BoleroMen_E-Paper_Herbst2014

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Men GRENZENLOS HERBSTAUSGABE

43 Seiten Fashion

Paris, Mailand, London: Der Winter kann kommen Grenzenlos: sechs Porträts von Menschen, die keine Limiten kennen Zu Besuch beim Mode-Archäologen von Victorinox Egli-Vincent: das Motorrad des dritten Jahrtausends

HERBST 2014 | CHF 8.– | EUR 6.–

BoleroMen MODE TRIFFT INTELLIGENZ DER GUIDE FÜR DEN MANN


BOULEVARD close-up

BILD UND TEXT BRUNO AFFENTRANGER

DER MIT DEM BÄR TANZT Christopher Raeburn, künstlerischer Direktor der Modelinie von Victorinox, nimmt sich Zeit, um in Städten durch Shops, Museen und Archive zu stöbern. Dabei liebt es Raeburn, mit Armeematerialien zu arbeiten und diese umzufunktionieren. Emblematisch sind überdies seine Stoffspielzeuge. Das neueste Liebkind: der Eisbär.

ein archäologe der mode Letztes Jahr hat er ein elfteiliges Festival-Set für Victorinox entworfen: Zelt, Cape, Tasche, Poncho, Sackmesser. Die Modeauguren haben sich gefreut. Christopher Raeburn ist für sie der radikale Vertreter einer ökologischen und ethischen Mode. Ein Besuch beim künstlerischen Direktor der Modelinie von Victorinox. IM OSTEN LONDONS LIEGT SEIN ATELIER VERBORGEN. Hinter Kanälen, die das upcoming Quartier durchziehen. Manchmal fährt der Designer auf seinem Velo hinunter ans Ufer der Themse und blickt auf den Fluss hinaus. Die Werkstatt ist eng und klein. Ab und an zu klein für Christopher Raeburn, den gross gewachsenen Engländer, einer von drei Brüdern, aufgewachsen in der Grafschaft Kent, Absolvent des Royal College of Art, mehrfach dekoriert mit Preisen aus der Modewelt. Doch viel kontemplative Zeit bleibt dem 32Jährigen nicht. Zu vielfältig sind seine Engagements: Die eigene Marke, die er seit 2008 entwickelt, die vielen Kollaborationen weltweit – und dann natürlich als künstlerischer Direktor der Marke Victorinox, Bereich Fashion. Raeburn pendelt seit eineinhalb Jahren konstant zwischen London und New York, wo Victorinox im Stadtteil Soho das Modeatelier hat. Zwischendurch ist er in Ibach, Kanton Schwyz, zu Werke, dort, wo er vor vier Jahren die Zusammenarbeit mit der Messerschmiede begonnen hat. Seine «Remade in Switzerland»-Kollektion für das Schweizer Familienunternehmen, die 2011 auf den Markt kam, hat die Basis für alles Weitere gelegt und früh angezeigt, wofür Raeburn steht: für Funktionalität, Recycling, Umdeutungen, Zitate, ethisches Schaffen. Aus Stoffen, die zumeist aus Armeedepots stammen, fertigt er gänzlich neue Stücke. Raeburn ist

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einer, der zeigen will, wo die Bestandteile der Stoffe herkommen und was wirklich in seinen Kleidern steckt. BoleroMen: Entwickelt sich Ihre Zusammenarbeit mit Victor inox eigentlich zu einem kommerziellen Erfolg? Christopher Raeburn: Wir wachsen als Unternehmung. Worauf führen Sie das zurück?

Wir erhöhen die Zahl der Geschäfte weltweit. Wir machen mehr Umsatz. Es zeigt sich, dass kleine Veränderungen an Stücken grosse Auswirkungen haben können. Das zu sehen, macht natürlich Spass. Mein eigenes Unternehmen ist im Vergleich ja viel kleiner. Wollen Sie Victorinox zur Outdoor-Marke entwickeln?

Nein, bewahre, sicherlich nicht. Wir wollen die Werte von Victorinox in einem gehobenen Segment anbieten. Verlässlichkeit, Funktionalität. Wir sind noch immer sehr klein, und wir sind noch nicht in der Lage, in jedem Markt eigene, spezielle Kollektionen anzubieten. Das kommt noch. Aber Victorinox könnte viel grösser sein.

Das sehen wir auch so. Wir schätzen das Potenzial als gross ein. Was mich sehr beeindruckt in diesem Unternehmen, sind die Ernsthaftigkeit und Langsamkeit, mit der die richtigen Dinge angegangen werden. Es dauert immer ein Weile, bis etwas geschieht, aber dann geschieht es auf perfekte Art.


Sie verarbeiten viel Militärmaterial. Sind Sie ein grosser Armeefan?

Vor drei Jahren war das eher schwierig: Victorinox und Sie...

...finden Sie, dass es schwierig war? Sie schienen unsicher, ob Sie mit Ihrer «Remade in Switzerland»-Kollektion bei Victorinox überhaupt landen würden. Umgekehrt begegneten Ihnen die Menschen in Ibach mit einer gewissen Zurückhaltung.

Ich verstehe, dass man das so sehen kann. Ich kam von aussen. Aber Tatsache ist: Victorinox ist für Heimarbeit, für Wiederverwertung, für wichtige Werte bekannt. Da konnte ich mich völlig wiedererkennen. War das für Sie ein Testlauf?

Richtig. In mehrfacher Hinsicht. Für mich, aber auch für Sie zum Beispiel, als ersten Betrachter der Mode. Fühlten Sie sich damals bei der Präsentation als Testperson? Ich erinnere mich noch genau: ja.

Sehr gut. Sehen Sie, alles, was ich tue, mache ich ziemlich radikal und ohne es vorher getestet zu haben. Ich lasse mich auf die ersten Kritiker ein und ich bin gespannt, wie sie meine Ideen aufnehmen. Insofern ziehe ich wahrscheinlich das Gegenteil eines Schweizer Verfahrens durch. Zusammen sind die beiden Vorgehensweisen ausgezeichnet. Die Schweizer Mentalität basiert auf einem Konsensverhalten.

Schweizer können ziemlich konservativ sein. Dafür kann man sich auf sie verlassen. Die Unterstützung, die ich von Beginn an von der Besitzerfamilie Elsener erfahren habe, ist dafür ein Beispiel. Absolut verlässlich. Aber es stimmt schon: Ich will immer wieder Reaktionen hervorrufen und diese einfangen. Sie fliessen später in meine Arbeiten ein. Sie wussten damals nicht, ob Sie nochmals für Victorinox arbeiten würden.

Ja, das ist richtig. Ich wusste nicht, wie die Modelinie akzeptiert würde. Sie kam an. Heute weiss ich es und ich reise als künstlerischer Direktor von Victorinox Fashion jeden Monat für eine volle Woche Aufenthalt nach New York zum Designerteam. Da hat sich etwas entwickelt. Hatten Sie mit der Besitzerfamilie auch mal harte Auseinandersetzungen?

Nein. Aber mich fasziniert an den Militärbekleidungen, dass eine ungeheure Menge an Stoffen und fertigen Kleidern existiert, die man wieder- oder neuverwerten kann. Ich finde die Funktionalitäten interessant und kann aus Ballonstoffen Neues kreieren. Wir machen aus Fallschirmspringeranzügen, aus Regenüberzügen, Schlafsäkken, Stiefeln anderes und deuten die Funktionen um. Interessant ist auch die Menge, die bereitsteht. Die Regierungen sind gezwungen, für ihre Heere mehr zu produzieren, als sie eigentlich brauchen. Diesen Überhang kann ich nutzen. Wie sind Sie überhaupt aufs Militär gekommen?

Als ich noch an der Modeschule war, suchte ich nach den Grundstoffen, weil sie mir gefielen. Ich konnte keine originalen Stoffballen finden, aber ich entdeckte die Kleiderbörsen mit unendlich vielen fertigen Stücken. Der Start meines Geschäfts war also eher das Resultat einer archäologischen Forschung als das einer Geschäftsidee. Letzteres ist daraus erwachsen. Bleibt Ihnen da noch Zeit, sich archäologisch in der Modewelt zu betätigen?

Das ist schwierig, aber wichtig. Ich zwinge mich, mir meine freie Zeit zu nehmen. Wenn ich in New York oder in Tokio bin, plane ich mir meine Stunden auf Märkten ein. Das muss sein. Wissen Sie, was ich mit dem Wachsen meines Geschäftes gelernt habe? Nein. Bitte sagen Sie es.

Disziplin. Ich brauche manchmal drei Tage für mich. Museen besuchen, herumstreunen, Rohstoffe für meine Ideen sammeln. Online kann ich zudem immer forschen, wenn ich in Flughäfen auf den nächsten Flieger warte. Ich suche weltweit und bestelle Stücke. Sie kaufen auch online?

Ja, und ich erlebe manchmal Überraschungen. Ich habe zum Beispiel aufgrund von sehr kleinen Fotos so genannte Schneetiger-Tarnstoffe geordert. Ein Netz. Es sah aus, als ob Menschen es tragen würden. Ich erhielt aber ein riesiges Stück, mit dem man einen Panzer hätte verbergen können. Sie arbeiten ja nur mit wenigen Stücken. Wie können Sie damit Gewinn machen?

Mein eigenes Geschäft hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Wir wachsen strategisch, wir übertreiben nicht, wir wollen nicht plötzlich zehnmal grösser sein. Ich stelle mich immer auf den Punkt: Ich will bereit sind, bevor ich losrenne.

Nein, nie. Ich mag Kampfsportarten nicht.

Verlieren Sie nie die Nerven?

So hart muss es nicht sein.

Doch, doch, weil es zu langsam geht. Aber diese Partnerschaft mit Victorinox hilft mir. Das ist wie ein grosser Bruder, der mich zwischendurch innehalten lässt.

Ich mag Velofahren und Laufen. Ich kämpfe eher mit mir selber.

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CLOSUP: CHRISTOPHER RAEBURN FÜR VICTORINOX

Sie frönen dem inneren Dialog?

Exakt. Aber überschätzen Sie mich nicht: Natürlich liebe ich radikale Ideen und die Präsentationen derselben. Aber ich laufe stets in ein kalkuliertes Risiko. Mit der «Remade in Switzerland»-Kollektion vor drei Jahren wollten wir einfach verschiedene Sachen testen. Wir wollten ausprobieren. Letztes Jahr haben wir das auch mit unserem Festival-Projekt «Festival Ready» in England gemacht. Wir hatten zum Schluss aussergewöhnlich viele Reaktionen und enormen Widerhall. Zu allem war es nicht sehr teuer.


BOULEVARD

heldinnen des alltags TEXT AMER

16 900 Tage mit Kylie Wer an Kylie Minogue denkt, sündigt meist. Die Australierin ist die leiblich gewordene Herausforderung für jeden Mann. So viel posierende Schönheit, so dünkelfrei im Privaten. Bei Kumpel Nick Cave im kommenden, brillanten Dokufilm «20 000 Days on Earth» sitzt sie dort, wo sie sich am liebsten aufhält: im Hintergrund, chauffiert. Die bisher 16 900 Tage mit Kylie möchte Mann mitgefahren sein. «Kiss me once» heisst Kylie Minogues neuestes Album. «20 000 Days on Earth», das gescheite Bio-Epic über Nick Cave, das Leben und das Werden, startet mit Kylie Minogues Auftritt am 16. Oktober in unseren Kinos. 46 BoleroMen No 2/2014


BOULEVARD tv series

TEXT LUKAS HADORN

Von der grossen Leinwand auf den kleinen Schirm Die US-Fernsehsender vergreifen sich neuerdings an klassischem Kinostoff, um im Quotenkampf mithalten zu können. Jüngstes Beispiel: Fargo. Kann das gut gehen?

KULT IM KINO, GRANDIOS IM TV – Mit «Fargo» setzten die Coen-Brüder 1996 einen Meilenstein der Kinogeschichte. Heuer agieren sie als ausführende Produzenten der gleichnamigen TV-Miniserie, die auf Talente wie Martin Freeman (Mitte) und Oscar-Preisträger Billy Bob Thornton (mit Brille) baut.

EIN «FARGO»-REMAKE FÜRS FERNSEHEN? Man konnte nur ungläubig den Kopf schütteln, als der US-Kabelsender FX («Sons of Anarchy», «Justified», «Louie») im vergangenen Jahr bekanntgab, den mit zwei Oscars ausgezeichneten Film der Coen-Brüder aus dem Jahr 1996 für den Small Screen neu aufzubereiten. Fargo als Miniserie? Im Ernst? Immerhin reden wir hier von amerikanischem Kultkino, von absolut einzigartigem Stoff. Seit Fargo ist William H. Macy der Archetyp des Verlierers, Minnesota ein weltweites Synonym für provinziellen Stumpfsinn und der gute alte Gartenhäcksler eine brutale Mordwaffe. Wehe dem, der dieses popkulturelle Erbe leichtfertig verspielt! Nicht, dass es einen überrascht hätte. «Fargo» war nur das jüngste Beispiel eines sich rasant ausbreitenden Trends, Kinofilme in TV-Serien zu verwandeln. Den Anfang machten «Hannibal», ein unsinnig brutales Prequel zum Kassenschlager «Das Schweigen der Lämmer», und «Bates Motel», die modernisierte, seriell verfilmte Vorgeschichte des Hitchcock-Thrillers «Psycho». Später folgten der NickHornby-Klassiker «About a Boy» und die Tarantino-RodriguezSplattergroteske «From Dusk Till Dawn». Alles grosse Erfolge auf der Grossleinwand – und, so monierte manch ein Kinofan im Vorfeld, potenzielle Katastrophen im TV. Es kam anders. «Hannibal» und «Bates Motel» erfreuten sich guter Kritiken und stabiler Einschaltquoten,

beide Serien wurden erst kürzlich auf drei Staffeln ausgedehnt. Auch «About a Boy» und «From Dusk Till Dawn», die erst in diesem Frühjahr Premiere feierten, wurden bereits um eine zweite Staffel verlängert. Die grösste Überraschung aber ist «Fargo». Die Serie lehnt ästhetisch und atmosphärisch, aber auch inhaltlich stark ans Original an (die Eröffnungsszene bestreiten ein Hirsch, ein wortkarger Killer und ein Entführungsopfer in Unterhosen), was aber keineswegs abgedroschen wirkt. Im Gegenteil: Auf zehn 48-minütige Episoden ausgedehnt, scheint die absurde, von kommunikationsunfähigen und erratisch handelnden Charakteren bevölkerte Geschichte fast noch an Dichte zu gewinnen. Die grossartig aufspielenden Protagonisten – allen voran Billy Bob Thornton als Auftragskiller und Martin Freeman als vom Leben verhöhnter, nasenbepflasterter Versicherungsvertreter, aber auch Bob Odenkirk, bekannt als Rechtsverdreher «Better Call Saul» Goodman aus «Breaking Bad» – tragen das Ihre zum sehenswerten Ergebnis bei. Als ausführende Produzenten fungieren übrigens die Coen-Brüder höchst selbst. Wer weiss schon besser als sie, wie man popkulturelles Erbe stilvoll bewahrt. «FARGO» LIEF BIS JUNI 2014 AUF DEM US-KABELSENDER FX. DIE MINISERIE UMFASST ZEHN EPISODEN. VIA AMAZON.COM KANN DIE STAFFEL ALS BLU-RAY VORBESTELLT WERDEN. DIE SERIE LIEF AUF DEM BRITISCHEN SENDER CHANNEL 4, DER IN DER SCHWEIZ ZU EMPFANGEN IST.

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CARS

egli vincent BILD CARLO TORRE | TEXT FRANK LE TISSIER

«EGLI-VINCENT» – EIN SCHWEIZER BAUT DEN KULT-TÖFF FÜR HOLLYWOOD

die geschichte vom ewigen rebellen Die Marke ist ein Begriff. Motorradfans verstummen in Ehrfurcht, wenn man sie nennt. «Egli-Vincent». Mitten aus der Schweiz. Dort, wo Kuhglocken bimmeln. Eine Wiederentdeckung. AN DIESEM TAG im Aargauischen präsentiert sich ein eigentümliches Bild: Hochhackige Schuhe und Deux-Pièces treffen auf Motorräder und einen leicht gebeugten Mann. Parfumduft vermischt sich mit dem Geschmack von Motorenöl und Benzin. Die Botschafterin von Yves Saint Laurent steht im Raum, zeigt mit der Hand in Richtung Fritz Egli und sagt: «Dieser Mann baut das Bike des dritten Jahrtausends.» Der steht da, verloren, im Werkstatt-Gewand, die Brille schief auf der Nase. Fritz Egli hasst das Rampenlicht. Er sagt: «Ich bin nie gerne in seichten Gewässern, in denen nichts passiert. Faustisch muss es sein, aber nicht öffentlich.» Dabei könnte er sich sonnen im Erfolg, der so gross ist. Der Retroschick beschert ihm Kultstatus. Der gelernte Feinmechaniker Fritz Egli baut die legendäre «Egli-Vincent», ein Motorrad, das einst richtig englisch war, und nun in Bettwil im Aargau zu neuer Blüte kommt. Mitte der sechziger Jahre hat Egli als Rennfahrer ein neues, eigenes Chassis auf das Skelett der maroden Marke gelegt und hernach alle seine Rennen in einer Schweizer Saison gewonnen. Heute ist der TöffTuner Hersteller der 80 000

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Franken teuren Boliden, die einen rustikalen Sound verbreiten. Während mindestens sechs Monaten muss man auf die Auslieferung warten. Olivier Martinez, Schauspieler in Hollywood, Beau und Mann von Halle Berry, weiss die Handwerkskunst zu schätzen. Beim Shooting für die Werbekampagne des neuesten Duftes von Yves Saint Laurent hat er darauf bestanden, sein Lieblingsmoto fahren zu dürfen. Natürlich eine Egli-Vincent. Eglis Töff ist immer dabei. Nur, wer ist dieser Fritz Egli? Um die Antwort zu erfahren, ist die Dame von YSL an diesem Tag in die Werkstatt gekommen. Begonnen hat diese Geschichte viel früher in Zürich. Dort, am Schaffhauserplatz, ist der 1937 geborene Fritz Egli aufgewachsen. In der Schule schaut nicht selten die Polizei vorbei – natürlich wegen Fritz. Der hat es sich in jener Zeit zur Angewohnheit gemacht, mit einem 50-Kubik-Töff und noch ohne Fahrlizenz im Käferwald Motocrossrennen zu veranstalten. Zusammen mit fünf, sechs Buben aus der Nachbarschaft. Fritz Egli ein Chaot? Sicher nicht, viel eher ein Schrauber vor dem Herrn. Der Junge ist nicht nur ein Bastler, der mit feinen Händen ein Velo motori-

siert und danach leider bis zum totalen Antriebsverlust frisiert, er ist ein kleiner Outlaw. Einer, der seiner Schweizer Zeit voraus ist, aber dem Zeitgeist Hollywoods entspricht. Marlon Brando katapultiert dort 1953 mit einem Motorradgang-Film die Lederjacke zum Kultobjekt. Egli stammt aus einer bürgerlichen Familie, der Vater ein Beamter. «Nur nicht anecken, nicht meckern, gerade gehen. Ich schlug auf die andere Seite aus», erinnert sich Fritz Egli. Er fährt Töff, jede freie Minute, niemand in der Familie versteht das. Dann absolviert er bei Siemens-Albis die Lehre, zeichnet sich aus und siedelt für das Unternehmen nach Mexiko über. «Das war das Paradies – tagelang in der Wüste herumblochen...» Fritz kann fahren und arbeiten, beides schnell und zuverlässig. Danach gibt das Eine das Andere: Rückkehr in die kalte Schweiz, bald Selbstständigkeit, Rennfahrer, SpeedWeltrekordhalter, ein Töff-Verrückter weiterhin, egal, was die anderen sagen. Die Gefühle in der Werkstatt halten ihn gefangen. Wenn nur das Büro und all die Administration nicht wären. Einen Weltrekord noch möchte er brechen. Den Bestwert für Seitenwagen, gefahren über eine Meile, hat er 2009 auf-

gestellt: 332 Kilometer pro Stunde. Der Duft des Öls und des Benzins weicht nicht von der Haut. Er sagt: «Es ist immer noch das Schönste, auf dem Töff zu sitzen. Am Morgen um sechs Uhr in der Dämmerung zu fahren. Ich spüre und rieche die feuchte Wiese, das frisch gemähte Gras, ich höre das Bimmeln der Kuhglocken.» So redet ein moderner, alter Rebell. Einer, für den die Parfumwelt den Weg aus Paris nach Bettwil unter die Räder nimmt.

DER NEUE SPORTDUFT Yves Saint Laurent hat seinem erst fünf Jahre alten Männerduftklassiker einen sportlichen Bruder geschenkt. Seit Sommer ist «L’Homme Sport» zu haben, ein Hauch von Zitrone und Holz, viel Bergamotte, etwas Kardamom und Amber. Man nehme einen Schauspieler als Botschafter, ein KultMotorrad, wie die Egli-Vincent aus Bettwil, und fertig ist die interessante Kombination. Männliche Kraft, Motorenöl und Pariser Modeduft haben sich getroffen. Mehr darüber auf Seite 111.


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BOULEVARD watches

BILD DAVID WILLEN/SILMÄ | TEXT MARIANNE ESCHBACH

wellenreiter und höhenflieger

Von den Trends, die Anfang Jahr an den Uhrenmessen SIHH in Genf und Baselworld gezeigt wurden und aktuell in die Geschäfte kommen, zeigen wir die drei wichtigsten: spezielle Chronographen, elegante Taucheruhren sowie poetische Mondphasen und ewige Kalender. Zeit für Grenzgänger.


PATEK PHILIPPE. «JAHRESKALENDER-CHRONOGRAPH» (40,5 MM) AUS EDELSTAHL MIT MONOTOTALISATOR UND DREI KALENDERFENSTERN FÜR OPTIMALE ABLESBARKEIT. MECHANISCHES WERK MIT AUTOMATISCHEM AUFZUG. CHF 45 000.–

LOUIS VUITTON. «TAMBOUR TWIN CHRONO GRAND SPORT» (45,5 MM) AUS WEISSGOLD. DOPPEL-CHRONOGRAPHEN-MANUFAKTURWERK MIT AUTOMATISCHEM AUFZUG. WASSERDICHT BIS 100 METER. CHF 73 500.–

OMEGA. «SPEEDMASTER MARK II» (42,4 X 46,2 MM) AUS EDELSTAHL. NEUAUFLAGE MIT AUTOMATIKWERK DES CHRONOGRAPHENMODELLES VON 1969 MIT DEM TONNEAUFÖRMIGEN GEHÄUSE. CHF 5600.–

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BOULEVARD living

TEXT LEONI JESSICA HOF

mehr als schöne formen

Living, so möchte man leben. Wir zeigen Ihnen, was uns aufgefallen ist in Sachen Wohnen, Design und Gadgets für den Alltag. Wie wir leben wollen und leben werden. Wir hören Zukunftsmusik und stellen Möbel vor, in die es sich schon jetzt lohnt zu investieren.

SEIN OBJEKT Der «Hamlet Chair» von Robert Wilson ist einer unter vielen und doch das Lieblingsobjekt Frank Bodins, dem Chairman und CEO von Havas Worldwide Zürich/Genf. Der Werber sammelt seit Jahren Stühle, darunter Prototypen und Originale. Von keinem gibt es zwei gleiche Exemplare und alle sind in Gebrauch. Bevor Bodin in die Werbung ging, war er Musiker und über Jahre Assistent an der Hamburger Staatsoper. Hier arbeitete er Ende der Achtziger mit an Rolf Liebermanns Jazz-Oper «Cosmopolitian Greetings», Regie führte Robert Wilson. Bodin war tief beeindruckt von dessen Art zu inszenieren. Den «Hamlet Chair» aber entwarf Wilson für Heiner Müllers «Hamletmaschine». Mit seiner schmalen Sitzfläche und der hohen Lehne ist er nicht gerade bequem – «aber Hamlet hatte auch kein bequemes Leben», sagt sein Besitzer.

PHOTO: MARKUS PILLHOFER

VERRÜCKTE ZUKUNFTSVISION ODER SCHON BALD IN UNSERER GARDEROBE? Das österreichische Architekturbüro Coop Himmelb(l)au, das etwa Münchens BMWWelt realisierte, hat einen abhörsicheren Mantel entworfen, der unsere Privatsphäre schützen soll: den so genannten «Jammer Coat» («Jammer» zu deutsch gleich Störsender). Dieser – zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig aussehende – Mantel schützt dank der darin verarbeiteten Metallfäden vor dem Datenklau. Wir werden schlicht unsichtbar für digitale Annäherungsversuche. So werden zum Beispiel Kreditkarteninfos geschützt, die man auf dem Gerät hat. Der voluminöse Umhang enthält Taschen für Smartphones und Tablets, die nicht mehr geortet, aber auch nicht mehr angerufen werden können. Ein Gadget, auf das Sie nur gewartet haben?

BEZUGSQUELLEN SEITE 112

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BOULEVARD living

Tipp des Monats: BEI ROLF BENZ KNALLEN DIE KORKEN, ANGESTOSSEN WIRD AUF DIE 50-JÄHRIGE UNTERNEHMENSGESCHICHTE. Das deutsche Möbelunternehmen ist eine der ersten Adressen, wenn es um komfortables Entspannen geht – das kann man auch auf dem Jubiläumssofa Rolf Benz 50. Das gute Stück ist eine Hommage an einen der Klassiker des Unternehmens, aber ausgestattet mit modernem Know-how in Sachen Sitzkomfort. Der Sofasitz kann wahlweise um eine neue Technologie ergänzt werden: Sie ermöglicht auf sanften Körperdruck hin die stufenlose Verstellung von der Sitz- in die Relaxposition. Auswählen können Sie aus verschiedenen Stoff- und Ledervarianten. Uns gefällt besonders gut jene in olivgrauem Leder, das, gefertigt nach den höchsten Standards weltweit, sich anfasst wie Babyhaut.

THE BEAST Mit «Anita» präsentiert Designguru Francis Sultana seine erste Capsule Collection. Der in London stationierte Inneneinrichter und Kunsthändler stammt aus Malta. Ob es dort besonders schön befellte Zicklein gibt, konnte nicht recherchiert werden. Ihrem Namen macht die Kollektion aus Bronze und Zickenfell aber alle Ehre. Sie ist inspiriert von grossen Pariser Modehäusern wie Elsa Schiaparelli und der goldenen Ära Hollywoods. Sultanas Sitzmöbel machen sich aber auch gut in Chalets in Aspen oder St. Moritz. Die Editionen sind auf hundert Exemplare limitiert, datiert und signiert.

THE BEAUTY Der japanische Architekt Azusa Murakami und der britische Künstler Alexander Groves sind Studio Swine, für die Pearl Lam Galleries kreierten sie Objekte und Accessoires mit menschlichem Haar. Hört sich grenzwertig an, sieht aber toll aus und erinnert an Art déco aus Shanghai. «Hair Highway» heisst die Kollektion, zu der man im Internet ein Video sehen kann. Das Projekt entführt uns an die Seidenstrasse, auf der nicht nur Seide, sondern auch Technologien und Ideen von Ost nach West transportiert wurden. Die Kombination von Haar mit einem natürlichen Harz ist eine nachhaltige Alternative zu schwindenden natürlichen Ressourcen.

THE BOSS Als hätte er für ein Appartment im Rio de Janeiro der 50er entworfen: Der Textildesigner Christoph Hefti stösst zum Team von Atelier Pfister. Die junge Designlinie Möbel Pfisters bringt ihre fünfte Kollektion auf den Markt. Von Hefti stammen dabei Bettwäsche, Zierkissen, Möbel- und Vorhangstoffe sowie Teppiche. Hefti, der nach Stationen bei Jean Paul Gaultier, Fabric Frontline und Dries Van Noten zu Lanvin ging und nun Stoffe für Balenciaga entwirft, ist ein Umtriebiger: Im Oktober wird er seine erste eigene TeppichKollektion lancieren.

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COVERSTORY grenzenlos christian brändle

BILD MIRJAM KLUKA | TEXT CHRISTIAN BRÄNDLE

die zukunft im haus ohne grenzen Auf und davon. Hinaus in die grosse Freiheit. Alles ist möglich, jederzeit und überall. Keine Schranken. Grenzenlos – das ist ein Versprechen, das ist Sehnsucht und Projektion zugleich, findet Christian Brändle, Direktor des Zürcher Museums für Gestaltung. Alles hinter sich lassen.

«MAL EHRLICH: Mit zunehmender Erfahrung weiss jeder: «Grenzenlos» ist zwar ein hübsches Denkmodell für viele Fragen und damit auch eine wichtige Referenz. Gleichzeitig aber gibt es überall Limiten: ökonomische, gestalterische, künstlerische, räumliche, nationale und viele mehr, bis hin zu Grenzen des guten Geschmacks. Viel wichtiger jedoch ist die produktive Reibung, die an der Auseinandersetzung mit der Limite entsteht: Hochsprung ohne Latte? Bedeutungslos. Ein Projekt mit unlimitiertem Budget? Langweilig. Architektur ohne Kontext? Beliebig. Kurz: Jeder gute Entwurf, jede beeindruckende Leistung ist eine überzeugende Antwort auf gesetzte Rahmenbedingungen. Aus dieser Perspektive beleuchtet, ist das Toni-Areal in Zürich West besonders interessant: Hier wird in diesen Tagen der neue Standort der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK eröffnet und das Museum für Gestaltung präsentiert sein Schaudepot. Ein erster Einblick zeigt, dass ein grosser Wurf entstanden ist: Ob da Grenzen eine Rolle gespielt haben? Das neue Schaudepot des Museum für Gestaltung und das Toni-Areal sind in mehrfacher Hinsicht eine Auseinandersetzung mit Grenzen oder eben deren Auflösung und Ausweitung. Beim Durchschreiten des Gebäudes kann durchaus das Gefühl aufkommen, dass hier alles aufgehoben wurde: Schon rein räumlich, denn der Bau ist riesig, eine eigentliche Stadt in der Stadt. Dabei war die Vorgabe für die Architekten voller Vorgaben: Aus einer ausgedienten Milchfabrik, doppelt so gross wie ein Fussballfeld und mit ganz wenigen Fenstern sollte eine Kunsthochschule der Zukunft entstehen.

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EM2N Architekten aus Zürich haben die Fabrik aus den späten 1970er-Jahren so geschickt mit Lichthöfen und grosszügigen Kaskadentreppen perforiert, dass eine begehbare Bühne entstanden ist. Aufgehoben werden sollen in Zukunft auch die Schranken zwischen den Künsten. Alle sind sie beieinander: Designerinnen neben Balletttänzern, Filmer neben Theoretikern und Musikerinnen. Künstler und Kuratorinnen zusammen mit Vermittlern. Das neue Toni-Areal vereint in sich über tausend Räume: Neben Hörsälen, Ateliers gibt es Werkstätten, Übungsräume, Probebühnen, Film- und Tonstudios und natürlich Büroräume für rund 500 Arbeitsplätze. Die inhaltliche Vision und politische Triebfeder dahinter ist ihrerseits eine Auseinandersetzung mit Grenzen, die mitunter aufgehoben werden sollen. Auch wenn diese Schlagworte in der Vergangenheit überstrapaziert wurden: Inter- oder gar Transdisziplinarität in den Künsten sind längst wesentliche Strategien innovativer Kulturproduktion. Das Toni-Areal ist eine hervorragende Infrastruktur für die Ausbildung in den Künsten, gleichzeitig wird mit dem Zusammenzug von aktuell über 35 Standorten die ZHdK erst wirklich Realität. Ein verrücktes Projekt, möchte man meinen. Aber alleine in Zürich arbeiten mehr Menschen in der «Creative Industry» als im Banking. Grenzenlos ist kein Wert per se: Paradoxerweise entsteht im Toni-Areal gerade durch das Definieren einer neuen, gemeinsamen Grenze etwas ganz Besonderes: ein neues Museum zu Design und Visueller Kommunikation, das über die Landesgrenzen hinaus strahlen soll und wird. Das Museum für Gestaltung vereint im neuen Schau-

depot seine vier Sammlungen an einem gemeinsamen Standort. 500000 Objekte sind dessen Kern: Die Designsammlung – die bedeutendste Sammlung zu Industriedesign in unserem Land –, die berauschende Kunstgewerbesammlung, die Grafiksammlung und die Plakatsammlung – zusammen mit Washington D.C. und Essen das grösste Archiv dieser Art weltweit. Sie alle bilden zusammen mit den Ausstellungshallen und der darüber liegenden Bibliothek ein sechsgeschossiges Kompetenzzentrum zu Design und Visueller Kommunikation von europäischer Bedeutung.

EINBLICK IN ARCHIVE. Doch auch die Archive werden für das Publikum geöffnet: Mit thematischen Rundgängen kann Designgeschichte entdeckt und erforscht werden. Im doppelgeschossigen Hochregal beispielsweise stehen tausende Stühle – Klassiker und Unbekanntes, Hochästhetisches neben Schrulligem. In einem Duzend Archivräume wird die Gestaltungsgeschichte des Landes erlebbar und für zukünftige Generationen gesichert. Was hier realisiert wird, ist fantastisch und scheinbar grenzenlos. Gleichzeitig ist das neue Schaudepot, ja der ganze Campus auch eine grosse Verpflichtung: Denn seine ganze Kraft wird das ToniAreal nur entfalten können, wenn es von innen her konstant und komplett genutzt wird und wenn die lokale Bevölkerung und ein nationales wie internationales Publikum das Haus in Besitz nehmen und sich die Grenzen damit auflösen: Zwischen den Studenten und den Interessierten, zwischen der Stadt und dem neuen Haus und letzten Endes zwischen den Disziplinen. Das wird spannend.»


CHRISTIAN BRÄNDLE Seit nunmehr 13 Jahren leitet der Architekt das Zürcher Museum für Gestaltung. Bereits während des Studiums an der ETH Zürich arbeitete er sowohl für bekannte Schweizer Architekturbüros als auch im Kunst- und Kulturbetrieb, so unter anderem für die Kunsthalle Basel und das Opernhaus Zürich. Der Basler wirkte zuvor in der Leitung der Expo 02 mit, wo er für die Koordination und Oberbau leitung der Ausstellungsarchitektur der Arteplage Murten verantwortlich war. Eröffnung Museum für Gestaltung Schaudepot: 26. September 2014, 19 Uhr Tage der offenen Tür im Toni-Areal: Samstag und Sonntag, 27./28. September 2014 Ausstellung «100 Jahre Schweizer Design», 27. September 2014 bis 8. Februar 2015


COVERSTORY grenzenlos cristiano ronaldo

BILD ZVG | TEXT BRUNO AFFENTRANGER

dieser mann ist jenseits von gefährlich Er hat einen schwierigen Sommer mit Enttäuschungen und Verletzungen hinter sich. Aber er wird noch stärker zurückkommen. Der Weltfussballer des Jahres, Cristiano Ronaldo, ist mehr als ein egozentrischer Geck: ein Grenzgänger, besessen und sozial. VOR DEM WM-TURNIER IN BRASILIEN zerbrachen sich die Chefstrategen des deutschen Nationalteams die Köpfe: Wie kann man den besten Offensiv-Fussballer der Welt ausschalten? Sie meinten den Weltfussballer 2013, den Portugiesen Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, geboren auf Madeira, 29, pfeilschnell, schussgewaltig und kopfballstark, teuerster Transfer bislang. Ein Rekordmann. Unbestrittener Leader im Champion der Champions-League, im Club Real Madrid, mit durchschnittlich mehr als einem Treffer pro Ligaspiel in den letzten fünf Jahren, eine fantastische Quote in der Neuzeit des Fussballs, die niemand auch nur annähernd erreicht. Ein Star, dessen Ego grösser als der Planet zu sein scheint und der ein seltsam exzentrisches Aussenbild eines selbstverliebten Pfaus abgibt. Der deutsche Bundestrainer und sein Berater sahen sich die Zusammenschnitte sämtlicher Tore dieses «Goleadors» in den letzten 18 Monaten an. Jogi Löw sei stumm gewesen dabei, hörte man. Nach mehrmaligem Durchsehen kamen die Chefs zum Schluss: Man kann diesen Mann nicht stoppen. Unmöglich. Wenn er will und wenn er kann, trifft er. Ronaldos Problem in der Partie gegen Deutschland wurde danach offensichtlich: Er wollte wie stets, aber er konnte nicht. Eine langwierige muskuläre Verletzung rund um das linke Knie, paralysierte sein Spiel. Beim klar verlorenen (0:4) Auftaktspiel zeigte der trotz Verletzung aufgelaufene Portugiese ein bescheidenes Rendement. Die Grenze war erreicht, es zeigte sich, dass selbst der Superstar auf einen komplett austrainierten Körper zurückgreifen muss, will er besser sein als die anderen.

74 BoleroMen No 2/2014

Und dennoch bleibt Ronaldo der grösste fussballerische Alptraum jeder Verteidigung, da er sein Spiel verändert hat. Aus dem einst selbstverliebt agierenden, kaum auf Mitspieler passenden, jungen Athleten ist in den letzten Jahren ein scharf an der Grenze des Offsides startender, uneinholbarer Vollstrecker und Vorbereiter geworden. Löw und sein Team waren sich einig: Ist er fit, ist Ronaldo der furchterregende Offensivspieler der Moderne, der sich im Rücken seiner Gegenspieler auf und davon macht. Diese sehen ihn erst wieder beim Jubeln. Ronaldo, CR7, wie er in der Werbesprache auch heisst, hat sich nicht nur auf dem Feld geändert. Geblieben ist sein ungebrochener Ehrgeiz, den er im nachfolgenden Interview als Botschafter der Uhrenmarke TAG Heuer erklärt. Der Pfau hat gelernt, dass Mitspieler und Mitmenschen wichtig sind. Die Geburt des eigenen Sohnes und die wiederkehrenden Verletzungen haben gezeigt, dass der eigene Körper womöglich nicht das einzige der Welt darzubietende Humankapital sein kann. Ronaldo hat die Grenzen des Ichs überwunden. Seit kurzem ist er Botschafter der Kinderrechtsorganisation «Save the Children». Vor einem Jahr hat er eine Trophäe versteigert und den Gewinn, 1,5 Millionen Euro, einer palästinensischen Schule in Gaza zukommen lassen. Der 29Jährige wird erwachsen und ein noch gefährlicherer Fussballer als bis anhin. BoleroMen: Was bedeutet Ihnen Zeit? Cristiano Ronaldo: Zeit ist eine Kompo-

nente in meinem täglichen Leben, und sie ist kritisch: Alles bei mir ist eine Frage von Zeit und Schnelligkeit. Ich muss beides

haben: die lichtgleiche Geschwindigkeit und die Präzision. Welches ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Es gibt nicht wirklich ein Geheimnis hinter dem Erfolgreichsein. Eigenmotivation und Selbstherausforderung sind die Schlüssel. Man muss härter und besser als jeder andere arbeiten – das ist alles. Und man darf nie vergessen, dass immer noch Platz für weitere Verbesserungen besteht. Man kann jeden Tag noch ein wenig besser werden. Ich will permanent besser werden, mein Spiel weiterentwickeln und noch mehr Trophäen gewinnen. Setzen Sie sich Ihre eigenen Herausforderungen?

Der Klub und der Coach setzen die Ziele für die Spieler und, glauben Sie mir, diese sind immer sehr herausfordernd. Sie sind Botschafter der Uhrenmarke TAG Heuer. Haben Sie immer schon Uhren gesammelt?

Ich würde nicht behaupten, dass ich ein Uhrensammler wäre, aber ich habe Uhren immer schon geliebt. Wenn ich ein Produkt mag, so will ich alles genau wissen: Woher es stammt, wie es funktioniert, welche Geschichte es hat... Deshalb war mein Interesse an der Uhrmacherei schon vor dem Engagement mit TAG Heuer gross. Warum haben Sie sich entschieden, für TAG Heuer Botschafter zu sein?

Ich kannte die Marke natürlich schon vorher. Ich mochte sie schon immer und wusste, wofür sie steht: angesehene und hoch qualitative Uhren mit einem starken Background in der Sportwelt. Das ist eine perfekte Mischung. Wir teilen dieselben Werte der Eigenmotivation und der Disziplin, sich selber immer wieder an die eigenen Grenzen zu pushen und dabei nie aufzugeben.


RONALDO SUPERSTAR Der Portugiese Cristiano Ronaldo ist eine schillernde Figur auf und neben dem Platz. Mit einem eigenen Spielstil und Marotten, die ihm oft als Ausdruck purer Eitelkeit ausgelegt werden, spaltet er die Anh채ngerschaften. Fakt ist: Der 29-J채hrige ist Bestandteil eines der bisher teuersten Fussballtransfers 체berhaupt. 2009 wechselte er f체r umgerechnet 144 Millionen Franken von Manchester United zu Real Madrid, wo er noch heute unter Vertrag steht und pro Ligaspiel im Schnitt mindestens ein Tor schiesst.

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Über den Wolken... muss die Freiheit grenzenlos sein. Dank dieser neuen Herrendüfte mit frischen Ingredienzien wie Bergamotte, Iris und Bitterorange rücken wir dem Silberstreifen am Horizont ein Stückchen näher.

Über «Guerlain L’Homme Idéal» sagt die Nase Thierry Wasser: «Dieses Parfum soll das gesamte Potenzial des Mannes offenbaren.» Der Franzose verwendete Zitrusfrüchte, für die Stärke ledrig-holzige Noten und für die Schönheit eine AmarettoHerznote, bestehend aus Mandeln und Tonkabohne (ab CHF 90.–).

Ulrich Lang New York Fragrances ist bekannt dafür, zeitgenössische Fotografie und Düfte zu verbinden: Vom Verkaufserlös der Neuheit «Aperture» – aus Pfeffer und Moschus – geht ein Teil an die «Aperture Foundation», eine renommierte Non-Profit-Organisation (ca. CHF 160.–).

«L’Homme Sport» von Yves Saint Laurent steht im Zeichen von purem Adrenalin (mehr dazu und über die Moto-Legende «EgliVincent» lesen Sie ab Seite 60). Mit einem Bergamotte-Aldehyd, einer innovativen Frischedimension, verleihen Anne Flipo und Juliette Karagueuzoglou der Neuinterpretation eine holzig-frische Struktur (ab CHF 70.–).

Mit der Neuinterpretation «Dior Homme Parfum» ist es Hausparfümeur François Demachy gelungen, die Quintessenz des Originals einzufangen: Mit einer hohen Konzentration an edlen Rohstoffen wie Oudholz, das auf Lederakkorde und toskanische Iris trifft (ca. CHF 157.–).

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