Cle forum 01 2017

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70. Jahrgang, 1. Folge, 2017

Dlnsp. ROL Cäcilia Kaltenböck

Autonomie – aus welchem Selbst? LehrerInnen und ErzieherInnen sind starke, selbstbewusste, charakterfeste Persönlichkeiten – und das sie sollen auch sein. Wie sonst wären sie imstande, junge, in Entwicklung befindliche Menschen zu beg-leiten? Als Persönlichkeit haben wir uns – wenn möglich in regelmäßigen Abständen – immer wieder zu fragen: Was/wer klingt bei uns durch? Bekanntlich heißt „personare“ durch-klingen; der in sich gefestigte Mensch wirkt durch das Äußere- (im griech. Theater durch die Maske des Schauspielers) durch sein Sprechen und Tun. Wir tragen Verantwortung für unser Tun, für die Methode, die wir im Unterricht einsetzen, die Pädagogik (= Erziehungskunst!), die wir (aus) üben! Wir geben damit DEM Antwort, der uns beseelt, geschaffen, berufen hat. Auf IHN hin sind wir ausgerichtet, ER ist der Urgrund und das Ziel unseres Lebens. Alle von Menschen er- und gefundenen Organisationen und Verantwortungsträger, Gesetzgeber und Autoritäten haben Dienstcharakter. Sie haben mitzuhelfen, dass wir die Jugend zu dem EINEN Ziel führen: selbstbewusste und selbstverantwortliche – autonome Persönlichkeiten zu werden. Denn: „Mehr als wir sagen, wirkt unser Tun. Mehr als wir tun, wirkt unser Sein.“ Richten wir uns gerade in der vorösterlichen Bußzeit und zu Ostern nach IHM aus, der uns vorgelebt hat, wie Mensch-Sein geht!

Christlich

Autonomie – aus welchem Selbst?

Lebensnah

Es muss was geschehen

Engagiert

Wunderwaffe Autonomie

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Autonomie „Sinnloser Drill, klägliche Pädagogik, verstaubtes Wissen, hilflose LehrerInnen: Die Hauptleistung der Schule besteht darin, Kindern den letzten Rest Wissensdurst gründlich auszutreiben. Neue Studien belegen das Totalversagen des Systems eindrucksvoll.“ Diese Überschrift eines Artikels im Profil aus dem Jahre 2009 steht für den Höhepunkt einer Medienkampagne gegen unser Schulsystem und seine Vertreter. Eine umfassende Bildungsreform sei nicht möglich, „weil die österreichische Bildungspolitik durch die Mächte der Interessenvertretungen blockiert werde“. Nun: diese LehrerInnen-Bashing-Phase ist überstanden. Die Probleme bestehen aber weiterhin: eine steigende Anzahl von Schulabgängern, die über mangelnde Deutschkenntnisse verfügen und/oder wenig intrinsische Motivation zeigen, entsprechende Leistungen am Arbeitsmarkt zu erbringen. Ein Schulsystem um dessen Effizienz es schlecht bestellt sei und um dessen AbsolventInnenzahlen ebenso, so die Presse im Februar dieses Jahres. Das von der Bildungspolitik der letzten Jahre aufgebrachte Reformthema Schulautonomie soll die Lösung sein und ist in der Medienöffentlichkeit mit unterschiedlichen Bedeutungen und Erwartungen verbunden. Von manchen gesellschaftlichen Gruppierungen wird sie als Vermeidung umstrittener Entscheidungen auf der politischen oder administrativen Steuerungsebene kritisiert, als Dezentralisierung von Mangelverwaltung und Einsparung (bei fehlenden Ressourcen auf Schulebene), als Privatisierung des Schulwesens (wenn privatrechtliche Schul-

trägerschaft ermöglicht werden soll) oder als Entdemokratisierung (wenn die Abschaffung der Kollegien und deren Vertreter in den Landesschulräten vorgeschlagen wird). So dient seit über 20 Jahren ein vages Konzept von Schulautonomie oft als Projektionsfläche für eigene gesellschaftspolitische Vorstellungen, entnehmen wir dem Bildungsbericht 2015 des BIFIE. Als schon in PISA 2009 diesbezüglich Schulleitungen gefragt wurden, war die Antwort eindeutig: autonome Einstellung und Entlassung von Lehrkräften, Festlegung der Anfangsgehälter und Gehaltserhöhungen der Lehrkräfte, Festlegung des Schulbudgets und unabhängige Entscheidung über die Verwendung des Budgets innerhalb der Schulen und Schulautonomie bei curricularen Entscheidungen, wie Verantwortung für die Lehrplangestaltung und Schülerbeurteilungen innerhalb der Schule, Festlegung von Kriterien für die Schülerbeurteilung, Wahl der verwendeten Schulbücher, Festlegung des Lehrstoffs und Entscheidung über das Kursangebot und die Unterrichtsinhalte. Die CLÖ hat natürlich auch zu diesem Themenfeld Meinungen formuliert. Die lesen Sie im Blattinneren. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass Schule und LehrerInnen immer schon gewusst haben, worauf es ankommt: auf Bildung, basierend auf Wissen und Haltung. Schulautonomie mag dafür die Bedingungen verbessern. Das wäre immerhin schon ein positiver Ansatz. Dr. Gerhard Vörös


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