ACHTUNG
WILDKATZEN! Leopard, Zebra, Python oder Giraffe – die Muster aus der afrikanischen Tierwelt sind im Winter tonangebend. Auffällig gefährlich im Allover Look wie in unserer Modegeschichte. In sorgfältig bemessenen Dosen jedoch ein probates Mittel, um ein Stilstatement zu setzen. FOTOS: SVEN BÄNZIGER STYLING: MIRIAM DEMBACH HAIR: ALEXANDER SOLTERMANN MAKE-UP: EMMA WILLIAMS MODEL: CHARLOTTE PALLISTER/SELECT
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Fake-Fur-Mantel in Leopardenoptik, Simone Rocha. Rock aus Polyurethan mit Schildpattdruck, Wanda Nylon. Tigerprint-Loafers, Tod's. Handschuhe aus Schlangenleder, Maison Fabre. Animalprint-G端rtel, Burberry Prorsum. Strumpfhose, Jonathan Aston. AUF ALLEN BILDERN: Schwarzer Rollkragenbody, Falke. LINKE SEITE
Knielanger, weiter Wollmantel in Rehkitzoptik, Carven. Tigerprint-Loafers, Tod's. Schlangenlederhandschuhe, Maison Fabre. G端rtel in Schlangenlederprint, Beyond Retro.
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STIL
Im Zauberwald der Wünsche Wir tragen zwar keine Eulen nach Athen, dafür legen wir Ihnen auf den folgenden Seiten Geschenkideen für Weihnachten auf den Gabentisch. Eine davon ist diese kuschelig-kleine Felltasche mit Eulengesicht von Fendi. War es nicht eine Eule, die Aschenbrödel die drei Haselnüsse brachte? Und was sind Ihre drei Wünsche? Wo zu kaufen Seite 142. FOTO: ARMIN ZOGBAUM/RENEHAUSER.COM STYLING: ULRIKE MIEBACH BILDBEARBEITUNG: OLIVIER YOSHITOMI
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STIL trend Bolero
BLICKPUNKT
Auf das Zebra gekommen
SARA ALLERSTORFER Leitung Mode
Es ist mit Bestimmtheit zehn Jahre her, als ich mir mein erstes LeoprintKleidungsstück gekauft habe. Es gab damals im Pariser Luxuswarenhaus Au Bon Marché einen Vintage-Pop-up-Store. Dort verliebte ich mich in diese Felljacke. Auch wenn sie an gewissen Stellen schon Haare liess, musste ich sie haben. Seitdem ist sie mein treuester Begleiter an kühlen Wintertagen.
Heilige Dreifaltigkeit. Die Mode nimmt sich die Kirche zum Vorbild. Ob Heiligenbild oder Kreuz, es wäre ein Frevel, sich nicht damit zu schmücken. TEXT: SARA ALLERSTORFER
Der Glaube kann Berge versetzen, heisst es. Woran wir in der Mode glauben? An göttliche Eingebungen und himmlische Looks. Diese präsentierten uns die Designer im wahrsten Sinne des Wortes. Mal mit pompöser Grandezza wie ihn die Katholiken lieben, mal klerikal nüchtern. So brachte Dolce & Gabbanas Interpretation eine Kollektion an mit Heiligenbildern im Mosaikstil reich dekorierten Roben hervor. Mit Himmel und Hölle spielte Giles Deacon, der Model Kristen McMenamy einmal als strahlenden Erzengel in Weiss und dann als gefallenen Engel in Schwarz über den Laufsteg schickte. Inspirieren liess sich Deacon von der St. Paul’s Cathedral. Pompös wie bei einem Kirchenumzug kamen die Kleider von Alexander McQueen daher. Sarah Burton entwarf Kommunionskleider, bei denen sogar «Die Borgias» in der gleichnamigen TV-Serie vor Neid erblasst wären. Wen wunderts also, dass die beiden Valentino-Kreativdirektoren, die nur einen Steinwurf vom Vatikan entfernt ihre Kollektionen designen, sich von Kardinalsrot, schwarzen Priestersoutanen und Nonnentrachten inspirieren liessen? Da erhält sogar das gern in Textnachrichten verwendete Kürzel «OMG» (Oh, my God!) eine ganz neue Dimension.
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2 1. Kleid von Valentino 2. + 3. Abendtasche und Kleid: Dolce & Gabbana inspirierten sich an Sizilien und Kirchenmosaiken. 4. Kreuzkette von Emilio Pucci.
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Und als dann auch noch ein geschätzt 12-jähriges Mädchen in Leo-Leggings daherspazierte, dachte ich: Eigentlich müsste man Kleider in Leo-Optik wie Kinofilme mit einer Altersempfehlung versehen. Für Kinder unter 18 Jahren und Frauen über 60 Jahren nicht geeignet. Und vor allem auch mit einem Warnschild versehen: Vorsicht, bei falscher Anwendung schlechter Geschmack. Sara Allerstorfer ist Leiterin Mode bei Bolero. Sie macht nicht jeden Trend mit, lässt sich aber auch gerne mal überzeugen.
Fotos: Getty Images (1), Alessandro Lucioni (2)
Angesagt oder nicht. Leopardflecken gehören in der Mode zu den Klassikern. Mal style ich sie cool mit schwarzer Lederhose und schwarzer transparenter Schluppenbluse à la Saint Laurent. Mal todschick mit schwarzem Bleistiftrock und schwarzem Rolli. Mal im GrungeLook mit Karo oder Blümchenkleid. Worauf ich hinauswill? Leoprint – und im allgemeinen Animalprints – stehen nicht per se für schlechten Geschmack oder sehen billig aus. Sie sind einfach mit vielen Vorurteilen behaftet und werden oft von den falschen Personen falsch gestylt getragen. Wie kürzlich diese viel zu blonde, viel zu stark geschminkte ältere Dame in unseren Mallorca-Ferien in den viel zu engen Leoprinthosen, die dann auch noch rosa Blumen dazwischengestreut hatte. Überhaupt habe ich so viele Modeunfälle auf so kleinem Raum schon lange nicht mehr gesehen. Sie verstehen, was ich meine.
BEAUTY Amazonen
der Nacht Abend-Make-up bricht diese Saison mit Konventionen und gibt sich wild. Metallischer Glanz ist jetzt ein Muss. Hypnotische Augen ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. FOTOS: ALEXANDER STRAULINO MAKE-UP: MIKY/B-AGENCY HAIR: RICHARD BLANDEL/B-AGENCY STYLING: WOO LEE/STUDIO WOO LEE MODELS: CLAUDIA ANTICEVIC & KAROLINA GORZALA/ WOMEN MANAGEMENT
KRISTALLFUNKEN Teint: «Luminous Moisturizing Treatment Foundation». Augen: «Metallic Eye Shadow Burnt Sugar», «Sparkle Eye Shadow Taupe», «Metallic Long-Wear Cream Shadow Antique Gold», «Ink Liner», «Everything Mascara». Lippen: «Sheer Lip Color Tutu». Alles von Bobbi Brown. Blaues Ledertop, Paco Rabanne. AUF ALLEN BILDERN: Kristalle von Swarovski, Glitter von M.A.C Pro.
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ROCK CHIC Teint: «Diorskin Nude BB Cream», «Diorblush 846 Lucky Pink». Augen: «5 Couleurs Mystic Metallics 864 Constellation», «Diorshow Fusion Mono 881 Hypnotique», «081 Aventure», «Diorliner 888 Prune», «Mascara Diorshow New Look 090 Black». Lippen: «Dior Addict Extreme 369 Mystic». Nägel: «Dior Vernis Mystic Magnetic 802». Alles von Dior. Top, Wolljacke und Rock. Alles Christian Dior. Gürtel, Fatima Val.
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KULTUR
Durchs Auge des Künstlers — In Paris tauchen wir in die Kultur Lateinamerikas TEXT: LEONI JESSICA HOF
Was wissen wir wirklich von den Ländern Lateinamerikas? Die Fondation Cartier in Paris lädt uns ein, tiefer in deren Kunst und Kultur einzutauchen. Mehr als siebzig Künstler aus elf verschiedenen Ländern sind in der Ausstellung «America Latina 1960 – 2013» vertreten. Dabei eröffnet sie nicht nur einen Blick auf in Europa selten gezeigte Arbeiten, sondern auch den auf die Geschichte Lateinamerikas. Ein «trojanisches Pferd» nannte der chilenische Künstler Eugenio Dittborn etwa seine Arbeit «Airmail Paintings». Die schickte er um die Welt. Von Santiago de Chile ging das gefaltete Werk an einen Adressaten, der die Arbeit zurück an den Absender schickte, von hier ging die Sendung wiederum an einen Ort irgendwo auf der Welt. Dittborn machte aufmerksam auf Chiles Isolation unter Pinochet, auf das Überbrücken von Entfernungen und darauf, wie unterschiedliche Kulturen, insbesondere die der so genannten ersten und dritten Welt, einander nähergebracht werden. Die Ausstellung in Paris lässt uns nicht nur wenig bekannte Künstler entdecken, sie bringt uns auch Lateinamerika auf unsere Landkarte zurück.
OBEN: Fotoarbeit «untitled (Rings)» (2006) des mexikanischen Künstlers Miguel Calderón. Das einstige «enfant terrible» ist einer der bekanntesten Künstler seines Landes. Im Fokus seines Werks stehen immer wieder die Klischees über seine Heimat. UNTEN: Anna Bella Geiger, «História do Brasil: Little Boys & Girls» (1975). Foto: Courtesy Kurimanzutto, Mexico City (1).
«America Latina 1960 – 2013», Fondation Cartier, 19. November bis 6. April 2014. www.fondation.cartier.com
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KULTUR musik
Album
Orgel auf die Ohren — Altmeister Booker T. Jones legt mit «Sound the Alarm» ein erstaunlich grooviges Album vor. TEXT: SALVI ATASOY
Ohne Hammond wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Es ist diese warme, vibrierende Orgel, die Booker T. Jones weltberühmt gemacht hat. Seine Hammond-Songs wie «Green Onions» oder «Melting Pot» sind längst zu zeitlosen Instrumental-Klassikern geworden. Egal ob in Serien, der Werbung oder im Kino – irgendwo ist der Sound von Booker T. Jones und seinen MG's (Memphis Group) immer zu hören. Die Gruppe stammt aus dem Umfeld von Stax-Records, diesem legendären Blaxploitation-Label, das mit Isaac Hayes’ Soundtrack zum Film «Shaft» in den Siebzigern in die Geschichte einging. Booker T. and The MG's, das war die Stax-Hausband. Auf hunderten Tonträgern von Leuten wie Eddie Floyd oder Otis Redding
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waren sie zu hören. Die Band war der Inbegriff des «Memphis Soul». Dann verliess Booker T. Jones Stax in Richtung Los Angeles. Man habe ihn als Musiker zu wenig geschätzt und zu sehr als Inventar betrachtet, sagte Booker in seiner gewohnt ruhigen und besonnenen Art. Worte, die eigentlich als Affront gedacht waren. In den kommenden 40 Jahren folgten einige brillante Soloalben. Das sehr soulige «I want you» 1981 beispielsweise, auf dem Booker auch mal singt. Oder das Gegenstück dazu: «Potatoe Hole» aus dem Jahre 2009, ein InstrumentalRock-Hammondalbum in Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Neil Young. Mittlerweile ist der 68 Jahre alte Multi-Instrumentalist zu Stax zurückgekehrt. Unter der Federführung von
ANGESAGT
Der Rebell am Herd Bolero traf Alex Atala, einen der besten Köche der Welt, und sprach mit ihm über Küche und Kultur und was Ameisen auf unserem Teller zu suchen haben. TEXT: LEONI JESSICA HOF FOTO: EDU SIMOES/GUARDIAN NEWS & MEDIA LTD
Ich weiss, wie Alex Atala nackt aussieht. Nicht, weil er während unseres Gesprächs die Hüllen fallen lässt, sondern weil er das auf einigen der Bilder tut, die im Internet von ihm erscheinen. Man sieht ihn dort auch mit einem riesigen Fisch über den Schultern, wie er mit aufgerissenen Augen in eine Ananas beisst oder im brasilianischen Regenwald mit Pfeil und Bogen schiesst. Als ich ihm dann gegenüberstehe, wundere ich mich, dass er nicht grösser ist, ich hatte einen Baum von einem Mann erwartet. Der beherzte Händedruck macht die fehlenden >
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ANGESAGT
Alex Atala in der Küche seines Restaurants in São Paulo. BILD RECHTS: Das Gericht «Ameise auf Ananas».
Seine Karriere unterdessen beginnt alles andere als zielgerichtet. Er erliegt in jungen Jahren allen Versuchungen, die sich ihm darbieten. Ohren, Gesicht und Nacken sind gepierct, auf dem Kopf trägt er einen Iro. Er boxt, liebt Punkrock, Kokain ist damals angesagt, Ecstasy kommt in Mode, er arbeitet als DJ. Und reist dann mit dem Rucksack nach Europa, durch Belgien, Frankreich und Italien. «Aus jedem Land brachte ich als Souvenir eine Lehre mit, und diese Erfahrungen spiegeln sich bis heute wider.» Erstmal ist er aber pleite und schlägt sich als Maler und Anstreicher durch. In Belgien besucht er die Hotelfachschule – um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, nicht, weil es ihn besonders interessiert. Seine in die Haut gemalte Vergangenheit verbirgt er: «Schon als kleiner Junge faszinierten mich die Tätowierungen der Seemänner. Die der wirklich harten Jungs. Als ich mich entschloss, als Koch zu arbeiten, war die
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Küche ein sehr traditioneller Ort. Ich rollte also die Ärmel runter.» Die Zeiten haben sich geändert, Atala behält heute die Ärmel oben und zeigt dabei eine Tätowierung, die so etwas wie die Gleichung seines Lebens ist: Irokesenfrisur plus Kochtopf gleich ein Smiley mit Kochhaube. «Ich hatte zwei Leben – aus einem Punk wurde ein glücklicher Koch.» Zu seiner Passion kommt Atala so zufällig, dass man nicht an einen Zufall glauben mag. War das Schicksal? Er sagt: «Ich glaube, das Leben ist nicht nur das, was wir mit unseren Augen sehen. Ich glaube, es gibt da einiges mehr.» Mit knapp 20 entdeckt er die europäische Feinschmeckerküche, lernt deren Tricks und Kniffe. Eines wird ihm aber schnell klar – dass er Belgisches nie so gut wie ein belgischer Koch, Französisches nie wie ein Franzose und Italienisches nie wie ein Italiener kochen wird: «Weil die Aromen nicht Teil meines kulturellen Erbes sind. Ich wurde geboren und wuchs auf in Brasilien. Als ganz kleiner Junge stromerte ich durchs Amazonasgebiet. Ich konnte alle möglichen Aromen und Texturen dort probieren.» Aufgewachsen sei er in einer ganz gewöhnlichen, einfachen Familie. Sein Vater und Urgrossvater jagten und fischten. «Wir haben es genossen, abgelegene Gegenden auszukundschaften. Wir sprechen hier über die Siebziger, da war Brasilien etwas ganz anderes und der Regenwald ein absolut geschütztes Gebiet. Während meiner Ausbildung wurde mir auch klar, dass ein grossartiges Gericht in erster Linie nicht vom Koch abhängt, sondern von
Mitte der Neunziger kehrt Atala von seinem Europatrip zurück nach Brasilien, im Gepäck einen Haufen Erfahrungen, an Geld aber fehlt es. Darum arbeitet er erstmal für andere. 1999 ist es dann so weit, im D.O.M. dampft es aus den Töpfen. Die Eröffnung ist ein Wagnis, die Konkurrenz gross in São Paulo. Mittlerweile muss man weit im Voraus reservieren, möchte man dort einen Platz bekommen. Dafür sitzt man dann auf Stühlen, die Sérgio Rodrigues als Hommage an den Architekten Oscar Niemeyer designte, wäscht sich die Hände mit Seife aus brasilianischen Paranüssen und schaut zwischen den einzelnen Gängen auf Skulpturen eines Künstlers aus Mato Grosso. Das Wichtigste aber ist das, was auf den Teller kommt: etwa eine gelbe Sauce aus dem Saft geriebenen Manioks, die 20 Minuten gekocht werden muss, damit sie ihr Gift verliert, oder Kokosapfel, das ist die schwammige Masse, die in der Kokosnuss wächst, wenn diese keimt. Atala schreibt dazu in seinem Buch: «Die Natur schenkt uns gerade dort Nahrungsmittel, wo wir sie am wenigsten erwarten.» Was wohl auch für ein Gericht wie «Ameise auf Ananas» zutrifft. «Es ist letztendlich nur eine Frage der Interpretation, ob der Verzehr von Ameisen als primitiv oder als modern gilt», sagt der Meister. Im Norden Brasiliens sei er auf eine Ameisenart aufmerksam geworden, die intensiv nach >
Fotos: Christophe Roué (2)
Zentimeter wett. Milad Alexandre Mack Atala ist Koch aus Brasilien, mit seinen 45 Jahren gehört er zur Spitzenriege am Herd, das «Time Magazine» hat ihn unter die 100 einflussreichsten Menschen des Planeten gewählt. An der Buchmesse in Frankfurt stellte Atala sein neues Buch vor: «D.O.M. – Die neue brasilianische Küche». D.O.M., so heisst sein 1999 in seiner Heimat São Paulo eröffnetes Restaurant, das zu einem der besten der Welt zählt, wenn es auch zunächst gar nicht als Feinschmeckerlokal gedacht war. In den nächsten Tagen wird Atala in der Welt herumreisen, ihn treibt eine Mission.
den fabelhaften Zutaten. Jeder kann mit etwas Training ein guter Koch sein.» Glaubt er gar nicht an das Genie am Herd? Er zwinkert und lacht: «Natürlich gibt es das – aber wenn ich jemanden für mein Restaurant auswählen muss, wähle ich lieber einen jungen Menschen, der Energie hat und an die Sache glaubt, als jemanden, der von einem bekannten Restaurant kommt, eine Menge Erfahrung hat und dafür die Nase hoch trägt.»
ART DE VIVRE Die Stunde des Wals Eine Kreuzfahrt entlang der Küste Alaskas verspricht unberührte Natur, rote Wangen und jede Menge Tierbegegnungen. TEXT: TINA BREMER FOTOS: DIRK PODBIELSKI
Unsere Stunde schlägt heute um drei Uhr. Drei Uhr «Tierzeit». Denn laut unserer Uhr am Handgelenk ist es erst zehn Uhr morgens. Seit einer Stunde stehen wir an Deck des kleinen, mit Wasserkraft betriebenen Schiffes, eingepackt in Wollpullover und Windjacken, in der Hand eine Tasse dampfenden Filterkaffee. Und endlich ist es soweit: «Whale at three o clock!», ruft Brandie durchs Mikrofon. Sofort wenden sich alle Köpfe nach rechts – auf drei Uhr – wo ein schwarzer Buckelwal aus dem Wasser auftaucht, elegant durch das Wasser schneidet, eine Fontäne in die Luft prustet, und mit lautem Platschen wieder abtaucht. Aber nicht, ohne dass wir vorher ein Foto von seiner Schwanzflosse gemacht hätten,
die sich kerzengerade in die Luft streckt. Der Sitka Sound im Südosten Alaskas gilt als eines der besten Gewässer, um Wale, Seelöwen, Weisskopfadler und Seeotter zu sichten. Als die Russen das kleine Städchen um 1800 für sich entdeckten, fingen sie an, Handel mit Seeotter-Fellen zu treiben. So erfolgreich, dass Sitka «Paris des Pazifiks» genannt wurde – und die Seeotter kurz vor der Ausrottung standen. Zum Glück hat sich ihr Bestand wieder erholt und während unserer zweistündigen Tour durch den Sitka Sound ruft Brandie aus Chicago nicht nur «Wal», sondern etliche Male auch «Otter auf zwölf Uhr» aus. Wie Treibholz scheinen die weiss-schwarzen Genossen im Wasser zu schweben, faul auf dem Rücken > | dezember 13 | bolero |
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liegend, mit den schwarzen Knopfaugen interessiert die Ferngläser beobachtend, die auf sie gerichtet sind. Naturforscherin Brandie ist nur für den Sommer nach Sitka gekommen. Wie die überwiegende Zahl der Arbeiter in Alaska. Der nördlichste Bundesstaat der USA ist mehr als 40 Mal so gross wie die Schweiz, aber gerade einmal 700 000 Menschen leben hier. Nur zehn Prozent des Landes sind mit Strassen erschlossen. Alaska, «the last frontier», die letzte Grenze, danach kommt lange nur grosses blaues Nichts. 1867 kauften die Amerikaner den Russen das Land für 7,2 Millionen Dollar ab – ein Schnäppchen. Nicht nur angesichts des Goldes und des Öls, das im Boden lagert. Die Nationalparks, Wälder, Gletscher, Fjorde und Hundete von Seen ziehen im Sommer jedes Jahr Tausende von Besuchern an. Im Winter sind die Wasserwege zugefroren und die Städte wie ausgestorben. «Die Saison geht von Mai bis September», erzählt Brandie, die sich Anfang Oktober jeweils wieder in den Flieger nach Chicago setzt. Von Frühling bis Herbst aber erlebt Alaska seine Hochzeit. Vor allem wegen der Kreuzfahrtschiffe, welche dann die Inside Passage durchkreuzen, das Highlight einer
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jeden Alaska-Kreuzfahrt. Der rund 1000 Kilometer lange Seeweg vor der Küste Alaskas und Kanadas ist mit ebenso vielen vorgelagerten Inseln gesprenkelt. Ein bisschen erinnert die Idylle an Bullerbü – wären da nicht die schneebedeckten Bergzipfel und die Delfine, die vor dem Bug der Kreuzfahrtschiffe surfen. Auch Juneau, die Hauptstadt Alaskas, liegt an der Inside Passage. Das kleine Hafenstädtchen ist vielleicht die einzige Hauptstadt der Welt, die nicht mit dem Auto, sondern nur per Wasserflugzeug und Schiff erreichbar ist. Die Häuser sehen aus, als hätte die Zeit eine Verschnaufpause eingelegt. Noch immer weht ein Hauch aus der Goldgräberzeit durch Juneau. Die Boutiquen und Bars sind mit Holzpaneelen verkleidet, Oldtimer und Kutschen zuckeln durch die kleinen Strassen. Im berühmten «Red Dog Saloon» am Fusse des Hausbergs Mount Roberts wandern die Biere im Minutentakt über den Tresen. Besonders beliebt: «Midnight Sun Arctic Devil». Durch die Schwingtüren strömen immer neue Touristen von der Strasse herein – angelockt von der Ragtimemusik, die den Saloon erfüllt. Für uns ist es Zeit, auf die «Silver Shadow» zurückzukehren. Schliesslich wollen wir die Tea Time auf unserem Kreuzfahrtschiff nicht
verpassen. In der Panorama Lounge auf Deck acht herrscht bereits Hochbetrieb. Weiss livrierte Kellner laufen von Tisch zu Tisch, servieren silberne Etageren, auf denen Gurken-Sandwiches, Canapés und Erdbeer-Törtchen liegen, die dazu verleiten, jeden Gedanken an eine Diät sofort über Bord zu werfen. In den Porzellantassen klirren die Teelöffel. «Which tea would you like?», fragt die Kellnerin und zeigt auf eine Holzkarte, auf der ein Dutzend Teeblätter mit Beschreibung eingelassen sind. Wir entscheiden uns für weissen Tee aus Sri Lanka und lauschen Klavierspieler Enrico, während wir auf unsere Etagere und den Tee warten. Im Kartenraum wird währenddessen Bridge und Backgammon gespielt und Cruise Director Kirk bereitet sich auf die Line-Dance-Stunde vor, die er nach der Teestunde geben wird. Die Schiffe der Reederei Silversea gehören zu den luxuriösesten der Kreuzfahrtbranche. Nicht unbedingt wegen des Interieurs, sondern vor allem wegen der feinen Restaurants und des ausgezeichneten Services. Knapp 300 Angestellte kümmern sich um das Wohl von gerade einmal 500 Gästen. Jeder Kabine wird ein eigener Butler und ein Suiten-Stewart zugewiesen, der den Passagieren 24 Stunden zur Verfügung >
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Exklusive Filmsoirée am ZFF Bolero und Glashütte Original luden ein. REDAKTION: TINA BREMER
FOTOS: RÉMY STEINER
Ein Abend im Zeichen der Schönheit und des Glamours: Bolero und Glashütte Original luden zur Schweizer Premiere des Films «Liberace» ins Arthouse Le Paris. Anschliessend wurde im Metropol ausgiebig gefeiert. 1. Maya Marburger, Nadja Schildknecht. 2. DJ LXL . 3. Yann Gamard, CEO von Glashütte Original, mit Christina Hentschel, verkündet die Gewinnerin mit dem glamourösesten Outfit. 4. Marco Shoraka und Manuela Gualeni. 5. Regula Keller. 6. Christian Bennefeld mit seiner Frau. 7. Corinna Sarasin, Daniel Strässle, Christina Ottomann und Colette Mader. 8. Jenny Ivarsson und Andreas Meier. 9. Die Gewinnerin Anna Graf, in Grün, darf mit Freundin Frédérique Hutter die Glashütte Uhrenmanufaktur besuchen. 10. Andrea Rebsamen und Quynh Arguello. 11. Ulrike Kranz, Glashütte Original. 12. Sithara Atasoy, Chefredaktorin, und Marianne Eschbach, Stv. Chefredaktorin, Bolero Magazin. 13. Chloé Tschanz und Sabrina Zakowski, Bolero Magazin.
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Stelldichein der VIPs auch abseits des Kinos REDAKTION: TINA BREMER FOTOS: KEN LAURENT
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im Rahmen des ZFF stattfanden – etwa beim DiorCocktailempfang oder Tommy-Hilfiger-Dinner.
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Promis gab es nicht nur auf der Leinwand zu sehen, sondern auch bei den Events, die
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1. Marc Sway rockte beim Hilfiger-Dinner. 2. Harrison Ford mit Karl Spörri (Geschäftsführer ZFF). 3. Hugh Jackman. 4. Dior-Empfang in der Frauenbadi. 5. Arthur Cohn, Gerhard Schröder, Susanne und Marc Walder (CEO Ringier). 6. Carlos Leal. 7. Nadja Schildknecht (Geschäftsführerin ZFF), Daniel Grieder (CEO Tommy Hilfiger Europe), Veronica Ferres (ZFF Jury-Präsidentin). 8. Michael Haneke. 9. Felicitas Rombold, Daniel Brühl, Marc Forster. 10. Dior-Team Schweiz: 10 Sonya Burch, Manuela Pastore, Giuseppe Oltolini, Céline Gambs, Kristina Haerle.
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Iro Rocked Fashion – Boleros Fashion Session Unsere Gäste rockten an der Preview-Night im Zürcher Club Aura.
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REDAKTION: LEONI JESSICA HOF FOTOS: ALEXANDER PALACIOS, LE-BON.CH
Der Auftakt der Bolero-Eventreihe im Club Aura war ein voller Erfolg. Bolero und das französische Modelabel IRO luden zur PreviewParty. Am Ego-Shooting-Stand konnte man seinen «Rockstar»-Look auch gleich ablichten lassen.
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1. Die Schweizer Rocker Zibbz live auf der Bühne. 2. Der Hauptgewinn für das beste Ego-Shooting-Coverbild: Ein IRO Gutschein im Wert von 1500 Franken. 3. Golnar Peluso, IRO Store Managerin Zürich (vorne) mit Gewinnerinnen des IRO-Gutscheins: Catherine Bi, Natalja und Valentina Neumeister und Tamara Etterlin. 4. Sami Bollag (CEO BollagGuggenheim Fashion Group), Sabine Kracht, Sithara Atasoy (Chefredakteurin Bolero Magazin) und Senka Stütz. 5. Bobbi Brown Team. 6. Peder Casanova, CEO Retail BollagGuggenheim Fashion. 7. Julia Michels, Choreografin der Show. 8. Moderatorin Serap Yavuz mit Golnar Peluso, IRO Store Managerin Zürich. 9. Hair Styling von Paul Mitchell.
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