Beurret & Bailly Auktionen, 22. Juni 2016, Katalog Albert Anker

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AUKTION 22. JUNI 2016 BASEL ALBERT ANKER



AUKTION VON GEMÄLDEN, ARBEITEN AUF PAPIER UND SKULPTUREN

MITTWOCH, 22. JUNI 2016

BEURRET & BAILLY AUKTIONEN AG

Schwarzwaldallee 171 4058 Basel Tel +41 61 312 32 00 Fax +41 61 312 32 03 info@beurret-bailly.com www.beurret-bailly.com


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ALBERT ANKER Los Nr. 244 Die Bauern und die Zeitung, 1867


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ALBERT ANKER

1831–1910 Die Bauern und die Zeitung, 1867 Öl auf Leinwand unten rechts signiert und datiert Alb. Anker 1867 64 × 80.5 cm

CHF 800’000–1’200’000 PROVENIENZ

Zollinger-Wunderli, Meilen Zollinger-Billeter, Zürich Dr. Hermann Ganz, Zürich Privatbesitz, Schweiz AUSSTELLUNGEN

Kunsthaus Zürich, 1828, Nr. 84. Albert Anker, Kunstmuseum Bern, 17.9.–11.12.1960, Nr. 21 (Bauern, die Zeitung lesend). Von Anker bis Zünd, Die Kunst im jungen Bundesstaat, 1848–1900, Kunsthaus Zürich, 13.2.–10.5.1998, Nr. 119. La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848–1906, Genf, Musée Rath, 5.6.–13.9.1998, Nr. 88 (Les paysans et le journal). LITERATUR

Gottfried Kinkel, Schweizerisches Künstler-Album, Originalwerk für die bildende Kunst von lebenden Schweizer Künstlern, Basel, Chr. Krüsi, 1868–71, Sp.  24. Gottfried Kinkel, Albert Anker, in Julius Meyer, Allgemeines Künstlerlexikon, Leipzig, W. Engelmann, 1878, Bd. II, S. 72–74. Auguste Bachelin, Exposition nationale suisse, Art et application de l’art à l’industrie, La-Chaux-de-Fonds, Imprimerie du National Suisse, 1883, S. 15.

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Carl Brun, Aus der Kunsthalle der schweizerischen Landesausstellung, Die Werke der lebenden Meister, in Schweizerische Bauzeitung, Bd. II, 13 (19.9.1883), S. 77. Paul Salvisberg, Illustrierter Katalog der Kunstausstellung mit einer ästhetisch-kritischen Studie, Zürich, Orell Füssli, 1883, S. 140. Der Schweizerische Beobachter, 17 (15.9.1955), S. 995, Titelseite. Der Schweizerische Beobachter, 18 (30.9.1955), Abb. S. 1081. Sandor Kuthy und Therese Bhattacharya-Stettler, Albert Anker, 1831–1910, Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Kunstmuseum Bern und Basel, Wiese Verlag, 1995, S. 95, Nr. 106. Christian Klemm (Hrsg.), Von Anker bis Zünd, Die Kunst im jungen Bundesstaat, 1848–1900, Zürich, Scheidegger & Spiess, 1998, S. 214, mit Abb. Musée d’art et d’histoire de Genève (Hrsg.), La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848–1906, Genf, Musées d’art et d’histoire, 1998, S. 150, mit Abb. Livre de vente: 10. Januar 1868: de M. Schmidt pour M. Zollinger de Zurich, Les paysans et le journal 1000.


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DIE BAUERN UND DIE ZEITUNG

Das hier präsentierte Gemälde zählt zu Albert Ankers Schlüsselwerken. Es wurde mehrfach ausgestellt, fand seit 1868 als Grafik weite Verbreitung und wurde noch im Jahr 1955 zweimal in der Schweizer Presse publiziert. [1] Zwar werden in diesem Werk die häufig wiederkehrenden Lieblingsthemen des Künstlers aufgegriffen, etwa lesende Bauern, ein auf dem Ofen eingeschlafenes Kind oder auch die Darstellung unterschiedlicher Generationen. Dennoch nimmt es aufgrund der vielen umfangreichen Deutungsversuche eine besondere Stellung ein. Zunächst sei die verbreitetste Interpretation vorgestellt. Es folgen zwei weitere Analysen, von denen eine am soziologischen, die andere am historischen Kontext orientiert ist.

DER RÜCKGRIFF AUF VORANGEGANGENE BILDINTERPRETATIONEN: EIN POLITISCH ENGAGIERTES GEMÄLDE In der Nr. 17 des Beobachters erschien 1955 ein Artikel, auf dessen Titelseite eine Detailansicht von Ankers hier vorgestelltem Werk abgebildet war. Der Autor unterstreicht darin die politische Dimension dieser Malerei, die dort noch unter dem Titel Die Dorfpolitiker kursierte. Er stellt fest, dass es damals bereits möglich war, die neuesten Nachrichten selbst an den entlegensten ländlichen Orten zu empfangen. Er hebt dabei den scheinbaren Widerspruch hervor, dass Bauern, die vor allem körperliche Arbeit verrichten, sich mit Neuigkeiten aus aller Welt befassen. Ihm war an der Wand die Landkarte der Vereinigten Staaten aufgefallen (Abb. 1), die eine Verbindung zu den jüngsten Ereignissen des Sezessionskriegs herstellt. Dieser Bürgerkrieg, der das Ende der Sklaverei und die wiedergewonnene Einheit der Vereinigten Staaten zur Folge hatte, war zwei Jahre vor Entstehung des Gemäldes beendet worden. Es ist wahrscheinlich, dass seine Auswirkungen noch im Jahr 1867 ein Thema in den Kolumnen waren. 1998 erschienen in Zürich und Genf jeweils Ausstellungskataloge, die sich der schweizerischen Malerei der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhunderts widmeten. [2] Deren Autoren greifen diese Sichtweise zum Teil wieder auf, indem sie die Bedeutung der Presse und ihre Verbreitung in den ländlichen Haushalten unterstreichen. In der Tat lösten Zeitungen allmählich Bibel oder Gesangsbücher ab und wurden wichtige Informationsquellen, welche die Menschen bei der Bildung ihrer eigenen Meinung unterstützten. Einer

1  Karte der Vereinigten Staaten, Detail aus Die Bauern und die Zeitung

der Schreiber treibt seine Interpretation allerdings weiter und behauptet, dass die «unterschiedlichen Haltungen der Protagonisten politische Auseinandersetzungen zu widerspiegeln scheinen.»  [3] Er deutet die Karte der Vereinigten Staaten als Stellungnahme Ankers zugunsten der amerikanischen Demokratie.

EINE ANDERE LESART DES WERKS AUF SOZIOLOGISCHER EBENE An einem kalten Wintertag zeigt die Wanduhr an, dass es kurz nach 15:00 Uhr ist. Die Dämmerung wird bald hereinbrechen und die Männer sind heimgekommen. Sie haben nicht einmal ihre Gamaschen und Mützen abgenommen, um die Kälte zu vertreiben und sich zu erholen. Wir möchten die Haltung des Mannes, der rittlings auf seinem Stuhl sitzt, prosaischer als unsere Vorgänger interpretieren.

2 und 3  Pfeife und Stuhl aus dem Albert Anker-Haus in Ins

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© Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne. Acquisition avec l’aide d’Alfred Brandenburg, 1908

4  Der Gemeindeschreiber, 1875, Öl auf Leinwand, 64.5 × 52 cm, Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne

Wir erklären die Pose aus dem einfachen Wunsch heraus, sich rückseitig zu wärmen und fassen sie nicht als Ausdruck eines intellektuellen Widerstands auf. Man kann feststellen, dass auch die Person im Bildzentrum sich so gedreht hat, dass sie ihre Schultern dem Ofen zuwendet. Sie nimmt dadurch eine bequemere Position ein, dass sie ihren linken Arm auf der Rückenlehne abstützt. Diese äusserst natürlichen Haltungen ermöglichen uns einen Zugang zum Alltagsleben dieser bescheiden-ungekünstelten, aber kultivierten Menschen. Der Realismus der Szene wird dadurch verstärkt, dass Anker sich bei der Komposition seiner Gemälde Gegenstände seines eigenen Alltags bediente und Modelle aus seiner unmittelbaren Umgebung wählte. So gehörten der Stuhl links und die Pfeife der Person rechts dem Künstler selbst; sie befinden sich noch heute im Haus und Atelier von Anker in Ins (Abb. 2 und 3). Die Figur mit der Zeitung erinnert an den sehr berühmten Gemeindeschreiber (Abb. 4), von dem zahlreiche – vermutlich fünf – Versionen

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von dessen Erfolg zeugen.[4] Zwar kennen wir die Identität des Dargestellten nicht genau, aber wahrscheinlich handelt es sich um eine Person aus Ankers direktem Umfeld in Ins.[5]

AUF DER EBENE DES HISTORISCHEN KONTEXTS In einer Vorstudie (Abb. 5) erkennt man, dass sich neben der Landkarte der Vereinigten Staaten eine von Südamerika befindet. Nachdem der Künstler die Personen in sein Gemälde eingefügt hatte, liess er aber in seiner endgültigen Komposition nur jene Nordamerikas stehen. Dennoch erscheint die Tatsache, dass Anker in seiner Skizze beide Pläne verwendet hat, ein Schlüssel zum Verständnis des Werks zu sein. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Schweiz noch ein relativ armes Land. Der Jahrzehnte zuvor eingesetzte Rückgang der Kindersterblichkeit hatte zu einem Populationszuwachs und einem Druck auf den Arbeitsmarkt geführt. Zusammen mit dem Niedergang der Agrarproduktion durch Epidemien


wie dem Mehltau war dies einer der Faktoren, die einen Teil der Bevölkerung zur Emigration zwangen. Viele Menschen, vorwiegend ländlich geprägte, waren mittellos und sahen im Exil ihr einziges Heil. Damals wurden im ganzen Land Auswanderungsagenturen gegründet, deren Aufgabe in der Organisation der Reisen bestand. Oft ermunterten die politischen Behörden die Menschen zum Aufbruch, und manchmal unterstützten sie die Abfahrtswilligen auch finanziell. Nun ist bekannt, dass Nord- im Gegensatz zu Südamerika

ist, laut vorzulesen. Sein in der Schweiz gebliebener Bruder, der sich auf den Ofen gesetzt hat, wird an ihn erinnert, was seine leicht melancholische Mine erklären könnte. Der leere Stuhl links, auf dem ein Buch, eine Brille und ein Schnupftuch liegen, würden somit dazu dienen, dem Abwesenden Präsenz zu verleihen. Mit diesem als alltägliche Bauernstubenszene im Berner Land getarnten Gemälde zeigt der Künstler meisterhaft seine Fähigkeit, den Rahmen einer einfachen GenreDarstellung zu sprengen und über diese hinaus zu weisen. Es gelingt ihm, uns auf subtile, aber wahrnehmbare Art an die Ereignisse seiner Zeit zu erinnern. Er stellt seine Fähigkeit unter Beweis, Gemälde zu schaffen, die viel komplexer sind, als sie zunächst den Anschein vermitteln.

Wir danken Herrn Matthias Brefin von der Stiftung Albert Anker-Haus in Ins dafür, dass er uns auf die persönlichen Gegenstände Ankers aufmerksam gemacht hat, die der Künstler in der Komposition dieses Gemäldes verwendet hat sowie für die gebotene Möglichkeit, diese zu fotografieren.

5  Raumstudie zu Die Bauern und die Zeitung, 1967, Öl auf Leinwand, 27 × 35, Privatbesitz

das bevorzugte Ziel der Umsiedler war. Eine Studie belegt, dass viele der Neuankömmlinge, die von Bern aus die Vereinigten Staaten erreichten, aus dem Seeland kamen [6] – der Region, aus der auch Anker stammte und in der er lebte. Somit liegt der Gedanke nahe, dass derartige Landkarten die Verbindung zu denjenigen Dorfbewohnern oder Familienmitgliedern aufrecht erhalten sollten, die in die Ferne abgewandert waren. Man kann sich vorstellen, dass die Daheimgebliebenen ihren Freunden und den Jüngeren gerne die Geschichte vom Onkel in Amerika erzählten, der aufgebrochen war, sein Glück in einem gastlichen Land zu suchen. Wenn wir es wagen, unser Gemälde in den zeitgenössischen historischen Kontext einzubinden, ergibt sich demnach folgendes Bild: Geht man davon aus, dass die Protagonisten der selben Familie angehören, können wir annehmen, dass die Person in der Bildmitte, der Grossvater des eingeschlafenen Kindes, gerade dabei ist, die Nachrichten aus dem Ort, in den einer seiner Söhne ausgewandert

[1] Holzschnitt von Buri & Jeker, in Alpenrosen, 1868, S. 229 (Winter-Sonntag) und Reproduktion in der Nr. 17 (15.9.1955) und 18 (30.9.1955) von Der Schweizerische Beobachter. [2] Von Anker bis Zünd, Die Kunst im jungen Bundesstaat, 1848–1900, Kunsthaus Zürich, 13.2.–10.5.1998, Nr. 119 und La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848– 1906, Genf, Musée Rath, 5.6.–13.9.1998, Nr. 88. [3] Musée d’art et d’histoire, Genf (Hrsg.), La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848–1906, Genf, Musées d’art et d’histoire, 1998, S. 150. [4] Vier Versionen sind nachweisbar, eine weitere wird anlässlich einer Ausstellung in Neuenburg 1910 erwähnt. Bei mindestens dreien davon verwendete der Künstler dasselbe Modell. Vgl. Sandor Kuthy und Therese Bhattacharya-Stettler, Albert Anker, 1831–1910, Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Kunstmuseum Bern und Basel, Wiese Verlag, 1995, S. 49 und S. 126, Nr. 195. [5] Bei dem Modell handelt es sich nicht um den Gemeindeschreiber von Ins, sondern um einen anderen Dorfbewohner, eventuell Mündi Blank. Freundliche Auskunft vom 4. April 2016 durch Herrn Matthias Brefin. [6] Simon Geissbühler, Die bernische Auswanderung in die Vereinigten Staaten 1870–1930: eine quantitative Untersuchung, in Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 62 (2000), S. 90.

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LES PAYSANS ET LE JOURNAL

Le tableau que nous présentons est une œuvre clé d’Albert Anker. Il fut exposé à plusieurs reprises, diffusé par la gravure dès 1868, puis plus proche de nous, en 1955 [1] et publié dans la presse. S’il reprend des thématiques chères à l’artiste et récurrentes dans son œuvre comme les paysans en train de lire, l’enfant endormi sur le poêle ou encore la représentation de différentes générations, il se caractérise surtout par l’important décryptage qu’il a suscité. Les commentateurs de l’œuvre ont en effet développé de nombreuses interprétations. Nous nous proposons de les rappeler puis de présenter une autre analyse plus axée sur le contexte sociologique et historique.

LA REPRISE DES INTERPRÉTATIONS PRÉCÉDENTES : UN TABLEAU POLITIQUE ET ENGAGÉ Dans un article paru dans le numéro 17 du Beobachter de 1955, qui reproduisait en couverture un détail du tableau, le commentateur insiste sur la dimension politique de l’œuvre. Celle-ci est d’ailleurs publiée sous le titre Die Dorfpolitiker (les politiciens du village). Le journaliste note que la diffusion des nouvelles réussissait déjà à se répandre jusque dans des endroits reculés et ruraux et souligne l’apparent paradoxe qu’il y a pour des paysans surtout préoccupés par les tâches manuelles de s’intéresser à l’actualité internationale. Il a en effet remarqué la carte des Etats-Unis (ill. 1) placardée sur le mur du fond et fait le lien avec les récents événements de la guerre de Sécession. Cette guerre civile, qui allait mettre fin à l’esclavage et restaurer l’unité des Etats-Unis, venait de prendre fin deux ans avant l’exécution du tableau et il est probable que ses répercussions alimentaient encore les chroniques en 1867. Les rédacteurs du catalogue des expositions consacrées à la peinture suisse de la deuxième partie du XIXe siècle en 1998 à Zurich et Genève [2] reprennent en partie cette interprétation en soulignant l’importance de la presse et sa diffusion dans les demeures rurales. Les journaux, qui tendaient à supplanter la Bible ou le Livre des Cantiques, étaient en effet devenus des vecteurs d’information importants qui permettaient à l’homme libre de forger sa propre opinion. Le commentateur pousse toutefois l’interprétation plus loin en soulignant que « l’orientation divergente des protagonistes paraît refléter des dissensions d’ordre politique » [3] et interprète la présence de la carte des Etats-Unis

comme une prise de position d’Anker en faveur de la démocratie américaine.

UNE AUTRE LECTURE DE L’ŒUVRE AU NIVEAU SOCIOLOGIQUE Par une froide journée d’hiver, l’horloge indique qu’il est peu après 15 heures et la nuit ne va pas tarder à tomber, les hommes sont rentrés. Sans même avoir quitté guêtres et bonnets, ils se réchauffent et se délassent. De façon plus prosaïque que nos prédécesseurs, nous interprétons l’attitude de l’homme assis à califourchon sur sa chaise comme le désir de vouloir se chauffer le dos et non comme une attitude d’opposition intellectuelle. On remarque également que le personnage central s’est tourné pour lui aussi présenter son dos à la source de chaleur et profiter d’une position plus confortable en faisant reposer son bras gauche sur le dossier. L’extrême naturel des attitudes nous fait pénétrer dans le quotidien de ces gens modestes et sans artifice mais cultivés. Le réalisme de la scène est renforcé par le fait qu’Anker se servait pour la composition de ses tableaux d’objets de son propre quotidien et choisissait ses modèles parmi les personnes de son entourage. Ainsi la chaise à gauche comme la pipe du personnage à droite appartenaient à l’artiste et se trouvent encore aujourd’hui à la Maison-Atelier d’Anker à Anet (ill. 2 et 3). Le personnage au journal n’est pas sans rappeler le très célèbre secrétaire de commune (ill. 4) dont le nombre de versions, vraisemblablement cinq [4], témoigne du succès. Si l’identité du modèle ne nous est pas précisément connue il s’agit probablement d’une personne originaire d’Anet, Anker ayant l’habitude de choisir ses modèles parmi les hommes et les femmes de son village natal [5]. AU NIVEAU DU CONTEXTE HISTORIQUE Dans l’étude préparatoire (ill. 5), on remarque sur le mur, à côté de la carte des Etats-Unis, une carte de l’Amérique du Sud. A la suite de l’intégration des personnages dans le tableau, l’artiste n’a dans sa composition définitive laissé subsister que la carte de l’Amérique du Nord. Néanmoins le fait qu’Anker ait fait figurer les deux cartes dans l’esquisse apparaît capital pour la compréhension de l’œuvre. La Suisse au milieu du XIX e siècle était encore un pays relativement pauvre. Le recul de la mortalité infantile au début du siècle avait entraîné une augmentation de

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la population et une pression sur le marché du travail. Ce facteur, combiné à des baisses dans la production agricole dues à des épidémies comme le mildiou, a contraint une partie de la population, principalement dans le monde paysan, à émigrer. Sans ressources, de nombreuses personnes ont vu dans l’exil leur seule source de salut. Des agences d’émigration destinées à organiser le voyage se

lui, ce que pourrait confirmer son air quelque peu mélancolique. La chaise vide à gauche sur laquelle repose un livre, une paire de lunettes et un mouchoir servirait alors à marquer la présence de l’absent. Sous couvert d’une banale scène dans une « Bauern­ stube » de la campagne bernoise, l’artiste témoigne de façon magistrale de sa capacité à dépasser le cadre de la seule scène de genre. Il parvient à nous rappeler de façon subtile mais nettement perceptible les événements de son temps et démontre sa capacité à construire des tableaux beaucoup plus complexes qu’il n’y paraît au premier abord.

Nous remercions Monsieur Matthias Brefin de la Fondation Maison Albert Anker Anet d’avoir attiré notre attention sur les objets personnels d’Anker ayant servi à la composition de ce tableau et de nous avoir permis de les photographier.

sont alors créées dans tout le pays. Les départs étaient souvent encouragés par les autorités politiques qui parfois fournissaient des subsides au candidat à l’émigration. Or on sait que les destinations favorites des émigrants étaient l’Amérique du Nord et dans une moindre mesure l’Amérique du Sud. Une étude a montré qu’au sein de l’émigration bernoise vers les Etats-Unis un bon nombre d’émigrants provenait du Seeland [6], région d’origine et de résidence d’Anker. On peut ainsi penser que la présence de ces cartes dans les habitations étaient destinées à garder un lien avec les habitants de la commune ou les membres de la famille qui s’étaient exilés. On imagine que ceux restés au pays aimaient raconter à leurs amis et aux plus jeunes l’histoire de l’oncle d’Amérique parti tenter sa chance sur une terre plus hospitalière. Ainsi nous pouvons nous risquer à rattacher le contexte historique de l’époque à notre tableau. Si l’on part du principe que les protagonistes appartiennent à une même famille, nous pourrions supposer que le personnage central, le grandpère de l’enfant endormi, est en train de lire à voix haute des nouvelles de l’endroit où l’un de ses fils est parti et que son frère, juché sur le poêle, resté en Suisse, pense à

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[1] Gravure sur bois de Buri & Jeker, dans Alpenrosen, 1868, p. 229 (Winter-Sonntag) et reproduction dans le numéro 17 (15.9.1955) et 18 (30.9.1955) du Der Schweizerische Beobachter. [2] Von Anker bis Zünd, Die Kunst im jungen Bundesstaat, 1848–1900, Kunsthaus Zürich, 13.2.–10.5.1998, no 119 et La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848– 1906, Genève, Musée Rath, 5.6.–13.9.1998, no 88. [3] Musée d’art et d’histoire de Genève (Ed.), La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848–1906, Genève, Musées d’art et d’histoire, 1998, p. 150. [4] Quatre versions ont été retrouvées et une nous est connue par une mention lors de l’exposition de Neuchâtel en 1910. Pour au moins trois d’entre elles l’artiste a eu recours au même modèle. Voir Sandor Kuthy et Therese Bhattacharya-Stettler, Albert Anker, 1831–1910, Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Kunstmuseum Bern et Basel, Wiese Verlag, 1995, p. 49 et p. 126, no 195. [5] Le modèle n’était pas le vrai secrétaire de commune d’Anet mais un autre habitant du village, peut être Mündi Blank. Renseignement aimablement communiqué par Monsieur Matthias Brefin le 4 avril 2016. [6] Simon Geissbühler, Die bernische Auswanderung in die Vereinigten Staaten 1870–1930: eine quantitative Untersuchung, in Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 62 (2000), p. 90.


THE FARMERS AND THE NEWSPAPER

This is one of Albert Anker’s key works. It has been on exhibition several times, was widespread as a print from 1868 onwards, and was published twice in the Swiss journal Der Schweizerische Beobachter in 1955 alone.[1] It shows some of the artist’s favourite themes: reading peasants, a child asleep on the stove, and portrayals of different generations. Nevertheless, it occupies a special position in Anker’s oeuvre due to the many extensive attempts at an interpretation. We will begin with the most common, and follow this with two others, one oriented towards a sociological context, the other historical.

In 1998, two exhibition catalogues published in Zurich and Geneva were devoted to Swiss painting of the second half of the 19th century.[2] Their authors partly resume this perception by pointing out the importance of the press and its propagation in rural households. Newspapers gradually replaced the Bible and hymnbooks, and became important sources of information that helped people to form their own opinions. One of the writers, however, pushes his interpretation further and claims that the figures’ different poses seem to reflect political differences.[3] He construes the map of the United States as a statement by Anker in favour of American democracy.

THE REFERENCE TO PREVIOUS INTERPRETATIONS: A POLITICAL PAINTING

A DIFFERENT WAY OF UNDERSTANDING THE WORK

In 1955, issue 17 of the Schweizerische Beobachter included an article on this painting and a detail on the front page. The author underlines the political dimension of the picture, which was still known as Die Dorfpolitiker, the village politicians. He points out that the latest news was available

even in remote rural places, and the apparent contradiction of manual labourers interested in world events. He is also struck by the map of the United States on the wall (fig. 1), a reminder of the Civil War that ended slavery and reunified the country two years before the picture was painted. Its effects were probably still being discussed in the press in 1867.

ON A SOCIOLOGICAL LEVEL On a cold winter’s day, the wall clock shows that it is shortly after 3:00 PM. Twilight will be setting in soon and the men have come home, but it is so cold that they have not even taken off their gaiters and caps. We interpret the posture of the man sitting astride his chair in a more prosaic way than our predecessors: we believe that he simply wants to warm his back, and do not see it as an expression of intellectual resistance. The figure in the centre of this picture has his shoulders turned towards the stove in a more comfortable position, resting his left arm on the back of the chair. These extremely natural poses provide an insight into the everyday lives of modest, unsophisticated but cultured people. The realism of this scene is all the more intense since Anker incorporated objects of his own into his paintings, and chose models from his immediate surroundings. The chair to the left and the pipe of the man on the right belong to the artist himself, and can still be seen in his house and studio in Ins (figs. 2 and 3). The figure with the newspaper recalls the very famous parish clerk (fig.  4), of whom at least five versions testify to his success.[4] We do not know his identity, but he is probably someone Anker knew in Ins.[5] ON THE LEVEL OF HISTORICAL CONTEXT In a study for the painting (fig.  5), there is a map of South America next to that of the United States. After the artist had inserted the figures, he left only the map of North America in the final version. Nevertheless, the fact that he included both in his draft appears to be a key to understanding the work.

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We are grateful to Matthias Brefin of the Stiftung Albert Anker-Haus in Ins for drawing our attention to the personal items the artist used in this painting, and for giving us the opportunity to photograph them. [1] Woodcarving by Buri & Jeker, in Alpenrosen, 1868, p. 229 (Winter Sunday) and reproduction in issues 17 (15 September 1955) and 18 (30 September 1955) of the Schweizerische Beobachter. [2] Von Anker bis Zünd, Die Kunst im jungen Bundesstaat, 1848–1900, Kunsthaus Zürich, 13 February – 10 May 1998, no. 119, and La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848–1906, Geneva, Musée Rath, 5 May – 13 September 1998, no. 88. [3] Musée d’Art et d’Histoire, Geneva, La peinture suisse entre réalisme et idéal, 1848–1906, 1998, p. 150.

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[4] Four versions are traceable; another is mentioned on the occasion of an exhibition in Neuenburg in 1910. At least three use the same model. See Sandor Kuthy and Therese Bhattacharya-Stettler, Albert Anker, 1831–1910, Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Kunstmuseum Bern and Kunstmuseum Basel, Wiese Verlag, 1995, p. 49 and p. 126, no. 195. [5] The model is not the parish clerk of Ins, but another villager, possibly Mündi Blank. We are grateful to Matthias Brefin for this information, provided on 4 April 2016. [6] Simon Geissbühler, Die bernische Auswanderung in die Vereinigten Staaten 1870–1930: eine quantitative Untersuchung, in Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 62 (2000), p. 90.

Impressum  Katalogredaktion  Beurret & Bailly Auktionen / Fotos  Moritz Herzog, Basel / Gestaltung  elfzwei graphic design, Berlin / Druck  DBS print, Vevey

In the middle of the 19th century Switzerland was still a relatively poor country. The decrease in childhood mortality that began decades before had led to an increase in the population and pressure on the labour market. Together with the decline of agricultural production caused by epidemics such as mildew, this forced a part of the population to emigrate. Many people, predominantly in rural areas, were destitute and saw their only salvation in exile. Emigration agencies were established all over the country to help them leave, and they were also given financial and other encouragement by the government. The migrants preferred North to South America, and one study shows that many of the newcomers reaching the United States from Bern came from Seeland,[6] the region where Anker was born and lived. This suggests that maps reminded the villagers of relatives who had emigrated to faraway countries, and helped those who had stayed at home to tell their children and friends about uncles who had set out to seek their fortunes in the United States. If we look at the painting in its contemporary historical context, we can assume that the protagonists belong to the same family, and the man in the centre of the painting, the grandfather of the sleeping child, is reading out news from the place to which one of his sons has emigrated. His brother, sitting on the stove, has remained in Switzerland and is reminded of him, which might explain his slightly melancholic expression. On the empty chair to the left are a book, a pair of glasses and a handkerchief, symbols of the absent relative. This painting, seemingly depicting an everyday farmhouse parlour scene in the Bern countryside, shows the artist’s masterly ability to transcend the boundaries of the genre. In a subtle but clearly apparent manner, he is reminding us of current events and creating paintings that are much more complex than they might seem at first glance.



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