BIER Ausgabe 18

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AUSGABE 18 — BIER FRÜHLING 2022 — €5,—

BIERMAGAZIN.AT — CRAFTBIERFEST.AT

— MAGAZIN FÜR GEMEINSAMEN BIERGENUSS —

FEMINISMUS, DIY UND BIER REIFES BIER VINTAGE

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DIE STIMME DER BIERVIELFALT DIE BIER IG

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RESPONSIBLY WASTED BIER MIT FOODWASTE AUS FINNLAND

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www.BeerLovers.at 24/7 FÜR DICH GEÖFFNET 1.500 BIERE AUS ALLER WELT SCHNELLE UND ZUVERLÄSSIGE LIEFERUNG VERSANDKOSTENFREI AB € 49,-

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AUS LIEBE ZU DIR. BIER.

Du kaufst ein Abo. Wir geben dir Gründe. 1. Zum Mitreden. Dein Friseur fragt dich, ob du pro oder contra Gentechnik in der Landwirtschaft bist, und du hast keine Ahnung? Deine Eltern wollen wissen, warum du so viel Geld für ein gebrauchtes Fahrrad ausgibst wie sie damals für ihr erstes Auto? Du möchtest eine Freundin überzeugen, dass Fairtrade-Produkte mehr als gutes Marketing sind? Bei uns findest du die Argumente und Hintergrundinformationen, die dich so überzeugend machen, wie du immer schon sein wolltest. 2. Weil dich unbequeme Gedanken quälen. Du bist nicht allein! Auch wir ärgern uns über achtlose Mitmenschen, Umweltzerstörung, Ignoranz und Probleme, auf die wir noch keine Antwort kennen. Wir übernehmen den anstrengenden Teil für dich: hören uns um, fragen nach, recherchieren Antworten und Lösungen und fürchten uns nicht vor Widersprüchen.

3. Weil du anders bist. Wir sind es auch! Wir sind beim Thema bio nicht nur an Skandalen interessiert, sondern am größeren Ganzen. Nachhaltigkeit hört nicht bei Biohumus und Upcycling auf und ist für uns kein Themenbereich, sondern Anspruch und Perspektive auf alle Lebensbereiche. 4. Weil dein Alltag sehr kompliziert ist. Wir zeigen dir, wie du deine Essensreste geruchsfrei in der Wohnung kompostierst, wie du dein Fahrrad diebstahlssicher verstaust oder wie du günstig und mit kleinem Fußabdruck um die Welt reist. Kurz: Bei uns wird dir geholfen! 5. Weil du keine Ausgabe verpassen willst! Niemand möchte sich einen Zeitschriftensammler vorstellen, in dem auf die BIORAMA-Ausgabe 77 die BIORAMA-Ausgabe 79 folgt.

6 AUSGAB EN 25 EURO biorama.eu/abo

MAGAZIN FÜR NACHHALTIGEN LEBENSSTIL.

issuu.com/biorama


BIER FRÜHLING 2022

EDITORIAL

LIEBE BIERFREUND­iNNEN

Sammlung von Beiträgen, die in den letzten Monaten entstanden sind und diese zeigen eine schöne Breite in ihren Zugängen zum Thema Bier. Von Bier als Kommunikations- und Transportmittel für gesellschaftlichen Anspruch, wie ihn das feministische Muschicraft-Bier von Sophie Tschannett hat, über Bier, dem Zeit gegeben wird, um zu reifen, bis zu Bier, das unter tropischen Bedingungen in Mittelamerika gebraut wird. Für diese Breite und Vielfalt bei

gleichzeitiger Suche nach entsprechend hoher Qualität, tritt auch die österreichische Bier IG ein, deren aktuellen Präsidenten wir in dieser Ausgabe interviewt haben. Die vergangen zwei Jahre haben die Brauereien vor große Herausforderungen gestellt, aber auch viel Neues möglich gemacht. Und so ist eines der schönen Details an den Zahlen und Daten, die das Bierland Österreich – also der Brauereiverband – jährlich herausgibt, dass die Zahl der Braueien in Österreich im Jahr 2021 gestiegen ist! Aber nun freuen wir uns erstmal darauf mit euch bei diversen Gelegenheiten in den kommenden Monaten wieder gemeinsam Bier zu genießen – wir sehen uns!

Martin Mühl

AUSGABE 18

_BILD Martin Mühl

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ie Chance, dass du dieses Heft im Freien, bei einem Bier zur Hand nimmst und darin blätterst oder auch liest, ist wohl groß. Sei es auf unserem eigenen Craft Bier Fest, einem der immer mehr werdenden anderen Events, die über das ganz Land und darüber hinaus stattfinden, oder im Park, im Garten, auf der Terrasse. Mit dem Frühling kehren das Leben oder zumindest die Freizeit nach draußen – und die letzten beiden von Corona bestimmten Jahre lassen sich kurz Vergessen. Wir gehen davon aus, dass wir uns noch weiter mit Corona werden beschäftigen müssen, aber nun soll es wieder einmal möglich sein, gemeinsam Bier zu genießen. Und das eben am besten draußen, denn da macht es gleich nochmal soviel Spaß. Wieso das so ist – vielleicht finden wir dazu noch etwas heraus und schreiben dann darüber. Das vorliegende Magazin ist eine


BIER FRÜHLING 2022

INHALT _BILDER »Craft Beer Design«, Gestalten, 2022 Jürgen Schmücking Thomas Bassen

21 BIERDESIGN Nicht nur Bier bleibt kreativ

28 WALDBIERVERTIKALE – DIE REIFEPRÜFUNG

42 TROPENBIER In Mittelamerika gibt es eine lebendige Braukultur


INHALT

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EDITORIAL

REIFES BIER Auch manches Bier wird mit der Zeit besser

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KEVIN KOSTET Die Biere von Brauküche 35

INHALT

WALDBIERVERTIKALE

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MEIN ERSTES BIER

BIER IG

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BIERLAND Das Bierjahr 2021 in Zahlen

WASTED POTENTIAL BEER

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42

ORTE DES BIERES

TROPENBIER

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MUSCHICRAFT

NEUES BIER

Bier mit Aussage

38 BIERSZENE CHICAGO

IM NAMEN DER SCHAUMKRONE!

48Neben royalen Geschichten

und vielfältigen Bieren ist uns

GASTHAUSWissensvermittlung ein großes BRAUEREIEN Anliegen!

Du möchtest dich näher mit dem Thema Bier beschäftigen? Dann besuch‘ unsere Schaubrauerei in Wien und erlebe einen ganz persönlichen Brautag! BRAUTAG

inkl. Verkostung Infos & Termine: beerlovers.at/events WWW.MUTTERMILCHBREWERY.AT

50 BIERTERMINE IMPRESSUM Produktion und Medieninhaberin:

AUSGABE 18

Supersud GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien — Geschäftsführer: Martin Mühl — Chefredakteur: Martin Mühl — Gestaltung: Valence — Layout: Selina Schobel, Stefan Staller — Coverfoto: Muschikraft — AutorInnen: Thomas Bassen, Romana Beer, Samantha Breitler, Manuel Fronhofer, Jürgen Schmücking, Thomas Weber — Druck: Walstead NP Druck, 3100 St. Pölten — Kontakt: info@craftbierfest.at


BIER FRÜHLING 2022

MEIN ERSTES BIER

_SAMMLUNG Thomas Weber

Bekenntnisse, Erinnerungslücken und bierselige Erinnerungen ANNA MABO 24, Musikerin

Instagram: @anna.mabo @bellyandart

EVA SANGIORGI

43, Direktorin der Viennale

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ch trinke nicht mehr so oft Bier, aber es war das erste alkoholische Getränk, das ich probiert habe. Mein allererstes Bier habe ich im Urlaub mit meinen SchulfreundInnen getrunken. Abendliche Spaziergänge, der Strand sowie neue Freundschaften prägten diesen Sommer. Ich mochte den bitteren Geschmack des Bieres sofort, es war erfrischend. Ich mag bittere Speisen und Getränke sehr gerne. Das helle Lagerbier war schon immer mein Favorit, ich habe alle möglichen Sorten gekostet. Ich erinnere mich daran, dass ich nach diesem Sommer meinen Vater fragte, als wir mit FreundInnen Pizza essen gingen, ob ich ein kleines Glas von seinem Bier haben könne. Und dieses kleine Glas – oder vielleicht war es auch nur ein Schlückchen – war für mich eine große Errungenschaft. viennale.at

_BILDER Charlie Bader, Alexi Pelekanos, Taubenkobel, Thomas Huber, Vogus

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s war wenige Stunden vor meiner ersten Premiere. Im Schultheater spielte ich die Hauptrolle einer 70-jährigen Irren, die reihenweise Leute umbringt. Ein Schultheater ist ja immer auch Auffangbecken für alle, die sonst keinen wirklichen Anschluss finden in so einer Institution, und auch ich hatte am Weg zum Billa mit der Theatertruppe das erste Mal das Gefühl, echte FreundInnen zu haben, die eine Leidenschaft mit mir teilen. Abgesehen von der Leidenschaft fürs Theater verband die – alle drei Jahre älteren – KollegInnen allerdings auch die Leidenschaft fürs Bier, mit dem ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine wirklichen Berührungspunkte gehabt hatte. Weil ich das frisch geschlüpfte Gemeinschaftsgefühl nicht gefährden wollte, behielt ich diese Erfahrungslücke für mich und tat es ihnen nach. Ich wusste gar nicht wie viel verschiedenes Bier es gibt und nahm einfach das, was der Lorenzo nahm: Paracelsus Zwickl. Ich weiß nicht, ob ich es mochte oder nicht. Der Geschmack wurde von dem sich breit machenden Gefühl unfassbarer Coolness überschattet. Danach war ich eine Mischung aus sehr lustig und sehr müde; und ich glaube, dadurch hat meine Performance als alte Irre an Authentizität gewonnen.


MEIN ERSTES BIER

BARBARA ESELBÖCK

42, Gastronomin (u. a. Taubenkobel, Schützen am Neusiedler See)

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ein erstes Bier hat sich ziemlich lange hinausgezögert – als Burgenländerin ist man eher zum Wein hingezogen als zum Bier. Meine erste eigene Wohnung war direkt neben der Stieglbrauerei in Salzburg und da kam ich dem dann nicht mehr aus. Das erste Bier war eine ziemlich neue Geschmackserfahrung. Anfangs musste ich mich etwas überwinden, aber als damals neue Salzburgerin hat es einfach auch dazugehört … Es gab damals diese lustigen, bunten Flaschen, die sich Sigls nannten und am Kronkorken mit Gesichtern verziert waren. Diese wurden in unserem Freundeskreis auf und ab getrunken. Von da an fühlte ich mich auch als Salzburgerin und zugehörig. Mittlerweile hat sich mein Geschmack wieder mehr Richtung Wein entwickelt – aber das UPA oder das Meinklang-Bier sind tolle Biere aus unserer Region, die wir auch im Taubenkobel anbieten. taubenkobel.at

VASILEIOS SALAMANOPOULOS 56, Gastronom (u.a. Der Grieche, Wien-Mariahilf)

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anz ehrlich, ich trinke so gut wie nie Bier. Ich bin in Griechenland aufgewachsen – in einem Umfeld, das vom Wein geprägt war und ist. Mein erstes wirkliches Biererlebnis hatte ich, als ich 1997 nach Österreich gekommen bin: ein Besuch im Schweizerhaus. Seither gilt: Habe ich wirklich Lust auf ein Bier, dann nur in der Kombination von Stelze und frisch gezapftem Budweiser. Und kommen mich FreundInnen aus Griechenland besuchen, ist ein Besuch des Schweizerhauses Pflicht. Dass viele unserer Gäste zur hellenischen Küche lieber ein Seiterl als ein Glas Wein ordern, finde ich total okay. dergrieche.wien

CHRISTA KUMMER

57, Wetterredakteurin und -moderatorin des ORF

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AUSGABE 18

ls Kind durfte ich von Papas Krügel oft den Schaum kosten – und das war nicht so prickelnd. Damals hab ich mir geschworen: Wenn ich groß bin, trink ich nur noch Bier ohne Schaum! Tatsächlich trinke ich sehr gerne Bier. Egal, wo ich hinkomme, auch im Ausland darf es ein frisches kühles Blondes sein. Zur Krönung wurde ich auch noch vor einigen Jahren Österreichs erste Bierbotschafterin und Ehrenbraumeisterin in einer sehr bekannten Brauerei. Bitte jetzt nicht lachen: Ich mag den Schaum auch heute noch nicht, dafür genieße ich die kreative Vielfalt unserer Braumeister umso mehr! Instagram: @christa_kummer


BIER FRÜHLING 2022

SCHEIBSTA

34, Rapper (Scheibsta & Die Buben, „Scheibsta’s Daily Rap Up“ auf FM4)

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enn man in Salzburg auf die Welt kommt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass man bereits als Kleinkind die ersten Tropfen Bier verabreicht bekommt. Denn in Salzburg fließt das Stiegl-Bier mehr oder weniger durch die Wasserleitungen und folglich auch durch die Busen stillender Mütter. Aber meinen ersten erinnerungswürdigen Schluck Bier schlürfte ich wohl mit etwa sechs Jahren. Ich saß am Schoß meines Vaters und durfte nach langer, nerviger Bettelei einen Schluck kosten, wobei dieser Schluck mehr ein Schaumkronenschleck war. Von diesem „Schleckschluck“ ist mir leider kaum noch der Geschmack von Bier in Erinnerung. Vielmehr aber die bösen Blicke meiner Mutter.

Instagram: @scheibsta

JAKOB LANG

25, Bassist und „Bierkönig“ der Band Buntspecht

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as erste Bier war bei mir keine besonders spannende Angelegenheit. Wir waren bei einer Schulfreundin eingeladen und mir wurde dort recht rasch ein Flascherl angedreht. Anschließend ein zweites hinterher und das war’s dann auch. Ich war noch um einiges zu jung, aber man kennt doch die Situation: Wenn die heimliche Flamme mit von der Partie ist, darf man bei so einem Angebot nicht passen. Mittlerweile sind einige Jährchen und sehr viele Biere mehr verstrichen, Bier ist nun ein Teil von mir. Uns Musikern wird es ja regelrecht nachgeworfen. Auf Konzertreise muss man sich schon das eine oder andere Mal ducken, damit man von den Freibieren nicht erschlagen wird. Diese erweisen sich vor allem in langen Wartephasen vor dem Gig als gefährlich. Da ist der Griff in den Gatsch dann oftmals schon vorprogrammiert. Instagram: @buntspecht_band

BERNHARD KOHL

39, Ex-Radprofi und Unternehmer

I

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ch war immer sportlich und hab von klein an auch Fußball und Tennis gespielt. Mit 13 oder 14 bin ich halt beim Radlfahren hängen geblieben. Das hieß: Während der Woche trainieren, am Wochenende Rennen fahren. Das klassische Fortgehen gab es für mich deshalb in jungen Jahren gar nicht und ich hatte keinen Bezug zu Alkohol. Bis ich dann – ich hab’ ja Rauchfangkehrer gelernt – in die Berufsschule nach Lilienfeld kam. Da ging’s in die Pizzeria gemeinsam mit Gleichaltrigen, die alle geeicht waren. Ich hab aus Gruppenzwang drei, vier halbe Liter Bier mitgetrunken. Mein erster richtiger Rausch. Schon am Fußweg rauf zum Internat musste ich mich erleichtern. Manches weiß ich auch nur aus Erzählungen, so weggebeamt war ich. Radlertrinken nach dem Radfahren ging zwar bald wieder. Aber es hat viele Jahre gebraucht, bis ich Bier trinken konnte. Mittlerweile schmeckt es mir sogar; aber ehrlich gesagt, erst seit ca. einem Jahr. In der Firma trinken wir manchmal ein Feierabendbier, eigentlich immer Gösser. Und zu Hause hab’ ich immer einen Radler im Kühlschrank. bernhardkohl.at

_BILDER Valentin Weinhaeupl, Phat Penguin Records


ORF RADIOKULTURHAUS Argentinierstraße 30a, 1040 Wien

MADELEINE JOEL

& THE HILDEGUARDS

DIE SÄNGERIN UND SAXOFONISTIN MADELEINE JOEL WIDMET SICH DER ORF. WIEKNEF. WIR. MUSIK DER GROSSEN HILDEGARD

DO 02.06.22

© Verena Podiwinsky

ORF. WIE WIR.

DETAILS UND TICKETS:

radiokulturhaus.ORF.at ORF. WIE WIR.

ORF RADIOKULTURHAUS Argentinierstraße 30a, 1040 Wien

MANU DELAGO "ENVIRON ME"

DER INTERNATIONAL ERFOLGREICHE SCHLAGWERKER UND KOMPONIST MANU DELAGO ORF. WIE WIR. PRÄSENTIERT SEIN ERSTES AUDIOVISUELLES SOLOPROGRAMM "ENVIRON ME".

DO 09.06.22

© Simon Rainer

ORF. WIE WIR.

DETAILS UND TICKETS:

radiokulturhaus.ORF.at ORF. WIE WIR.


BIER FRÜHLING 2022

DAS BIERJAHR 2021 IN ZAHLEN ORT BIERIMP ORT UND BIERE XP N 1.000 HL) (I 996 931 7 99 768 717 50 9

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DAS BIERLAND 2021

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AUSGABE 18

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BIER FRÜHLING 2022

BIERWELTEN Das Craft-Bier-Angebot in Österreich hat sich stark weiterentwickelt, eine kleine Auswahl gibt es mittlerweile auch in vielen Supermärkten – doch es gibt Händler, die bieten Bierfans viel mehr als das. Sie vereinen internationale Geschmäcker, Knowhow, Workshops und Verkostungen. Wir stellen einige dieser »Bierwelten« vor, die dem Besucher und der Besucherin nicht nur ein umfangreiches Bierangebot bieten, sondern den Einkauf selbst zum Erlebnis machen und ihr Wissen teilen.

_TEXT Samantha Breitler

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_BILDER Hops & Malt Beer Tasting Shop/Kalea Hopfen & Soehne/Machtinger Beerlovers Martin Mühl


ORTE DES BIERES

— Del Fabro Kolarik – Wien —

Del Fabro Kolarik – Wien

AUSGABE 18

Der Getränkehändler Del Fabro Kolarik hat im elften Bezirk in Wien neben einem kleinen Shop, in dem auch PrivatkundInnen einkaufen können, einen großzügigen Ausstellungsraum eingerichtet: Dieser bietet – nach Anlässen geordnet – die Möglichkeit, sich Ideen zu holen und inspirieren zu lassen. Zielgruppe sind hier die Gastronomie und anderes Fachpublikum, aber auch alle anderen Interessierten. Das Sortiment geht dabei weit über Bier hinaus. Getränke als Aperitif oder Digestif, als Herrengedeck, für unterwegs oder auch als spannende Erweiterung für bestimmte Anlässe mit gesetzten Speisen und Getränken. Hier gibt es Raum für Beratung und unterhaltsames Fachsimpeln.


ORTE DES BIERES

Hopfen & Soehne – Eisenstadt Im Shop-Bar-Hybrid Hopfen & Soehne bekommt man charakterstarke Biere, ausgewählte Gins und Tonics sowie Kaffeespezialitäten gepaart mit viel Hintergrundwissen der Besitzer. Alle Produkte kann man vor Ort in der Bar genießen, die persönlichen Favoriten anschließend zum Mitnahmepreis für zu Hause erwerben. Die wechselnde Bierauswahl von österreichischen und auch einigen internationalen Brauereien stammt aus dem Sortiment von Bierfracht. Neben rund 60 Bieren aus dem Kühlschrank lassen sich jeweils vier aktuelle Fassbiere, von denen eines immer ein Sauerbier ist, verkosten – solo oder im Verkostungs-Flight. Wenn man Zeit für eine noch umfassendere Verkostung hat und noch mehr über Themen wie den Brauprozess, die Bierstile, die Glaskultur oder die Speisebegleitung erfahren möchte, sollte man unbedingt an den rund zwei- bis dreistündigen Verkostungsseminaren teilnehmen.

— Hopfen & Soehne – Eisenstadt —

Beer Tasting Shop – Salzburg Während die anderen vorgestellten Shops mehr auf Vor-Ort-Verkostungen und -Schulungen setzen, zeichnet sich der Beer Tasting Shop insbesondere durch seine digitalen Zusatzangebo-

te aus. Mit der eigenen Beer-TastingApp erhält man durch das Scannen eines Bieres Insights zu rund 150.000 Bieren, Brauereien und zahlreichen Ratings. Zudem gibt es monatliche Live-Beer-Tastings, bei denen jeweils vier Biere aus dem Bierabo von BierexpertInnen verkostet werden. Zwischendurch gibt es aber auch spezielle Events, bei denen zu den Bieren etwa die passende kulinarische Begleitung gekocht wird. Wer lieber vor Ort Biere verkostet, der sollte das neu eröffnete Geschäft in Salzburg besuchen. Im breiten Angebot aus zahlreichen Bierspezialitäten von Privatbrauereien aus Österreich und Deutschland, einigen exotischen Craft-Bieren und diversen Biergeschenken – etwa unterschiedlichen Themenboxen – findet man auch sicher etwas zum Mit-nachHause-Nehmen. — Beer Tasting Shop – Salzburg —


Hops & Malt – Dornbirn/Bregenz Dietmar Menzingers Bierspezialitätengeschäft hat gleich zwei Filialen in Vorarlberg mit einer Auswahl von über 300 verschiedenen Bieren und einem zusätzlichen Cider-Sortiment. Vor Ort gibt es stets etwas frisch aus dem Fass zu verkosten – das lädt zum Verweilen ein. An der Growler-Abfüllstation kann man sich zusätzlich auch frisch gezapftes Bier für zu Hause abfüllen. Bei monatlichen Events werden die jeweiligen Neuzugänge verkostet. Überdies werden regelmäßige Bierverkostungen und Schulungen angeboten, bei denen etwa thematisch ausgewählte Biere mit unterschiedlichen Käsesorten abgestimmt werden. Innerhalb dieser Veranstaltungen wird auch das dazugehörige Bierwissen um den jeweiligen Bierstil, den Brauprozess und die eingesetzten Rohstoffe der präsentierten Produkte vermittelt.

— Hops & Malt – Dornbirn/Bregenz —

Beerlovers – Wien — Beerlovers – Wien —

Der Bierfachhandel hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, den ÖsterreicherInnen eines der größten Craft-Bier-Sortimente Europas im Store und auch online zugänglich zu machen. Da ist man als BesucherIn schon mal schnell überfordert bei der großen Auswahl – umso dankbarer ist man über die fachkundige Beratung. Für Einsteiger bietet sich auch die Workshop-Reihe »1x1 der heimischen Biere« an, die einem dabei hilft, ein grundlegendes Verständnis für Craft-Bier aufzubauen, und einem die heimische Bierwelt näherbringt. Fortgeschrittene dürfen dann bei den internationalen Bieren weiterprobieren. Bei Brauworkshops mit bis zu zehn TeilnehmerInnen in der hauseigenen Muttermilch-Brauerei werden – neben dem gemeinsamen Brauen – auch verschiedene Bierstile vorgestellt und verkostet. Möchte man sich darüber hinaus in Sachen Craft-Bier weiterbilden, findet man hier überdies ein Regal mit passender Literatur.


BIER FRÜHLING 2022

FEMINISMUS, DIY UND BIER

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_TEXT Barbara Fohringer und Martin Mühl

_BILDER Muschicraft Isabella Simon Braumanufaktur Schalken


MUSCHICRAFT

Mit Muschicraft hat Sophie Tschannett ihr eigenes feministisches Craft-Bier auf den Markt gebracht.

Z

bzw. Produkt verdiene. Manche sorgten sich, dass Muschicraft bzw. Muschikraft eventuell TERF, also Transausschließend radikal feministisch, sein könnte. Diese Kritiken halfen mir dabei, mein Profil klarer abzustecken. Denn es ist absolut nicht in meinem Interesse, Feminismus kapitalistisch auszunutzen. Und ich distanziere mich ganz deutlich davon eine Transausschließende radikale Feministin zu sein – sowohl als Person wie auch mit Muschikraft als Marke.« Der ungewöhnliche Name hat seinen Ursprung in einem Gespräch mit einer Freundin, das bereits vor einiger Zeit stattfand: Diese berichtete von Sexismus am Arbeitsplatz und davon, wie sie sich dagegen gewehrt hat. Tschan-

Gebraut in Ottakring Im März 2022 wagte Sophie Tschannett den Schritt in die Selbstständigkeit und fand in der Ottakringer Braumanufaktur Schalken eine verlässliche PartnerIn, um ihr Craft-Bier zu brauen

»Ich musste mich bereits mit unterschiedlichsten Kritiken auseinandersetzen. Teilweise sehr berechtigt, teilweise für mich gar nicht nachvollziehbar.« ↑ SOPHIE TSCHANNETT, MUSCHICRAFT

AUSGABE 18

uerst leicht süß und im Abgang frisch und herb, so beschreibt Sophie Tschannett das Pale Ale Muschicraft. Entwickelt hat die passionierte Biertrinkerin das Bier, weil sie es satthatte, dass bei gemeinsamen Lokalabenden mit ihrem Freund stets ihm das Bier aus der gemeinsamen Bestellung kredenzt wurde und ihr das andere Getränk. Das ging mitunter soweit, dass die beiden sogar Wetten abschlossen, wer denn diesmal was bekommen würde. Mit Muschicraft will die Wienerin nun zeigen, dass Biertrinken eben nicht nur Männersache ist, wie es ein Klischee behauptet, dass sich gerade in Werbung und Markenauftritt so mancher Brauerei hartnäckig hält. Unter dem Motto »Feminismus ist unser aller Bier« hat die Ottakringerin mit Muschicraft nun also ihr eigenes Craft-Bier auf den Markt gebracht. Ganz bewusst und absichtlich kein typisches Frauenprodukt – Muschicraft soll ein Bier für alle Geschlechtsidentitäten sein, so Tschannett: »Es war für mich wenig überraschend, dass die Reaktionen und das Feedback auf das Muschicraft-Bier sehr kontrovers waren. Ich musste mich bereits mit unterschiedlichsten Kritiken auseinandersetzen. Teilweise sehr berechtigt, teilweise für mich gar nicht nachvollziehbar. Es wurden etwa Stimmen laut, dass ich den Feminismus kapitalistisch ausnutzen würde, weil ich mein Geld mit einem feministischen Anliegen

nett erwiderte damals: »Das ist, weil du halt die ur Muschikraft hast.« Der Begriff sei hängengeblieben und Muschikraft nun so etwas wie die Dachmarke ihrer Aktivitäten. Etwa ihrer Malerei – mit einem Fokus auf nackte Frauen und eben Vulven. Farbenfroh, humorvoll und durchaus direkt. Und weil klar ist, dass viele Lebensbereiche mehr »Muschikraft« vertragen können, hat sie sich nun mit ihrem Bier einem weiteren angenommen. Das hat nicht nur mit der eigenen Vorliebe für das Getränk zu tun, sondern auch damit, dass Bier prinzipiell konsensfähig ist und als Produkt gut ankommt. Und wieso nicht die eigenen Anliegen und Zugänge über ein beliebtes Produkt transportieren und vermitteln? Bier ist da wohl nur der Anfang.


BIER FRÜHLING 2022

und abzufüllen. Bei der Auswahl ihrer GeschäftspartnerInnen sei es ihr wichtig, so die Jungunternehmerin, dass mindestens eine Frau entscheidend involviert ist. Und das sei, wie sie nach einigen Recherchen gemerkt habe, bei Brauereien immer noch recht selten der Fall. Aktuell ist Muschicraft in verschiedenen Lokalen in Wien erhältlich, beim digitalen Bauernmarkt Markta, im Onlineshop Flink und im Vulva Shop, einem feministischen Conceptstore. Sowie demnächst auch Wien, Graz und Salzburg bei Billa Corso. Zudem soll Muschicraft bald über einen eigenen Webshop vertrieben werden. Gebraut wird das Bier aus Wiener Hochquellwasser, Malz aus Wien und Hopfen aus dem deutschen Anbaugebiet Hallertau. Muschicraft ist außerdem ein Bier für den guten Zweck, denn zehn Cent pro verkaufter Flasche werden an den Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser gespendet. Tschannett war als Sozialarbeiterin tätig und so immer wieder mit von Gewalt betroffenen Frauen in Kontakt: »Ich war davon total überfordert, ohnmächtig, aber auch wütend und wollte etwas dagegen tun. Das war der Anstoß für meine feministische Reise.« Bevor sie die Idee zu Muschicraft umsetzte, war eben das Zeichnen ihr Weg für feministischen Protest: Sie brachte Sticker mit bunten Vulven in Umlauf. Und natürlich ist auch auf dem Etikett von Muschicraft eine gezeichnete Vulva zu sehen.

ausdrucksstarken Namens und des Designs – und weil es einfach gutes Bier ist. Aber es gibt natürlich auch Gegenstimmen: »Wenig nachvollziehbar war für mich die Beschwerde beim Werberat, dass sich die beschwerdeführende Person von Muschikraft bzw. Muschicraft im Alltag belästigt fühlt. Auch mit Kommentaren wie etwa, dass das Bier obszön sei, die Jugend versauen würde, sexistisch bzw. männerfeindlich sei, tue ich mir ehrlich schwer. Nichts davon sehe ich durch Muschicraft erfüllt. Ganz im Gegenteil: Es geht um ein Aufbrechen von Stereotypen und Klischees, um das Enttabuisieren von Geschlechtsmerkmalen wie Vulven und um das Empowerment von diver-

Gegenwind bis zum Werberat Es ist nicht ganz überraschend, dass die Idee aufgeht und das Bier Aufmerksamkeit bekommt. Wegen des

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— Sophie Tschannett mit Ihrem Bier. —

sen Geschlechtsidentitäten«, erläutert Tschannett.

Ideen und Impulse Die teilweise doch recht starken Reaktionen zeugen aber auch davon, welche Kraft hier drinsteckt: »Ganz generell durfte ich feststellen, dass dieser kontroverse Diskurs über Muschicraft einen sehr positiven Impact hatte. Zum einen musste ich das Profil nachschärfen und durfte dadurch – beruflich wie privat – sehr viel dazulernen. Zum anderen entstand Reibung. Und die sorgte dafür, dass zahlreiche Medien über Muschicraft berichteten.« Sophie Tschannett weiter: »Abschließend möchte ich noch festhalten, dass es für


MUSCHICRAFT

— Roland Schalken und Anna Haider sind gemeinsam die Braumanufaktur Schalken. —

»Es ist ein Erfolg, dass unterschiedlichste Personen mit unterschiedlichsten Haltungen sich über Geschlechteridentität, Vulven, Feminismus, Patriarchat und vieles mehr Gedanken gemacht haben.« ↑ SOPHIE TSCHANNETT, MUSCHICRAFT

— Muschicraft gibt es in Lokalen, bei Flink, im Vulva Shop, bei Billa-Corso und bald im eigenen Webshop. —

AUSGABE 18

mich ganz persönlich ein Erfolg ist, dass unterschiedlichste Personen mit unterschiedlichsten Haltungen sich über Geschlechteridentität, Vulven, Feminismus, Patriarchat und vieles mehr Gedanken gemacht haben, denn darum soll es letztlich gehen. Zudem motiviert es mich, genau so weiterzumachen, weil durch einige dieser Bemerkungen sichtbar wurde, wo wir uns in dieser Diskussion befinden: nämlich (teilweise) im Mittelalter.« Ganz allgemein beobachtet Tschannett eine gewisse Müdigkeit: »Ich vermute, dass wir uns teilweise in Kreisen bewegen, in denen es so scheint, als wären wir als Gesellschaft schon weiter und als wären Ideen wie Social Entrepreneurship, also die Verbindung von gesellschaftlichen Anliegen mit einer Finanzierung über den Markt, erfolgreich etabliert. Aber ich fürchte, es gibt viel weniger von derlei Initiativen, als es manchmal scheint.« Vielleicht kommen der einen oder dem anderen ja bei einer Flasche Muschicraft Idee und Impuls, etwas verändern und sich engagieren zu wollen.


BIER FRÜHLING 2022

BRAUEREIEMPFEHLUNGEN Sophie Tschannett ist bei ihren Recherchen auf Brauereien mit maßgeblicher Beteiligung von Frauen gestoßen. _TEXT Barbara Fohringer

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arling, I love you, Kiss oder Lady in black – so heißen ein paar der Biere, die in der Hoplala-Brauerei in Bielsk Podlaski in Polen gebraut werden. Hinter dem Projekt steht eine Gruppe von Frauen, die ihre Liebe zu Craft-Bier eint. Die Produkte sollen frisch, natürlich und polnisch sein. Alle Biere werden mit frischen Gewürzen und Früchten sowie nach traditioneller Art gebraut. Jedes Hoplala-Bier ist einem Archetyp der weiblichen Persönlichkeit gewidmet und so stechen auch die Etiketten der Brauerei hervor: Sie sind bunt und mit Liebe zum Detail gestaltet und fallen – gemeinsam mit den Namen – auf. Die Hoplala-Brauerei widmet sich jedoch nicht nur der Trink-Kultur, sondern unterstützt ebenso Kultur an sich: 5 Prozent des Gewinns werden im Rahmen des Projekts »Drink with culture«

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_BILD Lenka Selinger Cerve TV/Dani Ruiz

für lokale kulturelle Veranstaltungen bereitgestellt. Auch in Spanien gibt es eine Szene von Brauerinnen. Das Land ist an sich eines der größten Bier-Produzenten Europas und auch die Craft-Bier-Szene erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit. Im April 2021 hat schließlich »La Textil« in Barcelona eröffnet. Das Lokal verbindet Speisen, Craft-Bier und Live-Musik. Das Bier wird auch hier mitunter von Frauen gebraut, wie etwa Covadonga García Pérez, die gegenüber The Guardian über ihre Tätigkeit sagt: »Es ist kein Beruf, es ist eine Berufung.« Sie hat sich

auch mit einer weiteren Brauerin, Cristina Fernández Romero, zusammengetan und gemeinsam haben die beiden das Bier Punto Violeta gebraut. Der Name spielt auf eine Kampagne der spanischen Regierung zur Schaffung sicherer Orte für Frauen, die belästigt werden, an. Quiònia Pujol wiederum braut seit 2013 ihr Bier auf dem eigenen Hof in Almacelles: Sie habe nie Bier großer Konzerne getrunken, daher wollte sie ein Bier kreieren, dass sie auch selbst gerne trinke, so Pujol gegenüber The Guardian. Sie braut ökologisches Bier, alle Zutaten dazu stammen aus ihrem eigenen Anbau.

— Oben: Covadonga García Pérez und Cristina Fernández Romero von »La Textil«; Unten: Quiònia Pujol von »Lo Vilot Farm Brewery« —


CRAFTBEERDESIGN _TEXT Manuel Fronhofer

DAS AUGE

TRINKT MIT

_BILD »Craft Beer Design«, Gestalten, 2022

So außergewöhnlich, bunt und abwechslungsreich wie heute hat Bier noch nie ausgesehen. Das Buch »Craft Beer Design« zeigt Verpackungsgestaltung auf der Höhe der Zeit.

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er Craft-Bier-Boom sorgte nicht nur in Sachen Biervielfalt für frischen Wind, sondern auch, was das Branding von Brauereien und das Design von Dosen und Flaschen betrifft. Der in Kopenhagen ansässige Grafikdesigner Peter Monrad trägt dieser erfreulichen Entwicklung mit dem Buch »Craft Beer Design – The Design, Illustration, and Branding of Contemporary Breweries« Rechnung. Und wie so ziemlich alle Publikationen des Gestalten Verlags ist auch dieser Band eine kleine Augenweide.

Hohe Kunst Auf etwas mehr 200 Seiten präsentiert Monrad 49 Brauereien, deren Verpackungsdesign das breite Spektrum

dieser hohen Kunst abbilden. Etwa: Mikkeller aus Dänemark, Põhjala aus Estland, Vertere aus Japan, Collective Arts Brewing aus Kanada oder Japas Cervejaria aus Brasilien. In kurzen Interviews wird die Herangehensweise der Brauereien und ihrer DesignerInnen aufgearbeitet. Der Fokus liegt aber naturgemäß auf der Bildebene, die Bier – ob noch in der Verpackung, gerade auf dem Weg ins Glas oder schon dort angekommen – so anregend in Szene setzt, dass sich sofort ein Durst einstellt. Denn die Leidenschaft, die die BrauerInnen antreibt, zeigt sich auch deutlich in der Arbeit der hier vertretenen DesignerInnen. gestalten.com


BIER FRÜHLING 2022

MEHR MUSCHIKRAFT

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_ZEICHNUNGEN Sophie Tschannett; istock.com; Grafik: Stefan Staller, Biorama

Nachdem es nun Bier mit Muschikaft gibt, haben wir uns mit Sophie Tschannett gemeinsam überlegt welche Lebensbereiche und Themen auf jeden Fall auch mehr Muschikraft vertragen würden.


MEHR MUSCHIKRAFT

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BIER FRÜHLING 2022

REIFES BIER

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_TEXT Romana_Beer

_BILDER Brauerei Schloss Eggenberg Rodauner Biermanufaktur Martin Mühl, Budweiser, Birgit Machtinger


REIFES BIER

Wie gute Weine lagern Vintage-Biere teils viele Jahre, um nach der Abfüllung noch weiter zu reifen. Zwar wird nicht jedes Bier, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum aus dem letzten Jahrtausend stammt, zur Spezialität – bei einigen lohnt sich das lange Warten aber.

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estmalle Dubbel aus 2004, Chimay Bleue aus 1996 und Lindemans Gueuze aus 1994: Die Auswahl im kleinen Antwerpener Bierlokal Kulminator ist groß – und alt. Hat man sich für eines der Einzelstücke, die in einem dicken Ordner aufgelistet sind, entschieden, wird die Flasche aus dem Keller geholt und samt jahrzehntealtem Staub serviert. Kräftig, aromatisch und überraschend frisch schmeckt das dunkle Trappistenbier, das sein Mindesthaltbarkeitsdatum um 20 Jahre überschritten hat.

»Die starken Biere aus Belgien eignen sich besonders gut für eine lange Lagerung. Und auch Bockbiere und Barley Wines können zu spannenden Vintage-Bieren werden«, sagt Clemens Kainradl, Inhaber des Biergroßhändlers Bierfracht in Eisenstadt. Als »Bier, das eine lange Lagerung nicht nur übersteht, sondern auch davon profitiert«, definiert der Biersommelier den Begriff Vintage-Bier. Besonders bei Bieren mit hohem Alkoholgehalt sei das der Fall, sagt Kainradl und schwärmt von Dörrobst-Aromen und Sherry-Noten. Auch edle fassgereifte Sauerbiere vertragen Reifung oft sehr gut und profitieren davon: »Ein Oude Geuze ist immer eine längere Betrachtung wert. Und das L’Abbaye de Saint Bon-Chien der Schweizer Brauerei BFM, ein elf-

prozentiges Sour Ale, gewinnt sogar nach bis zu 15 Jahren noch.« Doch nicht jedes Bier wird durch das Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums zum Sammlerstück. Biere mit raffiniertem Hopfencharakter aufzuheben sei sinnlos, so Kainradl. »Ein bitteres IPA mit sechs oder sieben Volumsprozent Alkohol kann vielleicht noch interessante Aromen entwickeln. Bei einem Pale Ale oder Session IPA mit vier oder fünf Volumsprozent liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es besser wird, aber bei null.«

»Zur Überlagerung geeignet« Mit 14 Volumsprozent ist das Samichlaus der Brauerei Schloss Eggenberg in Oberösterreich ein idealer Kandidat für das perfekte Vintage-Bier. Jedes Jahr am Nikolaustag wird es gebraut und reift dann noch für zehn Monate nach, bevor es in Flaschen gefüllt wird. Nach der Abfüllung ist es noch mindestens fünf Jahre haltbar – zumindest laut Etikett. »Starkbierfans wissen, dass man Bockbiere lagern kann und soll. Und gerade beim Samichlaus sind wir der Meinung, dass es sich nach einigen Jahren noch einmal weiterentwickelt«, sagt Brauereichef Hubert Stöhr. Nach fünf Jahren sei das Bier auf dem Höhepunkt: »Cremig und

↑ CLEMENS KAINRADL

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»Starke Biere aus Belgien, Bockbiere und Barley Wines können zu spannenden VintageBieren werden.«


BIER FRÜHLING 2022

rund, aber trotzdem noch sehr nahe am Ursprungsgeschmack.« Die Privatbrauerei Zwettl in Niederösterreich druckt den Hinweis »Zur Überlagerung geeignet« gleich auf die Etiketten fast aller Biere, die einen Alkoholgehalt von über sieben Volumsprozent haben. »Diese Biere gewinnen nach längerer Lagerung unheimlich an angenehmen, runden, ausgeglichenen Aromakomponenten«, beschreibt Heinz Wasner, Braumeister bei Zwettler Bier, die »ausgewogene Harmonie«. Ein Hinweis auf dem Etikett, dass sich ein Bier gut für längere Lagerung eignet, sei »eine Ansage, die Kunden auch bemerken«, sagt Clemens Kainradl. Zwar bedeute der Begriff Mindesthaltbarkeitsdatum ohnehin, dass man ein Bier auch länger aufheben könne, nur: »Das Bewusstsein dafür fehlt oft.«

Überraschung aus dem Keller Dass der Wiener Brauer Kurt Tojner mittlerweile an die hundert Flaschen seiner Rodauner-Biere lagert, um sie Monate und Jahre später zu verkosten, ist nicht nur dem erhofften Ge-

schmackserlebnis geschuldet – es hat auch einen ganz praktischen Grund: »Ich bin immer auf der Suche nach dem idealen Mindesthaltbarkeitsdatum«, erklärt Tojner. »Bier verändert sich ja, und das eine oder andere schmeckt nach einem Jahr vielleicht nicht mehr so fein wie gleich nach der Abfüllung oder in den ersten Monaten danach.« Zu Beginn der 2016 gegründeten Rodauner Biermanufaktur habe er bei allen Bieren ein Mindesthaltbarkeitsdatum von sechs Monaten angegeben. Beim Strizzi, einem Wiener Lager, verlängerte Tojner dieses aber bald auf neun Monate, denn: »Ich habe gemerkt, dass es – kühl gelagert – auch nach zwölf Monaten noch fast unverändert schmeckt.« Es komme immer auf den Bierstil an: Viele belgische Biere, Bock und Doppelbock seien sehr gut im Alter. Und einem Wiener Lager oder einem kräftigen, malzigen Bier schme-

— Der Wiener Brauer Kurt Tojner lagert mittlerweile an die hundert Flaschen seiner Rodauner-Biere. —

cke man eine längere Lagerung nicht so schnell an wie einem schlanken, trockenen Pils. Überraschungen seien aber immer möglich: »Ein Nachbar hat einmal alte Bierflaschen in einem Keller gefunden, darunter ein 15 Jahre altes Jubiläumsbier von Fohrenburger. Er wollte es schon wegwerfen, hat mich davor aber zum Glück angerufen. Das Bier war sehr spannend, es hatte fast schon Sherry-Noten.«

»Man muss experimentierfreudig sein«

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Entscheidend sei die richtige Lagerung, sagt Tojner: »Dunkel und bei einer gleichmäßigen, nicht zu hohen Temperatur, bei 15 Grad im Keller zum Beispiel.« So lagert der Brauer auch seine eigene Sammlung alter Biere. In einem dicken Karton finden sich da etwa der Nussknacker von Brew Age, ein Kastanienbier aus Spanien und etliche Bock-, Doppelbock- und belgische Biere – jede Flasche in Papier eingewickelt. Mit Vintage-Bieren sei es wie mit Wein: »Manchmal gibt es eine Einzelflasche, die sich sehr gut entwickelt und manchmal eine, mit der man nicht so zufrieden ist. Und auch einzelne Jahrgänge entwickeln sich besser als andere.« Sicher wissen, wie ein Bier nach Jah— Michael Kolarik-Leingartner, Del Fabro Kolarik —


REIFES BIER

ren schmecken werde, könne man nie, meint auch Kainradl: »Es ist ein Naturprodukt.« Man müsse experimentierfreudig sein und dürfe keinen berechenbaren Geschmack erwarten. Und überhaupt sei die Lagertemperatur viel aussagekräftiger als die Lagerzeit: »Ein Bier, das durchgehend bei 30 Grad gelagert wurde, schmeckt schon einen Monat nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum schlechter als eines, das ein halbes Jahr länger im Keller gelegen ist. Und ein Bier, das nur zwei Monate über dem aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatum ist, aber jeden Tag Sonne erwischt und in der Nacht wieder abkühlt, kann richtig alt schmecken.« Denn stark wechselnde Temperaturen treiben die Reifung weiter voran. Brauereien simulieren auf diese Weise auch Alterung, um zu testen, wie lange ein Bier hält.

»Entscheidend ist die richtige Lagerung: Dunkel und bei einer gleichmäßigen, nicht zu hohen Temperatur, bei 15 Grad im Keller zum Beispiel.« ↑ KURT TOJNER

»Die Nerds haben Lager angelegt«

— Michael Kolarik-Leingartner lagert in Wien Simmering Bier gezielt und mit System mehrere Jahre. —

sortimentsgestaltung verantwortlich ist. So hat er etwa 150 Flaschen der Vintage-Auflage von Thomas Hardy’s Ale, einem Barley Wine der englischen Meantime Brewery, aus dem Jahr 2014 auf dem österreichischen Markt »zusammengekauft«. Und vom Paulaner Salvator, dem Doppelbock der Paulaner Brauerei in München, sammelt der Brauer und Biersommelier seit 2017 von jedem Jahrgang hundert Flaschen. Dass Vintage-Biere bald auch in der österreichischen Gastronomie wie guter, alter Wein zelebriert werden, kann sich Bierhändler und Sommelier Clemens Kainradl zwar vorstellen, doch:

»Ich bin nicht mehr ganz so zuversichtlich wie noch vor fünf oder zehn Jahren. Das Interesse ist nicht so da, wie ich erwartet hätte.« Dass das an den Gästen liegt, glaubt er aber nicht: »Die würden sich darauf einlassen. Man kennt das ja vom Urlaub. Wenn am Nachbartisch eine staubige Flasche serviert wird, dann ist man neugierig, was da gerade passiert, und schaut in der Karte nach, was das für ein Bier sein könnte.« Kainradl sieht nach wie vor sehr großes Potenzial für Vintage-Biere: »Die Lokale könnten damit ihren Gästen ein neues Thema nahebringen – und schöne Erinnerungen mitgeben.«

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Wir nehmen also mit: Für ein zufriedenstellendes Vintage-Genusserlebnis sollte man sein Bier eher nicht in die Sonne legen. Aber auch: dass man dafür nicht unbedingt viele Jahre Geduld braucht. Ob es in Österreich irgendwann Bierlokale wie das Antwerpener Kulminator geben wird? Kurt Tojner kann sich das »eher nur in kleinem Rahmen« vorstellen. Ein Hindernis sei, dass man erst einmal fünf bis zehn Jahre warten müsste, um überhaupt eine Auswahl zu haben. Obwohl: »Die Nerds haben alle irgendwo schon ein kleines Lager angelegt – mehr oder weniger systematisch.« Das Lager, das Michael Kolarik-Leingartner angelegt hat, fällt eindeutig in die Kategorie »systematisch«: über tausend Flaschen von 30 verschiedenen Bieren hat er in den letzten Jahren in einem Raum in Wien gesammelt. »Wenn wir denken, dass ein Bier Potenzial hat, stellen wir bewusst einen Teil weg«, so Kolarik-Leingartner, der beim Getränkegroßhändler Del Fabro Kolarik für Exklusivmarken und Bier-


BIER FRÜHLING 2022

WAS LUFT UND RAUMTEMPERATUR MIT EINEM BIER ANSTELLEN KÖNNEN.

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_TEXT und BILD Jürgen Schmücking


WALDBIERVERTIKALE – DIE REIFEPRÜFUNG

2011, im von der UN erklärten Internationalen Jahr des Waldes, stellten Axel Kiesbye und die Österreichischen Bundesforste ein kleines Projekt vor: das Waldbier. Jahr für Jahr ein Kreativbier, eingebraut in Obertrum und immer mit einer ganz bestimmten Zutat aus den Wäldern des Landes.

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ier soll aber nicht auf das Projekt an sich eingegangen werden – darüber wurde bereits ausführlich berichtet. Was uns viel mehr interessiert hat, ist die Frage, ob die dabei entstandenen Biere wirklich so lagerfähig sind, wie stets behauptet wird. Denn bei jeder Präsentation wird mantraartig betont: »Aufgrund der besonderen Brauweise verfügt das Waldbier über eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit und kann mehrere Jahre bis zum Genuss aufbewahrt werden.« Wir wollten es genau wissen und haben Axel Kiesbye gefragt, ob er noch genug Flaschen für eine Vertikalverkostung zurück zu den Ursprüngen des Waldbier-Projekts habe. Er hat daraufhin sein Archiv und seinen Bierkeller geplündert und fast alle Jahrgänge aufgetrieben. Im Oktober 2021 haben wir dann (fast) alle Waldbiere verkostet.

Zu Beginn ist Axel Kiesbye sichtlich gespannt. Fast ein wenig angespannt. Die Verkostung seiner Waldbiere zurück bis zum Jahrgang 2013 ist auch für ihn

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Komplexität in Richtung Waldzutat

eine Premiere: »Die Komplexität verschiebt sich in Richtung der Waldzutat. Die alkoholischen Noten, die Bitterstoffe und vor allem auch die Hopfenöle bauen ab. Und dann kommt das Harzige aus dem Hintergrund durch. Es fehlt dann allerdings die Matrix, die Struktur. Was dazu führt, dass die Biere oft leer und irgendwie langweilig wirken.« So weit, so vorgebaut. Bloß die Erwartungen nicht zu hoch anlegen,

dann fällt die Enttäuschung nicht so groß aus. Die Biere stehen stramm in einer Reihe, das älteste aus dem Jahr 2013 ganz links. Am anderen Ende das mehr oder weniger frisch abgefüllte Tiroler-Bergwald-Bier aus 2021. Nur die ersten beiden Waldbiere aus 2011 und 2012 (Tanne und Zirbe) fehlen in der Reihe. Von diesen Jahrgängen war kein Exemplar mehr in der Brauerei aufzutreiben. Also starten wir mit 2013 – der Lärche. Beim Brauen wurden hier als Waldaroma-Zutat Lärchenwipfel verwendet. Das sind die jungen, hellgrünen Triebe, die im Frühjahr an den Zweigspitzen wachsen. Geerntet wurden sie in einem Revier der Bundesforste im Ausseerland am Fuß des Dachsteins. Kiesbye erinnert sich, dass das Bier, ein Strong Ale mit einem Alkoholgehalt von über acht Volumenprozent, in dessen Jugend deutlich heller war. Jetzt strahlt es in satten, brillanten Orangetönen aus dem Glas. Es zeigt wenig Schaum und das kleine Schäumchen, das sich beim Einschenken bildet – mehr ist es nicht – zerfällt schnell. Das ist allerdings auch nicht verwunderlich – immerhin ist Alkohol (und davon hat


BIER FRÜHLING 2022

das Lärchenwaldbier eine ganze Menge) ein Schaumkiller. In der Nase zeigt das Bier eine erstaunliche Frische sowie eine Komplexität und Vielfalt, die verblüfft. Wir können Bienenwachs und Propolis, weihnachtliche Gewürze, getrocknete Früchte und sogar Himbeernoten wahrnehmen, die sich mit der Zeit und der Luft im Glas entwickeln. Dazu, vor allem am Gaumen dann, Sherry-Töne, feinperlige Finesse und dezente Bitternoten. Dann wieder eine zarte, filigrane Honignote. Und dabei frisch ohne Ende. Zweifelsfrei eine Überraschung und ein ziemlicher Paukenschlag als Auftakt. Jetzt ist auch Axel Kiesbye deutlich entspannter als noch vor einer Viertelstunde.

Anfängliche Spannung verflogen Als Nächstes kommt der Jahrgang 2014 ins Glas – Schwarzkiefer. Die Schwarzkiefer ist eng mit dem Brauwesen verbunden. Der Baum hortet in seinem Stamm stattliche Mengen an Harz. So viel, dass Brauereien damit ihre Holzfässer abdichteten. Kiesbye sammelte für dieses Bier junge Zapfen im Wienerwald und gab sie in den Sud. Gemeinsam mit Aurora-Hopfen und Karamellmalz. Bei seiner Präsentation strahlte das Waldbier in voller Frucht. Exotische Noten von Maracuja und Papaya waren ebenso wahrnehmbar wie eine kantig-nussige Note. Fast wie SchokoNuss-Crème. Dazu elegant würzige Noten. Am Gaumen dann leicht süßlicher, rotfruchtiger Antrunk, der an Traubenkirsche und Schokolade erinnert. Mon Chéri, so in der Art. Warum ich hier in meinen Aufzeichnungen aus 2014 krame und sie so umfangreich wiedergebe? Weil nichts davon übrig ist. Nichts. Nada. Dabei ist das Schwarzkiefer das stärkste al-

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In der Nase zeigt das Bier eine erstaunliche Frische sowie eine Komplexität und Vielfalt, die verblüfft. ler Waldbiere. Nach ihm ging es mit den Prozenten wieder bergab. Farblich ist es dem Lärchenbier nicht unähnlich. Sattes, strahlendes Orange, wenig Schaum. Nach dem ersten Hineinriechen drucksen wir ein bisserl herum, suchen wertschätzende Worte, wo man eigentlich … Kiesbye sagt es dann: »Im Vergleich ziemlich langweilig.« Das erleichtert. Nicht dass es schlecht wäre, aber es fehlen Spannung, Aroma, Säure und Struktur. Überhaupt nach etwa einer halben Stunde im Glas – da ist das Schwarzkiefer-Waldbier nur noch ein Schatten seiner selbst. Schade. Aber die good vibes, die die Lärche ausgelöst hat, halten an, und die Neugier auf die nächsten Jahrgänge ist groß.

Mit neuen Noten Waldbiermäßig markiert der Jahrgang 2015 das Ende der Nadelbaumära. Ob es die unglaubliche Patzerei mit dem Fichtenharz gewesen ist oder der Wunsch auch andere Bäume zu ehren, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr genau sagen. Fakt ist, dass die Noten und Aromen, die das Waldbier Fichte damals ausgemacht haben, auch heute noch präsent sind. Etwas angegraut vielleicht, aber immer noch da. Am Beginn seiner Karriere zeigte es zitrusfrische Orangennoten, etwas Kirstein Blockmalz und leicht laktische Joghurttöne. Aus den Orangen wurden Äpfel und aus dem Blockmalz feine Wälder Schokolade (dieser einzigartige

— Axel Kisbye lehrt und lebt Bier und Sensorik. —


WALDBIERVERTIKALE – DIE REIFEPRÜFUNG

und karamellbombige Molkekäse aus dem Bregenzerwald). Dazu kommt eine hochfeine Fichtennote mit etwas Honig. Honig war auch vor sechs Jahren schon ein Thema. Jedenfalls ist die Fichte immer noch ein komplexes Bier mit langem Abgang. Eines, das den Durchhänger, den uns die Schwarzkiefer beschert hat, schnell vergessen macht. Für die 2016er-Edition, mit der Wacholder-Basis, ging Kiesbye den Berg hinab. Quasi eine Etage tiefer im Wald. Der Wacholder, mehr Strauch als Baum, ist – biologisch gesehen – ein Zypressengewächs. Für das Waldbier mussten gleich zwei Zypressenkörperteile herhalten. Zur Würze kamen 15 Kilo Wacholderzweigerl aus den Wäldern Salzburgs. Später in den Lagertank (also ins fast fertige Bier) noch einmal ein paar Kilo Wacholderbeeren. Zapfen eigentlich, denn botanisch betrachtet sind die kleinen Wacholderbeeren Zapfen. Allgemeinsprachlich ist der Unterschied irrelevant. Oder anders ausgedrückt: Zigtausend Gewürzverpackungen können nicht irren. Wer sich damals bei der Präsenta-

tion Bier mit Gin-Geschmack erwartete, wurde leicht enttäuscht. Das Strong Ale (7,2 Vol.-%) roch und schmeckte eher nach Orangenzeste und Hefeteig – irgendwie weihnachtlich. Auch am Gaumen viel süßer als alle Waldbiere davor. Kompakt und dicht. Fast wie ein Dresdner Stollen. Dann, wenn man durch den Stollen durch war, kam erst der Wacholder. Leise, im Hintergrund. Wie das helle Läuten des kleinen Glöckchens im Wohnzimmer, wenn das Christkind da ist. Geändert hat sich nicht nur die Herkunft der Waldzutat, mit dem Wacholder hat Kiesbye erstmals auch die Welt der dunklen, harzigen Noten verlassen. »Mit dem Wacholder spielt erstmals eine Beere als Waldzutat die Hauptrolle. Das bedeutet, dass das Bier erstmals klar weg vom Harz ist. Das heißt aber auch, dass wir unsere Komfortzone verlassen haben. Beim Harz wussten wir, woran wir sind und wie es funktioniert. Die Wacholderbeeren waren dagegen Neu-

land«, erinnert sich der Brauer. Inzwischen dominiert jedenfalls die Honignote. Fast wie Zuckerrübensirup. Oder Malzsirup aus gemälztem Getreide. Spannend eigentlich, aber auch ein wenig eindimensional.

Ein zweiter Blick zurück In der Zwischenzeit kosten wir zurück. Die Fichte entwickelt im Glas kräftige, fruchtige, fast dropsige Noten, die Lärche, das älteste Bier und am längsten im Glas, steht stramm und aufrecht, während sich die Schwarzkiefer zwischenzeitlich still und klammheimlich von der Welt verabschiedet hat. Sagen-

↑ AXEL KIESBYE

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»Mit dem Wacholder spielt erstmals eine Beere als Waldzutat die Hauptrolle. Das bedeutet, dass das Bier erstmals klar weg vom Harz ist. Das heißt aber auch, dass wir unsere Komfortzone verlassen haben.«


BIER FRÜHLING 2022

haft, wie groß die Unterschiede sind. Der nächste Kandidat ist die Wilde Kirsche aus dem Jahr 2017. Es ist mittlerweile das siebte Waldbier von Axel Kiesbye und den Bundesforsten. An diesem Nachmittag ist es die Nummer fünf. Zur Aromatisierung wurden Kirschblüten verwendet. Genauer gesagt, die weißen Blütenblätter der Traubenkirsche aus dem Revier in Hermagor. Sie wurden zuerst in einer Zuckerlösung erwärmt und haltbar gemacht, milchsauer angegoren und dann zur Stammwürze gegeben. Das Verwenden von Kirschblütenblättern ist keine neue Erfindung. Jahr für Jahr hyperventilieren die Japanerinnen und Japaner während der Kirschblüte (Stichwort »Sakura«) und aromatisieren so gut wie alles mit Kirschblütensirup. Wein, Wasser, Kekse, Limonaden, Sake und auch Bier. Meist ist das allerdings eine süße, blumige Pampe, die nach Zucker schmeckt, nach Kirschblüten riecht, sonst aber nicht viel zu bieten hat. Das Waldbier ist da zum Glück anders. Ja, klar sind da florale Noten. Auch ein Hauch Marzipan. Damals wie heute. Aber eher subkutan. Unterschwellig. Dafür sorgt der Monroe-Hopfen mit seinen intensiven Steinobst- und Grapefruitnoten. Heute ist die Wilde Kirsche ein in sich rundes und ruhendes, recht cremiges Ale mit dezenter Süße. Macht Spaß.

birne ein (birnen-)holzfassgereiftes und mit Blättern, Blüten und Kletzen aromatisiertes Ale ist, ist die Elsbeere ein fruchtiges Rotbier. Beide Biere werden immer noch von ihrer Frucht getragen. Die Elsbeere mehr als die Holzbirne. Beide sind deutlich frischer und jugendlicher, aber auch nicht so komplex und tiefgründig wie die älteren Semester in der Reihe. An dieser Stelle kosten wir wieder zurück und schauen, wie sich die Biere im Glas innerhalb der letzten knappen Stunde verändert haben. Und siehe da: Die Schwarzkiefer ist von den Toten auferstanden. Plötzlich ist da wieder – ganz leise – dieser verführerische Schokoton und eine reife Kirschnote. Etwas morbid vielleicht, aber immer noch – beziehungsweise wieder – da. Unglaublich, was Luft und Raumtemperatur mit einem Bier anstellen können.

Würdiger Abschluss aus dem Wald Wir wechseln zum letzten Bier des ersten Waldbierjahrzehnts. Ein würdiger Abschluss, immerhin kommt die »Waldzutat« für den Jahrgang vom Baum der Bäume: von der Eiche. Konkret von einer 2015 gefällten und 200 Jahre alten Traubeneiche, aus deren Holz das Fass für die Reifung des

Waldbiers gemacht wurde. Das Waldbier 2020 ist eines der jüngsten Biere in der Serie. Trotzdem braucht es für den Genuss viel Luft. Dann gibt es preis, was ein Barriquefass kann: zarte Röstaromen und Noten von Vanilleschoten. Marillenröster, Rumtopf, rustikaler, dunkler Waldhonig. Man spürt, dass das Barrique dem Bier Struktur und Halt gibt, ohne zu viel ins aromatische Geschehen einzugreifen. Der Hopfen setzt knackig-frische Akzente und wirkt, vor allem im Zusammenspiel mit dem üppigen Körper, fast wie Limoncello. Groß ist der Unterschied zwischen der Verkostung vor einem Jahr und heute nicht. Mit dem Jahrgang 2021 wurde die Ausrichtung der Waldbiere noch einmal gewechselt. Das Thema heißt jetzt Herkunft und das Bier Tiroler Bergwald. Mit Schwarzbeeren (Moosbeeren, wie die Tirolerinnen und Tiroler sagen) und Zirbenzapfen. Mit den Zirben kommt das Harzige zurück ins Waldbier, mit den Beeren die Frucht. Gekostet haben wir es auch. Eh sehr gut. Aber eben ein Jungspund und damit für unsere Fragestellung unbrauchbar. In ein paar Jahren, bei der nächsten Vertikale schauen wir, was aus dem Tiroler Bergwald geworden ist.

Von den Früchten getragen Die nächsten beiden machen wir in einem Schwung. 2018 übernahm die Holzbirne den Part der Waldzutat, 2019 die Elsbeere. Während die Holz-

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— Die Waldbiervertikale… auf diese Weise umarmen wir gerne Bäume. —


Zapfsäulen und Biergläser im Markendesign einer Brauerei sind wahrlich keine Besonderheit. In der jetzt neu am Markt erscheinenden Zapfsäule aus der tschechischen Staatsbrauerei Budweiser Budvar, steckt jedoch eine hierzulande beinahe schon verschwundene Eigenheit: »Das Besondere dabei ist der Einsatz eines Schwenkhahnes mit Kugelventil« erklärt der Biersommelier-Doppelstaatsmeister Michael KolarikLeingartner. »Dieser ist stufenlos bedienbar. Wenig geöffnet, sorgt er für cremigen und nassen Schaum. Öffnet man ihn ganz, fließt ein dicker Strahl aus leuchtend klarem Lagerbier in das Glas und ein Zapfvorgang nach der zweistufigen tschechischen Methode ist somit einwandfrei umsetzbar.«

Die Optik zeigt den Unterschied, der Antrunk weckt Sympathie. Besonders auffällig dabei ist, dass aus den fertig gezapften Gläsern die Schaumkronen nur wenige Millimeter aus dem Glas ragen. Anstatt einer trockenen und hohen Schaumkrone, legt man in der Bierrepublik Tschechien Wert auf nassen und cremigen Schaum. Dieser schützt das Bier besonders lange vor Sauerstoffkontakt und verleitet beim Antrunk zum Schlürfen, so wie man es sonst nur vom Milchschaum bei Kaffeegetränken kennt. Auffällig ist auch der geringe Kohlensäuregehalt des Bieres, was einerseits durch die Bauart des Zapfhahnes gefördert wird und andererseits der Zapfmeister beim zweiten Auffüllvorgang des Bierglases noch zusätzlich steuern kann. So wird die bei tschechischen Lagerbieren wichtige Balance zwischen Malzkörper und Hopfenaromatik nochmals zusätzlich unterstrichen. Na zdraví!

BILD: BUDWEISER BUDVAR

Hier schmeckt das Bier wie im Lagerkeller der Brauerei. Die Brauerei Budweis und die Gastronomen des Wiener Lokales „Dogenhof “ sorgen künftig für noch frischeren Biergenuss. Am 05. Juni eröffnet mit dem »Praterwirt« das erste Lokal in Österreich, in dem das in Wien ohnehin schon beliebte Budweiser Budvar Original Lager aus hauseigenen Lagertanks, nach tschechischem Vorbild, gezapft wird und erstmals auch unpasteurisiert auf den Tisch kommt. Infos unter praterwirt.com

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG VON BUDWEISER

WENN DAS ZAPFEN ZUM RITUAL WIRD


BIER FRÜHLING 2022

»DIE BIERVIELFALT IST EIN ZARTES PFLÄNZCHEN«

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_INTERVIEW Thomas Bassen

_BILDER Bier IG / Zoe Opratko


BIER IG

Interview mit Harry Mittermaier, Präsident der Bier IG Österreich

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ie Bier IG wurde 2002 gegründet und zählt mittlerweile knapp 700 Mitglieder. Harry Mittermaier ist Gastronom, Biersommelier, Hobbybrauer und seit Ende Mai 2021 neuer Präsident der Bier IG Österreich. Im Interview berichtet der 40-Jährige, wie er zur Bier IG gestoßen ist, wie der Alltag als Präsident aussieht und welche Ziele sich der Verein für die kommenden Jahre gesteckt hat. Herr Mittermaier, Sie sind seit Ende Mai Präsident der Bier IG Österreich. Wie sieht der Alltag als Vereinspräsident aus? Nun ja, ich bin ja erst seit kurzem Präsident, aber zurzeit sind es vor allem Online-Konferenzen und Telefonate, die meine Zeit beanspruchen. Die vielen Konferenzen ziehen entsprechend viel Vor- und Nachbereitung mit sich, die dann zurzeit auch meinen Alltag als Präsident bestimmen. Unsere Treffen haben wir aufgrund von Corona viel effizienter hinbekommen als früher, weil alles digital stattfindet. Das ist bei einem österreichweiten Verein natürlich von Vorteil. Durch Corona hat das Thema Digitalisierung noch mal an Fahrt aufgenommen, da haben wir in der letzten Zeit nachgerüstet, zum Beispiel bei den Anmeldeformularen zur Staatsmeisterschaft.

Wofür setzt sich die Bier IG in Österreich ein? Die Ansage heißt: Ja zur Biervielfalt. Da hat sich in den letzten 20 Jahren sicherlich enorm viel verbessert. Aber auch darüber hinaus setzen wir uns für die gute Sache ein: für Bierqualität, für die Qualität der Rohstoffe, für Transparenz bei Zutaten und Herstellungsverfahren, für den Erhalt der kleinen und mittelständischen Brauereien, für die HobbybrauerInnen und für die Mündigkeit der BiertrinkerInnen. Wir haben uns auf der letzten Hauptversammlung die Frage gestellt, ob es uns eigentlich noch braucht, nun, da die Biervielfalt erreicht ist und die BierkonsumentInnen mündiger geworden

»In der Gastronomie gibt es noch einiges zu tun. Dort ist die Biervielfalt noch nicht überall angekommen.« ↑ HARRY MITTERMAIER, BIER IG

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Wann und warum sind Sie Mitglied der Bier IG geworden? Durch einen Zufall. In Österreich gibt es zwei Mälzereien, die Stadlauer Malzfabrik und die Plohberger Malz GmbH in Grieskirchen in Oberösterreich. 2002 hat es noch nicht wirklich viele Quellen für HobbybrauerInnen gegeben, wo sie Rohstoffe und Braubedarf kaufen konnten. Ich bin also

auf der Suche nach Malz zu Plohberger Malz gefahren und dort mit dem damaligen Seniorchef ins Gespräch gekommen. Ich war mir meiner Lästigkeit als kleiner Heimbrauer gar nicht bewusst und habe bei ihm dann jeweils 1-Kilogramm-Sackerl verschiedener Malze bestellt. Er hat mir geduldig alles zusammengestellt und dann gesagt: „Weißt du, in der Zeit, in der ich dir hier deine ganzen Spezialmalze abwiege, habe ich normalerweise einen ganzen Lastwagen befüllt. Aber ich mach’s trotzdem gerne, weil, wer weiß, in ein paar Jahren stehst du da und kaufst mir einen 50-KilogrammSack ab.“ Er drückte mir dann die Erstausgabe der Bier-IG-Vereinszeitschrift in die Hand. Auf der Titelseite stand ganz groß: „Ja zur Biervielfalt – Nein zum Einheitsbier“. Neben der HobbybrauerInnenbewegung ist damals eine kritische BierkonsumentInnenbewegung entstanden und auch die Craft-Bier-Bewegung aus den USA ist zu uns gekommen. Ich habe mich in der Bier IG von Anfang an gut aufgehoben gefühlt.


BIER FRÜHLING 2022

— Die Mitglieder der Bier IG verkosten und bewerten auf ihren Events Bier und pflegen den Austausch. —

sind. Andererseits gibt es schon noch Problembereiche, an denen wir arbeiten können. Zum Beispiel gibt es in der Gastronomie noch einiges zu tun. Dort ist die Biervielfalt noch nicht überall angekommen. Auch besteht nach wie vor ein Stadt-Land-Gefälle – mit einer großen Auswahl in den Städten, aber nur wenig Vielfalt auf dem Land. Es gibt auch immer noch das Problem, dass Brauereien sich nicht trauen, angemessene Preise für ihre Biere zu verlangen beziehungsweise ein Teil der KonsumentInnen nicht bereit ist, angemessene Preise für hochwertige Biere zu bezahlen. Schließlich ist das Thema Biervielfalt auch ein sehr zartes Pflänz-

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chen, um das man sich kümmern muss, damit es nicht wieder eingeht. Wie erreicht die Bier IG diese Ziele? Hauptsächlich durch Veranstaltungen. Unser größtes Event ist die Austrian Beer Challenge, die Staatsmeisterschaft der Brauereien und HeimbrauerInnen in Österreich, die wir jährlich organisieren. Dabei haben bei uns die Biere der HobbybrauerInnen den gleichen Stellenwert wie die der professionellen Brauereien, was sich auch in der Preisverleihung widerspiegelt. Wir hatten zuletzt rund 600 eingereichte Biere und 80 JurorInnen, darunter 30 internationale. Bis 2025 möchten wir 1.000 eingereichte Biere zählen und der heimischen Biervielfalt jene Bühne bieten, die sie verdient. Der erste Tag, an dem alle TeilnehmerInnen ihre Biere in gekühlter Form einreichen müssen, hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum eigenen Event entwickelt. Viele nehmen eine weite Anreise und Mühe auf sich, damit das Bier gekühlt beim Wettbewerb

Welche Events organisiert die Bier IG für KonsumentInnen? • Bierfestivals wie die Austrian Beer Challenge (ABC), die Staatsmeisterschaft der österreichischen BrauerInnen und HobbybrauerInnen • Stammtische der verschiedenen Sektionen • Verkostungen, Schulungen und Bierseminare • Brauerei- und Bierfestivalbesuche

eintrifft und das wollten wir dann auch entsprechend belohnen. So gab es an diesem Tag bereits Vorträge mit nationalen und internationalen RednerInnen, Schulungen und Seminare, eine Bier-Stadtführung mit dem Bierpapst Conrad Seidl und ein Bier-Roulette hier im Casino Baden. Dann haben wir regionale Stammtische. Die wollen wir jetzt noch ver-


BIER IG

mehrt beleben. Es hängt natürlich immer sehr von den einzelnen Personen in der Sektion ab, wie gut das funktioniert. Deshalb ist es auch ein großes Ziel von uns, die einzelnen Sektionen zu stärken und ein gewisses Vereinsleben in Form der regionalen Stammtische wieder aufleben zu lassen. Eine ganz neue Veranstaltung ist der von uns initiierte Label Contest, der den oft so liebevoll kreierten Etiketten der HobbybrauerInnen Rechnung trägt. Die GewinnerInnen werden im Rahmen der Austrian Beer Challenge ausgestellt. Obwohl der Wettbewerb heuer zum ersten Mal stattfindet, haben wir sage und schreibe 100 Einreichungen gehabt. Gibt es das typische Bier-IGMitglied? Wir vertreten die Interessen aller BierkonsumentInnen. Entsprechend gibt es nicht das typische Bier-IG-Mitglied. Jede Art von BierliebhaberIn ist bei uns vertreten. Viele Mitglieder sind HobbybrauerInnen. Es gibt zurzeit allerdings ein gewisses Altersgefälle, wir haben mehr ältere als jüngere Mitglieder. Deshalb wollen wir zukünftig vermehrt die jüngeren BiertrinkerInnen ansprechen und ihnen als Verein mehr bieten.

Wie kann man sich die Mitgliedschaft im Verein vorstellen? Das hängt ganz davon ab, wie weit man sich einbringen möchte. Wir haben passive Mitglieder, die den Verein und seine Ziele unterstützen, aber selten an den Aktivitäten teilnehmen. Wenn man sich einbringen möchte, kann man das durch die Übernahme von Ämtern und Aufgaben tun oder aber einfach durch die Teilnahme an den einzelnen Veranstaltungen der Bier IG. Unsere regionalen Stammtische sind eine gute Möglichkeit, sich mit anderen BierliebhaberInnen auszutauschen. Wir bieten auch Schulungen zu Themen wie Bieraromen und -fehler an, es gibt ein Zapfseminar und verschiedenste Vorträge rund um das Thema Bier. Ab und zu bieten wir Ausflüge an und besuchen die Bierfestivals der anderen BierkonsumentInnenvereinigungen in Europa. Es kommt wirklich immer ganz darauf an, wie aktiv sich die jeweilige Sektion einbringt und was die einzelnen Mitglieder au die Beine stellen wollen. Wie steht es derzeit um den Einfluss der BierkonsumentInnen auf die Bierkultur in Österreich? Das ist eine ewig fortwährende Diskussion. Je nachdem mit wem man

↑ HARRY MITTERMAIER, BIER IG

Wo sehen Sie in diesem Spannungsfeld die Aufgabe der Bier IG? Unsere Aufgabe als KonsumentInnenvereinigung sehe ich darin, einerseits von den Brauereien Qualität und Transparenz zu verlangen und andererseits den KonsumentInnen die Qualität auch zu vermitteln und aufzuzeigen, warum eine kleine Brauerei, die gute, besondere Biere in kleinen Mengen braut, notwendigerweise einen höheren Preis für ihre Biere verlangen muss als eine große Brauerei. Gleichzeitig gilt es zu vermitteln, dass die kleinen Brauereien einen größeren Kreativitätsspielraum haben als die großen Brauereien und gerade deswegen enorm zur Biervielfalt beitragen. Welche Erfolge konnte die Bier IG bisher erzielen? Viele Erfolge sind schwierig zu mes-

AUSGABE 18

»Es gibt ein gewisses Altersgefälle, wir haben mehr ältere als jüngere Mitglieder. Deshalb wollen wir vermehrt die jüngeren BiertrinkerInnen ansprechen und ihnen als Verein mehr bieten.«

spricht, fällt die Antwort höchst unterschiedlich aus. Zum einen fragen die KundInnen jetzt mehr nach. Nach spezifischen Sorten von Bier oder zumindest verschiedenen Sorten, aber auch Informationen zu den enthaltenen Rohstoffen und zu den BrauerInnen werden gewünscht. Es ist zum Beispiel bei uns in Baden mittlerweile völlig normal, dass es auf dem Feuerwehrfest neben dem obligatorischen Hellen auch noch ein Zwickel und ein bernsteinfarbenes Bier gibt. Andererseits hat mir gerade vor Kurzem ein Craft-Bier-Brauer berichtet, dass die KundInnen zwar schon verschiedene Bierstile kennen und auch wünschen, aber dass nach wie vor viele der Interessierten nicht bereit seien, für eine Flasche Bier zwei oder drei Euro zu bezahlen. Die KonsumentInnen sind es gewohnt, gut gemachte Biere bei den Diskontern zum Rabattpreis einzukaufen. Da können kleine Brauereien nicht mithalten. Das ist natürlich ein Problem, wenn die KundInnen zwar Biervielfalt und Qualität wünschen, aber dann nicht bereit sind, einen fairen Preis dafür zu bezahlen.


BIER FRÜHLING 2022

sen und man kann sie nicht allein der Bier IG zusprechen. Die Biervielfalt heute im Vergleich zu vor 20 Jahren ist zum Beispiel so ein Erfolg, zu dem wir als Verein beigetragen haben. Es ist eine tolle Entwicklung, dass auch die großen Brauereien das Thema Biervielfalt aufgenommen haben. Die Renaissance des Wiener Lagers, des Inbegriffs des Bierlandes Österreich, ist da ein schönes Beispiel. Durch das gebündelte Interesse der KonsumentInnen wird es wieder in Österreich gebraut. Ich würde sogar sagen, dass die besten Vertreter dieses Stils mittlerweile wieder aus Österreich kommen. Ein besser messbarer Erfolg ist die Ausrichtung und Etablierung der Austrian Beer Challenge als ein bei HobbybrauerInnen, kommerziellen Brauereien und KonsumentInnen angesehener nationaler Bierwettbewerb. Auch, dass wir es geschafft haben, den Wettbewerb bei unserer europäischen Dachorganisation, der EBCU, akkreditieren zu lassen, ist ein riesiger Erfolg für den Verein, da die EBCU sehr strenge Vorgaben an eine Anerkennung knüpft. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Zeit als Präsident gesteckt? Für das kommende Jahr haben wir uns als Vorstand zwei Ziele gesteckt: Zum einen wollen wir die Austrian Beer Challenge weiter professionalisieren. Zum anderen wollen wir die einzelnen Sektionen wiederbeleben. Es gibt viele tolle Ideen von einzelnen Mitgliedern, die bisher aber aus verschiedensten Gründen nicht umgesetzt wurden. Wir sehen als Vorstand unsere Aufgabe darin, die einzelnen Sektionen bei der Umsetzung der Ideen zu unterstützen. Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt, sodass dann in Zukunft im ganzen Land regelmäßig Events – von

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— Harry Mittermaier bei einem Workshop der Bier IG. —

Verkostungsveranstaltungen bis hin zum nächtlichen Mondscheinbrauen – stattfinden. Mittelfristig wollen wir auch die Anzahl der Mitglieder erhöhen. Bei den rund 700 aktuellen Mitgliedern stagnieren wir nun schon lange. Abgesehen von der Staatsmeisterschaft ist es in den vergangenen Jahren relativ ruhig um den Verein gewesen. Ich bin nun seit Ende Mai 2021 Präsident und gemeinsam mit dem fast zehnköpfigen Vorstand möchte ich nicht nur die Anzahl der eingereichten Biere bei der Staatsmeisterschaft auf über 1.000 erhöhen, sondern auch die Anzahl der Mitglieder des Vereins. Wir haben derzeit mit lediglich 29 eine noch recht überschaubare Anzahl an weiblichen Mitgliedern. Auch da gibt es Aufholbedarf. Zumindest haben wir im Vorstand eine Vertreterin, das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Geografisch ist der Westen Österreichs, der so viele tolle Brauereien hat, bisher bei uns im Verein unterrepräsentiert. Hier ist unser Bestreben, den BiertrinkerInnen in Tirol und Vorarlberg den Verein näherzubringen, sodass dann hoffentlich auch dort schon bald Stammtische stattfinden werden.

Wir haben unser Ziel erst dann erreicht, wenn der Gast in einer Gastwirtschaft ganz selbstverständlich ein bestimmtes Bier oder eine bestimmte Sorte Bier bestellt und nicht mehr nur ein Bier. Oder aber wenn er zumindest mit der Frage rechnet, „Was für ein Bier wollen Sie denn? Wir haben fünf verschiedene Biere im Ausschank«. Wie schon gesagt, die Biervielfalt ist ein zartes Pflänzchen, das alle BierkonsumentInnen gemeinsam pflegen sollten.

Was ist die Bier IG? Die Bier IG ist die Interessengemeinschaft der österreichischen BierkonsumentInnen. Der Verein ist unabhängig und wird nicht von Brauereien oder anderen Organisationen kontrolliert.

Weitere Infos und Kontakte zur Bier IG Website: www.bierig.org Mitgliedsbeitrag: € 30 pro Jahr Für Interessierte sind die regionalen Stammtische gut geeignet, den Verein und seine Aktivitäten kennenzulernen.


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BIER FRÜHLING 2022

RESPONSIBLY WASTED _TEXT Martin Mühl _BILDER Antbrew Juha-Pekka-Huotari Toivo Heinimäki

Food Waste und Gänsefäkalien waren gestern. Dieses Jahr kommen Schwimmblasen von Fischen beim Brauen zum Einsatz.

D

ie finnische Stadt Lahti liegt am Ufer des Sees Vesijärvi – dessen Name »Wassersee« bedeutet, wie Lahti schlicht »Bucht« heißt. Neben Wasser enthielt der Vesijärvi jedoch auch besonders viele Toxine, unter anderem aus der Holzindustrie. Er galt als eines der am stärksten verschmutzten Gewässer Nordeuropas, 1975 wurde festgestellt, dass er zu kippen droht. Die Nachhaltigkeitsbemühungen der vergangenen Jahrzehnte

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allerdings haben ihn in einer erfolgreichen Renaturierung zu einem der heute saubersten Seen Finnlands gemacht, der nicht zuletzt Teil des Wasserversorgungssystems ist, das auch die Hauptstadt Helsinki versorgt. Heute liefert der wieder fischreiche Vesijärvi auch das Wasser für die Mikrobrauerei Ant Brew. Sie braut seit 2021 die Serie Wasted Potential Beer; Biere, in denen verschiedene sonst ungenutzte Stoffe verarbeitet werden. Einzelne Zutaten wie das Malz sind zwar biozertifiziert, nicht aber Brauerei und Biere. Andere Zutaten wechseln von Jahr zu Jahr: 2021 kamen Zutaten wie Wildkräuter, Food Waste – Orangenschalen aus einem Saftpressbetrieb in der Re-

gion – und Gänsefäkalien aus den Parks rund um den See zum Einsatz. Sie wurden – unbedenklich für Nahrungsmittel – genutzt, um das Malz für ein spezielles Stout zu räuchern. Ein rundes, sanftes Stout mit kräftigem Röstaroma. Anlass der Kreativbiere war, dass Lahti 2021 Grüne Hauptstadt Europas war, ein Titel, der seit 2010 jedes Jahr an eine Stadt in der Europäischen Union verliehen wird. 2022 übrigens an Grenoble in Frankreich. Und Lahti hat noch große Pläne, will bis 2025 CO2-neutral sein – ohne den Kauf von Emissionszertifikaten – und bis 2050 eine »müllfreie Kreislaufwirtschaft« umsetzen. Ein Ziel, das man in der Bewertung der Stadt bereits großteils erreicht hat, allerdings wird nur ein Drittel zu neuem Ausgangsmaterial recycelt, zwei Drittel werden zur Energieerzeugung verbrannt. Die Stadt hat außerdem gemeinsam mit anderen Gemeinden ein Unternehmen gegründet, um Möglichkeiten des Kunststoff-


WASTED POTENTIAL BEER

— Aus dem Vesijärvi werden regelmäßig Fische entnommen, um diesen gesund zu halten. Heuer wurden deren Hausenblasen von Ant Brew zur Filtrierung genutzt. —

recyclings zu beforschen. Und aktuell arbeitet die große Brauerei Hartwall gemeinsam mit dem Energieversorger Lahti Energia daran, bei der Verarbeitung des Malzes im Brauprozess entstehendes Biogas als Energiequelle in der Region zu nutzen.

die getrocknete Schwimmblase – aus internationaler Fischerei gekauft wird. Diese flockt bestimmte Inhaltsstoffe im Bier, die dadurch leichter herausgefiltert werden können, wodurch das Bier

klarer wird. Es ist also nicht davon auszugehen, dass das Blonde Ale mit dem Namen »Find the Fish« irgendwie nach Fisch schmeckt – der regionale Rohstoff kann so aber gut genutzt werden.

Lokale Hausenblase

— Die Wasted-Potential-Biere mit Wildkräutern oder auch Obstresten. —

AUSGABE 18

Bei der Müllvermeidung hilft ein kreativer Umgang mit diversen sonst nicht mehr benötigten Wert- und Werkstoffen. Und so gibt es 2022 ein neues kreatives Bier – für das die Schwimmblasen von Fischen zum Einsatz kommen. Seit Langem werden dem See Fische entnommen, um seinen Nährstoffhaushalt und die restlichen Fische zu schützen. Die Fische und ­ Fischerzeugnisse werden teilweise gratis an die lokale Bevölkerung ausgegeben. Nun werden auch die Schwimmblasen genutzt, und zwar zur Filtrierung des Bieres: Ein Prozess, für den üblicherweise Hausenblase –


TROPENBIER

BIER FRÜHLING 2022

BRAUEN IN DEN TROPEN

_TEXT und BILD Thomas Bassen

Wie das Klima Brauereien auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán beeinflusst.

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ier hat es gerne kühl und dunkel. Da scheinen feuchtheiße Klimazonen zunächst kein günstiger Ort für eine Brauerei zu sein. Und doch gibt es sie, die Brauereien in den Tropen. Warum nehmen diese die erschwerten Bedingungen in Kauf? Gibt es vielleicht auch Vorteile, die der tropische Standort mit sich bringt? Und wie wirkt sich das Klima auf den lokalen Biermarkt aus? Wir haben uns auf der Halbinsel Yucatán, im Südosten Mexikos, bei dortigen Brauereien umgehört. Wir alle wissen: Bier ist ein empfindliches Produkt, das es gerne kühl und dunkel hat. Ist es hingegen hell und heiß, „kippt“ Bier schnell und wird ungenießbar. Deswegen, und wegen der erhöhten Brandgefahr in den Mälzereien, durfte früher nur in den kalten Monaten gebraut werden. In den warmen Monaten zwischen Georgi, dem Ehrentag des heiligen Georgs am 23. April, und Michaeli, dem Feiertag zu Ehren des heiligen Michaels am 29. September, blieben die Braukessel leer. Österreich feiert aus diesem


che. Während Campeche zu einem Großteil aus unzugänglichem Regenwald besteht, sind die anderen beiden Bundesstaaten infrastrukturell gut erschlossen und bilden eines der touristisch bedeutsamsten Gebiete Mexikos. Hier befinden sich unter anderem die Millionenstadt Mérida, Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán und bedeutendes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum, sowie die Riviera Maya an der Karibikküste im Bundesstaat Quintana Roo. Allein deren Dreh- und Angelpunkt Cancún empfing im Jahr 2019 etwa 6,15 Millionen ausländische BesucherInnen. Auch die meisten lokalen Brauereien haben sich in diesen beiden bedeutsamen Gebieten niedergelassen.

Klimatische Herausforderung Die erste yukatekische Brauerei war die Cervecería Yucateca. Sie wurde im Jahre 1900 in Mérida gegründet. Das erste und noch heute erhältliche Bier der Brauerei war das León Negra, ein untergäriges Lagerbier nach Wiener Brauart.

Die Brauerei ist heute Teil der zu AB InBev gehörenden Grupo Modelo und zählt nach einem Neubau 2017 zu den modernsten Brauereien Mexikos. Sie ist die einzige industrielle Großbrauerei auf der Yucatán-Halbinsel. Leider war die Brauerei während des Recherchezeitraumes zu diesem Artikel für eine Stellungnahme hinsichtlich der klimatischen Herausforderungen nicht erreichbar. Doch während das Wetter für die Cervecería Yucateca kein Thema zu sein scheint, über das es sich zu reden lohnt, ist das feuchtheiße Klima für die kleinen Handwerksbrauereien Yucatáns durchaus eine Herausforderung. „Uns macht vor allem die salzige Luft zu schaffen“, erzählt Jeff McGahee, Mitbegründer und Braumeister der Isla Brewing Company auf der Cancún vorgelagerten Insel Isla Mujeres. „Ständig gehen Ersatzteile kaputt, vieles rostet durch. Das Material ist eben nur ‚stainless‘ und nicht ‚stainproof‘. Dann kommt die Insellage hinzu. Die meisten Zutaten und alle Ersatzteile müs-

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Grund auch am 30. September, dem traditionellen Neujahrstag des Braujahres, den „Tag des österreichischen Bieres“. Erst im 19. Jahrhundert wurde dieses Verbot gekippt. Mit der Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde Ende desselben Jahrhunderts wurde das Brauen dann unabhängig von den klimatischen Bedingungen und damit weltweit möglich. Es dauerte nicht lange, bis auch in den Tropen die ersten Brauereien entstanden. Doch trotz sich ständig entwickelnder Technik ist es in tropischen Gefilden bis heute schwerer, dem anspruchsvollen Produkt Bier gerecht zu werden. Die Halbinsel Yucatán trennt den Golf von Mexiko vom Karibischen Meer. Das Klima ist tropisch schwül. Politisch gesehen teilen sich Mexiko, Guatemala und Belize das Gebiet, wobei mit Abstand die meiste Fläche zum mexikanischen Staat gehört. Dieser unterteilt seinen Anteil Yucatáns in drei Bundesstaaten: Das gleichnamige Yucatán, Quintana Roo und Campe-


BIER FRÜHLING 2022

sen per Boot rübergebracht werden. Das funktioniert auch oft nicht alles so reibungslos.“ Auch Karina Muzquiz von der Brauerei Chela de Playa aus Playa del Carmen an der mexikanischen Karibikküste sieht in dem tropischen Klima eine Herausforderung: „Nicht nur, weil gute Kühlsysteme erforderlich sind, sondern auch, weil die Luftfeuchtigkeit in diesem Gebiet eine lange Lagerung des Malzes nicht zulässt und die Geräte aufgrund der hohen

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Oxidation häufig ausfallen.“ Für Carlos Jaime von der in Mérida ansässigen Brauerei Cerveza Ceiba stellten anfangs die Temperaturen während der Lagerung ein Problem dar, weil die Brauerei über keine gekühlten Tanks verfügte. „Eine weitere Herausforderung war die Anpassung unserer Biere an das Klima“, berichtet er. „Wir sind der Meinung, dass es keinen Sinn hat, ausgezeichnete Biere mit übertriebenem Alkoholgehalt und schwerem Körper herzustellen, wenn das lokale Klima es nicht zulässt, diese zu genießen.“ Gerardo Cardenas arbeitet bei der Brauerei Cerveza Patito, die sich ein Stück außerhalb von Mérida befindet. Er sieht die Hitze und die Luftfeuchtigkeit in der Region zwar ebenfalls als eine Herausforderung für die Bierherstellung, ist aber der Meinung, dass diese Nachteile von der heute verfüg-

baren Technologie fast vollkommen wettgemacht würden: „Im Allgemeinen ist die größte Herausforderung die Hitze, daher ist die Kontrolle unserer Kühlkette sehr wichtig. Wir sind ein kleines, handwerkliches Unternehmen, aber wir sind nicht technikfeindlich. Wir streben nach bestmöglicher Qualität und wir wissen, dass diese zum Teil dank der speziellen und immer besser werdenden Brauanlagen erreicht wird.“

Probleme mit Hitze und Wasserhärte Doch trotz aller Bemühungen gelingt es keiner der Brauereien, eine ununterbrochene Kühlung ihrer Biere vom Tank bis hin zu den VerbraucherInnen zu gewährleisten. Vor allem der kühlgeführte Transport ist in Mexiko schwierig und sehr teuer. Und gerade bei hopfenbetonten Bieren kann


TROPENBIER

eine längere Verweildauer in einem 50°C heißen Lieferwagen schnell dazu führen, dass die Biere nicht so bei den KundInnen ankommen, wie sie es verdient hätten und die Brauerei es sich wünscht. Dennoch erwarten Handel und VerbraucherInnen eine lange Haltbarkeit. Daher setzen alle Brauereien, die nicht ausschließlich für den lokalen Markt produzieren, auf die Pasteurisierung ihrer Biere, oft mit Ausnahme der Fassabfüllungen. Um ihre Biere möglichst schonend zu pasteurisieren, hat Cerveza Ceiba eine ungewöhnliche Methode ersonnen: „Die Pasteurisierung wird in einer von uns entworfenen und von einem örtlichen Schmied zusammengebauten Anlage durchgeführt. Diese besteht aus mehreren, mit Wasser unterschiedlicher Temperatur gefüllten, Fässern. Durch die Bewegung der Biere durch die Fässer eliminieren die ‚Schocks‘ von Kälte zu Wärme oder umgekehrt die im Bier verbliebenden Bakterien. Dadurch erhalten wir eine lange Haltbarkeit“, erklärt Carlos Jaime. Lediglich die Isla Brewing Company auf der Isla Mujeres pasteurisiert ihre Biere nicht.

»Wir wollen unsere Biere nicht außerhalb der Insel vertreiben und können es uns deswegen leisten, unsere Biere komplett unbehandelt zu lassen.« ↑ JEFF MCGAHEE, ISLA BREWING COMPANY

„Wir wollen unsere Biere nicht außerhalb der Insel vertreiben und können es uns deswegen leisten, unsere Biere komplett unbehandelt zu lassen“, so Jeff McGahee. Ein weiteres Problem, wenngleich ein kleineres, ist die Härte des Wassers auf der Yucatán-Halbinsel. „Das Wasser ist hart wie ein Fels. Du kannst damit brauen, aber danach hast du einen Calcium-Film, der alles überzieht und

das Reinigen zur puren Qual macht“, berichtet McGahee lachend. Er und seine Frau lassen sich das Wasser deshalb ihren Ansprüchen entsprechend aufbereiten. Eine Brauerei auf der Yucatán-Halbinsel zu betreiben, bringt aber bei Weitem nicht nur Nachteile mit sich. Ganz im Gegenteil: Ist es doch das tropische Klima, das den Brauereien auch in die Karten spielt. Zum einen sorgt es für einen stetigen Bierdurst. Zum anderem locken Sonne und Natur das ganze Jahr hindurch Millionen TouristInnen auf die Halbinsel und bescheren den Brauereien damit einen nie endenden Strom neuer KundInnen. Gerade im Zuge der weltweiten Craft-Bier-Bewegung suchen viele BesucherInnen gezielt die Biere der kleineren, lokalen Brauereien und sind bereit, für ein authentisches Produkt aus der Region auch tiefer in die Tasche zu greifen.

— Die Sudhäuser kleiner Brauereien, wie hier Chela de Playa, unterscheiden sich technisch wenig von denen in unseren Breiten. —

Der Tourismus mag definitiv ein wichtiger Treiber im Wandel der Bierkultur Yucatáns sein, doch auch die Men-

AUSGABE 18

Eine Alternative aus der Region


BIER FRÜHLING 2022

»Wir sind ein kleines, handwerkliches Unternehmen, aber wir sind nicht technikfeindlich. Wir streben nach bestmöglicher Qualität und wir wissen, dass diese zum Teil dank der speziellen und immer besser werdenden Brauanlagen erreicht wird« ↑ GERARDO CARDENAS, CERVEZA PATITO

schen vor Ort wissen die alternativen Biere der lokalen Brauereien vermehrt zu schätzen. So sieht Gerardo Cardenas von Cerveza Patito vor allem in diesem Zusammenspiel den Aufschwung der handwerklichen Brauereien in der Region: „Die Craft-Bier-Bewegung hat die Tür für neue, anspruchsvollere Produkte geöffnet, und auch die lokale Bevölkerung hat begonnen, Craft-Biere als Alternative zu den gängigen großen Marken in Betracht zu ziehen.“ Dabei hilft den unabhängigen Brauereien der Umstand, dass die einzigen beiden früheren lokalen Biere, Montejo und Leon Negra von der Cervecería Yucateca, mittlerweile Marken des größten Bierkonzerns der Welt sind. Für Gerardo Cardenas spiegeln die handwerklichen Biere lokaler, unabhängiger Brauereien fundamentale Werte der

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yukatekischen Kultur wider, die „durch eine Tradition der Unabhängigkeit, der Arbeit, des Gefühls der Beständigkeit, des Stolzes und des Andersseins gekennzeichnet“ sei. Carlos Jaime von Cerveza Ceiba misst auch der kulinarischen Tradition und Vielfalt der Region eine große Bedeutung bei: „Yucatán hat eine große und vielseitige Esskultur. Dadurch sind die Menschen hier offen für Experimente und wissen ein passendes Bier zu ihrem Essen zu schätzen. Unser IPA beispielsweise ist ein Bier mit fruchtigen Pfirsich- und Mango-Aromen. Der Alkoholgehalt ist mit 5,9 Vol.-% moderat und die charakteristische Bitterkeit ist genau bis zu der Stelle vorhanden, an der sie anfangen würde, aufdringlich zu werden. Das Bier eignet sich damit ideal für die Kombination mit vielen lokalen Speisen, zu denen Habanero-Chili-Salsa gereicht wird und trägt dabei gleichzeitig dem tropischen Klima Rechnung.“ Aber auch wenn Craft-Bier in der Region und ganz Mexiko seit Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewinnt, ist es insgesamt gesehen nicht mehr als eine winzige Kohlensäureperle in

einem gut gefüllten Bierglas. Zu den 124,5 Millionen Hektoliter Gesamtausstoß im Jahr 2019 steuerten die 1021 Craft-Bier-Brauereien Mexikos gerade einmal 0,18 % bei, 2021 kratzten sie an der 1-%-Marke. Den Markt kontrollieren die entweder zu AB InBev oder Heineken gehörenden Industriebrauereien mit ihren schlanken Lagerbieren. An diese sind auch die BiertrinkerInnen gewöhnt. Bier ist in Mexiko nach wie vor ein Alltagsprodukt, das vor allem leicht trinkbar und erfrischend sein soll. Das gilt umso mehr für die tropischen Küstenregionen. Daran können und wollen auch die yukatekischen CraftBier-Brauereien nichts ändern. Wenngleich die eine oder andere Brauerei schon mal ein gänzlich aus der Reihe tanzendes Bier wie ein Double IPA oder ein Imperial Stout braut, sind sie sich doch alle bewusst, dass das Klima vor allem leichte und gut trinkbare Biere verlangt. So suchen sie auch nach Wegen, ihre Biere sowohl den Bedürfnissen der meisten BiertrinkerInnen anzupassen, ohne dabei allerdings auf die


TROPENBIER

geschmackliche Vielfalt zu verzichten. Carlos Jaime von Cerveza Ceiba nennt dies die „Tropikalisierung“ der Biere: „Bei der Entwicklung eines Bieres geht es uns nicht nur darum, ein großartiges Bier zu kreieren, sondern auch ein Bier, das die Menschen mit lokalen Gerichten und Aromen kombinieren können und das in heißen Klimazonen wie Yucatán genossen werden kann. Drei unserer Biere, unser Pilsner, unser Wiener Lager und unser Light-Bier, sind deshalb Lagerbiere. Die Ales, die stärker sind, haben Besonderheiten, die sie ideal für das tropische Klima machen. Bei unserem IPA sind es die angepasste Bitterkeit und der moderate Alkoholgehalt. Bei unserem Stout haben wir den cremigen durch einen leichten bis mittleren Körper ersetzt.“ Auch für Gerardo Cardenas von Cerveza Patito ist diese Mischung der Schlüssel zum Erfolg: „Unsere KundInnen wollen andersartige Biere, die sehr leicht zu trinken sind und dabei trotzdem gut gemacht. Wir brauen deshalb Biere, die gut zu unserem Klima und unseren lokalen Gerichten passen.“

Regionale Biere in der Gastonomie Mag der Einfluss der kreativen, unabhängigen Brauereien auf den Bier-

markt gemessen in Zahlen bislang auch noch so klein sein, die Bierkultur des Landes haben diese gewaltig vorangebracht. Das gilt auch für die Bierkultur Yucatáns. Craft-BierBrauereien sind ein fester Bestandteil des regionalen Biermarktes und haben der Halbinsel eine nie dagewesene Biervielfalt gebracht. Vielerorts sind Bierbars und -cafés entstanden und auch in der regionalen Gastronomie finden die lokalen Biere aus unabhängiger Produktion guten Anklang. Den Schwierigkeiten, die sich den Brauereien ob des tropischen Klimas stellen, stehen unterm Strich mehr Vorteile gegenüber, die vor allem in dem starken Tourismus der Region sowie in der kulturell-kulinarischen Tradition Yucatáns begründet sind. Diese Faktoren prägen zusammen mit dem ganzjährig feucht-heißen Klima auch den regionalen Biermarkt. Andersartig und vielfältig, aber dabei möglichst erfrischend, fruchtig und

gut trinkbar – so werden die Biere seitens der KundInnen gewünscht und von den Brauereien entsprechend geliefert. Aber wenngleich die Biere den regionalen Bedingungen angepasst sind, lässt sich der „Spirit“ Yucatáns auch national vermarkten, zumal die großen Biermarkten schon immer das Motto „Leicht und erfrischend“ in ganz Mexiko angepriesen haben. Die meisten yukatekischen Handwerksbrauereien produzieren allerdings ausschließlich für den lokalen Markt. Und auf diesem ist trotz des tropischen Klimas erfrischend viel Bewegung.

Autorenportrait

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Thomas Bassen ist freier Journalist und Texter. Thomas Texte drehen sich stets um die Themen „Entdecken“ und „Genießen“. Besonders gerne schreibt er über gutes Bier, guten Rum und interessante Orte, am liebsten in Kombination. Weitere Kostproben und Kontakt unter mojitopapers.de und thomasbassen.de


BIER FRÜHLING 2022

BIER AUS DER TABAKFABRIK _TEXT und BILD Martin Mühl

Im Frühjahr 2022 wurde in der Tabakfabrik die Linzer Brauerei eröffnet.

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ehr als zwei Jahre hat die Planung und der Bau gedauert. Jetzt sind Sudhaus, Gärtanks und Abfüllanlagen mit einer Kapazität von 600.000 Litern Bier in Betrieb. Aktuell werden drei Sorten direkt in Linz gebraut: das unfiltrierte Linzer Zwickl, das Linzer Edelstahl – ein Willkommens-Geschenk an die Stahlstadt. Der Geheimtipp des Braumeisters Martin Simion: das hopfenbetonte Linzer Pale Ale. Apropos Braumeister: Der Diplom-Braumeister Martin Simion ist genauso wie das Bier ein echtes Linzer Original. Und auch die Zutaten kommen aus der Region. In der Linzer Brauerei wird mit Mühlviertler Hopfen und Wintergerste aus

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Oberösterreich gebraut. Wir konnten das Bier schon kosten und uns davon überzeugen: Dieses Bier passt! Gebraut wird übrigens nach der historischen Rezeptur aus der alten Poschacher Brauerei, einem Linzer Original. Die Linzer Brauerei gehört zur Brau Union.

Design und Technik Seine neue Heimat hat das Linzer Bier in der Tabakfabrik gefunden. Und schon beim ersten Besuch fällt auf, wie fein hier Technik und Design zusammengehen, wie einladend eine Brauerei in dem Alten Gemäuer aussieht. Besuchen kann man nicht nur das hauseigene Lokal »Zur Liesl« (»Deftiges, wie ›die Liesl Stözn‹, Kräftiges, wie Linsen und Knödel und natürlich ›wos Siaßes‹«), sondern künftig auch die Brauerei: Bei einer Führung durch die Brauerei geht es um Historie, Handwerk und natürlich kommt auch das Verkosten nicht zu kurz. Wer mehr als nur schauen will, kann sogar selbst brauen: Ab Sommer gibt’s die »Brauta-

ge«. Dabei lernt man innerhalb eines Tages die Basics des Bierbrauens und kann selbst maischen, kochen, kühlen und vergären. Ab Herbst bietet Braumeister Martin Simion auch Biersommeliers in der Linzer Brauerei aus. www.linzerbier.at

— Braumeister Martin Simion hat sich eine Brauerei nach seinen Vorstellungen geschaffen. —


NEUES UND ALTES BIER

BREW DOG PUNK IPA

MOHRENBRÄU WEIZEN

ERZBRÄU SPRINGBOCK

Aus und in Vorarlberg gibt es nun auch ein Weizenbier von Mohrenbräu – auf Wunsch der BiertrinkerInnen, die dafür abgestimmt haben. Klassischer heller Bernsteinton und typisch weißer Schaum geben die Form vor – in der Nase gibt es Gewürze und natürlich Banane. Dabei ist das Weizen schlank gehalten, um die Trinkbarkeit als Durstlöscher zu gewährleisten.

Das Springbock von Erzbräu ist ein helles, obergäriges Starkbier. Bio natürlich. Vom Start weg sind hier Orangen und eine leicht moussierende Cremigkeit gut wahrnehmbar, hinten raus gibt es Restsüße und ein wenig Bitterkeit. Das Bier besteht locker neben deftigen Speisen und Desserts und eignet sich deswegen hervorragend zur Speisenbegleitung.

BERGKÖNIG BIO HELLES

GUSSWERK DIE ALTE KUH

Dieses Biobier braut Grieskirchner für Hofer – und setzt dabei auf die Leitlinien für Helles: Süffigkeit und weniger Bitterkeit mit einem im Idealfall runden Körper und Geschmackserlebnis. Wenig Perlage gehört hier auch dazu.

Der Salzburger Pionier unter den BiobrauerInnen bleibt experimentierfreudig. Für »Die alte Kuh« wurde das Imperial Stout »Die schwarze Kuh« zwei Jahre in alten Sherry-Fässern gelagert. Herausgekommen ist ein erwartbar vielschichtiges Geschmackserlebnis für entschleunigte Genussmomente.

AUSGABE 18

_BILD Brew Dog, Mohrenbräu, Erzbräu, Hofer, Gusswerk

Brew Dog ist schon lange auf eine Größe angewachsen, die mit Punk und dem Spirit nur mehr schwer vereinbar ist – auch wenn es gelingt dieses Image großteils beizubehalten. Ihr Punk IPA ist sehr wichtiges Bier und hat als einzelnes Produkt soviel ausgelöst, wie wohl nur wenige andere. Das Bier war und ist für viele der Einstieg in Richtung IPAs, definiert für viele, wie IPAs zu schmecken haben und ist als solches ein Einstieg in die vielfältige Welt der handwerklich gebrauten mitunter kreativen Biervielfalt. Nun ist das Punk IPA 15 Jahre alt – und das ohne Zweifel ein Grund zu feiern. Wir gratulieren und wissen, dass wir wohl immer wieder zu diesem Klassiker zurückkehren werden.


BIERTERMINE

BIER FRÜHLING 2022

BIERTERMINE 2022 13.–14. MAI 2022

23.–29. MAI 2022

16.–17. JULI 2022

Craft Bier Fest Wien AUT – Wien, Praterbühne craftbierfest.at

Budapest Beer Week HU – Budapest, Dürer Kert bpbw.hu

Weitraer Bierkirtag AUT – Weitra, Altstadt werk-stadt-weitra.com

13.–14. MAI 2022

10.–12. JUNI 2022

5.–6. AUGUST 2022

Das IPA day! AUT – Bad Radkersburg, Bevog Brewery bevog.com

Mühlviertler Braucamp AUT – Sternstein, Bad Leondfelden bierig.org

Sommerfest Stiegl–Brauwelt AUT –Salzburg, Stiegl Brauwelt stiegl.at

10.–11. SEPTEMBER 2022

10. SEPTEMBER 2022

Craft Brauer Festival DE – Bayreuth, Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt biererlebniswelt.de

Hopfenerntefest AUT – Obertrum, Trumer Privatbrauerei trumer.at

24.–26. JUNI UND 15.– 16. JULI 2022

2.–11. SEPTEMBER 2022

13.–14. MAI 2022 Traiskirchner Bierfest AUT – Traiskirchen, Sportzentrum 2514-bier.at

13.–14. MAI 2022 Beer Craft Bozen IT – Bozen, Schloss Maretsch beercraft.info

20.–21. MAI 2022 Craft Beer & Loop Festival AT – Wien, Böhmischer Prater, Tivoli craftbeerandloop.at

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Salón piva SK – Bratislava salonpiva.beer

2. JULI 2022 Bier & Kulinarikfestival Perg AUT – Perg, Innenstadt xevent.cc

_TEXT Samantha Breitler

Berlin Beer Week DE – Berlin, diverse Locations beerweek.de

15.–18. SEPTEMBER 2022 Wiener Bierfest AUT – Wien, Am Hof wienerbierfest.at

_BILD Craft Bier Fest / claudio farkas

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Wir sind das Bier der Tschechischen Republik. Als einzige Staatsbrauerei dieser durch und durch mit Bier verbundenen Nation wissen wir, worauf es beim Brauvorgang für ein hervorragendes Lagerbier ankommt. Darum lagert Budweiser Budvar länger als das Bier der meisten anderen Brauereien. Nur so bekommt es seinen vollen, tiefgründigen und ausbalancierten Geschmack. Na zdraví! www.budweiserbudvar.at

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