Bergrettung Tirol: Magazin für Mitglieder - Nr. 45 - September 2017

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HEFT 45  SEPTEMBER 2017

M A G A Z I N F Ü R M I TG L I E D E R U N D PA RT N E R

Grundkurse: Bergrettungsnachwuchs trainierte im Jamtal Technik: Entwicklungsarbeiten am Zweibein Neu Prävention: Eröffnung der

P. b.b. 06Z037051M 6410 Telfs

Alpine Safety Area


Liebe Bergretterinnen und Bergretter,

Hermann Spiegl Landesleiter

Sommer, Sonne und mehr! Nicht nur die Hitze brachte die Bergretterinnen und Bergretter in diesem Sommer zum Stöhnen. Auch eine steigende Zahl an Einsätzen, leider mit mehr Totbergungen, ließ viele Ortsstellen an den Rand des Möglichen kommen. Zu diesen körperlich und seelisch fordernden Einsätzen kam noch eine Vielzahl von Einsätzen, die Bagatell­ unfälle betrafen. Alarmierungscodes wie Erschöpfung, Kollaps oder Perso­ nenrettung am Klettersteig bringen

Peter Veider Geschäftsführer

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viel an zusätzlicher Arbeit, die von den Bergrettungsmitgliedern so nebenbei bewältigt wird. Auch Handy und Co. tragen zu diesen neuen steigenden Einsatzzahlen bei. Zu verlockend die Möglichkeit, (fast) immer und überall rasch Hilfe rufen zu können. In der Hoffnung, dass sich diese Vollkasko-Mentalität, die bei vielen Bergwanderern leider vorherrscht, wieder normalisiert, wünschen wir allen Bergretterinnen und Bergrettern noch einen schönen Kletterherbst!

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3 EINSATZSTRATEGIE Neue Bergetechnik für die Laliderer Wände

9 SPEZIALEINSATZ Bergretter als Helfer beim Erzbergrodeo in der Steiermark

17 MEDIZIN Auftakt der Serie „Medizin am Berg“

6 FORSCHUNG Die Uni Ferrara testet Materialien für das Zweibein

12 TERMIN Alpinmesse, Alpinforum und Bergrettungsärztetagung

20 REISE Ein Hauch von Himalaya an Europas Ostgrenze

8 AUSBILDUNG Vier Winter- und vier Sommergrundkurse im Jamtal

14 ALPINE SAFETY AREA Sicher auf Bergwegen und in Klettersteigen unterwegs

Titelseite Angehende Bergretterinnen und Bergretter trainierten bei den Grundkursen im Jamtal. Foto Peter Veider

www.bergrettung.tirol

IMPRESSUM MAGAZIN DER BERGRETTUNG TIROL, SEPTEMBER 2017 Herausgeber und Medieninhaber Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140, E-Mail: landesleitung@bergrettung-tirol.com Produktion Mag. Christa Hofer Medienraum e.U., 6410 Telfs Redaktionelle Koordination Christa Hofer, Peter Veider Redaktion Verena Heiss, Christa Hofer, Rudolf Leeb, Daniela Pfennig, Daniel Ploner, Klaus ­Pietersteiner, Thomas Podlipny, Christina Vogt, Irene Walser Foto Titelseite Peter Veider Fotos Seite 2 Bergrettung Tirol, Markus Isser, Anton Thaler Lektorat Elke Meisinger-Schier Grafik frischgrafik.at Druck Athesia Druck GmbH, Exlgasse 20, 6020 Innsbruck Anschrift für alle Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140

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EDITORIAL/INHALT


Neue Bergetechnik für die Laliderer Leichtere Dyneemaseile sollen das schwere­ Stahlseil ersetzen. Außerdem wird das ­gesamte System redundant sein. INTERVIEW CHRISTA HOFER FOTOS MARKUS ISSER, KLAUS PIETERSTEINER, PETER VEIDER

AUSBILDUNG TECHNIK

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Bergungen aus den bis zu 900 ­Meter hohen Laliderer Wänden stellen eine Herausforderung an Mannschaft und Material dar.

Faszinierend und furchterregend zugleich präsentieren sich die Laliderer Wände im Zentrum des Karwendels. Seit Genera­ tionen locken die bis zu 900 Meter hohen Felswände Kletterer an, galten sie doch als der Maßstab für alpines Klettern. Die Elite des Kletterns hatte sich vor allem Mitte des vergangenen Jahrhunderts an ihnen gemessen. Danach war es in der Wand ruhiger geworden – doch so mancher Kletterer versucht sich inzwischen wieder in den anspruchsvollen Routen. Für die zuständige Bergrettungsortsstelle Scharnitz und die Landes­ leitung der Bergrettung Tirol der Grund, das gesamte Berge­ konzept für die Wände zu überarbeiten, wie Geschäftsführer Peter Veider und Ortsstellenleiter Thomas Lehner betonen. Warum wird ein neues Bergekonzept benötigt? Thomas Lehner: Wir wollen für eventuelle Einsätze gerüstet sein. Auch wenn die Laliderer nicht mehr so häufig durchklet­ tert werden – und dann meist von guten Kletterern –, es kann immer etwas passieren. Deshalb müssen wir vorbereitet sein. Das bedeutet, dass wir uns – gemeinsam mit der Landeslei­ tung – entschlossen haben, die Bergemittel anzupassen. Welche Schwierigkeiten sind bei Bergungen aus den Laliderer Wänden gegeben? Thomas Lehner: Die Laliderer sind eine typische Karwendel­ wand. Der Fels ist sehr brüchig, hat seine Tücken. Außerdem gibt es richtig schwierige Routen – und natürlich die Höhe der Wand. Wenn wir also Bergungen aus der Wand hatten, dann waren sie jedes Mal kompliziert, langwierig und spektaku­ lär – nicht zuletzt, da häufig schlechte Wetterbedingungen dazukamen. Bei Letzteren sind wir Bergretter ja meist gefor­ dert. Bei schönem Wetter können wir zum Glück auf die Hilfe durch Rettungshubschrauber zurückgreifen.

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TECHNIK

Wie schaut die Bergetechnik derzeit aus und was ist geplant? Thomas Lehner: Derzeit arbeiten wir mit einem 900 Meter langen, 6 Millimeter dicken Stahlseil. Das System ist außer­ dem nicht redundant. Es entspricht daher auch nicht mehr dem neuesten Stand der Technik. Geplant ist der Umstieg auf Dyneemaseile.


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Peter Veider: Das System wird außerdem redundant sein, was alleine schon aus Sicherheitsgründen für die Mann­ schaft und natürlich auch für die zu bergende Person wichtig ist. Das neue System, das in den Laliderer Wänden genutzt werden wird, soll also aus zwei 900 Meter langen Dyneemaseilen bestehen. Geplant ist auch der Einsatz des neuen Zweibeins aus Titan. Wie laufen die Vorbereitungen? Peter Veider: Wichtig war, den Ist-Stand zu erheben: Wir haben uns also vom Hubschrauber aus gemeinsam mit Heinz Zak, der Bilder zur Dokumentation gemacht hat, die Wände angeschaut. Wichtig ist, dass wir wissen, wo die neuen Hotspots sind, zu denen es die Kletterer zieht. Damit ergeben sich gleichzeitig die Bedingungen für die neuen Bergetechniken. Wir haben also geschaut, wo man sich gut abseilen kann und wo das Material am besten gelagert werden sollte.

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1 Beeindruckend: die bis zu 900 Meter hohen Felswände der Laliderer. 2 Die Laliderer Wände locken – nach einer ­ruhigeren Phase – wieder Kletterer an. 3 Der Umgang mit Dyneemaseilen muss intensiv geübt werden. Spezielle Kurse (im Bild im ­Ausbildungszentrum im Jamtal) helfen dabei. 4 Die Laliderer Wände kurz vor einem Gewitter.

Aus der Pra für die Praxxis is

Wie werden die Einsätze in den Laliderer Wänden abgewickelt? Gibt es eine spezielle Einsatzgruppe dafür? Thomas Lehner: Eine eigene Einsatzgruppe gibt es nicht, auch wenn man darüber nachdenkt. Das Problem bei diesen Einsätzen ist, dass man einerseits sehr gute Klet­ terer braucht, andererseits durch die schwierigen und langwierigen Bergungen einen enormen Verschleiß in der Mannschaft hat. Es braucht also beides, Spezialisten und die entsprechende Mannschaftsgröße. Daher arbeiten wir mit den Nachbarortsstellen zusammen. Wie schaut der Zeitplan für die Umstellung auf das neue System aus? Thomas Lehner: Vielleicht geht es sich noch heuer aus. Wir hoffen aber, dass wir spätestens nächstes Jahr alles umge­ setzt haben. Peter Veider: Einen gewissen Zeitrahmen brauchen wir, da alle auf das neue System geschult werden müssen. Damit die neue Technik gut und sicher funktioniert, muss sie per­ fekt beherrscht werden. AUSBILDUNG

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Titan für das neue Zweibein Die Bergrettung Tirol arbeitet derzeit gemeinsam mit der Firma Ferno an der Entwicklung eines neuen Zweibeins. TEXT VERENA HEISS, CHRISTA HOFER FOTOS BERGRETTUNG TIROL, FERNO

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1 Tests mit dem neuen Zweibein, das von der Bergrettung Tirol gemeinsam mit Ferno entwickelt wird. 2 Das Zweibein aus Carbon im Einsatz bei einer Übung. 3 Die am meisten beanspruchten Teile des Bergegeräts werden von der FEM-Software in Rot-Tönen visualisiert, die am wenigsten belasteten in Blau.

Die Bergrettung Tirol ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt dafür, immer an technischen Neuerungen und Verbesserungen zu arbeiten. Dabei fließen Erfahrungswerte ein, die die Bergretterinnen und Bergretter bei Einsätzen und Übungen machen. „Nur so ist gewährleistet, dass wir optimal arbeiten können“, unterstreicht Peter Veider, Ausbildungsleiter und Ge­ schäftsführer der Bergrettung Tirol. Derzeit befasst sich die Bergrettung Tirol mit einem Nachfolgemodell für das im Einsatz befindliche Zweibein. Wie berichtet, hatte es im Vorjahr während einer Übung einen Unfall mit einem der Geräte gegeben, bei dem jedoch niemand zu Schaden gekommen war. Intensive Untersuchungen und Analysen hatten in der Folge keinen Fehler im System oder bei der Hand­ habung ergeben. Trotzdem wurde von der Firma Tyromont, die die Zweibei­ ne herstellt, angeboten, alle von der Bergrettung Tirol genutzten Zweibeine zu überprüfen. Ortsstellen, die dies nutzen wollten, konnten sich direkt mit Tyromont in Verbindung setzen. „Da wir unsere Geräte aber ohnehin ständig überprüfen und überarbeiten, haben wir uns mit der Firma Ferno in Verbin­ dung gesetzt, um an einem möglichen Nachfolgemodell zu arbeiten. Dabei geht es auch um das Material, aus dem das neue Zweibein künftig gefertigt werden soll. Carbon, Alu und Titan befinden sich in der engeren Auswahl. Sie sollen auf alle Vor- und Nachteile untersucht werden. Die Firma Ferno be­ auftragte dafür inzwischen Techniker der Universität Ferrara“, erklärt Peter Veider. Untersuchungen an der Uni Ferrara An der Fakultät für Ingenieurwissen­ schaften der Universität Ferrara werden

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TECHNIK

daher im Auftrag von Ferno Computer­ simulationen durchgeführt, um das für das geplante Zweibein am besten ge­ eignete Material zu ermitteln. Professor Francesco Mollica von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Univer­ sität Ferrara arbeitet bereits seit drei Jahren mit Ferno zusammen und hatte beispielsweise bei der Entwicklung ei­ ner Trage mitgewirkt. Dieses Mal lautet der Auftrag von Ferno an Prof. Mollica und seine Kollegin Valentina Mazzanti, beide Maschinenbauingenieure, folgen­ dermaßen: In einer ersten Phase soll mittels FEM (Finite-Elemente-Methode) ein Zweibein, bestehend aus zwei aus­ ziehbaren Standrohren und einem Seil, dimensioniert werden. In einer zweiten Phase soll eine App kreiert werden, die es den Rettern ermöglicht, die Sicher­ heit des Zweibeins abhängig von der zu bergenden Last und der Beschaffenheit des Untergrunds einzuschätzen. Analyse mittels FEM Die Analyse der Materialien wird mittels eines numerischen Verfahrens der FEM am Computer durchgeführt. Professor Mollica hat dafür die Ergeb­ nisse der Versuche, die Ferno bereits selbst an einem Prototyp vorgenom­ men hatte, nachgebildet. „Meine bisherigen Ergebnisse sind denen von Ferno sehr ähnlich. Daher bin ich jetzt in der Lage, Möglichkeiten zur Verbes­ serung einzubringen, indem ich in der Simulation beispielsweise das Material ändere. Die Titanlegierung scheint allerdings das richtige Material für das geplante Bergegerät zu sein: Es ist nicht brüchig wie ein mit Carbonfasern verstärktes Verbundmaterial, es ist härter und widerstandsfähiger als die Aluminiumlegierungen und sehr viel leichter als Stahl. Dazu kommt noch,


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dass diese Eigenschaften auch bei nied­ rigen Temperaturen erhalten bleiben“, erläutert Prof. Mollica die Kriterien, die die Materialien erfüllen müssen. Titanlegierungen pro und kontra Die Titanlegierungen werden in „Gra­ de“ eingeteilt: Das reine Titan ist zwar ­äußerst korrosionsbeständig, weist ­jedoch schlechte mechanische Eigen­ schaften auf. Als sehr vorteilhaft haben

sich bislang Legierungen mit Alumini­ um und Vanadium erwiesen, welche deutlich bessere mechanische Eigen­ schaften besitzen. Bei der Konzipierung des Zwei­beins ist es von grundlegender Bedeutung, dass das Material sehr wi­ derstandsfähig und hart und gleichzeitig sehr leicht ist. Da es für das Zweibein keine vorgeschriebene Norm gibt, orien­ tiert sich Ferno an jener für das Dreibein, sprich, das Zweibein muss ähnliche Las­

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ten tragen können. Die Normen ISO EN 16415 und ISO EN 795 schreiben diesbe­ züglich vor, dass das Gerät sowohl einer statischen als auch einer dynamischen Belastung (Sturz) standhalten muss. Sobald alle Tests abgeschlossen sind, soll das neue Zweibein produziert wer­ den. Für den Einsatz in der Bergrettung Tirol wird es dann beim Tausch auf das neue System eine Einschulung für die Ortsstellen geben.

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AUS DEN ORTSSTELLEN

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Anspruchsvolle Touren, intensive Übungen Angehende Bergrettungsmitglieder erhielten bei den Grundkursen im Jamtal das Rüstzeug für die Arbeit im alpinen Gelände. TEXT KLAUS PIETERSTEINER FOTOS JÖRG BREJCHA, MARKUS ISSER, KLAUS PIETERSTEINER

Auf dem Weg, aktives Mitglied der Bergrettung Tirol zu werden, ist der achttä­ gige Grundkurs im Winter, nach einem Jahr Anwärterschaft in der Ortsstelle und den beiden Leistungsüberprüfun­ gen, der Auftakt der Grundausbildung in unserem Ausbildungszentrum Jamtal. Bis Ende Juli fanden heuer dann insgesamt vier Winter- und zwei Sommergrundkurse statt. Im August und September folgten zwei weitere Sommergrundkurse. Die hohe Anzahl der Kurse zeigt es be­ reits – das Interesse an der Arbeit in der Bergrettung Tirol ist ungebrochen hoch. Ideale Bedingungen für ihre Ausbildung finden die angehenden Bergretterinnen und Bergretter im und rund um das Ausbildungszentrum Jamtal. Die Bilder zeigen Eindrücke von den vier Winterund von zwei Sommergrundkursen.

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KOOPERATION


Einsatz beim Erzbergrodeo BERGRETTUNG STEIERMARK

Dröhnende Motoren, rasante Manöver und entsprechend riskante Fahrweise: Auch wenn das Einsatzgelände nicht alltäglich ist, beim Enduro-Rennen am steirischen Erzberg sind Bergrettungskräfte jedes Jahr gefragt. TEXT CHRISTA HOFER, THOMAS PODLIPNY FOTOS BERGRETTUNG EISENERZ

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Es gilt als das größte und härteste Enduro-Rennen der Welt: Wenn am Erzberg in der Steiermark die Motoren dröhnen, sind die Bergretter der Ortsstelle Eisenerz mit dabei. Sie sind Teil des Ambulanz- und Bergeteams, das bei Unfällen sofort zur Stelle ist. 3

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EINSATZ

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1 Blick vom Erzberg in den Startbereich. 2 Das Einweisen des Rettungshubschraubers übernimmt meist die Bergrettung. 3 Die Zusammenarbeit der verschiedenen Einsatzorganisationen klappt perfekt. 4 Teambesprechung der Eisenerzer Bergrettungsmitglieder. 5 Bergung von Mensch und Maschine mit Hilfe der Seilwinde am Bergrettungsauto. 6 Das Team um Heli Wöger sorgte für das leibliche Wohl der Bergretter. 7 Verletztenbergung aus dem steilen Erzberggelände. 5

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Mehr als 40 Nationen und 1800 Starter – beeindruckende Zahlen, die das Erzbergrodeo am steirischen Erzberg kenn­ zeichnen. Allein für die Organisation sind 800 Personen tätig. Darunter auch die gesamte Ortsstelle Eisenerz, die sich schon Monate vor dem Großereignis auf dieses einstimmt. Geübt wird vor allem die Versorgung typischer Verletzungen, mit denen die Bergretter beim Enduro-Rennen konfrontiert sind. Von Abschürfungen bis zum Schädel-Hirn-Trauma reicht das Spektrum. Nicht zu vergessen die Bergearbeiten: Im steilen Gelände ist das Know-how der Bergrettungskräfte gefragt, um Mensch und Maschine aus der Gefahrenzone zu bringen. Einmal im Jahr gibt es außerdem eine spezielle Schulung, bei der die Bergrettungskräfte – die zum Teil auch Rettungssani­ täter beim Roten Kreuz sind – die Arbeit im Rettungswagen und mit den dortigen Geräten trainieren. Nicht zu vergessen das Befahren des Erzbergs: Ortskenntnis ist unabdingbar für den Einsatz – und da sich das Gelände des Erzbergs jedes Jahr verändert, auch entsprechend wichtig. Start mit dem Rocket Ride Heuer war es vom 15. bis 18. Juni so weit, als bereits zum 23. Mal das Erzbergrodeo über den Erzberg dröhnte. Den Auftakt bildete wie üblich der Rocket Ride. Bei diesem Rennen geht es darum, die vier Etagen des Erzbergs möglichst schnell zu überwinden. Für die Bergrettungsmannschaft heißt das, die ihr zugewiesenen Bereiche zu beobachten und gegebe­ nenfalls verletzte Teilnehmer aus dem Gefahrenbereich zu bergen, um sie zusammen mit dem Roten Kreuz zu versorgen. An den beiden folgenden Tagen findet traditionell der Iron Road Prolog statt. Bis zu 1800 Fahrer aus 40 Nationen stellen sich der Herausforderung, den Berg zu bezwingen. Für die Bergretter bedeutet dies volle Aufmerksamkeit und in der Regel auch keine Pause. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, ist jedes Einsatzfahrzeug des Roten Kreuzes auch mit einem Bergretter besetzt, um die Notärzte und Rettungsmannschaf­ 10

EINSATZ

ten­der Fahrzeuge schnellstmöglich zur Unfallstelle zu brin­ gen. Am Einsatzort angelangt, übernehmen die Kameraden der Berg­rettung die Bergung des Verunfallten, meist auch den Funkverkehr und gegebenenfalls die Einweisung des Hub­ schraubers bzw. die Koordination mit anderen Rettungskräften. Selbstverständlich helfen Bergretter auch bei der Versorgung der Patienten und beim Transport aus schwierigem Gelände. Das härteste Rennen der Welt Der letzte Tag bildet mit dem Red Bull Hare Scramble den Höhepunkt des Erzbergrodeos: Die besten 500 Fahrer des Prologs qualifizieren sich für das härteste Rennen der Welt, wie es immer wieder betitelt wird. Auch an diesem Tag sind die Bergrettungsmitglieder bei den Fahrzeugen des Roten Kreuzes stationiert. Zusätzlich stellen sie zwei Bergetrupps, die dann eingesetzt werden, wenn verletzte Personen abseits der Etagen in teils alpinem Gelände zu bergen sind. Dort wird die Erstversorgung durchgeführt. Zusätzlich werden die Notärzte und Rettungseinheiten gesichert zu den Patienten gebracht: Bergungen aus schwierigem Gelände – das eigent­ liche Handwerk der Bergrettung und beim Erzbergrodeo jedes Jahr notwendig. Perfekte Zusammenarbeit der Organisationen Das Erzbergrodeo beschäftigt aber nicht nur die aktiven Berg­ rettungsmitglieder. Die „Senioren“ der Ortsstelle stehen tat­ kräftig zur Seite und sorgen für das leibliche Wohl der Mann­ schaft. Das Team um Heli Wöger übernahm heuer die Küche und zauberte jeden Tag ein perfektes Menü. Dass der Einsatz am Erzberg so reibungslos abläuft, ist auch auf die vorbildli­ che Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz, den Notärzten, Heli-Crews und den Rettungsguides zurückzuführen. Über die Jahre hinweg sind alle zu einem großartig eingespielten Team geworden, das für die rasche medizinische Versorgung der Rennfahrer, Begleitpersonen und Besucher sorgt.


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JUBILÄUM

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1 Pro-Riders und Youngsters treffen einander im Freeride Village. 2 Peter Habeler berichtet von seinem Bergsteigerleben. 3 Adam Ondra zeigt bei der Alpinmesse Bilder von der „Dawn Wall“-Route (9a) am El Capitan im Yosemite Valley. 4 Experten referieren beim Alpinforum über aktuelle Bergsportthemen. 5 Wissenswertes rund um die medizinische Versorgung am Berg bietet die Bergrettungsärztetagung.

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ALPINMESSE INNSBRUCK Ort: Messe Innsbruck, Eingang Ost Samstag, 11. November, 10 bis 19 Uhr Sonntag, 12. November, 10 bis 17 Uhr Infos zu Programm, Ausstellern und Highlights unter www.alpinmesse.info

25. INTERNATIONALE BERGRETTUNGSÄRZTETAGUNG Ort: Congress Innsbruck Samstag, 4. November, 9 bis 17.30 Uhr Infos zum Programm sowie Online-Anmeldung unter www.bergrettungsaerztetagung.at

VERANSTALTUNGEN


Treffpunkt der Bergenthusiasten Alpinmesse und Alpinforum bieten am 11. und 12. November Wissenswertes und Spannendes rund um das Thema alpiner Wintersport an. Bereits am 4. November findet die 25. Internationale Bergrettungsärztetagung statt. TEXT CHRISTA HOFER, IRENE WALSER FOTOS PETER HABELER, SIMON RAINER, ISTOCK/ILONA BUDZBON, HEINZ ZAK

Alpinmesse, Alpinforum und die Internationale Bergrettungsärztetagung locken Bergsportbegeisterte und Experten im November nach Innsbruck. Die Alpinmesse Innsbruck öffnet auch diesen Herbst wieder ihre Tore und zeigt von 11. bis 12. November, was in Sachen Bergsport im Trend liegt. Vor allem aber präsentiert die einzige Bergsportmesse Österreichs neben den neuesten Produkten und Entwicklungen den aktuellen Wissensstand der alpinen Institutionen. Neben den mehr als 200 Ausstellern sind es auch das Alpinforum, die Multimediashows, Vorträge und Workshops, die zur Vorbereitung auf den Winter nach Inns­ bruck locken. Auf der Hauptbühne in der Halle A kommen stündlich Profis zu Wort, die über die neuesten Erkenntnisse in Sachen alpiner Sicherheit bestens Bescheid wissen. Zwei Experten gehen im Lawinenvortrag ergänzend dazu noch tiefer auf Risiko und Verhaltensmaßnahmen ein. In den Workshops kann dann unter anderem dieses neu erworbene Wissen praktisch um­ gesetzt werden. Es wird dort der Umgang mit dem LVS-Gerät geübt, das Lesen und Verstehen des Lawinenlageberichtes geschult und gezeigt, wie man Touren richtig plant. Weitere Attraktionen sind das Freeride Village und der Blocalpin. Expertentreffen beim Alpinforum Die Alpinmesse Innsbruck ist aus dem Alpinforum heraus ­gewachsen. Deshalb bildet die Experten- und Diskussions­ runde am Samstagnachmittag nach wie vor die Grundlage für die Messe. Alpinisten, Bergführer und Vertreter alpiner ­Institutionen referieren über aktuelle Themen des Bergsportes. In den zwei Blöcken mit anschließender Podiumsdiskussion behandeln die Experten unter anderem neue Wege in der Not­ fallmedizin sowie das aktuelle Unfallgeschehen. Die derzeiti­ gen Ausbildungsstandards fürs Eisklettern werden aufgezeigt und das Verhalten in den sozialen Medien im Zusammenhang mit dem Skitourengehen wird unter die Lupe genommen. Multimediashows Als abendliches Highlight betreten wieder Persönlichkeiten des Bergsportes die große Bühne im Forum 2. Allen voran

der Tscheche Adam Ondra, der, seit er 13 Jahre alt ist, zu den besten Kletterern der Welt gehört. Er bringt Heinz Zak mit, der ihn in vielen Routen begleitet, fotografiert und gefilmt hat. Speziell die Bilder von der „Dawn Wall“-Route (9a) am El Capi­ tan im Yosemite Valley mit 32 Seillängen, die Adam Ondra im November 2016 in nur acht Tagen durchstiegen hat, werden die Besucher fesseln. Am Sonntagabend wird dann Peter Habeler von seinem Bergsteigerleben erzählen, von der Erstbesteigung des Mount Everest mit Reinhold Messner, von den insgesamt fünf Achttausendern, die er bezwungen hat, und seiner Liebe zu den Zillertaler Gipfeln. Mit dabei hat er Bilder seiner großen Expeditionen am Nanga Parbat, am Kangchendzönga, am Hidden Peak und natürlich auch vom Everest. Ebenfalls dabei sein Bericht vom Durchstieg der winterlichen Eiger-Nordwand mit David Lama. Bergrettungsärztetagung im Congress Bereits am Samstag, 4. November, findet die 25. Internationa­ le Bergrettungsärztetagung statt. Themenschwerpunkte sind Kältetrauma und Unterkühlung sowie typische Notfallsze­ narien bei Bergrettungseinsätzen. Ergänzt wird das Tagungs­ programm durch Fallberichte und Übersichtsreferate zu Erkrankungen, Verletzungen und Therapieansätzen, die häufig zu schwierigen Entscheidungen am Notfallort führen. Bezug­ nehmend auf aktuelle Entwicklungen im Ostalpenraum ist ein weiterer Tagungsschwerpunkt das Flugrettungsseminar, das die Möglichkeiten und Grenzen nächtlicher Hubschrauberein­ sätze aus der Sicht von Bergrettung, Notärzten und Flugret­ tungsverantwortlichen diskutiert. Die Tagungsthemen werden nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus einsatztakti­ scher und bergetechnischer Sicht beleuchtet. Parallel zu den Vorträgen finden medizinische und bergetechnische Praktika statt. Für die Praktika und das Flugrettungsseminar ist eine Voranmeldung im Internet (www.bergrettungsaerztetagung.at) erforderlich. VERANSTALTUNGEN

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Sicher auf Bergwegen und in Klettersteigen BERGRETTUNG TIROL

Die Alpine Safety Area, ein innovatives Trainingsgelände in Gschnitz in Tirol, lehrt, wie man risikobewusst und bestens vorbereitet in den Bergen unterwegs ist. TEXT DANIELA PFENNIG FOTOS UND GRAFIKEN BERGRETTUNG TIROL, CHRISTOPH HÖBENREICH

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PRÄVENTION


Unachtsamkeit, Selbstüberschätzung, die falsche Ausrüstung, zu wenig Erfahrung oder technisches Können sind die Hauptursachen für Wander- und Kletterunfälle. Allein in Tirol ereignen sich jährlich 700 zum Teil schwere Wanderunfälle. Um die Sicherheit für Kletterer und Wanderer zu erhöhen und die bedenk­ lichen Unfallzahlen beim Wandern zu senken, initiierte die Bergrettung Tirol unter Federführung von Geschäftsfüh­ rer Peter Veider eine einzigartige Schu­ lungsanlage im Gschnitztal: „Jung und Alt, Einheimische wie Touristen, Wan­ derer, Bergsteiger und Klettersteigfans können in der Alpine Safety Area (ASA) an einem 100 Meter langen Klettersteig mit verschiedenen Routenmöglichkei­ ten der Schwierigkeitsstufen A bis E, die alle zum Aussichtspunkt ‚Habichtblick‘ führen, mit reduziertem Risiko in der Praxis selbst testen, was sie wirklich können. Außerdem erhalten sie Tipps für richtiges Bergauf- und Bergabgehen und wie man am Berg richtig steigt“, erläutert Veider die Idee des Trainings­ geländes, die in den vergangenen 20 Jahren gereift ist. Die ASA spricht also alle an, die Neues erfahren, lernen und vor allem erleben möchten. Einzigartig im Alpenraum „Lehrpfade zu verschiedensten natur­ kundlichen oder historischen Themen gibt es viele. Doch in der Alpine Safety Area ist erstmals die alpine Sicherheit – oder besser gesagt, das sichere Gehen und Klettern – beim Bergwandern und Klettersteiggehen das zentrale Thema“, erklärt Veider. Die ASA ist dabei nicht nur die erste Anlage ihrer Art im gesam­ ten Alpenraum. Sie liegt auch in einer

spektakulären Landschaft, die durch be­ stehende Bergwege erschlossen und ei­ nen vollwertigen Klettersteig bereichert wird. „Das ‚Active Edutainment-Kon­ zept‘ der ASA bietet ein interessantes Angebot im Sport- und Freizeitbereich, da es Bildung und sportliche Betätigung miteinander verbindet. Durch die talna­ he Lage ist die ASA gut erreichbar und bietet mit dem romantischen Ausflugsziel von St. Magdalena sogar eine tolle Einkehrmöglichkeit“, ergänzt Christoph Höbenreich von der Abteilung Sport des Landes Tirol.

Die ASA bringt dem Besucher trockene Theorie wirklichkeitsnah und im wahrsten Sinne des Wortes ‚eingehend‘ näher.

Christoph Höbenreich Abteilung Sport des Landes Tirol

Sensibilisieren für Risiken Die ASA soll beitragen, interessierte Besucher für eine richtige Selbstein­ schätzung beim Bergwandern und Klettersteiggehen zu sensibilisieren, ihnen neue Einsichten geben und dabei Spaß machen. „Natürlich darf nicht vergessen werden, dass es sich hier nicht um einen rundum abgesicherten Kinderspielplatz handelt. Die ASA ist vielmehr eine kompakt angelegte Infra­ struktur auf engem Raum im alpinen Gelände. Und hier sind eben auch die beim Bergwandern und Klettersteig­ gehen typischerweise auftretenden Gefahren nie ganz auszuschließen. Insbesondere die Rutsch-, Absturz- oder Steinschlaggefahr sind auch hier in Eigenverantwortung einzuschätzen“, so Veider. Völligen Alpinneulingen oder Kindern empfiehlt auch Höbenreich, die PRÄVENTION

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ALPINE SAFETY AREA - BERGWANDERN

Schwarze Bergwege

Schwarze Bergwege • Schwierig • Großteils schmal, steil und sehr ausgesetzt, längere versicherte Abschnitte oder Kletterpassagen • Für schwindelfreie, trittsichere, konditionsstarke und alpin erfahrene Bergsteiger • Auf den Wegweisern dargestellt mit

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1 In der ASA kann das eigene Können überprüft werden. 2 Die Schautafeln liefern alle wichtigen Informationen. 3 und 4 Tipps zum Bergauf- und Bergabgehen.

Alle Interessierten können in der Alpine Safety Area (ASA) an einem 100 Meter langen Klettersteig mit verschiedenen Routenmöglichkeiten der Schwierigkeitsstufen A bis E selbst testen, was sie wirklich können.

Peter Veider Geschäftsführer Bergrettung Tirol

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PRÄVENTION

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Konzept: Bergrettung Tirol Inhalt: Land Tirol, Sportabteilung Grafik: Activsport Alpin / Riml Alexander

ASA nur unter fachkundiger Begleitung und Führung, wie durch einen Bergfüh­ rer, zu betreten: „Die ASA ist quasi die ‚hardware‘ zur Schulung rund um das Thema der alpinen Sicherheit durch Bergschulen, alpine Ausbildungsinsti­ tutionen und Bergsportvereine, die hier ihre Lehrtouren und Ausbildungskurse als ‚software‘ abhalten können.“ Tiroler Wegekonzept kennenlernen Darüber hinaus veranschaulicht dieses fix installierte alpine Schulungs- und Demonstrationsgelände die Inhalte des Tiroler Wander- und Bergwegekonzepts: „Das alpine Wegenetz wird in ganz Tirol einheitlich nach Schwierigkeitsgraden unterteilt, beschildert und markiert. Die regelmäßige Wartung von Tourismus­ verbänden und alpinen Vereinen sichert Erlebnisqualität, Orientierung und Un­ fallprävention beim Bergwandern. Doch was diese Differenzierung eigentlich bedeutet, ist wohl nur wenigen wirklich bewusst“, stellt Höbenreich fest. Deswe­ gen bieten die Schautafeln der ASA zu­ sammen mit den angelegten Wegen die Möglichkeit, die Kerninhalte des Tiroler Wander- und Bergwegekonzepts erst­ mals auch in der Praxis kennenzulernen. „Die ASA bringt dem Besucher trockene Theorie wirklichkeitsnah und im wahrs­ ten Sinne des Wortes ‚eingehend‘ näher. Denn: Was man nur hört oder liest, vergisst man schnell, während man versteht und behält, was man sieht und praktisch macht“, ist Höbenreich über­ zeugt. So zeigt die ASA beispielsweise, dass entlang der Wege zur Orientierung bei unklarem Wegverlauf oder un­ günstigen Sichtverhältnissen rot-weißrote Balken als Bodenmarkierung auf Steinen aufgemalt sind oder dass dort, wo natürliche Möglichkeiten fehlen, Zwischenmarkierungen auf eigenen

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SAFETY

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Tipps zum richtigen Bergabgehen

Bergwege unterscheiden sich durch ihre Steilheit, Bodenbeschaffenheit, Länge der ausgesetzten oder versicherten Abschnitte und Anforderungen an die Schwindelfreiheit:

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Tipps Bergabgehen

Bergwege • Führen in alpines Gelände • Gute Trittsicherheit, Bergerfahrung und Kondition erforderlich • Rutsch- und Absturzgefahr insbesondere bei Nässe, Schnee oder Eis • Bergschuhe, der Witterung angepasste und funktionelle Bekleidung, Orientierungs- und Notfallmaterial mit Erste-Hilfe-Paket, Mobiltelefon und Biwaksack erforderlich

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ALPINE SAFETY AREA - BERGWANDERN

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Leichte Vorlage, hüftbreite Beinstellung

Kleine Schritte machen

Natürliche Trittpolster suchen

Blick nach vorne

Hüft-Knie-Sprunggelenke leicht gebeugt

Keine abrupten Bewegungen

Als Hilfe können Stöcke verwendet werden

Achtung bei Nässe – bei Übergang von Erde zu Steinen – Sohle abklopfen.

Ein schwerer Rucksack kann das Gleichgewicht beeinträchtigen

Konzept: Bergrettung Tirol Inhalt: Land Tirol, Sportabteilung Grafik: Activsport Alpin / Riml Alexander

ASA_Wandertafeln.indd 1

Holzpfählen angebracht werden. Auch die Charakteristika und Voraussetzungen von Wanderwegen, mittelschwierigen und schwierigen Bergwegen sowie die Unterschiede zwischen diesen werden nicht nur beschrieben, sondern können ebenfalls getestet werden. Christoph ­Höbenreich und Peter Veider sind sich ei­ nig: „Wer hier erlebt hat, wie anspruchs­ voll ein schwarzer Bergweg oder wie schwierig bereits ein C-Klettersteig sein können, der wird bei der Auswahl und Planung der nächsten Tour ins Gebirge vielleicht etwas gewissenhafter sein.“ Stärkt Tirol als „führendes Bergsportland“ Der Abteilung Sport des Landes Tirol, das seit Jahrzehnten die Ausrüstung und Ausbildung der Bergrettung Tirol fördert, war es ein Anliegen, sich an diesem Pilotprojekt zu beteiligen: „Die Förderung der Sicherheit beim Bergund Skisport ist ein wesentliches Anlie­ gen des Landes Tirol und entsprechende Innovationen und Maßnahmen stärken den Ruf Tirols als ‚führendes Bergsport­ land‘“, begründet Höbenreich die Entscheidung des Landes Tirol für das LEADER-Projekt, bei dem der Tourismus­ verband Wipptal Projektträger war. Die Bergrettung Tirol ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit dem Land Tirol bei der ASA eine ähnliche Erfolgs­ geschichte schreibt wie die Kooperation zwischen Bergrettung Tirol und Leitstelle Tirol bei der Entwicklung der Notfall-App, die seit 2012 Alarme per Knopfdruck er­ möglicht und unverzüglich wesentliche Informationen an die Leitstelle übermit­ telt. In Zukunft will die Bergrettung Tirol zum Beispiel auch im Zuge eines INTER­ REG-Projekts gemeinsam Möglichkeiten finden, bei Einsätzen im Grenzgebiet mit der Südtiroler Bergrettung besser und effizienter zusammenzuarbeiten.

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Medizin am Berg 1

Die medizinische Versorgung von Patienten am Berg ist niemals Routine. Bergretterinnen und Bergretter müssen flexibel auf die Situation reagieren und dabei mit einfachen, aber effizienten Materialien umzugehen wissen.

INFO

TEXT CHRISTA HOFER FOTOS MARKUS ISSER

DIE ALPINMEDIC-BAUCHTASCHE Die kleine Packeinheit für den Bergrettungsdienst sieht folgendes Material vor:

Außen: 1 Halskrause 1 Kleiderschere Außentasche: 1 Patientenprotokoll 2 Bleistifte mit Radiergummi 3 Triagekarten BR Tirol (optional) Innentasche: 1 Wendeltubus mit Gel 1 Samsplint 1 Müllsack klein 1 Taschenbeatmungsmaske 1 Tourniquet 1 Emergency (Israeli) Bandage 10 cm 1 Emergency (Israeli) Bandage 15 cm 1 S-Rolled Gauze 5 Wundauflagen 10 x 10 cm Diverse Pflaster 1 Tape 3 Handdesinfektionstücher 3 Handschuhpaare unsteril 3 Rettungsdecken 1 ReadyHeat™ 2 Element* 1 Octenisept 15 ml 1 Pulsoximeter klein (optional) 1 QuikClot®**

Wie schaut Erste Hilfe am Berg aus? Was braucht es an medizinischem Material und Wissen? In dieser Ausgabe des Bergretter-Magazins startet eine mehrteilige Serie zum Thema „Medizinische Hilfe am Berg“.

Medizinische Hilfsmaßnahmen am Berg stellen eine besondere Herausforderung dar: Das Gelände und die äußeren Bedingungen können die Situation so verschär­ fen, dass zusätzliche Gefahrenmo­ mente für Rettungsmannschaften und den Patienten entstehen. „Die Sicherheit für den Patienten und das Team steht daher immer im Vordergrund“, unterstreicht Medizin-Referent Markus Isser. Die

gesamte Ausbildung der Bergret­ terinnen und Bergretter nimmt darauf Bedacht. Dies gilt auch für die medizinische Vorbereitung. „Das heißt: Egal, ob am Fels, im hochalpinen Gelände oder im Canyon – erst wenn die Sicherheit gewährleistet ist, kann mit der medizinischen Versorgung be­ gonnen werden“, ergänzt Isser. „In einer absoluten Gefahrenzone gibt es maximal die Evakuierung des

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* und ** sind derzeit noch nicht im BR-Shop erhältlich

MEDIZINSERIE

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Betroffenen. Ziel muss ein Bereich sein, der für das Team und den Patienten sicher ist.“ Lebensrettende Maßnahmen In der Folge kümmern sich die Bergretterinnen und Bergretter um den Patienten/die Patientin. Im Vordergrund steht die Beseitigung möglicher lebensbedrohlicher Fakto­ ren: „Wie schauen Atmung und Kreislauf aus, besteht eine starke Blutung? Das sind die Fragen, die zuerst beantwor­ tet werden müssen. Im Notfall müssen hier die entspre­ chenden Maßnahmen gesetzt werden. Wichtig ist, dass man dabei genau nach dem ABC-D-E-Schema vorgeht. Dieser Algorithmus hilft, Fehler zu vermeiden, und soll auch verhindern, dass man wichtige Aspekte übersieht. Mitunter lenkt etwa eine leichtere Verletzung von einer lebensbedrohlichen ab“, erläutert Markus Isser. Vielseitig einsetzbare Materialien Für ihre Arbeit im Gelände sind die Bergretterinnen und Bergretter entsprechend ausgestattet. Erste-Hilfe-Paket, die Bauchtasche „AlpinMedic“ und der Einsatzrucksack enthalten alle wichtigen Materialien, mit denen im Gelän­ de gearbeitet werden kann. „Der Trend der letzten Jahre war dabei eindeutig: Es geht darum, mit möglichst wenig Material möglichst viel machen zu können. Ich nenne das immer gerne die ,MacGyver-Medizin‘. Unser Material ist so ausgewählt, dass es vielseitig nutzbar ist, dass durch Kom­ binationen neue Versorgungsmöglichkeiten entstehen. Alle Varianten zu zeigen und zu vermitteln, ist einer der Schwerpunkte der AlpinMedic-Ausbildung. Ein weiterer Aspekt betrifft den Zeitfaktor: Wir müssen so ausgestattet und vorbereitet sein, dass wir bei Bedarf auch eine lange Versorgungszeit überbrücken können. Muss der Patient zu Fuß abtransportiert werden, kann das – wie wir von zahlreichen Einsätzen wissen – auch Stunden dauern“, schildert Isser die Rahmenbedingungen. Stete Suche nach Verbesserungen Um möglichst effizient arbeiten und damit helfen zu kön­ nen, ist Isser immer auf der Suche nach neuen Materialien und Methoden. Die Israeli Bandage ist eine dieser Inno­ vationen. Neu hinzugekommen ist heuer das sogenannte „Packing“. „Diese Methode, die wie die Israeli Bandage aus dem Militärbereich kommt, ermöglicht eine leichtere Versorgung tiefer, klaffender Wunden. Diese sehen wir zum Beispiel immer wieder nach Skiunfällen, wenn sich 18

FAHRZEUGE


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1 Die AlpinMedic-Bauchtasche: klein und kompakt, aber mit allem Wichtigen für den Ersthelfer. 2 AlpinMedic-Schulung im Ausbildungszentrum im Jamtal. 3 Drei kleine Päckchen bieten eine Vielzahl an Versorgungsmöglichkeiten: Rettungsdecke, Israeli Bandage und Packing. 4 Unscheinbar, aber effizient: das Packing. 5 Großer Verband mit kleinem Packing.

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Athlet: Patrick Jost, Photo: Hansi Heckmair

die Betroffenen mit den Skikanten schneiden“, schildert Isser und erklärt weiter: „Mit Hilfe des Packings, von uns etwas salopp ,Stopfwolle‘ bezeichnet, können diese Wunden ausgefüllt und mit einem Druckverband fixiert werden. Das hilft, die Blutung tiefer Wunden leichter zu stoppen. Das Material ist dabei klein und handlich: Vereinfacht gesagt, handelt es sich um eine hochwertige Mullbinde, die stark komprimiert ist und im Rucksack nicht mehr Platz benötigt als eine Zündholzschachtel.“ Das Packing-Material ist aber auch anderweitig nutzbar, so kann es etwa als Polsterung oder zum Verbinden offener Brüche genutzt werden. Info: Themenschwerpunkte der Dezember-Ausgabe des Bergretter-Magazins sind Lawineneinsatz und Unterkühlung.

ZUR PERSON

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Kaukasus: Ein Hauch von Himalaya an Europas Ostgrenze BERGRETTUNG KÄRNTEN 1

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REISE


T E A M AT H L E T D A N I E L - D A L T O N – H O R V AT H

Wem die Westalpen zu überfüllt oder zu klein sind und wer auf den Komfort von Hütten, Trägern und Weganlagen verzichten kann, der wird im Bezengi-Gebiet mit einer Fülle von prächtigen Touren in einer grandiosen Naturkulisse belohnt. TEXT RUDOLF LEEB, DANIEL PLONER FOTOS ÖBRD RADENTHEIN-NOCKBERGE

A USTRIA LPIN.A T

Die Mitglieder der Hochgebirgsgruppe (HG) des OeAV Radenthein, von denen die meisten auch Bergretter in der Ortsstelle Radenthein-Nockberge sind, zieht es immer wie­ der in die Berge der Welt. Wir waren in den Anden Südame­ rikas oder in vielen Regionen des Himalaya, doch dieses Mal sollte es etwas anderes sein. Für den Sommer 2016 hatten wir uns als Ziel den Kaukasus auserkoren, ganz unter dem Motto: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.“ Unterwegs im Bezengi-Gebiet Der Kaukasus liegt zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer. Der Gebirgszug mit mehr als tausend Kilometern Länge bildet die Grenze zwischen Russland im Norden und Georgien im Süden. Die Krönung des Gebirges, das Herz des Kaukasus, ist zweifellos das Bezengi-Gebiet. Auf kleinstem Raum erheben sich hier acht Gipfel über die 5.000-Meter-Grenze, gigantische Berge von rauer Schönheit, mit riesigen Fels- und Eiswänden. Beim Alpinisten-Lager Bezengi vereinigen sich das Mischirgi-Tal und das Bezengi-Tal mit riesigen Gletschern taleinwärts. Durch das Mischirgi-Tal gelangt man in den sogenannten „nördlichen Zirkus“ mit dem Koschtan-Tau (5.150 m) und dem Dych-Tau (5.204 m). Das Bezengi-Tal führt zu den Nordflanken der Bezengi-Mau­ er, einer zwölf Kilometer langen scharfen Gebirgsschneide, meist an der 5.000-Meter-Grenze, mit steilen, felsdurchsetz­ ten 2.000 m hohen Eisflanken mit der höchsten Erhebung, dem Schchara, auch fast 5.200 m hoch. 1 Die Bergsteigergruppe (von links): Daniel Ploner, Christopher Hinteregger, Joachim Huber, Sepp Oberlercher, HG-Mitglied Rudi Rauter, Rudolf Leeb, Fritz Poppernitsch und Georg Winkler. 2 Blick auf das kleine Bergsteigerdorf Bezengi. 3 Beeindruckende Kontraste: grüne Hänge vor schneebedeckten Gipfeln.

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REISE

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Mühsame Anreise Am 29. Juli des Vorjahrs machten sich also acht HG-Mitglieder, sieben davon Bergretter, auf den Weg nach Russland. Unsere Anreise erfolgte mit einem Flug via Moskau nach Mineralnye Vody, weiter ging es dann stundenlang mit einem Kleinbus zum Bezengi-Lager. Dabei handelt es sich um ein kleines Berg­ steigerdorf auf 2.200 m Seehöhe, mit Almwiesen und Bächen rundherum. Dort gibt es feste Unterkünfte, eine Kantine, eine Bar, einen Lebensmittelladen, ein Sportgeschäft und eine Bergrettungs­ stelle. Auf der Hin- und Rückfahrt und auch rund ums Lager muss man immer wieder mit Kontrollen durch das Militär rechnen. Wer seinen Reisepass oder das dort notwendige Permit nicht dabeihat, wird zurück ins Lager geschickt. Georgien ist nicht weit und mit Russland, dem Nachbarn, nicht gut gesinnt. 6

INFO

4 Spartanische Unterkunft: Unterwegs wurde in Biwakzelten übernachtet. 5 Grobe Übersicht der Region. 6 Beeindruckendes Panorama mit steilen ­ Fels- und Eiswänden. 7 In verschiedenen Seilschaften gelangen schöne Gipfelerfolge. 8 Der Dych-Tau, nach dem Elbrus der zweithöchste Gipfel Europas.

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REISE

DIE TEILNEHMER Der Gruppe, die im Kaukasus unterwegs war, gehörten Daniel Ploner, Christopher Hinteregger, Joachim Huber, Sepp Oberlercher, HG-Mitglied Rudi Rauter, Rudolf Leeb, Fritz Poppernitsch und Georg Winkler an.

Bergsteigerisches Können als Muss Das Gebiet ist für den Normaltourismus wenig erschlossen, es gibt im Gebiet keine Hütten, die als Unterkunft dienen könnten. Die Beschreibungen in einem Führer aus dem Jahr 1991 sind eher vage und vielfach nicht mehr aktuell, Karten­ material gibt es nur in kyrillischer Schrift. Da hilft aber Recherche im Internet, man findet dort doch brauchbare Infos. Es gilt also, den Weg selbst zu finden, Ausrüstung, Material und Verpflegung für einige Tage muss man selber tragen. Grundvoraussetzung ist außerdem, dass man im Fels, im kombinierten Gelände und auch in Firn- und Eisflanken selbst­ ständig und sicher „bergsteigen“ kann. Das Wetter war großteils gut, um die Mittagszeit gab es öfters Bewölkung und Regen. Bei einigen ordentlichen Gewit­ tern in der Nacht konnten wir eine groß­


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artige Akustik und die außergewöhn­ liche Lichtstärke der Blitze „genießen“. Insgesamt war es zu warm, so war die Begehung etlicher Routen wegen dieser Verhältnisse problematisch bzw. nicht möglich. Die Gegend selbst ist einfach beeindru­ ckend, dafür sorgen bunte Almwiesen, riesige Moränen und Gletscherströme, Eisbrüche, steile Seitentäler, Berghänge und Eisflanken. Steht man dann oben

auf Grat oder Gipfel, sind das Schleppen des schweren Rucksacks, so mancher Stein unter der Schlafmatte im Biwak­ zelt oder auch die nasse Kleidung nach einem Regenguss wieder vergessen. Von den Gipfeln in die Metropole Wir konnten in verschiedenen Seilschaf­ ten doch tolle Besteigungen erleben: Ukju (4.330 m), Lawler (4.350 m) und Dych-Tau (5.204 m und nach dem Elbrus

der zweithöchste Gipfel Europas). Die Besteigung von Dumala-Tau (4.680 m), Gestola (4.810 m) und Koschtan-Tau (5.150 m) musste jeweils knapp unter­ halb des Gipfels abgebrochen werden. Bei einem eineinhalbtägigen Kurz­ besuch in Moskau auf der Rückreise besichtigten wir dann noch die wich­ tigsten Highlights der russischen Met­ ropole, bevor wir am 14. August wieder gut zu Hause ankamen.

Stark am Berg. Natürlich Starkenberger. Natürlich nur aus edlen, reinen Rohstoffen. Natürlich aus frischem Bergquellwasser. Natürlich mit über zweihundertjähriger Brautradition. Natürlich sortenreich. Natürlich auch für Bergretter. Natürlich zum Erfrischen und Genießen und natürlich auch als Alkoholfreies.

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Athletes: Paul Guschlbauer & Björn Heregger; Location: Rotwand/Croda Rossa - Dolomites; Pic: Daniele Molineris

Der Herbst ist die beste Jahreszeit für das Training in den Bergen. Ob du neue Trails in Angriff nimmst oder dich auf deine Winteraktivitäten vorbereitest – unsere Speed Hiking Ausrüstung unterstützt dich auf jedem Schritt zu deinem Ziel.


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