Bejo - Möhren-magazin 2020

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MÖHREN-MAGAZIN Ausgabe 2021

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GESUNDE PFLANZEN AUS GESUNDEM UND KRÄFTIGEM SAATGUT

DENKEN SIE GUT NACH, WENN SIE WEITERHIN MÖHREN ANBAUEN WOLLEN

REICHLICH CHANCEN AUF DEM DEUTSCHEN MARKT FÜR BIO-MÖHREN


INHALTSANGABE BEJO M Ö H R E N - M A G A Z I N

Dieses Magazin ist eine Ausgabe von Bejo Zaden B.V., Warmenhuizen, Niederlande W: www.bejo.nl Kontakt über Bejo Samen GmbH Danziger Straße 29 47665 Sonsbeck T: +49 2838 98989-0 F: +49 2838 9898949 E: info@bejosamen.de W: www.bejosamen.de Endredaktion Karina Hens Redaktion Robert Schilder Joost Litjens Jelger van Weydom Karina Hens Autoren Robert Schilder Jelger van Weydom Mirjam Both Danielle Bruin Thea van der Eng Karina Hens La Fleur Rouge Dirk Vanparys Jeroen Vissers Bert Kleiboer Deutsche Übersetzung Angelina Folger, Bejo Samen GmbH Fotografie Design in beeld Petra Tesselaar La Fleur Rouge JEEN communicatie Bejo Australien, Neuseeland, Vereinigte Staaten, China, Frankreich, Südafrika Entwurf Nathalie España Layout JEEN Communicatie Druck Koopmans’ drukkerij bv, Zwaag, Niederlande An die in diesem Bejo-Magazin gegebenen Informationen können keine Rechte geknüpft werden. Übernahme von Artikeln oder Teilen davon ist nur nach Zustimmung von Bejo Zaden B.V. und mit Nennung der Quelle gestattet.

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VORWORT

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FORTWÄHREND AUF DER SUCHE NACH DER ‘NEUEN NERAC’

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GESUNDE PFLANZEN AUS GESUNDEM UND KRÄFTIGEM SAATGUT

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DIE BRÜDER SCHULTE STECKEN ALTHERGEBRACHTES IN EIN NEUES KLEID

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DER WEG DES MÖHRENSAATGUTS

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DIE SCHEIBENMÖHRE: SPANNENDER UND HERAUSFORDERNDER ALS JE ZUVOR

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TIPPS: WISSEN SIE, DASS...?

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ENTWICKLUNGEN BEI WURZELGEMÜSE IN SKANDINAVIEN

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PRODUKTION VON MÖHRENSAATGUT

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VERGESSEN SIE ALTE ANBAUHINWEISE; DENKEN SIE GUT NACH, WENN SIE WEITERHIN MÖHREN ANBAUEN WOLLEN

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VERBESSERTES COATING UND NEUE FARBE FÜR BIO-SAATGUT

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REICHLICH CHANCEN FÜR BIO-MÖHREN AUF DEM DEUTSCHEN MARKT

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LANDWIRTSCHAFTSBETRIEB ARENOSA: EIN ANBAUPLAN VOLLER DOLDENBLÜTLER

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VOM POLDER SCHNELL NACH OSTEUROPA

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INSEKTEN IN DER SAATGUTPRODUKTION: SOWOHL UNVERZICHTBAR ALS AUCH POTENZIELLE SCHÄDLINGE

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HYBRID-GEMÜSESORTEN: DAS BESTE VON ZWEI WELTREGIONEN IN EINER SORTE

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‘QUALITÄT DER MÖHREN BESTIMMT DIE KAPAZITÄT DER VERARBEITUNGSLINIE’

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EINE FRAGE DES GESCHMACKS

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MÖHREN-SORTIMENT BEJO

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B-MOX®, BIO-SAATGUT, WEBSITE UND CROPALYSER

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REGIONALE ANSPRECHPARTNER FÜR DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND DIE SCHWEIZ


„Die Saatgutfirmen sorgen für gesundes, keimkräftiges Saatgut und Sie vertrauen dieses Saatgut einem Boden an, der im Gleichgewicht ist.“

SEHR GEEHRTE KUNDINNEN UND KUNDEN,

Pieter Gabriëls

vor Ihnen liegt das neue Möhren-Magazin von Bejo. In dieser Ausgabe haben wir wieder hart daran gearbeitet, um Ihnen ein breites Spektrum von Artikeln zu präsentieren. Artikel, die von Anbau, Handel, Betriebs­ führung, Saatgutqualität und mehr handeln. Wir vertrauen darauf, dass wir für Sie wieder ein informatives, angenehm lesbares und wertvolles Magazin gemacht haben. Wenn Sie Fragen, Anmerkungen oder Reaktionen zu diesem Möhren-Magazin haben, dann lassen Sie uns das bitte wissen und besprechen Sie das mit Ihrem regionalen Ansprechpartner von Bejo. Die vergangene Saison war wiederum eine Saison der Extreme, in der die Unterschiede zwischen den diversen Anbauern und Anbaugebieten wieder groß waren. Hat Ihr Feld während der Keimphase den nötigen Regenschauer abbekommen oder nicht oder lag Ihr Feld in einem Gebiet, wo Beregnung möglich war oder nicht? Wir wissen, dass das von entscheidendem Einfluss ist, um die gewünschte Anzahl Pflanzen pro Hektar zu erzielen und mitbestimmend ist, ob Ihr Feld den gewünschten Ertrag liefern kann. Durch Vorschriften und Gesetzgebung werden Saatgutfirmen gezwungen, bei der Zusammensetzung von Saatgutcoatings Anpassungen vorzunehmen. Wirkstoffe werden verboten und Alternativen sind nicht immer verfügbar. Glücklicherweise hat Bejo bereits vor vielen Jahren auf nicht chemische Saatgutbehandlungen gesetzt, wodurch Sie weiterhin auf die Qualität und Zuverlässigkeit unseres Saatguts vertrauen können. Die Begrenzung von Wirkstoffen in Saatgutcoatings zum Schutz vor bodenbürtigen Pilzen, die vor allem in der Keimphase zu möglichen Problemen führen können, bleibt eine herausfordernde Tatsache. Hierbei brauchen die Saatgutfirmen die Hilfe von Ihnen als Anbauer. Die Saatgutfirmen sorgen für gesundes, keim­ kräftiges Saatgut und Sie vertrauen dieses Saatgut einem gesunden Boden an, der im Gleichgewicht ist. Eine Sektor umfassende Zusammenarbeit führt zu guten Resultaten. Wir wünschen Ihnen, Ihren Familien, Mitarbeitern und Geschäftspartnern in dieser schwierigen Zeit der Einschränkungen, Auflagen und Herausforderungen viel Kraft, Durchhaltevermögen und vor allem Gesundheit und Ihren Betrieben viel Erfolg. Mit freundlichen Grüßen, Bejo Samen GmbH Pieter Gabriëls Geschäftsführer

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FORTWÄHREND AUF DER SUCHE NACH DER ‘NEUEN NERAC’ ZÜCHTER WIM ZWA AN: „GRÖSSTES KOMPLIMENT, WENN EINE SORTE EINEN FESTEN PLATZ IM MARKT EROBERT”

DAS SORTIMENT VON BEJO UMFASST CA. 130 MÖHREN­ SORTEN. JEDE EINZELNE DAVON BESITZT EINZIGARTIGE EIGENSCHAFTEN, AUSGERICHTET AUF VERSCHIEDENE MÄRKTE, VERWENDUNGSZWECKE UND ANBAUKLIMATE. ES IST DIE AUFGABE DES ZÜCHTERS SORTEN ZU ENTWICKELN, NACH DENEN DER KUNDE VERLANGT. WIM ZWAAN IST BEREITS SEIT ETWA DREISSIG JAHREN ZÜCHTUNGSMANAGER FÜR MÖHREN BEI BEJO. IN SEINER FUNKTION HAT ER ALLE ECKEN DER WELT GESEHEN: „WELCHE TYPEN GIBT ES IN EINEM LAND UND WARUM? UND WAS WILL DER KUNDE? WIR ZÜCHTEN MÖHREN FÜR DIE GANZE WELT UND MÜSSEN DIE ANFRAGEN FÜR JEDEN MARKT BEANTWORTEN KÖNNEN.”

Der Beruf des Züchters ist vielseitig. Auf der einen Seite findet die Arbeit in einem Labor oder Gewächshaus statt; dort erfolgt immer die Kreuzungsarbeit und finden die Tests des Basismaterials statt. Aber zum Entwickeln von neuen Sorten gehört vor allem auch, gut auf die Wünsche des Kunden zu hören. Im Feld also, mit Gummistiefeln und Regenkleidung als Standardausrüstung. Mit den regionalen Ansprechpartnern zusammenzuarbeiten ist essenziell für seine Arbeit, erklärt Zwaan: „Die regionalen Ansprechpartner haben ihre `Fühler` in der Praxis und versuchen einzuschätzen, in welche Richtung die Wünsche in den kommenden zehn Jahren gehen werden.”

Einkreuzen Die Bedürfnisse verändern sich normalerweise ziemlich schrittweise, was für einen Züchter schön ist. Eine neue Sorte wird nämlich nicht einfach so entwickelt: zwischen dem Einkreuzen von genetischem Material und der Schaffung einer Hybride mit diesen neuen Eigenschaften liegen durchschnittlich zwölf Jahre. Es gibt Ausnahmen, so Zwaan: „Weil wir für die ganze

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„Anbauer haben nichts davon, wenn eine Sorte in einem Jahr die Note 9 (+ +) und im Jahr danach die Note 5 (+ -) bekommt. Sie haben lieber eine Sorte, die immer eine 7 (+) oder eine 8 (fast + +) bekommt.” Wim Zwaan

Möhren-Züchterteam, Standort Warmenhuizen, Niederlande

Welt züchten, haben wir auch Genetik aus der gesamten Welt in der Firma. Dadurch können wir gute Eigenschaften aus einem unserer ausländischen Züchtungsprogramme relativ einfach in eine europäische Sorte einkreuzen oder anders herum. So etwas bietet Chancen für mehrere Märkte.”

Unterschiedliche Wünsche In Asien ist die kurze Möhre populär, aufgrund der Struktur des Bodens und der hohen Anzahl von Steinen darin. Die ideale Möhre der Engländer ist ein bisschen ‘mollig’, während sie in Amerika dagegen lange und schlanke Typen haben wollen. In tropischen Gebieten muss das Laub einer Möhre stark sein, um der Hitze widerstehen zu können. Starkes Laub ist laut Zwaan auch in kühleren Klimazonen ein Züchtungsvorteil. Aber er erklärt, dass eine tropische Möhre, wenn sie in den Niederlanden angebaut wird, schießen wird. „Auch der Bedarf an Krankheitsresistenzen unterscheidet sich je nach Klimazone. So hat jeder Markt seine eigenen Forderungen und auf diese hören wir genau. Das Vorhandensein bestimmter Eigenschaften kann, mittels moderner Techniken und Kenntnis über die Gene, bereits in einem frühen Stadium nachgewiesen werden. Das beschleunigt die Selektionsarbeit.” So können einige Eigenschaften getestet werden, indem man die Bedingungen im Labor nachahmt. Die Keimkraft einer Sorte bei unterschiedlichen Temperaturen zum Beispiel. Nachdem Zwaan und seine Kollegen die chancenreichsten Hybriden identifiziert haben, wird das Saatgut zu den Prüffeldern in den verschiedenen Anbaugebieten gebracht.

Nur dort kann beurteilt werden, wie sich eine Sorte unter lokalen Bedingungen präsentiert. Im Ausland findet auch der nächste Schritt statt, die Saatgutvermehrung. Aber das gesamte Saatgut, das von Bejo verkauft wird, kommt letztendlich zurück nach Warmenhuizen in die Niederlande. Dort wird es gereinigt, getestet, behandelt und verpackt. Nur auf diese Weise, erklärt Zwaan, „garantieren wir, dass das Saatgut von Bejo von Topqualität ist.”

Betriebssicherheit Hunderte von Sorten sind in den Jahrzehnten entwickelt worden, in denen Zwaan als Züchter aktiv ist. Die größte Bestätigung für ihn ist es,  >>

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wenn eine Sorte einen festen Platz im Markt erobert. Das vielleicht beste Beispiel hierfür ist Nerac F1, die 2020 bereits 30 Jahre existiert. Viele Kunden bauen Nerac immer noch jedes Jahr an und loben die Sorte für ihre ‘Betriebssicherheit’. So widmete das niederländische Fachmagazin ‘Van de Grond’ früher in diesem Jahr dem Jubiläum von Nerac einen Artikel, worin die Ackerbauern des Betriebs Cornelissens im niederländischen Zeeland zu Wort kamen. „Sie ist für uns bereits seit fast 30 Jahren die beste Wahl,” so geben sie an. Stabilität und Ertrag stehen beim Kunden im Vordergrund und Nerac erfüllt diese Bedingungen perfekt. Zwaan: „Anbauer haben nichts davon, wenn eine Sorte in einem Jahr die Note 9 (+ +) und im Jahr danach die Note 5 (+ -) bekommt. Sie haben lieber eine Sorte, die immer eine 7 (+) oder eine 8 (fast + +) bekommt.” Um letztendlich zu so einer betriebssicheren Sorte zu kommen, lässt sich Zwaan nicht nur von schönen Resultaten auf dem Prüffeld leiten. „Ich will wissen, wie sich unsere Sorten auf dem Feld zeigen. Wir testen bereits unser neues Material neben unseren eigenen Sorten und den wichtigsten Sorten der Mitbewerber. Das machen wir auf dem Feld, in der Lagerung und in Saftversuchen. Es geht schließlich darum, wie die Möhre den Konsumenten überzeugt. Liefert eine Sorte einen zuverlässigen Ertrag und Qualität, dann muss sie natürlich immer etwas uniformer oder etwas glatter sein oder ein bisschen mehr Ertrag bringen. Darin besteht für uns die Herausforderung.”

Krankheitsresistenzen Über alle Typen hinweg wird fortwährend an Fortschritt auf dem Gebiet der Krankheitsresistenzen gearbeitet. Deren Einkreuzung ist schwierig, weil mit den Resistenzgenen oft auch unerwünschte Eigenschaften mit weitergegeben werden. Die müssen dann anschließend wieder herausgekreuzt werden.

Möhren-Züchterteam, USA

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Eine andere Schwierigkeit ist, dass Feld­ bedingungen schwer zu reproduzieren sind. Um die Unterschiede sichtbar zu machen, werden auch Versuche unter Laborbedingungen gemacht. Sorten mit besonderen Resistenzen liefern in erster Instanz einen wichtigen Beitrag zum biologischen Sortenspektrum von Bejo. Dennoch ist die Entwicklung in zunehmendem Maße interessant für den konventionellen Anbau, aufgrund der abnehmenden Verfüg­ barkeit von Pflanzenschutzmitteln und immer strengeren Rückstandsanforderungen. Zwaan: „In den kommenden Jahren wird die Resistenzzüchtung dann auch sicherlich einer unserer Schwerpunkte bleiben.”

Züchten bedeutet vorausschauen Der Weg von der Kreuzung bis zur kommer­ ziellen Hybride dauert, wie bereits vorher genannt, zwölf Jahre, was gleichbedeutend ist mit sechs Anbauzyklen. Weil Möhren eine zweijährige Gemüseart sind, kann Zwaan das Kreuzungsergebnis erst im Folgejahr beurteilen. Aus lokalen Rassen oder wilden Sorten werden neue Eigenschaften eingekreuzt, mit zum Beispiel einer höheren Krankheitsresistenz. Auf diese Weise dauert es durchschnittlich vier Jahre, um eine Elternlinie zu entwickeln. Danach folgen viel Selektionsarbeit und Rückkreuzungen, um die unerwünschten Eigenschaften der wilden Gene loszuwerden. Nach noch einmal vier Jahren können die Hybriden gemacht werden. Hybridsorten haben als Vorteil, dass sie mehrere gute Eigenschaften kombinieren und einen hohen Ertrag erbringen. Aber auch hier gilt, dass es im Vorhinein nicht vorhersagbar ist, welche Eigenschaften dabei zusammenkommen werden. Viele Kreuzungen fallen dann auch noch in den Feld- und Laborversuchen weg. Kommt dann eine Nummer zum Vorschein, die eine deutliche Bereicherung für das bestehende Sortiment darstellt, dann kann die Produktion des kommerziellen Hybridsaatguts beginnen. Wobei das schönste Ergebnis wäre, dass dabei eine ‘Neue Nerac’ entwickelt wurde: eine betriebssichere Sorte, die für Kunden Jahre später noch die beste Wahl ist.


GESUNDE PFLANZEN AUS GESUNDEM UND KRÄFTIGEM SAATGUT DIE VEREINTEN NATIONEN HABEN 2020 ZUM INTERNATIONALEN JAHR DER PFLANZENGESUNDHEIT ERKLÄRT, MIT DEM ZIEL, MENSCHEN WELTWEIT BEGREIFLICH ZU MACHEN, WIE EINE GUTE SORGE UM PFLANZEN DAZU BEITRAGEN KANN, DEN HUNGER ZU STOPPEN, ARMUT ZU BEGRENZEN, UMWELT ZU SCHÜTZEN UND ÖKONOMISCHES WACHSTUM ZU STIMULIEREN.

Margreet Asma, Senior-Forscherin in der Saatgut-Pathologie-Forschung

Das sind prächtige Ziele, zu denen Gemüsezüchter und –anbauer gerne beitragen und das auch tun. Bei Bejo sind wir auf die Entwicklung und Lieferung von Ausgangsmaterial von hoher Qualität spezialisiert. Und dieses Ausgangsmaterial hilft Gemüseanbauern bei einem erfolgreichen Anbau von gesundem Gemüse. Innerhalb dieser Dynamiken spielen Entwicklungen in der Gesetzgebung, technologische Innovation und zunehmendes Wissen und Erfahrung eine große Rolle. In diesem Artikel führen wir aus, wie wir das für Möhrensaatgut machen.

Gesetzgebung Wenn es um Pflanzengesundheit geht, ist der Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten sehr viel kostenintensiver als das Lösen einer Notfallsituation. Vorbeugung ist entscheidend, um den verheerenden Folgen von Krankheiten und Schädlingen zuvorzukommen und das beginnt mit gesundem Saatgut. Darüber hinaus haben wir es mit einer immer strenger werdenden Gesetzgebung bezüglich der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zu tun und ein Eingreifen wird immer weniger möglich. So wird der Gebrauch zum Beispiel von Metalaxyl und Thiram geknebelt und wir können diesen Schutz auch dem Saatgut nicht mehr mitgeben. Aufgrund von Untersuchungen setzt Bejo bereits seit Jahren voll auf nicht chemische Behandlungen. Wir sind dabei, nachhaltige Lösungen zu entwickeln und werden durch unser biologisches Programm noch extra stimuliert. Trotzdem macht die Einschränkung der Möglichkeiten den Anbau für die Anbauer riskanter. Und das ist vor allem auf Böden spürbar, die im Ungleichgewicht oder geschwächt sind. Für eine gute Bodengesundheit zu sorgen wird damit auch immer wichtiger. Wir empfehlen Anbauern Zwischenfrüchte und einen sorgfältigen Fruchtwechsel. Auch die Auswahl der richtigen Felder ist von großer Wichtigkeit für ein stabiles Wachstum und ein schönes und gesundes Endresultat. >>

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Exzellente Genetik Die Basis von gesunden Pflanzen ist eine starke Genetik. In der Züchtung von neuen Sorten entscheidet sich Bejo für produktive Sorten, die robust sind. Das sind Sorten, die sowohl während der Anbauperiode, unter verschiedenen und variierenden Witterungsbedingungen, bestehen und auch beim Roden einen Stoß aushalten und einen zuverlässigen Ertrag bringen können. Nerac F1 hat sich hierfür hervorragend bewährt. Wir setzen darüber hinaus voll auf Krankheitsresistenzen. Bei Möhren haben wir es dann vor allem mit Pilzen wie Alternaria und Pythium zu tun. Die neueren Nantaise-Sorten Nagoya F1 und Natuna F1 sind dafür gute Beispiele.

Kontrollierte Saatgutproduktion Die Basis gesunder Pflanzen ist auch qualitativ hochwertiges Saatgut. Eine neue Sorte muss deshalb die richtige Genetik haben, um qualitativ gutes Saatgut produzieren zu können. Dies ist ein Aspekt, auf den unsere Züchter viel Sorgfalt verwenden. Daneben tun wir während der Saatgutproduktion alles, um dafür zu sorgen, dass der Anbau so optimal wie möglich verläuft. Speziell achten wir während der Saatgutproduktion auf das Vorkommen von Krankheiten im Bestand, denn dann ist die Chance, dass das Saatgut befallen wird, auch klein. Falls eine Krankheit in einem Bestand auftritt, dann versuchen wir, sie bereits in einem frühen Stadium zu entdecken, zum Beispiel durch das Testen von Blattmustern. Mit der Untersuchung bestimmen wir auch, auf welche Art und Weise eine Krankheit in den Bestand gekommen ist und wie der Krankheitserreger in das Saatgut gelangt ist. Indem wir daraus lernen, können wir später präventiv Maßnahmen ergreifen.

Testen des Saatguts Nach der Produktion wird das Saatgut umfas­send, entsprechend den Standardprotokollen, getestet. Danach wird die Partie gereinigt, sortiert und behandelt, um eine optimale Qualität und die Bejo-

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Normen zu erzielen. Wir testen auf physische Eigenschaften, wie Keimkraft und physische Sauberkeit und auf die Anwesenheit von saatgutübertragbaren Krankheitserregern, die die Saatgut- und Pflanzenqualität beeinflussen können.

Reinigen und Aufwerten des Saatguts Durch die Reinigung des Saatguts sorgen wir faktisch dafür, dass aus einer Saatgutpartie die besten keimfähigen Samen selektiert werden und dass diese so weit wie möglich frei sind von Krankheitserregern. Bei Bejo haben wir zahlreiche Maschinen zur Verfügung, die Saatgut auf der Basis von Form, Gewicht, Schalenoberfläche und/oder -farbe reinigen können. Für Möhrensaatgut werden immer die Kalibriermaschinen eingesetzt, die nicht nur für die Abscheidung von nicht brauchbarem Material (zum Beispiel Pflanzenreste) sorgen, sondern gleich auch für die vom Kunden gewünschte Kalibrierung. Der Farbsortierer macht eine Sortierung auf der Basis der Farbe des Saatguts. Verunreinigungen wie verfärbte, infizierte Samen, Erde und Beikraut werden entfernt. Desinfektion erfolgt, wenn die Routinetests zeigen, dass das Saatgut mit einem Krankheits­ erreger infiziert ist. Bejo hat dafür unter anderem die Dampfvakuumbehandlung und die Warmwasserbehandlung entwickelt. Vor


Behandeln des Saatguts Zum Schluss können wir dem Saatgut auf Wunsch des Kunden noch extra spezialisierte Behandlungen mitgeben. Ein Beispiel ist das Priming. Dieses wird bei Möhrensaatgut immer mehr zum Standard. Mit Priming sorgen wir dafür, dass das Saatgut einfacher und schneller keimt, wodurch die Jungpflanze einen schnelleren und kräftigeren Start während dieser ersten empfindlichen Phase des Wachstums erhält. Tatsächlich findet beim Priming eine Vorkeimung bei einem optimalen Zusammenspiel von Zeit, Feuchtigkeit und Temperatur und anschließend eine Zurück­ trocknung in exakt dem richtigen Moment statt. allem Letztere hat sich bei Möhrensaatgut als sehr effektiv herausgestellt. Die Prozesse bei beiden Behandlungen sind sicher: Die Kunst dabei ist, das Pathogen vom Saatgut herunter zu bekommen und gleichzeitig die Keimkraft zu erhalten. Sorten reagieren verschieden auf die Behandlungen. Wir führen deshalb bis in viele Details Versuche durch, um die Effekte der Behandlungen zu messen und die optimalste ‘Rezeptur’ zu erhalten. Natürlich achten wir auch auf Entwicklungen in den neuesten Techniken auf dem Gebiet der Desinfektion. So machen wir momentan Untersuchungen hinsichtlich Plasma- und Ozonbehandlungen.

Additive können zugefügt werden, um dem Saatgut noch etwas extra mitzugeben, so wie wir es beim innovativen B-Mox® machen. Aufgrund der außergewöhnlich guten Resultate bei Möhren verwenden wir B-Mox® mittlerweile immer bei Möhrensorten für die nordwesteuropäischen Märkte – auch für den biologischen Anbau. Eine andere Behandlung ist, das Saatgut mit einem Coating zu versehen. Das Coating sorgt für eine bessere Säbarkeit und entwickelt weniger Staub. Wir verbessern uns bei unseren Coatings weiter. 2018 führten wir ein Coating ein, das aufgrund u.a. einer kürzeren Trocknungszeit nachhaltiger ist und das aus natürlichen Materialien besteht, die vollständig abbaubar sind. Unser biologisches Saatgut ist ab 1. September 2020 erkennbar an einer eigenen, gelblichen Farbe – mehr Informationen dazu auf Seite 27. Wir geben dem Saatgut den maximalen Schutz mit, den die Natur erlaubt. Kunden können darauf vertrauen, dass Bejo gesundes, sauberes und kräftiges Saatgut von robusten Sorten liefert, die ein optimales Resultat auf gut versorgten und gesunden Böden erbringen. Anbauer und Züchter machen auf diese Art und Weise zusammen alles, um für genügend gesundes und geschmackvolles Gemüse in unserem Speiseplan zu sorgen.

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DIE BRÜDER SCHULTE STECKEN ALTHER­ GEBRACHTES IN EIN NEUES KLEID DIE BRÜDER SCHULTE IM NIEDERLÄNDISCHEN SWIFTERBANT HABEN 2020 VON KONVENTIONELLEM AUF TEILS BIO­ LOGISCHEN ANBAU UMGESTELLT. UND NICHT NUR DAS: SIE ERWEITERTEN UM EINEN MILCHVIEHBETRIEB. DAS SCHLIESST DEN KREIS, SAGEN SIE – IN MEHRFACHER HINSICHT. War Vater Jan Schulte tief in seinem Herzen nun ein Viehhalter oder ein Ackerbauer? Er startete 1961 auf jeden Fall als Viehhalter. Das machte er in Friesland. Ein Brand 1975 verwüstete den Bauernhof. Jan Schulte begann aufs Neue und wiederum mit Vieh. Aber Anfang der neunziger Jahre verkaufte er den Bauernhof. Die Pläne hatten sich geändert. Er wollte mit einem Ackerbaubetrieb beginnen, vielleicht weil er doch schon sah, dass alle seine drei Söhne Bauernblut in sich hatten. Er zog mit ihnen nach Flevoland.

und Roden von Tulpen und Möhren. Es gibt eine ungefähre Aufgabenverteilung: Randolf macht den Anbau, Werner die Lohnarbeit und Niels springt überall hin und her und kümmert sich seit diesem Jahr um die Kühe. Aber sehr strikt ist die Verteilung nicht. Da, wo es Arbeit gibt, wird zugepackt. Neben der Liebe zum Land haben die Söhne noch etwas mit ihrem Vater gemeinsam. Denn auch der schaute, wo die Chancen waren und passte den Betrieb darauf an. Seine Söhne machen das auch. Das ist nämlich der wichtigste Grund dafür, dass sie 2020 teils (ca. 1/3 der

Viehhalter oder Ackerbauer? Er war beides, sagen seine Söhne. Und die Gene verteilte er gerecht auf sie: Werner und Randolf sind VollblutAckerbauern geworden. Niels war das auch, aber in ihm, dem jüngsten der drei, floss auch das Blut eines Viehhalters. Als dann ein paar Kilometer weiter ein Betrieb mit etwa 70 Stück Milchvieh zu bekommen war, zögerten die Brüder dann auch keinen Moment. Der Betrieb wurde in die Betriebsgemeinschaft Schulte integriert. Damit wurde der Kreis wieder geschlossen: die Familie Schulte hat wieder Vieh.

Der Schritt zu biologisch Der Betrieb in Kurzform: die drei Brüder bauen Möhren, Zwiebeln, Kartoffeln, Weizen und Kleegras auf ca. 120 Hektar Grund rund um Swifterbant an. Daneben machen sie Lohnarbeit für Dritte: Pflanzenschutz, Beregnung

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v.l.n.r.: Werner, Randolf und Niels Schulte


„Nerac F1 ist die konstanteste und bewährteste biologische Möhre, die es gibt.” Randolf Schulte

Fläche) auf biologisch umgestellt haben: die zunehmende Nachfrage aus dem Markt. War die Umstellung schwierig zu bewerkstel­ ligen? „Nein, eigentlich nicht”, erzählt Werner. „Man kriegt von allen Seiten Ratschläge. Aber wenn wir allen Ratschlägen gefolgt wären, hätten wir im nächsten Jahr wahrscheinlich keinen Betrieb mehr gehabt. Die Kunst ist, die Ratschläge zu filtern. Unser Vorteil ist, dass wir selbst seit Anfang der neunziger Jahre Möhren anbauen und dass wir dank der Lohnarbeit viel gesehen haben.” Die größte Veränderung, so sagt Niels, sieht er bei sich selbst: „Ich übertreibe mal etwas: aber eine konventionelle Möhre kann man vom Sessel aus anbauen. Steht da Beikraut, dann plant man eine Spritzung ein. Es kommt dann nicht auf einen Tag genau an. Das macht einen in der Arbeit relativ flexibel. Jetzt brauchen wir Hände zum Jäten. Die müssen dann auch da sein. Das bedeutet, dass man straffer organisieren muss.”

Kein Zweifel an der Sorte Als einmal beschlossen war, auf biologisch umzustellen, lag die Auswahl der Sorte mehr oder weniger auf der Hand: Nerac F1. „Ganz einfach: die ist am besten zu verkaufen”, erzählt

Randolf. „Sie ist etwas langsamer im Aufgang, wodurch Nerac F1 nicht die Spitzennote bekommt. Aber dem steht gegenüber, dass man sie ab März bis einschließlich Juni säen kann. Das ist die konstanteste und bewährteste biologische Möhre, die es gibt. Das erzählten uns auch Kollegen, bei denen wir uns vorher informiert haben, bevor wir definitiv umstellten.”

Milchviehhaltung: der Kreis ist geschlossen

Der Schritt zu biologisch passt perfekt zur Erweiterung der Milchviehhaltung, die bereits auf biologische Weise geleitet wird. Das Eine unterstützt das Andere: der Strohmist aus den Ställen kann für den Anbau von Möhren verwendet werden. Niels: „So schafft man also Kreislauflandwirt­ schaft, wie das gegenwärtig genannt wird. Wir nennen es ‘Althergebrachtes in neuem Kleid.’ Das passt besser zu uns. Aber in der Tat: das schließt den Kreis, in mehreren Hinsichten. Schön auch für meinen Vater, der 2012 aus dem Betrieb ausgeschieden ist. Er musste sich zwischen Ackerbau und Vieh entscheiden. Wir sind zu dritt und haben das Glück, dass wir beides machen können.”

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DER WEG DES MÖHRENSAATGUTS WELCHEN WEG LEGT DAS SAATGUT ZURÜCK, BEVOR ES BEI UNSEREN KUNDEN ANKOMMT? WIR BESCHREIBEN DIE RELEVANTESTEN SCHRITTE DES MÖHRENSAATGUTS ZWISCHEN ANKUNFT BEI BEJO UND DEM VERSAND AN DIE ANBAUER.

Möhrensaatgut wird zum Beispiel in Australien produziert. Dort wird es vom Anbauer ein erstes Mal gereinigt. Danach schickt der Anbauer die gereinigte Partie in die Niederlande nach Warmenhuizen.

GESUNDHEITSTEST SAMENZÄHLUNG PRO GRAMM KEIMTEST

G E S U N D H E I T D Die Ausgangspartie kommt in Warmenhuizen an. Hier wird ein Muster genommen. Dieses Munster durchläuft diverse Tests.

KEIMTEST, GESUNDHEITSTESTS, FEUCHTE­BEHANDLUNG, SAMEN­ZÄHLUNG PRO GRAMM, REINHEIT, GENETIK. Von allen Saatgutmustern wird eine Feld­ prüfung gemacht, um die Sorteneigen­ schaften physisch zu beurteilen.

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Abhängig von den Resultaten der früher gemachten Gesundheits­ tests der Ausgangspartie wird das Saatgut nun mit heißem Wasser behandelt, um es von Krankheiten, wie Xanthomonas und Alternaria, zu reinigen.

A U F W E R T E N

Grobe und leichte Samen werden mittels Gebläsen und Rüttelsieben entfernt, wodurch die Saatgutpartie reiner wird. Der Operator entscheidet, ob der Schritt ‘Polieren’ nötig ist, um die Samen glatter zu machen.


K A L I B R I E R E N Das Saatgut wird nach Größe sortiert. Die gewünschte Größe des Samens liegt zwischen 1,6 und 2,4 mm. Die Fraktionen, die aus dieser Kalibrierung herauskommen, werden auf Keimkraft geprüft.

R E I N I G E N Die Partie wird von Pflanzenund Erdresten gereinigt. Alle Unreinheiten und Beikräuter werden entfernt, um die vertraute Bejo-Qualität zu erfüllen.

SAMENZÄHLUNG PRO GRAMM

S O R T I E R E N

In dieser Phase wird das Saatgut auf spezifisches Gewicht sortiert. Die diversen Gewichtsgruppen werden wieder getestet. Nur die richtigen Fraktionen kommen durch.

KEIMTEST REINHEIT BEIKRAUTTEST

SAMENZÄHLUNG PRO GRAMM KEIMTEST BEIKRAUTTEST

Im weiteren Verlauf wird das Saatgut behandelt.

P R I M I N G

Priming (Vorkeimen) des Saatguts, sorgt für einen schnelleren, gleichmäßigeren Aufgang. Die innovative Saatgutanreicherungsformel B-Mox® macht das Saatgut kräftiger, wodurch das Wachstum im frühesten Stadium stimuliert und die Pflanze robuster wird.

V E R P A C K U N G

Anschließend kommt das Saatgut in die Abpackabteilung. Es gibt verschiedene Packungseinheiten: 100.000, 500.000 und 5 Mio. Danach wird es an die Anbauer verschickt.

C O A T I N G

Danach können sich die Anbauer für unterschiedliche Coatings entscheiden. Es gibt diverse Möglichkeiten: • weißes Coating = konventionell vermehrt, nicht chemisch behandelt für den Bioanbau • gelbliches Coating = biologisches Saatgut für den Bioanbau • grün = Fungizid/e Die Wirkstoffe im Fungizid-Coating sind abhängig von der Gesetzes- und Vorschriftenlage des jeweiligen Anbaulandes.

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DIE SCHEIBENMÖHRE:

SPANNENDER UND HERAUSFORDERNDER ALS JE ZUVOR SAG NIEMALS MÖHRE ZU EINER SCHEIBENMÖHRE. DAS ORANGE GEMÜSE, SEIT JAHR UND TAG EIN FESTER WERT IN JEDER KÜCHE, HAT NICHT NUR EINE REICHE GESCHICHTE, SONDERN AUCH EINE SPANNENDE EVOLUTION. ANBAUER KRIS DEBEUCKELAERE UND SEINE FRAU KATLEEN MACKELBERG AUS STADEN, BELGIEN, TEILEN IHRE INTERESSANTE VISION ÜBER DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDE­ RUNGEN. PHILIP HOFLACK UND STIJN VANDELANOTTE VOM GLOBAL PLAYER HORAFROST UNTERSTÜTZEN SIE DABEI.

Sie sind vielseitig und supergesund und es gibt niemanden, der sie nicht mag: Möhren. Für Kris Debeuckelaere und Katleen Mackelberg sind sie sogar ein essenzieller Bestandteil ihres Berufslebens. Zusammen führen sie einen Betrieb, auf dem sie Gemüse anbauen und Schweine halten. Sie haben 260 Sauen und bauen neben Scheibenmöhren auch noch Blumenkohl, Kartoffeln, Weizen und Mais an. „Mein Vater begann bereits vor 35 Jahren mit dem Scheibenmöhrenanbau”, erzählt Debeuckelaere. „Heute bauen wir sie auf mehr als 8 ha an”. Kennzeichnend für die Scheibenmöhren sind die gewünschten Spezifika­ tionen des Endprodukts: eine lange, zylindrische Möhre, die innerhalb der Durchmessergrenzen von 15 bis 35 mm bleibt. Eine intensive, orangerote Innenfarbe mit wenig Grünverfärbung am Kopf ist hierbei essenziell. Wachstums- oder Rode-Risse sind unerwünscht. Hierfür werden auf Dämme von 70 cm 1,8 Mio. Korn/ha gesät. Man sät 2 Reihen pro Damm mit ungefähr 6 - 7 cm Abstand voneinander. „Die Aussaat wird ausgelagert an den Lohnarbeiter Gesquière, der jahrelange Erfahrung mit der Aussaat von Möhren hat. Wir streben einen Fruchtwechsel von 1 x in 6 – 7 Jahren an.” Es klingt einfach, aber das ist es nicht. „Nach der Saatperiode musste man 2020 bereits in der ersten Woche beregnen”, weiß Mackelberg. „Gleich nach der Aussaat gab es kurz etwas heftigen Regen, der für eine leichte Krustenbildung gesorgt hat. Danach folgte eine ganze Periode mit leichtem Wind und Luftfeuchtigkeit von 20 bis 30 Prozent. Ohne Beregnung konnte der Keimling nicht durch die mittlerweile hart gewordene Kruste brechen.”

Vorgekeimtes (B-Mox®-geprimtes) Saatgut Darum wird im Möhrensektor oft die Option vorgekeimtes Saatgut gewählt. „Bei Möhren, die für den Frischmarkt angebaut werden, ist vorgekeimtes

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Saatgut bereits der Standard. Vielleicht müssen wir das für den Industrieanbau auch mehr verwenden. Es geht ja um einen Anbau, der die volle Aufmerksamkeit verlangt und mit geprimtem Saatgut bist du schon mal gut auf dem Weg”, erklärt Debeuckelaere. Möhren haben doch schnell Wasser nötig und Beregnung

„Mein Vater startete bereits vor 35 Jahren mit dem Scheibenmöhrenanbau.” Kris Debeuckelaere


v.l.n.r. Kris Debeuckelaere und seine Frau Katleen Mackelberg und Dirk Vanparys, Bejo Belgien

ist entscheidend. Nur kommen immer häufiger längere Trockenperioden vor. „Glücklicherweise haben wir große Wasserreservoirs angelegt. Es war kein unnötiger Luxus, weil die Gemeinde in zusätzliche Speicherbecken investierte. Auf dem Betrieb ist jetzt genug Wasser verfügbar. Vorläufig wenigstens, denn wir wissen noch nicht, was der Herbst und der Winter bringen wird.” „Es ist auch noch sehr viel Wasser später im Anbau nötig. Auf Böden mit einem etwas höheren pH-Wert, kann Schorf (Streptomyces scabies) auch ein Problem darstellen. Vor allem Trockenheit zwischen dem vierten und sechsten Blatt ist dabei entscheidend. Dann verfärbt sich die Möhre von weiß nach orange und ist am empfindlichsten. Auch kann ein trockener, warmer Sommer ein Auslöser für Echten Mehltau (Sphaerotheca macularis) sein. Dabei muss die Möhre ganz von vorne anfangen (neue Haarwurzeln und Laub bilden). Eine ununterbrochene Feuchtigkeitsversorgung und kontinuierliches Wurzelwachstum sind daher essenziell für einen rentablen Anbau”, so Debeuckelaere.

Mehr Herausforderungen „Noch so eine Herausforderung ist die Beikraut­regulierung. Vor allem Schwarzer Nachtschatten und Kamille machen die größten Sorgen. Auch Kartoffeldurchwuchs >>

IMPERATOR UND ISTANBUL F1 Durch die Kreuzung mit einem Imperator-Typ hat die Sorte Istanbul F1 (nicht im deutschen Sortiment) eine intensive, tieforange Farbe. Man sieht auch weniger die Grenze zwischen Kern und Rinde. Die tiefe, orangerote Farbe hat eine größere Anziehungskraft auf den Konsumenten. Napa F1 und Nerac F1 sind die Standardsorten, aber die Versuche mit Navedo F1 und Istanbul F1 sind sehr positiv. So sieht man bei beiden auffallend wenig grüne Köpfe, sowohl innen als auch außen.

Istanbul F1

Istanbul F1

Navedo F1

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kann für Ärger sorgen. Man sieht auch mehr und mehr mechanische Beikrautregulierung und Reihenspritzung im Möhrenanbau.” Auch Blattläuse kamen 2020 in einem sehr frühen Stadium und man bekam sie erst nach zwei bis drei Feldspritzungen weg. Manchmal ist der Schaden aber schon entstanden und die Übertragung verschiedener Viren ist schon erfolgt. „Allzu oft wird der Zusammenhang nicht erkannt und Anbauer sehen die Düngung als Grund für den gelb werdenden, nicht wüchsigen Bestand an. Das ist die Folge des Wegfalls von Cruisergecoatetem Saatgut. Ein Verlust für den Möhrensektor.”

Möhrenfliege Zusammen mit Inagro verfolgt Debeuckelaere die Flüge der Möhrenfliegen. „Bereits seit mehr als zehn Jahren geben uns sogenannte Klebefallen auf den Feldern eine gute Indikation für die Anwesenheit der Möhrenfliege. Die Verfolgung für die Behandlung kann so termingerechter angegangen werden. Jetzt wird erst mit der Behandlung gestartet, wenn effektiv Fliegen vorhanden sind. Durch die Dokumentation merken wir auch die jährlich wiederkehrenden Befallshöhepunkte. Einer ist sicher in der Periode zwischen 10. und 20. Oktober. Das ist eine entscheidende Periode für den dritten Flug der Möhrenfliege.” Der Anbau ist voller Herausforderungen. „Durch geringeren Einsatz von chemischen Mitteln erhöht sich der arbeits­ intensive Aspekt. Und auch die Kosten, unter anderem durch mehrere Behandlungen, steigen. Eigentlich müssen wir in den letzten fünf Jahren immer mehr unser Bestes tun, um das gleiche Resultat zu erzielen, weil der Abnehmer – der Tiefkühlbetrieb in unserem Fall – dieselbe Anzahl Kilos erwartet. In Absprache mit ihm haben wir uns jetzt auch für die Sorten Istanbul F1 und Navedo F1 entschieden. Die letztere ist etwas länger als die Nerac F1”, sagt Debeuckelaere.

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Uniformität Philip Hoflack erkennt die Herausforderungen. Sein Großvater Michel Hoflack setzte WestFlandern hinsichtlich Gemüse auf die Landkarte. Der Betrieb Horafrost wurde 1979 gegründet und ist einer der größten Produzenten von Tiefkühlgemüse in Flandern. Während die erste Generation dieses Familienbetriebs noch Ackerbauern waren, liegt der Fokus bei Hoflack auf dem technischen Aspekt, ohne dabei die Tuchfühlung mit dem Basisprodukt aus den Augen zu verlieren. Möhren machen etwa 15 Prozent der Verarbeitung bei Horafrost aus, wobei dort vor allem Blumenkohl, Bohnen und Erbsen über die Bänder laufen. Das Gemüse, das tiefgefroren wird, ist pur und frei von jeglichem Zusatzstoff. „Das schätzt der Konsument. Die klassischen orangen Möhren sorgen weiterhin für das größte Volumen”, so Hoflack. „Der Konsument ist sehr visuell eingestellt. Uniformität von Durchmesser und Farbe sind daher sehr wichtig. Und das beginnt bereits beim Sortieren und ist abhängig von verschiedenen Regionen. Osteuropäische Länder, Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich … jedes Land hat so seine eigenen Vorlieben”. Der europäische Markt nimmt ca. 70 Prozent unseres Exports ab. Innerhalb dieses Marktes ist der Brexit eine Sache, die man


„Der Konsument ist sehr visuell eingestellt. Uniformität von Durch­ messer und Farbe ist daher sehr wichtig.” Philip Hoflack

nicht einschätzen kann. In den Vereinigten Staaten ist der schwankende Dollarkurs eine zusätzliche Schwierigkeit. „Unsere Kunden bestehen ungefähr zur Hälfte aus Großhandel und zur Hälfte aus Foodservice. Der Vorteil ist, dass unsere Produkte eine sehr lange Haltbarkeit haben, bis zu zwei Jahre, sogar, wenn sie bei -18 Grad gelagert werden. Darüber hinaus ist der endgültige Kunde noch nicht unmittelbar definiert, was bei Konserven sehr wohl der Fall ist. Dadurch kann man zum Beispiel bei der Zusammenstellung von Mischungen mehr variieren.” Bei Horafrost verarbeiten sie große Möhren, Scheibenmöhren und auch Babymöhren. Möhrenscheiben sind vor allem für die Großküchen bestimmt.

Schneller Verarbeitungsprozess „Möhren sind Salz und Pfeffer des Industriegemüses: unverzichtbar”, erklärt Stijn Vandelanotte, Anbauverantwortlicher bei Horafrost. „Der gesamte Prozess ist besonders gestrafft und effizient. Die Möhren werden zunächst von den Lohnunternehmen gerodet. Nach einer kurzen Zwischenlagerung beim Anbauer auf seinem Betrieb gehen sie in die Verarbeitung. Zuerst wird die Erde in einem Erdabscheider entfernt, danach werden sie gewaschen und auf Durchmesser sortiert (15-35 mm). Die zu dicken Möhren (> 35 mm) werden aussortiert. Danach werden sie dampfgeschält, so dass die Schale abgeht und mit Bürstenwalzen entfernt werden kann. Der folgende Schritt besteht aus dem Schneiden in Scheiben, entweder glatt oder gewellt. Anschließend werden sie noch einmal gewaschen, blanchiert und der Prozess des Schnellgefrierens startet - das geht bis -30 Grad. Gleich nach dem Einfrieren werden sie optisch sortiert, um Möhren mit Flecken zu entfernen. Daraufhin werden sie auf Maß sortiert. Es hängt von Kunde

zu Kunde davon ab, welche ‘Spannbreite’ von Durchmesser erwartet werden.” Der Prozess geht schnell. Von der Möhre zur Scheibe dauert es nur 45 Minuten. Brutto können etwa 15 Tonnen pro Stunde verarbeitet werden. Die eine Hälfte der Scheiben ist glatt, die andere Hälfte ist gewellt. „Die Sortenwahl wird durch die Industrie mitbestimmt”, so Vandelanotte. „Bei Möhren ist zum Beispiel das Fehlen von grünen Köpfen ein ausschlaggebender Faktor.” Auch sie arbeiten mit Saatgut vom Marktführer Bejo. „Napa F1 für früh und Nerac F1 für den Standardanbau. Die Sorte ist bereits seit zwanzig Jahren auf dem Markt und liefert das nötige Vertrauen. Nun sind Istanbul F1 und Navedo F1 mögliche Nachfolger in diesem Segment. Wir hoffen, damit die  >>

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Philip Hoflack (links) und Stijn Vandelanotte

Qualität und die Ausbeute zu erhöhen. Aber wenn das Basisprodukt gut ist, dann hat man automatisch bereits eine gute Ausbeute.”

Rückkehr der Saatgutbeizung?

„Die Sortenwahl wird von der Industrie mitbestimmt.” Stijn Vandelanotte

Auch bei Horafrost erkennen sie die Schwierigkeiten der vergangenen Jahre. „Bei den Wetterbedingungen hatten wir in den letzten beiden Jahren kein Glück. Die Wichtigkeit der Beregnung, nicht nur beim Start aber auch später im Prozess, wird dabei unterschätzt. Wir werden immer häufiger mit Läusen, Wurzelfliegen und Wolligen Wurzelläusen konfrontiert. Hierbei ist die Rolle der Anbauverfolgung nicht zu unterschätzen: je schneller man ein Problem sieht, umso schneller kann man es anpacken und die Folgen begrenzen. Die Cruiser-Beizung half uns in der Vergangenheit dabei, aber durch die Bienenproblematik stehen die Neonikotionide schwer unter Druck und es ist nicht zu erwarten, dass eine Wiedereinführung von Neonikotioniden kommen wird. Die heutige Alternative in Form von Feldspritzung führt dazu, dass dabei bis zu 10-mal mehr Wirkstoff nötig ist und das scheint mir keine nachhaltige Lösung zu sein. Darum hoffen wir, zusammen mit den Anbauern, dass schnell eine alternative und bezahlbare Saatgutbeizung kommen wird” „Das Thema Möhrenscheiben spielt sich vor allem in den Großküchen ab und dies ist ein sehr wettbewerbsstarker Markt. Um den Anbau von Möhren rentabel zu halten, ist es dann auch sehr wichtig, neben einer guten Anbauverfolgung, auf Innovation auf dem Feld zu setzen. Neue Sorten, die beim gleichen Input ein höheres Nettoresultat erbringen. Durch die Verwendung produktiver Sorten mit uniformer Keimung (Priming), besserer Trockenheits- und Krankheitstoleranz und wenig innerer Grün­ver­färbung erreichen wir eine höhere Feldproduktion pro Hektar und eine bessere Qualität. Sorten wie Navedo F1 und Istanbul F1 erfüllen diese Wünsche.”

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„Wir sehen die Zukunft des Möhrenanbaus hoffnungsvoll. Die Bedeutung des Möhren­ anbaus ist in den vergangenen Jahren auch in unserer Region gewachsen. Der Sektor sorgt weiterhin für Herausforderungen, wir wachsen damit weiter und suchen weiterhin nach kreativen Lösungen.”


TIPPS

WISSEN S I E , D A S S . . . D I C K E R E S

H A A R

Möhren auch gut für das Haarwachstum sind? Möhren sorgen dafür, dass das Haar dicker wird und schneller wächst. Essen Sie eine Möhre pro Tag oder trinken Sie Möhrensaft, um schnell einen Unterschied im Haarwachstum und in der Textur zu sehen.

G E S U N D E

H A U T

Möhren auch zu einer gesünderen und schöneren Haut beitragen? Unser Körper stellt Vitamin A aus dem Beta-Carotin von Möhren her und das hilft, um unsere Haut vor Schaden durch die Sonne zu schützen.

K Ü H L S C H R A N K Möhren für die Küche am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden? Aber nicht in der Nähe von reifen Früchten!

O R A N G E

O D E R

V I O L E T T

Möhren jahrhundertelang violett waren? Die

Die Gase, die diese Früchte ausscheiden, sorgen dafür, dass die Möhren bitter schmecken und schneller altern.

orange Farbe bekam die Möhre durch Züchtung.

China die meisten Hektar Möhren hat, gefolgt von den USA?

N A N T A I S E von der gesamten produzierten Möhrenmenge weltweit etwa 40 % Nantaise-Typen sind?

C A R O T I N

W E L P E N Möhren auch sehr gut sind für

Möhren so gesund sind, dass sie helfen,

junge Hunde? Eine gefrorene

das Krebsrisiko zu senken? Sie enthalten

Möhre wird von Ihrem Welpen

Carotin und dieses hat nicht nur einen

besonders geschätzt, wenn er

positiven Einfluss auf das Sehvermögen

Probleme beim Zahnwechsel hat.

und eine gute Widerstandkraft, sondern hilft auch bei der Vorbeugung gegen Brust-, Magen-, Darm- und Prostatakrebs.

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ENTWICKLUNGEN BEI WURZELGEMÜSE IN SKANDINAVIEN BEJO NAHM KONTAKT MIT SEINEN KOLLEGEN, BEJO-HÄNDLERN UND ABNEHMERN IN DEN VERSCHIEDENEN SKANDINAVISCHEN LÄNDERN AUF, UM SICH SO EIN BILD VON DEN DORTIGEN MÄRKTEN FÜR WURZELGEMÜSE ZU MACHEN.

Dänemark Lis Jespersen, Key-Account-Managerin bei Bejos Tochterbetrieb Seedcom, skizziert eine Übersicht des dänischen Marktes. „Möhren können das ganze Jahr über angebaut und geliefert werden”, erklärt sie. „Im Winter und im Frühjahr erfolgt die Ernte von Feldern mit Strohabdeckung. Hinsichtlich der Möhrentypen sind Nantaise und Amsterdamer Treib überdeutlich die Wichtigsten”, laut Jespersen. Farbige Möhren werden in kleinem Umfang angebaut, die Produktion von Snackmöhren bildet einen wichtigen Teil des Marktes. Jespersen: „Mehr als die Hälfte der Möhrenproduktion wird exportiert, vor allem nach Deutschland. Dies gilt sowohl für die Nantaise-Typen als auch für die Snackmöhren. Die meisten Möhren werden auf Beeten mit drei oder vier Reihen angebaut. Lammefjorden, auf der Insel Seeland, ist dabei eine Ausnahme: hier erfolgt das auf Dämmen.” Sie fährt fort: „In Jutland ist Nairobi F1 (*) die Standardsorte. Das Produkt wird in dieser Region im Feld gelassen, abgedeckt mit Plastik und Stroh. In Seeland ist Nerac F1 die wichtigste Sorte und für die Lagerung wird eine konditionierte Kühlung verwendet, so wie man das auch in großen Teilen von Westeuropa macht.” Neben Möhren werden relativ viel Pastinaken und Wurzelpetersilie angebaut. Diese Produkte werden sowohl ‘single’ als auch in einem ‘Wurzelgemüsemix’ (zusammen mit zylindrischen Roten Rüben und farbigen und orangen Möhren) verkauft. Die populärsten Bejo/Elsoms-Pastinakensorten sind Pearl F1 und Panorama F1. Eagle und Arat sind die führenden Sorten bei Wurzelpetersilie. Auch die erste Wurzelpetersilienhybride auf dem Markt, Arctica F1, wird umfassend getestet. Der biologische Anbau von Möhren- und Knollengemüse ist in Dänemark sehr wichtig - mehr als 12 Prozent der gekauften Nahrungsmittel sind biologisch. Von der Möhrenproduktion sind mehr als 50 % biologisch - ein Prozentsatz, der in den kommenden Jahren der Erwartung nach steigen wird. Diese Zunahme ist möglich, weil biologische Möhrenanbauer mit biologischen Milchviehhaltern Felder tauschen, aber auch durch die jährliche Rotation zwischen den verschiedenen Anbaugebieten. Hierdurch

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bekommen schädliche Insekten, wie die Wurzelfliege, weniger Chancen, sich zu entwickeln.

DÄNEMARK ANBAUFLÄCHEN Möhren: 2.600 Hektar Pastinaken: 130 Hektar Wurzelpetersilie: 90 Hektar

Finnland

Ein auffälliger Trend in Finnland ist das Aufkommen von Snackmöhren, so erzählt Antti Koski, Berater bei Bejos Händler Helle Oy. „In der Umgebung der Gemeinde Laitila wird Mokum F1 angebaut und der Landwirt­ schaftsbetrieb Kariota Oy produziert Gemüse und verpackt Snackmöhren. Das sind ein paar Beispiele; dabei muss wohl gesagt werden, dass die Produktion ein schönes Wachstum zeigt, aber momentan noch ziemlich klein ist.” In Finnland werden Möhren von Ende Juni bis Ende Oktober frisch geerntet. Die Ernte im Oktober ist für die Lagerung in Kühlhäusern bestimmt, genauso wie man es auch in den Niederlanden und in Belgien macht. Die Lager­möhren sind für die Vermarktung oder Verarbeitung in den Monaten November bis einschließlich Mai gedacht, sowohl für den Frischmarkt als auch für die Industrie. Daneben gibt es in kleinem Umfang Import von Möhren in der Periode von März bis einschließlich Juni. Hinsichtlich der Anbaumethoden fällt es Koski auf, dass Möhren mehr und mehr unter


w

Insektenschutznetzen angebaut werden. Dies ist nötig, weil der Möhrenblattfloh für sehr große Probleme sorgen kann und der Anbau sogar komplett misslingen kann. Dieses springende Insekt überlebt in Nadelbäumen und wandert im Frühjahr in die Möhrenfelder ein. Das hat sehr große Schäden zur Folge: Das Schadbild ist eine total missgebildete Möhre, die sich nach dem Befall nicht weiterentwickelt und total wertlos ist, für welchen Markt auch immer. Die populärsten Bejo-Sorten in Finnland sind Napoli F1, Newhall F1 (*), Nerac F1 und Fontana F1 (*). Im biologischen Anbau passiert dort laut Koski noch relativ wenig: „Es sind einige Versuche für biologische Snackmöhren angelegt. Aber auf den totalen Marktanteil bezogen geht es nur um ein paar Prozent.”

„Von der Möhrenproduktion ist mehr als 50% biologisch, ein Prozentsatz, der in den kommenden Jahren der Erwartung nach weiter steigen wird.” Lis Jespersen

genügend Möhren zur Verfügung zu haben. Das sind günstigere Möhren von schwankender Qualität. Die Corona-Krise hat einen kleinen Einfluss auf den biologischen Markt gehabt, aber Wearsted erwartet in den kommenden Jahren wieder eine vorsichtige Zunahme.

NORWEGEN ANBAUFLÄCHEN Möhren: 1.650 Hektar Pastinaken: 45 Hektar Wurzelpetersilie: 60 Hektar

FINNLAND ANBAUFLÄCHEN Möhren: 1.830 Hektar Pastinaken: 150 Hektar Wurzelpetersilie: 5 Hektar

Schweden

Norwegen

Hier arbeitet Bejo mit 2 Händlern zusammen: Norgro, mit Anbauspezialist Arne Gillond, und L.O.G. Obwohl die Erntebedingungen in Norwegen 2019 weit von optimal entfernt waren, hat der Markt für Möhren- und Knollengemüse hier nicht ernsthaft darunter gelitten. Gunnar Wearsted von L.O.G erklärt dazu: „Wir erwarten hinsichtlich des Vorrats größere Probleme, aber wir konnten den norwegischen Möhrenmarkt mit Ware versorgen, ohne viel importieren zu müssen.” Die Bejo-Sorten Mokum F1, Nominator F1, Finley F1 (*) und Namdal F1 (nicht mehr im Sortiment) sind die wichtigsten Sorten auf dem norwegischen Markt. „Die Entwicklung des Marktes für Snackmöhren ist ziemlich stabil”, gibt Wearsted an. Es kommen schöne, neue Sorten wie Aranka F1 und Astralis F1, die eine willkommene Bereicherung in diesem Segment sind. Es ist jedoch einiger Import von Möhren nötig, um während des ganzen Jahres

Lena Linde, Eigentümerin unseres Händlers Semenco, nennt den südlichen Teil von Gotland als wichtigstes Anbaugebiet in Schweden; dies gilt sowohl für Möhren als auch für Pastinaken und Wurzelpetersilie. „Es gibt das nötige Interesse für farbige Möhren”, erklärt sie, „aber Nantaiser sind zweifellos der wichtigste Typ.“ Der überwiegende Teil der Produktion wird laut Linde für den inländischen Verkauf gebraucht. In den Monaten Richtung Ende der Saison (Mai und Juni) wird in geringem Maße aus Italien importiert. Die Möhren aus dem Lager – sowohl aus konditionierten Lagern als auch unter Stro­habdeckung vom Feld – sind immer noch die wichtigsten. Die häufigsten Bejo-Sorten auf dem schwedischen Markt sind Nerac F1 und Nacton F1 (Kühlhauslagerung), Nairobi F1 (*) und Newhall F1 (*) (Lagerung unter Strohabdeckung) und Napoli F1 und Nominator F1 (für Primeur- und Sommeranbau). Ein großes Wachstum auf dem Gebiet von biologischem Verkauf gibt es laut Linde momentan nicht: „In den letzten fünf Jahren hat der Anteil zugenommen, aber im Moment ist er ziemlich stabil.”

SCHWEDEN ANBAUFLÄCHEN Der Möhrenblattfloh verursacht eine total missgebildete Möhre, die sich nach dem Befall nicht weiterentwickelt und total wertlos ist.

Möhren: 1.600 Hektar Pastinaken: 200 Hektar Wurzelpetersilie: 80 Hektar

Sorten, die mit einem (*) gekennzeichnet sind, sind nicht im deutschen Sortiment.

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PRODUKTION VON MÖHRENSAATGUT Ein geeigneter Produktionsbetrieb ist häufig ein Anbauer oder eine Kooperation, die bereits Saatgut wie Grassaatgut und Getreide im Sortiment hat. Diese verfügen immerhin über die erforderlichen Sä-, Pflanz-, Ernte- und Reini­ gungs­maschinen. Wir beginnen vorzugsweise bei diesen Betrieben, unter der Bedingung, dass das Gebiet frei ist von wilden Möhren. Erst dann beginnen wir mit dem Selektieren von biologischen Anbauern und können mit der Produktion von biologischem Möhrensaatgut starten. Saatgutproduktion ist arbeitsintensiv wegen der zusätzlichen Beikraut- und Insektenkontrollen und für die biologische Saatgutproduktion gilt das noch mehr als bei der konventionellen, denn man muss 3x pro Woche kontrollieren. Darüber hinaus gelten für die biologische Saatgutproduktion noch zusätzliche Anforderungen. Bezüglich Boden und Fruchtwechsel muss ein Bioanbauer auch über die nötigen Zertifikate verfügen, die unter anderem bestätigen, dass in seinen Reinigungsanlagen in der Vergangenheit und auch gegenwärtig nicht mehr mit konventionellen Reinigungsmitteln gearbeitet wird. All diesen arbeitsintensiven Arbeiten und diesen Vorbedin­ gungen steht ein finanzieller Vorteil gegenüber. Bejo investiert viel, um den Anbauern die diversen Kriterien und Qualitätssamen zu liefern. Momentan ist das Verhält­ nis weltweit 5 % biologisch zu 95 % konventionell. In Deutschland sind es 25 % für den biologischen Anbau (BioSaatgut und konventionelles, nicht chemisch behandeltes Saatgut zusammen). In der Zukunft wird der biologische Anteil steigen, teils gesteuert durch die Richtlinien der Regierung. Frankreich und Dänemark verlangen bereits die Verwendung von biologischem Saatgut.

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VEREINIGTE S TA AT E N


BEJO PRODUZIERT WELTWEIT MÖHRENSAATGUT. JOS DOODEMAN UND ANNE STOOP SIND PRODUKTIONSBERATER. SIE REISEN REGELMÄSSIG IN DIE DIVERSEN PRODUKTIONSGEBIETE, UM WISSEN ÜBER DIE GENETISCHE UND PHYSISCHE QUALITÄT DER SORTEN AUSZUTAUSCHEN UND DEN KONTAKT ZWISCHEN DEN PRODUKTIONS­ BETRIEBEN UND DEM HAUPTBÜRO VON BEJO ZU HALTEN. JOS UND ANNE ERKLÄREN UNS, WELCHE ANFODERUNGEN EIN GEEIGNETES PRODUKTIONSGEBIET ERFÜLLEN MUSS UND WO BEJO MOMENTAN MÖHRENSAATGUT PRODUZIERT.

FRANKREICH C H I N A

N E U S E E L A N D

S Ü D A F R I K A

AUSTRALIEN

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VERGESSEN SIE ALTE ANBAUHINWEISE, DENKEN SIE GUT NACH, WENN SIE WEITERHIN MÖHREN ANBAUEN WOLLEN EIN RENTABLER ANBAU IN DER ZUKUNFT VERLANGT NACH EINER ANDEREN HERANGEHENSWEISE. NICHT BLIND AUF GEWOHNTE UND ALLGEMEINE HINSEISE VERTRAUEN, SONDERN DAS BODENLEBEN UND DIE NATÜRLICHE WIDERSTANDSKRAFT DER PFLANZEN STIMULIEREN. DAS IST DIE SCHLUSSFOLGERUNG VON DREI FACHLEUTEN. „ANBAUER MÜSSEN WIEDER LERNEN ANZUBAUEN.”

„Die größte Herausforderung ist, meinem Eindruck nach, das sich verändernde Klima.” Sander Bernaerts

Möhren sind schon immer eine intensive Gemüsekultur gewesen. Unter optimalen Bedingungen kann ein Anbauer 150 Großkisten (ca. 1m³ mit ca. 1 t Inhalt) von einem Hektar holen. Aber ein Topertrag, mit einer guten Lager­­barkeit ist nicht selbstverständlich. Das verlangt nach den nötigen Anstrengungen für Düngung, Beherrschung von Krankheiten und Schäd­ lingen, Bodenbearbeitung und – sicherlich in den letzten Jahren – Beregnung. Der Möhrenanbau hat viel Potenzial, aber die Kosten für den Anbau sind hoch. Darüber hinaus: der Markt ist anspruchsvoll und die Verwendung von bestimmten Mitteln und Düngern steht unter Druck. Die Frage drängt sich auf: was ist nötig, um den Anbau von Möhren in der Zukunft rentabel zu erhalten? Bejo stellt sie diesen drei Fachleuten. Im täglichen Leben geben sie in der Praxis Anbauhinweise; jeder aus seinem eigenen Hintergrund heraus. Sander Bernaerts ist Berater für den biologischen Gemüse- und Ackerbau. Chris van Laarhoven ist Boden- und Düngungsspezialist im konventionellen und biologischen Gartenbau. Pius Floris ist anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Bodenbiologie und daneben Gründer der Firma Plant Health Cure, Produzent von Bodenpilzen, -bakterien und anderen pflanzlichen Produkten, die die Widerstandskraft

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„Die alte Düngungslehre können wir, was mich betrifft, über Bord werfen.” Chris van Laarhoven

der Pflanzen erhöhen. Die drei Spezialisten stimmen darin überein, dass sich die Möhren von einer Ackerbaukultur zu einer Gartenbaukultur entwickelt haben. Eine Standardvorgehensweise für das Säen, Düngen und Ernten gibt es nicht mehr, denn die Umstände auf dem Feld ändern sich.

Klimaveränderung Was ist die wichtigste Ursache für die Veränderungen? Sander Bernaerts: „Die größte Herausforderung für den Möhrenanbau ist, meiner Meinung nach, das sich verändernde Klima. Wir haben drei extrem trockene Frühjahre und Sommer hintereinander gehabt. 2020 haben einige Anbauer rund um die Aussaat mehr als 100 mm beregnet, nur um gute Dämme zu machen und die Keimlinge an die Dammoberfläche zu bekommen! Man sieht auch, dass langanhaltende Trockenheit mit heftigen Niederschlägen abwechselt, wodurch der Boden verdichtet. Wenn das so bleibt, dann ist das echt höchst besorgniserregend!” „Was man als Anbauer dagegensetzen kann, ist die Sorge für den Boden. Anbauer müssen alles tun, um die Verschlechterung des Bodens zu stoppen. Nicht mehr mit 6-Zylinder-Traktoren aufs Feld fahren, wenn es auch mit einem 4-Zylinder geht. Genügend Zwischenfrüchte in den Anbauplan setzen und nachdenken über die Effekte von Vorkulturen auf die Möhren. Mehr festen Mist verwenden, um organische Stoffe aufzubauen. Kurzum, alles muss klappen. Sicherlich bei einer Gemüseart wie der Möhre.”

Düngung Wichtig für einen rentablen Anbau in der Zukunft ist laut den Experten: Gewohnheiten fallen lassen. Sie sehen zum Beispiel, dass sich eine großzügige Stickstoffdüngung kontraproduktiv auswirkt. Van Laarhoven: „Ich sage bereits seit 15 Jahren zu den Anbauern, dass sie zu viel

Stickstoff geben ‘zur Sicherheit’; nützt es nicht, dann schadet es nicht’, sagen sie dann. Ich sage immer: die einzige Sicherheit, die ihr habt, ist, dass ihr zu viel gebt. Anbauer sehen gerne einen sattgrünen Pflanzenbestand. Das sieht auch schön aus, aber das Laub könnt ihr nicht verkaufen. Es zieht darüber hinaus unerwünschte Insekten an. Ich empfehle eine minimale Menge in der Startgabe und anschließend muss in der Saison gerade genug verfügbar sein, um das Laub grün zu erhalten. Denn ein bisschen Wachstum ist nötig, das hilft bei der Vorbeugung gegen Mehltau und das Laub muss stark genug bleiben für die Rodung.”

Natürliche Abwehrstoffe Die Nährstoffversorgung des Möhrenbestandes ist nicht nur für das Wachstum und den Ertrag wichtig, sondern auch für die Widerstandskraft

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gegen Krankheiten und Schädlinge. Auch die kann man als Anbauer steuern. Van Laarhoven: „Für die Lagerqualität ist die Wider­standskraft eines Bestandes das Wichtigste. Die Pflanze muss in der Lage sein, natürliche Abwehrstoffe gegen Pilze zu produzieren. Dafür braucht sie Kobalt und Silizium. Calcium spielt eine große Rolle bei der Auf­ nahme dieser Spurennährstoffe. Das klingt einfach, ist es aber nicht, denn man hat es mit Wechselwirkungen zwischen den Nährstoffen zu tun. Die Calcium-Aufnahme wird beispielsweise durch ein Übermaß an Kali gebremst. Darum empfehlen wir, niemals Kali bei der Start­ düngung zu geben. Erst zwischen dem 4- und 6-Blatt-Stadium braucht die Pflanze Kali. Und nur wenn ein Mangel besteht, dann düngen Sie mit einem chlorarmen Kalidünger auf.” Der im Ackerbau viel verwendete Dünger Kali60 ist laut den Experten im Möhrenanbau fatal, weil das Chlor dem Bodenleben schadet.

Gesunder Boden Pius Floris ist der Meinung, dass Anbauer zu viel Dünger geben, weil sie der Qualität des Bodens nicht vertrauen. „Pflanzen werden krank vom Kunstdünger. Ich vergleiche es mit Fastfood. Es schmeckt zwar lecker, aber wenn man nur Hamburger isst, dann wird man todkrank. Es ist ein hartnäckiges Missverständnis, dass Nähr­ stoffaufnahme der Verfügbarkeit zu verdanken ist. Das ist die chemische Herangehensweise. Die Wirklichkeit ist, dass Pflanzen Nährstoffe durch die Wechselwirkung zwischen ihren Wurzeln und Bodenpilzen aufnehmen, aber durch die Verwendung von Kunstdünger wird ihnen dieses Vermögen zu einem großen Teil genommen. Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln fügt ihnen Schaden zu. Im konventionellen Anbau werden schädliche Pilze mit Fungiziden bekämpft. Bekämpfungsmittel machen das, was sie sollen: bekämpfen. Damit tötet man aber leider auch viele gute Pilze. Wir müssen im Auge behalten: wenn Bodenorganismen einmal von einem Feld verschwunden sind, dann kommen sie nicht von selber zurück. Einfach deshalb, weil der Raum in der kürzest möglichen Zeit durch die übriggebliebenen Organismen eingenommen wird. Und das sind meist nicht die guten Bodenorganismen!“

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„Wir treten dafür ein, den guten Pilzen Rückenstärkung zu geben. Biostimulanzien regen die Pflanzen an, selbst die Ursache von Krankheiten und Schädlingen zu bekämpfen. Dadurch verbessert man die Bodenqualität und die Lagerbarkeit des Produktes.” Der Betrieb von Floris, Plant Health Cure, liefert unter anderem Produkte, die die Ansiedlung und das Wachstum der Mykorrhiza-Bodenpilze unterstützen.

Widerstandskraft Die drei Praxisexperten teilen die folgende Schlussfolgerung: ein erfolg­reicher Anbau ist abhängig von einem gesunden Boden und der Widerstandskraft der Pflanzen. Pius Floris: „Viele Anbauer sind von Mitteln abhängig geworden. Durch die Verwendung von Kunstdüngern und Pflanzenschutzmitteln ist die Bodenqualität bei den Anbauern stark zurückgegangen. Reparieren ist ein langwieriger Prozess. Aber wenn man damit anfängt, sieht man bereits nach einem Jahr einen Unterschied.” Chris van Laarhoven: „Die alte Düngerlehre können wir, was mich betrifft, über Bord werfen. Mit der Biologie denken ist besser, aber eigentlich müssen wir hin zum Systemdenken; dass wir im Boden Prozesse in Gang setzen, ohne dabei alles über den Haufen zu werfen.” Sander Bernaerts: „Allgemeine Düngungsempfehlungen sind noch immer wertvoll, aber man muss als Anbauer selbst auch nachdenken. Was habe ich in meiner Situation für einen widerstandsfähigen Möhrenbestand nötig? Was sind die Folgen für das Bodenleben? Messen gehört da auch dazu. Ich wundere mich sehr über Anbauer, die Hunderte von Euros pro Hektar für Dünger ausgeben, ohne eine Bodenprobe zu nehmen.“ Die Diskussionen und Gespräche über den Anbau gehen häufig auch über Streuen und Spritzen, aber sicherlich wird es mit dem sich verändernden Klima wichtiger, über den Boden und den Anbau zu sprechen. Themen wie Bodenfruchtbarkeit, Bodenbearbeitung und Sätechnik sind die, um die es wirklich geht.

„Durch die Verwendung von Kunstdüngern und Pflanzenschutzmitteln ist die Bodenqualität stark gesunken.” Pius Floris


Die Erforschung der Natur hört nie auf

VERBESSERTES COATING UND NEUE FARBE FÜR BIO-SAATGUT 2018 hat Bejo das neue, nachhaltige Coating eingeführt. Ab September 2020 werden sowohl das Coating für das Bio-Saatgut als auch für das nicht-chemisch behandelte Saatgut auf das neue, nachhaltige Coating-Rezept umgestellt. Das neue Coating ist intensiv in Zusammenarbeit mit Lieferanten getestet worden, um die exakten Ergebnisse zu erzielen und die gewünschte Bejo-Qualität zu liefern. Das neue Coating ist von Bio-Verbänden zugelassen. Der Vorteil von Saatgut-Coating im Allgemeinen ist, dass es eine glattere Saatgutoberfläche und eine geringere Staubentwicklung durch das Saatgut sicherstellt, was in einer verbesserten Säbarkeit resultiert. Ein Farbcoating macht das Saatgut im Boden auch besser sichtbar.

NEUES, NACHHALTIGES COATING: Besteht aus natürlichen Materialien X Baut sich komplett ab X Signifikante Reduzierung der Trocknungszeit X Verbesserte Erhaltung der Saatgut-Vitalität X Geringerer Energieverbrauch, geringere Umweltbelastung X

NEUE FARBE: Bio-Saatgut-Coating wird gelblich sein Coating für nicht-chemisch behandeltes Saatgut bleibt weiß X Optische Unterscheidung zwischen Bio-Saatgut und nicht-chemisch behandeltem Saatgut X X

Der Farbton des neuen, gelblichen Coatings sieht je nach Gemüseart leicht unterschiedlich aus:

Zwiebel

X

Salat

X

Möhre

X

Kohl

X

Rote Rüben

X

Sellerie

X

Die Produktion von Bio-Saatgut mit dem neuen Coating startet im September 2020. Während der Umstellungsphase können Kunden bis Dezember 2022 Bio-Saatgut sowohl mit einem weißen als auch einem gelblichen Coating erhalten.

Nachhaltiger Anbau mit hohem Ertrag, außergewöhnliche Produktqualität und – letztendlich – gesundes und schmackhaftes Gemüse; das alles beginnt mit dem besten Bio-Saatgut der besten Sorten, DIREKT VON ANFANG AN.

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REICHLICH CHANCEN FÜR BIO-MÖHREN AUF DEM DEUTSCHEN MARKT DER DEUTSCHE MARKT FÜR BIOGEMÜSE BOOMT. 2019 GAB DER KONSUMENT HIER MINDESTENS 22 % MEHR GELD DAFÜR AUS ALS IM JAHR DAVOR. MITTELERWEILE IST CA. 8 % DES TOTALEN GEMÜSEABSATZES BIOLOGISCH. INNERHALB DIESES SEGMENTS IST DER MARKTANTEIL VON MÖHREN MIT ABSTAND DER GRÖSSTE: DIESE GEMÜSEART SORGT FÜR FAST 30 % DES ABSATZES. MÖHREN HATTEN ALS FOLGE DER EXTREMEN TROCKENHEIT 2018 EIN MAGERES JAHR, ABER 2019 STIEG DER ABSATZ WIEDER UM 12 %.

einen Mangel bei Biomöhren am Ende der Wintersaison zu kompensieren.

Anbaufläche Nach einigen Jahren der Stabilisierung ist die Biomöhrenanbaufläche 2019 wieder um 9 % auf 2.377 Hektar gestiegen. Dies sind ca. 17 % der totalen Biogemüseanbaufläche in Deutschland. Biomöhren werden in Deutschland als Snack­ möhren, Möhren in Schalenverpackungen oder

Importland Obwohl Deutschland, dank seiner großen Fläche und sicherlich in vielen Regionen geringen Bevölkerungsdichte, für den Ackerbau geeignet ist, ist es seit langer Zeit, was Gemüse betrifft, ein Importland. Der starke Fokus auf die (Auto-) Industrie führte dazu, dass sich der (Bio-) Gemüseanbau langsamer entwickelte. Aber das hat sich mittlerweile verändert. Wir sprechen mit Pieter Gabriëls, Geschäftsführer von Bejo Samen, Deutschland: „Der deutsche Bio-Anbauer hat sowohl hinsichtlich Produktqualität als auch Ertrag große Schritte gemacht. Die deutsche Produktion von Biomöhren ist seit 2013 um 26 % auf rund 53.000 Tonnen im Jahr 2019 gestiegen. Jedoch ist die totale Nachfrage noch immer ca. 20 bis 30 % höher und der Importanteil des deutschen Biomöhrenverzehrs mit 42 % immer noch sehr hoch. Die bei weitem größten Importvolumina kommen aus den Niederlanden. Mehr als die Hälfte aller in den Niederlanden angebauten Möhren werden auf dem deutschen Markt abgesetzt. Der Import aus Israel und Spanien ist spezifisch dafür gedacht,

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Bejo-Sorten • Lagerung: Norway F1 und Nacton F1 (beide als Bio-Saatgut) und Nerac F1 (konventionelles Saatgut kann nicht chemisch behandelt auch für den Bioanbau verwendet werden) • Frühanbau: Napoli F1 (Bio-Saatgut) • Geschmack: Mokum F1 als Snackmöhre (nicht chemisch behandeltes Saatgut) und Miami F1 (Bio-Saatgut)


„Mehr als die Hälfte aller in den Niederlanden angebauten Bio-Möhren wird auf dem deutschen Markt abgesetzt.” Pieter Gabriëls

lose, als Lagermöhren und Bundmöhren vermarktet. Jedoch erweist es sich als schwierig, in Gebieten mit einer hohen Anbau­intensität auch biologisch anzubauen. Im Südwesten von Deutschland sorgt diese Kombination zum Beispiel für einen höheren Krankheitsdruck.

Vorzug für regionales Produkt Gabriëls: „Der Markt stellt hohe Anforderungen an die Qualität der Biomöhren und hat darüber hinaus einen starken Vorzug für das regionale deutsche Produkt. Diese Bevorzugung kommt durch das Bedürfnis nach Klarheit über die Herkunft des Produktes, unter anderem verstärkt durch die Nahrungsmittelskandale. Bei Biogemüse gilt das in einem noch stärkeren Maße als bei konventionellem Gemüse. Regional steht so tatsächlich für Transparenz über die Herkunft des Produktes, ein Bedürfnis, das auch nicht regional anbietende Anbauer erfüllen können.”

Handel Die Biomöhre ist in den verschiedenen Verkaufskanälen stark vertreten. Der Markt wird allerdings noch immer durch die Supermarktdiscounter, wie zum Beispiel Lidl und Aldi, dominiert. Biomöhren sind fast eine Selbstverständlichkeit für die deutschen Discounter; einige bieten mittlerweile ausschließlich Biomöhren an. Das erfüllt mehrere Zwecke gleichzeitig: die Biomöhre hat eine positive Ausstrahlung auf das Image des Ladens, ist für ein breites Publikum anziehend und es kann ein relativ hoher Preis dafür verlangt werden.

Preis Durch die höheren Kosten für die Produktion und die Zertifizierung ist die Biomöhre durchschnittlich 50 bis 60 % teurer als die konventionelle >>

Absatz in 1.000 t 70

Deutsche Produktion

60 50

Import total

40 30

Import aus den Niederlanden

20 10

Afzet in 1.000 to

2015

2016

2017

2018

2019

AMI 2020/OL-BI-238 | AMI-informiert.de Quelle: AMI

binnenlandse aanvoer 504

642

527 BEJO MÖHREN-MAGAZIN

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Anbaufläche/Erntevolumen auf Rekordniveau

Biologischer Gemüsebau in Deutschland 2019

Anbaufläche (in ha) und Erntevolumen (in 1.000 t) von Biomöhren in Deutschland

Anbauflächen im Freiland (in ha) und der biologische Anteil an der gesamten Anbaufläche Freilandgemüse (in %), in Deutschland, 2019

Anbaufläche

Erntevolumen

© AMI 2020/OG-148 | AMI-informiert.de

Quelle: Destatis

Quelle: Destatis

Biologischer Gemüsebau in Europa

Top 10 Bio-Gemüse in Deutschland

Anbauflächen in ausgewählten Ländern, 2018, in ha

Private Nachfrage der Haushalte in Deutschland nach ÖkoGemuse und Gemüse insgesamt, nach Mengenanteilen, 2019, in %

Italien Spanien Frankreich Deutschland Polen Ver. Königreich Österreich Dänemark Ungarn Portugal Bulgarien Übrige Länder

Öko-Gemüse = 100 %

Gemüse insgesamt = 100 %

Möhren

Tomaten

Gurken

Möhren Tomaten

Zwiebeln Paprika Zucchini Spargel Kürbisse Ingwer Pilze

Biogemüseanbau in der EU-28 in 1.000 ha

Sonstige

Quelle: AMI; Eurostat; FiBL; nationale Statistiken © AMI 2020/OL-122 | AMI-informiert.de

© AMI 2020/OL-297 | AMI-informiert.de

Gurken Zwiebeln Paprika Eissalat Spargel Pilze Zucchini Blumenkohl Sonstige Quelle: AMI nach Gfk-Haushaltspanel

Alternative. Obwohl der deutsche Konsument normalerweise wenig für Nahrung ausgeben will, macht er für das biologische Produkt eine Ausnahme. Unter der Voraussetzung, dass es den Kriterien Qualität und Regionalität (sprich: deutliche Herkunft) entspricht, ist der Konsument bereit, einen relativ hohen Preis für Biogemüse zu bezahlen.

Markttrends

Lagerzeit und Anbausaison

Die deutsche Bio-Produktion wird als Folge der Marktnachfrage (Pull) und der immer strenger werdenden Gesetzgebung für den konventionellen Anbau (Push) weiter zunehmen Die Verfügbarkeit von Feldern ist begrenzt. Die Erwartung ist doch, dass beschleunigt Anbauflächen von konventionellem auf biologischen Anbau umgestellt werden.

Um die Wintersaison mit der deutschen Biomöhrenproduktion besser überbrücken zu können, ist sowohl der Lagertermin als auch die Möglichkeit, früher frische Biomöhren liefern zu können, von Wichtigkeit. Das Sortiment von Biomöhrensorten mit einer guten Lagerbarkeit hat Bejo in den letzten Jahren um die Sorten Norway F1 und Nacton F1 erweitert. Die Entwicklung einer neuen frühen Biowaschmöhre ist noch in vollem Gange. Vorläufig wird Napoli F1 als Bio-Saatgut noch immer in großem Umfang angebaut.

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© AMI 2020/OL-117 | AMI-informiert.de

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Für den deutschen Konsumenten ist eine gute Qualität wichtig, aber auch ein niedriger Preis. Der Anteil von Convenience-Produkten ist deshalb noch relativ begrenzt, aber wachsend. Daneben sehen wir, dass der Ge­schmack in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist. Der nächste Schritt ist die wachsende Aufmerksamkeit für die Wirkung der einzelnen Inhaltsstoffe von Gemüse in Bezug auf die Gesundheit des Konsumenten.

Zukunftsvision deutscher Markt

Was den Verzehr betrifft wird erwartet, dass dieser in den kommenden Jahren weiterwachsen wird; es entsteht mehr Interesse für frisches Gemüse und Markteinführungen als Snackmöhren führen zu einem zusätzlichen Konsum. Trotzdem ist Deutschland noch immer nicht selbstversorgend, wenn es um Biomöhren geht und in Kürze wird sich das sicher auch nicht ändern.


Joost Litjens (links) und Sam van Geffen

LANDWIRTSCHAFTSBETRIEB ARENOSA:

ANBAUPLAN VOLLER DOLDENBLÜTLER VOR ZEHN JAHREN HABEN SIE 1 HEKTAR BIOLOGISCHE PASTINAKEN ANGEBAUT, IM VERGANGENEN JAHR WAREN ES MEHR ALS 100 HEKTAR. DIE NACHFRAGE NACH PASTINAKEN IST STARK GESTIEGEN. ARENOSA, DER BETRIEB VON JAN UND SAM VAN GEFFEN IM NIEDERLÄNDISCHEN LELYSTAD, WUCHS MIT.

Sie leben auf einem besonderen Stück Land in den Niederlanden. Mitte der achtziger Jahre fiel Lelystad unter die finanzielle Aufsicht des Staates. Das war ein Gebiet von 300 Hektar, das eigentlich als Industriegebiet geplant war, für das es aber keinen Käufer gab. Der Manager des Grünordnungsamtes der Gemeinde sah eine Lösung im biologischen Anbau in großem Stil. Das Areal erhielt daraufhin eine neue Bestimmung und Mitte der achtziger Jahre etablierten sich dort die ersten biologischen Anbauer. Es wurde somit mehr oder weniger die Wiege des biologischen Anbaus in den Niederlanden.

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Jan van Geffen war einer der Anbauer, die sich dort ansiedelten. Der in Nordbrabant Geborene hatte anfangs keinen landwirtschaftlichen Hintergrund. Aber als er als 23-Jähriger von einem Freund von der Biologischen Schule hörte, war direkt sein Interesse geweckt. Er ging wieder auf die Schule. Kurz vor dem Ende seines Studiums bekam er die Chance, in Lunteren 3 Hektar Land anzubauen. Biologisch. Selbstverständlich. 1988 tauschte er das Land gegen 10 Hektar neuen Tonsandboden in Lelystad. Der ‘große’ Anbau nahm seinen Anfang.

Zunehmende Popularität Mittlerweile baut Jan dort mit seinem Sohn auf 90 Hektar an. Das Wachstum hielt mehr oder weniger Gleichschritt mit der zunehmenden Popularität der ‘verschwundenen’ Gemüsearten. Oder müssen wir sagen: der ‘zurückgekehrten’ Gemüsearten? Denn Pastinaken, an denen von sich aus bereits ein biologisches Image ‘klebt’, ist ungeheuer populär. Und auch Wurzelpetersilie, Topinambur, Schwarzwurzeln, Klettenwurzel und Porree – die anderen Gemüsearten, die der Betrieb neben Kleegras und Zuckermais anbaut – behaupten in mehr oder weniger großem Ausmaß ihren Platz im Gemüseregal. Ein interessantes Detail ist übrigens, dass Sam fast den gleichen Weg gegangen ist wie sein Vater. Auch er hatte anfänglich wenig mit dem Anbau von Gemüse am Hut. Er sah mehr Perspektiven im Hotel- und Gaststättengewerbe. Bis er Mitte der 2000er-Jahre mitbekam, dass der biologische Markt sich enorm am Entwickeln war. Er war zu einem ‘seriösen Business’ geworden. Wie schön ist es, wenn man am Anfang der Entwicklung dabei ist! Und so stieg er 2008 in den Betrieb des Vaters mit ein.

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Schwerpunkte Einer der Schwerpunkte von Arenosa, wie der Betrieb der Familie Van Geffen heißt, ist, dass er den eigenen Absatz regelt. „Wir bauen an, was der Markt verlangt. Dafür ist es wichtig, dass man viel Energie in das Unterhalten von Kontakten mit dem Markt steckt. Das lohnt sich. Die Nachfrage nach traditionellem, biologischem Gemüse nimmt zu. Weil wir schon so lange in diesem Segment sind, finden sie uns auch. Im In- und Ausland.” In den Niederlanden geht das Gemüse von Van Geffen in den Großhandel und in Naturkostläden, aber auch in die Industrie, die die gröberen Sortierungen der Gemüsearten prima brauchen kann. Denn das ist der ‘Nachteil’ von Pastinaken: weil sie Möhren ähnlich sind, stellt der durchschnittliche Konsument auch möhrenähnliche Anforderungen an das Produkt, zum Beispiel an die Uniformität und die Größe. Daneben geht das Gemüse vor allem nach Deutschland, Belgien, Frankreich, Dänemark, die skandinavischen Länder und die baltischen Staaten. Auch Porree wird in dem Betrieb ein immer wichtigeres Produkt und geht in die Industrie und den Frischmarkt. Ein zweiter Schwerpunkt ist der eigene Verarbeitungsbetrieb. Sam: „Wir wollen unseren Produkten einen maximalen Wert geben. Das


v.l.n.r.: Jan, Sam und Koen van Geffen

machen wir dadurch, dass wir sie selbst waschen, verpacken und – wie ich bereits berichtet habe – vermarkten; auch für Dritte. Das wirkt sich auf zwei Seiten aus: dadurch, dass wir so eng mit dem Markt in Kontakt sind, kriegen wir Informationen über Entwicklungen aus erster Hand. Das hilft einem beim Zusammenstellen des Anbauplans.”

Kopfschüttelnd

„Wir wollen unseren Produkten einen maximalen Wert geben. Das machen wir, indem wir sie selbst waschen, verpacken und vermarkten.” Sam van Geffen

Zu Wachsen ist nie ein Ehrgeiz von Jan van Geffen gewesen. Das Wachstum überkam ihn mehr oder weniger, weil die Nachfrage nach ‘verschwundenen’ Gemüsearten stieg und er einfach sein Fach verstand. Wachstum ist immer noch nicht die Ambition, die dem Betrieb zugrunde liegt. Auch nicht die von Sohn Sam, der allerdings doch noch Schritte machen will: „Wir werden uns immer weiter in bestimmten Gemüsearten spezialisieren. Dabei sehe ich noch viel Potenzial in Wurzelpetersilie, die vielleicht noch leckerer ist als die Pastinake. Der Punkt ist, dass die Wurzelpetersilien-Sorten noch nicht konstant genug sind – auch wenn die ersten Resultate mit neuen Hybridsorten rundum gut zu nennen sind.” Sam hat keinen Moment Zweifel hinsichtlich seines Wechsels vom Hotelund Gaststättengewerbe in den biologischen Ackerbau gehabt. Auch sein Bruder Koen hat der Versicherungswelt, in der er gearbeitet hat, auf Wiedersehen gesagt und hat angefangen, im Anbau zu arbeiten. Und Jan? Der denkt doch noch manchmal mit einem Lächeln an die Zeit in Lunteren zurück: „Mit womöglich doch vierzig verschiedenen Kulturen. Mit einer kleinen Bauruine als Lager. Mit vielen Freiwilligen und Praktikanten, die das Ganze am Laufen hielten. Dann kamen doch manchmal kopfschüttelnd Leute vorbei spaziert. Ob sie das immer noch machen? Hahaha… nein, nicht mehr.”

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VOM POLDER SCHNELL NACH OSTEUROPA

TÄGLICH FAHREN LKWS VOLLER DOLDENBLÜTLER UNTER DEM MARKENNAMEN SUMMUM NACH OSTEUROPA. DIE GEMÜSEARTEN AUS DEM KONVENTIONELLEN SEGMENT WERDEN GRÖSSTENTEILS IM NIEDERLÄNDISCHEN WIERINGERMEER ANGEBAUT. VON PATRICK VAN BENSCHOP. Sein Vater war Bauarbeiter, kaufte aber in den neunziger Jahren einen Hektar Grund. Das machte er mehr oder weniger als Hobby, um neben seiner Arbeit auf dem Bau auch etwas Kohl anbauen zu können. Er konnte in diesem Moment nicht vermuten, dass sein Sohn, der genau wie er keine landwirtschaftliche Berufsausbildung hat, dreißig Jahre später etwa 200 Hektar Gemüse anbauen würde. Dennoch ist das der Fall. Auf etwa 60 % der Fläche baut Patrick van Benschop Kohl und Knollensellerie an, auf den übrigen 40 % Möhren (orange, gelbe und violette), Pastinaken und Wurzelpetersilie. „Ich baue niemals auf gut Glück an, sondern immer das, was der Markt nachfragt. Das passt am besten zu mir.” Das macht er in einer engen Zusammenarbeit mit dem Verarbeitungs­ betrieb Bruin Vegetables und dem Handels- und Transportunternehmen A.N. Boekel B.V. Die Zusammenarbeit geht so weit, dass sie nach Außen als White Gold Farm auftreten, die Gemüse unter dem Namen Summum vermarktet. Der größte Vorteil der Zusammenarbeit ist die schnelle Aktion in Richtung osteuropäischer Markt. Täglich fahren die eigenen LKWs unter anderem nach Dänemark, in die Tschechische Republik, in die Slowakei und nach Ungarn.

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Weitestgehend mechanisiert Der Unternehmer im nordholländischen Waarland hat seinen Betrieb weitestgehend mechanisiert. Die Aussaat von Möhren ist das Einzige, was in Auftrag gegeben wird, der Rest erfolgt mit eigenem Material und eigenen Mitarbeitern. „Arbeitskräfte sind relativ teuer in den Niederlanden. Darüber hinaus baut Osteuropa mehr und mehr selbst an. Also müssen wir uns auf eine andere Art und Weise unterscheiden. Ich konzentriere mich auf die Nachfrage aus dem Markt, die bei White Gold Farm ankommt. Mit wenigen Mitarbeitern erledigen wir viel Arbeit. Nur bei der Ernte von Kohl setzte ich Arbeiter über ein Vermittlungsbüro ein, den Rest machen wir selbst.”

Perspektiven Der Kohl wird auf Feldern in Waarland angebaut, die Möhren und der Knollensellerie im Wieringermeerpolder, der ca. eine halbe Stunde Fahrzeit von Waarland entfernt liegt. Von dort geht die Ernte direkt zu Bruin Vegetables, um von dort aus schnell auch wieder in den Markt zu gelangen. Um Volumen garantieren zu können und den Fruchtwechsel gewährleisten zu können, tauscht er Felder. Er baut schon selbst Japanischen Hafer an, aber selbst


„Einmal vom Feld geholt, muss unser Produkt so schnell wie möglich in die Geschäfte. Sorten, die dazu passen, sind Bangor F1 und Blanes F1, Mello Yello F1 und Deep Purple F1.” Patrick van Benschop

Kartoffeln anbauen tut er nicht. Das will er auch nicht. Fokus. Darin liegt die Kraft von Van Benschop. Er sieht jedoch schon, dass das Volumen ein Problem zu werden beginnt, in dem Gebiet wo er anbaut: „Der Boden hier ist seit langem nicht mehr jungfräulich. Wir erzielen bei Möhren nicht die Volumina, die man zum Beispiel auf dem Nordostpolder erntet. Auch das ist der Grund dafür, dass wir nicht im Lagersegment arbeiten. Einmal geerntet muss unser Produkt so schnell wie möglich in die Geschäfte. Sorten, die dazu passen, sind Bangor F1 und Blanes F1 bei den frühen Möhren und Mello Yello F1 und Deep Purple F1 bei den farbigen Möhren. Bei Wurzelpetersilie bauen wir Arat, Eagle und Arctica F1 an.” Der Boden ist auch der Grund dafür, dass er erwartet, dass die Betonung in Zukunft mehr auf den Knollengewächsen als auf Möhren liegen wird. „Bei Kohl sehe ich Perspektiven, übrigens auch in der Lagerung. Wir sind nun mit der Entwicklung einer Erntemaschine beschäftigt, sodass wir sowieso den frühen Kohl automatisch schneiden können und wir weniger von der Verfügbarkeit von Arbeitskräften abhängig

werden. Daneben sehe ich uns noch in Wurzelpetersilie wachsen. Der Anbau geht jetzt noch mühsam. Es ist schwierig zu sagen, warum die das eine Jahr gut geht und das andere Jahr weniger. Aber ich habe Vertrauen darauf, dass wir das, in Zusammenarbeit mit der Züchtung, in den Griff kriegen werden.”

Mit Vertrauen voraus 2021 erwartet Van Benschop, dass sein Betrieb das Gütesiegel `Planet Proof` bekommen wird. Auf Bio umzustellen ist für ihn keine Option. Es passt nicht zu ihm. „Ich will, dass meine Gemüsearten jedes Jahr eine etwas höhere Ausbeute haben als im Jahr davor. Das ist der Ansatzpunkt. Das regle ich mit Blattdüngern. Die Frage ist nur, ob die Mittel, die jetzt erlaubt sind, das auch in Zukunft bleiben werden. Auch darin liegt andernfalls doch noch eine Herausforderung. Aber ich schaue weiterhin mit Vertrauen voraus: solange es Nachfrage gibt – und die wird für die Niederlande als Lückenfüller bleiben, daran zweifle ich nicht – werden wir sicher weiterhin ein gutes Produkt liefern.”

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INSEKTEN IN DER SAATGUTPRODUKTION

SOWOHL UNVERZICHTBAR ALS AUCH POTEN­ ZIELLE SCHÄDLINGE DIE FORSCHER CLEIDE DIAS UND YOURI DRA AIJER ÜBER ENTOMOLOGIE BEI BEJO

BEI BEJO ARBEITET EIN TEAM VON INTERNATIONALEN SAATGUTPRODUKTIONSFORSCHERN FORTWÄHREND AN WEGEN, UM DIE SAATGUTPRODUKTION ZU VERBESSERN UND DEN ERTRAG STABIL ZU HALTEN. YOURI DRAAIJER IST MANAGER DES TEAMS, IN DEM ENTOMOLOGIN CLEIDE DIAS EINE WICHTIGE ROLLE ZUKOMMT. SIE STUDIERT DIE BIOLOGIE VON INSEKTEN, IHR VERHALTEN UND IHRE INTERAKTIONEN MIT DER UMGEBUNG UND ANDEREN ORGANISMEN. FÜR DEN MÖHRENANBAU IST IHRE ARBEIT ESSENZIELL: DER SAATGUTERTRAG UND DIE –QUALITÄT IST MEHR VOM VERHALTEN VON INSEKTEN ABHÄNGIG ALS BEI DEN MEISTEN ANDEREN GEMÜSEARTEN.

Die Rolle von Insekten in der Produktion von Saatgut kann kaum überschätzt werden. Sie machen ihre Arbeit als Bestäuber und sind damit entscheidend im Fortpflanzungsprozess von Pflanzen. Auf der anderen Seite können pflanzenfressende Insekten auch großen Schaden am Saatgutertrag anrichten. Fast alle Gemüsearten, die Bejo produziert, haben in mehr oder weniger großem Ausmaß mit diesen Faktoren zu tun. Warum gerade der Möhrensaatgutertrag besonders anfällig für das Verhalten von Insekten ist, ist laut Youri Draaijer einfach zu erklären: „Möhren sind hinsichtlich der Produktionsfläche eine der größeren Gemüsearten. Weil sie in verschiedenen Ländern auf großen Flächen angebaut werden, ist der Ertrag variabler, weniger vorhersagbar. Ein gutes Jahr kann sehr gut sein, ein schlechtes Jahr sofort desaströs.”

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Insekten als Bestäuber Was macht Insekten nun so wichtig in der Produktion von Saatgut? „Eine Pflanze kann nur Saatgut entwickeln, wenn die Pollen, produziert vom männlichen Fortpflanzungsorgan der Blüten, in Berührung mit dem Stempel, dem weiblichen Organ, kommt”, erklärt Cleide Dias. „Insekten sorgen durch ihre Suche nach Nahrung schon umherfliegend dafür, dass der Pollen von der einen Blüte zu einer anderen transportiert wird. Bejo setzt dafür Honigbienen ein. Diese sind gute Bestäuber, sie sind relativ gut zu handhaben und können daher breit in der Saatgutproduktion eingesetzt werden.” Bejo ist zufrieden mit seinen Bienen. Dennoch wurde es, als Cleide Dias 2017 angefangen hat bei Bejo zu arbeiten, einer ihrer Schwerpunkte, nach alternativen Bestäubern zu suchen. Es gibt mehrere Gründe, um nach alternativen Bestäubern zu suchen, erklärt sie: „Mehrere Bestäuber auf einem Feld erhöhen die Zuver­ lässig­keit für eine gute Bestäubung. Alternative Bestäuber bestäuben auch unter anderen Witterungsbedingungen und wir sind weniger abhängig von einem Typ Bestäuber. Aber bevor wir anfangen, diese einzusetzen, müssen wir erst untersuchen, wie wir sie handhaben können.”


„Ein gutes Jahr kann sehr gut sein, ein schlechtes Jahr sofort desaströs.” Youri Draaijer

Bejo nimmt an mehreren Untersuchungen auf der Welt teil, wo das Verhalten von alternativen Bestäubern studiert wird. „Hier wird zum Beispiel nach ihrer Lebensweise und Effektivität für die Bestäubung unserer Gemüsearten geschaut” sagt Dias, „um anschließend herauszufinden, wie wir diese Insekten gut auf und um unsere Felder herum halten können.” Diese Information kann letztendlich auch auf andere Produktionsgebiete von Bejo ausgeweitet werden.

Insekten als Schädlinge Wie wichtig Insekten als Bestäuber auch sind, die Priorität der Entomologie lag in erste Linie auf dem Studieren von Insekten, die der Ernte Schaden zufügen. „Wanzen sind beispielsweise ein großes Problem”, erklärt Draaijer darüber. „Schaden, der durch Insekten zugefügt wird, ist für Möhrensaatgut ein besonders großes Problem”, so fügt Dias hinzu. „Der Schaden durch diese Insekten hat großen Einfluss sowohl auf den Ertrag als auch auf die Qualität des Saatguts. Dieser Verlust von Qualität ist später in unserem Prozess auch nicht so leicht auszugleichen.” Bei der Bekämpfung solch eines Schädlings können sowohl in der biologischen als auch der konventionellen Produktion kulturtechnische und biologische Bekämpfungsmethoden eingesetzt werden: vom Anpassen an die Umwelt bis zum Einsetzen natürlicher Feinde, die die schädlichen Insekten auffressen. So macht Bejo Untersuchungen zum Einsatz von sogenannten Nützlingsstreifen auf den Feldern: diese müssen alternative Nahrung und Unterschlupf für die natürlichen Feinde dieser schädlichen Insekten bieten. In Kombination mit Fangpflanzen (die anziehender für die schädlichen Insekten sind als die Kulturpflanzen) muss so vorgebeugt werden, dass wandernde Wanzen nicht ins Feld eindringen.

„Wir untersuchen die richtige Kombination von Methoden, um die Wanzenpopulationen zurückzudrängen und damit auch den Schaden an der Saatguternte und –qualität zu begrenzen”, sagt Dias. Dias ist der Meinung, dass Insekten echt unsere Aufmerksamkeit verdienen, aufgrund der wesentlichen Rolle im Saatgutproduktions­ prozess. Vor zwei Jahren startete die Abteilung International Seed Production Research ihr Programm für entomologische Untersuchungen. Es wurde seit damals hart gearbeitet, um das Wissen über Insekten zu verbessern und damit auch die Effizienz und Qualität der Saatgutproduktion. „Wir haben große Schritte gemacht”, bestätigt sie. „Aber auch für die Zukunft hoffe ich, dass wir uns auf allen Gebieten weiter entwickeln werden. Es ist die Absicht, dass wir alternative Bestäuber entdecken, die wir auf mehreren Bejo-Standorten einsetzen können. Und wir wollen noch mehr Einsicht bekommen, wie wir die schädlichen Insekten bekämpfen können. Wir streben danach, das ganze Wissen, das wir sammeln, mit unseren Kollegen und Partnern zu teilen.”

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HYBRID-GEMÜSESORTEN:

DAS BESTE AUS ZWEI WELTREGIONEN IN EINER SORTE F1 STEHT FÜR DAS LATEINISCHE WORT FILIAL 1 (TOCHTERGENERATION 1) UND DAS STEHT FÜR HYBRIDSORTE, DIE ERSTE GENERATION NACHKOMMEN VON ZWEI ZÜCHTUNGSLINIEN. WIE KOMMEN WIR ZU EINER HYBRIDSORTE UND WAS SIND DIE VORTEILE?

SAATGUT IST DAS PRODUKT VON GESCHLECHTLICHER FORTPFLANZUNG

Pflanzen produzieren Saatgut für geschlechtliche Fortpflanzung: der Pollen der männlichen Pflanze befruchtet die Eizelle der weiblichen Pflanze, die anschließend zu einem Samen heranwächst, der den Embryo einer neuen Pflanze enthält. Diese neue Pflanze hat genetische Eigenschaften von sowohl dem männlichen als auch dem weiblichen Elternteil. In der Natur findet der Austausch von Pollen zwischen Pflanzen der gleichen Art willkürlich statt. Der Pollen wird durch den Wind oder durch Insekten verbreitet. Diese ungeregelte Verbreitung von Pollen wird ‘offene Bestäubung’ genannt und führt zu einer willkürlichen Verbreitung von genetischen Eigenschaften. Zwischen den individuellen Pflanzen in der Population kann eine ziemliche Variation hinsichtlich Kraft, Stärke, Höhe, Fruchtbarkeit (Vermögen, Saatgut zu produzieren), Wurzelentwicklung, Stresstoleranz etc. entstehen.

PFLANZÜCHTUNG BEGANN BEREITS IM ALTERTUM Der Mensch hat von dieser Variation innerhalb wilder Populationen profitiert, um Pflanzen zu selektieren, die zum Beispiel mehr Nahrung, Fasern oder Nährstoffe liefern oder die einfacher zu lagern sind. Durch die Bewahrung von Pflanzen, die mehr Samen produzieren, mehr Geschmack

OFFENE BESTÄUBUNG

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SELEKTION

ELTERNLINIEN


haben und mehr leisten, haben Menschen über Tausende von Jahren hinweg produktivere Sorten entwickelt. Es kostete in der Tat viel Zeit um Sorten zu verbessern, vor allem wenn man Pflanzen und Pflanzenkulturen schaffen will, die verschiedene nützliche Eigenschaften haben. Wegen der willkürlichen Verbreitung von genetischen Eigenschaften ist es nicht einfach, besondere Pflanzen zu finden, die über die ideale Kombination von Eigenschaften verfügen, wie große Samen UND Resistenz gegen Krankheiten UND eine gute Lagerbarkeit UND einen guten Geschmack. Man muss viel Glück haben und mit einer großen Anzahl von Pflanzen arbeiten, um das eine Exemplar zu finden, das (fast) alles hat.

EINE HYBRID-SORTE SCHAFFEN Pflanzenzüchter haben viel gelernt, seit Gregor Mendel die Grundprinzipien der Genetik herausfand, als er mit Erbsen aus seinem Klostergarten ans Werk ging. Mit der Technik, die unter dem Namen Hybridisation bekannt ist, können erwünschte Eigenschaften in einem einzigen Exemplar zusammen­ gebracht werden. Das funktioniert wie folgt: stellen Sie sicher, dass Sie eine Population Möhren haben, worin die offene Bestäubung stattfindet; bestimmte Exemplare in der Population sind echt schöne Möhren, aber sie sind noch immer empfindlich für Blattkrankheiten. Das bedeutet, dass diese Pflanzen es in nassen Phasen nicht so gut machen. In derselben Population kommen auch Exemplare vor, die widerstandsfähiger gegen Blattkrankheiten zu sein scheinen, aber die Rüben davon sind nur mittelmäßig. Und wie sehr wir auch suchen, wir finden keine Pflanzen, die eine schöne Rübe UND eine gute Widerstandsfähigkeit gegen Blattflecken haben. Nun selektieren wir die Pflanzen mit einem guten Wurzelsystem und halten sie vom Rest der Möhren getrennt. Wir machen Inzuchtpopulationen von diesen Pflanzen und über eine Anzahl Jahre selektieren wir immer die Pflanzen mit den besten Rüben und werfen den Rest weg. Letztendlich haben wir dann eine Population, worin die meisten Pflanzen gute Rüben haben. Dasselbe können wir auch mit Pflanzen machen, die Blattkrankheiten gut zu widerstehen scheinen. Indem wir stets die gesündesten Pflanzen selektieren, haben wir letztendlich eine Gruppe von Pflanzen mit einem gesunden Laub, selbst unter nassen Bedingungen.

Die Pflanzenpopulation mit einem guten Wurzelsystem bezeichnen wir als Züchtungslinie und die Population mit einem gesunden Laub ist eine andere Züchtungslinie. Nun lassen wir diese zwei Linien auf demselben Feld zur Blüte kommen und lassen sie Pollen austauschen und Samen produzieren. Diese Samen wachsen heran zu Hybridexemplaren, die ein gutes Wurzelsystem UND ein gesundes Laub haben. Bei der Hybridisation werden die Eigenschaften der Elternpopulationen oder Züchtungslinien in einer neuen Hybridpopulation kombiniert, beziehungsweise in einer Hybridsorte.

VORTEILE VON HYBRIDSORTEN Die starke Selektion und Inzucht der Elternlinien macht diese Elternlinien uniformer. Durch das Kombinieren von zwei sehr uniformen Zücht­ungs­ linien schaffen wir Hybriden, die auch ordent­lich uniform sind. Das bedeutet, dass der Pflanzen­ bestand gewöhnlich vorhersagbar wächst und gleichmäßig abreift. Das hat Vorteile für die Behandlung des Pflanzenbestandes und die Ernte. Die Kombination der selektierten genetischen Eigenschaften in einer Hybridsorte gibt der Sorte oft mehr Kraft (die Hybridsorte hat mehr Kraft als die zwei Elternlinien zusammen), was dazu führt, dass diese Pflanzen besser wachsen und einen höheren Ertrag bringen.

HYBRIDSORTEN ERHALTEN Gregor Mendel hat deutlich gemacht, dass die Kombination von Eigenschaften von Hybridpflanzen aufgelöst wird, wenn diese Hybridpflanzen untereinander gekreuzt werden. Diesen Prozess nennen wir Aufspaltung oder

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Nicoletta Bertolin, Juniorzüchterin, Standort Noord-Scharwoude, Niederlande

Segregation. Das ist die Folge von willkürlicher Neuordnung von genetischem Material durch geschlechtliche Fortpflanzung. Wenn wir dieselbe Hybridsorte fortwährend produzieren wollen, dann müssen wir die zwei Elternlinien also in Stand halten. Jedes Mal, wenn wir die zwei Elternlinien kreuzen, schaffen wir von Neuem die Hybridsorte, die die gewünschten Eigenschaften von beiden Eltern in sich trägt.

WIE IST ES MIT SAATGUTPRODUKTION FÜR EIGENE VERWENDUNG?

Manchmal hören wir Kritik an der Hybridisation: Anbauer können nicht ihr eigenes Saatgut behalten, sondern müssen jedes Jahr aufs Neue Saatgut von der Hybridsorte beim Gemüse­saat­ gutbetrieb kaufen. Das ist sicherlich wahr. Aber Hybridisation ist nicht exklusiv kommerziellen Saatgutbetrieben vorbehalten. Hobbygärtner, Gärtner und kommerzielle Anbauer können dieselben Prinzipien anwenden und ihre eigenen Hybridsorten entwickeln. Es ist allerdings viel Arbeit, es kostet viel Zeit und es erfordert ein gut organisiertes Team, um Züchtungslinien zu unterhalten, Hybridsorten zu produzieren und sauberes und gesundes Saatgut zu produzieren. Gärtner und Anbauer, die auf die Vorteile von guten und produktiven Hybriden vertrauen, sind sich darüber einig, dass dieser jährliche Einkauf das Geld sicher wert ist.

HYBRIDEN SIND NATÜRLICH Hybridisation macht Gebrauch von der geneti­ schen Variation, die in natürlichen Popula­tionen auf­tritt. Mittels Selektion können wir verschiedene Zücht­ungslinien machen, in denen die von uns gewünschten Eigenschaften kombiniert sind.

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Durch die Mischung verschiedener Züchtungslinien untereinander und der Abstimmung aufeinander können wir diese Eigenschaften in verschiedenen Kombinationen zusammenbringen und eine Reihe neuer Hybridsorten schaffen.

HYBRIDEN SIND NICHT GENETISCH MODIFIZIERT (GVO) Es gibt verschiedene Techniken, die die Entwicklung von Inzucht-Eltern­linien und Hybridsorten vereinfachen können, wie Bestäubung von Hand (anstelle von Vertrauen auf den Wind oder auf Insekten) und natürlich vor­kommende Mechanismen wie Selbstinkompatibilität oder männliche Sterilität. Wie dann auch arbeitet Hybridisation mit dem genetischen Material einer Sorte, beinhaltet keine Techniken, wobei das Genom der Sorte geändert wird durch die Einbringung von DNA von nicht kreuzbaren Sorten. Hybriden sind keine Klone. Eine Hybridpopulation besteht aus einer Gruppe besonderer Pflanzen, die bestimmte, wichtige Merkmale teilen, aber zwischen denen noch immer ein erhebliches Maß von genetischer Variation besteht. Die Elternlinien sind doch nicht völlig identisch, nur stark selektiert (typisch für ungefähr 6 bis 7 Generationen). Klone sind Exemplare, die durch ungeschlechtliche Fortpflanzung produziert werden (Kartoffeln, Knoblauch, Obstbäume, Trauben etc.), während Hybriden das Produkt von geschlechtlicher Fortpflanzung sind.

PFLANZENZÜCHTUNG HÖRT NIE AUF Moderne Pflanzenzüchtung wird von der zunehmenden Kenntnis über das Pflanzengenom unterstützt. Wir verfügen nun über Laborapparaturen, womit wir schnell sehen können, was der genetische Inhalt eines Exemplars ist, sodass wir in einem frühen Stadium des Wachstums der Pflanze bestimmen können, welche Pflanzen über die Eigenschaften verfügen, an denen wir interessiert sind. Dies ist übrigens dieselbe Apparatur, die verwendet wird, um Viren zu studieren und Impfstoffe zu entwickeln. Die schnelle Erweiterung unseres Wissens über das Pflanzengenom und die Verfügbarkeit von automatischen Analysenapparaturen sollen zur Entwicklung von neuen Sorten beitragen, die bei stressigen Umgebungs­ bedingungen blühen können, einen größeren Nährwert und einen besseren Geschmack haben und mit nur minimalem Arbeitsaufwand gut zu produzieren sind. Das hilft Züchtern, Anbauern, Verbrauchern.


‘QUALITÄT DER MÖHREN BESTIMMT DIE KAPAZITÄT DER VERARBEITUNGSLINIE’ IN 2018 BREIDDE VAN WOERDEN 2018 ERWEITERTE VAN WOERDEN FLEVO UIT MET EEN EIGEN FLEVO UM EINEN EIGENEN BIOWORTELSPOELERIJ MET BIOMÖHREN-WASCHBETRIEB MIT HYDROKOELER. HET BRACHT NIEUWE HYDROKÜHLER. DAS BRACHTE KANSEN MET ZICH MEE. ‘MAAR’, ZEGT NEUE CHANCEN MIT SICH. „ABER“, STEFAN VAN WOERDEN MET INTUSSEN SAGT STEFAN VAN WOERDEN EEN PAAR JAAR ERVARING OPMIT ZAK, INZWISCHEN EINE PAAR JAHREN ‘JE DOET DIT ER NIET ZOMAAR ERFAHRUNG IN DER SACHE, „MAN EVENTJES BIJ.’ MACHT DAS NICHT EINFACH MAL SO.“

Seine Eltern hatten den Betrieb 1988 von seinen Großeltern übernommen, die Anfang der sechziger Jahre in den Flevopolder gezogen waren, um dort ein Unternehmen aufzubauen. 1994 stiegen sie um auf biologisch. Mit vielen verschiedenen Kulturen, aber noch ohne Möhren. Diese hielten erst Anfang dieses Jahrhunderts Einzug. Das passierte nahezu gleichzeitig mit Stefan selbst, der nach seiner Schulzeit direkt in den Familienbetrieb eintrat.

Anthoinet und Stefan van Woerden

Mit inzwischen einer Scheune für die Lagerung beim Haus wuchs die Möhrenanbaufläche danach schnell. Daneben werden dort haupt­ sächlich Zwiebeln und Kartoffeln angebaut. Es bestand ein prächtiger, gesunder und spezialisierter Betrieb, als Stefan ihn mit seiner Partnerin Anthoinet 2017 von seinen Eltern übernommen hat. Die dritte Generation, mit >>

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frischen Ideen und ehrgeizig, wollte direkt dem Betrieb etwas Eigenes hinzufügen. Ein Jahr danach stand dort ein moderner Waschbetrieb und waren zwei Ackerbaubetriebe dazugekauft; einerseits, um genügend Anbaufläche für die Verarbeitung zu haben und andererseits, um den Fruchtwechsel in Ordnung zu halten. „Wissen Sie, was es auch war?”, blickt Van Woerden zurück, „ich sah, dass relativ viel ‘schmutziges Produkt’ ins Ausland ging. Viele Möhren mit Erdanhaftungen also. Das ist unnötiger Transport von Kilos und steht nach unserer Auffassung nicht mit dem biologischen Gedanken im Einklang. Und sowieso: unsere Möhren gingen bereits nach ganz Europa. Wir sahen, dass die Nachfrage nach ‘sauberen’ Möhren wuchs. Das hat letztendlich den Ausschlag gegeben, eine Verarbeitungslinie aufzubauen. Und wenn man die Möhren nun sieht: um 5.00 Uhr kommen sie vom Feld herein, um 6.00 Uhr werden sie gewaschen, poliert, gekühlt und sortiert und um 7.00 Uhr mit 3 Grad Celsius gehen sie in die Zellen. Superfrisch. Prächtig, das zu sehen!”

Zwei Linien 2018 kamen dort zwei biologische Waschlinien zu stehen. Eine für Möhren und eine für Frischmarktkartoffeln. Die Scheune wurde anschließend darum herum gebaut, mit einem eigenen Transportband, wo die schmutzigen Möhren angeliefert werden, einem eigenen Toilettengebäude, einer eigenen Kantine, Laufwegen etc. „Man muss auf unheimlich viel achten, bevor man die Linien am Laufen hat. Nehmen Sie nur alleine all die Zertifizierungen. Wir sind zertifiziert für BRC Food in Grad AA. Rechnen Sie ruhig mal mit einem Halbtags-Mitarbeiter, um das zu organisieren, so ist unsere Erfahrung.”

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„Man muss auf unheimlich viel achten, bevor man die Linien am Laufen hat.“ Stefan van Woerden


Auch jetzt muss noch viel Zeit investiert werden. Jeden Tag muss die Linie vollständig sauber gemacht werden, ungeachtet dessen, wie viele Kisten man an diesem Tag damit bearbeitet hat. Und dass die Linie völlig aus rostfreiem Edelstahl sein muss, entsprechend den Anforderungen an die Nahrungsmittelsicherheit, macht sie hygienisch im Gebrauch, aber auch teurer im Unterhalt.

‘Qualität bestimmt die Kapazität’ Trotz der Investitionen im Vorfeld haben Stefan und Anthoinet die Ausweitung keinen Moment bereut. Das Waschen verlief vom ersten Tag an gut. Das ist noch immer so. Und auch Anbauerkollegen machten bereits schnell Gebrauch von den Anlagen von Van Woerden Flevo. Dadurch konnte dort bereits schnell ein Vollzeitmitarbeiter an der Waschstation angestellt werden. Die Waschstation ist auf Wachstum gekauft. „Wir haben noch Platz für extra Kapazität. Aber wir stehen dem kritisch gegenüber. Der Markt stellt immer höhere Anforderungen an die Qualität. Die Latte liegt hoch. Etwas zu hoch manchmal, denke ich doch einmal. Denn es sollte eigentlich nichts ausmachen, wie viele Kilos in einen Bigbag oder in eine Kiste gehen. Doch gibt es beim zweiten mehr Abfall. Das ist ein Jammer. Absolut. Aber das ist es, womit man es zu tun hat. Deshalb also auch, dass die Qualität die Kapazität der Verarbeitungslinie bestimmt.”

Das macht uns sehr flexibel. Das finden unsere Abnehmer schön, aber auch die Anbauerkollegen, die hier ihr Produkt waschen lassen.”

Weiterentwickeln Van Woerden Flevo baut bereits seit Anfang an Sorten von Bejo an. Es begann mit den frühen Sorten und danach wechselte man zu Nairobi F1 und Nerac F1. „Nerac F1 ist eine ältere Möhre, aber so konstant. Dadurch ist und bleibt sie eine beliebte Sorte. Ich erwarte schon, dass Bejo, mit seinem ganzen Wissen im biologischen Segment, Sorten weiterentwickelt; und dann vor allem im frühen Segment und in den Lagermöhren. Und so muss es auch sein. Die Bodenpreise werden teurer. Auch hier gilt, dass die Latte höher gelegt wird: die Erträge und die Qualität müssen höher werden, um die steigenden Anbaukosten kompensieren zu können.”

Übrigens gehen nicht alle Möhren durch die Waschstation. „Besteht Nachfrage nach Möhren vom Feld, dann liefern wir die. Einfach abgefüllt. Denn es ist nicht so, dass die Waschstation jeden Tag dauernd laufen muss. Der erste Fokus liegt nämlich noch immer auf dem Anbau selbst.

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GESCHMACK IST EINZIGARTIG!

EINE FRAGE DES GESCHMACKS… GESCHMACK IST EINER DER PFEILER BEI BEJO. WILL MAN DEN KONSUMENTEN VERLOCKEN, DANN IST EIN VORZÜGLICHER GESCHMACK VON GROSSER WICHTIGKEIT. VOR ALLEM BEI SNACKGEMÜSE, DAS SCHNELL AN POPULARITÄT GEWINNT. GESCHMACK IN ALLEN FACETTEN: ALSO NICHT NUR SÜSSE, ABER BEISPIELSWEISE AUCH KNACKIGKEIT UND SAFTIGKEIT. Bejo investiert bereits seit fünf Jahren in Geschmacksuntersuchungen, um mehr Wissen über die am besten schmeckenden Sorten in einer Gemüseart zu bekommen. Für uns ist Geschmack die Empfindung dessen, was man sieht (Farbe), riecht (Aroma) und schmeckt (Geschmack, Textur). Wir messen Geschmack auf drei Arten: über sensorische Bewer­tung (mit statistischer Analyse), einen Inhaltsstofftest und/oder ein Konsu­menten­panel. Diese Information werden zurückgebracht in unser Züchtungsprogramm, um für die Zukunft geschmackvollere Sorten zu entwickeln. Geschmacksuntersuchung bei Möhren wird mit einem Expertenpanel der WUR Wageningen (Universität im niederländischen Wageningen) durchgeführt. Hierbei werden vierzehn Charakteristika festgestellt und zusammen in einem Geschmacksmodell wiedergegeben. Dieses Geschmacksmodell hat zu einem ausbalancierten Sortiment von Snack­ möhren geführt, die wir unter dem Namen ‘Cool Carrot Candy’ vermarkten. Auch für andere Gemüsearten werden Geschmacks­tests gemacht. In den vergangenen beiden Jahren haben wir eine Expertenuntersuchung zu Geschmack bei Roten Rüben gestartet, deren erste Resultate wir 2021 erwarten. Neben unserem Snackmöhren­sortiment, das größtenteils aus Amsterdamer Treib-Typen besteht, finden auch Untersuchungen zum Geschmack von Imperator-Typen statt. Diese Imperator-Typen werden vorwiegend in der Cut & Peel-Industrie gebraucht, die in den Vereinigten Staaten ein großes Segment ist. Dass Geschmack hierbei wichtig ist, bedarf keiner näheren Erklärung. Natürlich streben wir nach einem hohen Geschmacksniveau in den Imperator-Typen.

„Geschmack ist die Empfindung dessen, was man sieht, riecht und schmeckt.”

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Bei Bejo, aber auch in Zusammenarbeit mit diversen Instituten, werden kontinuierlich Inhaltsstoffe gemessen. Diese Werte geben einen Eindruck der Sorten aus unserem bestehenden Sortiment mit Mehrwert. Die Genetik einer Sorte hat Einfluss; zu denken ist dabei an Fasern in Möhren oder Bitterkeit in Rosenkohl. Wir können Geschmack noch nicht durch das Messen der Inhaltsstoffe vorhersagen, jedoch sind einige Einflüsse definiert. Sowohl die Genetik (die Sorte) als auch der Anbau (diverse Umstände wie Wetter, Bodenart, Stressfaktoren, Düngung) beeinflussen den Geschmack einer Gemüseart. Auch unsere Kunden messen fortwährend den Geschmack ihrer Produkte. Unsere Züchter


und regionalen Ansprechpartner auf dem Feld prüfen fortwährend die neuesten Sorten, um sie miteinander und mit dem bestehenden Sortiment zu vergleichen. Es ist interessant uns zu fragen, welche Möglichkeiten die Zukunft bringen wird. Können wir auf Geschmack züchten? Können wir die Gene finden, die den Geschmack am meisten beeinflussen? Die Zeit wird uns das zeigen. Geschmack ist nie die einzige Charakteristik, die in Gemüse gefragt ist. Er kann ein Ausgangspunkt für Massenprodukte und spezifisch für ein Nischenprodukt sein. Zusammen mit Züchtern und Anbauern beeinflussen auch Konsumenten und Chefköche den Geschmack durch die Verschiedenheit der Zubereitungsmöglichkeiten von Gemüse. Das Werben mit Geschmack ist immer eine Herausforderung: Geschmack ist personengebunden, schwer in Worte zu fassen und seine Wichtigkeit unterscheidet sich je nach Verwendung (Snackverpackung, geschnitten in Mischgemüse, Großpackung, zubereitetes Produkt). Geschmack ist sicher ein wichtiger Faktor für Wiederholungseinkäufe. Durch den Einblick in Geschmack können wir anschließen an die heutigen Nahrungs- und Konsumententrends. Der Konsument ist immer besser informiert und entscheidet sich immer häufiger für gesund (um das Immunsystem aufzubauen), bewusst, lokal und saisonal. Das macht einen Teilaspekt seines Lebensstils aus. Bewusster essen bedeutet mehr Aufmerksamkeit für Nahrungsmittelverschwendung, gesunde Snacks, erdigen Geschmack, Farbe, Geschmack und vor allem Gemüse in der Hauptrolle! Der Konsument will die empfohlene Menge Gemüse von 250 Gramm pro Tag verzehren, dann aber doch geschmackvoll und variantenreich. Auf der einen Seite sehen wir, dass Konsumenten neugierig sind auf neue Entwicklungen, aber es gibt auch immer noch Nachfrage nach Basisprodukten, die als gesund und länger haltbar bekannt sind. Möhren passen da genau hinein! Vielseitig im Gebrauch, farbig und für alle Zubereitungsarten geeignet. Daneben passen Möhren auch als extra Bestandteil zu vielen anderen Gemüsearten und Obst, so dass viele Kombinationen möglich sind. Konsumenten wissen wenig über den inneren Geschmack einer bestimmten Gemüseart. Oft geht es mehr um visuelle Eigenschaften als um Geschmack, so wie beispielsweise in Frischepaketen. Hier liegt also sicher eine Chance! Konsumenten werden wenig informiert über Eigenschaften von Unterschieden zwischen den diversen Sorten. Hierauf kann eingegangen werden, indem man deutlich angibt, welche Möhrensorte für welches Rezept und welche Zubereitungsart geeignet ist. Gesünder und nachhaltiger zu leben wird einfacher mit (technischen) Hilfsmitteln. Online-Präsenz ist wichtiger als je zuvor! Konsumenten widmen sozialen Medien mehr Zeit, schauen Videos und bevorzugen bestimmte Marken von Nahrungsmitteln. Sie kochen mehr zuhause und wollen dafür inspiriert werden. Knüpfen Sie daran an! In diesen Zeiten, in denen mehr auf Nachhaltigkeit, Transparenz, Verpackung und den Prozess geschaut wird, erkennt man die Entstehung von Initiativen; vom Anbauer bis zum Esstisch durch diverse Lieferplatt­formen, wie OnlineShopping, Hofläden in einem Restaurant, Drive-through. Das sorgt für Kundenbindung, gefördert durch Online-Unterstützung. Das Ziel: ein Bezug zwischen Geschmack und Gesundheit - Leckeres isst mal lieber!

GESCHMACKSMODELL • Macht einen Unterschied zwischen Geschmack, Aroma und Textur • Unterscheidet zwischen positiv und negativ • Macht die positiven Charakteristika deutlich Bei Möhren bedeutet das: • Inhaltsstoffe sind nicht zurück­zu­ führen auf ein Geschmacks­empfinden • Geschmack steht in Relation zu Sorten • Reifegrad und/oder Lagerung einer Sorte hat einen Einfluss • Aromen haben einen großen Einfluss auf den totalen Eindruck einer Sorte • Rübengröße macht einen Unterschied (Sädichte) – Snackmöhrengröße wird bevorzugt Bevorzugung von Geschmack ist der einzige Faktor, der nicht komplett objektiv ist. Die individuellen Beur­ teilungen sind eben nicht so wichtig. Aromen haben einen großen Einfluss. Selbstverständlich ist der allgemeine Eindruck sehr wichtig. Inhaltsstoffe: In amerikanischen Züchtungsversuchen wurden Fructose, Glucose und Saccharose gemessen. Es gab eine Korrelation mit Süße, aber nicht immer.

ALLGEMEINER EINDRUCK ÜBRIGBLEIBENDE STÜCKCHEN

UNERWÜNSCHTER GESCHMACK

KNACKIGKEIT 70 60 50 40

MOKUM F1 ADANA F1 ASTRALIS F1 ARANKA F1 NERJA F1

HÄRTE SAFTIGKEIT

30 20

SÜßE

10 0

ERDIGES AROMA

BITTERKEIT

ANWESENHEIT AROMEN

NUSSIGES AROMA TERPENTINARTIGES AROMA

MÖHRENAROMA

BEURTEILUNG AROMEN

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BEJO SORTIMENT SORTE

WACHS ­ TUMS­T AGE

FA RBE

V ERW EN­D UNG

T YP1

L AUB­­ S TÄ RK E 2

SA AT­S TÄ RK E PRO H A IN MIO

IR

FRISCHM A RK T, FRÜH- UND SOMMER A NBAU ARANKA F1

85

orange

Bündelware, Snackmöhren

A

5

1,5 - 7,0

Ar;Ps, Pv

MOKUM F1

88

orange

Bündelware, Snackmöhren

A

4

1,0 - 7,0

Ar;Cc;Ps, Pv

ASTRALIS F1

90

orange

Bündelware, Snackmöhren

A

4,5

1,2 - 7,0

Ar;Cc;Ps, Pv

NERJA F1

90

orange

Bündelware

A/N

6

1,0 - 1,8

Ad;Ar;Cc;Ps, Pv

NAPOLI F1 auch in

92

orange

Bündelware, Waschmöhren, Industrie

N

7,5

0,9 - 1,8

Ar;Cc;Ps, Pv

NOMINATOR F1

94

orange

Bündelware, Waschmöhren

N

6

1,3 - 2,0

Ar;Cc

YAYA F1 nur in

100

orange

Bündelware, Waschmöhren

N

4

1,2 - 2,5

Ar;Cc;Ps, Pv

FRISCHM A RK T, H AUP TA NBAU UND L AGERUNG NEGOVIA F1 nur in

115

orange

Bündelware, Waschmöhren

N

7,5

1,5 - 2,0

Ar;Cc

NAVAL F1 auch in

115

orange

Bündelware, Waschmöhren

N

8

1,5 - 2,0

Ad;Ar;Cc

NATUNA F1

115

orange

Waschmöhren

N

8

1,5 - 2,0

Ad;Ar;Cc;Ps, Pv

NEBIDA F1  NEU

117

orange

Waschmöhren, Lagerung

N

7

1,5 - 2,0

Ad;Ar

NEVIS F1

118

orange

Bündelware, Waschmöhren

N

7

1,5 - 2,0

Ar;Cc

NACTON F1

120

orange

Waschmöhren, Lagerung

N

6

1,7 - 2,2

Ad;Ar;Cc;Ps, Pv

N

7

1,8 - 2,2

Ar;Cc;Ps, Pv

NIPOMO F1 auch in

125

orange

Bündelware, Waschmöhren, Lagerung

NERAC F1

130

orange

Bündelware, Waschmöhren, Lagerung

N

7

1,8 - 2,2

Ar;Cc;Ps, Pv

MIAMI F1 nur in

135

orange

Waschmöhren, Lagerung

N

6,5

1,6 - 2,0

Cc;Ps, Pv

BANGOR F1 auch in

105

orange

Waschmöhren, Industrie

B

7

0,5 - 1,5

BERMUDA F1

105

orange

Industrie

B

7

0,5 - 0,8

Ad;Cc;Ps, Pv

BERLIN F1

110

orange

Industrie

B

8

0,5 - 1,2

Ad;Ar;Cc

BRAVA F1  NEU

120

orange

Industrie, Lagerung

B

7

0,5 - 0,8

Ad;Ar;Cc

N

6

1,4 - 2,0

Ar;Cc

INDUS TRIE

NAVEDO F1  NEU

120

orange

Waschmöhren, Scheibenware, Lagerung

BLANES F1

125

orange

Industrie

B

7

0,7 - 1,3

Ad;Ar;Cc

BASTIA F1

130

orange

Industrie, Lagerung

B/F

8,5

0,5 - 0,8

Ad;Ar;Cc

KAMARAN F1

135

orange

Industrie, Lagerung

F

7,5

0,6 - 0,9

Ar;Cc

KOMARNO F1 nur in

150

orange

Industrie, Lagerung

F

8

0,5 - 0,9

Ad;Ar;Cc

FARAH F1

150

orange

Industrie, Lagerung

F

7,5

0,5 - 0,8

Ad;Ar;Cc

JOBA auch in

160

orange

Industrie, Lagerung

F

6,5

0,6 - 1,0

Ar

WHITE SATIN F1 auch in

110

weiss

Bündelware, Waschmöhren, Industrie

N

7

1,3 - 2,0

Ar;Cc

RAINBOW F1

110

Farbenmix Bündelware, Waschmöhren

FA RBIGE MÖHREN

1

46

N

6

1,3 - 2,0

Ar;Cc

N

7

0,8 - 1,6

Ps, Pv

PURPLE SUN F1

125

violett

Bündelware, Industrie, Lagerung

YELLOWSTONE auch in

140

gelb

Industrie, Lagerung

F

9

0,7 - 1,5

Ad;Ar;Cc

DEEP PURPLE F1

150

violett

Industrie, Lagerung

F

8

0,7 - 1,2

Ps, Pv

Möhrentyp laut Darstellung auf Seite 41

BEJO MÖHREN-MAGAZIN

2

Laubstärke: Skala 1 bis 9 (sehr starkes Laub = 9)


SEED ENHANCING FORMULA

A STRONG START FOR A HEALTHY CROP UM EINEN GESUNDEN UND UNIFORMEN FELDBESTAND ZU PRODUZIEREN, IST ES ENTSCHEIDEND, DASS DIE JUNGEN PFLANZEN EINEN STARKEN START BEKOMMEN. DESWEGEN HABEN WIR DIE INNOVATIVE SAATGUTANREICHERUNGSFORMEL B-MOX® ENTWICKELT. BASIEREND AUF NEUER TECHNOLOGIE, STÄRKT B-MOX® DIE KRAFT DES SAATGUTS, GIBT DEN KEIMLINGEN MEHR ENERGIE UND STIMULIERT IHR WACHSTUM IM FRÜHESTEN STADIUM.

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Präzisionssaatgut (links) wird von B-Mox® Saatgut (rechts) übertroffen B-Mox® ist verfügbar für Möhren und Wurzel­ petersilie und wird immer in Kombination mit der Primingtechnologie angeboten.

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Mit Bio-Saatgut stehen wir gemeinsam am Anfang einer nachhaltigen und gesunden Nahrungskette. Mit einem wachsenden Sortiment von 50 Gemüsearten, mehr als 190 Sorten, umfangreichen Erfahrungen und Know-how in der biologischen Saatgutproduktion sowie Anbau stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Auf unserer Website finden Sie Informationen über unser Gesamtsortiment. Sie bietet umfangreiche Produkt- und Anbauinformationen mit anschaulichen Produktfotos. Unter anderem stehen Ihnen jederzeit die aktuellen Formulare, Erklärungen und Bescheinigungen zum Download zur Verfügung.

Bejo’s Cropalyser ist ein praktisches Suchwerkzeug, um auf einfache Weise die wichtigsten Schädlinge, Krankheiten und Störungen in Gemüsekulturen, wie zum Beispiel Rote Bete, Möhren, Kohl und Zwiebeln, zu identifizieren.

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REGIONALE ANSPRECHPARTNER für Deutschland, Österreich und die Schweiz 1

Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen Mathias Meier M +49 172 5660325 E mathias.meier@bejosamen.de

2

3

1

Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen Günter Hugenberg M +49 172 2613001 E guenter.hugenberg@bejosamen.de

2 5 3

Nordrhein-Westfalen

Markus Saphörster Bio-Koordinator M +49 173 3805075 E markus.saphoerster@bejosamen.de

6

4

Julian Melcher M +49 152 53460778 E julian.melcher@bejosamen.de

7

9

Versuchs- und Vertriebsassistentin

8

Esther Radtke M +49 173 7246023 E esther.radtke@bejosamen.de

Pfalz, Hessen, nordwestliches BadenWürttemberg

7

Angelina Folger M +49 173 2982381 E angelina.folger@bejosamen.de

Holger Pohl M +49 172 2613125 E holger.pohl@bejosamen.de

Stefanie Zahler-Lorenz M +49 1522 1505176 E stefanie.zahler@bejosamen.de

Versuchs- und Vertriebsassistent Zoltán Szabó M +49 174 2512184 E zoltan.szabo@bejosamen.de 5

Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen

8+9

Jürgen Bensch M +49 173 5377932 E juergen.bensch@bejosamen.de 6

Nord-Hessen

Carmen Knauff Prozess- und Handelskettenkoordinatorin M +49 172 2636170 E carmen.knauff@bejosamen.de

Bayern, südöstliches BadenWürttemberg

9

Österreich, Schweiz

Michael Ebner M +49 172 7861059 E michael.ebner@bejosamen.de

Österreich

Gerald Frühwirth M +43 664 2627616 E gerald.fruehwirth@bejosamen.de

Bejo Samen GmbH Den Innendienst erreichen Sie unter: Bejo Samen GmbH Danziger Straße 29 47665 Sonsbeck Deutschland

T +49 2838 98989-0 F +49 2838 98989-49 E info@bejosamen.de W bejosamen.de

Bestellungen aus Deutschland: bestellung@bejosamen.de

Webseiten für Österrreich und die Schweiz:

Bestellungen aus Österreich:

bejoaustria.at bejo.ch

bestellungAT@bejosamen.de

S-MM2021 12.2020

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