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24.2.2010
16:22 Uhr
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BOLEROMEN FRÜHLING/SOMMER 2010 SPIELEN MACHT GLÜCKLICH | SCHUMACHER: RÜCKKEHR DES CHAMPIONS | KLUM, COMTE, DOLCE & GABBANA
Men Bolero
DAS SC H W E I Z E R M Ä N N E R M AGA Z I N | F R Ü H L I N G 20 10 C H F 8 . – | EU RO 6. –
Pokern: Wie gewinnt man? Las Vegas-Report aus der boomenden Spiel-Industrie
Doppelpass mit: Dolce & Gabbana Heidi Klum Mark Streit Michel Comte Philippe Starck Kubi Türkyilmaz
Autos für Männer: Der Ferrari California ist eine Angelegenheit des Herzens
Was Mann über Uhren wissen muss Games und Spass mit Zeitmessern
Michael Schumacher
SPIELER Der beste Rennfahrer aller Zeiten: Weshalb er wieder zum gefährlichen Game im Formel-1-Cockpit antritt
32 Seiten Mode: Was trägt der Mann von Welt?
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24.2.2010
16:32 Uhr
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INHALT BILDER ROBERTO CARRER, DAVID STEPHEN, JOACHIM BALDAUF, ERNST WIRZ
FASHION
Editorial | Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Inside | Mitarbeiter dieser Ausgabe . . . . . . . . .10
Classic | Der Zweiteiler ist diesen Sommer heiss angesagt – cool kombiniert macht er sich sowohl im Büro als auch auf der Strasse gut . . . . . . . . . . . .60 Freestyle | Ein «Walk On The Wild Side» für urbane Cowboys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72 Dolce & Gabbana | Das italienische Designerduo feiert 20 Jahre Männerkollektion – ein Interview mit den Künstlern, vor denen sich auch die Fussballer verneigen . . . . . . . . .84
Last Minute | Ein Drink, ein Boot,
was will Mann mehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12
BOULEVARD City-Bike | Heisse Pferde für den
Asphalt-Cowboy – und die modischen Must-haves dazu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 Fashion Sommer 2010 | Marine-Look für das neue Jahrzehnt: Jeans, Strohhut und derbe Bootsschuhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 Fashion News | Die neue Loren, Forster für den Mann, Strellson goes Africa . . . . . . . .20 Best of TV-Series | «Underbelly» oder wie die Sopranos zu neuem Leben erweckt werden – in Australien . . . . . . . . . . . . .22 Literatur und Musik | Die Macht der Karten, Fitzgerald und Hemingway, Frightened Rabbit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 Fotografie | Kult-Fotograf Rankin und Heidi Klum: erotische Rollenspiele, verblüffende Ausstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . .26
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REISEN Slow Travelling | Regisseur und Autor Rudolph Jula reist mit dem Zug ins Herz der Finsternis – und kommt im Iran zu erhellenden Einsichten . . . . . . . . . . . . .88
GROOMING Best of Perfumes | Olfaktorische
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UHREN Klassiker | Mit Vintage-Design und
Höhepunkte für Abenteuer, Eroberungen und Spaziergänge . . . . . . . . . . . .94 Körperpflege | Schütteres Haar, fahler Teint: Wie man die Launen der Natur überlistet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .96
VERLOSUNGEN
neu aufgelegten Bestsellern drehen die Uhrenfirmen elegant die Zeit zurück . . . . . . .28 Sportuhren | Wie bewegte Männer ein abenteuerliches Statement setzen . . . . . .30
ClarinsMen | Körperpflege-Set . . . . . . . . . . . . . .95 Lancôme | Génific HD Intensivpflege . . . . . . .97 Objekt der Begierde | Qosmio X500 . . . . . . . . .98
AUTO
KOLUMNEN
Best of Cars | Limousine von Aston
Royal Tea | Stardesigner Philippe Starck über spielerische Leichtigkeit des Erfindens und die neue Bedeutung der Küche . . . . . . . .32 Simonett | Waldhaus in Sils Maria – dieses Märchen ist real, aber dann . . . . . . . . .40 Ign. Joseph | Hosen ertragen keine Juxereien, aber Extravaganz geht immer . . .58
Martin, Suzuki exklusiv in der Schweiz, Strassenspatz von Citroën . . . . . . . . . . . . . . . . . .34 Drive in | Ferrari California: Wie der Neue in Rot das Herz eines unerfahrenen Piloten rasen lässt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36
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COVERSTORYS Spiel mit dem Leben | Michel Comte trifft Michael Schumacher. Der Schweizer KultFotograf shootet den Strassen-Champion und fragt sich, weshalb es den Freund wieder zurück in den Formel-1-Zirkus drängt . . . . . .42 Pokern in Las Vegas | Die Pokerbranche schwimmt dank Internet im Geld – der Inside-Report über Träume, Millionäre und die wahren Abzocker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48 Voll gegen die Wand | Risikomanagement will gelernt sein. Über das Spiel mit der Furcht am Piz Palü . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54 Streit im Spiel | Der beste Eishockeycrack der Schweiz kann nicht verlieren. Das ist sein Erfolgsgeheimnis . . . . . . . . . . . . . .56
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24.2.2010
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BOULEVARD TEXT MALENA RUDER
DAS PFERD DES MODERNEN MANNES We r s i c h i n d e r S t a d t s e i n e Unabhängigkeit bewahren möchte, sollte sich in den Sattel schwingen. Aber nicht in irgendeinen. In Zeiten, in denen Parkplätze knapper sind als Wohnungen, sich zu Stosszeiten der Verkehr zähflüssig durch enge Strassen quält, die Benzinpreise explodieren und das letzte Tram immer dann fährt, wenn man noch eine halbe Stunde bleiben möchte, bedeutet ein Velo die absolute Freiheit. Gut gewählt, ist ein CityBike ein Statussymbol, das viel persönlicher ist und deutlich mehr Stil hat als ein fetter Schlitten. Zur Königsklasse gehören die Fahrräder von Fretsche, einem Designprojekt des Schweizers Thomas Neeser. Alte Dreigänger werden in fahrbare Kunstwerke verwandelt. Die Fahrräder werden dekonstruiert, um daraus neue, individuelle Rahmenformen zu bauen; in Handarbeit und mit möglichst wenig Fremdmaterialien. Auch selbst Hand anlegen ist möglich: Fretsche bietet Kurse an, in denen Kunden ihr Fahrrad selbst umbauen und neu gestalten können. Bezugsquellen Seite 96
Das achtgängige Transportrad «FR8 Cross Frame» (ab ca. CHF 2250) von Workcycles ist die moderne Interpretation des klassischen Hollandvelos. Das Grundmodell lässt sich mit diversem Zubehör aufrüsten. www.workcycles.nl
Simpel.ch bietet Fahrräder im Direktvertrieb an. Das Modell «Herren II Frischluft » ist ein unkompliziertes Alltagsvelo mit praktischen Details. CHF 1180, www.simpel.ch
Das Fahrrad «Selnau Deluxe» (CHF 8949) von Fretsche ist nur eines von acht Modellen; in der Werkstatt kann aber auch auf individuelle Kundenwünsche eingegangen werden. www.fretsche.ch
Das «Brooklyn» von Biomega wurde von Freestyle BMX-Rädern inspiriert. Dank der kleinen Räder und der extrem dicken Pneus lässt sich nahezu jedes Terrain damit befahren. Preis auf Anfrage, www.biomega.dk
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24.2.2010
16:34 Uhr
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BOULEVARD BEST OF TV SERIES TEXT LUKAS HADORN
DAS ZWEITE LEBEN DER SOPRANOS Seit ich diese Kolumne schreibe, wünsche ich mir, ich hätte fünf Jahre früher damit begonnen. Dann hätte ich Ihnen die «Sopranos» vorstellen können, die vermutlich beste TV-Serie aller Zeiten. Sie handelt vom Innenleben der Mafiaclans in New York und New Jersey, von Schutzgeld, Auftragsmorden und Drogengeschäften, aber auch von Schuldgefühlen und Versagensängsten, von Moral und Anstand, von Muzzarell’ und ’Shcarole. Die Show ist so gut, dass man das Genre Mafia-Serien nach dem Ende der sechsten und letzten Staffel im Sommer 2007 ruhig für immer hätte verbieten dürfen. Hat man aber nicht. Glücklicherweise. Einem australischen Produktionsteam ist es nämlich gelungen, eine Serie über die Unterwelt zu drehen, die nahe ans amerikanische Vorbild herankommt. «Underbelly» heisst die Show, und was massgeblich zu ihrer Wirkung beiträgt ist die Tatsache, dass sie auf wahren Begebenheiten beruht, auf einem Krieg verfeindeter Klein- und Grosskrimineller, der die Stadt Melbourne zwischen 1995 und 2004 in Atem hielt. Die «Melbourne Gangland Killings» waren und sind in Australien derart präsent, dass «Underbelly» im Bundesstaat Victoria weder im Fernsehen gezeigt noch auf DVD verkauft werden durfte 22 | BoleroMen | 1 | 10
– inhaftierte Gangster hatten eine negative Beeinflussung ihrer Prozesse befürchtet und ein Verbot bewirkt. Im Gegensatz zu den «Sopranos», bei denen Familienboss Tony als Protagonist im Unterhemd durch sämtliche sechs Staffeln führt, wechselt ein Grossteil der Besetzung von «Underbelly» von Episode zu Episode, was der Serie einen atemlosen Realitätsbezug verleiht. Vince Colosimo etwa hinterlässt als Alphonse «The Black Prince» Gangitano in den ersten beiden Sendungen einen bleibenden Eindruck, bevor er völlig überraschend für immer aus der Serie verschwindet. Einzig die Polizisten der Task Force Purana, einige Vertreter der notorischen Carlton Crew sowie Drogenboss Carl Williams gehören zum wiederkehrenden Cast der Darsteller. «Underbelly» ist Sozialstudie, Dokumentation und Krimi zugleich, ein gleichermassen schockierendes wie faszinierendes Stück TV-Geschichte. Und die Serie beweist: Auch in Australien tragen die Gangster Unterhemden. Und sehen darin fast genau so beeindruckend aus wie Tony Soprano. Aber nur fast. Die erste Staffel von «Underbelly» ist bei Amazon.co.uk erhältlich. Preis: 15 Pfund/24 Franken
«Leadbelly: Inside Australia’s Underworld» Die meisten Daten und Fakten zu den «Melbourne Gangland Killings», auf denen «Underbelly» beruht, wurden von den Journalisten John Silvester und Andrew Rule im Buch «Leadbelly» zusammengetragen. Vielleicht gehören Sie ja zu den Leuten, die «lieber zuerst das Buch lesen».
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BOULEVARD BEST OF TV SERIES
BOULEVARD FOTOGRAFIE
TEXT LUKAS HADORN
TEXT FRANK LE TISSIER
PHOTOS © 2009 RANKIN. ALL RIGHTS RESERVED © RANKIN'S HEIDILICIOUS – COLLECTOR'S EDITION, TENEUES
BoleroMen
DAS ZWEITE LEBEN DER SOPRANOS Seit ich diese Kolumne schreibe, wünsche ich mir, ich hätte fünf Jahre früher damit begonnen. Dann hätte ich Ihnen die «Sopranos» vorstellen können, die vermutlich beste TV-Serie aller Zeiten. Sie handelt vom Innenleben der Mafiaclans in New York und New Jersey, von Schutzgeld, Auftragsmorden und Drogengeschäften, aber auch von Schuldgefühlen und Versagensängsten, von Moral und Anstand, von Muzzarell’ und ’Shcarole. Die Show ist so gut, dass man das Genre Mafia-Serien nach dem Ende der sechsten und letzten Staffel im Sommer 2007 ruhig für immer hätte verbieten dürfen. Hat man aber nicht. Glücklicherweise. Einem australischen Produktionsteam ist es nämlich gelungen, eine Serie über die Unterwelt zu drehen, die nahe ans amerikanische Vorbild herankommt. «Underbelly» heisst die Show, und was massgeblich zu ihrer Wirkung beiträgt ist die Tatsache, dass sie auf wahren Begebenheiten beruht, auf einem Krieg verfeindeter Klein- und Grosskrimineller, der die Stadt Melbourne zwischen 1995 und 2004 in Atem hielt. Die «Melbourne Gangland Killings» waren und sind in Australien derart präsent, dass «Underbelly» im Bundesstaat Victoria weder im Fernsehen gezeigt noch auf DVD verkauft werden durfte 22 | BoleroMen | 1 | 10
– inhaftierte Gangster hatten eine negative Beeinflussung ihrer Prozesse befürchtet und ein Verbot bewirkt. Im Gegensatz zu den «Sopranos», bei denen Familienboss Tony als Protagonist im Unterhemd durch sämtliche sechs Staffeln führt, wechselt ein Grossteil der Besetzung von «Underbelly» von Episode zu Episode, was der Serie einen atemlosen Realitätsbezug verleiht. Vince Colosimo etwa hinterlässt als Alphonse «The Black Prince» Gangitano in den ersten beiden Sendungen einen bleibenden Eindruck, bevor er völlig überraschend für immer aus der Serie verschwindet. Einzig die Polizisten der Task Force Purana, einige Vertreter der notorischen Carlton Crew sowie Drogenboss Carl Williams gehören zum wiederkehrenden Cast der Darsteller. «Underbelly» ist Sozialstudie, Dokumentation und Krimi zugleich, ein gleichermassen schockierendes wie faszinierendes Stück TV-Geschichte. Und die Serie beweist: Auch in Australien tragen die Gangster Unterhemden. Und sehen darin fast genau so beeindruckend aus wie Tony Soprano. Aber nur fast. Die erste Staffel von «Underbelly» ist bei Amazon.co.uk erhältlich. Preis: 15 Pfund/24 Franken
«Leadbelly: Inside Australia’s Underworld» Die meisten Daten und Fakten zu den «Melbourne Gangland Killings», auf denen «Underbelly» beruht, wurden von den Journalisten John Silvester und Andrew Rule im Buch «Leadbelly» zusammengetragen. Vielleicht gehören Sie ja zu den Leuten, die «lieber zuerst das Buch lesen».
WIE VIELE FACETTEN HAT DIESE FRAU? Jede Sprachregion hat die Stars, die sie verdient und auf sämtlichen Medienkanälen bis zur gnadenlosen Sinnentleerung abspielt. Wir haben Sven Epiney, Deutschland hat Heidi Klum. Sorgenfreies und glückliches Deutschland! Zu diesem Schluss kommt man unweigerlich, wenn man die wundervollen Bilder aus der limitierten Sammleredition von teNeues betrachtet hat. Der britische Kult-Fotograf Rankin hat das deutsche Supermodel Heidi Klum in Farbe und zweifarbig dermassen in Szene gesetzt, dass man ob des Könnens des Autors wie auch der Ausstrahlungskraft der Frau ins Staunen gerät. Im nicht ganz billigen (Preis: 2000 Euro) Gesamtwerk zeigt die Klum verblüffend viele verschiedene Facetten ihrer selbst und gefällt sich in erotischen Rollenspielen, dass es schon fast an ein Wunder grenzt, dass diese Frau noch nicht als Schauspielerin in Erscheinung getreten ist. Hier küssen sich die Linse und das Objekt, hier haben Rankin und Klum auf Zeit zusammengefunden. Man spürt die berufliche Verbindung und freundschaftliche Beziehung der beiden Menschen. Es scheint, als ob da zwei Abenteurer völlig ungezwungen während einer kurzen Zeit viel Spass miteinander gehabt und das eine und das andere Spiel getrieben hätten. Rankin's Heidilicious – Collector's Edition, erschienen bei teNeues, 2000 Euro, www.teneues.com Prints in der Grösse von 27 x 35,5 Zentimeter sind in einer schwarzen Box zu haben, nummeriert sowie mit einer Signatur von Heidi Klum und Rankin versehen. Ab März 2010 stehen insgesamt 50 Exemplare zum Verkauf.
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BOULEVARD BEST OF UHREN REDAKTION MARIANNE ESCHBACH
NEUE KLASSIKER: ZURÜCK ZUR ZEIT Die Uhrenwelt blickt gerade weit zurück. Vintage-Design aus der Zeit der vierziger bis Anfang der siebziger Jahre ist der neueste Schrei. Die begehrten Chronometer kommen nicht von der Uhrensammlerbörse, sondern brandneu aus der Manufaktur und dominierten am Genfer Uhrensalon SIHH. Insbesondere Zeitmesser im Look der Sixties prägen die Nostalgiewelle. Wer Tom Fords Film «A Single Man» im Kino gesehen hat und mochte, wird diese Uhren mit dem edlen Aussehen lieben. Vor 40 Jahren legte Girard Perregaux im internen Elektronik-Labor die Normfrequenz von 32 768 Hertz für Quarzuhrwerke fest. Das Jubiläum wird mit der auf 40 Stück limitierten «Laureato GP Quartz 40th Anniversary» gefeiert. CHF 11 900
Doppeltes Federhaus, Stoppsekunde, Aufzugsystem mit Keramikkugellager sind nur drei Eigenheiten des ersten vollständig von Cartier entwickelten mechanischen Uhrwerks. Es treibt die neue «Calibre» an. Hier im Edelstahlgehäuse (42 mm). CHF 6900
Die «Senator Sixties Panoramadatum» von Glashütte Original hat ein gewölbtes Zifferblatt und gewölbte Zeiger aus Roségold. Arabische Ziffern rahmen feingezeichnete Minutenskalen ein. Edelstahlgehäuse (42 mm). CHF 13 600
Das charakteristische Design der sechziger Jahre in reinster Form: Vacheron Constantin trifft mit der Neuauflage der legendären «Historique Ultra-Fine 1968» mit ultraflachem Kaliber den Nerv der Zeit. Roségoldgehäuse (35,2 mm). CHF 32 400
Zeitgemässe Interpretation eines grossen Klassikers: 70 Jahre hat die «Portugieser Handaufzug» von IWC auf dem Buckel und ist kein bisschen greise. Kleine Sekunde mit Stoppvorrichtung. Edelstahlgehäuse (44 mm). CHF 8950
1950 war sie die erste Armbanduhr mit Weckfunktion, heute ist das automatische Uhrwerk der «Master Memovox» von Jaeger LeCoultre eines der wenigen, das über so lange Zeit immerfort produziert wurde. Rotgoldgehäuse (40 mm). CHF 20 050
Die «Star 4810 Chronograph Automatic» von Montblanc sieht aus, als würde sie seit Jahrzehnten die Zeit messen. Dabei ist sie eine Neuentwicklung mit mechanischem Werk und Automatikaufzug. Gehäuse aus poliertem Edelstahl (44 mm). CHF 4100
Vor 60 Jahren erstmals präsentiert, werden Technik und Design bei der «Oyster Perpetual Datejust II Rolesor» von Rolex immer auf den neuesten Stand gebracht. Gehäuse aus Edelstahl und hauseigener RolesorGelbgoldlegierung (41 mm). CHF 10 000
Teilchen, so dünn wie ein menschliches Haar: Die flachste Uhr ihrer Kategorie, die «Altiplano» von Piaget, hält seit 1960 den Rekord und zeigt das Wesentliche: die Stunden und Minuten. Hommage-Edition mit Roségoldgehäuse (43 mm). CHF 19 400
Auch Swatch entdeckt den modernen Retrolook der späten sechziger und frühen siebziger Jahre. Die «Photosynthesis» ist vom Yachting inspiriert und glänzt wie das Meer im Sonnenlicht. Der Träger fühlt sich stets bereit für den Segeltörn nach Capri. CHF 120
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BOULEVARD BEST OF UHREN REDAKTION MARIANNE ESCHBACH
NEUE KLASSIKER: ZURÜCK ZUR ZEIT
BEREIT FÜRS TÄGLICHE ABENTEUER
Die Uhrenwelt blickt gerade weit zurück. Vintage-Design aus der Zeit der vierziger bis Anfang der siebziger Jahre ist der neueste Schrei. Die begehrten Chronometer kommen nicht von der Uhrensammlerbörse, sondern brandneu aus der Manufaktur und dominierten am Genfer Uhrensalon SIHH. Insbesondere Zeitmesser im Look der Sixties prägen die Nostalgiewelle. Wer Tom Fords Film «A Single Man» im Kino gesehen hat und mochte, wird diese Uhren mit dem edlen Aussehen lieben. Vor 40 Jahren legte Girard Perregaux im internen Elektronik-Labor die Normfrequenz von 32 768 Hertz für Quarzuhrwerke fest. Das Jubiläum wird mit der auf 40 Stück limitierten «Laureato GP Quartz 40th Anniversary» gefeiert. CHF 11 900
Doppeltes Federhaus, Stoppsekunde, Aufzugsystem mit Keramikkugellager sind nur drei Eigenheiten des ersten vollständig von Cartier entwickelten mechanischen Uhrwerks. Es treibt die neue «Calibre» an. Hier im Edelstahlgehäuse (42 mm). CHF 6900
Heute schon etwas erlebt? Vielleicht ist ein erster Schritt zu mehr Abenteuer eine neue Uhr. Eine, die Mann ebenso auf den höchsten Berg wie in die Tiefen des Korallenriffs begleitet: Sportuhren sind das Statement bewegter Zeitgenossen. Unangefochten an der Spitze in der Kategorie Sportuhren stehen nach wie vor Chronographen, wie ein Ausblick auf die Uhrenmesse Baselworld bestätigt. Die Stoppuhrfunktion ist mit Abstand die beliebteste Komplikation. Auch wenn die meisten sie nur zum Spielen während Sitzungen brauchen – Knöpfe drücken und Anzeigen verstellen sind eben eine Disziplin und ein Abenteuer für sich.
In puncto Komplexität steht die Konstruktion der «Royal Oak Offshore Grand Prix» von Audemars Piguet einem Formel-1-Boliden in nichts nach. Das Gehäuse (44 mm) ist aus geschmiedetem Karbon. AutomatikKaliber. CHF 39 000
Für den Gentleman, der auch in Bewegung bella figura machen will: Die «Diagono Calibro 303 Chronograph» (42 mm) von Bulgari hat ein aufwändig dekoriertes Zifferblatt, eine Weissgold-Lünette und ein blaues Alligatorleder-Armband. CHF 11 800
Die «Senator Sixties Panoramadatum» von Glashütte Original hat ein gewölbtes Zifferblatt und gewölbte Zeiger aus Roségold. Arabische Ziffern rahmen feingezeichnete Minutenskalen ein. Edelstahlgehäuse (42 mm). CHF 13 600
Das charakteristische Design der sechziger Jahre in reinster Form: Vacheron Constantin trifft mit der Neuauflage der legendären «Historique Ultra-Fine 1968» mit ultraflachem Kaliber den Nerv der Zeit. Roségoldgehäuse (35,2 mm). CHF 32 400
Zeitgemässe Interpretation eines grossen Klassikers: 70 Jahre hat die «Portugieser Handaufzug» von IWC auf dem Buckel und ist kein bisschen greise. Kleine Sekunde mit Stoppvorrichtung. Edelstahlgehäuse (44 mm). CHF 8950
1950 war sie die erste Armbanduhr mit Weckfunktion, heute ist das automatische Uhrwerk der «Master Memovox» von Jaeger LeCoultre eines der wenigen, das über so lange Zeit immerfort produziert wurde. Rotgoldgehäuse (40 mm). CHF 20 050
Sehr schwarz und sehr sportlich ist die «DS Master» von Certina. Sie misst von 12Stunden- bis Zehntelsekunden-Zeiteinheiten alles und ist wasserdicht bis 100 m. COSC-Chronometerzertifikat, ETA-Quarzwerk, 45 mm Durchmesser. CHF 1295
Mit der «Portugieser Yacht Club Chronograph», Remake des erfolgreichsten IWCModells der Sechziger/Siebziger, lassen sich Regatten prima stoppen. Selbst ein Taucher liegt dank verschraubter Krone drin. Edelstahlgehäuse (45,4 mm). CHF 13 700
Golfspieler waren von der Uhrenbranche benachteiligt, bis Jaermann & Stübi auf die Idee mit der Golferuhr mit Course-Timer kamen. 2010 werden 50 Gehäuse für die «Seve II» aus den Eisen der Golflegende Seve Ballesteros geschmiedet. CHF 19 500
Die «Master Compressor Extreme LAB2 Tribute to Geophysic» von Jaeger LeCoultre lacht Sie aus, sollten Sie sie nur zum Joggen ausführen. Denn sie ist eine ExpeditionsHochleistungsuhr und Himalaya-erprobt. Titangehäuse (46,8 mm). CHF 52 900
Die «Star 4810 Chronograph Automatic» von Montblanc sieht aus, als würde sie seit Jahrzehnten die Zeit messen. Dabei ist sie eine Neuentwicklung mit mechanischem Werk und Automatikaufzug. Gehäuse aus poliertem Edelstahl (44 mm). CHF 4100
Vor 60 Jahren erstmals präsentiert, werden Technik und Design bei der «Oyster Perpetual Datejust II Rolesor» von Rolex immer auf den neuesten Stand gebracht. Gehäuse aus Edelstahl und hauseigener RolesorGelbgoldlegierung (41 mm). CHF 10 000
Teilchen, so dünn wie ein menschliches Haar: Die flachste Uhr ihrer Kategorie, die «Altiplano» von Piaget, hält seit 1960 den Rekord und zeigt das Wesentliche: die Stunden und Minuten. Hommage-Edition mit Roségoldgehäuse (43 mm). CHF 19 400
Auch Swatch entdeckt den modernen Retrolook der späten sechziger und frühen siebziger Jahre. Die «Photosynthesis» ist vom Yachting inspiriert und glänzt wie das Meer im Sonnenlicht. Der Träger fühlt sich stets bereit für den Segeltörn nach Capri. CHF 120
In den Vierzigern für Offiziere der italienischen Marine entwickelt. Die drei Prototypen verschwanden, einer tauchte wieder auf. Panerai hat den Chronographen «Mare Nostrum» nachgebaut. Gehäuse aus satiniertem Stahl (52 mm). CHF 36 100
Ehrlich, praktisch, gut: Der ultrasportliche Klassiker unter den «schnellen» Uhren der Marke besticht mit eindeutiger Zifferblattgestaltung und guter Ablesbarkeit. «Speed Chronograph» von Tudor. Stahlgehäuse (41 mm). CHF 3000
Drei Zeiger allein fürs Datum, plus diverse weitere Anzeigen, Mondphase inklusive: Mit der «Averin» Chronograph von Union Glashütte sind Sie für den Überlebenskampf gerüstet. PVD-beschichtetes Edelstahlgehäuse (42,5 mm). CHF 4350
Was für ein toller Hecht, denken die Fische, wenn Sie mit der «Diverscope JR 1000 Goldwaters» von Jean Richard tauchen. Ein bisschen Glamour dank Rotgoldakzenten auf Kautschuk und Stahl schadet der sportlichen Absicht ja nicht. CHF 11 100
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FERRARI DRIVE-IN TEXT BRUNO AFFENTRANGER BILD ROBERTO CARRER
Ü b e r e i n e n Fe r r a r i C a l i f o r n i a lässt sich vieles in Zahlen sagen: Sein Dach, zum Beispiel, ist in 14 Sekunden offen und fahrbereit verstaut. Damit ist aber noch nichts über das Gefühl vermittelt, das der Bolide beim Fahrer auslöst.
Herzrasen Warum im neuen Ferrari California das Blut vieler pocht, das Auto aber dennoch kein Kompromiss geworden ist. Herzensangelegenheiten, getestet auf Eis, für den heissen Sommer.
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D e r C a l i f o r n i a f ü r e i n m a l n i c h t i m k l a s s i s c h e n Fe r r a r i - R o t , sondern edel und gehoben in hellem Blau. Dieses Auto passt zum Dandy wie der himmelblaue Anzug von Joops «Wunderkind», den man kürzlich gestreichelt hat.
Das Herz ist rot und heiss. Der Ferrari California wartet darauf, im Schnee erobert zu werden. 8 Zylinder; 310 km/h Spitzengeschwindigkeit; in weniger als 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt; mehr als 107 PS pro Liter Hubraum; 13,1 Liter Treibstoffverbrauch auf 100 Kilometer. Man könnte nun unendlich so weitermachen und alles in Tabellen einfüllen und so tun, als ob auf diese Weise die wundersame Rädermaschine, die auf einem abgelegenen Eisfeld im Engadin angelegt hat, wirklich erfassbar würde. Grosse Gefühle entstehen anders, Blut fliesst nicht in Zahlen durch den Körper, aber Zahlen bringen es zur Wallung. Deshalb noch dies, ein Aperçu zum basisdemokratischen Aufregen oder ungläubig Staunen in den Zimmern des unteren Mittelstandes: Der Richtpreis dieses winzigen Ferrari-Kindes liegt bei 170 000 Euro, rund 290 000 Franken. Hier crashen Rationalität und Emotionalität, in grossen Rationen. Das Herz tut derweil so, als ob all dies es nichts angehen würde; es liegt neben einem Besucherzelt draussen auf dem Eis und pumpt und dampft.
Dieser kleine, unverschämte Traum auf Rädern ist ein perfektes Beispiel für das Aufeinanderprallen verschiedener Welten und Überzeugungen. In der Schweiz würde daraus ein Kompromiss, und in Italien, nun, ein Ferrari. Luca Torre, einer der Entwickler aus Maranello, hört das nicht gerne. Es gäbe verschiedene Vektoren, Kräfte, die in unterschiedliche Richtungen wirkten, und die es alle unter dem roten Dach des California zusammenzubringen gelte, sagt er. Dieses Verdeck öffnet sich in 14 Sekunden und verwandelt den Untersatz in ein Cabrio. 240 Liter Stauraum werden zu 340 Liter. Reine Zauberei. Aber alles Zahlen. «Kompromiss? Ein Ferrari? Nein, das ist er sicher nicht», sagt Luca Torre und stochert für einen Augenblick etwas energischer in seinem Salat, den er im Gästerestaurant einnimmt. Ihm sei es darum gegangen, die Ansprüche an ein wettkampfgestähltes Rennpferd, das der italienische Formel-1-Brand seit jeher in seinem Stall weiss, mit jenen des komfortgewöhnten Publikums zusammenzubringen. Sport und Komfort also. Nicht ganz einfach sei das gewesen, sagt Luca Torre. Er spricht von der langen Zeit des Planens und des Entwickelns, und es klingt nach Arbeit, nach Abwägen, nach Kalkulieren, nach Ringen. Das gefällt dem Ferrarista, und er schliesst mit dem festem Schwung seines BoleroMen | 1 | 10 | 37
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COVERSTORY MICHEL TRIFFT MICHAEL BILD MICHEL COMTE STYLING AYAKO YOSHIDO PRODUKTION ANNETTE HOFMANN, EQAL ALLE SCHUHE VON NAVYBOOT, ALLE JACKEN VON JET SET REDAKTION BRUNO AFFENTRANGER
Schon der alte Friedrich Schiller… Sind Sie bereits eingeschlafen? Klar, der Mann ist schon lange weg vom Fenster, und Storys, die mit dieser Wendung beginnen, sind nicht wirkliche Powerriegel für den Intellekt. Diesmal aber ist alles ganz anders. Etwas spielerischer, vielleicht. Sicherlich aber sehr befreiend und locker. Deshalb: Weiterlesen! Von Friedrich Schiller stammt das geflügelte Wort: «…und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.»
Der deutsche Dichter hat noch immer Recht. Spielen ist das älteste bekannte Kulturphänomen, älter als Sprache, Schrift und Kunst. Es lässt den Menschen seine Fähigkeiten testen und ausbilden – und es befreit. Spielen ist nicht nur deshalb heutzutage allgegenwärtig. Spielen ist eine Art der Selbstbefreiung des Menschen aus seiner selbst gewählten Ökonomisierung, und dennoch ist Spielen auch Big Business. Spielen ist integrativer Bestandteil der Mode. Ohne spielerische Leichtigkeit würde der Stoff zentnerschwer auf
Das Spiel mit dem Leben
unserer Haut lasten. Der Sport mit seinen festgeschriebenen Regeln und mit den rituellen Verhaltensweisen seiner Akteure beispielsweise ist die institutionalisierte Form des Spiels.
Es ist das Aufsehen erregendste Comeback dieses Frühlings. We n n a m 1 4 . M ä r z M i c h a e l
Genug Theorie. Die Spiele sind hiermit offiziell eröffnet. Wir zeigen die Facetten dieses Phänomens: > Michael Schumacher, der als sensationeller Rückkehrer in die Formel-1 wieder seinem Jagdtrieb nachgibt. > Pokerprofis und -firmen, die gigantisch verdienen und die uns erklären, wie sie das exakt tun (Seite 48). > Der grösste Eishockeyheld der Schweiz, der sagt, dass er im Spiel nie verlieren kann und deshalb immer besser wird (obwohl er doch nur blosser Durchschnitt sei, Seite 56). > Die Modedesigner Dolce & Gabbana, die sich den neuen Heroen angenommen haben: den Sportlern (Seite 84). > Sämtliche Fussballakteure der Schweizer Nationalmannschaft vor der WM-Endrunde in Südafrika: In einer spielerischen Abrechnung (Seite 87).
Schumacher in Bahrain in seinem Mercedes-Silberpfeil zu seinem ersten Saisonrennen der Formel-1 startet, werden genau 1238 Tage vergangen sein seit seinem Abschied. Am 22. Oktober 2006 hat der in der Schweiz lebende, siebenfache We l t m e i s t e r d a s b i s h e r l e t z t e Rennen in der Königsklasse des Automobilrennsports
Let’s play, denn wir sind im schillerschen Sinne ganz Mensch. 42 | BoleroMen | 1 | 10
bestritten – jetzt ist er zurück. Warum tut der 41-Jährige das?
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9 . Fe b r u a r 2 0 1 0 , J e r e z , S p a n i e n : D e r s i e b e n f a c h e Fo r m e l - 1 - We l t m e i s t e r Michael Schumacher ist zur端ck auf der Rennstrecke. D i e Te s t f a h r t e n v e r l a u f e n v i e l v e r s p r e c h e n d .
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9 . Fe b r u a r 2 0 1 0 , J e r e z , S p a n i e n : Michael Schumacher im Mercedes-Silberpfeil. D e r T 端 f t l e r r e i h t Te s t r u n d e a n Te s t r u n d e u n d g i b t d e n Te c h n i k e r n w i c h t i g e R 端 c k m e l d u n g e n .
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Brawn weiss, was er an Schumacher hat, dem auf jedes Detail versessenen Motorsportprofi, der in Entwicklungsfragen mit seinen Rückmeldungen von unschätzbarem Vorteil ist. Der deutsche Weltmeister gilt als Pedant. Im positiven Sinne. Seit er vor rund zwei Jahren in Testfahrten für Ferrari gespürt und quantifizierbar erlebt hat, dass er mit weit jüngeren Piloten mithalten und sie sogar überflügeln kann, ist der Gedanke an ein Comeback nicht mehr zu vertreiben gewesen.
Dennoch stellt sich die Frage: Spielt Schumacher, 41, zweifacher Familienvater, nun erneut mit seinem Leben und dem Glück seiner Nächsten? Comte überlegt und findet dann: nein. Der erfahrene Rennstreckenbesucher sagt, dass die Formel-1 heute sicherer sei denn je. Seit dem tödlichen Unfall Ayrton Sennas (am 1. Mai 1994 auf dem Kurs von Imola) habe sich das Championat immer strengeren Regeln unterworfen und man die Sicherheit schrittweise erhöhen können. Dennoch, eine Luftballonparty sieht anders aus. Es ist kein Kindergeburtstag, der ab dem ersten Rennen in Bahrain am 14. März auf den Champion wartet. Es gilt, mit haarsträubenden Tempi und dem Gefühl für das Unvorhersehbare, mit der Intuition für Bodenwellen und Kurvenreibungen umzugehen, und dies nicht auf dem Heimtrainer oder an der Spielkonsole, sondern im direkten Wettbewerb gegen ruppige Konkurrenten. Zentnerschwere Kräfte wirken während manchmal mehr als siebzig Fahrtrunden auf den Körper ein, der mangelnde Fitness nicht verzeihen wird. Strapaziös und gefährlich bleibt dieser Beruf, auch wenn die Sicherheitsanstrengungen gross sind. Michel Comte jedoch relativiert auch dies. «Michael hat mit seinen Motorradrennen in der Zwischenzeit nach seinem Rücktritt sicher gefährlichere Sachen veranstaltet», sagt Comte, und räumt im Vorbeigehen noch mit einem weiteren Vorurteil auf: Jenem, das besagt, dass Michael Schumacher arrogant und abweisend sei. «Das Gegenteil ist der Fall. Dieser Mensch ist sehr einfach geblieben, sehr bodenständig und sehr herzlich und offen. Nur, weil er nicht für jedermann zugänglich sein will, ist er noch lange nicht arrogant!» Manchmal spielt einem die eigene Reputation einen Streich. Auch einem, der neuerdings wieder mit seinem Leben spielt. Die zur Schweizer Gaydoul Group gehörenden Premiummarken Navyboot und Jet Set gehen auf dem Weg der Internationalisierung mit dem Mercedes-Formel-1-Fahrer Michael Schumacher eine Partnerschaft ein. Als Botschafter einer aktiven Jet-Set-Kultur wird Schumacher der Luxury-SportsFashion-Marke neue Impulse verleihen. Mit dem Navyboot-Racing-Sneaker soll eine neue Form von Rennsport-Technik die Strassen erobern: «developed with Michael Schumacher». Voraussichtlich im Juli wird der neue Schuh auf den Markt kommen.
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COVERSTORY PROFIPOKER TEXT LUKAS HADORN BILD DAVID STEPHEN
E i n Po t v o l l e r Hoffnung Wahr gewordene Träume heissen Annette, Chris oder Joe. Sie sind kaum volljährig, Multimillionäre, P r o f i s p i e l e r . D i e Po k e r b r a n c h e l ä u f t h e i s s – u n d schwimmt dank Internet-Geschäft im Geld. Ein B l i c k h i n t e r d i e K u l i s s e n i n L a s Ve g a s , d e m H e r z des Zirkels um Ass, König und Dame. 48 | BoleroMen | 1 | 10
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Eine Sieben war es, eine schwarze Sieben. Sie machte Joe Cada, einen schmächtigen Jungen aus Michigan, im November vergangenen Jahres zum neuen Poker-Weltmeister und damit zum Multi-Millionär. Für den Sieg an der «World Series of Poker» in Las Vegas erhielt der damals 21-Jährige ein mit 291 Diamanten bestücktes Weissgold-Armband – und ein Preisgeld von 8,55 Millionen Dollar. Das ist fast exakt gleich viel, wie Roger Federer im ganzen Jahr 2009 mit Preisgeldern verdiente (8,77 Mio. Dollar). Der Vergleich zwischen Cada und Federer ist berechtigt: Der Boom des vergangenen Jahrzehnts hat aus Poker einen Spitzensport gemacht, der sich mit Golf und Tennis auf Augenhöhe misst. Nicht nur was die Preisgelder betrifft, sondern auch in Bezug auf die mediale Vermarktung, die Organisation des Turnierbetriebs und die Professionalisierung der Spieler. Von Auckland über
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FASHION CLASSIC BILD JOACHIM BALDAUF STYLING MARTINA RIEBECK MODEL MICHAEL S.@M4MODELS GROOMING PATRICK GORRA@BALLSAAL
Ich kam auf eine Wiese h i n
u n d
w e i s s
n i c h t
mehr zu sagen, wie ich d a h i n d r u m
g e k o m m e n s p a r t
Fragen.
e u c h
bin, a l l e
G. FALKE, DEUTSCHER SCHRIFTSTELLER 1853–1916
Wa n n s p i e l t e i g e n t l i c h d e r A n z u g i m L e b e n e i n e s M a n n e s keine Rolle? Egal, wie viele Antworten sich darauf finden lassen – die Allgegenwärtigkeit des Anzugs beweist, wie wichtig er ist. Denn nicht immer sind lässig getragene Jeans richtig am Platz. Deshalb greift BoleroMen voll in die Anzugs-Kiste und zeigt, wie man den Zweiteiler in dieser S a i s o n u n g e z w u n g e n t r a g e n k a n n . S c h a r f e Te i l e . M o d e r n kombiniert. So passen sie, nicht nur auf die Strasse.
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...und weiss jetzt wie... Oben: Michael tr채gt einen klassisch geschnittenen blau-weissen Baumwollblazer, fein gestreift. Blaues B a u m w o l l h e m d m i t Fa r b v e r l a u f . S c h m a l e H o s e . A l l e s v o n B o s s . S c h u h e To m Fo r d . L i n k s : We i s s e T e n n i s s h o r t s z u m w e i s s e n B l a z e r a u s B a u m w o l l p i q u e t m i t d u n k e l b l a u e r P a s p e l i e r u n g u n d g r o s s e m K r o k o d i l a u f d e r B r u s t t a s c h e . A l l e s L a c o s te . S c h u h e To m Fo r d .
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FASHION FREESTYLE
BILD ERNST WIRZ REALISATION MIRIAM DEMBACH MODEL MICHAEL WERNER, RAINER KUHN GROOMING MONIKA SPISAG@STYLE COUNCIL FOTOASSISTENT ALOIS JAUCH
Wa l k O n T h e W i l d S i d e Lo u Re e d | 1 972
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C ow b oys : I n b e g r i f f vo n M ä n n l i c h ke i t , U n a b h ä n g i g ke i t u n d Fre i h e i t . D i e h a r t e n Ke r l e d e s W i l d e n We s t e n s s e t ze n t ra d i t i o n e l l auf Karohemden, Jeans und Lederj a c ke n . E i n e f re i ze i t t a u g l i c h e U n i fo r m , d i e a u c h aus Alpenländlern e c h t e Revo l ve r h e l den macht. Bez u gs q u e l l e n Se i t e 9 6
L i n ks : Le d e r j a c ke m i t Re i ssve rs c h l u ss. Ka ro h e m d . Du n ke l b l a u e J e a n s. A l l es vo n G u e s s . G ü r t e l , S t a l l i o n . Ke t t e u n d H u t , p r i va t . Re c h t s : Wi l d l e d e r j a c ke m i t Fra n s e n . We i ss es T- S h i r t m i t fa r b i ge m Fe d e r p r i n t . B l a u e J e a n s m i t s c hwa rze n Au f n ä h e r n . A l l es vo n H & M . Ka ro h e m d , T i ge r of Swe d e n . A l l e we i ss e n T- S h i r t s : Co o p N a t u ra l i n e.
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Pa p a ’s G o t A B ra n d N e w B a g J a m e s B row n | 1 9 6 5
Re c h t e Se i t e, i n n e n : Co g n a c fa r b e n e Le d e r j a c ke m i t S t r i c k b ü n d c h e n , C a m p u s by M a rc O’ Po l o. J e a n s, M a rc O’ Po l o. C re m efa r b e n es Ba u mwo l l -T- S h i r t m i t Fro n t p r i n t , Lev i ’s. Cow b oy b o o t s, S t a l l i o n . Au ss e n : H e l l e J e a n s west e. Ve r wa s c h e n e J e a n s. Be i d es vo n Re p l ay. Ka r i e r t es Ba u mwo l l h e m d , To m my H i l f i ge r. Cow b oy b o o t s, p r i va t .
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RUDOLPH JULAS SLOW TRAVELLING BILD UND TEXT RUDOLPH JULA
Rudolph Jula ist Regisseur und Drehbuchautor und lebt in Zürich und in Berlin. Für BoleroMen ist er unterwegs mit Schiff, Bus, Zug. Slow travelling ist Reisen statt Fliegen: auf dem Landweg nach Damaskus, nach Ägypten, durch den Balkan auf der Route des Orient-Express. Im vierten Teil mit dem Zug in den Iran.
119 Stunden b i s Te h e r a n Morgens um acht rollt der Nachtzug im Bahnhof Sirkeci ein. Nieselregen fällt. Übermüdet bis zum Anschlag steige ich aus und würde am liebsten den Boden küssen vor Dankbarkeit.
Drei Nächte dauert es, um auf dem Landweg bis nach Istanbul zu kommen, drei Nächte durch den Balkan. Nach Belgrad wird es finster. Rostige Züge, die nach Pisse riechen, stundenlange Grenzkontrollen mitten in der Nacht, uralte Schienen, auf denen der Zug fast entgleist. Politisch korrekt heisst es jetzt übrigens nicht mehr Balkan, sondern «Südosteuropa». Das geht, wie alles politisch Korrekte, an der Wahrheit vorbei. Denn «Europa», das ist ein Kulturraum, den man unterwegs immer mehr hinter sich lässt, eine Idee, die verdämmert mit dem Tageslicht, während das Andere, das Nächste noch in weiter Ferne hinter einem dunklen Horizont verborgen liegt. Der Balkan ist ein Zwischenraum, eine Zone, eine Absenz zwischen Abendland und Orient. Man muss ihn durchqueren wie einen dunklen Geburtskanal. Wenn man die Augen wieder öffnet und das Licht zurückkehrt, steht man in Istanbul, auf dem letzten Zipfel von Südosteuropa, im Zentrum des früheren Konstantinopel. Das Scharnier zur nächsten Welt. Es ist Ramadan. Das Bahnhofscafé ist zu. Ich gehe hinunter zum Meer, bleibe stehen am äussersten Rand des Kontinents und schaue über den Bosporus. Dort drüben beginnt das Morgenland. Drei Nächte leiden, das steigert das Glücksgefühl fast ins Unendliche.
Der Bahnhof Haydarpasa ç liegt auf der anderen, der asiatischen Seite der Stadt. Die Istanbuler nennen sie gern die anatolische Seite, was weniger uneuropäisch klingt. Am Fahrkartenschalter finde ich einen Reisegefährten, 88 | BoleroMen | 1 | 10
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genauso schnell wie das Wort Ekspresi vermuten lässt. Mit Mofageschwindigkeit tuckert er durch die endlosen Weiten der anatolischen Hochebene, eine weite, karge Landschaft, in der Sommerhitze ausgedörrt. B. ist ein sehr angenehmer Reisegefährte, und irgendwann stellt sich heraus, dass der Deutsche ein halber Perser ist. Eine iranische Seele, eingegossen im Zementklotz des deutschen Protestantismus. In der Hitze des Südens wird der Zement porös. Mir ist sofort aufgefallen, dass er nicht fragte «Und was machst du da?», als ich ihm erzählte, dass ich unterwegs bin nach Teheran. Er war der Erste und der Einzige, der nicht gefragt hat. Immer dieses Erstaunen. Dieser Unterton. Dieser seltsame Blick bei der Frage. Als müsste man sich rechtfertigen dafür. Wieso fragt man Leute, die auf die Kanaren fliegen nie, was sie da eigentlich machen? Na gut, da gibt es kein Atomprogramm, keine Mullahs und keinen Kopftuchzwang. Es gibt nur Konsum, man bleibt also im Grunde sowieso zuhause, und damit erübrigt sich die Frage. Man spürt es, auch in liberalen Köpfen haben sich die Worte «Ihr seid entweder für uns oder gegen uns» festgesetzt. Propaganda richtet den Scheinwerfer immer nur auf die eine Hälfte der Wahrheit. Der Iran bastelt an einer Atombombe? Israel hat ein ganzes Atomarsenal, illegal selbstverständlich. Der Iran ist antiwestlich? In Saudi-Arabien bekommen Nicht-Muslime nicht mal ein Visum, und selbstverständlich wird Dieben die Hand abgehackt. Der iranische Präsident hält den Holocaust für einen Mythos? Der türkische Präsident hält den Völkermord an den armenischen Christen für ein Märchen. Die Achse des Bösen verläuft recht beliebig und ihr Verlauf wird von den Interessen des Westens bestimmt. «Entweder ihr seid für mich oder ihr seid gegen mich», das sind Worte von Jesus. Es macht mich misstrauisch, wenn Menschen es sagen. Etwas misstrauisch macht mich auch, dass der Zug nicht so leer ist, wie erwartet. Schon bei der Abfahrt war er halb voll, und er füllt sich immer mehr, von Station zu Station. Keine Touristen. Kein Türken. Nur Iraner. Als wir abends Kayseri erreichen, warten hunderte von ihnen auf dem Bahnsteig. Der Zug wird gestürmt. Zwei Männer werden in unserem Abteil einquartiert. Tagelang reisen, zu Viert im Abteil, oje, das trifft meinen westlichen Individualimus schon sehr empfindlich. Ich konnte ja nicht wissen, dass die Türkei das einzige Land ist, in das Iraner ohne Visum reisen können, abgesehen vom Irak und von Afghanistan. Ausserdem sind vor kurzem angeblich zwei Flugzeuge der Iran Air abgestürzt. Ersatzteilmangel. US-Sanktionen. Zu Viert im Abteil. Als B. und ich auf die beiden oberen Liegeplätze steigen, mustern uns die beiden Männer im Abteil mit einem amüsierten Lächeln. «Dass es noch Europäer gibt, die in den Iran fahren», sagt der eine zum anderen. Sie wissen noch nicht, dass noch jemand ihre Sprache versteht. Wir löschen die Lämpchen und rollen durch die Nacht, allein unter Schiiten. ein Deutscher aus dem Norden, eine Figur wie aus einem ThomasMann-Roman. Er trägt Hemd mit Foulard und verwendet Worte, die im allgemeinen Sprachgebrauch seit einem Jahrhundert ausgestorben sind. Ein Künstler, der sich dem Schönen hingibt, statt der Moral. Ein gefallener Lutheraner. Er hat sich vor kurzem von seiner Freundin getrennt und möchte nun reisen, um zu sich selber zu finden. Wie alle Menschen im Exil bilden wir spontan eine Schicksalsgemeinschaft und nehmen zusammen ein Abteil. Die Schlafwagen nach Teheran haben nur Vierer-Abteile, aber da wird sowieso niemand mehr kommen, denke ich, ich habe in diesem Land noch nie einen vollen Schlafwagen gesehen. Türken nehmen den Bus oder fliegen.
Anatolien: Mit nur einer Stunde Verspätung verlässt der Transasya Ekspresi den Bahnhof Hayderpasha, rollt durch eine regnerische Nacht und bleibt am nächsten Morgen erst mal zwei Stunden in Ankara stehen. Man kann sich Verpflegung holen oder die Büste von Atatürk fotografieren. Die Sonne bricht durch, der Zug fährt weiter. Sein Tempo ist
Kurdistan: Ich höre zwei halblaute Stimmen. Ich liege im oberen Bett, die beiden Iraner sitzen unter mir und unterhalten sich leise. Es ist ein schöner Klang zum Erwachen. Ein persisches Flüstern. Die beiden sind die höflichsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Höflichkeit ist von grösster Bedeutung in der iranischen Kultur, wie ich erfahre, die Blüte einer sehr alten Zivilisation. Sie macht das Zusammensein angenehm und wohltemperiert. Kurdistan ist gross und leer, die Stunden sind lang und nach einer Weile geht die Konversation über in Schweigen, einer löst Kreuzworträtsel, der zweite schlummert, B. schaut melancholisch aus dem Fenster und denkt an deutsche Wälder, ich hole meine Reiselektüre raus, «Hinter den Schleiern Irans», geschrieben von der Ex-Gattin des schweizerischen Ex-Botschafters in Teheran. Es geht um die Frauenfrage. Eine Frau schreibt über Frauen, die sich mit anderen Frauen darüber unterhalten, «was es für Iranerinnen bedeutet, weiblich zu sein». Politische Analysen gehen nahtlos über in lange Passagen, in denen die Autorin von sich selbst erzählt, von der Geburt ihrer Tochter etwa oder von ihrer BrustBoleroMen | 1 | 10 | 89