3 minute read

Familie Rüf und ihre „Alpkinder“ auf der Alpe Obere

Der Tag hoch über dem Tal beginnt um fünf Uhr früh. Die Kühe werden gemolken und kommen auf die Weide

Sommerkühe, Sommerkinder

82 Kühe der Schwarzenberger Alpgemeinschaft verbringen ihren Sommer auf der Alpe Obere und grasen auf den steilen Hängen zwischen Klippern und Kanisfluh. Mit ihnen lebt die Familie Rüf, die hier den Sommer hindurch arbeitet. Und dabei auch zwei „Alpkinder“ mitbetreut, sogenannte „Pfister“, die hier mithelfen.

„Ma künt zimmo z’Alp gau – Wir könnten gemeinsam auf die Alp gehen“, hatte Herbert Rüf seiner Frau Barbara im Frühjahr 1994 vorgeschlagen. Barbara war einverstanden, und so ging es mit den drei Kindern im Juni in die Berge

Hinter der Bergstation „Roßstelle“ der Mellaubahn beginnt die Wanderung zur etwas mehr als eine Stunde entfernten Alpe Obere. Gemächlich windet sich der schmale, von hüfthohen Gräsern und Sommerblumen gesäumte Weg den Berg hinauf. Nach zwanzig Minuten biegt man um eine Kurve – und blickt mitten ins Paradies: die stille, blumenübersäte Hochebene der Alpe Kanis, umrahmt und beschützt von den steilen Hängen von Klippern, Gungern, Wannenkopf und Bettlerkopf. Nach ihr geht es, gemächlich ansteigend, in Richtung Wurzachalpe. Für Kinder gibt es unterwegs immer wieder etwas zu entdecken: Kühe, Pferde und Schafe auf den Alpwiesen, gaukelnde Schmetterlinge, betriebsame Hummeln und riesengroße Ameisen im grünen Dickicht am Wegrand.

Auf der Wurzachalpe am Fuß der Kanisfluh hat man die Baumgrenze erreicht. Steile Grashänge bis zu den Gipfeln hinauf. Der Wind trägt leise den stetigen, melodischen Klang von Kuhglocken ans Ohr. Dort unten liegen Au und Schoppernau. Ein kurzer Abstieg zur Alpe Obere; nach nur wenigen Wegkurven ist die große, in einer Senke gelegene Hütte erreicht.

Von der schattigen Veranda schweift der Blick im nachmittäglichen Sommerdunst weit hinunter nach AuSchoppernau, weiter in den hinteren Bregenzerwald und zu den Gipfeln des Lechquellengebiets. Rundum herrscht ruhige Geschäftigkeit. Die Kühe verbringen den Nachmittag kauend auf den Alpwiesen.

Herbert Rüf ist in der großen, hütteneigenen Sennküche mit der Käseproduktion beschäftigt. Sein Sohn Andreas schaut auf dem Weg zur oberen Weide kurz vorbei, und die beiden Alpkinder Johanna und Edwin säubern die Küche nach dem Mittagessen.

„Ma künt zimmo z’Alp gau– Wir könnten gemeinsam auf die Alp gehen“, hatte Herbert Rüf seiner Frau Barbara im Frühjahr 1994 vorgeschlagen, und Barbara war einverstanden. Im Juni desselben Jahres zog das Ehepaar mit seinen drei Kindern Martin, Annelies und Andreas auf die Brendleralpe im hinteren Bregenzerwald. Andreas, der Jüngste, war damals gerade drei Jahre alt. Herbert, bis dahin hauptberuflich Senn bei der Sennerei Schnepfau, hatte

Der Senn Herbert Rüf am Kessel beim Käsen

schon als Kind und Jugendlicher viele Sommer auf der Alp verbracht und dort das Käsehandwerk erlernt. Für Barbara hingegen begann ein völlig neues Leben.

Seither sind dreißig Jahre vergangen, aber die große Liebe der Familie Rüf zum Alpleben ist noch immer durch und durch spürbar. Nach 17 Jahren auf der Brendleralpe wurden die Rüfs „vom Fleck weg“ von der Alpgemeinschaft Schwarzenberg für die Bewirtschaftung der Alpe Obere engagiert. Andreas, heute 34, ist gelernter Zimmermann und der Einzige, der noch immer jeden Sommer auf der Alpe Obere verbringen kann.

Die Rüfs sind eine ganz besondere Alpfamilie: Zur Gemeinschaft, die alljährlich im Juni auf die Alpe Obere zieht, gehören nicht nur Kühe, Ziegen und Schweine, sondern auch die

Familie Rüf mit Pfistern, also jenen jungen Leuten, die auf der Alp mithelfen, beim gemeinsamen Essen in der Hütte der Alpe Obere

This article is from: