Bergrettung Tirol: Magazin für Mitglieder - Nr. 50 - Dezember 2018

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Österreichische Post AG, MZ 06Z037051M, Österreichischer Bergrettungsdienst Tirol, Florianistr. 2, 6410 Telfs

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DEZEMBER 2018

M A G A Z I N F Ü R M I TG L I E D E R U N D PA RT N E R


Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit – die Männer und Frauen der Tiroler Bergrettung sind rund um die Uhr bereit, Verletzte im unzugänglichen Gelände zu versorgen und in Sicherheit zu bringen. Dabei gehen sie oft physisch wie psychisch an ihre Grenzen. Ein herzliches Vergelt’s Gott an dieser Stelle allen Einsatzkräften für ihren unbezahlbaren Dienst zum Wohle von Einheimischen wie auch Gästen. Jede und jeder Einzelne von ihnen verdient unseren größten Respekt und unsere höchste Anerkennung! (Foto: Land Tirol – Blickfang) Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol

Kaum zu glauben! Die Ausgabe Nr. 50 des Bergretter-Magazins ist da. 50 Mal aktuelle, informative und fachlich kompetente Information, direkt an jedes Mitglied zugesandt. Die anfangs kritischen Stimmen, das Magazin werde nicht lange bestehen, sind bald verstummt. Sponsoren und Inserenten sind uns treu geblieben. Mein Dank gilt allen, die zum Erfolg des Mitgliedermagazins beigetragen haben. Viel Spaß beim Lesen der Jubiläumsausgabe. Berg Heil! (Foto: Wolf) Dr. Norbert Wolf, ehem. Landesleiter der Bergrettung Tirol

Die 50. Ausgabe des Bergretter-Magazins bedeutet über zwölf Jahre sehr umfangreiche redaktionelle Koordinierungsarbeit hauptsächlich durch nachgenannte Personen. Ideenfinder Peter Veider, Produktionsfirma Medienraum mit Christa Hofer und unserem Chefredakteur Gernot Koboltschnig – euch ein herzliches Dankeschön für den kontinuierlichen Einsatz. Aber auch ein großes Danke den vielen Redakteuren und Produktpartnern, die über die Jahre dieses Magazin so interessant gemacht und gehalten haben. Die Bergretterinnen und Bergretter und auch die Allgemeinheit erwarten die quartalsmäßige Ausgabe mit Freude. Bitte weiter so! (Foto: Bergrettung Kärnten) Otmar Striednig, Landesleiter Bergrettung Kärnten

Ich darf der Landesleitung Tirol und dem Redaktionsteam zur 50. Ausgabe sehr herzlich gratulieren. Im Zeitalter elektronischer Kommunikationsmittel bleibt eine Zeitung nach wie vor eine Zeitung und ist in dieser Form nicht wegzudenken. Eure Zeitung ist als Fachzeitschrift einfach begehrt und nach wie vor bei unseren Bergretterinnen und Bergrettern sehr beliebt. Alles Gute für noch viele weitere Ausgaben. (Foto: Erich Bretterbauer) Michael Miggitsch, Landesleiter Bergrettung Steiermark und Vizepräsident des ÖBRD-Bundesverbandes

Als begeisterter Berggeher und auch in geringerem Maße Kletterer und Skitourengeher weiß ich um die Bedeutung der Bergrettung. Ich war immer zutiefst beeindruckt von der Einsatzbereitschaft der Bergretter und habe großen Respekt vor ihrer freiwilligen Arbeit, die mit hohem Risiko verbunden ist und stark zur Sicherheit in den Bergen beiträgt. Die Zuständigkeit für die Bergrettung in meinem politischen Amt war eine der schönsten Aufgaben in meinem politischen Tätigkeitsfeld. Damals konnte ich das Budget für die Bergrettung beträchtlich erhöhen, was dringend notwendig war. Meiner Meinung nach sollte die Bergrettung viel stärker unterstützt werden, auch vom Tiroler Tourismus. Danke für euren unermüdlichen Einsatz in den Tiroler Bergen! (Foto: Nusser-Aichner) Anton Steixner, ehem. Landeshauptmannstellvertreter von Tirol

Drei Erfolgsfaktoren prägen für mich die unverzichtbare Tiroler Bergrettung: eine innovative Führung und starke Organisation mit ausgeprägtem Teamgeist. Hochklassige Ausbildung mit bester Ausrüstung, die international Standards setzt. Und eine großartige Gemeinschaftsleistung, die im Ernstfall Leben rettet. Damit ist unsere Bergrettung nicht nur ein Vorbild im In- und Ausland, sondern trägt gleichzeitig entscheidend zur Sicherheit in unseren Bergen bei. Dafür bedanke ich mich im Namen der Tirol Werbung von ganzem Herzen. (Foto: Steven Wollard) Josef Margreiter, Geschäftsführer Tirol Werbung

Als zuständiges Regierungsmitglied für den Zivil- und Katastrophenschutz sowie für den Sport bin ich mit der Bergrettung doppelt verbunden. Und ich weiß, dass die Bergrettung für die Sicherheit der heimischen Sportlerinnen und Sportler sowie unserer sportbegeisterten Gäste unverzichtbar ist. Meine Aufgabe und mein Bestreben ist es, das extrem hohe Niveau in Tirol aufrechtzuerhalten und mitzuhelfen, dass die über 4000 Freiwilligen bei der Bergrettung für ihre Einsätze bestmöglich gerüstet sind. (Foto: Land Tirol/Forcher) Josef Geisler, Landeshauptmannstellvertreter von Tirol

Foto: Storyteller-Labs/Salewa


Liebe Bergretterinnen und Bergretter, als wir vor nunmehr zwölf Jahren nach wochenlangen Vorarbeiten mit der ersten Ausgabe des Bergretter-Magazins starteten, war auch schon unsere Redakteurin Christa Hofer dabei. Zu diesem ersten Termin waren auch alle Vertreter der anderen Landesleitungen eingeladen. Begonnen haben in der ersten Stunde jedoch nur wir, die Bergrettung Tirol. Doch schon bald schlossen sich die Bergrettung Kärnten und etwas später die Bergrettung Steiermark dem Projekt Bergretter-Magazin an.

Wenn wir nun die 50. Auflage des Magazins „Bergretter“ in Händen halten dürfen, dann gebührt in erster Linie unser Dank Christa Hofer und ihrem Team. Sie ist und war unsere Begleiterin von Anfang an.

Hermann Spiegl Landesleiter

Peter Veider Geschäftsführer

Die 50. Ausgabe ist für uns ein besonderes Jubiläum! Es erfordert viel Elan und Engagement von allen Beteiligten, damit ein Magazin auch nach zwölf Jahren noch erscheint. Mit dem Bergretter-Magazin ist das gelungen. Weiterhin viel Spaß beim Lesen!

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2 INTERVIEW Ein Blick auf die Bergrettung und 50 Ausgaben Bergretter-Magazin

8 AUS- UND FORTBILDUNG Info zum Kursprogramm 2019

17 MEDIZIN Gut vorbereitet zum Einsatz im Gelände

4 RÜCK- UND AUSBLICK Hohe Professionalität auf allen Ebenen

9 ALPINMESSE Recco stellte Detektor für Hubschrauber vor.

20 LAWINENHUNDESTAFFEL Erfolgreiche Überprüfung der Einsatztauglichkeit

6 PORTRÄT Bernhard Anker: 50 Jahre im Bergrettungsdienst

14 TAGUNG International Snow Science Workshop in Innsbruck

22 REISE „North 3“: 9628 Höhenmeter, 391 Kilometer, 48 Stunden

Titelseite Bei einem Foto- und Filmprojekt wurde die Arbeit der Bergrettungskräfte dokumentiert. Foto Storyteller-Labs/Salewa

www.bergrettung.tirol

IMPRESSUM MAGAZIN DER BERGRETTUNG TIROL, DEZEMBER 2018 Herausgeber und Medieninhaber Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140, E-Mail: landesleitung@bergrettung-tirol.com Produktion Mag. Christa Hofer Medienraum e.U., 6410 Telfs Redaktionelle Koordination Christa Hofer, Peter Veider Redaktion Christa Hofer, Daniela Pfennig, Klaus Pietersteiner, Lukas Ruetz Foto Titelseite Storyteller-Labs/Salewa Fotos Seite 1 Bergrettung Tirol, Simon Rainer, Lukas Ruetz, Salewa/Storyteller-Labs Lektorat Elke Meisinger-Schier Grafik frischgrafik.at Druck Athesia Druck GmbH, Exlgasse 20, 6020 Innsbruck Anschrift für alle Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140


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Seit August 2006 erscheint das Bergretter-Magazin. Es wird jeder Bergretterin, jedem Bergretter direkt zugestellt.

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Nachruf: Trauer um Walter Offner P. b.b. 06Z037051M 6410 Telfs

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INTERVIEW

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Bergretter-Magazin feiert Jubiläum Im August 2006 erschien die erste Ausgabe des Magazins, das seit damals vier Mal jährlich den Mitgliedern direkt zugestellt wird. INTERVIEW CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL

Peter Veider im Interview über die Idee zum Magazin, seine Entwicklung und die Zusammenarbeit mit der Bergrettung Kärnten und Steiermark. Was bedeutet die 50. Ausgabe des Bergretter-Magazins für Sie? Peter Veider: Für mich ist das ein richtiges Jubiläum. Dass das Magazin seit nun etwas mehr als zwölf Jahren erscheint – die erste Ausgabe wurde den Bergretterinnen und Bergrettern im August 2006 zugestellt –, das bedeutet ein großes Maß an Kontinuität. Wie ist die Idee für das Magazin entstanden? Peter Veider: Der Wunsch nach einem Mitgliedermagazin kam aus den Reihen der Bergrettungsmitglieder. Allerdings war uns – dem damaligen Landesleiter Norbert Wolf und mir – von Anfang an klar, dass wir das nicht selbst machen können, da es nicht unserer Kernkompetenz entspricht. Und es gab von Anfang an auch die Idee, dass man das Magazin öffnet. Daher ging schon zu Beginn eine Einladung an die anderen Landesleitungen, sich zu beteiligen. Gestartet haben wir aber noch allein. Etwas später sind dann die Landesleitungen von Kärnten und danach noch der Steiermark miteingestiegen. Was bedeutet diese Zusammenarbeit und was bringt sie? Peter Veider: Ich glaube, dass sie gut und wichtig ist und die Bergretterinnen und Bergretter auf eine gewisse Art auch verbindet. Das Magazin bietet ja beides: Einen eigenen Teil, der den Themen der jeweiligen Landesorganisation gewidmet ist, und einen Mittelteil, der es erlaubt, einen Blick über die eigenen Organisationsgrenzen hinaus zu werfen. Wie hat sich die Kommunikation in den vergangenen Jahren grundsätzlich verändert? Peter Veider: Die Kanäle, über die kommuniziert werden kann, sind vielfältiger geworden. Wir erreichen Mitglieder, aber auch Partner und Förderer dank Magazin, Internet und sozialer

Medien auf unterschiedlichste Art und Weise. Gewachsen ist so außerdem ein Netzwerk an Partnern, was sehr wichtig ist. Mit diesen Partnern können wir kooperieren – sei es bei der Entwicklung von neuen Techniken, bei der Bekleidung, beim Umsetzen von Projekten, die etwa das Ausbildungszentrum im Jamtal betreffen, oder bei der Finanzierung des Magazins durch Inseraten-Schaltungen. Wichtig ist, dass alle daraus Vorteile ziehen, also eine Win-win-Situation vorhanden ist. Wie hat sich das Bild der Bergrettung Tirol in den vergangenen Jahren verändert? Peter Veider: Die Bergrettung Tirol wird als professionell agierende Rettungsorganisation wahrgenommen, was uns sehr stolz macht. Nicht zuletzt, da wir ja ehrenamtlich arbeiten und die Einsätze und Übungen alle in unserer Freizeit abwickeln. Dass wir heute so wahrgenommen werden, ist sicher auch ein Resultat des Shops im Intranet: Ohne diesen wäre es nicht möglich gewesen, unseren Mitgliedern eine einheitliche Ausrüstung – von der Bekleidung bis zum technischen Gerät – anzubieten. Gleichzeitig spiegelt der Shop auch den Stellenwert wider, den die Bergrettung Tirol zum Beispiel bei ihren Partnern hat. Unser Know-how ist geschätzt – sei es im technischen Bereich oder bei der Entwicklung von Bekleidung. Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft der Bergrettung? Peter Veider: Dass wir weiterhin ein ehrenamtlich arbeitender Verein bleiben, der sich durch viel Kameradschaft und tolle gemeinsame Bergerlebnisse auszeichnet. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, sich anzuschauen und anzuhören, was sich die Jungen wünschen. Nur so kann ein Traditionsverein, der wir ja sind, weiterbestehen.

INTERVIEW

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Der Weg zur professionellen Rettungsorganisation Die vergangenen zwölf Jahre brachten zahlreiche Änderungen – von der Ausrüstung bis hin zur Technik. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL

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50 Ausgaben des Bergretter-Magazins spiegeln auch die Entwicklung der alpinen Rettungsorganisation wider. Im Folgenden ein kurzer Blick auf einige Bereiche, in denen die Veränderung sichtbar wird.

Ausbildungszentrum Jamtal Im Jahr 2006 erwarb das Land Tirol die ehemalige Hochgebirgsschule der Zollwache im Jamtal und stellte das Gebäude der Bergrettung Tirol zur Verfügung. Offiziell eröffnet wurde das Ausbildungszentrum mit einem zweitägigen Festprogramm am 14. und 15. Juli 2007. Seit damals dient das ABZ Jamtal den angehenden und aktiven Bergretterinnen und Bergrettern als Schulungszentrale. Von Anfang an wurden das Gebäude und das Umfeld so adaptiert, dass es den Bedürfnissen der Bergrettung entspricht und alle Bereiche der alpinen Rettungsarbeit trainiert werden können. Für die Vermittlung der notwendigen Theorie steht im ABZ zusätzlich modernste Technik zur Verfügung. Aber auch räumlich veränderte sich das Ausbildungszentrum: 2015 war eine Sanierung des Dachs notwendig geworden, das dabei angehoben wurde, wodurch mehr Platz für Schlafräume entstand. Sanitär- und Sicherheitstechnik wurden in diesem Zusammenhang ebenfalls verbessert. Das Ergebnis ist ein modernes Schulungszentrum, das trotzdem seinen traditionellen Charme nicht verloren hat. Notfall-App Erste Tests mit einer Notfall-App fanden bereits 2011 statt. Damals gab es ein entsprechendes Pilotprojekt im Ötztal. Ein Jahr später wurde die Notfall-App von Bergrettung Tirol und Leitstelle Tirol offiziell in Betrieb genommen. Finanziert wurde die App durch Land Tirol und Leitstelle Tirol. Inzwischen gibt es Überlegungen, das System auf den gesamten Alpenraum auszuweiten. Öffentlichkeitsarbeit Die Professionalität der Bergrettung Tirol veränderte auch deren Öffentlichkeitsarbeit. Inzwischen werden verschiedenste Kanäle genutzt, um über die Arbeit der Bergretterinnen und Bergretter zu informieren und auch Präventionsarbeit zu leisten. Werkzeuge dafür sind die neue Homepage, soziale Medien, neue Logos, das neue Förderermagazin und der Shop für Förderer, über den die Pakete bestellt werden können. Prävention Unfallvermeidung ist ein weiterer wichtiger Aspekt, dem sich die Bergrettung Tirol widmet. Das spiegelt sich u. a. in der Zusammenstellung der Fördererpakete wider, die etwa einen Multifunktionshelm für Kinder und Erwachsene anboten oder – heuer aktuell – Recco-Detektoren enthalten. Der Präventionsgedanke spielte auch bei Errichtung des Klettersteigs in St. Jodok eine große Rolle, an dessen Zustieg ein Lehrpfad eingerichtet wurde.

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Sicherheit im Einsatz Die Arbeit im alpinen Gelände ist mit hohen Risiken verbunden. Die Sicherheit der Rettungskräfte wird daher großgeschrieben. Checklisten, die entsprechend gestaltet seit 2006 zum Einsatz kamen, waren da nur ein erster Schritt. Taktische Alpinmedizin Sicherheit ist auch das zentrale Thema der Taktischen Alpinmedizin, die in der Bergrettung Tirol zum Einsatz kommt und von Medizinreferent Markus Isser entwickelt wurde. Sie ist das Resultat einer stetig erweiterten Medizinausbildung für die Bergretterinnen und Bergretter. Im Mittelpunkt der Taktischen Alpinmedizin stehen klar definierte Gefahrenzonen, die nicht nur wichtig für den Selbstschutz der Rettungskräfte sind, sondern auch die Versorgung des Patienten bestimmen. Zusätzlich wurden neue Materialien für den Bergrettungsdienst entwickelt bzw. adaptiert, die es erlauben, mit möglichst wenig Ausrüstung viel erreichen zu können.

1 Die Fassade des ABZ Jamtal mag noch ursprünglich wirken: Dahinter steckt jedoch ein modern ausgestattetes Schulungszentrum. 2 Dyneemaseile ersetzten in den vergangenen Jahren die schweren Stahlseile. 3 Mit Ferno wurde die neue Gebirgstrage entwickelt, die es auch als Winter-Kit gibt.

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Technik Die Bergrettung Tirol hat eine lange Tradition, was die Einführung, aber auch Entwicklung technischer Neuerungen angeht. Das reicht vom Dyneemaseil, dem Leichtgewicht unter den Seilen, über die Entwicklung von Zwei- und Dreibein – anfangs aus Carbon, inzwischen aus Titan – bis hin zum Liftbergesystem, das gemeinsam mit der Firma Immoos ausgearbeitet wurde. Die von der Bergrettung Tirol mit Kooperationspartnern entwickelten Techniken finden dabei auch weit außerhalb der eigenen Landesgrenzen Anwendung. Jüngstes Beispiel dafür ist die neue Gebirgstrage aus Titan, die gemeinsam mit der Firma Ferno entstanden ist. Für sie gibt es inzwischen eine Winterausführung – eine Fiberglaswanne mit Kufen macht die Trage fit für den Einsatz in der kalten Jahreszeit. Tirolwool Dank der Initiative der Bergrettung Tirol wurde in den vergangenen Jahren die Schafwolle neu für die Alpinbekleidung entdeckt. Die Alpinmesse 2011 war Schauplatz einer ersten Präsentation. Dass Schafwolle „wirkt“, hat bereits 2013 eine Untersuchung ergeben, die in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck durchgeführt wurde. Inzwischen hat sich das traditionelle Material einen fixen Platz in der Sportbekleidung erobert. Was die Bekleidung der Bergrettungsmitglieder betrifft, steht der Bergrettung Tirol mit Salewa seit einigen Jahren ein wichtiger Partner zur Seite. Gemeinsam wird die Bekleidungslinie weiterentwickelt.

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Aktiv in einer Zeit des Wandels Bernhard Anker war 27 Jahre Landesleiter der Bergrettung Tirol. Der heute 80-Jährige erinnert sich an eine Vielzahl von Herausforderungen. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS ARCHIV BERNHARD ANKER

Er sprüht vor Elan, wirbelt in seiner Wohnung herum, sucht seine Fotoalben heraus und erzählt gleichzeitig – so ganz nebenbei – von seiner Zeit als Bergretter. gen. „Ein großes Problem waren sicher die Finanzen. Geld war wirklich immer knapp. Wie knapp, kann man vielleicht daran ermessen, dass die Bergretter sogar ihre Kurse mitzahlen mussten“, schildert Anker. Etwas besser wurde die Situation erst mit der Erhöhung des Fördererbetrags. „Das haben wir damals aber mit ,Bauchweh‘ gemacht. Die Anhebung war nämlich ziemlich saftig – von 50 auf 200 Schilling Jahresbetrag“, schildert Anker.

Bernhard Anker, der ganze 27 Jahre als Landesleiter der Bergrettung Tirol vorstand, sieht man sein Alter nicht an. Stolze 80 Jahre ist er alt, wirkt aber um vieles jünger. Daran haben auch private und gesundheitliche Rückschläge in den vergangenen Jahren nichts ändern können. Die Bergrettung als Lebensaufgabe Den Großteil seines Lebens hat Bernhard Anker der Bergrettung gewidmet. Sein Bruder hat ihn damals motiviert, ebenfalls aktiv zu werden. Also trat er in den 1950er-Jahren der Ortsstelle Imst bei. Einfaches Mitglied sein? Das war auch nicht so Seines. Schon bald übernahm er offizielle Funktionen, von 1964 bis 1975 war er etwa Ortsstellenleiter, außerdem Bezirksleiter. Aufgaben, die ihn auch zu den Landesversammlungen führten. „Mitunter ging es dort in den Sitzungen schon ziemlich hitzig zu“, erinnert er sich. So hitzig, dass es Mitte der 1970er-Jahre zu massiven Differenzen kam, in deren Folge die damalige Spitze zurücktrat. Neuwahlen wurden also notwendig und Bernhard Anker wurde zum neuen Landesleiter bestellt. Er sollte diese Funktion bis 2003 innehaben.

Es gab aber noch andere Herausforderungen zu bewältigen. So musste eine klare Kompetenzregelung und Arbeitsteilung zwischen Flug- und Bergrettung gefunden werden. „Es war klar, dass es nicht ohne Flugrettung, aber eben auch nicht ohne terrestrische Rettung geht, dass es die Ortsstellen braucht“, berichtet Anker von den damaligen Diskussionen, die ihm „einige graue Haare“ bescherten. Neue Räume, moderne Technik In seine Zeit als Landesleiter fielen aber noch zahlreiche andere Herausforderungen und Veränderungen. Die räumliche Situation der Landesleitung musste verbessert werden. „Anfangs waren wir in der Innsbrucker Wilhelm-Greil-Straße, wo wir beim Alpenverein ein Zimmer nutzen konnten. Später wechselten wir in die Andreas-Hofer-Straße. Dort hatten wir

Finanznot und Turbulenzen Als Landesleiter hatte Anker, der bei der Tiroler Gebietskrankenkasse arbeitete, zahlreiche Herausforderungen zu bewälti-

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ZUR PERSON


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immerhin schon zwei Räume“, schmunzelt er. Heute befindet sich die Landesleitung in Telfs, die Übersiedlung fiel noch in seine Amtszeit. Verändert haben sich in den 27 Jahren als Landesleiter auch äußere Rahmenbedingungen und interne Arbeitsabläufe: „Für einen enormen Fortschritt sorgte etwa die Einführung der einheitlichen Notrufnummer 140 für die Bergrettung. Auch die Gründung der Leitstelle Tirol brachte viele Vorteile“, schildert Bernhard Anker. Intern wurde die Anwärterüberprüfung eingeführt. „Wir brauchten sie einfach, um einen gewissen Standard zu garantieren.“ Geändert hat sich weiters die Einsatzdokumentation: „Es wurden Unfallformulare eingeführt, die ein wichtiges Hilfsmittel wurden. Nicht nur für unsere Einsatzstatistik, sondern auch für die Unfallforschung.“ Eine Vorreiterrolle übernahm die Bergrettung Tirol bei der Einführung der EDV. Die Männerbastion Bergrettung fällt Bis 2001 präsentierte sich die Bergrettung Tirol als reine Männerbastion. Erst bei der Landesversammlung im März 2001 wurde die Aufnahme von Frauen in den Bergrettungsdienst beschlossen – mit überwiegender Mehrheit. Damit konnten nun österreichweit Frauen zur Bergrettung gehen. Bernhard

Anker betonte nach der Abstimmung, dass er dafür sorgen werde, „dass alles getan wird, um Frauen aufzunehmen“. Für seinen Stellvertreter Norbert Wolf war das Ergebnis ein „Meilenstein“. Anerkennung Mit 65 Jahren trat Bernhard Anker den Rückzug an. „Der Aufwand, der sich durch die Arbeit in der Bergrettung ergab, war enorm. Ohne meine Familie und einen kulanten Dienstgeber hätte es auch nie funktioniert. Außerdem war es Zeit, dass Jüngere die Verantwortung übernahmen“, schildert Anker. Für sein Engagement wurde Bernhard Anker wiederholt ausgezeichnet – unter anderem mit dem Grünen Kreuz des Alpenvereins. 2002 erhielt er den Goldenen Ehrenring der Bergrettung Tirol, er ist Ehrenmitglied und Ehrenlandesleiter. Außerdem ist Bernhard Anker Träger des Verdienstkreuzes des Landes Tirol, des Silbernen Verdienstkreuzes der Republik Österreich und des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland, um nur einige zu nennen. Heute verfolgt Bernhard Anker noch immer interessiert die Arbeit der Bergrettung. Sein Hauptaugenmerk gilt aber der Familie. Dass ihm dabei nicht langweilig wird, dafür sorgen seine sieben Enkelkinder und – seit heuer – auch die erste Urenkelin. 1 Bernhard Anker (rechts) als Vizepräsident des ÖBRD. 2 Bernhard Anker bei der Verleihung des Goldenen Ehrenrings der Bergrettung Tirol. 3 Die anfänglichen Differenzen mit der Flugrettung konnten beigelegt werden. 4 Mit dem damaligen Landeshauptmann von Tirol, Eduard Wallnöfer. 5 Die offizielle Übergabe der neuen Räumlichkeiten der Bergrettung Tirol in Telfs.

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ZUR PERSON

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Aus- und Fortbildung

Dichtes Kursprogramm für 2019 FOTO STORYTELLER-LABS/SALEWA

Von der Spaltenbergung bis zur Taktischen Alpinmedizin reicht das Kursprogramm im Ausbildungszentrum Jamtal.

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Anwärterüberprüfungen, Grundkurse, Fortbildungskurse, Tagungen sowie Schulungen für Lawinenhundestaffel und Canyoningrettungsgruppe: Das Aus- und Fortbildungsprogramm der Bergrettung Tirol ist auch 2019 wieder dicht gedrängt. Die meisten Kurse finden dabei wieder im Ausbildungszentrum im Jamtal statt. Bis Redaktionsschluss wurde angesichts der Fülle an Veranstaltungen noch am genauen Terminkalender gefeilt. Alle Infos zum Kursprogramm gibt es aber noch im Laufe des Dezember im Internet unter bergrettung.tirol unter „Ausbildung“. Dort finden sich auch detaillierte Kursberichte zu bereits stattgefundenen Schulungen – zum Nachlesen und um sich inspirieren zu lassen.

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Sicherheit, Technik, Unterhaltung Die Alpinmesse lockte 12.000 BergsportBegeisterte nach Innsbruck. Präsentiert wurde im Rahmen der Veranstaltung auch ein neues Suchsystem von RECCO. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL, SIMON RAINER, RECCO AB/MANUEL DUERMOSER

Mit dem neuen RECCO-System können vom Helikopter aus große Areale in kürzester Zeit nach Vermissten abgesucht werden. Bundesweit sind vier derartige Detektoren im Einsatz, die Schulungen der Bergrettungskräfte laufen.

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Mehr als 12.000 Bergsport-Interessierte informierten sich im Oktober auf der Alpinmesse in Innsbruck über die neuesten Trends im Alpin- und Outdoorsport. Auf einer Fläche von 12.000 Quadratmetern stellten 216 Aussteller ihre Produkte vor. Die größte Bergsportmesse Österreichs lädt aber auch immer zum Mitmachen ein: In Workshops konnten sich die Besucherinnen und Besucher in puncto Sicherheit trainieren lassen. So bot etwa die Bergrettung Tirol Klettersteiganfängerinnen und -anfängern die Möglichkeit, im Gschnitztal erste Erfahrungen in der Vertikalen zu sammeln. Zu den Highlights der Alpinmesse zählen auch die Vorträge von Spitzenalpinisten. Heuer präsentierten Tamara Lunger und Simon Gietl ihre aktuellen Projekte und erzählten von bereits bestandenen Abenteuern. Neues Verfahren für Sucheinsätze Im Rahmen der Alpinmesse wurde auch ein neues Verfahren für Sucheinsätze im freien Gelände vorgestellt: An vier Stützpunkten der Flugpolizei stehen seit Herbst die neuen „RECCO SAR Helikopter Detektoren“ für Sucheinsätze im gesamten Bundesgebiet bereit. Diese Detektoren stellen eine Weiterentwicklung des RECCO-Lawinen-Rettungssystem dar, das die Bergrettung bereits seit Jahren nutzt, und bieten Einsatzkräften ein neues Werkzeug, um große Flächen im freien Gelände schnell und effektiv aus der Luft abzusuchen. Die vier Stützpunkte mit den neuen Geräten befinden sich bei der Flugpolizei Hohenems, Innsbruck, Graz und Hörsching. Die Schulung der Bergrettungskräfte in Österreich hat bereits begonnen und wird in den kommenden Wochen und Monaten fortgesetzt. Wie Markus Wesenscheg, Mitglied der Ortsstelle Bad Eisenkappel in Kärnten, erklärt, werden Kärntner und steirische Bergretter noch im Dezember in Admont am System geschult. Den Einsatzkräften

in den beiden Bundesländern steht bei Bedarf das Gerät vom Stützpunkt Graz zur Verfügung. Koordiniert werden die Sucheinsätze mit den Helikopter-Detektoren durch die Flugleitzentrale des Innenministeriums, die Alarmierung, etwa in Tirol, erfolgt über die Leitstelle, wie Peter Veider, Geschäftsführer der Bergrettung Tirol, erklärte. Die Technologie Wie funktioniert nun das System? Die RECCO-Technologie baut auf einem gerichteten Radarsystem auf. Um vom Signal des Detektors geortet werden zu können, muss man mit einem RECCORettungs-Reflektor ausgerüstet sein. Dieser Rettungsreflektor ist ein passiver Transponder, benötigt keine Batterie, ist relativ klein und einfach anzuwenden. Die Reflektoren sind teilweise bereits in Outdoor-Bekleidungen oder auch Rucksäcken und Wanderschuhen integriert, können aber auch als Anhänger für den Rucksack etc. nachgerüstet werden. Wie Jürgen Albrecht, Chefinspektor und Hubschrauberpilot der Flugpolizei Vorarlberg, bei der Präsentation des Systems erläutert, liegt der Vorteil bei der Suche mit dem Helikopter darin, „dass man schnell überall hinkommt, auch in unwegsames Gelände“. Allerdings reicht dies oft nicht aus, um eine vermisste Person zu finden. Vegetation oder die alpine Oberflächenbeschaffenheit können ein freies Blickfeld behindern. Das RECCO-Suchgerät bietet ein „elektronisches Paar Augen“, das hilft, Vermisste zu erkennen. Auch kann man mit höherer Geschwindigkeit als sonst Gebiete absuchen. Das Gerät kann also helfen, Vermisste schneller zu finden, wobei das System ganzjährig funktioniert, also für Sucheinsätze im Sommer ebenso geeignet ist wie für die Verschüttetensuche nach Lawinenunfällen. Hier stellt es eine Ergänzung zum bereits bisher von der Bergrettung eingesetzten Handsuchgerät von RECCO dar.

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1 216 Aussteller präsentierten auf der Alpinmesse ihre Produkte. 2 Informationen und jede Menge Tipps gab es für die Messebesucher. 3 In Europa gibt es die Detektoren für den Hubschrauberbetrieb in diesen Ländern. 4 Einer der Anziehungspunkte bei der Alpinmesse: der Stand der Bergrettung Tirol.

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80 Kilo schweres Gerät Die Suchparameter des Detektors, der 80 Kilo wiegt, einen Durchmesser von 57 Zentimetern aufweist und unter dem Hubschrauber hängend zum Einsatz kommt, sind abhängig vom Gelände, aber auch von Wetter, Vegetation und Oberflächenbeschaffenheit. „Fliegt der Helikopter in einer Flughöhe von etwa 100 Metern und mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h, dann ergibt das eine Suchstreifenbreite von ca. 100 Metern. Eine Fläche von einem Quadratkilometer kann mit dem Gerät in etwa sechs Minuten abgesucht werden“, nannte Fredrik Steinwall, CEO bei RECCO, Details zum System. Die Reichweite kann jedoch – aus oben genannten Gründen – variieren. Eine Suche im alpinen Gelände bietet naturgemäß andere Herausforderungen wie etwa im Flachland. Flughöhe und Geschwindigkeit müssen im hochalpinen Gelände entsprechend angepasst werden. Wichtig für den Erfolg ist auch, dass sich keine anderen Personen mit Reflektoren im Suchgebiet befinden, weshalb zum Beispiel auch die Arbeit der Suchmannschaften entsprechend koordiniert werden muss. Wie Markus Wesenscheg erklärt, ist das Helikopter-System ein weiteres Suchgerät und als Hilfsmittel gedacht. Es entlässt Bergsportler jedoch, wie Peter Veider betont, nicht aus der Verantwortung: „Sicherheit muss immer im Kopf beginnen, um das Unfallrisiko möglichst gering zu halten. Wichtig sind die entsprechende Tourenplanung, defensives Verhalten und zu wissen, was im Notfall zu tun ist.“ Bergsteigen aus Versicherungssicht „Klartext“ wurde beim Alpinforum gesprochen, das im Rahmen der Alpinmes-

se stattfand. Die Schwerpunkte des fachlichen Erfahrungsaustauschs reichten von der Verarbeitung tödlicher Unfälle bis hin zu Versicherungen am Berg im Inund Ausland inklusive Haftungsfragen. Zu letzterem Themenbereich referierten der Berg- und Skiführer Walter Zörer sowie Markus Wolf, Versicherungsexperte und Bezirksleiter der Bergrettung Tirol im Bezirk Reutte. Sie erläuterten den versicherungstechnischen Hintergrund anhand von konkreten Unfallbeispielen. Wichtiger Grundsatz: Bergsteiger oder -sportler sollten sich der Risiken bewusst sein, die sie eingehen, und sie sollten entsprechend vorsorgen, sich also von Experten beraten lassen. Denn: Ein Unfall im Gelände, egal ob im In- oder Ausland, kann enorme Kosten nach sich ziehen – von Berge- bis hin zu Behandlungskosten. Wichtig ist für Markus Wolf auch die Unterscheidung, ob jemand privat im Gelände unterwegs ist oder beruflich, etwa als Bergführer. Letztere sollten die berufliche Absicherung nicht vernachlässigen. Welche Empfehlungen gibt es vom Experten etwa für eine Unfallversicherung? Markus Wolf rät zu einer Versicherung, die rund um die Uhr und weltweit gilt. Berücksichtigt sollten dabei Punkte wie dauernde Invalidität, Unfallrente und Unfallkosten sein. Weiters gehe es um Bergekosten mit vernünftigen Summen. Zusätzlich empfehlenswert seien eine zeitliche Reisekrankenversicherung (ebenfalls weltweit) und die Absicherung von Transportkosten (Stichwort Rückholung aus dem Ausland). Weitere Tipps betreffen eine Haftpflichtversicherung (privat und/oder beruflich), Rechtsschutzversicherungen und eine entsprechende Absicherung für den Fall einer Berufsunfähigkeit.

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1 Schematische Darstellung, wie der RECCODetektor vom Helikopter aus funktioniert. 2 Standorte der Helikopter-Detektoren im Alpenraum.

RECCO SAR HELIKOPTER DETEKTOR Standorte Alpenraum - Herbst 2018

SUI 1 - Zermatt 2 - Sion

ITA 3 - Aosta 4 - Bozen

AUT 5 6 7 8

- Hohenems - Innsbruck - Linz - Graz

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VERANSTALTUNG

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Faszination Schnee BERGRETTUNG TIROL

Der International Snow Science Workshop – der weltgrößte Kongress zum Thema Schnee – gastierte im Oktober erstmals in Innsbruck. TEXT LUKAS RUETZ FOTOS LUKAS RUETZ, SHUTTERSTOCK/ANDREW ARSEEV

In mehr als 100 Vorträgen und rund 300 Postern wurden neue Erkenntnisse zum Altschneeproblem, zu Auswertungen der Geländepräferenzen von Skitourengehern abhängig von

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der Gefahrenstufe, Untersuchungen über die Verletzungsmuster von Lawinenhunden, neue Methoden zur Lawinengefahrenbeurteilung und vieles, vieles mehr vorgestellt.


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1 Lawinenforschung war einer der Schwerpunkte beim ISSW in Innsbruck. 2 Rund 300 Poster befassten sich mit Wissenswertem rund um das Thema Schnee.

Die ISSW richtet sich an alle, die sich weltweit mit Schnee beschäftigen. Egal ob Forscher oder Praktiker: Der Kongress hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen aus beiden Bereichen zusammenzubringen und Praxis sowie Theorie zu verknüpfen – egal ob für Bergretter, Bergführer, Lawinenkommissionsmitglied oder Ratrac-Fahrer. Die ISSW findet seit 1976 im zweijährlichen Turnus statt. Abwechselnd in Kanada, den USA und in Europa. Sie wird also in sechs Jahren wieder in Europa stattfinden. Im Oktober gastierte sie erstmals in Österreich. Eine Woche lang wurden alle Erkenntnisse und Neuheiten des thematischen Rahmens vorgestellt und diskutiert. Egal ob Schutzmaßnahmen wie Sprengen oder Verbauen, der Einfluss der Klimaerwärmung, Schneemanagement in Skigebieten, Lawinenkommissionsarbeit, Schneedeckenstabilität, Lawinenwarnung, Lawinenunfälle, rechtliche Aspekte, menschliche Faktoren, Entscheidungsfindung im Gelände, die Lawinenausbildung oder der Lebensraum für Mikroorganismen – alle Aspekte von Schnee wurden behandelt. Das System der Bergrettung Tirol Neben dem Hauptprogramm gibt es auch ein vielfältiges Rahmenprogramm, unter anderem konnte die Bergrettung Tirol am Stubaier Gletscher ihr bewährtes System der „Rasterfahndung“ für die Abwicklung eines planmäßigen Lawineneinsatzes vorführen. Das System fand regen Anklang und konnte andere Einsatzorganisationen für ihre eigene Weiterentwicklung erfolgreich inspirieren. Im Folgenden ein Blick auf Neuerungen, die bei der Konferenz vorgestellt wurden und die zeigen, wohin die Reise beim Thema Schnee und Lawinen führt. Computermodelle Ein beträchtlicher Teil der Forscher beschäftigt sich inzwischen mit der Nachahmung der Realität mit Hilfe von Computern. Egal ob Lawinenabgänge oder die Prozesse in der Schneedecke: Langsam kann alles mehr oder weniger gut modelliert und von Prozessoren berechnet werden. Durch

die technische Entwicklung steht dafür mittlerweile die notwendige Rechenleistung bereit. Inzwischen werden auch sogenannte Modellketten immer wichtiger: Ein Wettermodell berechnet die Wettersituation, ein Schneedeckenmodell berechnet daraus die Schichtung der Schneedecke, ein Lawinensimulationsmodell berechnet damit die Wahrscheinlichkeit von Lawinenabgängen und ein Lawinendynamikmodell berechnet mit Hilfe von Geländemodellen die Größe der Lawine, die Auslauflänge und die Drücke, mit der sie auf die ersten Häuser trifft. Klingt noch nach Zukunftsmusik, aber wird immer wichtiger und vor allem die Modelle werden immer genauer und funktionieren immer besser. Skigebietsmanagement In diesem Bereich wird technischer Schnee immer wichtiger, darunter das Snowfarming – also das Konservieren von Schnee mit Haufen und Planen. Fernerkundung Die Untersuchung der Schneedecke aus der Ferne mit Hilfe von Satelliten, Drohnen, Radar, Laser und Schall ist stark im Kommen. Ebenfalls angetrieben durch die technische Weiterentwicklung. Interessant: Aus Vergleichen von Satellitenfotos geht eindeutig hervor, dass die Schneegrenze seit den 1980er-Jahren zum gleichen Zeitpunkt im Frühjahr immer weiter nach oben wandert. Klimaerwärmung Dass es in den letzten dreißig Jahren wärmer geworden ist, streitet niemand mehr ab. Warum es wärmer geworden ist und ob die Treibhausgasemissionen des Menschen einen größeren Einfluss ausüben als die natürliche Erwärmung, ist unklar. Dass es noch wärmer werden wird und wir das nicht mehr verhindern können, scheint sehr wahrscheinlich zu sein. Während der ISSW wurden deswegen hauptsächlich Situationsanalysen vorgestellt und Anpassungsstrategien diskutiert. Kurz und knapp: So, wie es derzeit ausschaut, wird es in den TAGUNG

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3 Auf reges internationales Interesse stieß die neue Lawinenvorhersage der Europaregion Nordtirol-Südtirol-Trentino. 4 Experten aus aller Welt trafen einander beim Workshop im Innsbrucker Congress.

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Alpen unterhalb von 1500 m mittelfristig kaum mehr (natürlichen) Schnee geben, eine anständig befahrbare Schneedecke könnte sich im Großteil der Winter erst oberhalb von 2.000 m ausbilden. Es wird im Schnitt in allen Höhenlagen weniger Schnee geben, weil es öfter regnet. Kommunikation der Lawinengefahr Karten werden immer wichtiger! Das heißt, man vergibt nicht nur eine Gefahrenstufe und stellt den Rest mit Symbolen und mit Text dar. In wenigen Jahren werden automatisch mit den Daten aus der Lawinenprognose und der Reduktionsmethode nach Munter in Kombination mit einem Geländemodell Risikokarten mit Farbabstufungen erstellt. Das heißt, Hänge mit einem theoretisch größeren Risiko am heutigen Tag werden rot und solche mit kleinerem grün bzw. nicht eingefärbt – und das nicht mehr nur nach der Steilheit des Hangs, sondern nach einer Vielzahl an Parametern. Zusammen mit einem GPS-Track der Tour kann man sogar Risikobewertungen für einzelne Touren automatisch erzeugen. In der Schweiz läuft ein derartiges Projekt bereits seit einigen Jahren. Egal ob man es für gut oder schlecht hält: Es wird die Art, Touren zu planen, vor allem für Anfänger und Gelegenheitsskitourengeher gehörig verändern. Lawinenwarnung Generell beobachtet man weltweit den Trend zur Vereinheitlichung und Anpassung der verschiedenen Produkte. Der Tiroler Lawinenwarndienst stellte in diesem Zusammenhang auf der ISSW ein weltweit derzeit einmaliges Projekt vor: die gemeinsame, grenzüberschreitende und mehrsprachige Lawinenvorhersage für Tirol, Südtirol und das Trentino – erreichbar unter lawinen.report. Aber auch den Grundlagen dahinter wird nachgegangen. Die Schweizer Experten vom Davoser Institut für Schnee- und Lawinenforschung haben beispielsweise die Häufigkeit der ausgegebenen Gefahrenstufen 4 und 5 im Alpenraum verglichen und dabei eklatante Unterschiede zwischen verschiedenen Warndiensten herausgefunden. Obwohl 16

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die Stufen einer mehr oder weniger genauen, gemeinsamen Definition folgen, gibt es also große Unterschiede, wie sie die Lawinenprognostiker schlussendlich auch vergeben. Langsam wird es übrigens auch zum Standard, den Lawinenbericht am Vorabend als Prognose zu veröffentlichen und nicht mehr morgens. Außerdem haben die Schweizer ihre riesige Datenbank von beobachteten Lawinen ausgewertet und sind klar zum Entschluss gekommen: Es gibt verhältnismäßig gleich viele große Lawinen bei Gefahrenstufe 1 wie bei Gefahrenstufe 4. Was man lange vermutet hat, dass es mit steigender Lawinengefahr auch verhältnismäßig mehr große Lawinen gibt, ist also falsch. Lawinenunfallmanagement Für uns Bergretter natürlich relevant: Wie man am besten sondiert, wie man Lawinenunfälle am besten abarbeitet oder wie groß oder wie geformt ein Schaufelblatt am besten sein sollte, ist ebenfalls ein großes Forschungsfeld. Interessant: Vergrößert man die Fläche der Lawinenschaufeln (wie der Modelle, die wir Bergretter verwenden), ändert sich nicht mehr viel an der Dauer des Ausgrabens. Und sehr wichtig: Mit der Haue-Funktion ist man langsamer als beim normalen Graben! Last, but not least: Wer nicht regelmäßig (also mindestens zweimal pro Winter) mit der Lawinenausrüstung in einem realitätsnahen Szenario (!) übt, der hat sehr schlechte Chancen, bei der Kameradenrettung einen Lebendfund zu machen. Eine Viertelstunde ist einfach sehr kurz. Genauere Informationen zu einzelnen Beiträgen gibt es bald auf Powderguide.com. Die schriftlichen Beiträge aller ISSWs kann man vollständig unter folgendem Link durchstöbern (großteils auf Englisch): http://arc.lib.montana.edu/ snow-science/ Zur Person: Lukas Ruetz ist Bergretter in der Ortsstelle St. Sigmund im Sellrain.


Gut vorbereitet zum Einsatz im Gel채nde

Eigen- und Patientensicherheit stehen bei der Versorgung von Patienten im alpinen Gel채nde im Vordergrund. Ausbildung und Ausr체stung der Bergrettungskr채fte sind entsprechend angepasst. INTERVIEW CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL, MARKUS ISSER

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MEDIZIN

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DISCOVER THE BACKLAND Um im Gelände verletzte oder erkrankte Personen versorgen zu können, muss die Medizin so einfach wie möglich gehalten werden. Diesem Credo folgt die Bergrettung Tirol seit Langem, wie Medizinreferent Markus Isser erklärt.

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Wie bereitet ihr euch auf einen Einsatz vor? Was passiert, wenn ihr eine Alarmierung erhaltet? Markus Isser: Mit der Alarmierung bekommen wir in der Regel schon Informationen, was passiert ist. Damit ergibt sich meist auch schon eine – vorläufige – medizinische Diagnose: zum Beispiel, ob eine Verletzung vorliegt oder ein internistisches Problem. Auf Basis dieser Informationen macht man sich einen kurzen Plan, was auf einen zukommen könnte. Vor dem Ausrücken wird auch noch kurz das Material gecheckt, man schaut, ob alles im San-Rucksack oder im Erste-Hilfe-Paket vorhanden ist. Man checkt z. B. den Sauerstoffvorrat, ob dieser noch passt, und ob der Defi einsatzbereit ist. Das ist wichtig, um böse Überraschungen vor Ort zu vermeiden. Wer kümmert sich darum, dass immer alles bereitsteht? Markus Isser: Für das medizinische Material sind die San-Warte zuständig. Sie checken alles in regelmäßigen Abständen und schauen, dass alles vorhanden ist. Trotzdem ist es aber wichtig, dass man vor dem Abmarsch schaut, ob die Ausrüstung passt. Wie geht es am Einsatzort weiter? Markus Isser: Am Einsatzort selbst ist es wichtig, die Lage zu prüfen. Gibt es zum Beispiel eine Gefahrenzone. Von dieser hängt es wiederum ab, ob und welches Material man vor Ort einsetzt. In der roten Zone arbeitet man mit minimalem Personal und Material. Je sicherer die Zone, desto mehr Personal und Ausrüstung ist beim Patienten. Wie schaut die Versorgung des Patienten aus? Wie geht ihr vor? Markus Isser: Unsere großen Eckpfeiler betreffen die Atmung, eventuelle Blutungen und den Wärmeerhalt. Danach kommt – quasi als Feintuning – das ABCDE-Schema. Dieses

FAHRZEUGE


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Beim Einsatz ist nicht unbedingt ein Arzt mit vor Ort. Wie geht ihr damit um? Markus Isser: Zum Glück braucht man nicht immer einen Arzt vor Ort. Wichtig für uns ist aber, dass wir die Bergrettungsärzte nachfordern können. Das funktioniert mit dem neuen Bereitschaftssystem auch sehr gut. Wir haben zudem die Möglichkeit, telefonisch oder über Funk mit dem Bergrettungsarzt Kontakt aufzunehmen. Etwa, wenn Unsicherheiten in der Versorgung auftreten. Wir bekommen dann quasi über „Telemedizin“ Unterstützung. Welche medizinischen Kompetenzen haben Bergretterinnen und Bergretter vor Ort? Markus Isser: Wir sind und bleiben rein rechtlich Laienhelfer. Natürlich haben wir unter unseren Mitgliedern auch Sanitäter und Notfallsanitäter, die entsprechend ausgebildet sind. Sind sie mit vor Ort, ist das natürlich gut. Grundsätzlich haben wir in den vergangenen Jahren versucht, die Medizinausbildung zu verstärken. Dank der Alpinmedic-Kurse und des damit verbundenen intensiven Trainings fühlen sich die Bergretterinnen und Bergretter sicherer im Umgang mit den Patienten. Wie viele Bergretterinnen und Bergretter haben die Alpinmedic-Kurse absolviert? Markus Isser: Inzwischen haben etwa 300 Mitglieder alle drei Teile absolviert. Damit sind wir sehr zufrieden. Da das Interesse an den Kursen sehr groß ist, sind wir auch zuversichtlich, dass wir schon in naher Zukunft unser Ziel erreichen, dass 15 Prozent der aktiven Mitglieder die Alpinmedic-Ausbildung haben. In der Folge soll es dann Refresher-Kurse geben und wir wollen die Bezirksebenen stärken: Bezirks-Medics sollen das erworbene Wissen in die Ortsstellen hineintragen. Ein wichtiger Aspekt für eure Arbeit betrifft das Material. Wie schaut das aus? Markus Isser: Egal, welche Verletzung oder Erkrankung vorliegt: Wir versuchen immer, mit einfachsten Mitteln möglichst

viel zu erreichen. Da wir alles zum Einsatzort tragen müssen, sind uns Grenzen gesetzt. Die Bergrettung Tirol ist also ständig bemüht, das Material zu optimieren. Unser Material muss leicht, aber trotzdem zweckmäßig und vielseitig einsetzbar sein. Und: Es ist unabdingbar, dass man das Material beherrscht. Denn was nützt die beste Ausrüstung, wenn nicht klar ist, wie man damit umgehen muss. Je fitter man in diesem Bereich ist, umso stressfreier kann man zu – auch größeren – Einsätzen gehen.

INFO

stellt ein großes Hilfsmittel dar, da man damit quasi alles abchecken kann: von der Erkrankung bis zum Unfall, vom Herzinfarkt bis zum Knochenbruch. Allerdings lässt sich das ABCDE-Schema nicht immer durchspielen, das geht nur, wenn sich Retter und Patient in einem sicheren Bereich befinden.

ALPINMEDIC-AUSRÜSTUNG Leicht, einfach und trotzdem zweckmäßig muss die Ausrüstung der Bergrettungskräfte sein. Die Alpinmedic-Ausrüstung umfasst die PEHP, die Persönliche Erste-Hilfe-Packung, die Alpinmedic-Bauchtasche, den Wärmerucksack und den Medic-Rucksack Standard. Für alle Ausrüstungsteile ist der Inhalt genau definiert, zum Teil mit Packempfehlung, um im Einsatz alles rasch zur Hand zu haben. Die PEHP soll jeder Bergretter, jede Bergretterin im Einsatz und bei Übungen mitführen. Die Bauchtasche Alpinmedic ist ein Muss für den Voraustrupp. Weiters ist sie ideal im steilen Gelände oder bei reduziertem Personal. Der Wärmerucksack muss ebenfalls bei jedem Einsatz beim Voraustrupp dabei sein. Er enthält einen Biwaksack für acht bis zehn Personen, eine Isoliermatte, zwei Ready-Heat-12-Element-Decken, zwei Rettungsdecken und eine Gaslaterne mit Gaskartusche und Ersatzglühstrümpfen. Der Medic-Rucksack Standard enthält die gesamte Ausrüstung für die medizinische Versorgung, darunter eine Sauerstoffeinheit in der Außentasche.

1 Die Patientenversorgung wird auch unter realistischen Bedingungen trainiert. 2 Klein und handlich: die Persönliche Erste-Hilfe-Packung. 3 Reanimationstraining im Gelände. 4 Für die kleine Tasche in der PEHP (oben), die Schlaufe daneben und die Netztasche (unten) gibt es eine Pack-Empfehlung. Zusätzlich ist Platz für ein Tourniquet (optional).

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Bereit für den Winter Die Teams der Lawinenhundestaffel haben sich in den vergangenen Monaten intensiv auf mögliche Einsätze vorbereitet. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS STEFAN HOCHSTAFFL, DANIEL THÖNIG

Rechtzeitig vor Winterbeginn wurde im November die Einsatztauglichkeit der Lawinenhundeteams der Bergrettung Tirol überprüft.

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Athlet: Patrick Jost, Photo: Hansi Heckmair

Insgesamt stellten sich 47 Hundeführer und ihre Vierbeiner der Herausforderung. Nach Abschluss der Überprüfung zeigte sich Daniel Thönig, seit Mai Leiter der Hundestaffel, zufrieden: „Das Niveau ist sehr gut, wir sind wieder optimal auf den Winter vorbereitet“, freut er sich über die gute Arbeit, die Hundeführer und Hunde in der Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit geleistet haben.

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REISE

Realistische Übungsszenarien Die Überprüfung selbst läuft unter möglichst realistischen Bedingungen ab. Taktische Aufgabenstellung, Funksprüche und die Zusammenarbeit von Hundeführer und Hund sind die Kriterien, die berücksichtigt werden. Am Suchfeld selbst befinden sich bei der Überprüfung zwei Hundeführer und ihre vierbeinigen Kameraden. Sie

müssen auf einem vorgegebenen Areal insgesamt vier „Verschüttete“ finden. Als Figuranten springen Bergrettungskameraden ein, die in Schneehöhlen warten, bis sie gefunden werden. Die Prüfer schauen sich dabei die Arbeit der Hunde und das Zusammenspiel mit dem Hundeführer ganz genau an. „Es ist wichtig, dass der Hund selbstständig


1 Insgesamt 47 Hundeführer und ihre Vierbeiner stellten sich im November der Einsatzüberprüfung. 2 Daniel Thönig leitet seit Mai das Lawinenhundereferat der Bergrettung Tirol. 1

te a r b e l e C vity! gr a T E A M AT H L E T B E N E D I K T P U R N E R

und intensiv das Areal absucht. Gleichzeitig müssen Zusammenspiel und Vertrauensbasis zwischen Hundeführer und Hund stimmen. Der Hundeführer muss seinen Hund außerdem ,lesen‘ können, er muss erkennen, ob der Hund z. B. einen Fund anzeigt oder nicht“, schildert Thönig Kriterien, auf die die Prüfer achten. Rasche Einsatzbereitschaft Die Staffel ist jedenfalls gerüstet. Tirolweit sind die Teams nach Regionen, die zwei bis drei Bezirken entsprechen, zusammengefasst. Bei einer Alarmierung geht es dann vor allem um Schnelligkeit. „Wir haben seit Längerem ein Pickup-System. Das heißt, der Hundeführer wird mit seinem Vierbeiner vom Hubschrauber am Weg zum Einsatzort abgeholt. Das Team muss dabei innerhalb kürzester Zeit am Aufnahmeplatz sein. Eine Vorgabe, die funktioniert, wie die Erfahrungen gezeigt haben“, erklärt Thönig. 2

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REISE

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9628 Höhenmeter 391 Kilometer 48 Stunden

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Man muss nicht unbedingt weit reisen. Auch in der Heimat kann man coole Sachen erleben und an die eigenen Grenzen gehen.

Vittorio Messini Bergretter, Bergführer und Alpinist

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Vittorio Messini und Simon Gietl wagten im Frühjahr ein atemberaubendes Projekt: „North 3“. Sie nahmen sich die drei markantesten heimischen Nordwände vor und bewältigten die Strecke zwischen den Bergen mit dem Rad. TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS SALEWA/STORYTELLER-LABS

Die Idee für dieses Abenteuer entstand während einer Expedition im Herbst 2017. „Ich wollte heuer ein Projekt in der Heimat angehen, weil ich vor einem halben Jahr Vater geworden bin. Trotzdem sollte es etwas Einzigartiges sein“, erzählt Vittorio Messini, der seit gut zehn Jahren Bergretter in der Ortsstelle Matrei in Osttirol und technischer Ausbilder im Jamtal ist. Mit Simon Gietl fand er einen passionierten Alpinisten und Bergführer als Partner für dieses Unternehmen. „Wir waren uns einig, dass das Radfahren für uns die größte Herausforderung sein würde“, so Messini. Gietl lernte der ausgebildete Bergführer bei einer gemeinsamen Bergtour vor acht Jahren kennen.

Seither verbindet die beiden eine Bergsteigerfreundschaft: „Wir teilen unsere Leidenschaft für die Berge, haben schon viele gemeinsame Expeditionen und Erstbegehungen gemacht und – was mir besonders wichtig ist – wir haben ähnliche Ansichten in Bezug auf Erstbegehungen und Absicherung“, führt der 30-Jährige aus. Anfang Februar trainierten die beiden dann endlich gezielt „auf der Rolle“, danach mit den Rennrädern auf der Straße, um bald in die Fußstapfen zweier großer Alpinisten zu treten. Auf den Spuren von Hans Kammerlander und Hans-Peter Eisendle Der Gedanke, Bergsteigen und Radfahren miteinander zu verbinden und in

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1 48 Stunden auf den Beinen: Trotz Unterstützung kamen Simon Gietl und Vittorio Messini an ihre Grenzen. 2 Kletterpassage an der Kleinen Zinne. 3 Simon Gietl und Vittorio Messini mit Poncho in Landro (Höhlensteintal).

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Das Wetter war alles andere als ideal. So waren wir zum Beispiel schon am Ortler kurz vor dem Umdrehen.

Vittorio Messini Bergretter, Bergführer und Alpinist

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Rekordzeit ein Abenteuer der besonderen Art zu erleben, ist nicht neu. Zwei legendäre Gipfelstürmer interpretierten so das Bergsteigen 1991 neu: „Vor fast 30 Jahren durchstiegen Hans Kammerlander und Hans-Peter Eisendle die Nordwände des Ortlers und der Großen Zinne und fuhren die 246 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Bergen, also zwischen Sulden und Toblach, mit dem Rad. Und das alles in beeindruckenden 24 Stunden“, berichtet Messini. Im Frühjahr ging er mit dem Südtiroler Profi-Alpinisten Simon Gietl noch einen Schritt weiter. Sie nahmen sich die drei markantesten Berge beziehungsweise Nordwände Tirols vor: die Ortler-Nordwand, die Nordwand der Großen Zinne und die Nordwand des Großglockners. Startschuss war am 27. Mai auf der Landesstraße in Sulden. Und zwar um Punkt 19:00 Uhr: „Wir wollten unbedingt an der Ortler-Nordwand früh genug dran sein und diese in der Nacht besteigen, damit keine Sonne scheint und wir in weiterer Folge auf der Großen Zinne noch Tageslicht beim Klettern haben. Das ist sich gut ausgegangen“, berichtet Messini. Schlusspunkt war am 29. Mai um 17:16 Uhr das Lucknerhaus in Kals am Großglockner. Das grenzüberschreitende Projekt konnten sie also trotz widrigen Wetters mit einem – mittlerweile nicht mehr wehmütigen – Abstrich in 47 Stunden und 16 Minuten erfolgreich abschließen.

Regen, Schnee, Wind und Nebel zum Trotz „Das Wetter hätte besser sein können, aber es wäre nicht besser geworden, auch wenn wir zugewartet hätten“, ist sich Messini sicher. „Im Frühjahr hat es entweder viel geschneit oder es war zu warm. Die Verhältnisse waren alles andere als ideal. So waren wir zum Beispiel schon am Ortler wegen des starken Schneefalls und der großen Lawinengefahr kurz vor dem Umdrehen.“ Das Wetter erwies sich für die beiden Extrembergsteiger als große Herausforderung. Sie saßen nicht nur mit Ponchos am Rennrad, sondern trotzten auch am zweiten Berg dem Regen: „An der Großen Zinne regnete es den ganzen Nachmittag stark – sogar total ins Steile der Nordwand hinein, was nur äußerst selten vorkommt. Wir entschieden uns deswegen, die Nordwand nicht zu klettern, weil es extrem nass und gefährlich gewesen wäre. Stattdessen bestiegen wir die Kleine Zinne über die Gelbe Kante. Diese alternative Route kostete uns über eine Stunde Zeit“, sagt Messini und fügt hinzu: „Wir haben eine Woche davor dieselbe Tour gemacht und wollten unbedingt alles am laufenden Seil gehen. Das Risiko war aber schlussendlich wegen der Nässe einfach zu groß.“ Sehr anspruchsvoll war schließlich die Großglockner-Nordwand: „Die MayerlRampe kenne ich eigentlich in- und


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auswendig. Das war das achte Mal, dass ich sie gegangen bin. Trotzdem war es so nebelig, dass wir den Einstieg nicht finden konnten. Man konnte kaum fünf Meter weit sehen. Zwei Stunden sind wir umhergeirrt, bis wir endlich am richtigen Weg waren“, beschreibt der erfahrene Bergführer. Masseur war wichtigste Unterstützung „Wir konnten Kräfte sparen, weil wir überhaupt keinen Ballast mitschleppen mussten“, sagt Messini. Die Ausrüstung wurde bequem von einem Begleitfahrzeug von einer Station zur nächsten gebracht: „So konnten wir unsere Ski nach der Ortler-Abfahrt einfach ins Auto laden und gegen die Räder tauschen. Auch Nahrung, die Kletterausrüstung und sonstiges Material wurden für uns mit dem Auto transportiert.“ Unterstützung hatte das BergsteigerDuo nicht nur vom Sponsor Salewa, bei dem beide Athleten sind. Dieser finanzierte und dokumentierte das Projekt „North 3“ und initiierte damit die Unterstützung der Organisation „Südtirol hilft“, die bedürftigen Familien unter die Arme greift. Auch auf mehrere Freunde konnten die zwei Alpinisten zählen: „Am Großglockner halfen uns zwei Kollegen bei der Spurarbeit, am Ortler begleiteten uns zwei Bergführerkollegen mit Licht bei der Ski-Abfahrt im Pulverschnee und während der Tour konnten wir stets im Windschatten von zwei bis vier Personen radeln“, ist Messini dankbar. Am wertvollsten war seiner Meinung nach der Masseur: „Wir haben uns auf denselben Masseur verlassen,

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der schon Hans Kammerlander und Hans-Peter Eisendle begleitet hat, und wir hatten beide keinen Muskelkater“, erinnert sich Messini mit einem Lächeln. An den eigenen Grenzen Trotz dieser Unterstützung gingen beide an ihre Grenzen. Messini forderte zum Beispiel sein lädiertes Knie: „Trotz Schmerzmittel war ich froh, endlich die Auronzohütte erreicht zu haben“, gibt er zu. Und körperlich war es auf jeden Fall auch eine Grenzerfahrung: „Zwischen Winklern und Heiligenblut habe ich bemerkt, wie Simon während der Fahrt kurz eingenickt ist. Wir haben daraufhin einen Power Nap von 15 Minuten eingelegt. Sonst waren wir die knapp 48 Stunden durchgehend auf den Beinen“, so der Kalser. Natürlich kamen sie nach dieser langen Tour nicht erholt am Lucknerhaus an. „Ich war noch nie so lange unterwegs und werde das auch sicher so schnell nicht wieder sein. Aber insgesamt hätten wir noch Reserven gehabt. Das war auch unser Ziel. Es ist schon erstaunlich, was ein Körper alles aushalten und bewältigen kann, wenn er will“, resümiert Messini. Obwohl er selbst schon in Patagonien, Kanada, Pakistan und Indien auf beeindruckenden Gipfeln stand, ist Messini überzeugt, dass man nicht unbedingt weit reisen muss, um etwas Besonderes zu erleben: „Es ist ein Trugschluss, dass man ein größeres und außergewöhnlicheres Erlebnis hat, wenn man weiter weg ist. Im Gegenteil: Auch in der Heimat kann man coole Sachen erleben und an die eigenen Grenzen gehen.“

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1 Simon Gietl, Vittorio Messini, Isidor Poppeller und Robert Kofler um 00:30 Uhr am Gipfel des Ortlers. 2 Die Ortler-Nordwand. 3 Simon Gietl und Vittorio Messini unterwegs Richtung Misurinasee. 4 Simon Gietl und Vittorio Messini starten in Sulden. 5 Simon Gietl und Vittorio Messini am Einstieg der Gelben Kante. 6 Die Strecke zwischen den Nordwänden wurde mit dem Rad zurückgelegt.

REISE


T HE F I RS T S K I B O O T F O R T O U R I N G T H E F I RS T T OU R I N G B O O T F O R S K I I N G ONE MOVE TO SWITCH


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