3 minute read
G’hörig Wälderisch
„Sommerkinder“. Erst waren es Cousinen und Cousins, weil der eigene Nachwuchs wegen Ausbildung und Beruf im Tal bleiben musste.
Doch bald hatte es sich im Bregenzerwald herumgesprochen, dass Kinder gemeinsam mit den Rüfs auf die Alp ziehen können. Seitdem gehören ihre „Sommerkinder“, im Dialekt „Pfister“ genannt, zu Barbaras und Herberts Leben. Im Moment sind es die 17-jährige Johanna und der 12-jährige Edwin, die alljährlich während ihrer Schulferien auf der Alpe Obere leben und mithelfen. „Der Wunsch, auf eine Alpe zu gehen, kommt von den Kindern selbst. Ihre Eltern nehmen dann Kontakt zu uns auf“, sagt „Sommermama“ Barbara. „Unsere Alpkinder sind wie unsere eigenen. Wenn sie etwas auf dem Herzen haben, können sie immer zu mir kommen.“ Wie funktioniert das Zusammenleben? Barbara denkt nach: „Wir machen alles gemeinsam und arbeiten zusammen, bis alles erledigt ist. Zwischendurch genießen wir miteinander die besonderen Momente des Älplerfriedens.“
Der Tag hoch über dem Tal beginnt um fünf Uhr früh. Die Kühe werden gemolken und kommen auf die Weide. Nach dem Frühstück hilft Barbara ihrem Mann in der Sennküche bei der Käseproduktion. Mehr als 100.000 Liter Milch werden im Lauf des Sommers zu zehn Tonnen Käse und Alpbutter verarbeitet.
Andreas, Johanna und Edwin machen derweil den Stall sauber und bringen danach die Alphütte auf Vordermann. „Man weiß als Kind schnell, was bis abends erledigt werden muss“, erinnert sich Tochter Annelies, die einmal in der Woche die Einkäufe aus dem Tal nach oben bringt. „Die älteren Kinder ziehen die jüngeren mit.“ Zu Mittag wird gemeinsam gekocht. Johanna bäckt Kuchen für die Wanderer und Gäste, die nachmittags den phänomenalen Ausblick von der Hüttenterrasse genießen. „Wenn der Alptag um 21 Uhr endet, treffen wir uns im Badezimmer zum Zähneputzen. Wie eine richtige Familie“, sagt Barbara und lacht.
Mit 68 bzw. 63 Jahren sind Herbert und Barbara Rüf inzwischen pensioniert. Im Winter vermieten sie in ihrem Haus in Au Ferienwohnungen, und hin und wieder hilft Herbert in Damüls, wo er lange Pistenraupenfahrer war, am Skilift aus. „Die Leute fragen uns oft: Warum tut ihr euch das Alpleben noch an?“, amüsiert sich Barbara. „Aber ein Leben voller Freizeitbeschäftigungen? Das wäre mir zu langweilig. Arbeiten macht zufrieden!“ Babette Karner
Birgit Rietzler, Dichterin im Bregenzerwald, stellt typisches „Wälderisch“ vor
Was wär gschiedr?
Was wäre klüger?
As wär mingsmal gschiedr, ma tät ned gär sa gschied.
Es wäre manchmal gescheiter, man gäbe sich nicht gar so gescheit. Gnuogsmal kunt nix Gschieds dobi ussar.
Oft genug kommt nichts Gescheites dabei heraus.
Dinn luogat ma blöd usr Wösch und schtaut ufr Leitung.
Dann schaut man blöd aus der Wäsche und weiß nicht weiter.
Tua, ob ma s Gräs wahßa hört, nützt dinn ou nix me.
Tun, als ob man das Gras wachsen hört, nützt dann auch nichts.
Ma woß ned allad so genau, was gschied und was blöd ischt.
Man weiß nicht immer so genau, was gescheit und was blöd ist. Jedar tuat amaul reht potschat und das Heandr var‘m Voadra.
Jeder ist einmal recht tollpatschig und handelt verkehrt.
Dau ischt d’ Hebamm abr wearkle nümma allad schuldig.
Daran hat die Hebamme aber wirklich keine Schuld mehr.
Wer ischt nia wieslos und hat nia a Breat var’m Kopf?
Wer ist nie orientierungslos und hat nie ein Brett vor dem Kopf? Blöd ischt as halt bloß, winn ma dinas bloß bi deasa merkt.
Blöd ist es halt nur, wenn man das nur bei den anderen bemerkt.
Oanar wau all andr för blöd aluogat, ischt a gschiednasata Gschiedling.
Einer, der alle anderen für blöd hält, ist ein naseweiser Angeber. Der Gschiedr git nau. Das ischt a olts Sprichwoat.
Der Klügere gibt nach. Das ist ein altes
Sprichwort. Abr nix as naugia ischt ou ned allad gär sa gschied.
Aber dauernd nur nachgeben, ist auch nicht immer so gescheit. Was ischt nia gonz blöd? – A gschieds Eassa und a gschieds Bett!
Was ist nie ganz blöd? – Ein gutes Essen und ein gutes Bett!