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F. Berghold Diploma in Mountain Medicine – 20 Jahre Alpinärztekurse

Franz Berghold

Diploma in Mountain Medicine 20 Jahre Alpinärztekurse

20 Years Mountain Medicine Education

SUMMARY

The first course in mountain medicine worldwide was organized and performed in Austria (Großglockner) in July 1992 by the Austrian Society of Mountain and High Altitude Medicine. At the time nobody thought that 20 years later, in July 2011, the number of course participants would reach a 100. In 2011 we had 9 one-week-courses with altogether 513 participants. Since 1992 4680 doctors have passed the courses. 745 passed the examination “Diploma in Mountain Medicine”, and 123 the examination “Expedition Doctor” successfully. Keywords: Diploma in Mountain Medicine, Mountain Medicine Courses

ZUSAMMENFASSUNG

Im Juli 1992 fand der weltweit erste Alpinärztekurs statt, und zwar auf der Oberwalderhütte im Großglocknergebiet, organisiert und durchgeführt von der damals ganz jungen Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin. Dabei hat wohl niemand geahnt, dass 20 Jahre später, im Juli 2011, der bereits einhundertste Kurs über die Bühne gehen würde. Im Jahr 2011 fanden 9 einwöchige Alpinärztekurse mit 513 Teilnehmern statt, das sind mehr Teilnehmer als in Summe auf allen anderen Alpinmedizin-Ausbildungen weltweit. Insgesamt 4680 Teilnehmer absolvierten unsere Kurse. 745 davon bestanden bislang die Prüfung zum international anerkannten Diploma in Mountain Medicine, 123 die Prüfung zur Qualifikation Expedition Medicine. Wie kam es überhaupt zu dieser erstaunlichen, jedenfalls aber unerwarteten Entwicklung? Schlüsselwörter: Diploma in Mountain Medicine, Alpinärztekurse

1. PERSöNlichE VoRbEMERkUNGEN

Ja, gewiss, am Anfang stand eine banale Idee: Wie könnte man das berg- und höhenmedizinische Wissen nicht nur einer selektiven Elite, sondern allen daran interessierten Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung stellen? Aber wie unvorhersehbar sich die Dinge dann oft entwickeln und eine ungeahnte Eigendynamik entfalten! Das kommt mir in den Sinn, wenn ich an die Wurzeln der Alpinärztekurse denke: 1978 verschlug es mich, den Großstädter, völlig unerwartet in das Bergdorf Kaprun, da ich meine Vorstellungen von Alpinmedizin hier am ehesten verwirklichen zu können glaubte. Damit begannen nicht nur meine ersten Höhenexpeditionen, sondern auch viele Jahre der intensiven Bergrettungstätigkeit. Hier lernte ich aber auch bald Fritz Moravec kennen, jene große österreichische Bergsteigerlegende, die am Mooserboden hoch über Kaprun die weltweit erste Kinderbergsteigerschule leitete. Moravec sollte einer der Weichensteller meines Lebens und auch der heimischen Alpinmedizin werden. 1979, ich war gerade vom Broad Peak zurückgekommen, veranlasste er als gewiefter Strippenzieher des damals mächtigen Dachverbandes der Alpinen Vereine Österreichs, mich als Delegierten Österreichs in die neue Medizinische Kommission des Weltbergsportverbandes UIAA zu entsenden. Im Herbst 1979 durfte ich in Turin am Gründungskonvent der später als MEDCOM UIAA bezeichneten Institution teilnehmen. Das Tor zur großen weiten Welt stand auf einmal offen. Aber es sollte sich bald herausstellen, dass diese Welt der Alpinmedizin gar nicht so groß und weit war. Vor allem war sie damals ziemlich elitär und im Übrigen ganz miserabel vernetzt. Es gab zwar einige hochaktive Zentren, zum Beispiel die seit den Fünfziger Jahren in der IKAR (Internationale Kommission für Alpines Rettungswesen) verankerte Bergrettungsmedizin, oder die Höhengurus der USA. Aber man wusste wenig bis gar nichts voneinander und war aneinander auch gar nicht sonderlich interessiert. Der wesentliche Pferdefuß von MEDCOM IKAR (seit 1953) und MEDCOM UIAA (seit 1979) bestand aber von Anfang an darin, dass es sich dabei um reine Delegiertenclubs handelte. Außenstehende, also nicht von den nationalen Institutionen und Verbänden entsandte Ärztinnen und Ärzte waren quasi ausgeschlossen, aber auch Mediziner aus Nicht-Mitglieds-Ländern (so sind beispielsweise die beiden mitgliederstärksten Alpinvereinigungen – DAV und ÖAV – vor Jahren aus der UIAA ausgetreten; damit wären die Bergsteiger und Bergmediziner Deutschlands und Österreichs quasi vom Informationsfluss ausgeschlossen). Im Wissen um dieses Manko gründete die MEDCOM UIAA

1985 in Chamonix die International Society for Mountain Medicine (ISMM). Diese war sowohl als öffentlich zugängliche Fachgesellschaft als auch als Träger und Förderer der wissenschaftlichen Forschung gedacht.

● Die ersten nationalen Vereinigungen für Alpin- und Höhen-

medizin

Sehr bald aber erwiesen sich die weltumspannende Anonymität der ISMM ebenso wie ihre Tendenz zu arroganter wissenschaftlicher Abgehobenheit als kaum überwindbare Defizite der ISMM. Die nationalen Interessen und Gegebenheiten waren zu unterschiedlich, als dass sie unter einem gemeinsamen Dach hinreichend repräsentierbar erschienen. Die ISMM kam demnach mitgliedermäßig jahrelang nicht vom Fleck. Für interessierte Ärztinnen und Ärzte in den einzelnen Gebirgsländern war die Society einfach zu hegemonial, anonym und fremd. Es regte sich jedenfalls zunehmend der Wunsch, überschaubarere Identitäten zu schaffen, nämlich nationale Gesellschaften. Dass die Österreicher die weltweit ersten sein würden, die eine nationale Gesellschaft für Bergmedizin gründen würden, war aber im Rückblick eigentlich bloß purer, schicksalhafter Zufall. Die Geschichte war folgende: Im Mai 1987 fand in Davos ein erster großer Weltkongress für Höhenmedizin statt – mit stolzen 5 (fünf!) Teilnehmern aus dem nahen Österreich (davon waren drei geladene Referenten und nur 2 Teilnehmer, nämlich mein Freund Karl und meine spätere Frau Hildegard). Unglaublich aber wahr: In Österreich

wusste nämlich praktisch keiner von den vielen an der Alpinmedizin interessierten Kolleginnen und Kollegen von dieser Veranstaltung direkt vor unserer Haustüre. Ich war ja als Delegierter Österreichs bei der MEDCOM UIAA informiert und damit privilegiert. Dieses beschämende Dilemma, dieses typische Versagen der bestehenden Strukturen veranlasste noch vor Ort Egon Humpeler, Wolfgang Schobersberger und mich, in einem Davoser Kaffeehaus die Idee einer österreichischen Fachgesellschaft zu überlegen. Ihr Hauptzweck sollte in einer gegenseitigen Informations- und Kooperationsplattform bestehen, zumal damals, 1987, das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. So ein blamables Informationsversagen wie damals mit Davos sollte jedenfalls nie mehr möglich sein. So fand dann am 15. April 1989 die Gründungsversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin (ÖGAHM) statt. Es war uns gelungen, alle in Österreich alpinmedizinisch relevanten Personen an einen gemeinsamen Tisch zu bringen. Die ÖGAHM wurde übrigens bald die heute noch mitgliederstärkste nationale alpinmedizinische Fachgesellschaft. Weitere Gesellschaften folgten bald: In den USA, in Frankreich, Japan, Deutschland, Schweiz, Italien, Spanien, Tschechien usw.

2. DiE ERStEN KURSE

Mir wurde vor allem dann als Präsident der MEDCOM UIAA deutlich bewusst, dass das alpin- und höhenmedizinische Informationsdefizit nicht auf die Alpenländer beschränkt blieb, sondern weltweit vorhanden war. Mit zwei

Schweizer Freunden, meinem Vizepräsidenten Bruno Durrer aus Lauterbrunnen und dem damaligen MEDCOM-IKAR-Präsidenten Urs Wiget aus Lausanne saß ich in diesen Jahren oft nächtelang am Rande diverser Veranstaltungen über dieses Thema grübelnd zusammen. Wir wollten nämlich ein weltweit gültiges, umfassendes alpinmedizinisches Ausbildungssystem entwickeln, das jedem Interessierten zur Verfügung stehen sollte. Besondere Unterstützung sollten dabei die damals eben erst freien osteuropäischen Bergländer erfahren. Uns schwebte schließlich ein einheitliches Curriculum vor, ein von UIAA, IKAR und ISMM gemeinsam getragenes Diploma in Mountain Medicine, basierend auf einem gemeinsam erarbeiteten und ständig überprüfbaren Standard. So etwas gab es bislang noch nicht, auch nicht auf nationaler Ebene, ja nicht einmal in den alpinistischen Paradeländern Österreich und Schweiz. Es fehlte damals schlicht völlig jede Erfahrung mit einer Alpinärzteausbildung.

● Alpinmedizinische Wochenendseminare

Und so begann die junge Österreichische Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin 1990 und 1991 vorerst einmal mit der Durchführung von so genannten Wochenendseminaren, jeweils zu einem konkreten Detailthema (z. B. Lawinenrettung, Höhenkrankheit und dergleichen). Das Publikumsinteresse war von Anfang an groß, aber es sollte sich bald herausstellen, dass ein Wochenende zeitlich zu knapp bemessen war für eine solide Themenbefassung. Dazu kam, dass zwei Wochenendseminar-Teilnehmer auf dem Weg zum Ausbildungszentrum Rudolfshütte in eine Gletscherspalte rumpelten und trotz optimaler Ausrüstung und unverletzt nicht in der Lage waren, sich selbst aus der Spalte zu bergen. Das wies uns auf einen weiteren Schwachpunkt hin: Das meist bescheidene alpinistische Können vieler Alpin- und Höhenärzte. Ein Wochenende war also auch für das Bergsteigen zu kurz – wir müssten es, so unsere Hoffnung, mit einer ganzen Woche versuchen.

● Der weltweit erste Alpinärztekurs

Dieser erste einwöchige Lehrgang hieß „Alpinärztekurs“, fand vom 5. bis zum 12. Juli 1992 auf der Oberwalderhütte statt und versammelte 34 enthusiastische Teilnehmer mit einer Hand voll ebenso engagierter Vortragender. Der erwähnte Spaltensturz an einem der frühen Wochenendseminare war der äußere Anlass, warum wir neben der Alpin- und Höhenmedizin auch einem spezifisch alpinistischem Aus- und Fortbildungsprogramm von Anfang an einen besonderen Stellenwert zugedachten.

Zu diesem Anspruch gelang mir ein unschätzbarer Glückstreffer, der sich aus heutiger Sicht als entscheidend für die Beliebtheit und für den guten Ruf unserer Kurse herausstellen sollte: Ich konnte den bekannten, so charismatischen Bergführer Klaus Hoi, der jahrzehntelang die österreichische Bergführerausbildung leitete und prägte, für unsere Ideen begeistern. Sein exquisites, alpinistisches Lehrerteam hatte von Anfang an die Aufgabe, das selbstständige Bergsteigen der Kursteilnehmer in intensiv betreuten Kleingruppen individuell weiter zu entwickeln. Wenige Wochen später führten die Schweizer Freunde einen ähnlichen Kurs durch. Auf Grund dieser und weiterer ermutigender Erfahrungen und Diskussionen nahm die Idee eines weltumspannenden alpinärztlichen Ausbildungssystems immer konkretere Formen an. 1997 war es dann soweit: Das Ausbildungskonzept (Curriculum) zum internationalen Diploma in Mountain Medicine wurde institutionalisiert. Die späteren Ausbildungs- und Diplomprüfungsrichtlinien beruhen auf den seit 1992 entwickelten Konzepten der Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin und wurden in Übereinstimmung mit den am 27.8.1997 von den Medizinischen Kommissionen der UIAA (Union Internationale des Associations d`Alpinisme) und der IKAR (Internationale Kommission für Alpines Rettungswesen) sowie der ISMM (International Society for Mountain Medicine) beschlossenen internationalen Richtlinien für die Alpinärzteausbildung erstellt. Das österreichische Ausbildungskonzept wurde von der MEDCOM UIAA und der MEDCOM IKAR am 29.8.1997 in Interlaken, von der ISMM am 24.5.1998 in Matsumoto (Japan) und von allen drei Institutionen im Oktober 2007 in

Aviemore (Schottland) als weltweit erstes nationales Alpinmedizin-Ausbildungssystem offiziell approbiert. Seit 1998 wird diese Alpinärzteausbildung gemäß einem Kooperationsabkommen vom 20.10.1997 gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin als österreichischdeutsche Alpinärzteausbildung mit dem Titel „Internationale Lehrgänge für Alpinmedizin“ veranstaltet. Dies wurde von der UIAA, der IKAR und der ISMM am 28.4.1998 zertifiziert und im Oktober 2007 verlängert. Seit 10.8.2000 besteht zusätzlich eine wissenschaftlich-universitäre Patronanz durch das Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck und durch den IFFB Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Salzburg. 2004 erfolgte die Akkreditierung durch die Österreichische Akademie der Ärzte sowie eine adäquate Approbation durch die Bayerische Ärztekammer.

3. AlPiNäRZtEkURSE hEUtE

Aufgrund des großen Interesses – jeder Kurs ist viele Monate im Voraus ausgebucht – fanden im Jahr 2011 neun einwöchige Alpinärztekurse mit insgesamt 513 Teilnehmern statt, das sind mehr Teilnehmer als in Summe auf allen anderen Alpinmedizin-Ausbildungen weltweit zusammen. Die komplexe Struktur ist im Laufe von 20 Jahren in zahlreichen Schritten gewachsen. Es sammelte sich einiges an Erfahrungen an, die unser Ausbildungssystem im Detail permanent weiterentwickeln. Die daraus resultierende Ausbildungsordnung regelt exakt und ganz konkret Zielsetzung, Struktur, Teilnahmebedingungen (Zielgruppen), Lehrinhalte, Diplomprüfungswesen, Administration, Organisation, Durchführung und Finanzgebarung dieser Veranstaltungen. Änderungen dieser Ausbildungsordnung können auf Vorschlag des Ausbildungsbeirates auf der Basis der international gültigen Curriculas (UIAA, IKAR, ISMM) nur von den Vorständen der beiden Gesellschaften beschlossen werden.

INTERNATIONALES ALPINMEDIZINISCHES LEHRGANGS- UND DIPLOMSYSTEM (Stand 2011)

Winterlehrgang

Common Courses

Frühjahrslehrgang Sommerlehrgang

Diploma in Mountain Medicine

Mountain Rescue

Speciality Courses

Expedition and Wilderness Medicine

Diploma in Mountain

Diploma in Expedition Emergency Medicine and Wilderness Medicine

VERANSTALTER

Die Lehrgänge für Alpinmedizin werden im Sinne der statutengemäß festgelegten Zielsetzungen von der Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin partnerschaftlich organisiert und durchgeführt, und zwar in enger Kooperation mit folgenden Organisationen und Institutionen: ✦ Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck ✦ IFFB Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Salzburg ✦ Österreichische Ärztekammer ✦ Österreichische Akademie der Ärzte ✦ Österreichischer Bergrettungsdienst ✦ ÖAMTC-Christophorus-Flugrettungsverein ✦ Union Internationale des Associations d`Alpinisme (UIAA) ✦ Internationale Kommission für Alpines Rettungswesen (IKAR) ✦ International Society for Mountain Medicine (ISMM)

ZIELSETZUNG UND STRUKTUR

Alle Lehrgänge sind von der Österreichischen Ärztekammer approbierte Diplomfortbildungsveranstaltungen und unterliegen daher den entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen und Verordnungen. Diese postpromotionelle Aus- und Weiterbildung von Ärzten in allen Bereichen der Alpin- und Höhenmedizin und der Alpinistik in Theorie und Praxis besteht aus einem dreistufigen Lehrgangssystem:

LEHRGÄNGE (Common Courses)

◆ Winterlehrgang

Skitourenlehrgang mit Schwerpunkten Kälte-, Lawinen- und Höhenmedizin ◆ Frühjahrslehrgang

Fels- und Eiskletterlehrgang mit Schwerpunkt internistische Alpinmedizin ◆ Sommerlehrgang

Hochtourenlehrgang mit Schwerpunkt Berg- und Flugrettung Jeder dieser Lehrgänge dauert 7 Tage. Wegen des großen Andranges findet jeder dieser drei Lehrgänge an zumindest 3 verschiedenen Terminen statt.

AUSBILDUNGSELEMENTE

◆ alpinmedizinische Unterrichte bzw. Seminare ◆ alpinmedizinische Praxisübungen ◆ alpinistische Aus- und Weiterbildung Die medizinischen Lehrgangselemente (Seminare und Praxisübungen) haben gegenüber den alpinistischen Ausbildungsteilen Priorität. Dennoch wird die alpinistische Schulung als besonders wichtig erachtet, da nur alpinistisch versierte Personen auch als alpin- und höhenmedizinisch kompetent erachtet werden. Deshalb umfasst die österreichisch-deutsche Alpinärzteausbildung drei statt wie bei allen alternativen Anbietern zwei Wochenlehrgänge. Das alpinistische Aus- und Fortbildungskonzept beschränkt sich nicht nur auf die Durchführung geführter Gipfeltouren, sondern vermittelt durch zahlreiche und umfangreiche Übungen im alpinen Gelände und mittels eigenständiger Tourenplanung wie Tourengestaltung die individuelle Weiterentwicklung der Fähigkeiten zur selbstständigen Bergsportausübung eines jeden Teilnehmers.

LEHRINHALTE INTERNATIONALE STANDARDS

Von den drei alpinmedizinischen Dachverbänden MEDCOM UIAA, MEDCOM IKAR und ISMM wird seit 1997 ein weltweit gültiger Lehrzielkatalog

präsentiert und permanent weiterentwickelt. Als approbierte Ausbildung bewegen sich unsere Lehrinhalte innerhalb dieser internationalen Lehrzielempfehlung, an deren Weiterentwicklung wir auch selbst aktiv beteiligt sind. Das Ziel dieser internationalen Standardisierung ist eine Vereinheitlichung aller nationalen Alpinärzteausbildungen auf internationalem Niveau sowie die Festsetzung von Qualitätskriterien mit dem Ziel einer gegenseitigen Anerkennung. Approbierte Ausbildungen werden derzeit neben Österreich und Deutschland auch in einigen anderen Ländern vorwiegend Europas durchgeführt (siehe Anhang).

AUSBILDUNGSELEMENTE ALPINMEDIZINISCHE SEMINARE

Dauer pro Lehrgang: 20 Stunden (5 Tage á 4 Stunden). Die lehrgangsbezogene Themenliste wird in Blöcken behandelt, wobei seminarmäßig gestaltete Referate gehalten werden. Grundlage der Seminarunterrichte ist das „Lehrskriptum Alpin- und Höhenmedizin“ in der jeweils zweijährlich aktualisierten Ausgabe.

● Themenkatalog: ◆ Alpinistische Leistungsphysiologie und Sportmedizin ◆ Bewegungs- und Trainingslehre, Steigtaktik ◆ Leistungsstoffwechsel und Bergsporternährung ◆ Grenzen der Leistungsfähigkeit im Alpinsport in verschiedenen Höhen ◆ Ermüdung, Erschöpfung, physiologische Überlebensstrategien ◆ Alpinistische Eignungskriterien aus internistischer Sicht ◆ Bergsteigen mit internistischen Vorerkrankungen – der Kranke am Berg ◆ Orthopädische Erkrankungen und Schäden beim Bergsteigen und Sport klettern ◆ Psychologie des Bergsteigens, Risikomanagement ◆ Physiologie und Medizin der Mittleren, Großen und Extremen Höhen ◆ Alpine Reisemedizin ◆ Medizin des Höhentrekkings und des Höhenbergsteigens ◆ Sportmedizin der Kinder- und Jugendalpinistik ◆ Unfallkunde der Alpinistik und des Wintersports ◆ Alpine Traumatologie ◆ Internistische Notfälle im Gebirge ◆ Hypothermie, lokale Kälteschäden und Lawinenmedizin ◆ Strahlenschäden an Haut und Augen im Gebirge ◆ Alpine Notfallmedizin, terrestrische Bergrettungsmedizin, Blitzschäden

◆ Anforderungskriterien an den Bergrettungs/Bergwachtarzt ◆ Alpine Hubschrauberrettung und Flugrettungsmedizin ◆ Anforderungskriterien alpiner Flugrettungsarzt ◆ Alpinmedizinische Ausrüstung ◆ Geschichte und Entwicklung der Berg- und Flugrettung

● Ausbildungsziele: Vermitteln bzw. Vertiefen umfassender Kenntnisse in allen Bereichen der Alpin- und Höhenmedizin. Die Lehrgangsbezeichnungen „Winterlehrgang“, „Frühjahrslehrgang“ und „Sommerlehrgang“ beziehen sich nicht jahreszeitlich auf den Lehrgangstermin, sondern auf die alpinistischen Themenbereiche des jeweiligen Lehrgangs. Kurzdefinition der einzelnen Lehrgänge: Winterlehrgang: Dieser Lehrgang befasst sich mit dem hochalpinen Winterbergsteigen (Skitourenlehrgang) mit den Schwerpunkten Kälte-, Lawinen- und Höhenmedizin. Einer dieser Winterlehrgänge wird als Einsteigerkurs für Skitourenneulinge im winterlichen Mittelgebirge veranstaltet. Frühjahrslehrgang: Dieser Lehrgang befasst sich mit dem Fels- und Eisklettern mit Schwerpunkt internistische Alpinmedizin. Sommerlehrgang: Dieser Lehrgang befasst sich mit kombinierten sommerlichen Hochtouren mit Schwerpunkt Berg- und Flugrettung.

ALPINMEDIZINISCHE PRAXISÜBUNGEN

Dauer pro Lehrgang: 20 Stunden. Diese finden im hochalpinen Gelände statt, wobei weitgehend in Kleingruppen (Stationsbetrieb) geübt wird.

Themenkatalog:

◆ Ärztliche Erstversorgung am alpinen Unfallort ◆ Ärztliche Betreuung im Notbiwak ◆ Spaltensturz, Hängen im Seil ◆ Lawinenrettungsmedizin ◆ Terrestrische Bergrettungs- und Abtransporttechniken ◆ Hyperbare Therapie im Gelände

● Ausbildungsziele: Die alpinmedizinische Praxis wird im Gelände unter möglichst realistischen Bedingungen erlernt und geübt.

ALPINISTISCHE AUSBILDUNG

Die alpinistischen Gruppen bestehen aus 5 Personen (Frühjahrs- und Sommerlehrgang) bzw. 6 bis 7 Personen (Winterlehrgang). Dauer pro Lehrgang 20 - 40 Stunden. Die alpinistische Ausbildung besteht je nach Könnensstand des Teilnehmers sowohl in der alpinistischen Grundschulung als auch in der individuellen Verbesserung alpinistischer Fertigkeiten und Techniken (gesamtes Sommer- und Winterbergsteigen sowie Techniken des Höhenbergsteigens) im Rahmen eines angepassten Übungs- und Tourenprogramms durch Unterrichte sowie durch spezielle alpinistische Praxisübungen. Darüber hinaus finden Vor- und Nachbesprechungen aller Touren und Übungen statt.

Themenkatalog:

Alpinistische Fortbewegungstechniken

Tourenplanung und Tourengestaltung

Alpine Gefahren und Unfallkunde

Seil- und Sicherungstechniken

Rettungstechniken zur Selbst- und Kameradenhilfe

Alpinistische Ausrüstungskunde Metereologie und Wetterkunde Kartenkunde und Orientierung, GPS Gletscher-, Schnee- und Lawinenkunde Gebirgskunde (Geologie) Biwakbau Alpine Natur und Umwelt

● Ausbildungsziele: Diese werden jeweils mit dem persönlichen Leistungsvermögen und mit dem individuellen Ausbildungsstand der anwesenden Teilnehmer in Einklang gebracht. Oberste Zielsetzung ist die Verbesserung des persönlichen alpinistischen Könnens und der Selbsteinschätzung in Hinblick auf eine sichere Durchführung von Bergfahrten, aber auch das richtige Verhalten bei Notfällen und bei alpinen Bergungsaktionen. Eine intensive Vernetzung von Theorie und Praxis wird angestrebt, und zwar unter bestmöglicher Nutzung des alpinen Geländes, der aktuellen alpinen Bedingungen und des alpinistischen Niveaus der Teilnehmer.

Alpinistische Beurteilung: Am Ende jedes Lehrgangs erfolgt in Hinblick auf eine spätere Diplomprüfung eine Beurteilung jedes Teilnehmers in den Bereichen „Alpinistik“ und „Seiltechnik“ durch den Gruppen-Bergführer (Benotung 1 bis 5). Diese Bewertungen erfolgen streng und objektiv und stellen eine Gesamtbeurteilung dar. Die Beurteilungsliste aller Teilnehmer wird vom alpinistischen Ausbildungsleiter dem jeweiligen Lehrgangsbericht beigelegt.

DIPLOMPRÜFUNGSORDNUNG

DIPLOME

Die von der UIAA, der IKAR und der ISMM weltweit anerkannte österreichisch-deutsche Alpinärzteausbildung kann durch eine einmal jährlich stattfindende Prüfung mit folgenden Qualifikationen abgeschlossen werden, wobei diese beiden Diplome weltweit gültig sind:

● „Diploma in Mountain Medicine“ Voraussetzungen: Eine nach erfolgreicher Absolvierung von Winterlehrgang, Frühjahrslehrgang und Sommerlehrgang bestandene Prüfung, die einmal jährlich abgehalten wird.

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