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Sauber, fair und gut

TEXT UND BILD Jürgen Schmücking

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Bio & Fairness, Seite an Seite.

Mit »Gut, sauber und fair« rief Carlo Petrini, der Gründer von Slow Food, eine Parole aus, die die Philosophie seiner Bewegung auf den Punkt bringt. Lebensmittel müssen nicht nur gut schmecken, sondern auch ökologisch enkeltauglich und sozial verträglich produziert werden. Ein Zugang, der die Menschen und ihre Lebenswelt in den Mittelpunkt stellt und dabei nicht ausschließt, dass sich biologisch hergestellte und fair gehandelte Produkte zu einer stattlichen Marktmacht entwickeln. Während sich für Bio ein gesetzlicher Standard etabliert hat, gibt es mehrere Ansätze und Siegel, die Einhaltung fairer Arbeits- und Handelsbedingungen für KonsumentInnen transparent zu machen. Biolandwirtschaft und der respektvolle Umgang mit LandwirtInnen und ProduzentInnen treten oft gemeinsam in Erscheinung. Manchmal übernimmt der faire Handel die Führung und

Eine Hand voll Terroir. Der Rohstoff für feine Schokopralinen.

Cosme Guerrero leitet die Schokoladefabrik von Conacado und hat stets ein scharfes Auge auf die Qualität von Rohstoffen und Produkten.

Durch Bioaufpreis und FairtradePrämie werden in der Dominikanischen Republik Schulen und Krankenhäuser finanziert, Häuser von Mitgliedern der Kooperative saniert und Schulstipendien für die Kinder der Familien bereitgestellt. nimmt Bio an die Hand. Ein anderes Mal ist es umgekehrt. Anhand eines Beispiels aus der Dominikanischen Republik wird sichtbar, wie es gehen kann: der Kakaobohne.

Die Dominikanische Republik ist kein reiches Land. Genauer gesagt ist es das zweitärmste in der Karibik. Ärmer ist nur noch Haiti, der zweite Staat auf der Insel und damit der unmittelbare Nachbar. Die politische Geschichte der Republik ist turbulent. Unabhängigkeit, Diktaturen, freie Wahlen, Putsch, Bürgerkrieg. Erst die Wahlen 1966 brachten Demokratie und ein kleines Maß an Stabilität. Anfang der 70er-Jahre gab es eine Agrarreform, durch die viele kleine LandwirtInnen zu einem eigenen Stück Land kamen. Kleine Äcker und Felder, kaum größer als 4 Hektar und definitiv zu klein, um davon eine Familie zu ernähren. Etwas später, etwa Mitte der 80er-Jahre, entstanden als Reaktion auf diese Entwicklung die Kooperativen im Land. Etwa Banelino, der Zusammenschluss der BananenproduzentInnen, oder Concado (Coordinadora Nacional de Cacaoteros Dominicanos), die Gemeinschaft dominikanischer KakaoproduzentInnen, oder Cooproagro, eine andere Kooperative, die für den europäischen Markt stark mit der Gepa kooperiert. Die aktuellen Statistiken der Concado sind imposant. Die Kooperative hat mehr als 10.000 Mitglieder, sehr kleine Betriebe mit weniger als drei Hektar Land machen etwa 90 Prozent davon aus. Die Produktionsmenge: 73.000 Tonnen. Das ist ungefähr ein Viertel der gesamten Produktion des Landes. Davon sind bereits 80 Prozent biozertifiziert und etwa die Hälfte Fairtrade-zertifiziert. Der Grund für den hohen Anteil an biologisch zertifiziertem Kakao liegt in der Vergangenheit und in der Armut der ProduzentInnen. Es stand einfach nicht genügend Geld zur Verfügung, um chemisch-synthetischen Pflanzenschutz auf den Plantagen auszubringen. Für die Concado-BeraterInnen war die Umstellung daher eine keine große Herausforderung. Für Isidoro De La Rosa, den Präsi-

Kakao ist neben Kaffee, Bananen und Zuckerrohr das wichtigste Produkt der dominikanischen Landwirtschaft. Die dominierende Kakaosorte der Insel heißt, wie die Insel selbst früher hieß: Hispaniola. Ein Blick über die Hecke. Im Garten der NachbarInnen werden Biokaffeebohnen sortiert.

denten der Kooperative, ist die Verbindung von Fairtrade und Biolandwirtschaft eine Selbstverständlichkeit: »Synthetische Spritzmittel schaden dem Boden und der Artenvielfalt. Sie beschädigen die Lebensgrundlage künftiger Generationen. Und auch die Gesundheit der Bäuerinnen und Bauern. Sie sind in hohem Maß armutsfördernd. Der biologische Anbau ist das Gegenteil davon.« Beim biologischen Anbau wird auf diese Chemikalien und Insektizide verzichtet. Fruchtschalen und Äste werden als natürlicher Dünger genutzt. Die Felder sind großteils Mischkulturen, auf denen auch noch Bananenstauden, Kokospalmen, Zitrusfrüchte, Süßkartoffeln, Gemüse und andere Pflanzen angebaut werden. Hauptsächlich für den Eigenbedarf.

In der Mitte der Insel betreibt Concado eine Schokoladenfabrik. Die Anlage überrascht. Allein die Größe ist beeindruckend. Neue Maschinen, moderne Technik. Ausgelegt ist sie für die Verarbeitung von 26.000 Tonnen Kakao pro Jahr. Das ist ein guter Teil dessen, was in der Dominikanischen Republik angebaut wird. Produziert werden hier (die Fabrik trägt den unsäglichen Namen »Agroindustrial«) Produkte, die für die gewerbliche Nutzung gedacht sind. Also Bohnen, Nibs, Kakaobutter oder Pulver. Verwertet wird, was von den Erntesammelstellen in Hato Mayor, Yámasa oder Bonao angeliefert wird. Die Fabrik selbst steht in San Francisco de Macorís. Die Produkte, die in diesem Werk entstehen, finden auch den Weg in vertraute Regale. Nur in anderer Form. Etwa als Schokolade zum Kochen und Backen der österreichischen Bio-Lebensmittelhandelseigenmarke »Spar Natur*pur«. Oder auch als Orangen-Vollmilchschokolade mit Krokant bei Julius Meinl. Womit der Kreis sich schließt. Sauber, fair und unglaublich gut.

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