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Eisbär voraus

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Elternalltag

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BÄRENHUNGER

Die eisfreien Sommer der Arktis könnten uns zeigen, wie es einem großen Jäger ohne Lebensgrundlage geht.

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Irina Zelewitz Es steht schlecht um das Eis, das bisher noch das ganze Jahr über den Nordpol bedeckt. Im April 2020 hat eine internationale Studie zum klingenden Titel »Arctic Sea Ice in CMIP6« berechnet, was die Berechnungen aus den jüngsten Sachstandberichten des IPCC (Weltklimarates) für die Artktis bedeuten. Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg, der Koordinator der Studie, für die 21 Forschungseinrichtungen zusammengearbeitet haben, wurde mit seiner Zusammenfassung viel zitiert: »Wenn wir die Emissionen weltweit schnell und deutlich reduzieren und so das Zwei-Grad-Ziel erreichen, wird das Arktiseis trotzdem noch vor 2050 im Sommer immer mal wieder weitestgehend abschmelzen«, sagte der Leitautor der Studie damals, von seinen Ergebnissen überrascht. Konkreter: Irgendwann zwischen 2025 und 2030 könnte es

dem ForscherInnenteam zufolge zum ersten Mal zu einem solchen Sommer kommen. Im Winter wird der arktische Ozean zwar auch dann noch wieder teilweise zufrieren – die Tag-und-Nacht-Gleiche läutet im Herbst die Trendwende ein – wie lange noch, ist aber unklar. Die Folgen für Natur und Klima sind jetzt schon schwerwiegend. Sowohl von der Versauerung der Meere durch die Bindung von aus der Atmosphäre aufgenommenem CO2 als auch von schwindender Eisfläche sind vor allem das Nordpolarmeer und der Nordatlantik betroffen. Dadurch wachsen beispielsweise Meeresorganismen bis hin zu Korallen und Phytoplankton langsamer, die reduzierten Fischbestände ziehen in kühlere Gewässer, weniger Eisfläche reflektiert weniger Sonnenlicht und mehr Wärme wird vom arktischen Meer aufgenommen. Und: Der Eisbär verliert seinen Zugang zu seinem Jagdrevier. Wie gravierend das Verschwinden der arktischen Meeresdecke für ihn wirkt, erklärt Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF Österreich: »Die Hauptbeute der Eisbären sind Robben, denen sie am Atemloch im Eis auflauern. Diese Robben sind ein hochkalorisches Futter, das die Eisbären brauchen, um in den extremen Bedingungen der Arktis zu überleben.« Diese werden indes nicht nur bezüglich des Zugangs zu Nahrung extremer für die Bären, sondern hörere Packeisdriftgeschwindigkeiten verlangen den Tieren auch mehr Bewegung ab, um in ihrem Lebensraum zu bleiben.

Dementsprechend klar ist daher die Abhängigkeit des Eisbären vom arktischen Eis: Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) führe den Eisbären als ›gefährdet‹, doch das Schlimmste stehe ihm noch bevor: »Die Weltnaturschutzunion (IUCN) erwartet in ihrer Prognose bis Mitte des Jahrhunderts einen Rückgang von 30 Prozent bei den Eisbären-Beständen.« Darüber hinausgehende Prognosen gibt es nicht, fügt Scattolin hinzu. »Die Eisbären sind so auf das Leben im Packeis spezialisiert, dass das Verschwinden dieses Eises das Ende der Eisbären sein wird.«

IST DER EISBÄR NOCH ZU RETTEN?

In letzter Zeit war immer wieder von Hoffnungsschimmern fürs Überleben der Eisbären aus eigener Kraft, durch Anpassung, die Rede. Unter anderem im Magazin »National Geographic« wurde dabei auf eine im Juni 2022 im Magazin Science veröffentliche Studie verwiesen, die Anpassungsstrategien bei einer Eisbärpopulation in Südostgrönland identifiziert hat. Die dort lebenden Bären nützen das Eis eines Gletschers zum Jagen und die StudienautorInnen sehen hierin ein Indiz, dass »solche Umgebungen« als Zufluchtsstätte für die Bären angesichts des sich abzeichnenden Verlusts ihres bisherigen Lebensraumes dienen könnten. Der Schutz besonders dieser Population, die gelernt hat, ihr Verhalten anzupassen, sei daher essenziell.

Weniger optimistisch ordnet Georg Scattolin unterschiedliche Anpassungsstrategien der Bären ein: »Die Erderhitzung, »Bürger sind nicht jene, die nur in der Gesellschaft leben, sondern jene, die sie verändern.« (Augusto Boal) So lautet das Motto, mit dem wir die OurPower Energiegenossenschaft 2018 gestartet haben. Und jetzt wird täglich klarer, wie wichtig es gerade bei der Energie ist, dass wir, Bürger:innen, es selbst in die Hand nehmen. Horrende Energiepreise, getrieben von Börsenlogik und Energiehändlern, erschüttern derzeit unsere Gesellschaft zutiefst, wirtschaftlich und sozial. Der Weg der OurPower, als Selbsthilfe gegen niedrige Einspeisepreise konstruiert, erweist sich auch bei hohen Preisen als robust: Der Stromkauf direkt von Erzeugerinnen zu Verbrauchern bei fairer, genossenschaftlicher Kostenteilung sichert beide Seiten gegen das Auf und Ab ‚des Marktes‘. Und stärkt Region und Sicherheit. Das wollen wir ausbauen. Über ourpower.coop verkaufen bereits 230 Kraftwerke ihren Strom an 1300 Nutzer:innen. Bald 700 Mitglieder und ein junges Team bauen tatkräftig an der neuen Energiewirtschaft: Energy-Sharing, Energiegemeinschaften und bald sorgen gemeinsam finanzierte PV-Anlage für Strom zum Selbstkostenpreis. Heut ist OurPower nur in Österreich aktiv, aber von Beginn an als Europäische Genossenschaft SCE gegründet, denn die EU setzt stark auf Bürger:innen-Energie. Die Zeit ist reif, reif, reif. Drum wollen wir schneller und kraftvoller vorankommen und laden jetzt viele ein, sich als Mitglied der OurPower anzuschließen. Du, liebe:r Leser:in, sei angesprochen!

EINLADUNG ZUR KOOPERATIVEN ENERGIEWENDE

Ulfert Höhne, Mitgründer und Vorstand der OurPower Energiegenossenschaft SCE mbH Info: www.ourpower.coop

aber auch andere menschliche Einflüsse, verändern unseren Planeten in einer derart hohen Geschwindigkeit, dass sich langlebige Arten evolutiv daran nicht schnell genug anpassen können. Was wir hier beobachten, sind lediglich Ausweichbewegungen und Verhaltensänderungen.« Es gebe auch Hinweise, dass Eisbären Vogeleier oder Beeren fressen würden, wenn ihnen das Eis wegschmilzt. »Die so beobachteten Po-

pulationen haben aber eine höhere Sterblichkeitsrate als jene Eisbären, die noch von Robben leben können. Sie sind also erst recht von den Rückgängen der Bestände betroffen.«

»Die Eisbären sind so auf das Leben im Packeis spezialisiert, dass das Verschwinden dieses Eises das Ende der Eisbären sein wird.«

— Georg Scattolin,

Artenschutzexperte des WWF

Die Studie »Glacial ice supports a distinct and undocumented polar bear subpopulation persisting in late 21st-century sea-ice conditions«, ist im Juni 2022 in Science erschienen. science.org IST DAS PACKEIS NOCH ZU RETTEN?

Das Leben des Eisbären hängt womöglich von unserem Verhalten ab. Womöglich nicht deshalb, weil wir nicht für seine Misere verantwortlich wären, sondern weil nicht klar ist, ob es schon zu spät für seine Rettung ist. Zusätzlich zur Erderwärmung kommt »auch der Druck auf die Lebensräume durch die immer rücksichtslosere wirtschaftliche Nutzung der Gebiete um den Nordpol – etwa für die Schifffahrt, für nicht nachhaltigen Tourismus oder für die Förderung von Rohstoffen wie Erdöl«, betont Scattolin. Es gibt neben Emissionsreduktionen also durchaus noch weitere Möglichkeiten, den Beitrag zum Aussterben des Bären zu reduzieren. 1973 wurde das erste internationale Abkommen zum Schutz des Eisbären beschlossen, damals war die Hauptgefahr seine Bejagung. Heute liegt die Hoffnung neben den Klimaschutzkonferenzen nun vor allem auf den analogen Weltbiodiversitätskonferenzen: Umwelt- und Naturschutzorgansiationen fordern unisono: Es braucht ein Biodiversiätsregime nach dem Vorbild des Pariser Klimavertrages.

Mittelfristig wird das schmelzende Packeis nicht nur beide Enden der Nahrungskette des Polarmeeres gefährden. Das Dünne Eis auf dem Nordpol ist wie der Bär einerseits mächtiges Symbol, andererseits aber zentraler Indikator für das größere Ganze: Eine Klima- und Biodiversitätskrise, die auch der Krone der Schöpfung die Lebensgrundlage entziehen kann. Doch wenn wir die Klimawende schaffen, wird zumindest das Eis zurückkehren.

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