42 minute read

Politik & Gesellschaft

Next Article
Extra

Extra

(Fast) fertig: Der Eingangsbereich der Musikschule soll noch mit Möbeln ausgestattet werden

In der Tat besticht die neue Infrastruktur auf den ersten Blick durch ihre Einfachheit; auf den zweiten machen sich dann die Details bemerkbar. Dass zum Beispiel jeder Raum einzigartig ist, merkt man beim Betreten sofort, oder vor allem: Man hört es.

Die Akustik im Mittelpunkt. Sämtliche Details sind einer Eigenschaft klar untergeordnet: der Akustik. „Als Musikschule hatten wir im Vergleich zu anderen Gebäuden hier natürlich sehr spezielle Anforderungen“, erklärt Stifter. Einerseits muss die Bauakustik gewährleisten, dass Geräusche nicht von einem Raum zum nächsten übertragen werden, was eine enorme Detailarbeit bedeutet: Vom Boden über die Akustikpaneele bis zu den Steckdosen musste alles bedacht werden, denn Schall bahnt sich seinen Weg durch jede Öffnung. Ein in München ansässiges und auf Akustik spezialisiertes Unternehmen wurde eigens angeheuert, um dieser Herausforderung gerecht zu werden.

Neben der Bauakustik muss die Raumakustik, also die Ausbreitung des Schalls im geschlossenen Raum, je nach Instrument ausgerichtet werden. Deshalb ist jeder Raum der Musikschule auf die spezifischen Anforderungen der verschiedenen Instrumente zurechtgeschnitten: Die BandRäume verfügen zum Beispiel über Akustikpaneele, die für eine trockene Akustik sorgen. Auch die leichte Überakustik in manchen Ensembleräumen ist durchaus gewollt, um leisen Instrumenten mehr Raumhall zu geben.

Sogar die Architektur der Räume wurde der Akustik untergeordnet: „Die meisten Wände verlaufen nicht parallel, damit die Schallwellen umgelenkt werden“, erklärt Stifter. Die Räume werden zudem mit Vorhängen ausgestattet, damit die Akustik zusätzlich reguliert werden kann. „Je nachdem, was man braucht, kann man die Räume nach seinen akustischen Erfordernissen anpassen“, so Stifter.

Und auch die Luft muss sich der Musik unterordnen: „In das Gebäude ist eine Belüftungs- und Befeuchtungsanlage eingebaut. Das ist wichtig, weil die Instrumente, insbesondere das Klavier, eine gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit benötigen. Mit dem Luftaustausch wird also auch die Luftfeuchtigkeit automatisch reguliert“, so Stifter.

Auf Maß. Was neben der Akustik positiv auffällt, sind die großen Fenster, die je nach Lage einen Blick in die Altstadt, in Richtung Vahrn oder zum Eisackufer ermöglichen. Für jeden Raum ist zudem jedes Möbelstück auf Maß angefertigt, um auch hier den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Der erste Stock ist mit vielen Proberäumen ähnlich aufgebaut wie der oberste. Insgesamt sind in der neuen Musikschule um die 30 Räume für den Unterricht der derzeit 1.010 Schüler vorgesehen. Brixen ist nach wie vor eine der größten Musikschulen des Landes – die Direktion, der auch Mühlbach und Vintl angehören, betreut 1.384 Schüler mit 65 Lehrpersonen.

Die Räume der neuen Musikschule sind zwischen sechs und 60 Quadratmeter groß. Die größten sind dabei die Bandräume, in der die Musikschule in Zukunft ihr modernisiertes Angebot ausleben will: Der Bereich Jazz-Rock-Pop soll ausgeweitet werden. Die kleinsten Räume sollen vor allem vor oder nach der Probe zum Einstimmen oder Üben genutzt werden können.

Hans Peter Stifter, Direktor der Musikschule

Tel +39 0474 830 479 Karl +39 393 90 39 705 Markus +39 392 34 26 362 MwSt. 03100570211

Tel +39 0474 830 479Tel +39 0474 830 479 Karl +39 393 90 39 705Karl +39 393 90 39 705 Markus +39 392 34 26 362Markus +39 392 34 26 362 MwSt. 03100570211MwSt. 03100570211

GmbH

GmbHGmbH

Vollwärmeschutz Innen- und Außenputze Isolierputz

Unterböden mit Fließestrich Unterböden traditionell Industrieböden Rampen in Fischgrat

VollwärmeschutzVollwärmeschutz Innen- und Außenputze Innen- und Außenputze Isolierputz Isolierputz Unterböden mit Fließestrich Unterböden mit Fließestrich Unterböden traditionell Unterböden traditionell IndustriebödenIndustrieböden Rampen in Fischgrat Rampen in Fischgrat

Die bunten LED-Strukturen sollen Handbewegungen beim Musizieren darstellen

Von manchen Probenräumen gewährt sich ein Ausblick in die Altstadt

Eine weitere Neuerung, die wohl insbesondere die Beschäftigten der Musikschule freuen wird, ist der neue Team-Raum samt Küche, wo sie in Pausen zusammenkommen und diskutieren können.

Ein Blick auf Direktor und Musiklehrer genügt, um zu verstehen, dass die neue Musikschule eine ungemeine Verbesserung zu den alten Sitzen darstellt – und das auch in Hinblick auf die Erreichbarkeit: „Die ersten 15 Minuten Parken sind hier gratis, und das wird auch mit der neuen Tiefgarage so bleiben. Eltern können also bequem einfahren, dem Kind beim Ausladen des Instruments helfen und den Parkraum wieder verlassen“, erklärt Renato Sette. Auch mit Bus und Fahrrad ist die Musikschule gut zu erreichen.

Das Herzstück. Zurück ins Erdgeschoss. Neben den Büroräumen der Verwaltung befinden sich hier auch ein Saal für eine Orgel sowie zwei Säle für Veranstaltungen. Der kleinere von beiden ist an einer Wand bespiegelt: „Wir wollen in Zukunft darüber nachdenken, unser Programm in Richtung Tanz auszuweiten“, so Stifter. Das Herzstück des Gebäudes ist aber der große bestuhlte Veranstaltungssaal: 153 Personen sollen hier Platz finden können, 35 auf der Bühne. Ebenso wie das restliche Gebäude ist der Raum in dunklem Holz gehalten; ein klassischer Konzertsaal, der in großen Stufen in Richtung Bühne führt.

Ob der Saal auch für externe Veranstaltungen gebucht werden kann, ist noch nicht endgültig geklärt. Stifter betont: „Hierfür würden wir administratives Personal benötigen. Wenn das gegeben ist, sehe ich eigentlich kein Problem. Besonders für den Musikbereich ist der Saal ideal, und das wollen wir natürlich niemandem vorenthalten.“

Fliegender Wechsel. Als eigentlicher Einzugstermin war Mitte Februar angedacht gewesen; pandemiebedingt wurde er etwas nach hinten verschoben. „Man hat sich dafür entschieden, lieber noch einen Monat zu warten als in ein halbfertiges Gebäude einzuziehen. Insbesondere in Pandemiezeiten ein so großes Projekt pünktlich fertigzustellen, ist eine Herausforderung. Wir hoffen aber, dass wir jetzt ohne unvorhergesehene Hindernisse einziehen können“, so Sette.

In wenigen Wochen findet der Umzug im fliegenden Wechsel statt: Am Freitag, 19. März, soll der Unterricht noch in den alten Sitzen abgehalten werden, am Wochenende findet der operative Umzug statt, und am Montag sollen die meisten Kinder bereits in der neuen Schule unterrichtet werden. Das heißt – sofern man darf: Derzeit befindet sich auch die Musikschule im Fernunterricht. Stifter hofft jedoch, dass sich die Situation bis dahin zumindest weitgehend normalisiert hat, um einen regulären Betrieb zu ermöglichen, damit die Schüler die neue Musikschule auch von innen genießen können. Auch auf eine offizielle Einweihung wird die Musikschule wohl zunächst verzichten. „Wir wollen, dass alle die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen – und das ist derzeit einfach nicht möglich“, erklärt Stifter.

Ein erster Schritt. Man merkt, dass das Team rund um Hans Peter Stifter, die Architekten, aber auch die Gemeinde sehr viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt haben. Manche Elemente

Das Herzstück: Der (noch unbestuhlte) Konzertsaal bietet Platz für 153 Gäste

Neben der zahlreichen Probenräume bietet die Musikschule auch verschiedene Aufenthaltsräume

im Außenbereich mögen noch etwas improvisiert wirken; der Baubeginn der Tiefgarage wurde aus Pandemiegründen verschoben, und der Sinn des heute etwas „außergewöhnlich“ wahrgenommenen Niveauunterschieds wird erst bei Fertigstellung der Tiefgarage ersichtlich werden. Anschließend wird dort, wo heute die Tennisplätze stehen, ein großer frei zugänglicher Stadtpark entstehen. Die genauen Details müssen jedoch noch politisch diskutiert werden; es gibt eine 60-seitige Potential-Analyse des Areals von Martin Mutschlechner und Barbara Lanz, die wir im „Brixner“ ebenfalls bereits vorgestellt haben und die in der Politik auf viel Wohlwollen gestoßen ist. In Anbetracht der langfristigen Strategie der Gemeinde ist die Musikschule ein erster wichtiger Schritt für das Priel-Areal, das sich in den folgenden Jahren weiterentwickeln wird – in Richtung erweitertes Stadtzentrum.

anina.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

An der Musikschule Brixen kann man fast alles lernen, was mit Musik zu tun hat – Piccoloflöte oder Kontrabass, einen Song auf der Gitarre begleiten, improvisieren, alle Register (auf einer Orgel) ziehen und vieles mehr. Musikinteressierte aller Altersgruppen sind willkommen – bereits ab 1,5 Jahren geht es los! Für sechsjährige Kinder wird das einzigartige Projekt „crescendo“ angeboten. Neu sind auch die Fächer JazzRock-Pop-Gesang, Jazz-RockPop-Workshop, Jazz-Rock-PopPiano und Chor- und Ensembleleitung. Weitere Informationen unter: http://bit.ly/3amosXZ

Zu Besuch im Ansitz Hanberg

Mehrere Ansitze schmücken das Brixner Gemeindegebiet, einige davon sind noch heute bewohnt. Welche Geschichte verbirgt sich hinter ihnen, und wie lässt es sich dort heute leben? Der „Brixner“ wird in den nächsten Ausgaben einige Geheimnisse um die Ansitze lüften. Den Startschuss gibt der Ansitz Hanberg – Herbert Seeber hat uns die Tür zu diesem historischen Gebäude geöffnet.

Ein Kleinod am Weinbergweg in Kranebitt – seit dem 16. Jahrhundert ein Ansitz, seit 1890 existiert Hanberg in seiner heutigen Form

Vor uns die Fassade eines stattlichen Baues. Der Giebel ist mit Zinnen bekrönt. Ein aufwändig bemalter Erker über zwei Geschosse. Der Heilige Florian und der Heilige Georg, beide als Ritter in prunkvollen Rüstungen gemalt, flankieren den Erker.

Das Rundbogenportal nimmt sich dagegen beinahe bescheiden aus: Ein Renaissanceportal mit Pilasterrahmung und flankierenden Tondi, geziert von einem Wappenschild mit zwei Hähnen – das Wappen der Adelsfamilie Han von Hanberg. Allein die Fassade erzählt von zwei Eigentümern, die den Ansitz wesentlich geprägt haben. Und damit sind wir schon mittendrin in der Geschichte dieses Brixner Edelsitzes. Hoher Besuch. Herbert Seeber, einer der Eigentümer, weiß mit Begeisterung zu erzählen: Die Historie reicht zurück ins 14. Jahrhundert, als Hanberg erstmals erwähnt wurde. Von Bedeutung war der dem Domherrn einen Besuch abgestattet haben.

Im Jahr 1809 brandschatzten die Franzosen in Brixen, auch in Hanberg. „Die Ruine wurde dem Verfall preisgegeben“, so Seeber. Seeber weiter. „Anna Kraus hatte ein Gespür für Kunst. Wie damals üblich, wurden beim Neubau einige Stilrichtungen nachgeahmt. Trotzdem gelang es ihr, eine harmonische Einheit zu schaffen. Sie

„Eine künstliche Ruine gehörte damals zu einem Ansitz dazu“ _ Herbert Seeber

Brixner Domherr Sigmund Han von Hanberg (gestorben 1562), der das bescheidene Anwesen erwarb und zu einem prächtigen Renaissancesitz ausbauen ließ. Er erhielt dafür 1559 die Adelsfreiheit – seither durfte das Anwesen als Ansitz bezeichnet werden. Sogar Kaiser Ferdinand I. soll Dass Hanberg heute so gut dasteht, verdankt der Ansitz in erster Linie einer Frau: „Anna Kraus, eine Frau Oberst aus München, kaufte die Ruine im Jahr 1888. Damals stand nur der zentrale Mittelteil, die südlichen Anbauten und die Gebäude oberhalb der Straße ließ sie errichten“, erzählt war eine begabte Malerin und schuf auch die Malereien an der Fassade.“ Das heutige Aussehen des Ansitzes reicht also ins 19. Jahrhundert zurück.

In zeitgenössischen Zeitungsberichten hingegen tritt Anna Kraus kaum in Erscheinung. Nach außen war ihr Mann Oberst

Rankenmalereien mit Jagdszenen schmücken die Halle im zweiten Stock

Maximilian Kraus Eigentümer und Geldgeber. Dennoch, daran hat Herbert Seeber keine Zweifel, nahm seine Ehefrau bei Wiederaufbau und Innengestaltung eine führende Rolle ein. „Bemerkenswert ist, dass der Grundriss im oberen Teil genau der Johanneskapelle im Dombezirk entspricht, was auch von außen gut zu erkennen ist. Dort oben hatte Anna Kraus ihr Atelier, mit großen Fenstern in Richtung Norden, da das Nordlicht als farb-

Herbert Seeber, Miteigentümer des Ansitzes Hanberg

echtes Licht zum Malen besonders geeignet war. Im zweigeschossigen Turm hingegen war damals eine große Bibliothek untergebracht“, weiß Seeber zu erzählen.

Auch auf der Talseite ließ die Familie Kraus Anbauten im Stil des Mittelalters errichten: einen stattlichen Turm an der Rückseite, einen eleganten Eckturm mit Fenstern, einen Gebäudetrakt mit Keller. Eine Mauer umfasst den Garten. Und gleich neben der Straße steht ein eher spezieller Turm. „Entspricht ganz dem Zeitgeist“, schmunzelt Herbert Seeber, „damals gehörte eine künstliche Ruine zu einem Ansitz dazu.“ Maximilian Kraus starb bereits 1899, seine Witwe Anna 1922. „Die Erben von Frau Kraus weigerten sich, dem italienischen Staat Steuern zu zahlen; Hanberg wurde sequestriert und stand über zehn Jahre leer. Leider wurde das Anwesen damals auch geplündert.“

In den Besitz von Seebers Familie kam Hanberg im Jahr 1935. „Damals wurde bei der Versteigerung eine Kerze angezündet. Wer beim Erlöschen der Kerze den höchsten Preis geboten hatte, bekam den Zuschlag. Das war mein Großvater Wilhelm Seeber.“ Der Kaufpreis? „Dafür hätte er damals auch zwei Bauernhöfe erwerben können“, sagt der Enkelsohn. Wilhelm Seeber war jahrelang Direktor des E-Werks in Brixen und arbeitete danach als Ingenieur. Er übersiedelte mit seiner Frau und den vier Kindern nach Hanberg. „Meine Großmutter hat immer gesagt: In der Stadt war ich noch die Frau Ingenieur, hier bin ich die Putzfrau“, lacht Seeber. Denn so ein Besitz bedarf ständiger Pflege und verschlingt Zeit und Geld.

Heute gehört der Teil oberhalb der Straße der Familie seines Cousins, er selbst ist für den unteren Gebäudeteil verantwortlich. In den 1990er Jahren wurden die Dächer neu eingedeckt, auch die Sanitäranlagen wurden erneuert. „Früher bin ich nur zum Arbeiten hierhergekommen. Heute lebt ein Kastellan hier und kümmert sich um das Gebäude“, so Seeber.

Burgenromantik. Mit Spannung betreten wir die gewölbte Eingangshalle im Erdgeschoss. Dunkel und kalt ist es hier. „Der Wohnkomfort entspricht gewiss nicht heutigen Standards“, sagt Seeber. Nur die kleine Kastellanswohnung ist jetzt wohlig warm. Die meisten Fenster im Ansitz sind klein, die Möbel und Täfelungen sind dunkel und entsprechen dem Wohnstil des 19. Jahrhunderts. Der Rittersaal mit bemalten Wänden und dunklem Mobiliar: Ein Herzstück des Ansitzes

Die künstlerische Hand der „Frau Oberst Kraus“ ist hier noch immer zu sehen. Ganz im Sinne des Historismus und der Burgenromantik des ausgehenden 19. Jahrhunderts greifen die Malereien im Haus mittelalterliche Sujets auf. Auch hier in der Eingangshalle ist das gesamte Gewölbe mit stilisierten Reben und Weintrauben bemalt. Über eine steinerne Treppe gelangen wir in den ersten Stock. Von einer offenen, mit Malereien geschmückten Halle führen sämtliche Nebenräume weg. Einer davon ist der Rittersaal, ein Herzstück des Ansitzes. Die dunklen Möbel bilden einen reizvollen Kontrast zu den aufwändig bemalten Wänden: Elegante Ritterfräulein in Konversation mit ihren Herren, Spiele, Arbeit, Unterhaltung – die Malereien schildern in lebhafter Weise den Alltag bei Hofe. Beheizt wurde der Rittersaal mit einem grünen Kachelofen. Vom Rittersaal ist ein winziger Raum abgetrennt: Mit Holz getäfelt und einem Fenster nach Süden nimmt er auch an kalten Wintertagen Wärme auf. Wieder geht es eine Etage nach oben. Auch hier öffnet sich eine Halle, geschmückt mit Rankenmalereien im Stil der Gotik, die verschiedene Jagdszenen

Die reich bemalte Eingangshalle empfängt den Besucher

aufnehmen. Wir entdecken Hirsche, Wildschweine und Bären, Hasen und Enten. Sogar nach dem geheimnisvollen Einhorn wird gejagt. Für unverwundbar hält sich der Löwe, wie er über einen Spruch verlautbaren lässt: „Ich pin ein mechtig Leb – Niemand mich ergeb.“

Herbert Seeber öffnet uns die Tür zu einer von Zinnen eingefassten Dachterrasse: „Mein Lieblingsort.“ Hier schweift der Blick über das ganze Tal. Und man versteht, was die Eigentümer an Hanberg schätzen: „Die einmalige Lage – ganz nah an der Stadt und doch etwas außerhalb, und vor allem sonnenverwöhnt.“

Kleinod Kapelle. Hinter einer weiteren Tür verbirgt sich die kleine Hauskapelle. „Mein Großvater hat den Flügelaltar von Josef Bachlechner hier aufstellen lassen. Aus Sicherheitsgründen sind die Flügel deponiert“, erklärt Seeber. Besonders faszinierend sind die Wandmalereien der Kapelle. Mit viel Liebe zum Detail sind die 14 heiligen Nothelfer dargestellt. Sie tragen kostbare Gewänder aus feinsten Stoffen in weichen Farben und schimmerndem Gold. Zwischen die Heiligen wurden Wappen verschiedener Familien gesetzt, die vom häufigen Besitzerwechsel erzählen. So finden sich die Wappen des Bistums Brixen und jene der Familien Han von Hanberg, Recordin von Nein (1604), Söll von Aichberg (1680) und Pallaus (1754), die seinerzeit den Ansitz dem Priesterseminar vermachten. Erinnerungen an die Jugend. Herbert Seeber verbrachte sein erstes Lebensjahr hier in Hanberg, und später noch einmal ein Jahr nach der Matura. Schmunzelnd zeigt er uns die kleine Kammer, die er damals bewohnt hat. „Manchmal habe ich im Winter abends den Ofen nicht mehr eingeheizt. Allerdings fror dann nachts das Wasser im Glas.“ Missen möchte er diese Erinnerungen dennoch nicht.

Noch heute ist Hanberg spartanisch eingerichtet. „Leider gab es nach dem Tod meiner Großeltern immer wieder Einbrüche, bei denen vieles gestohlen wurde“, so Seeber.

Klar: Seine volle Pracht entfaltet der Ansitz im Sommer, wenn es im Garten blüht, die Dachterrasse zum Verweilen einlädt und die hohen Räume Kühle spenden. Doch auch an diesem Wintertag sehen wir das Sonnenlicht an den alten Fensterscheiben und spüren den warmen Marmor des Portals.

Es ist verständlich, dass Herbert Seeber mit viel Herzblut das Erbe seiner Familie am Leben hält.

johanna.bampi@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

Barbian + Bozen, Beratungstermin: beratung@hofer.it · 0471 654 148 www.hofer.it

TOLLES TEAM, TOLLE JOBS!

Fachkräfte, Lehrlinge und Praktikanten, meldet euch! T 0471 654 148 oder jobs@hofer.it

Faschingszeitung mit Tradition

Faschingszeitungen sind mancherorts nicht mehr wegzudenken. Auch in Brixen gehören die „Hoblschoatn“ seit ewigen Zeiten zu einem gelungenen Fasching dazu. Ihr Aussehen hat sich über die Jahrzehnte mehrmals gewandelt.

Vor nunmehr fast 70 Jahren, im Februar 1955, trat der Männergesangverein Brixen (MGV) erstmals mit seiner Faschingszeitung an die Öffentlichkeit: „Wir wollen dieses Blatt recht fest ‚verbroaten‘, es handelt sich ja nur um gut gemeinte Brixner Hobelschoaten!“ Vier Jahre lang erschien eine zehn bis 20 Seiten starke Nummer. Von 1959 bis 1962 gab das SKFV-Faschingskomitee die „Brixner Granatsplitter“ heraus. 1964 meldeten sich die „Hoblschoatn“ zurück, um „ein lustiges, buntes Faschingsgestöber“ zu bereiten. Und das taten sie. Bis 1991 bereicherte die Zeitung jährlich den lokalen Fasching.

In Wort und Bild: Niemand wird verschont. Zugegeben, für die Ausgaben der ersten Jahrzehnte fehlt heute leider oft das Hintergrundwissen, um die Artikel und Geschichten zu verstehen und in ihrer gesamten Originalität schätzen zu können. Dennoch sind sie interessant. Mit Karikaturen, Zeichnungen und Bildgeschichten, Annoncen und Scherzgedichten nehmen sie tagespolitische Ereignisse und stadtbekannte Persönlichkeiten aufs Korn.

Auch „gesucht“ wurde in Brixen im Laufe der Jahrzehnte gar allerlei: Gratiseinladungen nach Regensburg und Arbeit für Gemeindebeamte, ein Tennisplatz und Frieden für den Tennisverein, ein Kritiker für Konzerte des MGV, Holprige Straßen, unzählige Rinnsale: 1903 thematisierte die „Stoff-Zeitung“, die Vorgängerin der „Hoblschoatn“, das Brixner Stadtbild auf ironische Weise

bewegten, fanden ebenso Eingang in die Faschingszeitung. In den Siebzigerjahren war dies etwa die Diskussion um die Ansiedlung des Reifenherstellers Continental in Brixen.

Als unendliche Geschichte zieht sich das gewünschte Kulturhaus wie ein roter Faden durch die Jahrzehnte und konnte erst 2002, nach der Eröffnung des Forums Brixen, als „gelöst“ verkündet werden. Ebenso besonders brennend war jahrelang die Wohnungsnot, die mit Sarkasmus und fast schon schwarzem Humor thematisiert wurde: „Seit a Wohnung frei wordn isch!“ (1979).

Neben der Politik war auch die Gastronomie eine beliebte Zielscheibe: Gleich in der ersten Ausgabe von 1955 wurde ausführlich vom lokalen „Tiergarten“ berichtet, vom Fink und vom Goldenen Adler, vom Weißen und vom Goldenen Rössl, dem Grauen Bären und dem Elephanten, aber auch vom Schwarzen Adler, der Sonne, dem Mondschein und dem Stern, die man heute vergeblich sucht. Gar auf manches Geheimnis der „Jungen“ und der „Alten“ wurde dabei angespielt. Später wurden

„Vorgekommen ist auch schon, dass so manch einer oder eine beleidigt war, weil er oder sie

nicht erwähnt wurde“ _Andreas Brugger, MGV-Obmann

Eisschützen oder die erfolgreiche Handballdamenmannschaft, Siegerin der Italienmeisterschaft. Ernste Themen, die die Menschen wenn interessiersch denn du die sovv’l fir die Todesanzeig’n? Isch a V’rwont’r g’schtorbn? – Naa, i schaug, ob epper irgendwo auch die Aktivitäten des Tourismusvereins besonders beäugt, auf lokaler wie auch regionaler Ebene. Mit „Sag sauf zu Südtirol“ lehnte man sich an den offiziellen Werbeslogan „Sag Du zu Südtirol“ an und verwies auf die Schattenseiten des zunehmenden Tourismus.

Alt oder neu? Überraschend oder nicht: Manche „Probleme“ kommen dem Leser noch heute nicht nur vertraut, sondern geradezu aktuell vor und scheinen sich seit den Siebzigerjahren nicht wesentlich verändert zu haben – zum Beispiel die Zustelldauer der Post. Manche Winter müssen recht schneereich gewesen sein, zumindest, wenn man den „Hoblschoatn“ von 1979 Glauben schenkt: „Langlaufloipen bis zu jeder Haustür hat nicht so leicht eine Fremdenverkehrsstadt. Dank der Zusammenarbeit von Gemeindeverwaltung und Kurverwaltung ist nun Brixen in dieser glücklichen Lage. Es war nicht einfach, die vielen parkenden Autos auf die Gehsteige zu verweisen; die Schifahrer und Fußgänger sind aber dankbar, nun die Straßen der Stadt frei benützen zu können.“

Keine Ausgabe ohne Karikaturen, schließlich sagen sie manches Mal mehr als tausend Worte Die erste Neuausgabe der „Hoblschoatn“ erschien nach längerer Pause 2002 – und nahm die Gemeindepolitik aufs Korn

So wie heute wurden auch ungewöhnliche Neubauten ganz genau ins Visier genommen, zum Beispiel das Realgymnasium J. Ph. Fallmerayer: „Bei einem gewöhnlichen Schulhaus genügt ein Blick, um sich zu sagen: Das ist ein Schulhaus. Hier ist die Sache anders. Es beginnt ein fröhliches Rätselraten.“ (1976)

In den Achtzigerjahren wurden die „Hoblschoatn“ immer umfangreicher. Manches, was auch heute seinen fixen Platz in der Zeitung hat, wurde in diesen Jahren geboren: Zum Beispiel die „Brixner Chronik“, ein Jahresrückblick, der auf amüsante Weise dem Leser alle relevanten und irrelevanten Ereignisse des vergangenen Jahres in Erinnerung bringt. Oder die „Hoblschoate“ und damit die Frage, welche Frau zur selben gekürt wird. Trotz ihres Erfolges erschien die Faschingszeitung 1991 zum vorerst letzten Mal.

Die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte. „Liewe Brigsner, singt halleluja denn es gibt wider aine Hoblschoate!“ hieß es 2002. Nach elf Jahren Pause begann eine neue Ära der „Hoblschoatn“: Mehr als 30 Seiten stark, bunt und auffallend und im Layout einer Zeitung. Mit den Themen Brixen und Fraktionen, Wirtschaft, Sport und Kultur ist für jeden Geschmack etwas dabei. Alfred Ellecosta, damals Obmann des MGV, erinnert sich: „Voller Motivation hat eine kleine Runde von bewährten und neuen Redakteuren damals die Arbeit an einer neuen Auflage aufgenommen. Seither gibt es auch die Zusammenarbeit mit Brixmedia, die für das Layout verantwortlich ist. Ohne die Unterstützung des gesamten Vereinsvorstandes wäre die Neuauflage nicht möglich gewesen.“ Andreas Brugger, der dem MGV seit 2015 als Obmann vorsteht, unterstreicht, dass es dem Verein seit Jahrzehnten ein Anliegen ist, den Brixner Fasching mit der Herausgabe der Zeitung oder mit dem „Stadtlerlåchn“ zu beleben, der beliebten Bühnenproduktion, die in diesem Jahr coronabedingt leider ausfallen muss. Das ehrenamtliche Engagement ist groß. „Letztlich ist es wohl die Liebe zum Verein, die eine Handvoll Sänger gemeinsam mit einigen externen ‚Sympathisanten‘ dazu veranlasst, immer wieder aufs Neue die ‚Hoblschoatn‘ zu kreieren. Identitätsstiftend ist die Faschingszeitung vereinsintern aber allemal. Nicht umsonst fiebert man immer wieder aufs Neue der Herausgabe entgegen, und die Sänger sind mächtig gespannt, wem wohl die Ehre des ‚MGV-

HOCHBAUTEN - UMBAUTEN - RENOVIERUNG

Zur Erweiterung unseres Teams suchen wir VORARBEITER, MAURER und HILFSARBEITER

Pampers‘ oder der ‚Hoblschoate‘ zuteil wird!“, so Brugger.

Identitätsstiftend ist die Zeitung aber auch für Brixen: Alle zwei Jahre wird das Erscheinen der Faschingszeitung des MGV am Unsinnigen Donnerstag mit Spannung erwartet. In fünf Tagen werden gut 1.500 ExempDas Jahr 2002 brachte eine Überarbeitung des Layouts und hob die „Hoblschoatn“ damit ästhetisch auf eine neue Ebene.

Der Fasching und das Bürgertum. Seit mehr als hundert Jahren ist die Idee dieselbe – und doch immer wieder neu: Politikern und

Der Jahresrückblick „Brixner Chronik“ erzählt von architektonischen Herausforderungen bis zu ganz alltäglichen Themen wie dem Schneeräumen

Das Titelbild der „Hoblschoatn“ aus dem fernen Jahr 1957

lare verkauft. „Die Reaktionen der Betroffenen und so manche süffisante Rückmeldung aus der Bevölkerung sind der wohlverdiente Lohn für die aufopfernde Arbeit. Vorgekommen ist auch schon“, schmunzelt Andreas Brugger, „dass so manch einer oder eine beleidigt war, weil er oder sie nicht erwähnt wurde.“

Druckfrisch. Genauso interessant wie der Inhalt ist auch die grafische Gestaltung der „Hoblschoatn“, wie ein Ausflug in die Typografiegeschichte zeigt. Bei den ersten Exemplaren, mit der Maschine geschrieben, wirkte das Layout zusammengestückelt, einer Schülerzeitung gleich. Die Verwendung unterschiedlicher Schrifttypen hielt sich über Jahrzehnte. Gezeichnete Illustrationen sorgten für Abwechslung, gedruckte Fotos waren selten. Prominenten, Brixnerinnen und Brixnern wird ordentlich auf den Zahn gefühlt.

Der Brauch von Faschingszeitungen reicht ins ausgehende 19. Jahrhundert zurück. Sie waren ein willkommenes Medium, tagesaktuelle Geschehnisse in satirischer Weise zu kommentieren. Häufig wurden sie von Gesangs- und Musikvereinen, Schützen- oder Turnervereinen herausgegeben. In Brixen nahm die „Stoff-Zeitung“ erstmals 1903 aktuelle Themen und stadtbekannte Menschen aufs Korn. Damit lag die Bischofsstadt voll im Trend. Gehalten hat sich die „Stoff-Zeitung“ nur wenige Jahre; 1909 erschien das letzte bekannte Exemplar.

In den „Hoblschoatn“ lebt sie weiter – hoffentlich noch viele Jahre.

Große Auswahl an Obst- und Nutzbäumen aus eigener Anzucht: Äpfel - Zwetschgen Kirschen - Birnen Marillen - Pfi rsiche

MEHR ALS NUR GRÜN

LIEFERSERVICE SÜDTIROLWEIT

„Wir sind nicht zufrieden“

MICHAELA SUMMERER, Direktorin des ÖBPB „Zum Heiligen Geist“, und ANDREAS LEITNER, Leiter für Finanzen und Beschaffung im ÖBPB, über ihre Erfahrungen mit den komplexen Einkaufsverfahren in öffentlichen Betrieben, speziell im Bereich Lebensmittel, und über mögliche Verbesserungspotentiale.

Frau Summerer, Mitte November sorgte ein Bild für Aufregung, auf dem verschimmelte Butter in einem Seniorenwohnheim zu sehen war – angeliefert von einem norditalienischen Lieferanten. Wie funktioniert die Beschaffung von Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen eigentlich?

MICHAELA SUMMERER: Wir arbeiten im Rahmen von gesetzlichen Bestimmungen. Ausgehend von EU-Richtlinien ist das öffentliche Vergaberecht durch ein Staatsgesetz und ein Landesgesetz umgesetzt worden. Diese Normen haben das Ziel, die öffentliche Beschaffung kostengünstig, effizient und unter Einhaltung des Wettbewerbsprinzips zu regeln. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen ist vom Land Südtirol die „Agentur für die Verfahren und die Aufsicht im Bereich öffentliche Bau-, Dienstleistungs- und Lieferaufträge“, genannt AOV, gegründet worden. Die AOV ist das Kompetenzzentrum für die öffentliche Beschaffung und führt für die unterschiedlichen Körperschaften bestimmte Ausschreibungen für Waren, Dienstleistungen und Bauaufträge durch. Außerdem unterstützt sie die öffentlichen Körperschaften mit Audits und Michaela Summerer: „Grundsätzlich wären die Rahmenverträge schon sinnvoll – derzeit geht aber durch die fehlerhafte Abwicklung viel Zeit verloren“

siegern der Ausschreibungen abgeschlossen hat. Das heißt konkret, dass wir, bevor wir eine Ausschreibung durch-

„Wir wollen in unseren Strukturen unbedingt hohe Qualität bei der Verpflegung bieten, denn das Essen ist für Senioren ein wichtiges Ereig-

nis des Tages“_Michaela Summerer, Direktorin des ÖBPB „Zum Heiligen Geist“

Beratungen. In unserem speziellen Fall des Einkaufs von Lebensmitteln sind wir verpflichtet, den bereitgestellten Rahmenvereinbarungen beizutreten, die die AOV mit den jeweiligen WettbewerbsDas klingt ja noch komplizierter als gedacht. führen, zuerst im Portal der AOV kontrollieren müssen, ob dafür bereits eine Rahmenvereinbarung besteht und ob wir verpflichtet sind, beim entsprechenden Lieferanten einzukaufen. Außerdem sind Waren, die auf dem EMS (Elektronischen Markt Südtirol) zu finden sind, grundsätzlich dort anzukaufen. Der EMS ist eine von der AOV kontrollierte Einkaufsplattform, ähnlich aufgebaut wie Amazon, wo verschiedene Firmen ihre Waren für öffentliche Körperschaften anbieten.

Falls keine geeignete Rahmenvereinbarung oder keine geeigneten Waren auf dem EMS vorhanden sind, kann der ÖBPB eigene Ausschreibungen durchführen.

Damit ich richtig verstanden habe: Sie sind also verpflichtet, gewisse Waren über die AOV zu erwerben?

ANDREAS LEITNER: Das ist korrekt. Derzeit gibt es sechs verschiedene große Rahmenverträge für Lebensmittel: Obst und Gemüse, Milch- und Eierprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, Tiefkühlprodukte, Fisch und verschiedene Lebensmittel. Jede dieser Rahmenvereinbarungen definiert einen Schwellenwert, ab welchem Jahresumsatz man beitreten muss. Deshalb mussten wir im November 2020 den Rahmenvereinbarungen Milch- und Eierprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie jener von verschiedenen Lebensmitteln beitreten. Der Jahresschwellenwert für den Beitritt zu diesen drei Rahmenvereinbarungen liegt bei 25.000 bzw. 30.000 Euro Umsatz, den wir wesentlich überschreiten.

Das heißt, dass der ÖBPB nicht einmal die Möglichkeit hätte, einen eigenen Lieferanten auszusuchen, der zum Beispiel aus der Gegend stammt?

Andreas Leitner: Das geht nur, wenn ein Produkt in keiner Rahmenvereinbarung zu finden ist. In diesem Fall haben wir unter bestimmten Voraussetzungen diese Möglichkeit. Es gibt dann verschiedene Ausschreibungsverfahren: Aufträge bis zu 150.000 Euro darf man direkt vergeben, allerdings unter Beachtung des Rotationsprinzips und der Durchführung eines Preisvergleichs. Für Aufträge über dieser Schwelle müssen aufwändigere Verfahren angewandt werden; oft müssen diese auch italien- und EU-weit erfolgen.

Sind die Rahmenverträge der AOV finanziell für die öffentlichen Betriebe überhaupt interessant?

Andreas Leitner: Ja, die Preise sind in der Tat teilweise tiefer. Gewisse Produkte sind so günstig, dass wir nicht verstehen, wie Lieferanten zu diesem Preis überhaupt anbieten können.

Michaela Summerer: Wir hätten schon die Möglichkeit, bei lokalen Lieferanten einzukaufen, sofern die Preise der Rahmenvereinbarungen eingehalten werden. Das heißt, der ÖBPB könnte diese Lebensmittel auch bei einem lokalen Lieferanten erwerben, wenn dieser mindestens dieselben Preise anbietet. Diesen Vergleich haben Andreas Leitner: „Gewisse Produkte sind so günstig, dass wir nicht verstehen, wie Lieferanten diesen Preis überhaupt anbieten können“

wir bei zwei Rahmenverträgen auch durchgeführt, aber die lokalen Anbieter schaffen es nicht, bei allen in der Rahmenvereinbarung bereitgestellten Produkten dieselben Preise anzubieten.

Der Preis ist also okay, aber wie sieht es mit der Qualität aus? Michaela Summerer: Mit der Qualität der Produkte, mit den Beziehungen zu den Lieferanten und mit den Lieferbedingungen sind wir teilweise nicht zufrieden. Wir wollen in unseren Strukturen unbedingt hohe Qualität bei der Verpflegung bieten, denn das Essen ist für Senioren ein wichtiges

DIE KOSTBARKEIT DES WASSERS

19.03. – 26.03.2021

Wir haben einen Schatz, von dem 1,8 Milliarden Menschen nur träumen: Wir haben Wasser, das uns jederzeit sauber zur Verfügung steht, Zuhause und an 48 frei zugänglichen Trinkwasserbrunnen im Gemeindegebiet von Brixen.

Zum Weltwassertag, der jährlich am 22. März gefeiert wird, zeigen die Stadtwerke Brixen AG, die Brixen Tourismus Genossenschaft und die Gemeinde Brixen „Die Kostbarkeit des Wassers“.

Aktionen und Installationen an fünf Brunnen in der Brixner Altstadt überraschen, inspirieren und informieren über das Thema Wasser, und zwar in der ganzen Woche rund um den Weltwassertag, vom 19. bis zum 26. März. Brixen will mit dieser Initiative dazu einladen, das kostbare Gut Wasser bewusst wahrzunehmen und unseren Schatz achtsam zu nutzen.

Kleiner Graben V.B. Minori

Regensburger Allee Viale Ratisbona5 Altenmarktg. V. Mercato Vecchio4 Großer Graben V. Bastioni Maggiori

Große Lauben V. Portici Maggiori

Hofg. V. Vescovado

3

Domplatz Piazza Duomo

1 Wasser bewusst erleben

Brunnen im Postpark

2 Geschichte der Brixner Brunnen

Michaelsbrunnen am Weißen Turm

3 Qualität des Brixner Wassers

Rainer-Brunnen am Domplatz

1

Postpark

Adlerbrückeng.

Albuing. V. S. Albuino2 Unterdrittelg.V. Terzo di Sotto

Eisack Isarco Seminarg. V. Seminario

4 Wasser vom Brunnen statt

Plastikmüll

Brunnen in der Altenmarktgasse

5 0 km Wasser

Wasserverkostung am 22.03.

Löwenbrunnen am Eck der

Regensburger Allee

Ereignis des Tages. Die Qualität der Produkte ist manchmal nicht mehr so, wie wir es aus den letzten Jahren gewohnt waren, und es kam mit der verschimmelten Butter auch zu einem gravierenden Vorfall.

Theoretisch müsste es für diese Rahmenverträge doch gewisse Qualitätskriterien geben, die vom Lieferanten befolgt werden müssen, oder?

Andreas Leitner: Die Lieferanten haben unserer Meinung nach zu viel Spielraum. Ein Beispiel: Bei uns ist es so, dass die Küchenleitung den Menüplan auf Wochenbasis erstellt und dann beim Lieferanten die entsprechenden Waren einkauft. Als Seniorenwohnheim müssen wir auch gewisse Dinge beachten – Gerichte müssen zum Beispiel leicht kaubar sein, es braucht also weiches Fleisch. Der Lieferant hat das Recht, nur 24 Stunden vor jeder Lieferung zu erklären, dass die bestellten Lebensmittel nicht lieferbar sind. Das passiert bei uns im Moment so gut wie jede Woche. Die Küchenleitung muss sich jedes Mal kurzfristig nach Inserat März

APP UNILIFE UNILIFE

NUTZE DIE UNILIFE APP UNILIFE APP

Wähle Apotheke Am Rosslauf aus und bestelle Deine Produkte mit einem Klick!

www.thalerdesign.com Alternativen umsehen, was bei unserer Bestellmenge nicht immer so einfach ist. Es sind zwar Strafen vorgesehen, aber die sind viel zu gering, um großen Lieferanten wirklich zu schaden.

Gibt es bei allen Verträgen Schwierigkeiten?

Michaela Summerer: Von den sechs Verträgen haben wir bei zwei größere Probleme. Bei diesen Verträgen ist die Küchenleitung mit sehr viel E-Mail-Verkehr und Telefonaten aufgehalten; die tägliche Arbeit leidet darunter sehr. In diesen Fällen muss ständig reklamiert werden. Die AOV wird selbstverständlich bei jeder Reklamation informiert, damit auch sie die Problematiken vor Ort sehen und für sich eigene Schlüsse ziehen können. Wir sehen es als wichtig an, dass die öffentlichen Einrichtungen eng mit der AOV zusammenarbeiten.

Was ist im November eigentlich passiert, nachdem die Butter entdeckt wurde?

Michaela Summerer: Es kam zu einer Kontrolle durch die Carabinieri der NAS, die für die Lebensmittelsicherheit zuständig sind. Da in unserem Betrieb alles in Ordnung war, haben sie beim Lieferanten genauere Kontrollen durchgeführt. Wir wissen nicht, wie es dort ausgegangen ist. Die NAS hat uns aber mitgeteilt, dass wir sie bei derartigen Vorfällen oder Mängeln immer sofort verständigen sollen, damit die Beamten dem Problem auf die Spur kommen und andere Abnehmer vor solchen Erfahrungen schützen können. Bei dem genannten Vorfall war die Portionenbutter für die Heimbewohner betroffen. Die Heimbewohner erhalten die verpackte Butter für das Frühstück und andere Mahlzeiten. Die Mitarbeiter haben in diesem Fall alle genau richtig reagiert, das Pflegepersonal hat bei der Vorbereitung des Frühstücks für die Heimbewohner die verschimmelte Butter entdeckt und sofort in der Küche reklamiert, die alle Portionenbutter zurückgeordert hat. Bei Annahme einer Lieferung werden vom Küchenpersonal stichprobenartige Kontrollen durchgeführt; es ist aber nicht möglich, bei Portionenbutter alle einzeln zu überprüfen.

Kann man denn ungefähr bemessen, wie viel Geld sich der ÖBPB pro Jahr durch diese Verfahren über die AOV spart? Andreas Leitner: Es ist schwierig, eine genaue Hochrechnung zu erstellen, da wir ja erst mit November 2020 beigetreten sind. Der ÖBPB rechnet aber in etwa mit einer Ersparnis von 10.000 bis 15.000 Euro. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir bei drei Rahmenvereinbarungen noch einen zweiten Lieferanten beauftragen mussten, weil in den einzelnen Rahmenvereinbarungen für den ÖBPB notwendige Produkte fehlten. Diese Zusatzaufträge relativieren die Ersparnis etwas.

Macht es also wirklich Sinn, diese Rahmenverträge über die AOV abzuwickeln, oder sollten zumindest die vergleichsweise überschaubaren Seniorenwohnheime ihren Bedarf selbstständig regeln dürfen?

Michaela Summerer: Grundsätzlich wären die Rahmenverträge schon sinnvoll – es gibt eine Ersparnis, und auch der Arbeitsaufwand in der Verwaltung kann reduziert werden. Derzeit geht aber durch die fehlerhafte Abwicklung mit den Lieferanten und die mangelnde Qualität insbesondere für Andreas, aber auch für unsere Küchenleitung und andere Mitarbeiter viel Zeit verloren. Ein Beispiel: Wir bestellen verschiedene Fruchtjoghurts und bekommen nur Banane geliefert. Das klingt zwar banal, führt aber unter den Bewohnern zu Unmut, da sie ihre Präferenzen und Gewohnheiten haben. Dann muss wieder Zeit in das Reklamationsmanagement investiert werden – nach der genauen Vorgehensweise, die in der Rahmenvereinbarung vorgegeben ist.

Es wäre also nötig, die Kriterien an die wirklichen Erfordernisse der öffentlichen Betriebe anzupassen?

Michaela Summerer: Ja, die Abstimmung muss unbedingt verbessert werden.

Im Grunde müsste man ja auch bedenken, dass bei einem Einkauf beim lokalen Anbieter die Wertschöpfung in der Provinz bleibt. Allein die Mehrwertsteuer geht bekanntlich für Südtirol verloren, wenn ein öffentlicher Betrieb außerhalb von Südtirol einkaufen muss.

Michaela Summerer: Ja, das ist in der Tat so. menvereinbarung eine Ersparnis, auf der anderen Seite zahlt die öffentliche Hand drauf. Wie könnte eine Lösung aussehen?

Michaela Summerer: Ich bin der Meinung, dass bei den laufenden Rahmenverträgen die Qualitätsmängel sofort stärker geahndet werden sollten mit der Androhung, dass jede Körperschaft den Rahmenvertrag wieder kündigen und die Ausschreibung selbst durchführen darf. Für uns wäre es wünschenswert, dass die lokalen Lieferanten durch die Umweltkriterien leichter zum Zuge kommen, die vom italienischen Gesetzgeber im öffentlichen Beschaffungsrecht vorgesehen sind – wie biologische Lebensmittel, kurze Wege und Saisonalität. Natürlich muss ein öffentlicher Betrieb mit den finanziellen Mitteln sorgsam umgehen, denn immerhin bestellt allein der ÖBPB jedes Jahr Lebensmittel für rund 350.000 Euro.

Andreas Leitner: Grundsätzlich ist das System ja gut durchdacht, weil eine einzige Rahmenvereinbarung, die für viele verschiedene öffentliche Betriebe gilt, verhindert, dass jeder Betrieb eigene Ausschreibungen durchführen muss. Aber die Rahmenverträge müssen unbedingt auf die verschiedenen Betriebe zugeschnitten sein. Sinnvoll wäre also, wenn Seniorenwohnheime eine eigene Rahmenvereinbarung erhalten würden; im Moment gelten die Rahmenverträge sowohl für die Seniorenwohnheime als auch für die Krankenhäuser und die anderen öffentlichen Körperschaften.

Michaela Summerer: Das stimmt, denn wenn es spezifische Lose für die Seniorenwohnheime geben würde, könnten die Kriterien viel spezifischer auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet werden. Dafür müssten die Seniorenwohnheime in der Phase der Ausschreibungsdefinition stark eingebunden werden.

Sind Sie mit den Verantwortlichen der AOV in Kontakt?

Leitner: Ja, sie wissen über die Lage Bescheid. In der Zwischenzeit tauschen wir uns direkt mit den Lieferanten bezüglich möglicher Verbesserungen in der Zusammenarbeit aus.

willy.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

BRIXEN Umzug bei der Coccinella

z Die Sozialgenossenschaft Coccinella hat seit Jahresanfang ein neues Zuhause: Die Niederlassung der Industriezone ist nun ins ehemalige Pfarrhaus vor dem Platz der Freinademetz Kirche in Milland übersiedelt. In der Vergangenheit nutzten rund 25 Familien der Stadt Brixen die Dienste der Sozialgenossenschaft Coccinella in der Brixner Industriezone. Ende Januar wurde die neue Struktur der Kindertagesstätte den Verantwortlichen der Gemeinde sowie Vertretern der Pfarrei vorgestellt. Dekan Florian Kerschbaumer zeigte sich erfreut über den neuen Mieter: „Wir sind froh, dass das ehemalige Pfarrhaus für einen sozialen Zweck genutzt wird. Kinder, die gemeinsam spielen und lernen, passen sehr gut zu den christlichen Grundwerten unserer Pfarrei.“ av

P&G Politik & Gesellschaft

EISACKTAL Der neue Bezirksausschuss

z Nach jeder Gemeindewahl wird auch die Leitung der Bezirksgemeinschaften neu ernannt. Der Bezirksrat besteht dabei aus 16 Personen, wobei jede Mitgliedsgemeinde des Bezirks je nach Größe mit bis zu drei Ratsmitgliedern darin vertreten ist. Die Räte wählen dann den fünfköpfigen Bezirksausschuss, der das ausführende Organ der Bezirksgemeinschaft darstellt. Als Präsident wurde Walter Baumgartner bestätigt; Vize-Präsident wurde der Brixner Mario Cappelletti. „Bei der Wahl der Ausschussmitglieder habe ich mich neben der territorialen Aufteilung vor allem an der Überlegung orientiert, welche Ratsmitglieder entsprechend der geforderten Kompetenzen und in Anbetracht der jeweiligen beruflichen Erfahrung das beste Team bilden könnten“, sagt Baumgartner dem „Brixner“. Mario Cappelletti übernimmt demnach den Bereich Finanzen und Wirtschaft, die Mühlbacher Landschaftsarchitektin Susanne Rieder ist zuständig für die LeaderProgramme, Regionalentwicklung, Personennahverkehr, Fahrrad- sowie Wanderwege und einige Sozialprojekte. Der ehemalige Klausner Vize-Bürgermeister Stefan Deporta ist für Abfall- und Abwasserwirtschaft sowie für die Informatisierung zuständig, und Paula Bacher übernimmt den Bereich Sozialdienste, Frauen und Familie sowie Senioren. Baumgartner selbst hat die Bereiche Personal, Verkehr, Kultur und Sanität übernommen. wv

kurz

notiert

Der Jugenddienst Eisacktal, der mit Jugendlichen aus 14 Gemeinden im Eisacktal arbeitet, hat in Gesprächen mit den umliegenden Gemeinden um finanzielle Unterstützung und Zusammenarbeit angefragt, um auch weiterhin Begleitung, Unterstützung und Menschenbildung anbieten zu können. 2.590 Quadratmeter werden in Kürze in der Nähe des jetzigen Kindergartens Rosslauf in „Zone für öffentliche Einrichtungen“ umgewandelt. Dort soll in den nächsten Jahren ein neuer Kindergarten und Kinderhort realisiert werden. Die Pfarrei St. Michael kann sich über acht neue Ministranten freuen: Drei Mädchen und fünf Buben wurden in die Ministrantengemeinschaft aufgenommen und werden ab nun bei den Gottesdiensten mithelfen. Sie erfüllen liturgische Aufgaben und helfen dabei, Traditionen wach zu halten.

NACHGEFRAGT „Mit Sicherheit nicht die Schuldigen“

MARKUS FALK, Medizinstatistiker aus Bruneck, zur Frage, ob die Schulen Treiber des Infektionsgeschehens sind und ob es aus heutiger Sicht richtig war, die Schulbetriebe möglichst offen zu halten.

Herr Falk, mein Eindruck ist, dass nach Öffnung der Schulen die Zahl der Neuinfektionen gestiegen ist. Sind die Schulen problematischer als erwartet?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da wir keine ContactTracing-Daten hierzu vorliegen haben. Schulen sind aber immer der Spiegel der Bevölkerung. Wir erfassen derzeit die Neuinfektionen in den einzelnen Schulen, so wie sie gemeldet werden, und stellen fest, dass die Tendenzen meist jenen der Gesamtbevölkerung entsprechen. Das heißt aber nicht, dass die Schulen der Kern des Problems sein müssen.

Könnten die Schulen aber der Treiber des Infektionsgeschehens sein?

Nein, das kann man anhand der Daten nicht behaupten, aber Sicherheit gibt es in dieser Pandemie auch in dieser Frage nicht. Das Infektionsgeschehen entwickelt sich wie ein verzahntes System: Wenn ich hohe Zahlen in der Bevölkerung habe, habe ich sie auch in den Schulen – und umgekehrt. Die Schulen sind mit Sicherheit nicht die Schuldigen, man kann sie aber auch nicht von jeder Schuld freisprechen. Im Moment sind die Zahlen außer Kontrolle, sodass es richtig war, auch die Schulen zu schließen.

War es ein Fehler, die Schulen möglichst offen zu halten?

Unser Ansatz war bisher immer, möglicherweise problematischste Bereiche zu schließen – das ist aber nicht zielführend. Was wir brauchen, sind auf lokaler Ebene Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten. Das beste Beispiel ist das Wipptal, das trotz geöffneter Schulen seit Mitte Januar ein rückläufiges Infektionsgeschehen aufweist. Ich vermute, dass dies am unterschiedlichen Verhalten der jeweiligen Bevölkerung und dem Vorgehen vor Ort liegt.

willy.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

BRIXEN Begleiten und betreuen

z Vor einigen Monaten konnten die ersten Bewohner ihre Kleinwohnungen in der Villa Lumen beziehen. Das Gebäude mit 21 Wohnungen grenzt direkt an das Brixner Bürgerheim und ist für begleitetes und betreutes Wohnen bestimmt. Bisher stehen für diese Dienstleistung fünf Wohnungen zur Verfügung. Ein Vorraum, ein Wohnraum, eine Küchenzeile, Schlafzimmer, Bad und Keller sowie ein Balkon oder ein kleiner Außenbereich im Parterre gehören zu den frisch renovierten Wohnungen dazu. Außerdem sind sie barrierefrei und mit einem Notrufsystem ausgestattet. Heimbewohnerin Urusla Wendt (im Bild) ist begeistert: „Die Wohnung ist super, ich habe einen schönen Balkon und konnte sogar meine Pflanzen mitbringen. Zudem sind alle sehr freundlich, es geht mir gut“, erklärt sie. Den Bewohnern stehen neben der Grünanlage des Gebäudes auch die Parkanlage des angrenzenden Bürgerheims, dessen Bar sowie die allgemeinen Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Wohnform basiert auf dem Prinzip der Solidarität – das heißt, dass die Bewohner sich bei Bedarf und nach Möglichkeit gegenseitig unterstützen. Hilfestellungen werden dann beansprucht, wenn keine autonome Lebensführung mehr möglich ist oder die Unterstützung von Mitbewohnern, Angehörigen und Freiwilligen nicht mehr ausreicht. Interessierte, die sich über das Angebot informieren möchten, können dies in der „Anlaufstelle für Pflege und Betreuung“ in der Romstraße in Brixen tun. Weitere Wohnungen dieser Art sollen in den künftigen Strukturen „Elisabethsiedlung“ und im „Kurhaus Dr. von Guggenberg“ realisiert werden. eh

WIR HABEN FÜR ALLES EINE LÖSUNG.

Gipskarton Malerarbeiten Vollwärmeschutz Kunstharzbeschichtungen

Die Allrounderin

BETTINA KERER ist Brixner Stadträtin für Familie, Soziales und allgemeine Verwaltung. Sie ist aber auch Geschäftsfrau – quirlig und voller Energie. Das Portrait über eine Frau, die noch viel bewirken will.

Wir sitzen im hinteren Teil des Geschäfts. Bettina Kerer hat auf dem untersten Regal Platz gemacht. Zwischen Smoothie-Maker, VintageStyle-Toaster und einem seitlichen Blick auf den Herrengarten entspinnt sich ein wunderbares Gespräch, quirlig und spannend und voller überschwappender Energie. Familie, Geschäft, Politik und die Krankheit, das sind die vier großen Themen im Leben der Stadträtin für Familie, Soziales und allgemeine Verwaltung. Zu ihrem Ressort gehören unter anderem das Ehrenamt und die Beziehungen zu den Vereinen, der Bauhof und die Stadtgärtnerei sowie die Fürsorge. Fünf Jahre saß sie bereits im Gemeinderat, jetzt ist sie froh, als Stadträtin noch mehr bewirken zu können. Sie ist eine echte Allrounderin, und wenn man sie fragt, woher sie die Zeit für so vieles nimmt, dann ist ihre Antwort schlichtweg, dass man für das, was man liebt, immer Zeit findet.

Eine gute Mischung. Bettina Kerer ist dankbar für das, was ihr ihre Eltern mitgegeben und was sie ihr vorgelebt haben. Die Leichtigkeit, den Frohsinn und den grenzenlosen Optimismus, den habe sie von ihrer Mutter; die Leidenschaft, sich intensiv allem zu widmen, was einem wichtig ist, das habe sie von ihrem Vater. Sie ist nicht nur im Geschäft in seine Fußstapfen getreten, sondern auch in der Lokalpolitik. Unverhohlene und echte Freude über die vielen Stimmen, die sie bei den Gemeinderatswahlen im vergangenen Herbst bekommen hat, gepaart mit Ehrfurcht vor den Aufgaben als Stadträtin – das ist eine gute Mischung.

Sie ist Sozialstadträtin, nicht nur, weil man ihr dieses Ressort übertragen hat, sondern, weil sie es mit großer Begeisterung lebt. „Die Leute trauen sich, mich anzusprechen, auch auf der Straße.“ Soziales Engagement war in ihrer Familie selbstverständlich, ehrenamtliche Tätigkeit sowieso. Seit 31 Jahren ist sie Mitglied der Bürgerkapelle Brixen, spielt Oboe und Harfe. Musik gehört zu ihrem Leben einfach dazu. Schon immer. Die Kerer-Gitschn, die sich mit ihren Instrumenten in die Herzen der Zuhörer spielen. Bettina, Barbara und Manuela Kerer, unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Instrumente und ein Zusammenspiel, das auf Vertrauen beruht. „Unser Bruder Joachim hat sich in diesem Beblut und eine tiefe Überzeugung, dass alles gutgehen wird: „Auf mein Bauchgefühl habe ich mich immer schon verlassen können.“ 2018 hat sie sich an den Umbau des Geschäftes gewagt. Dunkles Mobiliar, an der Decke unzählige Scherenschnitte in einem leuchtend frischen Lindgrün, an der Eingangstür der alte Türgriff, der immer schon da war und „der für die Werte der Großeltern steht.“ Sie hat ganz einfach Lust, viel der ältesten Stadt Tirols fasziniert sie immer wieder aufs Neue. „Ich bin schließlich ein waschechtes Brixner Kindl.“

Familie als Rückgrat. Und dann wäre da noch ihre Krebserkrankung, ein herber Schlag im Jahr 2013, den sie nicht kampflos hingenommen hat, ein Kampf, den sie gewonnen hat. Sie spricht darüber, immer wieder, in Interviews, auf der Bühne im Rahmen

„Für das, was man liebt, findet man

immer Zeit“ _ Bettina Kerer, Stadträtin in Brixen

reich schon vor Jahren erfolgreich aus der Affäre gezogen“, lacht sie.

Die Kerer-Kinder, wie man sie in der Stadt noch immer nennt, obwohl alle vier längst erwachsen sind, sind nicht nur Geschwister, sondern auch enge Freunde: „Wir sind uns gegenseitig die größten Fans und gleichzeitig auch die größten Kritiker.“ Der frühe Verlust der Mutter hatte sie zusammengeschweißt; noch enger geworden, wenn das überhaupt möglich ist, sind die familiären Bande nach dem Tod von Vater Helmut Kerer im Jahr 2015.

Mit Herzblut. Bettina Kerer ist durch und durch Geschäftsfrau. Sie hat Mut, traut sich, neue Wege zu gehen, und sie ist unglaublich kreativ. „Alles hat seine Zeit“, sagt sie. Der Opa habe 1945 das Geschäft eröffnet, der Papi, von dem sie die bedingungslose Leidenschaft für das Geschäft geerbt „oder abgeschaut“ hat, der hatte seinen Erfolg mit den sogenannten Hochzeitslisten, den Geschenklisten für Brautpaare. An ihr liege es jetzt, einen eigenen Weg zu gehen.

Einkaufen mit Emotionen zu verbinden, alle Sinne anzusprechen, manchmal auf ganz unkonventionelle Art – die Ideen sprudeln nur so aus ihr heraus. Und nichts ist gekünstelt. Hinter allem stecken unverfälschtes Herzoder besser Vieles zu tun. Und sie hat die Energie dazu. Woher genau, das vermag sie nicht zu sagen: „Ich hab‘ sie einfach.“ Unbändiger Tatendrang mit einem guten Gespür für die Menschen. Ihre Schaufensterevents sind ein Geheimtipp, der mittlerweile nicht mehr ganz so geheim ist. So etwas spricht sich herum, weil es anders ist, weil es die Menschen in der der Brunecker Krebsgespräche vor einem Jahr, mit einzelnen Betroffenen ganz privat. Offen damit umzugehen kann ein Schritt hin zur Heilung sein, „für einen selbst und auch für die Angehörigen.“ An einem Freitag sei es gewesen, um Viertel vor Drei, als sie die Diagnose bekommen hat. Brustkrebs, diffus, sehr bösartig. Sie war damals so alt wie ihre Mutter,

Familie als Rückgrat: Die vier „Kerer-Kinder“ sind nicht nur Geschwister, sondern auch enge Freunde

Seele berührt. Kunst und Kultur mit dem Geschäft zu verbinden, „da verknüpfe ich viel von dem, was mir wichtig ist.“

Bettina Kerer liebt ihre Stadt, vor allem die Altstadt, „das Wohnzimmer von Brixen.“ Der Charme als diese an Krebs erkrankte, es war derselbe Krebs an derselben Stelle. Am Samstag sollte ihr Vater den Ehrenring der Stadt Brixen bekommen, am Sonntag sollte ihr Neffe Florian getauft werden. Sie hat ihrer Familie trotzdem sofort

von der Diagnose erzählt, „weil die Familie mein Rückgrat ist.“

Es folgte eine schwere Zeit mit Chemotherapie und Bestrahlung. Trotzdem konnte sie sich eine große Portion Zuversicht bewahren, stand, wann immer es ging, im Geschäft, lebte mit ganzer Kraft weiter. „Ich wusste einfach, dass es gut ausgehen wird.“

Jahre später, nach dem Ergebnis eines Gentests, wusste sie, dass der Krebs wiederkommen würde. Sie entschloss sich zur Mastektomie, zur chirurgischen Entfernung des gesamten Brustgewebes. Ein weiterer tiefer Einschnitt und gleichzeitig die Wende, die Befreiung von der Angst. Sie hat zu kämpfen gelernt, auf eine sanfte und gleichzeitig beharrliche Art. Und sie ist klar in ihren Entscheidungen. „Das ist wohl meine Mathematikerseele“, schmunzelt sie. 13 Jahre lang hat sie am Realgymnasium Mathematik unterrichtet. Die Welt der Zahlen fasziniert sie, „und ich liebe es, wenn endlich ein Ergebnis, am besten das richtige Ergebnis vorliegt.“

Bettina Kerer ist eine, die oft im Hintergrund die Fäden zieht, vor allem, wenn es darum geht, anderen zu helfen, unauffällig und immer darauf bedacht, den Menschen ihre Würde zu lassen. Und sie ist eine hervorragende Netzwerkerin. Ganz nebenbei erwähnt sie, dass sie die erste weibliche Präsidentin des Brixner Kiwanis Clubs war, genaugenommen die erste weibliche Präsidentin der Südtiroler Kiwanis. Gestalten zu können, etwas bewegen zu können, das ist ihr wichtig. Zu erspüren, wie es den Menschen hinter der Fassade geht, die ihnen die Gesellschaft oft abverlangt, ist ihr ein Herzensanliegen. Sie ist dankbar für alles, was ihr widerfahren ist, und sie möchte zurückgeben, weitergeben.

Ein Brief, unterzeichnet von ihr und von Bürgermeister Peter Brunner, der zu Weihnachten an all jene verschickt wurde, die alleine leben, oft auch ganz alleine sind – im gesamten Gebiet der Gemeinde Brixen sind das immerhin 3.500 Menschen – hat berührende Wellen geschlagen. „Es braucht oft nicht viel“, sagt Bettina Kerer, „manchmal auch nur die Gewissheit, dass jemand an einen denkt.“

Foto: Oskar Zingerle FROHSINN UND GRENZENLOSER OPTIMISMUS: Bettina Kerer ist Sozialstadträtin mit Begeisterung

This article is from: