BIER MAGAZIN #2 – Herbst 2019

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DAS ÖSTERREICHISCHE

BIER MAGAZIN AUSGABE 2 — HERBST 2019

¤ 5,—

Was Essig und Bier verbindet Tino Pölzer braut auf seiner RecyclingBrauerei

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DEICHKIND

Electro-Rabauken mit Bier-Hymne

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26 HOPFEN

Der Bierpapst über die Würze im Bier

BIERMAGAZIN.AT — FACEBOOK.COM/BIERMAGAZIN

Der Universalbrauer

42 BEERPAIRING

Traumkombination Bier und Fisch

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edItorIAL

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GEscHÄtZtE BIErfrEUNDE Ü

ber das viele positive Feedback zu unserem neu ausgerichteten Bier magazin haben wir uns sehr gefreut. Vielen Dank dafür! Auch für die zweite Ausgabe in diesem Jahr haben wir uns wieder viele Gedanken gemacht und meines erachtens nach einen guten Themenmix gefunden – mit größeren Brauereien und neuen kreativbrauereien. Dem großen schwerpunkt auf Betriebe aus dem Bierland Österreich stellen wir einige internationale storys und kulinarische Gedanken zum Beerpairing mit Fisch gegenüber.

Aber besonders freuen wir uns über die coverstory über Tino Pölzer. einen Namen, der bis dato wohl kaum einem Bierkenner ein Begriff gewesen ist, und einem ort, der noch auf keiner Brauerlandkarte vorgekommen ist. Aber gerade die unkonventionelle Art und Weise, wie dieser Bioessig-hersteller nun an sein neues Bierbusiness herangegangen ist, spiegelt mit den schlagworten Do-it-yourself, Bio und Trial and error viele Trends unserer Zeit wider. Dass wir neben Bierpapst conrad seidl, unserer Uskorrespondentin manuela Rustler und craft-Bier-Fest organisator kevin Reiterer nun auch sepp Wejwar mit seiner kolumne „Der Biersepp trifft ...“ an Bord haben, ist eine große Freude und rundet auch Gesamtkonzept der kompetenten Redaktion ab. Darauf, dass uns die großartige österreichische Bierkultur so erhalten bleibt, möchte ich ein Bier mit euch trinken! Vielleicht bei einer der kommenden Bier-Veranstaltungen (siehe s. 78). Bis dahin zum Wohl, euer micky klemsch chefredakteur

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ImprEssUm Produktion und Medieninhaberin: Biorama GmbH, Wohllebengasse 16/6, 1040 Wien Geschäftsführer: Martin Mühl Chefredakteur: Micky Klemsch Gestaltung: Michael Mickl Coverfoto: Micky Klemsch Autoren: Manuel Fronhofer, Martin Mühl, Kevin Reiterer, Manuela Rustler, Jürgen Schmücking, Conrad Seidl, Sepp Wejwar Druck: Walstead NP Druck, 3100 St. Pölten Kontakt: info@craftbierfest.at

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Inhalt

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Vom Wappentier zum Maskottchen

beerpairing fisch Jürgen Schmücking macht uns Appetit

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Editoral Impressum

Ausgetrunken

Bierbrauer

Biersepp trifft

Homebrewing

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Biertermine

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Inhalt

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News

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Kurz und gut

Neues aus der Brauszene

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Brauereien, die einmal waren.

Partner der Landwirtschaft

Der Universalbrauer

Liederkranz

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Portrait Tino Pölzer

Deutsche BierCommunity in den usa

Hopfen

Beerpairing

Conrad Seidl erklärt

Georg Rittmayer

Kevin kostet Bierkanter

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Galerie

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Buchtipps

Bilder: Thomas Skovsende, Jürgen Schmücking

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Das tier im bier

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06 bIer neWs

BIER AUS RIEGERSBURG WALDBIER EDITION ELSBEERE

Gleichzeitig mit dem erscheinen dieses magazins wird das neue Waldbier 2019 in Wien präsentiert. Braumeister Axel kiesbye (li.) und ÖBf-Revierleiter Joachim Graf bei der Waldbier-ernte der elsbeeren im Breitenfurter Revier der Österreichischen Bundesforste.

Der steirische ort um die historische Burg ist unter kulinarikern ja schon länger mehr als ein Geheimtipp. man braucht nur an die schokoladen von Josef Zotter oder die Brände und essige von Gölles zu denken. Nun haben die Brüder Jakob und Johannes marn auch die Noom kreativbrauerei gegründet. schon nach wenigen monaten sind sie mit 3 Biersorten am start. noom.at

Aus der serie der hausbiere präsentiert stiegl nun eine Woody Dunkle Weisse mit dem klingenden Namen Waldlichtung. Die neue Bierspezialität ist eine Weißbierinterpretation, die während der lagerung mit holzchips aus Whisky-Fässern veredelt wurde. Beim entstehungsprozess bekam kreativbraumeister markus Trinker diesmal Unterstützung vom „stiegl-Freundeskreis“. Die community wurde eingeladen, über Bierstil, Zutaten sowie über den Namen des neuen hausbiers abzustimmen.

CHARLIE P’S IS BACK

es gab ein trauriges Raunen unter Wiener Bierfreunden und Fans der irishen Pubkultur, als die beiden Vorzeigelokale charlie P’s und Brickmakers diesen sommer schließen mussten. ersteres ist aber gerettet und hat seit kurzem wieder offen. Der neue Pächter Ronan smith war schon in den letzten 20 Jahren als manager im Pub tätig.

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CBD-HANF-CRAFT-BIER

mit dem california moonshine legen die beiden Wanderbrauer Tom & harry aus dem mürztal nach eigenen Angaben das erste craft-Bier vor, das mit CBDhanfblüten eingebraut wurde. Die nächste kreation, ein maiwipfelbier, reift bereits in den Tanks und wird ab september bei ausgewählten Partnern im mürztal vom Fass erhältlich sein. tomandharry.beer

Bilder: ÖBF/WolFgang simlinger, noom, sTiegl/ klaUs ranger, BreW age, egger Bier, evelyn BÄck

WOODY DUNKLE WEISSE

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bIer neWs

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NEUER HEFESTREICH VON BREW AGE

Dem Reich der wilden hefen entspringt der neueste sprössling der Wiener Gipsy-Brewer von Brew Age. ein hazy IPA mit Brettanomyceshefen, ordentlich hopfengestopft und jucy! Wo sonst als im neuen craft-Bierund Pizzaparadies hefenbrüder in der mariahilfer straße konnte dieses interessante Bier präsentiert werden.

BRAUEREIBESICHTIGUNGEN BEI EGGER

„Transparenz ist die neue Währung“, meint egger-Geschäftsführer martin Forster. seit kurzem sind Brauereibesichtigungen in einer der modernsten Brauereien europas für Gruppen, kleingruppen und einzelpersonen nach Voranmeldung möglich. Die rund zweistündige Führung endet bei snacks und kühlem Bier im hauseigenen Braustüberl.

HOPFEN-SHAMPOO

in Zusammenarbeit mit der hopfenspinnerei aus st. Pölten ist dieser wunderbare craft-Biershampoo-Barren entstanden. Das darin enthaltene camillo (ein light Golden Ale) verbessert die haarstruktur und macht die mähne besser kämmbar. Dies soll für für unwiderstehlichen Glanz sorgen. wolkenlos-kosmetik.at

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HOMEBREWERS CLASH

Waltraud & Wolfgang müllner haben den diesjährigen Wettbewerb der hobbybrauer mit ihrem Gärstoff #8 für sich entscheiden können. Die Fachjury hat sich für dieses belgische Wit entschieden, dass in der Folge nun auch auf einer gewerblichen Anlage gebraut wurde. Präsentiert wird das siegerbier am 25. oktober 2019 im café lassa. homebrewersclash.com

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08 kurz und gut

text – micky klemsch

Kreativbier aus Unterradlberg Mit der sogenannten Braumeisterschaft schickte die Privatbrauerei Egger aus St. Pölten-Unterradlberg ihre beiden fränkischen Braumeister in einen kreativen Wettkampf.

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Bilder: Egger Getränke, Fohrenburger-Brauerei

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ie Traditionsbrauerei setzt verstärkt auf eine zeitgemäße, bodenständige Weiterentwicklung – mit viel Bedacht auf ihre Wurzeln. Seit Juni erweitern auch Kreativbiere das Sortiment des Hauses Egger. Zusätzlich zum Flagschiff Egger Märzen, das im FalstaffMagazin eben erst von einer Fachjury zum besten Märzen des Landes gekürt wurde, hat man nun die Rote Symphony, ein malzbetontes Rotbier mit dezenter Schokolade und Hopfennote sowie das Hopf ’n’ Roll, ein kaltgehopftes Lagerbier, in den Handel gebracht. Die Geschäftsführung ließ Wolfgang Reither und Johannes Meister völlig freie Hand. Interessierte Konsumenten konnten den beiden Braumeistern während des gesamten Entstehungsprozesses „über die Schulter schauen“. „Auf der eigenen Webseite braumeisterschaft.at zeigen wir die Entstehung der Biere – von der Idee bis zur Abfüllung – in zahlreichen Kurzvideos und animieren Biertrinker, sie zu verkosten und zu bewerten“, freut sich Marketingleiter Martin N. Eicher. Auch Martin Voigt, österreichs bekanntester Bierblogger, hat auf seinem proBier.TV die beiden Kreativbiere vorgestellt: „Grundsätzlich finde ich die Aktion wirklich gut gelungen, es sind zwei schöne Biere dabei herausgekommen. In einem knappen Rennen bekommt aber von mir Johannes Meister mit dem Hopf ’n’ Roll die Krone der Braumeisterschaft aufgesetzt“, so Voigt. ××

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Nürnberg, Germany | 12. – 14. November

Gute Gespräche. Gute Geschäfte.

rEGIoNALEs BIo-BIEr aus deM lÄndle

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ochqualitative Braugerste in der topografischen lage Vorarlbergs anzubauen, ist eine große herausforderung. Dieser haben sich nun sechs Bio-Bauern gestellt. Gemeinsam mit der organisation Bio Vorarlberg und angetrieben durch die Fohrenburger-Brauerei wurde dieses Projekt gestemmt. Der Fohrenburger Braumeister Andreas Rosa konnte dadurch das erste Bio-Bier im ländle herstellen, das ausschließlich aus regionaler Vorarlberger Braugerste eingebraut wurde. Die biologische landwirtschaft arbeitet ohne chemisch-synthetische Pestizide sowie künstliche Düngemittel und ist garantiert gentechnikfrei. Außerdem enthalten Bio-Produkte keine Geschmacksverstärker, süßstoffe, künstliche Farbstoffe oder künstliche Aromen. ××

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braubeviale

IM DIALOG MIT DER ZUKUNFT Über 1.000 Aussteller und mehr als 40.000 Fachbesucher verfolgen auf der BrauBeviale genau ein Ziel: die Zukunft der Getränkeherstellung entscheidend voranbringen, um mit neuen Lösungen bessere Produkte zu vermarkten. Klingt spannend? Erfahren Sie mehr: braubeviale.de/next

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Bild: rudolF aMMersin gesMBh/aPa-Fotoservice/godany

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kurz und gut

HocHWürDEN des aPFels Die preisgekrönten cider von Nat West aus oregon sind nun auch in Österreich erhältlich. Das freut auch Bierenthusiasten.

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ass cider als Genussprodukt längst in Österreich angekommen ist, zeigen nicht zuletzt die gut bestückten Regale der märkte und ein Blick in die Getränkekarten der hippen lokale. Was vielerorts als „Frauengetränk” unterschätzt wurde, hat sich in den letzten Jahren auch bei Bierfreunden durchgesetzt. Wie auch schon die heimischen Premium-cider von Blakstoc sind das vor allem vergärte und gehopfte Apfelsäfte. in den Vereinigten staaten ist dafür vor allem Nat West mit seinen Reverend Nat’s hard cider bekannt. Anders als die meisten Produzenten von cider nützt er klassische Bierhefen statt Weinhefen. Reverend

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Nat ist ein zielstrebiger cider-Prediger, der auf der ganzen Welt nach erstklassigen Zutaten sucht, um die ungewöhnlichsten cider-kreationen herzustellen. Als eingefleischter craft-Bier-Revolutionär experimentierte Reverend Nat viel mit Bierhefe, wilder Fermentation, belgischen Bier-Gewürzen, aromatischen hopfen von der amerikanischen Westküste und lokalen Fruchtsäften. Zum launch mit seinem Österreich-importeur Ammersin kam er Anfang september persönlich ins Amerika-haus nach Wien und besuchte ausgewählte lokale. ××

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text – mARTiN mÜhl

kurz und gut

1000 JaHre BIEr

Deichkind feiern auf ihrem neuen Album „Wer sagt denn das?“ unter anderem „1000 Jahre Bier“. obwohl: feiern?

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m Anfang des songs „1000 Jahre Bier“ grollen die Beats und Bässe – da fühlt man sich musikalisch nicht von ungefähr an Rammstein erinnert und die Düsternis von derlei Assoziationen wird die Nummer auch nicht mehr los. Textlich bleiben Deichkind ihrer erfolgsformel der letzten Jahre treu. Nimmt man die Zeilen auch nur irgendwie ernst, geht es um Bier als herrschafts- und Genussmittel, mit dem sich die oberen in „Glück und Not“ ihren Tag versüßen und der Rest des Volkes ruhig gehalten wird. Bier – ein opium der massen. Doch während die meisten Deichkind-songs, wie auf dem neuen Album zum Beispiel die single „keine Party“ mit dem gelungenen Video mit lars eidinger, irgendwie kippen und gleichermaßen das Gegenteil von dem feiern, was sie textlich behaupten, bleibt „1000 Jahre Bier“ in beinahe ungewohntem maße stumpf und bedrückend. Der Angriff auf das beliebte Getränk von dem wahrscheinlich auch Deichkind – in all ihren unterschiedlichen Besetzungen – im laufe der letzten 20 Jahre genug getrunken haben, besingt Bier als Getränk des unreflektierten Rausches: Bier bei den Wikigern und Römern oder auch Bier, um eine hexenverbrennung zu feiern. Der Druck mit dem die Nummer vorwärts drängt würde auf so manche nicht all zu sommerliche Party passen – und es ist nicht davon auszugehen, dass sich Feieranten davon abhalten lassen, den wie so oft einfachen Text einfach mitzugrölen. Für Beobachter wahrscheinlich ein humorvolles Bild, das Deichkind wohl genau so auch beabsichtigt haben. schön, dass man Bier auch in kleineren mengen genießen kann. ××

Bild: universal Music

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Ausgetrunken

für ImmEr ausgetrunKen DoeBm B 2019 Kern 03 LEKT 02.indd 14

text – micky klemsch

Bild: chrisToPh Bild: herr crediT WaghUBinger

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Ausgetrunken

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ort, wo heute in kirchdorf an der krems das einkaufszentrum Plusdorf steht, wurde von der Familie mayr bis ins Jahr 2003 Bier gebraut. Die Geschichte der Traditionsbrauerei reicht bis ins Gründungsjahr 1666 zurück. seit 1876 war die Brauerei im Besitz der Familie mayr unter deren Führung man zwei Weltkriege und die Nachkriegszeit überstanden hat. Als um die Jahrtau-

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sendwende viele landgasthöfe zusperrten, die Nachfrage nach regionalem Bier zurückging, war neues Denken gefordert. Die entscheidung, die Brauerei zu schließen, war schmerzhaft, aber richtig, sagt Peter mayr. An die Unternehmerfamilie und ihre vielen loyalen mitarbeiter erinnert am ehemaligen Braustandort beim Plusdorf in kirchdorf nun ein „Dankmal“. ××

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text – Micky klemsch

coverstory

DER UNIVERSALBRAUER

Bild: Micky klemsch

Das ist eine sehr persönliche Geschichte. Darum werde ich sie auch sehr persönlich erzählen. Denn alles andere wäre wahrscheinlich unglaubwürdig. Genauso unglaubwürdig wie die Tatsache, dass es ein Mann, der bis ins Jahr 2018 noch nie Bier gebraut hat, plötzlich auf der Titelseite eines Bier Magazins ist. Aber es ist authentisch und entspricht so dem aktuellen Zeitgeist.

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Coverstory

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coverstory

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igentlich habe ich Tino Pölzer vor etwa acht Jahren kennengelernt. Als Aussteller auf einer Bio-messe hat er in Wien seine essige präsentiert. Gemeinsam mit seinem in der haupstadt studierenden sohn hat der steirer vor dem museumsquartier mit Produkten bestochen, die sowohl in geschmacklicher Ausrichtung als auch vom Design her sehr hohe standards erfüllten. Dass Tino auf Grund seines internationalem engagements auch konsul von lettland ist, habe ich erst viel später erfahren. so wie vieles, dass ich erst bei der Recherche nach einem der interessantesten Beispiele der aktuellen Brauhistorie herausgefunden habe. Damals habe ich aber schon erfahren, dass seine Produkte aus Brodingberg auch schon in Japan erhältlich sind. spezialessige und insbesondere Trinkessige. Von letzterem hatte ich damals überhaupt zum ersten mal gehört.

Steirischer Tausendsassa in seiner Jugend kam der steirer wie durch Zufall an einen Würstelstand in salzburg. Auf der suche nach einem schlafplatz fand er damals in seinem Vermieter auch gleich den ersten mitarbeiter. eine spannende Zeit, in der er, wie er selber sagt, vor allem die menschen kennenlernte. später zurück in Graz – wir sind nun in den frühen 1990ern – eröffnete er die Pizzeria kukuruz. Dazu kam sogar noch eine zweite – beide in den studentengegenden der Universitätsstadt. Die Bierzapfhähne von damals montierten seine mitarbieter erst vor kurzem auf eine mobile Ausschankanlage für seine

text – micky klemsch

neue Brauerei: Ganz nach seinem motto „Nur nichts wegschmeißen!“ Dass er damals nebenbei eine Zeitung namens kulmrundschau herausgegeben und häuser gebaut, sowie immobilien entwickelt hat, rundet das Bild des Tausendsassas ab. Und nicht zu vergessen, dass er ja auch noch kulturanthropologie studiert hat. in diesem Zusammenhang kam er auch in kontakt mit der lettischen kultur, seine Bemühungen um das erst junge land brachten ihm später sogar den Titel des lettischen konsuls ein.

Streuobstwiesen und der Bio-Gedanke ich besuche Tino im August 2019 in Brodingberg. Durch die Gemeindestrukturreform vor vier Jahren, heißt die Gemeinde heute eigentlich eggersdorf bei Graz. hier, etwas abgelegen und ohne unmittelbare Nachbarn, hat er sich mit seiner Frau 1990 ein fünf hektar großes Grundstück gekauft. Umringt von streuobstwiesen sollte dieses zunächst das Freizeitrefugium der Familie werden. Das haus, an das heute auch die essigproduktion, die großen lagertanks und die kleine Brauerei angrenzen, wurde erst 1995 gebaut, 1996 ist die Familie dann eingezogen. Da hat Tino die Äpfel seiner streuobstwiesen, die er unbedingt erhalten wollte, schon kommerziell genutzt. seine Frau Jaqueline, damals lehrerin in einer Waldorfschule in Graz, brachte auch den Bio-Gedanken ins Geschäft. Zuerst wurden Apfelsäfte gepresst, ab 1997 verfeinerte man das Geschäft mit Bio-essig. Tino Pölzer hat damals begonnen, die Bakterien in Brodingberg spielen zu lassen. Der Apfelsaft wird dabei im biologischen Gärverfahren zweimal vergärt. Zuerst zu most, und danach und durch die

„NUR NICHTS WEGSCHMEISSEN!“ tinO PÖlZer

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BILD: Herr Credit Bilder : Micky kleMsch

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Essigbakterien danach in Essig und Wasser gespalten. Der Kern der Essigproduktion ist dabei der Acetator, das Geheimnis für besonderen Essig aber ist die lange Lagerung. Wie vor allem die Italiener sagen: Lass deinen Essig reifen, dann wird er gut. Die Bio-Äpfel bekommt Tino Pölzer von Bauern aus einem Umkreis von 50 km geliefert. Vor einigen Jahren wollte Pölzer seinen Apfelsaft auch zu Cider reifen lassen. Das Projekt scheiterte aber vor allem an den katastrophalen Apfelernten in den Jahren 2016 und 2017.

Coverstory

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der Essig und Bier braut hat ihn nicht losgelassen. Und hier kam wieder sein Grundsatz „Nichts wegschmeißen“ zum Tragen. Recycling liegt ihm im Blut. So gleicht zum Beispiel keine der 30 Türen in seinem Haus der anderen.

Die Recycling-Brauerei Sein Bekannter Albin Sorger betreibt in und um Graz 23 Bäckereifilialen, in denen neben der Brotkultur auch Kaffee, Snacks und Bier verkauft werden. Sorger wollte seine Betriebe verstärkt auf Bio umstellen und kam so zu Tino Pölzer und fragte, ob dieser nicht für ihn Bio-Bier brauen möchte. „Brauen ist nichts anderes als Kochen!“, meinte er und ging mit seiner Idee zur Bank. Auch wenn der zukünftige Brauer alleine mit den Bäckereien ja schon auf ein bestehendes Kundenpotenzial verweisen konnte, waren die Banker nicht so begeistert von seiner Idee:„Bier finanzieren wir ihnen nicht – es gibt schon so viele Brauereien.“ Aber so schnell gibt ein Tino Pölzer nicht auf. Die Idee des Universalbrauers,

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20 coverstory

text – micky klemsch

„FÜR SEINEN MUT, IN SEINER ESSIGMANUFAKTUR AUCH BIER ZU BRAUEN, KANN MAN IHN EIGENTLICH NUR BEWUNDERN.“ renÉ reHOrsKa

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sagt Tino, der auch bereits die essigbrauerei alleine geplant hatte.

Unterstützung durch die Fachhochschule Aber ganz alleine ging es diesmal nicht. Für Beratungsleistungen im Braubereich hat der essigbrauer die Fh Joanneum, studiengang Nachhaltiges lebensmittelmanagement, herangezogen. Dr. René Rehorska, der auch am Braucampus der Uni Graz engagiert ist, hat vor allem im Bereich schüttung und maischführung und ein wenig beim Anlagenlayout geholfen. Auch das Rezept für das erste Bier haben die beiden gemeinsam ausgearbeitet.

Bilder : Micky kleMsch

Anstatt also eine teure neue Brauerei von Fachleuten installieren zu lassen, griff er auf bereits bestehende Gerätschaften zurück oder kaufte (nicht mehr) gebrauchte maschinen oder Tanks zu. eine Gegendruckanlage zur Flaschenabfüllung aus dem Jahr 1960 kaufte er für ganze 63 euro. sein bestehender schroter aus dem Jahr 1940, der bis dato auch das mahlen der senfkörner übernommen hatte, taugt genauso gut für Braugerste. Die Braukessel stammen aus der Großküche eines krankenhauses und für die lagertanks griff er auf die ursrprünglichen essigtanks zurück. Pavel, einer seiner sechs mitarbeiter aus der essigmanufaktur, ist ein begnadeter Bastler und setzte die ideen des zukünftigen Brauers um. „Dinge wieder zu verwerten oder gar aufzuwerten, liegt mir im Blut“,

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Lorem Ipsum

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Die Maschine aus dem Jahr 1940 schrotet Senfkörner und Gerste. Die Planung und der Bau des Equipments haben Tino Pölzer über zwei Jahre beschäftigt. Die Idee, was können wir aus den Dingen machen, die wir bereits haben, wurde in vielen Bereichen umgesetzt. Schlussendlich gibt es im Brauprozess keine Elektronik. „Alles was an Steuerung geplant war, haben wir wieder abgebaut. Das ist meine wahre Handbrauerei.“ Es hat auch eine Weile gedauert, bis die ersten vernünftigen Sude gelungen sind. Viel passierte Anfangs nach dem Prinzip Trail and Error. Die größte Herausforderung für Tino ist natürlich die Mikrobiologie“, sagt René Rehorska. „Für seinen Mut, in seiner Essigmanufaktur auch Bier zu brauen, kann man ihn eigentlich nur bewundern.“

Affenberger Bier Die ersten Chargen des fertigen Bieres wurden im frühen Sommer in den Bäckereien verkauft. Unter dem Label des Grazer Bäckers wurden die neuen Bio-Biere zunächst in den Grazer Filialen verkauft und nun auch in der gesamten Steiermark. Nach diversen Verkostungen hat Tino sein Bier nun auch als Affenberger erfolgreich auf diversen Genuss- und Bio-Märkten präsentiert. Affenberg ist übrigens der Name der Katastralgemeinde, in der sein Betrieb steht, wobei mit dem Affen eigentlich die mittelhochdeutsche Bezeichnung für eine Eule gemeint ist, die nunmehr auch das Logo der neuen Brauerei ziert. Nun, da er seine wilde Idee der Recycling-Brauerei erfolgreich umgesetzt hat, sehen wir weiter, was dem steirischen Tausendsassa noch so alles einfällt. ××

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tier im bier

text – micky klemsch

Bilder : thomas skovsende, Brauerei raschhofer

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tier im bier

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Das Tier im Bier Traditionelle Biermarken haben oft auch Logos, die eine sehr lange Tradition haben. Neben Stadtwappen sind das zumeist Tiere. Eines der bekanntesten seiner Sorte haben wir im böhmischen Velké Popovice besucht.

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esonders Bierhistoriker, aber auch die Sammler von Bierdeckeln und -gläsern haben sich schon immer mit Logos, Wappen und Maskottchen von Brauereien beschäftigt. Häufig erzählen sie von der Geschichte der Brauerei, symbolisieren Stärke oder zeigen ein Fabelwesen.

Als der Löwe wiehern lernte Bei Raschhofer Bier im oberösterreichischen Altheim diente über Jahrhunderte der Löwe als Markenzeichen der Brauerei. Erst in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts machte der heutige Seniorchef Dipl. Brau Ing. Georg Raschhofer das Pferd, besser gesagt ein Ross, zum Markenzeichen der Innviertler Biere. Die heutige Besitzerin und Geschäftsführerin Dr. Doris Scheriau-Raschhofer: „Mein Vater war begeisterter Pferdezüchter, Pferdeliebhaber und Sprungreiter und so ersetzte er den Löwen durch sein Lieblingstier. Er zählte lange Jahre zu den erfolgreichsten Pferdezüchtern Österreichs. Auch mein Bruder ist geritten und wir Mädls sind mit Pferden und Ponys aufgewachsen. Auch an Pferdekutschen kann ich mich noch erinnern, irgendwo im Pferdestadl stehen sie noch.“ Derzeit gibt es keine Pferde mehr „am Hof “, aber das Rösslvokabular ist bei Raschhofer allgegenwärtig: Die Festgarnituren werden sprachlich noch immer aus dem Pferdestall geholt. Hinter der Brauerei schließt sich die riesige Pferdeweide an, auf der früher fast 20 Pferde grasten. Pferde hatten über die Jahrhunderte große Bedeutung für jede Brauerei. Wurde doch das Bier mit den Pferdefuhrwerken ausgefahren. Bei Raschhofer kam noch dazu, dass das Braugasthaus am Stadtplatz, das als „erstes Haus am Platz“ auch Pferdewechselstelle für Post- oder Reisekutschen war, auch über einen großen Pferdestall verfügte. Bis zum Jahr 1900 war die Brauerei noch im Gasthaus untergebracht. Im ehema-

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ligen Stall befindet sich heute das populäre Altheimer Zwickl-Pub. Die Salzburger Lokale seines Neffen Heiner Raschhofer waren seit den 1990er Jahren als Rossbräu führend in der Salzburger Biergastronomie. Mittlerweile unter den Namen Raschhofer Brew & Cook, Soulkitchen bzw. Glorious Bastards in Salzburg, Innsbruck und Linz weiterentwickelt, zieht sich das Ross auch hier noch durch Logos und Biernamen.

Ringhoffer – eine k. u. k. Brauer­ dynastie aus Österreich Die aus dem burgenländischen Müllendorf stammende Familie Ringhoffer stieg im K. u. k.-Imperium zu einer Wirtschaftsdynastie in Prag auf. Unter dem Namen Großpopowitzer Brauerei gründete Franz Ringhoffer II 1871 südöstlich von Prag die heute zum japanischen Asahi-Konzern gehörende Traditionsbrauerei. Sowohl

Neben Bier waren Pferde die große Leidenschaft von Georg Raschhofer.

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text – micky klemsch

das helle, als auch das dunkle Bier der Brauer wurde neben Pilsner Urquell und Budweiser Budvar zum exportschlager der tschechischen Brauwirtschaft und ist auch insbesondere in Österreich eine sehr wertgeschätzte Biermarke. im Jahr 1874 soll hier die erste charge des Velkopopovický kozel ausgeschenkt worden sein. einem französischen maler, der zu dieser Zeit als Gast in Groß Popowitz weilte, haben das Bier und die Gastfreundschaft im ort so imponiert, dass er aus Dank einen Ziegenbock als maskottchen malte. seither ist das Bier als kozel (= Ziegenbock) bekannt. im Jahr 1938 wurde von den eigentümern sogar ein lebendiger Ziegenbock im hof der Brauerei angesiedelt. ihn und alle seine Nachfahren, die bis heute in der Brauerei leben und das logo der Brauerei zieren, nennen die Brauherren olda. Anders als der über Groß Popowitz liegende Geruch von malzschrot ist die Anwesenheit von olda olfaktorisch eher kontraproduktiv. seinen Geruch übertüncht das maskottchen aber mit uneingeschränkter Freundlichkeit und gibt jedem der zahllosen Brauereibesucher gerne mal sein huf zur Begrüßung. mitten am Braugelände, dort wo auch die vielgebuchten Brauereiführungen enden, steht ein riesiger hölzerner Ziegenbock – man muss dabei sofort an das

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Trojanische Pferd denken. Aber nicht zu kriegerischen Zwecken, wie im alten Troja, sondern der Gastfreundschaft verpflichtet steht der riesige holzbock im hof. in seinem Bauche gibt es eine Bar, die für durstige Fans des Groß Popowitzer Ziegenbocks geöffnet ist. Auch auf Verkehrszeichen in und um Velké Popovice ist das maskottchen der Brauerei zu sehen. Was mit Augenzwinkern als Warnschild angedacht war, sagt den Bierenthusiasten: Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Brauerei.

Die großen Elefanten von Kopenhagen Als carl Jacobsen im Jahr 1901 die neue carlsberg Brauerei in kopenhagen bauen ließ, hat er als eingang von der stadtseite einen Turm errichten lassen, der von zwei riesigen elefanten getragen wurde und in kurzer Zeit zum Wahrzeichen der neu errichteten Brauerei wurde. Die idee zu den elefanten hatte carl Jacobsen selbst, der den obelisk-tragenden elefanten am Piazza della minerva in Rom als Vorbild nannte. Gian lorenzo Bernini hat die bekannte statue 1667 entworfen, die Römer nannten das kunstwerk damals ihr „schweinderl“. Die beiden elefanten in kopenhagen wurden alsbald zum beliebten motiv und zierten auch die etiketten der

Bilder : thoMas skovsende, Brauerei carlsBerg

IM JAHR 1938 WURDE VON DEN EIGENTÜMERN SOGAR EIN LEBENDIGER ZIEGENBOCK IM HOF DER BRAUEREI ANGESIEDELT.

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tIer Im bIer

dänischen Bierflaschen. Der Turm selbst diente bis weit ins letzte Jahrhundert auch als Wasserturm und lager. erst 50 Jahre nachdem der Turm erbaut wurde, kam carlsberg auch mit dem elephant Beer auf den markt. Anfänglich vor allem für den afrikanischen markt als

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export lager Beer gebraut, eroberte das starkbier in den Folgejahren auch den dänischen bzw. europäischen markt. Noch heute ist das elephant Beer mit seinen 7,5 % bei Biertrinkern beliebt. sehr stark – aber eben tierisch bierig. ××

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text – conrad seidl

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Bild: Micky Klemsch

Grünes Gold für herbes Bier DoeBm B 2019 Kern 03 LEKT 02.indd 26

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hopfen

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Der Hopfen, sagt man, will jeden Tag seinen Herrn sehen. Baut dieser, also der Hopfenbauer, die richtigen Sorten an, dann bekommen die Biere nicht nur eine feine Bittere, sondern eine Fülle von Aromen, die teilweise erst in den letzten Jahren so richtig geschätzt wird.

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thylisobutyrat. Nie gehört? Macht nichts. Die Substanz kommt im Chemieunterricht allenfalls am Rande vor – dafür ab und zu in der Lebensmittel­ industrie als Aromastoff. Wikipedia informiert uns auch darüber, dass die Dämpfe des Isobuttersäureethylesters, wie Ethylisobutyrat noch genannt wird, in der Luft bei einer Zündtemperatur von 440 Grad explodieren können. Wikipedia nennt außerdem 26 mehr oder weniger natürliche Vorkommen der Substanz, darunter Ananas und Rum, Erdbeeren – und Bier. Wie kommt das Zeug ins Bier? Explodiert das am Ende gar? Nein, da stecken keine üblen Bierpantscher oder Bombenbauer dahinter, die (von Wikipedia nicht genannte) Quelle ist Hopfen. Eine relativ neue französische Züchtung, die Hopfensorte Barbe Rouge, bringt besonders viel von diesem natürlichen Aromastoff hervor. Im Elsass, wo Barbe Rouge aus der dort seit mehr als 200 Jahren etablierten Sorte Strisselspalter weiterentwickelt wurde, ist man stolz darauf, dass dieser Hopfen einem Pale Ale einen Hauch von Erdbeer-, Kirsch- und Ribiselaroma verpassen kann. Das hätte noch vor 50 Jahren niemanden interessiert. Um 1970 galt Hopfen den meisten Brauern als notwendige, wenn auch relativ teure Bierzutat. Man hatte ihn seit Jahrhunderten verwendet – in manchen Gegenden früher (die ersten Erwähnungen gibt es im 9. Jahrhundert in Frankreich) in anderen deutlich später: Noch der englische König Heinrich VIII. (1509–1547) nannte Hopfen ein „wicked weed“, ein „übles Kraut“. Zur selben Zeit – 1516 – wurde in Bayern die Verwendung von ausschließlich Wasser, Gerste und Hopfen beim Bierbrauen vorgeschrieben. In Heinrichs England hat man nämlich ungehopfte Ales getrunken. Was nicht heißt, dass diese früheren Biere völlig ohne Bitterstoffe ausgekommen wären, im Gegenteil: In England war es üblich, Biere mit Heidekraut, vulgo Erika, zu würzen. Und in Deutschland hat man die

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28 hopfen sogenannte „Grut“ verwendet – eine Kräutermischung, in der Bilsenkraut, Porse, Gagel, Wermut und neben anderem wohl auch Hopfen in von Stadt zu Stadt unterschiedlichen Zusammensetzungen vertreten waren.

Ideales Konservierungsmittel Die erwähnten Kräuter waren vornehmlich in Norddeutschland zuhause und so wird verständlich, dass der bayerische Herzog mit seiner als Reinheitsgebot bekannt gewordenen Verordnung vom 23. April 1516 dem in Bayern (und anderen an Weinbaugebiete angrenzenden Regionen) heimischen Hopfen den Vorzug gab. Hopfen hat den Vorteil, im Bier nicht nur die nötige Balance mit der Malzsüße herzustellen; er wirkt auch daran mit, dass die Biere klarer werden, er verleiht ihnen je nach Sorte mehr oder weniger Aroma und seine Bitterstoffe sind auch ein ideales Konservierungsmittel. Historische Biere haben daher besonders viel Hopfen enthalten. Noch heute kennt man das vom India Pale Ale, das ursprünglich mit großzügiger Hopfung für eine Schiffsreise nach Indien fit gemacht werden sollte; aber bis vor etwa 100 Jahren hat man bei allen Bieren quasi „sicherheitshalber“ mehr Hopfen in die Sudpfanne getan, um die Haltbarkeit zu gewährleisten. Nun ist es aber so, dass sich an der Bittere die Geister scheiden: Da gibt es sogenannte „Hopheads“, denen Biere nicht herb genug sein können. Und es gibt jene Mehrzahl von Konsumenten, die Bitterstoffe als Warnsignal der Evolution wahrnehmen; viele ungenießbare Pflanzen sind bitter und aus diesem Grund werden auch Medikamente vergällt, damit man sie nicht irrtümlich oder wegen eines allfälligen Wohlgeschmacks einnimmt. Schließlich kommt zum Thema Bittere noch eine sprachliche Hürde: Wer „bitter“ mit „bitterer Armut“ und „bitterer Kälte“ assoziiert, mag vielleicht auch kein

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Neue Wertschöpfung Überraschend sind dabei auch manche Aromen stärker geworden – etwa bei der sorte Polaris, die zwar viel Alphasäure zu bieten hat, aber auch ein an eisbonbons erinnerndes Aroma. oder eben beim französischen Barbe Rouge, der mit rund zehn Prozent des Bitterstoffs durchaus zu den Bitterhopfen gezählt werden könnte, aber eben eher wegen seines Aromas geschätzt wird. Wobei man sich die Größenordnungen vor Augen halten muss: Die weltweite hopfenernte wird für 2019 auf gerade einmal 12.724 Tonnen Alphasäure geschätzt, davon kommen 5.600 Tonnen aus den USA und 5.000 aus Deutschland, aus den kleinen österreichischen Anbaugebieten im mühlviertel, der südsteiermark und dem Waldviertel werden gerade einmal 36 Tonnen erwartet. Dabei sind die Trends durchaus erfreulich. Zum einen haben die neuen hopfensorten für eine neue Wertschätzung der altbewährten Pflanze gesorgt: Anders als noch vor wenigen Jahren wird eben nicht nur die Alphasäure als Bitterstoff geschätzt (und den Bauern entsprechend bezahlt), auch die Aromakomponenten werden von einer neuen Generation von Bierbrauern genutzt. Zum anderen interessieren sich immer mehr konsumenten nicht nur dafür, ob ein Bier mehr oder weniger bitter ist, sie fragen auch genauer nach: in den UsA wird bei Bieren ebenso nach der verwendeten hopfensorte gefragt wie bei Weinen nach der zugrundeliegenden Rebsorte. Und wenn ein Bier einen hauch von roten Früchten hat, dann weiß der Bierkenner vielleicht nichts vom ethylisobutyrat – aber er erkennt die sorte Barbe Rouge. ××

Bild: micky klemsch

bitteres Bier. Brauereimanager haben in den 1960er-Jahren zweierlei konsequenzen gezogen: Die Pfennigfuchser unter ihnen haben einfach den hopfeneinsatz reduziert, weil ihnen die Braumeister gesagt haben, dass man mit moderner Technik und hygiene auch mit weniger hopfen bekömmliche und haltbare Biere brauen kann. Die marketingmanager haben auch auf jene Braumeister gehört, die die Bittere im Pils (und anderen Bitterbieren wie dem Alt oder eben den Pale Ales) verteidigt haben: Dann sollte das Bier eben nicht mehr als „bitter“, sondern als „edelherb“ bezeichnet werden – so lässt es sich leichter verkaufen. Dennoch: Weltweit gesehen ist das Bier über viele Jahre immer weniger bitter geworden – der hopfen ist als kulturpflanze aus dem Blick verschwunden. Vor drei Jahrzehnten haben viele Brauer die komplizierte Pflanze nur mehr als Bitterstofflieferanten gesehen – sie haben sich auf einen einzigen inhaltsstoff der weiblichen hopfenblüten konzentriert, die Alphasäure. Nun muss man wissen, dass unterschiedliche hopfensorten unterschiedlich viel von dieser Alphasäure in ihren Blüten enthalten. Noch vor wenigen Jahren hat man beim hopfen zwischen Aromasorten (wie dem saazer, der es im langjährigen schnitt nur auf 3 % Alpha bringt) und den Bitterhopfen (herkules bringt es auf gut 20 % Alphagehalt) unterschieden. Weil vor fünf Jahrzehnten auch die Züchter vor allem auf die für den hopfenpreis bestimmende Alphasäure geschaut haben, wurde speziell in diese Richtung gezüchtet.

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ZIPFER BRAUT MIT NATURHOPFEN.

WIR NEHMEN DIE NATUR, WIE SIE IST. Das heißt für die Zipfer Braumeister, den Hopfen genau so zu nehmen, wie er in der Natur wächst. Unseren eigenen Weg, das Brauen mit Naturhopfen, pflegen wir seit jeher. Denn nur Hopfen in seiner ursprünglichsten Form gibt unserem Zipfer seine ganz besondere Naturhopfen-Note. Urtypisch Zipfer. Seit 1858.

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text – micky klemsch

landwirschaft

Partner der Landwirtschaft: Brauereien im Fokus Bier hat ja bekanntlich zumindest drei Zutaten: Wasser, Hopfen und Malz. Viele aktuelle Themen rund um die Landwirtschaft haben bei uns aber in Zusammenhang mit diesen Grundstoffen die Alarmglocken läuten lassen: Privatisierung des Wassers, klimabedingte Veränderungen bei Sorten und Ertrag von Braugerste, Patentierung selbiger oder Knappheit an Hopfensorten.

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ls Zulieferer der Brauer bildet die Landwirtschaft eine wichtige Grundlage für gutes Bier. Der zunehmende Trend zu Regionalität und auch die Transparenz der Herkunft von Zutaten lässt auch die Marketingmenschen der Brauereien immer öfter über dieses Thema kommunizieren. Und wir erinnern uns dabei gerne an die historischen Blechtafeln mit dem Slogan: „Wer Bier trinkt, hilft der Landwirtschaft“

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Herausforderung Klima Für die Landwirtschaft, die auch in den kommenden Jahrzehnten für die Grundlage unseres guten Bieres sorgen soll, stellen sich aber neue Herausforderungen: Der deutliche Klimawandel sorgt für durchschnittlich höhere Temperaturen im Sommer, geringere Niederschlagsmengen und mehr spontane Unwetter. Das erschwert konstante Erträge bei Braugerste, aus der

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das Malz entsteht. Dazu kommen neue Schädlinge, wie zuletzt vor der Hopfenernte in der Hallertau beobachtet: Im Ilmtal sind an zwei Stellen Infektionen eines Mini-Virus namens „Citrus Bark Cracking Viroid“ an Hopfenranken festgestellt worden. Dieser Übeltäter wird am Ende die befallenen Ranken ganz absterben lassen. Otmar Weingarten ist Chef des deutschen Hopfenplanzerverbandes. Er vermutete gegenüber dem Münchner Merkur, dass dieses Virus durch Zitruspflanzen eingeschleppt wurde und sich über den Kompost einschlich. Das hochansteckende Virus wurde 1998 erstmals in Kalifornien entdeckt. Seit 2017 können österreichische Brauer ihren Bedarf an Braugerste nicht mehr in Österreich decken. Das liegt vor allem am klimabedingt rückläufigen Ertrag an Sommergerste. Durch den Klimawandel verlängern sich die Zeiträume, in denen Warm- oder Kaltluft aus Nord oder Süd nach Österreich kommt. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für längere Trockenperioden. Sind die Niederschlagsmengen im Frühjahr und Frühsommer gering, sinken die Erträge extrem, die Proteinwerte steigen auf ein für Bierbrauer unbrauchbares Maß. Die Brauereien akzeptierten 2017 und 2018 höhere Proteinwerte. Trotzdem mussten sie in ungewöhnlich hohem Ausmaß auf Gerste aus anderen Ländern zurückgreifen. „Es gibt eben auch ka-

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tastrophale Erntejahre, und 2018 war so eines“, sagt Jutta Kaufmann-Kerschbaum, Geschäftsführerin des Österreichischen Brauereiverbandes. „Hier konnte der Bedarf bei Weitem nicht mit heimischen Malz abgedeckt werden. Österreichische Brauer verwenden traditionell aber am liebsten heimische Rohstoffe und sind seit Anbeginn Partner der Landwirtschaft.“ Die Hoffnung liegt auf der Wintergerste. Sie hat den Vorteil, dass sie die feuchteren Monate der kalten Jahreszeit ausnutzen kann und weniger stark auf Regen im Frühjahr angewiesen ist. Außerdem hat sie ein besseres Wurzelsystem. Seit zehn Jahren versuchen Züchter die Winterbraugerste braufähig zu machen, mit steigendem Erfolg. Auch bei Hopfen können sich wetterbedingte schlechte Ernten auf die Versorgungslage auswirken, in diesem Bereich kann man derzeit aber noch leichter mit Reserven aus den Vorjahren arbeiten.

Zillertaler Regionalprojekt In Tirol liegt der Deckungsgrad der Getreideversorgung gerade einmal bei einem Prozent. Das die traditionelle Feldwirtschaft in dem alpinen Bundesland nicht so einfach ist, hat aber den Zillertaler Brauherren Martin Lechner herausgefordert. Schon länger verfolgte er das Projekt der „Fisser Gerste“. Diese autochthone

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Sorte wurde bis in die 1950er-Jahre in Tirol angebaut und von zwei Bauern vor einigen Jahren wiederbelebt. Die Zillertaler Brauerei unterstützte das Projekt mit der Koordination der Saatgutvermehrung und der Schaffung der nötigen Infrastruktur. Und natürlich als Abnehmer. Was brauereiseitig dabei entstand, ist seit 2018 als Tyrol Imperial Zwickl auf dem Markt. Ein Bier aus Tirol für Tiroler. Das Imperial steht dabei aber nicht, wie es manche Bierfreunde vermuten, für ein besonders stark eingebrautes Bier, sondern für die Gerstensorte, die im Zuchtbuch original Tiroler Imperial Gerste heisst. Mittlerweile gibt es die Tiroler Spezialität als Zwickl und als Helles, und zwar nur in der Region.

Glyphosatfreie Braugerste Im Jahr 2016, exakt zum großen deutschen 500-Jahr Jubiläum des Reinheitsgebotes, haben deutsche Studien erwiesen, dass in einigen Biersorten Glyphosatspuren nachzuweisen sind. Das weltweit am häufigsten eingesetzte Pestizid wird von der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich beim Menschen krebserregend“ eingestuft. Auch in Österreich hat die Umweltorganisation Global 2000 Biermarken auf Rückstände von Glyphosat untersuchen lassen und in vier von neun Produkten geringe Belastungen nachgewiesen. Glyphosat im Bier macht allerdings nur einen kleinen

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Teil der Belastung der Konsumenten mit Rückständen des Unkrautvernichters aus. Der Wirkstoff wurde auch in Getreideprodukten wie Brot, Hülsenfrüchten, Wein und vielen anderen Lebensmitteln sowie Gesundheitsprodukten aus Baumwolle wie Verbandsmaterial und Tampons gefunden. Jutta Kaufmann-Kerschbaum, Geschäftsführerin des Brauereiverbandes beruhigt: „In Österreich ist die Verwendung von Glyphosat an Braugerste schon lange verboten. Wenn kleinste Mengen in einigen Proben gefunden wurden, kann dies nur durch einen Eintrag (z. B. Wind) von benachbarten Anbauflächen erfolgen.“ Der mediale Aufschrei war damals groß, die Konsumenten etwas verunsichert. Eine Untersuchung des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung zeigte aber: Selbst der höchste bisher nachgewiesene Glyphosatgehalt in Bier (30 Mikrogramm pro Liter im Jahr 2016) ist so niedrig, dass die hieraus rechnerisch resultierende Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen (60 Kilogramm Körpergewicht) mehr als 1.000-fach niedriger liegen würde, als die derzeit als unbedenklich geltende lebenslänglich duldbare tägliche Aufnahmemenge (adi). Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1.000 Liter Bier trinken. Groß war dann die Freude, als der Nationalrat im Juli 2019 ein Totalverbot für Glysophat in Österreich

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beschlossen hat. Wieder hat man gesehen, wie wichtig die Art und Weise der Landwirtschaft auch für die Brauwirtschaft ist. Auch bei Hopfen können sich wetterbedingte schlechte Ernten auf die Versorgungslage auswirken, in diesem Bereich kann man aber leichter mit Reserven aus den Vorjahren arbeiten. Generell gibt es in Österreich aber zu wenig Hopfen für die eigene Bierproduktion, sodass er jährlich importiert werden muss. Die Anbaugebiete im Mühlviertel, dem Waldviertel und der Südsteiermark können den heimischen Bedarf nicht decken, speziell bei neuen Bio- und Aromahopfen müssen die Brauer auf andere Märkte – oft auch auf Übersee – zurückgreifen.

Österreichs Grösster Craftbeer Store Über 1.500 kreative Biere Mehr als 100 Brauereien Begehbarer Kühlschrank Homebrewing-Equipment Bierverkostungen Business Incentives Brautage

Land schafft Leben Der Schladminger Bergbauer Hannes Royer gründete 2014 mit einigen Weggefährten den unabhängigen und unpolitischen Verein „Land schafft Leben“. Der Verein ist heimischen Lebensmitteln auf der Spur und verfolgt das Ziel, Bewusstsein für in Österreich produzierte Lebensmittel zu schaffen. „Auf den Bierflaschen selbst wären Hinweise über Anbaugebiet und Herkunft von Hopfen und Malz eine spannende information für alle Biertrinker!“ stellt Hannes Royer fest. im August veröffentlichte der Verein eine Studie und stellten einige Videos online, die dem heimischen Konsumenten erstmals einen ganzheitlichen Einblick in die heimische Bierproduktion vom Acker bis ins Glas geben soll. Der Saatgutzüchter in Linz, der Hopfenbauer im Mühlviertel, der Mähdrescherfahrer im Weinviertel, der Braumeister, die Suchtexpertin, der „Bierpapst“ und viele mehr – sie alle wurden für das Projekt vor die Kamera geholt. ××

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text und bild – Manuela RustleR

LAncAsTer LiederkranZ Der Lancaster Liederkranz ist ein deutscher club in Pennsylvania, der sich für die Erhaltung deutscher und österreichischer Traditionen einsetzt, in Wahrheit geht es aber größtenteils um Bier. Manuela Rustler hat den Liederkranz besucht.

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ass es in Deutschland und Österreich gutes Bier gibt, ist ja allgemein bekannt. Auch den Amerikanern ist durchaus bewusst, dass die heutige Bierkultur ursprünglich aus Europa kommt und dass es in Mitteleuropa eine jahrhundertelange Tradition gibt, was – nicht zuletzt durch das auch in den usa allseits bekannte Reinheitsgebot – zu einer ausgesprochen guten Bierqualität geführt hat. Viele Amerikaner haben ihre Wurzeln in Europa. An der Östküste der Staaten, ganz speziell in Pennsylvania, gibt es besonders viele deutsch- und österreichischstämmige Amerikaner. Eine große Gruppe heutiger Nachfahren dieser ehemaligen Einwanderer gehört den sogenannten „Amish“ an. Dies ist eine Gemeinschaft, die sich dazu verpflichtet hat, auf Neuerungen wie elektrischen Strom oder Telefon zu verzichten, und deren Mitglieder meist als Bauern oder Handwerker ihr Geld

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Von „Herzilein“ über den „Ententanz“ bis hin zu „an der Nordseeküste“ war alles dabei, was das Herz eines Bierfest-Besuchers begehrt. verdienen und gern unter sich bleiben. Sie fahren in Kutschen anstatt Autos, was immer wieder lustig anzusehen ist. In Gegenden wo extrem viele Amish wohnen, gibt es sogar Straßenschilder mit der Warnung „Achtung Kutschen“. Eine dieser Gegenden ist Lancaster County, dies ist auch der Sitz des Lancaster Liederkranzes.

Little Munich Zurück zum Bier: Es gibt also sehr viele deutschstämmige Amerikaner in Pennsylvania, was schon im Jahr 1880 dazu geführt hat, dass Einwanderer einen Club gegründet haben, der sich um die Erhaltung von deutschen und österreichischen Traditionen bemüht. Nicht umsonst hat Lancaster früher auch den Beinamen Little Munich getragen. Wie dem Namen des Clubs bereits zu entnehmen ist, wird Singen groß geschrieben. Es gibt einen gemischten Chor, einen Kinderchor und einen Männerchor. Sie singen englische, aber noch viel häufiger deutsche Lieder. Dazu gibt es eine Schuhplattlergruppe für Erwachsene und eine für Kinder sowie eine Tanzgruppe für Jung und Alt.

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Und was das (für sehr viele Mitglieder) Wichtigste am Liederkranz ist: Es gibt ein Lokal mit Bar und 20 Fassbieren, wovon zwölf immer aus Deutschland oder Österreich kommen. Momentan gibt es beispielsweise Weihenstephaner Weißbier hell und dunkel, Köstritzer Schwarzbier, Jever Pils, Stiegl Pils, Stiegl Märzen und Stiegl Grapefruit Radler. Die restlichen Zapfhähne sind teils mit amerikanischen Lagerbieren belegt, so gibt es zum Beispiel das Camp Pils von meiner Brauerei (Evergrain) als regionales Lagerbier, weiters auch (zum Teil regionale) ipas sowie belgische Biere von Chimay, Kwak oder Ähnliches. Eine erstaunlich tolle Auswahl also, und die Bierqualität ist hervorragend. Zusätzlich gibt es auch Flaschen oder Dosenbiere, momentan beispielsweise Stiegl-Radler Zitrone oder Lindemann Framboise. Ich habe aber auch schon mal einen Hofstettner Granitbock im Flaschen Kühlschrank entdeckt. Matt Trout, der in diesem Lokal für den Biereinkauf zuständig ist, hat mir erzählt, sie benötigen ca. zehn bis zwölf 50-Liter-Fässer pro Woche für die Bar. Die meisten davon bekommt er über amerikanische Großhändler, die ihrerseits die Biere aus Europa importieren. Ca. 75 %

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text und bild – Manuela Rustler

der konsumierten Getränke sind Bier. Die meisten Mitglieder sind in erster Linie an der guten Bierkultur des Clubs interessiert und kommen daher gerne auf ein (oder mehrere) richtig gutes deutsches oder österreichisches Bier vorbei. Das bekommt man in der Gegend hier sonst schwer bis gar nicht, daher lohnt sich für jemanden der diese Bierstile liebt eine Mitgliedschaft allemal. Es gibt neben Bier natürlich auch Wein und …. Jägermeister! Übrigens gibt es ausschließlich Barzahlung, was total unüblich ist in Amerika. Man legt einen Haufen Dollarscheine vor sich auf die Bar und der Barkeeper nimmt soviel, wie das Bier kostet, davon weg.

Trost bei Heimweh Um den Liederkranz besuchen zu können, muss man sich um eine Mitgliedschaft bewerben, und die Jahresgebühr von $ 80 (€ 71) bezahlen. Nach etwa zwei Monaten wird man dann zur offiziellen Aufnahmezeremonie eingeladen und ab dann kann man sich jederzeit durch die Biervielfalt kosten, zwei Gäste darf man pro Besuch mitbringen. Es gibt neben all den guten Bieren auch deftige Speisen wie zum Beispiel Leberkäse oder Wiener Schnitzel. Wenn mich das Heimweh plagt, kann ich also jederzeit im Liederkranz Trost finden. Neben dem normalen Lokalbetrieb gibt es das ganze Jahr über traditionelle Veranstaltungen, die auch für Nicht-Mitglieder zugänglich sind. Allen voran das Oktoberfest, ein Sommerfest und ein Christkindlmarkt mit Lebkuchen und Glühwein. Am Murmeltiertag (2. Februar), an dem das Murmeltier Phil das Wetter der nächsten Wochen vorhersagt, gibt es LebkuchenMurmeltiere für alle Besucher. Eine Mischung aus deutscher und amerikanischer Tradition, denn Lebkuchen gibt es in Amerika eigentlich nicht. Das Sommerfest im heurigen Juni war die erste Veranstaltung die ich als offizielles Mitglied miterlebte und es war ein riesiger Spaß. Das Wetter war perfekt, neben dem riesigen Außenbereich wurden noch zwei große Zelte aufgestellt. Es gab Bierbänke und einen mobilen Ausschankwagen mit allerlei herrlichen deutschen und österreichischen Bieren und wie ich hörte heuer erstmals auch mit einem ipa, dem Joose Juicy von der Brauerei, in der ich arbeite (Evergrain in Camp Hill). Das Bier wurde in Plastikbechern ausgeschenkt, doch das geübte Liederkranz-Mitglied brachte seinen eigenen Bierkrug mit, der dann mit Bier gefüllt wurde. Beziehungsweise holten wir uns mit unseren Freunden immer einen Pitcher (auch dieses Gefäß hatten wir mit dabei) Bier an den Tisch und teilten dann in unsere Bierkrüge auf.

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Viele der Gäste (inklusive mir) kamen in Tracht, Dirndl oder Lederhose waren absolut keine Seltenheit. Es gab gebratenes Hendl, Leberkäse und Brezeln, dazu Auftritte der Tanzgruppen, Chöre und Alphornbläser. Eine Stimmung wie auf dem Oktoberfest, was auch der Musik zuzuschreiben war, die gespielt wurde. Von“ Herzilein“ über den „Ententanz“ bis hin zu „An der Nordseeküste“ war alles dabei, was das Herz eines Bierfest-Besuchers begehrt. Und witzigerweise singen total viele Amerikaner mit, auch wenn sie kein Wort verstehen was sie da singen. Bier wurde in rauen Mengen getrunken und ich weiß nicht, wie oft wir „ein Prosit der Gemütlichkeit“ gesungen haben. Eine wirklich klasse Veranstaltung, mittendrin hatte man fast vergessen in Amerika zu sein.

Von Volunteers geleitet Der Lancaster Liederkranz hat momentan um die 2.000 (!) Mitglieder, der ganze Club wird von freiwilligen Mitgliedern geleitet, den sogenannten Volunteers, und da ist gar nicht so wenig zu tun. Matt erzählte mir, es gibt insgesamt 14 Leute, die sich um alles kümmern inklusive. Finanzen, Bar managen, Bier einkaufen und sämtliche Veranstaltungen organisieren. Unter den Gründern befand sich im Jahr 1880 unter anderem ein Bierbrauer, ein Vorfahre der heutigen Brauerei Kettle Works in Columbia, unweit von Lancaster. Biere dieser Brauerei sind natürlich auch immer wieder im Liederkranz zu finden, am Hahn 10 der für Amerikanische Craft-Biere reserviert ist. Hahn 19 ist übrigens für Stiegl Goldbräu reserviert, das gibt’s immer. Demnächst werden wir beginnen, Bierverkostungen

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verschiedener Brauereien im Club anzubieten, ich werde mit der Evergrain Brauerei vertreten sein. Da wir in meiner Brauerei neben den üblichen amerikanischen Bieren auch Helles, Pils und Weißbier brauen, haben wir genau den richtigen Mix für ein Bier-Tasting in einem deutschen Club. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im Lancaster Liederkranz deutsche und österreichische Traditionen hochgehalten werden, letztendlich dreht sich aber alles ums Bier. Und die Amerikaner haben richtige Hochachtung vor europäischen Bieren aus Brauereien, die seit Jahrhunderten bestehen. Die älteste noch bestehende Brauerei in den usa steht in Pennsylvania und trägt den Namen Yuengling. Sie wurde 1829 von deutschen Einwanderern gegründet und produziert nach wie vor in erster Linie Lagerbiere, die auch sehr gut trinkbar sind. Zum Vergleich: Die Brauerei Weihenstephan in Bayern gibt das Gründungsjahr mit 1040 an, die Stiegl Brauerei wurde 1492 gegründet. Für mich als Salzburgerin ist es übrigens leicht, mir das Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus zu merken – die Stiegl Brauerei wurde im gleichen Jahr gegründet. Unfassbar also für Amerikaner, dass es Brauereien gibt, die länger bestehen als das heutige Amerika. Und diese lange Erfahrung und Tradition schmeckt man auch! ×× lancasterliederkranz.com alpenrosesvlancaster.com yuengling.com

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Braumeistercamp Österreich Die Kiesbye Akademie lud im Juni 2019 internationale Experten ihres Fachs ins Braumeistercamp nach Österreich ein. Das Ziel des neuartigen Ausbildungsformats: raus aus dem Braumeister-Alltag – hinein in ein Brau-Abenteuer, das Sie nie vergessen werden!

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ein. Der Kaltenhausener Brauer Martin Simion nutzte seine Skandinavien-Erfahrung für das Einbrauen eines Gruit-Bieres mit Wacholderzweigen und Heidekrautblüten. Über ihre Arbeit mit selbstangebauten Bio-Urgetreiden sprachen die Stiegl-Brauer Markus Trinker und Sebastian Essl. Es war ein einmaliges Erlebnis mit Fachsimpeln und Verkosten. Legendär soll übrigens auch das Come-Together mit Barbecue am und im Obertrumer See gewesen sein. ×× Der Termin für kommendes Jahr steht bereits fest: 10.–13. Juni 2020 im Bierkulturhaus Obertrum und am Stieglgut Wildshut. braumeistercamp.at

Bild: braumeistercamp

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nternationale und heimische Braustars lieferten den zahlreichen Teilnehmern am Stieglgut Wildshut und in der Trumer Brauerei in Obertrum ein erlebnisreiches Brau-Abenteuer. Die Liste liest sich wie das Who’s Who der Kreativbrauer. Mit Nikola Marjanovic (Beavertown, vormals BrewDog), gelang es, einen international gefeierten Brauer auf das Braumeistercamp zu holen. Sein English-style Porter gestaltete er in Form einer „single step infushing mash“ bei 67° C 60 Minuten und anschließendem Erhalt der Amylasenaktivität während des Läuterns. Durch 98%iges Late Hopping mit serbischen Aromahopfen und Zugabe von Rohweizen zur Schüttung kam etwas Punk in den Sud. Um den Trend der Sauerbiere abzudecken, war der Original-Gose -Brauer Matthias Richter vom Bayerischen Bahnhof Leipzig mit dabei. Biersommelier-Weltmeister Oliver Wesseloh von der Hamburger Kehrwieder-Brauerei referierte im persönlichen Dialog über die verschiedenen Möglichkeiten des Restextraktabbaus. Scott Jennings von der Sierra Nevada Brewing Co braute mit den Teilnehmern sein Signature Brew, das Westcoast Pale Ale

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Österreichs Brauer lassen die Kasse klingeln. Bier spülte 2018 rund

700 Millionen € in die heimische Staatskasse.

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Österreich, genauer der Verband der Brauereien, entwickelte als erstes Land ein

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text und Bild – jürgen schmücking

Bier zum Fisch – no rules, just fun.

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„Welches Bier zu welchem Fisch?“ ist eine Frage, die auf den ersten Blick möglicherweise etwas wunderlich wirkt. Aber nur auf den ersten Blick. Überall auf der Welt gibt es Orte, wo zu Fischen, Muscheln und Meeresfrüchten Bier getrunken wird. Mit einer Selbstverständlichkeit, dass kaum jemand über das Thema Foodpairing nachdenkt. Wir haben ein paar Paare tanzen lassen und dabei alles erlebt – Vom Gaumendesaster bis zum kulinarischen Glücksgefühl.

B

ei einem Flug nach Tokio fliegt man mit der Zeit. Man zählt also zur reinen Flugzeit auch noch die Zeitverschiebung. Man fliegt mittags weg und landet irgendwann in Allerherrgottsfrüh am Flughafen Haneda. Erstens ermüdet das ziemlich, zweitens ist man in der Regel hungrig. Über die Verpflegung an Bord hüllen wir diskret den Mantel des Schweigens. Da hat es sich für viele Japaner (europäischen Langnasen erschließt sich diese Angewohnheit nur rudimentär) zum Ritual entwickelt, in einem der vielen Sushi-Lokale am Flughafen zu frühstücken. Diese kleinen Bars haben rund um die Uhr geöffnet, aber zwischen halb 6 und halb 7 früh ist die Hölle los. Auf den Brettern liegt überall das Gleiche: Nigiri, die an Frische und Geschmack kaum zu übertreffen sind. Vereinzelt trinken die Leute grünen Tee, aber die meisten trinken ein Bier. Abhängig davon, in welcher Bar sie sitzen, entweder Kirin oder Asahi. Der Unterschied ist nicht der Rede wert. Es sind erfrischende Lager-Biere europäischen Zuschnitts. Und sie passen perfekt – zur Stimmung, zur Tageszeit und natürlich auch zu Sushi. Andere Stadt, anderes Ritual. Eine Möglichkeit, sich in London kulinarisch zu aklimatisieren, sind Fish & Chips. Was man früher an jeder Ecke und in jedem Pub bekam, ist heute reduziert auf ein paar Ecken, ein paar Pubs. Ein sicherer Hafen für Fish & Chips ist der Laden Kerbisher & Malt in der Sheperds Bush Road. Es gibt Cod (Kabeljau), Haddock (Schellfisch), Plaice (Scholle) und Pollock

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(Pollack). Gebacken und mit außergewöhnlich guten Chips (Fritten) serviert. Dazu zwei verschiedene Mayos und ein einfaches, aber gutes London Lager. Das sind Fälle demokratisch geprägten Foodpairings. Das hat sich kein Sommelier überlegt, das ist einfach so, weil es immer schon so war. In Tokio genauso, wie in London. Wir haben es nicht so mit Regeln. Anstelle von allgemeinen Regeln und Tipps, hier fünf Kombinationen, die Sie inspirieren sollen. Und woraus sich jeder seine eigenen Regeln ableiten kann.

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text und bild – JÜRGEN ScHMÜcKiNG

Geräucherte Forelle und IPA Die beiden haben gemeinsam, dass der historische Grundgedanke ihrer Herstellung das Länger-haltbarMachen war. Fisch wurde geräuchert, damit das Fleisch nicht so schnell verdirbt. Punkt. Dass das dann noch perfektioniert wurde, die Buche das Rennen machte und zum Geschmacksträger aller geräucherten Fische wurde, kam erst später. Ähnlich ging es dem ipa. Dem india Pale Ale. Damit das Bier die Seereise von England in dessen Kronkolonien überstand, wurde erstens der Alkoholgehalt erhöht (Alkohol konserviert) und zweitens wurde es stark gehopft (Hopfen konserviert ebenfalls). Heute ist das ipa die Referenzstilistik aller kreativen Brauereien von ganz klein bis ganz groß. Konkret im Glas zur geräucherten Forelle waren das Punk ipa von BrewDog und Reinhard Bartas Nicobar. Jetzt ist es so, dass es fast als sichere Grundregel gilt, dass fettiger

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Fisch und bittere (weil gehopfte) Biere einander nicht mögen. Tun sie auch nicht. Karpfen, Aal oder Schillerlocken werden in Verbindung mit einem ipa zu einem kulinarischen Höllenritt. Sensoriker nennen das, was dabei entsteht, einen metallischen Geschmack. Der Bissen verwandelt sich am Gaumen so, dass man das Gefühl hat, man kaut auf einer Handvoll alter iKea-Schrauben herum. Bei der Räucherforelle (es könnte auch genauso gut ein Saibling sein) ist nur wichtig, dass die Haut nicht dabei ist. Die löst sich in der Regel aber ohnehin wunderbar vom Filet. Dann steht dem Genuss nichts mehr im Weg. Das prägnante Raucharoma der Forelle spiegelt sich dezent in den beiden Bieren wider. im Nicobar etwas deutlicher als im Punk ipa. Beide Biere haben einen exotisch-fruchtigen Touch, der dem Fisch einen Tick Frische gibt.

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Das Waldbier und der Kaisergranat Mit seinem aktuellen Waldbier hat Axel Kiesbye die Birne bis zu ihrem Ursprung verfolgt. Die Holzbirne ist quasi die Eva aller Birnen. Die Urmutter aller Kulturbirnen. Nachdem ganz unterschiedliche Teile vom Birnbaum ins Bier wandern, nennt er es Waldcuvée: getoastete chips vom Ast, getrocknete Früchte, Blüten, Blätter. Als Biertyp wird so etwas „Kreativbier mit Teeauszügen der Holzbirne“ genannt. Der Konsument muss ja bescheid wissen. Es ist ein würziges, kraftvolles Ale, hocharomatisch und ganz leicht süßlich. Als Speise-Empfehlung wird da gern Geflügel angegeben. Das stimmt zwar (weil man mit Geflügel biermäßig fast nichts falsch machen kann), ist aber eigentlich langweilig. Wir wollten wissen, ob ein frischer, fleischiger Kaisergranat der Holzbirne standhalten kann. Kann er. Und wie. Wichtig ist erst einmal, dass der Kaiserhummer mit der Falle gefangen wird und aus dem Fanggebiet FaO 27 im Nordostatlantik kommt. Wenn das geklärt ist, steht die Nachhaltigkeitsampel auf Grün. Kulinarisch ist die Kombination ein Hammer. Beide verfügen über sehr subtile Aromen. Beide hinterlassen am Gaumen ihre Spuren. Der gemeinsame Auftritt wirkt so, als wäre der Granat ein Star auf der Bühne und das Waldbier ein ihm gut gesinnter Lichttechniker. Das Bier unterstützt den Granaten. Strahlt ihn an, spielt aber auch mit Effekten links und rechts von ihm und setzt ihn so perfekt in Szene. Probiert haben wir das sowohl mit einem rohen als auch mit einem nur zart gekochten Scampi. Beides großartig, die rohe Version vielleicht sogar eine Spur großartiger. Wenn das so (nature) funktioniert, klappt es auch mit anderen Gerichten, bei denen der Kaisergranat im Spiel ist. Und mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit anderen Früchten der See. Also mit Hummer, Langusten und Konsorten.

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Das Gipfeltreffen: Doppelbock und Gebirgsforelle Die Leutascher Gebirgsforelle und der Gauder Steinbock Reserve von der Zillertaler Brauerei – jedes für sich ein außergewöhnliches und grandioses Produkt. Die Kombination der beiden war ein gewagter Versuch, es war aber keine Liebe auf den ersten Blick. Der Hintergedanke dabei: was Tirolerisches, irgendwas mit Gebirge. Okay. Bei den Speisenempfehlungen der Brauerei steht geräucherte Entenbrust. Man hätte also auch gleich geräucherte Forelle nehmen können. Die war aber schon mit dem ipas zugange, fiel also aus. Wir haben bei den Versuchen als Testbedingung eine Art Monogamie unterstellt. Also haben wir die Forelle erst einmal filetiert und roh mariniert. Nur, um – wie beim Kaisergranat – zu sehen, wie sich der Fisch zum Bier verhält, wenn er einfach nur er selbst ist. Gemeinsam mit dem Gauder Steinbock war das eine Katastrophe. Es tut weh, einen Fisch so untergehen zu sehen. Zweiter Versuch, Forelle Blau. Also gedünstet. Schon deutlich besser aber immer noch dominiert das Bier. Schließlich die Müllerin. Goldgelb gebraten, das Fleisch glasig, nussig, den charakter des Raubfischs betonend. Jetzt sind wir da, wo wir hingehören. Die röstigen Mandelaromen im Bier finden wir am Teller wieder (weil geröstete Mandeln Teil der Rezeptur waren), das leicht Süßliche im Bier spielt am Gaumen mit der knusprigen Fischhaut herum, und die exotischen Noten, die der Bock scheinbar vom Lagern im Sherryfass hat, geben dem filigranen Filets einen kräftigen Schub. Harte Verhandlungen, Gipfeltreffen erfolgreich.

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Der Kraken, der Gipfelstürmer Nein, den Pulpo haben wir nicht roh probiert. Der blieb nur fürs Bild so. Wir haben ihn im Ganzen in Rotwein geschmort, geschnitten, Olivenöl. Fertig. Dazu dann der Gipfelstürmer, das aktuelle Hausbier vom Stieglgut Wildshut. Sie nennen es „Hopfige Dinkel-Weisse“. Das klingt sperrig und irgendwie weniger, als es ist. Das liegt vielleicht am Wort Dinkel, das immer noch Bilder von Grünkern-Dinkel-Laibchen essenden Birkenstockträgern hervorruft. Ungerecht eigentlich, weil der Dinkel ein echter Frohmacher ist. Das Bier selbst strahlt in brillantem Orange mit Reflexionen wie von lichtdurchflutetem Bernstein. Der Duft ist fruchtig. Da sind Limetten und Limonen, eine Spur Kokos, grüne Banane und dazu exotische Würze. Sehr feingliedrig, sehr filigran. Eigentlich ein perfektes Apéro-Bier, wegen der feinperligen Kohlensäure und dem feinherben Hopfenton. Und mit dem Tintenfisch wird das alles zum ganz großen Gaumenkino. Die Zitrusfrische, die das Bier ohne Zweifel hat, passt perfekt zu den in Öl eingelegten Fangarmen, das Hopfige steuert einen überraschenden Aspekt bei und der harmonische Malzkörper korrespondiert mit dem molligen Mundgefühl, das jeder Bissen vom Kraken hinterlässt.

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text und bild – JÜRGEN ScHMÜcKiNG

Bacalhau 35 So würde ich die Kombination nennen, wäre ich für die Namensgebung eines Gerichts samt Bierbegleitung zuständig. Bachalau ist die portugiesische Bezeichnung für Trockenfisch. Also für Klipp- oder Stockfisch. Oder Tørrfisk, wie die Norweger sagen – was hier ganz gut passt, weil der Tørrfisk im Bild ein Mitbringsel der Norwegen-Reise von Schwägerin und Schwager war. Getrockneter Fisch, meist Kabeljau, entstand, weil es wichtig war, ihn vor Verderb zu schützen. Dafür wurde ihm das Wasser entzogen. Die trockenen und brettlharten Fische müssen also erst einmal re-hydriert werden, bevor sie genießbar sind. Man könnte natürlich diese Wiederbewässerung in die Mundhöhle verlegen und an den Fischen herumkauen. Genuss sieht allerdings anders aus. Besser, man legt sie ins Wasserbad, lässt sie aufquellen und kocht dann ein Risotto. Und wenn das dann, aus der Schüssel dampfend, am Tisch steht, stellt man einfach das Golden Bay von der Brauküche 35 dazu. Das funktioniert blendend, weil das Stockfischrisotto schon ein etwas rustikal-erdiges Ding ist und der belgisch inspirierte Golden Bay voller hellfruchtiger Aromen. Da sind frische Stachelbeere, Zitrusfrüchte, Maracuja. Wäre das Bier ein Wein, es wäre vermutlich ein duftiger Riesling oder ein exotischer Sauvignon Blanc. Es hat aber auch eine leicht rustikal-erdige Note. Quasi die Andockstation für den Trockenfisch. Diese erdigen Noten bilden den Handshake, der die Basis der Beziehung ist. Die fruchtigen und leichtfüßigen Noten sind eher das Feuerwerk drum herum.

Bild: herr creDit

Unser Schlussplädoyer: Backen, dünsten, schmoren und grillen Sie. Und schöpfen Sie beim Bier aus dem Vollen. Wer wagt, gewinnt. Und wenn es nur eine Erfahrung ist. Die einzige Einschränkung: Viel Hopfen und viel Fett gehen ins Aug. ××

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GENIESSEN SIE UNSER BUFFET UND ESSEN SIE SICH SATT!*

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text – SEPP WEBER

der BiersePP trifft

Georg Rittmayer

Und was hältst du von der österreichischen Bierkultur? Früher hat man „insel der Seligen“ zu Österreich gesagt. Das ist in vielerlei Hinsicht überholt. Was die Bierkultur betrifft, stimmt’s. Ist sie besser geworden? Schlechter? Gleich geblieben? Noch besser. Die neue Aufmerksamkeit, die dem Bier seit ein paar Jahren zuteil wird, hat auch der rot-weißroten Bierszene gutgetan. Und wie gut hat sie dir getan, die neue Aufmerksamkeit? ich bin ganz glücklich. Denn ohne diesen Trend hätte ich meine „Kraftbiere“ – sie ergänzen meine Klassiker – nicht so gut am Markt platzieren können. „Kraftbiere“. Sind sie alle so stark?

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Ja, sicher. Zumindest im Ausdruck. Manche haben auch Alkoholwerte, die deutlich über der Stufe Vollbier liegen. Als Brauer im Freistaat Bayern hälst du dich natürlich strikt an das Reinheitsgebot? Selbstverständlich. Für mich ist es eine schöne Herausforderung, aus den vier Grundstoffen so eine Vielfalt zu erzielen. Wir beschränken uns seit Urzeiten auf Hopfen, Hefe, Malz und erfinden trotzdem das Bier immer wieder neu. Die Brauerei Rittmayer bietet ja einen breiten Stilmix. Und ich habe große Freude daran. Ein besonderes Faible habe ich für Rauchbiere. Smoky George ist eine Legende. Es ist großartig, welche Mengen wir davon verkaufen. Von einem so kantigen Nischenprodukt? Das sollte auch Kollegen Mut machen, sich an richtig charakterstarke Biere heranzuwagen. Charakter wird ja oft durch herzhaften Hopfeneinsatz verstärkt. Du spielst auf Bitter 42, Bitter 58 an … Und auf Rittmayer Summer of 69. Vor nicht allzu langer Zeit war es in unseren Breiten

Bild: sepp WejWar

Biersepp: Du präsentierst deine Biere ab heute für drei Tage bei den Braukulturwochen. Was hältst du von der Ottakringer Brauerei? Georg Rittmayer: Sie wurde beim European Beer Star immer wieder ausgezeichnet. 2016 als beste Brauerei Europas. (lacht): Was soll ich da noch sagen?

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der biersepp trifft

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bier ist der anlass, sicH zu treffen, bier „erdet“, Holt uns zurück aus seltsaMen VirtualitÄten in die gar nicHt so zwidere wirklicHkeit.

noch ein Tabu, Weißbiere mit einer kräftigen Hopfennote zu versehen. Oder sie gar, wie beim Summer of 69, im Lagerkeller kalt zu hopfen. Biere, die mit Rohstoffen hergestellt wurden, die nicht auf der Vierer-Liste stehen sind für dich … … großartig, wenn sie mit natürlichen Rohstoffen hergestellt wurden und die Brautradition ihres Ursprungslandes fortsetzen. Ein Oude Kriek aus Lembeek kann etwas ziemlich Feines sein. In Österreich sind seit wenigen Jahren „Kreativbiere“ im Codex geregelt. Eine kluge und zur Bierkultur Österreichs passende Regelung. Du bist seit wenigen Monaten als neuer Präsident des Verbands Privater Brauereien Bayern im Amt. Wie geht es dir damit? Hervorragend. Auch wegen des Präsidiums und unseres neuen Hauptgeschäftsführers Stefan Stang. Er ist seit Anfang des Jahres im Dienst und entwickelt eine enorme Dynamik. Und du selbst? Was hat dich an der Aufgabe gereizt? Was private Brauer für die Gesellschaft leisten, kann nicht hoch genug geschätzt werden.

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Zum Beispiel? insbesondere in Zeiten digitaler und virtueller Welten ist unser wunderbar analoger und realer Trunk weit mehr als „sozialer Kitt“. Bier ist der Anlass, sich zu treffen, Bier „erdet“, holt uns zurück aus seltsamen Virtualitäten in die – gar nicht so zwidere – Wirklichkeit. Kann das nicht jedes Bier? Es macht einen Riesenunterschied, wenn man die Menschen kennt, die hinter ihren Bieren stehen. Das persönliche Engagement privater Brauer geht weit über das hinaus, was man von Konzernmanagern erwarten darf. Wenn jemand in der Region lebt, in der sein Bier getrunken wird, entstehen ganz andere Bezüge. Welche Ziele hast du ins Auge gefasst? Alles dafür zu tun, die Strukturen der mittelständischen Brauereilandschaft im Freistaat Bayern zu erhalten. Nur durch die enorme Vielfalt der Brauereien und ihrer Bierspezialitäten können wir dem Verbraucher die Wertigkeit unseres Nationalgetränkes Bier genussvoll vermitteln. Ist das nicht rückwärtsgewandt? im Gegenteil. ich betrachte es als wichtigen Fortschritt, wenn in unseren Zeiten die Bedeutung solcher Strukturen erkannt wird. Es muss uns gelingen, das auch der Jugend zu vermitteln.

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52 der biersepp trifft

text – SEPP WEJWAR

Georg Rittmayer Seit 1422 besteht die Familienbrauerei Rittmayer in Hallerndorf/Oberfranken. Georg Rittmayer führt diese aktuell gemeinsam mit seinem Neffen Simon Friedrich. Die Brauerei stößt aktuell etwa 25.000 Hektoliter im Jahr aus. Vom 22. bis 24. Juli 2019 waren Georg und Simon mit ihren Bieren zu Gast bei den Ottakringer Braukulturwochen.

Mit seiner Füllerei ermöglicht Georg Rittmayer als Dienstleister vielen Kollegenbetrieben ihre Biere qualitätsvoll auf Flaschen zu ziehen. Seit dem Herbst 2018 ist Georg Rittmayer Präsident des Verbandes Private Brauereien Bayern, der vor allem kleine und mittelständische Betriebe – insgesamt mehr als 450 Brauereien – umfasst. Diesen Sommer kam seine Brauerei wieder in die Schlagzeilen, als er die deutschlandweite Erhöhung des Kisten- und Flaschenpfandes forderte.

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Nachwuchssorgen plagen nicht nur die Gastro … Bei der Lehrlingsausbildung muss ein Umdenken stattfinden. Wir bräuchten dringend Brauer und Gesellen. Schöne, anspruchsvolle Aufgaben. Es kann nicht sein, dass ausgebildete Brauer bereits nach kürzester Zeit die Meisterprüfung absolvieren, auch dann, wenn die notwendige praktische Erfahrung noch fehlt. Es geht um Qualität und Verbraucherschutz im Handwerk. Bier als Gegengift zu Anonymität und Turbokapitalismus? Wir sehen jeden Tag, was es für uns Menschen bedeutet, dass internationale Wirtschaftsmoloche zunehmend die Herrschaft an sich reißen. in den Bereichen, die hauptsächlich aus Nullen (und ein paar Einsen) bestehen, lässt sich das offenbar kaum aufhalten. So etwas Herzhaftes wie Bier muss einen Fels in der Brandung darstellen. In aller Vielfalt … …, die ja nicht nur die Biere betrifft. ich glaube an die Buntheit der Menschen, der privaten Brauereien. Sie repräsentieren mit ihren Produkten, Festen, nicht weniger als das „Pralle Leben“. Was für ein Gegensatz zu glattgebürsteten, schmalen, artifiziellen Welten. ××

Bild: sepp WejWar

Zwei Produktlinien prägen das Sortiment der Brauerei. Zu den Klassikern gehören das naturtrübe Kellerbier 1422, ein fränkisch Hell unfiltriert, single hopped (Hallertauer Tradition). Weiters das Hallerndorfer Landbier mit 35 iBu (!) und ein hefetrübes, bernsteinfarbenes Weißbier. ihre Spezialitäten nennen die beiden „Kraftbiere“. Dazu gehören u. a. das Smoky George, das mit schottischem Torfmalz eingebraut wird, oder das Summer of 69, ein mit Amarillo und Tettnanger Aromahopfen kaltgehopftes Weizenbier mit 5,9 Vol.-%.

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DER BITTER

www.underberg.com

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text – KEViN REiTERER

… die Biere von Bierkanter

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Bilder: Michael Tanzer (MoststraSSe)

rauereien, die aus einem landwirtschaftlichen Betrieb heraus entstanden sind, gibt es in Österreich einige. Aber jene, die dabei einen kreativen Weg eingeschlagen haben und mit ihren Bieren Preise gewinnen, können an zwei Händen abgezählt werden. Einer dieser Betriebe ist Bierkanter aus Winklarn bei Amstetten in Niederösterreich. Als Hobbybrauprojekt gestartet, braut das mittlerweile fünfköpfige Team eine große Sortenvielfalt an Kreativbieren. Im Zuge einer Familienfeier fanden die beiden Brüder Michael und Matthias Datzberger in einer Garage, die dem gemeinsamen Freund Gerald Urschitz gehörte, ein altes 20-Liter-Brausystem. Da das erste Ergebnis nicht enttäuschte, braute das Trio einige weitere Male und feilte an seinen Rezepten. Einen weiteren Plan gab es damals aber nicht wirklich. Einige Zeit später wurde im Wiener Klub Gru gemeinsam mit Betreiber Stefan „Fisch“ Gasser die Idee geboren, Bierkanter-Biere für den Klub Gru sowie das Tontauben-Festival, welches Gasser mitorganisiert, kommerziell zu brauen. Nach einer kurzen Sondierungsphase investierte die nun zum Quartett angewachsene Gruppe in eine 200-Liter-Brauanlage und produzierte mit Zirkusbär, einem Stout, Saisonisfaction, einem Saison, und It’s All Good Man, einem ipa, ihre ersten Biere. Viele weitere folgten seither, u. a. ihr Fruchtbier „Berry White“, mit dem bei der Austrian Beer Challenge 2017 Gold geholt werden konnte.

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text – kevin reiterer

Vom Vier- zum Bierkanter

in Bierqualität investieren und seine Sortenvielfalt erhalten, vielleicht sogar ausbauen. Die Sorten- bzw. Stilvielfalt ist für die junge Brauerei ein wichtiges Element, da man auf diversen Märkten und Events in der Region oft den Erstkontakt mit Craft Bier herstellt. Hier ist das breite Sortiment von Session ipa bis Imperial Stout hilfreich. „Das passende Bier finden wir immer“, meint Michael Datzberger. Bierkanter ist darüber hinaus Mitglied in der Tourismusregion Moststraße, der u. a. zahlreiche Betriebe der Mostbarone angehören, sowie Mostviertel Craft, wo sich alles um Craft-Bier, CraftCider und Artverwandtes dreht. Die Verwurzelung in der Region ist wichtig und soll auch intensiviert werden, nichtsdestotrotz wird Wien – neben dem Klub Gru ×× – auch zukünftig ein großes Thema sein. Bilder: Michael Tanzer (MoststraSSe), lois Taranetz (Bierkanter)

Ein besonderer Aspekt von Bierkanter ist der eingangs erwähnte landwirtschaftliche Betrieb. Somit ist Bierkanter offiziell eine Hofbrauerei, da fast die gesamte verbraute Gerste von den Feldern der Familie Datzberger bzw. ihrem Vierkanthof, woher sich auch der Brauereiname ableitet, kommt. Einzig für einige Spezialmalze muss auf Fremdangebot zurückgegriffen werden. Damit die Gerste vom hofeigenen Feld auch verwendet werden kann, wird eng mit der österreichischen Traditionsmälzerei Plohberger aus Grieskirchen zusammengearbeitet. Wichtig hierbei ist, dass nicht bloß Gerste angeliefert und in der gleichen Menge fertiges Malz zurückgekauft wird, sondern dass durch die Kooperation sichergestellt ist, dass auch exakt jene Gerste, die geliefert wird, direkt vermälzt wird und anschließend in die Bierkanter-Biere kommt. Auch auf der Hopfenebene ist dem Brauteam der direkte Kontakt mit den Produzenten wichtig. Mit Matthias Siebler und seiner Marke Hops2Brew, an der auch die Ingolstädter Brauer von Yankee & Kraut mitwirken, gibt es einen engen Austausch, der sich in der Qualität widerspiegelt. Ebenso gibt es mit einigen Hopfenbauern aus dem Mühlviertel eine Zusammenarbeit bezüglich bestimmter Sorten. Zukünftig will das Quintett – vor einigen Monaten stieß Luis Taranetz als fünftes Mitglied dazu – weiter

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RUND UMS

BIER

Zwei Generationen Kaltenhauser Braumeister im Brauhof Wien: Martin Simion (links) und Günther Seeleitner

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Sebastian Schügerl vom Brauwerk Wien eröffnet mit einem eigens gebrauten Bier das Picture On Festival in Bildein.

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biermomente

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(Bild links oben:) Brau Union Marketing Manager Andreas Stieber eröffnet die Kaltenhauser Botschaft im Brauhof Wien.

Bilder: mila zytka, Brauwerk Wien, lisa Wieland

Michael Mauer (Brew Age), Kevin Reiterer (Craft Bier Fest), Karl Karigl (BlakStoc) und Alfried Borkenstein (Alefried) vertreten das Bierland Österreich auf der Berlin Beer Week.

Hirter-, Wimitzerund Gelter-Bier sind dabei: Produzenten vom Marktplatz Mittelkärnten picknicken im Londoner Hydepark

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Homebrewing

The Wien Zwa Zwa Brewing Company Alles begann, ganz spontan, beim Heurigen nach ein paar Glaserl Spritzwein. Natascha beschloss an diesem schönen Herbsttag im Jahr 2016, ihre Leidenschaft zum Bier zu fördern. Also ging es im Frühjahr 2017 zu Axel Kiesbyes Bierkulturhaus nach Obertrum und kurze Zeit später war sie Biersommelier!

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as war der Start für Natascha und Thomas als Hobbybrauer – The Wien Zwa Zwa Brewing Company war geboren. Wien Zwa Zwa steht für den 22. Bezirk, die schöne Donaustadt, in der die beiden leben. Ihr Equipment besteht aus einem 27-Liter-Einkocher und einem Polsinelli-Gärbehälter. Mit dem Einkocher brauen sie noch immer und sind zufrieden. Denn das macht Bierbrauen und den Begriff Craft-Bier für die beiden aus: Handwerkskunst! Den Gärbehälter haben sie inzwischen gegen zwei professionelle zylindrokonische Gärtanks mit Doppelmantel und Temperaturregelung eingetauscht, um auch die Gärtemperatur steuern zu können. Bis dahin waren Natascha und Thomas von den Jahreszeiten und der Kellertemperatur abhängig.

Vierter Sud, dritter Platz

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sind holzfassgereifte Spezialitäten, wie das Quadruppel 22, ein Trappistenbier, das im Sherry-Fass reifen durfte, mit mehr als 10 Vol.-% Alkohol. Aber auch ein fruchtiges Mango Milkshake ipa, natürlich mit frischer Mango, oder ein Salatgurken-Weizen. Ihr neuestes Experiment: der Bier/Wein-Hybrid Ripatella – ein Helles, das mit Uhudlertrauben vergoren wurde. Das Rezept haben sie uns zum Nachbrauen zur Verfügung gestellt. 2019 stiegen die beiden auch ins Braugewerbe ein und starteten mit gleich zwei Sorten: das Donaustädter Pale Ale, Nataschas Interpretation eines American Pale Ale – made in der Donaustadt – und ihr prämiertes Marüün Pale Ale. Gewerblich gebraut wird auf der Anlage von Helmut Dobritzhofer, Besitzer des WieNeuBräu in Wiener Neudorf. Erhältlich ist ihr Donaustädter Pale Ale aktuell hier: Beer Store Vienna, Buschenschank Solderits sowie im CraftBierGschäft von Marie und Markus Mauer im Burgenland.

Im schönsten Schanigarten Und was wäre Wien Zwa Zwa, wenn es nicht auch in der Donaustadt vertreten wäre: Im Jussi, dem schönsten Schanigarten Wiens (Gewinner „Goldener Schani“ 2019) wurde ihr Donaustädter Pale Ale vor Kurzem auf die Karte genommen. Eines ist sicher: Die Wienerin und der Südburgenländer werden mit ihren Kreationen und ihrem Wien-Zwa Zwa-Flair auch in Zukunft die Craft-Bier-Szene mit spannenden Bieren versorgen. ××

Bilder: wien Zwa Zwa brewing company

Um zu testen, wie ihre Biere ankommen, entschlossen sich die beiden 2017 bei der Austrian Beer Challenge, der österreichischen Staatsmeisterschaft für Hobbybrauer, mitzumachen. Und prompt ergatterten sie in der Kategorie Kreativbier Frucht mit ihrem Marüün Pale Ale den dritten Platz. Das Marüün Pale Ale war erst ihr vierter Sud! 2018 schafften sie es sogar auf den 2. Platz in der Kategorie Bockbiere mit ihrem Doppelbock Franz. Seitdem wird regelmäßig in Wien Zwa Zwa gebraut. Die Rezeptideen stammen von beiden, wobei Natascha gern bodenständige/klassische Stile braut und Thomas, der Weinsommelier, gerne experimentiert. Das Ergebnis

home brewing

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Hybrid Helles & Uhudler „RIPATELLA“

4,0 kg 1,0 kg 0,6 kg 5,6 kg

Würzekochen

Pilsner Malz Wiener Malz Cara Pils Gesamt

72 g Huell Melon, 5,8 % Alpha  × 11,5 g Magnum, 13 % 2 3 kg Uhudlertrauben

Wasser

Hauptguss: Nachguss:

20 Liter 12 Liter

63 °C 63 °C (40 Minuten) 72 °C (20 Minuten) 78 °C

Stammwürze nach Nachguss: ca. 12 ° Plato Vorderwürze-Hopfung 1. Hopfengabe 35 g Huell Melon

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Gärung/Lagerung

Stammwürze: 14,8°P (inkl. Uhudlertrauben) Farbe: Basis Helles: 10 EBC, Altrosa Hopfenbittere: 25 IBU

Anstell-Temperatur: 11 °C

Maischen / Infusions-Verfahren Einmaischen: Maltoserast: Verzuckerungsrast: Abmaischen:

70 Minuten 1. Fruchtgabe, nur die Haut von 1kg Uhudler trauben (entspricht ca. 350 g) für Farbgebung 40 Minuten nach Kochbeginn 2. Hopfengabe, 37 g Huell Melon 60 Minuten nach Kochbeginn

2. Fruchtgabe: Würze auf 2 kg Uhudler­ trauben schlauchen Gärdauer: ca. 12 Tage+

Abfüllen/Karbonisierung:

4,5 g/l mit Zucker in Flaschen, ergibt ca. 6 Vol. -% Alkohol

Nachgärung: bei 12° C mindestens 4 Wochen

Bild: wien Zwa Zwa brewing company

Zutaten

Rezept für 24 Liter Bier, Flaschengärung Anlage: Bielmeier Einkocher

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TAGE GENUSS

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64 biertermine

Interessante Biertermine 2019/2020 28. September 2019 Brauer trifft Gast im Knast

aut — Braunau am Inn

4. Oktober 2019 Tag der offenen Flasche: Trappistenbiere au t — Wien, BeerLovers beerlovers.at

5. Oktober 2019 Steinbierbrauen Lange Nacht der Museen

aut — Villach, Stadtmuseum tribaun.com

aut — Innsbruck, Tribaum tribaun.com

8. Oktober 2019 Beer in the Dark

au t — Wien, Vier Sinne viersinne.at

18.–19. Oktober 2019 Beertasting-Event

18.–24. November 2019 Vienna Beer Week

aut — Wien, diverse Locations viennabeerweek.at

22.–23. November 2019 Craft Bier Fest Wien

aut — Wien, Marx Halle craftbierfest.at

4. Dezember 2019 Bierg’schichtln im Rathauskeller mit Bierol

au t — Salzburg, Panzerhalle beertasting.at

aut — Wien, Rathauskeller eventplanerei.at

12.–14. November 2019 Brau Beviale

26.–29. März 2020 Craft Bier Festival

de — Nürnberg, Messezentrum braubeviale.de

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aut — Hochkönig, diverse Locations hochkoenig.at

Bild: jana sabo

5. Oktober 2019 Bierkanter Tap-Takeover

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Vorschau Bier maGaZin ausGaBe iii / winter 2019 Bierbrauer vs. weinhauer Bierszene finnland Biersponsoring im spitzensport Gasthausbrauereien / Brewpubs hobbybrauer: Bierix der Biersepp trifft die freistädter und vieles mehr

ab 23. november 2019 am kiosk oder für abonnenten im Postkasten

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buchtipps

BÜcher 02

01 TEUFELSKÜCHE Peter s. Gnaiger

Der 50-jährige Peter Gnaiger ist Redakteur und Kolumnist der Salzburger Nachrichten mit Schwerpunkt Gastronomie und Nahrungsmittelproduktion. Hier sammelt er zahlreiche brandaktuelle Texte, die es schaffen, die hochglänzende Welt der kulinarischen Blender und Glasperlenspieler zu entzaubern. Die Teufelsküche ist die Hüterin einer Lebenskunst, die auf das Urgenie des Menschen zurückgeht. Ein Feuer, das noch von den letzten guten Bauern geschürt wird, den Fischern, Jägern und Metzgern, den Käsern und allen Köchen, die noch das Handwerk in den Mittelpunkt ihres Tuns rücken. ihre Art zu denken und zu arbeiten hat oft nur ein Menschenleben Bestand. Dieses Buch beschützt all diese Menschen vor einer kalten Welt, in der immer mehr Köche nicht einmal mehr Selbstdarsteller sind – sondern bereits Requisiteure der Gourmet- und Lebensmittelindustrie. Und ja, es geht auch um Bier.

WIRTSHAUSGSCHICHTLN franz krestan

Der urige Altbürgermeister aus dem Waldviertler Drosendorf nennt sich selbst einen Wirtshausliteraten. Dort sitzt er am liebsten, dort trifft er die Leute und vor allem kann er sie dort gut beobachten. Daraus sind nicht nur Fotobände über Typen und verlassene Orte seiner Heimat entstanden, sondern auch kleine Prosabände mit Anekdoten, die er in Wirtshäusern erlebt oder vielleicht gar auch erfunden hat. im aktuellen Band finden sich fast 100 kurze Wirtshausgschichtln, die sich ideal vor dem nächsten Bier lesen lassen. Eigenverlag, 48 Seiten, € 7,50 Erhältlich in guten Wirtshäusern, der Zwettler Brauerei und unter krestan.at

03 PRAGER KÜCHE – KULINARISCHE SPAZIERGÄNGE hanna rigo

in sehr amüsanten Erzählungen mit Anekdoten aus der tschechischen Wirtshauskultur präsentiert die gebürtige Tschechin Hanna Rigo zahlreiche traditionelle Rezepte ihrer Heimat, die nicht besser zu Bier passen könnten. Was haben wohl Bill clinton, Vaclav Havel und Bohumil Hrabal gegessen, als sie sich auf ein paar Gläser Pilsner Urquell getroffen haben? Welche Knödel passen am besten zu Schweinsbraten und Budweiser Budvar? Mit diesem Buch kann euch bei der Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen geholfen werden. Nichts für Kalorienzähler! Braumüller Verlag, 288 Seiten, € 29,—

Wieser-Verlag, ca. 280 Seiten, € 21,—

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ENDLICH! BIER IST LÆSSIGER Seit dem erfolgreichen Start 2015 haben sich LÆSSIGER Weine als fixe Größe unter den österreichischen LifestyleWeinen etabliert. Höchste Zeit für Neues dachten Viktoria und Michael Edlmoser, taten sich mit Kreativbrauer Norbert Seifried zusammen und entwickelten auf der hauseigenen Sudanlage in Wien-Mauer ihr Erstlingswerk: Das wunderbar fruchtige und spritzige Citra-Pils.

Mehr auf laessiger.at

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Haltet immer zusammen

Weil heute mehr denn je das Echte zählt, sollte man mit den besten Freunden nur mit dem Besten anstoĂ&#x;en: Budweiser Premium Lager, das Original seit 1895. www.budweiser.at

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