3 minute read

Nordwall Classic Garage e. V

Werner Lang – der Vater der Rennpappe

Nach abgeschlossener Lehre als Former in Schwarzenberg besuchte Lang die Handels- und Gewerbeschule. 1940 begann er ein Studium Maschinenbau und Fahrzeugtechnik an der Ingenieurschule Zwickau. Durch Kriegsdienst wurde das Studium unterbrochen. Wiederaufnahme 1945, mit dem Abschluss 1949 als Ingenieur. Als technischer Direktor arbeitete Lang bei Horch. Nach dem Zusammenschluss von Horch und Audi wurde Werner Lang Chefkonstrukteur im VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerke Zwickau. Von 1970 bis 1983 zeichnete Lang maßgeblich für die Weiterentwicklung des Trabant verantwortlich.

Advertisement

Lang: „Ich wollte den Trabant nie bauen“. Das Auto wurde aus der Not geboren. Es war für mich keine Herausforderung, sondern ein Rückschritt, daher bin ich heute nicht stolz auf den Trabant“. Sein Herz hing an der letzten Entwicklung von Horch. Der P 240 war ein großartiges Auto. Sechs Zylinder – Viertaktmotor, 80 PS, 140 km/h Spitze. Allerdings mit 27.000 Ostmark nicht für den Arbeiter und Bauern. So kam der P 50 für 7.650 Ostmark auf den Markt, ein Auto für immer. Er sollte nie weiterentwickelt werden, sagt Lang. Der 601 war ein Schwarzbau, er war von der Partei und Regierung nicht gewollt. Wurde später genehmigt und ein Verkaufsschlager. Seine schlichte Existenz sprach für den Trabant. „Er hat uns überall hingebracht“ – diesen Satz hört man noch heute zwischen Erzgebirge und Ostsee. Alles Drängen nach Modernisierung vom Trabant wurde von der Parteiführung abgeschmettert. In Zwickau sprudelten Ideen. Prototypen wie Trabant 602, 603, 604 und 610 wurden geheim entwickelt. Leider kam der Typ 603 nicht über das Prototypenstadium hinaus. Für diese modernen Konstruktionen wurden in Zwickau verschiedene Triebwerke getestet. Darunter ein Wankel Motor und der 3 Zylinder Wartburg Motor. Der P 603 sollte 1967 in Serie gehen. Zur gleichen Zeit steckte der VW – Konzern in großen Schwierigkeiten. Den Käfer mit seinem luftgekühlten Boxer wollten die Kunden nicht mehr. Eine Vorlage des Prototyps Trabant 603 landete auf den Tisch im Politbüro von Günter Mittag. Er ließ in Zwickau anrufen und ordnete den Entwicklungsstopp an. Alle Prototypen sollten vernichtet werden, die Konstruktionsunterlagen in Berlin abgegeben werden. Werner Lang ließ es nicht beim stillen Protest, und widersprach offiziell. Darauf folgte die Strafversetzung für 2 Jahre nach Ludwigsfelde. Der Sachse und Formgestalter Karl Claus Dietel entwarf sieben Generationen des Trabants. Kein Entwurf ging je in Serie. Sein größter Coup und tiefster Rückschlag war der Trabant 603. Dietel präsentierte 1966 das Funktionsmuster vom P 603, mit Steilheck, Frontantrieb und runden Scheinwerfer. Alles Dinge, die sich später so im „Golf“ wiederfanden. Sein „Trabbi“, der später zum Golf wurde, ließ Dietel sein Leben lang nicht los. Dietel: “Werner Lang, unser ehemaliger Chefkonstrukteur, war fest überzeugt, dass der Golf nicht ohne unseren Trabbi 603 denkbar gewesen wäre, und das sage ich heute auch“. Mit EX-VW-Vorstandschef Carl Hahn tauschte sich Dietel zuletzt über die Design Zufälle aus: „Er bestreitet das mit dem Golf!“ Im Jahr 2014 bekam Dietel Post aus Berlin. Diesmal keine Absage von den Chefidiologen der DDR-Planwirtschaft. Dietel erhielt vom Bundeswirtschaftsministerium den Designpreis der Bundesrepublik. Er sagt bescheiden: „Eine Anerkennung meiner Arbeit.“ Der Wartburg 353 ist die Diplomarbeit von Dietel. Die Grabplatte von Werner Lang ist ein Entwurf von Dietel. Über den Namenszug von Werner Lang sind die Umrisse des Trabant 603 eingraviert.

Werner Lang und der Trabant P 601 - Bild -autobild.de

Trabant P602 V

In den Jahren 1965/66 entwickelten die Zwickauer den Trabant P602 V. Die auffälligste Änderung gegenüber dem Trabant P601 ist die Kompaktkarosserie mit Hecktür. Des Weiteren wurde der Radstand um 280mm verlängert, die Hinterachse war mit Schraubenfedern ausgestattet, der Motor hatte 30 PS und ein 30 Liter Tank saß im Heck.

Prototyp P603

Im Jahr 1963 begann die Entwicklung des Trabant P603. Insgesamt wurden 9 Funktionsmuster mit drei verschiedenen Motoren (6 x Skoda-Motor, 2 x Wankelmotor, 1 x WartburgMotor) fertiggestellt. Am 03. April 1970 befahl Honecker das Ende der Entwicklung, trotz Serienreife! Am 30. Juli 1970 wurde die Anweisung zur Vernichtung von Fahrzeugen und Dokumentationen ausgegeben. Ein Fahrzeug sollte zum Schnittmodell umgebaut werden und überlebte unter einer Plane im Hof der Ingenieurhochschule Zwickau.

This article is from: