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VLB Berlin: Endlich wieder Fassbier – aber sicher

Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. / VLB Berlin

Endlich wieder Fassbier – aber sicher!

Pandemiebedingt sank der Bierausstoß in Deutschland 2020 gegenüber dem Vorjahr um rund 5 % auf 87 Mio. hl. Der Pro-Kopf-Verbrauch fiel in ähnlicher Größenordnung auf 94,6 l. Jetzt aber dürften sommerliche Temperaturen und Sport-Großereignisse für mehr Bierdurst sorgen. Doch das Bier muss unbeschadet zum Kunden kommen. Wie das sichergestellt wird? Die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB), Mitglied der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. (Zuse-Gemeinschaft), hat mit ihrer Motion Base einen mobilen Prüfstand, mit dem sie die Ladungssicherheit beim Gebinde-Transport testen kann.

„Sorgten früher die Bierkutscher mit ihren Brauereipferden für Entschleunigung auf den Straßen, sind die heutigen teils langen LkwFahrten von Bier in Fässern und Kästen ein Risikofaktor, wenn es an guter Ladungssicherung fehlt“, warnt Norbert Heyer, Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Management und Getränkelogistik. Mit seinem Team testet er auf der mobilen Bewegungsplattform Motion Base, ob Kästen und Fässer sicher auf Paletten und Ladefläche sitzen – und, falls sie es nicht tun, wie es richtig geht. „Viele Unfälle passieren in Kurven, physikalische Gesetzmäßigkeiten sind daher unser Kerngeschäft“, ergänzt Christian Raschke, Prüfstandverantwortlicher und Hauptansprechpartner für das Projekt. Raschke simuliert auf dem Prüfstand Standard- und Gefahrensituationen im Straßenverkehr, wie bspw. Kreisverkehre, Baustellendurchfahrten oder teils scharfe Kurven. Legt sich die Motion Base in besagte Kurven, kippt die Ladung mit. Die VLB zeigt die mobile Plattform auch gerne in Aktion – direkt bei einer der mehr als 1500 bundesweiten Braustätten oder auf Fachtagungen und Kongressen. Die Vorführungen haben eine lehrreiche und abschreckende Wirkung. Denn jeder Unfall ist einer zu viel. An der VLB im Berliner Stadtteil Wedding kommt der mobile Prüfstand in der Brau- und Destillateurmeister Ausbildung zum Einsatz, um den künftigen Fach- und Führungskräften die Risiken unzureichender Ladungssicherung vor Augen zu führen. In der angewandten Forschung nutzt die VLB den innovativen Prüfstand, um bspw. bei der Entwicklung neuer Mehrwegkästen zu prognostizieren, wie sich Ladeeinheiten mit dem veränderten Design beim Transport verhalten.

Umweltaspekte

Aktuell prüft Heyers Team Alternativen zur Ladungssicherung von Ladeeinheiten, z.B. für Fassbier. Dabei kommen Schnüre zum Einsatz, die alle Komponenten miteinander verbinden und sichern. Die Schnüre bestehen zu 30 % aus Baumwolle sowie aus recycelten Textilfasern aus der Autositzproduktion. Denn neben der Sicherheit geht es den Mitarbeitern der VLB auch um Umweltfreundlichkeit. Sei es die Anzahl der Wicklungen am Fuß- oder Kopfende der Ladungen oder das Testen von diagonal verlaufenden Folienbahnen – an vielen Stellen lässt sich Material beim Transport einsparen. „Projekte aus der Praxis haben gezeigt, dass bei alternativer Wicklung trotz gleicher Menge Folie die Stabilität der Ladeeinheiten erhöht werden konnte“, erläutert Raschke.

Forschungstransfer

Der mobile Prüfstand startete 2015 und wurde durch Mittel des Bundes im Rahmen des BMWI-Förderprogramms Inno-Kom-Ost unter dem Kennzeichen MF130089 unterstützt. Rund sechs Jahre später steht die Motion Base solide auf jenen wackligen Beinen, die das A und O ihres Unterbaus sind. „Für uns ist der mobile Prüfstand ein Beispiel dafür, wie Projektförderung des Bundes zielgenau zu erfolgreichem Forschungstransfer in die unternehmerische Praxis führt“, erklärt VLB-Geschäftsführer Gerhard Andreas Schreiber.

Foto: ew

Für den Präsidenten der Zuse-Gemeinschaft, Prof. Martin Bastian, ist die Motion Base ein Beispiel für erfolgreiche Projektentwicklung in der gemeinnützigen Industrieforschung, die Technologie- ebenso wie Wissenstransfer in den Fokus stellt. „Erst, wenn technische Neuerungen aus der angewandten Forschung als Innovationen auch in der betrieblichen Realität von Unternehmen zur Geltung kommen, kann ein Mehrwert für Gesellschaft und Verbraucher entstehen“, betont Bastian. Alexander Knebel, Zuse-Gemeinschaft Die mobile Bewegungsplattform Motion Base in Aktion

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