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Golfwelt

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Nach ein, zwei Schlägen ist man vom Golfen infiziert

Fabian Sixt hat sich aufgemacht, den Golfsport vom Verstaubten und Elitären zu befreien. Vieles daran ist viel cooler, als man denkt.

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Fabian Sixt ist Designer und Artdirector. Irgendwann packte ihn die Leidenschaft zum Golfsport. Heute führt er einen der interessantesten Golfblogs (www.goodsundays.com).

Sie sind Designer und Artdirector und einer der bekanntesten Golfblogger der Szene. Warum ist Golf vielleicht gerade die Sportart, in der Design, Kunst und Erscheinungsbild eine so enge Verbindung eingehen?

Fabian Sixt: Das würde ich so nicht sagen. Gerade Golf leidet unter dem Vorurteil, alt, verstaubt, uncool und auch kein Sport zu sein. Das Image und der Style des Golfsports brauchen ein gutes Re-Design. Das war eigentlich von Anfang an meine Motivation, diesem „unglaublich tollen Sport“ einen neuen coolen, jungen, frischen, dynamischen und vor allem zeitgemäßen „Odem“ einzuhauchen. Weg von den Klischees Lobster, Champagner, Porsche. Hin zu einer Sportart mit Kultstatus, wie sie z. B. in England praktiziert wird. In den letzten Jahren hat sich viel getan. Junge, gute Startups sind mit coolen Produkten auf den Golfmarkt gekommen. Der Sport verändert sich momentan ein bisschen in einem positiven Sinn.

Wie sind Sie selbst zum Golfspielen und schließlich zum Golfblogger geworden?

Über einen Schnuppertag. Mein zweiter Golfschwung war ziemlich gut getroffen und es war um mich geschehen. Ich habe als Kind Hockey gespielt und hatte ein gutes Schläger- Ball-Gefühl. Zwei Wochen später hatte ich meine Platzreife und ich wollte jeden Tag Bälle hacken und spielen.

Meine Jobs als Designer und Artdirector halfen mir dabei, meine Vorstellung von Golf zu visualisieren. So entstand auch der Name goodsundays.com einfach aus der Tatsache, dass ich als Angestellter in einer Agentur (jeder weiß um die intensiven Arbeitszeiten in einer Werbeagentur) nur sonntags Zeit zum Spielen hatte, also waren es gute Sonntage.

Das Golfspiel erfreut sich in bestimmten Ländern extraordinärer Beliebtheit. Wie entwickelt sich dieser Sport weltweit? Ziehen andere Länder nach?

Nun, das ist schwer zu kategorisieren. Ich würde sagen, dass in anderen Ländern Golf einfach als Sport gesehen wird. Und vielleicht sind andere Nationalitäten aufgeschlossener. Sie verstehen nicht, wie man so einen Zirkus um diesen kleinen weißen Ball machen kann, und konzentrieren sich mehr auf den Spaß und den Sport.

Was empfehlen Sie jungen EinsteigerInnen, um diesen Sport kennenzulernen und ihn vielleicht intensiver zu betreiben?

Zuallererst: nicht aufgeben und weiter trainieren. Golf ist eine der komplexesten und schwierigsten Sportarten, die man nicht einfach so lernen kann wie Kicken oder Basketball. Außerdem hat dieser Sport ein hohes Frustrationspotenzial. Ich empfehle immer, sich mit Leuten zusammenzutun, die eine ähnliche Vorstellung von diesem Sport haben, spielen und üben ohne Druck.

Golf ist ganz bestimmt kein Sport für Hektiker. Man braucht schon ein bisschen Gemüt und auch ein Zeitbudget, um diesen Sport auszuführen. Wem würden Sie vor diesem Hintergrund ganz dringend davon abraten, Golf zu spielen?

Ganz ehrlich? Das ist genau die Art von Mensch, der ich es raten würde. Golf ist eine große Schule für hektische und unentspannte Menschen. Ich habe viele Sportarten ausprobiert, aber kein anderer Sport lehrt einen so viel Demut und Akzeptanz. Außerdem tut es dem Geist und der Seele gut, mal drei Stunden nicht auf die Kiste zu starren oder das Handy ans Ohr zu halten – das Ganze in Kombination mit frischer Luft hat meiner Meinung nach eine beruhigende Wirkung.

Es gibt die wundervollsten Golfplätze auch im Ausland. Welches sind Ihrer Ansicht nach die spektakulärsten und attraktivsten, die Sie kennenlernen durften?

Gute Frage! Wenn ich jetzt wirklich darauf eingehe, könnten wir ein ganzes Buch darüber schreiben. Ich werde einfach meine Website goodsundays.com empfehlen. Aber um es kurz zu machen, das Tolle am Golf ist, dass man fast überall auf der Welt spielen kann, und jeder Platz ist komplett anders. Persönlich habe ich mein Herz an die Links-Plätze in Schottland verloren. Um ein paar der großen Namen zu nennen, auf denen ich das Vergnügen hatte zu spielen: Royal Dornoch, Cruden Bay, Murcar, Castle Stuart oder Old Moray. Um ehrlich zu sein, kann überall in Schottland großartiges Golf gespielt werden. Ein anderer Golfplatz, den ich extrem toll finde, liegt mitten in Slowenien, ja, wirklich!

Royal Bled ist vom Tee to Green eine echte Perle. International muss ich von Plätzen wie Corales in der Dominikanischen Republik oder Brookwater GC in Australien bei Melbourne, Pärnu Bay in Estland oder Oitavos in Portugal und Lahinch Golf Links in Irland schwärmen.

Mit „Good Sundays“ haben Sie ein Lifestyle-Magazin ins Leben gerufen, dass sich großer Beliebtheit erfreut. Was haben Lifestyle und Golf denn nun ganz konkret miteinander zu schaffen?

Eine sehr gute Frage! Persönlich denke ich nicht so. Aus Golf einen Lifestyle zu machen, ist genau das, was ich nicht mag. Golf ist ein Sport, kein gesellschaftlicher Status oder eine Art, sich zu benehmen. Sicherlich gibt es sportliche Verhaltensregeln, aber das bedeutet nicht, dass ich mein Polo immer bis zum letzten Knopf zugeknöpft haben muss oder dass ich nur besondere Menschen treffe im Clubhaus.

Welche aktuellen Probleme gibt es in der Golfszene? Gibt es Entwicklungen, die Sie auch kritisch sehen?

Der Golfsport wird immer noch von veralteten Strukturen und Mechanismen beherrscht. Pay-and-Play- Modelle oder spezielle Einsteigertage werden vielerorts noch boykottiert. Man muss immer noch irgendwo Mitglied sein oder eine Lizenz haben, um zu spielen. Golf sollte zugänglicher sein. Zum Beispiel einfach Leute mit auf den Platz zu nehmen und sie ein paar Löcher spielen zu lassen.

Mit jemandem, der gut spielen kann oder einem Pro, der einen als Anfänger unterstützen kann. Sobald man einen oder zwei gute Schläge gemacht hat, ist man schon infiziert und will weiterspielen.

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