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1. VLB-Jahresauftakt: Transport- und Leergutmanagement standen im Fokus der Logistiksessions

 1. VLB-JAHRESAUFTAKT 2021 ONLINE

Transport- und Leergutmanagement standen im Fokus der Logistiksessions

Ingo Pankoke, VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM)

Die Sessions „Getränkelogistik 1 – Strategisches und Operatives Transportmanagement“ und „Getränkelogistik 2 – Leergutmanagement“ waren mit ihren zukunftsweisenden Vorträgen nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des 1. VLB-Jahresauftakts vom 26. bis 28. Januar 2021, sondern auch ein würdiger virtueller Ersatz für den entfallenen Logistikfachkongress 2020.

Aus Sicht der Regie: Marc und John A. Eke (r.), Exxent Consulting, im Dialog mit Alexander Scharlach, VLB Berlin, im hauseigenen Studio Mit Transparenz bzw. Effizienz behandelten Thomas Spieker , Shippeo, und Sebastian Wehowski, PTV, zwei wichtige Themen

Alexander Scharlach vom VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) führte durch die Logistiksession 1 mit dem Schwerpunkt Strategisches und operativesFoto: jb Transportmanagement, die Teil 2 des 1. Tages des 1. VLBJahresauftakts einläutete. „Es ist eine außergewöhnliche Situation, mit Ihnen online verbunden zu sein“, sagte Scharlach und betonte: „Es ist uns gelungen, vier interessante Vorträge zusammenzustellen, auf die ich mich jetzt sehr freue.“

Den Anfang machte Marc Eke, Exxent Consulting GmbH. Eke erklärte in seinem Vortrag Effiziente Frachtaus-

schreibungen mit digitalen Tools für das Speditionsmanagement

in der Getränkebranche, wie effiziente Frachtausschreibungen mit digitalen Tools für das Speditionsmanagement in der Getränkebranche nutzbar gemacht werden können. Egal, ob Zustellung oder Abholung (EXW), Frachten bilden mit 33 bis 50 % die dominante Position der Logistikkosten einer Brauerei. Daher sollten in der Entscheidungsphase folgende Punkte berücksichtigt werden: Kundenanforderung, Konditionenmodell, Targetcosting, Anbietervergleich und eine klare Darstellung für Potenzialbewertung. Dabei kann ein digitales „Decision Support System“ helfen. In der Diskussion ergänzte John A. Eke, Inhaber von Exxent: „Der komplette Prozess aus sieben Stufen kann noch nicht vollständig digitalisiert werden.“ Es bleibe also die menschliche Kommunikation, die durch den Einsatz von digitalen Methoden objektiviert werde. „Die digitalen Tools unterstützen den Entscheidungsprozess sehr effizient, wenn alle Informationen transparent vorliegen.“ Thomas Spieker, Shippeo Germany, erläuterte in seiner Präsentation

Volle Transparenz in der Supply Chain: ETA-Beispiele aus der Pra-

xis, wie besagte Transparenz in der Supply Chain erreicht werden kann. Er ging dabei auf den Amazon-Effekt ein und führte Beispiele an, wie Echtzeitdaten zur Sendungsverfolgung über seine Plattform für eine effektive Logistik genutzt werden können.

Sebastian Wehowski, PTV Group, veranschaulichte die Tourenopti-

mierung in der Getränkeindustrie

an ausgesuchten Beispielen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die Ressource Lkw effizient genutzt und gleichseitig Emissionen verringert werden können. Wesentlich und unbedingt zu berücksichtigen sind die fünf Bausteine Vor-dem-Transport, Integration in Prozesse, Disposition & Tourenplanung, An-der-Rampe, Tourendurchführung und schließlich die Abrechnung mit Frachtkostennachkalkulation. Uwe Brunsfeld (Gerolsteiner Brunnen) gab einen interessanten Einblick in die Moderne Hofsteuerung

und Ladegutsicherung beim Gerol-

steiner Brunnen. Bei Gerolsteiner werden täglich 300 Lkw verladen (60 % Selbstabholer). Die durchschnittliche Verladezeit liegt bei weniger als 60 Minuten. Um dies dauerhaft umzusetzen, wurde die Ladungssicherung komplett in ein halbautomatisches Yardmanage-

ment-System integriert. Wichtige Bestandteile des Systems sind die automatische Kennzeichenerfassung für Trailer und Zugmaschine, der terminalbasierte Selbstanmeldeprozess, der Leitstand zur Hofsteuerung mit SAP-Anbindung, die automatische Prüfung der Ladungssicherungszertifikate über die VLB-FIN-Datenbank, die Freigabe durch den Verlademeister und abschließend die bildliche Dokumentation und Archivierung der Verladung. Als Rat aus der Praxis betont er: „Wichtig sind bei all der Automatisierung verantwortungsbewusste und fähige Mitarbeiter. Dies erreichen wir bei Gerolsteiner durch konsequente Schulung aller Beteiligten.“ „Das waren viele Infos, – entsprechend lohnt es sich, im Nachgang ins Detail zu gehen“, forderte Scharlach die Teilnehmer zum Abschluss des 1. Konferenztages auf, sich im virtuellen Chat zu einem Get-together zu versammeln und über offene Fragen zu diskutieren. „Denn der Wissensaustausch kann auch virtuell gelingen.“ Er bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser 1. überaus gelungenen Logistiksession und kündigte eine spannende 2. Logistiksession am 3. Konferenztag an. „Und jetzt gibt es ein Bier mit dem letzten Gong“, schloss der Moderator den Veranstaltungstag. Ingo Pankoke vom VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) moderierte die Logistiksession 2 mit dem Schwerpunkt Leergutmanagement. Pankoke begrüßte alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum 3. und letzten Tag des 1. VLB-Jahresauftakts und kündigte vier zukunftsweisende Vorträge an, die die Problemstellungen im Zusammenhang mit der Leergutrückführung und dem Management von Mehrweggebinden beleuchten. „Ich freue mich auf zwei spannende Stunden“, sagte der Moderator. „Denn das Leergutmanagement in der Getränkebranche ist von großer Bedeutung – gerade in diesen Zeiten, in denen z.B. Hamsterkäufe das Einkaufsverhalten der Menschen bestimmen.“ Nachdem der Logistikfachkongress im Herbst 2020 ausfallen musste, werde dieser Bedeutung nun virtuell Rechnung getragen. Marc Eggins, Konvoy-Group Australia, und Wolfram Disch, Sigfox berichteten in ihrem Vortrag Expe-

rience with a tracking and monitoring IoT solution for kegs based

on LPWAN über die Nutzung von neuen 0G-Sensor-Netzwerken im Zusammenhang mit Bierfässern. In Australien rüstet der KegDienstleister Konvoy all seine Fässer mit Sensoren aus, die den Standort und die Temperatur über das Sigfox-Netz übermitteln. Die Informationen werden in v.a. vom Keg-Dienstleister genutzt, um leere Fässer zeitnah zurückzuholen. Die Nutzungshäufigkeit konnte erhöht werden und Keg-Verluste wurden reduziert. Die gesammelten Daten können aber auch von den Brauereien genutzt werden, um bspw. die Qualitätssicherung zu verbessern. Mit seinem Vortrag Leergutbe-

standserfassung – Einheitliche Leergut-Stammdaten und mög-

liche Referenzprozesse berichtete Ingo Pankoke, VLB Berlin, von einem Projekt des VLB-Fachausschusses für Logistik. Das Projekt verfolgt das Ziel, Leergutbestände zu digitalisieren und die Informationen für die Planung von Abfüllprozessen nutzbar zu machen. In der Regel werden im GFGH nur die Pfandbeträge der Leergebinde erfasst und gebucht, nicht aber die Art, der Typ oder gar die Ausführung der Leergutartikel. Diese DetailInformation ist aber erforderlich, um die Rückführung besser planen und steuern zu können. Die Idee besteht darin, ein Modell zu entwickeln und zu pilotieren, das eine durchgängige LeergutbestandserIngo Pankoke, VLB Berlin, moderierte die 2. Logistiksession mit dem Schwerpunkt Leergutmanagement und stellte neue Erkenntnisse zur Leergutbestandserfassung vor

Wolfram Scholz von GEDAT stellte in seinem Vortrag eine neue Plattform zur Stammdatenveröffentlichung vor

Dr. Christian Gutzen, Geutebrück, sprach über KI und MachineLearning fassung vom Eingang beim GFGH bis zurück zur Leergutannahme der Getränkehersteller ermöglicht. Damit die Leergutbestände im GFGH überhaupt gebucht werden können, müssen zunächst die Stammdaten des Leerguts harmonisiert und die Leergutartikel mit den relevanten Stammdaten angelegt werden. Dazu ist es sinnvoll, neutralen Leergutgebinden, insbesondere Standardflaschen für die Brauindustrie (NRW, Euro, Longneck, etc.) auch einheitliche Artikelnummern zu geben, damit nicht jedes Unternehmen eigene Artikelnummern anlegt und diese dann zu einer Vielzahl von Artikelnummern führt, die eigentlich immer denselben Artikel beschreiben. Als erster Schritt wurde dazu eine Liste von neutralen Standard(pool)flaschen, die in der deutschen Brauindustrie zum Einsatz kommen, erstellt. Als neutrale Standard(pool)flaschen wurden dazu Flaschen in die Liste aufgenommen, die von mehreren Glashütten produziert werden und von mehreren Brauereien/Getränkeherstellern genutzt werden oder zumindest genutzt werden können. Jedem in dieser Liste erfasstem Flaschentyp wurde durch die VLB eine eindeutige Artikelnummer auf Basis des GS1-/ EAN13-Codes vergeben. Man einigte sich darauf, auf Artikel-Nummern eines neutralen Pooldienstleisters (Firma Logipack GmbH, Bremen) zurückzugreifen. Die Kriterien für die Detailierung der Informationen zu den Flaschen sind dabei die Flaschenform, das Füllvolumen der Flaschen, die Glasfarbe und die Ausführung der Flaschenmündung bzw. der Verschlussart. Zusätzlich wurden die Informationen Pfandbetrag, Höhe, Gewicht sowie Durchmesser der Flasche hinterlegt. Auf Basis der Informationen werden für diese Flaschen Muster-Artikelpässe erstellt, die nun über den Downloadbereich der VLB veröffentlicht werden. Einzusehen unter: www. vlb-berlin.org. Wolfram Scholz, GEDAT Getränkedaten GmbH, stellte in seinem Bericht Stammdatenmanagement

in der Getränkebranche – Fokus

Pfandartikel die neue Plattform zur Stammdatenpublizierung get-Item vor. Speziell für die Getränkebranche können dort Stammdaten zu Getränkeartikeln und zu LeergutPfandartikeln gepflegt und ausgetauscht werden. Insbesondere für den Getränkefachgroßhandel besteht hier eine günstige Möglichkeit, aktuelle Stammdaten zu den Artikeln, die vertrieben werden, abzurufen. Dies entlastet Mitarbeiter bei der Dateneingabe in die ERP-Systeme. Für die Hersteller der Getränkeartikel besteht der Vorteil, dass Stammdaten, die schon in anderen Stammdatenpools (z.B. Atrify) eingepflegt wurden, automatisch über Schnittstellen in das Gedat-System übernommen werden.

Dr. Christian Gutzen, Geutebrück GmbH, beschrieb in KI und

Machine-Learning – Möglichkeiten zur Objekterkennung bei der Leergutrückerfassung

wie KI und MachineLearning zur Objekterkennung bei der Leergutrückerfassung intelligent genutzt werden können. Geutebrück ist ein Anbieter von Bilderkennungssystemen, die in der Videosicherheitstechnik Anwendung finden. In der jüngsten Vergangenheit wurden dort Systeme entwickelt, die aus gelernten Erfahrungen Bildinhalte automatisch erkennen können und die erkannte Information weitergeben. Dies wurde nun in einer Anwendung zur Erkennung und Zählung von Getränkekästen per Smartphone-Kamera umgesetzt. Ziel der Leergut-Erkennungs-App ist eine Zeit- und Fehlerersparnis bei der Erfassung, um so eine effizientere Planbarkeit von Personal und Material zu erreichen.

Pankoke bedankte sich bei den Vortragendenden und legte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ans Herz, die Referenten im Falle weiterer Fragen im Videochat zu kontaktieren. Nach einem kurzen Ausblick auf die letzte Session des Jahresauftakts verabschiedete sich der Moderator mit den Worten: „Auf ein baldiges Wiedersehen, hoffentlich persönlich!“

Der 1. Online-Jahresauftakt der VLB wurde unterstützt von:

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