Magazin Für Förderer der Bergrettung Tirol

Page 1

2 0 2 1

Förderer M A GA Z I N F Ü R F Ö R D E R E R D E R B E R G R E T TU N G T I R O L

Auf der sicheren Seite Bergungskostenschutz als Plus für Förderer

Interview Bergrettung zwischen Einsatzplus und Corona-Krise

Jamtal Im Zentrum der Tiroler Bergretterausbildung


Editorial

Flugrettung Lebensrettung ist Teamarbeit.

Hermann Spiegl Landesleiter

Anton Mattle 1. stv. Landesleiter

Bruno Berloffa 2. stv. Landesleiter

G 1348_20

Liebe Förderinnen und Förderer, der schöne Sommer 2020 war geprägt von höheren Urlauberzahlen in Berg- und Wandergebieten und damit verbunden erneut steigenden Einsatzzahlen für die ehrenamtlich arbeitenden Bergretterinnen und Bergretter. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch verstärkt: Einerseits haben immer mehr Menschen durch die Corona-Krise auf eine Flug- oder Städtereise verzichtet und sich für einen Urlaub in den Bergen entschieden. Andererseits bedeutet die Pandemie zusätzliche Herausforderungen für den Bergrettungsdienst: Um die Sicherheit und Gesundheit der Bergrettungskräfte und der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, mussten und müssen strenge Hygienemaßnahmen gesetzt werden. Wobei es gerade in den Anfangswochen äußerst schwierig war, entsprechende Schutzmaterialien zu organisieren. Ein enormer Aufwand, mit dem Landesleitung und Ortsstellen der Bergrettung Tirol zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit konfrontiert waren. Unsere Aufgabe als Bergrettung ist es, jedem im unwegsamen Gelände in Not Geratenen zu helfen. Dafür bereiten wir uns ständig vor. Gleichzeitig forcieren wir mit Partnerorganisationen die Präventionsarbeit. Dadurch soll das Bewusstsein für die Gefahren im Gelände geschärft und in der Folge versucht werden, die Unfallzahlen zu senken. Unsere Aufgabe als Landesleitung der Bergrettung Tirol ist es außerdem, die ausgezeichnet funktionierende freiwillige Einsatzbereitschaft in den Ortsstellen zu erhalten. Die Bergrettung wird auch in Zukunft nur im Rahmen der Freiwilligkeit machbar und finanzierbar bleiben. Die Absicherung der gegenwärtigen und zukünftigen Finanzierung der Bergrettung ist somit eine stetige Herausforderung. Die Bergretterinnen und Bergretter arbeiten zu 100 Prozent freiwillig, also ohne einen Cent dafür zu bekommen, und müssen zusätzlich ihre persönliche Ausrüstung selbst kaufen. Aufgrund unserer finanziellen Ausstattung ist es nur möglich, einen sehr kleinen Zuschuss zu den einsatzrelevanten Ausrüstungen beizusteuern. Durch Ihren Beitrag helfen Sie als Förderin bzw. Förderer sehr wesentlich, die Finanzierung der Bergrettung zu sichern. Die Einnahmen aus dem Bereich der Förderermittel stellen neben dem Zuschuss des Landes Tirol eine der Hauptsäulen unserer Finanzierung dar. Mit Ihrem Fördererbeitrag tragen Sie also wesentlich zur Finanzierung einer funktionierenden Bergrettung bei, profitieren aber gleichzeitig auch von dem mit dem Fördererbeitrag verbundenen Bergungskostenschutz. Herzlichen Dank daher an alle, die uns unterstützen!

Stefan Hochstaffl Präsident Österreichischer Bergrettungsdienst

Bergrettung geht vernetzt und gestärkt durch die Krise Die besondere Situation und die Herausforderungen rund um die Pandemie haben natürlich auch vor dem Österreichischen Bergrettungsdienst (ÖBRD) nicht haltgemacht. Da der ÖBRD vom Bundesministerium für Inneres als kritische Infrastruktur eingestuft wurde, sind wir durch den ÖBRD-Bundesverband auf staatlicher Ebene eingebunden und bereits frühzeitig mit Informationen rund um Covid-19 versorgt worden. Der Umgang mit einem derartigen Virus stellte für alle ÖBRD-Landesorganisationen, die Mannschaften und die Einsatzleitungen im Besonderen eine völlig neuartige und große Herausforderung dar. Durch die Vernetzung über den Bundesverband konnten Wissen über die ÖBRD-Landesgrenzen hinweg ausgetauscht, gemeinsame Strategien zur Bewältigung der Sonderlage entwickelt und letztlich unseren insgesamt rund 13.000 Bergretterinnen und Bergrettern zur Verfügung gestellt werden. Erfreulich ist auch, dass wir einige österreichweit wirksame Projekte umsetzen konnten. Allen voran die neue Vermisstensuchmethode mittels RECCO-SAR-Helikopter-Detektoren, welche Verunfallten zugutekommt und auch Risiken und Aufwände für unsere Einsatzkräfte minimieren kann. Auch abgestimmte und koordinierte Öffentlichkeitsarbeit zu verschiedenen weiteren Themen konnte getätigt werden. Durch gemeinsame Einkäufe und intensivierten Austausch gelingt es uns, wirtschaftlich zu handeln und die Qualität unserer Leistung zu steigern, aber auch unsere ehrenamtlichen Referenten zu entlasten. Organisationstechnisch konnte ebenfalls ein großer Schritt gemacht werden, um den Bundesverband zukunftsfit und zeitgemäß aufzustellen. So wurde die Geschäftsstelle erstmals auch in den Statuten des Vereins verankert. Trotz all der Optimierungen sind wir auch weiterhin auf Unterstützung von Politik, Wirtschaft und privat angewiesen. Dazu möchten wir Sie ersuchen bzw. uns bei Ihnen für bereits Getanes herzlich bedanken. Gleichzeitig wünsche ich Ihnen schöne und vor allem unfallfreie Bergerlebnisse! EDITORIAL

3


5

Inhalt

COVID

5 INTERVIEW Landesleiter Hermann Spiegl über steigende Einsatzzahlen und die Herausforderungen durch Covid-19

treibt Bergrettungseinsätze in die Höhe

8 HINTERGRUND Zahlen, Daten und Fakten zur Bergrettung Tirol

Das Jahr 2020 forderte aufgrund der CoronaPandemie auch die Bergrettungskräfte über das normale Maß hinaus. Dank Professionalität und Sorgfalt konnten jedoch alle Herausforderungen bewältigt werden, wie Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung Tirol, betont.

10 DAS PLUS FÜR FÖRDERER Bergungskostenschutz, Fördererpakete und Onlineshop 12 TIPPS Sicherheitsempfehlungen der Bergrettung Tirol

22

14 KOOPERATION Der ÖBRD setzt das RECCO-SAR-System bei der Suche nach Vermissten ein. 16 GUT ZU WISSEN Die Schwierigkeitsskalen beim Bergsteigen, Klettersteiggehen und Bouldern 18 SCHNEESCHUHWANDERN Stressfreies Erlebnis in verschneiter Landschaft. Dabei werden mögliche Risiken oft übersehen. 22 MEDIZIN Die Bergrettung Tirol setzt auf coole Ideen mit wissenschaftlicher Untermauerung. 24 PERSPEKTIVENWECHSEL Einsätze aus der Sicht der Bergrettungskräfte 30 AUSBILDUNGSZENTRUM JAMTAL Wo sich Tirols Bergretterinnen und Bergretter auf ihre Arbeit vorbereiten.

30

32 PORTRÄT Vinzenz Klimmer, Spitzenkoch aus St. Anton am Arlberg, schwingt für die Bergrettungsmitglieder den Kochlöffel.

www.bergrettung.tirol

34 VINZENZ TIPP Das Rezept für Moosbeer-Preiselbeer-Riegel zum Nachbacken

IMPRESSUM FÖR DER ERMAGAZI N DER BERGR ETTU NG TI ROL, NOVEMBER 2020 Herausgeber und Medieninhaber Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140, E-Mail: office@bergrettung.tirol Produktion Mag. Christa Hofer ­Medienraum e.U., 6410 Telfs Redaktionelle Koordination Christa Hofer, Hermann Spiegl, Anton Mattle, Bruno Berloffa, Franz Hoppichler, Claudia Greier Redaktion Nils Hackl, Christa Hofer, Franz Hoppichler, Peter Ladstätter, Daniela Pfennig, Hermann Spiegl Foto Titelseite Christian Eder Fotos Seite 3 Bergrettung Tirol, Tommy Thaler, Alberto Bernasconi, Martin Gurdet/ÖBRD Fotos Seite 4 Bergrettung Tirol, Nils Hackl, Markus Isser Lektorat Elke Meisinger-Schier Grafik frischgrafik.at Druck kbprintcom.at, Druck + Kommunikation GmbH, Gutenbergstraße 2, 4840 Vöcklabruck Anschrift für alle Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140

INTERVIEW CHRISTA HOFER FOTOS TOMMY THALER, BERGRETTUNG TIROL/CHRISTIAN EDER

Titelseite Bergretterinnen und Bergretter bei Übungen im Gelände. Foto Christian Eder

4

INHALT/IMPRESSUM

1

1 Maskenpflicht: Übungen und Kurse fanden entsprechend den vorgegebenen Sicherheits- und Hygienevorschriften statt (im Bild bei einem Kurs in der Wattener Lizum).

AUSBILDUNG

5


Hermann Spiegl, Landesleiter Bergrettung Tirol

Interview

Was war besonders herausfordernd in diesem Jahr – im Frühjahr, aber auch nach dem Lockdown? Hermann Spiegl: Als besondere Herausforderung empfand ich die ständige Ungewissheit über die weitere Entwicklung. Vieles bereits fertig Geplante musste im letzten Moment wieder geändert werden. War die Bergrettung Tirol schon einmal mit einer derartigen Ausnahmesituation konfrontiert und hatten Sie mitunter das Gefühl, die Situation überrollt Sie und die Bergrettung? Hermann Spiegl: In den letzten 42 Jahren, in denen ich als Mitglied bei der Bergrettung tätig bin, kann ich mich nicht an eine ähnliche Situation erinnern. Aber in keinem Moment im Jahr 2020 war auch nur ein Anflug zu spüren, überrollt zu werden. Die Unterstützung, die Professionalität und vor allem die blendende Zusammenarbeit mit unseren beiden Landesärzten und dem gesamten Covid-Team in unseren Reihen war immer ausgezeichnet und sehr produktiv.

Unverletzten, die jedoch aufgrund von Überschätzung, Erschöpfung etc. betreut und geborgen werden mussten.

Was raten Sie jenen, die nicht so viel Erfahrung im Gelände haben? Hermann Spiegl: Für alle, die nur im Urlaub etwas in den Bergen unternehmen wollen, rät die Bergrettung, sich für diese Touren einen Bergführer oder eine Bergführerin zu nehmen. Für jene, die sich entschließen, häufiger in die Berge zu gehen, wäre die Mitgliedschaft in einem alpinen Verein ratsam.

Die Steigerung bei den Einsatzzahlen bringt so manche Ortsstelle an ihre Grenzen. Ein Umstand, der durch die Corona-Krise noch verstärkt wurde. Wie reagiert die Bergrettung Tirol darauf? Gibt es konkrete Lösungsansätze? Hermann Spiegl: Als Lösungsansätze gibt es für diejenigen Gebiete, in denen aufgrund von Attraktionen wie Klettergärten, Downhill-Strecken, Outdoor-Veranstaltungen und Outdoor-Wettkämpfen lokal sehr Stillstand wird und häufig Einsätze entstehen, diese in einem dem winterlichen Pistendienst ähnlichen kann es auch aufgrund der Pandemie Schema zu organisieren. Übersteigt die Tänicht geben, aber alle tigkeit für diese Bereiche die Möglichkeiten der freiwillig agierenden Ortsstelle, muss unsere Aktivitäten in diesen Fällen ein professionelles System werden komplizierter organisiert werden. Diesbezüglich gibt es werden. bereits Beispiele, die von der Bergrettung Tirol organisiert wurden. Dabei wurden allseits – bei Verletzten, bei den Betreibern dieser Parks, aber auch bei der Bergrettung Hermann Spiegl Tirol – sehr gute Erfahrungen gemacht. Landesleiter Bergrettung Tirol

Hat die Corona-Krise auch Einfluss auf die finanzielle Situation der Bergrettung? Hermann Spiegl: Ja, das heurige Jahr ist aufgrund vieler unvorhersehbarer Aufwendungen – zum Beispiel für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen – ein sehr teures Jahr und wir werden trotz Einsparungsmaßnahmen in fast allen Bereichen höchstwahrscheinlich noch auf Rücklagen zurückgreifen müssen. Ich hoffe aber, dass alle dafür Verständnis haben.

Welche Verletzungsmuster bzw. Alarmierungsgründe gab es besonders häufig? Hermann Spiegl: Die größten Steigerungsraten gab es bei Unfällen mit Mountainbikes bzw. E-Mountainbikes mit den üblichen Verletzungsmustern, also im Bereich der oberen Gliedmaßen und Schultern, sowie bei Bergungen von sonst INTERVIEW

Wie schaut Ihr Blick in die Zukunft aus? Welche Herausforderungen sehen Sie für die nächsten Monate – auch angesichts der unklaren Situation durch Covid-19? Hermann Spiegl: Die für uns normalerweise wichtigen kameradschaftlichen Aspekte sind auch in den nächsten Monaten pandemiebedingt sicher nur eingeschränkt möglich. Wir beschränken uns darauf, die notwendigen Dinge wie Übungen, Einsätze, Besprechungen, Vereinsversammlungen etc. entsprechend den immer aktuell gültigen Vorschriften durchzuführen,

und sind sehr bedacht darauf, der hohen Verantwortung einer Rettungsorganisation betreffend Prävention nachzukommen. Wie sich die Herausforderungen entwickeln, ist schwer bzw. gar nicht vorauszusagen, denn dies hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Die größte Herausforderung ist die Unvorhersehbarkeit und die notwendige Reaktion auf Vorschriften, die sich beinahe im Wochentakt ändern. Wie geht es zum Beispiel mit Schulungen und Kursen, aber auch bei der Einsatzabwicklung weiter? Hermann Spiegl: Wir haben die Ampelregelung mit dem bereits im Frühjahr bewährten Covid-Team, bestehend aus unseren beiden Landesärzten, drei hauptamtlichen Angestellten im Medizinbereich und der Landesleitung, auf die Bergrettung übersetzt und dies allen Ortsstellen kommuniziert. Im Detail werden uns die Pandemie und die sich daraus ergebenden Vorschriften weisen, in welcher Form es weitergeht. Stillstand wird es nicht geben, aber alle unsere Aktivitäten werden komplizierter werden.

Viele Menschen sind heuer in den Bergen unterwegs, die ihre Freizeit, ihren Urlaub sonst woanders verbringen. Wie hat sich das auf die Einsatzzahlen der Bergrettung Tirol ausgewirkt? Hermann Spiegl: Nach einem aufgrund des Lockdowns sehr ruhigen Frühling und Frühsommer ist aufgefallen, dass eine vermehrte Anzahl von Urlaubern auf Wandern in den Bergen umgestiegen ist und dieser Trend anhält. Dies hatte zur Folge, dass es vermehrt zu Einsätzen kam, da eine erhöhte Anzahl an Menschen ohne alpine Erfahrungen unterwegs gewesen ist. Somit gestalteten sich etwa die beiden Monate Juli und August zu den einsatzstärksten Monaten, die es je in der Bergrettung Tirol gegeben hat.

6

Haltung, die sicher in den letzten Jahren immer öfter auftritt, die Geduld auf die Probe gestellt. Wichtig ist jedoch, dass die Leute, die sich im alpinen Gelände bewegen, ein Bewusstsein entwickeln, dass die Natur dort oftmals gnadenlos ist und selbst bei bestens funktionierender Hilfe ein kleines Problem in den Bergen mitunter gravierende Folgen haben kann. Zusätzlich versuchen wir, darauf hinzuweisen, dass Vorsorge über Versicherungen getroffen werden sollte, um die mitunter hohen Bergungskosten abgesichert zu haben.

Die Bergrettung Tirol wird seit einiger Zeit stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen, und zwar nicht nur nach spektakulären Einsätzen. Was bedeutet dies für die Bergrettung und ihre Arbeit? Hermann Spiegl: Die zunehmend durchwegs positive Wahrnehmung der Bergrettung in der Öffentlichkeit ist sehr gut für uns. Gleichzeitig bedeutet dies auch eine Verantwortung, dieser Wahrnehmung gerecht zu werden. Verändert sich damit auch die Erwartungshaltung der Menschen, die die Hilfe der Bergrettung benötigen? Hermann Spiegl: Meistens erfahren die Bergretterinnen und Bergretter große Dankbarkeit von den Geretteten. Die Erwartungshaltung wird eigentlich immer durch die Leistungen unserer Einsatzkräfte übertroffen. In den letzten Jahren hat sich der Eindruck verstärkt, dass die Vollkaskomentalität bei so manchem „Bergfreund“ zunimmt. Was bedeutet dies für die Bergrettung und wie reagiert sie darauf? Hermann Spiegl: Manchmal, nicht sehr oft, wird durch diese

2

2 Besonders in den Sommermonaten verzeichneten die Bergrettungskräfte einen markanten Anstieg der Einsatzzahlen. Dank konsequenter Übungen waren die Bergretterinnen und Bergretter bestens darauf vorbereitet.


in Zahlen

Einsatzstatistik 2019

EINSÄTZE PRO BEZIRK Wirft man einen Blick auf die Einsatzstatistik der einzelnen Tiroler Bezirke, so verzeichnete Kitzbühel 2019 mit 985 Einsätzen die meisten Ausrückungen, gefolgt von Schwaz (356) und Kufstein (325). Rechnet man aus dieser Einsatzstatistik die Ausrückungen ohne Skieinsätze heraus, dann führte der Bezirk Schwaz (335) vor Imst (311) und Reutte (278).

GRAFIKEN NILS HACKL

91 4.613 250 4.363 3.785 466 175 63 81 Ortsstellen in Tirol

Mitglieder gesamt

Tätigkeit beim Unfall

weibliche Mitglieder

31%

männliche Mitglieder

aktive Mitglieder

UNFALLZAHLEN Bei der Zahl der Verunfallten (Tote, Verletzte, Unverletzte) gab es 2019 im Vergleich zu 2018 eine Steigerung von 4.955 auf 5.363. Die Zahl der Toten blieb mit 102 im Jahr 2019 (2018: 101 Tote) weiterhin auf einem hohen Niveau. Die meisten Unfälle verzeichnete die Bergrettung Tirol im Vorjahr beim Skifahren bzw. Snowboarden gefolgt vom Wandern. Die meisten Unfallopfer waren aus Deutschland, gefolgt von Österreich.

Anwärter & Anwärterinnen

Nationen

bereits überprüfte Anwärter in Grundausbildung

LIFEST YLE TR ADITION

Mitglieder Hundestaffel

Mitglieder Canyoninggruppe

EINSÄTZE TIROL GESAMT

Nach dem Rekordjahr 2018 sind die Einsatzzahlen auch 2019 weiter angestiegen. Allgemein zeichnet sich von den Unfallursachen, Zustand der Personen und deren Herkunft ein ähnliches Bild wie 2018. In Summe wurden von den Bergretterinnen und Bergrettern rund 44.000 Einsatzmannstunden geleistet. Durchschnittlich waren pro Einsatz fünf Bergretter und Bergretterinnen im Einsatz.

8

2015

2016

2017

2018

2019

Mitglieder:

4.427

4.463

4.558

4.566

4.613

Einsätze:

2.149

2.352

2.622

3.011

3.004

BERGRETTUNG TIROL

Zustand der Personen

T-Shirt „Nature rules“ € 39,90

Tirol Shop Innsbruck · Maria-Theresien-Straße 55 & Burggraben 3 · info@tirolshop.com W W W.TIR OL SHOP.COM


Förderer

+

Förderer

Mit der Bergrettung auf der sicheren Seite! Dank Bergungskostenschutz mit einem guten Gefühl im Gelände unterwegs

nde?

ä Aktiv im Gel

Als Förderin bzw. Förderer der Bergrettung Tirol genießen Sie weltweiten Bergungskostenschutz für sich und die ganze Familie!

INFO

online

TOP

Die Versicherung gilt für alle Förderinnen und Förderer nach Bezahlung des Fördererbeitrages. Mitversichert sind auch der bzw. die mit dem Versicherten im gemeinsamen Haushalt lebende Ehepartner/Ehepartnerin bzw. Lebensgefährte/Lebensgefährtin und die Kinder bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres.

Angebote

Der Versicherungsschutz gilt weltweit. Die Versicherungssumme beträgt 25.000 € pro Person für Bergungskosten. Dies sind Kosten, die anfallen, wenn dem Versicherten ein Unfall zustößt oder der Versicherte in Berg- oder Wassernot geraten ist und unverletzt, verletzt oder tot geborgen werden muss. Der Versicherungsschutz beginnt mit dem Folgetag der Einzahlung des Fördererbeitrages und endet am 31. 12. 2021. Bei Einzahlung des Fördererbeitrags zwischen 1. November und 31. Dezember 2020 gilt der Versicherungsschutz bis zum 31. Dezember 2021.

Paket

1

H I LFE

für Helfer

Paket Fördererbeitrag inkl. Bergungskostenschutz

€ 2pr8 o Jahr

Fördererbeitrag inklusive Bergungskostenschutz & Kalender

2

+

Der Bergungskostenschutz kann auch online, direkt über die Homepage der Bergrettung Tirol, abgeschlossen werden. Einfach unter www.bergrettung.tirol auf „Förderndes Mitglied“ klicken, hier geht es direkt zur Anmeldung. Wählen Sie auf dieser Seite je nach Wunsch unter den Optionen „Standard Anmeldung“ oder „Express Anmeldung“ und füllen Sie einfach die entsprechenden Felder aus. Auf diesem Weg können Sie sich neu registrieren oder mit Ihrer Förderernummer direkt einsteigen. Wenn Sie als Förderin bzw. Förderer eine bestimmte Ortsstelle der Bergrettung Tirol unterstützen möchten, können Sie dies beim Abschluss des Bergungskostenschutzes angeben. Ein Verzeichnis aller Tiroler Bergrettungsortsstellen finden Sie ebenfalls auf der Homepage (unter „Standorte“).

Förderinnen und Förderer der Bergrettung Tirol genießen nicht nur einen weltweiten Bergungskostenschutz, sie haben auch Zugang zu unserem Onlineshop. Dieser enthält eine Auswahl an Produkten, die jederzeit online bestellt werden können. Sie wurden außerdem exklusiv für Förderinnen und Förderer der Bergrettung Tirol zusammengestellt. Zum Beispiel: • Die neue Rucksackapotheke zum Preis von 30 Euro. Sie ist unverzichtbar für jede Tour und wurde vom Österreichischen Bergrettungsdienst in Kooperation mit dem Österreichischen Alpenverein und dem Österreichischen Bergführerverband unter dem Motto „light and fast“ konzipiert. Das wasserdichte kleine Päckchen, das am Klettergurt oder Bike fixiert oder im Rucksack mitgenommen werden kann, enthält eine Israeli (Emergency) Bandage, eine Rettungsdecke, ein Pflasterset, Einmalhandschuhe, ein Beatmungstuch und (Kletter-)Tape. • Merino Headband: Ein Schlauchtuch im Design der Bergrettung Tirol, das als Mütze, Tuch oder Stirnband verwendet werden kann. Material: Merinowolle. Preis: 28 Euro. • TirolWool Handytasche mit RECCO: Das Handy ist wesentlicher Bestandteil der persönlichen Sicherheitsausrüstung. Damit der Akku auch im Winter länger hält, entwickelte die Bergrettung eine wasserabwesende mit TirolWool gefütterte Hülle, die einen weiteren Vorteil bietet: Eingearbeitet ist ein RECCO-Reflektor, der helfen kann, Sie im Notfall schneller zu finden. Abmessung (innen)/maximale Handygröße: 14,5 cm x 7,5 cm. Gewicht: 25 Gramm. Preis: 25 Euro. • Nerven wie Seile: Das Buch der Autorin Irene Prugger und der Fotografin Maren Krings über die Bergrettung Tirol. Preis: 19,90 Euro. Interessiert? Mit Ihrer Förderernummer und einem von Ihnen gewählten Passwort können Sie direkt in den Onlineshop einsteigen. Einfach reinklicken unter www.bergrettung.tirol/shop

Mehr als 4.000 Bergretterinnen und Bergretter gibt es in Tirol. Sie stehen an 365 Tagen im Jahr bereit, um Personen zu helfen, die im alpinen Gelände in Not geraten sind. Auch wenn die Bergretterinnen und Bergretter ehrenamtlich arbeiten: Um den hohen Ausbildungsstandard und den Ankauf notwendiger Einsatzausrüstung finanzieren zu können, ist die Bergrettung Tirol zum Großteil auf Fördererbeiträge und Spenden angewiesen. Als Förderin bzw. Förderer unterstützen Sie somit direkt die Arbeit der Bergrettung Tirol. Sie möchten die Bergrettungskräfte zusätzlich zur Förderermitgliedschaft unterstützen? Die Bergrettung Tirol freut sich über jede Spende. Vielen Dank!

€hr 4pr0 a J o

k Vielen Dan tzung! rstü e t n U e r h I r fü Österreichischer Bergrettungsdienst Land Tirol

! 10

Weitere Informationen zum Bergungskostenschutz finden Sie unter: www.bergrettung.tirol

FÖRDERERAKTION

!

Florianistraße 2, 6410 Telfs   +43 5262 64140   www.bergrettung.tirol FÖRDERERAKTION

11


Im Notfall richtig reagieren Die Sicherheitstipps der Bergrettung Tirol helfen, im Notfall kühlen Kopf zu bewahren und die Rettungskette rasch in Gang zu setzen. TEXT BERGRETTUNG TIROL FOTO CHRISTIAN EDER

Von einem Moment zum anderen ist alles anders: War man bislang noch unbeschwert in der Natur unterwegs, braucht man selbst, ein Kamerad oder ein unbeteiligter Dritter plötzlich Hilfe. Doch was tun, wenn jemand gestolpert oder gestürzt ist, sich eine Verletzung zugezogen hat oder mit Herz-Kreislauf-Problemen konfrontiert ist? Schon im Vorfeld einer Tour gilt es, Vorbereitungen zu treffen. In den Rucksack müssen unbedingt ein Erste-Hilfe-Packerl und ein Handy mit voll aufgeladenem Akku (evtl. einen Ersatz-Akku mitnehmen).

RESPONSIVE TECHNOLOGY / Z E B R U

R E S P O N S I V E

H A L F

Z I P

T E E

Im Notfall

• Ruhe bewahren • Sofort den Notruf absetzen und die Anweisungen des Notrufexperten beantworten • Erste Hilfe leisten

Notrufnummern

Alpin

NOTRUF

140

Rettungs

NOTRUF

144

Beide verbinden einen in Österreich direkt mit dem zuständigen Disponenten.

Tipp

Im Nahbereich von Staatsgrenzen kann es vorkommen, dass das Handy sich automatisch in ein ausländisches Netz einwählt. In diesen Netzen funktionieren die österreichischen Notrufnummern nicht. Die Nummern daher am besten mit Landeskennzahl und Vorwahl abspeichern (also z.B.: +43 512 140). Besteht über den eigenen Netzanbieter keine oder eine schlechte Verbindung, weicht man auf die 112 aus. Diese Nummer funktioniert in jedem in- und ausländischen Netz.

App

Euro

NOTRUF

112

Notfall-App SOS-EU-Alp

Die Notfall-App der Bergrettung Tirol, die gemeinsam mit Land Tirol und Leitstelle Tirol entwickelt worden ist, funktioniert auch in Bayern und in Südtirol! Die App selbst kann kostenlos im Android Play Store oder im App Store iOS heruntergeladen werden. Der Vorteil: Wird der Notfall-Button der App betätigt, werden die aktuellen GPS-Koordinaten, der Akkustand des Handys und die Kontaktdaten an das Einsatzleitsystem der Leitstelle übermittelt. Gleichzeitig wird eine Telefonverbindung zum Notrufmelder aufgebaut.

App verwenden • • • •

Handy entsperren Die installierte App antippen Den Button „Notruf“ antippen Durch ein weiteres Antippen des „Notruf“-Buttons den Notruf bestätigen und damit automatisch absetzen WICHTIG: Die Ortungsfunktion (GPS) am Handy muss aktiviert sein.

12

NOTFALL

D R E I TA U S E N D E R B E S T E I G E N F Ü R D I E R E N O V I E R U N G D E S G L O C K N E R - B I WA K S J E D E R G I P F E L Z Ä H LT B I S Z U M 3 1 . D E Z E M B E R 2 0 2 0 !

S A L E WA . C O M / D E - AT/ S A L E WA 3 0 0 0


Fördereraktion von RECCO und ÖBRD Der 80 Kilo schwere Detektor kommt unter dem Hubschrauber hängend zum Einsatz.

Bestell-Info für Förderinnen und Förderer

Als Förderin bzw. Förderer können Sie beim Kauf eines oder mehrerer Reflektoren einen 20-Prozent-Rabatt einlösen. Wichtig: Dies ist nur über den Onlineshop von RECCO unter recco.com/shop-attachable-recco-reflector möglich. Verwenden Sie den –20%-Rabattcode beim Check-out: OEBRD_2020 Achtung! Ausschließlich Kreditkartenzahlung möglich. Die Aktion ist gültig bis zum 31. Dezember 2020 exklusiv für Förderinnen und Förderer des ÖBRD. Die Lieferung ist ab einem Bestellwert von 50 Euro kostenlos. Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an shop@recco.com

Helm RECCO-Rettungs-Reflektor zum Aufkleben auf Ski-, Kletter- und Radhelme. –20%-Förderer-Rabatt 19,60 statt 24,50 Euro

14

WERBUNG

Eine Personensuche im unwegsamen oder alpinen Gelände ist einsatztaktisch eine der schwierigsten Aufgaben für die Einsatzleiter des ÖBRD. Der Zustand abgängiger Personen ist meist nicht bekannt, von einer Verletzung oder anderen erschwerenden Situation wird aber grundsätzlich ausgegangen. So gilt es, bei solchen Einsätzen immer rasch und effizient zu handeln, um die abgängige Person schnellstmöglich zu finden. Eine Unterstützung zur Auffindung von Personen bieten die nur vier Gramm schweren Rettungs-Reflektoren der Firma RECCO. Durch den Einsatz eines speziellen Detektors, der an einem Polizeihubschrauber befestigt wird, können diese rasch lokalisiert werden. Das RECCO-SAR-Helikopter-Suchsystem Der SAR-Helikopter-Detektor kann vermisste Personen, die mit einem RECCORettungs-Reflektor ausgerüstet sind, vom Hubschrauber aus orten. Große Gebiete werden in 100 Meter breiten Korridoren aus einer Höhe von 100 Metern abgesucht. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h kann ein Quadratkilometer in ca. sechs Minuten abgesucht werden. Der RECCO-SAR-Helikopter-Detektor sendet dabei ein

Rucksack RECCO-Rettungs-Reflektor für die Trageschlaufen von Rucksäcken. –20%-Förderer-Rabatt 22,00 statt 27,50 Euro

Radarsignal aus, das den RECCO-Rettungs-Reflektor aktiviert. Der Reflektor reflektiert das Suchsignal in der Folge zum Detektor zurück. Die RECCO-Rettungs-Reflektoren werden entweder direkt in die Ausrüstung eingearbeitet, können aber auch separat an Rucksäcken und Helmen angebracht werden. Der RECCO-Rettungs-Reflektor selbst ist ein kleiner passiver Transponder, der keine Batterie benötigt und eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer hat. Drei Varianten Durch das Tragen von RECCO-Reflektoren unterstützen Sie die Arbeit der Bergretterinnen und Bergretter und ermöglichen rasche und mannschaftsschonende Suchaktionen. Als Dankeschön für Ihre Unterstützung als Förderin bzw. Förderer gibt es über die RECCO-Homepage die Möglichkeit zum vergünstigten Kauf der RettungsReflektoren (siehe links). Die RECCORettungs-Reflektoren sind in drei Varianten erhältlich: für die Befestigung am Rucksack, als Helmaufkleber oder als Gürtel aus flexiblem und robustem Material mit Metallschnalle und zwei integrierten RECCO-Rettungs-Reflektoren.

Gürtel Gürtel aus flexiblem und robustem Material mit Metallschnalle und zwei integrierten RECCORettungs- Reflektoren. –20%-Förderer-Rabatt 39,60 statt 49,50 Euro

Fotos: RECCO


MADE IN AUSTRIA.

Im Dschungel der Schwierigkeitsskalen Wer die Bewertungen von Bergwegen, Klettersteigen und Kletterrouten kennt, ist im alpinen Gelände sicher unterwegs. TEXT DANIELA PFENNIG FOTO ISTOCK/RA-PHOTOS

Blaue, rote und schwarze Bergwege Das Wegehandbuch des Österreichischen Alpenvereins beurteilt bei der Klassifizierung von Wegen deren schwierigste Stelle bei guten Weg- und Wetterverhältnissen. Die Breite des Weges, Neigungsverhältnisse und Absturzgefährdung werden genauso berücksichtigt wie die Häufigkeit von Seilversicherungen, der notwendige Gebrauch der Hände zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts oder zur Fortbewegung, die Häufigkeit und Schwierigkeit von Kletterstellen sowie die erforderlichen koordinativen Fähigkeiten. Eine entsprechende Ausrüstung und körperliche Fitness werden vorausgesetzt. • Bergwege mit blauem Punkt sind einfachere Wege, die schmal und steil sein können. • Bergwege mit rotem Punkt sind überwiegend schmal, oft steil angelegt, können absturzgefährdete Passagen aufweisen und es können kurze versicherte Gehpassagen vorkommen. • Bergwege mit schwarzem Punkt sind schmal, oft steil und absturzgefährdet. Es kommen gehäuft versicherte Gehpassagen und/oder einfache Kletterstellen vor, die den Gebrauch der Hände erfordern. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich.

SSSUPER SSSNELLER AUTOLOCK.

2008 um „Alpine Routen“ erweitert Alpine Routen führen in das freie alpine oder hochalpine Gelände und sind keine Bergwege im vorangegangenen Sinn. Sie können exponierte, ausrutsch- und absturzgefährdete sowie ungesicherte Geh- und Kletterpassagen enthalten. Sie werden in der Regel nicht angelegt oder gewartet, sind nicht markiert oder beschildert. Alpine Routen erfordern absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, gute Kondition, ausgezeichnetes Orientierungsvermögen, sichere Geländebeurteilung, alpine oder hochalpine Kletter- und Bergerfahrung sowie Vertrautheit im Umgang mit der erforderlichen Berg- und Notfallausrüstung. Die Übergänge von schwarzen Wegen, alpinen Routen und auch Klettersteigen sind fließend. Einteilung der Klettersteige Klettersteige werden auf 4- bis 6-stufigen Skalen eingeteilt. Die bekanntesten sind die in Österreich übliche „Schall-Skala“ (A bis F) und die verbale „Hüsler-Skala“ (K1 „leicht” bis K6 „extrem schwierig”). Bei beiden werden Klettersteige mit jeder Stufe schwieriger und die Anforderungen an Kraft, Ausdauer, technisches Können, Mut und Psyche steigen: Der einfachste Schwierigkeitsgrad ist dem Buchstaben A (Kletterschwierigkeit I–II) beziehungsweise der Aussage „wenig schwierig“ zugeordnet, während der höchste Schwierigkeitsgrad mit E oder „extrem schwierig“ angegeben wird. Die Entwicklung zu immer anspruchsvolleren Klettersteigen führte dazu, dass einige Routen die Skala sprengten und mit „F“ ein neuer Schwierigkeitsgrad hinzukam. Derzeit gibt es im Alpenraum zwei solche Klettersteige.

TIPP

16

TIPPS

Andere Länder, andere Schwierigkeitsskalen: Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) bietet Umrechnungstabellen, die Bergsteigern und Kletterern helfen, auch im Ausland Routen und Touren zu finden, denen sie gewachsen sind.

Bewertungssysteme beim Bouldern Boulderprobleme sind im Verhältnis zum Klettern kurz bis sehr kurz. Bei ihnen haben sich die französische Fb-Skala („Fontainebleau“) und die amerikanische V-Skala („Vermin“) durchgesetzt. Hinzu kommt noch eine extra Fb-Traversen-Skala für Boulderquergänge. Angefangen bei 2 („leicht“) geht es in a-, b- und c-Unterteilung bis 5. Anschließend gibt es eine glatte Bewertung, zum Beispiel 6a, oder eine Markierung mit einem „+“, was so viel bedeutet wie: schwerer als 6a. Der aktuell am schwersten bewertete Boulder hat den Grad 9a. Quelle: Österreichischer Alpenverein, www.alpenverein.at/portal/bergsport/sicheramberg/index.php

Öffnet problemlos. Schließt automatisch. Verriegelt zuverlässig. HMS RONDO mit Slide-Autolock Der schnellste Karabiner der Welt. AUSBILDUNG

17


Ein Trend mit Risikopotenzial

„Vor 20 Jahren habe ich mir gedacht: Schneeschuhwandern? Wer macht denn so was? Das fange ich nie an, weil ich begeisterter Skitourengeher bin“, erinnert sich Jörg Brejcha. Wenig später hat sich der Bergretter der Ortsstelle Reutte doch Schneeschuhe gekauft und diese Art des Wanderns lieben gelernt. „Es ist ein gemütliches, lässiges Dahinwandern, eine feine Sportart, genau richtig zum Entspannen an der frischen Luft, ohne Action und Zeitdruck“, schwärmt der 56-Jährige. Voraussetzung für ihn ist aber, dass das Schneeschuhwandern in einem entsprechenden Gelände ausgeübt wird: „Beschauliche Gebiete, wie zum Beispiel entlang der Lechauen, sind prädestiniert zum Schneeschuhwandern. Das sind Orte, an denen man kaum auf Menschen trifft. Oder auch Waldgebiete, die man mit Ski nicht erreicht. Dann ist es ein gewaltiges Naturerlebnis.“ Beliebt bei allen Altersgruppen Auch im Winter wollen Bergsteiger auf die Gipfel. Jörg Brejcha beobachtet, dass Schneeschuhe immer häufiger als Alternative zu Tourenski gesehen werden. „Jene, die nicht Ski fahren

können oder denen eine Abfahrt mit Ski aufgrund ihres Alters zu gefährlich ist, greifen zu Schneeschuhen.“ Wenn diese aber zu einer Art „Krücke“ für ein Winterbergerlebnis werden, ist das seiner Meinung nach absurd: „Mit den Tourenski ist man effektiver und schneller am Berg unterwegs, sowohl bergwärts als auch bei der Abfahrt, und man gleitet, das spart Kraft. Mit Schneeschuhen hingegen muss man breitbeiniger gehen und sinkt tiefer in den Schnee ein“, führt der Bergund Skiführer aus. Für ihn gehört der Schneeschuh nicht ins Hochgebirge. Alpine Gefahren nicht unterschätzen Er ist überzeugt, dass diesen Trend auch die Wirtschaft sehr forciert. Beispielsweise durch Modelle mit extremen Steigkrallen, die fast wie Steigeisen einsetzbar sind. Damit zieht es immer mehr Schneeschuhwanderer ins Hochgebirge. „Dort müssen aber dieselben alpinen Gefahren bedacht werden wie bei Skitouren. Im Gebirge braucht es immer Umsicht, Weitblick und eine Standard-Notfallausrüstung“, rät der erfahrene Schneeschuhführer: „Wenn ich eine Tour in den Bergen plane,

Direkt im Skigebiet

ALPIN

HELI-AMBULANCE TEAM

G 1347_20

Gemütliches Wandern durch eine wunderschön verschneite Landschaft. Kinderleicht und ein sanfter Fitmacher. Ein stressfreies Erlebnis, Stille und Entspannung. Klingt idyllisch. Ist es auch. Aber … TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS JÖRG BREJCHA, ISTOCK/WOJCIECH_GAJDA

18

SCHNEESCHUHWANDERN

EINSATZ

19


1 Gemütliches Wandern in verschneiter Natur. 2 Jörg Brejcha ist Mitglied im Ausbilderteam der Bergrettung Tirol.

2

1

INFO

Ein leistungsangepasstes Tourenziel wählen. Ideal sind Wanderungen im sanften Gelände unter einer Steigung von 20 Grad. Tour genau planen: Informationen über Wetter, Lawinenlage und Gelände einholen, Zeit für die Tour abschätzen. Alpine Notfallausrüstung: Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe-Paket, LVS-Gerät und Biwaksack dürfen im Rucksack nicht fehlen. Alpine Gefahren im Auge behalten: Während der Tour die Wetterentwicklung beobachten und auf den eigenen Körper hören.

20

EINSATZ

bin ich wie jeder andere Wintersportler alpinen Gefahren ausgesetzt, insbesondere Lawinen. Diese können sowohl Skitourengeher als auch Schneeschuhwanderer auslösen. Ihre Gefahr wird leider oft unterschätzt.“ Deshalb ist auch hier das Um und Auf eine gute Tourenplanung: Das Einholen von Informationen über die aktuelle Lawinenlage und das Gelände gehört genauso dazu wie eine Zeitplanung. „Schneeschuhwanderer gehen meist in Gruppen mit geringen Abständen. Während Ski schon einen gewissen Abstand vorgeben, beobachte ich bei Schneeschuhwanderern ein ‚Rudelverhalten‘. Wenn mehrere Leute auf engstem Raum gehen, wirkt eine größere Belastung auf die Schneedecke. Wenn etwas passiert, trifft es dabei meist nicht den Ersten oder den Letzten, sondern die ganze Gruppe“, gibt Jörg Brejcha zu bedenken. Deshalb gilt es – egal, was man beim Bergsteigen an den Füßen hat –, die alpinen Vorsichtsmaßnahmen walten zu lassen. „Schaufel, Sonde, Lawinenpiepser, ein Erste-Hilfe-Paket und Biwaksack gehören auch bei einer Schneeschuhtour in den Rucksack“, betont der Bergretter und Bergführer.

Besser sicher. Regional. Digital. Überall. #Meine Bank der Zukunft

Geringe Hanglage bevorzugen Als Ausbildungsleiter für Bergwanderführer ist es ihm besonders wichtig, dass Schneeschuhe im sanften Gelände bleiben, in dem Lawinen so gut wie ausgeschlossen sind. Eine Steigung unter 20 Grad sei ideal, weil man noch relativ gemütlich aufwärts, abwärts und schräg gehen kann. „Ich lasse die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in meinen Kursen immer verschiedene Steigungen ausprobieren. Sie merken schnell, welches Gelände noch angenehm ist. Das schafft Bewusstsein und zeigt, wann sie lawinentechnisch auf der sicheren Seite sind.“ EINSATZ

21


Helfen lernen mit Schmäh

Bergrettungspraxis im Wissenschafts-Check

Dass Erste Hilfe keine „schwere Kost“ sein muss, zeigen Video-Tutorials, die Bergrettung und Alpenverein gemeinsam produziert haben. Sie vermitteln auf spielerische Weise und mit einem gewissen „Schmäh“, wie die Erstversorgung im Gelände unter Zeitdruck und mit wenig Material möglich ist. Am Projekt beteiligt war auch Markus Isser von der Bergrettung Tirol. Schwerpunkte der Video-Tutorials sind u. a. die Themen „Gefahrenbereich“, „Kreislaufversagen“, „Starke Blutung“, „Wärmeerhalt“, „Bodycheck“ und „Notruf/ Abtransport“. Abgerufen werden können die Videos unter www.sicheramberg. at und über den YouTube-Kanal des Alpenvereins. Auf Facebook sind sie außerdem mit englischen Untertiteln zu sehen, um auch nicht deutschsprachige Gäste, die in den heimischen Bergen unterwegs sind, zu erreichen.

TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS MARKUS ISSER

22

MEDIZIN

che Untermauerung in internationalen Top-Blättern ist für uns eine eindeutige Qualitätssicherung. Sie steigert den Wert unserer Rettungsorganisation, stärkt unser Auftreten und zeigt, dass wir uns auf professioneller Ebene mit Problemen auseinandersetzen. Damit entwickeln wir uns weiter und gleichzeitig tragen wir zur Weiterentwicklung der Alpin- und Höhenmedizin bei.“ Amerikanische „president page“ 2020 gelang dem Team um Markus Isser und Wolfgang Lederer etwas ganz Besonderes: Sie schafften es auf die „president page“ der American Heart Association (AHA), die für den gesamten amerikanischen Raum die Erste-Hilfe- und Reanimationsregeln festlegt. Eine einmalige Sache mit einem Riesenrenommee für die Tiroler Bergrettung. „Die Amerikaner werden wohl bei der nächsten Erstellung der Reanimationsrichtlinien unsere Idee berücksichtigen und unter Umständen könnte diese sogar Standard in der amerikanischen Versorgung werden“, freut sich der 48-Jährige. Die Idee: Bei der Reanimation wird eine dünne Folie zwischen Patient und Helfer gespannt. Der Hintergrund: Bei der Reanimation mit dem Beutel werden durch den Druck Tröpfchen in Aerosole verdünnt – ähnlich wie Dampf in der Dusche. So können sie länger in der Luft schweben und erhöhen

das Risiko für die Helfenden, sich beispielsweise mit Covid-19 anzustecken, da gerade in Stresssituationen wesentliche Schutzvorkehrungen wie Masken verrutschen können. Rettungsdecke als Universaltalent Die Rettungsdecke, die sich auch im Erste-Hilfe-Paket der Bergrettung Tirol befindet, ist ein Hilfsmittel, das sich die Tiroler Bergrettung genauer angesehen und gemeinsam mit der Abteilung für Anästhesie und Notfallmedizin der Universitätsklinik Innsbruck auf mögliche Anwendungen untersucht hat. Das Ergebnis: In mittlerweile fünf Publikationen, eine davon im Nature Science Journal, einer der weltweit am meisten zitierten interdisziplinären Fachzeitschriften, wurden folgende erstaunliche Erkenntnisse über die Rettungsdecke, die verpackt gerade einmal 7 x 10 Zentimeter groß und etwa 60 Gramm schwer ist, veröffentlicht. • Rettungsdecke als provisorische Sonnenbrille Die dünne Folie mit ihrer charakteristischen silber- und goldfarbenen Oberfläche ist durchsichtig. Sie lässt etwa acht Prozent des sichtbaren Lichts durch, filtert aber die grelle Gletschersonne angenehm für das Auge. Sie bietet also Schutz vor schädlicher ultravioletter Strahlung

und Schneeblindheit, wenn man Sonnencreme oder Gletscherbrille vergessen hat. „Es macht keinen Unterschied, welche Seite der Folie außen getragen wird. Aber: Solche Anwendungen sind nur behelfsmäßig, weil die Hersteller für solche Funktionen keine Garantie übernehmen“, betont Markus Isser. • Rettungsdecke zum Abbinden von Extremitäten Mithilfe einer Rettungsdecke und mit einem Karabiner können stark blutende Extremitäten behelfsmäßig sehr gut und effektiv abgebunden werden. Eine weitere Anwenderstudie zu diesem Thema wird gerade durchgeführt. • Rettungsdecke als Verband Auch für die notfallmäßige Versorgung eines instabilen Beckenbruchs, wie er zum Beispiel bei Spaltenstürzen oder beim Klettern immer wieder vorkommt, oder als Verband bei einem Schlüsselbeinbruch kann die Rettungsdecke eingesetzt werden. Sie verringert Schmerzen wesentlich und steigert die Transportfähigkeit des Verletzten. • Rettungsdecke als Trage Zugtests zeigten, dass die Decken – je nach getestetem Modell – erst bei einer Belastung von 270 bis 480 Kilogramm rissen. Das belegt die Verwendungsmöglichkeit als Tragering bzw. Tragerucksack, um Personen entweder liegend talwärts zu transportieren oder am Rücken. „Wesentlich ist dabei, dass die Decke unbeschädigt ist. Gegenstände mit scharfen Rändern, Steine und Äste, aber auch Reißverschlüsse können die Folie zum Einreißen bringen“, gibt Markus Isser zu bedenken. Fazit: Die Rettungsdecke sollte in keinem Erste-Hilfe-Set fehlen, weil sie viele Möglichkeiten zum Improvisieren bietet, dafür aber klein, handlich und leicht ist.

1 Tiroler Bergrettungsmitglieder bei einer Übung im Vorjahr im Jamtal. Ihr Know-how fließt auch in Forschungsprojekte ein. 2 Patientenversorgung im Schutz des Wärmezelts.

DAS SCHMERZGEL MIT DER

FORTEFORMEL

Wandern?n! Knie

cht dei Wann brau ause? eeendlich P

Voltadol Forte Schmerzgel Forte – wirksam Stark konzentriert: Schmerzlindernd und entzündungshemmend.

Forte – gezielt Bei Schmerzen der Muskeln und Gelenke.

Forte – langanhaltend Schmerzlinderung für bis zu 12 Stunden. GSK-Gebro Consumer Healthcare GmbH, 6391 Fieberbrunn, Österreich. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. Wirkstoff: Diclofenac. Marken sind Eigentum der GSK Unternehmensgruppe oder an diese lizenziert. Stand: Mai 2020.

BG-JV.VOL 200502

„Nach der ersten Publikation über die Rettungsdecke als Sonnenbrillenersatz ging es Schlag auf Schlag“, erinnert sich Markus Isser, Ausbildungsleiter Medizin der Bergrettung Tirol. Er ist zusammen mit Hannah Salchner und Wolfgang Lederer, Mediziner an der Innsbrucker Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin, und mit Unterstützung der Bergrettungslandesärzte Sepp Burger und Christian Hilkenmeier federführend bei den wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die kreativen Ideen stammen meist von Markus Isser. Mittlerweile brennt der ursprüngliche Praktiker für die wissenschaftliche Untermauerung. Der Grund: „Selten setzt sich eine Rettungsorganisation wissenschaftlich mit Problemen auseinander. Meist wird nur das weitergegeben, was bisher funktioniert hat, aber manchmal gar nicht bewiesen ist. Wir haben in der Ausbildung selbst die Erfahrung gemacht, dass das den Teilnehmenden oft zu wenig ist. Das führt zu Diskussionen, weil sie etwas in der Hand haben wollen“, sagt er. Deshalb setzt die Tiroler Bergrettung auf wissenschaftliche Ergebnisse, an denen es nichts mehr zu rütteln gibt, weil diese durch standardisierte Tests belegt und von internationalen Fachleuten kritisch hinterfragt werden. Was die Tiroler Bergrettung davon hat? „Die wissenschaftli-


Wenn Social Media zum Bergunfall führt Das alles begann schleichend und stellte auch uns Einheimische erst oft vor ein Rätsel. Plötzlich wurden immer wieder Personen angetroffen, die im Spätherbst oder auch im Winter zum Schlegeis Stausee wollten und völlig überrascht davon waren, dass die Straße dorthin zwischen Oktober und Mai wegen Lawinengefahr gesperrt ist. Nach einer Übungstour über den Olperer-Nordgrat und anschließender Abfahrt mit den Tourenkski zum Schlegeis-Speicher trafen wir Anfang April dort Leute an, als wäre es eine Flaniermeile im Tal. Sogar ein Pärchen mit Kinderwagen war dabei. Damals führten wir dies auf den schneearmen Winter und die Unwissenheit über alpine Gefahren zurück. Doch langsam kristallisierte sich die Wahrheit hinter diesen Umständen heraus. „Wo geht’s denn hier zur Brücke?“ – „Komm ich mit dem Auto bis zur Brücke hin?“ – „Zur Brücke – das ist ja eh nur ein Spaziergang, oder?“ Gemeint ist die Brücke gleich hinter der Olpererhütte in Richtung Friesenberghaus. Ein Wegabschnitt, der Teil mehrerer mittlerweile mit Namen versehener Höhenwege ist – Berliner Höhenweg, Peter-Habeler-Runde, Via Venezia Alpina – oder einfach nur AV-Weg Nr. 526. Aber nicht nur Weitwanderer, sondern auch solche, die einfach eine schöne Tagestour vom Schlegeis-Speicher über Olpererhütte, Friesenberghaus und retour (oder in umgekehrter Richtung) machen wollen, kommen hier vorbei. Es ist also ein sehr viel frequentierter Wegabschnitt.

Die Brücke über den Alelebach als Social-Media-Hotspot.

Eine Karawane illustrer Individuen schlängelt sich in Richtung Olpererhütte hinauf. Vom offensichtlichen, mit Seil und Pickel ausgerüsteten Alpinisten bis hin zu Jugendlichen, die dem Outfit nach besser an einen Strand passen würden als ins Hochgebirge, ist alles dabei. Wer es nicht weiß, wird nur den Kopf schütteln und sich wundern, wo zum Teufel diese Leute alle hinwollen. TEXT ULLI HUBER FOTOS DOMINIC EBENBICHLER/TOURISMUSVERBAND MAYRHOFEN-HIPPACH, FRIEDRICH BÖHRINGER

24

Brücke als Social-Media-Hotspot Der Alelebach hatte bei mehreren Unwettern recht tiefe Furchen in das lose Gestein gegraben. Aus diesem Grunde, und auch, um nicht jährlich immer wieder eine neue Bachquerung errichten zu müssen, wurde schließlich eine Hängebrücke gebaut. Die Brücke ist an und für sich unspektakulär. An der höchsten Stelle liegt der Bach nicht mehr als drei Meter darunter, auch ist sie nur ca. 20 Meter lang. Betrachtet man zum Beispiel die berühmten Hängebrücken in den Dolomiten, wie die Brücke am Abschluss des Pisciadu-Klettersteigs oder die Cristallo-Brücke im Ivano-Dibona-Klettersteig, dann weiß man, was spektakulär heißt. Letztere war unter anderem Kulisse des Films „Cliffhanger“. Aber es kommt, wie so oft, auf den Betrachtungswinkel an. Vom Berg her fotografiert, ohne den Bach mit aufs Bild zu nehmen, scheint die Brücke über den 600 Höhenmeter weiter unten gelegenen Stausee zu führen. Den Hintergrund bildet der nicht weniger atemberaubende, zentrale Abschnitt der Zillertaler Alpen – Möseler, Muttennock, Breitnock, Weißzint und schließlich auch der Hochfeiler. Ja, es ist ein schönes Stück Erde, auf alle Fälle ein Erinnerungsfoto wert. Aber dass es solche Ausmaße annimmt wie dieses Jahr, damit hat niemand gerechnet.

Erfahrung und Kondition gefragt Im Zillertal und auch in unserem kleinen Bergsteigerdorf Ginzling sind wir einiges an Tourismus gewöhnt. Wobei es bei uns im Dorf im Winter sehr ruhig ist. Wir haben keine Skigebiete, keine Hütten, die im Winter geöffnet hätten, und ein recht anspruchsvolles Tourengelände, das sehr viel alpine Erfahrung und Kondition voraussetzt und daher im Vergleich zu anderen Regionen wenig besucht ist. Ganz konträr zum Sommer, wo ab Anfang Juni wieder der „Wahnsinn“ losgeht. Der Schlegeis-Speicher, an die 20 Hütten, Bikerouten, Höhenwege, zig 3000er, Boulder- und Sportklettergebiete – und die Brücke. Nach dem Corona-bedingten Lockdown wurde sehr schnell klar, dass es viele Touristen mangels anderer nach wie vor nicht erreichbarer Destinationen vermehrt in die Berge zieht. Durchs Dorf floss ein unaufhörlicher Strom an Autos taleinwärts. Es dauerte nicht lange, dann waren plötzlich täglich die Parkmöglichkeiten am Schlegeis-Speicher


1

Sucheinsatz und was das heißt

Perspektivenwechsel: Die Brücke, so unspektakulär, wie sie wirklich ist.

erschöpft. Dies hatte zur Folge, dass keine weiteren Fahrzeuge mehr hochfahren durften. Security-Personal musste eingesetzt werden, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Und ein Großteil dieser Autoinsassen war auf dem Weg zur Olpererhütte – auf dem Weg zur Brücke, auf dem Weg zum Fotoshooting, auf dem Weg zum perfekten Instagram-Bild. Dort spielten sich dann ähnliche Vorkommnisse ab wie unten an der Straßen-Mautstelle. Wartezeiten bis zu einer Stunde für ein Foto, Rangeleien und auch Handgreiflichkeiten, die einmal sogar einen Polizeieinsatz erforderten. Die Leidtragenden: die „stinknormalen“ Wanderer – die die Brücke einfach als solche in Anspruch nehmen wollten. Teils unter Gewaltandrohung mussten diese sich in die Warteschlangen einfügen oder mussten Beschimpfungen über sich ergehen lassen, weil sie gerade ins Bild gelaufen waren. Ohne Versicherung wird’s richtig teuer Dies alles sollte uns Bergrettungskräften eigentlich egal sein. Wir selbst haben die Olpererhütte heuer eher gemieden, da man dort teils bis zu 1.200 Personen pro Tag abzufertigen hatte und das sonst übliche gemütliche Bier auf der Terrasse mit der Traumkulisse fast nicht möglich war. Nicht egal sind aber die Einsätze, die sich aus diesem Hype heraus entwickelten. Die Brücke als Social-Media-Hotspot, als ein Must-have für jeden Instagrammer, Facebooker und Co. Viele haben nicht bedacht und haben sich auch nicht darüber informiert, was es bedeutet, bis zur Brücke zu gelangen. Es sind über 600 Höhenmeter steiler, steiniger Aufstieg – immer in der Sonne. Für Untrainierte, unvorbereitete und im Straßenoutfit wandernde Personen eine Herausforderung. Alles gab es da zu sehen – Flipflops, Halbschuhe, bodenlange Kleider und als Krönung gar noch eine Gruppe Nacktwanderer. Die Folgen: Sprunggelenks- und Knieverletzungen, Platzwunden nach Stürzen, Erschöpfungszustände, Atemnot, Kreislaufkollaps 26

AUS DER SICHT DER BERGRETTUNG

etc. Mehr als 20 Einsätze waren heuer bei der Olpererhütte zu verzeichnen. Den Großteil dieser Einsätze konnten wir dank dem meist guten Wetter an den Notarzthubschrauber delegieren, aber das eine und andere Mal hat es uns dann doch getroffen. Dann müssen zehn bis zwölf Bergretterinnen und Bergretter hoch, wenn eine Person nicht mehr gehfähig ist. So viele sind nötig, um den Verletzten/die Verletzte zu Tal zu tragen. Auf dem engen steilen Weg können immer nur zwei Bergrettungskräfte tragen. Das bedeutet, dass nach wenigen Minuten gewechselt werden muss. Das kostet Kraft und Zeit. Auch der Hubschrauber kommt fast im ganzen Bereich unterhalb der Hütte nicht ohne Taubergung aus. Auch das bedeutet Zeit – und zwar teure Zeit. Ein Einsatz der Bergrettung kostet hier meist zwischen 1.500 und 3.000 Euro, je nachdem wie weit oben die Unfallstelle liegt. Die Kosten für den Einsatz des Notarzthubschraubers setzen dann bei so ca. 4.000 Euro ein. Spätestens dann wird’s auch jedem Instagrammer zu einem wahren Aha-Erlebnis. Nicht nur die mangelnde Vorbereitung, sondern auch der Glaube, da könne einem nichts passieren, weil ja schon so viele oben waren, lassen auf eine Versicherung vergessen. Wir Bergrettungskräfte haben nichts gegen diese Social-Media-Hypes und könnten diese auch nicht abstellen, wenn wir wollten, aber wir möchten an alle Blogger, Poster, Influencer (und wie sie da noch alle heißen) appellieren: Informiert euch vorher genau über die Zustiege, über die körperlichen Herausforderungen, über alpine Gefahren und denkt an eine Versicherung. Das macht das Bild zwar ein paar Euro teurer, aber es erspart euch viel Kopfweh, falls mal was passiert.

Große Mannschaftsstärke, mitunter riesige Suchgebiete, widrige Wetterbedingungen, physische und psychische Belastung: Das sind nur einige der Herausforderungen, mit denen die Bergrettung konfrontiert ist. TEXT PETER LADSTÄTTER FOTOS CHRISTIAN EDER, ISTOCK/MILJKO, FIGURE8PHOTOS

ZUR PERSON: Ulli Huber ist Ortsstellenleiter der Bergrettung Ginzling, Bezirksleiter der Bergrettung im Bezirk Schwaz und IT-Referent der Bergrettung Tirol.

AUS DER SICHT DER BERGRETTUNG

27


Alarm Leitstelle Tirol: „Einsatz Ortsstelle z. B. BR Lienz – Einrücken ins BR-Heim – Sucheinsatz – Einsatzleiter Leitstelle Tirol rufen!“ So oder ähnlich erfolgt in der Regel eine Einsatzalarmierung der Bergrettung. Der Sucheinsatz ist im „Sicherheitspolizeigesetz“ klar geregelt: Einsatzführend ist bei Abgängigkeit immer die Polizei, welche direkt der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde unterstellt ist und sich daher ständig mit dieser abstimmt. Die Bergrettung unterstützt in diesem Fall die Polizei. In der Regel kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich diese Einsätze auch in oder über „freies alpines Gelände“ erstrecken können. Wobei sich der Begriff „freies alpines Gelände“ im ganzen Land Tirol auf Gebiete außerhalb des Siedlungsbereiches bezieht. Jeder Wald, Böschungsbereiche von Straßen, steile Wiesen oder Felder, all das bezeichnet man als „freies alpines Gelände“. Bei großen Sucheinsätzen werden auch andere Blaulichtorganisationen unterstützend mitalarmiert: Rotes Kreuz, Feuerwehr und auch die Wasserrettung. Einsatzleitung aller Organisationen Zuerst wird zentral im Suchgebiet eine „organisatorische Einsatzleitung Tal“ eingerichtet. Diese setzt sich aus erfahrenen Einsatzleiterinnen und Einsatzleitern aller in die Suche eingebundenen Organisationen zusammen. Ergänzt wird dieses Team von Kameradinnen und Kameraden, welche die gesamte Logistik rund um den Einsatz betreuen: Dazu gehören unter anderem die Koordination der Mannschaftstransporte, die Bereitstellung benötigter Einsatzmittel, der Nachschub, Verpflegung usw. Die Polizei nimmt mit den jeweiligen Meldern Kontakt auf und erhebt in diesem Zuge sämtliche für den Sucheinsatz relevanten Fakten: • Um wen handelt es sich bei dem oder der Vermissten? • Seit wann besteht eine mögliche Abgängigkeit? • Wo hat sich der oder die Vermisste zuletzt aufgehalten oder wo wurde er bzw. sie gesehen? • Hat die vermisste Person evtl. ein Handy bei sich? Wenn ja, besteht unbeantworteter Rufkontakt? • Wie ist die vermisste Person gekleidet? • Wie alt und mobil ist die vermisste Person? • Gibt es eine Vermutung zu einem möglichen Aufenthaltsort? (Das ist meist von den Angehörigen schon abgeklärt.) • Liegt bei der vermissten Person eine bekannte Erkrankung, z. B. Altersdemenz, Diabetes etc., vor? • Bekannt gegebene Ziele? (Werden meist von den Verwandten schon im Vorhinein abgesucht.) Die Summe all dieser Informationen ergibt für die Suchmannschaften dann deren Einsatz- oder Suchstrategie unter Berücksichtigung der Tageszeit und des Wetters. Gerade bei schlechtem Wetter kann man keine Hubschrauberflüge durchführen, mit welchen man große Flächen und in kurzer Zeit viel Gebiet aus der Luft abklären könnte. Man muss an dieser Stelle festhalten, dass Alarmierungen von Suchmannschaften in der Regel sehr spät erfolgen. Mit einer einzigen Ausnahme – nämlich bei der Abgängigkeit von Kindern. 28

AUS DER SICHT DER BERGRETTUNG

Einsatzmittel beim Sucheinsatz sind: • die Suchmannschaften • die Suchhundestaffel • alle technischen Möglichkeiten wie: Rettungshubschrauber oder der Hubschrauber des Innenministeriums mit Wärmebildkamera und großem Suchscheinwerfer oder Handyortung mittels IMSI-Catcher vom Hubschrauber aus. Der IMSI-Catcher simuliert dem Handy einen Umsetzer, in welchen sich dieses versucht einzuloggen. Sollte das passieren, werden Radiusgrad und Entfernung zum Gerät ermittelt, mit dem Hubschrauber der Standort im Halbkreis gewechselt und derselbe Vorgang wiederholt. Mit dem Schnittpunkt beider ermittelten Daten kann man den Einsatzkräften eine mögliche Position des Handys bekannt geben. Diese Methode funktioniert nur, wenn das Handy eingeschaltet ist, auch in Gebieten, die vom Handynetz nicht abgedeckt sind. Dies ist eine von vielen Möglichkeiten, welche meist nur in Summe mit den anderen zum Erfolg führen. Auch die Suche mit der Wärmebildkamera vom Hubschrauber aus kann nur dann erfolgreich durchgeführt werden, wenn die Person nicht von Bäumen, Sträuchern, Steinen, Wasser oder Schnee zum Hubschrauber hin verdeckt ist. Man versucht durch möglichst viele Informationen, die Fläche, auf welcher zuerst gesucht wird, einzugrenzen. Dies ist für uns dann „das primäre Suchgebiet“, welches akribisch abgesucht wird. Wettlauf gegen die Zeit Der Sucheinsatz ist nicht selten ein Wettlauf gegen die Zeit, da dem Fernbleiben und dem Nicht-erreicht-werden-Können meist ein Unfall vorausgeht. Sollte das Absuchen des primären Suchgebietes nicht zum gewünschten Erfolg führen, werden erst untergeordnete Informationen mit einbezogen und daraufhin das Suchgebiet erweitert. Die Erstellung der Einsatzstrategie ist einzig und allein abhängig von den Fakten, welche man rund um die Suche zusammengetragen hat (faktenorientierte Suchstrategie). Eine besondere Herausforderung für die Bergrettungskräfte, psychisch wie physisch, stellen die in den vergangenen Jahren stetig steigenden Zahlen der Sucheinsätze mit Suizidhintergrund dar. Angefangen beim Abfragen der Angehörigen, Verwandten oder Bekannten, kommen hier viel mehr andere Einflüsse zu tragen. Der Grund, warum sich Menschen zu diesem Schritt entscheiden, ist meist nicht bekannt oder wird nicht gerne mitgeteilt. Auch ist hier von den Verantwortlichen sehr viel Fingerspitzengefühl gefordert, dringt man ja unweigerlich tief in das Privatleben des Gesuchten ein. Sucheinsätze mit Suizidansage versetzen die Familie und Freunde der vermissten Personen in einen psychischen Ausnahmezustand. Oft wird bei solchen Einsätzen daher schon im Vorfeld die Hilfe des Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes in Anspruch genommen. Dieses übernimmt die Betreuung der Angehörigen und Freunde, sofern dies zugelassen wird. Bei solchen Einsätzen gilt ständiger Informationsaustausch über jeden

CL POCKET STECKT DIE WELT IN DIE TASCHE

2

Schritt und jede neue Erkenntnis mit den Angehörigen. Wenn es hilfreich sein kann, bittet man die Bevölkerung um Hinweise. Natürlich werden hier keine Gründe der Suche angegeben. Der Schutz der Privatsphäre der Familie hat hier oberste Priorität! Auch gilt hier: Nur Fakten werden weitergegeben. • Erste und alle Informationen ergehen an die Einsatzkräfte. • Alle für Familien und Freunde relevanten Fakten werden diesen mitgeteilt, oft ergeben sich auch daraus neue Hinweise, die einsatztaktische Veränderungen ergeben können. Auch wenn man unter schwierigen Voraussetzungen in diese Einsätze starten muss, wird trotzdem immer versucht, oft Unmögliches noch möglich zu machen. Motiviert auch dadurch, dass es uns selten, aber doch gelingt, Menschen durch rasches Handeln zu finden und ihr Leben zu retten. Wenn wir gefragt werden, wie es uns mit so belastenden Einsätzen geht, möchten wir hier festhalten, dass uns diese Einsätze mental besonders fordern, da wir stets bestrebt sind, Menschen das Leben zu retten. Wir nehmen diese Herausforderung immer wieder an, in der Hoffnung, nicht zu spät zu kommen.

ZUR PERSON: Peter Ladstätter ist Bezirksleiter der Bergrettung im Bezirk Lienz.

1 Liegt ein großes Suchgebiet vor, arbeiten meist mehrere Blaulichtorganisationen zusammen. 2 Die vierbeinigen Helfer sind dank ihrer besonderen Nase bei Sucheinsätzen gefragt – und zwar zu jeder Jahreszeit.

SEE THE UNSEEN

29


Jamtal Ausbildungszentrum

TEXT CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL, CHRISTIAN EDER

Im Jamtal steht das Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol. Hier trifft modernste technische Ausstattung im Gebäude auf

1 Das Gelände rund um das Ausbildungszentrum eignet sich perfekt für das Training der Bergrettungskräfte. 2 Christian Eder ist Schulleiter im ABZ Jamtal und Ausbildungsleiter Alpin der Bergrettung Tirol.

1

Im Jahr 2006 erwarb das Land Tirol die ehemalige Hochgebirgsschule der Zollwache im Jamtal und stellte das Gebäude, das bereits 1941 erbaut worden war, der Bergrettung Tirol zur Verfügung. Offiziell eröffnet wurde das Ausbildungszentrum (ABZ) mit einem zweitägigen Festprogramm dann im Juli 2007. Seit damals dient es der Bergrettung Tirol als Schulungszentrale. Egal ob im Anwärterstatus oder als langjähriges Bergrettungsmitglied – hier finden alle das entsprechende Umfeld, um Grundausbildung, Spezial- oder Fortbildungskurse zu absolvieren. Perfekt für die Bergrettung Von Anfang an wurde das Gebäude so adaptiert, dass es den Bedürfnissen der Bergrettung entspricht und alle Bereiche der alpinen Rettungsarbeit trainiert werden können. Für die Vermittlung der notwendigen Theorie steht im ABZ dafür modernste Technik zur Verfügung. Aber auch räumlich veränderte sich das Ausbildungszentrum immer wieder: 2015 war eine Sanierung des Dachs notwendig geworden, das dabei angehoben wurde, wodurch mehr Platz für Schlafräume entstand. Sanitär- und Sicherheitstechnik wurden in diesem Zusammenhang ebenfalls verbessert. Bedingt durch die Corona-Pandemie mussten im Frühjahr 2020 alle Kurse im Jamtal abgesagt werden. Die strikten Abstandsregeln hätten nicht eingehalten werden können. Das ABZ stand aber trotzdem nicht leer, vielmehr wurde die Möglichkeit genutzt, weitere Sanierungs- und Adaptierungsarbeiten durchzuführen. Die Maßnahmen umfassten vor allem die Erhöhung der Hygienestandards in Anbindung an die Vorgaben der Hygienerichtlinie für den Lebensmittelbereich und einer möglichst hohen Covid-19-Prävention. Die Finanzierung der baulichen Maßnahmen erfolgte dabei vollständig über das Hochbau-Budget des Landes Tirol, die Finanzierung der zur inventarisierenden Einrichtung durch die Bergrettung Tirol selbst. Ausbildungsteam Alpin Geleitet wird das ABZ Jamtal seit 2019 durch Christian Eder. Der langjährige Bergretter – er gehört seit 1994 der Ortsstelle

2

Ginzling an – ist Schul- und Ausbildungsleiter und damit für die Organisation und die Inhalte der Alpinkurse der Bergrettung Tirol verantwortlich. „Wobei ich das nicht nur allein mache: Dem Leitungsteam Alpin gehören neben mir noch Uwe Eder, Alex Riml und Thomas Müllauer an“, erklärt Christian Eder. Sie stimmen sich in regelmäßigen Treffen ab, zusätzlich gibt es zwei Mal im Jahr eine Koordinierung mit dem gesamten Ausbilderteam, dem insgesamt 21 Alpinexperten angehören. Den Kurskalender stellen Eder und seine Kameraden meist im Herbst zusammen. Dies geschieht gemeinsam mit dem Ausbildungsteam Medic der Bergrettung Tirol. Fordernde Situation wegen Corona In normalen Jahren, wenn die Kurse wie geplant durchgeführt werden können, kümmern sich Christian Eder und Vinzenz Klimmer, der als Koch im Ausbildungszentrum arbeitet, um die Vorbereitungen im ABZ. „Wir richten am Tag vor Kursstart alles her, damit beim Eintreffen der Ausbilder und der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer alles vorbereitet ist“, schildert Eder. Insgesamt 30 Personen können im Ausbildungszentrum untergebracht werden. „Wegen Corona wird diese Zahl künftig etwas reduziert werden, damit es im Lehrsaal nicht zu eng wird“, erklärt der Schulleiter. Wobei die Kurse vorwiegend im Freien stattfinden: „Die Theorie ist im Ausbildungsschema auf das Wesentliche reduziert. Es geht vor allem um die Praxis, die Arbeit im Gelände. Diese wird intensiv geübt, um im Einsatz bestens vorbereitet zu sein“, erzählt Eder und ergänzt: „Insgesamt ist die Situation derzeit schwierig, die Planungen sind aufwendiger. Wir müssen etwa zwei Grundkurse nachholen, die wegen der Pandemie abgesagt werden mussten. Nach dem Lockdown haben wir die Kurse ja wieder angeboten – allerdings in Kleingruppen in den Bezirken sowie in der Wattener Lizum, wo wir Infrastruktur des Österreichischen Bundesheeres nutzen können“, beschreibt Eder die Lage. Er und auch alle anderen im Team hoffen, dass ab Februar 2021 die Kurse wieder im Jamtal durchgeführt werden können. „Denn hier haben wir alles zentral – von der Ausrüstung bis hin zum perfekten Umfeld, in dem wir schulen und trainieren können“, ist Eder stolz

das perfekte alpine Gelände, um Bergretterinnen und Bergretter optimal auf ihre Arbeit vorbereiten zu können.

30

AUS- UND FORTBILDUNG

AUS- UND FORTBILDUNG

31


Vinzenz Klimmer ist seit drei Jahren Koch im Ausbildungszentrum Jamtal. Er liebt seinen außergewöhnlichen Arbeitsplatz in rund 2000 Metern Höhe, der trotzdem alle Stücke spielt. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS MARKUS ISSER

Wer top Leistung bringt, muss auch gut essen. Im Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol im Jamtal sorgt Vinzenz Klimmer seit 2017 für das leibliche Wohl der Bergretterinnen und Bergretter. Der Spitzenkoch, der zuvor in Hauben- und Sternelokalen in ganz Europa gearbeitet hatte, wollte sich damals – nach einer längeren Auszeit – völlig neu orientieren. Dass es ihn in eine Küche auf knapp 2000 Metern Höhe verschlagen hat, war dabei nicht so ungewöhnlich, immerhin hat Vinzenz Klimmer den größten Teil seiner Kindheit auf der Rendl-Alm verbracht, die seine Eltern bewirtschafteten. Kochen für 35 Personen Den Schritt ins Jamtal hat Klimmer nicht bereut: „Ich finde den Job einfach sensationell. Auch weil ich hier heroben völlig selbstständig arbeiten kann. So viel Freiheit hat man sonst nicht unbedingt“, ist Klimmer begeistert. Daran ändert auch der Stress nichts, den sein Beruf ohnehin kennzeichnet. Vinzenz Klimmer kocht täglich für etwa 35 Personen – und das drei Mal am Tag. Dieser ist entsprechend durchgetaktet und beginnt ziemlich früh: „Tagwache ist um 5.45 Uhr, zwischen sechs und halb sieben Uhr wird das Frühstück aufgebaut. Frühstück für die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer sowie das Ausbilderteam ist dann von halb 7 bis 7.15 Uhr. Wenn die Kurse starten, räume ich das Frühstück wieder ab und beginne mit den Vorbereitungen für das Mittagessen. Nachmittags starten dann die Vorbereitungen für das Abendessen, das um 18 Uhr auf dem Tisch steht“, erzählt Klimmer. Auch wenn er allein den Kochlöffel schwingt, bei einigen Arbeiten – etwa beim Servieren – helfen ihm die Bergrettungsmitglieder.

32

PORTRÄT

Genaue Planung ist wichtig Am Berg zu kochen, bringt einige Herausforderungen. „Es muss zum Beispiel alles von Galtür aus zum Ausbildungszentrum gebracht werden. Und: Es müssen genügend Vorräte vorhanden sein, sollte etwa das Wetter umschlagen und alle in der Hütte festsitzen“, erklärt der Koch. Was seine Waren angeht, so legt er großen Wert auf Frische und Regionalität. „Ich kümmere mich ja auch um den Einkauf. Vieles besorge ich bei den Bauern im Ort, das Fleisch kommt zum Teil von den Almen, ebenso der Käse“, erzählt Vinzenz Klimmer. Für den 1 Einkauf hat er ein fixes Budget, entscheiden kann er aber immer selbst, was er kaufen möchte. Die Küche selbst hat ihn von Anfang an begeistert. „Hier ist wirklich alles vorhanden, das ist absoluter Luxus“, freut er sich über die Ausstattung. Ein Hütten-Kochbuch mit Rezepten Bei der Menü-Zusammenstellung hilft ihm seine lange Erfahrung. Inzwischen hat er ein eigenes Hütten-Kochbuch mit einer Vielzahl an Rezepten zusammengestellt. „Es soll ja immer Abwechslung geben. Wobei: Schnitzel muss es bei jedem Kurstermin geben“, schmunzelt Klimmer, der gerne auf die Wünsche der Bergretterinnen und Bergretter eingeht. „Wenn ich vorab weiß, dass sich jemand vegetarisch oder vegan ernährt, kann ich das berücksichtigen. Dass auf Unverträglichkeiten oder Allergien Rücksicht genommen wird, ist ohnehin klar“, erläutert er. Das Feedback, das er erhält, ist jedenfalls sehr positiv. „Bergrettungsmitglieder und Ausbilderteam schätzen das Umfeld und das gute Essen. Das zeigt sich immer wieder in den Rückmeldungen“, freut sich Vinzenz

Klimmer, der aktuell auf „normale“ Zeiten hofft: „Heuer musste wegen der Corona-Pandemie ja das gesamte Kursprogramm neu organisiert werden. Vieles wurde in die Tiroler Bezirke ausgelagert, zentrale Kurse gibt es nur in der Wattener Lizum“, erklärt Klimmer. Ohne Arbeit steht er aber zum Glück trotzdem nicht da: Das Ausbildungszentrum wurde im Sommer und Herbst umgebaut, darunter auch der Lagerbereich für die Lebensmittel, und Vinzenz Klimmer kümmerte sich um Baustelle und um das leibliche Wohl der Arbeiter.

2

1 Vinzenz Klimmer liebt seinen Arbeitsplatz im Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol. 2 Schnitzeltag. Bei aller Abwechslung: Einmal pro Kurs muss es Schnitzel sein.

TIWAG Klimaschutz durch Wasserkraft TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG

Service-Hotline 0800 818 819

I www.tiwag.at 33


Vinzenz Tipp Moosbeer-Preiselbeer-Riegel

MY LIGHT MY WAY

FOTOS VINZENZ KLIMMER, SHUTTERSTOCK/VOLOSINA

Als Stärkung für unterwegs: Das Rezept für Moosbeer-Preiselbeer-Riegel vom Bergrettungs-Koch Vinzenz Klimmer zum Nachbacken. ZUTATEN 180 g Haferflocken 15 g Sonnenblumenkerne 20 g Haferkleie 15 g Leinsamen 25 g geriebene Haselnüsse 2 Stk. Äpfel (gehobelt) 2 Stk. Bananen (zerdrückt) 10 EL Honig 1 Stk. Zitrone (Zitronensaft) 40 g Moosbeeren (getrocknet) 20 g Preiselbeeren (getrocknet) Gesamtmasse: ca. 2000 kcal (pro Riegel ca. 200 kcal)

ZUBEREITUNG • Gesammelte Moosbeeren oder Preiselbeeren im Ofen bei 40 Grad Celsius trocknen, am besten einen Tag vorher (Alternative: Dörrofen) • Haferflocken und Sonnenblumenkerne in der Pfanne anrösten • Haferkleie, Leinsamen und geriebene Haselnüsse kurz mitrösten • Auf ein Blech geben und abkühlen lassen • Äpfel reiben (am besten mit einer Vierkantreibe – grobe Seite) • Bananen schälen und mit einer Gabel zerdrücken • Äpfel, Bananen, Honig und den Saft einer Zitrone mischen und dann in die Getreidemasse geben und ca. 10 Minuten rasten lassen • Mit den getrockneten Moosbeeren und Preiselbeeren rasch vermengen • Die Masse auf ein Backblech geben und gleichmäßig verteilen • Mit einem Rollholz ca. 1 cm dick ausrollen • Dann im vorgeheizten Ofen bei 160 Grad Celsius 20 Minuten goldbraun backen • Erkalten lassen und in beliebig große Stücke schneiden • In Butterpapier einrollen und luftdicht aufbewahren, z. B. in Tupperdose oder Einweckglas • In den nächsten 2 bis 3 Wochen verzehren, da der Riegel gerne Gerüche annimmt.

nscht ü w n e g n i l e G s Gute Koch Vinzenz! 34

REZEPTTIPP

SWIFT RL Kompakte, extrem leistungsstarke, aufladbare Stirnlampe mit REACTIVE LIGHTING® Technologie. 900 Lumen


NEU: H145 MIT 90 M SEILWINDE

IN KOOPERATION MIT DER BERGRETTUNG TIROL

Heli Tirol GmbH

A-6462 Karres Tiroler Bundesstraße 1

Tel +43 (0)5412 - 61 421 Mobil +43 (0) 664 - 80 440 80 Mail fly@heli-tirol.at


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.