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Designer-Looks aus London, Mailand & Paris | Make-up im Farbrausch | Erykah Badu | Desginmetropole Kapstadt | Star-Architekt Peter Marino

TOD’S BOUTIQUES: GENÈVE 108-110, RUE DU RHÔNE TEL. +41 22.3100810 • ZÜRICH BAHNHOFSTRASSE 32 TEL. +41 43.4228422

Bolero MÄRZ 2014

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MÄRZ 2014 CHF 8.50 € 6.– www.boleromagazin.ch Bolero – DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODE, SCHÖNHEIT UND KULTUR

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52 Seiten Designer-Looks

Im Kino

Nicole Kidman als Grace Kelly Kapstadt Designmetropole

Neu entdeckt

François Russos handgemachte Luxustaschen

Star-Architekt

Make-up im Farbrausch

Peter Marino für Chanel

Schwarze Frauenpower

Selected by Bolero

Schweizer Modefotografie im neuen Licht

Janelle Monáe Erykah Badu Rihanna

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! r a t s k c o R m u z e i S n So werde

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Schwarzes kurz채rmliges, mit Jetperlen besticktes und Spitzenfransen besetztes T체lltop. Mit schwarzen Pailletten bestickte schwarze weite Wollhose. Beides Louis Vuitton. Ohrringe, Kette und Ring, alles Ugo Cacciatori. Gitarre: Mosrite Ventures II, Jahr 1965, www.danielecabibbe.com

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Rock Baby

FOTOS: GIANLUCA FONTANA STYLING: MARTINA RIEBECK MAKE-UP: ADALBERTO PEZZAIOLI/FREELANCER HAIR: NICHOLAS JAMES/GREENAPPLE MODEL: FLO/MONSTER SETBAU & PROPS: MARCO RONCHI

Lederjacken im Bikerstil, knallenge Miniröcke, Stretchjeans, Pailletten und jede Menge Schwarz. Die Fashionista zelebriert im Frühling 2014 den glamourösen «Tough-Chic» und inspiriert sich am Stil von Musik-Ikonen wie Courtney Love oder Patti Smith. | märz 14 | bolero |

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STIL

Tribut zollen Für diese silberne Schnürbottine von Saint Laurent par Hedi Slimane würden wir sogar unsere letzte Gitarre hergeben. Mit seiner Mischung aus Mary Poppins und Courtney Love hat der Schuh alles, was das Groupieherz begehrt. Auf zur nächsten Jam-Session. Wo zu kaufen Seite 158. FOTO: ARMIN ZOGBAUM/RENEHAUSER.COM STYLING: ULRIKE MIEBACH RETUSCHE: OLIVIER YOSHITOMI

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STIL neuigkeiten

Klare Linien, natürliche Materialien und ein hoher Tragekomfort zeichnen die Modelle von Aikyou aus.

Wäschelabel

Nachhaltig schön mit Lingerie von Aikyou Aikyou ist das Lingerielabel für Frauen, die Wert auf klare Linien und natürliche Materialien legen – und einen ungepushten und doch sexy Look, besonders bei kleinerer Oberweite. Spezielle Schnitte setzen die Vorzüge eines kleinen Busens perfekt in Szene. Sämtliche Designs kommen ohne stützende Bügel oder Hakenverschlüsse im Rücken aus. Stattdessen sorgen feine Bändchen für ein besonders bequemes Tragegefühl. Der Name Aikyou bedeutet «Liebreiz», «Liebe» und «Respekt» auf Japanisch. Die Idee zum Lingerielabel aber entstand in Deutschland. Inspiriert von femininen Bikini-Styles, bestechen die Teile durch einen puristischen Look. Das Wäschelabel setzt im Besonderen auf den Respekt gegenüber der Umwelt. Die Stoffe bestehen aus Biobaumwolle (92 % Biobaumwolle, 8 % Elastan), die aus kontrolliert biologischem Anbau kommt und durch Fairtrade zertifiziert ist. Das weiche Material wird in Deutschland produziert und nach GOTS-Richtlinien gefärbt und zugeschnitten. Darüber hinaus leistet Aikyou auch einen gesellschaftlichen Beitrag: Jedes verkaufte Teil unterstützt die jährliche Spende an das «Global Volunteer Network», das in 21 Entwicklungsländern Einrichtungen für Frauen und Kinder fördert. | ALB www.aikyou.de

Schuhkollektion

— Starke Modefotografie —

Must-have

DREI MAL DENIM

Die italienischen Schwestern Sara, Marianna und Vera Giusti sind bekannt für ihre eleganten flachen Schuhdesigns. Für die Sommerkollektion ihres Labels Attilio Giusti Leombruni kreierten sie eine dreiteilige Capsule-Kollektion aus Denim, bestehend aus Ankle-Boot, Sandale mit Blockabsatz und Derby-Modell. Ab ca. CHF 395.–. | ALB

Unter dem Titel «Coming into fashion. A century of fashion photography at Condé Nast» richtet das Pariser Modemuseum Palais Galliera den Blick auf ein Jahrhundert Modefotografie. Die Retrospektive gewährt Einblicke in die Archive des Condé Nast Verlags und eint über 150 Originalabzüge der bekanntesten Modefotografien. Etwa von Cecil Beaton, William Klein, Nick Knight, Man Ray, Guy Bourdin, Herb Ritts, Helmut Newton, Peter Lindberg oder Corinne Day. Vom 1. März bis 25. Mai. | ALB

Miu Miu präsentiert ein neues Lieblingsstück: die Biker Bag. Charakteristika der legendären Lederjacke übertrug das Luxusmodehaus auf rockige Taschen aus weichem Nappaleder. Ausgeführt in drei Farbkombinationen, besitzt die Tasche abnehmbare Schulterriemen und Reissverschlüsse. Ab ca. CHF 1540.–. | ALB

www.agl.it

www.palaisgalliera.paris.fr

www.miumiu.com

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BIKER-BAG

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BEAUTY

Pop Art

Stellen Sie sich eine hippe Kunstvernissage mit Privatkonzert vor und Sie sind im Makeup-Modus für den Frühling, wo Freiheit die Wahl der Farben und den Look bestimmt. FOTOS: ALEXANDER STRAULINO MAKE-UP: JULIE B./BOX MANAGEMENT HAIR: RICHARD BLANDEL/B AGENCY STYLING: WOO LEE/STUDIO WOO LEE MODELS: ELÏSE/OUI MANAGEMENT & KLARA/IZAIO MODELS

SMOKY WOMAN Augen: «Ecrin 2 Couleurs 09 Two VIP», «Cils Maxi Lash 03 Moka», «L’Ecrin Sourcils Eyebrow Kit 00 Universel». Lippen: «Gloss d’Enfer Maxi Shine 900 Star Dust». Nägel: «La Laque Couleur 125 Vega». Alles von Guerlain. Jumpsuit, Daniele Carlotta. Top, Louis Vuitton. Ring, Viktor & Rolf.

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SOUND OF BEAUTY Augen: «5 Couleurs Trianon Edition 234 Pastel Fontanges» und «954 Pink Pompadour», «Mascara Diorshow New Look». Teint: «Glow Maximizer», «Diorskin Nude BB Cream», «Diorblush Trianon Edition 763 Corail Bagatelle». Lippen: «Dioraddict. Lip Glow 004 Coral». Nägel: «Dior Vernis 204 Porcelaine». Alles von Dior. Top und Weste, Dior. Ringe & Armspangen, 1-100 Graham Tabor/ Miguel Villalobos.

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KULTUR

Von einem, der auszog... Pascale Marthine Tayou im Kunsthaus Bregenz. TEXT: LEONI JESSICA HOF

Ein Bescherungskoloss baumelte von der Decke des Museums. Keines der verheissungsvollen Pakete aber hielt, was es auf den ersten Blick versprach. Der zweite nämlich galt dem Titel «Empty Gift». Pascale Marthine Tayou kreierte das Werk, das vor einem Jahr zum Publikumsliebling im Kunsthaus Bregenz wurde. Der Künstler macht dem Museum nun mit «I love you!» eine überbordende Liebeserklärung. Auf drei Obergeschossen werden neue Arbeiten von ihm zu sehen sein – ein Parcours aus Objekten, Zeichnungen und Installationen. Seinen Geburtsort Afrika habe er nie verlassen, sagt Tayou, er sei einfach zum Reisenden geworden, der seine Zelte schon an der «Documenta» und der «Venedig-Biennale» aufgeschlagen hat. Das Werk des 47-Jährigen ist vielschichtig, seine Herkunft blitzt als Zitat auf. Wie bei den Figuren aus Kristallglas, den «Poupées Pascale». Weil seine Arbeiten nicht in verkopfter Distanz verharren, sollte man sich seiner Liebeserklärung in Bregenz unbedingt hingeben.

VON OBEN: «Empty Gift», 2013, Foto: Christian Hinz. Pascale Marthine Tayou, «I love you!», Foto: Rudolf Sagmeister. «Poupées Pascale», 2011, Foto: Galleria Coutinua, San Gimignano, Beijing, Lo Moulin. ProLitteris.

Pascale Marthine Tayou, «I love you!», Kunsthaus Bregenz, bis 27. April

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KULTUR musik Album

Der Zorn der Angel Haze Rauer Rap über die dunkle­ Seite der Menschen. TEXT: SALVADOR ATASOY

Fotos: Mathieu Young (1), Pepi Loulakaki/ECM Records (1)

Mode und Musik gehen manchmal unterhaltsame Symbiosen ein. Etwa dann, wenn Designer Musiker ­suchen, die ihre Fashionshows vertonen und so die Mode zum Klingen bringen. Gerade in New York und London hat sich eine aktive Szene entwickelt, die stän­ dig nach dem «next big thing» Ausschau hält. Ende 2013 wollten mit Vogue.com und Style.com gerade zwei Platz­ hirsche den Sound-Jackpott erspäht haben. Ihr Name: Raykeea Angel Wilson – kurz Angel Haze. Aufgewach­sen in einer Art Sekte, verarbeitet sie in ihren Texten und dem futuristischen Hip-Hop die «dunkle Seite» der Menschen, was den rauen, schnellen Rap-Salven von Haze etwas Beschwörendes verleiht. Die Wortattacken richten sich dabei oft gegen die eigene Mutter, von der sie sich schon als Kind im Stich gelassen fühlte. Haze ist immer bereit auszuteilen – das zeigt sie auch auf Twitter, etwa in einer Wortfehde mit Rapperin Azealia Banks. Dass sie dann auf Fotos etwas unschuldig, aber stets bildhübsch aussieht, macht die 22-Jährige zu einer perfekten Mischung aus High- und Street-­Fashion. Ein perfektes (Sound-)Image für Designer, die mit ihrer Mode vor allem auf Provokation setzen. Angel Haze, «Dirty Gold». Republic/Island

Album

LEISE TÖNE AUS DEM DUNKELN KARAINDROUS MUSIK ZU EINEM ANTIKEN DRAMA IST ZEITLOS SCHÖN. Die griechische Komponistin Eleni Karaindrou hat seit den sieb­ziger Jahren Musik für viele Spielfilme, Theater­stücke und TV-Produktionen geschaffen. Für «Trojan Women» des Regisseurs Antonis Antypas hat sie eines ihrer eindrücklichsten Werke komponiert. Nun hat K ­ araindrou, wieder mit Antypas zusam­men, die Tragödie ­«Medea» im ­antiken Theater von Epidaurus auf die Bühne ge­bracht, dort, wo das Drama von Euripides vor fast zweiein­halb­­ tausend Jahren zum ersten Mal aufgeführt wurde. «Medea» ist eines der finstersten Stücke in der Literatur der Antike, eine zutiefst ver­­störende Geschichte von Liebe, Betrug, Hass und Kindsmord. Karaindrous Vertonung des Stücks verzichtet auf dramatische Zuspitzung. Mit we­nigen orientalisch gestimm­ten Instrumenten und einem Frauen­chor verschafft sie dem unsäglich Traurigen eine leise, eindringliche Stimme und über­w indet den Schrecken mit der Schönheit, die ihre verhaltene und einfache Musik ausstrahlt. Das ist keine Unterhaltungs­­­musik, sondern eine, die das Zuhören fordert und belohnt. | JSC Eleni Karaindrou: «Medea». ECM/Harmonia Mundi-Musicora

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Electric Ladies Diese Musikerinnen sind (nicht nur) die Lieblinge der Designer. Warum sie gerade auch ausserhalb der Konzerthallen den Ton angeben – und wieso das höchste Zeit wurde. TEXT: LEONI JESSICA HOF

Janelle Monáe – von Kansas in den Pop-Olymp.

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Janelle Monáe trägt Afro, wie ihn keine andere trägt: als Tolle, die über ihrer Stirn thront. Das Requisit aus den Fünfzigern ist das Markenzeichen der Sängerin, die sich in Kansas aufmachte und nun auf dem direkten Weg in den Pop-Olymp ist. Ihr Vater arbeitet als Müllmann, die Mutter ist Putzfrau – Janelle will die Welt retten. Dafür verwandelt sie sich auf ihren beiden bisher veröffentlichten Alben ins Alter Ego Cindi Mayweather, eine Androidin des 28. Jahrhunderts: «I’m an alien from outer space. I’m a cybergirl without a face, a heart, a mind.» Und wie eine Ausser>

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ANGESAGT

irdische wirkt die 28-Jährige auch, wenn man sie i­ hren mehr ent- als bekleideten Musiker-Kolleginnen gegenüberstellt oder den aseptisch überinszenierten. Monáe trägt stets hochgeschlossene Hemden und Tuxedos in Schwarzweiss. Ihre Uniform. Sie sagt: «Das verbindet mich mit meinen Eltern, die in ihren Jobs in der Hausmeis­ terei und bei der Müllabfuhr auch immer Uniformen tragen mussten. Sie standen im Dienst der Community, und ich tue dies mit meiner Musik genauso.» Karl Lagerfeld zu­ mindest gefällt ihr Stil. Und nicht nur ihm, die Sängerin wird von der Kritik gefeiert. Den Grammy hat Monáe bereits abgeräumt. Mit ihr betritt eine junge, frische Künstlerin die Bühne. Ihre Musik klingt zwar nach den vergangenen fünfzig Jahren Musik­ geschichte, soulig, rockig, funkig, nach Elektro und Hip-Hop, dieses Konglomerat kommt aber unerhört neu daher. Monáe hat etwas, das andere nicht haben. Sie ent­ wirft mit ihrer Musik einen ganzen Kosmos und findet dabei zu ihrer eigenen Geschichte. Ausgestattet mit Superkräften, rettet die von ihr erdachte Androidin Mayweather nämlich die Welt, nachdem sie sich in einen Menschen verliebt hat und deswegen un­ tertauchen muss. Mit Science-Fiction rollt Monáe die afroamerikanische Geschichte auf. Den Afro-Futurismus hat jedoch nicht sie erfunden; vor ihr flogen schon George Clinton und Kool Keith ins All, eine Grace Jones erinnerte zuweilen an einen androgy­ nen Roboter. Alphafrau Monáe baut auf dieses Fundament. Ihr zweites Album ist nun besonders den starken Frauen in ihrem

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Leben gewidmet, wie sie in einem Interview sagt: «Meine Mama, meine Oma und meine Tanten gehören zu den toughsten ­Lebewesen auf diesem Planeten. Unter ihrer Führung wurde ich vom Dienstmäd­ chen zu der weltbereisenden Performerin, die ich heute bin. Sie gaben mir die Kraft, die ich brauchte, um Kansas zu verlassen und meinen Träumen nachzujagen. Viele Leute denken, dass ich auf der Bühne so hart arbeite, weil ich James Brown nach­ eifere. Doch die kennen meine Mutter nicht!» Eine Diva will sie erst recht nicht sein. «Das ist ein schlimmes Wort! Es ist viel zu oft verwendet worden. Es stereo­ typisiert und enteignet Frauen ihrer Indivi­ dualität. Damit habe ich nichts zu tun!»

dem transsexuellen Model Lea T. Riccardo –, blieb auch diese Wahl nicht unbeachtet. Givenchys Kollektion ist von afrikanischen Elementen inspiriert. Die Anzeigenkam­ pagne fast ganz mit schwarzen Frauen zu besetzen ist trotzdem erwähnungswürdig, wenn man bedenkt, dass etwa 80 Prozent der gebuchten Models auf der vergangenen Fashion Week in New York weiss waren. Riccardo Tisci sagt zum Thema Rassismus in der Modewelt: «Wir sind heute firm in Sachen Instagram und Facebook – alle scheinen so offen zu sein. Am Ende des Tages stellt sich aber die Frage: Warum gibt es so wenige schwarze oder lateinamerika­ nische Mädchen in den Fashionshows? Wir haben sogar einen schwarzen Präsidenten! Wenn ich das sehe, macht es mich sehr traurig. Wir sind einerseits so fortschritt­ lich, andererseits aber auch gar nicht, weil die Leute immer noch Unterschiede bei der Hautfarbe machen.»

Im Schlepptau hat die R’n’B-Hoffnung ihre Freundin Erykah Badu, die auf Monáes neuem Album einen eindrucksvollen Gastauftritt hinlegt. Badu wird in diesem Monat 43 und rief schon in den Neunzigern die Frauen auf, sich nicht von ihrem emotionalen Ballast erdrücken zu lassen. 1997 brachte die First Lady of NeoSoul ihr Debütalbum «Baduizm» heraus, über die Jahre pflegte sie ihren eigenwilli­ gen Stil, der immer auch Reminiszenzen an ihr afrikanisches Erbe machte und sie zur wagemutigen Stilikone mit Meinung. So richtig überraschend war es darum nicht, als Designer Riccardo Tisci sie als das neue Gesicht für Givenchys Frühjahrskollek­ tion auswählte. Und da Tisci für seinen zukunftsweisenden Geschmack in Sachen Modelauswahl bekannt ist – nach Kampa­ gnen mit Albino Stephen Thompson oder

Bleibt abzuwarten, ob hier tatsächlich etwas in Bewegung kommt. Die Wahl der barbadischen Sängerin Rihanna für die Kampagne der Frühjahr/Sommer-Kollektion 2014 von Balmain könnte darauf hinweisen. Auch mit der Kosmetikfirma M.A.C hat die 25-Jährige mehrere Kollaborationen. Folgt man ihr auf Instagram, wo sie in mun­ terem Reigen Partybilder und Halbnacktes aufschaltet, wünscht man ihr vielleicht nur, sich doch eine Scheibe von ihren Musikerkolleginnen abzuschneiden. Und sich zu einer der Electric Ladies zu mausern, über die Janelle Monáe sagt: «Die Electric Lady ist in erster Linie eine starke Frau, die völlig angstfrei durchs Leben geht. Sie ist so stark, du kannst förmlich ihre Elektrizität spüren und all die Dinge, die sie einzigartig machen. Es gibt viele Electric Ladies in der Welt. Ich bin nur eine davon.» <

Fotos: Marc Babtiste/Corbis Outline/Dukas (1), Universal PD (1), Warner PD (1)

LINKS: Erykah Badu ist das neue Gesicht von Givenchy. RECHTS: Nicht nur auf der Bühne gefragt – Rihanna modelt auch für die Balmain-Kampagne.

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Foto: Johan Dempers

ART DE VIVRE Design für ein besseres Leben

Kapstadt ist dieses Jahr «World Design Capital» – und interpretiert den Begriff «Design» neu. Ein Besuch in einer der schönsten Städte der Welt, die auch eine gebrochene ist. TEXT UND FOTOS: TINA BREMER

Die kreisförmige Leuchtreklame, die über der Adderly Street baumelt, nimmt man nur im Dunkeln wahr. Wenn die Sonne hinter dem Tafelberg ins Meer gefallen ist und ein schwarzer Himmel Kapstadt die Nacht überstülpt. Ohne Dämmerung, von jetzt auf gleich. Dann beginnt die Schrift der Schilder in strahlendem Gelb zu leuchten: « World Design Capital 2014 – Cape Town». Der unsanfte Übergang von Tag zu Nacht, von hell zu dunkel, ist fast schon symptomatisch für diese Stadt, die als eine der schönsten der Welt gilt. Eingebettet zwischen dem Tafelberg, Devil’s Peak und Lions’s Head, umspült vom eisblauen

Atlantik und dem türkisfarbenen Indischen Ozean. Deren prächtige Kolonialbauten von den softeisfarbenen Häuschen des Bo-Kaaps geneckt werden, deren palmengesäumte Strände als Kulisse für Modeaufnahmen dienen und die gerade von der «New York Times» zum lohnenswertesten Reiseziel dieses Jahres gekürt wurde. Und die immer noch mit den Folgen der Rassentrennung zu kämpfen hat, Tag für Tag. Mit der Tatsache, dass ein Grossteil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze in Townships lebt, und mit einer Kriminalitäts- und HIV-Rate, die einen Kloss im > | märz 14 | bolero |

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DAN SAKS, MÖBELDESIGNER «SÜDAFRIKANISCHE DESIGNER SIND SEHR INNOVATIV, ES GIBT MASSENHAFT JUNGE TALENTE»

MENDI PANTSI, KÜNSTLERIN «DIE GESELLSCHAFT IST IM UMBRUCH. FAST ALLE KÜNSTLER GREIFEN SOZIALE THEMEN AUF»

ELIZE VOSSGATTER, KÜNSTLERIN «DER ARTWALK SOLL HELFEN, DAMIT KÜNSTLER UND BÜRGER MITEINANDER KOMMUNIZIEREN»

ALAYNE REESBERG, DIREKTORIN WDC 2014 «DIE PROJEKTE SOLLEN DIE LEBENSUMSTÄNDE VERBESSERN UND DAS GANZE LAND INSPIRIEREN»

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