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Förderer M A GA Z I N F Ü R F Ö R D E R E R D E R B E R G R E T TU N G T I R O L
Fördern und profitieren Bergungskostenversicherung für sorgenfreie Touren
Interview Tirols Bergrettungskräfte am Limit
Jahresbericht Leistungsbilanz der Bergrettung Tirol
G 1348_20
Lebensrettung ist Teamarbeit.
Hermann Spiegl Landesleiter Bergrettung Tirol
Anton Mattle 1. stv. Landesleiter Bergrettung Tirol
Liebe Förderinnen und Förderer, erfreulicherweise haben Sie uns auch während der Corona-Krise unterstützt. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen, denn damit sind wir in der Lage, unseren Ortsstellen und insbesondere unseren Mitgliedern beim Kauf von Einsatzausrüstung und bei Ausbildungen zu helfen. Dies ist wichtig, um unsere Aufgaben weiterhin professionell erfüllen zu können. Bergretterinnen und Bergretter arbeiten zu 100 Prozent ehrenamtlich und unentgeltlich. Zum zeitlichen Aufwand, den Bergrettungsmitglieder in Einsätze, Übungen und Kurse investieren, kommt der finanzielle – denn die persönliche Ausrüstung muss von jeder Bergretterin und jedem Bergretter selbst bezahlt werden. Aufgrund unserer finanziellen Ausstattung ist es der Bergrettung Tirol nur möglich, einen kleinen Zuschuss zur einsatzrelevanten Ausrüstung beizusteuern. Durch ihren Beitrag helfen unsere Förderinnen und Förderer also sehr wesentlich mit, die Finanzierung der Bergrettung zu sichern. Fördererbeiträge stellen somit neben dem Zuschuss des Landes Tirol und der Einsatzverrechnung eine der drei Säulen unserer Finanzierung dar. Unsere Aufgabe als Landesleitung ist es, die bisher ausgezeichnet funktionierende freiwillige Einsatzbereitschaft in den Ortsstellen zu erhalten. Denn die Bergrettung wird auch in Zukunft nur im Rahmen der Freiwilligkeit machbar und finanzierbar bleiben. Durch hauptamtlich Beschäftigte in unserer Geschäftsstelle können nur der stetig steigende Administrationsaufwand und die durch Finanz- und Gesundheitsbehörden wachsenden und für uns unverständlichen Bürokratieerfordernisse abgefedert werden. Wir müssen uns außerdem darauf konzentrieren, dass auch unsere Funktionäre in den Ortsstellen und Bezirken sowie auf Landesebene ihre Tätigkeit trotz der ständig steigenden juristisch-administrativen Anforderungen neben Beruf und Familie bewältigen können. Wie wichtig es ist, eine professionell agierende Bergrettung zu haben, zeigt ein Blick auf die Einsatzstatistik. Urlaub in den Bergen boomt. An diesem Trend konnte auch die Pandemie nichts ändern. Im Gegenteil. Trotz des vergangenen „Corona-Winters“ ohne Gäste im Land Tirol und der teilweise durchwachsenen Wetterverhältnisse im Sommer 2021 sind die Einsatzzahlen fast gleich hoch geblieben. Insbesondere an Wochenenden mit Schönwetter hat es trotz der Unterstützung durch die Notarzthubschrauber und den Polizeihubschrauber Zeiten mit bis zu fünf Einsätzen pro Tag für die Ortsstellen gegeben. Mit Ihrem Fördererbeitrag tragen Sie somit wesentlich zur Finanzierung einer funktionierenden Bergrettung bei. Ihr Beitrag bringt aber auch Ihnen Vorteile: durch die darin enthaltene Bergungskostenversicherung und die Möglichkeit, spezielle Sicherheitspakete zu erwerben. Herzlichen Dank an alle, die uns unterstützen!
Stefan Hochstaffl Präsident Österreichischer Bergrettungsdienst und 2. stv. Landesleiter Bergrettung Tirol
125 Jahre alpines Rettungswesen
Editorial
Flugrettung
Einzelne Rettungsaktionen im Gebirge sind nichts Neues, diese sind so alt wie das Bergsteigen selbst. Eine eigene Organisation dafür, wie sie heute selbstverständlich ist, gab es früher allerdings nicht. Erst ein Unglück am 8. März 1896 am Reißtalersteig auf der Rax (Steiermark), bei dem drei Männer in einer Lawine ums Leben kamen, wurde zum Auslöser für die Gründung der ersten alpinen Rettungsorganisation der Welt, dem „Alpinen Rettungsausschuß Wien“. Dieser fand großen Anklang und auch ausländische Alpenklubs wandten sich bald an den ARAW, um Auskünfte über die Organisation und ihre Vorgehensweisen einzuholen. Der Österreichische Bergrettungsdienst Der Bundesverband als „Österreichischer Bergrettungsdienst“ (ÖBRD) hatte sich 1946 in Salzburg konstituiert, die formelle Vereinsgründung erfolgte 1950. Zwischen 1947 und 1950 fanden auch die vereinsbehördlichen Gründungen der sieben ÖBRD-Landesorganisationen statt. Das alpine Rettungswesen, die Breitenausbildung und Unfallprävention wurden auch weiterhin durch alpine Vereine unterstützt. So wurde 1947 beispielsweise durch den Alpenverein für einige Zeit die Einhebung eines Bergrettungsgroschens von allen Besucherinnen und Besuchern in AV-Hütten eingeführt.
Vernetzung und gemeinsames Vorgehen Die Rettung von in Not geratenen oder verunfallten Personen wird durch die 13.000 freiwilligen und im Ehrenamt tätigen Bergretterinnen und Bergretter der sieben Landesleitungen in den bundesweit 291 Ortsstellen durchgeführt. Der Bundesverband bietet die Möglichkeit, österreichweit innerhalb des Bergrettungsdienstes durch Zusammenarbeit mit- und voneinander zu profitieren. Unser Ziel ist, gemeinsam mit allen Landesorganisationen aktiv zu sein und das Bergrettungswesen österreichweit möglichst sicher und mit • bestmöglicher Qualität, bei • höchster Kosteneffizienz und • geringstmöglichem administrativem organisatorischem Aufwand zu ermöglichen. Ohne Unterstützung seitens der Politik, Wirtschaft und von Privatpersonen ist all dies aber nicht möglich! Daher bedanke auch ich mich bei Ihnen und wünsche schöne und vor allem unfallfreie Bergerlebnisse! EDITORIAL
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Inhalt 8
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INTERVIEW Landesleiter Hermann Spiegl über steigende Einsätze, wachsenden Aufwand und mehr Bürokratie
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HINTERGRUND Die Bergrettung Tirol: Zahlen, Daten und Fakten
12 FÖRDERN UND PROFITIEREN Bergungskostenversicherung, Fördererpakete und Onlineshop für Förderinnen und Förderer 14 SPEZIALAUSBILDUNG FÜR BIKE-RETTER Unfälle in Bikeparks nehmen zu. Für die Versorgung der Verunfallten braucht es eine eigene Einsatztaktik.
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16 BIKEN Mit der richtigen Vorbereitung steigt der Fahrspaß und gleichzeitig reduziert sich das Unfallrisiko. 18 CANYONING Wer Canyoning machen möchte, muss sportlich sein, schwimmen können und darf kein Problem mit Höhen haben. 22 TECHNIK Die Bergrettung Tirol entwickelte gemeinsam mit einer Partnerfirma ein Trainingspad für Lawinenübungen. 24 EINSATZ Ein 65-Jähriger überlebte im Sulztal in Tirol mehrere Stunden unter einer Lawine.
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28 TIERBERGUNGEN Bergretterinnen und Bergretter rücken immer wieder aus, um Vierbeiner aus misslichen Lagen zu befreien. 30 PRÄVENTION Kurzfilme sollen helfen, das Wandern sicherer zu machen. 32 KOOPERATION Mit zwei Schulen wurde an Projekten für das Ausbildungszentrum Jamtal und das Einsatzfahrzeug der Bergrettung gearbeitet.
www.bergrettung.tirol
Mehr Einsätze mehr Aufwand mehr Bürokratie
Trotz wachsender Anforderungen und komplexer werdender Rahmenbedingungen hat die Bergrettung Tirol keine Nachwuchsprobleme. Allerdings geraten die Bergrettungskräfte in den Hotspots immer mehr unter Druck, wie Landesleiter Hermann Spiegl im Interview betont.
INTERVIEW CHRISTA HOFER FOTOS TOMMY THALER, BERGRETTUNG TIROL/CHRISTIAN EDER
34 VINZENZ TIPP Rezept für Graukas-Brot-Ravioli mit Balsamico-Tomaten
IMPRESSUM FÖR DER ERMAGAZI N DER BERGR ETTU NG TI ROL, NOVEMBER 2021 Herausgeber und Medieninhaber Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. +43 5262 64140, E-Mail: office@bergrettung.tirol, Web: www.bergrettung.tirol Produktion Mag. Christa Hofer Medienraum e.U., 6410 Telfs Redaktionelle Koordination Christa Hofer, Hermann Spiegl, Franz Hoppichler, Claudia Greier Redaktion Gregor Franke, Claudia Greier, Nils Hackl, Christa Hofer, Franz Hoppichler, Vinzenz Klimmer, Peter Ladstätter, Daniela Pfennig, Manfred Prantl, Hermann Spiegl Foto Titelseite Christian Eder Fotos Seite 3 Bergrettung Tirol, Tommy Thaler, ÖBRD/Martin Gurdet Fotos Seite 4 Alex Riml, Luis Dilitz Lektorat Elke Meisinger-Schier Grafik Frisch Grafik, 6020 Innsbruck Druck VENDO Kommunikation + Druck GmbH, Gutenbergstraße 2, 4840 Vöcklabruck Anschrift für alle Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. +43 5262 64140 Titelseite Bergretterinnen und Bergretter bei einem Kurs im Ausbildungszentrum im Jamtal. Foto Christian Eder
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INHALT/IMPRESSUM
Praxis wird bei den Kursen großgeschrieben, denn jeder Handgriff muss sitzen.
INTERVIEW
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Die Bergrettungskräfte in sogenannten Hotspots geraten immer mehr unter Druck. Hermann Spiegl Landesleiter Bergrettung Tirol
Trotz hoher Anforderungen muss sich die Bergrettung Tirol keine Sorgen um den Nachwuchs machen.
Wie schaut die Einsatzbilanz der Bergrettung Tirol für 2021 aus? Hermann Spiegl: Aufgrund des wechselhaften Wetters im Hochsommer sind die Einsatzzahlen in etwa auf dem Niveau von 2020 geblieben. Hinzugekommen ist aber die Problematik, dass in einigen Ortsstellen, die schon bislang Hotspots waren, die täglichen Einsatzzahlen in den Schönwetterperioden auffallend zugenommen haben. So stark, dass bereits Mitglieder aus Nachbarortsstellen miteinzubinden waren, um die Einsätze bewältigen zu können. Trotzdem wird es in den Hotspots, dazu zählen Lienz, St. Johann, Kufstein, Scheffau, Mayrhofen, Innsbruck, Hall, Ehrwald und einige mehr, zunehmend schwierig, die Bergretterinnen und Bergretter, die ja alle ehrenamtlich arbeiten, für die Einsätze zu finden. Auch angesichts der Tatsache, dass zusätzlich zu den Einsätzen noch die sonstigen im Bergrettungsdienst notwendigen Tätigkeiten wie Übungen, Präventionsveranstaltungen, aber auch Initiativen und Veranstaltungen zur Sicherstellung der Finanzierbarkeit anstehen. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, selbst fit und bergbegeistert zu bleiben und im Sommer und Winter Touren zu machen. An welchen Strategien arbeiten Sie mit Ihren Kollegen in der Landesleitung, um hier Erleichterungen für die Bergretterinnen und Bergretter zu schaffen? Hermann Spiegl: Es wird überlegt, mit jenen Ortsstellen, die an ihre Grenzen gekommen sind, am Ende der Kurssaison einen Workshop zu veranstalten, um Ideen für die Sicherstellung des Service bei gleichzeitiger Entlastung der Ortsstellen mit ihren Freiwilligen zu erzielen. Angedacht sind verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Ortsstellen für Attraktionen wie zum Beispiel Downhillparks und Großveranstaltungen, aber auch Modelle wie in Sölden, wo in der Bike Republic vier Bergretter hauptberuflich als Bike-Retter arbeiten. Auch gibt es die Möglichkeit, die regelmäßig vorgeschriebenen Überprüfungen der Einsatzausrüstungen in professionelle Hände zu geben. Was bringt das Modell wie jenes in der Bike Republic? Hermann Spiegl: Die Lösung, wie in der Bike Republic in Sölden praktiziert, ist eine sehr professionelle Herangehensweise seitens des Tourismus im Ötztal und kann nicht hoch genug gelobt werden. Einerseits kann die Bergrettung durch Synergieeffekte in der Zusammenarbeit mit den Freiwilligen 6
INTERVIEW
der Ortsstelle Sicherheit und Kosteneinsparungen garantieren und andererseits sind durch eine hybride Herangehensweise in Zeiten sehr starker Einsatzfrequenz die professionellen Bike-Retter durch Unterstützungsmöglichkeiten bei einem außerhalb des Bikeparks zu erledigenden Bergrettungseinsatz sehr wichtig. Zudem erreicht die Ortsstelle Sölden eine sehr hohe Kompetenz durch die professionell arbeitende Truppe für die gesamte Ortsstelle. Die Bergrettungsarbeit bleibt aber ehrenamtlich? Hermann Spiegl: Klar ist, dass ohne Ehrenamtlichkeit das Gesamtsystem nicht möglich, vor allem aber nicht finanzierbar ist. Dies sollten vor allem Institutionen wie Finanzamt und ÖGK bedenken, wenn sie mit immer neuen Belastungen kommen. Durch die Zusatzbelastung aufgrund der von Finanzamt und ÖGK erwirkten Anmeldepflicht für alle Ausbilderinnen und Ausbilder musste bereits die bergrettungsinterne Förderung für die von den Mitgliedern selbst anzukaufende Einsatzausrüstung und Einsatzbekleidung um die Hälfte reduziert werden, was ungefähr einen Wert von 200.000 Euro pro Jahr in Tirol ausmacht. Eine zusätzliche negative Entwicklung stellt das zunehmend juristische Hinterfragen von Einsatzabläufen fast ausschließlich zur Minimierung der Einsatzkosten durch Versicherungen und Gerettete dar. Zurück zu den Einsätzen. Gibt es Bereiche, die in der Einsatzstatistik der Bergrettung Tirol in den vergangenen Monaten besonders aufgefallen sind? Hermann Spiegl: Auffallend ist eine stetig steigende Zahl von Einsätzen, die Personen betreffen, die ihr Können und ihre Kondition, aber auch die Schwierigkeiten im alpinen Gelände unterschätzen. Die Betroffenen sind in der Folge mit zum Teil massiven Herz-Kreislauf-Problemen konfrontiert, die – im schlimmsten Fall – bis zum Tod führen können. Ein weiterer Bereich betrifft die zunehmende Zahl an Fahrradunfällen. Sie lösen aber oft eher kurze Einsätze aus, weil der Unfallort einfacher zu erreichen ist. Und noch ein weiterer Aspekt: Noch immer ist es trotz zahlreicher GPS-basierter Hilfen eine Tatsache, dass viele Leute nicht wissen, wo sie sich befinden, und so die Einsätze aufgrund der damit verbundenen Sucheinsätze noch verkomplizieren.
w e i v r e t n I
Wie könnten derartige Unfälle verhindert werden bzw. welche Tipps haben Sie für alle, die es in die Berge, ins unwegsame Gelände zieht? Hermann Spiegl: Ausreichende Kondition und eine realistische Einschätzung der eigenen physischen Fähigkeiten sowie eine ausreichende körperliche Vorbereitung auf die im alpinen Gelände notwendigen Anforderungen sind unabdingbar. Weiters braucht es eine genaue und realistische, an die eigenen Fähigkeiten angepasste Tourenplanung. Wichtig ist zudem die richtige Ausrüstung. Will sich jemand dem Bergsteigen insgesamt verschreiben, ist es unbedingt ratsam, sich einem alpinen Verein oder Bergsteigerschulen anzuschließen und dort in geführten Gemeinschaftstouren Erfahrungen zu sammeln. Ein weiterer wichtiger Tipp: sich vor allem für anspruchsvolle Touren bei nicht ausreichend vorhandener Bergerfahrung einen Bergführer bzw. eine Bergführerin zu nehmen. Dies ist die einzige gesicherte Risikominimierung für Menschen, welche nicht regelmäßig am Berg unterwegs sind und trotzdem anspruchsvolle Touren machen wollen. Als Außenstehender kann man sich nur schwer vorstellen, was an Aufwand hinter der Bergrettungsarbeit steht. Können Sie erklären, was es alles braucht, um als Bergretterin bzw. Bergretter aktiv sein zu können? Hermann Spiegl: Vorausgesetzt wird ein ausreichendes bergsteigerisches Können. Besonders wichtig sind neben klettertechnischen Fähigkeiten in Fels und Eis sowie dem Skifahren alpinistische Fähigkeiten, das heißt das Einkalkulieren von Schlechtwetter, schlechten Sichtbedingungen, Orientierung auch im Dunkeln etc., und dies zu üben. Darüber hinaus ist es wichtig, sich Erste-Hilfe-Maßnahmen zumindest in den geforderten Grundkenntnissen anzueignen. Mit diesen Voraussetzungen ist das Gespräch mit einer der 91 Ortsstellen der Tiroler Bergrettung zu suchen. Die Ortsstellenleitung entscheidet über die Aufnahme von Anwärtern oder Anwärterinnen. Mit der Aufnahme in die Ortsstelle beginnt die Grundausbildung im Zuge der Ortsstellenschulungen und Gemeinschaftstouren. Nach dem Ablauf von mindestens zwölf Monaten ist es möglich, dass die Ortsstelle die neuen Mitglieder zur Anwärterüberprüfung entsendet. Dies ist notwendig, um in den Grundkursen ein ausgeglichenes und ausreichend hohes Niveau abzusichern. Die Anwärterüberprüfung findet in zwei Teilen statt und kann auch mehrmals wiederholt werden. Die Entscheidung dafür wird in der Ortsstelle getroffen. Die Anwärterüberprüfung selbst besteht aus zwei Teilen. In der Winterüberprüfung werden die Kondition (ca. 500 Höhenmeter Aufstiegsgeschwindigkeit pro Stunde), der Skitourenaufstieg (z. B. die Spitzkehrentechnik) sowie die Skifahrkompetenz geprüft. In der Sommerüberprüfung werden Klettertechnik, das Gehen im Schrofengelände und in Schotterreisen, die Seiltechnik und die Erste Hilfe überprüft. Auch ist die Vorlage eines Tourenberichtes verlangt, der auf Plausibilität gecheckt wird. Ist die Anwärterüberprüfung abgelegt, sind der Winter- und der Sommergrundkurs mit einer Abschlussprüfung in beiden Fällen zu absolvieren. Danach gibt es die Möglichkeit, in
Spezialkursen das Können zu erweitern. Mit der abgeschlossenen Grundausbildung ist es auch möglich, in die Lawinenhundestaffel einzusteigen und einen Lawinen- und Suchhund auszubilden.
Die Bergrettung Tirol hat keine Nachwuchssorgen: Wie motivieren Sie junge Frauen und Männer, Mitglied in der Bergrettung Tirol zu werden? Hermann Spiegl: Wir stellen fest, dass junge Menschen eine Bereitschaft haben, etwas zu leisten, Herausforderungen annehmen und sich über bestandene Herausforderungen freuen. Auch hat es einen gewissen positiven Effekt, dass Outdoorbetätigung immer mehr in Mode gekommen ist und unsere Ausbildung zwar sehr fordernd und anspruchsvoll ist, aber von den jungen bergbegeisterten Mitgliedern auch der Mehrwert für jeden Einzelnen gesehen wird. Oft hat man uns vorausgesagt, dass wir durch das hohe Niveau den Nachwuchs abschrecken. Es ist aber letztendlich das Gegenteil eingetreten. Ein Besuch eines unserer Grundkurse, ob im Winter oder im Sommer, vermittelt jedes Mal die Begeisterung und die Freude, mit der sich junge, aber auch mitunter ältere Leute diesen Herausforderungen in einem kameradschaftlichen, respektvollen Klima mit Gleichbehandlung aller stellen. Sie wurden diesen Sommer als Landesleiter der Bergrettung Tirol wiedergewählt. Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich für die nächsten Jahre konfrontiert? Hermann Spiegl: Die Herausforderung ist hauptsächlich die Neuorganisation und moderne Ausrichtung der gesamten Bergrettung. Jeder, vom Landesleiter bis zum neuen Anwärter bzw. zur neuen Anwärterin, muss das Gefühl haben, wertgeschätzt zu werden und Teil des Ganzen zu sein. Die mit Hauptamtlichen besetzten Stellen sind so aufzustellen, dass diese ihre Aufgaben erfüllen können. Es muss aber insbesondere die Arbeit der Freiwilligen, vor allem der freiwilligen Funktionäre, so gestaltbar sein, dass dies trotz steigender Anforderungen neben Familie und Beruf zu meistern ist.
Die Bergrettung Tirol ist auch international aktiv. Welche Schwerpunkte setzen Sie in diesem Bereich? Hermann Spiegl: Alle umliegenden Bergrettungsorganisationen haben eigenständige Entwicklungen und alle, egal ob in Österreich in den anderen sechs Bergrettungslandesorganisationen, im befreundeten Südtirol, in Bayern, im Trentino, Belluno, aber auch in der Schweiz, arbeiten auf hohem Niveau. Die Herangehensweise, mit allen offen und auf derselben Augenhöhe zu kommunizieren, hat jedem, auch uns, bereits in den ersten gemeinsamen Projekten großen Mehrwert gebracht. Wichtig dabei ist, alle als gleichwertig und ohne Konkurrenzgedanken zu betrachten. Insbesondere in der Europaregion als unserem ersten ausländischen Zielgebiet werden dabei auch seitens der Politik Zusammenarbeitsprojekte unterstützt. Mit den übrigen Bergrettungen in Österreich und auch mit Bayern und der Schweiz gibt es mit den angrenzenden Ortsstellen die besten Erfahrungen, die wir durch verstärkte Zusammenarbeit erhalten bzw. noch verbessern wollen. Schwerpunkt dabei sind gemeinsame Kurse, Austausch von Erfahrungen und gemeinsame Übungen. INTERVIEW
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in Zahlen Stand September 2021
FOTOS CHRISTIAN EDER, ALEX RIML GRAFIKEN BERGRETTUNG TIROL, NILS HACKL
4.637 246 4.391 3.761 588 119
Bergrettungsmitglieder
Bergretterinnen 28%
Bergretter aktive Bergrettungsmitglieder 10%
davon
Anwärterinnen und Anwärter
davon
bereits überprüfte Anwärterinnen und Anwärter in der Grundausbildung
78 94 91
Einsatzbilanz der Bergrettung Tirol für 2020
Mehraufwand für Einsatzkräfte In Summe ergibt dies einen leichten Rückgang der Gesamteinsatzzahlen. Durch die Corona-Schutzmaßnahmen und Hygienevorschriften entstand bei den Einsätzen und insbesondere bei den Schulungen ein massiver Mehraufwand, welcher die Ortsstellen zusätzlich belastete und vor ganz neue Herausforderungen stellte. Trotzdem konnten alle Einsätze, Schulungen und sonstigen Aufgaben wie immer professionell abgearbeitet werden und in jedem Stadium der Pandemie war eine vollständige Einsatzbereitschaft gegeben. Im Folgenden einige Zahlen aus der Einsatzstatistik 2020.
Mitglieder Hundestaffel Mitglieder Canyoninggruppe
Ortsstellen
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Einsätze Bergrettung Tirol
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LEISTUNGSBILANZ BERGRETTUNG TIROL
Mitglieder Bergrettung Tirol
27%
Die Tätigkeit der Bergrettung Tirol wurde 2020 stark von den Ereignissen rund um das Coronavirus beeinflusst. Nach einem normalen Start im Jänner und Februar gingen mit dem ersten Lockdown die Einsätze massiv zurück. Mit Ende des ersten Lockdowns im Frühling 2020 gab es jedoch einen enormen Anstieg. Im Sommer wurden dann mehr Einsätze gemeldet als in den Jahren zuvor. Nach dem intensiven Sommer wurde es wieder ruhiger und durch die Reisebeschränkungen und folgenden Lockdowns blieb das Einsatzgeschehen 2020 vor allem in den Weihnachtsferien deutlich unter dem Niveau der Vorjahre.
Die Statistik im Detail Insgesamt verzeichnete die Bergrettung Tirol im Jahr 2020 2.801 Einsätze (2019 waren es 3.004). Die meisten Einsätze (inklusive Skieinsätze) verzeichnete im Vorjahr der Bezirk Kitzbühel (798) vor Reutte (353) und Imst (341). Werden die Skieinsätze herausgerechnet, gab es die meisten Einsätze im Bezirk Reutte (344) vor Imst (327) und Innsbruck-Land (307). Die meisten Unfälle ereigneten sich beim Skifahren/Snowboarden bzw. Wandern. Wirft man einen Blick auf die Nationalität der Verunfallten, so kamen 1.348 Personen aus Deutschland, gefolgt von Österreich (733). Verletzt geborgen wurden im Jahr 2020 1.823 Personen, unverletzt waren 531 Personen. Für 57 Personen kam leider jede Hilfe zu spät. Geringfügig verändert hat sich die Zahl der Bergrettungsmitglieder: Diese sank von 4.613 (Stand 2019) auf 4.597 (Stand 2020), bleibt damit aber auf einem ähnlichen Niveau wie in den Jahren zuvor. Für 2021 verzeichnet die Bergrettung Tirol wieder einen leichten Zuwachs bei den Mitgliederzahlen. Die Gesamtzahl liegt mit Stand September 2021 bei 4.637, also annährend gleich wie im Jahr vor der Corona-Pandemie. LEISTUNGSBILANZ BERGRETTUNG TIROL
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CORONA-PANDEMIE als Herausforderung TEXT GREGOR FRANKE FOTO ISTOCK/BLACKJACK3D
Die Corona-Pandemie stellte auch die Bergrettung Tirol vor große Herausforderungen. Ab 27. Februar 2020 war die Bergrettung Tirol durch Gregor Franke im Krisenstab des Landes Tirol vertreten, gleichzeitig wurde intern das COVID-19-Team installiert, dem Landesarzt Sepp Burger, Jakob Fiegl, Markus Isser und Gregor Franke sowie die Landesleitung angehörten. Bei regelmäßigen Besprechungen wurden die Richtlinien für die Bergrettungsmitglieder gemäß den Vorgaben durch die Bundes- und Landesregierung immer an den aktuellen Stand angepasst. Dies bedeutete konkret: Einstellung des Übungsbetriebs Maskenpflicht für Einsätze Taktikanpassungen (nur noch ein Bergrettungsmitglied beim Patienten, die anderen mit Abstand) Anpassung der Fahrzeuge mit Plexiglasscheiben und Abkleben der Fahrzeuge Bereithaltung spezieller COVID-19-Fahrzeuge für den Transport von Verdachtspatienten Kooperationsangebote Gleichzeitig wurde der Landesregierung Tirol vonseiten der Bergrettung auch Unterstützung angeboten (Ärzte für Screeningstraßen, später auch Sanitäter*innen und adminis-
GERHARD HÖRHAGER
tratives Personal, z. B. am 24. Dezember). In weiterer Folge wurden Videos für die Bergrettungsmitglieder zum Thema Verhalten bei Verdachtspatienten sowie zum An- und Ausziehen von Schutzkleidung produziert. Weitere Videos dienten der Sensibilisierung der Bevölkerung, die gebeten wurde, kein Risiko beim Berggehen einzugehen. Parallel zu all diesen Maßnahmen wurden Schutzmasken und weiteres Hygienematerial besorgt sowie alle Ortsstellen mit Hygienesets und Masken ausgestattet. Die Ortsstellen erhielten außerdem Schulungsmaterial zum Thema Hygiene und Desinfektionsmittel zu ihrer Verfügung. Regelmäßiges Lage-Update Zwischen März und Mitte Mai 2020 gab es ein tägliches LageUpdate durch Gregor Franke, danach fand dieses wöchentlich statt. Sitzungen wurden mindestens wöchentlich durchgeführt, die Ortsstellen regelmäßig informiert, Anpassungen in der Versorgung breit kommuniziert. Gleichzeitig wurde auch ständig daran gearbeitet, Schulungen (insbesondere die Grundkurse) wieder durchführen zu können. Für eine sichere Umsetzung gab es eigene Konzepte für das Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol im Jamtal. Die Sommerkurse wurden zudem in die Bezirke ausgelagert.
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Als Förderin bzw. Förderer der Bergrettung Tirol genießen Sie die Vorteile einer weltweiten Bergungskostenversicherung für sich und die ganze Familie!
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Die Versicherung gilt für alle Förderinnen und Förderer nach Bezahlung des Fördererbeitrages. Mitversichert sind auch der bzw. die mit dem Versicherten im gemeinsamen Haushalt lebende Ehepartner/Ehepartnerin bzw. Lebensgefährte/Lebensgefährtin und die Kinder bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Der Versicherungsschutz gilt weltweit. Die Versicherungssumme beträgt 25.000 € pro Person für Bergungskosten. Dies sind Kosten, die anfallen, wenn dem Versicherten ein Unfall zustößt oder der Versicherte in Berg- oder Wassernot geraten ist und unverletzt, verletzt oder tot geborgen werden muss. Der Versicherungsschutz beginnt mit dem Folgetag der Einzahlung des Fördererbeitrages und endet am 31. 12. 2022. Bei Einzahlung des Fördererbeitrags zwischen 1. November und 31. Dezember 2021 gilt der Versicherungsschutz bis zum 31. Dezember 2022.
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Weitere Informationen zur Bergungskostenversicherung finden Sie unter: www.bergrettung.tirol
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Die Bergungskostenversicherung kann auch online, direkt über die Homepage der Bergrettung Tirol, abgeschlossen werden. Einfach unter www.bergrettung.tirol auf „Förderndes Mitglied“ klicken, hier geht es direkt zur Anmeldung. Wählen Sie auf dieser Seite je nach Wunsch unter den Optionen „Standard Anmeldung“ oder „Express Anmeldung“ und füllen Sie einfach die entsprechenden Felder aus. Auf diesem Weg können Sie sich neu registrieren oder mit Ihrer Förderernummer direkt einsteigen. Wenn Sie als Förderin bzw. Förderer eine bestimmte Ortsstelle der Bergrettung Tirol unterstützen möchten, können Sie dies beim Abschluss der Bergungskostenversicherung angeben. Ein Verzeichnis aller Tiroler Bergrettungsortsstellen finden Sie ebenfalls auf der Homepage (unter „Standorte“).
Förderinnen und Förderer der Bergrettung Tirol genießen nicht nur eine weltweite Bergungskostenversicherung, sie haben auch Zugang zu unserem Onlineshop. Dieser enthält eine Auswahl an Produkten, die jederzeit online bestellt werden können. Sie wurden außerdem exklusiv für Förderinnen und Förderer der Bergrettung Tirol zusammengestellt. Zum Beispiel: • Das Erste-Hilfe-Paket – Taktische Alpinmedizin zum Preis von 35 Euro ist das Ergebnis einer gemeinsamen Initiative des Alpenvereins, Bergführerverbandes und des Österreichischen Bergrettungsdienstes. Es enthält: 1 Israeli Bandage, 1 Alu-Rettungsdecke, 1 Paar Erste-Hilfe-Handschuhe DIN EN 455, 1 Pflasterset 20-teilig, 1 Wundauflage 10 cm x 10 cm, 1 Steri-Strips 6 mm x 75 mm, 1 Einmal-Beatmungshilfe PRIMUS DIN 13154, 1 Alkoholtupfer 3 cm x 6 cm, 1 Klettertape 1,25 cm x 5 m • Merino Headband „Dark Wine“: Ein Schlauchtuch im Design der Bergrettung Tirol, das als Mütze, Tuch oder Stirnband verwendet werden kann. Material: Merinowolle. Preis: 28 Euro. • TirolWool Handytasche mit RECCO: Das Handy ist wesentlicher Bestandteil der persönlichen Sicherheitsausrüstung. Damit der Akku auch im Winter länger hält, entwickelte die Bergrettung eine wasserabweisende, mit TirolWool gefütterte Hülle, die einen weiteren Vorteil bietet: Eingearbeitet ist ein RECCO-Reflektor, der helfen kann, Sie im Notfall schneller zu finden. Abmessung (innen)/maximale Handygröße: 14,5 cm x 7,5 cm. Gewicht: 25 Gramm. Preis: 25 Euro. • Alpines Notfallset: Dieses Set besteht aus einem Taschenmesser, einer Stirnlampe, einem RECCO-Helm-Reflektor, einem Pflasterset, einer Mullbinde und einer Rettungsdecke. Preis: 50 Euro. • Ehrensache Leben retten – Die Geschichte der Bergrettung Tirol: Diese erste und einzige umfassende Dokumentation des alpinen Rettungswesens stellt die Entwicklung der Bergrettung von den Anfängen im ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart dar. Preis: 42 Euro. • Waschbarer Mund-Nasen-Schutz im Design der Bergrettung zum Preis von 15 Euro. Interessiert? Mit Ihrer Förderernummer und einem von Ihnen gewählten Passwort können Sie direkt in den Onlineshop einsteigen. Einfach reinklicken unter www.bergrettung.tirol/shop
Mehr als 4.000 Bergretterinnen und Bergretter gibt es in Tirol. Sie stehen an 365 Tagen im Jahr bereit, um Personen zu helfen, die im alpinen Gelände in Not geraten sind. Auch wenn die Bergretterinnen und Bergretter ehrenamtlich arbeiten: Um den hohen Ausbildungsstandard und den Ankauf notwendiger Einsatzausrüstung finanzieren zu können, ist die Bergrettung Tirol zum Großteil auf Fördererbeiträge und Spenden angewiesen. Als Förderin bzw. Förderer unterstützen Sie somit direkt die Arbeit der Bergrettung Tirol. Sie möchten die Bergrettungskräfte zusätzlich zur Förderermitgliedschaft unterstützen? Die Bergrettung Tirol freut sich über jede Spende. Vielen Dank!
Vielen Dank ung! tütz für Ihre Unters
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MADE IN AUSTRIA.
Spezialausbildung
für Bike-Retter
Unfälle in Bikeparks nehmen zu. Für die Versorgung der Verunfallten braucht es eine eigene Einsatztaktik. TEXT DANIELA PFENNIG FOTO BERGRETTUNG SÖLDEN
„Die Einsätze mit verunfallten Bikerinnen und Bikern vor allem in Bikeparks nehmen rasant zu. Dafür müssen Bergretterinnen und Bergretter gerüstet sein und Einsatzszenarien trainieren“, zeigt Landesbergrettungsarzt Josef Burger auf. Gerade Bikeparks können Hubschrauber oft nicht anfliegen: „Solche Einsätze sind einsatztaktisch anders. Man muss wissen, wie man zu den Verunfallten kommt, die Bikeparks und deren Beschilderung genau kennen, mit dem (E-)Bike selbst dorthin kommen. Das kann im Ernstfall überfordern. Deswegen braucht es eine Spezialausbildung, die medizinische Versorgung, Technik und Einsatztaktik verbindet, damit die Bergretterinnen und Bergretter bestmöglich vorbereitet und unfallfrei ihre Einsätze abwickeln können“, bringt Ideengeber Burger die Wichtigkeit dieser Spezialausbildung auf den Punkt. Hauptberufliche Bike-Retter Bereits das fünfte Jahr sorgen in Sölden bikende Bergretter für eine professionelle Biker-Rettung. Das eingespielte Viererteam schreibt nun das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte: Eine Ausbildung, die auf den Erfahrungen des gemeinsamen Projekts der Bergrettung Sölden mit dem Tourismusverband Sölden basiert: Diese einzigartige Kooperation sorgt für kurze Reaktionszeiten und eine hohe Qualität im Rettungsdienst. „Wir haben die Geräte und Ausrüstungen, sind ortskundig und gut ausgebildete Retter. Innerhalb von zehn Minuten sind wir an jedem Teil der Strecke und können rasch Erste Hilfe leisten. Wir entlasten damit unsere ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen und die Wertschöpfung bleibt im Ort“, hebt Bike-Retter Jakob Fiegl die Bedeutung der hauptamtlichen Bergretter hervor. Sie bilden die Ausnahme im Tiroler Bergrettungsdienst, sind die einzigen, die den Dienst nicht ehrenamtlich, sondern 14
BIKE-RETTER
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INFO DIE BIKE-RETTER IN SÖLDEN sind seit 2017 die ersten hauptamtlichen Bergretter Tirols, die Einsätze absolvieren, wickeln an besonders fordernden Tagen bis zu sieben Einsätze ab, installierten in der Bike Republic Sölden 470 Tafeln für 235 SOS-Punkte an elf Lines und sechs Trails.
hauptberuflich absolvieren. Nur mit ehrenamtlichen Bergrettungskräften alleine wäre das Einsatzpensum von bis zu sieben Alarmierungen pro Tag nämlich nicht zu bewältigen.
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Länderübergreifender Pilotkurs Ihr Know-how gaben die Bike-Retter nun bei einem Pilotkurs an Bergretterinnen und Bergretter aus Tirol, der Steiermark, Kärnten, Niederösterreich/Wien, Bayern und Südtirol – Alpenverein Südtirol (AVS) und Südtiroler Berg- und Höhlenrettung (CNSAS) – weiter. Sie trafen sich in Sölden zu einem zweitägigen Kurs, der Theorie mit Praxis verbindet. Theoretisch erhielten die Teilnehmenden Einblick in die Entwicklung der Bike-Retter in Sölden und Tipps für Verhandlungsgespräche mit Partnern für hauptamtliche Bergretterinnen und Bergretter. „Mein Kollege Maximilian Riml und ich stellten das von uns erarbeitete Rettungskonzept mit GPS-verorteten SOS-Punkten zur präzisen Unfallortermittlung, zu Zufahrtswegen und möglichen Hubschrauberlandeplätzen vor, zeigten Möglichkeiten für Rettungspläne auf und wie Einsätze taktisch von der Einsatzmeldung bis zur Dokumentation abgewickelt werden können: Welches Material soll im Rucksack sein? Wie kommt man am schnellsten zu den Verunfallten? Wie kann man den Verunfallten am besten abtransportieren, wie sein Bike? Welche Besonderheiten kann die Zusammenarbeit mit Polizei, Alpinpolizei, Leitstelle und Hubschrauber bei Einsätzen in Bikeparks haben?“, führt Jakob Fiegl aus. Thema war auch, welche Aufgaben die Bike-Retter in Sölden darüber hinaus übernehmen: Sie machen zum Beispiel Kontrollfahrten, warten Strecken, Beschilderung und Weidezäune und optimieren laufend das Rettungskonzept. Statistik bestimmte Kursthemen Der Bike-Retter-Kurs thematisierte außerdem die häufigsten Verletzungsmuster und die entsprechende medizinische Versorgung. „Verletzungen an Schulter, Arm, Unterschenkel, Becken und Brustkorb sowie Schädel-Hirn-Traumata kommen bei uns am häufigsten vor“, weiß Jakob Fiegl. Die Ausbildung enthielt zudem einen Basic-Life-Support-Teil (BLS). „Es ist wichtig, einen lebensbedrohlichen Zustand zu erkennen und sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen“, betont Jakob Fiegl, der für diese Einheit den Bergrettungsarzt Florian Albrecht und zwei Medic-Ausbilder der Bergrettung Tirol für die Verletzungsversorgung gewinnen konnte. Im praktischen Teil ging es darum, welches Material notwendig ist, wie es angewendet wird und welche Verletzungen welche Schienung, welchen Verband oder sogar die Vakuummatratze erforderlich machen. Einsatzszenarien und Fahrtechniktraining Das Kursprogramm soll künftig noch ausgebaut werden. Geplant ist, dass die Teilnehmenden einen Ausbildungstag auf dem Fahrrad verbringen: „Einen Halbtag wollen wir nutzen, um auf dem Fahrrad kleine Einsatzszenarien abzuwickeln. Hier steht die Einsatztaktik im Gelände im Vordergrund: der richtige Umgang mit den Rettungspunkten, das optimale Versorgen und Bergen der Verunfallten.“ Am Nachmittag sollen dann zwei erfahrene und ausgebildete Bikeguides zeigen, wie man am besten mit dem Rad zu Verunfallten kommt: „Diese sind selbst Bergretter und mit unseren Einsatzszenarien vertraut. Sie verbinden auf eine wertvolle Art fahrtechnisches Knowhow und einsatztaktisches Bergrettungswissen“, betont Jakob Fiegl.
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Training, Technik, Tourenplanung
Empfehlenswert sind Fahrtechnikkurse – egal ob für Enduro- oder E-Mountainbikes.
Radfahren in jeder Ausprägung boomt auch im Gelände. Mit der richtigen Vorbereitung steigt der Fahrspaß und gleichzeitig reduziert sich das Unfallrisiko. INTERVIEW CHRISTA HOFER FOTOS LUIS DILITZ
1 Fitness ist auf den Singletrails gefragt – auch bei Abfahrten, die anstrengend und fordernd sein können. 2 Voller Spaß mit der richtigen Technik und Ausrüstung. 3 Luis Dilitz ist Ortsstellenleiter der Bergrettung Nauders und Radenthusiast.
Mehr als zwei Dutzend Singletrails und über 50 Kilometer Trailspaß: Nauders am Reschenpass ist ein wahres Bikeparadies. Luis Dilitz, Ortsstellenleiter der Bergrettung Nauders und Radenthusiast, stellt im Interview die Vielfalt der Bikeregion vor und gibt Tipps für sicheren Radspaß. 1
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Was zeichnet das Bikeparadies rund um Nauders aus? Luis Dilitz: Fast alle unserer Singletrails sind naturbelassen. Sie wurden händisch angelegt und sind frühere Wanderwege, die entsprechend adaptiert wurden. Mit der Errichtung der Singletrails wurden gleichzeitig Wanderer und Biker räumlich getrennt, damit es nicht zu Konflikten kommen kann. Was uns ebenfalls auszeichnet: Viele Trails sind grenzüberschreitend. Man kann also das Dreiländereck Österreich, Südtirol, Schweiz erkunden. Und: Die Singletrails sind mit der Gondel erreichbar. Wie ist die Idee zu den Trails entstanden? Luis Dilitz: Bei uns waren immer schon Biker unterwegs. Meistens Alpenüberquerer, die aber nicht im Ort geblieben sind. Wir wollten die Leute bei uns in der Region halten – was mit dem Konzept auch funktioniert. Welchen Schwierigkeitsgrad weisen die Singletrails auf? Luis Dilitz: Bei uns gibt es Trails für Anfänger, aber auch für Profis. Begonnen hat es dabei mit den schwierigeren, die leichteren sind mit der Zeit dazugekommen. Heuer zum Beispiel der Kids-Bikepark. In diesem können schon Kinder ab drei bis vier Jahren ihre ersten Bikeerfahrungen machen.
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TIPPS
Die Region ist sehr beliebt und wird von vielen Bikern besucht. Hat sich das auf die Einsatzstatistik der Bergrettungsortsstelle Nauders ausgewirkt? Luis Dilitz: Ja, natürlich. Wenn sehr viele auf ihren Rädern unterwegs sind, kommt es naturgemäß auch zu mehr Unfällen. Inzwischen haben wir während der Sommersaison 25 bis 30 Einsätze. Zwei Drittel davon wegen Bikerunfällen.
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Luis Dilitz Ortsstellenleiter der Bergrettung Nauders und Radenthusiast
Welche Verletzungen müsst ihr im Gelände versorgen? Luis Dilitz: Vor allem Handgelenksbrüche. Aber auch Schlüsselbein- und Sprunggelenksfrakturen, Ellbogen- und Schulterluxationen registrieren wir. Worin sehen Sie die Ursachen? Luis Dilitz: Auffallend ist, dass wir viele Alarmierungen am frühen Nachmittag, zwischen 13 und 13:30 Uhr, haben. Am Vormittag sind alle noch voll konzentriert. Die Konzentration lässt nach dem Mittagessen aber meist nach. Müdigkeit und Geschicklichkeitsfehler wirken sich dann leider oft negativ aus. Sind in der Region auch E-Biker unterwegs? Luis Dilitz: Ja, und zum Teil fahren diese auch über die Trails ab. Wobei die E-Bikes für diese eigentlich zu schwer sind und damit ein anderes Fahrverhalten aufweisen. Welche Tipps haben Sie für die Biker? Luis Dilitz: Training, Technik und Tourenplanung sind die Schlagworte, um die es gehen sollte. Wichtig ist auch ein gut gewartetes Fahrrad. Das ist bei den Profis nicht das Problem, aber bei Anfängern und Laien schon. Geschicklichkeit ist wichtig und Konzentration ebenso. Diese können durch entsprechendes Training verbessert werden. Und man sollte das eigene Können langsam steigern. Unsere Trails sind zum Beispiel farblich gekennzeichnet, ähnlich wie bei den Schwierigkeitsgraden von Skipisten. Sinnvoll ist es, mit einem leichten Trail anzufangen und sich dann zu steigern. Dann macht es auch mehr Spaß. Empfehlenswert sind unbedingt Fahrtechnikkurse – egal ob für Enduro- oder E-Mountainbikes. Dann ist man auf die Strecken vorbereitet, weiß, was auf einen zukommt. Die Singletrails sind zum Teil steinig und abschüssig. Damit muss man umgehen können. Und nicht zu vergessen: Es braucht die richtige Fitness. Abwärtsfahren ist sehr anstrengend und fordernd. Bereitet man sich aber entsprechend vor und trainiert, steht dem Fahrspaß nichts mehr im Weg und man reduziert gleichzeitig das Unfallrisiko. TIPPS
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MIT EINER PRISE NERVENKITZEL
Die Bilder sind spektakulär: durch Wasserfälle abseilen, tief hinunter ins Wasser springen, über Rinnen ins kühle Nass rutschen. Canyoning hat sich als Trendsport längst etabliert, lockt besonders an heißen Sommertagen viele in die Kühle einer Schlucht. Damit der Spaß und vor allem die Sicherheit nicht zu kurz kommen, sollten einige Faktoren berücksichtigt werden.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen? Wer Canyoning machen möchte, muss sportlich sein, schwimmen können und darf kein Problem mit Höhen haben. Wer ohne Guide unterwegs ist, braucht unbedingt das seil-, kletter- und wassertechnische Wissen dazu.
TEXT CHRISTA HOFER FOTOS ALEX RIML
Ab welchem Alter kann man Canyoningtouren machen? Auch Kinder können Touren machen, aber nur in Schluchten, die dafür geeignet sind und bei denen auch immer der Wasserstand passen muss. Und: Die Eltern müssen mit. Auch weil sie am besten abschätzen können, was ihr Kind kann.
Klettern, springen, schwimmen: Canyoning ist beliebt bei allen, die es auch mal abenteuerlicher mögen. Damit das nasse Klettervergnügen auch sicher ist, gibt es Tipps und Informationen von Alex Riml, Canyoningreferent und Ausbilder bei der Bergrettung Tirol.
auf keinen Fall aber Baumwollsachen, da diese, wenn sie nass werden, den Körper auskühlen lassen. Die Auswahl der Tour Anfänger lassen es am besten langsam angehen: also mit Canyoningtouren, die niedrige Abseiler aufweisen und bei denen der Wasserstand passt. Wer noch nie in einem Canyon war, kann ja nicht abschätzen, was auf ihn zukommt. Langsames Herantasten ist also gefragt. Professionelle Guides achten auch darauf.
Die erste Canyoningtour Aus Sicherheitsgründen immer einen autorisierten Guide in Anspruch nehmen. Die Qualifikation des Guides auch gerne hinterfragen.
Canyoning als Teamevent Canyoning ist ein Teamsport, macht gemeinsam Spaß. Aber: Die Tour muss von ihren Anforderungen für alle geeignet sein. Ist das nicht der Fall, steigt der Druck auf den Einzelnen, der Spaßfaktor schwindet, während das Unfallrisiko steigt.
Welche Ausrüstung braucht man fürs Canyoning? Bei geführten Touren Badebekleidung und ein Handtuch. Der Rest – wie etwa Neoprenanzüge – wird vom Veranstalter gestellt. Wer will, kann Isolationsbekleidung darunter anziehen,
Wo kann man Canyoning lernen? Bei jedem autorisierten Guide bzw. bei Bergführer*innen mit Zusatzqualifikation Canyoning, in Kursen oder auf Touren, die stufenweise aufeinander aufbauen.
TIWAG Klimaschutz durch Wasserkraft
Wer Canyoning machen möchte, muss sportlich sein, schwimmen können und darf kein Problem mit Höhen haben. Alex Riml, Canyoningreferent und Ausbilder bei der Bergrettung Tirol
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG 18
CANYONING
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Service-Hotline 0800 818 819 I www.tiwag.at CANYONING
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1 Atemberaubender Tiefblick. 2 Seil-, kletter- und wassertechnisches Wissen sind beim Canyoning ein Muss. 3 Wer Canyoning betreiben will, darf keine Probleme mit Höhen haben.
Wie komplex ist die Canyoningtechnik? Sie ist fordernd. Wer klettert und die Seiltechnik beherrscht, tut sich sicher leichter. Was Canyoning aber so komplex macht, ist das Element Wasser. Es richtig einschätzen und Risiken abwägen zu können, ist nur mit Erfahrung möglich. Was sind die häufigsten Fehler? Der häufigste ist sicher, den Wasserstand falsch zu interpretieren. Von dem hängt aber zum Beispiel die eingesetzte Seiltechnik ab. Das Element Wasser Wasser hat eine unglaubliche Kraft, damit muss man umgehen können, darf es nicht unterschätzen. Durch die Nässe ist das Gelände rutschig. Viele haben gerade damit Probleme. Und: Das Wasser kühlt den Körper enorm schnell aus. Kommt es zu einem Unfall, ist das ein wesentlicher Risikofaktor. Canyoning-Hotspots in Tirol Da gibt es viele, und zwar für Profis und Familien. Die bekannteste Strecke ist vermutlich die Auerklamm im Ötztal. Beliebt sind aber auch die Stuibenfälle am Plansee oder die Taxaklamm bei Kössen.
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Wenn doch was passiert Die Rettungskette in Gang setzen. Den Verletzten aus der Gefahrenzone bergen, wenn möglich immer aus dem Wasser bringen. Erste Hilfe leisten und vor allem – immer – für Wärmeerhalt sorgen. Wasser kühlt den Körper ab und Kälte kann selbst eine kleine Verletzung lebensbedrohlich werden lassen. Wie können Rettungskräfte unterstützt werden? Durch genaue Angaben zum Unfallort. Die Standplätze in vielen Canyons in Tirol sind mit Nummern versehen. Anhand dieser Nummer wissen die Retter*innen, wo der Unfall ist und welches Equipment gebraucht wird, um die Bergung rasch und sicher abwickeln zu können. Wichtig: Vor allem beim Bergeeinsatz mit Helikoptern alle vor Ort schützen und lose Teile sichern. Durch den starken Abwind der Rotorblätter (Downwash) können Dinge herumfliegen, die zusätzlich jemanden verletzen oder die Helikoptertriebwerke beschädigen können.
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CANYONING
EINSATZ
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Lawinentraining mit „Romed“
Suchen, sondieren, ausgraben, reanimieren: Lawinenübungen stellen, was die realistische Umsetzung betrifft, eine Herausforderung dar. „Wir haben dafür immer improvisiert, haben zum Beispiel mit unserer Reanimationspuppe gearbeitet“, schildert Markus Isser, Ausbildungsleiter Medizin der Bergrettung Tirol. „Allerdings war das nicht praktikabel, da die Puppe sehr schwer ist. Also musste immer im Umfeld von Hütten trainiert werden“, ergänzt Isser. Gemeinsam mit der Firma TYROMONT wurde daher nach einer Lösung gesucht und in der Folge die Übungspuppe „Romed“ entwickelt. „,Romed‘ deshalb, weil er auch der Schutzpatron der Pilger und Wanderer ist“, schmunzelt Isser.
In achtmonatiger Entwicklungszeit entstand ein leichtes und funktionales Trainingspad, bestehend aus CPR-Torso und Body.
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Trainingspad besteht außerdem aus Cordura, einem Material, das fest genug ist, um es mit den Sonden nicht zu durchstehen, und auch bei Nässe und Kälte nicht so schnell gefriert. „Romed“ ist trotz der gebotenen Einsatzmöglichkeiten mit knapp zwei Kilo ein Leichtgewicht und kann ohne Probleme mit ins Gelände genommen werden.
Zerrung?
Übungen werden realistischer Insgesamt dauerte die Entwicklung acht Monate, was auch der Corona-Pandemie geschuldet war, die spezielle Maßnahmen für die Tests im Gelände erforderte, die in Obergurgl stattfanden. Die Voraussetzungen, die „Romed“ erfüllen muss, waren vielfältig: Der Dummy sollte leicht sein, einfach zu transportieren und verschiedenste Übungsszenarien ermöglichen – das Sondieren, die Suche mit dem Verschüttetensuchgerät bzw. mit Hilfe des RECCO-Systems, das Ausgraben des Lawinenopfers, inklusive Erkennen der Lage und Freilegen des Kopfs, sowie die Wiederbelebung.
TEXT CHRISTA HOFER FOTOS TYROMONT
1 Der integrierte CPR-Torso erlaubt unmittelbares Reanimationstraining nach dem Ausgraben. 2 Mit Hilfe von „Romed“ kann die gesamte Einsatzsituation in einem Durchgang geübt werden. 3 „Romed“ ist mit knapp zwei Kilo ein Leichtgewicht und kann am Rucksack fixiert werden.
Zweiteiliges System Nach den Tests mit verschiedensten Materialen stand schließlich fest, wie das Trainingspad am besten konzipiert sein muss. „Romed“ besteht nun aus einem CPR-Torso und einem Body-Trainingspad. Beides ist in einer stichfesten Tasche verstaut. Der Torso kann wie ein Rucksack dem BodyTrainingspad umgeschnallt werden, Letzteres auch allein vergraben werden. Für möglichst praxisnahes Lernen können am Trainingspad Skistöcke und auch Skischuhe befestigt werden. Im Beinbereich ist zusätzlich eine 20 mal 10 Zentimeter große Aluminiumplatte integriert, um das Material von Skischuhen simulieren zu können. All das soll helfen, um die Ausgrabesituation so realistisch wie möglich zu gestalten. Das
Verstauchung?
Prellung?
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TECHNIK
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. Marken sind Eigentum der GSK Unternehmensgruppe oder an diese lizenziert. Wirkstoff Diclofenac. Stand:23 04 2021. TECHNIK GSK-Gebro Consumer Healthcare GmbH, 6391 Fieberbrunn, Österreich.
BG-JV.VOL 210512
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Das „Osterwunder von Gries“ Ein 65-Jähriger überlebte im Sulztal in Tirol mehrere Stunden unter einer Lawine. TEXT MANFRED PRANTL FOTOS BERGRETTUNG GRIES IM SULZTAL, BERGRETTUNG LÄNGENFELD, MARTIN GURDET
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„ Offenbar hat sich der Mann beim Lawinenabgang zum Hang hinkauern können. Dadurch bildeten sich ein relativ großer Hohlraum und somit eine Atemhöhle.
„
Günter Schöpf Einsatzleiter
1 Bei der Vermisstensuche kam auch das RECCOSAR-System zum Einsatz (Symbolfoto). 2 Blick auf den Lawinenkegel. 3 Hundeführer Philipp Falkner von der Ortsstelle Längenfeld mit seinem Hund „Barik“.
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EINSATZ
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Im Sulztal, einem Seitental des Ötztals, wurde am Karfreitag 2021 ein Verschütteter nach rund fünf Stunden lebend aus einer Lawine gerettet. Bereits zu Mittag waren die Bergretter*innen alarmiert worden, wegen weiterer Lawinen musste der Einsatz aber zwischenzeitlich unterbrochen werden. Die Lawine war gegen 12:10 Uhr auf den präparierten Weg von Gries in Richtung der Sulztalalm abgegangen und hatte dort den Aufstieg Richtung Amberger Hütte verschüttet. Nach der Meldung des Lawinenabgangs durch den Ortsstellenleiter der Ortsstelle Längenfeld, der sich zufällig vor Ort befand, an die Leitstelle Tirol wurde ein Notarzthubschrauber zur Abklärung der Situation vor Ort disponiert. Parallel dazu erging die Ausrückorder für die Bergrettung Gries im Sulztal, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass Menschen durch den Lawinenabgang verschüttet worden waren. Aufgrund der Ausmaße der Lawine und der unklaren Situation wurden zur Unterstützung zusätzlich die Ortsstelle Längenfeld, die Lawinenhundestaffel der Bergrettung Tirol und ein weiterer Notarzthubschrauber nachalarmiert. Ebenfalls dem Einsatz zugeordnet war der Polizeihubschrauber „Libelle Tirol“. Lawinengefahr auch nach Abgang hoch 40 Bergretterinnen und Bergretter suchten den Lawinenkegel zunächst mit Verschüttetensuchgeräten und Sonden ab. Weiters kamen drei Lawinenhunde mit ihren Hundeführern zum Einsatz. Nach Befragungen durch die EINSATZ
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6 4 Die Lawine war mittags auf den präparierten Weg von Gries in Richtung der Sulztalalm abgegangen. 5 40 Bergretterinnen und Bergretter suchten den Lawinenkegel ab. 6 Der Verschüttete wurde in etwa einem Meter Tiefe gefunden.
Einsatzkräfte bestätigte sich der Verdacht, dass eine Person nach wie vor abgängig war. Durch den Polizeihubschrauber wurde aus der Luft die Gefahr möglicher Nachlawinen laufend beurteilt. Aufgrund der sehr hohen Gefährdung der Einsatzkräfte musste in weiterer Folge die Suche für mehrere Stunden unterbrochen werden.
gang zum Hang hinkauern können. Dadurch bildeten sich ein relativ großer Hohlraum und somit eine Atemhöhle. Der Boden war in dem Bereich moosbedeckt. All das hat es offenbar ermöglicht, dass der Verschüttete ausreichend Luft bekommen hat, so Einsatzleiter Günter Schöpf als Erklärung, wie der 65-jährige Mann stundenlang unter der Lawine überleben konnte.
Suche mit dem RECCO-SAR-System Die Zeit, in der sich keine Rettungskräfte direkt auf der Lawine befanden, wurde zur Suche mit dem neu verfügbaren RECCO-SAR-Detektor in Verbindung mit dem Polizeihubschrauber genutzt. Beim RECCO-SAR-Detektor handelt es sich um ein gemeinsames Projekt von Bergrettung, Alpin- und Flugpolizei, das 2019 ins Leben gerufen wurde. Es handelt sich dabei um einen Außenlastdetektor, der an einem Hubschrauber angebracht wird und von einem Operator von diesem aus bedient wird. Dieses System kommt bei Lawinenunfällen zum Einsatz, wenn verschüttete Personen über kein VS-Gerät verfügen oder kein Signal eines VS-Gerätes empfangen werden kann. Ebenfalls wird es eingesetzt, wenn die terrestrische Suche aufgrund zu hoher Gefährdung der Einsatzkräfte nicht möglich ist. RECCO-SAR stellt weiters ein probates Mittel für die Suche nach vermissten Personen dar. Der Detektor kann fallweise auch elektronische Geräte orten, unabhängig von Betriebsund/oder Batteriezustand. Beim Einsatz dieses Systems sollen sich, um Fehlanzeigen zu verhindern, möglichst keine Rettungskräfte im Suchgebiet befinden. In diesem speziellen Fall konnte keine Reflexion detektiert werden, wobei hier sehr wahrscheinlich die Lage des Verschütteten und der nasse Frühjahrsschnee eine ausschlaggebende Rolle spielten. Durch diese Faktoren kann sich der Suchradius des Detektors entsprechend verringern.
Einsatzerfahrung unersetzlich Wichtig ist es, jeden Einsatz nach dem Prinzip „Lessons Learned – Lessons Identified“ zu evaluieren. Dieser Einsatz war speziell vom Zusammenwirken verschiedenster Ressourcen geprägt. Dem Einsatzleiter muss bekannt sein, über welche Mittel er verfügen kann und welche er wann, wo und zu welchem Zeitpunkt zum Einsatz bringt. Weiters hat es sich gezeigt, dass, nach eingehender Beurteilung und Abstimmung, auch oft schwierige Entscheidungen zum Eigenschutz der Rettungskräfte absolut notwendig sind. Die wichtigste Erfahrung ist aber sicher jene, dass es absolut Sinn macht, Einsätze so lange fortzusetzen, solange es noch einen Funken einer Überlebenschance für den Verunfallten, Verschütteten oder Vermissten gibt. Wunder geschehen – aber nur, wenn man auch daran glaubt und alles Erforderliche dafür einsetzt.
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Lawinenhund findet Verschütteten Um ca. 16:30 Uhr wurde die Suche wieder aufgenommen. Der Lawinenhund „Barik“ des Hundeführers Philipp Falkner konnte kurze Zeit später den Vermissten in etwa einem Meter Tiefe lokalisieren. Die Rettungskräfte waren sofort zur Stelle und befreiten den Verschütteten lebend und bei Bewusstsein aus den Schneemassen. Der 65-Jährige wurde nach der Stabilisierung durch die anwesende Notärztin und das Team des Notarzthubschraubers in die Innsbrucker Klinik geflogen. Offenbar hat sich der Mann beim Lawinenab-
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Tierische
Einsätze
1 Bergung eines Hundes bei der Wellerbrücke. 2 Pferd und zwei Bergrettungsmitglieder am Jochkreuz (2.045 m), bevor es endgültig wieder in Richtung Tal ging. 3 Ein Canyoningretter der Bergrettung Oetz hilft dem Schaf aus seiner misslichen Lage.
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Bergretterinnen und Bergretter kümmern sich nicht nur um verletzte Personen. Immer wieder rücken sie aus, um Vierbeiner aus misslichen Lagen zu befreien. TEXT CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG OETZ, FLORIAN RETTENBACHER
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Auch wenn die Bergrettungskräfte gerne Hilfe leisten, könnten mit entsprechendem Handeln viele dieser tierischen Einsätze vermieden werden. „Wir können Hundebesitzer*innen nur raten, ihre Vierbeiner anzuleinen. Besonders im steilen oder unbekannten Gelände. Damit können Abstürze vermieden werden. Das erspart den Tieren und ihren Besitzerinnen und Besitzern jede Menge Stress“, rät Florian Falkner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Oetz. Tierbergungen werden übrigens wie auch andere Bergrettungseinsätze verrechnet. Das kann, wenn man als Besitzer*in nicht privat für eine entsprechende Versicherung gesorgt hat, ziemlich teuer werden. Besonders, wenn der Hubschrauber zum Einsatz kommt.
AUS DEN ORTSSTELLEN
Hund, Schaf und Pferd – Bergrettungskräfte sind immer wieder mit tierischen „Kunden“ konfrontiert. Nicht immer geht es dabei um Bergeaktionen, wenn sich ein Tier verstiegen hat. Mitunter sind die Vierbeiner auch schwer verletzt und müssen in der Folge tiermedizinisch versorgt werden – und manchmal rücken die Bergrettungskräfte auch zu ungewöhnlichen Einsätzen aus. Mit dem Pferd übers Joch Fast schon exotisch lief ein Einsatz für die Ortsstelle Vorderes Stubai im August 2021 ab: Geborgen werden musste nämlich ein Pferd. Dieses war im weglosen Gelände nicht mehr weitergekommen. Nachdem die Bergrettungskräfte Reiterin und Pferd unterhalb des Jochkreuzes geortet hatten, konnte die Reiterin zu einer nahe gelegenen Alm
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begleitet werden. „Das Pferd wurde von zwei Bergrettern, die ihren Präsenzdienst in der Tragtierstaffel geleistet hatten und sich entsprechend mit Pferden auskannten, zuerst Richtung Jochkreuz auf 2.045 m hinauf und dann hinunter ins Tal gebracht“, erzählt Ortsstellenleiter Hansjörg Glatzl. Insgesamt dauerte der Einsatz vier bis fünf Stunden. Für alle Fälle wäre sogar ein Hubschrauber bereitgestanden, um das Pferd zu bergen. „Es hat aber alles auch so gut funktioniert“, berichtet Glatzl. Schafbergung durch Canyoningführer Im Ötztal hatte die sommerliche Hitze offensichtlich einem Schaf zu schaffen gemacht. „Es wollte sich im Bereich Ochsengarten im Wasser abkühlen, kam dann aber nicht mehr über das steile Gelände hinauf“, erklärt Florian Falkner,
Ortsstellenleiter der Bergrettung Oetz. „Den Vorfall hatten zwei Canyoningguides gemeldet. Zwei Canyoningführer unserer Ortsstelle haben sich also auf den Weg gemacht, das Tier geborgen und zu seiner Herde gebracht“, schildert Falkner den Vorfall. Hundebergung aus der Auerklamm Auch mit Hundebergungen sind die Bergretter*innen immer wieder konfrontiert. „Einmal ist ein Hund bei der Wellerbrücke an der Ötztaler Ache einem Ball nachgesprungen. Und aus der Auerklamm mussten wir auch schon mal einen Hund bergen“, erzählt Falkner. Da es in der Ortsstelle drei Hundeführer gibt, sind die Bergungen kein Problem. „Dafür sorgen auch die Leckerlis, die dann großzügig an den Vierbeiner verteilt werden“, schmunzelt Falkner.
AUS DEN ORTSSTELLEN
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Sicher Wandern
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Worauf sollte ich stets beim Wandern achten? Egal wie lange eine Wanderung dauert: Sie muss stets gut geplant sein. Die Planung beginnt vom Ausgangspunkt bis zum möglichen Ziel der Wanderung und beinhaltet auch den Rückweg. Unbedingt den aktuellen Wetterbericht einholen! Die Wanderung muss dem körperlichen Leistungsvermögen angepasst sein. Wichtig ist auch die richtige Ausrüstung, die vom optimalen Schuhwerk mit gutem, rutschsicherem Profil, von multifunktioneller Kleidung über Regenund Kälteschutz bis hin zur trockenen Kleidung zum Wechseln reicht. Auf Trinkpausen achten und vor allem ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, ist ein weiterer wichtiger Tipp, der mit dem ersten Kurzfilm thematisiert werden soll.
Alpin
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140 Bergrettung und Tourismusverband Osttirol drehen vier Kurzfilme, die helfen sollen, auf die Risiken im freien Gelände aufmerksam zu machen. TEXT PETER LADSTÄTTER FOTOS ISTOCK.COM Rettungs
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Notfall-App
Ein besonderes Präventionsprojekt plant die Bergrettung mit dem Tourismusverband (TVB) Osttirol: Gearbeitet wird an vier Kurzfilmen, die im Herbst 2021 gedreht wurden und ab dem Frühjahr – rechtzeitig vor Beginn der Wandersaison – in sozialen Medien und über die Homepage des TVB zu sehen sein sollen. Die jeweils etwa zwei Minuten langen Filme widmen sich dem „Sicheren Wandern“. Inhaltlich geht es um die Themen „Worauf sollte ich stets beim Wandern achten?“, „Wandern mit Kindern“, „Wie packe ich richtig meinen Rucksack?“ und „Sicherheitsempfehlungen der Bergrettung Tirol“. Hier ein kurzer Einblick, welche Tipps vermittelt werden sollen.
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im Android Play Store oder im App Store iOS erhältlich). Wird der Notfall-Button der App betätigt, werden die aktuellen GPS-Koordinaten, der Akkustand des Handys und die Kontaktdaten an das Einsatzleitsystem der Leitstelle übermittelt. Außerdem wird eine Telefonverbindung zum/zur Notrufmeldenden aufgebaut. Und noch ein Tipp: Auch wenn die Bergrettungskräfte ehrenamtlich arbeiten, die Einsätze werden dennoch verrechnet. Um professionell agieren zu können, benötigt die Bergrettung die entsprechende Infrastruktur für Ausbildung und Übungen, Einsatzfahrzeuge und Geräte. All das kostet Geld. Als Förderer bzw. Förderin der Bergrettung Tirol hilft man nicht nur der Bergrettung, der Fördererbeitrag enthält auch eine Bergungskostenversicherung (siehe Seite 12). Damit einer sorgenfreien Wanderung nichts mehr im Wege steht. Nähere Infos unter www.bergrettung.tirol.
Wandern mit Kindern Bei der Auswahl der Wanderung die Wünsche der Kinder mitberücksichtigen. Die Wanderung selbst muss dem Alter und der Leistungsfähigkeit der Kinder angepasst sein. Beim Zeitmanagement die doppelte Zeit wie sonst für einen Erwachsenen einplanen. Der Grund: Kinder brauchen mehr Pausen und sollten genügend Zeit haben, die Natur spielerisch zu entdecken, schließlich soll die Wanderung Spaß machen. Kinder reagieren empfindlicher auf Hitze und Kälte, auch das sollte berücksichtigt werden – nicht zuletzt bei der Ausrüstung. Wie packe ich richtig meinen Rucksack? Bevor der Rucksack gepackt wird, muss er an den Träger angepasst werden. Im Rucksack kommen dann die leichten Sachen (wie etwa Wechselwäsche) nach unten. Darauf werden mittelschwere Kleidungsstücke gepackt, im Schulterbereich dann schwerere Sachen wie Trinkflaschen und die Jause. Erste-Hilfe-Packung, Stirnlampe und eventuell eine Wanderkarte kommen in die Deckeltasche, damit sie griffbereit sind. Bei weiteren Wanderungen auch einen Biwaksack mitnehmen. Sicherheitsempfehlungen der Bergrettung Tirol Mobiltelefon und Erste-Hilfe-Packung gehören in jeden Rucksack. Kommt es zu einem Notfall, den Notruf sofort absetzen, die Fragen des Disponenten/der Disponentin der Leitstelle beantworten und ruhig bleiben. Erste Hilfe leisten. Der alpine Notruf ist in Österreich die 140 (in Vorarlberg die 144). In Tirol, Südtirol und Bayern funktioniert die von Bergrettung Tirol und Leitstelle Tirol entwickelte Notfall-App SOS-EU-Alp (kostenlos wellwasser® perlend
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PRÄVENTION
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1 Das Projektteam „Eisturm“ zu Saisonende im Jamtal. 2 Das Projektteam „Mercedes Vito“ vor dem adaptierten Einsatzfahrzeug.
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mit zwei Schulen Zwei besondere Projekte kamen im Mai 2021 zum Abschluss. Im Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol im Jamtal wurde ein neuer Eisturm aufgestellt und für das Standardfahrzeug der Bergrettung Tirol, den Mercedes Vito, wurde ein neues Konzept für den Innenausbau ausgearbeitet und umgesetzt. TEXT NILS HACKL FOTOS BERGRETTUNG TIROL
Das Besondere an diesen beiden Projekten war, dass sie im Rahmen von Diplomarbeiten an HTL-Schulen in Innsbruck und Fulpmes durchgeführt wurden. Nach dem ersten Kontakt konnten an der HTL Anichstraße und an der HTL Fulpmes schnell zwei motivierte Projektteams aufgestellt werden. In Innsbruck bildete sich ein Viererteam, bestehend aus einer Schülerin und drei Schülern. Im Stubaital formte sich ein Zweierteam mit einem weiblichen und einem männlichen Mitglied. Neben den Schülerinnen und Schülern ergänzten zwei kompetente Partnerfirmen die Teams. Das Mercedes-Vito-Projekt wurde von der Firma Franz Achleitner Fahrzeugbau und Reifenzentrum GmbH in Radfeld unterstützt, das Eisturmprojekt von der Firma Stahlbau Konrad in Imsterberg. Lehrer, Mitarbeiter des Landes Tirol sowie Funktionäre und Angestellte der Bergrettung Tirol komplementierten die Teams. 32
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Exaktes Anforderungsprofil Der Start beider Projekte verlief ähnlich. Bis die Anforderungen vonseiten der Bergrettung Tirol so klar waren, dass die Teams mit der Arbeit beginnen konnten, brauchte es einige Besprechungen. Bei weiteren gemeinsamen Terminen konnten die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenz im Konstruieren, Visualisieren und Präsentieren ihrer Ideen beweisen. Nun konnte mit der Umsetzung der Ideen begonnen werden – und die Zusammenarbeit funktionierte perfekt. Im Sommer 2020 hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in den Unternehmen an ihren Projekten zu arbeiten und so Arbeitserfahrung zu sammeln und Kontakte zu den einzelnen Firmen zu knüpfen. Zeitgleich starteten im Sommer 2020 umfangreiche Umbauarbeiten im Ausbildungszentrum Jamtal. Dieses liegt auf 2.000 Metern Höhe und so musste die Baustelle bis zum ersten Schnee fertiggestellt sein. Unter Zeitdruck schaffte es das Projektteam Eisturm, alle Konstruktionen und Teile bis zum Herbst fertigzustellen, und so konnte der Eisturm am 18. November 2020 aufgestellt werden. Kurz darauf, als die Temperaturen unter 0 Grad Celsius sanken, konnte mit der Bewässerung gestartet werden und die Vereisung des Turmes begann. Beim ersten Grundkurs Winter im Februar 2021 absolvierten dort bereits die ersten Bergrettungsanwärterinnen und -anwärter Teile der Eisausbildung. Sicherheitsbedenken wie bei dem alten Eisturm sind nun unbegründet, da der gesamte Turm von einem Statiker abgenommen wurde und für alle denkbaren Szenarien ausreichend Festigkeit besitzt. Bis auf eine kleine Optimierung bei der Wasserverteilung sind keine weiteren Maßnahmen beim Eisturm erforderlich und so können alle Beteiligten stolz sein, dieses Projekt so schnell und gut durchgeführt zu haben. Kfz im Praxistest Auch bei dem Mercedes-Vito-Team wurde über den Sommer 2020 fleißig konstruiert und so startete auch hier im Herbst die Umsetzung. Zwei Ortsstellen der Bergrettung Tirol woll-
ten das für 2021 bestellte Fahrzeug bereits mit dem neuen Konzept ausgestattet haben. Nachdem bei einem Prototyp noch einige Verbesserungen vorgenommen worden waren, konnten im April 2021 die ersten beiden Autos ausgeliefert werden und stellen nun ihre Praxistauglichkeit unter Beweis. Zentraler Unterschied des neuen Konzeptes zum alten ist, dass bei dem neuen Konzept alle Bergrettungsmitglieder in Fahrtrichtung sitzen können und nicht wie früher vier Personen quer zur Fahrtrichtung auf einer Bank sitzen. Zusätzlich können ohne Liegendtransport neun Personen transportiert werden statt bisher sieben. In Zukunft können Ortsstellen bei der Anschaffung eines neuen Fahrzeuges auswählen, welches Konzept geeigneter für ihr Anforderungsprofil ist. Win-win-Situation für alle Abschließend kann man sagen, dass beide Projekte für alle Beteiligten ein voller Erfolg sind. Die Vorteile einer solchen Kooperation sind sehr vielfältig. Die Schülerinnen und Schüler können ein praxisbezogenes Projekt durchführen, welches am Ende auch umgesetzt wird. Die Firmen bekommen die Möglichkeit, künftige Absolventinnen und Absolventen kennenzulernen und bei Bedarf diese auch nach dem Abschluss anzustellen. Die Bergrettung Tirol wiederum profitiert von der schnellen und einfachen Umsetzung so manch kreativer Idee, die durch die Schülerinnen und Schüler eingebracht wurde. Zum Schluss möchte sich die Bergrettung Tirol bei allen beteiligten Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Firmen, Partnern, Mitarbeitern und Funktionären bedanken, die an den Projekten beteiligt waren. Durch die Erfahrung aus diesen Projekten wird sicher auch in Zukunft die Möglichkeit genutzt, gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern von Höheren Technischen Lehranstalten solche Projekte umzusetzen. Natürlich besteht auch zusätzlich die Hoffnung, den einen oder anderen Schüler bzw. die eine oder andere Schülerin für die Mitgliedschaft in der Bergrettung Tirol zu begeistern. KOOPERATION
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Vinzenz Tipp
Graukas-Brot-Ravioli mit Balsamico-Tomaten Z U TAT E N FÜLLE 100 g Alm-Bergkäse (würzig) 180 g Graukäse (mager) 50 g Frischkäse 30 g Petersilie etwas Thymian, Salz, Pfeffer und Knoblauch BALSAMICO-TOMATEN 2 EL Kristallzucker 200 g Balsamico-Essig 400 g Cherrytomaten 50 ml Olivenöl Salz, Pfeffer 2 kleine Salatherzen (Romanasalat) Salat in kleine Stücke zupfen und gut mit kaltem Wasser abwaschen. RAVIOLI 500 g Tramezzinibrot Eiweiß von einem Ei Nudelholz oder eine glatte Flasche, falls kein Nudelholz vorhanden ist.
Vinzenz Klimmer, der in Sterne- und Haubenrestaurants in ganz Europa gearbeitet hat, ist seit 2017 Koch im Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol im Jamtal. Dort bekocht er die Bergretterinnen und Bergretter während ihrer Kurse. Eines der Gerichte, das im Jamtal auf den Teller kommt, sind Graukas-Brot-Ravioli mit Balsamico-Tomaten (Rezept für vier Personen).
ZUBEREITUNG Zwei Tramezzinibrote leicht ausrollen und eine Hälfte mit der Füllung (etwa einen Esslöffel voll) mit leichtem Abstand rund belegen. Dann die Ränder mit Eiweiß bestreichen und die zweite Brothälfte darüberlegen und zusammendrücken. Mit einem Ravioliausstecher (wenn nicht vorhanden, sind auch andere runde Ausstecher möglich) ausstechen. In 160 Grad heißem Butterschmalz goldbraun herausbacken. Kristallzucker in der Pfanne karamellisieren, mit Balsamico-Essig ablöschen und auf die Hälfte einreduzieren. Halbierte Cherrytomaten zum Balsamico dazugeben und zwei Minuten durchköcheln lassen und danach sofort vom Herd nehmen. In eine Schüssel umleeren und auf die Seite stellen. Frische Petersilie, die Salatherzen und die Tomaten miteinander vermengen. Die Graukas-Brot-Ravioli drauflegen.
wünscht Gutes GelinugerenKoch Vinzenz! e
EINE KOOPERATION DER BERGRETTUNG TIROL MIT ORTOVOX FÜR HÖCHSTMÖGLICHEN SCHUTZ
FOTOS VINZENZ KLIMMER
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