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Vom falschen Dokument zu einer echten Straße

Den Österreichern sagt man eine besondere Liebe zu Titeln nach. Schon früher war das anscheinend nicht anders. Und heute schmücken diese sogar Straßennamen.

Wir schreiben das Jahr 1356. Karl IV., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, zu dem auch Tirol gehörte, erlässt eines der wichtigsten Grundgesetze des Reiches: die Goldene Bulle. Um Machtkämpfe um die Königswürde zu vermeiden, regelte das Dokument das Wahlverfahren für das Oberhaupt. Anders als in vielen anderen Monarchien wurde der römisch-deutsche König gewählt. Die Aufgabe sollte in den Händen von drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten liegen. Eine Herrscherfamilie fühlte sich dabei aber übergangen: die Habsburger. Rudolf IV., dem Margarete später Tirol übergeben wird, wollte dies nicht akzeptieren. So ließ er mit großem Aufwand ein Dokument fälschen, das seinem Herzogtum Österreich Sonderrechte zuerkennen sollte. Die Fälschung wurde mit dem echten Goldsiegel einer älteren Urkunde versehen und dem Kaiser, der noch dazu sein Schwiegervater war, vorgelegt. Damit wollte er nicht nur Privilegien einfordern, nein, Rudolf erfand auch noch gleich den neuen wohlklingenden Titel „Erzherzog“, um den Kurfürsten gleichgestellt zu werden. Obwohl von Anfang an Zweifel an der Echtheit aufk amen, setzte sich der Titel für die Mitglieder des Hauses Habsburg durch. So trug auch Erzherzog Eugen, dem in Lana eine Straße gewidmet ist, diesen Titel.

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Erzherzog und Erzi

Die meisten Adligen besitzen eine ganze Reihe von Vornamen. An Eugen wurde in seinem Fall noch Ferdinand Pius Bernhard Felix Maria angehängt. Geboren wurde er 1863 in Mähren als jüngster Sohn einer Habsburger Nebenlinie. Obwohl schon früh für eine militärische Laufb ahn vorgesehen, bildete er sich durch umfangreiche Lektüre ständig weiter und förderte Wissenschaft und Kultur. In der Festung Hohenwerfen bei Salzburg, die er zu seinem Fürstensitz ausbauen ließ, brachte er seine große Kunst- und Waff ensammlung unter. Nach dem Tod seines Onkels, Erzherzog Wilhelm, folgte er diesem als Hochmeister des Deutschen Ordens, der unter seiner Führung zu einem rein geistlichen Orden umgewandelt wurde. Er förderte den Ausbau des Schulwesens durch die Ordensschwestern und die Sanitätspfl ege. Im Ersten Weltkrieg kämpft e er in verschiedenen Funktionen gegen Italien, beispielsweise als Kommandant der Heeresgruppe Tirol mit Sitz in Bozen. Als Offi zier war er bei seinen Truppen sehr beliebt. Nach Kriegs ende zog er sich nach Basel zurück, wo der geschätzte „Erzi“, wie ihn die Schweizer nannten, zu einer volkstümlichen Erscheinung wurde und eineinhalb Jahrzehnte lang lebte. Nach einem facetten- und wirkungsreichen Leben, in dem neben dem Militär auch Platz für Religion, Bildung und Kunst war, starb er nach einer überstandenen Lungenentzündung 1954 während einer Kur in Meran – im Kreis der aus Lana angereisten Mitglieder des Deutschen Ordens.

Auf Schritt und Tritt

Die Presse beschäft igte sich eingehend mit dem populären Erzherzog. Nicht nur wenn er sich von einem Unfall erholte, weil sein Pferd unter ihm an einem Schlaganfall zusammengebrochen war, konnte man darüber lesen. Ob er sich mit anderen Adligen der Tanz lust hingab, zu

Der Erzherzog (hinten) unterwegs mit dem Auto

Mittag aß und mit d mit dem Zug fuhr hr („Erz herzog Eu gen begab sich vorgestern mit dem Eilzug bis Brennerbad, nahm daselbst t das Diner ein und nd reiste mit dem dem nächsten Zug nach Innsbruck zu rück.“), die Schlussprüfungen der Kriegsschule bestand oder sich möglicherweise mit Amélie von Bourbon verlobte, die Zeitungen schrieben darüber – wie die Klatsch presse heute über Helene Fischers Magenverstimmung. Als er mit 21 Jahren in Zirl ankam und alles daransetzte, unerkannt zu bleiben, eilte sofort die örtliche Musikkapelle herbei und spielte unter seinem Balkon. Er hörte sich das Ständchen mit Interesse an, sprach dem Bürgermeister seinen Dank aus und lobte die Leistung der Musiker – wie es sich für einen Erzherzog gehörte. stim m M herb

Christian Zelger

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Gesehen in unseren Gärten Idee, Photo und Auswahl des Gedichtes: Martin Geier • Editorisches Konzept: Georg Dekas

SOMMERABEND

Die große Sonne ist versprüht, der Sommerabend liegt im Fieber, und seine heiße Wange glüht. Jach seufzt er auf: "Ich möchte lieber ..." Und wieder dann: "Ich bin so müd ..." Die Büsche beten Litanein, Glühwürmchen hangt, das regungslose, dort wie ein ewiges Licht hinein; und eine kleine weiße Rose trägt einen roten Heiligenschein.

R. M. Rilke

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