und Boeing es im Zuge des laufenden Foreign Military Sale STH-Verfahrens offiziell gemacht: Die CH-47F Chinooks mit Luftbetankungsfähigkeit werden für die Bundeswehr direkt von der Produktionslinie ausgeliefert.” Nun kommen Stimmen auf, die nach der Zulassung dieser luftbetankbaren Chinook für den europäischen Luftraum fragen. Eine Frage, die allerdings auch zurückgespiegelt werden kann, schließlich liegt einer der Nachteile der Kilo darin, dass sie noch neu ist und erst einen Nutzer vorweisen kann: das U.S. Marine Corps. Kinderkrankheiten sind zu erwarten, auch wenn die bisherige Verfügbarkeit bei den Marines bei fast 90 Prozent liegt. Von der Konkurrenz wird wiederum das Alter der Chinook negativ bewertet, dabei haben die heutigen CH-47F mit den ersten Hubschraubern von 1961 außer dem Namen und der markanten Silhouette wenig gemeinsam, selbst die Rotorblätter sind neu.

Entscheidung wann?

In den letzten Wochen häuften sich Zeitungsmeldungen, dass die Chinook als neuer STH ausgewählt sei. Diese Meldungen entpuppten sich bisher als falsch. Noch am 24. April versicherte ein Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) dem Behörden Spiegel: “Die Entscheidung zur Nachfolge des Schweren Transporthubschraubers ist noch nicht getroffen.” Dabei wäre eine solche nach den Jahren der Entscheidungsfindung dringend notwendig, da die vorhandenen CH-53G in die Obsoleszenz laufen. Und die Fähigkeit Luftverlegbarkeit ist gerade angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Lage zu wichtig, um nur eingeschränkt auf sie zugreifen zu können. Beide Hubschrauber sind sehr gut und beide werden der Bundeswehr ausgezeichnete Dienste leisten. Man muss sich nur entscheiden.

Weitere Behörden Spiegel-Beiträge zum Thema:

Podcast “Voices in Defence” zur CH-47F Chinook für Deutschland

Magazin “Profile” zu den Fähigkeiten der CH-53K

Das Bestehen im “Information Battlespace”

Mediensimulation in NATO-Übungen

(BS/Laura Dubois*) Die Weiterentwicklung und die dadurch bedingten Änderungen in der Informationsumgebung haben erhebliche Auswirkungen auf die Kommandeure und Befehlshaber der operativen und strategischen Ebene der NATO. Mit der rasanten Ausbreitung von Online- und Sozialen Medien ist es für militärisches Führungspersonal noch wichtiger geworden, außerhalb seiner Komfortzone den Blick von der Karte in das Informationsumfeld zu richten. Heute haben sich potenzielle Gegner der NATO die Medien als ein Waffensystem zu eigen gemacht und die NATO weiß, wie wichtig es ist, dieser Herausforderung zu begegnen.

Wie bei jedem Waffensystem ist eine Schulung vor dem Einsatz unerlässlich. Vor diesem Hintergrund begann das NATO Joint Warfare Centre (JWC) im August 2006, seine eigene Mediensimulation als festen Bestandteil von NATO-Übungen einzurichten. Mit einem anfänglichen Schwerpunkt auf der Simulation von Fernsehnachrichten während der Übungen hat das Team der Mediensimulation heute eine umfassende Lösung entwickelt, um die Medien- und Informationsumgebung während der JWC-Übungen auf operativer und strategischer Ebene zu simulieren, von der Planungsphase bis zum Abschluss der Durchführungsphase. Realistische Übungsmedien

Die Übungsmedien- und Informationsumgebung des JWC umfasst Fernsehnachrichten, Online-Nachrichten und die Simulation von Sozialen Medien. Für Fernsehnachrichten ist “World News Today” (WNT) das Hauptprogramm, welches internationale Nachrichtenagenturen, vergleichbar mit CNN International oder BBC World, repliziert. Für komplexere Übungen des JWC produziert das Team auch gegnerische Fernsehnachrichten, die die Wirkung von Sendern nachahmen, die glaubhaft erscheinen, aber staatlich kontrollierte Botschaften übermitteln. Online-Nachrichten umfassen Inhalte aus lokaler, regionaler, nationaler, und internationaler Perspektive – einschließlich kontroverser Inhalte –, die alle digital über die JWC-eigene Nachrichtenplattform “NewsWeb” bereitgestellt werden. Social-Media-Effekte werden über “Chatter” zur Verfügung gestellt – eine simulierte Kurznachrichten-Plattform des JWC. Neben der Bereitstellung von Nachrichteninhalten wird Chatter auch von wichtigen Akteuren der JWC-Übungssteuerung, wie etwa der Gegnerdarstellung (Opposing Force), den übergeordneten Führungselementen sowie allen nichtmilitärischen Partnern und Organisationen verwendet, um der Übungstruppe entsprechende Effekte zu liefern.

Simulation medialer Konsequenzen

Alle im NATO-internen IT-System betriebenen Mediensimulationsplattformen bereichern die Übungen, aber was noch wichtiger ist, sie simulieren die medialen Konsequenzen der operativen und strategischen Entscheidungsfindung. Jede dieser Plattformen liefert eigene spezifische Effekte, aber zusammengefasst bieten sie eine realistische Nachbildung des Medienzyklus innerhalb der JWC-Übungsszenare. Dies bietet den Übungsteilnehmern ein Vorwarnsystem, in dem sie Operationen effektiv planen und vorbereiten können, um die operativen Ziele auch im Informationsumfeld zu unterstützen. Jede Operation im Krisen- oder Verteidigungsfall hat Auswirkungen auf die strategische Kommunikation – einige Auswirkungen müssen ausgenutzt und andere abgeschwächt werden. Dabei ist die Zusammenarbeit mit Medien zur Veröffentlichung operativer Erfolge oder aber zur Bekämpfung gegnerischer Propaganda für den operativen Erfolg unerlässlich. Neben der Bereitstellung von Rohnachrichten und Inhalten in Sozialen Medien arbeitet das Mediensimulationsteam mit wichtigen Akteuren der Übungssteuerung zusammen, um der Übungstruppe szenariobezogene Stimmungsanalysen und Meinungsumfragen bereitzustellen. Diese Produkte helfen den Übungsteilnehmern, die Effektivität ihrer strategischen Kommunikation besser zu verstehen und sie dienen dazu, die reinen Inhalte in Nachrichtenberichten und Beiträgen in Sozialen Medien zielgerichtet zu ergänzen. Dieses robuste Paket ermöglicht es den Übungsteilnehmern, ihre Stabsprozesse auf allen Ebenen effektiv durchzuführen. Ihre Analysen und Bewertungen erreichen die Arbeitsgruppen und Entscheidungsgremien und tragen somit unmittelbar zu den Führungs- und Entscheidungsprozessen bei.

Siegen auf dem Informationsgefechtsfeld

Das Sicherheitsumfeld in Europa veränderte sich 2014, als Russland mit einer modernisierten Form der hybriden Kriegsführung die ukrainische Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektierte. In einem Interview mit dem JWC hob der ehemalige Supreme Allied Commander Europe (SACEUR), General a. D. Philip Breedlove (USA), damals die Bedeutung der Mediensimulation und der Informationsumgebung in NATO-Übungen hervor: “Gefechte werden an Land, in der

Laura Dubois (Mitte) während der NATO-Übung Steadfast Jupiter 2021 beim Allied Joint Force Command Brunssum. Foto BS/JWC Public Affairs Office

Das JWC-Mediateam bei der Produktion von Fernsehnachrichten für die Mediensimulation. Foto BS/JWC Public Affairs Office

Das NATO Joint Warfare Centre

(BS/Autorenteam JWC Public Affairs Office) Das 2003 im norwegischen Stavanger in Dienst gestellte NATO Joint Warfare Centre (JWC) untersteht als Teil der NATO-Kommandostruktur dem Hauptquartier Supreme Allied Command Transformation (HQ SACT) in Norfolk, USA. Jährlich werden in Stavanger zeitgleich bis zu vier streitkräftegemeinsame NATO-Übungen auf operativer und strategischer Ebene, jeweils über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten, zeitlich versetzt geplant, vorbereitet oder durchgeführt. Diese Kapazität umfasst zwei Übungen der Größenordnung Major Joint Operations (MJO) sowie zwei Small Joint Operations (SJO). Das JWC hat rund 270 militärische und zivile Dienstposten aus 17 NATO-Staaten. Die Bundeswehr stellt mit derzeitig 35 Dienstposten nach den USA den zweitgrößten Anteil der JWC-Angehörigen. Seit 2013 wechselt das Kommando des JWC alle drei Jahre, zwischen Deutschland und Polen. Seit Oktober 2021 führt der polnische Generalmajor Piotr Malinowski das Centre in Stavanger.

Schlüsselrolle in der NATO

Das Trainingszentrum stellt den Ausbildungsschwerpunkt der NATO für streitkräftegemeinsame, computerunterstützte Übungen, die sogenannten Command Post Exercises/Computer Assisted Exercises (CPX/CAX), auf der operativen und strategischen Ebene im gesamten Spektrum der Operationsführung sicher. Das JWC unterstützt somit direkt die Aufgaben und Einsätze des Supreme Allied Commander Transformation (SACT) und des Supreme Allied Commander Europe (SACEUR). Dabei trägt es ebenfalls zur allgemeinen Einsatzbereitschaft der Hauptquartiere der NATO-Kommando- und Streitkräftestruktur und, falls angewiesen, von nationalen Hauptquartieren bei, die zu Operationen der NATO entsandt werden können.

Übungen auf operativer und strategischer Ebene

Die fiktiven Übungszenare der NATO werden alle in Stavanger entwickelt. Das JWC trainiert in den unterschiedlichsten Übungen die vollumfassende Operationsführung und konfrontiert die NATO-Verbände mit einer breiten Palette von konventionellen Bedrohungen auf dem Land, dem Wasser und in der Luft sowie unkonventionellen Bedrohungen, einschließlich Cyber, Space und hybrider Kriegsführung. Einmal jährlich zertifiziert das strategische Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) in Mons, Belgien, die Führung der NATO Response Force (NRF) im Rahmen einer Übung des JWC. Dabei wechselt das Kommando der NRF regelmäßig zwischen dem Allied Joint Force Command Brunssum (Niederlande) und dem Allied Joint Force Command Naples (Italien). Luft und auf See ausgetragen. Doch der nächste Krieg wird auf dem Informationsgefechtsfeld gewonnen.” Während hybride Kriegsführung nicht neu war, veränderte sich die Art und Weise, wie Aggressoren Soziale Medien nutzten, um operative Ziele auf dem Gefechtsfeld zu erreichen. Während ehemals Informationseffekte zur Unterstützung von Bodenoperationen genutzt wurden, nutzten potenzielle Gegner nun Bodenoperationen zur Unterstützung ihrer Informationsziele. Mit dieser Veränderung musste sich auch die Ausbildung der NATO weiterentwickeln, um potenzielle Gegner mit modernen und hochentwickelten Fähigkeiten zu Operationen in der Informationsumgebung miteinzubeziehen. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich das Mediensimulationsteam des JWC darauf, sich kontinuierlich zu optimieren, um der sich beständig weiterentwickelnden Informationsumgebung gerecht zu werden. Die kürzlich eingeführten “strategischen Hashtags” sowie die gegnerischen Social-Media-Trolle und “Bot”-Aktivitäten, haben sich als wirksame Methoden erwiesen, um die Übungsteilnehmer vor moderne Herausforderungen in der Informationsumgebung zu stellen. Dies hat zu einer zeitgemäßen und realistischen Medien- und Informationsumgebungssimulation geführt. Somit befähigen JWCÜbungen die NATO-Stäbe, erfolgreiche Operationen nicht nur am Boden, in der Luft, auf See und im Cyber-Raum zu führen, sondern auch in der aktuellen Informationsumgebung.

Schulung der NATO-Führungskräfte

Die Mediensimulationsfähigkeit des JWC ist in der NATO einzigartig. Mit nur sechs zivilen NATO-Mitarbeitern in Vollzeit unterstützt das Team alle operativen und strategischen Übungen des JWC. Neben der Bereitstellung von TV-, Online- und Social-MediaSimulationen bietet das Team im Rahmen von JWC-Übungen NATO-Kommandeuren und Leitungspersonal auch Einzel-Medienschulungen vor der Kamera an. Seit seiner Gründung hat das JWC-Mediensimulationsteam mehr als 70 große Übungen, Einsatzvorbereitungsausbildungen und andere Trainingsveranstaltungen unterstützt. Das Mediensimulationsteam ist Teil der JWC Public Affairs Office/Media Simulation Branch und produziert regelmäßig auch Kommunikationsprodukte für die Öffentlichkeitsarbeit des JWC.

*Laura Dubois ist Media Environment Manager beim Joint Warfare Centre der NATO.

MELDUNGEN Neues mobiles Luftverteidigungssystem

(BS/df) Anfang April stellte Saab sein neues mobiles Luftverteidigungssystem (Mobile Short Range Air Defence System, MSHORAD) vor, dank dessen Mobilität die Soldatinnen und Soldaten auf dem Gefechtsfeld taktisches Feuer umgehen können. Das System besteht aus einer fahrzeuggestützten Mobile Firing Unit (MFU), einer Mobile Radar Unit (MRU) basierend auf dem RBS 70 NG beziehungsweise dem Giraffe-1X-Multi-Mission-3DRadar sowie einem Führungsund Kontrollsystem von Saab. Die Sensoren bieten eine 360°-Situationswahrnehmung über 75 km und und, dank dem Drone Tracker der Giraffe, die Fähigkeit, niedrige langsame und kleine Objekte besser zu entdecken. Hinzu kommt das bewährte RBS-70-NG-System zur Bekämpfung der ermittelten Bedrohung. In den letzten zwölf Monaten wurden in Zusammenarbeit mit dem tschechischen Unternehmen SVOS bereits die erfolgreiche Systemintegrationen sowie Testschüsse durchgeführt, wobei die neue Generation des modularen gepanzerten Fahrzeugs 4x4 namens Mars zum Einsatz kam. In naher Zukunft sind weitere Live-Schussvorführungen für potenzielle Kunden geplant.

Aufklärungsamphibie mit unbemannten Systemen

(BS/df) Das US Marine Corps hat eine Studie zur Erstellung eines neuen Amphibious Combat Vehicle (ACV) als Führungs- und Kommunikationsfahrzeug mit integrierten Unbemannten Systemen in Auftrag gegeben. In Abhängigkeit von den Ergebnissen der Phase-1-Studie zu dieser Aufklärungsamphibie könnte die Modifikation eines ACV für den Einbau der C4/ UAS-Nutzlast erfolgen. Die vom US Marine Corps bei BAE Systems in Auftrag gegebene ACV-Familie kann von einer Vielzahl von Schiffen der US Navy aus operieren. Sie verfügen über ein hochmodernes Gefechtsführungssystem und besitzen eine offene Architektur, welche eine zeitnahe technologische Erneuerung sowie die Integration künftiger Technologien und Fähigkeiten ermöglichen soll. Entwickelt wurden die Amphibienfahrzeuge von BAE Systems in Zusammenarbeit mit IVECO Defence Vehicles. Das US Marine Corps erteilte bereits zwei Aufträge für die Serienproduktion: die ACV-Personentransportvariante (ACV-P) und die ACV-C-Führungsvariante (ACV-C). Aktuell sind die Unternehmen mit der Konstruktion und Entwicklung einer Variante mit 30-mm-Kanone (ACV-30) beauftragt. Zudem ist eine Bergungsvariante (ACV-R) geplant. Das gesamte ACV-Programm beinhaltet bisher die folgenden Fahrzeuge: Personentransport (ACV-P), Führungsfahrzeug, 30-mm-Kanone (ACV-30) sowie den nun unter Vertrag gegangenen ACV-R. Die ACV sollen die 40 Jahre alten Assault Amphibious Vehicle (AAV) des US Marine Corps ablösen. Das allererste ACV wurde in der Führungsvariante (Command – ACV-C) im Februar 2021 an das Marine Corps geliefert. Die Plattform ist so konzipiert, dass sie leicht angepasst werden kann und Platz für neue Fähigkeiten bietet, wie z. B. die Integration von Geschütztürmen, Aufklärungssystemen, elektronischer Kriegsführung, Luftverteidigung und UAS.

Japan setzt auf SeaGuardian

(BS/df) Die japanische Küstenwache hat sich für die MQ-9B SeaGuardian zur weiträumigen Seeüberwachung entschieden. Bereits 2020 hatte die japanische Küstenwache mehrere erfolgreiche Tests mit der SeaGuardian durchgeführt “Wir sind stolz darauf, die maritime Überwachungsmission der JCG mit unserem SeaGuardian UAS zu unterstützen”, sagte Linden Blue, CEO des Herstellers GA-ASI. “Die Fähigkeit des Systems, eine erschwingliche, extrem ausdauernde luftgestützte Überwachung mit Langstreckensensoren im maritimen Bereich zu bieten, ist beispiellos.” Die SeaGuardian verfügt über ein Multimode-Radar zur maritimen Oberflächensuche mit einem ISAR-Modus (Inverse Synthetic Aperture Radar), einen AIS-Empfänger (Automatic Identification System) und einen hochauflösenden Full-MotionVideosensor mit optischen und Infrarotkameras. Dieses Sensorpaket ermöglicht die EchtzeitErkennung und Identifizierung von Oberflächenschiffen über Tausende von Quadratseemeilen und bietet eine automatische Verfolgung von Seezielen und die Korrelation von AISSendern mit Radarspuren. Der Betrieb der SeaGuardian bei der japanischen Küstenwache soll bereits im Oktober 2022 beginnen und die Sicherheit in der aktuell angespannten Lage gewährleisten.

M339-Munition für Schwedens Leoparden

(BS/df) Die schwedische Beschaffungsbehörde hat Elbit Systems den Auftrag erteilt, M339-Munition sowie Data Setting Units für die schwedischen Leopard-Kampfpanzer zu liefern. Bei der M339 handelt es sich um eine hochpräzise 120-mmMehrzweck-Panzermunition, die den geltenden Normen des US-Militärs und der NATO entspricht. Sie ist für alle 120-mmGlattrohrkanonen der NATO geeignet. Die schwedischen Streitkräfte haben sich für die M339 entschieden, um die Feuerkraft und die Fähigkeit der Kampfpanzer zur Bekämpfung verschiedener Arten von Zielen zu verbessern. Yehuda Vered, General Manager von Elbit Systems Land, kommentierte die Auswahl: “Ich glaube, dass diese Entscheidung Schwedens unterstreicht, dass westliche Armeen die einzigartige Qualität unseres Produktportfolios zunehmend anerkennen.” Die Munition ist in der Lage, Bunker und militärische Befestigungen zu zerstören. M339 kann dafür 200 mm dicke Stahlbetonwände durchdringen und den Gefechtskopf verzögert auslösen, um maximale Wirkung zu entfalten. Der programmierbare, multifunktionale Zünder hat drei Betriebsmodi: Point Detonation Delay (PDD), Point Detonation (PD) und Air Burst (AB). Der M339 entspricht den MIL-SPEC-Anforderungen und den NATO-Standards STANAG 4385 und 4493. Der Auftrag zur Beschaffung der neuen Munition hat einen Wert von 27 Millionen US-Dollar und wird über einen Zeitraum von zehn Monaten ausgeführt.

MELDUNGEN Sensorpakete der neuen F126

(BS/bk) Die Unternehmen Thales und Hensoldt statten gemeinsam die Fregatten F126 mit Sensorpaketen aus. Dafür unterzeichnete Hensoldt mit Thales, dem Integrator von Missionskampfsystemen, einen Vertrag zu Lieferung eines TRS-4D-Marineradars für die Schiffe. Der Wert liegt über hundert Millionen Euro. Das TRS-4D-Radar von Hensoldt wird in seiner nicht-rotierenden Version mit vier feststehenden Antennenfeldern installiert. Die Integration des Radars auf den Schiffen und Landanlagen wird von Thales durchgeführt. Die ersten Lieferungen sind für das Jahr 2025 geplant. Das Radar soll die Schiffbesatzungen in die Lage versetzen, in komplexen maritimen Umgebungen zu operieren. Die Radare der TRS-4DProduktfamilie wurden schon auf anderen Schiffstypen, wie der Fregatte F125 oder der Korvette K130, der Deutschen Marine installiert. “Wir freuen uns, mit Hensoldt zusammenzuarbeiten und die Fregatte F126 mit einer Sensorlösung auszustatten, die den deutschen Anforderungen voll entspricht. Die Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der niederländischen Marine und der Industrie hat eine lange Tradition und führt zu beeindruckenden Ergebnissen, und wir freuen uns darauf, diese Tradition fortzusetzen”, erklärte Gerben Edelijn, Vice President Thales Above Water Systems. Markus Rothmaier, Vice President Naval & Ground Radars bei Hensoldt, fügte hinzu: “Ich bin stolz darauf, dass wir der Deutschen Marine zusammen mit der Sensortechnologie und dem Kampfsystem von Thales eine umfassende und wirklich europäische Lösung anbieten können.”

100 Boxer für Großbritannien

(BS/df) Mitte April unterzeichnete die britische Regierung eine Vertragserweiterung über die Lieferung von 100 zusätzlichen Boxer-Radfahrzeugen. Zusätzlich geordert wurden Gruppentransporter, Führungsfahrzeuge und Sanitätsfahrzeuge des Boxers, mit Lieferung ab 2024. Die Grundlage für diese Beschaffung ist der Vertrag, der im Rahmen des britischen Rüstungsprojekts “Mechanised Infantry Vehicle” (MIV) 2019 unterzeichnet wurde und 523 Boxer in unterschiedlichen Varianten umfasst. Der Boxer ist ein geschütztes 8×8-Radfahrzeug, dessen modulare Architektur eine große Variantenvielfalt erlaubt. Bisher sind rund 1.500 Fahrzeuge in zwanzig unterschiedlichen Versionen in den Ländern Australien, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Litauen unter Vertrag.

Laser Guided Rockets Roboter

(BS/df) In Schweden haben Rheinmetall und Thales erfolgreich den Einsatz des unbemannten Systems Mission Master SP mit 70mm-Lenkraketen demonstriert. Im Rahmen eines Schießens setzte der Mission Master SP von Rheinmetall lasergelenkte Raketen FZ275 von Thales ein. Für die Demonstration feuerte das A-UGV die lasergelenkten 70mm-Raketen Thales FZ275 LGR (Laser Guided Rockets) auf ein 4×4 Fahrzeug, das vier Kilometer vom Abschusspunkt entfernt stand. Die FZ275 LGR ist eine vergleichbar leichte und reichweitenstarke 70mm-LGR und bietet metergenaue Trefferquoten. Somit eignet sie sich als präzise Feuerunterstützungskomponente für die Streitkräfte. Die Vorführung bildete den Abschluss des erfolgreichen Qualifizierungsprozesses für die Waffenstation Fieldranger Multi in der Variante als Thales 70-mm-Raketenwerfer. Damit kann der Mission Master SP nun flächendeckende und präzise Schläge auf bis zu sieben Kilometer Entfernung gegen feste und bewegliche Ziele ausführen. Dies war zuvor nur von luftgestützten Plattformen aus möglich. Die neue Fieldranger Multi-Konfiguration lässt sich auch in andere Plattformen und gepanzerte Fahrzeuge integrieren. Beim Mission Master handelt es sich um ein unbemanntes System, das als Trägerfahrzeug eine große Vielfalt an Applikationen erlaubt. Hinzu kommt die Amphibienfähigkeit, so dass der Roboter durch Seen und Flüsse fahren kann, ohne dass irgendwelche Umbauten oder Erweiterungen notwendig sind. Die Vorführung fand im Feldlager Trängslet der schwedischen Beschaffungsbehörde Försvarets Materielverk (FMV) statt. Es nahmen Delegationen aus Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen, den Niederlanden und Polen teil.

Digitaler Tower erhält britische Genehmigung

(BS/df) Der digitale Tower von Saab hat die Genehmigung zur Nutzung durch die britischen Streitkräfte erhalten. Saab wurde hierfür im Rahmen des Air Traffic Management (ATM) Equipment Approved Organisation Scheme (AAOS) von der britischen Militärluftfahrtbehörde erfolgreich akkreditiert und ist somit berechtigt, ATM-Ausrüstung für die Streitkräfte zu entwickeln, zu liefern, zu installieren und zu warten. Das bemerkenswerte ist, dass es sich hierbei um erste AAOS handelt, die jemals an einen Hersteller militärischer Digital Tower erteilt wurde. Es ist eine wichtige Voraussetzung zur Nutzung dieser Technologie.

Zertifizierung für Spy Ranger 330

(BS) Spy Ranger 330 des Unternehmens Thales erhielt als Teil der Mini-Aufklärungsdrohnen seine erste Typ-Zertifizierung von der zuständigen Stelle für Luftfahrt des französischen Beschaffungsamts. Das Amt bestätigte die Fähigkeiten des Systems in Kampfsituationen. Die Zertifizierung ermöglicht der französischen Armee, die Minidrohnen für die Ausbildung, das Training oder den Einsatz ohne spezielle Fluggenehmigungen nutzen zu können. Spy Ranger 330 wurde für das Aufklärungsdrohnenprogramm des französischen Beschaffungsamts entwickelt. Das System wurde zudem in die industrielle Serienfertigung implementiert. Zu den Schlüsselkomponenten des Systems gehören eine hochauflösende optronische Multisensor-Nutzlast (EO und IR), die in den kreiselstabilisierten Spy Ball eingebaut ist und hochleistungsfähige Bildverarbeitungstechniken verwendet, die sichere HochgeschwindigkeitsDatenverbindung Micro-TMA sowie das kampferprobte Kommando- und Kontrollsystem Spy C. Das elektrisch betriebene Luftfahrzeug Spy Ranger 330 verfügt über eine innovative Architektur und besteht aus Kohlefasern, die für geringes Gewicht und zusätzliche Robustheit sorgen.

Automatisierung statt Bürokratisierung

Beschleuniger der Bundeswehr-Beschaffung

(BS/Sascha Soyk*) Mit einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Wladimir Putin eine Zeitenwende in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik eingeleitet. Die russische Invasion ist zugleich so blutig und für uns Europäer so nah wie keine Auseinandersetzung seit den Balkankriegen in den 1990er Jahren.

Wem die geographische Nähe nicht bereits 2014 durch die russische Annexion der Krim bewusst wurde, spürt sie spätestens jetzt durch eine noch engere mediale Berichterstattung und anhand einer quasi-live Lageentwicklung via Social Media. Weiterer Beleg für die auch gesellschaftliche Zeitenwende ist die Akzeptanz von Waffenlieferung an die Ukraine: Lehnten vor dem Einmarsch noch die meisten Deutschen solche Lieferungen ab, spricht sich spätestens seit der historischen Bundestagssitzung am 27.02.2022 eine große Mehrheit dafür aus. Putin hat Fakten geschaffen, die zu einem Umdenken unter den Deutschen geführt hat. Die Bundesregierung hat politische Konsequenzen gezogen, die in die Geschichtsbücher eingehen werden: Waffenlieferungen an die Ukraine, Anschaffung bewaffneter Drohnen nach jahrelanger Diskussion, kurzfristige Beschaffungsentscheidungen wie der Kauf des US-amerikanischen Kampfjets F-35, ein Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro und die Zusage, das zugesagte Zwei-Prozent-Ziel der NATO tatsächlich erreichen zu wollen. Insbesondere die letztgenannten Punkte stellen Deutschland kurzund mittelfristig vor signifikante Herausforderungen. Überforderte BundeswehrBeschaffung

Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich Deutschland bewusst von der Rolle eines wehrhaften Bollwerks an der Grenze zwischen NATO und dem Warschauer Pakt verabschiedet. Man verließ sich auf die kollektive Sicherheit der NATO und fokussierte sich zuletzt militärisch auf Out-of-Area-Einsätze. In der Konsequenz sind nicht nur personelle und materielle Kapazitäten der Streitkräfte zusammengeschrumpft. Das Beschaffungswesen der Bundeswehr ist geprägt von einer im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohen Bürokratie, von vermeintlich typisch deutschem “Absicherungsdenken” und einer Führung, die sich nicht zu trauen scheint, eine echte Restrukturierung der Beschaffungsorganisation einzuleiten. Letztere wäre angebracht, um die dezentrale Kompetenzstruktur, in der auch politische Strategien verpuffen, aufzulösen. Und um ein gemeinsames, effizientes Wirken wieder zu ermöglichen. Als Bürger, Steuerzahler oder Angehörige der Bundeswehr lesen wir regelmäßig von gescheiterten Rüstungsprojekten: Die Lösungen werden deutlich teurer als geplant und werden deutlich später an die Truppe ausgeliefert. Im Status Quo ist der Beschaffungsapparat nicht in der Lage, effizient Lösungen bereitzustellen – von persönlicher Ausrüstung bis hin zu Großsystemen. Im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) beruft man sich auf die Vorschriftenlage, auf Personalmängel, oder die Verantwortung wird in Richtung der Industrie geschoben. Diese wiederum kritisiert erstens die häufig gewünschte “Goldrandlösung”, d.h. den Ansatz des Auftraggebers, die allumfassende deutsche Lösung, die auch außerhalb von Waffensystemen alle erdenklichen Standards zu erfüllen hat, entwickeln zu wollen. Was off-the-shelf verfügbare Lösungen ausschließt. Und zweitens, dass über die langen Laufzeiten der Entwicklungs- und Beschaffungsprojekte immer wieder neue, veränderte Anforderungen gestellt werden, die dann die Auslieferung an die Truppe um Monate oder gar Jahre verzögern.

Webinar

Möglichkeiten zur Digitalisierung der Beschaffung werden im Rahmen eines Webinars unserer Reihe Führungskräfteforum am 24. Mai durch Matthias Berg, Leiter Forschung und Entwicklung im BME, Prof. Dr. Michael Eßig, Professor für Beschaffung und Supply Management an der Universität der Bundeswehr München, sowie Sascha Soyk, Geschäftsführer von GovRadar, beleuchtet. Hier geht es zur Anmeldung:

In verschiedenen Gesprächsrunden diskutierte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht Ende Januar in Koblenz mit Vertretern des BAAINBw mögliche Optimierungen des Beschaffungswesens. Foto: BS/Bundeswehr, Dirk Bannert

Hausgemachte Vorsicht und Personalengpässe

Seit der historischen Bundestagssitzung werden vor diesem Hintergrund wieder Rufe laut, es brauche eine Vergaberechtsreform. Wäre das Vergaberecht einfacher gestaltet oder gäbe es gar eine weitere Vereinfachung speziell für Rüstungsprojekte, würden diese viel schneller abgewickelt und die Lösungen wären entsprechend schneller verfügbar. Gegen diese Argumentation spricht, dass insbesondere der deutsche Beschaffungsapparat eine so schlechte Performance aufweist. In Europa gilt seit Jahren ein vereinheitlichtes Vergaberecht – und die deutsche Beschaffungsadministration hat besondere Schwierigkeiten bei deren Anwendung: Es liegt oftmals nicht am europäischen Vergaberecht, sondern an selbst auferlegten Regularien und an übertriebener deutscher Vorsicht – die in keinem gesunden Verhältnis mehr steht zur Dringlichkeit und der strategischen Bedeutung der Beschaffungsbedarfe. Für komplexe Prozesse und Auflagen wird qualifiziertes Personal benötigt. Das BAAINBw beschäftigt 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 116 Dienstorten. Und die Führung beklagt weiterhin Personalengpässe, insbesondere bei Vergabe- und Vertragsjuristen. Sie gibt an, dass etwa 1.000 Stellen unbesetzt seien. Gerade hier wird deutlich, dass Rechtssicherheit oft höher priorisiert wird als der eigentliche Nutzen der Beschaffung selbst. Das Zielsystem und die Kultur sind auf maximale rechtliche Absicherung ausgelegt. Dabei gehen der Blick auf den Beschaffungsgegenstand und der inhaltliche Fokus verloren. Mit der nun zu beobachtenden Zeitenwende hat die Politik erkannt, dass Beschaffungsgeschwindigkeit wieder als zentrale Zielgröße im Mittelpunkt stehen muss. Die begrenzten Organisationsressourcen – die sich mittelfristig auch nicht einfach beheben lassen – bilden somit auf dem Weg zu diesem Ziel ein massives Hindernis.

Die Beschaffungen sind so komplex geworden, dass eine zeitgerechte und vor allem zeitgemäße Ausrüstung der Soldaten kaum noch möglich scheint.

Foto: BS/Bundeswehr, Jana Neumann

Automatisierung als Ausweg aus der Misere

Die logische Konsequenz wäre also der Aufbau einer digital unterstützten Beschaffungsorganisation. Leider sind Prozessautomatisierung und Segmentierung der Beschaffungsverfahren noch wenig ausgeprägt. Dabei wären diese Ansätze naheliegend. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) liegen 11.000 von jährlich 12.500 geschlossenen Verträgen im Volumen unter 500.000 Euro, also keine Großprojekte. Statt die Behörde weiter personell aufwachsen zu lassen, könnte über den Einsatz von Automatisierungslösungen nachgedacht werden. Die bei geringen und somit weniger kritischen Vertragsvolumina und außerhalb der komplexen Rüstungsgroßprojekte mittels Software die automatisierte Erstellung von Ausschreibungs- und Vertragsunterlagen ermöglichen. Und so das qualifizierte juristische Personal entlasten, sodass dieses sich auf komplexe Beschaffungen, u.a. nach dem Customer Product Management (CPM) Prozess, fokussieren kann. Und es hier in der Folge zu weniger Verzögerungen kommt. Voraussetzung für eine zielführende Differenzierung wäre eine Analyse der Beschaffungsprojekte hinsichtlich Vertragsvolumina, Marktverfügbarkeit der Lösungen und vorgeschriebener rechtlicher Auflagen, u.a. zum zu wählenden Vergabeverfahren. Solche Analysen liegen in Teilen bereits vor, durch die Arbeit der Forschungsgruppe Defence Acquisition & Supply Management von Prof. Michael Eßig an der Universität der Bundeswehr München (UniBwM). Lösungen zur Automatisierung von Vergabeunterlagen, wie die der Firma GovRadar GmbH in München, sind bereits bei öffentlichen Auftraggebern im Einsatz. Insbesondere bei Städten, Landkreisen und Einrichtungen der Bundesländer. Auch einzelne Bundesbehörden haben ihr Interesse signalisiert. Derzeit arbeitet man daran, die Lösung für die spezifischen Herausforderungen der Rüstungsbeschaffung zu adaptieren. Wenn durch intelligente Differenzierung die wenig komplexen Beschaffungsvorhaben automatisiert ausgeschrieben werden, sind die wesentlichen Personalengpässe behoben und Großprojekte können wieder zeitgerecht und im geplanten Budget zum Erfolg gebracht werden.

*Sascha Soyk, ist Gründer und Geschäftsführer des Münchner Startups GovRadar, einer Plattform zur Beschleunigung und Vereinfachung von Beschaffungsprozessen.

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