2 0 2 0
Förderer M A GA Z I N F Ü R F Ö R D E R E R D E R B E R G R E T TU N G T I R O L
Das Plus für Förderer Bergungskostenschutz, Fördererpakete und Onlineshop
Interview Höchstleistung am Berg, Herausforderungen im Tal
Einsätze Aus der Perspektive der Retter
Flugrettung
Liebe Förderinnen und Förderer,
Lebensrettung ist Teamarbeit.
Hermann Spiegl Landesleiter
Anton Mattle 1. stv. Landesleiter
Bruno Berloffa 2. stv. Landesleiter
doch einen umfangreichen Bergungs kostenschutz, der auch Bergungen mittels Rettungshubschrauber inklu diert. Förderinnen und Förderer haben außerdem exklusiven Zugang zu unse rem Onlineshop, der eine Auswahl an Produkten enthält, die jederzeit bestellt werden können und die auf Basis des Präventionsgedanken, den die Bergret tung Tirol seit Jahren verfolgt, zusam mengestellt wurden. Auf den folgenden Seiten wollen wir Ihnen einen Einblick in die Arbeit der Bergretterinnen und Bergretter geben. Sie erfahren außerdem Näheres zur Fördereraktion, dem Bergungs kostenschutz und dem Onlineshop.
Durch Ihren Beitrag tragen Sie als Förderin, als Förderer, sehr wesentlich dazu bei, die Finanzierung der Bergret tung zu sichern. Gleichzeitig profitieren auch Sie, inkludiert der Fördererbeitrag
Auf diesem Weg möchten wir uns – im Namen aller Bergretterinnen und Ber gretter – für Ihre Unterstützung bedan ken. Mit Ihrem Fördererbeitrag machen Sie unsere Arbeit und damit die Hilfe im alpinen Gelände erst möglich. Herzlichen Dank!
4 INTERVIEW Landesleiter Hermann Spiegl im Gespräch
13 SKITOURENGEHEN Tipps zum Saisonstart
26 BERGRETTERNACHWUCHS Zwei angehende Bergrettungskräfte im Gespräch
8 HINTERGRUND Die Bergrettung Tirol in Zahlen
14 TOURENPLANUNG Sieben Sicherheitstipps für Bergfreunde
28 HUNDESTAFFEL Vom Welpen zum Einsatzhund
10 DAS PLUS FÜR FÖRDERER Bergungskostenschutz, Fördererpakete und Onlineshop
16 IM NOTFALL Richtiges Verhalten und die neue App SOS-EU-Alp
30 UNSICHTBARE HILFE Ambulanzdienste bei Sportevents
12 WANDERN Abenteuer, Spiel und Spaß: Unterwegs mit Kindern
18 EINSÄTZE Aus der Perspektive der Retter
33 EHRENSACHE LEBEN RETTEN Das Buch zur Geschichte der Bergrettung Tirol
Inhalt
G 1537_18
der schöne Sommer 2019 hat wieder eine große Zahl an Menschen in die Berge gelockt. Das macht sich auch in unserer Einsatzstatistik bemerkbar. Gleichzeitig bringt dies so manche Bergrettungsortsstelle an ihre Grenzen, werden die Einsätze doch ausschließlich durch ehrenamtlich tätige Bergrette rinnen und Bergretter abgewickelt. Zu den Einsätzen kommt noch der zeitliche Aufwand für Übungen und Kurse, die notwendig sind, um immer bestens vorbereitet in die Einsätze zu gehen. Die Bergretterinnen und Bergretter müssen weiters ihre persönliche Aus rüstung selbst kaufen. Denn aufgrund der finanziellen Ausstattung ist es der Bergrettung Tirol nur möglich, 25 Prozent Zuschuss zur einsatzrelevanten Ausrüstung beizusteuern.
Editorial
Titelseite Übungen unter realen Bedingungen im Umfeld des Ausbildungszentrums der Bergrettung Tirol im Jamtal. Foto Markus Isser
www.bergrettung.tirol
IMPRESSUM FÖR DER ERMAGAZI N DER BERGR ETTU NG TI ROL, NOVEMBER 2019 Herausgeber und Medieninhaber Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140, E-Mail: office@bergrettung.tirol Produktion Mag. Christa Hofer Medienraum e.U., 6410 Telfs Redaktionelle Koordination Christa Hofer, Hermann Spiegl, Anton Mattle, Bruno Berloffa, Peter Ladstätter Redaktion Bruno Berloffa, Helmut Eichholzer, Nils Hackl, Christian Hilkenmeier, Christa Hofer, Franz Hoppichler, Ulrich Huber, Peter Ladstätter, Daniela Pfennig, Manfred Prantl, Hermann Spiegl, Christina Vogt Foto Titelseite Markus Isser Fotos Seite 3 Bergrettung Tirol, Tommy Thaler, Alberto Bernasconi, Markus Isser, Daniel Spiegl Lektorat Elke Meisinger-Schier Grafik frischgrafik.at Druck Athesia Druck GmbH, Exlgasse 20, 6020 Innsbruck Anschrift für alle Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140
EDITORIAL/INHALT
3
Das Interview
1
Zwischen Bewunderung und Kritik
Tirols Bergretterinnen und Bergretter erbringen Höchstleistungen am Berg. Was ihnen viel Respekt einbringt. Gleichzeitig sehen sie sich zunehmend mit Kritik und sogar Klagsdrohungen konfrontiert, was sich natürlich auf die Motivation auswirkt. INTERVIEW CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL, NILS HACKL
Die Bergrettung Tirol ist nicht nur am Berg bei schwierigen Einsätzen gefordert. Auch im Tal warten Herausforderungen – sei es in Fragen der Finanzierung oder bei der Besetzung von Funktionärsposten, wie Landesleiter Hermann Spiegl im Interview erklärt. Dazu kommt immer öfter Kritik von Geborgenen, die die Verrechnung von Bergungskosten in Frage stellen.
4
INTERVIEW
Warum erhalten die Geborgenen nach dem Bergrettungseinsatz eine Rechnung? Hermann Spiegl: Die Bergrettung Tirol ist als Verein organisiert und deckt sich in etwa zu einem Drittel aus den verrechneten Einsätzen. Dieses Geld fließt zu 100 Prozent in die Beschaffung von Ausrüstung und in die Finanzierung der Ausbildung. An die Bergretter selbst wird nichts ausbezahlt.
Bergrettungsspezifische Ausrüstungen werden von den Mitgliedern mit deren Geld angeschafft, aber mit 25 Prozent gefördert. Und drittens: Die Vereinsadministration ist nur mit hauptamtlichen Angestell ten möglich und wird durch immer neue Aktivitäten der Finanzbehörden und der Gebietskrankenkassen von Jahr zu Jahr aufwendiger.
Welche Kosten müssen überhaupt beglichen werden? Die Bergrettungskräfte arbeiten ja ehrenamtlich? Hermann Spiegl: Wir haben hier drei Blöcke: Erstens: Wir müssen die Aus bildung zum Teil mit hauptamtlichen und freiberuflich angestellten Ausbilde rinnen und Ausbildern bestreiten, um den Anforderungen in der Ausbildung gerecht zu werden. Die Fortbildungen in den Ortsstellen laufen zur Gänze über unbezahlte freiwillige Ausbilderinnen und Ausbilder und nur zentrale Ausbil dungsveranstaltungen und solche mit mehrtägiger Dauer werden mit bezahl ten Ausbildern organisiert. Zweitens: Rettungsgeräte wie Tragen, Seile, spezielle Bergegeräte für die Orts stellen müssen beschafft und aufgrund der sicherheitstechnischen Vorschriften auch immer wieder getauscht bzw. auf den neuesten Stand gebracht werden.
Wie werden die Einsatzkosten berechnet? Hermann Spiegl: Grundsätzlich wird derzeit ein Einsatz aufgrund der geleis teten Einsatzstunden verrechnet, die Stunde dabei zu 38 €. In manchen spezi fischen Einsatzformen (Piste, Bikepark, Großveranstaltungen etc.) werden zum Teil auch Pauschalsätze verrechnet. Wer erhält die Bergungskosten? Hermann Spiegl: Die Geldmittel aus der Bergungskostenabrechnung ge hen zu 100 Prozent in die Bergrettung und werden dort aufgeteilt. Ein Anteil von zwei Dritteln geht auf die Kosten stelle der Ortsstelle und ein Anteil von einem Drittel geht auf die Kosten stelle der Geschäftsstelle. Andere am Einsatz beteiligte Einsatzorganisati onen wie Hubschrauber etc. rechnen getrennt ab.
1 An einem Strang ziehen: Um im alpinen Gelände professionell helfen zu können, braucht es entsprechende Ausbildung und Teamarbeit. 2 In zahlreichen Übungen und Kursen bilden sich die Bergretterinnen und AUSBILDUNG Bergretter ständig weiter.
52
Wie kann man sich als Bergsportlerin/ Bergsportler vor diesen Kosten schützen? Hermann Spiegl: Die beste Methode für alle, die diese Betätigung ausüben, ist, sich über entsprechende Versicherun gen abzusichern. Diese sind, wie im Fall unserer Fördereraktion mit inkludiertem Bergungskostenschutz, im Vergleich zu den Ausrüstungskosten sehr günstig und helfen im Notfall, die zum Teil ho hen Kosten zu verhindern. Insbesondere bei Hubschrauberbergungen können die Kosten rasch sehr hoch werden. Mit unserem Bergungskostenschutz, den Förderinnen und Förderer mit ihrem Fördererbeitrag erhalten und der nur 28 Euro pro Jahr kostet, ist man bis zu 25.000 Euro abgesichert. Dies gilt auch für die im selben Haushalt lebenden Kinder bis zum 18. Lebensjahr und für Ehepartner bzw. Lebensgefährten. Kann die Bergrettung Tirol von den Bergungskosten „leben“? Hermann Spiegl: Nein! Wie finanziert sich die Bergrettung Tirol grundsätzlich? Hermann Spiegl: Die Bergungskosten decken ca. 25 Prozent der Ausgaben ab. Der größte Anteil kommt vom Land Tirol (ca. 40 Prozent) und der Rest wird durch Fördererbeiträge (ca. 10 Prozent) bzw. Firmenkooperationen, Tourismusförde rungen und staatliche Förderprojekte gedeckt. Wie schwierig ist es für die Bergrettung Tirol, die notwendigen Mittel aufzutreiben? Hermann Spiegl: Die Förderung durch das Land Tirol ist auch in einem Land wie Tirol, in dem die Bergrettung einen sehr hohen Stellenwert hat – auch bei den politisch Verantwortlichen –, trotz dem begrenzt und kann nicht beliebig erweitert werden. Der wesentlichste und auch von der Bergrettung selbst 6
INTERVIEW
beeinflussbare Einnahmenposten sind das Fördererwesen und die in diesem Umfeld laufenden Präventionsaktivi täten. Welche Herausforderungen gibt es – außer der Finanzfrage – für die Bergrettung Tirol noch? Hermann Spiegl: Angesichts des derzei tigen hohen Interesses für den Alpinis mus und das Bergsteigen haben wir we nig Probleme bei der Nachwuchsarbeit. Es haben viele und wertvolle junge Menschen Interesse, in der Bergrettung mitzuarbeiten.
„
Professionelle Hilfe am Berg kostet Geld, auch wenn die Bergretterinnen und Bergretter ehrenamtlich arbeiten.
„
Hermann Spiegl Landesleiter Bergrettung Tirol
Wesentlich größer ist das Problem bei der Besetzung der Funktionärsposten, da einerseits der berufliche Druck stetig steigt und andererseits das gesetzli che Umfeld für diese Tätigkeit immer strenger wird. In einigen Aktivitäten der letzten Jahre wurde durch beinharte Exekution von Gesetzen die Stimmung zusätzlich verschlechtert. Hier läuft die Organisation Gefahr, immer weniger Funktionäre zu finden und letztendlich diese Funktionen mit bezahlten Mitarbeitern besetzen zu müssen, was eine Kostenexplosion nach sich ziehen würde. Wie reagiert die Bergrettung Tirol auf sich ändernde Rahmenbedingungen im Outdoorbereich – von neuen Trendsportarten bis hin zur Vollkaskomentalität bei so manchem Bergsportler? Hermann Spiegl: Die Bergrettung ist sich klar, dass keine dieser Entwick lungen verhindert werden kann. Als Bergrettung kann man daran arbeiten, die Risikoeinschätzung zu optimieren
und die Reaktion auf eingetretene Notsituationen bei den Bergsteigern, Wanderern, Bikern, Skitourengehern so gut als möglich zu schulen. Wir streben hier eine enge Zusammenarbeit mit den „großen Playern“, den alpinen Verei nen, aber auch insbesondere mit den Bergführern an. Derjenige, der vorhat, viel und oft in die Berge zu gehen, sollte bei einem alpinen Verein andocken. Der jenige, der selten in die Berge geht, aber dies nicht missen will, sollte dies nicht ohne Bergführer tun.
PIERRE-MICHEL ARCAND // Warum ich nachts laufe? Der Nachtlauf hat viel mit dem Trailrunning gemein. Das ist wie das Henne-Ei-Problem, man weiß nicht, was zuerst da war: die Lust nonstop lange Strecken zu laufen oder die Freude, nachts fernab von Menschenmengen und Lärm auf einsamen Wegen zu laufen? #petzlnightrunning
Bergretterinnen und Bergretter waren heuer auch starker Kritik durch Geborgene ausgesetzt, die für die Kosten nicht aufkommen wollten bzw. sogar mit Klage drohten: Wie geht die Bergrettung Tirol damit um? Hermann Spiegl: Als Landesleitung stellt man sich hinter die Bergretterinnen und Bergretter und schützt diese vor diesen unsachlichen Angriffen. Wichtig ist in diesen Fällen, dass dabei das Möglichste getan wird, um die Motivation in den Ortsstellen beizubehalten. Wie wirkt sich dies auf die Einsatzmoral der Freiwilligen aus? Hermann Spiegl: Durch die außeror dentlich hohe Professionalität in den Ortsstellenführungen ist es gewähr leistet, dass auch derartige Probleme gemeistert werden. Als jemand, der jahrzehntelang in der Industrie als pla nender Dienstleister tätig war, habe ich oft den Eindruck, dass gerade Großfir men Manager wie unsere Ortsstellenlei terinnen und -leiter brauchen könnten, um das wichtigste Gut in einer Organi sation, die positive Motivation der Mit arbeiter bzw. Mitglieder, zu fördern, aber gleichzeitig eine klare Linie zu fahren. Wie könnte dieser zunehmenden Kritik entgegengewirkt werden? Hermann Spiegl: Wir werden uns be mühen, wie bisher professionelle Hilfe durch Freiwillige am Berg und im un wegsamen Gelände zu leisten. Gleich zeitig werden wir daran arbeiten, das Bewusstsein zu schaffen, dass auch die Einsätze von Freiwilligen nicht kostenlos sein können und auch Politik, der Staat oder der Tourismus nicht alles an Kosten werden übernehmen können. Es muss das Bewusstsein für die Eigenverant wortung weiter erhalten werden.
© Matt Charland
Wie bzw. wofür werden die eingehobenen Bergungskostenbeträge in der Bergrettung eingesetzt? Hermann Spiegl: Der überwiegende Teil, etwa zwei Drittel, geht in die Beschaf fung von Ortsstelleneinsatzausrüstung. Die Geschäftsstelle finanziert mit dem restlichen Drittel die Ausbildung und die administrative Abwicklung der Einsatz verrechnung.
MY LIGHT MY NIGHT RUN
SWIFT RL
Kompakte, extrem leistungsstarke, aufladbare Stirnlampe mit mehreren Lichtkegeln und REACTIVE LIGHTING Technologie. 900 Lumen. www.petzl.com
ϴϬϬ
ϰϬϬ ϰϬϬ
ϯϯϭ
ϮϬϬ ϮϯϬ Ϭ <ƵĨƐƚĞŝŶ
ϭϬϵϴ
ϯϭϵ ϯϭϵ
ϮϯϬ
Ϯϳϭ
ϭϬϬϬ Ϯϭϲ Ϯϴϵ
Ϯϱϰ
<ŝƚnjďƺŚĞů
^ĐŚǁĂnj
<ŝƚnjďƺŚĞů
^ĐŚǁĂnj
/ŶŶƐďƌƵĐŬ >ĂŶĚ
ϲϬϬ
ϰϬϬ
<ŝƚnjďƺŚĞů
Einsätze:
1.930
2,149
ϰй
2.352
Ϯϴϱ
Ϯϳϭ Ϯϱϰ ϭϮϯ
/ŶŶƐďƌƵĐŬ >ĂŶĚ
ϭϮϯ
/ŶŶƐďƌƵĐŬ
ϭϰй
ϰϲй ϰϲй
ϳй
Ϯϰй Ϯϰй ^ŬŝĨĂŚƌĞŶͬ^ŶŽǁďŽĂƌĚĞŶ
tĂŶĚĞƌŶ <ůĞƚƚĞƌŶ
DŽƵŶƚĂŝŶďŝŬĞ ^ŬŝƚŽƵƌĞŶ
<ůĞƚƚĞƌŶZŽĚĞůŶ
^ŬŝƚŽƵƌĞŶ &ůƵŐƐƉŽƌƚ
ZŽĚĞůŶ ^ŽŶƐƚŝŐĞƐ
&ůƵŐƐƉŽƌƚ
^ŽŶƐƚŝŐĞƐ
dćƚŝŐŬĞŝƚ ďĞŝŵ hŶĨĂůů
/ŵƐƚ
ϭϮϱ
ϭϮϱ >ŝĞŶnj
Ϯϳϰ
ϮϴϮ ϭϳϰ
Ϯϳϴ ϭϮϴ
ϭϲϭ
>ĂŶĚĞĐŬ
ZĞƵƚƚĞ
ϭϮϱ
>ŝĞŶnj
ĞƵƚƐĐŚůĂŶĚ
EĂƚŝŽŶ
ƵƐƚĂŶĚ ĚĞƌ WĞƌƐŽŶ
EĂƚŝŽŶ UNFALLZAHLEN ƵƐƚĂŶĚ ĚĞƌ WĞƌƐŽŶ Bei der Zahl der Verunfallten (Tote, Verletzte, Unver letzte) gab es 2018 einen leichten Rückgang von 5.229 auf 4.955. Die Zahl der Toten ist jedoch im Vergleich zu 2017 etwas gestiegen – von 98 im Jahr 2017 auf 101 im Vorjahr. Im Österreich-Vergleich passieren 45 Prozent der Unfälle in Tirol, bei den tödlichen Unfällen sind es 38 Prozent. Die meisten Unfälle verzeichnete die Bergrettung Tirol im Vorjahr beim Skifahren bzw. Snow boarden, gefolgt vom Wandern. Die meisten Unfall opfer waren aus Deutschland, gefolgt von Österreich.
ĞƵƚƐĐŚůĂŶĚ
tĂŶĚĞƌŶ
^ŬŝĨĂŚƌĞŶͬ^ŶŽǁďŽĂƌĚĞŶ DŽƵŶƚĂŝŶďŝŬĞ
EINSÄTZE PRO BEZIRK Wirft man einen Blick auf die Einsatzstatistik der einzelnen Tiroler Bezirke, so verzeichnete Kitzbühel 2018 mit 1.098 Ein sätzen die meisten Ausrückun ŝŶƐćƚnjĞ gen, gefolgt von Kufstein (331) ŝŶƐćƚnjĞ ŽŚŶĞ ^ŬŝĞŝŶƐćƚnjĞ und Schwaz (319). Rechnet man aus dieser Einsatzstatistik die Ausrückungen ohne Skieinsätze heraus, dann führte der Bezirk Schwaz (289) vor Reutte (278) und Imst (274).
EĂƚŝŽŶ
ϳй
PƐƚĞƌƌĞŝĐŚ
PƐƚĞƌƌĞŝĐŚ
^ŽŶƐƚŝŐĞƐ
^ŽŶƐƚŝŐĞƐ
,ŽůůĂŶĚ
,ŽůůĂŶĚ
/ƚĂůŝĞŶ
/ƚĂůŝĞŶ
sĞƌůĞƚnjƚ
sĞƌůĞƚnjƚ
hŶǀĞƌůĞƚnjƚ
hŶǀĞƌůĞƚnjƚ
hŶďĞŬĂŶŶƚ
hŶďĞŬĂŶŶƚ
dŽƚ
ƵƐƚĂŶĚ ĚĞƌ WĞƌƐŽŶ
ϭϰй
Ϯй Ϯй ϰй
PACK
ϰϲй
ϳй
RÜCKENSCHMERZEN
Ϯϰй
dćƚŝŐŬĞŝƚ ďĞŝŵ hŶĨĂůů
4.463
>ŝĞŶnj
ϰй ϰй
Mitglieder Canyoninggruppe
Ϯй
ZĞƵƚƚĞ
ZĞƵƚƚĞ
Ϯй Ϯй
Mitglieder Hundestaffel
4.427
>ĂŶĚĞĐŬ
Ϯй ϭϰй
Ϯй
bereits überprüfte Anwärter in Grundausbildung
4.414
/ŵƐƚ >ĂŶĚĞĐŬ
^ĐŚǁĂnj
ϭй ϭй
ϭϮϴ ϭϮϴ
ϭϲϭ
dćƚŝŐŬĞŝƚ ďĞŝŵ hŶĨĂůů dćƚŝŐŬĞŝƚ ďĞŝŵ hŶĨĂůů
ϭй
ŝŶƐćƚnjĞ ŽŚŶĞ ^ŬŝĞŝŶƐćƚnjĞ
Ϯϳϴ
/ŵƐƚ
Ϯϭϲ
<ƵĨƐƚĞŝŶ
ϮϴϮ ϮϴϮ ϭϳϰ Ϯϳϴ ϭϲϭ
/ŶŶƐďƌƵĐŬ
ϯϭϵ ϮϯϬ
ϮϬϬ
Ϭ
Anwärter & Anwärterinnen
Mitglieder:
/ŶŶƐďƌƵĐŬ >ĂŶĚ /ŶŶƐďƌƵĐŬ
Ϯϳϰ
ϭϳϰ
Ϯϴϵ
aktive Mitglieder
Ϯй
Ϯϳϰ ϭϮϯ
ϭϮϯ
ϯϯϭ
männliche Mitglieder
ϭй2016 ϭϰй
ϭϮϯ ϭϮϯ
<ƵĨƐƚĞŝŶ
weibliche Mitglieder
2015
Ϯϴϱ
Ϯϱϰ
ϴϬϬ
Mitglieder gesamt
2014
Ϯϴϱ
Ϯϳϭ
Ϯϴϵ
Ϯϭϲ
Ortsstellen in Tirol
ŝŶƐćƚnjĞ
ŝŶƐćƚnjĞ ŽŚŶĞ ^ŬŝĞŝŶƐćƚnjĞ
ϭϮϬϬ
ϯϯϭ
ϮϬϬ
Ϭ
ŝŶƐćƚnjĞ
mďĞƌƐŝĐŚƚ ĞnjŝƌŬĞ
^ŬŝĨĂŚƌĞŶͬ^ŶŽǁďŽĂƌĚĞŶ
tĂŶĚĞƌŶ
DŽƵŶƚĂŝŶďŝŬĞ
<ůĞƚƚĞƌŶ
ĞƵƚƐĐŚůĂŶĚ
ZŽĚĞůŶ EĂƚŝŽŶ
^ŬŝƚŽƵƌĞŶ &ůƵŐƐƉŽƌƚ
PƐƚĞƌƌĞŝĐŚ
^ŽŶƐƚŝŐĞƐ
,ŽůůĂŶĚ
/ƚĂůŝĞŶ
sĞƌůĞƚnjƚ
AN DER WURZEL hŶǀĞƌůĞƚnjƚ
hŶďĞŬĂŶŶƚ
dŽƚ
BG-JV.VOL 180409
91 4.571 214 4.357 3.190 485 99 70 77
ϲϬϬ
ŝŶƐćƚnjĞ
in Zahlen
ϲϬϬ
ŝŶƐćƚnjĞ
ŝŶƐćƚnjĞ
ϴϬϬ
ƵƐƚĂŶĚ ĚĞƌ WĞƌƐŽŶ
^ŽŶƐƚŝŐĞƐ
2017
2018
4.558
4.566
Voltadol Forte Schmerzgel
2.622ϰϲй
2.973
Forte – wirksam Stark konzentriert: Stillt den Schmerz und bekämpft die Entzündung, die „Wurzel“ des Problems.
ϳй
Die Bergrettung Tirol verzeichnete mit knapp 3.000 Einsätzen auch 2018 eine Steigerung bei den Einsatzzahlen. Damit bestätigte sich der Trend der vergangenen Jahre. Im Schnitt dau erten die Einsätze 2,4 Stunden und es waren vier Bergretter Ϯϰй oder Bergretterinnen im Einsatz.
Forte – gezielt Dringt tief ins entzündete Gewebe ein.
Forte – langanhaltend Schmerzlinderung für bis zu 12 Stunden.
8
BERGRETTUNG TIROL
^ŬŝĨĂŚƌĞŶͬ^ŶŽǁďŽĂƌĚĞŶ
tĂŶĚĞƌŶ
DŽƵŶƚĂŝŶďŝŬĞ
<ůĞƚƚĞƌŶ
^ŬŝƚŽƵƌĞŶ
ZŽĚĞůŶ
ĞƵƚƐĐŚůĂŶĚ
PƐƚĞƌƌĞŝĐŚ
^ŽŶƐƚŝŐĞƐ
,ŽůůĂŶĚ
/ƚĂůŝĞŶ
sĞƌůĞƚnjƚ
hŶǀĞƌůĞƚnjƚ
hŶďĞŬĂŶŶƚ
dŽƚ
GSK-Gebro Consumer Healthcare GmbH, 6391 Fieberbrunn, Österreich. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. Wirkstoff: Diclofenac. Marken sind Eigentum der GSK Unternehmensgruppe oder an diese lizensiert. Stand: April 2018.
dŽƚ
Förderer
+
Förderer
Das Plus für Förderer Dank Bergungskostenschutz mit einem sicheren Gefühl im Gelände unterwegs
de?
än Aktiv im Gel
Als Förderin bzw. Förderer der Bergrettung Tirol genießen Sie weltweiten Bergungskostenschutz für sich und die ganze Familie!
Die Versicherung gilt für alle Förderinnen und Förderer nach Bezahlung des Fördererbeitrages. Mitversichert sind auch der mit dem Versicherten im gemeinsamen Haushalt lebende Ehepartner/Lebensgefährte und die Kinder bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Der Versicherungsschutz gilt weltweit. Die Versicherungssumme beträgt 25.000 € pro Person für Bergungskosten. Dies sind Kosten, die anfallen, wenn dem Versicherten ein Unfall zustößt oder der Versicherte in Berg- oder Wassernot geraten ist und unverletzt, verletzt oder tot geborgen werden muss. Der Versicherungsschutz beginnt mit dem Folgetag der Einzahlung des Fördererbeitrages und endet am 31. 12. 2020. Bei Einzahlung des Fördererbeitrags zwischen 1. November und 31. Dezember 2019 gilt der Versicherungsschutz bis zum 31. Dezember 2020.
Paket
1
Paket Fördererbeitrag inkl. Bergungskostenschutz
€hr 2pr8 a J o
! 10
Fördererbeitrag inklusive Bergungskostenschutz & Kalender
2
TOP
H I LFE
ONLINE
ANGEBOTE
FÜR HELFER
Der Bergungskostenschutz kann auch online, direkt über die Homepage der Bergrettung Tirol, abgeschlossen werden. Einfach unter www.bergrettung. tirol auf „Förderndes Mitglied“ klicken, hier geht es direkt zur Anmeldung. Wenn Sie als Förderin bzw. För derer eine bestimmte Ortsstelle der Bergrettung Tirol unterstüt zen möchten, können Sie dies beim Abschluss des Bergungs kostenschutzes angeben. Ein Verzeichnis aller Tiroler Bergrettungsortsstellen finden Sie ebenfalls auf der Homepage (un ter „Standorte“).
Förderinnen und Förderer der Berg rettung Tirol genießen nicht nur einen weltweiten Bergungskosten schutz, sie haben auch Zugang zu unserem Onlineshop. Dieser enthält eine Auswahl an Produkten, die je derzeit bestellt werden können. Sie wurden außerdem exklusiv für För derer der Bergrettung Tirol zusam mengestellt. Ein Beispiel: die neue Rucksackapo theke. Sie ist unverzichtbar für jede Tour und wurde vom Österreichi schen Bergrettungsdienst in Koope ration mit dem Österreichischen Al penverein und dem Österreichischen Bergführerverband unter dem Mot to „light and fast“ konzipiert. Das wasserdichte kleine Päckchen, das am Klettergurt oder Bike fixiert oder im Rucksack mitgenommen werden kann, enthält eine Israeli (Emergen cy) Bandage, eine Rettungsdecke, ein Pflasterset, Einmalhandschuhe, ein Beatmungstuch und (Kletter-)Tape. Interessiert? Mit Ihrer Förderer nummer und einem von Ihnen gewählten Passwort können Sie direkt in den Onlineshop einsteigen. Einfach reinklicken unter: www.bergrettung.tirol/shop
Mehr als 4.000 Bergretterinnen und Bergretter gibt es in Tirol. Sie ste hen an 365 Tagen im Jahr bereit, um Personen zu helfen, die im al pinen Gelände in Not geraten sind. Auch wenn die Bergretterinnen und Berg retter ehrenamtlich arbeiten: Um den hohen Ausbildungsstan dard und den Ankauf notwendiger Einsatz ausrüstung finanzieren zu können, ist die Bergrettung Tirol zum Großteil auf Fördererbeiträge und Spenden angewiesen. Als förderndes Mitglied unterstützen Sie somit direkt die Arbeit der Bergrettung Tirol. Sie möchten die Bergrettungs kräfte zusätzlich zur Förderermit gliedschaft unterstützen? Die Berg rettung Tirol freut sich über jede Spende. Vielen Dank!
€ 4pr0 o Jahr
Weitere Informationen zum Bergungskostenschutz finden Sie unter: www.bergrettung.tirol
FÖRDERERAKTION
INFO
+
k Vielen Dan tzung! terstü für Ihre Un
!
Österreichischer Bergrettungsdienst Land Tirol Florianistraße 2, 6410 Telfs +43 5262 64140 www.bergrettung.tirol
FÖRDERERAKTION
11
Mit Kindern am Berg
ESSEN UND TRINKEN Unbedingt genügend zu trinken mitnehmen, da Kinder einen höhe ren Flüssigkeitsbedarf haben. Die Jause sollte schmecken und den Kindern wieder Ener gie bringen.
TEXT HELMUT EICHHOLZER FOTO DYNAFIT
Kinder brauchen das passende Schuhwerk, das bequem sitzt, dem Fuß Halt bietet und eine rutschfeste Sohle hat. Kinder re agieren außerdem empfindlicher auf Hitze und Kälte als Erwachse ne, darauf sollte bei der Auswahl der Wanderkleidung geachtet werden. Wind- und Wetter- so wie Sonnenschutz gehören eben so in den Rucksack der Eltern wie ausreichend Wechselkleidung. Kinder können durchaus einen eigenen Rucksack tragen. Er muss jedoch passen und darf auf keinem Fall zu schwer sein.
SICHERHEIT Eine Wanderung mit Kindern sollte Spaß machen, Abwechs lung und Abenteuer bieten. Trotzdem sollte der Sicher heitsaspekt nicht außer Acht gelassen werden. Auch weil Kinder unternehmungslustig sind und gerne herumtoben. Ausgesetztes Gelände und Routen mit Steinschlaggefahr sind nichts für Kinder.
KÜN FTIG E BERGFEX E Haben Kinder ihren Spaß beim Wan dern und wollen im Laufe der Zeit mehr? Alpine Vereine bieten ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche, das nicht nur Spaß macht, sondern die Kinder auch auf künftige Abenteuer am Berg vorbereitet.
1
2
3
TIPP
4
12
TIPPS
Gesamte Ausrüstung checken • Ski vom Winterwachs befreien (und ausbürsten) – ein gepflegter Ski erhöht die Freude beim Skitouren gehen enorm. • Sichtprüfung der Bindung, Schuhe und Stöcke (sind die Schrauben fest, gibt es Beschädigungen etc.) • Mit dem Schuh in beide Bindungen einsteigen? • Klebt das Fell noch immer (speziell die Enden sind ein Thema)? • Neue Batterien ins LVS geben, Schaufel und Sonde einmal zusammenbauen • Erste-Hilfe-Ausrüstung checken und abgelaufenes Material ersetzen, den Biwaksack durchlüften. • Wichtig: Auch die Tourenpartner müssen ihr Notfall equipment in Ordnung haben und wissen, was im Falle des Falles zu tun ist! Eigenverantwortung ist gefragt – von allen auf der Tour. Planen • Tour sorgfältig planen. Aktuelle Verhältnisse und den Wetterbericht miteinbeziehen. • Unbedingt den aktuellen Lawinenlagebericht beachten! • Den Ablauf bei einem Notfall bewusst durchspielen. • Fehlt die Erfahrung, mit einem Bergführer oder einer geführten Gruppe auf Skitour gehen. • Nicht zu lange erste Touren planen, auch wenn man vom Sommer her noch fit ist. Die Füße (auf Blasen achten) und die Muskulatur brauchen etwas Zeit, sich an die ungewohnte Belastung zu gewöhnen.
Zur Person: Helmut (Heli) Eichholzer ist Skibergsteiger, Bergretter und Dynafit-Athlet
• Auf der Piste unbedingt die Pistenregeln beachten. • Bei Pistentouren bin ich gewichtsoptimiert unterwegs, verzichte aber nicht auf meine Notfallausrüstung. Erste Hilfe leisten zu müssen, auch neben der Piste, kann immer vorkommen.
5 TIPP
AU S R Ü S T U N G
TIPP
Bei der Auswahl der Tour sollten die Wünsche der Kinder berück sichtigt werden. Gleichzeitig gilt es, die Tour dem Alter und der Leistungsfähigkeit der Kinder an zupassen. Länge und Schwierig keitsgrad der Wanderung müs sen unbedingt geeignet sein. Außerdem immer genügend Pausen einplanen, damit die Kinder sich erholen, essen und trinken können. Bei der Touren planung unbedingt den Wetter bericht beachten.
TIPP
FOTO ISTOCK/...
PLANUNG
Tourengehen boomt. Immer mehr Menschen zieht es mit dem Fell unter den Ski ins Gelände. Wichtig dabei: Wer das Vergnügen abseits der Piste sucht, braucht die richtige Vorbereitung und muss die Risiken eines Lawinenunfalls einschätzen und minimieren können.
TIPP
Abenteuer, Spiel und Spaß – Kinder haben ihre eigenen Vorstellungen, wenn es um’s Wandern geht. Wer also mit seinem Nachwuchs unterwegs ist, sollte ein paar Tipps berücksichtigen, damit der Ausflug auch allen Freude macht.
Skitouren: Tipps zum Saisonstart
Abfahrt genießen • Gemütlich die ersten Schwünge des neuen Winters genießen. Auch mal mit der Skitourenausrüstung für ein paar Stunden den Lift benützen, um Abfahrtskilometer zu sammeln. • Auch das Abfahren und das Gefühl für die Bedingungen und den Speed benötigen etwas Zeit, um wieder den Stand des Vorjahres zu erreichen. • Besonders bei wenig Schnee oder (noch) keinem kom pakten Untergrund vorsichtig fahren (situationsange passt und Stürze vermeiden). Steine, Äste oder Wurzeln können die Saison schneller beenden als geplant.
kollektion .
Vorbereiten • Dem Wetter angepasste Kleidung auswählen, trockene Bekleidung für die Abfahrt mitnehmen (bei Schneefall ev. wasserdicht verpacken). • Sonnenschutz, Brille, Skibrille mitnehmen • Notfallausrüstung checken und in den Rucksack packen • Aufgeladenes Handy mitnehmen. • Ich verwende einen Helm. Besonders bei wenig Schnee oder auf Pisten (auch beim Aufstieg) kann ich mich damit besser schützen. Die erste Tour • In Ruhe und ohne Ablenkung einen angenehmen Schritt bzw. Rhythmus finden. • Auch mal zur Übung Spitzkehren einbauen. • Auf äußere Bedingungen achten. Entspricht die Wetter- und Schneesituation dem der Planung? Bei Änderungen darauf reagieren. • Anfangs der Saison ein möglichst moderates Tempo wählen und flachere Strecken bevorzugen. • Auf Essen und Trinken nicht vergessen
LIFEST YLE
Mütze „Walter“ € 29,90 Hoody „Daniel“ € 89,90 W W W.TIR OL SHOP.COM
TR ADITION K L ASSIK ER
SICHER UNTERWEGS m i t d e r r i c h t i g e To u r e n p l a n u n g
1
Die sieben Sicherheitstipps der Österreichischen Bergrettung helfen, Unfälle zu vermeiden und im Notfall richtig Hilfe zu leisten.
DRY BACK
ung SelbsteinschätzSchätze dein Können und deine Kräfte sowie jene der Begleiter, insbesondere von
2 3 4 5 6 7
Kindern, ehrlich ein. Richte bei der Tourenplanung die Länge und die Schwierigkeit der Tour danach. Häufige Unfallursachen sind Übermüdung, Erschöpfung und Über forderung.
nung TourenplaEine sorgfältige Tourenplanung verringert das Risiko von unliebsamen Überraschun gen. Plane eine Alternative, falls sich die Bedingungen vor Ort so verändern, dass eine Durchführung der Tour zu gefährlich wäre. Passe dein Verhalten während der Tour den aktuellen Umständen an. Jemand sollte wissen, welche Tour du dir vor nimmst und wann du deine Rückkehr geplant hast. Verirren führt oft zu aufwändi gen, langwierigen und teuren Sucheinsätzen.
Ausrüstung Passe deine Ausrüstung an die Witterung sowie an die Dauer, Art und Schwierigkeit der Tour an. Orientierungsmittel und Notfallausrüstung wie Karten, Topos, Ruck sackapotheke, Biwaksack, Handy mit vollem Akku, akustische/optische Signalmittel sowie Regenschutz und eine Lampe solltest du immer dabeihaben. Unterkühlung führt auch im Sommer schnell zu Leistungsverlust mit völliger Erschöpfung.
Verpflegung
Gehaltvolle Nahrung, die den Magen nicht beschwert, ist der ideale Energiespender. Lege regelmäßig Pausen ein. Trinke ausreichend. Dehydration kann zu einer gefährli chen Schwächung des Kreislaufs führen.
ätzung WettereinschHole schon bei der Tourenplanung Informationen von Wetter- und/oder Lawinen warndiensten ein und beobachte die Wetterlage auch während der Tour ständig. Kehre bei einem Wettersturz rechtzeitig um bzw. suche Schutz. Nässe und Kälte füh ren rasch zu Unterkühlung. Diese führt auch im Sommer schnell zu Leistungsverlust mit völliger Erschöpfung.
o TempDas Tempo orientiert sich stets am schwächsten Mitglied einer Gruppe. Teile oder verlasse die Gruppe nie. Zu schnelles Gehen führt zu frühzeitiger Erschöpfung.
A P E X
W A L L
Reaktio• nRuhe bewahren im Notfall • Erste Hilfe leisten und Verletzten sichern. • • • •
Notruf wählen (Alpinnotruf 140, Euronotruf 112, Notfall-App SOS-EU Alp) Unfallgeschehen und Ort möglichst genau schildern Den Anweisungen folgen und am Unfallort warten bis Hilfe eintrifft. Sparsam telefonieren damit der Akku lange reicht (Siehe auch Seite 16) SALEWA.COM
14
TIPPS
Richtiges Verhalten im Notfall Bei einem Notfall heißt es, Nerven zu bewahren und sofort zu reagieren. Tipps der Leitstelle Tirol zum richtigen Verhalten.
1 Wählen Sie den Notruf:
2
Euro
NOTRUF
112
Bei Bergnotfällen:
Beantworten Sie die Fragen des Notrufexperten – bleiben Sie ruhig! Die wichtigste Frage ist:
Alpin
NOTRUF
140 Oder mit der SOS-EU-Alp-App
Genaue Beschreibung zum Einsatzort Das Um und Auf ist die genaue Meldung des Einsatzortes. „Viele wissen nicht, wo sie sind. Fragen zum Einsatzort werden nicht selten mit ‚Wir sind beim Wandern/Skifahren in Tirol‘ beant wortet. Das oft lange und mühsame Auffinden des Einsatzortes verlängert das Notrufgespräch und führt zur Verzögerung einer Alarmierung. Manchmal geben wir sogar die Telefonnummer des Anrufers an die Einsatzkräfte weiter, damit sie mit den Hilfesu chenden direkt Kontakt aufnehmen und zum Beispiel nachfragen können, ob sie den Hubschrauber oder das Folgetonhorn hören oder das Blaulicht sehen“, macht Bernd Noggler, Geschäftsführer der Leitstelle Tirol, das Hauptproblem von Tausenden Notfall meldungen deutlich. Um schlechte, ungenaue oder gar keine Positionsangaben zu vermeiden, gibt es neben der Notfall-App SOS-EU-Alp, die sofort die GPS-Daten überträgt, auch die Mög lichkeit, Koordinaten von Smartphones mittels SMS zu übermit teln. „Dabei wird dem Anrufer via SMS ein Link übermittelt, der die Ortung startet und eine erfolgreiche Übertragung anzeigt“, erklärt Noggler.
Wo ist der Einsatzort? Ist dieser bekannt, kann die Leitstelle Tirol die Einsatzkräfte alarmieren.
3
Die Alarmierung der für den jeweiligen Einsatz benötigten Rettungskräfte erfolgt während des Gesprächs.
4
Der Notrufexperte gibt Ihnen Anweisungen, wie Sie helfen können.
Weitere Fragen sind:
Wer ruft an?
Zögern Sie nicht!
Was ist passiert?
Rund um die Uhr verfügbar In der Leitstelle Tirol stehen insgesamt vier speziell aus gebildete Teams dauerhaft im Einsatz, um die eingehen den Anliegen zu bearbeiten, die zuständigen Einsatzkräfte zu alarmieren sowie den Notfallmeldenden in der Situation und die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen.
Wie viele Personen sind verletzt? Aus welchem Grund? Medizinischer oder technischer Notfall?
Bergnotfall? Lawinenabgang?
16
TIPPS
TEXT DANIELA PFENNIG
Die Notfall-App der Bergrettung Tirol wurde 2018 technisch erneuert. Seit September ergänzt die kostenlose SOS-EU-Alp-App das beste hende Notrufsystem und ist auch in Südtirol und Bayern anwendbar. Mit ihr kann schnell und einfach ein Notruf abgesetzt werden, der samt Standort- und Kontaktdaten an die jeweilige Leitstelle übermit telt wird. Exakte Standortübermittlung bringt Zeitgewinn Wird der Notfall-Button der App betätigt, werden die aktuellen GPS-Koordinaten, der Akkustand des Handys sowie Höhe und Kon taktdaten in das Einsatzleitsystem der Leitstelle Tirol übermittelt und es wird parallel dazu eine Telefonverbindung zum Notrufmelder aufgebaut, um weitere Details zum Einsatz zu erfragen und in der Notsituation zu unterstützen. „Der Vorteil ist, dass der Einsatzort sofort bekannt ist und alle weiteren Aktivitäten umgehend starten können. Das spart wertvolle Zeit für den Hilfesuchenden und die alarmierten Einsatzkräfte, weil wir schneller und effizienter helfen können“, hebt Bernd Noggler, Geschäftsführer der Leitstelle Tirol, her vor. Sogar die nächstgelegenen Defibrillator-Standorte können über die App angezeigt werden. Die einzige Einschränkung: Die App funktioniert nur, wenn man im eigenen Empfangsnetz ist. „Die Notrufnummer 112 kann man aber auch von einem Fremdnetz aus wählen. Wenn es die Zeit erlaubt, können auch Textnachrichten wertvolle Zusatzinformationen liefern“, so Noggler.
TIPP
5
Bleiben Sie so lange am Telefon, bis die Leitstelle Tirol das Gespräch beendet.
Die SOS-EU-Alp-App macht nicht nur im freien Gelände Sinn, sondern auch bei einem Notfall zu Hause oder im Auto, weil der Einsatzort sofort im System der Leitstelle aufscheint.
Kostenlos hier die SOS-EU-Alp-App herunterladen:
Wie sind die Wetterverhältnisse? Wie weit können Sie noch gut sehen?
Ist in der Nähe eine Hubschrauberlandung möglich?
Neue App für Notfallmeldungen
H S I F GOLD
A U S T R I A L P I N . AT
TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS LEITSTELLE TIROL
www.leitstelle.tirol
Play Store Android: bit.ly/2k2Guah
App Store iOS: apple.co/2klqArO
GOLD FISH Autotuber im Set mit HMS RONDO Autolock Selfie mit robustem Hard Coat TM Finish für vielfach längere Lebensdauer. Made in Austria. AUSBILDUNG 17
Einsatz am Limit Insgesamt elf Bergrettungsortsstellen waren bei einer Bergung unter widrigsten Bedingungen gefordert. TEXT MANFRED PRANTL FOTOS BERGRETTUNG TIROL, ORTSSTELLE SÖLDEN
„LT-SPALTE EINSATZ BR Sölden Ortsstelle Einsatzleiter +43512 3313140 rufen, Sölden, Wildspitze, Spaltensturz“ – so lautete die SMS, mit der die Ortsstelle Sölden am 6. September um genau 14:05 Uhr für einen Spaltensturz im Bereich der Wild spitze alarmiert wurde. Schlechtes Wetter, keine Sicht – ein schwieriger Einsatz zeichnete sich ab, das war dem Einsatzlei ter schon bewusst, bevor er sich telefonisch bei der Leitstelle Tirol meldete. Parallel zur Alarmierung der Ortsstelle Sölden wurden auch bereits die Bergrettungsärzte durch die Leitstelle Tirol alarmiert, da eine Bergung mittels Notarzthubschrauber aufgrund der Witterungsverhältnisse von vornherein ausge schlossen werden konnte. Beurteilung der Situation Folgende Lage stellte sich für den Einsatzleiter aufgrund der durch die Leitstelle Tirol erhaltenen Informationen dar: Drei Personen sind im Bereich Wildspitze in eine Gletscherspalte gestürzt. Laut telefonischer Information durch einen der Verunfallten an die Leitstelle sind alle drei Personen verletzt – ein Schwerverletzter, ein Mittelschwerverletzter und ein Leichtverletzter. Das größte Problem in der ersten Phase war, dass der genaue Unfallort weder durch die Aussagen der Verunfallten noch durch eine Handyortung festgestellt werden konnte. Weiteres war eine Verlegung von Einsatzkräften mit Hubschraubern aufgrund der Witterungssituation nur bedingt möglich. Auf grund von Erfahrungswerten sind für die Versorgung und den liegenden Abtransport eines Verletzten mit entsprechender Sicherung von einem derartigen Einsatzort ca. 20 Bergretter erforderlich. Daher wurden, nach Rücksprache mit dem Be zirksleiter, elf der 14 Ortsstellen des Bezirkes Imst für diesen Einsatz alarmiert. Drei Ortsstellen waren dafür vorgesehen
„ Elf von 14 Ortsstellen werden alarmiert. “ eventuelle andere Einsätze im Bezirk zu übernehmen. Zum Shuttle der Einsatzkräfte mittels Hubschrauber standen zwei Notarzthubschrauber (Alpin 2 und Martin 8) und der Polizei hubschrauber „Libelle“ der Einsatzleitung in Sölden, beste hend aus dem Einsatzleiter Sölden, dem Bezirksleiter und Vertretern der Polizei bzw. Alpinpolizei zur Verfügung.
Widrige Wetterbedingungen lassen keinen Hubschrauberflug zu, die Mannschaften müssen – zum Teil über Fixseile – zum Unfallort aufsteigen.
18
EINSATZ
Der Einsatzablauf Aufgrund des unklaren Einsatzortes wurde entschieden, Ein satzkräfte von zwei Seiten in den Raum Wildspitze zu bringen. Bergretter aus sechs Ortsstellen mit einem Bergrettungsarzt aus dem Ötztal mit Unterstützung von einem Notarzt hubschrauber und dem Polizeihubschrauber (ein Flug war möglich bis unterhalb des Mitterkarjochs auf ca. 3.200m See höhe) und Bergretter aus drei Ortsstellen aus dem Pitztal mit Unterstützung der Pitztaler Gletscherbahnen. Zwei Ortsstel len verblieben in Bereitschaft in den jeweiligen Zentralen, um als Reserve rasch auf sich ändernde Verhältnisse reagieren zu können. Vorgestaffelt konnte ein Team von drei Bergführern/ Bergrettern vom Taschachhaus mittels Notarzthubschrauber Martin 8 in den Bereich Mittelbergjoch auf 3.166m geflogen werden. In Folge waren aus dem Pitztal witterungsbedingt
keine weiteren Flüge möglich. Bezüglich Ausrüstung waren neben der persönlichen Sicherheitsausrüstung für einen Glet schereinsatz das Mitführen von drei Gebirgstragen und der entsprechenden Ausrüstung zur Errichtung von Sicherungs anlagen und Bergeanlagen erforderlich. Während der bereits laufenden Verlegung der Einsatzkräfte konnte durch die Leitstelle mittels WhatsApp-Messenger schließlich der Unfallort punktgenau festgestellt werden. Dies war für den weiteren Einsatz von höchster Bedeutung. Erstversorgung der Verletzten Etwa drei Stunden nach der Alarmierung trafen die ersten Ein satzkräfte, der Trupp bestehend aus drei Bergführern/Bergret tern aus dem Pitztal, unterhalb der Nordwand der Wildspitze auf einer Seehöhe von ca. 3.600m bei den Verletzten ein. Sie waren offensichtlich als Seilschaft über den Bergschrund der Nordwand und dann weiter in eine Spalte abgestürzt. Es erfolgte die sofortige Bergung und die Erstversorgung mittels Wärmemanagement. Kurz darauf waren auch die ersten
„ Sofortige Bergung und Erstversorgung mittels Wärmemanagement. “ Einsatzkräfte aus Sölden mit dem Bergrettungsarzt vor Ort. Nach Abschluss der medizinischen Sofortmaßnahmen star tete der Abtransport mit den Gebirgstragen. Es wurde, nach Rücksprache mit den Einsatzleitern vor Ort, die Entscheidung seitens der Einsatzleitung getroffen, den Abtransport der Verunfallten über den Taschachferner und das Mittelbergjoch Richtung Pitztal/Mandarfen durchzuführen. Die Bergung über das Mittelbergjoch bedeutete die Bewältigung eines Anstie ges von ca. 100 Höhenmetern. Dafür waren durch die vor Ort befindlichen Bergemannschaften entsprechende Vorbereitun gen zur Bergung nach oben zu treffen. Weiteres musste der weitere Abtransport vom Mittelbergjoch geregelt werden. Dazu standen ein Pistengerät der Pitztaler Gletscherbahnen und die erforderlichen Liftanlagen dankenswerterweise zur Verfügung. Als zusätzliche medizinische Unterstützung wurden bereits der Notarzt mit dem Bergespezialisten des Notarzthubschraubers Martin 8 auf das Mittelbergjoch verlegt. Nach einer weiteren medizinischen Versorgung des Schwer verletzten wurde der Transport der drei Verunfallten zur Talstation des Schrägaufzuges in Mandarfen fortgesetzt. Hier standen drei durch die Einsatzleitung zwischenzeitlich alarmierte Rettungsfahrzeuge des Roten Kreuzes für den Transport in die Krankenhäuser bereit. Ein Patient wurde unter Reanimation in Begleitung des Notarztes des Notarzt hubschraubers Martin 8 in die Klinik Innsbruck verlegt. Die anderen zwei Patienten wurden in das Krankenhaus Zams eingeliefert. Knapp neun Stunden nach der Alarmierung waren alle Einsatzkräfte im Tal in Mandarfen. Der gesamte Einsatz konnte nach der Rückverlegung der Einsatzkräfte aus dem Ötztal nach fast genau zwölf Stunden beendet wer den. Im Einsatz standen die Ortsstellen Sölden, Obergurgl, Längenfeld, Gries im Sulztal, Niederthai, Umhausen, Ötz, Sautens-Haiming-Roppen, Imst, Jerzens und Innerpitztal, ein Bergrettungsarzt, Alpinpolizei, die Notarzthubschrauber Alpin 2 und Martin 8 sowie der Polizeihubschrauber „Libelle“. EINSATZ
19
Erste Helfer am Einsatzort.
Aus der Sicht des Bergrettungsarztes 14:07 Uhr. Ich bin zu Hause. Ein SMS kommt. „LEITSTELLE TIROL SPALTE: EINSATZ BERGRETTUNG Oberland Ärzte, Sölden, Wildspitze, Spaltensturz“. Ich rufe die Leitstelle Tirol an. Der Disponent erklärt mir kurz die Lage. Ob ich mitgehen könne? Keine Frage. Natürlich gehe ich. Für einen guten Notarzteinsatz ist ein guter Notfallsanitäter entscheidend. Bei der Bergrettung in Telfs haben wir fünf davon. Ausgezeichnete Männer. Medizinisch und alpinistisch. Ich rufe Florian an. Er hat Zeit. Er holt noch wichtige Ausrüstung aus dem Bergrettungsheim, dann treffen wir uns. Die Ausrüstung liegt bereit. Ich bin begeistert von unserem Material. Medikamente, ein modernes elektronisches Monitoringsystem, im Prinzip sind wir eine mobile Intensivstation. Mit Blaulicht geht es Richtung Sölden, dort treffen wir uns mit dem Einsatzleiter. Er schickt uns mit einem Bergretter weiter nach Vent. Dort wird uns der Hubschrauber aufnehmen und mit den anderen Bergrettern soweit es geht den Mitterkarferner hinauffliegen. 16:15 Uhr. Florian, mein Bergrettungs-Notfallsanitäter, und ich, steigen am Mitterkarferner aus. Es ist so steil, dass der Hubschrauber nicht landen kann. Er schwebt einen halben Meter über den Steinen. Wir nehmen unser ganzes Material auf den Rücken und klettern auf die Hubschrauberkufe.
„ Der Hubschrauber wird uns soweit es geht hinauffliegen. “ Festhalten, jetzt rausfallen wäre nicht günstig. Ganz sachte steigen wir vom Hubschrauber ab in den Ferner. Über uns brüllt die Turbine, unter uns verschneite Steine. Wilder, eiskalter Wind, bläst uns Schnee ins Gesicht. Keine Zeit zu zögern. Raus in die Kälte. Wir schauen uns um. Einige Bergretter sind im Kar verstreut, ein paar schon weiter oben. Offenbar müssen wir dorthin. Es ist steil, eisig unter zwanzig Zentimeter nassem Neuschnee. Alle sind mit unglaublichen Mengen Material beladen. Rucksäcke, Seile, Tragen. Ein Seilzug wird aufgebaut, um das schwerste Material das Kar hinaufzuziehen. 17:15 Uhr. Wir steigen über das Mitterkarjoch in den Taschachferner. Ein Bergführer übernimmt die Führung. Ich vertraue ihm völlig. Ich habe keine Ahnung, wo ich 20
EINSATZ
Dunkelheit, Nässe, Kälte: Die Rettungskräfte arbeiten unter schwierigsten Bedingungen.
Aufstieg zum Mittelbergjoch, bevor die Patienten über das Gletscherskigebiet ins Tal transportiert werden können.
überhaupt bin. Alles um mich herum ist weiß und grau. In meinem Funkgerät höre ich laufend die Gespräche zwischen Einsatzleiter, Leitstelle Tirol und anderen Beteiligten. Die Funkdisziplin ist erstaunlich. Kurze, klare, ruhige Informationen. Immer mehr Ortsstellen sind am Weg. Der Einsatz läuft wie ein großes, schweres Rad. Ich bin ein Teil dieses Rades.
Transport das Erbrochene inhaliert. Einen kleinen Schlauch durch die Nase, damit er gut Luft bekommt, Sauerstoff dazu. Noch schnell einen halben Liter Infusion anhängen, so warm wie möglich einpacken und so schnell wie möglich ins Tal. Weder kann ich den Verletzten an so einem unwirtlichen Ort anständig untersuchen, noch weiter therapieren. Was auch immer er hat, retten kann ihn nur die Klinik. Unser Überwachungsgerät gibt uns ständig Informationen über Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Herzaktion. Während ihn die Bergretter einpacken, noch ein Blick auf die anderen Verletzten. Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut, sie möchten keine Schmerzmittel, fügen sich still in ihr Schicksal und wollen nur noch ins Tal. 19:00 Uhr. Abtransport. Es ist dunkel. Die Männer ziehen, schieben, schleppen die Trage mit dem Patienten im Licht ihrer Stirnlampen nach oben. Eine unendlich mühsame Arbeit. Sie geben alles. Die, die nicht schleppen, tragen die Ausrüstung der anderen. 20:20 Uhr. Wir erreichen das Mittelbergjoch. Ein unwirkliches Bild. Von der anderen Seite her strahlen starke Scheinwerfer schwarze Gestalten an, die vor dem Licht etwas Schweres schleppen. Eine Pistenraupe ist vom Gletscherskigebiet heraufgefahren, mit ihr der Notarzt des Notarzthubschraubers Martin 8 samt Bergespezialisten des Hubschraubers und Notarztmaterial. Sehr gut, jetzt sind wir zwei Notärzte für drei Patienten. Wir laden die zwei schwerer verletzten Patienten auf die Raupe, steigen dazu, zusammen mit einigen Bergrettern, und fahren durch Schneetreiben und stockfinstere Nacht zur Mittelstation Mittelbergbahn. Wir brauchen so rasch wie möglich einen Raum, in dem wir unseren schwer verletzten Patienten versorgen können. Wir haben uns auf der Raupe abgesprochen und entschieden, alles zu tun, damit er überlebt. Alles, was in unserer Macht steht, werden wir tun. Wir werden kämpfen. 20:50 Uhr. Wir treffen bei der Mittelstation der Mittelbergbahn ein. Wir finden ein kleines Lifthäuschen, egal, Hauptsache warm, trocken, hell. Hinein mit dem Patienten. Kein Herzschlag mehr feststellbar, keine Atmung. Körpertemperatur über sein Ohr gemessen 24 Grad Celsius. Wir starten die Reanimation. Ich intubiere ihn, wir legen ein mechanisches Gerät an, das eine kontinuierliche Herzdruckmassage ausübt. Zum Glück ist mein ärztlicher Kollege mit dabei, so können wir uns bei diesen folgenschweren Entscheidungen
„ Immer mehr Ortsstellen sind am Weg. Der Einsatz läuft wie ein großes, schweres Rad. “ 18:30 Uhr. Wir treffen am Unfallort ein. Ein Bergretter, Notfallsanitäter, kommt auf mich zu und berichtet, alle drei Verletzten sind geborgen, einer, leicht verletzt, sitzt da drüben auf der Schneewächte, ein anderer, schwerer verletzt und eingepackt in Wärmefolien, liegt ein bisschen drunter und der schwerst Verletzte hier. Er sei bewusstlos. Ich schicke den Sanitäter zum Leichtverletzten, er soll ihn checken und wenn er was braucht, soll er wieder zu mir kommen. Kurzer Blick zum schwerer Verletzten, kurzer Check, es geht ihm gut, er meint, er braucht inzwischen nichts, Schmerzmittel möchte er vorerst keine. Ich stelle einen Bergretter zu ihm, auch er soll sich melden, wenn sich der Verletzte verschlechtert. Vor mir liegt der Schwerverletzte. Seitlich gelagert auf einer Wärmefolie, Gesicht mir zugewandt, Augen geschlossen. Traumacheck: A-B-C-D-E. Eine sinnvolle Untersuchung ist fast unmöglich. Grauweißes, gedämpftes Licht am Fuß der Eiswand, kalter Wind, leichter Schneefall, der Spaltenrand nur einen Schritt entfernt. Ein Sanitäter sagt, kurz vor meinem Eintreffen hätte der Verletzte noch sinnvoll gesprochen, jetzt stöhnt er und macht ungezielte Abwehrbewegungen. Atemwege frei, abgeschwächtes Atemgeräusch an der rechten Lunge. Möglicherweise ein Pneumothorax, eine zusammengefallene Lunge, Kreislauf schwer beurteilbar, weil er so kalt ist, sonst sind keine weiteren Verletzungen sichtbar. Ich will den Patienten nicht ausziehen, damit er nicht noch weiter auskühlt, so schneide ich die Ärmel seiner Jacke auf, um die Blutdruckmanschette anlegen und einen venösen Zugang legen zu können. Der Arm ist eiskalt, keine Venen auffindbar. Am Handrücken sowieso, Ellenbeuge vielleicht. Grüner Venflon. Es funktioniert, Gott sei Dank. Erleichterung. Ein starkes Schmerzmittel möchte ich ihm geben und ein Mittel, damit er nicht erbricht und womöglich am
absprechen. Siehst du es auch so? Ja, ich sehe es auch so. Lass es uns so machen. Noch nie war ich so froh, dass ein Kollege bei mir war. Zwei Schultern tragen diese schwere Last besser als eine. Danke, Frank, dass du oben am Joch geblieben bist, nicht heimgeflogen, sondern auf uns gewartet hast. Ich höre mit meinem Stethoskop, dass die rechte Lunge tatsächlich, wie am Spaltenrand vermutet, zusammengefallen sein muss. Eine gefährliche Situation. Ich muss ein Loch in seine Brust schneiden und einen Schlauch dorthin legen, wo früher die Lunge gelegen war. Dann nähe ich rund um den Schlauch alles wieder zu. Mehr können wir jetzt beim besten Willen nicht mehr machen. Wärmedecken, Wärmefolien, Decken, isolierender Bergesack und mit der Gondel zur Talstation Mittelbergbahn.
„ Alles, was in unserer Macht steht, werden wir tun. Wir werden kämpfen. “ 21:40 Uhr. Wir sind noch lange nicht im Tal. Auf der Ladefläche eines Pickups müssen wir unseren Patienten zur Bergstation des Gletscherexpress bringen. Das Reanimationsgerät läuft, ich bebeutle, mehr können wir nicht tun. Ich komme mir vor wie in einem Kriegsgebiet, in dem die Verletzten auf Pickups in die Krankenhäuser gebracht werden, vor den Augen der Kameras dieser Welt. Nur, dass es bei uns stockdunkel ist und wir völlig allein sind in der unbarmherzigen Dunkelheit. Die Bahn des Gletscherexpress wartet schon. So viele Liftarbeiter helfen uns in der letzten Stunde. Alle sind noch dageblieben, um zu helfen. Sonst müssten wir zu Fuß ins Tal absteigen und unser Patient wäre sicher verstorben. Noch lebt er. Dank der Bemühungen von so vielen Menschen, Bergrettern, Liftarbeitern. 22:00 Uhr. Endlich. Wir sind im Tal. Drei Rettungsautos warten schon. Die zwei leichter Verletzten fahren ins Krankenhaus Zams, mein Arztkollege begleitet den schwer verletzten und schwer unterkühlten Patienten in die Klinik Innsbruck, wo er um 23:10 Uhr eintrifft. Die Ärzte kämpfen dort weiter. Leider ohne Erfolg. Der Patient verstirbt im Schockraum. Zur Person: Dr. Christian Hilkenmeier ist Bergrettungsarzt in der Ortsstelle Telfs. Er ist Mitglied der Bergrettungsärztegruppen, die es in Tirol gibt – alles Notärztinnen und Notärzte, die auch ausgebildete Bergrettungskräfte sind. EINSATZ
21
Wanderer überlebt 50-Meter-Absturz Regen, Nebel, Kälte: Bergrettungskräfte aus Ginzling bergen unter widrigsten äußeren Bedingungen einen Verletzten. TEXT ULRICH HUBER FOTOS BERGRETTUNG TIROL
2
1
3
1 Das Wärmezelt wird über dem Verletzten aufgebaut. 2 Balanceakt: Der Regen lässt die behelfsmäßigen Bachquerungen glatt und rutschig werden. 3 Abtransport des Patienten über morastige Almböden.
22
EINSATZ
Schlechte Wetterbedingungen können einen Unfall am Berg fatal enden lassen. Eine rasche Bergung aus der Luft ist nicht möglich, Anmarsch der Rettungskräfte und Abtransport des Verletzten dauern mitunter Stunden. Und nicht immer gehen – wie im geschilderten Fall – derartige Einsätze gut aus.
2. September 2019 Ginzling/Zillertal – denkbar schlechtes Wetter – Regen, Ne bel, Kälte. Trotzdem startet eine Gruppe von Wanderern von der Olpererhütte Richtung Friesenberghaus. Die Olpe rerhütte liegt auf 2.389 m Höhe, das Friesenberghaus auf 2.498 m – beide sind überaus beliebt als Hüttenwande rung und sind auch Etappenziele auf dem berühmten Berliner Höhenweg und der Peter-Habeler-Runde. Gerne werden beide Hütten auch in Kom bination als Tagestour gemacht. Die Landschaft ist atemberaubend, die Aussicht grandios. Man wandert unter den majestätischen Gipfelhäuptern des Olperers, der Gefrorenen Wand und des Hohen Rifflers. Vom Trubel des Hintertuxer Gletschers ist wenig zu spüren, nur ab und zu trägt der Wind die Geräusche der Bergstation auf der Gefrorenen Wand herüber. In der ande ren Richtung hat man freien Blick auf den zentralen Abschnitt des Zillertaler Hauptkamms. Der Blick schweift vom Großen Löffler über den Schwarzen stein, Turnerkamp, den Großen Möseler, den Hochfeiler und schließlich den Hochferner und den Weißspitzen mit ihren Hängegletschern. Und von unten leuchtet das grünlich-blaue Wasser des Schlegeisstausees herauf. Zu einem besonders Highlight auf der Strecke ist die Hängebrücke nahe der Olpererhütte in Richtung Friesenberghaus geworden. Durch unzählige Bilder in Social-Me dia-Beiträgen hat sich das Motiv als ein
Must-Have für Facebooker, Instagramer und Co. entwickelt. Das alles aber nur bei Schönwetter. Schwarze Wegkategorie Der Weg zwischen den Hütten ist etwa fünf Kilometer lang und als „schwarz“ kategorisiert. Diese Schwierigkeits angabe bedeutet laut Alpenverein „schmal, oft steil angelegt und absturz gefährlich; gehäuft versicherte Gehpas sagen und/oder einfache Kletterstellen, die den Gebrauch der Hände erfordern; Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich.“ Trotzdem findet man in diversen Tourenbeschrei bungen zu diesem Wegabschnitt die Angabe „Tour ohne Schwierigkeiten, keine ausgesetzten Stellen“. Der Weg „zieht“ sich, wie man als Wanderer so zu sagen pflegt. Zahlreiche Gräben und Rinnen sind in einem stän digen Auf und Ab zu passieren. Erdige und grasige Stellen wechseln laufend mit langen Steinplatten-Passagen. Dazwischen ist immer wieder mal ein Bach zu queren. Das ganze Ambiente – hochalpin. Die erwähnte Wanderergruppe ist schließlich an der mit ca. 2.600 m höchs ten Stelle des Weges angekommen. Hier gabelt sich der Weg nochmal – einmal zur Friesenbergscharte und nach unten zum Friesenberghaus. Früher führte der Weg durch eine, in Blickrichtung Hütte, weiter links liegende Rinne. Durch einen massiven Steinschlag und der
weiterhin bestehenden Gefahr dadurch musste der Weg aber vor Jahren auf die Felsrippe daneben verlegt werden. Der Weg führt in zunehmender Steilheit nach unten. Die Hütte ist in Sichtweite – nicht mehr als zehn Minuten trennen die Gruppe von der wohligen Wärme der Gaststube. Doch dann passiert es. Ein Mitglied der Gruppe stolpert, rutscht aus, fällt frei über eine Felskante mehrere Meter nach unten, schlägt auf und stürzt, sich mehrfach überschla gend, insgesamt etwa 50 Meter durch steiles, felsdurchsetztes Gelände ab. Die Begleiter eilen nach dem ersten Schock zu ihrem Kameraden und finden ihn schwer verletzt vor. Sie setzen sofort einen Notruf ab und laufen auch zur Hütte, um Hilfe zu holen. Der Einsatzablauf 10:49 Uhr: Einsatzmeldung per SMS: LT A2-TRAUMA: EINSATZ BR GinzlingEL, EL +43xxxx rufen, Finkenberg, Friesen berghaus, Verletzung akut geringfügig Sturz > 3m. 10:50 Uhr: Der Einsatzleiter der Berg rettung Ginzling hat den Sachverhalt mit der Leitstelle Tirol geklärt und veranlasst schon aufgrund der Wetter bedingungen sofort eine Alarmierung der gesamten Ortsstelle. Nach direkter Rücksprache mit dem Melder stellt sich heraus, dass das „geringfügig“ in der Einsatzmeldung sicher untertrie ben ist. Man berichtet von „blutigem
EINSATZ
23
„
Gesicht“, wohl weiteren Verletzungen und schildert den Absturz im Detail. Der Einsatzleiter lässt auf Grund der neuen Informationen auch die Bergrettungs ärzte-Schleife alarmieren. Wir Bergret terinnen und Bergretter leisten unseren Dienst alle freiwillig und ehrenamtlich. Keinesfalls hauptberuflich, wie es in diversen Fernsehserien dargestellt wird. Der 2. September war ein Wochentag, alle von uns gingen zum Alarmierungs zeitpunkt ihrer normalen Arbeit nach. Die meisten von uns sind Pendler. Und so vergeht gezwungenermaßen eine gewisse Zeit, bis ausreichend Personal vor Ort ist und die Mannschaft ausrü cken kann. 11:17 Uhr: Trotz all der Umstände star ten zwölf Bergrettungskräfte mit dem Einsatzfahrzeug und mehreren privaten Pkw Richtung Schlegeisstaussee, den sie nach ca. 20 Minuten erreichen. Jetzt beginnt der Aufstieg zum Patienten. Es gilt, das nötige Einsatzmaterial auf die Mannschaft aufzuteilen – Gebirgstrage samt Zubehör, Bergesack, Vakuummat ratze, San-Material inklusive Sauerstoff, EKG und Defibrilator, Wärmedecken und Wärmezelt. Zwei Mann werden als Vor trupp losgeschickt. Einer davon ist fertig ausgebildeter Alpin-Medic. Alpin-Medic ist eine Ausbildungsschiene innerhalb der Bergrettung Tirol, in der vertiefte Kenntnisse der „Taktischen Erste Hilfe“ im alpinen Gelände vermittelt werden. Vor der Mannschaft liegen nun 800 Höhenmeter Anstieg und auch einige Entfernungskilometer. Mittlerweile ist der Hüttenwirt des Friesenberghauses beim Verletzten angekommen. Dieser, selbst Bergretter, hilft bei der Erstversorgung und sorgt mit Decken und Wärmflaschen für den Wärmeerhalt des Abgestürzten. 13:08 Uhr: Die Vorausmannschaft ist an der Unfallstelle angekommen und beginnt mit der Versorgung. Das Wärmezelt wird über dem Patienten errichtet. Es besteht aus einer Plane aus
24
EINSATZ
Wir Bergretterinnen und Bergretter leisten unseren Dienst alle freiwillig und ehrenamtlich.
„
Ulrich Huber Bezirksleiter der Bergrettung Schwaz
leichtem, wasserabweisendem Material mit minimalem Packmaß. Zwei Wan derstöcke und ein Rucksack in jedem Eck halten es aufrecht. Es bewahrt den Patienten vor Regen, Schnee und Wind. Und wenn auch nur zwei Personen innerhalb des Zeltes sind, erwärmt sich die Luft darin merklich und schützt somit vor weiterer Unterkühlung. Auch eine Bergrettungsärztin hat sich in zwischen gemeldet und ist bereits auf Anfahrt. Bergrettungsärzte sind Ärzte, die auch fertig ausgebildete Bergret tungskräfte sind. Seit einigen Jahren hat die Bergrettung Tirol eine Art in ternes „Notarztsystem“ aufgebaut. Im Bedarfsfall werden die regional in Frage kommenden Bergrettungsärztinnen und -ärzte alarmiert und melden sich über die Leitstelle Tirol zum Einsatz. Das alles ebenfalls freiwillig. 13:25 Uhr: Die restliche Mannschaft trifft beim Patienten ein. Dieser wird zum Abtransport vorbereitet. 13:40 Uhr: Der Abtransport des Verletz ten beginnt. Jeweils zwei Mann tragen die Gebirgstrage, befestigt mit Riemen über den Schultern. Die Verwendung als Einradtrage ist in diesem Gelände und bei den schwierigen Wegverhältnissen nicht möglich. Es würde nur noch müh samer, da die Trage wegen des Rades immer über Hindernisse hinweggeho ben werden müsste. Aber das Tragen kostet Kraft – im Schnitt muss alle fünf
Minuten gewechselt werden. Anfangs geht’s länger, aber nach jedem Wechsel, werden die Abstände kürzer. 15:00 Uhr: Auf halbem Weg ins Tal erreicht die Bergrettungsärztin mit weiteren vier Bergrettern den Bergungs trupp. Sie checkt den Patienten durch, verabreicht Medikamente. Die Zeit drängt. Der Zustand des Verunfallten ist wahrscheinlich noch schlechter als bereits angenommen. Weiter geht’s. Die weiteren fast 400 Höhenmeter Abstieg sind geprägt von schlechten Wegver hältnissen in den Latschenfelder, von morastigen Almböden und aufgrund der Nässe sehr glatten Behelfen bei den Bachüberquerungen. Doch schließlich ist es geschafft. Kurz nach 17:00 Uhr kann der Mann beim Schlegeisspeicher dem dort wartenden Notarzt übergeben werden. Nach kurzem Check durch diesen geht‘s mit Blaulicht Richtung Schockraum in der Klink Innsbruck. Zurecht, wie wir später in Erfahrung bringen konnten. Schlechtwetter als Hochrisikofaktor Ein Einsatz, wie er in vielen Ortsstellen immer wieder vorkommt. Ein Einsatz, der aber zeigt, dass ein Unfall bei Schlechtwetter im Hochgebirge fatal enden kann. Mehr als sieben Stunden zwischen Unfall und Einlieferung ins Krankenhaus – wer dies mit schweren Verletzungen überlebt, muss eine zähe Natur haben. Bergungen mit zehn Stunden Dauer und mehr sind aber auch keine Seltenheit – je nach Anstieg und Schwierigkeit des Geländes. Und in diesen Fällen könnte schon eine kleine Verletzung, die ein Weiterkommen un möglich macht, zu einem Fiasko führen. Es ist aber auch ein Einsatz, der unsere Stärke als alpine Rettungseinheit zeigt, die nur durch ständige Ausbildung und Weiterentwicklung möglich ist. Zur Person: Ulrich Huber ist Bezirksleiter der Bergrettung Schwaz.
regionalheld*innen DAS IST CROWDFUNDING FÜR TIROL! Jetzt soziale oder gemeinnützige Projekte, Ideen und Initiativen starten und realisieren. So genial einfach war das noch nie! Machen wir Tirol gemeinsam noch ein Stück lebenswerter. www.regionalhelden.tirol
Ein Engagement der Tiroler Raiffeisenbanken in Kooperation mit
Sepp Geisler
Helfen als Leidenschaft TEXT CHRISTINA VOGT FOTOS SEPP GEISLER, STEFFI WURNITSCH
Für die Bergrettung Tirol ist es immer wieder eine Freude und ein Schritt Richtung stabiler Zukunft, wenn sie neue Mitglieder begrüßen kann. Steffi Wurnitsch und Sepp Geisler sind zwei Bergenthusiasten, die derzeit ihr Anwärterjahr in der Bergrettung Tirol absolvieren. Steffi Wurnitsch
Schauen wir zunächst nach Innsbruck. Oder doch lieber nach Prägraten in Osttirol? Es ist momentan nicht ganz einfach zu sagen, wo Steffi Wurnitsch ihren Lebensmittelpunkt hat. Unter der Woche ist sie in Innsbruck anzutreffen, um ihr Jusstudium voranzutreiben, dessen Abschluss in greifbarer Nähe ist. Ihre Dissertation ist fast fertig, sodass sie sich bereits der nächsten beruflichen Aufgabe widmet: Gleichzeitig ist sie Steuerberater-Anwärterin. Doch am Wochenende führt Steffi ein zweites Le ben: Dann pendelt sie in die Heimat zu ihrer Familie nach Prägraten. Und dann ist sie natürlich auch für ihre Ortsstelle
da. „Ich bin schon jedes Wochenende dabei“, erzählt die Studentin. „Ich bin gern am Berg, am liebsten mag ich das Skitourengehen im Winter.“ Aber auch im Sommer ist sie im Gebirge zu finden. „Ich halte mich immer fit, gehe regelmäßig laufen und Radl fahren“, berichtet sie. So hat sie auch keine Pro bleme, die körperlichen Anforderungen zu bewältigen, die mit den Aufgaben in der Bergrettung verbunden sind. Gute Freunde gefunden Von ihren Kameraden fühlte sie sich gleich freundlich aufgenommen. „Ich habe viele neue Freunde gefunden, mit denen ich gemeinsam meinem Sport nachgehen kann. Das ist ein schönes Gefühl. So eine Bergfreundschaft schweißt einfach zusammen“, berichtet sie. Positiv sieht Steffi auch, dass sie mittlerweile drei Kameradinnen in der Ortsstelle hat. „Wir waren zusammen an der Watzmann-Ostwand klettern. Das war eine coole Mädelstour und ein schönes Gefühl, es allein geschafft zu haben“, erinnert sie sich. Und so ist sie auch jedes zweite Wochenende mit ihren Kameraden zu Übungen oder anderen Aktivitäten unterwegs. „Wir machen viele Spaltenübungen. Die finde ich schon sehr spannend und herausfordernd. Auch Hubschraubereinsätze sind interessant, denn das ist natürlich nicht alltäglich.“ Demnächst steht für Steffi auch die erste Anwärter überprüfung an.
Für die Aufnahme in die Bergrettung gibt es genaue Richtlinien, dazu gehören u. a. die körperliche und geistige Eignung, die zeitliche Verfügbarkeit für Einsätze und Ausbildung und auch die Bereitschaft zur ehrenamtlichen und freiwilligen Mitarbeit.
Reiselustige Bergretterin Mit ihren 26 Jahren hat Steffi schon viel von der Welt gesehen, denn ihre Leidenschaft ist das Reisen. Von Nepal über Mallorca bis Südafrika reichen ihre Reiseerlebnisse, die immer mit Wan dern oder Klettern verbunden sind. Ein neues Ziel hat sie auch schon im Visier: „Im kommenden März wollen wir zum Skitourengehen nach Island. Da muss ich jetzt schauen, dass ich fit bleib“, lacht die Osttirolerin. Bewegende Geschichte Wenn es um die Frage geht, warum sie zur Bergrettung gegangen ist, kann Steffi eine besondere Geschichte erzählen. „Ich bin selbst vor einigen Jahren zufällig in einen Einsatz geraten. Wir waren im Grenzgebiet zwischen Virgen- und Defe reggental unterwegs und hörten plötz lich merkwürdige Geräusche. Wir haben lange mit dem Fernglas geschaut, woher sie kommen, und haben irgendwann jemanden liegen sehen, der rund eine Stunde Fußmarsch von uns entfernt war. Er war gestürzt, hatte zahlreiche Brüche und seinen Rucksack verloren. Allein konnte er keine Hilfe mehr holen. Wir ha ben dann den Hubschrauber alarmiert. Ohne uns hätte der Verunglückte es vermutlich nicht geschafft“, berichtet Steffi von dem dramatischen Erlebnis, das für sie einschneidende Bedeutung hatte. „Er hat sich später herzlich bei mir bedankt und ich dachte mir: Es ist schön, wenn du daliegst und dich dann jemand
aus dieser Situation herausholt. Darum mache ich das heute.“ Bekanntes Gesicht Das zweite neue Gesicht unter den Ka meraden ist vielen gar nicht so unbe kannt. Im Zillertal, genauer in der Orts stelle Ginzling, ist seit Kurzem Sepp Geisler unter die Bergretter gegangen. Der 49-jährige Maschinist kennt viele Kameraden schon seit vielen Jahren. „Wir sind schon seit Jahren zusammen in die Berge gegangen“, erzählt Sepp von den zahlreichen gemeinsamen Bergtouren, die ihn schon jetzt eng mit seinen Kameraden verbinden. Warum er sich erst jetzt entschieden hat, Bergretter zu werden? „Früher war es be ruflich viel stressiger, außerdem waren die Kinder klein und wir haben gebaut. Aber ich war auch immer viel und gern in der Natur und jetzt ist endlich die Zeit dafür da“, berichtet der Zillerta ler, der auf einem Bergbauernhof mit acht Geschwistern aufgewachsen ist. „Da hat man immer zusammenhelfen müssen und wird automatisch zum Teamplayer.“
Gut aufgenommen Sepp schätzt das gute Klima in der Ortsstelle und den Zusammenhalt untereinander. „Die Kameraden haben mich supergut aufgenommen. Ich fühle mich sehr wohl in der Gemeinschaft.“ Und in den Bergen ist er ohnehin immer. „So kann ich meine Erfahrung auch anderen weitergeben. Das ist doch eine gute Sache“, findet er. Fit gehalten hat sich Sepp ohnehin immer. „Früher bin ich viel Radl gefahren. Heute mache ich eher das, was mir etwas bringt, wie Klettern oder Tourenskigehen.“ So sieht er der Anwärterüberprüfung auch gelassen entgegen. Außerdem hat er ja während des Anwärterjahres schon etwas Bergretterroutine sam meln können. „Ich bin schon Einsätze mitgegangen. Und in meinem Alter tut man sich leichter, schwierige Einsätze zu verarbeiten. Man wird einfach reifer“, sagt der neue Kamerad. „Außerdem sind die Ausbilder richtig motiviert, uns weiterzubringen. Ich möchte mich gern in allen Belangen verbessern, denn man kann nie zu gut sein“, blickt er auf seine anstehende weitere Ausbildung.
"Wellwasser ist die Reparatur des Wassers" Univ. Doz. Dr. Siegfried de Rachewiltz
Die Anmeldung erfolgt über die Ortsstelle, in der jemand aktiv sein will.
INFO
Nach zwölf Monaten Anwärterzeit erfolgt die Anwärterüberprüfung.
"Wellwasser ist Regionalität Nachhaltigkeit und Umweltschutz."
Die Grundausbildung kann nach erfolgreich absolvierter Anwärterüberprüfung begonnen werden. Nach erfolgreicher Grundausbildung heißt es weiter dranbleiben: Aus- und Fortbildungskurse gehören ebenso wie Übungen zum Pflichtprogramm für aktive Bergretterinnen und Bergretter. Alle Infos zur Ausbildung und Arbeit in der Bergrettung gibt es unter www.bergrettung.tirol
26
BERGRETTUNGSANWÄRTER
"Wellwasser punktet umweltfreundlich durch extrem kurze Transportwege.“ Beratung & Informationen WELLWASSER TECHNOLOGY GMBH Stadlweg 23, A-6020 Innsbruck, Tel.: +43 664 100 77 46, office@wellwasser.com, www.wellwasser.com Foto: © www.guentheregger.at
"Wellwasser erspart aufwändiges Handling mit Mehrwegkisten, schweren Glasflaschen oder Plastikflaschen."
Vom Welpen zum Einsatzhund TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS DANIEL SPIEGL
Daniel Spiegl von der Ortsstelle Sellraintal und der Weiße Schweizer Schäferhund Arthos sind Partner. Wir zeigen seinen Weg vom ersten Kennenlernen über die Eingewöhnung zu Hause und die Ausbildung bis zum verlässlichen einsatzfähigen Lawinen- und Vermisstensuchhund.
Arthos zieht ein Im Februar 2017 bekommt Bergretter Daniel Spiegl von einem Züchter einen acht Wochen alten Welpen mit einem sehr ausge prägten Fress- und Spieltrieb. Zwei wichtige Eigenschaften, die ausgenützt werden, um einen späteren Einsatzhund zu trainie ren. In den ersten Tagen darf sich Arthos an seine neue Umge bung gewöhnen. Zwei Wochen lang schläft sein Herrchen sogar auf der Couch neben ihm. Sein Spielverhalten wird zum Beispiel mit einem Ball gestärkt. Sozialverhalten und erste Übungen Im privaten Umfeld oder bei Hundeausläufen soll Arthos seine so zialen Fähigkeiten ausbauen und den Umgang mit anderen Hun den lernen, der auch im Einsatz wichtig ist. Mit dreieinhalb Mona ten macht Arthos bereits seine ersten Buddelversuche im Schnee. Die Belohnung: etwas zu fressen. Das Buddeln ist eine wichtige Voraussetzung, um zuerst seine Bezugsperson, das Herrchen, im Schnee zu suchen und später Verschüttete aufzuspüren. Von klein auf wird Arthos außerdem an Hubschrauberlärm gewöhnt.
Einsätze Arthos mit Hundeführer Daniel Spiegl auf der Materialseil bahn bei einem Nachteinsatz im Gschnitztal. Bis jetzt hat der fast dreijährige Arthos 15 Einsätze absolviert. Bis er etwa zehn Jahre alt ist, kann er als Lawinen- und Vermisstensuch hund tätig sein. Erste Einsatzprüfung Arthos erhält die Plakette für seine bestandene Einsatzprü fung. Seit 2017 wird er als Bergrettungshund geführt und ist in den Bezirken Innsbruck-Stadt und -Land tätig, in den Bezirken Imst und Schwaz wird er mitalarmiert. Ohne Training läuft nichts Regelmäßiges Training ist das Um und Auf. Im Sommer üben alle Hundeführerteams des Bezirks Innsbruck-Land einmal wöchentlich, im Winter alle 14 Tage. Geübt wird im felsigen Blockgelände ebenso wie am Lawinenkegel. Dort, wo der Hund einen Menschen riecht, beginnt er zu graben und in der Folge der Bergretter zu sondieren. Trainiert wird auch der Spieltrieb: Das tägliche Beutespiel macht dem Hund Spaß und ist Bestätigung für einen Fund.
Familienhund Auch wenn Arthos als Einsatzhund aktiv ist: Er ist und bleibt ein Familienhund, den auch die Tochter von Daniel Spiegl mitbetreut – etwa beim Füttern oder Ausführen. Für den Bergretter ist er außerdem weit mehr als ein Haustier – ein verlässlicher Partner, der ihn tagtäglich und überallhin begleitet.
Der erste Kurs Bei seinem ersten Sommerkurs lernt Arthos, am Platz zu bleiben, bis er an der Reihe ist, und das richtige Verbellen. Durch Schau keln und Gondelfahren bringt Daniel Spiegl seinem Arthos das Liftfahren näher. Mit einem halben Jahr unternimmt Arthos mit seinem Herrchen schon lange Bergtouren – zum Beispiel auf den Rosskogel. Training und Spaß Ein Einsatzhund muss geländegängig sein: Regelmäßig wird das Gehen auf schwierigem Terrain, am Klettersteig oder sogar über Gitter trainiert. Die erste Abseilung: Auch das muss auf dem Rücken des Herrchens im Tragegeschirr geübt werden. Arthos trainiert natürlich auch das Fliegen im Hubschrauber. In der Ka bine müssen Einsatzhunde einen Maulkorb tragen. Trainiert wird außerdem das Fliegen am Tau.
28
LAWINEN- UND SUCHHUNDESTAFFEL
LAWINEN- UND SUCHHUNDESTAFFEL
29
Unsichtbare
Hilfe „
Ohne den Einsatz der Bergrettung wären viele Veranstaltungen nicht durchführbar.“
„
Ulrich Huber Bezirksleiter der Bergrettung Schwaz
30
TEXT ULRICH HUBER FOTOS BERGRETTUNG TIROL, ADOBE STOCK/...
Spektakuläre Einsätze lenken den Fokus der Öffentlichkeit auf die Bergrettungsmannschaften. Dass die Bergretterinnen und Bergretter auch abseits alpiner Notfälle ihren Mann bzw. ihre Frau stehen, wird kaum wahrgenommen. Ambulanzdienste – zum Beispiel bei Großveranstaltungen – sind jedoch wichtige Aufgabenfelder der alpinen Rettungsmannschaften.
Hilfeleistung in alpinen Notlagen: Das ist die in der Öffentlichkeit als primär wahrgenommene Aufgabe der Bergret tung. In den Medien sind außerdem meist Berichte über besonders aufsehen erregende und zeitintensive Einsätze der Bergrettung zu lesen. Prinzipiell ist es auch richtig, dass die Rettung aus alpinen Notlagen eine der primären Aufgaben der Bergrettung ist. Aber laut Vereinszweck, nachzulesen in den Statuten der Bergrettung Tirol, haben wir Bergretter uns noch weitaus mehr Aufgaben auferlegt: Neben der Perso nenbergung (auch im Todesfall) haben wir uns zur Hilfeleistung im Katastro phenfall und bei allgemeiner Gefahr sowie zur Anregung und Durchführung präventiver Maßnahmen zur Vermei dung von Bergunfällen verpflichtet. Ein weiterer Passus besagt, dass wir auch für „ähnliche Tätigkeiten“ wie etwa Pisten- und Loipenrettung, Dienste bei Veranstaltungen, Tierrettung, Fels- und Eisräumung, Wartung von Kletterstei gen, -gärten und alpinen Wegen und Gefahrenabwehr im Ortsgebiet über Er suchen der Körperschaften öffentlichen Rechts sowie Interessenvertretungen (z. B. Tourismusverbände) bereit sein müssen. Herausforderung Sportevents Tun wir das auch? Ja – und wie! Eine Tourismusdestination wie Tirol, eine Hochburg des Event-, Fun- und Action tourismus, muss dem Urlauber eine immense Fülle an Angeboten liefern, um ihn immer wieder zu begeistern. Kein Trend darf dabei versäumt werden. Immer darauf bedacht, im internationa len Vergleich nicht hinterherzuhinken,
sondern diesem voraus zu sein. Eine Methode, dies zu erreichen und auch um potenzielle neue Gäste anzulocken, ist die Veranstaltung unterschiedlichs ter und für jeden zugänglicher Sport events. Dies hat schon vor vielen Jahren begonnen. Einige klassische Beispiele dafür wären der Koasalauf (Langlauf), der Karwendelmarsch, der Zillertaler Steinbockmarsch und noch viele mehr. Einige davon wurden bereits in den 1960er-Jahren zum ersten Mal durch geführt. Die aktuellen Trends sind momentan Skitouren- und Mountainbike-Rennen, Trailruns und Kombinationsbewerbe im alpinen Umfeld. Um einige Bewerbe als Beispiel herauszupicken: Im Jahr 2019 waren dies Stubai Ultratrail, Kitz Alps Trail 100, Ultraks Mayrhofen, Skyrace 3000 Ginzling, KitzAlpBike-Festival, Zil lertal Bike Challenge, Monkey Challenge Ginzling und viele mehr. Sicherheit als wichtiger Faktor Was haben wir nun als Bergretter damit zu tun? Mitmachen und unsere Kondi tion und physische Stärke unter Beweis stellen. Sicher, einige von uns nehmen garantiert auch teil. Allen diesen Events ist aber gemein, dass die Veranstalter für die Sicherheit der Teilnehmenden verantwortlich sind. Auch wenn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass sie auf eigene Gefahr an den Events teilnehmen, so kann sich der Veranstal ter dem trotzdem nicht entziehen, die Sicherheit der Teilnehmer so gut als möglich zu gewährleisten. Und wer bietet sich hier an – richtig: die
1 + 2 Widrige Wetterbedingungen stellen bei Veranstaltungen im alpinen Gelände einen zusätzlichen Risikofaktor dar. 1
Bergrettung. Man möge mir meine Zil lertal-Lastigkeit verzeihen. Aber da ich nun mal aus Ginzling stamme, kenne ich die Zahlen zu den lokalen Bewerben und werde ein paar dieser in Folge als Beispiele beschreiben: • Beim Zillertaler Steinbockmarsch übernimmt die Bergrettung seit 1969 die Streckensicherung. Seit zwei Jah ren boomt dieser Marsch wieder, mit vorher nie dagewesenen Teilnehmer zahlen jenseits der 1000er-Grenze. Die Bergrettung war heuer von 03:00 Uhr nachts bis 19:00 Uhr abends mit 22 Mann im Einsatz. Sollte die Teil nehmeranzahl weiter steigen, wird es nötig sein, eine weitere Ortsstelle zur Unterstützung ins Boot zu holen. • Ultraks Mayrhofen – um die insge samt 54 Kilometer lange Strecke zu sichern, waren mehr als 30 Bergrette rinnen und Bergretter im Einsatz. • Skyrace 3000 Schlegeis/Ginzling – 51 Bergretterinnen und Bergretter aus insgesamt fünf Ortsstellen waren nötig, um die hochalpine Strecke abzusichern. Der Bewerb fand am witterungsmäßig denkbar schlech testen Tag des ganzen Sommers statt. Es galt Eiseskälte, Schnee, Regen und Wind zu trotzen. AMBULANZDIENSTE
31
Die Geschichte der Bergrettung Tirols 2
3
Ohne die Bergrettung wären diese Bewerbe kaum durchzuführen. Die Kosten für entsprechend ausgebildetes und geeignetes Personal wären für die Veranstalter nur schwer bis gar nicht zu bewältigen. Wenn dann eventuell auch noch das Wetter nicht richtig mitspielt, droht schnell ein finanzielles Fiasko. Mehrtägige Einsätze Aber die Bergrettung ist noch bei sehr viel mehr Veranstaltungen und Ereignissen im Einsatz. Nehmen wir beispielsweise die FIS-Rennen in Kitzbühel, Sölden oder am Arlberg. Ein Hahnenkamm-Wochenende fordert die Bergrettung Kitzbühel Tag und
Nacht – und dies über mehrere Tage hinweg. Eine Abfahrt ohne die Bergret tung ist kaum durchführbar. Es wären noch viele, viele weitere Dienste zu erwähnen, bei denen die Bergrettung landauf, landab helfend, immer gerne und unbürokratisch zur Seite steht. Unzählige Stunden an Bereitschafts- und Ambulanzdiensten, die in der Öffentlichkeit leider nur sehr selten Beachtung finden. Mir bleibt nur, mich im Namen der Bergrettung Tirol bei allen Bergretterinnen und Bergret tern für diesen unermüdlichen Einsatz auf das Herzlichste zu bedanken. Zur Person: Ulrich Huber ist Bezirksleiter der Bergrettung Schwaz.
3 Bergretter haben die Teilnehmer beim Zillertaler Steinbockmarsch im Blick. Im Notfall können sie direkt eingreifen.
1950 2020 „EHRENSACHE Leben retten“ erscheint diesen Winter in Buchform – rechtzeitig zum 70-Jahr-Jubiläum im Jänner 2020. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL , MARKUS ISSER
Ehrensache „Leben retten“: Unter diesem Titel erscheint die Geschichte der Bergrettung Tirol. Verfasst hat sie Walter Spitzenstätter, seit 1957 Mitglied der Ortsstelle Innsbruck. Er kann nicht nur auf 60 Jahre aktive Einsatztätigkeit zurückbli cken, er bestimmte als Funktionär in der Ortsstelle und als Landesleiter (1974/75) die Geschichte der Bergrettung Tirol auch aktiv mit. Außerdem hat er an einigen der größten und schwierigsten Einsätze der Bergrettung Tirol teilgenommen, kennt die Bergrettungsarbeit also in all ihren Facetten. Im vergangenen Jahr nun hat Walter Spitzenstätter viel Zeit hinter dem Computer verbracht. Hat seine Recherchen in Worte gefasst, um einen Einblick in die Geschichte der Bergrettung Tirol zu geben, eine Geschichte, die ohne die ehrenamtlichen Mitglieder der alpinen Hilfsorganisation nicht vorstellbar wäre.
TIWAG Klimaschutz durch Wasserkraft TIWAG Wasserkraft AG 32 - Tiroler AUSBILDUNG
Mehrjährige Vorarbeiten Die Vorarbeiten zum Buch, das aus Anlass des 70. Gründungs tags des eigenständig operierenden Vereins Bergrettung
Service-Hotline 0800 818 819 I www.tiwag.at
Tirol im Jänner 2020 initiiert wurde, reichen aber viel länger zurück. Bereits 2013 hatte Walter Spitzenstätter im Auftrag der Bergrettung Tirol mit dem Schreiben der Vereinschronik begonnen. „In all den Jahren, seit es die Bergrettung gibt, ist so viel Interessantes und Spannendes geschehen. Es ist wich tig, dass dies nicht vergessen wird. Aus der Idee zur Chronik ist dann die Idee zum Buch entstanden, das im Tyrolia-Verlag erscheint“, erklärt Walter Spitzenstätter. Chronologischer Ablauf Der chronologische Ablauf der Bergrettungsgeschichte folgt den Funktionsperioden der Landesleiter. „Bergrettungsar beit ist ohne das enorme Engagement der ehrenamtlichen Mitglieder nicht denkbar. Das wollte ich aufzeigen. Außerdem war es mir wichtig, alle Facetten der Bergrettungsarbeit und des Bergrettungslebens zu zeigen“, nennt Walter Spitzenstät ter den leitenden Gedanken hinter seiner Arbeit. Ihm ist auch wichtig zu betonen, dass das Buch auf der von Hans Obholzer begonnenen „Zeittafel für die Erstellung einer Chronik der Bergrettung Tirol“ fußt.
LITERATURTIPP
33
T I PP Prägende Ereignisse und Persönlichkeiten Walter Spitzenstätters Buch startet mit der Gründungsversammlung im Jahr 1950. Dabei geht es auch um die Frage, wann die „Bergrettung“ eigentlich gegründet wurde. Schließlich reichen erste Anfänge bis ins Jahr 1896 zurück, reichen über die vereinsmäßige Organisation innerhalb des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins bis hin zur Selbstständigkeit der Bergrettung Tirol ab 1950. Weitere Kapitel des Buches sind den Bergrettungsärztetagungen, der Ausbildung, der Entwicklung der Ausrüstung, den Canyoningspezialisten, der Lawinenhundestaffel, der Flugrettung sowie dem Ehrenamt gewidmet. Auch über besondere Einsätze wird berichtet. Vorgestellt werden außerdem Persönlichkeiten, die die Bergrettung Tirol geprägt haben.
Walter Spitzenstätter „Ehrensache Leben retten: Die Geschichte der Bergrettung Tirol“ 400 Seiten ca. 300 Abbildungen Tyrolia-Verlag 2019 39,95 Euro
Ausrüstung einst und jetzt. Die technische Entwicklung veränderte über die Jahre die Arbeit der Bergrettungskräfte ganz massiv. Immer waren Bergrettungsmitglieder die treibende Kraft dahinter, tüftelten an Lösungen, um am Berg sicherer und besser arbeiten zu können.
34
LITERATURTIPP
ONE MOVE
THE REVOLUTIONARY SKI BOOT SYSTEM
NEU: H145 MIT 90 M SEILWINDE
IN KOOPERATION MIT DER BERGRETTUNG TIROL
Heli Tirol GmbH
A-6462 Karres Tiroler BundesstraÃ&#x;e 1
Tel +43 (0)5412 - 61 421 Mobil +43 (0) 664 - 80 440 80 Mail fly@heli-tirol.at