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BOLEROMEN IN DIESER AUSGABE INHALT 1
Editorial | Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Inside | Mitarbeiter dieser Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Last Minute | News aus Mode, Genuss und Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
BOULEVARD Wintersport | Cool gekleidet im Schnee mit
Moncler Gamme Bleu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Outdoor | Die zehn Must-haves fĂĽr den
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nächsten Urlaub in den Bergen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Preview | Was Mann im Sommer 2010 trägt: Die Mode wird leicht und luftig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Accessoires | Wer Smoking trägt, muss diese Regeln beachten – oder auf das Tragen verzichten und zu Hause bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Bally | Creative Director Brian Atwood erklärt in Mailand, was er mit dem Schweizer Traditionshaus wirklich will . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Literatur | Kochbuch «cuisinier» von Werner Tobler, Joachim Fest über Hitler, die Bibel zum Fussball von «Kick’n’Rush» . . . . . . . . 30 Musik | David Gray, Dave Matthews Band, Roy Nathanson: ein starkes Band von lauter Unterschätzten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Fotografie | Ex-Modell Ellen von Unwerth weiss, wie es geht und setzt ihre Frauen provokativ und lustvoll in Szene . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Film | Rückkehr auf das Eis: Der EishockeyVeteran Reto Frischknecht brilliert als Schauspieler in «Champions» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Uhren | Die 13 Zeitmesser der Stunde: Meisterwerke der Handwerkskunst, von schlicht bis prunkvoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
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AUTO FOTO ELLEN VON UNWERTH, TRENDSPOT/GONZALEZ
News | Mercedes kriegt FlĂĽgeltĂĽren,
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Suzuki Alto fliegt hoch, Fiat Punto Evo bringt es auf den Punkt, Barack Obamas neue Limousinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 «Rate Pack» | Unsere elf unerwachsenen Antworten auf die grossen Marken des Luxus’: Gross genug, um Spass zu haben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Steckbriefe | Starke Kompaktwagen flitzen den Limousinen um die Ohren: Die frechen Kleinen in der Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Autotest | Was haben der Porsche Panamera, der Porsche Cayman und ein alter, liebenswerter Skoda gemeinsam? Der ungebremste Autotest von Kamikaze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
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BOLEROMEN IN DIESER AUSGABE INHALT 2
COVERSTORY: LUXUS
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Jeremy Hackett | Im Privatjet nach Paris? Nur Stress! Eine ganz persönliche Abhandlung über den Luxus – die zu einem verblüffenden Schluss kommt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 Roundtable | Frank Bodin, Jasmin Grego, Marcel Hossli und Dino Simonett: Vier Experten für «Luxus» über die Bedeutung dieses strapazierten Begriffs . . . . . . . . . . . 46 Wolfgang Joop! | «Wo sind wir nur hingekommen?» Der Stardesigner und Künstler über Pornonummern, Handwerk und seine wahre Liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Jean-Claude Biver | Bei einem Alpabzug sinniert der Bauernhofbesitzer und Hublot-Chef über echtes Glück . . . . . . . . . . . . . . . 56 Leonardo DiCaprio | Der Hollywood-Star exklusiv über Uhren und seinen Luxus: Zeit . . . . . . . . . . . . . . . 56
FASHION Abendmode | Storia d’amore in Mailand – glamourös, emotiongsgeladen, knisternd, purer Sex mit den schönsten Stücken der Saison . . . 60
GROOMING Raumduft | Wie man Wohnungen olfaktorisch aufmöbeln und schlechte Gerüche vertreiben kann, verraten vier Experten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Shopping | Die neuesten Agenten im Secret-Service der Hautpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
VERLOSUNGEN Biotherm | «High Recharge»-Pflegeritual . . . . . . . . . 79 Davidoff | «Hot Water»-Pflegesets . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Objekt der Begierde | Heisser Kaffee: Saeco Xelsis . . 82 Bezugsquellen | . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
KOLUMNEN 60 10 | BoleroMen | 3 | 09
Royal Tea | Trudie Götz, Gründerin und Besitzerin von «Trois Pommes», über modische Männer und beratende Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Ign. Joseph | Der Herr der Stilfragen über ausgebeulte Anzüge, edle Unterwäsche und Krawatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
FOTOS GARDA TANG, RETO GARBO, DIETER EIKELPOTH, JOACHIM BALDAUF
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BOLEROMEN BOULEVARD TEXTE MIRIAM DEMBACH, BILD MONCLER GAMME BLEU
SPORTLICH BEI UNTERNULL Outdoor-Aktivitäten haben schon unsere Grossväter nach draussen gelockt. Diesen Winter macht sichs aber auch für junge Städter gut, die Wanderschuhe aus dem Schrank zu holen. Ein Fitnessstudio ist schon eine feine Sache. Banker, Studenten, Hausmänner, Architekten vollführen schweisstreibende Übungen an futuristischen Geräten. Das weibliche Geschlecht soll in Staunen versetzt werden. Bei potenziellen männlichen Konkurrenten wird das Terrain abgesteckt. Testosteron und Adrenalin sind allgegenwärtig. Natur und frische Luft sind verhältnismässig so weit vom Fitnessstudio entfernt wie der Mond von der Erde. Doch in Zeiten, in denen sich die jüngere Generation auf Traditionen besinnt, bekommen die heimischen Berglandschaften einen ganz neuen Reiz. Und das nicht nur, weil Outdoor-Sport günstiger ist als ein Jahresabo in der Muckibude. Beim Wandern, Schneeschuhlaufen, Schlitteln oder Langlauf trainiert man seinen Körper, steigert das allgemeine Wohlbefinden und bekommt erst noch den Kopf frei. Zwischen schneebedeckten Bergen und tiefen Tälern können Städter ihren Alltagsstress am besten vergessen. Wer nun aber auf Grossvaters Sport zurückgreift, darf durchaus trotzdem einen modernen Stil pflegen. Dazu gehört etwa coole Bekleidung. Wie das aussehen könnte, zeigt Thom Browne mit einer Kollektion für Moncler Gamme Bleu (siehe Bild). Zum stilvollen Outdoor-Sportler gehört natürlich auch, dass er die Natur mit Respekt behandelt, denn verglichen mit dem Muskelpaket im Fitnessstudio schlägt diese letztlich mit deutlich verheerenderer Gewalt zurück. BoleroMen | 3 | 09 | 19
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BOLEROMEN BOULEVARD FASHION MUST-HAVES TEXT MIRIAM DEMBACH
Die Hose: Ein warmes Beinkleid ist zwingend. Ausserdem sind funktionale, wasserabweisende Hosen auch eine Bereicherung, wenn Sie mal in den Schnee fallen sollten. Bogner Fire + Ice, CHF 299.
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! OUTDOOR: DIE TOP TEN FÜR DEN WINTER Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. An den Worten ist was dran. Denn selbst sportliche Aktivitäten bei unter Null sind reizvoll, wenn die Verpackung stimmt. Die OutdoorBranche boomt und kommt mit immer neuen Entwicklungen daher. In den Bergen trägt sich am besten ein Mix aus modern und rustikal. Unsere Favoriten sind nicht nur funktional, sondern auch cool designt – trotzdem haben sie nichts im Büro zu suchen.
Der Parka: Der Blizzard-Parka ist ein Highlight und der Mittelpunkt der Outdoorgarderobe. Aus beschichteter Baumwolle und mit Daunen gefüttert, hält er auch noch bei minus 30 Grad warm. Woolrich, ca. CHF 850.
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Die Handschuhe: Bevor mit Ihren Fingern das passiert, was Reinhold Messners Zehen widerfahren ist, sollten Sie Ihre Hände in Handschuhe packen, die den Fingern genügend Bewegungsfreiheit lassen. Jack Wolfskin, CHF 64.90.
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Der Rucksack: Dieses Modell heisst bereits Stormfront und so können Sie sich sicher sein, dass Sie inklusive Ihres Proviants im Rucksack durch Wind und Wetter kommen. Patagonia, ca. CHF 300.
7 Der Pullover: So ein dick gestrickter Pullover ist nach einem aktiven Tag an der frischen Luft der beste Freund am Kamin in der Hütte. Den wollen Sie nie mehr ausziehen. Marc O’Polo, CHF 229. Der Schneeschuh: Mit Schneeschuhen können Sie
Die Mütze: Kalte Ohren gehören der Vergangenheit an. Die Mütze mit Kunstfellfutter mag vielleicht gewöhnungsbedürftig aussehen, erfüllt ihren Zweck aber par excellence. The North Face, CHF 59.
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sich in jedem Gelände bewegen und so neue Erfahrungen machen. Das Tiefschneewandern hat seinen ganz besonderen Reiz. Tubbs, ca. CH 380.
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10 Die Schneebrille: Eine klare Sicht gewährleistet die Schneebrille in Korkoptik. Gegen Nebel, Schneestürme und ähnliche Naturerscheinungen kann aber auch sie nichts ausrichten. Anon, ca. CHF 220.
Der Wanderschuh: Richtige Sohlen und fester Halt sind das A und O für Touren in den Bergen. Dieses Modell ist dazu auch noch steigeisenfest und somit für jedes Gelände, ob Fels oder Eis, geeignet. Mammut, CHF 590.
FOTO JACK WOLFSKIN GMBH & KGAA, IDSTEIN I. TS. (3)
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Das Hemd: Das karierte Hemd ist ein All-Time-Favourite. Klassisch in Rot-Blau ist diese Variante allerdings aus Kaschmir und gibt deshalb nicht nur warm, sondern fĂĽhlt sich einfach auch super an. Gant, Preis auf Anfrage.
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BOLEROMEN BOULEVARD UHREN TEXT MARIANNE ESCHBACH
FEUER&FARBE
RETRO&AVANTGARDE
BLACK&WHITE
Emaille, der Schmelzüberzug aus Mineralien- und Metallpudern, hat in der Herstellung von Zifferblättern Tradition. Die Grand Feu-Technik (für einfarbige Flächen) und die Cloisonné-Technik (auf den Träger aufgelötete dekorative und trennende Metallstreifen) liegen heute bei Kennern und Sammlern wieder hoch im Kurs. Die Fertigung ist knifflig und verlangt viel technisches und kunsthandwerkliches Können der Emailleure.
Sie sind sicher nicht der Grundstein einer Uhrensammlung; sie kommen dann, wenn man schon ein gutes StĂĽck in die faszinierende Welt hinter der einfachen Zeitmessung eingedrungen ist. FrĂĽher waren es eigenwillige TĂĽftler, die komplexe uhrmacherische Wunderwerke entwickelten, heute feilen hochspezialisierte Fachleute an Entwicklungen von Mechanik und Funktionen, wie etwa der Mondphase oder der Retrovariante der Digitalanzeige.
Während Black Tie eine eindeutige Ansage für einen Dresscode ist, gibt es bei der Uhr mehr Spielraum: Die Optionen sind, den Smoking stilvoll zu ergänzen oder ihn gekonnt zu kontrastieren. Erstes geht etwa durch eine elegante viereckige Form oder die weltmännische Wahl eines brillanten Exemplares. Zweites passiert durch die Wahl eines Zeitmessers mit sportlichem Understatement. Immer gilt dabei aber, im Farbschema Schwarz und Weiss zu bleiben.
Die perfekte Beherrschung der Grand-Feu-Emaille-Technik gehört zur DNA der Manufaktur Jaquet Droz und ist gut gehütetes Fabrikationsgeheimnis. «L’Origine» mit elfenbeinfarbenem Emaille-Zifferblatt vereint in ihrem puren Aussehen Tradition und Moderne. CHF 9900
Die Zeitanzeige erfolgt mit Zifferscheiben statt mit Zeigern. Ein neu entwickeltes Federhaus liefert die Energie, um Zifferscheiben in einem Sekundenbruchteil vorwärts zu drehen. «Zeitwerk» mit mechanischer Digitalanzeige von A. Lange & Söhne in Rotgold. CHF 63 200
Kunstvolle Komplikation für stilbewusste Weltreisende zum simultanen Ablesen der Zeit in den 24 Zeitzonen: Weltzeit-Uhr «Heure Universelle» aus Weissgold von Patek Philippe mit Europa/AsienKarte aus Cloisonné-Emaille im Zentrum des Zifferblatts. CHF 51 000
Die Mondphasenanzeige für die nördliche und die südliche Hemisphäre vereint in einer Uhr. Ein Präzisionsmechanismus sorgt dafür, dass die Anzeige der «L.U.C Lunar Big Date» von Chopard in Roségold vom tatsächlichen Mondzyklus in 122 Jahren nur einen Tag abweicht. CHF 27 850
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BOLEROMEN BOULEVARD BEST OF CARS TIMOTHY PFANNKUCHEN
HALLO, KLEINER! Automobiler Notbehelf? Von wegen: Moderne Kleinstwagen sparen nur noch dort, wo es gut tut – bei Preis und Durst. Der neue Suzuki Alto bietet ab 12 990 Franken lebendige 68 PS, bringt vier Erwachsene nicht nur auf Kurzstrecken prima unter und begnügt sich mit 4,4 Liter auf 100 Kilometer (CO2-Ausstoss 103 Gramm pro km). Nur am Flair mag der Cityflitzer nicht sparen. In der Liga der sonst so oft lustlos gestylten Zwerge punktet der 3,50-MeterWinzling mit Kulleraugen und charmantem Cockpit.
FASTEN YOUR SEATBELTS Traumwagen sind rollende Ausrufezeichen – erst recht mit Flügeltüren, 571 PS und Tempo 317 Spitze! Mercedes darf sich beim SLS AMG darauf berufen, die spektakulären Türen aus Tradition statt nur als Showeffekt zu verwenden: Premiere hatten sie im 300 SL Flügeltürer von 1954. Sein Erbfolger saust dank V8 und Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe in 3,8 Sekunden auf 100 km/h und erfordert ein traumhaftes Budget. Wenn der SLS im Frühjahr lospfeilt, kostet er wohl runde 250 000 Franken. Bis in vier Jahren soll die Elektrovariante mit Lithiumbatterie, je einem E-Motor pro Rad und 533 PS folgen.
SPITZ UNTERWEGS Namen sind Schall und Rauch: Bislang trug der Fiat Punto den Beinamen Grande. Jetzt wächst er um drei Zentimeter auf 4,06 Meter Länge – und heisst Evo. Egal, spitzere Front, nobleres Cockpit und sparsamere Motoren passen perfekt. Die «Multijet»-Diesel und «Multiair»Benziner mit 95 bis 135 PS verbrauchen 4,2 bis 5,9 Liter je 100 km. Der neue Punto Evo kommt im November, ab 20 200 Franken.
DIESE ZEIGER GEBEN GAS MR. PRESIDENT SATTELT UM
Im Wahlkampf schimpfte Barack Obama über den PS-Wahn, fuhr aber einen 340 PS starken Chrysler 300C – ein Lapsus. Prompt sattelte er auf Ford Escape Hybrid um. Heute geniesst der 48-Jährige als US-Präsident Autoüberfluss: Die Cadillac One gerufene, neue Staatslimousine ist ein Fünfeinhalb-Meter-Tresor, der 30 Liter auf 100 km trinkt, aber Granatenbeschuss verträgt. Der 300C wurde derweil vom Zweitbesitzer vergoldet: Dank präsidialer Aura brachte die Occasion auf Ebay 280 000 (!) Franken.
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Die Uhr zum Oldie? Bavarian Crono macht es möglich. Mit Zifferblatt im Stil des VW-Käfer-Tachos von 1971 kostet diese Uhr – mit Schweizer Werk von Ronda und Lederarmband – zirka 200 Franken. Alternativ gibt es frühere VW-Baujahre und viele weitere Varianten, etwa à la Jaguar E. www.bavarian-crono.de
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BOLEROMEN TITELGESCHICHTE LUXUS INTERVIEW BRUNO AFFENTRANGER, BILD DIETER EIKELPOTH
Was ist Ihre Passion, Wolfgang Joop?
BoleroMen: Wolfgang Joop, wir sitzen hier bei Ihnen in einem schönen Showroom, aber Sie scheinen etwas angesäuert. Worüber ärgern Sie sich gerade? Wolfgang Joop: Der New-Yorker-Fashion-Virus ist hier angekommen. Ich dachte, hier in Paris würde mit Ernsthaftigkeit über Mode nachgedacht. Und, wird es das nicht? Nein. Sehen Sie, wenn Lindsay Lohan für Ungaro entwerfen kann. Wenn J-Lo ihre Mode machen kann. All dieses Celebrities. Warum bleiben PopStars nicht bei Ihrem Beruf? Ich kann doch auch nicht einfach einen Fleischerladen eröffnen und mich Metzger nennen, ohne dass ich zumindest ein Gesellenstück oder sogar die Meisterprüfung abgelegt hätte. Die Luxusindustrie hat keinen Respekt mehr vor dem Handwerk des Designers. Sind denn die Lohan- und J-Lo-Stücke tatsächlich so schlimm? Ich finde es in Ordnung, diese Dinge zu kaufen. Aber was überall zu kaufen und zu sehen ist, braucht niemand auf dem Catwalk zu sehen. Man weiss schon gar nicht mehr, was Qualität und Kunst in der Mode sind. Wenn dieses Virus mit Berühmtheiten und Marken weiter grassiert, dann stirbt etwas Wichtiges in der Mode. Nicht der, der am meisten Twitter-Einträge hat, ist der beste Designer. Visionen sind entscheidend. Es stimmt auch nichts an dieser Strategie der Popstars als Designer. Die Rechnung wird für die Labels nicht aufgehen. Gibt es einen Grund, warum diese Rechnung nicht aufgehen soll? MTV und Viva laufen mit den Popstars nonstop in Haushaltungen, die nicht Boheme oder intellektuell sind – das ist offenkundig die falsche Zielgruppe für hochklassige Mode. Warum soll das die falsche Zielgruppe sein, immerhin hat sich Luxus doch längst demokratisiert? Luxus entzieht sich der Multiplikation. Ich meine, hier geht es um Profil, Einmaligkeit und gesellschaftliche Relevanz. So verstehe ich meine Arbeit. Ich mache meine Kollektionen nicht aus Zynismus oder weil ich in die redaktionellen Spalten von Zeitschriften kommen will. Für wen arbeiten Sie? Ich versuche einem Menschenbild zu entsprechen, das mir einst gefal50 | BoleroMen | 3 | 09
Der deutsche Designer Wolfgang Joop wagt mit seiner Marke Wunderkind einen zweiten Anfang. Erstmals tritt er mit einer Männerkollektion an. Ein Interview mit dem Mann, der in diesen Tagen 65 Jahre jung wird und der von sich selber sagt, das sein Nachruf ihn nicht interessiere.
len hat. Das war nicht die gezähmte Ehefrau, sondern die selbstständige Frau, die wir alle toll fanden, wie sie zum Beispiel bei Yves Saint Laurent über den Laufsteg ging. Wenn man den Look nicht sofort kriegen konnte, ging man auf den Flohmarkt, suchte ihn und stellte ihn sich selber zusammen. Sie sprechen von den Siebzigern, die sind vorbei. Da haben Sie wohl Recht, aber gleichzeitig bin ich glücklich, zu einer Generation zu gehören, die zumindest mal ein anderes Gesellschaftsmodell als den Neo-Brutal-Kapitalismus angedacht hat. Wo leben Sie heute? Wir stehen auf der Schwelle zu einer neuen Zeit. Science-Fiction ist wahr geworden. Wie von einem Tsunami angeschwemmt, liegen Gadgets vor uns auf den Tischen, die erst noch in James-Bond-Filmen als Utensilien aus der fernen Zukunft dargestellt worden sind. Wir können uns schon gar nicht mehr normal ohne die Dinge unterhalten. Kürzlich habe ich das gesehen, als unsere männlichen Models so cool und selbstsicher dasassen, so cool und selbstsicher, wie wir alle in diesen Jahren nie gewesen sind. Sie waren es aber nur in ihrem narzisstischen Exhibitionismus und ganz stumm – und sie zogen alle diese Pornonummer ab. Von welcher Pornonummer sprechen Sie? Das können Sie doch jederzeit auf MTV und Viva sehen. Sie drehen ihre Hüften und gucken dich dabei frontal an. So etwas gab es früher nicht. Wir leben in einer neuen Zeit. Die Models klappten nach ihrer Präsentation ihre Laptops auf und versanken in MySpace und Facebook und Twitter, und sie sahen und erfuhren alles und waren am Ende des Tages fix und fertig, weil sie all diese Informationen nicht mehr sortieren und einreihen konnten. Zum Schluss blieb bei den Models nur Frustration, weil sie so viel gesehen und doch nichts Dreidimensionales oder Taktiles erlebt hatten. Sie sahen erschöpft und müde aus – und sie hatten ihre Fähigkeit verloren, unterscheiden zu können. Wenn genau das nun auch in unserer ästhetischen Welt passieren sollte, dann weiss ich nicht mehr, wohin das alles noch führen soll. Sie zumindest führt es zum Entwurf einer Männerkollektion. Warum wagen Sie diesen Neustart? Es gibt eine Zeit des Nehmens und eine Zeit des Gebens. Einer konsu-
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BOLEROMEN FASHION ABENDMODE BILD JOACHIM BALDAUF REALISATION MARTINA RIEBECK MODELS VEZA/MODELWERK, NED SHATZER/SUCCESS GROOMING ADALBERTO PEZZAIOLI/VICTORIA’S, SIMONE PRUSSO/GREEN APPLE POSTPRODUCTION BLINK-IMAGING.DE
Storia d’amore in Milano Wenn abends die Lichter aufleuchten, schlägt Mailand einen neuen Rhythmus an. Motoren heulen auf. Stimmen, Gelächter, Musik. Die Restaurants, Bars und Nightclubs füllen sich mit Menschen. Auch Ned und Veza, unsere Fotomodelle, tauchen ab in eine Nacht voller Glamour und Emotionen. Bezugsquellen Seite 80
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