Bergrettung Tirol Förderer Magazin 2019

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MAGAZIN2019 ALPINISMUS 4.0 DIE ALPINE RETTUNGSKETTE DAS NEUE RECCO-SYSTEM NATURSPORT – KONFLIKTFREI UND SICHER AUSRÜSTER MIT VERANTWORTUNG DIE ZUKUNFT DER NOTFALLBIWAKS TIPPS VOM PROFI – Bergsteigen mit Kindern

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BERGRETTUNG TIROL 2017 EINSÄTZE LEISTUNGSBERICHT BERGRETTUNG TIROL INTERNATIONAL, Teil II +++ Neue Produkte im Förderer-Shop +++

Magische Einsiedler – der Wetterbaum +++ Das Allerletzte: Sanft ablassen!


FLUGRETTUNG

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Lebensrettung . t i e b r a m a e T t is

Bergrettung Tirol

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www.oeamtc.at/flugrettung


DER BERGSPORT BOOMT WIE NIE ZUVOR! Wie haben sich doch das Bergsteigen und Bergwandern gewandelt. War man vor 20 Jahren noch einsam und verlassen auf diversen Wander- und Höhenwegen unterwegs, ergibt sich nunmehr ein völlig anderes Bild. Viele junge Leute, trendige Farben, modische Kleidung, volle Hütten sind die Charakteristika des heurigen Sommers. Man traut oft seinen Augen nicht, welcher markante Wandel hier eingesetzt hat. Die Klientel hat sich zu 90% verändert. Was beim Skitourengehen schon seit längerer Zeit zu beobachten war, ist quasi über Nacht auch im Sommerbergtourismus eingetreten. Diese Trendumkehr ist höchst erfreulich. Noch nie waren derart viele junge Leute in den Bergen unterwegs. Übernachten auf einer Hütte und am Abend mit dem Partner das Hüttenleben genießen und am nächsten Tag weiter auf einem Höhenweg zur nächsten Hütte liegen voll im Trend. Nirgendwo sonst gibt es einen ähnlich guten und schnellen Erholungswert wie in den Bergen. Ruhe und

Hermann Spiegl Landesleiter

Erholung sind auch für junge Menschen gesellschaftsfähig geworden. Zudem hat ebenfalls die Ausrüstung total verändert. Leichte, modische, farbenprächtige Funktionsmaterialien haben Einzug gehalten. Auch wer von Hütte zu Hütte wandert, braucht keine schwere Wolke mehr zu schleppen. Hatte der Rucksack früher bei solchen Touren rund 20 bis 25 Kilogramm, so pendelt sich das Gewicht heutzutage bei rund 10 Kilo ein. Zudem ist jede Hütte mittlerweile ein Gourmetrestaurant geworden. Also nichts wie rauf in die Berge! Einige Punkte sollten Sie vorher aber noch bedenken! Tourenplanung, Notfallnummern eingeben, Versicherung abschließen und früh genug aufbrechen, um der Hitze zu entgehen. Viel Spaß!

Peter Veider Geschäftsführer und Ausbildungsleiter

INHALT 03 Editorial, Impressum, Inhalt 04 Die alpine Rettungskette Wenn jede Sekunde zählt: Einsatzlogistik und Kommunikation bei Einsätzen der Bergrettung Tirol

10 Recco erobert den Sommer Das bewährte Suchsystem mit neuem Sicherheitspotenzial

14 GPS kann Leben retten Die Notfall-App wird zum wichtigen Begleiter

16 Natursport - konfliktfrei und sicher 18 Die neue Förderer-Mitgliedschaft 20 Die bessere Bilanz Ausrüster und Nachhaltigkeit – eine Erfolgsgeschichte

25 Tipps vom Profi - zum Sammeln! Bergsteigen mit Kindern

30 Bergrettung Tirol International, Teil 2 36 Einsatzort Zugspitze Schwere Rettungseinsätze an Deutschlands höchstem Berg

41 Zahlen, Fakten, Leistungsbericht 42 Wertvolle Wolkenhäuser Die Zukunft der Notfallbiwaks – ein Plädoyer

46 Neue Produkte Der Shop der Bergrettung Tirol

48 Der Wetterbaum Magische Einsiedler an der Waldgrenze

50 Das Allerletzte: Sanft ablassen!

IMPRESSUM MAGAZIN DER BERGRETTUNG TIROL, Oktober 2018 Herausgeber und Medieninhaber: Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262 64140, E-Mail: office@bergrettung.tirol Produktion: Redaktionsbüro Bormann & Friends, D-82178 Puchheim Redaktionelle Koordination: Lutz Bormann, Peter Veider Redaktion: Lutz Bormann, Peter Veider, Klaus Pietersteiner, Gerald Lehner, Andreas Wilhelm Titelbild: Salewa, Gletscherspalte im Jamtal, designed by freepik Grafik: WE4STYLE, Silke Stiglmeir Lektorat: Nicola von Otto Druck: kbprintcom.at, Druck + Kommunikation GmbH, Gutenbergstr. 2, A-4840 Vöcklabruck Anschrift für alle: Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262 64140 Bergrettung Tirol

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ALPINISMUS 4.0 ALPINE RETTUNGSKETTE

WENN JEDE SEKUNDE ZÄHLT

Die alpine Rettungskette der Bergrettung Tirol

Was genau läuft eigentlich im Hintergrund ab, wenn ein Bergsteiger einen Notruf absetzt? Was ist Routine, was ist möglich, wo sind die Grenzen? Am Beispiel der Bergrettung Tirol zeigt sich das ganze Räderwerk aus Hightech, Manpower und perfekter Abstimmung einer Organisation, die 24/7 fehlerfrei funktionieren soll, um Menschenleben zu retten.

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"Bitte bleiben Sie bis zu Eintreffen der Rettungskräfte beim Unfallopfer!"

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in Mountainbiker rast heran, quert mit einem Sprung den Forstweg, doch bei der Landung verkeilt sich ein Ast in den Speichen. Ein Schrei des Schreckens, dann das Gepolter des Rads im Bergwald, noch ein Schrei und dann ein leises Stöhnen. Steil geht es die Böschung hinunter. Wir sind zu zweit und könnten helfen, das Rad und den Biker wieder zum Forstweg zu bringen, damit er vorsichtig ins Tal radeln kann. Als wir näher kommen, ist sofort klar, dass wir es mit einem schwer Verletzten zu tun haben und schnell handeln müssen.

Aus einem offenen Bruch am Wadenbein verliert der Biker Blut und hat in den wenigen Sekunden bis zu unserem Eintreffen seinen Zustand analysiert: „Ich spür meine Beine, Atmung und Puls sind o.k., der rechte Arm ist gebrochen und die Schulter ausgekugelt. Bitte ruft’s an Heli!“ stöhnt er. Normalerweise hätte ich die 112 gewählt, aber mir fällt sofort die 140 ein, die mich direkt mit der Leitstelle der alpinen Bergrettung Tirol in Innsbruck verbindet. Was ist passiert, wie schwer sind die Verletzungen, wo liegt das Unfallopfer? Ich hätte meine Auskünfte unter Berücksichtigung der Stresssituation als ausgezeichnet eingestuft. Wir haben mit unseren Handtüchern und Rucksäcken Kopf und Beine vorsichtig hochgelagert, das verletzte Bein abgebunden und alles detailliert geschildert. Als die Frage nach der genauen Position kommt, ist der Lack meiner Selbsteinschätzung ab. Na ja, der Weg hat keinen Namen, aber die Hüt-

te ist nur noch ca. 15 Minuten weg. Zu der Hütte würden drei Wege führen, also bitte wo sind wir gestartet? An einer Parkbucht an der Hochsöldenstraße. In welcher Höhe? Keine Ahnung. Ein Einheimischer kommt gerade vorbei und schildert in bestem Tirolerisch die genaue Position. „Wir schicken einen Hubschrauber mit Notarzt. Bitte bleiben Sie bis zum Eintreffen der Rettungskräfte bei dem Unfallopfer“, lautet die Anweisung der Leitstelle. Inzwischen sind maximal 15 Minuten vergangen, der Verletzte klagt über Schwindel und Übelkeit. Nach weiteren fünf Minuten hören wir bereits den Rotor des nahenden Helis. Ich renne aus dem Wald hinaus auf den Forstweg und ins nahe offene Gelände, wo auch eine Landemöglichkeit für den Hubschrauber besteht. Ein Glücksfall für den Verunfallten, denn im dichten Bergwald kann der Heli weder landen noch per Seilbergung für den schnellen Abtransport sorgen.

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ALPINISMUS 4.0 ALPINE RETTUNGSKETTE

Die junge Pilotin stellt die Maschine ab, ein Bergretter und der Notarzt eilen mit Bergtrage und kompletter Ausrüstung unter meiner Führung zum Unfallort. Ob wir noch gebraucht werden oder das Mountainbike ins Tal bringen sollen. Nein, das macht die Gendarmerie, und wir sollen nur noch unsere Personalien abgeben für etwaige Nachfragen. Am Schluss bedankt sich der Bergretter für unsere Hilfe und meint, wir sollen uns die Notfall-App aufs Handy laden. Mit einem Antippen des Signalbuttons werde die metergenaue Position des Unfalls in die Leitstelle übertragen. Falsche, lückenhafte oder langwierige Beschreibungen würden dadurch vermieden. Siedend heiß fällt mir ein, dass ich die App zwar installiert, aber in der Aufregung nicht dran gedacht hatte, sie zu nutzen. Zu blöd.

WENN DIE UHR TICKT

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Die Leitstelle ermittelt den Unfallort.

Eine Woche später sitze ich in der Geschäftsstelle der Bergrettung Tirol und möchte von Peter Veider und Klaus Pietersteiner mehr wissen. In unserem Fall war die Wahl der 140 ideal, da wir direkt an der richtigen Adresse, der alpinen Bergrettung, angerufen hatten. „Die 112 ist prinzipiell richtig und sehr gut, denn hier werden über das Bezirkspolizeikommando alle Blaulichtorganisationen koordiniert, vom Scheunenbrand bis zur Wirtshausschlägerei. Dort wird dann die entsprechende Leitstelle alarmiert und informiert. Innerhalb von drei Minuten muss der Einsatzleiter der Bergrettung den Einsatz übernehmen“, sagt Peter Veider. Und dann sucht der Bergretter seine Ausrüstung zusammen und springt mit dem diensthabenden Notarzt in den Heli?

So läuft's bei der Bergrettung!

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3 Notruf absetzen. Am besten mit der Notfall-App.

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Die Leitstelle Tirol nimmt den Notruf entgegen und alarmiert die zuständige Rettungsorganisation.

Die Einsatzleiter der zuständigen Bergrettungsortsstelle werden per SMS oder Pager von der Leitstelle alarmiert. Ortsstellenintern wird geklärt wie viele Bergretter für den Einsatz benötigt werden.

Die Bergretter verlassen ihren Arbeitsplatz und rücken in das Bergrettungsheim ein. Dort wird das Einsatzfahrzeug mit der benötigten Ausrüstug beladen.


Nein, natürlich nicht. Die Ausrüstung eines NAH (NotDie Leitstelle trifft die wichtigste Entscheidung und legt arzthubschrauber) ist sogar durch eine EN-Norm festgeaufgrund der eingehenden Notfallmeldung die Naca-Stufe legt und entspricht der eines Notarztfahrzeugs. fest. Dabei handelt es sich um eine internatioFür alpine Einsätze sind die NAHs zusätzlich nale siebenstufige Skala, die vom amerikaALPINNOTRUF mit Spezialausrüstung wie einer seitlichen Winnischen National Advisory Committee for AeroIN ÖSTERREICH: nautics entwickelt wurde. Stufe 1 ist eine gede und der Bergtrage ausgerüstet. „Selbst bei ganz großen Einsätzen wie bei einem Lawinenringfügige Verletzung ohne notärztliche Versor140 unglück mit mehreren Verschütteten gibt es eigung, Stufe 7 bedeutet, dass das Opfer noch nen Vortrupp, der sofort einsatzbereit ist und am Unfallort gestorben ist. Unser Fall wurde in mit leichtem Gerät die Erstversorgung sichern kann. der Leitstelle als Naca 4 eingestuft, da innere lebensgefährliche Verletzungen nicht ausgeschlossen werden Die nachrückende Mannschaft muss unter Umständen konnten. Die Schwere der Verletzungen, die Notwendigkeit viele Stunden unter härtesten Bedingungen im Einsatz sein einer sofortigen Operation, Schmerzen und Schockzuund kann sich vorher entsprechend ausrüsten. Aber auch stand des Mountainbikers ließen die Leitstelle nicht zödas spielt sich durch ständige Übung und Routine in wenigern und sofort den NAH anfordern. gen Minuten ab“, erklärt Veider.

"Die Mannschaft erwarten oft harte Bedingungen!"

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8 7 Mit dem Einsatzfahrzeug wird zum Einsatzort bzw. wenn verfügbar zum Hubschrauberlandeplatz gefahren.

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Die Bergung wird durchgeführt. Gerade bei Abstürzen ist es wichtig, den Patienten möglichst schonend aus dem unwegsamen Gelände zu retten. Dazu sind spezielle Tragen und Vakuummatratzen im Einsatz.

Sofern ein Hubschraubertransport möglich ist, wird dieser von der Einsatzmannschaft genützt. Die Bergrettung Tirol arbeitet mit allen Hubschrauberbetreibern zusammen.

Nach der Bergung und dem Abtransport zur nächsten Straße wird der Patient dem regulären Rettungsdienst übergeben. Bei schweren Verletzungen wird der Patient im Idealfall gleich mit dem Hubschrauber ins nächstgelegene Krankenhaus geflogen.

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ALPINISMUS 4.0 ALPINE RETTUNGSKETTE Nach der Erstversorgung wurde die Notaufnahme der Innsbrucker Klinik informiert, da ein unverzüglicher Eingriff erfolgen musste. Wie sich später herausstellte, war das die absolut richtige Entscheidung, da auch innere Organe durch den Sturz betroffen waren. „Im Zweifel entscheiden die erfahrenen Einsatzkräfte in der Leitstelle lieber einmal zu oft für den Helieinsatz als einmal zu wenig. Tageszeit, Witterung, Schmerzen, viele Faktoren entscheiden darüber, ob eine längere Wartezeit zumutbar oder gar unumgänglich ist oder womöglich die kostenintensive Hubschrauberbergung gewählt wird. Als Fördermitglied der Bergrettung Tirol ist die Helibergung unabhängig von der Versicherung des Bergsteigers kostenfrei. Auch den finanziellen Aspekt sollte man nicht aus dem Auge verlieren. Wer bezahlt im Schadensfall die Kosten?“ warnt Veider, denn großangelegte Suchaktionen gehen in die Zehntausende.

NACA–SKALA

Routine, perfekte Abläufe, Effizienz – von der Bergrettung werden Höchstleistungen erwartet. Schulungen, Training und Hightech-Ausrüstung helfen,

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4500 EHRENAMTLICHE BERGRRETTER SIND MIT LEIDENSCHAFT DABEI! diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Auch bei der medizinischen Versorgung wird dieser Maßstab spürbar, der nicht zuletzt durch den Begriff des Fünf-Sterne-Tourismus in Tirol Einkehr gehalten hat. „Wenn sich der Gast ein Fünf-Sterne-Hotel leistet und privat versichert ist, dann möchte er nach einem Skiunfall nicht unversorgt auf einem Klinikgang warten, sondern schnellstmöglich auf Topniveau medizinisch versorgt werden“, sagt Peter Veider. Den Einwand, das Ehrenamt könnte in der alpinen Rettungskette eine Schwachstelle der Professionalität bilden, sieht er genau gegenteilig. „Wir haben 4500 ehrenamtliche Bergretter, die mit großer Leidenschaft dabei sind. Dieses geballte zivile Engagement zeigt den ganzen Stolz der Tiroler auf ihre Bergwelt und ihre Hingabe ans Bergsteigen. Die geben bei jedem Einsatz ihr Bestes. Das kann man mit Geld nicht bezahlen. Aber das muss auch

Naca 0; Leider hat die Bergrettung recht viele sogenannte „Fehleinsätze”. Oft handelt es sich dabei um Suchaktionen nach vermissten Personen, welche dann in einem Gasthaus in der Umgebung gefunden werden.

Naca 1; Die eigene Rucksackapotheke sollte genügen. Wenn dennoch die Bergrettung angefordert wird, kümmern sich unsere Alpin-Medics mit ihrem Verbandsmaterial um die Verletzungen. Naca 2; Verletzungen dieser Kategorie können im Gebirge schnell ernste Konsequenzen haben. Die Einsatzmannschaft versorgt die Verletzungen und schützt den Patienten vor Unterkühlung. Wenn es die Umstände wie Wetter und Tageszeit erlauben, erfolgt der Abtransport terrestrisch, also ohne Rettungshubschrauber.

gepflegt werden durch den Umgang mit den Bergrettern, indem man Verantwortung überträgt, Fingerspitzengefühl beweist und den Zusammenhalt fördert.“ Es wirkt, als sei die alpine Rettungskette so stabil wie noch nie. „Wir bewegen uns in einem sehr sensiblen Bereich, der entsprechend im Rampenlicht steht. Gute Dokumentation, genaue Spielregeln und Vorgaben sind selbstverständlich, wenn sie in der Sache berechtigt und nachvollziehbar sind. Sollte sich das durch ein Mehr an Bürokratie aus Brüssel oder wo auch immer ändern, wird das unsere Arbeit sicherlich nicht erleichtern“, sagt Veider. Manchmal sind Vertrauen und Anerkennung besser als Kontrolle, zumindest sehen das zahlreiche Bergrettungsverbände weltweit so, die sich an der Kompetenz der Bergrettung Tirol orientieren.

Naca 3–6; Bei den meisten Einsätzen dieser Kategorie zählt jede Sekunde, deshalb wird von der Leitstelle im Regelfall ein Hubschrauber alarmiert. Wenn dies wetterbedingt nicht möglich ist, versucht ein schneller Voraustrupp der Bergrettung mit der wichtigsten medizinischen Ausrüstung zum Patienten aufzusteigen. Ein speziell ausgebildeter Bergrettungsarzt begleitet diesen Trupp oder steht für Rücksprachen über Funk zur Verfügung. Die restliche Mannschaft folgt mit dem für Bergung und Abtransport benötigten Gerät, wie zum Beispiel einer Gebirgstrage und den oft mehrere hundert Meter langen Einsatzseilen. Naca 7; Leider kommt die Hilfe der Bergrettung manchmal zu spät. Besonders bei Lawinenunfällen ist die schnelle Kameradenrettung überlebenswichtig. Verstorbene Patienten werden nach Rücksprache mit der Alpinpolizei geborgen und mit der Gebirgstrage ins Tal gebracht.

So wird eingestuft!


Be Searchable

Gefunden werden, wenn es darauf ankommt. Der RECCO Helikopter Detektor wurde zur großflächigen Suche von vermissten Personen im freien Gelände entwickelt. Um vom Signal des RECCO Helikopter

In Österreich stehen an 4 strategischen Stützpunkten RECCO Helikopter Detektoren bereit um einen bundeslandübergreifenden Einsatz zu ermöglichen.

Detektors geortet werden zu können, muss man mit einem RECCO

Foto: RECCO AB

Reflektor ausgerüstet sein.

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ALPINISMUS 4.0 RECCO

RECCO EROBERT DEN SOMMER Das bewährte Suchsystem mit neuem Sicherheitspotenzial

Seit 30 Jahren wird das RECCO-System von Rettungskräften vor allem bei der Verschüttetensuche im Winter genutzt. Technischer Fortschritt macht nun den ganzjährigen Einsatz bei großflächiger Suche möglich.

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ft führen Schlüsselerlebnisse zu bahnbrechenden Erfindungen. So war es auch bei der Erfindung des RECCO-Systems. Allerdings hätte Magnus Granhed gern auf das Erlebnis vom 30. Dezember 1973 verzichtet. Er saß im Sessellift zum Mörvikshummeln, als eine Lawine über die Steilhänge des Svartbergets abging. Stundenlang stocherten sie mit Skistöcken im mehrere Fußballfelder großen Areal, unterstützt von einer Hundestaffel mit Sonden. Nach etlichen Stunden konnten die beiden abgängigen Skifahrer nur noch tot geborgen werden. Das Gefühl der „unglaublichen Hilflosigkeit“ ließ Granhed nicht mehr los. Er begann mit der Entwicklung des RECCO-Systems. Der Detektor sendet einen elektromagnetischen Strahl aus. Der Reflektor – ein passiver Transponder oder einfach ausgedrückt eine Kup-

ferantenne mit einer Diode – reflektiert das Suchsignal zurück zum Detektor, das der Detektor empfängt und akustisch an die Retter übermittelt. RECCO hatte anfänglich Einführungsschwierigkeiten, weil es nur von Rettungskräften einsetzbar ist und der erste Detektor stolze 16 kg DER ERSTE wog. Im Zuge des technischen FortDETEKTOR schritts, zu dem Entwicklungen der ITBranche und der Smartphones beitru- WOG 16 KG! gen, wiegt das Handgerät heute weniger als ein Kilo. Die Reflektoren sind in Schuhen, Bekleidung, Ausrüstung, also überall verbaubar und können zusätzlich als Rucksackanhänger getragen oder in Accessoires verwendet werden.

Die Reflektoren sind fast überall Verbaubarverbaubar. Es gibt sie auch zum Aufkleben auf den Helm.

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Wichtig ist die „Sichtverbindung“. Ist der Reflektor abgeschirmt, tief im Rucksack verstaut oder durch massive Wände verdeckt, dringt das Signal nicht zum Reflektor vor, der daher nicht „antworten“ kann. Peter Veider, Chef der Bergrettung Tirol, findet zwei Reflektoren an exponierten Stellen, beispielsweise linker Schuh, - rechte Schulter, Helm, Rucksackdeckeltasche etc., ideal. Im Shop der Bergrettung Tirol gibt es daher einen RECCORucksackanhänger und eine Handytasche aus TirolWool mit eingearbeitetem Reflektor. In der Wintersportbranche werden RECCO-Reflektoren von führenden Markenherstellern seit Langem in Ausrüstung wie Skischuh, Jacken und Hosen bis hin zum Klettergurt verbaut.

Mit der Einführung des RECCO Helikopter Detektors in 2016 entwickelte sich das RECCO-System vom spezialisierten Lawinenrettungssystem zu einem breit einsetzbaren PersonenFlächensuchsystem, das ganzjährig angewendet werden kann. Die 60 kg schwere Hochleistungsantenne wird an einer Tragleine unter dem Helikopter befestigt. Der Pilot fliegt mit etwa 100 km/h in einer Höhe von ca. 100 Metern über Grund und kann so in drei bis sechs Minuten ein Suchgebiet von einem Quadratkilometer bewältigen. Technisch und personell war dies bis dato unmöglich. In Anbetracht von Lawinennotfällen ist viel über die Vor- und Nachteile des Systems gesprochen worden. Das Grundprinzip der Partnersuche bei Lawinennotfällen sei nicht erfüllt. Das ist richtig, doch RECCO will weder das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) ersetzen noch den Lawinenairbag. Viel eher ist das RECCOSystem vom Prinzip her als „elektronischer Lawinenhund“ zu verstehen. Da eine RECCO-gestützte Suche erst mit dem Eintreffen der Rettungsmannschaft beginnen kann, dauert diese insgesamt länger als die Partnersuche per LVS-Gerät. Am Lawinenfeld selbst können mit dem RECCO-System ähnliche Suchzeiten wie mit einem LVS-Gerät erzielt werden, vorausgesetzt die verschüttete Person hat einen RECCO-Reflektor. Das ganze Jahr über hört man immer wieder einmal Meldungen über vermisste Personen, im Gebirge, in unzugänglichen Naturräumen, Wäldern, Flussläufen. Das ist genau der perfekte Einsatzbereich, den RECCO nun mit dem neuen Helikopterdetektor abdecken kann. Was ist, wenn man verletzt das Smartphone nicht bedienen kann oder kein Netz hat oder weiter geht's!

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ALPINISMUS 4.0 RECCO

Meist wird RECCO mit Skitouren im Hochgebirge der Westalpen assoziiert. Das schwedische System ist richtigerweise hier auch schon lange im Einsatz. „Der Helikopterdetektor hilft uns nicht nur bei der Vermisstensuche im Höhenbergsteigen. Für uns sind die Wanderer und Pilzesucher in den Tallagen das weitaus größere und häufigere Problem“, sagt Adriano Favre, Chef der Bergrettung im Aostatal.

Akku und Powerbank leer sind? Gerade in dünn besiedelten außeralpinen Regionen zeigt das RECCO-System seine Stärke, da der Reflektor nicht energieabhängig ist. Er funktioniert immer. Mehr und mehr Rettungsverbände an strategischen Orten verfügen daher in ihrer Leitstelle über den neuen Helikopterdetektor. Die Bergrettung Tirol hat ihn einsatzbereit in der Leitstelle Innsbruck parat. Die Rettungskräfte sind bereits geschult. „Personen werden erst dann als vermisst gemeldet, wenn alle anderen ‚Mitsportler‘ längst wieder im Hotel, zu Hause oder bei der Familie sind“, sagt Peter Veider. „Dann ist es wichtig zu wissen, ob der Gesuchte einen Reflektor nutzt oder wenigstens die Chance besteht, dass er einen hat, und die Bedingungen für einen Helikopterflug müssen passen. Es gab wiederholt Fälle, wo vermisste Personen leicht verletzt mehrere Tage im entlegenen Gelände ausgeharrt haben und mit einem gewaltigen Aufwand an Einsatzkräften und Suchhunden aufgespürt wurden.

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Wenn das in Zukunft statt mehrerer Tagen nur wenige Stunden dauert dank des RECCO-Detektors, dann ist das sehr zu begrüßen. Denn wir müssen suchen, so lange die geringste Chance besteht, dass der Gesuchte noch lebt. Das kann auch eine Organisation mit 4500 ehrenamtlichen Bergrettern an die körperlichen und mentalen Leistungsgrenzen bringen“, sagt Veider.


Im Shop der Bergrettung gibt es den Casco-Helm mit RECCO-Suchsystem.

RECCO-Reflektoren gibt es als Accessoires oder in neuer Ausrüstung verbaut. Durch die bereits gute Verbreitung der Helikopterdetektoren in der Schweiz, Österreich, Italien und Südtirol birgt das kleine Ausrüstungsteil für Bergsteiger eine wichtige zusätzliche Sicherheitsreserve. In Zukunft werden die Helikopterdetektoren in mehr und mehr Ländern Verwendung finden und ähnlich zum heutigen RECCO-Lawinensystem eine weltweite Netzabdeckung bieten.

Mehr Infos: www.recco.com

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ALPINISMUS 4.0 NOTFALL–APP

GPS KANN LEBEN RETTEN

Die Notfall-App wird zum wichtigen Begleiter Wir planen eine Bergtour mit allen erdenklichen Vorkehrungen: topografische Karte, Erste-Hilfe-Set, Wetterbericht, Zeitpuffer für Zwischenfälle oder lange Pausen, Telefonnummern umliegender Hütten, Proviant, Trinkflasche, Info an den engsten Kreis, was geplant ist etc. Und dann passiert es doch, ein Steinschlag wie aus dem Nichts – und alles ist nur noch graue Theorie!

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e nach Ernst der Situation und Schwere der Verletzung liegt auch schnell das Nervenkostüm blank. Was muss sofort getan werden, wie treffe ich die richtigen Entscheidungen, ohne in Panik zu geraten? Wer noch nie bei einer Bergtour in eine Notlage gekommen ist, kann sich die Bedeutung der Notfall-App kaum vorstellen. Dazu muss man wissen, wie Einsätze der Bergrettung Tirol ablaufen. Die wichtigsten Informationen sind: Wer ist verletzt, wie schwer sind die Verletzungen, und wo befindet sich die Person? Die ersten Informationen inklusive der eigenen Personendaten – wer ruft an, Handynummer, Adresse – sprudeln sofort, nach einigen Sekunden und Minuten weiß man auch in etwa, wie die Verletzungen und das Gelände einzuschätzen sind. Doch selbst bei einer bekannten Tour – Bergname, Wanderweg, Gehzeit vom letzten bekannten Standort aus – lässt sich der Fleck nur ungefähr bezeichnen. „Ungefähr“ ist gar nicht gut.

Notrufnummern

Bergrettung Tirol: Euro-Notruf: Feuerwehr Tirol: Polizei Tirol: Leitstelle Tirol:

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140 112 122 133 144

HELP!

Inzwischen weiß der erfahrene Mitarbeiter der Leitstelle Tirol, der den Notruf entgegengenommen hat, dass der Einsatzleiter der Bergrettung zu informieren ist. Der wiederum kann anhand der Ortsangabe ungefähr einschätzen, wie viele Einsatzkräfte, technisches Gerät und welche Transportmittel gebraucht werden. Gerade der Einsatzleiter der Bergrettung ist von größtmöglicher Präzision abhängig, um einen optimalen Einsatz zu koordinieren. Nutzt der verunfallte Bergsteiger die Notfall-App – Funkverbindung vorausgesetzt –, sieht die Aktion für die Bergrettung gleich ganz anders aus.


Download: Suchbegriff„Notfall-App Tirol“ oder diesen QR-Code scannen

Die Notfall-App übermittelt den Standort exakt per GPS-Signal an die Leitstelle Tirol, die am Bildschirm den Unfallort in der entsprechenden Geländeumgebung den Gegebenheiten zuordnen kann. Die App übermittelt auch Namen, Anschrift und Handynummer des Nutzers, sodass er sofort kontaktiert werden kann. So können sehr schnell der Verunfallte lokalisiert und gezielt nach Informationen befragt werden, die für den Einsatz relevant sind. Natürlich ist die Notfall-App nicht nur für Bergwanderer gedacht. Jedes eingehende Signal wird an die zuständige Stelle weitergeleitet, ob es sich um einen Verkehrsunfall, einen Notfall beim Kajakfahren, im Tal oder im Gebirge handelt: Feuerwehr, Wasserwacht, Bergrettung – alle werden von

der Leitstelle Tirol aus informiert. Nach dem Motto „Auch Gutes kann man besser machen“ ist die NotfallApp bereits mehrfach überarbeitet worden. Bislang landen die kompletten Daten der App nur bei Notrufen aus Tirol und den angrenzenden Bundesländern direkt bei der Leitstelle. Außerhalb des teilnehmenden Bereichs wird nur der Notruf analog einem Anruf der 112 übermittelt – ohne die wertvollen GPS-Daten. Das ändert sich beim Relaunch der App: ab September 2018 sind auch Bayern und Südtirol im Datenverbund.

geladen und ein leistungsstarkes voll geladenes Power-Pack zum Nachladen des Handys im Rucksack sind. Der Standort wird sofort per GPS an die Leitstelle Tirol übermittelt.

Die Notfall-App gibt es selbstverständlich für die Smartphone-Plattformen Android und iOS. Wichtig ist daher, dass die App heruntergeladen, installiert und personalisiert wurde, das Smartphone vor Antritt der Tour

TIWAG Bergrettung Tirol

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ALPINISMUS 4.0 NATURSPORT

DRAUSSEN. GEMEINSAM. GLÜCKLICH.

[ D] Fotos: Land Tirol

ass der Mensch in seltenen Ausnahmefällen lernfähig ist, zeigt das überaus erfolgreiche Projekt „Bergwelt Tirol – miteinander erleben“. Für die Sportarten Mountainbiking, Wandern, Klettern, Klettersteiggehen und Wintersport folgte man dem Prinzip, alle Interessengruppen an einen Tisch zu bekommen und gemeinsam Strukturen für ein mögliches Miteinander zu entwickeln. Das klingt so einfach, miteinander reden statt übereinander, aber in der Praxis fällt es nicht leicht, persönliche Aversionen, unterschiedliche Ansichten zur Faktenlage zu überwinden. Umso erstaunlicher ist das umfangreiche Informationsangebot der Internetseite www.bergwelt-miteinander.at, auf der sich jeder Sportler über die „Spielregeln“ in seiner Sportart und Region informieren kann – und sollte. Es gibt in der Natur, zumindest in unseren Gefilden, keinen Flecken, der niemandem „gehört“. Ob Staatsforst, Landwirtschaft, Grundbesitzer, Alpenvereinssektionen, Gemeinden, immer hat irgendjemand das Recht, seine Interessen und Ansprüche in einem Naturraum zu bekunden.

„Wir haben von Anfang an wirklich jeden erdenklichen Partner mit ins Boot geholt, damit niemand am Schluss sagen kann: Das trage ich nicht mit, ich war nicht eingebunden. Jeder wurde gehört, und wir haben für alle Belange Lösungen gefunden. Das mag in Deutschland etwas schwieriger sein, aber da haben wir in Tirol vielleicht eine lockerere Mentalität. Wenn das Grundprinzip verstanden ist, kommt man auch ohne kiloschwere Regelwerke und martialische Verbote aus“, sagt Dieter Stöhr, stellvertretender Leiter der Abteilung Forstorganisation des Landes Tirol. Und noch ein Grundprinzip ist ebenso ungewöhnlich wie erfolgreich. Ausgerechnet der Forst hat für die Mountainbiker Strukturen geschaffen, professionelle Single Trails im Bergwald angelegt. So konnte man sensible Zonen schützen und die Mountainbiker lenken. „Man hat uns

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Natursport – konfliktfrei und sicher. Sind die Fronten erst einmal verhärtet, geht nichts mehr vor und nichts zurück. Die einen sind dafür, die anderen dagegen, Kompromisse werden zu gefühlten Niederlagen. Auch der Natursport bietet – wie das richtige Leben – zahlreiche Beispiele, vom Bohrhakenstreit über gespannte Drahtseile auf Single Trails und Stacheldraht auf Skirouten.


schon scherzhaft vorgeworfen, wir bauen mehr Single Trails als Forstwege“, lacht Stöhr, aber die Idee der klassischen „Besucherlenkung“ funktioniert bestens. Gleichzeitig hat man das Informationsangebot optimiert, stellt aktuelle Meldungen ins Netz und hat durch die Verlinkung mit dem kompletten Sportangebot Tirols eine gepflegte Serviceseite mit einer Fülle von Tourengeboten. Die Bergrettung Tirol ist als Sicherheitspartner selbstverständlich mit im Boot und stattet seit 2018 alle neuen und etliche der bestehenden Single Trails mit Rettungspunkten aus. Die Meldetafeln sind etwa alle 100 bis 200 Meter entlang der Single Trails platziert und enthalten die alpine Notrufnummer 140, die europa-

weite Notrufnummer 112,sowie eine sechsstellige Nummer, die in der Leitstelle exakt geografisch zugeordnet ist. Das erleichtert und beschleunigt im schwer zugänglichen und unwegsamen Bergwald Lokalisierung und Bergung eines gestürzten Mountainbikers. Angesichts der rasanten Zunahme an Single Trails und der stark gestiegenen Unfallzahlen bei Mountainbikern leistet die Bergrettung Tirol mit diesem überzeugenden Konzept einen wesentlichen Beitrag zu mehr Sicherheit im Bergsport. Im Grunde bedeutet das, „doppelt genäht hält besser“, denn die „Notfall-App“ (siehe Seite 14/15) überträgt diese Koordinaten ebenfalls punktgenau. Doch die Bergrettung möchte alle Möglichkeiten ausschöpfen, wenn einmal die Datenverbindung am Berg instabil ist

oder der Sportler/der Erstversorger die Notfall-App nicht auf dem Smartphone installiert hat.

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"Wellwasser ist Regionalität Nachhaltigkeit und Umweltschutz." "Wellwasser punktet umweltfreundlich durch extrem kurze Transportwege.“ Beratung & Informationen WELLWASSER TECHNOLOGY GMBH Stadlweg 23, A-6020 Innsbruck, Tel.: +43 664 100 77 46, office@wellwasser.com, www.wellwasser.com Foto: © www.guentheregger.at

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INSIDE NEU

Die neue Förderer– Mitgliedschaft Aktuelle Umstrukturierung des Fördererprogramms der Bergrettung Tirol!

Die Bergrettung Tirol ist stolz auf jeden Förderer. Besonders freut uns, dass zahlreiche Förderer über viele Jahre hinweg treue Wegbegleiter sind. In Zeiten stetig wachsender Herausforderungen und stark steigender Einsatzzahlen sind wir auf die finanzielle Unterstützung unserer Förderer mehr denn je angewiesen.

Das Kalenderjahr als Mitgliedschaft

Es gibt in Tirol über 5500 ehrenamtliche Bergretterinnen und Bergretter in 92 Ortsstellen. Demgegenüber steht ein sehr schlanker Verwaltungsapparat in der Geschäftsstelle der Bergrettung Tirol. Die Verwaltung des Fördererprogramms wurde bereits in den letzten Jahren kontinuierlich optimiert. Um diese wichtige Aufgabe auch weiterhin mit den vorhandenen Ressourcen bewältigen zu können, müssen wir jetzt eine grundlegende Umstrukturierung vornehmen. Wir bitten um Verständnis für diesen Schritt, denn dadurch wird Ihre finanzielle Unterstützung unserer Einsatzteams noch wirkungsvoller.

BEISPIEL

Angenommen, Ihr derzeitiger Versicherungsschutz endet am 21. Oktober 2018. Sie überweisen 28 € am 14. Oktober 2018 und sind dadurch bis zum 31. Dezember 2019 förderndes Mitglied der Bergrettung Tirol. Im Zeitraum zwischen Ihrer Einzahlung und dem Jahreswechsel 2018/2019 sind Sie natürlich ebenfalls lückenlos versichert – ganz ohne Mehrkosten. Ende 2019 erhalten Sie das nächste Mal Post von uns, mit Magazin, Autoaufkleber und Zahlschein für 2020.

Bisher

Bergrettung Tirol

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NEU ab Oktober 2018

1. Versicherungsschutz für 12 Monate ab Zahlungseingang.

1. Versicherungsschutz ab Einzahlung bis zum 31. Dezember 2019.

2. Postalische Erinnerung vor Ablauf des Versicherungsschutzes.

2. Nur noch eine Aussendung am Ende des Kalenderjahres.

3. Separater Versand des Magazins.

3. Mitgliedsausweis, Magazin, Autoaufkleber und Zahlschein für das Folgejahr werden gemeinsam verschickt.


PACK

BG-JV.VOL 180409

RÜCKENSCHMERZEN AN DER WURZEL

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INSIDE AUSRÜSTUNG

DIE BESSERE BILAN BILANZ Ausrüster und Nachhaltigkeit eine Erfolgsgeschichte Wir haben nur diesen einen wunderschönen Planeten. Natursportler achten daher besonders darauf, wie sie ihren Sport betreiben und wessen Ausrüstung sie kaufen. Der ökologische Gedanke ist dabei Richtschnur. Recht so!

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m 1. August 2018 war „earth overshoot day“. So früh wie noch nie hat der Mensch genauso viele natürliche Ressourcen verbraucht, wie die Erde pro Jahr ersetzen kann. Ab diesem Datum lebt die Menschheit „auf Pump“ und laugt den Planeten aus. Nachhaltigkeit orientiert sich genau an diesen Zusammenhängen und versucht, Natur und Umwelt zu erhalten, damit auch die Folgegenerationen Wälder, Bergwelt, Gletscher, Seen, Flüsse und Meere in ihrer Pracht und Schönheit erleben können. Saubere Luft und saubere Gewässer gehören ebenso dazu wie der achtsame Umgang mit Tier- und Pflanzenwelt, und, ja, auch mit den Mitmenschen.

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EARTH OVERSHOOT DAY 1990

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Marktstudien zufolge ist für die Kaufentscheidung nicht mehr allein der Markenname entscheidend, sondern auch das, was man mit dieser Marke assoziiert. Der Spruch „Tue Gutes und rede darüber“ funktioniert in Zeiten sozialer Medien allerdings nur so lange, wie er glaubwürdig bleibt. In vielen Bereichen der Sportartikelindustrie, vor allem in der Outdoor- und Bergsportbranche, ist diese Glaubwürdigkeit besonders stabil. Kein Wunder, denn Natursportler sind für den Schutz der natürlichen Ressourcen besonders sensibel. Die 1974 von dem Bergsteiger Albrecht von Dewitz gegründete Bergsportfirma Vaude hatte von Anfang an eine nachhaltige Ausrichtung. Heute zählt das im Allgäu ansässige Familienunternehmen international zu den Vorbildbetrieben. Antje von Dewitz führt den väterlichen Betrieb weiter und hat bereits auf europäischer Ebene in Arbeitsgruppen ihre Konzepte für eine nachhaltige Unternehmensführung präsentiert.

Nachhaltigkeit bedeutet für mich, ein Unternehmen im ökonomischen, ökologischen und sozialen Gleichgewicht zu führen. Antje von Dewitz

Ähnlich handeln große Ausrüster wie Patagonia, gegründet von dem berühmten Bergsteiger Yvon Chouinard, und kleine Firmen wie Pyua, die bewusst ökologische Zeichen setzen. Bei Lowa und Schöffel gibt es Mitarbeiter, deren ganze Arbeit nur das Controlling der Nachhaltigkeit betrifft, auch eine Folge der zahlreichen Qualitäts- und Schutzsiegel, deren Kriterien und Zertifikate strengen Kontrollen unterliegen.

Topausrüstung durch die Kooperation mit Salewa.

Die Bergrettung Tirol arbeitet seit vielen Jahren mit dem Bergsportausrüster Salewa zusammen und hat mit dem Südtiroler Unternehmen einen gleichgesinnten Partner gefunden. Einerseits profitiert der Hersteller von dem Feedback der Bergretter nach extremen Einsätzen und entwickelt innovative Topprodukte, andererseits geht Salewa auf Sonderwünsche der Bergrettung ein, die nur bedingt breitentauglich und über den Shop der Bergrettung Tirol für Alpinisten verfügbar sind. Bergrettung Tirol

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EINSÄTZE INSIDE AUSRÜSTUNG MIT DEM HERZEN DABEI

Energieautarkes Bauwerk von Salewa hat Umwelt- und Architekturpreise gewonnen!

„Das ist ja nicht selbstverständlich, dass du einem großen Unternehmen regelmäßig mit einem Wunschkonzert kommst und Gehör findest. Da braucht der Partner sehr viel Vertrauen und Geduld, vor allem mit mir. Aber bis jetzt sind dabei tolle Sachen entstanden“, sagt Peter Veider, der mit Salewa-Chef Heiner Oberrauch bereits etliche Produkte konzipiert und realisiert hat.

Celliant ist die bahnbrechende Innovation.

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Das mit Sicherheit bedeutendste Projekt ist die Verwendung von TirolWool in Salewa-Bekleidung. Wolle von Tiroler Bergschafen wird so aufbereitet, dass sie als Isolierschicht in Bergbekleidung Verwendung findet. Das funktioniert perfekt, seit TirolWool mit dem italienischen Wollveredler Imbotex zusammenarbeitet. Gleich das erste Produkt „Celliant“ war eine bahnbrechende Innovation. Ultraleicht und multifunktional sind die Jacken aus einer Kombination von Spezialisolation und strapazierfähiger Oberschicht. Der Auslöser kam wieder von der Bergrettung: Statt im Ernstfall wichtige Sekunden bei der richtigen Bekleidungswahl zu verlieren, reicht nun ein Griff zur Celliant-Jacke, um für die allermeisten Einsätze optimal gerüstet zu sein. Für die Tiroler Bergbauern ist die Kooperation ein Glücksfall. Nachdem der Kilopreis für Wolle über viele Jahre hinweg im freien Fall war, bekommen sie nun für ihre Mühen wieder einen fairen Lohn.


© Foto: Michael Werlberger © Gams-Logo-Design: Alfons Walde 1933 / VBK Wien

Dies ist nur ein Beispiel von vielen für die gelebte Nachhaltigkeit bei Salewa. Mit dem 2011 eingeweihten Firmensitz bei Bozen setzte der Konzern diesbezüglich Maßstäbe. Das einem Bergkristall nachempfundene Hauptgebäude ist Teil eines Komplexes, der Silhouetten und Motive der umliegenden Bergwelt aufgreift. Das energieautarke Bauwerk hat Umwelt- und Architekturpreise erhalten und sorgt mit Fitnesscenter, Kletterhalle und Kinderhort für eine optimale Betreuung der Mitarbeiter. Zuständig für das CSR-Engagement – Corporate Social Responsibility – bei Salewa ist Marie Mawe. Sie sorgt in der gesamten Oberalpgruppe, zu der Salewa, Wild Country, Dynafit und Pomoca gehören, dafür, dass die drei CSR-Pfeiler soziale Faktoren, ökologische Faktoren und ökonomische Faktoren ein stabiles Fundament bilden. In einem Interview nahm sie dazu Stellung.

Kitzbühel, 365 Tage Alpines Lebensgefühl

Seit 1893 Spuren in unberührtem Pulverschnee!

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INSIDE AUSRÜSTUNG „Nachhaltiges Denken bedeutet für uns, dass nachhaltige und soziale Verantwortung in jeder Abteilung, von jedem Mitarbeiter und bei jedem Handeln integriert sein muss. Der Gedanke an nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln soll bereits von Anfang an und bei allem, was wir tun, mitspielen. Wir investieren in 'Erziehungsarbeit', veranstalten Trainings und leiten unsere Mitarbeiter regelmäßig an, sodass man nicht hinterher anpassen muss, sondern von vornherein entsprechend gehandelt wird. Zudem stellen wir uns über Arbeitsgruppen und Kooperationen mit Institutionen, die uns als externe Dienstleister bewerten und kontrollieren, einer Überprüfung. Langjährige Partner wie die Fair Wear Foundation – wo wir den Leader-Status erreicht haben – oder bluesign® kontrollieren uns beispielsweise. Wir investieren viel in faire Arbeitsbedingungen und sichere Produkte, auch aus chemischer Sicht. Aber für uns bedeutet Nachhaltigkeit auch die Langlebigkeit der Produkte – für unsere Produktentwickler sind Haltbarkeit und Produktlebensdauer sehr wichtige Themen, und sie verbauen zunehmend robuste, sehr haltbare Materialien, sodass unsere Bergsportausrüstung, Bekleidung wie Hardware, im besten Fall möglichst viele Jahre benutzt wird“, so Marie Mawe.

Ein neues Oberalpprojekt trägt buchstäblich Früchte: Flüchtlinge und Migranten bewirtschaften zusammen mit Gärtnern auf dem Gelände des Firmensitzes den SalewaGarten. Von einheimischen Gärtnern lernen sie den Obstund Gemüseanbau in Permakultur. Nachdem Kooperationsversuche mit Verbänden und Behörden nicht gut funktionierten, konzipierte Heiner Oberrauch ein Projekt, das sich auf die Zivilgesellschaft stützt und ein überwältigendes Echo fand. Die Produkte werden von der Gastronomie abgenommen, Betriebe unterstützen die Aktion mit Geräten und Material. Für die Zeit der Beschäftigung sind die Migranten sogar sozialversichert. Inzwischen gibt es einen Hofladen, dessen Erlöse den Arbeitern zugutekommen.

Dass seit Mai 2018 ausgerechnet der ehemalige Tourismuschef Südtirols der neue CEO der Oberalpgruppe ist, dürfte ein genialer Glücksgriff sein. Engl ist mit Leib und Seele Südtiroler, Bergsportler und Familienmensch und hat wesentlichen Anteil daran, dass Südtirol heute weltweit als „Premiumdestination“ und Sehnsuchtsziel gilt. Ähnliche Maßstäbe haben auch die Oberalpgruppe an die Spitze geführt, wo sie vermutlich bleiben wird. Wenn Nachhaltigkeit so umfassend klappt, spricht man von einem gesunden Unternehmen.

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BERGSTEIGEN MIT KINDERN

TIPPS VOM PROFI

BERGSTEIGEN MIT KINDERN Unsere Kleinsten wollen hoch hinaus!

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GUIDE COLLECTION: BLATT 3 BERGSTEIGEN MIT KINDERN

eit Jahren erlebt der Bergsport in allen seinen Disziplinen einen noch nie dagewesenen Aufschwung. Besonders bei den unter 30-Jährigen fällt auf, dass alpinistische Aktivitäten hoch im Kurs stehen. Kein Wunder also, dass bergsteigende Eltern auch den eigenen Nachwuchs für diesen facettenreichen Sport begeistern und bei den Bergtouren dabeihaben möchten.

Verantwortungsbewusste Eltern sind dann sehr schnell mit zahlreichen Fragen zu Sicherheit und Möglichkeiten rund um das Thema Kinderbergsteigen konfrontiert. Wir wollen ein paar Tipps mit auf den Weg geben und die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Kinderbergsteigens gleich vorweg mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten!

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TIPPS VOM PROFI BERGSTEIGEN MIT KINDERN LOS GEHT'S

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Klar, im Mittelpunkt steht immer das Wohl des Kindes. Wenn sich aber ein Bergretter mit dem Kinderbergsteigen beschäftigt, läuft er Gefahr, sich ausschließlich auf das Thema Sicherheit zu konzentrieren. Wenn sich Kinder während einer Tour wohlfühlen sollen, gehört aber viel mehr dazu, als nur dafür zu sorgen, dass sie das Ziel unbeschadet erreichen. Anders formuliert: Wenn dies die größte Sorge der Begleitperson ist, dann lief bereits bei der Tourenplanung etwas schief!

SOZIALE UND PÄDAGOGISCHE ASPEKTE

Immer eine gute Idee und mit Kind besonders wichtig: Eine kurze Tourenplanung erspart böse Überraschungen im Gelände. Der Wetterbericht und ein Blick auf die Landkarte stellen dabei die Grundlage dar. Wenn der Nachwuchs mit von der Partie ist, sollten darauf aufbauend Überlegungen angestellt werden, die sich in drei Themenkreise zusammenfassen lassen:

ALPINISTISCHE KRITERIEN

PHYSIOLOGISCHE ASPEKTE

SOZIALE UND PÄDAGOGISCHE ASPEKTE

TIPPS

Das Wort „Seilschaft“ wird nicht zu Unrecht auch abseits des Bergsports für harmonische zwischenmenschliche Beziehungen verwendet. Die Berge eignen sich wie kein anderer Ort, um Kindern die Bedeutung von Kameradschaft, Hilfsbereitschaft und Teamgeist näherzubringen. Besonders positiv: Beim Bergsteigen geht es ausschließlich um das Miteinander und nicht um das Gegeneinander!

1. Tourenziel dem Alter des Kindes anpassen: Ein Berggipfel ist dabei ein weit weniger attraktives Ziel als zum Beispiel ein Bergsee, wo mit dem mitgebrachten Teddybären gespielt werden kann. 2. Die Tour muss für Kinder attraktiv sein. Rundwanderungen auf schmalen Steigen sind ungleich spannender als Auf- und Abstieg über den gleichen Forstweg! 3. Kinder finden Dinge faszinierend, die Erwachsenen gar nicht mehr auffallen. Die Bergtour gleicht einer Entdeckungsreise und erfordert viel Zeit für die kleinen Abenteuer am Wegesrand. 4. Spannende Fantasiegeschichten über die Umgebung bezaubern die kleinen Zuhörer und können helfen, das nächste Etappenziel schneller zu erreichen.

Sehr oft ist die Erwartungshaltung der Eltern zu groß. Übertriebener Ehrgeiz führt zu falsch gewählten Tourenzielen mit entsprechendem Gefahrenpotenzial.

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TOURENPLANUNG


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TIPPS VOM PROFI

ALPINISTISCHE KRITERIEN Für jede Altersstufe findet sich eine geeignete Bergtour! Eigene Führerliteratur und Filtermöglichkeiten auf Tourenportalen helfen dabei. Zu anspruchsvolle Unternehmungen können Kinder schnell physisch und psychisch überfordern. Dazu kommen objektive Gefahren wie Steinschlag, welche bestmöglich vermieden werden sollen. Beispielsweise ist es für ein kleines Kind unmöglich, den Vater bei einem Spaltensturz zu halten, wodurch Touren im vergletscherten Hochgebirge grundsätzlich ausscheiden.

: Rückeibgelindcke Kinder? Das gibt es noch gar niwchicthtsoiglastngese!

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GUIDE COLLECTION: BLATT 3 BERGSTEIGEN MIT KINDERN

TIPPS 1. Zeitplanung: Bei Auf- und Abstieg sehr große Reserven berücksichtigen. 2. Auf kindergerechte Ausrüstung achten. Besonders schwierig (und kostspielig) ist der passende Bergschuh, der schon nach dem nächsten Wachstumsschub nicht mehr passt. Kindern wird schneller kalt, daher brauchen sie trockene und warme Kleidung. 3. Die Entscheidung, ob der eigene Sprössling dem Tourenziel gewachsen ist, hängt von dessen körperlicher und geistiger Entwicklungsstufe ab. Der erwachsene Begleiter muss dem Gelände jedenfalls zu 100% gewachsen sein, schließlich trägt er zur Gänze die Verantwortung für sich und das Kind. 4. Beim Aufstieg hinter dem Kind gehen. So kann es sein eigenes Tempo bestimmen, und man hat es unter Beobachtung. 5. Beim Abstieg vor dem Kind gehen. Abwärts gilt es, Kinder einzubremsen. Die Versuchung zu laufen ist groß, die Gefahr, dabei zu stürzen, leider auch. 6. Angemessene Sicherungstechnik. Viele Klettersteige gelten als familienfreundlich. Dennoch sollten Kinder zumindest bei Steilstufen mit einem zusätzlichen Seil von oben gesichert werden. Wie das funktioniert, muss von entsprechend ausgebildeten Bergsportführern im Rahmen eines Kurses erlernt werden! 7. Auch auf besonders ausgesetzten Wegen macht eine Seilsicherung des Kindes Sinn. Oft genügen ein Kinderklettergurt und ein wenige Meter langes Kletterseil, um das Kind „am kurzen Seil“ vor Abstürzen zu bewahren. Bergrettung Tirol

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TIPPS VOM PROFI BERGSTEIGEN MIT KINDERN PHYSIOLOGISCHE ASPEKTE „Kinder brauchen das Klettern nicht lernen – sie können es instinktiv“, so Prof. Dr. Franz Berghold, ein anerkannter österreichischer Höhenmediziner. Außerdem sind „die physiologischen Anpassungsmechanismen bei regelmäßiger körperlicher Belastung ähnlich jenen bei Erwachsenen“. Selbst für Säuglinge sind kurzzeitige Aufenthalte in Höhen über 2500 Meter vertretbar. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Besonders die geringe Kältetoleranz und geringe Energiereserven bergen Risiken. Zudem sind Wirbelsäule und Gelenke bis etwa zum 18. Lebensjahr nicht voll belastbar.

GUIDE COLLECTION: BLATT 3 BERGSTEIGEN MIT KINDERN

TIPPS 1. Kinder brauchen viele Pausen. Diese sollen besonders für ausreichend Flüssigkeitszufuhr genutzt werden. Sobald Kinder selber sitzen können, ist es prinzipiell möglich, sie in geeigneten Tragesystemen auf den Berg mitzunehmen. Vorsicht: In der Kindertrage bewegt sich der Schützling sehr wenig, weshalb die Gefahr einer Unterkühlung besonders groß ist. 2. Gerade im Säuglingsalter sind die Abwehrkräfte sehr schwach. Das raue Klima am Berg ist daher ein ernst zu nehmendes Risiko! Besser unterhalb der Waldgrenze bleiben! 3. Es gilt, die kindliche Wirbelsäule und die Gelenke zu schonen! Ein möglichst leichter Rucksack und langsames Bergabgehen sind besonders wichtig.

LITERATUREMPFEHLUNG

Wer sich intensiver mit diesem wichtigen Thema beschäftigen möchte, findet im Netz zahlreiche Publikationen. Besonders empfehlenswert ist das frei zugängliche Dokument „Wandern und Bergsteigen mit Kindern“ von Prof. Dr. Franz Berghold.

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BERGRETTUNG INTERNATIONAL

VON GERALD LEHNER

DIE NACKTEN UND DIE TOTEN

Es gibt gute Gründe, warum Bergretter aus der Tatra in Polen, dem Berchtesgadener Land (Bayern) und Tirol eng zusammenarbeiten. Nicht bei Einsätzen, dazu sind die Regionen zu weit voneinander entfernt. Im Rahmen eines EU-Projekts läuft der Austausch von Wissen und Erfahrung. Die Südtiroler machen auch mit.

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ute Kameradschaft über alte Kulturgrenzen hinweg, Härte und Komplexität der Aufgaben, professionelle Anforderungen für Ehrenamtler, Wetter- und sonstige Naturgewalten, lange Zustiegswege und große Höhenunterschiede – das ist der Cocktail der Gemeinsamkeiten und neue Quelle der Freundschaft. Zur Einstimmung schauen wir hinüber in den äußersten Südosten Bayerns, ins schöne Berchtesgadener Land – nicht weit entfernt von unseren Tiroler ÖBRD-Ortsstellen Kitzbühel und Waidring. Dennoch wussten Bergrettungsleute beider Regionen bis vor wenigen Jahren fast nichts voneinander. Auch bei den Berchtesgadenern ragen steilen Zähne in den Himmel: Reiter Alpe, Watzmann, Hochkalter, Hundstod, Steinernes Meer, Hoher Göll und Hagengebirge.

Hubschrauberübung in Polen – Tiroler Bergretter sind erstaunt über die Größe des Helis.

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DROHNEN

„Und fast schon täglich grüßt das Murmeltier“, so kommentieren Bergretter in Oberbayern den vergangenen Sommer. Neben dem von Jahr zu Jahr zunehmenden Einsatzgeschehen für verunglückte Wanderer und (E-)Mountainbiker mit langen Suchaktionen sorgt der legendäre Watzmann dafür, dass niemandem langweilig wird. In der Ostwand des zweithöchsten Berges Deutschlands – der höchsten Felswand der Ostalpen – mussten die Retter heuer besonders viele Einsätze abarbeiten. Oft ging es um verirrte Kletterer in der sehr langen, im Verlauf komplizierten und technisch eher leichten Route „Berchtesgadener Weg“. Web fatal: Viele Klienten der Bergrettung werden über Tourentipps und Foren im Internet auf den Watzmann aufmerksam.

Szenenwechsel – südliches Polen

Kein Wetterglück in der Hohen Tatra.

Höchster Gipfel der Tatra in Polen ist die Rysy mit 2509 Metern. Dutzende Gipfel haben mehr als 2000 Meter. Insgesamt ist die Tatra einsamer und weniger dicht besiedelt als die Alpen.

In der hochalpinen Tatra/Tatry warten auf Bergretter an der Staatsgrenze zur Slowakei ähnliche Aufgaben wie auf ihre Kameraden in den Alpen. Die meisten Einsätze betreffen die hügeligen und bewaldeten Vorberge in Schlesien. Hierher zieht es aus den Millionenstädten viel weiter im Norden zahlreiche Sommerfrischler, Wanderer, Wintersportler und andere Erholungssuchende. Auch in den Feriengebieten der Tatra sind längst moderne Rettungshubschrauber unterwegs. Dennoch zwingen Schlechtwetter, Dunkelheit und mühsame Suchaktionen die Einsatzkräfte – wie in den Alpen – zu ständiger Einsatzbereitschaft auch auf dem Boden. Für die Suche nach Vermissten haben die Polen den Einsatz von Flugdrohnen perfektioniert. Davon soll in den nächsten Jahren auch die Tiroler Bergrettung profitieren. Keine Aufklärungsdrohne kann jedoch die praktische Rettungsarbeit ersetzen. Deshalb seien die polnischen Teams über den technischen und taktischen Austausch mit den Berchtesgadenern und Tirolern sehr glücklich, sagt der Bergretter Patrycjusz Ceran aus Zakopane, der perfekt Deutsch spricht: „Wir verstehen uns bestens, auch auf persönlichen Ebenen. Das ist toll, auch wenn man bedenkt, was bis 1945 zwischen den Staaten abgelaufen ist. Unsere Freundschaften als Gebirgler weisen in eine gute Zukunft für ganz Europa.“

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EBILKE

BERGRETTUNG INTERNATIONAL

Inddortraining in der Halle der Bergwacht Bayern.

„Was bei den Polen die Drohnen sind, das sind bei den Berchtesgadenern die E-Bikes. Hier können wir uns viel abschauen“, sagt Klaus Pietersteiner, Berg- und Skiführer, ÖBRD-Ausbilder und Büromanager der Tiroler Bergrettung: „Die Bayern haben auf den Wanderwegen beim weltbekannten Königssee besonders viele Einsätze für Touristen mit eher ‚harmlosen‘ Verletzungen. Mit ihren stark motorisierten Fahrrädern können jeweils zwei Bergretter sehr schnell ausrücken und helfen, manchmal schneller, als würde man auf den Hubschrauber warten.“

Die Hilfe aus der Luft ist fast überall sehr effizient, jedoch kein Allheilmittel – trotz der taktischen Schlagkraft und Schnelligkeit. Bei Schlechtwetter oder Dunkelheit bleibt wie in alten Zeiten nur der mühsame Einsatz auf dem Boden. Aktuelles Beispiel aus Berchtesgaden: Ein Bergführer namens Sepp Google und seine Frau Mary Facebook dürften diese Tour im Vorfeld schlecht geplant haben. Zwei Mountainbiker gerieten mit ihren Fahrrädern in extremes und sehr abgelegenes Steilgelände. Das Paar aus der Region Frankfurt am Main wollte dann über einen schmalen Jägersteig abfahren, weil es weit unten im Tal eine Bundesstraße gesehen hatte. Die Frau stürzte über ein Felsband, erlitt schwerste Verletzungen und konnte kurz vor der Dunkelheit von Captain Stefan Dürager mit dem Salzburger Rettungshubschrauber „Christophorus 6“ ausgeflogen werden. Für den unverletzten, schockierten und unterkühlten Mann starteten die Einsatzkräfte bei Gewitterstürmen einen Nachteinsatz auf dem Boden. Der gelang und konnte gegen 5.00 Uhr früh beendet werden.

Zeitlich nicht so ausgiebig war die Hilfe für eine junge Norddeutsche. Sie hatte im Internet gelesen, wie cool der Königsbach-Wasserfall beim Königssee sei. Beim Aufstieg geriet sie in ausgesetztes Steilgelände. Bei der Umkehr rutschte sie ab und konnte sich mit schweren Gesichtsverletzungen noch an Grasbüscheln festhalten, ehe sie über eine Felswand gefallen wäre. Nach der Rettung teilte die bayerische Polizei mit, dass immer mehr Urlauber barfuß, mit Schlapfen, in Badehosen und Bikinis im Gebirge unterwegs seien, dazu nur T-Shirts. Nicht nur bei Wetterstürzen seien schwere Unfälle absehbar, so die Polizei. „Die Nackten und die Toten“ fiel mir dazu ein, als ich ihre Presseaussendung als diensthabender ORF-Redakteur las. Das war der Titel eines Romans, den der Amerikaner Norman Mailer schon 1948 publizierte, über ein anderes Thema mit deutlich mehr Blutopfern – den Pazifikkrieg.

HELIKOPTER Bergrettung Tirol

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„ES GIBT KEINE TABUS MEHR“ Diesen Satz des Tiroler Bergretters und ÖBRD-Ausbildungsleiters Peter Veider kann Thomas Stöger bestätigen. Der Bayer leitet die Zentrale der „Bergwacht“ in Berchtesgaden, dem Zentrum des Landkreises. Stöger beobachtet hier – wie Veider in Tirol – auch in der kälteren Jahreshälfte gefährliche Entwicklungen. Immer mehr Freizeitsportler würden im Frühling viel zu spät zu Skitouren aufbrechen und gegen Grundregeln verstoßen: „Man fährt mittlerweile bei erheblicher und großer Lawinengefahr bevorzugt auch in Steilhänge ein“, sagt Veider. Und das Publikum sei mittlerweile zu allen Tages- und Nachtzeiten und fast bei jedem Wetter unterwegs, ergänzt Stöger.

Hört man sich weiter bei den Projektpartnern in Bayern und Polen um, dann werden dort die Nachwuchsarbeit der Tiroler Bergrettung, die Art der Ausbildung und das ÖBRDAusbildungszentrum im vergletscherten Hochgebirge des Jamtales bei Galtür besonders geschätzt. Im März 2016 trafen sich dort Einsatzkräfte aus der Tatra, Schlesien, dem Berchtesgadener Land, Südtirol und Tirol zum mehrtägigen Austausch. Schon im Oktober 2015 hatte es Workshops in Berchtesgaden gegeben. Es folgten Meetings in Szczawnica (Pieninsky Nationalpark) im Mai 2016 sowie eine Konferenz in Zakopane/Tatra (Mai 2017). Ausbildungschef Peter Veider stellte neue Rettungsgeräte vor, die in Tirol entwickelt wurden. Dazu gehören modernste Vorrichtungen für Einsätze in Fels und Eis sowie zeitgemäße Technik mit Dyneema-Seilen. Stephan Bauhofer, Ausbildungsleiter bei den Berchtesgadenern, outete sich als großer Fan der neuen und sehr leichten Rettungstrage aus Tirol: „Wir verwenden seit den ersten Tests nur noch diese Trage.“

Eisklettern im Jamtal.

TITANTRAGE Bergrettung Tirol

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BERGRETTUNG INTERNATIONAL EUREGIO

FUNKGERÄT Es gibt für die Einsatzkräfte aber auch „politische“ Probleme, die das größere Ganze in den Alpen beeinträchtigen. Deutsche Behörden sind nämlich – nach Einführung des neuen Digitalfunks – als Einzige in der EU dazu übergegangen, diesen noch zusätzlich zu verschlüsseln. Das führte bei grenznahen Nachbarn in Tirol, Vorarlberg und Salzburg dazu, dass deren Feuerwehren, Rotkreuzhelfer, Wasser- und Bergretter sowie Rettungspiloten über Funk nicht mehr mit Einheiten in Bayern kommunizieren können. Dazu kommt, dass österreichische Hubschrauberteams fast täglich zu Einsätzen nach Deutschland gerufen werden. David Pichler von der „Bergwacht“ in Berchtesgaden und im Chiemgau erzählt, dass es unter bayerischen Bergrettern deutliche Kritik an deutschen Behörden gebe: „Die Sicherheit aller steht da auf dem Spiel.“ Die ehrenamtliche „Bergwacht“ griff zur Selbsthilfe: „Wir haben österreichische Stützpunkte mit unseren verschlüsselten Funkgeräten zusätzlich ausgestattet. Das wurde uns von deutschen Behörden dann verboten. Nun hat man es doch wieder genehmigt.“

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Vom bayerischen Innenministerium in München wurde uns dazu mitgeteilt, so schnell seien keine Änderungen geplant. Man müsse mit dem Ausland weiter über den Austausch von Funkgeräten arbeiten. Das bestehende System habe die Bundesregierung in Berlin mit allen deutschen Bundesländern fixiert. Es werde aber an „Verbesserungen“ gearbeitet. Fazit: Ehrenamtler und Rettungsprofis arbeiten über die Staatsgrenzen hinweg viel, gut und oft auch perfekt zusammen. Über Regierungen lässt sich das nicht immer so sagen.

Abschlusskonferenz in Zakopane.


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In Polen ist die Bergrettung auch für die Rettung im Wildwasser zuständig – Tiroler Bergretter üben in Szczawnica.

Bergretter aus Berchtesgaden freuen sich am Gipfel.

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EINSÄTZE ZUGSPITZE

EINSÄTZE AN DEUTSCHLANDS HÖCHSTEM BERG

Die Zugspitze: 2962 Meter über dem Meer – Deutschlands höchster Berggipfel. Für viele – nicht nur deutsche Landsleute – ist sie ein Sehnsuchtsziel, wo man wenigstens einmal in seinem Leben gewesen sein muss. Die hohe Besucherzahl hat auch für die Bergrettung Auswirkungen.

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ach der Erstbesteigung im Jahre 1820 wurde sie bereits sehr früh touristisch erschlossen. Schon 1897 wurde direkt am Westgipfel die erste Schutzhütte – das Münchener Haus – errichtet, die erste Seilbahn folgte 1926 von Tiroler Seite aus. Mittlerweile führen gleich drei Seilbahnen auf den stark verbauten Gipfel, auf dem Restaurants, Sonnenterrassen, Veranstaltungslocations und Erlebnismuseen untergebracht sind. Nur der Ostgipfel mit seinem bekannten Gipfelkreuz ist unverbaut geblieben.

Neben den unzähligen Bergbahntouristen war die Zugspitze immer schon beliebtes Ziel von Bergsteigern und Klettersteiggehern. Mehrere Anstiege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden führen auf den Gipfel. Von b ayerischer Seite durch das Reintal, das Höllental und über den „Jubiläumsgrat“. Von Tiroler Seite über das „Gatterl“ und den „Stopselzieher“.

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Stark steigende Besteigungszahlen Der „Outdoor-Boom“ der letzten Jahre ließ die Besteigungszahlen massiv in die Höhe schnellen – zu den immer mehr werdenden klassischen Bergsteigern kamen viele „Kicksuchende“ und „Fitnessfreaks“ dazu. Die Hauptsaison ist Juli und August – in dieser Zeit können bei schönem Wetter schon mal ganze Kolonnen auf den Anstiegen beobachtet werden. Aber auch in der Übergangszeit im Frühjahr und Herbst werden viele Besteigungen unternommen. Viele „Zugspitzbezwinger“, meist sogar perfekt ausgerüstet, wissen oftmals aber nicht, worauf sie sich einlassen. Altschneereste im Frühjahr oder Kaltlufteinbrüche im Herbst mit starkem Schneefall werden bei sommerlichen Temperaturen im Tal massiv unterschätzt. Das ist die Zeit, in der die Retter der Bergrettungsortsstelle Ehrwald zu den meisten Einsätzen an der Zugspitze gerufen werden und dann oft stundenlang gefordert sind.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Das Einsatzgebiet am Grenzberg Zugspitze teilen sich drei Ortsstellen: die bayerischen Bergwachten Grainau und Garmisch-Partenkirchen und die Bergrettung Ehrwald. Es gibt zwar klare Einsatzgrenzen, dennoch werden einige Einsätze gemeinsam abgewickelt. Manchmal, weil die Lage der Patienten zunächst unklar ist, manchmal, um gegenseitig personell auszuhelfen. Daraus ist eine tolle internationale Kameradschaft mit den bayerischen Kollegen entstanden.

Wie so oft könnte ein großer Teil der Einsätze durch eine Tourenplanung vermieden werden. Schlechte Sicht und Kälte sind in dieser Höhe eine große Gefahr.

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EINSÄTZE ZUGSPITZE

Schwere Rettungs–Einsätze

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ktober 2016 – ein ungarischer Bergsteiger verletzte sich beim Aufstieg über den „Stopselzieher“ am Knöchel schwer und konnte nicht mehr weiter. Auf dem Gipfel schien die Sonne – aber nur dort –, bereits wenige Höhenmeter unterhalb war dichter Nebel bis ins Tal, sodass eine Hubschrauberbergung nicht möglich war.

Wir rückten mit einer schnellen Gruppe mittels Zugspitzbahn zunächst zum Gipfel aus und stiegen dann zum Patienten ab. Es war später Nachmittag, die Temperatur sank rasch – die Zeit drängte. Beim Verunfallten angekommen, war er bereits stark unterkühlt – es folgten Wärmemanagement mit Wärmedecken und Wärmewesten, Schienung und die Vorbereitung für den Abtransport. Er hatte deutlich über 100 Kilo, es kam also nur eine Bergung nach unten Richtung Wiener Neustädter Hütte in frage. Eine zweite Mannschaft brachte Dyneema-Equipment, Gebirgstrage und Vakuummatratze. Für ein Abseilmanöver ist das steinschlaggefährdete und steile, aber nicht senkrechte Gelände am Stopselzieher denkbar ungünstig. So zog sich die Bergung am Steig von Standplatz zu Standplatz rund 600 Höhenmeter über mehrere Stunden bis in die Nacht hinein. Nach insgesamt sieben Stunden Einsatzzeit erreichten wir die Wiener Neustädter Hütte, von wo aus der Patient in die Tiroler Zugspitzbahn aufgeseilt und ins Krankenhaus abtransportiert werden konnte.

Wärmemanagement

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2017 – wieder im Oktober, wieder später Nachmittag. Insgesamt vier Bergsteiger – davon ein Vater mit seiner 13-jährigen Tochter – wollten wiederum über den Stopselzieher auf die Zugspitze. Im oberen Bereich herrschten bereits tief winterliche Verhältnisse mit 30 cm Neuschnee und starkem Wind, sodass sie viel zu langsam vorankamen. Bis unsere erste Mannschaft am Gipfel eintraf, konnten sich bereits zwei Bergsteiger mit letzten Kräften kurz vor die Gipfelstation retten. Vater und Tochter verstiegen sich aber in einer steilen felsdurchsetzten Schneeflanke abseits des Steiges rund 200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels und konnten nicht mehr weiter. Es war eisig kalt, und am Gipfelgrat herrschten mit dem Wind-Chill-Effekt Temperaturen unter -20 ° C. Wir konnten die beiden zum Glück rasch beim Zugspitzkamm lokalisieren und seilten uns vom Steig am Grat rund 80 Meter über teils senkrechtes Gelände zu den Patienten ab. Der Zustand vor allem der Tochter war bereits sehr schlecht, sodass wir uns für eine Crash-Bergung nach oben mittels behelfsmäßigem Seilrollenflaschenzug entschieden. Der Transport der kompletten Dyneema-Seilausrüstung hätte zu lange gedauert. Nach gezieltem Wärmemanagement durch Bergrettungsarzt und unsere AlpinMedics konnten die beiden wieder ausreichend stabilisiert werden, sodass sie den restlichen Aufstieg zur Gipfelstation mit Unterstützung durch die Retter zu Fuß fortsetzen konnten. Nach rund fünfstündiger Bergung konnte der Abtransport mittels Tiroler Zugspitzbahn und Rettung ins Krankenhaus erfolgen. Eine Nacht in Sturm und Kälte hätten die beiden nicht überlebt.

Einsätze wie diese haben wir eigentlich jedes Jahr. Oft sogar mehrere. Manchmal können sie schnell und routinemäßig abgewickelt werden, manchmal ist eine rasche Unterstützung durch den Hubschrauber möglich, manchmal ziehen sie sich die ganze Nacht und fordern die komplette Mannschaft bis zum Äußersten. Fast immer aber sind die Betroffenen in akuter Lebensgefahr, weil die Verhältnisse einfach massiv unterschätzt werden. Es gab spektakuläre Einsätze, wie beispielsweise Ende der 1980er-Jahre – eine 300 Meter Lebendbergung mit dem Stahlseil im Schneesturm aus der senkrechten Zugspitzeck-Westwand. Manche Einsätze endeten tragisch und waren auch für die Retter nur schwer zu verdauen. Zum Beispiel als eine junge Frau im Frühjahrsschnee

in eine Randspalte rutschte und in dieser im nachfließenden Schmelzwasser vor den Augen der Angehörigen und der Retter ertrank. Für mediales Aufsehen sorgte ein Bergwanderer, der im Herbst 2003 von einer Kaltfront überrascht wurde und in einer Felsnische am Zugspitzkamm biwakieren musste. Er wurde erst nach 5 eisigen Tagen und Näch-

ten in der Wand entdeckt und mit Erfrierungen von unseren Rettern geborgen. Viele Verletzte und Unterkühlte und leider auch zwei Tote gab es nach einem Schlechtwettereinbruch beim „Zugspitz-Extrem-Berglauf“ im Juli 2008, bei dem über 80 Retter aus Bayern und Tirol im Einsatz waren.

Bergrettung Tirol

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EINSÄTZE ZUGSPITZE Was habt ihr euch dabei gedacht? Hin und wieder müssen wir nach einem Einsatz einfach die Frage stellen: „Was habt ihr euch bei diesen Verhältnissen dabei gedacht?“ Manche Antworten sorgen dann für noch mehr Kopfschütteln als die Situation selbst: „Wir wollten mal so richtig den Schnee erleben …“ oder „auf dem Youtube-Video sah das so einfach aus … “ Vermutlich sind es die nahe Bergbahn und die Möglichkeit, jederzeit mit dem Handy Hilfe zu rufen, die die Leute in Sicherheit wiegen und vergessen lassen, dass sie den Gefahren des Hochgebirges ausgesetzt sind. Manchmal ist es wahrscheinlich einfach Unwissenheit. Den meisten Geretteten aber wird zumindest im Nachhinein bewusst, dass ihr Leben am seidenen Faden hing, und sind unszutiefst dankbar für unsere Hilfe. Dies wird sehr oft mit Briefen, Mails und netten Anrufen zum Ausdruck gebracht. Diese Dankbarkeit und unsere tolle Kameradschaft sind Motivation genug für künftige Einsätze, auch wenn sie hin und wieder noch so fahrlässig verursacht werden. Text + Bilder: Bergrettung Ehrwald

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24 STUNDEN, 365 TAGE Leistungsbericht der Bergrettung Tirol 2017

„Versorgung, Bergung und Abtransport von im unwegsamen, insbesondere alpinen Gelände verunglückten, vermissten oder sonst in Not geratenen Personen und in besonderen Fällen Tieren.“

[ S]

o lautet Absatz 1 des Vereinszwecks in den Satzungen der Bergrettung Tirol. Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen stellen, sich in Tirol derzeit 4560 Bergretterinnen und Bergretter ehrenamtlich zur Verfügung. Ausgezeichnete Gebietskenntnisse sind für Einsätze im Gebirge eine besonders wichtige Voraussetzung. Daher gliedert sich die Bergrettung Tirol in 92 Ortsstellen, deren Einsatzgebiete so definiert sind, dass eine schnellstmögliche Rettung des Patienten garantiert werden kann. Koordiniert werden alle Einsatzkräfte, auch jene von befreundeten Blaulichtorganisationen, von der Leitstelle Tirol. Eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Bergrettung, Polizei, Rettung, Feuerwehr und anderen Organisationen kann somit gewährleistet werden.

Die Bergrettung ist in erster Linie eine bodengebundene Rettungsorganisation. Besonders bei schlechtem Wetter, wenn kein Notarzthubschrauber mehr sicher fliegen kann, brechen unsere Rettungsmannschaften zu Fuß in Richtung Unfallort auf. Wenn es das Wetter erlaubt, nutzen die Teams aber natürlich jede Möglichkeit, den Patienten schneller zu erreichen: Hubschrauber, Liftanlagen, Skidoos usw. Der anhaltende Outdoorboom, insbesondere im Bereich des Bergsports, lässt die Einsatzzahlen der Bergrettungen im Alpenraum seit vielen Jahren stark ansteigen. In den „Tourismus-Hotspots“ mit besonders attraktiven Zielen für (Berg-)Sportler stoßen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer mitunter an ihre Grenzen. Alle Mitglieder gehen einer regulären Arbeit nach und sind auf die Toleranz ih-

2621

2650 2600 2550 2500 2450 2400 2350 2300 2250 2200 2150 2100 2050 2000 1950 1900 1850 1800 1750 1700 1650 1600

Anzahl der Einsätze 2351

rer Chefs angewiesen, um im Einsatzfall jederzeit den Arbeitsplatz verlassen zu können. Die 2962 m hohe Zugspitze ist eines dieser besonders attraktiven Ziele, und im vorangegangenen Bericht gibt die zuständige Ortsstelle Ehrwald Einblick in ihr hohes Arbeitsaufkommen.

Schon gewusst?

Veranstaltungen treut auch diverse Die Bergrettung be TrailrunningMountainbikerennen, am Berg: Ski- und bei denen eine viele andere Events, Wettbewerbe und lich werden ung vor Ort erforder medizinische Versorg könnte..

Generell gab es im Jahr 2017 mit insgesamt 2621 Einsätzen der Bergrettung Tirol einen neuerlichen Anstieg um 11,5 %. Besonders auf den Skipisten gab es deutlich mehr Einsätze, was auf die harten Kunstschneepisten im Winter 16/17 zurückzuführen sein dürfte. Auch unter den Mountainbikern gab es mit 144 Patienten einen Anstieg um fast 50 %. Ob sich hier der E-Bike-Trend widerspiegelt oder die stetig wachsende Zahl an DownhillStrecken bzw. Singletrails niederschlägt, werden die Analysen des Kuratoriums für alpine Sicherheit zeigen. Im laufenden Jahr 2018 wurden bis Mitte August bereits über 2200 Einsätze von der Bergrettung Tirol abgewickelt. Somit ist es bereits jetzt so gut wie sicher, dass das Jahr 2018 wieder einen neuen Einsatzrekord bringen wird.

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TOUR NOTFALLBIWAK

SCH UT DOL ZHÜ O M IT E

Wertvolle Wolkenhäuser „Biwakschachteln retten viel mehr Leben, als wir vermuten“ Gerald Lehner sprach mit Daniel Rieser über sein ehrenamtliches Engagement für Biwakschachteln: ein Plädoyer für Erhalt und Pflege von Notunterkünften.

SCHUTZHÜTTE CAIRNGORMS Bergrettung Tirol

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TTE ZHÜ U T U SCH N NAS A JA P

ÜTT E EN

[ I]

m Jänner 2018 hat ein Schneeschuhwanderer aus Deutschland zehn Tage allein im winterlichen Hochgebirge überlebt. Er war auf einer Fernwanderung zwischen Tirol und Salzburg unterwegs, geriet in längeres Schlechtwetter mit Schneestürmen und suchte Zuflucht beim „Prax Biwak“, einer kleinen Biwakschachtel weit oben in den einsamen Loferer Steinbergen mit ihren großen Höhenunterschieden. Die Lawinengefahr unterhalb des 2511 Meter hohen Ochsenhorns wurde in diesen Tagen und Nächten immer größer. Wäre der Schneeschuhwanderer rasch ins Tal abgestiegen, hätte er leicht in Lawinen sterben können, sagen Bergretter. Der Deutsche konnte sich mit einem Kocher in dem Biwak, vorhandenem Brennstoff, geschmolzenem Schnee, Tee und Suppe warmhalten. Nach zehn Tagen wurde der mittlerweile Hungernde von der Besatzung des Polizeihubschraubers ausgeflogen und gerettet. Gerald Lehner, ORF-Redakteur in Salzburg und Ehrenamtler bei der Tiroler Bergrettung, suchte damals ein Foto von dieser Biwakschachtel für die ORF-Nachrichten. Er stieß im Web auf den Alpinisten Daniel Rieser. Der Tiroler betreibt auf Facebook ein eigenes Portal zu diesem Thema und ist überzeugt, dass kleine Biwakschachteln seit langer Zeit viel mehr Menschen-

leben retten, als viele vermuten. Wir haben Daniel zum Interview gebeten.

Warum engagierst Du Dich ehrenamtlich für die Dokumentation von Biwaks und Winterräumen in den Bergen? Rieser: Sie ermöglichen uns eine einfachere Tourenplanung, wenn wir Dinge tun wollen, die nicht alle tun. Wenn ich weiß, dass es in einem Biwak eine Kochstelle gibt, dann kann ich mir Kocher und Brennstoff im Rucksack ersparen. Auf unserem Portal kann man sich anschauen, wie ein Biwak innen aussieht. Wir können durch solche Unterkünfte außerhalb der normalen Hüttensaison auch Touren machen, die sonst kaum oder nicht möglich wären. Ein geschickt gewähltes Biwak bringt dir als Bergsteiger große Freiheit. Ich bin auf niemanden angewiesen und muss mich selbst verpflegen. In unserer schnelllebigen Zeit können solche einsamen Touren über zwei oder drei Tage den Erholungswert von einer Woche Urlaub haben. Es ist ein großer Luxus, zumindest kurz so einfach leben zu können.

Geht die Bergsteiger-Community sorgsam genug mit BiwakUnterkünften um? Es geht bei dem Thema nicht nur um Biwakschachteln, sondern auch um Winterräume von Hütten, wenn sie

nicht bewirtschaftet werden. Wenn ich mir die Probleme mit dem Raum auf der Stüdlhütte in Osttirol beim Großglockner ansehe, dann mache ich mir Gedanken, wohin der Massentourismus noch führt. Beim Glockner gab und gibt es immer wieder extreme Verschmutzungen und einen Missbrauch der Einrichtung. Hier sind wir als Bergsteiger alle gefordert! Hinterlasst Biwaks und Winterräume sauber und in gutem Zustand! Das ist unsere Ehre und Pflicht im Gebirge. Ich komme oft in gut gepflegte Biwaks, und wenn ich irgendwo liegengelassenen Müll sehe, dann nehme ich ihn selbst mit ins Tal.

Was meinst du mit Massentourismus? Winterräume und Biwaks an „Modebergen“ wie dem Glockner und anderen werden in den letzten Jahren immer stärker besucht, weil die Zugänge zum Bergsteigen durch den Klimawandel, bessere und viel leichtere Ausrüstung und digitale Tourenplanung ganz anders geworden sind. Manches wird machbarer für Leute, die früher manchen Touren kaum oder nicht gewachsen waren. Bei Besuch und Andrang wird aber wohl bald ein Zenit erreicht. Es dürfte wieder rückläufig werden, das ist immer so eine Pendelbewegung beim sogenannten Trendsport.

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TOUR NOTFALLBIWAK

Nehmen wir ein Beispiel. Das Biwak hoch oben in der riesigen Watzmann-Ostwand wird mittlerweile von vielen nicht mehr als Notoption gesehen, sondern als billige Übernachtungsmöglichkeit in oftmals schlechte Tourenplanung eingebaut, wie Bergführer kritisieren.

Es ist egal, ob jemand Geld sparen will oder nicht. Ausschlaggebend ist der allgemeine Umgang mit einem Biwak!

Es ist egal, ob jemand Geld sparen will oder nicht. Ausschlaggebend ist der allgemeine Umgang mit einem Biwak. So lange es sauber bleibt, nichts ruiniert wird und auch sonst kein zu großer Dauerandrang herrscht, dann spricht nichts gegen eine solche Nutzung. Wenn ein Biwak jedoch zur „Partymeile“ verkommt, dann muss etwas dagegen getan werden. Zu viel Alkohol hat in den Bergen ohnehin nichts verloren. Ich kenne Biwaks, wo das mittlerweile ziemlich schlimm ist.

Was können Alpinisten selbst tun, damit auch künftig Biwaks betrieben werden können? Das ist sehr einfach. Verlasst jeden Platz so, wie ihr ihn vorfinden möchtet. Sauber und in Ordnung. Zahlt die Gebühr, die fast überall vorgeschrieben und sozial verträglich ist. Lasst nichts mitgehen und knackt ja nicht die Kasse. Passiert leider immer wieder. Füllt eventuell Holz oder Brennstoff nach, verschließt alles sauber und wetterdicht, meldet Schäden und Auffälligkeiten der zuständigen Sektion oder dem Hüttenwirt. Der Hausverstand ist wichtig, und manchmal hat man den Eindruck, dass es ihn immer seltener gibt. Ich bin überzeugt, dass Biwaks und Winterräume seit langer Zeit viel mehr Menschenleben retten und gerettet haben, als wir vermuten. Vieles passiert in kleinem Kreis und wird der Öffentlichkeit und den Medien, aber auch den Einsatzkräften und der Alpinpolizei nie bekannt. Biwakschachteln schützen uns in erster Linie vor dem Wind. Der ist neben der Nässe der eigentliche Killer in den Bergen, egal zu welcher Jahreszeit.

E ÜTT TZH O U H SC TIN TREN

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BIVACCO DE TONI IN DEN SEXTENER DOLOMITEN


KONTAKT: danielrieser@gmx.at BIWAKS, WINTERRÄUME AUF FACEBOOK: facebook.com/winterraum/ ORF-STORY ÜBER DIE ZEHNTÄGIGE BIWAKODYSSEE IN DEN LOFERER STEINBERGEN: salzburg.orf.at/ news/stories/2891258/

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A U S T R I A L P I N . AT

Zur Person: Daniel Rieser ist 33 Jahre alt, lebt in Kitzbühel (Tiroler Unterland), arbeitet als Facility Manager und engagiert sich ehrenamtlich auch als Feuerwehrmann. Er ist erst seit fünf Jahren als Bergsteiger unterwegs. Es begann mit Wanderungen, dann kamen Kletterkurse. Neben dem Sportklettern kam er zum Alpinismus und auch zu Klettersteigen. Er hat mittlerweile mehr als 400 absolvierte Klettersteige im Tourenbuch. Klassisch-alpine, nicht zu schwierige Klettereien mit wenig technischer Absicherung und Hochtouren mag er auch: „Und oft suche ich mir Sachen in der Nähe eines Biwaks oder einer Hütte mit Winterraum, die wir in Facebook noch nicht gelistet haben.“ An der Einsamkeit in den Bergen in Kombination mit dem Internet schätzt Daniel Rieser die Kontakte zu anderen Bergsteigern, die guten Willen und eine Motivation für das Gemeinwohl haben: „Dazu kommt immer wieder die geografische Abgeschiedenheit, das einfache Leben weit oben mit keinem übertriebenen Luxus. Mit dem Portal in Facebook möchte ich der Allgemeinheit etwas zurückgeben und die Dinge vereinfachen.“

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Fotos: Daniel Rieser

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NATUR DER WETTERBAUM

Magische Einsiedler an der Waldgrenze

Alexander Stoiser ist ein naturbegeisterter Förster und ehrenamtlich für die Bergrettung tätig. Bei seiner Arbeit für den forsttechnischen Dienst der Wildbach- und Lawinenverbauung Bludenz ist er häufig bei Hochlagenaufforstungen im Hochgebirge unterwegs und kennt diese Baumsolitäre bestens. Vor allem fasziniert ihn die Vorstellung, was diese oft mehrere hundert Jahre alten Einzelgänger „erlebt“ haben. Vieles davon teilen sie dem geübten und geschulten Blick

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des Försters mit. Ihr ungefähres Alter, die Anzahl der Blitzeinschläge, Verletzungen im Wurzelbereich, Krankheiten durch Schädlingsbefall – all das erschließt sich bei näherer Betrachtung und macht den Wetterbaum noch vertrauter.

Foto: Marion Klages

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o blumig beschrieb der Schweizer Agraringenieur Alois Larry Schnidrig 1935 den Wetterbaum. Sturmumtost, windzerzaust, vom Blitz gezeichnet – welch eine Charaktergestalt, allem trotzend, knorrig unbeugbar, Zeuge unzähliger Schlachten der Elemente! Das eine sind die geläufigen Emotionen und Bilder, die der Bergsteiger bei der Begegnung mit diesen Urviechern verbindet, das andere die forstwissenschaftlichen Details und Fakten, die der Kenner zu einem ebenso spannenden Bild zusammensetzt.

Hier und dort steht noch so ein Recke treu auf seinem Posten, mit zerschmettertem Schaft, und streckt aus dem Felsengeröll wie eine Streitaxt kampfeslustig den Arm hervor oder kauert wie ein Greis, den der Sturm des Lebens auf die Krücken darniedergebeugt hat.

„Wetterbaum ist ja keine botanische Bezeichnung. Also ich verstehe darunter einen Solitär in der Kampfzone, an der absoluten Waldgrenze und an einem exponierten Standort, einer Ecke, um die ständig der Wind pfeift. Bei uns im Montafon finden sich meist Fichten oder Zirben, es gibt

aber auch Bergahorne und Weißtannen als Wetterbäume. Besonders auffallend ist der Wuchs. Im Bestand sind die Stämme meist gerade mit gleichem Durchmesser. Wetterbäume wachsen abholzig, der Stamm wird nach oben hin deutlich dünner, fast kegelförmig. Auf der Westseite sind sie besonders exponiert und passen den Wuchs der Äste der Windrichtung an, ein Phänomen, das man an Küsten gut sieht, wo ganze Baumreihen als sogenannte Windflüchter geneigt wachsen, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Besonders wild sieht ein Wetterbaum aus, wenn der Blitz den Wipfel abschlägt und die Seitenäste im sogenannten Kandelaberwuchs einen neuen Wipfel ausbilden“, sagt Stoiser.


Vieles erschließt sich nicht auf den ersten Blick, beispielsweise die Einflüsse durch den Klimawandel. „An der Waldgrenze gibt es keine Borkenkäfer. Die kommen nicht so weit hinauf. Aber inzwischen finden sich Käfernester auf 1700 Metern Höhe, bis vor wenigen Jahren absolut ausgeschlossen. Auch die Waldgrenze ist menschlich beeinflusst und lag früher bis zu 300 Meter höher. Wir wissen das aus Funden sehr alter Ziegenställe aus Zirbenholz und Lärchenholzresten, die wir ebenfalls dort oben fanden. Das Holz haben die Almbauern damals sicherlich

nicht da hochgetragen. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, durch Experimente irgendwelchen historischen Limits nachzueifern. Wir orientieren uns an der bestehenden natürlichen Umgebung von Baumrotten und kopieren die Situation bei der Aufforstung. So ein Wetterbaum hat sein eigenes Ökosystem, bietet Kleinstlebewesen, Pilzen und Flechten Lebensraum, Weidevieh und Hirten finden Schutz vor Sonne und Regen. Die jungen, wild ausgesamten Bäume reißen die Almbauern meist raus, weil sie die Weidefläche beeinträchtigen, die alten Schutzpatrone aber halten sie in Ehren“, erklärt Stoiser.

Durch ihre exponierte Lage zeigen viele Wetterbäume Spuren von Blitzeinschlägen.

Natürlich haben die Solitäre auch ihre Bedeutung in der Volkskultur, als Kraftplätze oder Treffpunkte von Geistern und Dämonen, eher ein Thema für Volkskundler oder Historiker und sicherlich eine eigene Geschichte wert. „Aber mich begeistern sie schon auch. Wenn Jungbäume durch Schneegleiten niedergedrückt werden, stehen sie nach der Schneeschmelze wieder auf und bilden einen gekrümmten Fuß, als würde ein Alphorn aus dem Boden wachsen. Bäume sind Kämpfer“, meint Stoiser, „da können wir Menschen durchaus etwas von ihnen lernen“.

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DAS

SANFT ABLASSEN!

ALLER

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LETZTE

s war mir vor gut 20 Jahren schon eine Ehre, mit Pit Schubert, damals Leiter der Sicherheitsforschung im Deutschen Alpenverein, für die TV-Sendung Bergauf – Bergab zum Thema Bohrhakensicherheit zu drehen. Mein Part: An der Schlüsselstelle scheitern, Pit hält den Fangstoß, ich seufze erleichtert „Gott sei Dank hält der Haken, weil’s ja ein Bohrhaken ist“. Pit sichert mit meinem Grigri. Die Art, wie er das Gerät anschaut, will mir nicht gefallen. Alle sichern im Klettergarten mit Grigri. „Sag bloß, Pit, du kennst den Grigri nicht“, frage ich argwöhnisch. „Quatsch, einhängen, Seil rein, schließen, Seil ausgeben und zum Ablassen am Hebel ziehen“, sagt Pit. „Richtig, los geht's!“

DAL AN EK DOTE N AU S DE

M LE BE N

„Danke, perfekt“, kommt die befreiende Ansage. Ich rufe Pit zu: „Jetzt lass mich bloß endlich runter, Pit“ und sehe noch den zögerlichen Griff an den Hebel und dann den beherzten Ruck. Aus zwei Metern Höhe schlägt mein Allerwertester ungebremst in den Waldboden. Die Zehen können wackeln, der Kopf nicken, meine Hände haben Gefühl, wie durch ein Wunder ist nichts gestaucht oder geprellt und die Wirbelsäule noch am Stück. Da fällt mein Blick zwischen meine Beine. Im Schritt ragt ein dreißig Zentimeter scharfkantig abgeschnittener Baumstumpf neben den Kronjuwelen meiner Familienplanung zwischen der Kletterhose empor. Ich spüre das Blut aus meinem Gesicht weichen und wie die Übelkeit hochsteigt. Ein einziger Schrei bringt wieder etwas Kontrolle in meine Gefühlslage: „Sch…., Piiit !"

Klappe 8

Klappe 1

GOTT SEI DANK!

Ich scheitere an der 6+ fliege, Pit hält, Szene im Kasten! Einwand vom Ton: „Da war ein Lkw, bitte nochmal!“ Ich scheitere an der Schlüsselstelle, Pit hält – ein Flugzeug brummt im Hintergrund, bevor ich mein Bohrhakenlob aussprechen kann. Nächster Versuch, irgendwie fliege ich mit weniger Licht. „Wir hatten die ganze Zeit Sonne, bitte nochmal, wenn die Wolke weg ist“, sagt der Kameramann Sepp Wörmann. Zefix, allmählich könnte es mal klappen, denn so langsam wird die 6+ schwerer. Im siebten Anlauf ist meine Laune im Eimer, die Bohrhakenhymne ein genuscheltes „Klar, dass der Dreck hält, ist eh gebohrt.“ So geht’s nicht, bitte nochmal. Klappe, bullshit die Neunte!

Klappe 2

Klappe 6

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