Eine Begegnung mit Wolfgang Rihm, Composer in Residence
Das Wunder von Mailand
Der italienische Jazzpianist Stefano Bollani präsentiert im September die Musik seiner Heimat
Die schönen Dinge
Die Digital Concert Hall und das Label der Berliner Philharmoniker feiern Geburtstag
Seit 35 Jahren arbeiten die Deutsche Bank und die Berliner Philharmoniker in einer engen und lebendigen Partnerschaft zusammen. Gemeinsam wollen wir Musik von Weltklasse fördern und Menschen jeden Alters für Musik und Kultur begeistern. Denn Musik inspiriert, verbindet Menschen und überwindet Grenzen.
wer am 1. November 1977 das Konzert der Berliner Philharmoniker besuchte, durfte sich auf einen außergewöhnlichen Abend freuen. Kein Geringerer als Hans Werner Henze stand am Pult des Orchesters und neben einem Werk von Wolfgang Fortner wurde auch Henzes Zweites Klavierkonzert aus dem Jahre 1967 präsentiert. Die eigentliche Sensation ereignete sich allerdings gleich zu Beginn, als Konzertmeister Leon Spierer den Solopart in einem neuen Violinkonzert spielte, das den rätselhaften Titel Lichtzwang trug und erst im Vorjahr entstanden war. Der Komponist war der damals 25-jährige Wolfgang Rihm. Bereits zwei Jahre später hoben die Philharmoniker dann unter der Leitung von Michael Gielen Rihms Dritte Symphonie aus der Taufe. Heute ist Wolfgang Rihm nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit, sondern auch ein kluger Denker und charismatischer Lehrer, der ganze Generationen junger Komponistinnen und Komponisten fasziniert und geprägt hat. In der Saison 2024/25 ist er Composer in Residence der Berliner Philharmoniker. Wir freuen uns über diese langjährige künstlerische Freundschaft und laden Sie auf eine Begegnung mit Wolfgang Rihm im Gespräch mit Tobias Möller ein.
Der italienische Pianist Stefano Bollani ist ein künstlerischer Alleskönner und gern gesehener Gast bei Jazz at Berlin Philharmonic. Ende September präsentiert er die Musik seiner Heimat. Lesen Sie dazu bitte die Geschichte von Oliver Hochkeppel.
Mit der ägyptischen Sopranistin Fatma Said gibt Ende Oktober eine Musikerin ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern, die nach Auskunft unseres Autors »beeindruckend wandlungsfähig« und eine künstlerische Kosmopolitin ist. Dazu mehr in Bjørn Wolls Porträt.
Darüber hinaus finden Sie in dieser Ausgabe von Phil weitere Beiträge etwa über die französische Komponistin Germaine Tailleferre, über die Geburtstage unserer Digital Concert Hall und des Labels Berliner Philharmoniker Recordings, über den spanischen Dirigenten Juanjo Mena oder über die deutsche Erstaufführung von Peter Eötvös’ Klavierkonzert Cziffra Psodia, mit der die Berliner Philharmoniker den im März verstorbenen Komponisten ehren.
»Das Einzige, was die Musik braucht, sind Ohren, die wirklich offen sind«, hat Wolfgang Rihm einmal gesagt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wie immer eine anregende Lektüre Ihres Phil und viele unvergessliche Konzerte mit den Berliner Philharmonikern.
Herzlich Ihre
Andrea Zietzschmann, Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker
Inhalt
»Alle Musik ist menschlich«
Wolfgang Rihm ist Composer in Residence der Berliner Philharmoniker. Ein Gespräch über Furor, Selbstbeherrschung und die Frage, wann ein Stück zu Ende ist.
• Germaine Tailleferre 12
Prinzessin oder Mauerblümchen?
Die französische Komponistin Germaine Tailleferre war als einzige Frau Mitglied der berühmten Künstlervereinigung »Groupe des Six«.
•Stefano Bollani16
Das Wunder von Mailand
Der italienische Pianist Stefano Bollani ist ein künstlerischer Tausendsassa. Ende September ist er zum dritten Mal bei Jazz at Berlin Philharmonic zu Gast.
Die Weltbürgerin
Die ägyptische Sopranistin Fatma Said gibt Ende Oktober ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Phil stellt die Musikerin vor.
Amériques
Beim diesjährigen Musikfest Berlin dreht sich alles um die Musik Amerikas. Phil lädt ein.
Rubriken
Philharmonische Momente32
Die Uraufführung von Ferruccio Busonis Klavierkonzert war ein Ereignis. Phil kennt die Hintergründe.
Neu entdeckt36 Mit der deutschen Erstaufführung von Peter Eötvös’ Klavierkonzert Cziffra Psodia ehren die Berliner Philharmoniker einen langjährigen Freund.
Wenn ich nicht Musiker wäre …40 Schlagzeuger Vincent Vogel reitet gerne auf den Wellen.
Der Traum vom Klang
Der spanische Dirigent Juanjo Mena hält viel von Werktreue. Ein Porträt.
Die schönen Dinge
Die Digital Concert Hall und das Label Berliner Philharmoniker Recordings feiern Geburtstag. Ein Gespräch mit Geschäftsführer und Medienvorstand Olaf Maninger.
offene Frage42 Ihre Fragen an die Berliner Philharmoniker
»Alle Musik ist menschlich«
Von Tobias Möller
Wolfgang Rihm ist eine Berühmtheit, wie es sie in der zeitgenössischen Musik nicht oft gibt: seine Opern und Orchesterwerke werden international gefeiert. In der Saison 2024/25 ist er Composer in Residence der Berliner Philharmoniker. Ein Gespräch über Inspiration, den Kampf des Beendens und über die Schönheit in der Moderne.
Herr Rihm, woher kommt Ihre Musik? Oder anders gefragt: Was bedeutet in Ihrem Fall Inspiration? Musik entsteht als Antwort auf Musik, als Antwort auf die Welt. Innerhalb eines In-Beziehung-Setzens der eigenen Welt mit der anderen Welt, mit der DaseinsWelt. Das ist nichts Konzeptuelles, sondern etwas ganz Natürliches, das sich bei mir entwickelt hat wie die Atmung, wie ein organischer Prozess.
Wenn die Inspiration Sie erreicht hat und Sie mit dem Schreiben anfangen, was braucht es da eher: Furor oder Selbstbeherrschung?
Beides. Um in Tätigkeit umgesetzt werden zu können, bedarf nichts mehr der Selbstbeherrschung als der Furor. Es muss von beidem etwas da sein, um sich an sich selber zu steigern. Außerdem ist es nicht so, dass es zuerst das Feld der Inspiration gibt und dann das Feld der Umsetzung. Das fließt ineinander. Oft merke ich erst, indem ich etwas tue, dass da eine Inspiration gewesen sein könnte.
Wie strukturieren Sie Ihre Eingebungen, damit aus ihnen ein Werk entsteht? Ist das ein eher geordneter oder ein spontaner Prozess?
Das Werk strukturiert sich selbst und ich muss so sensibel sein, seine Eigenbewegung seismografisch aufnehmen zu können. Form entsteht nach meinem Gefühl, nach meinem Formgefühl. Dadurch, dass Kräfteverhältnisse oder Massen oder Texturen aufeinander reagieren. Wenn ich hier etwas ändere, geschieht da etwas. Also heißt es immer: die Ohren gespitzt und die Sinne geöffnet für das, was einem entgegenkommt.
Es gibt also weniger einen Masterplan als die Arbeit am Detail?
Die wichtigen Entscheidungen für die Form geschehen nicht im Großen und Überganzen, sondern im Kleinen. Wie schließt etwas an? Ist es leicht brüchig, ist es direkt? Diese Unschärfen sind es letztlich, die einen Notentext zu einem Klangereignis mit Eigensinn werden lassen.
Dieses organische Wachsen der Form ist auch beim Hören zu erleben. Ihre Musik entfaltet sich oft wie ein Roman. Das ist von Ihnen so beabsichtigt? Das ist einerseits beabsichtigt, andererseits nicht anders gekonnt. Früher in der Schule sollten wir bei Deutsch-Aufsätzen zuerst eine Gliederung machen. Ich habe immer erst den Aufsatz geschrieben und hinterher die Gliederung. Die hat immer gepasst.
Wenn Sie so komponieren – woher wissen Sie, wann ein Stück zu Ende ist?
Instinktiv. Manchmal ist es ein großer Kampf. Im Verlauf zu sein – das rettet, das trägt. Aber etwas zu beginnen und zu beenden, das ist das Schwierigste.
Frühere Komponisten konnten sich zur Not auf Normen berufen, wie man etwa eine Symphonie beendet. Die gibt es nicht mehr, Sie sind als zeitgenössischer Komponist völlig frei. Haben Sie diese Freiheit je als beängstigend empfunden?
Freiheit ist immer etwas Beängstigendes, wenn man sie gestalten muss. Wenn man sie einfach nur genießt, ist es gut. In der Kunst dagegen heißt es auch immer: realisieren, gestalten, formen. Aber ich rede gerade von Dingen, die mir zurzeit gar nicht möglich sind. Zurzeit bin ich außerhalb meines Metiers. Ich bin zwar nominell noch Komponist, aber ich habe seit anderthalb Jahren nichts gemacht.
Sie sind erkrankt.
Es ist ein Krebs, ein Sarkom im Oberschenkel, das metastasiert und das mir die physische Kraft nimmt, die zum Komponieren erforderlich ist. Es braucht nämlich nicht nur einen wachen Geist, sondern auch einen robusten Körper. Man muss seiner Physis beim Komponieren enorm viel zumuten, jedenfalls in der Art, wie ich es mache. Das stundenlange, wochenlange Sitzen, das Schreiben, das ist mir so gar nicht mehr möglich. Ich muss warten, bis sich mir etwas anderes eröffnet.
Sie haben seit Ihrer Kindheit komponiert. Sie kennen ein anderes Leben gar nicht. Ist das überhaupt auszuhalten?
Ja, weil es ein Œuvre gibt und nicht nur uneingelöste Absichten. Natürlich gibt es bei mir viele offene Enden, Begonnenes und nicht Verfolgtes. Aber eben auch Vollendetes, fertig Gemachtes, sehr viel Lebendiges. Das rettet mich irgendwie in meinem momentanen Zustand.
Und wenn Sie jetzt Anregungen empfangen, die Sie sonst hätten komponieren lassen – können Sie die vorbeiziehen lassen?
Ja. Die münden nirgends. Aber das ist völlig untragisch zu sehen. Wie überhaupt diese ganze Lebenssituation eine enorme Neusicht der Dinge, gerade der künstlerischen Dinge, für mich bedeutet. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht gelassener werde.
Sie haben die Bedeutung Ihres Œuvres angesprochen. Wie ist es mit der Wahrnehmung Ihres Schaffens durch das Publikum, durch andere Menschen. Ist die Ihnen wichtig? Natürlich. Ich richte mich ja an Menschen, aber nicht an bestimmte Menschen, sondern an die Möglichkeit »Mensch«.
Stellen Sie sich die Frage, ob Ihre Musik eher den erfahrenen oder auch den unerfahrenen Hörer erreicht? Haben Sie versucht, Menschen zur zeitgenössischen Musik zu führen oder zu verführen?
Dann würde ich ein Produkt anbieten und mit dem Bauchladen von Tür zu Tür gehen: »Hier, nehmen Sie das. Es wird Ihnen guttun.« Was ist der erfahrene Hörer? Das ist der Hörer, der mit sich selbst Erfahrungen machen konnte, der etwas mit sich in Erfahrung brachte und etwas erfahren hat, das er vorher nicht kannte. Ohne solche Erfahrungen wird ihn auch alte Kunst nicht erreichen. Denn Kunst ist ja immer eine Forderung. Der Hörer, der mit alter Kunst Erfahrungen gemacht hat, ist mir genauso recht. Dann ist er nämlich sensibel genug, auch mit neuer Kunst Erfahrungen zu machen.
Diesen Hörer scheint es oft zu geben. Ihre Musik wird sehr viel aufgeführt, mehr als die jedes anderen deutschen Komponisten. In irgendeiner Weise muss sie doch besonders erreichbar sein. Aber das ist nicht eine Erreichbarkeit, die aufgrund einer Mehrheitsbefragung entstanden wäre. Sondern es ist eine Erreichbarkeit, weil ich mich schutzlos zeige, weil ich mich immer ungeschützt den Prozessen der Rezeption geöffnet habe.
Sie haben nicht angestrebt, ein viel aufgeführter Komponist zu sein?
Doch, als junger Komponist wollte ich schon, dass die Dinge wahrgenommen werden. Und auch noch als alter.
Lassen Sie uns über den jungen Wolfgang Rihm sprechen. 1974 hat die Aufführung von Morphonie in Donaueschingen für viel Aufmerksamkeit gesorgt, aber weil Sie hier das traditionelle Instrumentarium verwendet haben, galt das Werk nicht als Avantgarde. Hat Sie das gestört? Wie man wahrgenommen wird, hat man nicht in der Hand. In dem einen Konzert sitzen Abonnenten und finden alles furchtbar, in einem anderen Konzert sitzen Avantgardisten und finden alles furchtbar. Im nächsten Konzert sitzen gemischt Abonnenten und Avantgardisten und finden alles furchtbar. Hinzu kommt der Vorbehalt: Was will denn der, der Jungspund? Das habe ich damals sehr gespürt.
»Etwas zu beginnen und zu beenden, das ist das Schwierigste.«
Ihre Wirkung hatte viel mit Ihrem Alter zu tun?
Sie hatte mit dem Alter zu tun und auch mit meiner Haltung. Ich habe komponiert und mich nicht dafür entschuldigt. »Oh, tut mir leid, das ist leider schön geworden. Tut mir leid, das ist leider hässlich geworden.«
Ich habe die Musik dem Furor der bereitstehenden Kategorisierungen überantwortet und abgewartet, was dann noch bleibt.
Sind Sie ein Einzelgänger?
Ja. Ich eigne mich nicht zum Heerführer. Ich bin nicht jemand, der eine Anhängerschar hinter sich versammelt. Ich bin immer Privatmann gewesen und habe immer auf die Entscheidungen meiner Intuition hören dürfen.
Wolfgang Rihms Werke stehen seit Ende der 1970er-Jahre regelmäßig auf den Programmen der Berliner Philharmoniker. Das Foto zeigt ihn im Februar 1993 nach einer Aufführung seiner Hölderlin-Fragmente.
»Ich eigne mich nicht zum Heerführer. Ich bin nicht jemand, der eine Anhängerschar hinter sich versammelt.«
Es gibt einen weiteren Bereich, wo Sie aus Ihrem Umfeld herausfallen. Die 70er-Jahre waren eine hoch politisierte Zeit. Komponisten, die Ihnen nahestanden, wie Hans Werner Henze oder Luigi Nono, haben sich für die Revolution eingesetzt. Das haben Sie nicht gemacht. Wie war es, als eher unpolitischer Komponist wahrgenommen zu werden?
Allein die Bezeichnung »politischer Komponist« empfand ich einerseits wie eine Contradictio in Adjecto, andererseits wie eine Tautologie. Natürlich ist man, wenn man sich künstlerisch äußert und in eine Öffentlichkeit hineinspricht, immer politisch. Und natürlich war ich froh, dass mit meiner Musik keine faschistischen Aufläufe untermauert werden konnten.
Finden Sie es wichtiger, menschliche statt politische Musik zu schreiben?
Was ist menschliche Musik? Die ganze Musik ist immer menschlich. Es gibt ohne Menschen keine Musik. Es gibt Musik, die tut so, als wäre sie nicht menschlich. Sei es, dass sie so tut, als sei sie im Besitz der moralischen Höherwertigkeit, oder sei es, dass sie so tut, als sei sie von irgendeinem Stern gefallen. Das sind alles Hilfskonstruktionen für aufgelassene Verantwortung. Musik ist etwas ganz Menschliches, etwas Urmenschliches.
Sie erwähnten vorhin, man habe Ihren Werken den Vorwurf der Schönheit gemacht. Wie stehen Sie generell zur Schönheit in der zeitgenössischen Musik? Das ist nichts, was ich anstrebe. Ich strebe auch keine hässliche Musik an, vielleicht strebe ich überhaupt keine Musik an, sondern nur eine Haltung zu den Dingen, eine Geöffnetheit.
Man kann in Ihrer Musik öfter eine Abfolge von Schönheit und Verstörung wahrnehmen. Ähnlich wie bei Schubert, wo man aus Ländler-Herrlichkeit unvermittelt in Abgründe stürzt.
Das ist sicher eine Haltung, die mir menschlich entspricht und die momentweise hervordringt. Zur Schönheit vor allem gehört das reflektierte Ende. Was macht denn die Schönheit aus? Dass sie mal nicht mehr sein könnte. Das macht wehmütig.
Wie viel vom Menschen Wolfgang Rihm ist in Ihrer Musik enthalten?
Ich glaube alles. Auch meine Ängste, meine Furcht und natürlich auch die Euphorie. Aber ich will meine Musik nicht belasten, indem ich sie mit solchen Vokabeln behänge.
Dann lassen Sie uns über Sie und die Berliner Philharmoniker sprechen. Das ist eine sehr langjährige Beziehung. Erinnern Sie sich, wie das Orchester 1977 zum ersten Mal eines Ihrer Werke aufgeführt hat? Das war Lichtzwang, dirigiert von Hans Werner Henze.
Daran erinnere ich mich sehr gut. Auch an den Konzertmeister Leon Spierer, der das Violinsolo mit einem Kontaktmikrofon spielen musste, weil ich den Orchestersatz in manchen Partien zu dicht und zu laut und zu aktiv komponiert hatte. Die Solovioline hatte es daher schwer sich durchzusetzen. Aber dann ist das Kontaktmikrofon heruntergefallen, und ich dachte: In Zukunft komponierst du solche Musik besser.
Welche weiteren Eindrücke von der Arbeit mit den Berliner Philharmonikern haben Sie im Gedächtnis? Ich erinnere mich gut an meine Gespräche mit [dem Intendanten] Wolfgang Stresemann, der eine Art Mentor für mich war und der meine Zweite Symphonie mit Václav Neumann als Dirigent aufs Programm gesetzt hat. Auch die Uraufführung meiner Dritten Symphonie hat er ermöglicht, die wegen ihrer Länge von über einer Stunde das einzige Stück des Programms war.
Konzerthinweis
• Do 12.09.24 20 Uhr
Fr 13.09.24 20 Uhr
Sa 14.09.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Wolfgang Rihm IN-SCHRIFT
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 5 B-Dur
Und viele weitere Werke sind gefolgt. Welche Erklärung für Ihre lange Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern haben Sie?
Das hatte immer mit Menschen zu tun. Claudio Abbado war hier sicher sehr wichtig. Der hatte ein gewisses Faible für meine Sachen und hat sie immer wieder aufs Programm gesetzt.
Und Ihre Beziehung zum Orchester?
Das waren immer individuelle Verbindungen. Ein Orchester ist ja nicht eine Masse, da gab es immer welche, zu denen ich eine gute Beziehung hatte. Weil sie in meiner Musik etwas erkannten, das sie mit ihren Vorstellungen von Kunst in Verbindung bringen konnten. Aber es gab auch sehr viel Ablehnung.
Woran hat die sich festgemacht?
Am gleichen. Was im einen Fall angezogen hat –nämlich eine gewisse Energetik, eine gewisse Intuition –, das hat im anderen Fall Furchtsamkeit erzeugt.
Aber innerhalb der zeitgenössischen Musik sind Sie doch mit Ihrem Klang dem Klang der Berliner Philharmoniker sehr nahe.
Das denke ich auch. Aber damals, als ich Mitte 20 war, haben das viele nicht so gesehen. Gegen die Uraufführung der Dritten Symphonie gab es viel Widerstand.
Das hat sich gewandelt. Sie sind 2024/25 Composer in Residence der Berliner Philharmoniker und die ganze Saison mit Ihrer Musik präsent. Da rundet sich eine Geschichte. Ja, es wird etwas weitergeführt.
die
Sie sind durchgehend in den Kammermusik-Reihen zu hören und die Berliner Philharmoniker spielen drei Ihrer Orchesterwerke: IN-SCHRIFT, Das Gehege und Transitus III. Werden mit den ausgewählten Werken bestimmte Facetten Ihres Schaffens beleuchtet? Ich möchte da nicht vorgreifen. Ich lasse das auf mich und die Hörer zukommen.
»Die ganze Musik ist immer menschlich. Es gibt ohne Menschen keine Musik.«
Wie ist es überhaupt, wenn Sie heute Ihr Gesamtschaffen mit seinen hunderten, sehr vielfältigen Werken überblicken. Erkennen Sie Strukturen? Oder ist dieser Korpus insgesamt ungeordnet? Er setzt immer wieder Referenzen. Ich gehe mit vielem wieder zurück zu anderem, vor zu anderem, binde etwas ein, verlasse etwas, konfrontiere es mit Neuem. Das ist dann kein Selbstzitat, sondern eine Selbstbegegnung. So entsteht eine geschichtete Form, die etwas fast Geologisches hat.
Sie haben ein gewaltiges Œuvre geschaffen, viele Ihrer Werke sind ins Repertoire eingegangen. Eigentlich könnten Sie zufrieden sein. Oder ist Zufriedenheit etwas Unkünstlerisches? Ich bin zufrieden. Auf eine unzufriedene Art.
Tobias Möller ist Redaktionsleiter der Stiftung Berliner Philharmoniker.
Anfang März 1996 spielten
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Claudio Abbado die deutsche Erstaufführung von Wolfgang Rihms Werk IN-SCHRIFT.
Das Education-Programm der Berliner Philharmoniker
Mehr als 20 Jahre voller Musik, Emotionen und Begegnungen
Möglichst viele Menschen für klassische Musik zu begeistern – egal, welchen Alters und welcher Herkunft: Diese Vision hatten die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Sir Simon Rattle, als sie 2002 ihr Education-Programm initiierten. Die Deutsche Bank erkannte die gesellschaftliche Relevanz der Idee und ermöglichte, dass aus dieser Vision Realität wurde. Heute kann das Education-Programm der Berliner Philharmoniker auf eine große Erfolgsgeschichte zurückblicken: Mit seinen verschiedenen Angeboten, angefangen von Familien- und Mitmachkonzerten über Tanz- und Vokalhelden-Chorprojekte, kreative Workshops bis hin zum Kita-Programm KlangKids sowie Community- und Schulprojekten, hat es Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den Zugang zu klassischen Konzerten erleichtert und ihnen Wege zum aktiven Musizieren gezeigt.
Auch für den Chefdirigenten Kirill Petrenko ist das Education-Programm eine Herzensangelegenheit. In den von ihm moderierten Familienkonzerten will er das große und kleine Publikum mit seiner Begeisterung für die Musik anstecken.
Nach mehr als 20 Jahren gilt es aber auch, neue Formate der Education-Arbeit zu etablieren. Wie sieht die Musikvermittlung der Zukunft aus? Das ist eine der zentralen Fragen, die sich die Berliner Philharmoniker und die Deutsche Bank bei der Weiterentwicklung des EducationProgramms stellen. Wie lassen sich die sozialen Medien und digitale Angebote einsetzen, um junge Leute zu erreichen und ihr Interesse an klassischer Musik zu wecken? Unter dem Stichwort Sharing Music werden etablierte EducationKonzepte weitergedacht. Ein Anfang ist bereits gemacht mit der Filmreihe Close-up, die jeweils ein großes musikalisches Werk vorstellt und aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet. Chefdirigent Kirill Petrenko kommt hier ebenso zu Wort wie Jugendliche und Experten aus verschiedensten Bereichen.
Die Velo-Stage, ein Geschenk der Deutschen Bank zum 20. Geburtstag des Education-Programms, brachte schon vieles in Bewegung. Nun geht es weiter – in eine musikalisch inspirierte Zukunft, die die Berliner Philharmoniker und die Deutsche Bank gemeinsam gestalten wollen.
Mit dem Komponistenkollektiv »Groupe des Six« mischte sie in den 1920er-Jahren das französische Musikleben auf und geriet dennoch in Vergessenheit: Germaine Tailleferre.
Ende September spielen die Berliner Philharmoniker mit ihrer Soloharfenistin Marie-Pierre Langlamet das Concertino für Harfe und Orchester. Porträt eines bewegten Lebens.
»Helles Gesicht, lachendes Auge, das blonde Haar quer über die halbe Stirn: Sie war wirklich die ›Prinzessin der Six‹« – mit diesen Worten beschrieb eine Freundin Germaine Tailleferre. Und sie bemerkte weiter: »Uns anderen Frauen war es angenehm zu sehen, wie sich eine von uns so gut wie möglich emanzipierte.« Mit nicht einmal 30 Jahren zählte die Komponistin Germaine Tailleferre Anfang der 1920er-Jahre zu den Berühmtheiten des Pariser Musiklebens. Diesen Ruhm verdankte sie vor allem der Tatsache, dass sie der legendären »Groupe des Six« angehörte – als einzige Frau neben ihren männlichen Kollegen Darius Milhaud, Arthur Honegger, Francis Poulenc, Georges Auric und Louis Durey.
Musik als Lebensgefühl
Die »Groupe des Six«, die in der Rückschau als avantgardistische Reformbewegung der damaligen französischen Gegenwartsmusik erscheint, war eigentlich ein Zufallsprodukt. Ihre geistigen Väter: der Schriftsteller und Regisseur Jean Cocteau und der Komponist Erik Satie, die nach ästhetischen Gegenentwürfen zum Impressionismus und zur romantischen Musik, allen voran der Klangsprache Richard Wagners, suchten. Diese hielten sie für klanglich überfrachtet, verweichlicht, ausufernd, gefühlstriefend. Cocteau und Satie setzten auf sogenannte »Alltags-
musik«, Klänge, die sie auf der Straße, im Zirkus, im Varieté und in Jazzlokalen aufgeschnappt hatten. Sie propagierten knappe Formen und einen musikalischen Stil voller Witz und Ironie. Ihre Ansichten und Ideen begeisterten die junge Generation Musikschaffender. Satie hatte bereits ab 1917 unter dem Namen »Les Nouveaux Jeunes« (die neuen Jungen) eine Gruppe junger Komponistinnen und Komponisten um sich geschart, darunter Darius Milhaud und Germaine Tailleferre, beide Studierende des Pariser Konservatoriums.
Als Frau unter Männern
Germaine Tailleferre war damals bereits im Pariser Kulturleben bestens vernetzt – nicht nur im Bereich der Musik. Sie verkehrte in Künstlerkreisen um Emmanuel Centore, Guillaume Apollinaire, Marie Laurencin oder Pablo Picasso. Von Letzterem erhielt sie den Rat, ständig nach Neuem zu suchen und nicht auf bewährte »Rezepte« zu setzen. »Das war die beste Kompositionsstunde, die ich je bekommen habe«, meinte Germaine Tailleferre. Die jungen Künstlerinnen und Künstler trafen sich, tauschten sich aus, stellten ihre Arbeiten vor, amüsierten sich. Satie veranstaltete Bilder-Ausstellungen, zu denen die »neuen Jungen« ihre Kompositionen als Hintergrundmusik beisteuerten, als diskretes akustisches Interieur. Diese sogenannte
»musique d‘ameublement« war in Paris der letzte Schrei. Im Januar 1920 veröffentlichte ein Journalist über eines dieser Konzerte, das von fünf Komponisten und Germaine Tailleferre bestritten wurde, einen Artikel, der Aufsehen erregte: In diesem schrieb er – in Anspielung auf »les cinq Russes«, einer Vereinigung von fünf russischen Komponisten, auch bekannt als »das mächtige Häuflein« – von »les six Français«. Die »Groupe des Six« war geboren. Sie realisierte zwei Gruppenwerke, die große Beachtung fanden: das Album des Six , in dem jedes Mitglied ein Klavierstück veröffentlichte, und das Kollektivballett Les Mariés de la Tour Eiffel. Gleichwohl blieb die Gruppe als aktives Künstlerkollektiv nicht lange zusammen. Ihre Mitglieder gingen bald eigene künstlerische Wege, freundschaftlich fühlten sie sich allerdings ein Leben lang verbunden.
Aller Anfang ist schwer
Germaine Tailleferre, die 1892 als Tochter eines Weinhändlers in einem Pariser Vorort zur Welt kam, hatte kein leichtes Komponistinnenleben. Ihre musikalische Begabung zeigte sich schon früh. Bereits als Zweieinhalbjährige spielte sie Melodien auf ihrem Spielzeugklavier nach, mit acht Jahren schrieb sie ihre ersten Kompositionen, außerdem konnte sie gut malen und zeichnen. Von der Mutter in ihren künstlerischen Ambitionen
Von Nicole Restle
unterstützt, wollte der Vater ihr eine professionelle musikalische Ausbildung verwehren. Für ihn war das gleichbedeutend mit Prostitution. Germaine studierte heimlich, gewann am Pariser Konservatorium eine Auszeichnung nach der anderen – da konnte sich der Vater schließlich nicht mehr verweigern und erlaubte ihr das Studium, allerdings unter der Bedingung, dass sie selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen musste. Das notwendige Geld verdiente sie fortan mit Musikunterricht.
Erfolge und Niederlagen
Zu Beginn der 1920er-Jahre stellten sich auch die ersten Erfolge als Komponistin ein. Ihre klare, frische, elegante Klangsprache passte zum damaligen Lebensgefühl und entsprach ganz der neoklassizistischen Ästhetik, die in jener Zeit aufkam. Ihre Kompositionen wirkten modern, sachlich, aber gleichzeitig unbeschwert, schwebend und voller französischem Esprit. Igor Strawinsky und Maurice Ravel, mit denen sie befreundet
war, schätzten ihr handwerkliches Können, ihren Sinn für Proportionen und ihren sicheren musikalischen Instinkt. 1925 ging Germaine Tailleferre nach Amerika. Dort befreundete sie sich mit Charlie Chaplin, mit dem sie am Klavier improvisierte. Trotz erfolgreicher Konzertauftritte erfüllte sich ihre Hoffnung auf eine feste Anstellung an einer amerikanischen Hochschule nicht. Stattdessen heiratete sie einen bekannten amerikanischen Karikaturisten. Diese Ehe und auch die folgende mit einem Rechtsanwalt, die sie nach ihrer Rückkehr nach Frankreich einging, gestalteten sich nicht glücklich. Beide Männer waren auf die künstlerischen Erfolge ihrer Frau eifersüchtig und versuchten sie am Komponieren zu hindern. Wie die Komponistin später bekannte, hatte sie vor allem geheiratet, um materiell abgesichert zu sein. Wirklich frei fühlte sich Germaine Tailleferre erst nach der Scheidung von ihrem zweiten Mann in den 1950er-Jahren. Ein wahrer Schaffensrausch folgte. Allerdings hatte sich die musikalische Ästhetik mittlerweile weiterentwickelt, serielle Techniken
Germaine Tailleferre war als einzige Frau Mitglied der Pariser Künstlergruppe »Les Six«: (v. l. n. r.) Darius Milhaud, Georges Auric, Arthur Honegger, Germaine Tailleferre, Francis Poulenc, Louis Durey und am Flügel Jean Cocteau; 1955.
und elektronische Musik kamen in Mode. Mit beiden konnte sich die Komponistin, die dem Neoklassizismus verhaftet blieb, nicht anfreunden. Um finanziell über die Runden zu kommen, schrieb sie Musik für Hörspiele und Filme und arbeitete zeitweise sogar als Möbelrestauratorin und Malerin. Sie trat als Liedbegleiterin auf, unterrichtete Klavier und nahm als 84-Jährige noch eine Stelle als Musiklehrerin an einem Gymnasium an.
Als Germaine Tailleferre 1983 im Alter von 91 Jahren und mit späten Ehrungen ausgezeichnet starb, hinterließ sie ein Œuvre von fast 300 Werken: Klavier- und Kammermusik in unterschiedlichsten Besetzungen, symphonische Werke, Vokalmusik, Ballette und andere Bühnenwerke. Zu ihren bekanntesten Kompositionen zählen Jeux de plein air für zwei Klaviere, das Klavierkonzert D-Dur, die Six Chansons françaises sowie das Concertino für Harfe und Orchester. Der Nimbus, die einzige Frau der »Groupe des Six« zu sein, erwies sich als Segen und Fluch zugleich. Zum einen erlangte sie durch die Gruppe frühen Ruhm, zum anderen stand sie stets im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Das lag unter anderem auch daran, dass die Komponistin, obwohl ihre Musik geschätzt und anerkannt wurde, zeitlebens mit Schüchternheit und mangelndem Selbstvertrauen kämpfte. Ihr fehlte das Talent, die eigene Musik gewinnbringend zu vermarkten. In der musikwissenschaftlichen Literatur wird sie deswegen nicht nur als »Prinzessin«, sondern auch als »Mauerblümchen« der Gruppe bezeichnet. Immerhin gelang es ihr, ihren künstlerischen Weg zu gehen – in einer Zeit, in der es für eine Frau nicht selbstverständlich war, Komponistin von Beruf zu sein.
Nicole Restle ist Redakteurin des Magazins Phil
• Do 26.09.24 20 Uhr
Fr 27.09.24 20 Uhr
Sa 28.09.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Juanjo Mena Dirigent
Marie-Pierre Langlamet Harfe
Rundfunkchor Berlin
Gabriel Pierne Ramuntcho, Ouverture sur des themes populaires basques
Germaine Tailleferre
Concertino für Harfe und Orchester
Maurice Ravel
Daphnis et Chloé, vollständige Ballettmusik
Germaine Tailleferres Leben war von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Das Foto zeigt sie 1960 am Flügel in ihrer Pariser Wohnung.
Das Wunder von Mailand
Er
ist Pianist, Komponist, Romanautor, Radiomoderator und Gastgeber einer Fernsehshow. Die Rede ist von Stefano Bollani. Ende September ist der faszinierende Alleskönner zum dritten Mal bei Jazz at Berlin Philharmonic zu Gast. Man darf gespannt sein, was er sich dieses Mal für sein Berliner Publikum einfallen lässt.
Von Oliver Hochkeppel
Ein neues »Wunder von Mailand« hat man ihn schon vor Jahren genannt, in Anspielung auf den berühmten Film von Vittorio De Sica. Ein bewundernswerter Musiker ist Stefano Bollani auf jeden Fall, und, nach seinem Mentor Enrico Rava, vermutlich der bekannteste italienische Jazzer. Wobei Bollani das Jazz-Genre seit jeher weit aufgesprengt und sich selbst schon in vielen Fächern und Rollen ausprobiert hat, solo, mit Band, Big Band oder Symphonieorchester, von Klassik bis Pop, von der Theatermusik bis zum Filmscore, als Radio- und Fernsehmoderator wie als Schriftsteller. Wie ausgezeichnet er sich darauf versteht, Klangräume zu eröffnen und sein Publikum damit zu überraschen und zu bezaubern, konnte man auch schon mehrfach bei Jazz at Berlin Philharmonic erleben. Im September wird er wieder hier zu Gast sein, der inzwischen 51-Jährige, den man auch in die Kategorie der Wunderkinder einordnen kann.
Mit sechs Jahren begann Bollani, Klavier zu spielen. Schnell wurde sein außergewöhnliches Talent offenbar, mit 15 startete er seine Karriere als Berufsmusiker, nicht ohne parallel dazu ein klassisches Klavierstudium am Konservatorium von Florenz zu absolvieren und im Alter von 21 Jahren mit Auszeichnung abzuschließen. Zuvor hatte er sich schon vorwiegend dem Jazz zugewandt. Entscheidend war da die Begegnung mit Enrico Rava, dem heute 84-jährigen Trompeter und Granden der italienischen Jazzszene, der sein Mentor wurde. Aus der 1996 begonnenen Zusammenarbeit gingen 15 Alben hervor, darunter The Third Man, Shades of Chet und New York Days mit den US-Größen Mark Turner, Larry Grenadier und Paul Motian oder auch Tati, eine Hommage an den großen französischen Komiker.
Freilich war das nur der Ausgangspunkt für Bollanis nahezu unglaublich opulentes Schaffen. Mal spielte er
mit Größen des Modern Jazz wie Lee Konitz, Uri Caine, John Abercrombie, Chick Corea oder Pat Metheny, mal mit Vertretern der französischen Avantgarde wie Michel Portal oder Martial Solal, mal mit Freejazzern wie Han Bennink, mal mit Weltmusikern wie Caetano Veloso, Richard Galliano oder Gato Barbieri. Mit dem Bassisten Jesper Bodilsen und dem Schlagzeuger Morten Lund hat Bollani seit Jahrzehnten ein »Danish Trio«. Zu den außergewöhnlichsten Konstellationen gehören seine Zusammenarbeit mit der Sängerin Sainkho Namtchylak oder mit dem französischen Komponisten und Produzenten Hector Zazou, der ihn für ein Album mit so unterschiedlichen Gästen wie Laurie Anderson, Jane Birkin und Ryūichi Sakamoto zusammenspannte. Von den vielen Auftritten als Begleiter abgesehen, hat Bollani seit seinem Debüt Gnòsi delle fànfole 1998 (ein Album mit dem Liedermacher Massimo Altomare über Gedichte von Fosco Maraini) mehr als 50 eigene Alben eingespielt, für so renommierte Plattenfirmen wie Label Bleu, Decca, Verve, ECM, ACT, Alobar und zuletzt Sony Music.
Nicht nur diese Produktivität, auch die Bandbreite ist einmalig. Francis Poulencs Les Animaux modèles hat Bollani ebenso klassisch eingespielt wie Gershwins Rhapsody in Blue. Vom ganz frühen Mambo Italiano und einer von Ellington inspirierten Black And Tan Fantasy reicht der Bogen über das Balladenalbum I’m in the Mood for Love oder die Sounds of the '30s bis zum kunterbunten, zum 50. Geburtstag des Instruments auf einem Fender Rhodes E-Piano eingespielten Arrivano Gli Alieni (Die Aliens kommen). Dort finden sich Stücke zu Nanotechnologie, Acid-Trips und Außerirdischen, aber auch die Samba-Hymne Aquarela do brasil, Harry Belafontes Calypso-Hit Matilda oder Horace Silvers grooviges The Preacher. Auch dem ähnlich eklektizistischen Freigeist Frank Zappa hat Bollani mit Sheik Yer Zappa bereits einmal seine Reverenz erwiesen.
Konzerthinweis
• Mi 25.09.24 20 Uhr Kammermusiksaal
Jazz at Berlin Philharmonic
Stefano Bollani Klavier und Leitung
Gabriele Mirabassi Klarinette
Matteo Mancuso Gitarre
Luca Aquino Trompete und Flügelhorn
Valentina Cenni Gesang
Italienische Nacht
Kuratiert von Siggi Loch
Als würde all das nicht reichen, arbeitet Bollani auch noch viel fürs Theater (als Komponist wie als musikalischer Darsteller), fürs Ballett und für den Film – sein Soundtrack für Carosello Carosone bekam 2021 den »Nastro d’Argento«, den italienischen Oscar. Er schrieb zwei Bücher über Musik, einen Roman und zahlreiche Vorworte für Bücher von Autoren wie George Martin, Tom Robbins oder Robert Anton Wilson. Seit vielen Jahren ist er Host einer Sendung auf Rai Radio 3 sowie Gastgeber seiner sehr erfolgreichen Fernsehshow »Sostiene Bollani« und der siebenteiligen Late-Night-Show »L’importante è avere un piano«. Alles zusammen ein Œuvre, das Bollani nicht nur zahlreiche Auszeichnungen – vom HansKoller-Preis oder dem Echo Jazz bis zum japanischen New Star Award (den er als erster Nichtamerikaner überhaupt erhielt) – eingetragen hat, sondern auch den Komtur des Verdienstordens der Republik Italien; darüber hinaus wurde er zum Ehrenbürger von Neapel und zum Ehrendoktor des legendären Berklee College of Music in Boston ernannt. Last, but not least ist Bollani seit 2009 die Vorlage für eine Comic-Figur in der italienischen Ausgabe von Disneys Micky-MausMagazin.
Letzteres freut Bollani sicher besonders, denn zumeist ist das, was er anpackt, nicht nur hochmusikalisch und geistreich, sondern auch humorvoll. Ist es doch immer sein Ziel, das Publikum nicht nur zu bespielen, sondern zu überraschen, aus der Reserve zu locken und zu unterhalten. Bezeugen können das auch Stammgäste der Philharmonie Berlin, denn sie führte Bollani bereits durch zwei ganz unterschiedliche »Italienische Nächte«. Bei »Mediterraneo« schlug er mit seinem »Danish Trio«, dem Akkordeonisten Vincent Peirani und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker unter der Leitung
Nicht nur seine Produktivität, auch die künstlerische Bandbreite ist einmalig.
von Geir Lysne den Bogen der italienischen Musik von Monteverdi, Rossini und Puccini bis zu Ennio Morricone, Nino Rota oder Paolo Conte (bei dem er in jungen Jahren ebenfalls schon gespielt hatte). Unter dem Titel »Veneziana« durfte man schließlich im vergangenen Jahr Bollanis musikalische Verbeugung vor der »Serenissima« genießen, die er gemeinsam mit Iiro Rantala in Szene setzte.
Jetzt kommt bei der nächsten »Italienischen Nacht« eine neue Ausgabe von Bollanis jazzigen ItalienReisen mit allerhand Abstechern, Anspielungen und Ausflügen in den Kammermusiksaal. Und es geht noch mediterraner zu, denn diesmal sind alle Mitstreiter aus Italien. Mit dem Klarinettisten Gabriele Mirabassi, dem Gitarristen Matteo Mancuso und dem Trompeter Luca Aquino bilden drei der profiliertesten Vertreter ihrer Instrumente eine famose Band. Vor allem aber tritt diesmal auch der Gesang in den Vordergrund, ohne den die italienische Musik ja eigentlich gar nicht denkbar ist. Valentina Cenni wird dafür mit außergewöhnlicher Präsenz sorgen, ist sie doch zuallererst eine erfolgreiche Schauspielerin und Tänzerin. Bollani und Cenni lernten sich 2015 kennen, als sie gemeinsam das Theaterstück La regina Dada schrieben und aufführten. Wenig später wurde Cenni Bollanis Frau. Seitdem haben die beiden einige Projekte konzipiert, unter anderem gemeinsame Radio- und TV-Shows. Nun geht es also zusammen durch eine italienische Nacht voller Sehnsucht, Leidenschaft und Überraschungen. Mit bekannten Melodien, einfallsreichen Arrangements und virtuosen Improvisationen. Wie man es vom »Wunder von Mailand« gewohnt ist.
Oliver Hochkeppel ist Kulturjournalist bei der Süddeutschen Zeitung.
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Von Bjørn Woll
Die
Weltbürgerin
Heute Oper, morgen Tango, übermorgen Alte Musik: Fatma Said ist eine musikalische Kosmopolitin, schlüpft mit traumwandlerischer Sicherheit in die unterschiedlichsten Rollen und singt in fünf Sprachen.
Ende Oktober gibt die ägyptische Sopranistin ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern.
Wenn man die Stimme von Fatma Said mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, wäre es vielleicht dieses: charmant – und beeindruckend wandlungsfähig. Ihr Sopran kann glitzern und funkeln, kennt aber auch die verschatteten melancholischen Zwischentöne. Außerdem gibt es in ihrem Gesang eine besondere emotionale Qualität, mit der sie nicht nur die Ohren, sondern auch das Herz des Publikums erreicht. Und ebenso wandlungsfähig wie ihre Stimme, ist ihr Repertoire: 2016 debütierte sie an der Mailänder Scala als Pamina in der Zauberflöte von Mozart, bis heute ein wichtiger Komponist für sie. In den letzten Jahren hat sie auch vermehrt Barock-Repertoire gesungen, z. B. Purcells Dido and Aeneas mit Mezzo-Star Joyce DiDonato oder Pergolesis Stabat Mater mit dem Countertenor-Überflieger Jakub Józef Orliński. »In diese Richtung möchte ich gerne noch weitergehen, weil ich merke, dass es meiner Stimme guttut«, sagt sie über die Ausflüge in die Alte Musik. »Am wohlsten fühle ich mich aber, wenn ich Liederabende singe«, bekennt sie, »das liegt mir sehr am Herzen.« Hier betört sie in Ravels lockend-exotischen Gesängen aus Shéhérazade oder beeindruckt mit einer blitzsauberen Aussprache in Liedern von Schumann oder Schubert.
Was bisher nach einer ziemlich normalen Sängerinnenkarriere klingt, ist im Fall der 1991 in Kairo geborenen Sopranistin allerdings keine Selbstverständlichkeit. Denn Ägypten ist nicht gerade als Hotspot für klassische Musik bekannt. Mit der kam Fatma Said erstmals auf der katholischen Mädchenschule in ihrer Heimatstadt in Berührung. »Weil es eine deutsche Schwesternschule war, gab es einen Schwerpunkt auf Musikunterricht«, erinnert sie sich. Noch als Schülerin nahm sie an »Jugend musiziert« teil, kam für den Bundeswettbewerb nach Deutschland und machte erste Schritte in Richtung einer professionellen Gesangslaufbahn. Ein Weg, bei dem sie von ihrem Vater, dem Oppositionspolitiker Ahmed Hassan Said, stets unterstützt wurde. Auch das ein Glücksfall, wie sie betont. In Berlin studierte sie dann Gesang bei Renate Faltin, mit der sie bis heute zusammenarbeitet. »Wenn ich neues Repertoire singe, suche ich noch heute Rat bei ihr, um bestimmte Sachen auch technisch mit ihr zu besprechen.« Wichtige Impulse hat sie außerdem von der legendären Julia Varady bekommen, die sie ermutigt hat, mehr Verdi und Puccini auszuprobieren. Bis heute pflegt sie aber auch ihr arabisches Erbe, kombiniert europäische Klassik ganz selbstverständlich mit ägyptischen Liedern. Zum Beispiel auf ihrem Debüt-Album El Nour, ein vokales Schmuckkästchen mit Liedern von 13 Komponisten aus drei Jahrhunderten. Damit gehört Fatma Said zu einer Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die sich in ihren Programmen selbstbewusst auch außerhalb des klassischen Kernrepertoires bewegen – mit Erfolg.
Konzerthinweis
• Do 31.10.24 20 Uhr
Fr 01.11.24 20 Uhr
Sa 02.11.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Giovanni Antonini Dirigent Fatma Said Sopran
Joseph Haydn
Symphonie Nr. 54 G-Dur
Arianna a Naxos, Kantate Hob. XXVIb:2
Symphonie Nr. 44 e-Moll »Trauersymphonie«
Wolfgang Amadeus Mozart Thamos, König in Ägypten KV 345: Zwischenaktmusiken
Ende des Jahres steht nun ein besonderer Termin im gut gefüllten Konzertkalender der Sopranistin, denn dann gibt sie ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Ein bisschen nervös sei sie schon, vor allem aber »freue ich mich riesig, denn es ist der Traum eines jeden Sängers, mit diesem Orchester auftreten zu können«. Haydns Kantate Arianna a Naxos steht dann auf dem Programm, unter der Leitung des Haydn-Experten Giovanni Antonini. Mit ihm hat Fatma Said bereits mehrfach zusammengearbeitet und bewundert vor allem die Kontrolle, die er über das Orchester hat. »Das ist wie Kammermusik auf höchstem Niveau«, schwärmt sie. »Er ist wie ein DJ, der an einem Pult steht, hier ein bisschen lauter dreht, dort ein bisschen leiser, mal das Tempo rausnimmt und dann wieder den Beat einsetzen lässt. Ich habe das Gefühl, er kann alles mit seinen Händen machen.«
Ein bisschen wird das Debüt bei den Philharmonikern auch ein Heimspiel für Fatma Said, die zwischen London und Berlin pendelt. »Für mich ist Berlin die Stadt in Europa, in der man alles sein kann, was man möchte. Ich fühle mich als Teil der Stadt, weil jeder so leben kann, wie er will. Diese Freiheit schätze ich sehr!«
Bjørn Woll ist freier Musikjournalist und Redakteur beim Magazin OPER!
Foto: James Bort
Als Juanjo Mena 2016 sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gab, dachten nicht wenige Zuhörerinnen und Zuhörer: Was für eine klangliche Delikatesse! Was für eine Transparenz! Wie macht er das? Sein Geheimnis: »Ich versuche mich immer genau an das zu halten, was in den Noten steht.« Ende September kehrt der spanische Dirigent zu den Philharmonikern zurück – und man darf gespannt sein. Ein Porträt.
Der Traum vom Klang
Von Harald Hodeige
Aller Anfang ist schwer. Dass Juanjo Mena heute zu den begehrtesten Dirigenten seiner Generation zählt, war ihm nicht in die Wiege gelegt: »In meiner Familie gab es da überhaupt keine Tradition. Ich hatte das Glück, dass ein Mann mit einer Flöte in meine Schule kam, als ich sieben Jahre alt war. Er hat mich gefragt, ob ich seine Töne nachsingen könne und ob ich im Chor singen wolle. So hat meine Karriere als Musiker angefangen. Genau wie die meines Bruders, der heute Countertenor ist, und die meiner Schwester, die Fagott und Klavier spielt.« Musik nahm in Menas Leben fortan immer größeren Raum ein: »Ich habe als Solist gesungen oder Instrumente gespielt, meistens Folkloreinstrumente, aber auch Klarinette, Flöte oder Klavier. Es waren einfache Sachen, aber ich gewöhnte mich daran, auf dieser Seite der Bühne zu stehen«.
Mit 16 dirigierte Mena seinen ersten Chor. Am Real Conservatorio Superior de Música de Madrid ging er bei Carmelo Bernaola in die Lehre, der ihn schließlich zum weiteren Studium zu Sergiu Celibidache schickte: »Das war eine harte Zeit. Es war immer intensiv und schwierig, wenn man in der Nähe von Celibidache war, sehr direkt und klar. Aber ich habe gelernt, dass es etwas gibt, das man eigentlich nicht lernen kann: nämlich die Fähigkeit, etwas zu erschaffen. Er war ein Zauberer des Klangs, es war unbeschreiblich, ihm beim Arbeiten zuzusehen. Das Wichtigste, was ich von ihm gelernt habe, ist, dass man träumen muss, wie etwas klingen soll. Und je mehr ich die besseren Orchester dirigieren durfte, desto wichtiger wurde dieser Aspekt der inneren Vorstellungskraft.«
1999 begann Mena seine Dirigentenlaufbahn als künstlerischer Leiter des Symphonieorchesters von Bilbao, und sein außergewöhnliches Talent erregte internationale Aufmerksamkeit, als er zum Ersten Gastdirigenten des Bergen Philharmonic Orchestra und des Orchestra del Teatro Carlo Felice in Genua ernannt wurde. Ab 2011 übernahm er dann für sieben Spielzeiten das BBC Philharmonic, mit dem er durch Europa und Asien tourte. Heute steht Juanjo Mena bei allen führenden Orchestern am Pult – bei den Berliner Philharmonikern gab er bereits im Mai 2016 sein gefeiertes Debüt: »eine wunderbare Erfahrung«. Ende September wird der spanische Maestro erneut an der Spree erwartet, dieses Mal mit einem französischen Programm voller Esprit.
Neben seiner Arbeit engagiert sich Juanjo Mena für die Förderung des musikalischen Nachwuchses. Sein Preisgeld, das er 2016 für den Premio Nacional de Música gewann, spendete er an Bildungsprojekte in seiner Heimat: »Wir haben viele Musikschulen und gute Konservatorien. Aber ich wollte dort unterstützen, wo auch ich herkomme, bei den Kinderchören und bei der Stimmbildung für alle. Am liebsten hätte ich so viel Geld, um Chorleiter für alle Schulen in Spanien bezahlen zu können, damit jedes Kind das erste natürliche Instrument, die eigene Stimme, erfahren kann und diese innere Vibration spürt und die Begeisterung beim gemeinsamen Singen. Ich finde es ungerecht, wenn Kinder das nicht schon von klein auf erleben dürfen.«
Harald Hodeige arbeitet als Redakteur, Autor und Einführungsreferent für Orchester, Konzerthäuser und Musikfestivals.
• Do 26.09.24 20 Uhr
Fr 27.09.24 20 Uhr
Sa 28.09.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Juanjo Mena Dirigent
Marie-Pierre Langlamet Harfe Rundfunkchor Berlin
Gabriel Pierne Ramuntcho, Ouverture sur des themes populaires basques Germaine Tailleferre Concertino für Harfe und Orchester
Maurice Ravel Daphnis et Chloé, vollständige Ballettmusik
schönen Die Dinge
Von Benedikt von Bernstorff
Die Berlin Phil Media GmbH, die Medienfirma der Berliner Philharmoniker, begeht 2024 gleich zwei Jubiläen: Die Digital Concert Hall feiert ihren fünfzehnten und das Label Berliner Philharmoniker Recordings seinen zehnten Geburtstag. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Olaf Maninger über visionären Mut, unternehmerische Eigenverantwortung und CDs, die nicht wie CDs aussehen.
Die Digital Concert Hall und das Label Berliner Philharmoniker Recordings, also das relativ neue Medium des Streamings und das traditionelle Aufnehmen auf physische Tonträger – wie verhalten sich diese beiden Unternehmungen zueinander?
Olaf Maninger: Für uns hat sich das Label aus zwei Gründen als eine Art logische Schlussfolgerung aus der Digital Concert Hall ergeben. Erstens sind CD-Aufnahmen im Verlauf der letzten 30 Jahre grundsätzlich sukzessive aus den Studios in die Konzertsäle gewandert. Man stellte fest, dass die Live-Atmosphäre – die Inspiration und die Energie, die auf der Bühne zwischen Dirigent, Orchester und Publikum entstehen – im Studio gar nicht hergestellt werden kann, und dass deshalb Live-Aufnahmen spannender sind. Da wir mit der Digital Concert Hall ohnehin immer drei Aufführungen eines Programms aufzeichnen, von denen die ersten beiden für die Regie- und Tonteams als Proben genutzt werden, hatten wir die besten Voraussetzungen, ein eigenes Label zu gründen. Der zweite Punkt: Schöne Ideen werden oft aus der Not geboren. So war es bei der Digital Concert Hall und so war es auch beim Label. Weil die öffentlich-rechtlichen TV-Sender immer weniger Sendezeit zur Verfügung stellten, war die mediale Präsenz der Berliner Philharmoniker in Gefahr. Es wurde immer schwieriger, klassische Musik im Fernsehen unterzubringen. Als ich vor 17 Jahren angefangen habe, als Verantwortlicher über dieses Thema nachzudenken, erwies sich die Digital Concert Hall als geeignetes Mittel, diese Präsenz zu sichern. Mit den CD-Aufnahmen war es fünf Jahre später eigentlich genauso. Es wurde deutlich, dass wir bei den Labels, mit denen wir damals Verträge hatten, das symphonische Repertoire gar nicht mehr aufnehmen konnten.
Welche Aufnahmen haben sich die Labels denn gewünscht?
Sie wollten Produktionen mit den großen Stars der Welt …
… oder vielleicht so Populäres wie Carl Orffs
Carmina Burana …
Carmina Burana, ja, oder Tschaikowskys Nussknacker Aber Schumann-Symphonien zum Beispiel waren
unvorstellbar geworden. Die Labels haben uns gesagt, dass dieses Repertoire nicht mehr interessant sei, es würde wie Blei in den Regalen liegen, weil sich niemand mehr für diese Musik interessiere. Da haben wir gedacht: Gut, schauen wir mal, ob das stimmt, und haben die Aufnahmen kurzerhand selbst gemacht. Damit begann 2014 also die Geschichte unseres eigenen Labels.
War die Emanzipation von Plattenfirmen wie der Deutschen Grammophon oder EMI, mit denen die Berliner Philharmoniker jahrzehntelang gearbeitet haben, auch ein schmerzhafter Prozess?
Der Abschied war einerseits schmerzhaft, weil wir die Sicherheit und Planbarkeit verloren haben, die diese Verträge boten. Auf der anderen Seite haben wir unglaublich viel gewonnen: absolute Souveränität, Eigenverantwortung und Flexibilität in dem, was wir tun – eine Freiheit also, die mit Geld gar nicht aufzuwiegen ist.
Die Veröffentlichungen von Berliner Philharmoniker Recordings unterscheiden sich stark von traditionellen CD-Produktionen. Welcher Gedanke steckt dahinter?
Wir haben alle Gegebenheiten, die auf dem CD-Markt in dieser Zeit erkennbar waren, auf den Prüfstand gestellt und versucht, völlig neu zu denken. Das hat uns am Anfang auch Spott und Häme eingetragen. Wir haben gesagt, wir möchten etwas produzieren, das gar nicht wie eine CD aussieht, das hochpreisig ist und alles enthält, was wir technisch anzubieten haben: CDs in hochauflösender Audioqualität, ein Download-Code, eine Blu-ray mit den Videoaufnahmen aus der Digital Concert Hall sowie für diese einen 7-Tage-Zugang. Statt des traditionellen Booklets sollten diese Editionen ein richtiges Buch beinhalten. Sehr wichtig war uns von Anfang an die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern, die das Design der Boxen gestalten. Zudem haben wir das Format komplett verändert. In Rezensionen hieß es oft: »Das ist ein sehr schönes Produkt, aber es passt in kein CD-Regal.« Doch wir haben schon damals geglaubt, dass CD-Regale in fünf Jahren gar nicht mehr so relevant sein würden. Und die Zeit hat uns recht gegeben.
CDs für den Coffee table sozusagen? Ja, oder für das Bücherregal.
Es ist ja ein grundsätzliches Problem digitaler Produkte, dass sie sich nicht als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum oder für das Regal eignen. Betont das Label deshalb besonders den Objektcharakter seiner Editionen?
Unsere Boxen sollen schöne Produkte sein – gerade auch durch die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden wie Thomas Struth, Thomas Demand, Jorinde Voigt oder Wolfgang Tillmans. So wie die Musik vom Orchester mit viel Liebe gespielt wird, sollen auch unsere Editionen mit größtmöglicher Liebe gestaltet sein.
Sir Simon Rattle dirigierte gern komplette Symphonie-Zyklen innerhalb einer Saison oder sogar weniger Tage. So ergaben sich Veröffentlichungen wie die Schumann-, Beethoven- oder Sibelius-Editionen wie von selbst. Kirill Petrenko widmet sich einzelnen Komponisten auch sehr intensiv, disponiert aber längerfristig und dirigiert manchmal pro Saison nur ein Werk von Symphonikern wie Mahler oder Beethoven. Hat sich die Publikationsstrategie dem neuen Chefdirigenten angepasst?
Sie hat sich sehr verändert. Unsere erste Edition mit Kirill Petrenko umfasste die wichtigsten Werke, die wir in den ersten Saisons unter seiner Leitung gespielt haben. Sie stellt seine persönliche musikalische Welt vor und zeigt ein sehr breites Spektrum. Besonders spannend finden wir für die Zukunft Komponisten-Porträts mit ausgewählten Werken, zum Beispiel von Josef Suk, Arnold Schönberg oder Erich Wolfgang Korngold, die Kirill Petrenko sehr wichtig sind. Die Symphonie-Zyklen bleiben uns daneben erhalten. Wir realisieren sie aber inzwischen – wie bei Mahler und Bruckner – nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Dirigenten.
Was sind die nächsten Projekte des Labels?
Im Zentrum steht natürlich weiterhin unsere Zusammenarbeit mit Kirill Petrenko. Daneben bringen wir gerade eine neue Digital-Serie mit Aufnahmen von Solistinnen und Solisten aus dem Orchester heraus, um uns etwas von den Formatzwängen zu entlasten, die ein physisches Editionsprojekt mit sich bringt. Hierbei handelt es sich um Veröffentlichungen des Labels mit Covergestaltung und Booklet, die nur digital angeboten werden. Bei unserem aktuellen Album Rachmaninoff 150 mit Kirill Gerstein ist das physische Produkt bereits dem digitalen untergeordnet. Der Erfolg des Projekts hat uns Mut gemacht, diesen Weg weiterzugehen.
Auch hier geht es eher um eine Verzweigung der Medien als um die Ablösung eines Mediums durch ein neues, oder?
Die Berliner Philharmoniker haben in ihrer Medienphilosophie immer auf Verzweigung statt auf Ersatz gesetzt. Sobald man verzweigt, ergibt sich die Möglichkeit, sich zu gegebener Zeit auf den stärkeren Ast zu konzentrieren, ohne dass man alle anderen abschlagen müsste. Eine CD oder eine LP haben genau wie das Live-Konzert oder eine Kino-Übertragung einen Wert an sich. Bei uns ist es so, dass wir im Unterschied zu praktisch allen anderen Labels mindestens gleichermaßen »liebhaberisch« und kommerziell agieren. Wir wollen die schönen Dinge beibehalten, solange sie sinnvoll und realisierbar sind. Das Label ist ebenso wie die Digital Concert Hall dafür da, diese schönen Dinge zu ermöglichen.
berliner-philharmoniker-recordings.com
Benedikt von Bernstorff lebt als freier Autor und Dramaturg in Berlin.
Olaf Maninger ist Solocellist der Berliner Philharmoniker und Geschäftsführer der Berlin Phil Media GmbH
Die Berliner Philharmoniker spielen Sergej Rachmaninow
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Kirill Gerstein Klavier
Sergej Rachmaninow
Symphonie Nr. 2
Die Toteninsel
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2
Symphonische Tänze
Auf 2 CD und Blu-ray
Erhältlich auf berliner-philharmoniker-recordings.com und im Shop der Philharmonie Berlin
10 Jahre
Berliner Philharmoniker Recordings
Amériques
Musikfest
Berlin
Am 24. August 2024 startet das Berliner Konzertleben mit der 20. Ausgabe des Musikfest Berlin in die neue Spielzeit, veranstaltet von den Berliner Festspielen in Kooperation mit der Stiftung Berliner Philharmoniker. Bis zum 18. September werden in rund 40 Veranstaltungen über 160 Werke von mehr als 80 Komponistinnen und Komponisten präsentiert – in der Philharmonie, im Kammermusiksaal, im Konzerthaus Berlin und in der St. Matthäus-Kirche –, aufgeführt von 30 Klangkörpern und rund 60 Solistinnen und Solisten des internationalen und Berliner Musiklebens.
Von Harald Hodeige
Mit Amériques ist das Musikfest Berlin 2024 überschrieben. Es lädt dazu ein, die Musik der vielen »Amerikas«, der drei Teile des amerikanischen Doppelkontinents, zu erkunden. Der Titel ist angelehnt an das 1921 entstandene Orchesterstück von Edgard Varèse, das die Utopie der unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten der Neuen Welt mit damals aktuellen und noch ungehörten Klängen musikalisch erleb- und fassbar zu machen suchte. In wohl keinem anderen Land entwickelten sich im 20. Jahrhundert neue Musikströmungen so vielfältig und weit verzweigt wie in den Vereinigten Staaten, wo die Grenzen zwischen Kunstmusik, populären Musikstilen und experimenteller Avantgarde frühzeitig durchlässig wurden. Diese Stilvielfalt auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, wäre im Gegensatz zu den musikalischen Spielarten Europas schwierig – zu disparat ist das Bild, das sich hier ergibt, und zu stark waren die Anfänge von den Vorbildern aus der »alten« Welt beeinflusst.
Charles Ives, dessen 150. Geburtstag und 70. Todestag die Musikwelt 2024 feiert, kam mit leidenschaftlicher Experimentier- und Abenteuerlust frühzeitig der Forderung von Ralph Waldo Emerson nach, »eine Unabhängigkeitserklärung in der [US-amerikanischen] Kunst zu formulieren«, wenngleich es lange brauchte, bis sein Schaffen »entdeckt« wurde. Heute gilt Ives, der ungeachtet der vielen Hymnen und patriotischen Gesänge, die in seinen Werken anklingen, erklärtermaßen »eher der Natur als dem Hurrapatriotismus« nahestand, als Gründervater und erste Hauptfigur einer originären und sich vom alten Europa unabhängig verstehenden Kunstmusik der nordamerikanischen Moderne.
Am Eröffnungstag des Musikfest Berlin lässt das São Paulo Symphony Orchestra mit Werken von Ives, VillaLobos und Ginastera (und dem titelgebenden VarèseWerk Amériques) die süd- auf die nordamerikanische Moderne treffen, während im anschließenden LateNight-Konzert die Big Band des Orchesters sich der »Música Popular Brasileira« widmet. Gegen Ende des Festivals ist zudem die Big Band der Deutschen Oper Berlin zu erleben – mit einem Abend, der Duke Ellington gewidmet ist, von dem unzählige Hits ins Jazz-Standardrepertoire eingegangen sind.
Das Programm der diesjährigen 20. Ausgabe des Musikfest Berlin berücksichtigt insbesondere auch Werke amerikanischer Komponistinnen und so steht eine weitere bemerkenswerte Pioniergestalt der Neuen Welt im Fokus: Ruth Crawford Seeger, die als erste Frau ein Guggenheim-Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt in Europa erhielt, wo sie bekannte Größen wie Berg, Bartók, Hauer, Honegger, Roussel und Nadia Boulanger traf. Das Ensemble Modern präsentiert das hochexpressive Gesamtschaffen dieser amerikanischen Pionierin in drei Konzerten, kombiniert mit Werken von Johanna Beyer (1888 in Leipzig geboren und 1923 in die USA emigriert), der in Kuba geborenen Grande Dame der amerikanischen Moderne Tania León und der aus dem kalifornischen San Diego stammenden Katherine Balch, von der die Uraufführung einer musikalischen Reflexion über Ives’ Central Park in the Dark auf dem Programm steht. Beim Gastspiel des Cleveland Orchestra ist die deutsche Erstaufführung des Orchesterstücks Can you see? von Allison LogginsHull zu hören – düstere Betrachtungen über das Star Spangled Banner, die offizielle Nationalhymne der USA –,
Konzerthinweis
• Do 12.09.24 20 Uhr
Fr 13.09.24 20 Uhr
Sa 14.09.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Wolfgang Rihm IN-SCHRIFT
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 5 B-Dur
und im ersten Konzert der Berliner Philharmoniker das vom Chicago Symphony Orchestra in Auftrag gegebene Lamento Orpheus undone von Missy Mazzoli, die von Musical America 2022 als »Composer of the Year« ausgezeichnet wurde.
Die sogenannte »Entdeckung« Amerikas ist zugleich ein Menschheitsverbrechen. Zum Austragungsort gehört neben den Kontinenten auch der Atlantik mit dem grausamen Sklavenhandel im Dreieck zwischen Europa, Afrika und den »Amerikas«, der die Welt geprägt hat – und die Musikgeschichte nachhaltig verändert. Unter dem Titel »Un mar de músicas« widmet sich der Grand Seigneur der historischen Aufführungspraxis Jordi Savall gemeinsam mit seinen Formationen Tembembe Ensamble Continuo, La Capella Reial de Catalunya, Hespèrion XXI und Gästen aus Guinea, Kuba, Haiti, Brasilien, Mali, Venezuela und Mexiko einer Hommage an die mehr als 25 Millionen Menschen, die in fast vier Jahrhunderten versklavt wurden: ein klingender Dialog zwischen der afrikanischen, amerikanischen und karibischen Musik im Gedenken an die vielen Opfer.
2024 feiert die internationale Musikwelt nicht nur den 150. Geburtstag von Charles Ives, sondern auch den von Arnold Schönberg. Neben seinem Gesamtwerk für Klavier solo, gespielt von Pierre-Laurent Aimard, und einem musikalisch-literarischen Schönberg/IvesProgramm, zusammengestellt von Stefan Litwin, sind unter anderem auch Schönbergs Orchesterlieder op. 22 zu hören, in denen die abgrundtiefe Trauer eines von Gott verlassenen lyrischen Ichs auf die Utopie einer besseren Welt trifft. Schönberg, der die »Sprache« der europäischen Kunstmusik von Grund auf veränderte, musste nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in die USA emigrieren, wo er sich in Los Angeles niederließ – mit George Gersh-
win als Nachbarn, dessen Musik er, wie die von Ives, sehr schätzte. Vor 100 Jahren komponierte George Gershwin sein bis heute wohl bekanntestes Stück, die Rhapsody in Blue mit dem aufheulenden Klarinettenglissando zu Beginn. Bei der Uraufführung saß Gershwin selbst am Klavier, beim Musikfest Berlin 2024 interpretiert Ausnahmepianist Conrad Tao das Stück mit dem Kansas City Symphony Orchestra, das seine erste Europatournee mit ihrem neuen Chefdirigenten Matthias Pintscher unternimmt.
Im abwechslungsreichen Programm des diesjährigen Musikfest Berlin ist auch ein breites Panorama europäischer Musik vertreten, das mit dem amerikanischen Fokus Amériques korrespondiert: von den großen Repertoire-Klassikern über Gustav Mahler und Antonín Dvořák (die beide in den USA tätig waren) bis hin zu Dmitri Schostakowitsch; von weiteren Jubilaren dieses Jahres – Anton Bruckner und Luigi Nono – bis zu den Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit wie Isabel Mundry, der ein Porträt von drei Konzerten gewidmet ist, Einojuhani Rautavaara oder Wolfgang Rihm mit seiner für die Philharmonie Berlin konzipierten Raumkomposition IN-SCHRIFT im zweiten Konzert der Berliner Philharmoniker. Im Gedenken an Kaija Saariaho wird ihr existenzielles Opus ultimum Hush (Schweigen) zu hören sein, ebenso wie Werke der jüngst verstorbenen Komponisten Peter Eötvös und Aribert Reimann.
Harald Hodeige arbeitet als Redakteur, Autor und Einführungsreferent für Orchester, Konzerthäuser und Musikfestivals.
Kirill Petrenko ist seit der Saison 2019/20 Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker
Sa, 24.8.
Sa, 24.8. Eröffnungstag
Eröffnungstag
São Paulo Symphony Orchestra
São Paulo Symphony Orchestra
Thierry Fischer, Leitung
Thierry Fischer, Leitung
Ives / Ginastera / Villa-Lobos / Varèse
Ives / Ginastera / Villa-Lobos / Varèse
São Paulo Big Band
São Paulo Big Band
Daniel D’Alcântara, Leitung
Daniel D’Alcântara, Leitung
Música Popular Brasileira
Música Popular Brasileira
Mo, 26.8.
Mo, 26.8.
The Cleveland Orchestra
The Cleveland Orchestra
Franz Welser-Möst, Leitung
Franz Welser-Möst, Leitung
Loggins-Hull/Adams/Prokofjew
Loggins-Hull/Adams/Prokofjew
Mi, 28.8.
Mi, 28.8.
Kansas City Symphony
Kansas City Symphony
Matthias Pintscher, Leitung
Matthias Pintscher, Leitung
Ives/Gershwin/Copland
Ives/Gershwin/Copland
Do, 29.8.
Do, 29.8.
Filarmonica della Scala
Filarmonica della Scala
Riccardo Chailly, Leitung
Riccardo Chailly, Leitung
Berio/Rihm/Ravel
Berio/Rihm/Ravel
Fr, 30.8.
Fr, 30.8.
Gustav Mahler Jugendorchester
Gustav Mahler Jugendorchester
Ingo Metzmacher, Leitung
Ingo Metzmacher, Leitung
Wagner/Nono/Bruckner
Wagner/Nono/Bruckner
Sa, 31.8.
Sa, 31.8.
Un mar de músicas
Jordi Savall, Leitung
Un mar de músicas Jordi Savall, Leitung
Einziges Gastspiel in Deutschland
Einziges Gastspiel in Deutschland
So, 1.9.
So, 1.9.
Oslo Philharmonic
Klaus Mäkelä, Leitung
Rautavaara/Saariaho/ Schostakowitsch
Oslo Philharmonic Klaus Mäkelä, Leitung Rautavaara/Saariaho/ Schostakowitsch
Di, 3.9. Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Di, 3.9. Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Sir Simon Rattle, Leitung
Hindemith/Zemlinksy/Mahler
Sir Simon Rattle, Leitung Hindemith/Zemlinksy/Mahler
So, 15.9.
So, 15.9.
Wiener Philharmoniker
Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Leitung
Christian Thielemann, Leitung
Schumann / Bruckner
Schumann / Bruckner
Der Geniestreich
Ferruccio Busonis Klavierkonzert op. 39 gehört zu den gewagtesten
Exemplaren dieser Gattung. Die Uraufführung im November 1904 empörte die Kritiker. Seit 1921 haben es die Berliner Philharmoniker nicht mehr gespielt, Mitte Oktober steht dieses überwältigende Werk nun endlich wieder auf dem Programm.
Von Volker Tarnow
Rubrik • Philharmonische Momente
Hat ihn der Größenwahn gepackt? Oder ist er nur maßlos unbescheiden? Oder einfach kein guter Komponist? Berlins Kritiker jedenfalls befanden einmütig: durchgefallen! Die Herren waren deutschlandweit gefürchtet, weil stramm konservativ. Für einen Feuergeist wie Ferruccio Busoni keine günstige Ausgangslage. Er überbot in seinem Concerto für Klavier und Orchester mit Männerchor die virtuose Technik eines Franz Liszt; das Werk wies jene Monumentalität auf, die man aus Symphonien von Bruckner kannte, und das gattungsfremde Chorfinale erinnerte an Beethovens Neunte und dessen Fantasie op. 80. Die im Beethoven-Saal der Philharmonie versammelten Kritiker – weibliche Rezensenten gab es noch nicht – zückten die Taschenuhr und resümierten: 75 Minuten, eindeutig zu lang! Zu wirr sowieso, formlos, ohne inneren Zusammenhang. Das Werk entsprach in keiner Weise dem, was als Klavierkonzert gelten konnte. Hatte man in der Philharmonie doch schon den nicht unbedingt schlichten Solokonzerten eines Anton Rubinstein und Xaver Scharwenka gelauscht, kürzlich sogar dem c-Moll-Konzert eines gewissen Rachmaninow. Aber dieser Busoni? Wie sollte einem da, Operettenaffinität vorausgesetzt, nicht der Bettelstudent in den Sinn kommen: »Mir ist manches schon passiert, aber so etwas noch nicht …«
Adolf Weißmann, Berlins Kritikerpapst, konstatierte ein »Höllenspektakel«, ein »entfesseltes Pandämonium«, während der nicht minder prominente Otto Taubmann »zu viel Unnatürliches und Gesuchtes« entdeckte und sich mit diesem »Monstrum von Länge und Klangwirkungen« partout nicht anfreunden wollte. Er fügte aber, da Busoni seit zehn Jahren in Berlin lebte und hohes Ansehen genoss, ebenso konziliant wie zweideutig hinzu: »Diesem Urteil gegenüber kommt die Erkenntnis des ernsten Wollens und hohen Strebens nur so weit in Betracht, als man vom rein menschlichen Standpunkte aus das Misslingen so guter Absichten bedauern kann.«
Im Auditorium herrschte eine andere Stimmung. Die von Karl Muck geleiteten Philharmoniker und Busoni wurden stürmisch gefeiert, was allerdings mehr der stupenden Leistung des Komponisten am Flügel als einer Durchdringung des Werkes zu danken gewesen sein dürfte. Busoni hatte die Schwierigkeiten vorausgesehen und für die Uraufführung am 10. November
1904 einen Text verfasst, in dem er mehrere Abweichungen von der Gattungstradition erläuterte. Er wollte erklärtermaßen weder ein Virtuosenkonzert im Stile Liszts liefern noch der konzertanten Form ein symphonisches Mäntelchen umhängen. Oder mit anderen Worten: der Pianist sollte nicht das Orchester dominieren, sich ihm aber auch nicht unterwerfen. Es gehe in seinem Concerto vielmehr um ein »Zusammenwirken verschiedener Klangmittel«. Außerdem unterscheide es sich von herkömmlichen Klavierkonzerten durch eine auf fünf Sätze erweiterte Großform, durch den Männerchor im Finale und »das oftmalige Anklingen an die Melodik und die Rhythmen Italiens«, insbesondere die Tarantella im vierten Satz.
Sämtliche Merkmale, die Busoni als innovativ hervorhob, bewertete die Kritik negativ. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, sich diesem vielschichtigen Stück zu nähern. Anstatt nach Stilmustern und Stilbrüchen zu suchen, hätte man nur bei Kant nachschlagen müssen, um die Erklärung zu finden: »Genie ist das Talent (Naturgabe), welches der Kunst die Regel gibt.« Aber die Kritik der Urteilskraft verstaubte bei den meisten Rezensenten wahrscheinlich im Regal, und mit der eigenen Urteilskraft war es nicht weit her. Indem sie sich auf den unleugbar vorhandenen Leerlauf und die Redundanzen in dem Konzert kaprizierten, verfehlten sie dessen Komplexität. Und wurden so zu Opfern der eigenen Ressentiments.
Ihren Zorn erregten besonders die Bezeichnung Concerto und die lateinische Opusnummer XXXIX sowie die strikte Verwendung italienischer Satz- und Vortragsbezeichnungen – und das alles in dem Saal, der Beethovens heiligen Namen trug, wie ein Kritiker monierte. Jenseits der Alpen wehte ein ähnlicher Wind; dort kritisierte man, Busoni habe den italienischen Charakter des Werkes durch deutsche Elemente verfälscht, womit vor allem angebliche Spuren Wagners und der Schlusschor auf einen deutschen Text gemeint waren. Ob den Italienern das zugrunde liegende Gedicht Adam Oehlenschlägers im dänischen Original besser gefallen hätte, blieb offen.
Linke Seite: Porträt des Komponisten Ferruccio Busoni (1916) von Umberto Boccioni (1882–1916)
Konzerthinweis
• Do 17.10.24 20 Uhr Sa 19.10.24 19 Uhr Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Sakari Oramo Dirigent
Kirill Gerstein Klavier Rundfunkchor Berlin
Claude Debussy Trois Nocturnes
Ferruccio Busoni Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor C-Dur op. 39
• Fr 18.10.24 19 Uhr Großer Saal
Ausklang
Berliner Philharmoniker
Sakari Oramo Dirigent
Kirill Gerstein Klavier Herren des Rundfunkchors Berlin
Ferruccio Busoni Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor C-Dur op. 39; anschließend musikalischer Ausklang im Foyer mit Mitgliedern des Orchesters
Die Auseinandersetzungen führten Busoni wieder einmal vor Augen, wie problematisch es war, die beiden Nationalstile verbinden zu wollen. Der Sohn eines toskanischen Klarinettisten und einer deutschen Pianistin aus Triest hatte ein paar sinnlose Studien am Wiener Konservatorium getrieben, aber gleichzeitig Dutzende Wunderkind-Konzerte gegeben, lebte dann in Graz, Leipzig und Helsinki und entschied sich anschließend für Moskau, bevor er für drei Jahre nach Boston und New York übersiedelte. Er war mit einer Schwedin verheiratet, beherrschte fünf Sprachen, fühlte sich aber nirgends zu Hause. Am längsten hielt er es in Berlin aus, nur während des 1. Weltkriegs erschien ihm Zürich angenehmer. Den Versuch, im halbwegs heimatlichen Bologna das Liceo Musicale zu leiten, hatte er 1913 vorzeitig abgebrochen. Es grauste ihn vor den Zuständen, die seit dem Direktorat Rossinis, also seit 1848 nicht verändert worden waren.
Doch Italiens Musik verlor nie sein Interesse. Er verleugnete nicht seine Herkunft, höchsten seine Vornamen, die mit Ferruccio Dante Michelangelo Benvenuto eine Nuance zu bravourös klangen. Kompositorisch jedoch huldigte er Italien gern und oft, schon als 16-Jähriger mit dem Liederzyklus Le quattro stagioni, einer Kantate nach Leopardi und diversen italienisch betitelten Klavierstücken. Verdis Falstaff, den er 1894 kurz nach der Premiere hörte, beflügelte seinen vaterländischen Kunstsinn, der dann 1904 mit dem umstrittenen Klavierkonzert und kurz darauf mit der Bühnenmusik zu Gozzis Turandot den Höhepunkt erreichte. Der Traum, eine große italienische Oper im Stile Verdis zu schrei-
ben, konnte nicht in Erfüllung gehen, dazu war Busoni dann doch zu teutonisch geprägt – das Manuskript der Oper Doktor Faustus lag unvollendet auf dem Schreibtisch, als er am 27. Juli 1924 in seiner Wohnung am Schöneberger Viktoria-Luise-Platz starb.
Busonis Bedeutung für die Berliner Philharmoniker, mit denen er auch spektakuläre Erstaufführungen von Elgar und Sibelius bestritten hatte, belegen nicht zuletzt die sechs Darbietungen seines berühmt-berüchtigten Klavierkonzertes zwischen 1908 und 1921, gespielt von Egon Petri oder Busoni selbst, der auch zweimal zum Taktstock griff. Einen Abend im Januar 1912 leitete der genialische Oskar Fried, ein langjähriger Freund und Vertrauter Gustav Mahlers. Erst mit Busonis Tod und der aufkommenden Zwölfton-Ideologie verschwand Berlins wichtigster moderner Komponist von den Spielplänen. Noch 100 Jahre nach der Uraufführung des Klavierkonzertes ließen es sich gefeierte Virtuosen und unfehlbare Großkritiker nicht nehmen, die antiquiertesten Einwände aus Kaisers Zeiten zu wiederholen –und fielen damit hinter Adolf Weißmann zurück. Denn der hatte sich eines Besseren besonnen und in seinem Buch Der Virtuose 1920 das Concerto als »verblüffendste Synthese« aus pianistischer Meisterschaft und klanglicher Phantasie gepriesen: »… ein Riesenkönnen in der horizontalen und vertikalen Gliederung des Gewebes und in der Beherrschung der Klangelemente. Das ist eine vorwärtsweisende Tat.«
Volker Tarnow ist Musikkritiker für Berliner Morgenpost, Opernwelt und Fono Forum.
Der
erzähler Geschichten-
Im März dieses Jahres ist der Komponist und Dirigent Peter Eötvös im Alter von 80 Jahren gestorben. Mit der deutschen Erstaufführung seines Klavierkonzerts Cziffra Psodia ehren die Berliner Philharmoniker einen leidenschaftlichen Musiker, der dem Orchester über Jahrzehnte hinweg verbunden war.
Von Martin Demmler
»Man wird durch jede Form von Kultur geprägt. Und ich wäre glücklich, wenn ich am Ende meines Lebens das Gefühl hätte, die Welt durch mich hindurchgelassen zu haben und dass etwas hängen geblieben ist in mir wie in einem Sieb.« Hängen geblieben ist sicher eine ganze Menge: Peter Eötvös, in Transsilvanien geboren und in Ungarn aufgewachsen, in Deutschland zum Dirigenten ausgebildet und schließlich in aller Welt in den Konzertsälen zu Hause, war ein musikalischer Weltbürger par excellence. Viele verschiedene Kulturen haben seine musikalische Identität geprägt und ihm ist es gelungen, all diese unterschiedlichen Einflüsse zu einem unverwechselbaren Personalstil zu amalgamieren. Gegen Ende seines Lebens war das Sieb gut gefüllt. Dieser Erfahrungsschatz machte ihn zu einem der meistgespielten Opernkomponisten unserer Zeit.
Musikalische Reisen
Offenheit, Experimentierlust und ein untrügliches Gespür für die unterschiedlichsten musikalischen Ausdrucksbereiche – das waren vielleicht die wichtigsten Bausteine der künstlerischen Erfolgsgeschichte des Peter Eötvös. Seine bildhafte, ja oft geradezu sprechende Musik ist nicht nur für die Spezialisten der Avantgarde, sondern auch für das Publikum der großen Konzertsäle und Opernhäuser verständlich. Und vom Publikum verstanden zu werden, das war für den ungarischen Komponisten und Dirigenten eine entscheidende Motivation seines Schaffens. »Meine Musik erzählt immer etwas, es gibt immer eine Geschichte. Die sogenannte absolute Musik ist nicht mein Fall«, erklärte er. »Für mich ist es sehr wichtig, dass schon der erste Ton eine Einladung an das Publikum ist. Ich möchte die Menschen mitnehmen: Sie sollen nicht bloß zuhören, sondern teilnehmen.«
Als Sohn einer Pianistin und Musikpädagogin war Eötvös von Kindesbeinen an von Musik umgeben. »Schon mit vier Jahren habe ich angefangen zu komponieren, einfach so. Noten und Buchstaben schreiben, Klavier spielen, das gehörte einfach zu meinem Leben«, erinnerte er sich später. Trotzdem hätte er vermutlich am liebsten eine Karriere als Kosmonaut eingeschlagen, denn kein Ereignis prägte den 17-Jährigen so stark wie Juri Gagarins erster Weltraumflug 1961. Doch da war er längst, übrigens einer der jüngsten, Schüler in der Kompositionsklasse von Zoltán Kodály an der Musikakademie in Budapest. Aber der Weltraum ließ ihn nicht los. Und so eröffnet das Klavierstück Kosmos seinen Werkkatalog. »Es wird heute immer noch gespielt und scheint gar nicht schlecht zu sein«, erklärte er später schmunzelnd und auch ein wenig stolz.
Von Budapest nach Darmstadt
Auch wenn Eötvös die Musik seines Landsmanns Bartók als seine »Muttersprache« betrachtete, interessierten ihn trotzdem brennend die musikalischen Entwicklungen im Westen Europas. 1965 konnte er erstmals die Darmstädter Ferienkurse besuchen, ein Jahr später führte ihn ein Auslandsstipendium nach Köln, wo er bei Bernd Alois Zimmermann studierte. »Das war damals das Weltzentrum der Neuen Musik. Mich haben vor allem das Elektronische Studio und das Sinfonieorchester des WDR interessiert. Ich träumte davon, Stockhausen kennenzulernen und das Schicksal hat mitgespielt. Ab da hatten wir mehr als 40 Jahre Kontakt zueinander, bis zu seinem Tod.« Eötvös wurde Mitglied im Stockhausen-Ensemble, wo er Klavier, Schlagzeug und Synthesizer spielte. In dieser Funktion war er im Mai 1972 auch erstmals in der Berliner Philharmonie zu Gast mit Stockhausens Hymnen. Er arbeitete als Tonmeister und dirigierte später auch die Uraufführungen von Montag und Donnerstag aus Stockhausens Musiktheater-Zyklus Licht. 1979 folgte er dem Ruf von Pierre Boulez nach Paris, wo er für viele Jahre die Leitung des Ensemble InterContemporain übernahm.
Trotz der engen Beziehung zu Stockhausen und Boulez ließ sich Eötvös nicht von einer ästhetischen Richtung vereinnahmen, als damals eine schwere Auseinandersetzung zwischen diesen beiden radikalen Vertretern der Avantgarde auf der einen und Hans Werner Henze auf der anderen Seite tobte. »Ich habe versucht, in dieser teils heftigen Diskussion unabhängig zu bleiben, und ich bin froh, dass ich als Komponist nie zu einer Schule gehört habe. Für mich war damals beides wichtig, ich fand beide Welten interessant. Heute ist diese Ära zum Glück vorbei.«
Internationale Durchbruch
Als Eötvös 1991 seine Tätigkeit als Musikchef des Ensemble InterContemporain nach zwölf Jahren aufgab, standen ihm als Dirigent die Konzertsäle der Welt offen. 1999 leitete er erstmals die Berliner Philharmoniker. Doch widmete er sich jetzt vermehrt seinem eigenen kompositorischen Schaffen, und zwar – nach wichtigen Orchester- und Ensemblewerken wie Psychokosmos, Shadows oder Atlantis – vor allem der Welt der Oper. Bereits als Student in Budapest hatte er immer wieder für Film und Theater gearbeitet. »Dort merkt man sofort, ob die Musik mit einem Publikum funktioniert oder nicht. Und wenn es funktioniert, erzeugt die Musik in der Vorstellung Bilder. Klangtheater bedeutet also, dass wir etwas sehen, obwohl wir ›nur‹ Musik hören. Das ist meine Musik: eine bildhafte Sprache.«
Saison 2024/2025
6 Konzerte 6 Orchester 42 Euro
Berliner Philharmoniker
Bundesjugendorchester
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Junge Deutsche Philharmonie
Konzerthausorchester Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
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Konzerthinweis
• Sa 07.09.24 19 Uhr So 08.09.24 19 Uhr Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Jonathan Nott Dirigent Pierre-Laurent Aimard Klavier Ernst Senff Chor
Missy Mazzoli Orpheus Undone
Peter Eötvös Cziffra Psodia für Klavier und Orchester
Charles Ives Symphonie Nr. 4
1998 gelang ihm mit der Uraufführung seiner Vertonung von Anton Tschechows Drei Schwestern in Lyon der internationale Durchbruch als Opernkomponist. Viele weitere Arbeiten für das Musiktheater folgten. Tatsächlich war Eötvös ein genuiner Musikdramatiker, sogar seinen instrumentalen Werken ist immer eine erzählerische Dramaturgie abzulauschen. »Ich könnte jeden Tag ins Theater gehen«, bekannte er einmal.
Geradezu detailversessen arbeitete er an den Libretti seiner Musiktheaterwerke. »Die Oper als Gattung beschäftigt sich ja fast immer mit dem Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft. Wenn die Figuren keinen Konflikt mit ihrem Umfeld haben, geht es in der Oper lediglich schön und manchmal langweilig zu. Dann entsteht keine Spannung und auch kein Crescendo, um es mal einfach zu sagen.«
Musikalisch nutzte Eötvös eine riesige Bandbreite von Ausdrucksmöglichkeiten: Bezüge zur traditionellen Dur-Moll-Tonalität finden sich ebenso wie Elemente einer oft gestenreichen, avantgardistischen Tonsprache, Einflüsse auße reuropäischer Musikkulturen oder des Jazz. Apropos Jazz: Vor allem in seinen Werken vor der Jahrtausendwende spielt Improvisation oft eine zentrale Rolle. »Wenn eine Mischung bestünde zwischen kompositorischem und improvisatorischem Denken und diese Tradition weitergeführt würde, wäre dies für mich die ideale Zukunft«, erklärte er damals. Doch das blieb Utopie, und Eötvös blieb beim Komponieren.
Hommage an György Cziffra
Peter Eötvös war ein musikalischer Kosmopolit. Dennoch blieb er seinen ungarischen Wurzeln immer verbunden, nicht nur durch die Eötvös-Stiftung, die sich, 2004 in Budapest gegründet, um die Ausbildung junger Musiker kümmert. Auch sein 2021 uraufgeführtes Klavierkonzert Cziffra Psodia führt zurück in seine musikalische Vergangenheit. Den ungarischen Pianisten György Cziffra kannte Eötvös seit Kindertagen. Er zählte zu den bedeutendsten ungarischen Pianisten des 20. Jahrhunderts, geriet im Zweiten Weltkrieg in russische Kriegsgefangenschaft, versuchte in den 1950er-Jahren erfolglos, seine Heimat zu verlassen, wurde in ein Zwangsarbeitslager gesteckt und zog sich schließlich nach seiner Emigration ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Ein po litisches Schicksal, typisch für die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts. »Sein ganzes Leben war von Erfolg und Tragödie begleitet«, so Eötvös. »Genau diese Atmosphäre habe ich versucht, in meinem Klavierkonzert zu erzeugen.« Es ist das rhapsodische Porträt eines vom Leben Gezeichneten, das der Komponist hier entwirft, in dem das Cimbalom, das ungarische National instrument, nicht zufällig eine zentrale Rolle spielt. »Meine Musik erzählt immer etwas« – das hat Peter Eötvös mit seinem Klavierkonzert erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Martin Demmler lebt als freier Autor in Berlin.
Peter Eötvös am Pult der Berliner Philharmoniker, denen er seit den 1990er-Jahren künstlerisch verbunden war.
Der Pauker Vincent Vogel reitet gerne auf den Wellen.
In dieser Rubrik stellen wir Berliner Philharmoniker und ihre außermusikalischen Leidenschaften vor.
Von Oliver Hilmes
Kennen Sie Kelly Slater? Noch nie gehört? Wissen Sie, was man unter Goofy Foot versteht? Nein? Dann haben Sie vermutlich keinen blassen Schimmer davon, worum es hier überhaupt geht? Trösten Sie sich, mir ging es bis zu meiner Begegnung mit Vincent Vogel nicht anders. Doch der Reihe nach.
Ich bin etwas spät dran, als ich an einem warmen Maitag zu meiner Verabredung mit Vincent Vogel in die Kantine der Philharmonie Berlin komme. Der 28-jährige Wiener trägt Bluejeans, ein weißes T-Shirt und Sneaker und sieht sportlich aus. »Meine Leidenschaft für das Surfen hat viel mit Corona zu tun«, sagt Vincent Vogel zu Beginn unseres Gesprächs. Als die Pandemie im Frühjahr 2020 ausbricht und der erste Lockdown verhängt wird, hat er gerade seine Stelle als Solopauker bei der Staatskapelle Halle angetreten – und ist auf einen Schlag zur Untätigkeit verdammt. Er kauft sich ein Ticket und flieht vor Inzidenzen und Abstandsregeln nach Lanzarote, wo er eher zufällig mit dem Surfen beginnt. Danach ist die Welt für ihn eine andere.
»Das Surfen wurde mir nicht in die Wiege gelegt«, sagt Vincent Vogel lächelnd, »denn als kleines Kind hatte ich panische Angst vor Wasser. Mittlerweile kann ich aber ganz gut schwimmen.« Surfen, wie Vincent Vogel es betreibt, hat nichts mit Windsurfen zu tun. Er benutzt kein Segel, um sich mithilfe des Windes auf dem Wasser fortzubewegen, sondern nur ein Surfbrett, mit dem er auf den meist hohen Wellen reitet. »Die Technik ist leicht zu erlernen«, erklärt Vincent Vogel, »doch viel wichtiger ist es, sich der Angst zu stellen. Wenn sich eine zwei Meter hohe Welle vor dir aufbaut und dann bricht, macht das etwas mit dir.« Surfen habe viel mit Selbstkontrolle zu tun, fährt er fort, es komme darauf an, den Körper auf einen bestimmten Moment hin perfekt zu beherrschen. Das sei ja bei der Pauke ähnlich. »Warten und dann genau im richtigen Moment ganz da sein: das muss ein Pauker können.«
Wellenreiten ist ein Hobby, das man in Deutschland nicht befriedigend betreiben kann, denn selbst die Wogen der Ost- und Nordsee sind nichts im Vergleich zu der Brandung vor den Inseln Hawaiis, woher das Surfen ursprünglich stammt. In Europa wird es ab Herbst etwa an der französischen Atlantikküste spannend. Dann fährt Vincent Vogel mit seinem VW-Bus in Richtung Süden und wartet auf die perfekte Welle. Das Handy erweist sich wie so oft als unverzichtbares Hilfsmittel, denn dank einer App lassen sich Wellen, die ja weit auf offener See entstehen, Tage vorhersagen. Oft ist er bis zu drei Stunden am Stück im Wasser, wobei der Ritt auf einer Welle maximal eine halbe Minute dauert. Beim Surfen kommt es auch auf die Position der Füße auf dem Brett an. Steht der rechte Fuß vorne, dann spricht man von besagtem Goofy Foot.
Die meiste Zeit verbringe man mit Warten, erklärt Vincent Vogel, der seit August 2022 Mitglied der Berliner Philharmoniker ist. »Doch wenn die Welle kommt, ist das Gefühl einfach unbeschreiblich.« Und danach? »The best wave of your life is still out there«, sagt Kelly Slater, einer der besten Surfer aller Zeiten. Vincent Vogel nickt. Die beste Welle deines Lebens ist noch da draußen.
Oliver Hilmes ist Chefredakteur des Magazins Phil
Die Aufnahme von Vincent Vogel entstand im Wellenwerk Berlin (www.wellenwerk-berlin.de).
Rubrik • Die offene Frage
In dieser Rubrik beantworten wir Fragen, die Sie schon immer an die Berliner Philharmoniker stellen wollten: zum Bühnengeschehen, was hinter den Kulissen passiert oder zum Orchester allgemein.
Wer bestimmt die Anordnung der Musikerinnen und Musiker auf der Bühne?
Ganz klar: der Dirigent. Er weiß, wie er die Werke klanglich optimal präsentieren kann. Dabei berücksichtigt er natürlich ein paar grundlegende Dinge: Welches Repertoire wird gespielt? Wie ist die Akustik des Saals? Wie harmonieren die Instrumentengruppen miteinander? Und natürlich die Frage: »Habe ich einen guten Sichtkontakt zu den Musikerinnen und Musikern?« Allerdings gibt es bezüglich der Orchesteraufstellung gewisse Traditionen, an denen der Dirigent sich orientiert und manchmal kleine Anpassungen vornimmt – oft in Absprache mit dem Orchestervorstand.
Generell vorgegeben ist, dass die Instrumentengruppen nach Lautstärke gestaffelt sind: vorne die zarteren Streicher, dahinter die kräftigeren Holzbläser, dann die lauten Blechbläser und schließlich das Schlagzeug. Die Anordnung der Streichergruppen von links nach rechts kann variieren. Es gibt die sogenannte »amerikanische« Aufstellung (1. Violinen, 2. Violinen, Bratschen, Celli) und ihre Abwandlung (1. Violinen, 2. Violinen,
Celli, Bratschen). Letztere wechselt bei den Berliner Philharmonikern mit der »deutschen« Aufstellung, bei der sich die 1. und 2. Violinen gegenübersitzen, dazwischen die Celli und Bratschen. Und die Kontrabässe? Die können sowohl rechts als auch links hinter den Streichern stehen. Auch die Hörner variieren in der Blechbläsergruppe, mal rechts, mal links sitzend.
Eine Besonderheit der Berliner Philharmoniker: Die Streicher haben innerhalb ihrer Gruppe keinen festen Platz, sondern rotieren. »Das Gute daran ist, dass wir uns dadurch untereinander besonders gut kennenlernen«, meint Eva-Maria Tomasi, Geigerin und Orchestervorstand. »Außerdem fördert es das kammermusikalische Hören.«
Sie wollten schon immer wissen, was die Musikerinnen und Musiker in der Konzertpause machen oder wer die Stücke für ein Konzert auswählt? Dann schreiben Sie uns Ihre Fragen an offeneFrage@berliner-philharmoniker.de
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Aktuelles Probezeit bestanden
Diyang Mei Bratsche
Es waren die WhatsApp-Nachrichten der Kolleginnen und Kollegen, die Diyang Mei als erstes informierten: »Du hast die Probezeit bestanden. Herzlichen Glückwunsch!« Der Musiker, der seit Oktober 2022 Solobratscher der Berliner Philharmoniker ist, steckte in Wien gerade mitten in Proben mit dem Simply Quartet. »Das war an diesem Tag sehr hilfreich«, lächelt er. »Ich wusste, dass das Orchester über mich abstimmen würde und war dann doch etwas nervös. Die Proben lenkten mich ab.« Für den im chinesischen Hunan geborenen Diyang Mei ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Als Zehnjähriger hatte er erstmals im Fernsehen die Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan Beethovens Fünfte spielen sehen und war begeistert. Diyang Mei, der damals am Zentralen Konservatorium in Peking studierte und gerade von der Geige zur Bratsche gewechselt war, sagte zu seiner Mutter: »Ich muss unbedingt Teil dieses Orchesters
werden.« 2014 kam er diesem Traum geografisch näher, als er seine Ausbildung in Deutschland fortsetzte – zunächst an der Hochschule für Musik und Theater München bei Hariolf Schlichtig und später bei Nobuko Imai an der Kronberg Academy. Neben mehreren anderen Wettbewerben gewann der Bratscher 2018 den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Im Jahr darauf erhielt Diyang Mei die Stelle des Solobratschers bei den Münchner Philharmonikern, ehe er in gleicher Position zu den Berliner Philharmonikern wechselte. Wie er den Beginn in diesem Orchester empfand? »Mich begeisterte die Atmosphäre von Anfang an sehr: die Offenheit und die Kooperationsbereitschaft der Musikerinnen und Musiker, das transparente und kammermusikalische Musizieren.« In der Bratschengruppe fühlte er sich sofort gut angenommen. Er schätzt den offenen und konstruktiven Meinungsaustausch mit den anderen Mitgliedern der Gruppe, die tiefe emotionale Verbindung, die sich beim gemeinsamen Spielen einstellt. »Nur wenn eine entscheidende Stelle kommt, muss ich anführen, ansonsten fühle ich mich als Teil einer gleichberechtigten Gruppe«, beschreibt Diyang Mei seine Position als Solobratscher. Die Bratschen – so der Musiker – erfüllen im Orchester als Bindeglied zwischen den hohen und tiefen Instrumenten eine wichtige Rolle. »Wir müssen uns klanglich immer gut anpassen und das schult unsere Fähigkeit zuzuhören.« Die bestandene Probezeit ist für Diyang Mei nur der Anfang eines wunderbaren Wegs. »Die Arbeit in diesem Orchester ist eine Inspiration. Ich lerne jeden Tag von den Kolleginnen und Kollegen und kann mich dadurch selbst künstlerisch weiterentwickeln.«
Vorverkaufsbeginn
Am 13. Oktober beginnt der Vorverkauf für die Konzerte von Dezember 2024 bis Ende März 2025. Dazu gehören auch die Veranstaltungen innerhalb unserer Biennale »Paradise Lost?« im Februar.
berliner-philharmoniker.de/ biennale
Im Ruhestand
Alessandro Cappone Violine
»Für einen Orchestermusiker ist das sicherlich eine der schönsten Stellen, die man auf dieser Welt bekommen kann«, meint Alessandro Cappone dankbar. Seit 1980 spielt er in der Gruppe der Ersten Violinen. Doch nun heißt es für ihn nach 44 Dienstjahren Abschied zu nehmen, von einem Orchester, das von Anfang an in seinem Leben präsent war. Schon früh lernte Alessandro Cappone, was es bedeutet, ein Berliner Philharmoniker zu sein – durch die Proben und Konzerte seines Vaters Giusto Cappone, der Solobratscher bei den Philharmonikern war. Trotz dieses musikalischen Umfelds fand Alessandro Cappone erst relativ spät zur Geige. Als Elfjähriger erlebte er das Debüt des jungen Pinchas Zukerman bei den Berlinern. Das elektrisierte ihn so, dass er entschied: »Ich möchte auch Geiger werden!« Danach ging alles für einen Streicher relativ schnell. Nach seiner Ausbildung bei Thomas Brandis, dem damaligen Ersten Konzertmeister des Orchesters, kam er mit nur 22 Jahren zu den Philharmonikern. Eine Solistenkarriere – so der Geiger –hätte ihn nicht interessiert. Was ihn begeisterte, war die Möglichkeit in einem großen Kollektiv Musik auf höchstem Niveau zu machen. Alessandro Cappone spielte unter vier Chefdirigenten und lernte
Jubiläum
dabei, dass es unterschiedliche Perspektiven auf die Musik gibt, die alle berechtigt sind. Das hat ihn auch als Mensch geprägt: »Ich habe gelernt, geduldig zu sein und Respekt vor anderen Meinungen und Ideen zu haben.« Er schätzt sehr, was ihm diese Stelle in all den Jahren geboten hat: wunderbare Konzert- und Opernaufführungen, Tourneen, auf denen sich Freundschaften auf der ganzen Welt schließen ließen, die Lehrtätigkeit an der KarajanAkademie und beglückende Kammermusikauftritte mit Orchesterkolleginnen und -kollegen, allen voran im Scharoun Ensemble, dessen Primarius Alessandro Cappone 20 Jahre lang war. Darüber hinaus wirkte er viele Jahre als Gastkonzertmeister beim Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit. Als besonders bereichernd empfand er den emotionalen Austausch, der sich beim gemeinsamen Musizieren einstellt. Die Arbeit im Orchester endet nun für ihn, nicht jedoch das Musizieren und die Beschäftigung mit Musik. Alessandro Cappone will weiterhin unterrichten und täglich sein Instrument hervorholen. »Mir macht Geige spielen einfach Spaß! Es ist fast wie eine Droge. Es macht mir Spaß, den Ton zu produzieren und zu gestalten. Und das möchte ich machen, so lange es geht.«
Die Freunde der Berliner Philharmoniker e. V. werden 75!
Mit großem persönlichem und finanziellem Engagement trug der Förderverein maßgeblich zum Bau des Großen Saals der Philharmonie und des Kammermusiksaals bei. Heute engagieren sich die Freunde vorrangig für den Ankauf und die Finanzierung von Instrumenten. Aber auch die Verbesserung der Ausstattung der Philharmonie, insbesondere der Tontechnik, die Aufarbeitung und Darstellung der Geschichte des Orchesters und zuletzt die Generalsanierung der Orgel der Philharmonie gehören zu den Förderprojekten. Am 10. November veranstalten die Freunde eine Jubiläumsmatinee mit prominenten Gästen und natürlich mit wunderbarer Musik, gespielt von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker.
berliner-philharmoniker.de/ freunde
Aktuelles Neue Konzertreihe
Start einer neuen Reihe von Kurzprogrammen mit den Berliner Philharmonikern! Unter dem Motto Ausklang laden wir Sie dreimal in dieser Saison zum Freitagskonzert ein. Ohne viel Drumherum, ohne Pause, ganz konzentriert auf ein einzelnes großes Werk der Orchestermusik. Danach geht es im Foyer weiter, mit einem Get-together inklusive Freigetränk. In der ersten Folge präsentieren wir das Klavierkonzert von Ferruccio Busoni, das ein pianistisches Feuerwerk entfesselt und sich am Ende durch den Auftritt eines Männerchors ins Gigantische steigert. Sakari Oramo dirigiert, Kirill Gerstein ist am Klavier dabei.
Konzerthinweis
• Fr 18.10.24 19 Uhr Großer Saal
Ausklang
Berliner Philharmoniker
Sakari Oramo Dirigent
Kirill Gerstein Klavier
Herren des Rundfunkchors
Berlin
Ferruccio Busoni Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor C-Dur op. 39
Rückblick: youngSTAR Festival
Zum dritten Mal eroberten im Juni 2024 ca. 500 junge Musikerinnen und Musiker in fünf Konzerten an vier Tagen die Bühnen der Philharmonie Berlin. Auf Einladung der Berliner Philharmoniker bejubelten fast 7000 Schülerinnen und Schüler die 10 Schulensembles und die Vokalhelden im Saal. Im kommenden Jahr findet das youngSTAR Festival vom 17.–20. Juni 2025 statt.
CD-Tipps
Miloslav Kabeláč: Complete Chamber Music
Alexander Bader, Stefan Dohr, Paula Ernesaks, Johannes Lamotke, Marie-Pierre Langlamet, Albrecht Mayer, Jelka Weber, Jan Schlichte, Andre Schoch, Václav Vonášek, Sarah Willis, Dominik Wollenweber, Andrej Žust u. a.
Capriccio, 3 CDs
Miloslav Kabeláč (1908–1979) gehört zu den großen Komponisten des 20. Jahrhunderts, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Das verwundert, denn der in Prag geborene Musiker hat immerhin acht bedeutende Symphonien und eine ganze Reihe von Kammermusikwerken hinterlassen; letztere werden mit der vorliegenden Edition nun vorgestellt. Kabeláč schrieb während seines gesamten Komponistenlebens Kammermusik. Die frühesten Werke sind die Sonate für Horn und Klavier, die Cellosonate und das Bläsersextett. Die ungewöhnliche Sonate für Trompete, Schlagzeug, Klavier und Erzähler schließt sein kammermusikalisches Schaffen ab.
Unter den insgesamt 20 Interpretinnen und Interpreten finden sich 13 Mitglieder der Berliner Philharmoniker, für die Kabeláčs Musik offensichtlich eine Herzenssache ist. Oboist Albrecht Mayer bezeichnet den Komponisten im informativen Booklettext sogar als »ein echtes, einzigartiges Juwel«. Diese Begeisterung hört man den Aufnahmen an. Hier wird auf allerhöchstem Niveau musiziert, entstanden ist eine imposante Werkschau, die ihresgleichen sucht. Man höre und staune.
Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen
BWV 988 für Viola, Violoncello und Kontrabass
Martin Stegner, Taneli Turunen und Esko Laine
Phil 06042
»Für mich ist die Musik Bachs das Vollkommenste, was jemals komponiert wurde«, meint Martin Stegner, seit 1996 Bratscher der Berliner Philharmoniker. Auf seiner neuen CD stellt er nun Bachs berühmte Goldberg-Variationen in einer Fassung für Viola, Cello und Kontrabass zur Diskussion. Mit von der Partie sind der Cellist Taneli Turunen, Mitglied des Konzerthausorchesters, sowie der philharmonische Kontrabassist Esko Laine. Dabei war Martin Stegner zunächst skeptisch, wie er im Booklettext freimütig eingesteht: »Ein Streichtrio ohne wirklich glänzenden Diskant?« Doch nach einer ersten Probe waren die drei Musiker begeistert: Was für ein Sound!
In der vorliegenden Einspielung ist die intensive Auseinandersetzung mit dem monumentalen Opus in jedem Ton und jeder Phrase hörbar. Das Ergebnis ist faszinierend, denn der ebenso dunkel wie sinnlich schimmernde Klang beleuchtet das gut 75-minütige Werk völlig neu. Eine echte Bereicherung.
bauhaus music 17.10.–19.10.24
Konzerte
August
• Fr 23.08.24 19 Uhr
Großer Saal
Konzert zur Saisoneröffnung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 5 B-Dur
Die Berliner Philharmoniker und Kirill Petrenko starten in die neue Saison – mit Bruckners Fünfter Symphonie, einem Werk voller schwelgerischer Melodien und feierlicher Erhabenheit.
Tickets: 47 bis 149 €
• Sa24.08.24 18-2 Uhr
Lange Nacht der Museen
Erfahren Sie in Express-Führungen ab 18.30 Uhr stündlich mehr über die Kunstwerke der Ausstellung Galli - Seht zu, wie ihr zurechtkommt sowie von Leiko Ikemura. Es erwarten Sie außerdem Highlights aus dem Education-Programm der Berliner Philharmoniker: Um 21, 22 und 23 Uhr erwarten sie kurze, unterhaltsame Konzerte mit Musik und Poetry Slam auf der VeloStage, einer mobilen, aufklappbaren Bühne. Das Restaurant LePopulaire hat den Terrassenbereich geöffnet, damit Sie auch kulinarisch gut durch die Nacht kommen.
In Kooperation mit dem PalaisPopulaire
Vorverkauf beginnt am 29.07.2024 langenachtdermuseen.berlin/infos
September
• Do 05.09.24 20 Uhr
Großer Saal
Mahler Chamber Orchestra
Antonello Manacorda Dirigent
Anna Prohaska Sopran
Charles Ives
Sieben Lieder aus der Sammlung 114 Songs, Bearbeitung für Sopran und kleines Orchester von Eberhard Kloke (Uraufführung) – Kompositionsauftrag der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
Eberhard Kloke
The Answered Question für kleines Orchester op. 131 nach The Unanswered Question von Charles Ives (Uraufführung) –Kompositionsauftrag der Berliner Festspiele / Musikfest
Berlin
Gustav Mahler
Sieben frühe Lieder für Sopran und Orchester (Bearbeitung von Eberhard Kloke)
Antonín Dvořák
Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95 »Aus der Neuen Welt«
Antonín Dvořáks Neunte und Kompositionen von Charles Ives – zwei unterschiedliche Sichtweisen auf die Musik Amerikas.
In Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
Tickets: 26 bis 82 €
•
Sa 07.09.24 19 Uhr
So 08.09.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Jonathan Nott Dirigent Pierre-Laurent Aimard Klavier
Ernst Senff Chor Berlin
Missy Mazzoli
Orpheus Undone
Peter Eötvös
Cziffra Psodia für Klavier und Orchester (Deutsche Erstaufführung)
Charles Ives
Symphonie Nr. 4
Von Ungarn nach Amerika –Peter Eötvös’ Klavierkonzert ist eine Hommage an den ungarischen Pianisten György Cziffra, Charles Ives Vierte eine Lobpreis des amerikanischen Lebensgefühls.
In Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
Tickets: 22 bis 71 €
•
Do 12.09.24 20 Uhr
Fr 13.09.24 20 Uhr
Sa 14.09.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Wolfgang Rihm
IN-SCHRIFT
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 5 B-Dur
Klingende Kathedralen, kraftvolle Klangskulpturen: Rihms IN-SCHRIFT und Bruckners Fünfte entfalten die ganze Klangpracht eines großen Orchesters.
In Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
Tickets: 37 bis 106 €
• So 15.09.24 11 Uhr
Großer Saal
Familienkonzert: »Má Vlast« (Mein Vaterland)
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent und Co-Moderation
Johannes Lamotke Moderation
Bedřich Smetana Má Vlast (Mein Vaterland): Auszüge
Spannende Geschichten, schöne Landschaften – Kirill Petrenko durchstreift mit uns die tschechische Heimat von Bedřich Smetana.
Sergej Prokofjew Symphonisches Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 125 Arnold Schönberg
Pelleas und Melisande, Symphonische Dichtung op. 5
Unerbittlich, motorisch und lyrisch: In Prokofjews Symphonischem Konzert für Violoncello entfacht Solistin Alisa Weilerstein ein Feuerwerk an Virtuosität.
Tickets: 26 bis 82 €
• Sa 21.09.24 14 Uhr
Sa 21.09.24 15.30 Uhr
Familienführung: Unser Klangschiff
Die Philharmonie Berlin ist ein einzigartiges Klangschiff – mit unserem Publikum wollen wir es zum Klingen bringen.
Dolce vita: Jazzpianist Stefano Bollani beschwört den Zauber Italiens und verleiht in seinen Improvisationen selbst den bekanntesten Melodien einen neuen Drive.
Kuratiert von Siggi Loch
Tickets: 35 bis 71 €
• Do 26.09.24 20 Uhr
Fr 27.09.24 20 Uhr
Sa 28.09.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Juanjo Mena Dirigent
Marie-Pierre Langlamet Harfe
Rundfunkchor Berlin
Gabriel Pierné
Ramuntcho, Ouverture sur des thèmes populaires basques Germaine Tailleferre
Concertino für Harfe und Orchester
Maurice Ravel
Daphnis et Chloé, vollständige Ballettmusik
Klangraffinesse und französischer Esprit prägen dieses Programm mit Werken von Pierné, Tailleferre und Ravel.
Tickets: 22 bis 71 €
• Do 26.09.24 20 Uhr Kammermusiksaal
Jakub Józef Orliński Countertenor
Aleksander Dębicz
Klavier und Bearbeitungen
Wojciech Gumiński Bassgitarre
Marcin Ułanowski Schlagzeug
Mateusz Banasiuk Tontechnik
#LetsBaRock
Aleksander Dębicz
Intro
Francesco Nicola Fago
»Alla gente o Dio diletto«
Aleksander Dębicz
Toccata
Henry Purcell
»Strike the Viol« Z 323 Nr. 5
Georg Friedrich Händel
Amadigi di Gaula HWV 11: »Pena tiranna io sento al core«
Claudio Monteverdi
»Oblivion soave«
Henry Purcell
King Arthur Z 628: »Fairest Isle«
»Music for a While« Z 583 Nr. 2
Antonio Vivaldi
Giustino RV RV 717: »Vedro con mio diletto«
Henry Purcell
»Sound the Trumpet« Z 335 Aleksander Dębicz
Finale
(Bearbeitungen von Aleksander Dębicz)
So haben wir Barockmusik wohl noch nie gehört: Countertenor
Jakub Józef Orliński präsentiert
uns Arien von Purcell, Monteverdi, Händel und Vivaldi im rockigen Sound.
Tickets: 35 bis 71 €
• Mi 02.10.24 20 Uhr Kammermusiksaal
World
Anoushka Shankar Sitar
Arun Ghosh Klarinette
Sarathy Korwar Drums
Pirashanna Thevarajah
Indische Percussion
Tom Farmer Bass
Mystisch, spirituell, entrückt –wenn Anoushka Shankar in die Saiten ihrer Sitar greift, öffnet sie ihrem Publikum eine ganz eigene musikalische Welt.
Tickets: 38 €
Oktober
• Fr 04.10.24 20 Uhr
Sa 05.10.24 19 Uhr
So 06.10.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Paavo Järvi Dirigent
Seong-Jin Cho Klavier
Guillaume Jehl Trompete
Veljo Tormis
Ouvertüre Nr. 2
Dmitri Schostakowitsch
Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester c-Moll op. 35
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 1 c-Moll
Erster Auftritt Seong-Jin Chos als Artist in Residence der Berliner Philharmoniker: In Schostakowitschs Konzert für Klavier und Trompete zeigt sich der Pianist von seiner virtuosen Seite.
Tickets: 26 bis 82 €
• So 06.10.24 11 Uhr
Großer Saal
Richard Gowers Orgel
Blechbläserensemble der Berliner Philharmoniker
Orgel
William Walton
Orb and Sceptre
Franz Liszt Funérailles
Richard Strauss Feuersnot op. 50: Liebesszene
Julius Reubke
Orgelsonate c-Moll »Der 94. Psalm«
Franz Schmidt
Fuga solemnis (Bearbeitungen von Richard Gowers)
Unsere Orgel-Reihe startet mit einem der interessantesten Organisten unserer Zeit: Richard Gowers, 29 Jahre jung und seit 2023 Musikdirektor an St. George’s Hanover Square in London.
Tickets: 22 €
• Do 10.10.24 20 Uhr Fr 11.10.24 20 Uhr
Sa 12.10.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Marek Janowski Dirigent Augustin Hadelich Violine
Felix Mendelssohn Bartholdy Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 7 E-Dur
Zwei große Werke der Romantik: Mendelssohns lichtes, strahlendes Violinkonzert mit Augustin Hadelich als Solist und Bruckners erhabene, wuchtige Siebte Symphonie.
Tickets: 37 bis 106 €
• Fr11.10.24 20 Uhr Kammermusiksaal
Leonkoro Quartett
Wolfgang Rihm
Streichquartett Nr. 1 op. 2
Felix Mendelssohn Bartholdy Streichquartett e-Moll op. 44 Nr. 2
Ludwig van Beethoven Streichquartett a-Moll op. 132
Das Leonkoro Quartett besticht durch seine intensive, virtuose Spielweise, ideal für ein Programm von Beethoven bis Rihm.
Tickets: 11 bis 29 €
• Do 17.10.24 20 Uhr Sa 19.10.24 19 Uhr Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Sakari Oramo Dirigent Kirill Gerstein Klavier Rundfunkchor Berlin
Claude Debussy
Trois Nocturnes
Ferruccio Busoni
Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor C-Dur op. 39
Französischer Impressionismus und italienische Klangpracht: Sakari Oramo dirigiert Werke von Debussy und Busoni.
Tickets: 26 bis 82 €
Konzerte
• Fr 18.10.24 19 Uhr
Großer Saal
Ausklang
Berliner Philharmoniker
Sakari Oramo Dirigent
Kirill Gerstein Klavier
Herren des Rundfunkchors
Berlin
Ferruccio Busoni
Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor C-Dur op. 39
Start einer neuen Reihe von Kurzprogrammen! Ohne viel Drumherum, ohne Pause, ganz konzentriert auf ein einzelnes großes Werk der Orchestermusik.
Wir laden Sie herzlich im Anschluss zu einem musikalischen Ausklang im Foyer mit Mitgliedern des Orchesters ein.
Tickets: 20 bis 49 €
• Sa 19.10.24 14 Uhr
Sa 19.10.24 15.30 Uhr
Familienführung:
Unser Klangschiff
Die Philharmonie Berlin ist ein einzigartiges Klangschiff – mit unserem Publikum wollen wir es zum Klingen bringen.
Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15
Johannes Brahms Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98
Daniel Barenboim und Martha Argerich: zwei Weltstars, die sich seit ihrer Kindheit in Argentinien kennen und schätzen.
Tickets: 47 bis 149 €
• So 27.10.24 20 Uhr Kammermusiksaal
Kyiv Symphony Orchestra
Felix Krieger Dirigent
Dmytro Udovychenko Violine
Svyatoslav Lunyov Tristium für Streicher
Robert Schumann Konzert für Violine und Orchester d-Moll
Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 »Rheinische«
Tickets: 11 bis 29 €
• Di 29.10.24 20 Uhr Oberes Foyer Kammermusiksaal
Diskurs in der Philharmonie
Unser Diskurs behandelt aktuelle Themen, die bewegen, berühren, neugierig machen.
Tickets: 12 €
• Mi 30.10.24 20 Uhr Kammermusiksaal
Philharmonisches
Streichquartett:
Dorian Xhoxhi Violine
Helena Madoka Berg Violine
Naoko Shimizu Viola Christoph Heesch Violoncello
Amihai Grosz Viola
Erich Wolfgang Korngold Streichquartett Nr. 2 Es-Dur op. 26
Wolfgang Rihm
Grave für Streichquartett
Anton Bruckner
Streichquintett F-Dur
Das Philharmonische Streichquartett und Amihai Grosz stellen uns mit dem Streichquintett F-Dur das einzige große kammermusikalische Werk Anton Bruckners vor.
Tickets: 11 bis 29 €
November
•
Do 31.10.24 20 Uhr
Fr 01.11.24 20 Uhr
Sa 02.11.24 19 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Giovanni Antonini Dirigent
Fatma Said Sopran
Joseph Haydn Symphonie Nr. 54 G-Dur
Arianna a Naxos, Kantate Hob. XXVIb:2 Symphonie Nr. 44 e-Moll »Trauersymphonie«
Wolfgang Amadeus Mozart Thamos, König in Ägypten KV 345: Zwischenaktmusiken
Unbekannte Werke von Haydn und Mozart – interpretiert von Haydn-Spezialist Giovanni Antonini.
Tickets: 26 bis 82 €
• Mi 06.11.24 20 Uhr
Do 07.11.24 20 Uhr
Fr 08.11.24 20 Uhr
Großer Saal
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Vilde Frang Violine
Sergej Rachmaninow
Die Toteninsel, Symphonische Dichtung op. 29
Erich Wolfgang Korngold
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 Antonín Dvořák Symphonie Nr. 7 d-Moll op. 70
Kirill Petrenko dirigiert
Korngolds Violinkonzert mit Vilde Frang als Solistin: ein Werk, in dem die Filmmusiken hervorblitzen, die der Komponist für Hollywood schuf.
Tickets: 37 bis 106 €
• Sa 09.11.24 19 Uhr Kammermusiksaal
Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker
Ivan Repušić Dirigent
Johann Christian Bach
Sinfonia B-Dur op. 18 Nr. 2
Friedrich Gulda
Konzert für Violoncello und Blasorchester
Pierre Boulez Mémoriale (... explosante fixe ... Originel)
Arnold Schönberg Notturno für Streicher und Harfe
Darius Milhaud
Le Bœuf sur le toit, Fantasie für Orchester op. 58
Von Bach bis Gulda: Ivan Repušić und die Karajan-Akademie präsentieren ein facettenreiches Programm voller Witz und Tiefsinn.
Tickets: 11 bis 29 €
• So 10.11.24 20 Uhr Kammermusiksaal
Jazz at Berlin Philharmonic
Majid Bekkas Gimbri, Oud und Gesang
Nguyên Lê Gitarre
Hamid Drake Schlagzeug
Joel Lyssarides Klavier
George Prokopiou Bouzouki und Saz
World Jazz
Musikalisches Gipfeltreffen: Die Mitwirkenden dieses Konzerts kommen aus verschiedenen Ländern und vereinen die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse zu einem eigenen, neuen Sound.
Kuratiert von Siggi Loch
Tickets: 35 bis 71 €
• Di 12.11.24 20 Uhr Großer Saal
Lang Lang Klavier
Gabriel Fauré
Pavane fis-Moll op. 50
Robert Schumann
Kreisleriana op. 16
Frédéric Chopin
Mazurken op. 7 Nr. 3, op. 17 Nr. 1, 2 und 4, op. 24 Nr. 2 und 4, op. 30 Nr. 3 und 4, op. 33 Nr. 3, 4 und 2, op. 59 Nr. 3
Polonaise fis-Moll op. 44
Starpianist Lang Lang eröffnet unsere Serie Klavier hochromantisch: mit Chopins tänzerischen Mazurken und Schumanns autobiografischem Zyklus Kreisleriana
Tickets: 47 bis 149 €
• Fr 15.11.24 20 Uhr Kammermusiksaal
World
Hossein Alizadeh Tār und Shourangiz
Zohre Gholipour Gesang Mehdi Emami Gesang
Behnam Samani Tombak und Percussion
Houshmand Ebadi Ney
Saba Alizadeh Kamancheh
Parisa Pooladian Rubāb
Ali Boustan Setar
Hossein Alizadeh gilt als Meister der persischen Langhalslaute Tār, der die traditionelle Musik seines Landes auf eigene moderne
Weise interpretiert.
Tickets: 38 €
• Do 21.11.24 20 Uhr Kammermusiksaal
Ensemble Diderot:
Johannes Pramsohler
Violine und Leitung
Roldán Bernabé Violine
Gulrim Choï Violoncello
Philippe Grisvard Orgel
Élisabeth Jacquet de La Guerre
Triosonate D-Dur
Nicolas Clérambault
Triosonate G-Dur »La Félicité«
Jean-Pierre Guignon Pièces à deux violons op. 8: Les Sauvages
Jean-Philippe Rameau
Troisième Livre de pièces de clavecin: L’Enharmonique
Jean-Pierre Guignon
Pièces à deux violons op. 8: La Furstemberg
François Couperin
Triosonate d-Moll »La Convalescente«
Louis-Gabriel Guillemain
Premier Divertissement de symphonies en trio D-Dur op. 15
Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville
Triosonate e-Moll op. 2 Nr. 1
Jean-Marie Leclair
Triosonate A-Dur op. 4 Nr. 6
Das Ensemble Diderot widmet sich mit großem Erfolg vornehmlich der Aufführung einer einzigen barocken Gattung: der Triosonate, die im 17. und 18. Jahrhundert ganz Europa begeisterte.
Tickets: 11 bis 29 €
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Cover, Foto:
Heribert
Schindler
Cove
Kirill Petrenko, Dirigent
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