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TIPPS Sicherheitsempfehlungen der Bergrettung Tirol

Ein Trend mit Risikopotenzial

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Gemütliches Wandern durch eine wunderschön verschneite Landschaft. Kinderleicht und ein sanfter Fitmacher. Ein stressfreies Erlebnis, Stille und Entspannung. Klingt idyllisch. Ist es auch. Aber …

TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS JÖRG BREJCHA, ISTOCK/WOJCIECH_GAJDA „Vor 20 Jahren habe ich mir gedacht: Schneeschuhwandern? Wer macht denn so was? Das fange ich nie an, weil ich begeisterter Skitourengeher bin“, erinnert sich Jörg Brejcha. Wenig später hat sich der Bergretter der Ortsstelle Reutte doch Schneeschuhe gekauft und diese Art des Wanderns lieben gelernt. „Es ist ein gemütliches, lässiges Dahinwandern, eine feine Sportart, genau richtig zum Entspannen an der frischen Luft, ohne Action und Zeitdruck“, schwärmt der 56-Jährige. Voraussetzung für ihn ist aber, dass das Schneeschuhwandern in einem entsprechenden Gelände ausgeübt wird: „Beschauliche Gebiete, wie zum Beispiel entlang der Lechauen, sind prädestiniert zum Schneeschuhwandern. Das sind Orte, an denen man kaum auf Menschen trifft. Oder auch Waldgebiete, die man mit Ski nicht erreicht. Dann ist es ein gewaltiges Naturerlebnis.“

Beliebt bei allen Altersgruppen Auch im Winter wollen Bergsteiger auf die Gipfel. Jörg Brejcha beobachtet, dass Schneeschuhe immer häufiger als Alternative zu Tourenski gesehen werden. „Jene, die nicht Ski fahren können oder denen eine Abfahrt mit Ski aufgrund ihres Alters zu gefährlich ist, greifen zu Schneeschuhen.“ Wenn diese aber zu einer Art „Krücke“ für ein Winterbergerlebnis werden, ist das seiner Meinung nach absurd: „Mit den Tourenski ist man effektiver und schneller am Berg unterwegs, sowohl bergwärts als auch bei der Abfahrt, und man gleitet, das spart Kraft. Mit Schneeschuhen hingegen muss man breitbeiniger gehen und sinkt tiefer in den Schnee ein“, führt der Berg- und Skiführer aus. Für ihn gehört der Schneeschuh nicht ins Hochgebirge.

Alpine Gefahren nicht unterschätzen Er ist überzeugt, dass diesen Trend auch die Wirtschaft sehr forciert. Beispielsweise durch Modelle mit extremen Steigkrallen, die fast wie Steigeisen einsetzbar sind. Damit zieht es immer mehr Schneeschuhwanderer ins Hochgebirge. „Dort müssen aber dieselben alpinen Gefahren bedacht werden wie bei Skitouren. Im Gebirge braucht es immer Umsicht, Weitblick und eine Standard-Notfallausrüstung“, rät der erfahrene Schneeschuhführer: „Wenn ich eine Tour in den Bergen plane,

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ALPIN

HELI-AMBULANCE TEAM

1 Gemütliches Wandern in verschneiter Natur. 2 Jörg Brejcha ist Mitglied im Ausbilderteam der Bergrettung Tirol.

INFO

Ein leistungsangepasstes Tourenziel wählen. Ideal sind Wanderungen im sanften Gelände unter einer Steigung von 20 Grad.

Tour genau planen: Informationen über Wetter, Lawinenlage und Gelände einholen, Zeit für die Tour abschätzen.

Alpine Notfallausrüstung: Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe-Paket, LVS-Gerät und Biwaksack dürfen im Rucksack nicht fehlen.

Alpine Gefahren im Auge behalten: Während der Tour die Wetterentwicklung beobachten und auf den eigenen Körper hören.

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bin ich wie jeder andere Wintersportler alpinen Gefahren ausgesetzt, insbesondere Lawinen. Diese können sowohl Skitourengeher als auch Schneeschuhwanderer auslösen. Ihre Gefahr wird leider oft unterschätzt.“ Deshalb ist auch hier das Um und Auf eine gute Tourenplanung: Das Einholen von Informationen über die aktuelle Lawinenlage und das Gelände gehört genauso dazu wie eine Zeitplanung. „Schneeschuhwanderer gehen meist in Gruppen mit geringen Abständen. Während Ski schon einen gewissen Abstand vorgeben, beobachte ich bei Schneeschuhwanderern ein ‚Rudelverhalten‘. Wenn mehrere Leute auf engstem Raum gehen, wirkt eine größere Belastung auf die Schneedecke. Wenn etwas passiert, trifft es dabei meist nicht den Ersten oder den Letzten, sondern die ganze Gruppe“, gibt Jörg Brejcha zu bedenken. Deshalb gilt es – egal, was man beim Bergsteigen an den Füßen hat –, die alpinen Vorsichtsmaßnahmen walten zu lassen. „Schaufel, Sonde, Lawinenpiepser, ein Erste-Hilfe-Paket und Biwaksack gehören auch bei einer Schneeschuhtour in den Rucksack“, betont der Bergretter und Bergführer.

Geringe Hanglage bevorzugen Als Ausbildungsleiter für Bergwanderführer ist es ihm besonders wichtig, dass Schneeschuhe im sanften Gelände bleiben, in dem Lawinen so gut wie ausgeschlossen sind. Eine Steigung unter 20 Grad sei ideal, weil man noch relativ gemütlich aufwärts, abwärts und schräg gehen kann. „Ich lasse die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in meinen Kursen immer verschiedene Steigungen ausprobieren. Sie merken schnell, welches Gelände noch angenehm ist. Das schafft Bewusstsein und zeigt, wann sie lawinentechnisch auf der sicheren Seite sind.“

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