Phil 2024/25 – Heft 1

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Das Magazin der Berliner Philharmoniker

»Wenn ich Klavier spiele, fühle ich mich frei.« Eine Begegnung mit unserem Artist in Residence Seong-Jin Cho

Ein Theater mit Stadt

Das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Chefdirigent Kirill Petrenko führt musikalisch nach Meiningen

Die innere Stimme finden Im Dezember ist mit Alexander Lonquich einer der interessantesten Pianisten unserer Zeit im Kammermusiksaal zu erleben

Deutsche Bank

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Musik

Musik verbindet

verbindet

Seit 35 Jahren arbeiten die Deutsche Bank und die Berliner Philharmoniker in einer engen und lebendigen Partnerschaft zusammen. Gemeinsam wollen wir Musik von Weltklasse fördern und Menschen jeden Alters für Musik und Kultur begeistern. Denn Musik inspiriert, verbindet Menschen und überwindet Grenzen. db.com.kultur

Seit 35 Jahren arbeiten die Deutsche Bank und die Berliner Philharmoniker in einer engen und lebendigen Partnerschaft zusammen. Gemeinsam wollen wir Musik von Weltklasse fördern und Menschen jeden Alters für Musik und Kultur begeistern. Denn Musik inspiriert, verbindet Menschen und überwindet Grenzen. db.com.kultur

© Stephan Rabold

Liebes Publikum,

das diesjährige Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Chefdirigent Kirill Petrenko führt musikalisch nach Meiningen. Auf dem Programm stehen Werke von Johannes Brahms und Richard Strauss, deren Biografien eng mit dem kleinen Ort an der Werra verwoben sind. Doch auch in der Geschichte der Berliner Philharmoniker ist Meiningen ein wichtiger Bezugspunkt. Hans von Bülow wurde 1880 Kapellmeister am dortigen Hof und machte sein Orchester schnell zum führenden deutschen Klangkörper. Als die Meininger unter Bülows Leitung zwei Jahre später eine Konzertreise nach Berlin unternahmen, geriet dieses Gastspiel zum Gründungsimpuls für die Berliner Philharmoniker. Malte Krasting wirft in seinem Essay ein spannendes Schlaglicht auf ein Thüringer Provinzstädtchen, das sich zum musikalischen Hotspot entwickelte.

Seit seinem umjubelten Debüt im Jahre 2017 gehört der südkoreanische Pianist Seong-Jin Cho zu den regelmäßigen musikalischen Partnern der Berliner Philharmoniker; in dieser Saison ist er als unser Artist in Residence zu erleben. Der 30-Jährige begann seine Residency Anfang Oktober mit einer fulminanten Interpretation von Dmitri Schostakowitschs Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester. Darüber hinaus spielt er in einem Soloabend sämtliche Klavierwerke von Maurice Ravel und gestaltet mit Mitgliedern der Philharmoniker und der Karajan-Akademie außergewöhnliche Kammermusikabende. Im Gespräch mit Tobias Möller erzählt Seong-Jin Cho, wann Mikrofone ihn nervös machen und warum die Arbeit eines Pianisten nie endet.

Der im Juli verstorbene Wolfgang Rihm sollte uns als Composer in Residence durch die Saison begleiten. Die geplanten Konzerte finden nun in memoriam statt. Martin Demmler erinnert in seinem Nachruf an einen faszinierenden Komponisten, der wie kaum ein anderer die zeitgenössische Musik in den letzten Jahrzehnten geprägt hat und der ein langjähriger Freund und Begleiter der Berliner Philharmoniker war.

In unserer Klavierreihe debütiert Alexander Lonquich mit einem Programm, das von Carl Philipp Emanuel Bach bis zu Wolfgang Rihm führt. Bjørn Woll stellt uns den charismatischen Musiker vor.

Darüber hinaus finden Sie in dieser Ausgabe von Phil weitere Beiträge etwa über die jung verstorbene französische Komponistin Lili Boulanger, über Edward Elgars Violinkonzert oder über den südkoreanischen Komponisten Donghoon Shin, dessen neues Violakonzert Threadsuns die Berliner Philharmoniker im Januar aus der Taufe heben. Den Solopart der Uraufführung spielt Amihai Grosz, Erster Solobratscher des Orchesters. Ich wünsche Ihnen wie immer eine anregende Lektüre Ihres Phil und viele unvergessliche Konzerte mit den Berliner Philharmonikern.

Herzlich, Ihre

Andrea Zietzschmann, Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker

Inhalt

»Wenn ich Klavier spiele, fühle ich mich frei.«

Seong-Jin Cho ist Artist in Residence der Berliner Philharmoniker. Ein Gespräch über die Magie des Klavierspiels und warum die Arbeit eines Pianisten nie endet.

• Silvesterkonzert

Ein Theater mit Stadt

Das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker führt musikalisch nach Meiningen. Über ein Thüringer Provinzstädtchen, das zum musikalischen Hotspot wurde.

»Ich kann durch vieles zum Klingen gebracht

werden …«

Der im Juli verstorbene Wolfgang Rihm war ein faszinierender Komponist, kluger Denker und charismatischer Lehrer. Eine Erinnerung.

Nicht von dieser Welt

Mit 19 Jahren gewann Lili Boulanger als erste Frau den Kompositionspreis Prix de Rome. Im Januar führen die Berliner Philharmoniker nun erstmals ein Werk von ihr auf.

Im Januar 1912 erlebte das Violinkonzert von Edward Elgar seine denkwürdige Berliner Erstaufführung. Phil kennt die Hintergründe.

Der Südkoreaner Donghoon Shin schreibt ausdrucksstarke und farbenprächtige Musik. Eine Neuentdeckung, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

Trompeter Bertold Stecher bringt gerne Farben zum Klingen.

Alexander Lonquich gilt als Philosoph unter den Pianisten. Mitte Dezember ist er im Kammermusiksaal zu erleben. Ein Porträt.

»Wenn ich Klavier spiele,

Als Gewinner des legendären Chopin-Wettbewerbs und als »Poet am Klavier« (Sir Simon Rattle) hat sich Seong-Jin Cho international einen Namen gemacht. Nun begleitet er die Berliner Philharmoniker als Artist in Residence durch die Saison 2024/25. In unserem Interview erfahren Sie, wann ihn Mikrofone nervös machen, warum die Arbeit eines Pianisten nie endet und dass der Klang des Klaviers von keiner künstlichen Intelligenz ersetzt werden kann.

fühle

ich mich frei«

Herr Cho, in unserer Zeitschrift Phil fragen wir regelmäßig Mitglieder der Berliner Philharmoniker, welchen Beruf sie ergriffen hätten, wenn sie nicht Musiker geworden wären. Wie ist das bei Ihnen?

Das ist eine schwierige Frage. Auch bei einem anderen Berufsweg hätte ich mich wohl für etwas entschieden, bei dem man mit den Händen arbeitet. Hinzu kommt, dass ich ein eher ruhiger, introvertierter Mensch bin. Vielleicht wäre ich Arzt oder Chirurg geworden.

Auch eine andere Karriere als Musiker wäre bei Ihnen denkbar gewesen.

Ich habe tatsächlich sechs Jahre lang Geige gespielt, und mein Geigenlehrer in Korea hat mich sehr

ermutigt, diesen Weg weiterzugehen. Es gab damals einen Wettbewerb mit Kategorien sowohl für Pianisten als auch für Geiger. Ich habe mit beiden Instrumenten teilgenommen und den dritten Preis beim Geigenwettbewerb gewonnen, während ich im Klavierwettbewerb leer ausgegangen bin. Aber ich habe mich am Klavier immer wohler gefühlt, und auch das dauerhafte Üben fiel mir hier leichter als an der Geige.

Das Klavier war also von Anfang an das Instrument ihrer Wahl? Ich könnte jetzt sagen, dass mich das Klavier schon immer inspiriert hat, aber das wäre wohl gelogen. Denn ich war erst sechs Jahre alt, als ich anfing, Klavier und Geige zu spielen. Eigentlich habe ich wegen

meiner Eltern mit dem Klavierspielen angefangen. In Korea war es üblich, dass man ein Instrument lernt. Ich habe als Kind auch andere Dinge gemacht wie Sport oder Malen, aber klassische Musik war das Einzige, das mir wirklich Spaß gemacht hat. Nicht das Üben natürlich, aber das Spielen, das Auftreten und auch das Zuhören. Der Wunsch, Berufsmusiker und vor allem Pianist zu werden, hat sich dann schnell entwickelt – auch wenn ich nicht wirklich wusste, was das bedeutet. Ich habe Videos mit Pianisten gesehen und fand die einfach cool.

Wie muss man sich Ihre Ausbildung in Korea vorstellen? Die Atmosphäre war sehr wettbewerbsorientiert. Es gab unglaublich viele Musiker, die erfolgreich

Seong-Jin Cho wurde 1994 in Seoul geboren und gab sein erstes Konzert mit elf Jahren. Er studierte in seiner Heimatstadt und von 2012 bis 2015 bei Michel Béroff in Paris. 2011 gewann er den dritten Preis beim Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau, 2015 sorgte er für weltweite Aufmerk samkeit, als er den 17. Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau für sich entschied. Seither tritt er in den großen Konzertsälen und mit den renommiertesten Orchestern der Welt auf.

sein wollten. Ich habe die Hochschule der Künste in Seoul besucht, wo in meinem Jahrgang ungefähr 50 Pianistinnen und Pianisten studierten. Alle haben mehr geübt als ich – mindestens drei oder vier Stunden täglich. Ich verurteile diesen Ehrgeiz gar nicht. Ich glaube, durch dieses Umfeld konnte ich mich selbst formen und mehr Leidenschaft für die Musik entwickeln. Ich hasse den Wettbewerb mit anderen, aber wenn man von solchen leidenschaftlichen Studierenden umgeben ist, inspiriert einen das.

Sie erwähnten vorhin ihr introvertiertes Wesen. Ist der Auftritt auf der Bühne Ihr Weg, Ihre Emotionen mitzuteilen?

Es stimmt schon, dass ich ein eher schüchterner Mensch bin, es fällt mir nicht leicht, über meine Gedanken und Gefühle zu sprechen. Wenn ich auf der Bühne ein Mikrofon in die Hand bekomme, um Worte an das Publikum zu richten, werde ich nervös. Wenn ich aber Klavier spiele, fühle ich mich frei. Dann kann ich machen, was ich will.

Welchen Stellenwert hat für Sie die musikalische Kommunikation mit dem Publikum?

Ich muss gestehen, dass mir der Komponist etwas mehr am Herzen

liegt als das Publikum. Es klingt vielleicht egozentrisch, aber ich glaube, meine Aufgabe besteht vor allem darin, den Komponisten, seine Musik, seine Sprache und seine Emotionen immer besser zu verstehen. Im nächsten Schritt versuche ich dann, all das dem Publikum zu vermitteln.

Es ist nicht leicht, Musik wirklich zu verstehen. Haben Sie dafür eine Strategie?

Das ist ein langer Prozess. Als erstes arbeite ich intensiv am Notentext, dann studiere ich den Hintergrund eines Komponisten oder eines Werkes. Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, etwa eine Sonate oder ein Konzert von Beethoven zu spielen. Daher ändern sich meine Interpretationen von Jahr zu Jahr. Das ist für mich der faszinierendste Teil des Musikerdaseins.

Was wäre ein Beispiel für eine solche kontinuierliche Interpretationsänderung?

Nehmen Sie Beethovens Fünftes Klavierkonzert, das ich im März 2025 mit den Berliner Philharmonikern aufführen werde. Ich spiele dieses Stück, seit ich 14 bin, also seit 15 oder 16 Jahren. Ich war schon als Kind von diesem brillanten und

dramatischen Ausdruck beeindruckt. Aber inzwischen fühle ich, dass es da noch weitere Ebenen gibt. Diese Musik ist eben nicht nur feurig, sondern auch lyrisch, tief und breit. Entsprechend ändert sich mein Ansatz. Und in zehn oder 20 Jahren werde ich das Stück wahrscheinlich wieder anders spielen. Das alles ist eine lebenslange Reise, auf der ich meine eigene Interpretation und meine eigene Stimme finde.

Manche werden vielleicht überrascht sein: Sie sind ein berühmter Pianist, der den Chopin-Wettbewerb gewonnen hat und mit großen Orchestern auftritt –und trotzdem wollen Sie immer noch weiter. Haben Sie ein Fernziel auf dieser Reise, eine künstlerische Vision?

Jeder Pianist und jede Pianistin hat einen eigenen Klang. Den kann man nur schwer ändern – so wie man nicht ohne Weiteres Tenor werden kann, wenn man eine Bassstimme hat. Man kann seinen Klang aber entwickeln. Diese Reise endet nie, es gibt in diesem Beruf keine Errungenschaften. Es ist wunderbar, Wettbewerbe zu gewinnen und mit renommierten Orchestern zu spielen. Auch die Residency bei den Berliner Philharmonikern ist für mich eine große Ehre. Aber das wirkliche Ziel liegt in musikalischer Tiefe.

Was bedeutet es rein technisch, als Pianist den eigenen Klang zu entwickeln? Wie geht man da vor?

Das ist schwer zu erklären. Grundsätzlich ist jeder Konzertabend anders als der vorherige, das macht das Musizieren ja so aufregend. Was nun den Klang eines Pianisten insgesamt angeht – ich denke, der ändert sich wie ein menschliches Gesicht. Man merkt nicht, dass man älter wird, aber irgendwann schaut man in den Spiegel und sieht die Veränderung. Das klingt magisch, aber der Klang eines Klaviers hat überhaupt etwas Magisches an sich. Den wird keine künstliche Intelligenz je ersetzen.

Wenn Sie über Ihre musikalische Entwicklung nachdenken, haben Sie dann auch einen Plan für Ihr Repertoire?

Ich habe seit meiner Teenagerzeit mit vielen großen Musikerinnen und Musikern gesprochen und immer wieder den Rat gehört: »Lerne neue Stücke, bis du 40 bist, danach wird es schwierig.« Ich habe dann als 17-jähriger Schüler in einem Notizbuch das Repertoire aufgeschrieben, das ich bis 40 lernen wollte. Dieses Notizbuch habe ich immer noch. Jetzt bin ich 30 und habe fast die Hälfte meiner Liste abgearbeitet.

Das klingt ungewöhnlich diszipliniert.

Es ist wie mit Sprachen, die man auch besser lernt, wenn man jung ist. Ich habe allerdings keinen detaillierten Plan zur Reihenfolge. Ich möchte als nächstes mehr Beethoven und Brahms spielen und auch Ravel, dessen gesamte Klaviermusik ich hier in Berlin aufführen werde. Als Pianist hat man ja das große Glück, dass es sehr viel Repertoire gibt.

Während Ihrer Zeit als Artist in Residence der Berliner Philharmoniker erfährt man einiges über Ihre aktuellen RepertoireSchwerpunkte. Es gibt zum Beispiel eine Art ungarischen Kammermusikabend mit Brahms, Ligeti und Bartók. Wie ist diese Idee entstanden?

Es war für mich wie im Paradies, als ich das Programm für die Residency kuratieren durfte. Der von Ihnen erwähnte Kammermusikabend ist tatsächlich als Panorama ungarischer Musikstile gedacht. Brahms war bekanntlich von dieser Musik inspiriert, wie am offensichtlichsten seine Ungarischen Tänze zeigen. Ich liebe alles von Brahms, und gerade das Klarinetten-Trio, für das ich mich entschieden habe, ist unglaublich schön. Außerdem gefiel mir, dass ich hier nicht nur mit Streichern spiele. Das Ligeti-Werk für Violine, Horn und Klavier hat ebenfalls eine spannende Besetzung und passt bestens dazu. Schließlich gibt

es noch das Bartók-Quintett, das ich als 19-Jähriger während meines Studiums in Paris kennengelernt habe. Es ist ein sehr frühes Stück, das nicht oft gespielt wird und nicht wie typischer Bartók klingt. Aber trotzdem spürt man Bartóks musikalische Zukunft. Ich hoffe, das Programm gefällt dem Publikum.

Sie erwähnten ein weiteres ungewöhnliches Projekt: die Aufführung sämtlicher Klavierwerke Ravels an einem Abend. Ist das nicht ein sehr mutiges Vorhaben? Es wird auf alle Fälle für mich sehr anstrengend, körperlich und geistig, weshalb wir zwei Pausen haben werden. Aber ich wollte dieses Programm schon immer machen. Und 2025 ist Ravels 150. Geburtstag, den möchte ich damit feiern.

Ravel hatte eine eher distanzierte, ja rätselhafte Persönlichkeit. Glauben Sie, dass man durch eine solche Gesamtaufführung seiner Klaviermusik dem Menschen Ravel näherkommt?

Ich denke, Ravel war ein Perfektionist. Seine Musik ist ganz anders als die von Debussy, die in gewisser Weise fantasievoller und romantischer ist. Ravel dagegen war ein scharfer Denker mit sehr klaren Ideen. Und dann gibt es bei ihm

diesen unglaublichen Reichtum an Farben – selbst seine Klaviermusik hat oft einen orchestralen Klang.

Aber ist es auch emotionale Musik? Oder schließen sich Emotion und Perfektion aus?

Ich glaube, man kann auf viele Arten emotional sein. Wenn ich zum Beispiel Tschaikowskys Erstes Klavierkonzert spiele, sehe ich einen Menschen vor mir, der laut aufschreit. Wenn ich Brahms spiele, vor allem seine späte Musik, stelle ich mir eher jemanden vor, der traurig ist, fast depressiv. Er schreit nicht, sondern ist ganz innerlich. Und auch Ravels Musik wirkt auf mich sehr emotional. Hier stelle ich mir einen Menschen vor, der leise lächelt, aber in seinen Augen stehen Tränen. Im Leben gibt es eben die unterschiedlichsten Gefühle.

Das zeigen auch die beiden Solokonzerte, die Sie während Ihrer Residency mit den Berliner Philharmonikern spielen werden und die in ihrem Ausdruck kaum gegensätzlicher sein könnten: das Erste Klavierkonzert von Schostakowitsch und das Fünfte Klavierkonzert von Beethoven. Als ich gefragt wurde, welche Konzerte ich am liebsten mit den Berliner Philharmonikern spielen möchte, war mir klar, dass ein Werk

Konzerthinweise

• Mo 09.12.24 20 Uhr Kammermusiksaal

Seong-Jin Cho Klavier

Mitglieder der Berliner Philharmoniker

Johannes Brahms Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier a-Moll op. 114

György Ligeti Trio für Violine, Horn und Klavier

Béla Bartók Klavierquintett Sz 23

• So 19.01.25 20 Uhr Kammermusiksaal

Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker

Seong-Jin Cho Klavier

Donghoon Shin My Shadow für Klarinette, zwei Violinen, Violoncello und Klavier

Ludwig van Beethoven

Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott

Es-Dur op. 16

Frédéric Chopin Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 e-Moll op. 11 (Fassung für Klavier und Streicher)

des deutschen Repertoires dabei sein sollte. So kam ich auf das Beethoven-Konzert, mit dem ich mich beschäftige, seit ich Teenager bin, und das die Berliner Philharmoniker sicherlich wundervoll spielen werden. An Schostakowitschs Musik wiederum mag ich, dass sie sehr sarkastisch ist. Ich liebe schwarzen Humor und meine Freunde finden, dass ich selbst zum Sarkasmus neige. Wobei dieses Werk nicht nur schwarzen Humor hat, sondern auch lyrische Tiefe.

Welche Rolle spielt für Sie, dass dies eigentlich ein Doppelkonzert für Klavier und Trompete ist? Auch das hat mir gefallen, denn in unserer Aufführung wird Guillaume Jehl [Solotrompeter der Berliner Philharmoniker, d. Red.] den Trompetenpart spielen. Ich kenne ihn von unserer ersten gemeinsamen Tournee, und ich freue mich sehr darauf, das Werk mit ihm zu spielen.

Sie sprechen damit Ihre erste Begegnung mit den Berliner Philharmonikern an. Das war 2017, als Sie Einspringer für Lang Lang waren – erst in Berlin, anschließend auf der letzten AsienTournee von Simon Rattle. Im November 2023 haben Sie dann mit dem Orchester unter Leitung

von Kirill Petrenko in Seoul gespielt. Wie hat sich Ihr Verhältnis zu den Berliner Philharmonikern in dieser Zeit entwickelt? Es ist heute ganz anders als damals. Bei meinem Debüt war ich 23 und gerade nach Berlin gezogen. Ich war sehr nervös und hatte noch kaum Freunde im Orchester, außer etwa Daishin Kashimoto und Emmanuel Pahud, die ich vom Festival in Salon-de-Provence kannte. Während der ersten Tournee sind wir uns dann nähergekommen, das hat wirklich Spaß gemacht. 2020 haben wir während der Pandemie noch ein gemeinsames OnlineKonzert mit Andris Nelsons gespielt –ohne Publikum, was für mich eine besondere Erfahrung war. Und zuletzt gab es das Gastspiel in Korea mit Maestro Petrenko, das für mich eine ganz große Freude war. Ich habe den größten Respekt vor diesem Orchester und fühle mich mit ihm heute sehr viel wohler als vor sechs Jahren. Ich denke, dies sind alles großartige Musikerinnen und Musiker und auch großartige Menschen. 

 berliner-philharmoniker.de/ artist-in-residence

Tobias Möller ist Redaktionsleiter der Stiftung Berliner Philharmoniker.

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Borrowed Light

Rohini Devasher im PalaisPopulaire

Die indische Künstlerin Rohini Devasher hat zwei Berufungen: ihr multimediales Werk – und die Astronomie. Devasher gehört zu den Menschen, die sich in den abgelegensten Gegenden treffen, um Sonnenfinsternisse zu beobachten und sich darüber auszutauschen. Ihre Kunst vereint das Kosmische mit dem Künstlerischen und der Wissenschaft. Für ihre Projekte arbeitet sie mit Forscher*innen, Observatorien und Institutionen – wie dem MaxPlanck-Institut Berlin oder dem CERN in der Schweiz – zusammen, in denen fundamentale Gesetze des Universums erforscht werden.

Fragt man Devasher, was sie antreibt, antwortet sie: „Das Gefühl des Staunens und der Neugier.“ Und genau das will sie als „Artist of the Year“ 2024 der Deutschen Bank den Besucher*innen ihrer Ausstellung „Borrowed Light“ im PalaisPopulaire vermitteln. Dabei ist der Blick in den Sternenhimmel zentral. Devasher thematisiert ihn als kollektive Projektionsfläche für Träume, Mythen, Kultur, Technologie und Forschung.

Im Mittelpunkt der Schau steht die Videoinstallation „One Hundred Thousand Suns“. Das 4-Kanal-Video bezieht sich auf die über 100.000 Aufnahmen der Sonne, die über ein Jahrhundert lang im Sonnenobservatorium von Kodaikanal in Indien aufgenommen wurden. Das Werk folgt der Entwicklung der Sonnenbeobachtung, beginnend mit frühen handgezeichneten Sonnenflecken auf Papier über Glasplattenfotografie und Datensätze der NASA bis hin zu den eigenen Datensammlungen der Künstlerin. Dabei demonstriert Devasher, dass das „Sehen“ in seiner Vielschichtigkeit viel mehr umfasst, als wir uns vorstellen können.

Immer wieder erschafft Devasher ganz eigene Welten. In ihrer Videoarbeit „Atmospheres“ (2015) lässt sie die Erde als „blaue Murmel“ erscheinen. Sie zeigt einen magischen, kosmischen Blick auf unseren Planeten, der aber tatsächlich von der Erde aus aufgenommen wurde. Ihre Videoskulptur „Terrasphere“ (2015) arbeitet mit unzähligen Aufnahmen von botanischen Gärten, Gärtnereien und Parks und gleicht einem künstlichen Ökosystem unter einer Kuppel. Auch in dieser miniaturisierten Waldsphäre vollzieht sich ein Zyklus aus Dunkelheit, Wolken und Licht. Devasher lädt uns dazu ein, den Ort, von dem aus wir ins All schauen, viel genauer zu betrachten: die Erde und die nicht menschliche Welt der Tiere und Pflanzen, die geologische Welt, die wir mit demselben Staunen, derselben Neugier wahrnehmen könnten wie das All.

Rohini Devasher: Borrowed Light Deutsche Bank „Artist of the Year“ 2024 12. September 2024–10. März 2025

PalaisPopulaire

Unter den Linden 5 10117 Berlin palaispopulaire.db.com

Shadow Portraits, 2023
Norris, San Francisco
One Hundred Thousand Suns, 2023
© The artist

Theater Ein mit Stadt

Im diesjährigen Silvesterkonzert spielen die Berliner Philharmoniker Werke von zwei spätromantischen Komponisten, Johannes Brahms und Richard Strauss, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die beiden trafen einst jedoch an einem Ort zusammen, der nicht nur mit den Philharmonikern und ihren Ursprüngen, sondern auch sowohl mit ihrem ersten wie auch mit ihrem jetzigen Chefdirigenten aufs Engste verbunden ist. Über ein Thüringer Provinzstädtchen, das zum musikalischen Hotspot wurde.

Silvester, Mitte der 1880er-Jahre. Am Meininger Theater, dem kulturellen Zentrum des Herzogtums SachsenMeiningen, läuft die Abendprobe des Schauspielensembles. Geleitet wird sie, wie so oft, vom Landesherrn persönlich. Seit Georg II. zwei Jahrzehnte zuvor die Regierung übernommen hatte, führt er auch in Kunstsachen Regie in seinem kleinen Reich. Es wird neun Uhr, es wird zehn Uhr, – endlich schlägt es Mitternacht. Der Herzog erhebt sich und alles atmet erleichtert auf. Aber der Regent ergreift das Wort: »Ich wünsche allen Herrschaften ein recht gutes neues Jahr, – die Probe kann weitergehen!«

Mit einer solchen freundlichen Unerbittlichkeit hat Georg II. in Sachsen-Meinigen Theatergeschichte geschrieben. Sein Vorgehen mag mit heutigen Arbeitszeitregelungen unvereinbar sein, und die Angestellten des Theaters dürften manches Mal über die Besessenheit ihres Oberhaupts geflucht haben. Aber Georg hatte eine Vision, er träumte von Aufführungen aus einem Guss, in denen alle Details zusammenpassten, bei denen sich alle Beteiligten in den Dienst des Ganzen stellten. Mit unbeirrbarem Pioniergeist hat er das, was für uns heutzutage als Theaterregie selbstverständlich geworden ist, als einer der ersten Theatermacher in jahrelanger Aufbauarbeit über Dutzende Spielzeiten hinweg verwirklicht.

Sobald Sachsen-Meiningens Geschicke in seinen Händen lagen, begann der Herzog, einen lang gehegten Plan umzusetzen. Das für die Kleinstadt eigentlich überdimensionierte Theatergebäude sollte von innen wie außen in neuer Pracht erstrahlen. Dazu setzte er zunächst die Schere an, denn für Schauspiel und Oper reichten die Mittel nicht aus, das Musiktheater musste weichen und Georg konzentrierte sich zunächst ganz aufs Sprechtheater. Administrativ unterstützt durch einen Intendanten bestimmte der Herzog sämtliche künstlerischen Aspekte. Er gestaltete den Spielplan, entwarf Bühnenbilder, zeichnete

Kostümfigurinen, wählte die Besetzungen aus; studierte die Szenen ein. Nach und nach kristallisierten sich aus seinem Tun die später sogenannten »Meininger Prinzipien« heraus: Werktreue im Sinne des Bemühens, den Intentionen des Autors gerecht zu werden; stilistisch einheitliche Inszenierungen aus einer Hand; historische Genauigkeit in Bühnenbild und Kostümen; der Ensemblegedanke ohne jegliches Starwesen, auch die ersten Kräfte mussten sich hin und wieder mit kleinen Rollen zufriedengeben; nicht zuletzt höchste Ansprüche an die Qualität der aufgeführten Werke selbst. Die Klassiker von Schiller und Shakespeare bildeten das historische Fundament, mit jungen Dramatikern wie Ibsen und Strindberg machte Meiningen als Speerspitze der Moderne von sich reden. Gleichwohl wurde, um die Kasse zu füllen, auch leichte Kost wie Komödien, Schwänke und Rührstücke geboten. Der Landesherr wollte seinen Untertanen ihr Anrecht auf Unterhaltung nicht vorenthalten; nicht von ungefähr hatte er im Giebeldreieck des Hauses als Widmung die Worte angebracht: »Georg II. dem Volke zur Freude und Erhebung«. Unterstützung fand Georg bei einigen eingeschworenen Mitstreitern, allen voran seiner dritten Frau Helene von Heldburg, die unter ihrem Geburtsnamen Ellen Franz selbst als Schauspielerin auf der Meininger Bühne gestanden hatte. Über die Grenzen Thüringens und Deutschlands hinaus bekannt wurden »die Meininger« durch ihre legendären Tourneen durch halb Europa.

Meininger Stilbildung

Was Georg mit seinem Schauspiel gelungen war, das wollte er auch mit seiner Hofkapelle erreichen. Das Orchester hatte weiter bestanden und sich bereits eine gewisse Reputation erspielt. Die Meininger Musiker stellten bei der Uraufführung von Richard Wagners Ring des Nibelungen 1876 ein volles Drittel des Bayreuther Festspielorchesters. Die Verbindung hatte fast etwas Familiäres: Wagners zweite Frau Co -

Von Malte Krasting
Foto: Marie Liebig

Daniil Trifonov war in der Spielzeit 2018/19 Artist in Residence der Berliner Philharmoniker. Sein umjubeltes Debüt beim Orchester gab er 2016 mit Rachmaninows halsbrecherischem Dritten Klavierkonzert. Der Tagesspiegel konstatierte »Momente magischer Verbundenheit mit den Philharmonikern«.

sima Liszt, in erster Ehe mit dem Dirigenten Hans von Bülow verheiratet, war eine Jugendfreundin von Ellen Franz. An der Werra trafen nun alle wieder zusammen. Wagner dankte die herzogliche Großzügigkeit mit zwei Sentenzen, die jeder kunstsinnige Meininger zitieren kann: »Es gibt viele Meinungen, aber nur ein Meiningen« und »Wie viele über mich herzogen, ich kenne nur einen Herzog«.

Georgs Ambitionen für die Hofkapelle gingen derweil noch höher. 1880 wandte er sich an Bülow, der als Pianist wie als Opernkapellmeister eine musikalische Berühmtheit war – in München hatte er sowohl Tristan und Isolde als auch die Meistersinger von Nürnberg uraufgeführt –, und lud ihn ein, neuer musikalischer Leiter der Kapelle zu werden. Beide, den Herzog und den Musiker, einte das Ziel, ein Orchester zu schaffen, dessen Spiel den Werken ebenbürtig wäre, die »Gründung eines Stils« (Bülow) als Pendant zum Meininger Schauspielensemble. Diese programmatische Absicht erläuterte der Dirigent in einem Brief an seinen zukünftigen Dienstherrn mit einer wagemutigen Parallele: »Eine Beethoven’sche Symphonie ist in meiner Auffassung ein Drama für die hörende Fantasie.« Für ihn war Instrumentalmusik auch ohne Text eine andere Form von Theater.

Ähnlich konsequent wie der Herzog in seinen Theaterproduktionen inszenierte Bülow seine Konzerte. Als einer der ersten Dirigenten widmete er ganze Abende ausschließlich den Werken eines einzigen Komponisten, konzipierte seine Programme inhaltlich und nicht zur Demonstration virtuoser Fähigkeiten, plante immer eine Saison im Ganzen und nicht nur als Folge bunt gemischter Konzertabende – er prägte also die Programmgestaltung, wie man sie heute kennt und erwartet. Neben Beethoven lag Bülow ein zeitgenössischer Komponist besonders am Herzen,

nämlich der in Wien lebende Hamburger Johannes Brahms. Ihm machte er 1881 ein außergewöhnliches Angebot: Brahms könne neue symphonische Werke vor der offiziellen Premiere in Ruhe mit der Meininger Hofkapelle ausprobieren und an ihnen feilen. Bülow hegte wohl die Hoffnung, mithilfe dieses Entgegenkommens jene Novitäten als erster aus nächster Nähe kennenzulernen, mit ihnen das Tourneerepertoire der bald als Reiseorchester Furore machenden Hofkapelle zu bereichern und, wer weiß, womöglich gar das eine oder andere Stück uraufführen zu können – nicht vergeblich, wie sich herausstellen sollte.

Mit Brahms in Meiningen

Zur ersten Prüfung in der »Werkstatt Meiningen« kam es schon im selben Sommer. Brahms hatte während seines Urlaubs in Pressbaum im Wienerwald sein Zweites Klavierkonzert fertig komponiert. So stolz er über den Umfang war (dem Dirigenten Franz Wüllner gegenüber brüstete er sich, wie immer selbstironisch abgefedert: »Es kann sich wirklich mit jedem messen! ich glaube, es ist das längste –!«), so gern nahm er Bülows Angebot zur kritischen Sichtung an und spielte das Werk mit der Meininger Hofkapelle mehrmals durch. Die Mühe hatte sich gelohnt, er änderte danach noch manches Detail in der Orchestrierung. Dieser Testlauf war Auftakt zu einer engen, freundschaftlichen Zusammenarbeit, die Georg II. und seine Familie einschloss. »Eine Reise nach Meiningen eröffnet stets die schönsten Aussichten«, schrieb Brahms vier Jahre später an den Herzog. Da ging es schon um seine Vierte Symphonie, deren Uraufführung er tatsächlich der Meininger Hofkapelle anvertraute, aus Dankbarkeit nicht weniger als aus Hochachtung: »wie wohl und behaglich mir in Mitten der Capelle ist«, meinte der Komponist, »darüber könnte ich ein langes, lautes Danklied singen«. So gelangen auch mit Brahms’ Werken mustergültige Aufführungen, eine Tradition, die Bülows Nachnachfolger Fritz Steinbach zu veritablen Brahms-Festspielen weiter ausbaute.

Vorher kam für kurze Zeit ein anderer angehender Orchesterleiter zum Zuge. Im fünften Jahr seines Meininger Wirkens, 1885/86, erwählte sich Bülow einen gerade 21-jährigen Musiker zum Assistenten, der ihm kurz zuvor als »geborner Dirigent« aufgefallen war: Richard Strauss. Der ob dessen jugendlichen Alters skeptische Herzog konnte schnell von Talent und Befähigung des Kandidaten überzeugt werden, er hat das Wagnis nicht bereut. Dieses Engagement wurde eine Weichenstellung in Strauss’ Laufbahn. Der junge Münchner, der vorher praktisch nie vor einem Orchester gestanden hatte, wuchs innerhalb kurzer Zeit zu einem der wesentlichen Dirigenten seiner Generation heran. Noch Jahre später meinte er, dass »mich Bülow zum Dirigenten in seinem und Wagners Sinne erzogen hat«. Die Übung schloss auch unkonventionelle Einsätze ein: In einem Konzert zu Ehren von Brahms, in dem der Komponist persönlich seine Akademische Festouvertüre dirigierte, bediente

Bülow das Becken, und Strauss spielte die Große Trommel. Keiner von beiden war das jedem Orchestermusiker vertraute Taktzählen gewohnt. Prompt verloren sie ständig den Faden und mussten sich bei den Kollegen erkundigen, an welcher Stelle man gerade sei.

Richard Strauss’ Lehrjahre

Vom Austausch mit Brahms profitierte Strauss vor allem als Komponist: Der Ältere riet ihm, sich »dauernd in der Erfindung von achttaktigen Melodien zu üben« und auf »thematische Spielereien«, das »Übereinanderschachteln vieler nur rhythmisch kontrastierender Themen«, zu verzichten, kurz: so einfach wie möglich und nur so komplex wie nötig zu schreiben. Strauss folgte dem Rat und schulte seine bald so unübertreffliche Kunst, mit nichts als Tönen suggestiv Personen, Vorgänge und Gefühle zu schildern. Auch stilistisch erweiterte sich

Strauss’ Perspektive während seiner Meininger Zeit. Er, der vom Vater her einen konservativen Geschmack eingeimpft bekommen hatte und laut eigener Aussage als »Brahms-Schwärmer« nach Meiningen gekommen war, entdeckte hier die neuen Wege, die Wagner mit seinen Musikdramen und Franz Liszt mit seinen literarisch inspirierten symphonischen Dichtungen eingeschlagen hatten, und machte sich beide Visionen zu eigen. Aus der Verbindung von Brahms’ handwerklichen Hilfestellungen und den programmatischen Ideen von Wagner und Liszt entwickelte Strauss die so griffigen Klangdarstellungen in seinen Tondichtungen und Opern, wie sie auch in den Rosenkavalier-Walzern und dem Schleiertanz aus Salome zur Geltung kommen. Als Mensch wie als Künstler erfasste er fast schlafwandlerisch sicher das Wesentliche an Situationen und Persönlichkeiten; Strauss war es auch, der uns die eingangs erzählte Anekdote aus der Silvesternacht überliefert hat.

Kaum, dass Strauss seine Stellung im Herzogtum angetreten hatte, ließ Bülow ihn allein in Meiningen und wurde kurz danach, 1887, erster Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Als Bülow, bereits schwer krank, seine Berliner Position 1892 niederlegte und zwei Jahre darauf starb, blieb das Orchester zwei Spielzeiten lang ohne künstlerischen Leiter. Die meisten Konzerte in dieser Zeit dirigierte kein anderer als der ehemalige Meininger Richard Strauss, als De-facto-Chef.

Von Meiningen nach Berlin

Die Fäden, die Meiningen mit Berlin verbanden, wurden weiter geknüpft. Gut 100 Jahre später machten sich die Berliner Philharmoniker ein eigenes Bild von der Meininger Lage: 1995 spielten sie ihr viertes Europakonzert in der Südthüringer Residenzstadt; Daniel Barenboim war Solist, Chefdirigent Claudio Abbado dirigierte; auf dem Programm stand, wie konnte es anders sein, eine Beethoven-Symphonie und das in Meiningen einst erstmals erklungene Zweite Klavierkonzert von Brahms.

Das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker live im Kino Als säßen Sie mitten im Orchester: Erleben Sie das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker auf der großen Leinwand und in bestem Surround-Sound. Starpianist Daniil Trifonov interpretiert mit den Berliner Philharmonikern und Kirill Petrenko das vollgriffige Zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms. Außerdem erklingen prachtvoll instrumentierte Tanzwerke von Richard Strauss: charmante Walzer aus dem Rosenkavalier sowie Salomes Tanz mit seiner offensiven Sinnlichkeit.

Kirill Petrenko war von 1999 bis 2002 Generalmusikdirektor am Meininger Staatstheater.

Konzerthinweis

• So 29.12.24 20 Uhr

Mo 30.12.24 20 Uhr

Di 31.12.24 17.30 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Daniil Trifonov Klavier

Johannes Brahms Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2

B-Dur op. 83

Richard Strauss Der Rosenkavalier op. 59: Walzerfolge

Salome op. 54: Salomes Tanz

Noch im selben Jahrzehnt wurde Meiningen wieder das »Theater mit Stadt« drumherum, wie Gustav Mahler gesagt haben soll. Neuerlich lagen die Geschicke in den Händen einer regieführenden Intendanz: Der Regisseurin Christine Mielitz gelang es, mit einem spektakulären Coup Meiningen ein weiteres Mal zur Musikstadt zu machen und hier dem Werk Wagners ein Zuhause zu geben. Den ganzen Ring des Nibelungen nahm man sich vor, und zwar mit den Premieren an vier aufeinanderfolgenden Abenden, so, wie es dem Komponisten selbst in Bayreuth nicht gelungen war, denn bei der Uraufführung im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel war der Wotan-Darsteller erkrankt, weswegen man einen Pausentag einlegen musste. Einen musikalischen Partner für diese hochfliegenden Pläne, die nicht wenige in und außerhalb des Städtchens damals für abwegig bis überspannt hielten, fand Christine Mielitz in einem jungen Russen namens Kirill Petrenko, der damals gerade 28 Jahre alt war und noch nie eine Oper von Wagner dirigiert hatte. Kirill Petrenko arbeitete mit derselben Leidenschaft wie die großen Vorgänger –allein über 150 Proben nur mit dem theatereigenen Orchester wurden verzeichnet. Das »Wagnis Wagner« glückte, wurde zum Sensationserfolg, selbst die Tagesschau berichtete. Konsequent knüpfte Kirill Petrenko ebenso im übrigen Musiktheater- und Konzertbereich an die große Tradition des Ortes an. Schon in der ersten Saison brachte der junge Generalmusikdirektor einen neuen Rosenkavalier heraus (mit einer eben -

falls jungen lettischen Mezzosopranistin namens Elīna Garanča als Octavian), setzte Tondichtungen von Richard Strauss und bald auch Symphonisches von Johannes Brahms aufs Programm und spannte darüber hinaus – quasi Bülows Beispiel folgend – programmatische Bögen über die ganze Konzertsaison. Sein Weg an die Philharmonie Berlin würde noch einige Jahre dauern, aber in der Rückschau will es so scheinen, als ob er schon damals, noch unbewusst, begann.

»Es gibt viele Meinungen, aber nur ein Meiningen.«

Richard Wagner 1877 an Herzog Georg II.

Wenn im diesjährigen Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker nun Johannes Brahms und Richard Strauss einander gegenübergestellt werden, hat das also viel mit der Geschichte des Orchesters und seiner Protagonisten zu tun, eine Geschichte, die weiterhin sehr lebendig ist. Eines ist sicher: Die Proben werden nicht bis nach Mitternacht dauern – und auch das Silvesterkonzert sollte zu Ende sein, bevor das neue Jahr anbricht. 

Malte Krasting ist Dramaturg an der Bayerischen Staatsoper.

Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen (1866–1914), Förderer und künstlerischer Leiter des Meininger Hoftheaters, Porträtaufnahme, um 1900 (Erwin Rupp, Dresden).

»Ich kann durch vieles

zum Klingen gebracht werden ...«

Er war der bekannteste, erfolgreichste und meistgespielte Komponist der Gegenwart: Wolfgang Rihm. Im vergangenen Juli ist er im Alter von 72 Jahren gestorben. Kein anderer hat die zeitgenössische Musik in den letzten Jahrzehnten so nachhaltig geprägt wie er, kein anderer hat ein solch umfangreiches, qualitativ hochwertiges und vielseitiges Œuvre geschaffen wie er. Rihms Tod markiert einen unwiederbringlichen Verlust für die Musikwelt, weit über Deutschland oder Europa hinaus. Eine Erinnerung.

»Ich will bewegen und bewegt sein. Alles an Musik ist pathetisch. Eines ist mir unumgänglich: direkte Rede, ich muss künstlerisch im Indikativ reden können.« Mit diesen inzwischen berühmt gewordenen Worten umriss der junge Wolfgang Rihm einst seine Ästhetik. Und sein Bekenntnis zum subjektiven, unmittelbaren Ausdruck war bis zu seinen letzten Werken gültig.

Rihms kompositorische Anfänge fielen in die Blütezeit der seriellen Musik. Damals war es Mode, möglichst alle Parameter des Tonsatzes in Reihen zu organisieren. Das Ergebnis waren hochartifizielle, aber auch abstrakte und emotional eher unterkühlte musikalische Gebilde; eine Musik für Eingeweihte, der das breite Publikum kaum etwas abgewinnen konnte. Mit diesen Verfahren brach der junge Rihm radikal, zusammen mit anderen Komponistenkollegen seiner Generation. »Uns muss es schütteln vor Energie, oder wir müssen lautlos sein vor Leere, dann sind wir Komponisten« so Rihm. Äußerungen dieser Art waren in den 1970er-Jahren ästhetischer Sprengstoff. Sein Kommentar zu dem frühen Orchesterwerk Sub ­ Kontur aus den Jahren 1974/75 klingt geradezu wie eine Kriegserklärung an die Vertreter des Serialismus wie Pierre Boulez oder Karlheinz Stockhausen: »Sub ­ Kontur ist eine Musik, die auch nicht halt macht vor dem Schlamm, den sie von unten mitführt. Unreine Musik, die durch Gleichzeitigkeit von Geordnetheit und Entropie eine schamlose Pein werden kann, voller Lust in ihrer Aversion gegen die graue klinische Richtigkeit und zufallslose Normenbeliebigkeit, die uns umgibt.«

Lust zur Emotion

Sein geradezu lustvolles Bekenntnis zum Subjektivismus, zur unverstellten Emotion, wurde damals als Aufbegehren gegen die Vätergeneration verstanden.

Und das war es auch. Aber gerade damit fand Rihm von Beginn an viel Zustimmung in musikinteressierten Kreisen. Bereits seine frühen Arbeiten waren von einer Kraft und Eindringlichkeit, die unmittelbar gefangen nahm. Dabei gelang ihm der Spagat, sowohl in den Zentren der Avantgarde als auch beim Publikum der Abonnementkonzerte mit seinen Werken zu reüssieren – eine der zentralen Voraussetzungen seiner ungewöhnlich steil verlaufenen Karriere. Und Rihm nutzte diesen Erfolg auf ganz unterschiedlichen Podien gezielt für die eigene Entwicklung: »Ich war in Darmstadt, ich war in Donaueschingen, ich bin sehr gerne dorthin gegangen und habe da sehr viel gelernt und sehr viel erfahren. Aber das hat mich in keiner Weise entmutigt, sondern immer nur bestätigt, der zu werden, der ich bin. Und dass das, was ich geschrieben habe, nicht ein Nachplappern des Vorgefundenen war, finde ich normal. Denn man lernt ja nicht, um tautologisch zu wiederholen, was vorher gesagt wurde, sondern um zu sich selbst zu kommen.«

Lernen und Lehren

Geboren 1952 in Karlsruhe und nach erstem Kompositionsunterricht in seiner Heimatstadt wurde Rihm Schüler von Klaus Huber und Karlheinz Stockhausen, der allerdings nur wenig Verständnis für die Werke seines Studenten aufbrachte. Doch das war für Rihm eher Ansporn. »Ich bin in der glücklichen Situation, ein Naturell zu besitzen, das aus allem etwas lernt. Ich kann noch aus der hämischsten Ablehnung Gold machen«, sagte er über sich. Und der Erfolg gab ihm recht. Schon in jungen Jahren wurde ihm eine Kompositionsprofessur in Karlsruhe angetragen, bereits der 25-Jährige konnte seinen Namen im renommierten Riemann-Musiklexikon lesen. Aufträge für neue Werke erreichten ihn aus aller Welt.

Von Martin Demmler

Konzerthinweis

• Fr 06.12.24 20 Uhr

Sa 07.12.24 19 Uhr

So 08.12.24 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Simone Young Dirigentin

Vida Miknevičiūtė Sopran

Wolfgang Rihm

Das Gehege.

Eine nächtliche Szene für Sopran und Orchester

Anton Bruckner

Symphonie Nr. 2 c-Moll (1. Fassung von 1872)

Mit seinen frühen Werken für das Musiktheater, den Kammeropern Faust und Yorick sowie Jakob Lenz, eroberte der Mitzwanziger auch die Opernbühne. Später folgten Die Hamletmaschine, Oedipus oder 2010 die Nietzsche-Oper Dionysos. Schon damals war Rihm nicht mehr in der Lage, alle an ihn herangetragenen Kompositionsaufträge abzuarbeiten. Und das, obwohl seine Produktivität einzigartig war. Mehr als 600 Arbeiten, darunter abendfüllende Opern, Oratorien und großformatige Orchesterwerke, umfasst sein Werkkatalog schließlich. Wenn Jubiläen anstanden oder größere Feierlichkeiten – stets waren Werke von Rihm mit von der Partie, ob zum 250. Todestag Johann Sebastian Bachs oder zu der feierlichen Eröffnung der Elbphilharmonie. Er war einfach ganz unbestritten der erfolgreichste Komponist seiner Generation.

Künstlerische Querverbindungen

Schon früh begann Rihm damit, seine Werke in Reihen oder Zyklen zu organisieren. Beispiele dafür sind der groß angelegte Chiffre -Zyklus (1982–1988), Über die Linie (1999–2006), Verwandlung (2002–2014) oder die Werkgruppe Vers une symphonie fleuve (1992–2000). Jedes neue Werk, so Rihm, sei »eine Antwort auf das Vorausgegangene« und werfe wiederum Fragen auf, die er im nächsten Stück zu beantworten suche. Beim Schaffensprozess ergeben sich häufig neue Spielarten, andere Ausformungen einer kompositorischen Idee. Dann radierte er, übermalte, komprimierte oder formulierte neu. Immer wieder wurde Früheres in neue expressive Zusammenhänge verwoben.

Ein Mangel an musikalischen Einfällen war Rihms Problem nie. »Also, ich bin inspiriert. Sonst müsste ich das gar nicht machen. Für einen Künstler ist Inspiration nichts Besonderes: davon geht er ja aus, das ist ja das Einzige, was er hat. Es geht immer nur darum, die Inspiration in die Tat umzusetzen.« Und genau dies bereitete ihm kaum Schwierigkeiten. »Es ist, als hätte man einen ganz großen Block Musik in sich, und man schneidet immer ein kleines Stück ab. Man haut, klopft und kratzt es ab.« Als vielseitig gebildeter Musiker hat sich Rihm immer auch intensiv mit den Entwicklungen in anderen Künsten beschäftigt. Ob Literatur, Philosophie oder Malerei – alles konnte ihn zu Musik inspirieren, immer wieder schuf er Querverbindungen zwischen den Künsten. »Ich kann durch vieles zum Klingen gebracht werden, das mir widerfährt. […] Ich sehe mich nicht als Träger eines Prinzips, sondern als eine durchlässige, für die Eindrücke empfängliche Figur.«

Philharmonische Freundschaften

Rihms Werke – seine Opern, seine Orchester- und Kammermusikwerke – wurden und werden in aller Welt gespielt. Mit den Berliner Philharmonikern war der Kontakt über Jahrzehnte hinweg besonders eng. Bereits 1977 stand sein frühes Meisterwerk Lichtzwang für Violine und Orchester auf dem Programm, dirigiert übrigens vom Komponistenkollegen Hans Werner Henze, nur zwei Jahre später präsentierten die Berliner Philharmoniker die Uraufführung der großangelegten Dritten Symphonie für Solisten, Chor und großes Orchester. Die Auflistung ließe sich bis in die unmittelbare Gegenwart fortsetzen. Erwähnt seien hier nur die zahlreichen Konzerte unter dem ehemaligen Chefdirigenten Claudio Abbado, darunter viele Uraufführungen zentraler Arbeiten in Rihms Werkkatalog. Doch auch Michael Gielen, Daniel Barenboim oder Peter Eötvös haben in ihren Konzerten mit den Philharmonikern Werke von ihm dirigiert. In dieser Saison sollte Wolfgang Rihm Composer in Residence bei den Berliner Philharmonikern sein. Die geplanten Konzerte finden nun in memoriam statt.

Rihm war nie ein Traditionalist, aber er hat die Traditionen geschätzt, sie auch als Ideenreservoir benutzt und sich konkret auf Werke von Bach oder Beethoven bezogen. »Wenn einer ›Erbe‹ ist, dann ich«, hat er einmal bekannt. Und: »Wenn es eine Tradition gibt, der ich mich angehörig fühle, so ist es diese: Kunst als Freiheit zu verstehen, aus Freiheit entstanden und zu Freiheit verpflichtet.« 

 berliner-philharmoniker.de/composer-in-residence

Martin Demmler lebt als freier Autor in Berlin.

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Nicht von Welt dieser

Das Schicksal hat es nicht gut mit Lili Boulanger gemeint. Mit 19 Jahren zieht sie an ihren männlichen Mitbewerbern vorbei und gewinnt als erste Frau den begehrten Kompositionspreis Prix de Rome – nur fünf Jahre später, 1918, stirbt sie. Eines ihrer letzten Werke trägt den Titel D ’un matin de printemps (»An einem Frühlingsmorgen«). Anfang Januar erklingt dieses lebensmutige Stück erstmals in den Konzerten der Berliner Philharmoniker. Phil erinnert an ein bewegtes Leben.

Glück und Unglück – wie dicht lag das in ihrem Leben beieinander: Ein Glück, dass Lili Boulanger 1893 in eine Musikerfamilie hineingeboren wurde. Vater Ernest, Komponist und Gesangslehrer am Pariser Konservatorium, und Mutter Raïssa, eine russische Sängerin, erkannten und förderten früh das herausragende musikalische Talent ihrer Tochter. Die Eltern waren im Pariser Kulturbetrieb gut vernetzt, unterhielten ein offenes Haus, pflegten freundschaftliche Kontakte mit Charles Gounod, Jules Massenet und Camille Saint-Saëns. Von klein auf bewegte sich Lili in den tonangebenden Kreisen des französischen Musiklebens, sang als Sechsjährige Gabriel Fauré fehlerfrei vom Blatt vor, beeindruckte auch auf dem Klavier mit ihrem Prima-Vista-Spiel und überraschte immer wieder durch ihre Intelligenz und Wissbegierde. Welche Tragik, dass Lili im Alter von zwei Jahren an einer Bronchialpneumonie, einer chronischen Entzündung der Lunge, erkrankte, seither gesundheitlich schwer eingeschränkt war und bis zu ihrem frühen Tod von dieser Krankheit immer wieder ihre Grenzen aufgezeigt bekam. Nicht nur ihr eigenes Leiden erinnerte sie ständig an die Vergänglichkeit des

Lebens. Als sie sieben Jahre alt war, brach ihr Vater plötzlich mitten im Gespräch tot zusammen. Ein traumatisches Erlebnis. Wen wundert es, dass das Kind daraufhin ein Lied über das Sterben schrieb. Religiöse und mystische Werke werden zukünftig in Lilis Schaffen einen großen Raum einnehmen.

Trost und Halt gab ihr die sieben Jahre ältere Schwester Nadia, auch sie musikalisch hochbegabt. Für die Mutter war es selbstverständlich, dass ihre Töchter professionelle Musikerinnen werden sollten, um unabhängig ihren Lebensunterhalt zu bestreiten – besonders, da eine Heirat für die gesundheitlich angeschlagene Lili eher unwahrscheinlich war. So schickte sie beide Töchter auf das Pariser Konservatorium. Nadia zeigte dort glänzende Leistungen, doch Lili übertraf ihre Schwester bei Weitem. 1913 gewann sie mit ihrer Kantate Faust et Hélène den Prix de Rome – als erste Frau. Ganz Paris horchte auf. Die Jury überzeugte sie mit intelligenter Themenbehandlung, poetischem Gefühl, Sensibilität und Wärme sowie einer klugen und farbenreichen Orchestrierung. »Lili Boulanger hat […] über alle männlichen Konkurrenten gesiegt, und

das mit einer solchen Überlegenheit, Schnelligkeit und Leichtigkeit, welche den anderen Kandidaten ernstlich unheimlich erschien«, berichtete die Zeitschrift Musica. »Es war keineswegs die Galanterie der Juroren, die ihr zum leichten Sieg verholfen hätte, im Gegenteil, es heißt, dass sie das junge Mädchen strenger beurteilten als ihre Mitbewerber. Die Frauenfeindlichkeit der Jury war bekannt.« Ihre Kantate begeisterte auch Claude Debussy, der bewundernd schrieb: »Lili Boulanger ist erst 19 Jahre alt. Ihre Erfahrung in den verschiedenen Disziplinen des Tonsatzes übertrifft jedoch ihre Jahre.«

Der Prix de Rome, den bereits so große Komponisten wie Hector Berlioz, Georges Bizet, Charles Gounod oder Claude Debussy, aber auch Lilis Großvater und Vater gewonnen hatten, ermöglichten einen mehrjährigen Studienaufenthalt in der Villa Medici in Rom. Zudem nahm der italienische Musikverlag Ricordi die junge Komponistin unter Vertrag und zahlte ihr ein jährliches Gehalt. In der Villa Medici konnte sich Lili wegen ihrer gesundheitlichen Beschwerden in das soziale Leben nicht so einbringen wie gewünscht. Sie nahm

ihre Mahlzeiten oft allein ein, was den Unwillen der Institutsleitung erregte, die glaubte, Lili würde ihre Krankheit nur vortäuschen, um eine Sonderbehandlung zu bekommen. Die Studienkollegen hingegen schwärmten von ihrer charismatischen Persönlichkeit. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs änderte ihr Leben komplett. Statt zu komponieren, gründete sie zusammen mit ihrer Schwester das »Comité franco-américain du Conservatoire national«, mit dem sie die zum Kriegsdienst eingezogenen Studenten des Konservatoriums moralisch unterstützten. Sie versandten Briefe und Pakete und gaben eine Zeitschrift heraus, die es den Musikstudenten ermöglichte, untereinander in Kontakt zu bleiben. Dieses Engagement belastete Lilis Gesundheitszustand zusätzlich, von Schmerzen und Fieberschüben geschüttelt, konnte sie nur noch liegend arbeiten. Dem körperlichen Verfall stand jedoch eine Fülle an künstlerischen Plänen und Ideen gegenüber, dem gnadenlosen Schicksal die Stirn bietend. Am 15. März 1918 verlöschte ihr Leben.

Die Musik, die Lili hinterließ, zeugt von ungeheurem Gestaltungswillen, sie ist eigenwillig, fantasievoll,

Die Musik, die Lili Boulanger hinterließ, zeugt von ungeheurem Gestaltungswillen.

klangfarbenreich und bildet eine Brücke vom Impressionismus zur Moderne. Die Komponistin beherrschte das changierende Spiel verschiedener Klangnuancen, wie sie es bei Debussy kennengelernt hatte, ließ sich von den modalen Klangwelten ihres Lehrers Fauré inspirieren und wusste trotz dieser Vorbilder einen eigenen Ton zu treffen. 1911 gab sie mit zwei Vokalwerken ihr öffentliches Debüt als Komponistin – und wurde vom Kritiker der Le Monde Musical als Sensation gefeiert, ihre Werke begeisterten durch »Frische und Inspiration«. Lili selbst war nach eigener Aussage »vollkommen überwältigt«, als sie ihre Werke erstmals in der Öffentlichkeit hörte. Zart und zerbrechlich von Gestalt verkörperte sie auf nahezu ideale Weise das Bild der Femme fragile, jener schwach erscheinenden, geheimnisvollen Frau, die die Literaten der damaligen Zeit faszinierte, allen voran die Symbolisten. Besonders identifizierte sich Lili Boulanger mit der Prinzessin Maleine aus dem gleichnamigen Bühnenwerk von Maurice Maeterlinck, einer Figur, die wie sie Einsamkeit und Isolation ertragen musste. Von Maeterlinck bekam sie die Erlaubnis, sein Schauspiel als Oper zu vertonen.

Sie arbeitete im wahrsten Sinn des Wortes fieberhaft daran, doch konnte sie dieses Werk nicht mehr fertigstellen. Mit ihren letzten vollendeten Kompositionen erhielten die beiden Seiten ihres Lebens, Glück und Unglück, nochmals musikalischen Ausdruck –das strahlende, lebensfrohe Stück D’un matin de printemps steht neben dem abgrundtief traurigen Werk D’un soir triste und der zärtlichen Stimmung des Pie Jesu, der Vertonung des letzten Textabschnitts aus der Totensequenz des Requiems.

Lili Boulanger wurde nur 24 Jahre alt. Ihre Schwester Nadia, die gleich nach ihrem Studium angefangen hatte zu unterrichten, überlebte sie um 61 Jahre. Sie wurde eine der berühmtesten Kompositionslehrerinnen des 20. Jahrhunderts; zu ihren Schülern zählten später u. a. Aaron Copland, Astor Piazzolla, Elliott Carter oder Philip Glass. Unermüdlich setzte sie sich für die Werke ihrer verstorbenen Schwester ein, dennoch erklingen diese in unseren Konzertsälen viel zu selten.

Nicole Restle ist Redakteurin des Magazins Phil.

• Do 09.01.25 20 Uhr

Fr 10.01.25 20 Uhr

Sa 11.01.25 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Tugan Sokhiev Dirigent Amihai Grosz Viola

Lili Boulanger D’un matin de printemps

Donghoon Shin Konzert für Viola und Orchester (Uraufführung)

Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker und des TonkünstlerOrchesters

Gustav Mahler Symphonie Nr. 1 D-Dur

Die Schwestern Nadia und Lili Boulanger. Die sechs Jahre ältere Nadia war Komponistin, Dirigentin und Lehrerin. Zu ihren Schülern gehörten viele der führenden Komponisten und Musiker des 20. Jahrhunderts. Sie trat auch als Pianistin und Organistin auf.
Mit seinen ausgeklügelten Programmen lässt Alexander Lonquich überraschende Verbindungen zwischen Komponisten und Werken entstehen – bei der Bedeutungssuche bedient er sich psychologischer Methoden. Mitte Dezember ist er im Kammermusiksaal zu erleben.

»Es gibt Komponisten, zu denen ich immer wieder zurückkehre – und dazu gehören Schubert und Schumann«, sagt Alexander Lonquich. Seinen Rang als Schubert-Interpret kann man exemplarisch auf einem Album aus dem Jahr 2018 mit den letzten drei Klaviersonaten nachhören: Mit differenzierten dynamischen Abstufungen und feinsten Farbschattierungen entwirft er ein erschütternd persönliches Panorama dieser so trostlosen Musik aus Schuberts Todesjahr. Ein Meilenstein in der Diskografie von Alexander Lonquich sind auch die Mozart-Sonaten, die er Ende der 1980erJahre mit dem herausragenden Geiger Frank Peter Zimmermann eingespielt hat. Oder die Aufnahme der Beethoven’schen Cellosonaten von 2020 mit Nicolas Altstaedt, auch er ein langjähriger Weggefährte des Pianisten, ebenso wie der Geiger Christian Tetzlaff und die Geigerin Carolin Widmann.

Bisher klingt das also nach einer typischen PianistenKarriere im etablierten Repertoire, aber gerade die hat Alexander Lonquich nicht gemacht. Zu vielfältig sind seine Interessen: Er ist ein gefragter Solist auf den internationalen Podien, ein ungemein feinfühliger Kammermusiker und er arbeitet erfolgreich als Dirigent – seit zehn Jahren schon ist er Chefdirigent des Orchestra del Teatro Olimpico in Vicenza. 2020 wurde er zudem zum Künstlerischen Leiter der Fondazione Scuola di Musica di Fiesole ernannt, wo er unter anderem den musikalischen Nachwuchs in den unterschiedlichsten Fachrichtungen unterrichtet und auch psychologisch schult. Hinzu kommt ein ungewöhnlich breites Repertoire und – fast schon ein Markenzeichen – die Vorliebe für eine besondere Programmgestaltung. »Am meisten fasziniert es mich, assoziativ zu programmieren. Dabei kommen oft abgelegene Zusammenhänge zustande, bei denen es mehr um psychologische Verbindungen als um historische Bezüge geht.«

Hommage an Wolfgang Rihm

Im Programm, das Alexander Lonquich für sein Konzert im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin zusammengestellt hat, findet sich indes beides. Ausgangspunkt dafür war Wolfgang Rihm, der in der Saison 2024/25 eigentlich Composer in Residence der Berliner Philharmoniker werden sollte. Doch Ende Juli starb mit ihm im Alter von 72 Jahren einer der meistgespielten und wichtigsten deutschen Komponisten der Gegenwart. Die geplanten Konzerte werden nun zu einer nachdrücklichen Erinnerung an das so facettenreiche und gewichtige Schaffen des Tonschöpfers. Dass Alexander Lonquich sein Recital mit Rihms Klavierstück Nr. 5 beginnt, ist dabei kein Zufall, denn von dem Werk aus entspinnen sich sozusagen subkutan Verbindungslinien zu den anderen Komponisten seines Programms. »Das Stück war damals ein Ausbruch aus dem Schema der Neuen Musik, wie sie sich vorwiegend darstellte. Im Gegensatz zu vielen postseriellen Planspielen traute Rihm sich, Musik zu schreiben, die spontan etwas entstehen lässt und extrem emotional ist. Es ist eine Tatsache, dass es immer wieder Komponisten gab, die nach Kollektivphasen strengerer Gestaltung einen ganz subjektiven Habitus in den Vordergrund stellten.«

Emotionale Schreibweise

Diesen findet der Pianist auch in der Musik von Carl Philipp Emanuel Bach und Robert Schumann. »Wenn wir Carl Philipp Emanuel Bach mit seinem Vater vergleichen, kommt bei ihm eine betont emotionale Schreibweise zum Vorschein, ganz von einem improvisatorischen Impetus gesteuert. In den beiden Sonaten des Programms gibt es überwiegend harmonisch ungewohnte Wendungen, plötzliche Abbrüche und Ge -

Der Kammermusiksaal entstand 1984-1987 unmittelbar neben der Philharmonie und basiert auf Plänen des Architekten Hans Scharoun. Sein Schüler und Büropartner Edgar Wisniewski realisierte den Bau, der ebenso wie die Philharmonie Berlin zeltartig angelegt ist.

neralpausen, Momente, in denen nicht als folgerichtig erscheint, was im nächsten Takt passiert.« Das gelte auch für die romantische Schreibweise von Schumann: »Natürlich waren Beethoven und Schubert seine Ausgangspunkte, von denen jedoch seine Vorstellungskraft in bisher ungeahnte Regionen gelangte.«

Freunde und Förderer

Seine enorme künstlerische Versatilität verdankt Alexander Lonquich den unterschiedlichsten Einflüssen in seinem Künstlerleben. Zuvorderst nennt er den legendären Pianisten und Pädagogen Paul Badura-Skoda, mit dem er ab 1976 für einige Jahre an der Essener Folkwang-Hochschule arbeitete. »Er hat damals schon Hammerflügel gesammelt«, erinnert sich der Pianist an diese für ihn so prägende Zeit. »Ich hatte also schon früh die Gelegenheit, diese Instrumente auszuprobieren. Außerdem hat Badura-Skoda Wert auf eine differenzierte Artikulation gelegt. Natürlich gehen solche Erfahrungen dann auf das Spiel auf einem modernen Flügel über.« Die vielfach gelobte Aufnahme der Cellosonaten von Beethoven hat er übrigens auf einem originalen Graf-Fortepiano von 1826 eingespielt.

Zu den ihn prägenden Figuren zählt er auch den Geiger und Dirigenten Sándor Végh. »Die ungarische Tradition, in der er stand, war höchst interessant. Vieles was uns die Akribie eines Harnoncourt wieder neu vermitteln konnte, war bei ihm noch selbstverständlich. Da gab es eine direkte Verbindung zu einer wahrhaft historischen Aufführungspraxis, weit weg vom Mainstream der 1970er-Jahre.« Bei Astrid Schmidt-Neuhaus, seiner ersten Lehrerin und Nichte des bedeutenden Pianisten Heinrich Neuhaus, lernte Lonquich hingegen alte sowjetische

Aufnahmen kennen, vor allem Livemitschnitte von Emil Gilels und Swjatoslaw Richter. »Auch da gab es vieles zu entdecken, was rar geworden war, die klangliche Vielfältigkeit zum Beispiel, die Kunst des stimmigen Timbres im Dienste der Verräumlichung.« Für eben diese Qualitäten wird Alexander Lonquich heute selbst oft gelobt, verfügt er doch über einen ausgeprägt feinen Klangsinn auf dem Klavier und eine mustergültige Anschlagskultur. Hinzu kommen, bei aller Werktreue, eine frei atmende Poesie und erzählerische Expressivität.

Sehr früh schon hat Alexander Lonquich auch die Neue Musik kennengelernt, maßgeblich durch seinen Vater, damals noch Kompositionsschüler von Bernd Alois Zimmermann und Korrepetitor an der Kölner Oper. Mit nicht einmal zehn Jahren hatte er »nicht nur den ganzen Ring und alle möglichen Mozart-Opern« gesehen, sondern auch viele Klassiker der Moderne, darunter Bergs Wozzeck und Schönbergs Moses und Aron. Bis heute hat diese Faszination fürs Theater und das Schauspiel nicht nachgelassen, sogar mit Theaterpädagogik hat sich der Pianist intensiv befasst. Vor allem die Methoden des Theaterreformers Konstantin Stanislawski seien auch für Musiker interessant. Der legte großen Wert auf den psychologischen Subtext, also die Emotionen und Absichten, die sich hinter den Worten einer Figur verbergen. Auch von seiner Beschäftigung mit den Erkenntnissen der Gestaltpsychologie und Psychoanalyse konnte Lonquich als Künstler profitieren, also analysieren, »was sich unter der Oberfläche des gedruckten Textes abspielt. Wie gestalte ich zum Beispiel eine Pause: Bleibt hier alles stehen? Hat die Pause ein Crescendo? Zerfließt sie? Das ist ein gutes Beispiel dafür, was ständig zwischen den Klängen passiert.«

»Am meisten fasziniert es mich, assoziativ zu programmieren. Dabei kommen oft abgelegen Zusammenhänge zustande, bei denen es mehr um psychologische Verbindungen als um historische Bezüge geht.«

Alexander Lonquich

Intimes Musizieren

Auch für dieses Schürfen nach der tieferen Bedeutung, den Versuch, den Subtext zu entschlüsseln, ist das Programm in Berlin ein gutes Beispiel. In Rihms zweiteiligem Klavierstück Wortlos gibt es zum Beispiel eine stumme Gesangsstimme, die zwar notiert ist, aber nicht gesungen wird. »Das wiederum erinnert mich an das Konzept der ›inneren Stimme‹ in der Musik Schumanns«, ergänzt Alexander Lonquich. Ganz konkret hat Schumann eine solche in seiner Humoreske notiert. Obwohl sie nur imaginär gesungen werden soll, hat sie einen psychologischen Einfluss auf das, was wirklich gespielt wird, so der Pianist: »Wenn man die Stelle angeht, ohne die innere Stimme zu vergegenwärtigen, ergibt sich eine unbefriedigende Klangverteilung.«

Wenn Alexander Lonquich Mitte Dezember sein SoloRecital spielt, ist das für ihn die intimste Art des Musikmachens – ein einzelner Musiker tritt mit dem Publikum in einen musikalischen Dialog. Wobei er den Begriff Publikum gar nicht so gerne mag, sondern lieber von Individuen spricht. Auch hier profitiert der 1960 in Trier geborene Pianist, der schon lange in Italien lebt, von den Methoden der Theaterpädagogik. »Ein wichtiger Punkt ist, wie wach man auf der Bühne agiert, jenseits aller zwanghaften Konzentration auf die eigene Befindlichkeit. Husten und andere Akzidenzien können im Konzert sehr störend wirken. Man braucht indessen Akzeptanz, es ist sinnlos sich abzuschotten. Ich möchte präsent sein und den Moment mit offenen Sinnen erfahren, mit der Aussicht, dass von Mal zu Mal etwas interpretatorisch Lebendiges, Kreatives entstehen kann.« 

Bjørn Woll ist freier Musikjournalist und Redakteur beim Magazin Oper!

• Di 17.12.24 20 Uhr Kammermusiksaal

Serie Klavier

Alexander Lonquich Klavier

Wolfgang Rihm

Klavierstück Nr. 5

Wortlos I & II

Carl Philipp Emanuel Bach

Klaviersonate e-Moll

Wq 59 Nr. 1

Klaviersonate C-Dur

Wq 65 Nr. 47

Robert Schumann Acht

Noveletten op. 21

Anton Bruckner Erinnerung

Liebesgrüße aus London

Am 8. Januar 1912 erlebte das Violinkonzert von Edward Elgar seine denkwürdige Berliner Erstaufführung, bei der der Geigenvirtuose Eugène Ysaÿe und der Dirigent Arthur Nikisch neue Maßstäbe setzten. Doch Englands größter Komponist verschwand, nicht zuletzt infolge des Ersten Weltkrieges, von den Programmen. Erst 1977 war sein fabelhaftes, geheimnisvolles Violinkonzert wieder bei den Berliner Philharmonikern zu hören. Nächste Gelegenheit: Ende Januar 2025.

Sommer 1901. Edward Elgar sieht der Düsseldorfer Aufführung seines Oratoriums The Dream of Gerontius entgegen und er schreibt in verzagter Stimmung an August Jaeger, einen gebürtigen Düsseldorfer, der seit zehn Jahren leitende Posten beim Londoner Musikverlag Novello innehat: »Bedenke, dass sich deine Landsleute niemals einem englischen Werk mit dem leisesten Anschein von Interesse oder Respekt genähert haben – das ist nur etwas ›pour rire‹ und ich kann nicht hoffen, dass es meinem Werk besser ergehen wird als irgend einem Sullivan etc.«

Sein Pessimismus wurde Lügen gestraft. Das Oratorium zündete an jenem 19. Dezember 1901 gewaltig, der Komponist wurde schon nach dem ersten Teil 20 Mal hervorgerufen, und die monumentale Architektur des »Praise to the Holiest« im zweiten Teil versetzte sowohl Musiker wie Hörer in maßloses Erstaunen. Richard Strauss sprach bei einem Dinner am nächsten Tag von dem »ersten englischen Progressiven, Meister Edward Elgar« – ein Wort, das auf den Gelobten wie eine Erlösung wirkte. »Ich wünschte, du hättest es hören können«, so Elgar jetzt in ganz anderem Ton an Jaeger, »es war einige Jahre der Qual wert«.

Und die Erfolge setzten sich fort, nicht zuletzt dank deutscher und österreichischer Interpreten. Hans Richter, Chefdirigent des Hallé Orchestra in Manchester und des London Symphony Orchestra, begründete mit den Uraufführungen der Enigma Variations (1899) und der Ersten Symphonie (1908) Elgars Ruhm, Felix Weingartner und Arthur Nikisch wurden zu glühenden Bewunderern, Fritz Kreisler bezeichnete Elgar 1905 in der

Hereford Times als größten lebenden Komponisten: »Weder Russland noch Skandinavien noch mein Vaterland noch irgendeine andere Nation kann jemanden wie ihn hervorbringen … Ich stelle ihn auf die gleiche Stufe mit meinen Idolen Beethoven und Brahms. Er entstammt derselben noblen Familie. Seine Einfallskraft, seine Orchestrierung, seine Harmonie, seine Größe: All das ist wundervoll. Und alles reine, unaffektierte Musik. Ich wünschte, Elgar würde etwas für die Violine komponieren.«

Elgar versprach dem famosen Geiger bereits 1907 ein Solokonzert, komponiert hat er es dann zwischen April 1909 und August 1910. Die Uraufführung geriet zu einem überwältigenden, unvergesslichen Triumph. Es war sein letzter großer Publikumserfolg, die folgenden großformatigen Werke – Zweite Symphonie, Falstaff, Cellokonzert – fanden nicht mehr dieselbe Resonanz. Dass Elgars Stern schon bald sank, hatte nichts mit kompositorischer Qualität zu tun. Zwar behauptete er seinen Platz im Repertoire britischer Orchester, aber in Deutschland hatte der Erste Weltkrieg zu einem krassen Umschwung geführt. Vor 1914 verzeichneten die Programme der Berliner Philharmoniker etliche Aufführungen, darunter The Dream of Gerontius (geleitet von Ferruccio Busoni), die Erste Symphonie, die Enigma Variations , die Cockaigne ­ Ouvertüre (geleitet von Arthur Nikisch) und nicht zuletzt das Violinkonzert, wiederum von Nikisch dirigiert und von Eugène Ysaÿe gespielt. Diese Aufführung am 8. Januar 1912 erlangte einen legendären Ruf, weil Fritz Kreisler später gegenüber seinem Biografen behauptete, er habe nie eine großartigere Darstellung des Werkes erlebt – wohl -

gemerkt Kreisler höchstselbst, der das Violinkonzert uraufgeführt und dann in sämtlichen britischen Großstädten vorgetragen hatte.

Das Kompliment verklang ungehört. Es dauerte geschlagene 65 Jahre, bis ins Jahr 1977, bis das – neben den Beiträgen von Jean Sibelius und Alban Berg – bedeutendste Violinkonzert des Jahrhunderts wieder bei den Berliner Philharmonikern zu hören war, nunmehr zelebriert von Yehudi Menuhin. Dieser Termin erinnerte an ein historisches Ereignis, denn 1932 hatten der 16-jährige Menuhin und der 75-jährige Elgar das Werk für die Schallplatte eingespielt, im Jahr darauf folgte eine gemeinsame Aufführung in Paris. Der Komponist galt vielen da schon als letzter Dinosaurier einer untergegangenen Epoche, benahm sich aber ausgesprochen avantgardistisch, indem er für die Reise das Flugzeug wählte. An Bord löste er Kreuzworträtsel, da sich Übertragungen von Pferderennen noch nicht im Angebot der Airlines befanden.

Fast alle Werke Elgars enthalten mehr oder weniger verschlüsselte persönliche Botschaften. Emotionalität und Individualität sind derart ausgeprägt, dass man darüber – vor allem in Deutschland – die hohe Meisterschaft seiner mosaikartigen Konstruktionen unbeachtet ließ, die ingeniöse Entwicklung seiner Themen aus

einer Urzelle, die melodisch, harmonisch und rhythmisch durchwirkte Handhabung des Kontrapunkts. Er war primär Gefühlsmensch, aber das bedeutete genauso wenig wie bei Beethoven, Bruckner oder Brahms eine Beeinträchtigung seines handwerklichen Könnens. Wie jeder Genius der Musik vermochte auch Elgar, seine technisch anspruchsvollen, in ihrer Aussage ambivalenten Partituren so zu gestalten, dass sie alle Menschen, und nicht etwa nur Engländer, spontan verstehen können. Nur wenn es um die letzten Geheimnisse ging, um die tiefsten Seelenregungen, begnügte er sich mit Andeutungen. Elgars oftmals extrovertiert klingende Musik ist subtil in vielerlei Hinsicht.

Die Enigma Variations zu enträtseln, erwies sich als relativ leichte Aufgabe; die einzelnen Sätze sind Kryptogramme ihm nahestehender Menschen, seiner Freunde August Jaeger, Arthur Troyte Griffith und Dora Penny, nicht zuletzt seiner Gattin. Diese Lady Alice besaß enormen Einfluss auf ihn, öffnete dem Sohn eines Musikalienhändlers aus Worcester die Türen zur höheren Gesellschaft, fungierte aber auch als seine erste und wichtigste Kritikerin. Er pflegte ihr, kaum dass die Tinte getrocknet war, aus neuen Werken vorzuspielen. So wurde auch das Violinkonzert präsentiert und größtenteils für gut befunden – bis auf eine kleine Stelle. Edward strich diesen Passus unverzüglich. Er verabschiedete sich auch auf ihren Protest hin von dem Plan, ein Ballett nach Rabelais zu schreiben, der im puritanischen England wegen derber Sinnlichkeit und Religionskritik abgelehnt wurde, oder er machte sich Sorgen, die Tondichtung Falstaff könnte das Entsetzen seiner Frau auslösen, weil darin Shakespeares »honest gentlewomen« – Doll Tearsheet, Mrs. Quickly nebst Anhang – vorkamen. Frisch verliebt hatte er der fließend Deutsch sprechenden Dame sentimentale Liebesgrüße für Geige und Klavier zugeeignet – bei dem Violinkonzert wurden jetzt aber andere Saiten aufgezogen, andere Adressaten gewählt. Pro forma war der Widmungsträger Kreisler, doch auf das Titelblatt setzte Elgar ein spanisches Zitat: »Aquí está encerrada el alma de …«

Wessen Seele dort verborgen ist, blieb kein Geheimnis. Es gibt mehrere Indizien, dass Alice Stuart-Wortley gemeint ist, die Tochter des Malers John Millais. Elgar verband mit der ausgezeichnet Klavier spielenden Frau eine langjährige Seelenverwandtschaft, eine Liebe, die offenbar niemals Ehekrisen auslöste. Allerdings blieb die Zuschreibung nicht unwidersprochen. Als alternative Kandidatinnen wurden seine Jugendliebe Helen Weaver genannt und die mondäne Julia H. Worthington, deren Bekanntschaft er 1905 in New York gemacht hatte. Musikkriminologen mit Interesse an amourösen Beziehungen finden jedenfalls hier, nicht nur bei Beethoven, ein dankbares Betätigungs -

feld. Auch salomonische Thesen sind in Umlauf: Elgar habe all diese Ladies im Sinn gehabt oder gar seine Mutter …

Es hätte schlimmer und schöner kommen können. Doch geschah es erst bei einer Party im Jahre 1914, dass ihm die kaum 19-jährige Harriet Cohen auf dem Klavier vorspielte. Seitdem schwärmte er für sie, aber ins Violinkonzert schaffte sie es natürlich nicht mehr. Und das hatte sie auch nicht nötig; die meistfotografierte Pianistin jener Zeit zählte schon bald die Schriftsteller H. G. Wells und D. H. Lawrence zu ihren Bewunderern, sie fesselte einige Jahre den britischen Premier MacDonald an sich, schaffte es, dass Arnold Bax ihretwegen Frau und Kinder verließ, und genoss es, wenn sich Ralph Vaughan Williams und William Walton beim Flirten überboten. Jean Sibelius begegnete dem genialischen Vamp in London und Finnland, ignorierte aber ihre neckischen, ziemlich unverblümten Episteln. Für Edward Elgar war sie »die Nymphe«. Auf dem Sterbebett hörte er immer und immer wieder Cohens Aufnahme seines Klavierquintetts – unter Tränen. 

Volker Tarnow ist Musikkritiker für Berliner Morgenpost, Opernwelt und Fono Forum. So stilvoll und individuell kann Senioren-Wohnen sein (030) 81 09 - 10 19 www.reverie-berlin.de

Konzerthinweis

• Mi 29.01.25 20 Uhr

Do 30.01.25 20 Uhr

Fr 31.01.25 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent Frank Peter Zimmermann Violine

Edward Elgar Konzert für Violine und Orchester h-Moll op. 61

Jean Sibelius LemminkäinenSuite op. 22

Zwischen Konstruktion und Expression

Immer häufiger steht sein Name in den vergangenen Jahren auf den Konzertprogrammen der großen Orchester weltweit: Donghoon Shin. Der 1983 geborene, äußerst vielseitige Südkoreaner wird vor allem für seine ausdrucksstarken und farbenprächtigen Partituren gerühmt. Die Berliner Philharmoniker werden im Januar gleich zwei seiner Werke zu Gehör bringen, darunter eine Uraufführung.

»Ich wurde von vielen Musikgenres beeinflusst, von der experimentellen Jazzmusik bis hin zum britischen Rock ’n’ Roll. Aber in erster Linie betrachte ich mich als Komponisten in der Tradition der westlichen klassischen Musik. Das kontrapunktische Konzept in meinem Schreiben leitet sich definitiv aus ihr ab.« Im ersten Moment mutet es seltsam an, dass ein Komponist aus einer ganz anderen Ecke des Erdkreises, der erst seit knapp zehn Jahren in Europa lebt, sich von Beginn an ausgerechnet in der klassischen westlichen Musiktradition zu Hause fühlt. Im Falle von Donghoon Shin war es eine gewollte Abnabelung, eine bewusste Entscheidung für die musikalische Welt eines Beethoven, Schönberg oder Rihm. Intensiv und über viele Jahre hinweg hat er die europäische Musik des 20. und 21. Jahrhunderts studiert und versucht, sein eigenes musikalisches Denken in einen Zusammenhang mit diesen Traditionslinien zu bringen.

Shin studierte zunächst Komposition an der Seoul National University bei Sukhi Kang und Uzong Choe. 2015 zog er nach London, wo er seinen Unterricht bei Julian Anderson und zuletzt bei George Benjamin am Londoner King’s College fortsetzte. »Von einem so meisterhaften Komponisten unterrichtet zu werden, war für mich ein zentraler Wendepunkt in meiner musikalischen Entwicklung«, so Shin über Benjamin. »Außerdem hat die so weltoffene Stadt London meine künstlerische Perspektive verändert und mir in gewisser Weise die Augen geöffnet.«

Vielleicht noch wichtiger als das Studium bei Benjamin war jedoch der Privatunterricht bei Unsuk Chin, die ebenfalls aus Südkorea stammt und wie Shin ganz bewusst entschieden hatte, sich aus der asiatischen Musiktradition zu lösen und sich der westlichen Avant-

garde zu verschreiben. Chin, die für ihr Schaffen unter anderem mit dem Grawemeyer Award und in diesem Jahr mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet wurde, zählt zu den erfolgreichsten und meistgespielten Komponistinnen ihrer Generation. Mit ihr teilt Donghoon Shin nicht nur den biografischen Hintergrund, sondern auch das Faible für eine hochkomplexe, aber gleichzeitig sehr leidenschaftliche, expressive musikalische Sprache. »Unsuk Chin war mehr als zehn Jahre lang eine wichtige Mentorin für mich. Sie hat mich mit bedeutenden Komponisten und ihren Werken bekannt gemacht, als ich in der relativ isolierten Szene der neuen Musik in Korea studierte«, so Shin. Inzwischen wurde er selbst für sein Schaffen mit einer Vielzahl von Preisen geehrt, darunter auch der Claudio-Abbado-Kompositionspreis der KarajanAkademie der Berliner Philharmoniker.

Den Anstoß, eine künstlerische Karriere einzuschlagen, erhielt Shin nicht etwa durch Werke der Klassik, sondern durch einen Literaten. »Als Teenager habe ich immer davon geträumt, Schriftsteller zu werden«, erläutert Shin. »Ich war von vielen Dichtern fasziniert, aber den größten Einfluss auf mich hatten die Kurzgeschichten von Jorge Luis Borges. Aus irgendeinem Grund verzückte mich sein Schreiben geradezu. [...] Er brachte mir viele namhafte Schriftsteller und ihre Meisterwerke nahe, von Homer über Cervantes und Stevenson bis zu Bioy Casares. Durch Borges’ Werke habe ich gelernt, wie man das Ungleiche vermischt und nebeneinanderstellt, um eine neue Bedeutung zu schaffen. So ist mein Werk Anecdote für Sheng und Orchester zwar nicht direkt durch seine Schriften beeinflusst, aber ich glaube noch immer, dass ich in meiner Musik Verfahrensweisen benutze, die er mich gelehrt hat.«

Rubrik

Konzerthinweis

• So 19.01.25 20 Uhr Kammermusiksaal

Artist in Residence

Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker

Seong-Jin Cho Klavier

Donghoon Shin My Shadow für Klarinette, zwei Violinen, Violoncello und Klavier

Ludwig van Beethoven

Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott Es-Dur op. 16

Frédéric Chopin Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 e-Moll op. 11 (Fassung für Klavier und Streicher)

Insbesondere begeistert sich Shin für die europäische Musik, Dichtung und bildende Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. So ist beispielsweise das hochexpressive, rhapsodische Cellokonzert Nachtergebung, ein 2022 uraufgeführtes Auftragswerk der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, vor allem von der Musik Alban Bergs und der Dichtung Georg Trakls inspiriert. The Hunter ’s Funeral von 2017 wiederum bezieht sich auf einen gleichnamigen Holzschnitt Moritz von Schwinds, der schon Gustav Mahler als Vorlage für seinen Trauermarsch in der Ersten Symphonie gedient haben soll. Die Idee des Trauermarsches hat Shin nachhaltig beschäftigt: »Was mich an den verschiedenen Ausformungen des Trauermarsches in den unterschiedlichsten Kulturen verblüfft, ist der auskomponierte Widerspruch dieses Genres. Denn während Melodie und Harmonie in Molltonarten Trauer und Mitleid ausdrücken, erinnert der schreitende, durchgehende Rhythmus an einen langsamen Tanz. Viele Komponisten haben mit diesem Widerspruch in ihren Werken gespielt.« Diese Zweideutigkeit macht Shin sich in The Hunter ’s Funeral auf seine Weise zunutze: Der erste Satz des Ensemblestücks zeigt mit seiner klaren Rhythmik, den zahlreichen Synkopen und seinen manchmal sogar groovenden Jazz-Anklängen einen fast tänzerischen Charakter und der zweite Satz ist ein Trauermarsch in Reinkultur.

Und immer wieder öffnet die Literatur eine Inspirationsquelle: In Upon His Ghostly Solitude für großes Orchester von 2023 ist es neben der Musik Alban Bergs das Gedicht Nineteen Hundred and Nineteen

von William Butler Yeats, das den emotionalen Hintergrund des Stückes bildet; in der Komposition My Shadow für Klarinette, zwei Violinen, Violoncello und Klavier, die auch am 19. Januar im Konzert der KarajanAkademie erklingen wird, ist es ein Gedicht von Robert Louis Stevenson, das Shin zu einer Reihe kontrapunktischer Miniaturen anregte; und wer in Kafka ’s Dream für Symphonieorchester von 2018/19 die Hauptrolle spielt, muss nicht erklärt werden.

Yo für 16 Musiker aus dem Jahr 2015 schließlich ist ausdrücklich eine Hommage an Borges. »Meine musikalische Antwort auf seine Schriften porträtiert den Dichter als verlorenes Kind in einem selbst konstruierten Labyrinth. Die ersten Kurzgeschichten von Borges las ich im Alter von 13 Jahren. Aber erst als ich 22 und ein angehender Komponist war, wurde mir plötzlich die tragische Ironie in den Kurzgeschichten, insbesondere in den späten, bewusst. Eines Tages fing ich nach dem Lesen hemmungslos an zu weinen. In meiner Imagination sah ich einen armen Menschen, eingesperrt in sein selbst errichtetes Gefängnis. Das Spiel der Intertextualität, das Borges zur Unterhaltung geschaffen hatte, hat ihm am Ende nicht geholfen.« Yo ist vielleicht Shins persönlichstes Werk. Das Labyrinth findet seine musikalische Entsprechung in einer geradezu auf den Kopf gestellten (Shin selbst spricht sogar von einer »pervertierten«) Sonatenform. Zugleich bildet dieses Ensemblestück den Abschluss seiner frühen Schaffensperiode.

Am Beginn seiner kompositorischen Arbeit wollte Shin nichts von der traditionellen Musik seiner koreanischen Heimat wissen, sondern als Komponist westlicher Avantgarde angesehen werden. Das änderte sich erst, als seine Mentorin Unsuk Chin ihn auf die klanglichen Möglichkeiten eines Instruments wie der Sheng aufmerksam machte. Und so komponierte Shin dann in den Jahren 2018/19 Anecdote für Sheng und Ensemble. »Unsuk Chin war vermutlich die erste Komponistin, die ein großformatiges Konzert für Sheng und Orchester geschrieben hat. Natürlich war ihr Werk eine wichtige Referenz für mich während der Arbeit an Anecdote. Es war mein erster Versuch, für ein traditionelles asiatisches Instrument zu schreiben. Lange Zeit hatte ich das abgelehnt, weil ich nicht als asiatischer Komponist verstanden werden wollte. Daher war Anecdote ein wichtiger Schritt, um die Schere in meinem Kopf zu überwinden, die bis dahin meine kompositorische Freiheit eingeschränkt hatte.«

Eben diese kompositorische Freiheit ist Donghoon Shin immens wichtig. Die Frage, ob er einen Rat habe für junge Komponisten am Beginn ihrer Karriere, beantwortet er spontan: Am wichtigsten sei »die Freiheit und der Mut, frei zu sein«. 

Martin Demmler lebt als freier Autor in Berlin.

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Der Trompeter Bertold Stecher bringt gern Farben zum Klingen.

In dieser Rubrik stellen wir Berliner Philharmoniker und ihre außermusikalischen Leidenschaften vor.

»Ich liebe die Bilder beinahe ebenso sehr wie die Musik«, erklärte einst Claude Debussy und stellte sichtlich stolz fest: »Es ehrt mich sehr, dass Sie mich einen Schüler von Monet nennen.« Ein Komponist, der bei einem Maler in die Lehre geht? Dass sich die bildende Kunst und die Musik in der Vergangenheit gegenseitig befruchtet haben, ist kein Geheimnis. So kennen wir aus der Musikgeschichte zahlreiche Kompositionen, die sich ausdrücklich auf Bildwerke beziehen. Die bekannteste ist sicherlich Modest Mussorgskys Zyklus Bilder einer Ausstellung , worin der Komponist zehn Gemälde und Zeichnungen des Malers Viktor Hartmann beschreibt. Mussorgskys Zeitgenosse Franz Liszt fühlte sich von Wilhelm von Kaulbachs Fresko Die Hunnenschlacht zu einer gleichnamigen symphonischen Dichtung inspiriert, und Arnold Böcklins bekanntes Bild Die Toteninsel regte neben Max Reger oder Sergej Rachmaninow noch einige andere mehr zu üppiger Tonmalerei an.

Doch wie kommt ein Orchestermusiker zur Malerei? »Ich habe bereits als kleines Kind gern gemalt und gezeichnet«, sagt Bertold Stecher, der seit zwei Jahren Trompeter bei den Berliner Philharmonikern ist. Der 37-Jährige stammt aus dem Vinschgau im Westen Südtirols an der Grenze zur Schweiz und zu Österreich. »Das ist eine künstlerisch begabte Gegend«, erläutert er und nennt etwa den 1960 geborenen Erich Stecher, mit dem Bertold aber nicht verwandt ist. Bei ihm hat er als Jugendlicher ein Praktikum absolviert und erste Erfahrungen gesammelt. Erich Stecher hat seinem jungen Namensvetter seine Vorliebe für kräftige Farben wie Rot, Blau und Grün vermittelt. Wenn Bertold Stecher sich im kleinen Atelier seiner Charlottenburger Dachgeschosswohnung vor die Staffelei stellt, lässt er seinen Emotionen freien Lauf und bringt expressive Landschaften, Stimmungen und Eindrücke auf die Leinwand.

Ein anderer Vinschgauer Maler ist der 1953 in Laas geborene Jörg Hofer. »Er war der erste Künstler, der Laaser Marmorsand in seinen Werken verarbeitet hat.« Hofers ausdrucksvolle Darstellungen der Tiroler Natur haben es Bertold Stecher angetan: »Dabei ist er kein Landschaftsmaler im klassischen Sinne. Er spricht oft vom ›Klang der Farben‹. Erst wenn es ihm gelinge, ein Bild zum Klingen zu bringen, sei seine Malerei gelungen. Das finde ich als Musiker natürlich besonders spannend.«

Gibt es etwas, an das er sich noch nicht herangetraut hat? Er würde gern einmal ein Porträt malen, antwortet Bertold Stecher, doch dieses Sujet war ihm bislang zu schwierig. Inspiration findet er derweil in den zahlreichen Berliner Museen, mit Vergnügen besucht er die Gemäldegalerie mit ihren Sammlungen europäischer Malerei vom 13. bis zum 18. Jahrhundert und die Neue Nationalgalerie, die bedeutende Werke der klassischen Moderne zeigt. Bertold Stechers Augen leuchten, als er mir erklärt, wie er dann ganz nah an ein Bild tritt, um die Maltechnik ausführlich studieren zu können. »Bei jedem Museumsbesuch lerne ich eine Menge Neues«, gesteht er. »Wie hat der Maler es geschafft, genau diesen Eindruck entstehen zu lassen? Welche Farbtöne verwendet er?«

Mit zehn Jahren begann Bertold Stecher mit dem Trompetenspiel. Wäre die bildende Kunst jemals eine berufliche Alternative zur Musik gewesen? »Nein«, erwidert er lächelnd. »Doch es ist sehr beglückend, dass ich mich neben der Musik auch ein wenig in der Malerei ausdrücken kann. Was will man mehr?« 

Oliver Hilmes ist Chefredakteur des Magazins Phil

Rubrik

• Die offene Frage

In dieser Rubrik beantworten wir Fragen, die Sie schon immer an die Berliner Philharmoniker stellen wollten: zum Bühnengeschehen, was hinter den Kulissen passiert oder zum Orchester allgemein.

Gibt es auch bei Spitzenmusikern wie den Mitgliedern der Berliner Philharmoniker bestimmte
Stellen in einem Werk, vor denen sie sich fürchten?

Ja, auch Profis wie die Musikerinnen und Musiker der Berliner Philharmoniker haben Respekt vor kniffligen Passagen . Die Stimmführerin der Zweiten Geigen zum Beispiel, Marlene Ito, nennt ihre Solopassage am Ende von Richard Strauss‘ Heldenleben Die hat es wirklich in sich! Zuvor spielt die gesamte Violinengruppe einen Abschnitt, in dem die G-Saite um einen Halbton tiefer gestimmt ist. »Kurz vor der Kampfszene müssen wir die Saite schnell wieder auf G stimmen. Dabei ist es schwer, den Ton richtig zu hören, weil das Orchester gerade ziemlich laut spielt. Meine Solopassage besteht ausgerechnet zur Hälfte aus dieser leeren G-Saite. Ich bete immer, dass die Stimmung passt.«

Manche im Publikum warten geradezu auf solche heiklen Stellen, zum Beispiel auf das Hornsolo zu Beginn von Bruckners Vierter Symphonie oder das Trompetensolo am Anfang von Mahlers Fünfter. Diese Partien müssen alle Orchestermusiker bereits beim Probespiel abliefern. »Ich weiß sogar von weltbe -

rühmten Solisten, dass diese sogenannten Angststellen existieren«, verrät Geiger Christoph Streuli. »Aber auch für die Tuttisten, also die gesamte Instrumentengruppe, gibt es anspruchsvolle Partien. Zur Vorbereitung werden auf instrumentaler Ebene Intonation, Rhythmus, Dynamik, Klangfarbe und Klangfülle genauestens abgestimmt, hinsichtlich des Mentalen allerdings, da muss jeder seinen eigenen Weg finden, autogenes Training, Yoga oder ähnliches.«

Und natürlich hilft auch die langjährige Erfahrung, mit solchen Herausforderungen entspannter umzugehen. So trägt Marlene Ito am Konzerttag zum Beispiel keine schweren Lasten mehr, denn einmal bekam sie einen Krampf beim Spielen, nachdem sie tagsüber mit einem schweren Postpaket unterwegs gewesen war.

Sie möchten wissen, was zum Beispiel Musikerinnen und Musiker in der Konzertpause machen oder wer die Stücke für ein Konzert auswählt? Dann schreiben Sie uns unter offeneFrage@berliner-philharmoniker.de.

Foto: (Notenblatt)
Kalmus

Die Berliner Philharmoniker und Seiji Ozawa Eine Hommage

Werke von Beethoven, Bruch, Ravel, Bartók, Haydn, Tschaikowsky, Bruckner, Mahler, Hindemith, Berlioz, Strauss und Wagner

Auf 6 CD und Blu-ray

Jetzt erhältlich auf berliner-philharmoniker-recordings.com und im Shop der Philharmonie Berlin

Klingende Weihnachtsbescherung

Verschenken Sie Musik der Berliner Philharmoniker

Ihr Familien- und Freundeskreis ist voller Klassikfans?

Dann macht das Suchen und Finden der Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr besonders Spaß: Mit unseren musikalischen Geschenkideen bereiten Sie Ihren Lieben auf vielfältige Weise eine Freude – und sich selbst vielleicht auch.

Berliner Philharmoniker für Zuhause: Digital Concert Hall

Einen Zugang zu unserer Digital Concert Hall, der Videoplattform der Berliner Philharmoniker, lohnt immer – zu Weihnachten sogar doppelt: Beim Kauf eines 12-Monats-Zugangs erhalten Sie unsere exklusive Barenboim-Edition. Diese feiert auf zwei DVDs und Blu-ray die 60-jährige Partnerschaft der Berliner Philharmoniker mit dem Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim. Musikalische Highlights dieser Edition sind unter anderem die Erste Symphonie von Johannes Brahms, das Dritte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven und – als exklusive Erstveröffentlichung –eine Aufzeichnung von Wolfgang Amadeus Mozarts konzert Nr. 14. Zum Kennenlernen unserer Digital Concert Hall gibt es außerdem Gutscheine für sieben oder 30 Tage – perfekt für Einsteigerinnen und Einsteiger.

Foto, linke Seite: Phil Media. Rechte Seite: (oben) Phil Media, (mitte) Shop Berliner Philharmoniker, (unten) Heribert Schindler.

Ganz klassisch: Gustav Mahler auf Vinyl

Das Label Berliner Philharmoniker Recordings bietet eine reiche Auswahl an hochklassigen Aufnahmen mit dem Orchester. Unsere Empfehlung: die limitiere Gustav-Mahler-Edition auf Vinyl. Hören Sie die neun vollendeten Symphonien und das Adagio der Zehnten mit drei Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker – Claudio Abbado, Sir Simon Rattle und Kirill Petrenko – sowie weiteren herausragende Mahler-Interpreten, die dem Orchester eng verbunden sind: Gustavo Dudamel, Bernard Haitink, Daniel Harding, Andris Nelsons und Yannick Nézet-Séguin.

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Konzertgenuss nach Wahl: der Gutschein

Ein Konzertgutschein der Berliner Philharmoniker ist stets ein perfektes Geschenk – der oder die Beschenkte wählt einfach selbst aus unserem vielfältigen Programm! Sie bestimmen den Betrag (ab 10 Euro). In der stilvollen schwarzblauen Geschenkbox überreicht wird dieses Präsent zum echten Hingucker.

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Anfassen, Umhängen, Genießen: Geschenke aus dem Shop und dem Online-Shop

Sie mögen es stylisch? In unserem Shop in der Philharmonie Berlin und im Online-Shop gibt es alles im Berliner-Philharmoniker-Design: Nachhaltig gefertigte Notizbücher, Becher, Thermosflaschen, Taschen und Schirme – perfekt, um dem Alltag ein philharmonisches Glanzlicht zu verleihen! Der Shop in der Philharmonie bietet natürlich auch jede Menge Musikaufnahmen und Bücher zum Stöbern.

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Aktuelles Probezeit bestanden

Für Roxana Wisniewska war es ein überwältigender Moment, als sie von ihrer bestandenen Probezeit erfuhr: »Zu wissen, dass nun 40 Jahre Berufsleben in diesem Orchester auf mich warten, das allein erfüllt mich mit Stolz. Es ist eine Ehre und ein unermessliches Glück.« Die Spanierin mit polnischen Wurzeln stammt aus einer Familie, die in vierter Generation professionell Musik macht und schon früh erlebte sie die Leidenschaft ihrer Geige spielenden Eltern für den Beruf. Nicht nur deshalb lag es für sie nahe, das Violinspiel zu erlernen, sondern vor allem, weil sie an diesem Instrument die große Palette an Farben und Nuancen liebt. Den ersten Unterricht erhielt sie vom Großvater und von der Mutter, mit der sie als 14-Jährige

erstmals solistisch öffentlich auftrat. Sie studierte in Madrid am Centro Superior Katarina Gurska bei Zohrab Tadevosyan, an der Escuela Superior de Música Reina Sofía bei Ana Chumachenco und an der Dresdner Hochschule für Musik bei Natalia Prishepenko.

Die notwendigen Erfahrungen für die Laufbahn einer Orchestermusikerin sammelte sie als Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters sowie als Akademistin der Staatskapelle Berlin und als Stipendiatin der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Im März 2023 schaffte Roxana Wisniewska den Sprung von der Karajan-Akademie in die Gruppe der Ersten Violinen. Die Probezeit bei den Berliner Philharmonikern empfand sie als herausfordernd und bereichernd zugleich. Ersteres nicht zuletzt, weil die Probezeit im Vergleich zu anderen Orchestern länger ist. »Das erhöht die Intensität und den Druck. Ich brauchte wirklich ein großes mentales Durchhaltevermögen.« Sich auf den besonderen Stil des Orchesters einzustellen und die Balance zwischen Präzision und Spontaneität im Zusammenspiel zu finden, war für die Geigerin ebenfalls ein wichtiger Lernprozess. Und bereichernd war es vor allem, die musikalische Vielfalt ihrer Kolleginnen und Kollegen beim Spielen zu erleben. Ihr Fazit aus der Probezeit? »Ich habe mein Allgemeinwissen verbessert und die musikalische Sichtweise erweitert. Ich glaube, dass ich in dieser Zeit eine rundere und vollständigere Vorstellung von Musik bekommen habe.«

Sonderausstellung »Sandstars«

Kostenlose

Führungen

im Green Room

Bis Saisonende zeigt die Deutsche Bank als Partner der Berliner Philharmoniker aus ihrer Sammlung sieben Arbeiten aus der Serie »Sandstars« des mexikanischen Künstlers Gabriel Orozco im Green Room der Philharmonie. Die gerasterten Fotografien zeigen Treibgut, das der Künstler an der Küste des mexikanischen Naturschutzgebietes Isla Arena gefunden hat. Orozco hinterfragt die Grenzen zwischen Natur und Zivilisation und suggeriert eine vergangene Menschheit, die sich nur noch über ihre Hinterlassenschaften rekonstruieren lässt.

Ab eine Stunde vor den Konzerten der Berliner Philharmoniker und in der Pause können Konzertbesucherinnen und Besucher die Ausstellung besuchen.

Roxana Wisniewska Violine

Eva Rabchevska kann es noch immer kaum fassen: »Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass ich jetzt offiziell Teil dieses Traumorchesters bin. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich das realisiert habe.« Die aus der Ukraine stammende Geigerin ist erst seit Anfang des Jahres Mitglied der zweiten Violinen, konnte aber so schnell überzeugen, dass ihre Probezeit bereits nach wenigen Monaten endete. Als Achtjährige stand Eva Rabchevska erstmals auf dem Konzertpodium, mit dem Kammerorchester ihrer Heimatstadt Lviv. Sie studierte bei Yaroslava Rivnyak und Jozef Kopelman und machte ihren Master an die Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid bei Zakhar Bron. Im April 2022 wechselte sie in die Klasse von Antje Weithaas an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Ein halbes Jahr zuvor war Eva Rabchevska zudem Stipendiatin der Karajan-Akademie geworden und konnte so wichtige Orchestererfahrung sammeln. Als sie dann ihre Stelle bei den Berliner Philharmonikern bekam, empfand sie den Übergang von der lernenden Akademistin zur selbstverant-

wortlichen Orchesterkollegin als große Herausforderung. Von der Tatsache, dass sie zunächst nur »auf Probe« bei den Philharmonikern spielte, ließ sie sich nicht beirren. »Ich habe mich darauf konzentriert, mir selbst zu vertrauen.« Immerhin war sie ja schon vielfach solistisch aufgetreten, mit Klangkörpern wie dem Symphonieorchester des Slowakischen Rundfunks, dem Kyiv Symphony Orchestra oder den Nationalorchestern Litauens und Belgiens. Außerdem hat die Geigerin zahlreiche Preise gewonnen, unter anderem die ersten Preise beim Lipiński-Wieniawski Wettbewerb und dem Internationalen Violinwettbewerb Stuttgart. Neu hingegen waren die Aufgaben, die sie als Mitglied der zweiten Geigen erwarteten: »Ich musste lernen, mich schnell anzupassen und meinen Platz im orchestralen Gesamtklang zu finden. Mal breiten wir als Gruppe einen passenden Klangteppich aus, mal unterstützen wir die ersten Geigen als zweite Stimme oder verbinden uns als Mittelstimmen mit den Bratschen. Ab und zu glänzen wir auch solistisch. Die Vielfalt unserer Aufgaben verlangt große Flexibilität.«

Harry Ward Violine

»Für mich ist es eine ganz große Ehre, von nun an ein richtiges Mitglied der Berliner Philharmoniker zu sein«, freut sich Harry Ward. Der Musiker spielt seit März 2023 in der Gruppe der ersten Violinen und hat nun seine Probezeit bestanden. Er kam damals direkt von der Karajan-Akademie, wo er Schüler des Ersten Konzertmeisters Noah Bendix-Balgley war, in das Orchester. Damit ging für den Geiger ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Obwohl Harry Ward sozusagen am anderen Ende der Welt, in Sidney nämlich, aufgewachsen ist, kannte und liebte er die Aufnahmen der Berliner Philharmoniker von Kindheit an. Weil sein Bruder bereits Geige spielte, wollte er es ihm gleichtun. Er studierte am Sydney Conservatorium of Music bei Peter Zhang und Alice Waten, an der Kunstuniversität Graz bei Boris Kuschnir, am Robert McDuffie Center for Strings bei David Halen und Amy Moretti sowie bei Robin Wilson an der Australian National Academy of Music. Während seiner Ausbildung wurde er als Musica Viva Australia Futuremaker gefördert und erhielt ein Stipendium vom Australian Elizabethan

Theatre Trust. Wie hat er die Probezeit bei den Philharmonikern empfunden?

»Es war eine große mentale Herausforderung, ich wollte immer mein Bestes geben. Dadurch fühlte ich mich anfangs gestresst, bis ich entdeckte, dass ich den Stress auch positiv nutzen kann, als Anspannung, die mein Musizieren beflügelt.« Eine Erkenntnis, die sein Selbstvertrauen festigte. Zu den schönsten Erlebnissen in seiner Probezeit gehörte die Aufführung von Strauss‘ Elektra in Baden-Baden. Die Vorbereitung darauf verlangte ihm, weil die erste Geigengruppe geteilt war, viel ab, doch bei dieser Produktion mitwirken zu können beglückte ihn sehr. Jetzt freut er sich darauf, die Arbeit einfach nur zu genießen. Zukünftig will er mehr Kammermusik spielen und mehr zeitgenössische Musik entdecken.

Aktuelles Neue Edition

Die Berliner Philharmoniker und Seiji Ozawa Eine Hommage auf 6 CDs und Blu-ray

Es war mehr als das gemeinsame Atmen in der Musik, das diese Beziehung so außergewöhnlich machte: Schon bei der ersten Begegnung mit den Berliner Philharmonikern 1966 erwarb sich Seiji Ozawa den Respekt und die Zuneigung des Orchesters. Der junge Japaner wusste am Pult genau, was er wollte, seine Partituren kannte er bis ins kleinste Detail. Dennoch drängte der Dirigent –stets höflich und nahbar – dem Orchester seine Ansichten nie auf. Daraus entstand eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die nicht nur zwischenmenschlich beglückend war, sondern vor allem ein Musizieren ermöglichte, in dem Freiheit und Spontaneität immer Raum hatten. Unsere Edition versteht sich als Hommage an diese besondere Freundschaft mit Seiji Ozawa, den die Berliner Philharmoniker 2016 zu ihrem Ehrenmitglied ernannten.

Demnächst erhältlich im Shop der Philharmonie Berlin und auf berliner-philharmoniker-recordings.com

Die sorgfältig aufbereiteten Radioaufnahmen dokumentieren vor allem die 1980erJahre: eine besonders intensive Phase der Zusammenarbeit, in der Seiji Ozawa in jeder Saison gleich mehrmals zu Gast war. Der Meisterschüler Herbert von Karajans und Assistent Leonard Bernsteins schlug nicht nur geografische Brücken in die USA und nach Japan, sondern brachte die Berliner Philharmoniker auch immer wieder mit musikalischen Entdeckungen in Berührung. Die Werkauswahl der Edition zeigt sowohl Ozawas stilistische Vielfalt wie auch seine persönlichen Vorlieben –deutsch-österreichische Klassik und Spätromantik, französisches Repertoire, die klassische Moderne. Vor allem aber vermittelt sich in diesen Aufnahmen das gemeinsame Ideal von musikalischer Hingabe und menschlichem Austausch: Ozawa gelang es mit den Philharmonikern, dank seiner – wie er es beschrieb – aus der Atmung schöpfenden Bewegungen selbst hochkomplexe Musik transparent und facettenreich zum Klingen zu bringen.

Neben den Aufnahmen auf sechs CDs sowie einer Blu-ray umfasst die Hardcover-Edition ein ausführliches Begleitbuch. Dieses enthält zahlreiche bislang unveröffentlichte Fotos, auf denen Geiger und Orchestermitglied Gustav Zimmermann die gemeinsame Zeit aus nächster Nähe festgehalten hat. Zudem schildern der mit Ozawa befreundete Schriftsteller Haruki Murakami, Ozawas Tochter Seira und der Berliner Journalist Frederik Hanssen in Essays persönliche Begegnungen und Erlebnisse mit dem japanischen Dirigenten. Die Edition entstand in enger Abstimmung mit Seiji Ozawa und seiner Familie.

Eine Win-win-Situation

Die Deutsche Postcode Lotterie als Partnerin der Berliner Philharmoniker

»Zusammen gewinnen, zusammen helfen« – unter diesem Motto verfolgt die Deutsche Postcode Lotterie seit 2016 zwei zentrale Ziele: Einerseits beschert sie ihren Teilnehmenden täglich Gewinne, andererseits fließen mindestens 30 % der Einnahmen in soziale und grüne Projekte gemeinnütziger Organisationen. Auch die Berliner Philharmoniker profitieren von diesem Konzept. Seit 2023 beteiligt sich die Postcode Lotterie an der Finanzierung der Europakonzerte, die jedes Jahr am 1. Mai an einem kulturell bedeutsamen Ort Europas stattfinden. In dieser Saison stellt die Postcode Lotterie den Berliner Philharmonikern 250 000 Euro zur Verfügung. »Ohne die Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie wäre die Realisierung dieser nicht nur musikalisch wichtigen Europakonzerte nicht möglich«, freut sich Andrea Zietzschmann, Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker. »Ihnen liegt der Gedanke von europäischer Einheit und Demokratie zugrunde. Wir sind sehr dankbar, dass die Deutsche Postcode Lotterie diese Werte mit den Berliner Philharmonikern teilt und durch die Partnerschaft hilft, diese zu untermauern.« Die musikalische Botschaft dieser Konzerte

begeistert auch Friederike Behrends, Vorsitzende der Geschäftsführung Deutsche Postcode Lotterie, und ist für sie ein wichtiger Grund, das Orchester zu unterstützen. »Wir freuen uns sehr, dieses wichtige Zeichen der Solidarität in Europa und das Engagement der Berliner Philharmoniker dank unserer Teilnehmenden fördern zu können. Dieser besondere Austausch an besonderen Orten in Europa im Zeichen der Musik schafft eine kulturelle Verbindung, die gerade in diesen bewegten Zeiten wichtig ist. Mithilfe herausragender

Xberg & Du

Über 30 junge Kreative rockten am 12. Oktober die Bühnen und Räume im bUm am Paul-Lincke-Ufer. Schon im Frühjahr begannen die künstlerischen Workshops gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Turning Tables im Sport-, Bildungs- und Kulturzentrum NaunynRitze. Es wurde getextet, getanzt, fotografiert und geplant.

Mit Xberg & Du entstand ein Festival für alle – und vor allem für Kreuzberg. Junge Menschen nachhaltig für Kultur zu begeistern und co-kreativ in einen kulturellen Entstehungsprozess einzubinden, das fördert im Rahmen der Berliner Jugendkulturinitiative die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und es geht weiter!

musikalischer Kraft wird Völkerverständigung für alle erfahrbar und erlebbar.«

Was macht die Deutsche Postcode Lotterie so besonders? Der Postcode setzt sich aus der Postleitzahl und dem Straßencode der Teilnehmenden zusammen. So gewinnen ganze Nachbarschaften zusammen und helfen zusammen. Die Idee für diese Art von Verlosung stammt aus den Niederlanden, wo die erste Postcode Lotterie bereits 1989 startete. Heute gibt es sie in fünf europäischen Ländern.

Vor und nach dem Konzert

Im VOX Restaurant des Hyatt direkt gegenüber der Philharmonie Berlin gibt es seit dieser Spielzeit ein exklusives Angebot für Konzertgäste der Stiftung Berliner Philharmoniker: Bei Vorlage des tagesaktuellen Konzerttickets erhalten unsere Besucherinnen und Besucher 10 % Rabatt auf alle À-la-carte Speisen und Getränke im VOX Restaurant (nicht gültig für die VOX Bar). Das monatlich wechselnde 5-GängeMenü kostet außerdem anstelle von 99 € nur 89 €. Die Küche ist Sonntag bis Donnerstag von 18.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet, freitags und samstags bis 22.30 Uhr.

Konzerte

Dezember

• So 01.12.24 14 Uhr

Philharmonie Berlin und MusikinstrumentenMuseum

Familienführung: Zeitreise

Wir erkunden mit der Philharmonie Berlin einen der berühmtesten Konzertsäle der Welt, anschließend geht es weiter ins benachbarte Musikinstrumenten-Museum.

Dabei reisen wir auch in die Vergangenheit und zeigen die Urahnen heutiger Instrumente.

Eintritt: Kostenlose Tickets müssen vorab online gebucht werden

Altersempfehlung: 6 bis 10 Jahre

Dauer ca. 70 Minuten

Treffpunkt: Künstlereingang der Philharmonie Berlin

(Zugang Potsdamer Straße)

• Di 03.12.24 20 Uhr

Großer Saal

Jazz at Berlin Philharmonic

Michael Wollny Klavier

Iiro Rantala Klavier

Grégory Privat Klavier

The Three Pianists

Kuratiert von Siggi Loch

Drei legendäre Pianisten, die an diesem Abend Klassik, Jazz und karibisches Flair zu einem besonderen Sound zusammenführen.

Tickets: 22 bis 71 €

• Fr 06.12.24 20 Uhr

Sa 07.12.24 19 Uhr

So 08.12.24 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Simone Young Dirigentin

Vida Miknevičiūtė Sopran

Wolfgang Rihm

Das Gehege. Eine nächtliche Szene für Sopran und Orchester Anton Bruckner Symphonie Nr. 2 c-Moll (1. Fassung von 1872)

Simone Young präsentiert uns die Originalversion von Bruckners Zweiter Symphonie und kombiniert sie mit Rihms expressivem, rätselhaften Einpersonenstück Das Gehege.  mehr auf Seite 18

Tickets: 26 bis 82 €

• Sa 07.12.24 14 / 15.30 Uhr

Philharmonie Berlin

Familienführung: Unser Klangschiff

Die Philharmonie Berlin ist ein einzigartiges Klangschiff, das wir zum Klingen bringen wollen.

Eintritt: Kinder/Schüler frei, Erwachsene 10 €, ermäßigt 5 €

Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Dauer: ca. 45 Minuten

Karten: Tickets erhalten Sie ausschließlich online

Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

• So 08.12.24 11 Uhr Großer Saal

Thomas Ospital Orgel

Emmanuel Pahud Flöte

Johann Sebastian Bach

Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004, Satz 5: Chaconne

Jehan Alain

Trois Mouvements AWV 66

Camille Saint-Saëns

Danse macabre op. 40

Romance Des-Dur op. 37

Sergej Rachmaninow

Die Toteninsel, Symphonische Dichtung op. 29 (Bearbeitung für Orgel von Louis Robilliard)

Frank Martin

Sonata da chiesa für Flöte und Orgel

Thomas Ospital und Emmanuel Pahud zeigen, wie gut die wuchtige Orgel und die intime Flöte zusammenpassen – mit teils verträumten, teils hochvirtuosen Werken.

Tickets: 22 €

• So 08.12.24 11 Uhr Palais Populaire

Konzertfrühstück im PalaisPopulaire »Werkstatt.Dialog.Musik«

Mitglieder der Berliner Philharmoniker zu Gast im PalaisPopulaire. Fragen und ein Dialog mit dem Publikum sind ausdrücklich erwünscht!

Tickets: 15 € (Verkauf durch PalaisPopulaire) palaispopulaire.db.com

• Mo 09.12.24 20 Uhr Kammermusiksaal

Artist in Residence

Seong-Jin Cho Klavier

Mitglieder der Berliner Philharmoniker

Johannes Brahms

Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello a-Moll op. 114 György Ligeti

Trio für Violine, Horn und Klavier

Béla Bartók

Klavierquintett Sz 23

Ein Panorama ungarischer Musikstile entfalten Artist in Residence Seong-Jin Cho und Mitglieder der Berliner Philharmoniker in diesem Konzert.  mehr auf Seite 6

Tickets: 16 bis 38 €

• Di 10.12.24 20 Uhr Oberes Foyer Kammermusiksaal

Diskurs in der Philharmonie

Amerika nach der Präsidentschaftswahl: Wohin steuern die Vereinigten Staaten?

Tickets: 12 €

• Mi 11.12.24 20 Uhr Kammermusiksaal

Quatuor Ébène:

Pierre Colombet Violine

Gabriel Le Magadure Violine

Marie Chilemme Viola Yuya Okamoto Violoncello

Amihai Grosz Viola Bruno Delepelaire Violoncello

Joseph Haydn

Streichquartett B-Dur Hob. III:78 »Sonnenaufgang«

Benjamin Britten

Drei Divertimenti für Streichquartett

Peter Tschaikowsky

Streichsextett d-Moll op. 70 »Souvenir de Florence«

Für Peter Tschaikowskys charmantes Streichsextett »Souvenir de Florence« erhält das Quatuor Ébène Verstärkung von zwei Solisten der Berliner Philharmoniker, dem Bratscher

Amihai Grosz und dem Cellisten Bruno Delepelaire.

Tickets: 16 bis 38 €

• Do 12.12.24 20 Uhr

Fr 13.12.24 20 Uhr

Sa 14.12.24 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Andris Nelsons Dirigent

Anton Bruckner Symphonie Nr. 8 c-Moll

Das Aufblühen und Vergehen der Themen, das Anschwellen und Abbrechen musikalischer Spannungsbögen – für Andris Nelsons ist Bruckners Achte ein Werk mit einer ganz einzigartigen Aura.

Tickets: 37 bis 106 €

• Sa 14.12.24 15 Uhr

So 15.12.24 11 Uhr

Großer Saal

Familienkonzert:

»Queen of Christmas«

Mitglieder der Berliner Philharmoniker

Sarah Willis Horn, Konzept und Moderation

Sebastian Heindl Orgel

Sie ist die unangefochtene Königin der Instrumente: die Orgel. In diesem Jahr ist sie der glamouröse Ehrengast im Weihnachtskonzert der Berliner Philharmoniker.

Altersempfehlung: ab 6 Jahren

Dauer: ca. 60 Minuten ohne Pause

Tickets: 10 / 20 € (Kinder/Erwachsene)

• Mo 16.12.24 11 Uhr Großer Saal

Schulkonzert: »Queen of Christmas«

Mitglieder der Berliner Philharmoniker

Sarah Willis Horn, Konzept und Moderation

Sebastian Heindl Orgel

Sie ist die unangefochtene Königin der Instrumente: die Orgel. In diesem Jahr ist sie der glamouröse Ehrengast im Weihnachtskonzert der Berliner Philharmoniker.

Dauer: ca. 60 Minuten ohne Pause

Tickets: ausgebucht

• Di 17.12.24 20 Uhr Kammermusiksaal

Alexander Lonquich Klavier

Wolfgang Rihm

Klavierstück Nr. 5

Wortlos I und II

Carl Philipp Emanuel Bach

Klaviersonate e-Moll

Wq 56 Nr. 1

Klaviersonate C-Dur Wq 65 Nr. 47

Robert Schumann

Acht Novelletten op. 21

Anton Bruckner Erinnerung

Von Carl Philipp Emanuel Bach bis Wolfgang Rihm: Alexander Lonquich ist nicht nur für seinen nuancenreichen Klang berühmt, sondern auch für seine originelle Programmgestaltung.

 mehr auf Seite 26

Tickets: 16 bis 38 €

• Do 19.12.24 20 Uhr

Fr 20.12.24 20 Uhr

Sa 21.12.24 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Herbert Blomstedt Dirigent

Leif Ove Andsnes Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-Moll KV 466

Anton Bruckner

Symphonie Nr. 9 d-Moll

Herbert Blomstedt gilt als Autorität in Sachen Bruckner – dank seines sicheren Gespürs für die unverwechselbare Klangsprache und Architektonik von Bruckners Musik.

Tickets: 47 bis 149 €

• So 29.12.24 20 Uhr

Mo 30.12.24 20 Uhr

Di 31.12.24 17.30 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Daniil Trifonov Klavier

Johannes Brahms Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83

Richard Strauss

Der Rosenkavalier: Zweite Walzerfolge

Salome op. 54: Salomes Tanz

Strahlender und virtuoser Jahresausklang mit Kirill Petrenko und Starpianist

Daniil Trifonov

 mehr auf Seite 12

Tickets: 61 bis 215 € (29./30.12.), 105 bis 314 € (31.12.)

Januar

• Do 09.01.25 20 Uhr

Fr 10.01.25 20 Uhr

Sa 11.01.25 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Tugan Sokhiev Dirigent

Amihai Grosz Viola

Lili Boulanger

D’un matin de printemps Donghoon Shin Threadsuns für Viola und Orchester (Uraufführung) Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker und des Tonkünstler-Orchesters

Gustav Mahler

Symphonie Nr. 1 D-Dur

Abgründig, volkstümlich, emotional: Gustav Mahlers Symphonie Nr. 1 enthält bereits alles, was den Stil des Komponisten ausmacht.

 mehr auf Seite 22 und 24

Tickets: 26 bis 82 €

• Sa 11.01.25 10 Uhr

Sa 11.01.25 11.30 Uhr

So 12.01.25 10 Uhr

So 12.01.25 11.30 Uhr Kammermusiksaal Oberes Foyer

Mitmachkonzert »Rumpel-pumpel«

Mitglieder der Berliner

Philharmoniker

Gisela de Paz Solvas Tanz und Choreografie

Leticia Taguchi Tanz und Choreografie

Sarah Jeanne Babits Regie

Julia Schnittger Bühne und Kostüm

Altersempfehlung: 3 bis 5 Jahre

Dauer: ca. 40 Minuten ohne Pause

Tickets: ausgebucht

• Mi 15.01.25 20 Uhr Kammermusiksaal

Philharmonisches

Oktett

Berlin:

Daishin Kashimoto Violine

Romano Tommasini Violine

Amihai Grosz Viola

Christoph Igelbrink Violoncello

Esko Laine Kontrabass

Wenzel Fuchs Klarinette

Stefan Schweigert Fagott

Stefan Dohr Horn

Franz Schubert

Moments musicaux (Bearbeitung für Oktett von Hans Abrahamsen)

Wolfgang Rihm

Sextett für Klarinette, Horn und Streichquartett

Ludwig van Beethoven

Septett Es-Dur op. 2

Spielfreudig und brillant: Das Philharmonische Oktett Berlin vermittelt die Klangkultur der Berliner Philharmoniker in einer kammermusikalischen Version.

Tickets: 11 bis 29 €

• Do 16.01.25 20 Uhr Fr 17.01.25 20 Uhr Sa 18.01.25 19 Uhr Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent Galina Cheplakova Sopran (Francesca)

Dmytro Popov Tenor (Paolo Malatesta)

Dmitry Golovnin Tenor (Dante Alighieri)

Vladislav Sulimsky Bariton (Lanceotto Malatesta)

Ilia Kazakov Bass (Vergils Geist)

Rundfunkchor Berlin

Sofia Gubaidulina

Der Zorn Gottes

Sergej Rachmaninow Francesca da Rimini op. 25

Hass, Eifersucht und Verlust: Mit kraftvollen Farben erschafft

Sergej Rachmaninow in seinem Einakter Francesca da Rimini eine düstere Welt.

Tickets: 37 bis 106 €

Konzerte

• Fr 17.01.25 10 Uhr

Fr 17.01.25 12 Uhr

Großer Saal

Vokalhelden-Mitsingkonzert

Vokalhelden

Johannes David Wolff Künstlerische Leitung

Für Schulklassen der Klassenstufe 2 bis 5 Anmeldung über: vokalhelden.de

• Sa 18.01.25 14 / 15.30 Uhr Philharmonie Berlin

Familienführung:

Unser Klangschiff

Die Philharmonie Berlin ist ein einzigartiges Klangschiff, das wir zum Klingen bringen wollen.

Eintritt: Kinder/Schüler frei, Erwachsene 10 €, ermäßigt 5 €

Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Dauer: ca. 45 Minuten

Karten: Tickets erhalten

Sie ausschließlich online

Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

• So 19.01.25 20 Uhr Kammermusiksaal

Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker

Seong-Jin Cho Klavier

Donghoon Shin

My Shadow für Klarinette, zwei Violinen, Violoncello und Klavier

Ludwig van Beethoven

Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott

Es-Dur op. 16

Frédéric Chopin

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 e-Moll op. 11 (Fassung für Klavier und Streicher)

Poetisch und virtuos: Artist in Residence Seong-Jin Cho und die Karajan-Akademie mit einer kammermusikalischen

Fassung von Chopins Erstem Klavierkonzert

 mehr auf den Seiten 6 und 34

Tickets: 16 bis 38 €

• Do 23.01.25 20 Uhr

Sa 25.01.25 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Daniel Harding Dirigent Damen des Rundfunkchors Berlin

Brett Dean Komarov’s Fall

Arnold Schönberg

Fünf Orchesterstücke op. 16

Gustav Holst

Die Planeten

Mit Gustav Holsts atmosphärischer Orchestersuite Die Planeten unternimmt Daniel Harding eine visionäre musikalische Reise durch unser Sonnensystem.

Tickets: 26 bis 82 €

• Fr 24.01.25 19 Uhr Großer Saal

Ausklang

Berliner Philharmoniker

Daniel Harding Dirigent Damen des Rundfunkchors Berlin

Gustav Holst

Die Planeten

Hören. Genießen. Chillen. In unserer Reihe Ausklang erleben Sie ein Kurzprogramm mit den Berliner Philharmonikern im Großen Saal. Nach dem Konzert laden wir Sie zu einem Freigetränk bei einem Get-Together und einem musikalischen Ausklang mit Mitgliedern des Orchesters ins Foyer ein.

Tickets: 20 bis 49 €

• Di 28.01.25 20 Uhr Kammermusiksaal

Chamber Orchestra of Europe

Robin Ticciati Dirigent Iestyn Davies Countertenor

Vokal- und Instrumentalwerke von Georg Friedrich Händel und Wolfgang Amadeus Mozart

Dieses Programm präsentiert einige der schönsten Arien und Orchesterstücke aus Opern und weiteren Werken Georg Friedrich Händels.

Mit freundlicher Unterstützung der Aventis Foundation

Tickets: 21 bis 49 €

• Mi 29.01.25 20 Uhr

Do 30.01.25 20 Uhr

Fr 31.01.25 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Frank Peter Zimmermann

Violine

Edward Elgar

Konzert für Violine und Orchester h-Moll op. 61

Jean Sibelius

Lemminkäinen­Suite op. 22

Was Jean Sibelius für Finnland ist, ist Edward Elgar für England: Beide Komponisten gaben ihrem Land eine eigene, nationale Musiksprache.

 mehr auf Seite 30

Tickets: 37 bis 106 €

• Do 30.01.25 20 Uhr Kammermusiksaal

Jean Rondeau Cembalo

Sisyphus

Cembalo-Improvisationen

Klassik, Jazz und Improvisation –der vielseitige Cembalist Jean Rondeau zeigt uns an diesem Abend, dass er in ganz unterschiedlichen Stilen und Genres zu Hause ist.

Tickets: 16 bis 38 €

BISTRO

MITTE - Schnelle Küche in höchster Qualität

Willkommen im Bistro Mitte, dem gemütlichen Restaurant für “Comfort Food & Drinks“ im Grand Hyatt Berlin.

Genießen Sie unsere einzigartigen Gerichte, welche alle eine spannende Geschichte zu erzählen haben.

Entspannen Sie sich am offenen Kamin.

Tel.: +49 30 25531527 @bistromitte

Impressum

Herausgegeben von der Berliner Philharmonie gGmbH für die Stiftung Berliner Philharmoniker

Direktorin Kommunikation, Marketing und Vertrieb:

Kerstin Glasow

Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.)

Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de

Chefredakteur

Dr. Oliver Hilmes

Redaktion

Dr. Nicole Restle

Mitarbeit

Stephan Kock, Hendrikje Scholl, Bettina Wohlert

Layout & Satz

Sultan Berlin Design Studio

Bildredaktion und Produktion

Natalie Schwarz, Laura Obenhaus

Anzeigenvermarktung

Tip Berlin Media Group GmbH

Telefon +49 (0) 30 23 32 69 610 anzeigen@tip-berlin.de

Herstellung

Bonifatius GmbH, 33100 Paderborn

Auflage

15 000

Entgelt ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

www.blauer-engel.de/uz195 ressourcenschonend und umweltfreundlich hergestellt emissionsarm gedruckt überwiegend aus Altpapier RG4

Diese Broschüre wurde mit Energie aus 100 % Wasserkraft (oder Öko-Strom) und ohne schädlichen Industriealkohol hergestellt. Die Produktion nimmt eine Druckerei vor (Bonifatius GmbH), die ein Qualitäts- und Umweltsystem aufgebaut hat, das alle Anforderungen der DIN EN ISO 9001 und DIN EN ISO 14001 sowie die Vorgaben des Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) der Europäischen Union erfüllt.

Cover, Foto:
Heribert
Schindler

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