Das Schweizer Magazin fürMode,SchönheitundKultur JUNI 2010 CHF 12.– € 8.– www.boleromagazin.ch
Bikinismit Glam-Faktor EinSommer fürBadenixen CooleCoutureSportswear JeansfürjedenTag Make-up im Farbrausch SOMMERZEIT DieschönstenUhren
ZÜRICH-GUIDE Wo die Stadt im Aufbruch ist MELDEN SIE SICH AN! MitBoleroandieArtBasel ChristianBoros’Bunker ZuGastbeidemKunstsammler AtelierPfister – neueDesignermöbelfürdasTraditionshaus GesundeErnährung WirentdeckenFrüchte undGemüseinSchwarz 06 9 771420 394000
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JAHRE BOLERO
eschenk – : IhrJubiläums-G FeiernSiemituns inuten Entspannung M 1Stunde+ 10 DaySpa im Trois Pommes omitVilla -Paradis Produkten
INHALT juni 2010
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Fashion 92 104
Bademode Am Strand und Pool sind diesen Sommer sanfte Glamournoten angesagt Workout-Wear Die Designer entwerfen Sportliches für den Spaziergang durch die Stadt
Stil 23
News Naive Drucke, kindliche Formen: Wunderwelten von YSL, Miu Miu, Vuitton, Marni
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Trend Heiraten boomt. Sithara Atasoy über die modischen Ansichten der Männer
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Alltag Denim, einst Symbol junger Rebellen, ist heute Teil jeder Standardgarderobe
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Haute Couture Chanel, Dior, Givenchy und Gaultier veranstalten aufwändige Zeitreisen
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Porträt Die Modedesignerin Kazu Huggler vereint in ihrem Stil die Schweiz und Japan
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Fragen an Albert Kriemler, immer gut für Neues – diesmal mit Taschen aus Rosshaarstoffen
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Im Fokus Roberto Cavallis Markenzeichen: Sexappeal, Glamour und üppige Muster
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Laufsteg Der Sommer mags ganz in Weiss – romantisch, grafisch pur oder sportlich
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Uhren Baselworld und SIHH Genf: Neue Zeitmesser von 200 bis 440 000 Franken
Cover MODEL Olga Benenson/ Elite Israel FOTO Tino Vacca REALISATION Elisabetta Cavatorta HAIR & MAKE-UP Noelia Corral/Close Up Milano OUTFIT Weisser Bikini, Gucci. Collier, Missoni. Ohrringe, Sharra Pagano. Harzarmreif, Pellini. Weisse Armreifen, Marina Fossati.
Beauty 69
Farb-Explosion Grell, leuchtend, strahlend: Das sind die Make-up-Codes der Saison
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Shopping Exotik und Leichtigkeit kennzeichnen sommerliche Düfte und Pflegeprodukte
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Health Jüngster Gesundheitstrend: Blumen, Früchte und Gemüse in dunklen Tönen
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Forschung Guerlain ist den Wirkstoffen auf der Spur – in eigenen Gärten rund um die Welt
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Make-up Die Tipps von Topvisagist James Kaliardos für einen makellosen Teint
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Parfum Während die Mode Knalliges favorisiert, setzen die Düfte jetzt auf Understatement
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Vanity Case Lippenstifte von Tom Ford, «Orgasm»-Produkte von Nars, Spa in Cannes
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Test Unschöner Körpergeruch? Miss B. hat untersucht, welche Deodorants die besten sind Unsere Titelthemen sind rot gekennzeichnet
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INHALT juni 2010
20 Jahre Bolero 88
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Jubiläumsgeschenk Luxuriöses Verwöhnprogramm im Trois Pommes Day Spa
Report 62
Kunst Der deutsche Sammler Christian Boros und seine Schätze im Berliner Bunker
Kultur
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Kunst Maler Basquiat in der Fondation Beyeler, Paci-Videos und ein Rheims-Lookbook
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Art Basel Die 41. Ausgabe, eine Schau mit Etabliertem und mit Überraschungen
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Agenda Von Andri Pols Japan-Fotobuch bis zur «Arte povera»-Ausstellung in Liechtenstein
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Musik Cucu Diamantes, Ikone des Latin Pop, dazu die sechs richtigen CDs des Monats
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Design Unter der Ägide von Alfredo Häberli wird Neues für Möbel Pfister entworfen
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Bücher Der türkische Kultautor Murathan Mungan, Romane von Davies, Stassi und Nicoll
Art de vivre 117
Zürich City-Guide Die Stadtkreise 4 und 5 werden zu Magneten für Kreative – mit Tipps
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Reisetipps Das Sofitel Alter Wall in Hamburg, Hermès-Rollkoffer, Südafrika-Buch
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Gourmet-Enzyklopädie Peter Brunner über milden und fruchtigen tasmanischen Pfeffer
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Sextrology Das Monatshoroskop für alle Sternzeichen von Stella Starsky und Quinn Cox
Rubriken
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Inhalt Editorial Marianne Eschbach über Entdeckungsreisen – im Sommer und in Zürich
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Inside und Impressum
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Online Die täglichen Last-Minute-News auf www.boleromagazin.ch
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Salongespräch Opernstar Rolando Villazón über Freiheitssinn und Unpünktlichkeit
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Angesagt Die Choreografin Sasha Waltz feiert mit «Continu» im Schiffbau Premiere
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Aeschbachers Welt Investieren nach der Krise? Klar, aber jetzt in die Milchkuh Lotti
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Event Im Luzerner Theater wurden die Gewinner der «Prix Juste-au-Corps» ausgezeichnet
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Objekt der Begierde Das ultimative exklusive Stück: Jeans aus «Sex and the City 2»
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Leserangebot Mit Kunstexperten die Art Basel entdecken
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Verlosung Wohlfühlprogramm für die Haut: «Liftactiv CxP Total» von Vichy
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Adressen Der Zürcher Concept Store 8001, neue Geschäfte, Reisen im Netz
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Wo zu kaufen Sämtliche Bezugsquellen
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Verlosung Produkte für die Haarpflege: L’Oréal Professionnel – «série nature»
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Kolumne Wladimir Kaminer über die Überlegenheit der Kinder von heute Unsere Titelthemen sind rot gekennzeichnet
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Kunstwerk: Jean-Michel Basquiat, «Boy and Dog in a Johnnypump», 1982 Courtesy, The Brant Foundation, Vereinigte Staaten/2010 ProLitteris, Zürich
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INSIDE text: leoni jessica hof
DINAH HAYT Fotografierte die farbigen Make-up-Looks ab Seite 69. – ist deutsch-mongolischer Abstammung – nach ihrer Ausbildung in Mailand und New York lebt und arbeitet sie nun in Paris – lässt sich von moderner Kunst, Licht und Schönheit inspirieren – das ist ihr wichtig: Musik, herumreisen, Museumsbesuche und für Freunde kochen Bolero: Was ist das Spezielle an dieser Beautystrecke? Dinah Hayt: Die Inspiration war
der amerikanische Maler Jackson Pollock, der mit seinem «action painting» berühmt wurde. Dieses «dripping» wollte ich für die Beautyserie umsetzen.
Bolero Zeitschriftenverlag AG Giesshübelstrasse 62i, 8045 Zürich Tel. 044 454 82 82, Fax 044 454 82 72 service@boleroweb.ch, www.boleromagazin.ch Abonnement/Vertrieb: Abo-Service Bolero Postfach, 4801 Zofingen Tel. 062 746 44 23, Fax 062 746 35 71 abo-service@ringier.ch, einzelverkauf@ringier.ch www.online-kiosk.ch Chefredaktorin: Sithara Atasoy Stv. Chefredaktorin: Marianne Eschbach Art Director: Jürg Sturzenegger Redaktion: Sithara Atasoy (sat), Mode (Leitung) Sara Allerstorfer (sal), Mode (stv. Leitung) Miriam Dembach (dmm), Mode-Redaktorin Marianne Eschbach (mes), Beauty & Health (Leitung) Leoni Jessica Hof (hfl), Kultur (Leitung) Tina Bremer (bm4), Reisen & Reportagen Béatrice Schmid, Korrektorat Grafik: Miki Karrer, Tamaki Yamazaki Bildredaktion: Duong Nguyen Textchefin: Tina Bremer Produktion: Bänz Lüthi Redaktionssekretariat und Honorare: Katarina Griesbach (kgr), Irina Possenti (pti) Giesshübelstrasse 62i, 8045 Zürich Mitarbeiterinnen im Ausland: Martina Riebeck (Modekorrespondentin Mailand) Elisabetta Cavatorta (Modekorrespondentin Paris) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Kurt Aeschbacher, Salvi Atasoy, Christoph Badoux, Peter Brunner, Gian Marco Castelberg, Quinn Cox, Karolina Dankow, Nicolas Duc, Eliane Dürst, Vanessa Fink, Gianluca Fontana, Dinah Hayt, Tom Haller, Wladimir Kaminer, Claudia Landolt Starck, Alessandro Lucioni, Oliver Mark, Thomas de Monaco, Patrick Rohner, Jörg Schwerzmann, Stella Starsky, Tino Vacca, Nancy Wolf, Monsieur Z, Armin Zogbaum Head of Marketing Zeitschriften: Thomas Passen Leitung Anzeigenmarkt Zeitschriften: Martin Tamas Anzeigenverkauf: Mehtap Bulut, Corinna Sarasin Leitung Produktion Zeitschriften: Roland Winkler Leitung Werbung Zeitschriften: Franziska Schmid
TOM HALLER Macht uns ein Bild der Zürcher Kreise 4 und 5, im City-Guide ab Seite 117.
KAROLINA DANKOW Besuchte Kunstsammler Boros in seinem Berliner Bunker, ab Seite 62.
CLAUDIA LANDOLT STARCK Schreibt über Wundermittel und die dunklen Kräfte der Natur, ab Seite 76.
– Zürcher aus dem Chreis Cheib – liebt einsame Momente und Porträts, hinter denen man eine Geschichte erahnt – wenn schon Auto, dann amerikanisch und aus den Sechzigern
– hat in diesem Jahr den Doktortitel gemacht – führt mit Marina Leuenberger die Zürcher Galerie Karma International und ist Transporteur, Handwerker und Businesswoman in einem – liebt ihr Leben zwischen den Extremen: eine Nacht im ungeheizten Künstleratelier, die nächste im Luxushotel
– wird wütend über Gaffer vor ihrem architektonisch interessanten Haus – geniesst Bücher von Ayn Rand und in von der Luft getrocknete Bettlaken zu kriechen – organisiert gern ausladende, laute, südländisch angehauchte Tischgesellschaften nicht unter 20 Personen
Bolero: Was macht das Leben im Kreis 4 besonders? Tom Haller: Mir gefällt das
Rastlose dieses Quartiers, es lebt. Dann gibt es aber auch immer wieder überraschende Momente voller Ruhe und menschenleere Strassen.
Bolero: Was haben Sie in letzter Zeit gelernt? Karolina Dankow: Auf Highheels
zu laufen und Champagner nur noch in Massen zu trinken.
Bolero: Welches ist der schönste Ort auf Erden? Claudia Landolt Starck: Ich
liebe den Leuchtturm bei Penmar'ch in der Bretagne.
Produkt Manager: Katja Bizjak Leitung Kooperationen: Mascia Thommen Anzeigenadministration: Beatrice Meyer Aloui, Tel. 044 259 61 97 Anzeigenverkauf Italien: Studiopep srl, Via Popoli Uniti 20, 20135 Milano, Tel. +39 02 2870496, Fax +39 02 2870171 Anzeigenverkauf Deutschland: Ringier Anzeigen International, Dufourstrasse 49, 8008 Zürich Tel. 044 259 65 11, Fax 044 259 69 96 Anzeigenverkauf übrige Länder: Ringier Anzeigen International, Dufourstrasse 49, 8008 Zürich Tel. 044 259 64 83, Fax 044 259 69 96 Lithos & Druck: Zollikofer AG, St. Gallen Bolero ist auf chlorfreiem Papier gedruckt Abonnementspreise: 1 Jahr CHF 110.–, 2 Jahre CHF 200.–, ab 3. Bezugsjahr Treuerabatt CHF 74.– statt CHF 110.– (inkl. MwSt.). Auslandpreise auf Anfrage, Studentenrabatt: 50%, 3-mal im Jahr sind BoleroMen sowie weitere Sonderausgaben im Abopreis von Bolero enthalten. Einzelverkaufspreis: CHF 12.– (inkl. MwSt.), Bolero erscheint monatlich (10-mal pro Jahr) Bolero wird von der Bolero Zeitschriftenverlag AG, einem Unternehmen der Ringier AG, 4800Zofingen,herausgegeben.DerVerwaltungsratsetzt sich wie folgt zusammen: Kurt Aeschbacher, Thomas Trüb, Martin Werfeli.
OBJEKT DER BEGIERDE,APRIL 2010 Körper und Seele baumeln lassen darf Barbara Martina Säuberli aus Zürich. Sie ist die Gewinnerin des Objekts der Begierde und darf sich in Begleitung drei Tage lang im Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa verwöhnen lassen. Dazu gehören ein romantisches 5-Gang-Gourmetdinner und entspannende Massagen in der Wellnessoase «delight spa & beauty». Die Berglandschaft Graubündens wird sicher ihr Weiteres zu einem unvergesslichen Aufenthalt tun.
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bolero | juni 10 |
Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion und Verlag jede Haftung abgelehnt. ISSN 1420-3944
Die Boleroausgabe 07-08/2010 erscheint am 16. Juni 2010.
ANGESAGT text: leoni jessica hof foto: darmer/davids
Die Tanzmacherin Sasha Waltz gehört zu den bedeutenden zeitgenössischen Choreografinnen. Ihre Tanzinstallationen kennt man rund um den Globus. Im Vorfeld der Uraufführung ihres Stückes «Continu» am Zürcher Schiffbau sprach sie mit Bolero über ihre Arbeit. Aus der Gruppe lösen sich Paare, hier mal ein Trio, dort einzelne Tänzer. Sie sprengen davon, kommen zurück und werden wieder von der Gruppe aufgenommen. Körper werden zu lebenden Statuen und Räume geraten in Bewegung. Und wenn sich Heinz Spoerli, der Leiter des Zürcher Balletts, einen Tanzmacher nennt, gebührt der Deutschen Sasha Waltz sicher nichts Geringeres als der Titel der Tanzmacherin. Denn ihre Aufführungen setzen Massstäbe; dank einer zweijährigen Kooperation mit dem Zürcher Schauspielhaus auch in der Schweiz. Den Auftakt machte im vergangenen Jahr das Stück «Körper», ein Vorgeschmack auf die nun bevorstehende Premiere von «Continu». Ein Werk, das die Choreografin mit dem wachen Blick schon länger beschäftigt. Hier verdichtet Waltz ihre beiden grossen Museumsprojekte zu einem abendfüllenden Stück, der künstlerischen Einweihung des Neuen Museums Berlin von David Chipperfield und dem MAXXI von Zaha Hadid in Rom. Wie kam es zum Treffen der Star-Choreografin mit der Star-Architektin? «Das MAXXI-Projekt ist auf meinen Aufenthalt in der Villa Massimo (Anm. der Redaktion: die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo fördert hochbegabte deutsche > Künstler) im vergangenen Jahr zurück-
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STIL
IM UHRZEIGERSINN Yves Saint Laurents Erdbeeren; www.ysl.com Kette aus kleinen Porzellantassen, von Tom Binns für Walt Disneys «Alice in Wonderland», Preis ca. CHF 1370.– ; www.tombinnsdesign.com Schuh, Miu Miu, Preis ca. CHF 680.–; www.miumiu.com Haarspange «Farandole» in Fuchsia mit Strass, Louis Vuitton, Preis ca. CHF 300.–; www.louisvuitton.com T-Shirt aus dem Charity-Projekt «The Children’s Imaginary World», Marni, Preis ca.CHF 125.–; www.marni.com
—News und Trends. Lolita oder Alice im Wunderland? Naive Drucke und kindliche Formen versetzen einen in Zeiten, in denen man noch an Feen und Fabelwesen glaubte. REDAKTION: SARA ALLERSTORFER LAUFSTEGFOTO: ALESSANDRO LUCIONI
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STIL trend Bolero
BLICKPUNKT
Frauen lieben Mode, Männer weibliche Formen
SITHARA ATASOY Chefredaktorin Bolero
Jedes Mal wenn ich ein neues Kleid trage, fürchte ich einen zynischen Kommentar von meinem Liebsten. Sein Blick auf die Mode ist ein anderer als meiner. Ich stehe nicht allein damit. Auch meine Kolleginnen leiden unter Sprüchen von ihren Partnern, welche ihnen die ganze Freude nehmen. Mein Liebster überrascht mich mit immer neuen Bemerkungen, die von «bieder« über «griechische Silhouette» bis hin zu «das sieht ja aus wie ein Teewärmer!» reichen. Manchmal kann ich lachen, je nach Tagesform verletzt es mich.
TEXT: SARA ALLERSTORFER
Bis vor kurzem war es unpopulär, vor den Traualtar zu treten. Man konnte sich keine bessere Lebensform als das Konkubinat vorstellen. Es bedeutete die Freiheit, jederzeit sein Köfferchen zu packen und dem Partner Lebewohl zu sagen. Was waren schon Konventionen und Traditionen? Das Einzige, dem man sich verpflichtet fühlte, waren die neue Louis-Vuitton-Tasche und der aktuelle Gucci-Schuh. Doch dann das unsanfte Erwachen: Die Finanzwelt und das eigene Konto kollabierten. Ersatz für den Konsum musste her. Und dieser kam in Form von weissen Kleidern, mehrstöckigen Torten und Solitär-Ringen. Was es am «Schönsten Tag im Leben» in puncto Brautkleid, Schmuck und Accessoires sein darf, ist jedem selbst überlassen. Jedoch: «Die Kleider der Bräute sind dieses Jahr körperbetonter und dennoch verspielt, ohne kitschig zu sein», sagt Evelyne Schärer, Gründerin der Hochzeitsplanungsagentur Your Perfect Day. «Viele Bräute tragen die Haare offen mit langem Schleier. Unsere Paare haben immer sehr schlichte und klassische Ringe.» Wir finden: Die schönsten und modernsten Brautkleider designt Alber Elbaz unter dem Namen Lanvin Blanche (gesehen u.a. auf net-a-porter.com). Bei den Dessous ist Agent Provocateur Spitzenreiter. Und Tiffany spricht für sich selbst. 2
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1. Spitzenreiter bei den Dessous von Heiratswilligen: Agent Provocateur. 2. Kostbares Funkeln: Solitär von Tiffany. 3. Lanvin Blanche: Die schönsten Brautkleider schneidert Alber Elbaz.
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Ginge es nach euch, liebe Männer, lägen keine übertriebenen Volumenspiele drin. Keine Empiretaille. Keine Babydoll-Kleider. Und keine Hüllen, wie sie die Japaner in den achtziger Jahren in den Westen gebracht haben. Lange Beine und kurze Röcke hingegen ziehen eure Blicke magisch an, genauso wie körperbetonte Kleider. Bei solchen Diskussionen fällt mir immer wieder der Berlusconi-Sender Rai uno ein. Da blödeln pausenlos Starlets in irgendwelchen TV-Shows um die Wette. Ihre Markenzeichen, ganz im Sinne der Italiener: knappe Kleider, tiefe Dekolletees, lange, blonde Haare. Aber nicht jede muss wie Michelle Hunziker rumlaufen. Frauen sollen die Freiheit haben, sich so zu kleiden, wie es ihnen Freude macht. Persönlich fasziniert mich das Experimentelle. Ich liebe Kleider, die das Gewohnte in Frage stellen, bewundere Menschen, die sich der Innovation verschreiben, ungehindert dessen, ob das, was dabei herauskommt gefällig und verkäuflich ist oder nicht. Mit Sicherheit gefällt es nicht auf den ersten Blick. Aber vielleicht auf den zweiten umso mehr. SITHARA ATASOY ist Chefredaktorin von Bolero. Ihre Leidenschaft gilt der Mode und den Menschen, die dahinter stecken.
Foto: Getty Images (1)
Verliebt, verlobt, verheiratet. Heiraten boomt. Das freut Weddingplaner, Mode- und Schmuckindustrie.
COOL CHIC: BUNDFALTENDENIM MIT 80’S ATTITÜDE ROCKT IN KOMBINATION MIT SATINBODY UND RÖMERSANDALEN. VON OBEN NACH UNTEN: Sonnenbrille von Emilio Pucci, ca. CHF 425.–. Tasche von Proenza Schouler, ca. CHF 1700.–. Kette mit Carbonanhänger und schwarzen Diamanten von Dinh Van, ca. CHF 645.–. Uhr von Hermès, ca. CHF 3215.–. Highheel von Dior, Preis auf Anfrage.
GEBLEICHT UND XXL: Schwarzer Satinbody von Dolce & Gabbana, ca. CHF 860.–. Jeans von Diesel, ca. CHF 190.–. Glamour- Sandalen von Jimmy Choo, ca. CHF 1430.–. Perlenkette mit schwarzen Rosen von Mimi, ca. CHF 3000.–. Sonnenbrille von Super, ca. CHF 165.–. Schwarze Handschuhe von Sermoneta Gloves, ca. CHF 75.–.
Denim Einst waren sie die Arbeitshosen der Goldgräber, Cowboys und bösen Buben des Wilden Westens. Dann wurden sie zu einem Symbol der rebellischen Jugend. Heute gehören Jeans und Denimkleider zur Standardgarderobe aller Generationen. REDAKTION: SARA ALLERSTORFER, MALENA RUDER FOTOS: GIANLUCA FONTANA STYLING: MARTINA RIEBECK
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bolero | märz juni 1010| |
Model: Model: Sharan Bala/PMA Models Hair: Gianluca Guaitoli/Victorias Make-up: Adalberto Pezzaioli/Freelancer Preisangaben ohne Gewähr
STIL im alltag
STIL porträt
GANZ OBEN: Kimonos mit Dahlien- und Mimosenprints aus Kazu Hugglers Kimonokollektion. OBEN: Ketten und Taschen aus Kazu Hugglers Sterling-Silver-Kollektion, die Tasche und der Gürtel rechts sind Antiquitäten aus Indien. LINKS: Hose und Bluse aus der aktuellen CoutureKollektion von Kazu Huggler, Schuhe von Bally, Armreif von Beatrice Rossi. Bild von Cosima von Bonim.
Zwei Welten Modedesignerin Kazu Huggler wuchs in Japan und in der Schweiz auf. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in einem Altbau im Zürcher Kreis 4. In ihrem Label und in ihrem Zuhause vereinen sich Einflüsse beider Kulturen. 34
bolero | juni 10 |
REDAKTION: MALENA RUDER FOTOS: GIAN MARCO CASTELBERG
Mein Stil «Ich habe keinen Stil», sagte mir stets der verstorbene Künstler Martin Kippenberger, mit dem ich liiert war. Die Dinge im Leben jeden Tag immer wieder neu anschauen, neu anpacken und neu ausdrücken – das ist mein Stil. Lieblingskleidungsstück Ich besitze mehrere Lieblingskleider, meine Favoriten wechseln. Im Moment sind es die Baumwollkleider aus meiner aktuellen Kollektion Makura mit Blumenprints, die ich selbst entworfen habe. Ich trage hauptsächlich Kleider meines eigenen Labels, sie gefallen mir, und ich möchte sie auf ihre Trageeigenschaften testen. Schmuck Ich trage gerne die «Egg-Bag» und die «Manga-Bag» sowie die Halsketten mit Tieranhängern mit Augen aus Edelsteinen aus meiner Sterling-Silver-Kollektion. Die Anhänger «Drunken Rabbit» und «Hanging Cat» entstanden aus einer >
STIL haute couture
Zeitreise. Von der Belle Epoque bis zum Space Age. REDAKTION: SARA ALLERSTORFER FOTOS: ALESSANDRO LUCIONI
Chanel: Zuckerwatterosa, Bonbongelb, Marshmallow-Weiss und als Besonderes «Eyecandy»-Silber. Was sich sonst, farblich betrachtet, nur auf Kindergeburtstagstorten gut macht, inspirierte Karl Lagerfeld zu einer romantisch-zarten, mit Space-Age-Elementen gesüssten Haute-Couture-Kollektion. Und man staune: Zum ersten Mal liess Lagerfeld Schwarz und Navy aussen vor.
Givenchy: Federn, Rüschen, Transparenz, maskuline Elemente und eine perfekte Schnittführung sind die Markenzeichen von Ricardo Tisci, der als Kreativdirektor für das Haus Givenchy einen Hype sondergleichen losgetreten hat. Für die Haute-Couture-Sommer-Kollektion begab er sich in die Archive. Zum ersten Mal, wie er betont. Inspiriert hat ihn die Idee einer starken, erotischen Pariserin in den Siebzigern.
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Was für ein Theater, sagen die einen. Was für eine Kunst, meinen die anderen. Die Pariser Haute Couture vereint beides – zum Entzücken ihrer Kundinnen.
Jean Paul Gaultier: Wenn sich der Franzose einem Thema verschreibt, exerziert er dieses bis ins kleinste Detail durch – meist zum Entzücken des Publikums. Dieses Mal war es Mexiko, das mit seiner reichen Azteken-Tradition und seiner üppigen Flora eine Fülle an Inspirationen lieferte. Vom Gaucho bis zur heidnischen Göttin waren alle Einwohner des mittelamerikanischen Staates symbolisch vertreten.
Christian Dior: John Galliano liebt es theatralisch und historisch. Er vermengt regelmässig Kostümgeschichte mit der Dior-Vergangenheit. Das Resultat: taillierte Jäckchen im New Look zu Reitröcken à la Sisi, Kaiserin von Österreich; reich bestickte Halterneck-Tops, weit schwingende Röcke im Fifties-Look und aufwändig drapierte Abendroben, die das Schneiderhandwerk zelebrieren.
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STIL im fokus
«I am the party» – 40 Jahre Roberto Cavalli Seit vier Jahrzehnten beglückt der Italiener Roberto Cavalli die Frauen mit glamourösen Kleidern, strotzend vor Sexappeal und üppigen Mustern. Seine Marke ist ein Lifestyle-Imperium, das seinen Fans ein hedonistisch-ausschweifendes Weltbild verkauft. REDAKTION: SARA ALLERSTORFER
Roberto Cavalli kaufte seine ersten Jeans von einem amerikanischen Gefängnis. Er gab ihnen eine neue Waschung, versah sie mit Lederflicken und machte sie zur Hauptattraktion seiner Modenschau in der Sala Bianca des Palazzo Pitti in Florenz. Ein Skandal für die einen, Kult für die anderen. Das war 1972. Schon früh verstand es der Italiener, mit originellen Ideen die Branche zu verblüffen. Mitte der sechziger Jahre verdiente Roberto Cavalli sein Geld als Maler und reiste oft nach Como, um die dort ansässigen Seidendruckereien zu besuchen. In der Folge entwickelte er ein eigenes Druckverfahren, das es ihm erlaubte, seine Prints auf fertige Kleider zu drucken. Stampa Cavalli mit 16 Mitarbeitern war geboren. Doch die eigentliche Revolution fand statt, als er dieselbe Printtechnik zum Bedrucken von Leder verwendete und daraus Abendkleider und Badeanzüge kreierte. «Vor September 1970 war Leder ein grobes Material, interessant für Schuhe und Handtaschen», erzählt Roberto Cavalli. «In der Mode gab es nur schwere Blousons und Mäntel. Dann kam ich mit der Idee, feines Leder, das sonst nur für Handschuhe gebraucht wurde, zu bedrucken. Nur eine Handvoll Gerbereien in Südfrankreich stellten dieses Leder her. Ich begann es zuerst mit der Hand zu bemalen.» Die Legende geht, dass er schon als Student auf einer Tischtennisplatte mit
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dem Bedrucken von Leder experimentierte. «Ich erinnere mich sehr gut an meinen ersten Druck auf Leder. Es war eine simple Blume. Mein allererstes Muster war jedoch ein grosser Schmetterling mit grossen Flügeln. Das war 1960/61. Ich erinnere mich, dass ich ihn zuerst gedruckt und dann von Hand weitergemalt habe.» Die Blumendrucke auf Leder beeindruckten sogar das Traditionshaus Hermès, das fortan bei Stampa Cavalli bestellte. Das Druckverfahren liess er sich patentieren. 1970 schliesslich entwarf er seine erste eigene Kollektion, die er in Paris präsentierte: «Ich zeigte ein Abendkleid aus Leder, was damals suspekt war.» Noch heute entwickelt Roberto Cavalli alle seine Drucke selber. In seinem Hauptquartier in Florenz, seiner Traumfabrik, wie er es auf seinem Blog nennt, betreibt er ein Druckatelier, in dem seine fantasievollen Motive in Handarbeit entstehen. Wir sprechen dabei nicht nur von seinen Animalprints, die ihn im positiven wie im negativen Sinn berühmt gemacht haben. Cavalli wandert mit seinen sexy Kreationen dauernd auf dem schmalen Grad zwischen erotisch und vulgär. Dass dabei nicht immer seine grosszügig dekolletierten Kleider Schuld haben, wollen wir gerne einräumen. «Viele Frauen kennen die Linie zwischen sexy und vulgär gar nicht», sagt er. «Es kommt schon vor,
dass ich ab und zu eine Frau entdecke, zu der ich am liebsten sagen würde ‹Bitte ziehen Sie sofort mein Kleid aus›, weil es von allem zu viel ist.» Aber wäre es denn nicht die Aufgabe des Designers, Frauen guten Stil zu lehren? «Es ist unmöglich, die Frauen zu belehren! Aber ich liebe die Frauen, wie auch immer sie sind. Das ist der Grund, warum ich arbeite. Die perfekte Frau existiert nicht. Sie wäre auch furchtbar langweilig. Ich mag nun mal keine langweiligen Frauen und ich hasse Perfektion.» Cavallis Mode ist berechenbar und funktioniert nach der denkbar simplen Verkaufsformel: sex sells. Dass Roberto Cavalli mehr für originelle Muster denn innovative Schnitte oder Formen bekannt ist, kommt nicht von ungefähr. Der Sinn für Farben und Malerei wurde dem Italiener in die Wiege gelegt. Sein Grossvater ist der berühmte Porträt-Maler Giuseppe Rossi, dessen Bilder in den Uffizien hängen. Seine Mutter hingegen träumt von einer Karriere ihres Sohnes in einem anständigen Beruf. Sie schickt >
VON OBEN LIMKS IM UHRZEIGERSINN: Roberto Cavalli mit Frau Eva. Aktuelle Fr端hling/SommerKollektion 2010. Der Designer in den Siebzigern. Werbekampagne f端r die Kollektion Roberto Cavalli at H&M. Eine Kreation aus den Siebzigern. Farbenfrohes Mosaik-Muster aus der Fr端hling/SommerKollektion 2004. Animalprints in den Boutiquen.
STIL uhren
Schöne Gezeiten Es könnte ja ein Schiff kommen... sonst schwimmen wir. Und zu diesen Uhren sagen wir niemals No. REDAKTION: MARIANNE ESCHBACH
ROLEX Zu schön, um ihren Anblick nur mit den Fischen zu teilen: Taucheruhr «Oyster Perpetual Submariner Date» (40 mm) aus Edelstahl. Grüne Cerachrom-Zahlenscheibe mit Skalierung in Platin. Das goldgrüne Zifferblatt ist eine im Haus Rolex entwickelte und produzierte Exklusivität. Die grüne Farbe entsteht aus einer auf ein Messingzifferblatt aufgedampften Mischung aus Gold und einem weiteren Metall. Wasserdicht bis 300 Meter. Automatikwerk. CHF 8100.–
CHANEL Le Grand Bleu: «J12 Marine» (38 mm). Taucheruhr aus schwarzer und blauer HightechKeramik. Wasserdicht bis 300 Meter. Schweizer Automatikwerk. CHF 4780.–
CORUM Flagge zeigen: «Admiral’s Cup Split Seconds» (44 mm). Voll auf Stil-Kurs, die nautischen Flaggen neu in Schwarz und Weiss. Stahl. Automatikwerk. CHF 13150.–
JAEGER LECOULTRE Elegant abtauchen: «Master Compressor Diver Lady» (39 mm). Keramik, Roségold, 16 Diamanten. Mechanisches Werk. Zweite Zeitzone. CHF 17 350.–
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VICTORINOX Blau machen: Taucheruhr «Dive Master 500 Black Ice Mecha» (43 mm). PVD-beschichtetes Edelstahlgehäuse. Automatikwerk. Wasserdicht bis 500 Meter. CHF 1295.–
PATEK PHILIPPE Maritime Eleganz: Die Sportuhr im edlen Sommer-Look. «Nautilus» (32 mm), Quarzwerk, Gehäuse aus Weissgold, 46 Diamanten. Blaues Alligatorenlederband. CHF 25 000.–
TISSOT Steuerfrau ahoi! «Sailing-Touch» Regatta-Uhr. TouchFunktionen, u.a. für Wetter und Gezeiten. 19 Diamanten. Edelstahl. Quarzwerk. Ewiger Kalender. CHF 1195.–
Lichtgestalten Wer weiss, was die Zeit noch bringt? Besser, man hat Uhren für einen Sommer, der nie zu Ende geht.
ETERNA Ist heute Vollmondnacht? Die «Soleure Moonphase Chronograph» (42 mm) weiss es. Extra flach mit Valjoux-Automatikwerk und Alligatoren-Lederband. CHF 3950.–
TAG HEUER Die Uhr zum CabrioFahren, TennisSpielen und den Sommer geniessen. «Formula 1 Lady» (37 mm) aus Stahl und Keramik mit Diamanten. Quarzwerk. CHF 1900.–
OMEGA Vor 40 Jahren kam die erste «Ploprof»-Uhr auf den Markt. Die Abkürzung steht für Plongeur professionnel, also Profi-Taucher. Das neue Modell «Seamaster Ploprof» ist mit einem Co-Axial-Werk ausgerüstet und wasserdicht bis 1200 Meter. Die Uhr verfügt über eine Zeitzonen-Anzeige und misst grossartige 55 x 48 mm. Sie blendet in strahlendem Weiss und beeindruckt im Wasser und auf dem Kreuzfahrtschiff genauso wie in der Villa mit Meeranstoss. CHF 8400.–
AUDEMARS PIGUET Egal auf welcher Bootsklasse, die «Royal Oak Offshore Chronograph» (37 mm) aus Edelstahl mit Automatikwerk macht immer eine gute Figur. CHF 19 150.–
MONTBLANC Eine Mariage in Weiss: Weissgold, weisses Perlmutt, weisses Satinband und gut 2 Karat Diamanten. «Star Magie d’Etoile Lady Diamonds». Quarzwerk. CHF 31 000.–
ULYSSE NARDIN Nuit blanche: «Lady Diver Starry Night». Stahl, Kautschukband, Diamanten, Automatikwerk. Dank verschraubter Krone wasserdicht bis 100 Meter. CHF 11300.–.
GRAFF Die Uhr für Daisy Buchanan: Auf der «Ladies GraffStar» (43 mm) aus Weissgold sitzt ein Mosaik aus 18 Karat GraffDiamanten. Krokolederband. ETAWerk. CHF 212 000.–
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KULTUR
—Der König der Strasse Retrospektive: die Fondation Beyeler zeigt das kraftvolle Werk von Jean-Michel Basquiat. TEXT: LEONI JESSICA HOF FOTO: LIZZIE HIMMEL
Jean-Michel Basquiat (1960–1988) war der erste farbige Superstar der Kunstszene. Exotisch, exzentrisch und direkt von den Strassen New Yorks. Ende der siebziger Jahre sprüht er Graffitis an Häuserfassaden, signiert mit SAMO («Same Old Shit») und mit einer Krone verziert. Er ist 20, macht Musik und Assemblagen aus Schrott und verkauft handbemalte Postkarten. Etwa an Andy Warhol, der sich dafür Geld vom Schweizer Galeristen Bruno Bischofberger borgt. Später lernt Basquiat beide kennen, über Nacht wird er zum Star. Trifft Keith Haring, Warhol wird sein Mentor, Madonna seine Geliebte. Er stellt mit Jenny Holzer und Kenny Scharf aus. Mit 21 wird er als jüngster Künstler an die Kasseler Documenta eingeladen. Er selbst hat ein Faible für Heroin und Anzüge von Armani. Er arbeitet wie besessen, mischt Farbstifte, Ölkreide, Aquarell, Kohle und Acryl. Es sind mehrere Hundert Arbeiten, die er in einer kurzen Schaffensphase realisiert. Förderer Warhol stirbt 1987, Basquiat folgte ihm ein Jahr später, mit gerade mal 28. «Basquiat», Fondation Beyeler, bis 5. September, Publikation bei Hatje Cantz.
OBEN: Der Künstler und sein Werk – ausdrucksstark und leidenschaftlich. MITTE: «Untitled», 1982, Courtesy Tony Shafrazi Gallery, New York, 2010 ProLitteris, Zürich. UNTEN: «Untitled», 1982, Courtesy Meridian Gallery, 2010 ProLitteris, Zürich.
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KULTUR agenda
«Ohne Titel», 2000.
Ausstellung
VOM STRICKEN UND ZEICHNEN
Video
Die empathische Kamera Adrian Pacis Videos bewegen. Für seine Ausstellung im Zürcher Kunsthaus hat der albanische Künstler Adrian Paci (*1969) eine neue Videoarbeit geschaffen. «Electric Blue» erzählt während 15 Minuten eine Geschichte aus dem Albanien der neunziger Jahre, als der Staat kollabierte und es für die Menschen um alles oder nichts ging. Paci will mit seinem Video nicht historische Aufklärung betreiben. Er zeigt Menschen in extremen Situationen und er zeigt sie mit liebevollem Blick. Seine Kamera denunziert nicht, aber sie lässt uns teilhaben an Schicksalen, entfernten Zuständen und unbegreiflichen Ereignissen. Wenn Paci im Video «Centro di Permanenza...» während fünf Minuten in langen Einstellungen Gesichter von Immigranten zeigt, die zunehmend in eine hoffnungslose Lage geraten, dann begreifen wir mehr von traurigen Schicksalen, als wenn wir tausend Stunden CNN-News schauen. | JSC «Adrian Paci, Motion Picture(s)», Kunsthaus Zürich. 4. Juni bis 22. August.
Lookbook
CECI N'EST PAS UN LIVRE, CECI N'EST PAS UN FILM BETTINA RHEIMS UND SERGE BRAMLY BESCHWÖREN DEN POETISCHEN SYMBOLISMUS DER STADT DES LICHTS. Was ist der verschwundenen Schwester zugestossen? Wurde sie entführt? Lebt sie noch? Oder ist sie bereits tot? War es Mord? Oder alles nur ein Albtraum? Oder ist sie Punkrockerin, Varietétänzerin oder gar Nonne geworden? Hat sie geheiratet und ist nach Indien geflohen? Oder ist B in die Identität ihrer Schwester geschlüpft? Die Fotografin Bettina Rheims und der Künstler Serge Bramly entfalten mit «Rose, c’est Paris» eine traumähnliche Detektivgeschichte über zwei Zwillingsschwestern, die uns auf die Strassen, in die Cafés und Varietés, Museen, stillgelegten Fabriken und die ehrwürdigen Hotels der Stadt Paris führt. In ein Paris der surrealistischen Visionen, der Phantome und der Obsessionen, der Fetische und des brodelnden Begehrens. Ein optisches Vergnügen in Schwarz-Weiss, nicht zuletzt wegen seiner Scharen berühmter Persönlichkeiten – von Naomi Campbell, Charlotte Rampling, Anna Mouglalis bis Azzedine Alaïa. | HFL «Rose, c’est Paris» von Bettina Rheims und Serge Bramly ist eine fotografische Monografie und ein Film auf DVD,Taschen, Euro 750.–
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Rosmarie Trockel, Zeichnungen, Collagen und Buchentwürfe, Kunstmuseum Basel, 30. 5. bis 5. 9., und Rosmarie Trockel, Kunsthalle Zürich, bis 15. 8.
«If There Were Anywhere But Desert. Tuesday», 2002.
Austellung
DER LANGSAME DANDY Ugo Rondinone, 1964 in Brunnen/ Schweiz geboren, begeisterte in den neunziger Jahren als virtuoser Zeichner: wandfüllend waren seine in Tusche gefertigten Waldlandschaften, irritierend die tagebuchartigen, kleinformatigen Blätterserien. Mittlerweile ist Rondinone in NY ansässig und zu einem Star der aktuellen Kunstszene geworden. Im Lauf der Jahre hat er verschiedenste Medien in seine Kunstproduktion integriert. In atmoshärisch geladenen Installationen spielt Rondinone gerne mit der Zeit, er scheint sie aufzuhalten oder zu entschleunigen. In seinem Universum tritt der Künstler selbst als Kunstfigur auf, etwa als ein etwas gelangweilter Dandy oder ein trauriger Clown. In Aarau ist die bisher grösste Einzelausstellung des Künstlers in der Schweiz zu sehen. | JSC Ugo Rondinone, Die Nacht aus Blei, Aargauer Kunsthaus Aarau, 13. 5. bis 1. 8.
Fotos: Courtesy Galerie Peter Kilchmann (1), Kunstmuseum Basel/Martin P. Bühler/ProLitteris (1), Collection Almine and Bernard Ruiz-Picasso, Bruxelles (1), Courtesy Galerie Jérôme de Noirmont, Paris (1)
Szenenbild aus «Centro di Permanenza Temporanea», 2007.
Rosmarie Trockel (*1952) wurde mit maschinell gefertigten Strickbildern zur Feministin wider Willen. Objekte verfertigt sie ebenso nonchalant wie sie Porträts von Affen malt und Strassenköter fotografisch porträtiert. Alles in Trockels Werk hat diese unbestimmte Qualität des Beiläufigen. Alles, ausser ihre Zeichnungen. Sie sind «das unmittelbarste und ehrlichste Instrument, das einem Künstler zur Verfügung steht». Sie stehen folgerichtig im Mittelpunkt der Ausstellung im Kunstmuseum Basel. | JSC
BEAUTY DAS AUGE STEHT IM FOKUS. Kreiert mit «Fard Lumière Aquarésistant No 5 Or Lumière», «Ombre Solo No 10 Lunar Purple», «No 11 Garden of Eden», «Dessin du Regard No 9 Turquoise» und «Mascara Volume Effet Faux Cils Noir Radical». Teint mit «Teint Radiance» mit illuminierenden Pigmenten und Hyaluronsäure für eine frische, leuchtende Haut. Alles von Yves Saint Laurent.
FARB EXPLOSION Vergessen Sie vornehme, zurückhaltende Töne. Inspiriert von der Mode zelebriert das Make-up den Farbenrausch. FOTOS: DINAH HAYT MAKE-UP: MILY/MOD'S HAIR AGENCY MODEL: ANASTAZJA/NATHALIE PARIS REALISATION/REDAKTION: MARIANNE ESCHBACH UND JÜRG STURZENEGGER
BEAUTY health
Dunkle Kräfte Gemüse in tiefen Violetttönen, reich an Folsäure, Magnesium und Vitamin C. Und dramatisch dunkle Blumen, seit jeher Objekte der Begierde. Eine Hommage an die Black Beauties. TEXT: CLAUDIA LANDOLT STARCK FOTOS: THOMAS DE MONACO
Wenn Unglück und Tiefgründigkeit eine Farbe haben, dann ist es Schwarz. Schwarz gilt seit Goethes 1793 veröffentlichter Farbenlehre als «Repräsentant der Finsternis», als «Minusenergie», als träge und kalt. Schwarz ist der Tod, die Nacht, das Böse. Und auch die bevorzugte Farbe aller geheimen Organisationen, Dämonen, Desperados und Melancholiker. Zumindest in der westlichen Welt. In Afrika ist es genau umgekehrt, dort steht Schwarz für Fruchtbarkeit,
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Weiss gehört zur Welt der Geister, der Unterwelt. Auch in Indien steht Schwarz für das Leben. In hinduistischen Gottesritualen werden Göttinnen mit schwarzer Farbe zum Leben erweckt. Der Priester bemalt mit einem schwarzen Kajal die Augen der Statue, als Symbol für das Auferstehen aus dem Totenreich. Schon die Menschen in der Steinzeit schminkten sich die Augen mit schwarzer Farbe. Der Grund: Schwarz schluckt das Sonnenlicht und lässt die Träger bei >
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wxÜ [tâà GlamouröseDetails,zurückhaltendeFarben:Badeanzüge undBikinissehenamschönstenaus,wennmansie mitfarbigemModeschmuckkombiniert.Nureinesistdie BademodediesenSommergarantiertnicht:sportlich.
FOTOS: TINO VACCA REALISATION: ELISABETTA CAVATORTA MAKE-UP & HAIR: NOELIA CORRAL/CLOSE UP MILANO MODEL: OLGA BENENSON/ELITE ISRAEL PRODUKTION:MICHAL MONKA DANK AN EIN-GEDI RESORT, WWW.EIN-GEDI.CO.IL
Perlgrauer Badeanzug, Anna Club by La Perla. Sandalen im Leoprint, Baldinini. Ohrringe und Collier, Marni. Hornarmband und Armband in Gold und Farbsteinen, Sharra Pagano.
DIESE SEITE Caramelfarbener Badeanzug, Emilio Pucci. Sandalen im Leoprint, Baldinini. Halskette, Dolce & Gabbana. Ohrringe, Sharra Pagano, Armband, Marina Fossati. Vergoldeter Ring, Emilio Pucci. RECHTE SEITE Beige-meergr端ner Badeanzug mit Applikationen in Insektenform aus StrassundPailletten, Dsquared2. Ohrringe mit Perlen und Korallen, Bottiglieri Design.
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Let’s get physical OliviaNewton-Johnhüpfte ingrellerWorkout-Wear durchihrVideo«Let’sget physical».DieDesigner machenesdiesenSommer nachundkreierenKleider, dieausjedemSpaziergang einWorkoutmachen–in echterCouture-Sportswear. FOTOS: GIANLUCA FONTANA REALISATION: MARTINA RIEBECK MODEL: SHARAN BALA/PMA MODELS HAIR: GIANLUCA GUAITOLI/VICTORIAS MAKE-UP: ADALBERTO PEZZAIOLI/FREELANCER
Seidentop mit Cut-outs an den Schultern und Schnürung an der Seite, Gucci. Weit geschnittene Neopren-Hose mit aufgesetzten Taschen, Marni. Ohrringe und Kette, Ugo Cacciatori; Auf allen Bildern: weisse Uhr «Timex 80», Timex; Weisse Handschuhe, Decathlon.
DIESE SEITE: Ärmelloser weisser Baumwolloverall mit weitem Oberteil in Wickeloptik und schmalem Bein, Stefanel. Darüber Silberketten-Top mit Hals- und Hüftreif aus braunem Leder, Ugo Cacciatori. LINKE SEITE: Lachsfarbenes Pailletten-Tanktop mit weisser Paspelierung und transparentem Rücken, Jean Paul Gaultier. Lachsfarbene, enge Lederhose mit seitlicher Schnürung, Emilio Pucci. Beigefarbene Turnschuhe mit Pailletten, Hogan.
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ARTDE VIVRE —City-GuideZürich!MitderEröffnungderneuenEinkaufszeileim LettenviaduktwerdendieKreise4und5mehrdennjezumMagneten fürKreative–undzumImpulsgebernfürganzZürich.Bolerostellt spannendeLokalitätenunddieMenschendahintervor. TEXT: TINA BREMER FOTOS: TOM HALLER
Bern mag zwar die Hauptstadt der Schweiz sein, Spitzenreiter der Herzen ist jedoch Zürich. Das ist offiziell. Vergangenes Jahr wurde Zürich vom Lifestylemagazin «Monocle» zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Es ist das erste Mal, dass die Limmatstadt das jährliche Ranking anführt. Sicher, das Alpenpanorama und der Zürichsee, die Badis an der Limmat und die pittoreske Altstadt machen seit jeher den Charme der Stadt aus. Auf dem ersten Platz gelandet ist Zürich aber nicht wegen seiner augenscheinlichen Schönheit, sondern unter anderem wegen seiner guten Geschäftskultur. Und zu der gehört laut «Monocle», dass «Jungunternehmern die Möglichkeit gegeben > wird, ein Geschäft zu eröffnen».
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RaebervonStenglin Eine neue Anlaufstelle für Kunstinteressierte ist die Galerie RaebervonStenglin in einer ehemaligen LKW-Garage im Zürcher Welti-Furrer-Areal. Sie wurde im Februar 2010 von Beat Raeber und Matthias von Stenglin gegründet. Nach ihrem Studium arbeiteten sie als Assistenten in Berliner Galerien, wo sie sich das Rüstzeug für eine eigene Galerie erwarben. Und die befindet sich nicht in der deutschen (Kultur-)Hauptstadt, sondern in Zürich, wo beide auf einen vergleichsweise offeneren Markt hoffen. Das Programm zeigt junge, internationale Positionen der Gegenwartskunst und ist eine Plattform für neue, oft raumbezogene Arbeiten. Am 28. Mai findet ab 18 Uhr die Vernissage der Wand- und Papierarbeiten des Berliner Künstlers Alexander Wagner statt, die bis zum 17. Juli zu sehen sind. | HFL Pfingstweidstrasse 23/ Welti-Furrer Areal, Tel. 043 818 21 00 www.raebervonstenglin.com
Zürich Kreis 4 und 5 Tipps und Joe Zawinul. Heute steht der Flügel auch dem NietturmbarPublikum zur Verfügung. Wer darauf spielen will, muss allerdings als Einstand «Mercy, Mercy, Mercy» zum Besten geben – eine Komposition, die Zawinul 1966 für Julian «Cannonball» Adderley schrieb. Was laut Peter Kern immer wieder Anlass zu besonderen Momenten bietet. Schiffbaustrasse 4 Tel. 044 258 70 77 Lifekonzerte: www.nietturm.ch
Nietturm Seit sieben Jahren zählt die Nietturmbar im Schiffbau bei Jazz-Liebhabern zu den begehrten Treffpunkten im Kulturkreis Zürich West. Prachtstück ist der alte Flügel aus dem Zürcher Jazzclub Moods. Für Peter Kern, Gründer und Geschäftsleiter der Nietturmbar, ein Herzensstück: Auf ihm haben Jazzgrössen gespielt wie McCoy Tyner, Chick Corea, Herbie Hancock, Keith Jarrett
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Sec 52 Unter dem Kronleuchter stapeln sich Bücher-Raritäten. Nicht selten handelt es sich um Bücher, die anderswo nicht mehr lieferbar sind. Eine Buchhandlung, die uns daran erinnert, dass es im Zeitalter des Internets gut tut, den Alltag hin und wieder mit Büchern zu entschleunigen. Josefstrasse 52 Tel. 044 271 18 18 www.sec52.ch
Heinrich 109 Das Heinrich 109 bietet ausgezeichnete Weine sowie Spezialitäten aus Marokko und Frankreich an. Pünktlich zum Sommeranfang eröffnet die erweiterte Terrasse. Tran Hin Phu Der Designer feierte im März die Wiedereröffnung seiner Boutique. Neben dem Interieur ist auch das Konzept neu: Die Kundinnen wählen aus der «Private Collection» ein Modell aus, das dann in ihrer Grösse angefertigt wird. Dabei werden Material- und Änderungswünsche berücksichtigt. Birmensdorferstrasse 32 Tel. 043 317 97 17 www.tranhinphu.com
Restaurant Volkshaus Das traditionsreiche Haus serviert marktfrische Küche in tollem Wohlfühl-Ambiente. Stauffacherstrasse 60 Tel. 044 242 11 55 www.restaurantvolkshaus.ch
Heinrichstrasse 109 Tel. 043 300 91 85 www.heinrich109.ch
Alpenrose Das Restaurantmotto «Edles aus der Schweiz» wird konsequent umgesetzt: Auf dem Teller landen nur regionale und biologisch angebaute Produkte. Fabrikstrasse 12 Tel. 044 271 39 19
BUCHTIPP Open City – Voyager’s Golden Guide – Zürich Nr. 1 Eine Stadtführung der besonderen Art: Das Buch empfiehlt 30 Spaziergänge durch Zürich und liefert die historischen Hintergrundgeschichten mit. www.open-city.ch Buch CHF 78.–
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30.4.2010
9:00 Uhr
Seite 125
ART DEVIVRE enzyklopädie des genusses Stichwort: Tasmanischer Pfeffer Hau doch ab, wohin der Pfeffer wächst. In diesem Fall nach Tasmanien, rät Peter Brunner. FOTO: ARMIN ZOGBAUM
Wie sein Name besagt, wächst der tasmanische Pfeffer im australischen Bundesstaat Tasmanien. Er nimmt einen wichtigen
Platz in der Küche der einheimischen Aborigines ein, jetzt entdeckt auch die restliche Welt seine Qualitäten. Wie Cayennepfeffer, rosa Pfeffer, Sichuanpfeffer und viele andere Sorten ist der tasmanische Pfeffer botanisch gesehen kein echter Pfeffer. Es handelt sich um grundverschiedene Pflanzen, deren alleinige Gemeinsamkeit ihre Schärfe ist. Nicht alles, was in der Küche neu ist, muss auch gut sein. Der tasmanische Pfeffer
jedoch ist es – er führt ein kleines Theater im Mund auf: Im ersten Moment schmecken die Beeren sehr mild und leicht fruchtig-süss. Dann entwickelt sich plötzlich eine heisse Schärfe. Doch im Gegensatz zu Chili oder Cayenne klingt die Schärfe schnell ab. Der tasmansiche Pfeffer entfaltet sein kleines Sensorik-Theater nur, wenn er nicht zu stark erhitzt wird. Ein hübscher, optischer Nebeneffekt ist seine intensiv violette Farbe, die besonders bei hellen Speisen zur Geltung kommt. In der Gastronomie sind gepfefferte Süssspeisen in Mode gekommen, beispielsweise Schokolade mit Chili oder
Erdbeeren mit schwarzem Pfeffer. Dazu eignet sich der tasmanische Pfeffer dank seiner fruchtig-süssen Note besonders gut. Bereits höre ich die Frage, wo man diesen magischen Pfeffer kaufen kann. Bis jetzt habe ich nur eine Bezugsquelle gefunden: «Le monde des épices», eine kleine Gewürzfirma in Payerne, die zwar kein Ladenlokal, aber eine sehr spannende Website hat (www.poivre.ch). Hier kann man eine Entdeckungsreise durch eine unbekannte Welt von exotischen Düften, Aromen und Geschmäcken machen. Die Qualität der Gewürze, die ich bis jetzt probiert habe, war absolute Spitze und die Bestellmengen sind auf den Verbrauch in einem Privathaushalt zugeschnitten. EISGEKÜHLTE MELONENSUPPE MIT TASMANISCHEM PFEFFER UND PARMASCHINKEN 1,2 Kilo reife Cavaillon- oder Cantaloupemelonen schälen und in kleine Würfel schneiden. Die Hälfte der Würfel mit den Melonenfäden und Kernen pürieren und anschliessend durch ein Sieb streichen.
Mit Zitronensaft, wenig Zucker, einem kleinen Glas Sherry und wenig Salz würzen. Ein Eiweiss und etwas Wasser beifügen und die Suppe mit dem Mixer schaumig rühren. Die restlichen Melonenwürfel beifügen und alles kalt stellen.
Kurz vor dem Servieren die Melonensuppe in kalte Suppenschalen abfüllen, viel tasmanischen Pfeffer darüber mahlen und mit zerzupften Parmaschinken dekorieren.
Peter Brunner ist Mitinhaber des Restaurants Kaiser’s Reblaube in der Altstadt von Zürich. Der gebürtige Zürcher ist Koch aus Leidenschaft und hat in den vergangenen Jahren mehrere Kochbücher verfasst.
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28.4.2010
8:52 Uhr
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AESCHBACHERS WELT illustration: christophe badoux
Auf die Kuh gekommen Die Finanzkrise hat Kurt Aeschbacher gebeutelt. Zeit, sich nach neuen Investitionen umzuschauen. Ehrlich gesagt, hat sie mich auch heftig gebeutelt, die Finanzkrise. Zwar war ich nicht so
saublöd, dass ich den Versprechungen des Schneeballjongleurs Bernard Madoff glaubte und in der Hoffnung auf 20 Prozent Rendite meine hart verdienten Fernsehhonorare in sein effizientes Geldvernichtungssystem stopfte. Ich erlag mit meinen Sparbatzen auch keinen windigen Derivat-, Zertifikat- oder anderen unverständlichen Finanzversuchungen. Und trotzdem plagen mich seit der Finanzkrise arge Existenzängste. Meine paar «bombensicheren» Aktien gingen allesamt den Bach runter, der vermeintliche
Altersbatzen schmolz wie Schnee in der Märzensonne und in meinem Portefeuille herrscht seit einem Jahr Ebbe. Sprich, es glänzt mit vielen Nullen. Vor dem Komma, nota bene. Ich fürchtete schon, dass ich bis zu dem Augenblick, an dem ich ins Gras beisse, dazu verdammt bin, in irgendwelchen Studios herumzuhampeln (früher oder später wohl als Kabelträger), damit ich was zu beissen habe. Aber nun habe ich wieder investiert. In die Aktie «Lotti», die ich Ihnen aus tiefster Überzeugung zum Kauf empfehle. Das Lotti-Investment ist in Zeiten hochkomplexer Finanzinstrumente auch für simple Anlagegemüter wie mich einfach zu verstehen. Lotti ist ein Kuhinvestment. Ab einem Mindesteinsatz von 2500 Fränkli ist man dabei. Das heisst, man besitzt einen nicht genauer definierten Teil von Lotti, der Kuh. Und Lotti ist nicht irgendein doofes Fleckvieh, sondern laut Foto eine ziemlich punkige Schönheit. «Zehn Jahre liefern wir Ihnen jährlich Öko-Alpfleisch im Wert von 350 Franken», steht in den Zeichnungsunterlagen. «Noch nie schmeckte Ihnen Ihr Investment so gut.» Ob dazu Lotti dran glauben muss oder ihre Cousinen Fiona oder Bianca, konnte ich nicht eruieren. Aber jedenfalls errechnete ich mir eine Rendite von satten 14 Prozent pro Jahr, was schon fast an die Versprechungen des eingangs erwähnten Herrn Madoff herankommt. Im Hinblick darauf, dass man gerade im Alter genügend Eiweiss zu sich nehmen sollte, habe ich nun zwei Lotti-Aktien gezeichnet. Hungern muss ich nicht mehr. Vorausgesetzt, das Lotti-Investment erweist sich nicht als gleicher Flop wie meine Oerlikon-Aktien… PS. Von der Kuhaktie habe ich übrigens über ein Inserat erfahren, das ein innovativer Bauer aus dem Tessin lanciert hat.
Lotti sei Teil des grössten Naturweideprojekts der Schweiz. Damit sollen mehr als 2000 Hektaren Alpfläche im Centovalli, Val Colla und dem Maggiatal bewirtschaftet werden. Notfalls kann ich ja dann an meinen sommerlichen Wanderungen im Tessin meine Investition begutachten.
Kurt Aeschbacher prägt seit 25 Jahren das Schweizer TV-Geschehen, in der Vergangenheit unter anderem mit Sendungen wie «Grell Pastell» und «Casa Nostra». Der Berner moderiert den TV-Talk «Aeschbacher». Dieser wird in seinem Club, der «Labor Bar» in Zürich, aufgezeichnet.
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