Die Erntekrone
Text: Paul und Inge Ladurner, Fotos: Herta Peer
Beide haben wir’s in unserer frühen Kindheit erlebt – in Südtirol und im Lechtal: Dabei-Sein beim Heuen und dann gegen Abend, hoch oben mitten im duftenden Heu thronend, am schaukelnden Wagen heimfahren, - ein herrliches, königliches Gefühl! Die überschäumende Erntefreude haben wir später auf Kreta gespürt, als die Weinbauern das Auto aufhielten und uns herrliche Trauben schenkten, ohne Geld dafür zu nehmen. Die Teilnahme an der Schöpfungswonne lachte aus ihren Gesichtern. Das alte, ausgemergelte Ehepaar Hannele und Lorenz haben wir im ladinischen Südtirol bewundert, wie sie sorgsam auf 1700 Meter Höhe die buckligen Almwiesen mit der Sense mähten. „Ihr helft’s ja dem Herrgott seine Schöpfung noch verschönern und vollenden!“ - Unsere Bemerkung hat die beiden verwundert und 6
ihre Gesichter zum Leuchten gebracht: „Des hat ins no niemand g’sagt!“. Für uns Städter ist das alles nicht so nah; und doch haben wir alle, ob wir’s wissen oder nicht, als Menschen guten Willens unsere kleine, kostbare Ernte, - wir müssen es einander und uns selbst nur bewusst machen. Die große, kunstvoll gestaltete Erntekrone in der Kirche ermutigt uns, füreinander das ganze Jahr über unsichtbare, bunte „Erntekrönchen“ zu formen, - in Gedanken, Worten und Werken: • •
Da prangt auf einer Wohnzimmertür eine Kinderzeichnung mit Sonne, Wolken, Hagel und einem riesigen Regenbogen, darunter in ungelenker Schrift: „Ihr seiz der Regenbogen egal bei welchem Wetter!“ Da begrüßt ein Erwachsener auf der Straße seinen alten, gebeugten Lehrer: