Scotland (Unterwasser magazine Germany, 7/2013)

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NACHHALTIG REISEN

UMWELT Hotelkomplexe begraben Natur. Flugreisen schaden der Atmosphäre. Taucher brechen Korallen ab. Doch es gibt auch einen nachhaltigen Tourismus, der der Natur und dem Reiseland etwas zurück gibt. u präsentiert VoluntourismusTipps für Taucher. Text: Josefine Grath

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Fotos: gr. Bild Tim Rock/WaterFrame · Weltkugel style67/Fotolia

URLAUB FÜR DIE

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s gibt eines, was so ziemlich jeder Taucher meidet: überlaufene Tauchplätze. Dort vermutet man oft zu Recht zerstörte Riffe, verdreckte Strände und Abfall im Meer. Dann schon lieber zu den kleinen, schnuckeligen Tauchbasen in fast unberührter Natur. Dass der Reisende somit die Belastung besagter Natur verstärkt, ist ihm oft nicht bewusst. Denn sind wir mal ehrlich: Obwohl in jeder Tauchausbildung der ökologische Umgang mit der Unterwasserwelt gelehrt wird (Lass keine Ausrüstungsgegenstände baumeln! Fass ja nichts an!) denkt man oft nicht darüber nach, welchen Schaden man anrichtet, wenn man sich nur einmal »kurz« an der großen Koralle festhält, damit das Foto nicht verwackelt. Wie wichtig diese Lektionen wirklich sind, sieht man dann wieder an man46 · u 7/13

chen übertauchten Tauchgegenden dieser Welt, die aussehen wie ein Schlachtfeld. Die abgetrennten Glieder der Korallen liegen am Grund verteilt, zwischendrin einige Überlebende, die den Kampf gegen den Massen-Tauchtourismus noch nicht aufgegeben haben. Ein abgeworfenes Stück Blei auf einer zermalmten Hartkoralle hier, ein verlorener Schnorchel dort. Große Meerestiere meiden die überfüllten Gegenden zumeist. Tote Korallen und kaum was zu sehen – das alles, weil sich die Tauchtouristen nicht an die Spielregeln gehalten haben.

Umweltbedrohung Tourismus Über Wasser weicht die Natur den gigantischen Hochhäusern und Hotelkomplexen, die wie Unkraut aus dem Boden sprießen und nach und nach die

Taucher sind Touristen. Und Touristen produzieren Müll. Mancherorts sammeln Taucher den Unrat wieder ein.

Küsten einsäumen. Irgendwo muss ja Platz sein für die vielen Badegäste. Dass der Tourismus ganze Landstriche verändert hat, ist kein Geheimnis. Aus Authentizität, landestypischer Architektur und Lebensweise wird nach Einmarsch des Massentourismus ein Mischmasch aus der dortigen Kultur und der der zahlenden, meist westlichen Kunden, denen die Reiseagenturen und Hotels es möglichst recht machen möchten. Fühlen Sie sich ganz wie zuhause! Das hört auch bei der Verpflegung nicht auf, denn wer will in Ägypten schon auf Hamburger, Pizza und Co. verzichten und das Risiko eingehen, in den zwei Wochen des Aufenthalts von regionaler Kost leben zu müssen? Und eigentlich sind diese 35 Grad

Celsius auch viel zu heiß! Gottseidank gibt es im riesigen Luxusresort eine Aircondition, die sämtliche Räumlichkeiten auf angenehme 20 Grad herunterkühlt. Nicht selten ist (zumindest für Nichttaucher) das Meer dann auch noch zu salzig, zu dreckig, zu wellig oder doch zu kalt. Ein Glück, dass es sich in der ausgedehnten Poollandschaft so herrlich entspannen lässt. Das Meeresrauschen kann man ja im Hintergrund hören. Doch dieser Luxus kostet – vor allem die Umwelt. Vielen Reisenden ist gar nicht bewusst, wie sehr ihre Erholung in fernen Ländern die Natur belastet und zur globalen Erwärmung beiträgt. Zwei Prozent der globalen Kohlenstoffdioxid-Emissionen sind allein auf Flugverkehr zurückzuführen – Tendenz steigend! Denn während im Jahre 2011 bereits über 989 Millionen Menschen um die Welt flogen, so wird sich diese Zahl Schätzungen zufolge bis 2020 auf 1,5 Milliarden internationale Reisende erhöhen. Dabei werden beispielsweise auf der Strecke von München nach Hurgadha (Hin- und Rückflug) etwa 2230 Kilogramm CO2 ausgestoßen – und das pro Passagier. Um das so emittierte CO2 wieder zu neutralisieren, müsste jeder Passagier dieses Fluges vier Bäume pflanzen! Unmengen an Wasser werden benötigt, um den Gästen auch in trockenen Gebieten ein grünes, fruchtbares Urlaubsparadies zu präsentieren, selbst wenn vor Ort Wasserknappheit herrscht. In einem Luxushotel liegt der Wasserverbrauch pro Person bei 180 Litern – pro Nacht! In den touristischen Hochburgen der Welt kommen und gehen die Urlaubsgäste und lassen nichts zurück als ihr Geld und die Zeichen des westlichen Konsumverhaltens: Müllberge, für deren Recycling oftmals die Technologien und Gerätschaften fehlen. Entspannen wir uns auf Kosten unserer Destination?

Reisen ja – aber bitte nachhaltig Mit dem wachsenden Bewusstsein für die globale Erwärmung im Speziellen und den Umweltschutz im Allgemeinen steigt die Nachfrage nach nachhaltigem Tourismus. Dieser soll die negativen Auswirkungen des Reiserummels auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt in den Gastländern minimieren und den Menschen vor Ort ein größeres, faireres Stück vom »Profitkuchen« garantieren. Umweltverträglicher Urlaub in möglichst un-

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG BEDEUTET, DEN BEDARF DER GEGENWART ZU DECKEN OHNE DEN ZUKÜNFTIGEN GENERATIONEN IHRE MÖGLICHKEIT ZU NEHMEN, IHREN EIGENEN BEDARF ZU DECKEN. World Commission of Environment and Development 1987

berührter Natur, bei dem man die unverfälschte landestypische Kultur kennen lernt – das genau ist Ökotourismus, besser bekannt unter dem englischen Begriff Ecotourism. Diese nachhaltige Urlaubsvariante bereist zumeist Naturschutzgebiete und vermittelt den Urlaubern Bewusstsein und Respekt für ihr Urlaubsland. Eco-Hotels und Resorts berücksichtigen Umweltfaktoren wie CO2-Emission und Recycling bei der Unterbringung und Versorgung ihrer Gäste – und büßen trotzdem nichts von ihrem Komfort ein. Öko-Luxus eben. Auch die Kosten für den Öko-Urlaub kommen der Erhaltung der regionalen Naturreservate zugute. Des Weiteren profitieren auch die Einheimischen, unter anderem durch einen sicheren, fair bezahlten Arbeitsplatz in einem der Eco-Hotels.

Vom Eco- zum Voluntourismus Vor allem für junge Menschen, die sich sozial engagieren und die Welt bereisen möchten, ist Voluntourismus die ideale Lösung, die perfekte Mischung aus Freiwilligenarbeit und Urlaub. Hierbei unterstützen die freiwilligen Helfer (Volunteers), angeleitet von qualifizierten Mitarbeitern, Projekte von Hilfs- und Naturschutzorganisationen in aller Welt. Entwicklungshilfe in Afrika, Naturschutz in Mexiko – das Portfolio ist vielfältig. Voluntourismus bietet dem Reisenden die Chance Land, Leute und Kultur einer Nation auf eine einzigartige, umweltschonende Weise kennen zu lernen – und dabei dem Gastland etwas zurück zu geben. Nach Luxus sucht man bei dieser Variante vergebens, denn hier steht der Dienst an der guten Sache im Vordergrund. Voluntourismus ist in: Nach Angaben der World Tourism Organisation (UNWTO) liegt die Zunahme des Voluntourismus bei 20 Prozent (zum Vergeich: Allgemein nimmt der Tourismus weltweit nur um rund sechs Prozent zu). Doch auch unter den Anbietern für Voluntourismus-Exkursionen gibt es schwarze Schafe. Deshalb unbedingt auf

eine renommierte Organisation achten, auf qualifizierte Betreuer und Kostentransparenz, denn ein Großteil der Kosten der Voluntourismus-Reisen geht direkt an die Organisation und finanziert Forschung oder Entwicklungshilfe. Generell gilt, dass soziale Projekte wie Entwicklungsarbeit oder Lehrtätigkeit einige Zeit beanspruchen, damit sie wirklich etwas bewegen. Ein tatsächlicher Nutzen für die Gemeinschaft vor Ort besteht deshalb erst ab einer Aufenthaltsdauer von einem bis mehreren Monaten. Im Naturschutz dagegen kann auch in kurzer Reisezeit viel erreicht werden.

Und die Meere? Freiwillige vor beim Meeresschutz! Besonders hier ist die Forschung auf freiwillige Helfer angewiesen, und für Taucher hat der Voluntourismus erhebliche Vorteile: Die marinen Freiwilligenarbeitsprojekte finden zumeist in fast unbetauchten Gewässern statt, die für ihren Artenreichtum bekannt sind. Organisationen wie Reef Check haben es sich zur Aufgabe gemacht, an den internationalen Riffen Inventur durchzuführen und suchen laufend nach zertifizierten Tauchern, die Reef Check Projekte rund um den Globus unterstützen. Die »freiwilligen Taucher« helfen unter der Anleitung von Meeresbiologen, die verschiedensten Meeresspezies zu erforschen und zu verstehen. Ob an Deck eines Forschungsschiffes oder unter Wasser: So nah wie bei der Forschungsarbeit kommt man Walen, Delfinen, Rochen, Walhaien und Co. nur selten. Oftmals kann der Volunteer während der Forschungsarbeit einen weiterführenden Tauchkurs absolvieren. Für die, die gar nicht genug bekommen können von Meer und Freiwilligenarbeit, empfiehlt sich die Kombination aus Divemaster-Programm und Meeresschutz-Forschungsarbeiten, für die man sich mindestens fünf Monate in fremde Gefilde begibt. Eine Auswahl von zehn spannenden Voluntourismus-Projekten findet sich auf den nächsten Seiten. p

NACHHALTIGER TOURISMUS

Foto: Daniel Brinckmann

NACHHALTIG REISEN

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NACHHALTIG REISEN

%BVFS BC 8PDIFO t 1SFJT FYLM 'MVH BC &VSP t 8BOO HBO[KĂŠISJH Erleben Sie Walhaie vor der SĂźdkĂźste Mosambiks in ihrem natĂźrlichen Lebensraum. Als freiwilliger Helfer unterstĂźtzen Sie die Forschungsarbeit nahe des KĂźstendorfs Tofo und tragen einen wichtigen Teil zum Erhalt der Walhaie und anderen Meeresbewohnern Mosambiks bei. Ein GroĂ&#x;teil der Volunteer-Aktivität besteht darin, Unterwasserfotos zur Identifizierung einzelner Tiere zu machen. Im Paket eingeschlossen ist ein PADI-Tauchkurs (beziehungsweise Fortgeschrittenenkurs oder Forschungstauchgänge zum entsprechenden Gegenwert). ď Š www.realgap.de/mosambik-schutz-der-walhaie

SEYCHELLEN: PADI DIVE MASTERďšşPRAKTIKUM UND MEERESSCHUTZďšşTRAINING %BVFS 8PDIFO t 1SFJT FYLM 'MVH BC 64 %PMMBS t 8BOO +BOVBS "QSJM +VOJ PEFS 4FQUFNCFS FĂźnf Monate Rundum-Sorglos-Paket auf den wunderschĂśnen Seychelleninseln Mahe und Curieuse. Und das Ganze zum Wohle der Natur: In den ersten zwĂślf Wochen Ihres Aufenthalts im tropischen Paradies arbeiten Sie an wichtigen Meeresforschungsprojekten wie der Ăœberwachung der Korallenriffe, dem Studieren des Walhai-Wanderverhaltens oder auch der Erforschung der SeeschildkrĂśten-Eiablage. Zudem helfen Sie, anliegende Unternehmen von der Wichtigkeit des Meeresschutzes zu Ăźberzeugen. Im zweiten Teil Ihres Praktikums arbeiten Sie bei einem Ăśrtlichen Tauchcenter und erhalten nebenbei ihre Dive Master-Ausbildung. Um an diesem Praktikum teilzunehmen, mĂźssen Sie mindestens das Open Water Brevet besitzen, denn einen groĂ&#x;en Teil der Zeit verbringen Sie unter Wasser. Im Preis inbegriffen sind alle Mahlzeiten, Equipment und Tauchkurse, Unterkunft und Rundum-Betreuung vor Ort. ď Š www.gviusa. com/programs/padi-divemaster-and-marine-conservation-internship-seychelles

SCHOTTLAND: RIESENHAIE, WALE UND DELFINE %BVFS 8PDIFO t 1SFJT FYLM 'MVH CSJU 1GVOE t 8BOO +VOJ o 4FQUFNCFS An der spektakulären KĂźstenlinie der schottischen Hebrideninseln sammeln Sie als freiwilliger Helfer detaillierte Daten zu Vorkommen und Häufigkeit von Delfinen, Walen und Riesenhaien, die durch visuelle Beobachtung, akustische Tonaufnahmen sowie Fotoidentifikation gewonnen werden. Dabei umsegeln Sie die die schĂśne Inselgruppe, schlafen, essen und arbeiten an Bord der Segelyacht – und leisten einen wichtigen Beitrag zum Ăœberleben von Walen und Riesenhaien in schottischen Gewässern. ď Š www.biosphere-expeditions.org/2_week_expeditions

ITALIEN: WALE UND DELFINE IM GOLF VON KORINTH %BVFS 5BHF t 1SFJT FYLM 'MVH BC &VSP &VSP GĂ S 4UVEFOUFO t 8BOO .BJ o 0LUPCFS Im Ligurischen Meer zwischen Italien, Frankreich und Korsika liegt das Pelagos Sanctuary, ein Schutzgebiet fĂźr die Meeressäuger des Mittelmeers. An Bord eines Forschungsschiffes helfen Sie bei der Erforschung von Finnwalen, Pottwalen, Streifendelfinen und vielen anderen Spezies – und zwischen den Beobachtungsschichten bleibt genug Zeit fĂźr einen Sprung ins Blau des Mittelmeers oder fĂźr relaxtes Sonnenbaden. ď Š www.tethys.org/expeditions

AFRIKA

Fotos: li. Seite o. Alex Tattersall/WaterFrame ¡ Mi. re. Mathew Watkinson/HWDT ¡ u. Michael Weber/Mauritius Images ¡ re. Seite o. Daniel Brinckmann ¡ Mi. li. und Mi. re. Martin Strmiska

EUROPA

VOLUNTOURISM: PROJEKTE

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