Dialogabend
canapa Wunderpflanze Hanf 25.05.2016 Universitรก di Bolzano Ein Projekt von blufink in Zusammenarbeit mit:
con il sostegno di:
AUTONOME PROVINZ BOZEN - Sร DTIROL
PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE
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Dialogabend Canapa Wunderpflanze Hanf? Eine Conflict Kitchen im Zeichen des grünen Krautes Hanf, eine lang vergessene und auch ein wenig verpönte Kulturpflanze, weil sich Baumwolle oder Leinen etwa im Textilbereich besser durchsetzten, aber auch weil der Verbots-Nimbus rund um die psychoaktive Substanz Cannabis immer mitschwang. Seit einigen Jahren gibt es jedoch eine kleine Renaissance, was den Hanf- und Cannabisanbau angeht: Zum einen kommen in der Medizin und vor allem in der Schmerztherapie die heilsamen Eigenschaften von Cannabis zum Einsatz, zum anderen wird Hanf als Nutzpflanze für Lebensmittel, Textilien und sogar im Baugewerbe neu entdeckt; aber auch als „leichte“ Droge erfährt das Kraut eine neue Bewertung, siehe einzelne Staaten in den USA oder Spanien, die einen neu regulierten Umgang mit Cannabis bzw. Marihuana gefunden haben. Vielfältig und lebendig war die Conflict Kitchen zur Wunderpflanz Hanf, die am 25. Mai in der Uni Bozen stattfand und Neugierde hervorrief. An 7 Tischen wurden alle möglichen Aspekte von Hanf diskutiert, am Ende stand das Fazit: „Jeder kann etwas dazutun, damit das riesengroße Potential von Hanf verbreitet wird.“
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IMPULSGEBERiNNEN
TAVOLO 01 DAL SOGNO ALLA REALTà REGIONALE KLEINKREISLÄUFE
TAVOLO 02 CANAPA E MEDICINA
TAVOLO 03 VON HANFHÄUSERN, AUTOS, LEBENSMITTELN & KOSMETIKPRODUKTEN
Christoph Kirchler, ecopassion Otto von Aufschnaiter, Aufburg
Stefano Balbo, paziente Dr. Roberto Pittini, anestesista e analgesista
Werner Schönthaler & Philipp Benedetti, ecopassion
TAVOLO 04 LEGALIZATION & CRIMINALIZATION
TAVOLO 05 JUGENDARBEIT & PRÄVENTION
Peter Grünfelder, Cannabis Social Club Valcanover Fabio, Avvocato
Peter Koler, Forum Prävention
TAVOLO 06 UN PIONIERE NELLA COLTIVAZIONE DELLA CANAPA
TAVOLO 07 TESSUTO CANAPA Roberto di Felice, ecotex skonsumo Stefania Zanetti, HEMPFIEBER
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Lorenzo Zanetti, Associazione Canapa Trentina
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TAVOLO 01
DAL SOGNO ALLA REALTà REGIONALE KLEINKREISLÄUFE Christoph Kirchler, ecopassion Otto von Aufschnaiter, Aufburg An Tisch 1 ging es um die konkrete Weiterentwicklung von Möglichkeiten und Vorrichtungen, um den Hanf als Nutzpflanze für Textilien, als Lebensmittel, in der Kosmetik und Medizin etc. voranzubringen. Christoph Kirchler vom Südtiroler Hanfsystem Ecopassion stellte die Vorzüge von Hanf für Mensch und Natur dar: die Pflanze muss nicht gedüngt und nicht gespritzt werden, sie entziehe dem Boden sogar belastende Schwermetalle und trage zur Bodenfruchtbarkeit bei. Nutzhanf, Cannabis Sativa, wächst schnell und widerstandsfähig und kann theoretisch für sämtliche Grundbefürfnisse des Menschen herangezogen werden: Kleidung, Nahrung, Therapie, Hausbau. Genau dies – der vielseitige und deshalb potentiell autarke Nutzen für die Landwirtschaft – habe auch zur Stigmatisierung der Pflanze beigetragen, natürlich auch der psychotrophe Hintergrund. Otto von Aufschnaiter beschäftigt sich seit 1958 mit der Hanfpflanze, er hat sie als Textil in einer Weberei kennengelernt, wo unter anderem Stoffe für Zirkuszelte hergestellt wurden. Seit vielen Jahren setzt er sich dafür ein, dass der Wert des Hanfes in Italien erkannt und verbreitet wird, vor allem in der Landwirtschaft gäbe es gute Möglichkeiten, wenn man nur die geeigneten Technologien hätte; nicht nur die Samen könnten so genutzt werden, sondern die ganze Pflanze, Stengel, Faser, Blätter. Die Vorteile für eine nachhaltige Landwirtschaft liegen auf der Hand, nur muss die Pflanze auch wettbewerbsfähig gemacht werden.
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TISCH 02 CANAPA E MEDICINA Stefano Balbo, paziente Dr. Roberto Pittini, anestesista e analgesista Al tavolo 2 si è parlato dell‘uso terapeutico e medico della canapa. Stefano Balbo ha raccontato di come ha conosciuto la canapa come rimedio non solo antidolorifico, ma anche antispastico e distensivo. Da 26 anni è affetto da sclerosi multipla e nella sua lunga storia clinica ha provato praticamente tutti i medicinali presenti sul mercato. Ma nessuno di questi si è rivelato più efficace dei principi attivi della canapa medicinale. Sativex è un preparato a base di canapa. Il principio attivo vero e proprio è il Nabiximols, che è composto dal famoso Tetraidrocannabinolo (THC) e dal Cannabidolo (CBD). Quest‘ultimo è una sostanza leggermente psicoattiva e ha effetti antinfiammatori, ansiolitici e antinausea. Può avere effetti collaterali, causando problemi di concentrazione o sonnolenza: per questo è importante valutare accuratamente il dosaggio e osservare gli effetti, afferma il dr. Pittini. La prescrizione di canapa ad uso medicinale in Italia è legale dal 2007, ma mancano i decreti di attuazione. Per questo per i pazienti è difficile accedere ai medicinali adatti. Teoricamente qualsiasi medico di famiglia potrebbe prescrivere preparati a base di cannabis, che esistono come pastiglie, oli e tisane, in flaconi nebulizzatori o in forma alimentare. L‘effetto antidolorifico e antispastico, soprattutto nel caso di malattie croniche, è ormai accertato, così come l‘utilità nella cura di una forma di epilessia. La ricerca medica sulla cannabis prosegue comunque a pieno ritmo.
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TAVOLO 03
VON HANFHÄUSERN, AUTOS, LEBENSMITTELN & KOSMETIKPRODUKTEN Werner Schönthaler & Philipp Benedetti, ecopassion Einen Ziegel aus Hanf hatte Werner Schönthaler von ecopassion mitgebracht, ein konkreter Beweis, dass man mit Hanf auch bauen kann. Als nachwachsender Rohstoff hat Hanf alle Vorteile eines gut dämmenden, umweltschonend herstellbaren Baustoffes, der im Neubau, aber auch bei Sanierungen sowie akustischen/thermischen Isolierungen Verwendung findet. Vollkommene bauphysikalische Eigenschaften habe der Hanf, sagt Schönthaler, der selbst im Baugewerbe tätig ist. Hanf wird aber auch als Lebensmittel, als Textil und als Kosmetik von Ecopassion vertrieben. Das Unternehmen im Ahrntal ist ein Pionier auf diesem Gebiet und will Hanf-Produkte und Verarbeitungstechniken in Verbindung mit altem Wissen neu aufbereitet weitergeben. Als Samen, Öl oder Mehl wird Hanf vom menschlichen Organisamus hervorragend aufgenommen, im Textilbereich sind die widerstandsfähigen und schadstofffreien Qualitäten von Hanffasern seit Jahrhunderten bekannt, nun auch bei Schuhen und vor allem im Möbelstoffbereich; im kosmetischen Bereich wirkt die Pflanze vor al-
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lem durch ihre Mischung aus Linolsäuren und Alpha-Linolsäure. Zur Zeit sind Anbau und Züchtungen in Südtirol ein Nischenprojekt, der auch noch aufwändig in Ernte und Weiterverarbeitung ist. Meist wird Hanf importiert, als EU-zertifiziertes Saatgut. Der Markt und die Nachfrage müssen erst noch geschaffen werden, sodass die komplexen Verarbeitungsmaschinen angekauft werden können und sich die industrielle Nutzung lohnt.
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TAVOLO 04
LEGALIZATION & CRIMINALIZATION Peter Grünfelder, Cannabis Social Club Valcanover Fabio, Avvocato An Tisch 4 ging es um die Wege, die zu einer regulierten bzw. legalen Abgabe und Anerkennung von Cannabis führen könnten. Peter Grünfelder, der sich seit Jahren als engagierter Kämpfer um die Nutzung von Hanf/Cannabis/Marihuana bemüht, hat nun den Cannabis Social Club gegründet. Ein Modell, das seinen Ursprung in Spanien hat, wo der Privatanbau von Cannabis in einer Gruppe mit nicht lukrativem Ansatz toleriert wird – zwar nicht legal ist – aber in einer Grauzone existiert. Vor allem gehe es darum, über die Gründung solcher Clubs das öffentliche Ansehen von Cannabis zu verändern; der CSC legt sein Hauptaugenmerk auf die therapeutischen Aspekte bzw. auch auf die Nutzung von Hanf in der Landwirtschaft und anderswo. Der positive Ansatz sei zu fördern, weniger der Kampf um die Legalisierung, dafür sei unsere Gesellschaft offensichtlich noch nicht bereit. Der Trientner Anwald Fabio Valcanover hat eine Unterschriftenkampagne gestartet, die nun auch in die Gemeinden Südtirols getragen wird, mit dem Zweck, ein starkes Signal an die Regierung zu senden, und die Parlamentarische Gruppe zu unterstützen, die 2015 einen Gesetzantrag zur Legalisierung von Cannabis eingebracht hat. Dieser sieht das individuelle und das gemeinschaftliche (in Cannabis Social Clubs) Recht auf Eigenanbau vor, die Erleichterung von Arbeitsprozessen in der kommerziellen Produktion, den größtmöglichen Zugang zu medizinischem Cannabis und unter anderem auch die Entkriminalisierung sämtlicher verbotenen Substanzen und die Freilassung aller wegen Cannabis-Besitzes Inhaftierten.
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Wer möchte, kann die Unterschriftensammlung in seiner Gemeinde initiieren, mehr dazu unter www.cannabissocial.eu
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TAVOLO 05
JUGENDARBEIT & PRÄVENTION Peter Koler, Forum Prävention Peter Koler ist Direktor des Forums Prävention und seit Jahren mit dem Konsumverhalten von Alkohol, Tabak, Medikamenten und Cannabis bei Jugendlichen und Erwachsenen beschäftigt. Nicht jeder Konsum bedeutet Sucht, weiß Koler, aber vor allem in der Altersgruppe von 14 bis 18, 19 Jahren kann ein Suchtverhalten entwickelt werden, wenn bestimmte Faktoren dafür sprechen. In dieser Zeit der Adoleszenz sei es besonders wichtig, die Jugendlichen zu begleiten, ohne sie zu brechen, es sei auch normal, dass in diesem Alter Experimente gesucht und Grenzen getestet würden und somit Begegnungen mit Tabus und Nicht-Erlaubtem stattfinden. Eine Regulierung von Drogen sei insofern wünschenswert, als damit eine Entkriminalisierung einhergehe und die kontrollierte Abgabe von Suchtmitteln möglich ist. Jedoch ist unsere Gesellschaft wohl noch nicht bereit, Drogen wie Cannabis und Marihuana auf eine Ebene mit Alkhohol und Tabak zu stellen. Hier gibt es immer noch große Tabus. Für die besagte Altersgruppe von Jugendlichen würde eine Regulierung wiederum keine nennenswerte Auswirkung haben, denn nur Erwachsene wären von der Entkriminalisierung betroffen.
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TAVOLO 06
UN PIONIERE NELLA COLTIVAZIONE DELLA CANAPA Lorenzo Zanetti, Associazione Canapa Trentina Agricoltura biologica e canapa: di questo ha parlato Lorenzo Zanetti, di Arco sul lago di Garda. Da alcuni anni Zanetti lavora biologicamente un appezzamento di terra insieme a suo padre, sua madre e sua sorella. Si tratta di canapa prodotta da semi certificati a livello europeo, che crescono velocemente e soprattutto senza bisogno di diserbanti o altre sostanze nocive. Dalle piante Zanetti ricava olio e farina. La coltivazione della canapa è semplice, spiega il giovane agricoltore: bastano un pezzo di terra, semi certificati e una dichiarazione alla polizia locale. Da alcuni anni Zanetti distribuisce i suoi prodotti direttamente a panifici e ristoranti nella zona del lago di Garda. Al momento la produzione è limitata. Il raccolto e la lavorazione avvengono manualmente: i macchinari e le tecnologie in questo campo in Italia non sono ancora molto sviluppati. Esiste una rete di produttori di canapa, che Zanetti cerca di valorizzare, per favorire lo scambio d’idee e tradizioni. Solo quando le straordinarie proprietà della canapa saranno note a un pubblico più vasto, si svilupperanno anche possibilità tecniche per facilitarne il raccolto e la lavorazione.
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TAVOLO 07
TESSUTO CANAPA Roberto di Felice, ecotex skonsumo Stefania Zanetti, HEMPFIEBER Hanf als Kleidungs- und Möbelstoff gehört seit Jahrhunderten zur textilen Tradition in Italien und in Europa. Der Siegeszug von Baumwolle und Leinen hat den Hanf zurückgedrängt, doch die Trageigenschaften von Hanf sind nach wie vor erwiesen: das bakterienabweisende, die Saugfähigkeit, die Geruchsneutralisierung, die Aufnahme von Feuchtigkeit. Ein Stoff, der fast zu gut ist, um wahr zu sein! Warum ist die Produktion in Italien seit den 1950er Jahren derart zurückgegangen, ja verschwunden? Sicher auch, weil die Nutzpflanze mit der Drogenpflanze unter einem prohibitionistischen Deckmantel verschwand. Um den Hanf als Stoff, als Textil heute wieder einzuführen und einer breiten Masse bekannt und zugänglich zu machen, bedarf es einiger Strategien, die anregen, sich mit nachhaltiger Kleidung zu umgeben. Paradox mutet an, dass Hanf als Nutz- und Therapiepflanze kaum an den Fachschulen bzw. in den Uni-Studien wie Landwirtschaft oder Medizin gelehrt wird, auch hier sollte ein Umdenken einsetzen. Denn zur Kultivierung der Pflanze gehört die Forschung und Wissenschaft, nur so kann Weiterentwicklung und Innovation entstehen. Ein Netzwerk all jener, die den Hanf als Pflanze propagieren wollen, ist wichtig, auch die politische Lobbyarbeit.
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IMPRESSIONEN
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Warum ist Hanf als Nutzpflanze verschwunden?
Eine stigmatisierte Pflanze!
STATEMENTS SCHLAGWORTE
Hanf kann die Grundbedürfnisse des Menschen abdecken!
Die Pioniersarbeit geht weiter!
Hanf entzieht dem Boden Schwermetall!
Bauen mit Hanf – ein Hanfhaus!
Nachfrage und Markt müssen erst noch geschaffen werden!
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Zwischen 14 und 18 Jahren fängt Suchtverhalten an!
Eine Pflanze, zu gut um wahr zu sein! Cannabis zwischen Tabu und Regulierung!
Legalize it?
Mit Cannabis Grenzen testen!
Cannabis Social Club!
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www.linienwerk.com
Text Christine Helfer ร bersetzung Elisa Grazzi Photography Andreas Bertagnoll
Dankeschรถn & grazie allen Beteiligten.
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