Cle forum 02 2017

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70. Jahrgang, 2. Folge, 2017

Dlnsp. ROL Cäcilia Kaltenböck

„... Meinen Frieden gebe ich euch!“ Angesichts der Kriegsgebiete in der Welt klingen diese Worte Jesu schwer verstehbar. Schauen wir aber genauer hin in welcher Situation Jesus diese Zusage macht: Er spricht mitten hinein in eine von Angst und Verzweiflung geplagte Jüngerschaft – versammelt im Abendmahlsaal…! Und Jesus ergänzt (Joh 20. 21): „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ Das ist auch DER Auftrag an uns! Das Thema der diesjährigen CLÖ-Delegiertentagung in Wr. Neustadt (!) hieß nicht zufällig „Krieg und Frieden“. Den Delegierten aus fast allen Bundesländern – inkl. Südtirol – wurde bewusst gemacht, dass Friede oft großer Anstrengungen und eines Dauereinsatzes – nicht nur unseres Bundesheeres – bedarf. Diesen Auftrag haben Sie, die christlichen LehrerInnen und ErzieherInnen wieder ein ganzes Schuljahr hindurch erfüllt in Ihren alltäglichen Bemühungen für und um die Ihnen Anvertrauten… So darf ich Ihnen mit Paulus wünschen: „… und der Friede Gottes regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen seid in EINEM Leibe; und: SEID DANKBAR!“ In dieser Haltung mögen Sie nach den Ferien sich erholt und gestärkt, gesund und im Frieden mit sich, Gott und der Welt – im neuen Schuljahr wieder einfinden! Dies erbittet Ihnen von IHM: Ihre Cäcilia Kaltenböck

Christlich Militärseelsorge

Lebensnah

Buch: Bildungssystem am Pranger

Engagiert

Aktion Pro-Sonderschule

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Krieg und Frieden Am Beginn des dritten Jahrtausends werden in der Welt jährlich etwa 40 Kriege gezählt, wobei die Mehrzahl davon bewaffnete Auseinandersetzungen innerhalb von Staaten oder in Gebieten sind, wo es keine staatliche Macht mehr gibt und Gewalt allgegenwärtig ist. Die seit den 1990er Jahren eskalierenden Konflikte haben fatalen Folgen für die Bevölkerung der betroffenen Regionen: Hunger, Vertreibung und Völkermord, zerfallende Staaten, Privatisierung von Gewalt, Kriegsökonomien, die Verbreitung von Waffen, transnationaler Terrorismus, organisierte Kriminalität, eine Fluchtbewegung ungeheuren Ausmaßes.

der Wirklichkeit? Kann man die realen Gewaltstrukturen des Alltags und reale Möglichkeiten einer Versöhnung im Klassenzimmer überhaupt lebendig werden lassen? Und: Kann Friedenserziehung an der Schule sich durchsetzen gegen die realen gewalttätigen Makrostrukturen wie Krieg, Fremdengewalt, Terrorgewalt und staatliche Gewalt, die allen Kindern und Jugendlichen bestätigen, dass sich Gewalt mehr lohnt als Gewaltlosigkeit? Hat Pädagogik eine Chance gegen die virtuellen Strukturen wie Mediengewalt und Computerspielgewalt, die eine Abstumpfung und Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern zur Folge haben?

Konfrontiert man SchülerInnen mit der Thematik lernen sie, was Kriege in unserer gegenwärtigen Zeit kennzeichnet und sie erkennen, welche Folgen dies für viele Betroffene – insbesondere Familien und Kinder – haben kann. Und im Zentrum steht immer die Frage: Was ist Frieden? Wie kann dieser gesichert werden? Und so lernen Kinder und Jugendliche, dass es unbedingt erforderlich ist, den Frieden auf der Welt auch für ihre Zukunft zu sichern und dass sie ihr Leben nur selbstbestimmt verwirklichen können, wenn wir in einem friedlichen Europa leben, das von Wohlstand geprägt ist.

Nun: Anleitung zum Frieden stiften bedeutet Erziehung zu einem gewaltfreien Konfliktaustrag, zur Herstellung friedlicher Strukturen wie Gleichberechtigung, Demokratie und Rechtsgleichheit, zur Förderung von Sympathie-, Empathie-, Partizipations- und Dialogfähigkeit, zur Wertschätzung Anderer, zum Respekt vor dem Fremden, zur Sensibilität für die Bedürfnisse des Nächsten, des Gegners und des Fernsten.

Aber fördert solche Friedenserziehung möglicherweise nur ein idyllisches Friedensideal, nicht aber reales Friedensverhalten? Erweitert sie gar den bekannten Graben zwischen innerer Friedenseinsicht und äußerem Gewaltverhalten? Vermittelt die künstliche Unterrichtsatmosphäre mit künstlichen Fallbeispielen und Dilemmata nicht ein verzerrtes Bild

Allein eine Anleitung zur Vermeidung physischer und psychischer Gewalt genügt nicht, sondern es soll auch eine Anleitung zum Aufbau von Strukturen und Kulturen des Friedens sein – im privaten Umfeld, in der Schule. Sich einzusetzen, physische und psychische Gewalt zu verhindern und strukturelle und kulturelle Gewalt zu überwinden, sich protestierend und regulierend einzumischen – das sollte schon Kindern und Jugendlichen zugemutet werden! Dr. Gerhard Vörös

Dieter Schütz_pixelio.de

71. CLÖ-Delegiertentagung 2017


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