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Emil Zimmermann im Portrait
Emil Zimmermann
Portrait
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Es ist April 2021, die Freiburger Kletterszene genießt nach dem harten Corona-Winter die sonnigen Tage am Felsen. Nur Emil Zimmermann packt die Koffer, um nach Russland zu fliegen. Er will dort an der Europäischen Jugendmeisterschaft im Klettern teilnehmen. Ich erwische ihn am Telefon, drei Tage bevor der inzwischen 17-Jährige für den deutschen Nationalkader ins Flugzeug steigt. Ich frage ihn, wie ein junger Freiburger dazu kommt, sich mit der europäischen Kletterelite zu messen. „Ich klettere eigentlich schon immer“, antwortet Emil. Kaum, dass er krabbeln kann, nehmen ihn seine Eltern in die alte DAVHalle und die Eiger-Nord-Kletterhalle mit. „Mit sechs Jahren bin ich dann im Haus der Jugend in der Wiehre in einer Klettergruppe gewesen“, erzählt er, und nur zwei Jahre später schon beim DAV Freiburg in der Wettkampfgruppe. Auch Turnen, Volleyball und Klavierspielen habe er ausprobiert, aber Klettern liege ihm am meisten, und so steigert er sich von Jahr zu Jahr.
Als er 2018 im Deutschland-Cup im Lead (Vorstiegs-Klettern) den zweiten Platz seiner Altersklasse holt und in verschiedenen Wettkämpfen öfters im Finale steht, wird Emil zu Lehrgängen und Sichtungswettkämpfen in den Nationalkader eingeladen. Dort läuft es gut, 2019 gewinnt er in München den Deutschland-Cup im Lead-Klettern und holt im gleichen Jahr den zweiten Platz beim European Youth Cup in Ostermunding (CH). Es sind gerade einmal drei bis vier Jungs, die sich mit ihm bundesweit in seiner Kategorie messen können. Und so kommt es, dass er im deutschen Nationalkader zur Jugendeuropameisterschaft nach Russland fahren darf.
Am liebsten ist Emil aber draußen unterwegs. Auch dort ist seine Sammlung an schweren Routen beachtlich: Gorillas in la nebla (2019, 8b+/X+, Oliana, Spanien) und Déjà (2020, 8b+/X+, Soyhières, Basler Jura) sind seine bisher schwersten Routen im Sportklettern. „Sobald es geht, würde ich in Soyhières gerne eine 8c angehen“, schildert Emil seine Pläne für die Zukunft. Am meisten freut er sich über Kalkstein unter den Händen: „Kalymnos in Griechenland und Rodellar in Spanien sind meine Lieblingsgebiete, ich mag große und schöne Sinter“, schildert Emil seine Vorlieben. Draußen ist er meistens mit Freunden unterwegs und immer noch gerne mit seiner Mutter und seiner Schwester. Auch an Felsblöcken wird er gesehen – etwa beim Bouldern in den Magic Woods (Super Supernova, 8a) in der Schweiz. Was unterscheidet solch eine Klettererjugend von einer normalen Jugend? „Ich musste bei der NADA (Nationale Anti-DopingAgentur) unterschreiben, dass ich keine Drogen nehme“, sagt Emil. Ansonsten verpflegt er sich normal: „Meine Mutter kocht lecker und schaut, dass ich mich gut ernähre“ – wie wohl die meisten Mütter. Im Corona-Zeitalter dürften sich die Unterschiede zum Leben seiner Freunde darüber hinaus in Grenzen halten.
„Ich trainiere drei bis vier Mal die Woche“, erzählt Emil, womit er sich als Leistungssportler im Winter 20/21 von Hobby-Sportlern unterscheidet. „Ich kann zum Glück trotz Corona in der Sektion weiter trainieren an der Definierwand, vermisse es aber sehr, einfach mit Freunden in die Boulderhalle zu gehen“, so seine Worte. Er weiß aber, dass dies ein Jammern auf hohem Niveau ist: „Die Trainingsmöglichkeiten sind gerade extrem unterschiedlich – der eine hat die Wand im Keller und kann wie