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LeserInnenmeinung
WIR MÜSSEN REDEN …
LeserInnen an und über uns – Mails, Tweets und hoffentlich Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten.
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BETRIFFT:
.72
»EIER – SIX SHADES OF DOTTERGELB«
DIE GELDANLAGE MIT DEM EXTRA
MEINE DIGITALE
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a.eu M Mai 2021 . www.biora / pril 2021 a ausgabe 72 — ierbar abo NN — aber los e N K os T
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Wichtige Hinweise: Marketingmitteilung gemäß Wertpapieraufsichtsgesetz. Diese Information ist keine Finanzanalyse und stellt weder eine Anlageberatung in biorama #72 noch ein Angebot oder eine Empfehlung beziehungsweise eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Veranlagungen dar. Diese Information ersetzt nicht die persönliche Beratung und Risikoaufklärung durch die Kundenbetreuerin oder den Kundenbetreuer im Rahmen eines Beratungsgesprächs. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen teilweise erhebliche Risiken bergen, bis Privilegiert: Was hat das Bioschwein, das andere nicht haben? LiebLingsfLeischtier Ein Schweinesystem an seinen Grenzen. — 25 hin zum Verlust oder Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Kultiviert: Wann werden wir Cultured Pork aus dem Biolabor essen? — 29 Impressum: Medieninhaber: Gebräunt: Mit regulierter Chemie aus der Tube zum Sommerteint. — 68 Raiffeisen-Landeswerbung Niederösterreich-Wien, F.-W.-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien. Stand: Oktober 2020 (April/Mai 2021) 20RLB_PK_06_Will_Ins_MeineBank_190x250abf.indd 1 25.03.21 10:21 Wie ein Leser Ihnen in der oben genannten Ausgabe schreibt, sind aufklärende und auch kritische Artikel wichtig und Sie erreichen damit ja offenbar Menschen, die dankbar sind um jede Information, auf die sie sonst nicht so stoßen würden. Für KonsumentInnen können Infoquellen wie auch Ihre Zeitschrift einen immensen Beitrag leisten, wenn es um fundierte und vor allem gut recherchierte Hintergrundinformationen geht, die sich sonst nur schwer finden lassen – und die eine nur von eigenen profitorientierten Interessen getriebene Lebensmittelindustrie garantiert nicht liefert. Ja, Herr Schmücking, Alnatura, Rewe und Co. haben erkannt, dass die Menschen kritischer werden und bereit sind, für Bio und vor allem Tierwohl mehr Geld auszugeben, das war’s dann aber auch schon.
Ihr Artikel in so einer Zeitschrift enttäuscht im Jahre doch 2021 sehr. Ihren Wissensstand hätte ich Ihnen vor 20 Jahren noch durchgehen lassen, weiß man doch heute nur zu gut, dass eben der Großteil der angeblichen biologisch kontrollierten Landwirtschaft Tierwohl noch immer nicht achtet und mit den eigenen Auflistungen lediglich blendet.
Lesen Sie gerne die »Wahrheit über Bio-Eier« von Clemens G. Arvay, lesen Sie auf freiheitfuer.tiere.de nach, holen Sie sich Infos bei Peta etc. Dass solche Skandale noch Platz haben, liegt schlicht daran, dass es eben nicht ausreichend Kontrollen gibt.
Wenn Sie ernsthaft Ihre LeserInnenschaft aufklären wollen und selbst ein echtes Interesse an nachhaltigem (und ethisch vertretbarem) Konsum haben und auch verstanden haben, worum es hier geht, dann darf Ihnen so ein Artikel nicht herausrutschen. Damit treiben Sie KonsumentInnen wieder zurück zu Aldi und Co., und die freuen sich natürlich.
Eier von Höfen, die Sie vor Ort kennen, ja, alles andere ist definitiv Betrug, für den es keine Worte mehr gibt. – ANGÉLIQUE CROISILLE AUS LÜBECK, per Mail
Sehr geehrte Frau Croisille! Danke für Ihr Feedback! Wir haben uns als Magazin dafür entschieden, den Biostandard als Basis unserer Arbeit anzusehen. Dieser ist transparent und wird streng kontrolliert. Genau diese Kontrolle macht den Unterschied zu einem mitunter auch nachhaltiger oder tier- und mweltfreundlicher produzierenden, aber nicht kontrollierten Betrieb. Das Biosiegel ist aussagekräftig und die Kennzeichnung bei wenigen Produkten so stringent wie bei Eiern.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass möglichst viele von uns für sich selbst höhere Ansprüche einfordern, strengere Kriterien anzulegen, und entsprechende Produkte kaufen. Das ist nur wünschenswert – im Alltag ist das für viele Menschen unserer Ansicht nach allerdings einfach schwer umsetzbar. Was wir gerne vermeiden wollen, sind vage Vorwürfe, die in den Raum stellen, dass den KonsumentInnen mit dem Biosiegel etwas vorgegaukelt würde oder sie betrogen würden.
Wir haben in der Vergangenheit diverse Debatten, Diskussionen und Entwicklungen redaktionell begleitet (von der Bruderhahn- und Eintagsküken-Thematik über Hybrid-Hühner, alte Rassen und die ökologische Tierzucht von ökonomisch wettbewerbsfähigen Zweinutzungsrassen bis zu Soja als Futterbasis und zur Feed-no-Food-Bewegung) und werden das auch weiterhin tun.
Denn natürlich ist es nötig, sich mit dem Biosiegel und seinen Kriterien zu beschäftigen, dieses auch zu hinterfragen und dazu beizutragen, diesen Standard weiterzuentwickeln, um den heutigen Biostandard zum Standard zu machen.
© JAMJAM | HWB 22,38–29,82 kWh/m²a, fGEE 0,89–0,90. Unverbindliche Visualisierung, Änderungen vorbehalten, kein Rechtsansprucht ableitbar.
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Ausstieg in Fahrtrichtung Linz!
Links ein Göttfried-Teller, der sich sehen lassen kann: glaciertes Bries, Spargel, Stunden-Ei und Erdäpfelstampf. Rechts Marco Barth vom Rossbarth beim Anrichten. Bei dem er mit dem Schöpflöffel ebenso gut ist wie mit der Pinzette.
Kulinarische Streifzüge durch Linz sind eine spannende Sache. Das war auch früher schon so. Richtig bewusst wurde mir das allerdings erst, seit ich nicht mehr in Linz wohne. Mittlerweile pendle ich oft zwischen Westen und Osten, Linz ist kulinarisch mein sicherer Hafen. Da bin ich her, hier finde ich die Geschmäcker meiner Jugend. Großartige Bäckereien, Würstelstände, einen herrlichen Markt und gute Restaurants und Cafés. Darunter auch solche, bei denen Bio mehr als ein Lippenbekenntnis ist.
GENUZLICHER START IN DEN TAG
Starten wir den Tag und die Tour im Hessenpark. Laura Nußbaumer, eine junge Linzerin, die selbst im Grätzl wohnt, liebäugelte schon länger mit einem leerstehenden Pavillon am Park. Er passte gut zu ihrem Traum vom eigenen Café in der Nachbarschaft. Im Juni 2020 eröffnete sie mit dem Nuz das erste vegane Café der Stadt. Es ist ein heller, moderner und entspannter Ort mit hohem Wohlfühlfaktor. Den Tag im Nuz zu beginnen ist jedenfalls sehr zu empfehlen. Vor allem, weil die Kuchen und Torten, die Laura Nußbaumer zaubert, unglaublich gut sind. Der Guglhupf ist sowieso eine Zierde seiner Art. Auch der Cheesecake kann sich sehen lassen. Laura verwendet dafür Graumohn und verfeinert mit rosa Pfeffer. Das sieht nicht nur gut aus, das ist auch geschmacklich großes Kino. Fürs Mittagessen wechseln wir die Donauseite und begeben uns nach Urfahr. 10 Jahre ist es her, dass zwei Wirtinnen einem alten Wirtshaus in Alt-Urfahr neues Leben einhauchten. Sie nannten sich und das Wirtshaus »Die Donauwirtinnen«. Es gab herrliche Flammkuchen, Gemüse und jede Menge regionaler Bioprodukte. Nach erfolgreicher Wiederbelebung verkauften sie das Lokal an vier junge Männer, die auf Kurs blieben. Seither sind Fabian Mayr, Philipp Zauner, Dominik Schütz und Lukas Zauner die Donauwirtinnen. Die Liste der Partner liest sich wie das Who´s who der oberösterreichischen Biolandwirtschaft. Zu Mittag gibt es fair bepreiste Menüs mit bodenständigen Gerichten und immer noch sagenhaft gute Flammkuchen. Bei den Menüs selbst regiert die Vielfalt – die reicht von grandiosem gebackenen Karpfen über gefüllte Paprika und Krautfleckerl bis zu Erdäpfelgulasch mit Lammbratwürstel. Hier zeigen die »Donauwirtinnen«, dass sie richtig gut kochen können und auch Spaß daran haben.
Wer in Linz Lust auf saftige Burger, eine knusprige Schnitzelsemmel oder Döner hat und dabei zwar auf Fleisch, nicht aber auf Geschmack verzichten will: Front Food bietet das in der Pfarrgasse. Gleich hinterm Hauptplatz werden vegane Burger gebraten, die sich sehen lassen können. Und auch keinen Vergleich zum – vermeintlichen – Original zu scheuen brauchen. Am besten sind die großen. »Giant« oder »Big Chiiesy» sind solide Alternativen zu konventionel- »Ob für Grammelknödel zu lem Kettenfastfood. Mittag oder für ein mehr-
HAUBENSACHE ALTSTADT gängiges Menü. Es lohnt.«
Am Rande der Altstadt, genau gegenüber dem legendären Vanilli, befindet sich das Göttfried von Simone und Christian Göttfried. Christian hat als Koch bereits Stationen hinter sich, bei denen Gourmets hellhörig werden: Seevilla in Altaussee, danach Jörg Müller auf Sylt, Hans Haas im Tantris, Heinz Winkler in Aschau. Das macht sich bemerkbar. In diesem Fall in Form einer großartigen Karte. Da wären bei den Vor-
Die Donauwirtinnen können Schweinsbraten. Aber sie können auch veganes Pilztatar mit eingelegten Radieschen und selbst gemachtem Brot. Rechts Cheesecake anders. Von Graumohn umschlossen und mit rosa Pfeffer vollendet im Nuz.
speisen die Blunz‘n Maki. Die sind im Göttfried längst ein signature dish und kommen elegant mit Kraut und Rüben auf den Teller. Hochfein, aromatisch und überraschend. Bei den Hauptgerichten ist der Branzino eigentlich immer eine sichere Bank. Einfach deshalb, weil Christian Göttfried eine geschulte Hand für Fisch hat. So kommt der Branzino zart glasig und gleichzeitig mit festem Biss aus der Küche. Heuer zeichnete der renommierte Gastro-Guide Gault&Millau das »Göttfried« mit 3 Hauben aus. Allerdings ist das nicht das einzige Restaurant mit so einer hohen Auszeichnung. Unweit der Altstadt ist das Rossbarth. Ebenfalls – und zu Recht – mit 3 Hauben prämiert. Der Name setzt sich zusammen aus Sebastian Rossbach und Marco Barth. Die beiden haben das Lokal in Linz zu einem Hotspot für GenießerInnen gepusht. Ein Hauptgang hieß neulich »Lamm, Joghurt, Gurke«. Der Gang überrascht. Barth hat kurz davor Börek gegessen. Also gab es das Lamm als Börek. Das beste Börek, das man sich vorstellen kann. Aber auch der Fisch – marinierte Reinanke –, versteckt unter einem grünen Teppich aus frischer Kapuzinerkresse mit Leindotteröl: ein Gericht, das sich aufgrund seiner Finesse und Eleganz einen Dauerplatz im kulinarischen Langzeitgedächtnis sichert.
Der langen Rede kurzer Sinn: Es lohnt, eine Zugfahrt in Linz zu unterbrechen. Oder überhaupt hinzufahren. Ob wegen ein paar Grammelknödel bei den Donauwirtinnen, für ein mehrgängiges Menü beim Göttfried oder im Rossbarth oder die veganen Cupcakes im Nuz. Ich werde das jedenfalls wieder öfter machen.
Der Kulinarikjournalist und Fotograf Jürgen Schmücking isst nicht nur beruflich, er ist auch gebürtiger Linzer. Sein Streifzug durch seine Heimatstadt ist einer durch Lokale, die alle, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, angeben, biologische Zutaten zu verwenden. Als Betrieb biozertifiziert sind sie sämtlich nicht.