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ERWEITERUNG VERTIKALE Im höchsten Grad nach oben
Im höchsten Grad nach oben
KLETTERN: Die Kletterhalle Vertikale war von Anfang an ein Erfolgsmodell. Mit der Erweiterung startet der AVS als Betreiber nun in eine Zukunft voller neuer Möglichkeiten.
Als die Brixner Kletterhalle, weitum bekannt als die „Vertikale”, Anfang Mai 2012 ihre Tore für Sportkletterer öffnete, zweifelte der eine oder die andere noch am Erfolg dieser Sportstätte. Mittlerweile ist sie zu einem Mekka für Kletterer jeder Altersgruppe geworden, zu einem Treffpunkt für die Anhänger dieser immer populärer gewordenen Freizeit- und Wettkampfsportart, denn das Klettern in der Halle ist zu jeder Jahreszeit und unabhängig von allen Wetterbedingungen möglich. Bislang durften maximal 160 Besucher in die Vertikale, die Boulderhalle nicht eingerechnet. Zu Coronazeiten waren es vor der Erweiterung 99 und seit kurzem sind es 150 Kletterfreaks, nach Corona dürfte die Kapazität auf 250 gleichzeitige Kletterer steigen.
Nicht nur für Brixen wichtig
Die Idee einer Erweiterung wurde angesichts der großen Nachfrage bereits vor etlichen Jahren noch unter Bürgermeister Albert Pürgstaller geboren, zumal auch die örtliche Sektion des Alpenvereins dringend Räume für ihre Vereinsaktivitäten brauchte. Als dann bei der Planung der Musikschule der Proberaum der Musikkapelle verlegt und vergrößert wurde, wurde der Gedanke, die Kletterhalle zu vergrößern, immer realistischer, und man konkretisierte das Vorhaben schließlich auch deshalb, da die Bauarbeiten sinnvollerweise und kostengünstiger im Zuge der ohnehin stattfindenden Arbeiten zum Probelokal erfolgen konnten. Die Betreiber der Vertikale, der Alpenverein Südtirol Sektion Brixen, standen – und stehen – damit vor einer neuen großen Herausforderung, sei es in organisatorischer als auch in finanzieller Hinsicht, hatte man doch erst 2018 die Boulderhalle in Betrieb genommen und coronabedingt natürlich auch beträchtliche Einnahmenausfälle hinnehmen müssen. Doch da die Kletterhalle in Brixen von übergemeindlichem Interesse ist, greift auch das Amt für Sport des Landes Südtirol der Brixner Gemeindeverwaltung finanzkräftig unter die Arme. Hinter dem AVS Brixen steht zudem die Landesleitung des AVS, denn für eine Sektion allein wäre ein derartiges Projekt wohl um einige Nummern zu groß.
Der Landesleitung des AVS und der Sektion Brixen gelang es dann auch mit vereinten Kräften, die Miete für die Kletterhalle für die nächsten 20 Jahre an die Gemeinde vorauszuzahlen, ohne belastende Kredite aufnehmen oder andere Tätigkeitsbereiche des AVS kürzen zu müssen und darüber hinaus, die Inneneinrichtung zu finanzieren.
Ein besonderes Bauprojekt
Um eine Kletterhalle einzurichten, braucht es nicht nur die nötigen Geldmittel. Derartige Gebäude haben nämlich ganz besondere Eigenschaften. Viel Erfahrung, Knowhow und Feingefühl sind gefragt, damit letztendlich alles richtig funktioniert. Der für den Bau Verantwortliche Ingenieur Ralf Preindl war mehr als froh, als sich für die Ausführung der Arbeiten zwei sehr gute Südtiroler Firmen bewarben. Ralf Preindl: „Die Routen in der Vertikale werden im Schnitt alle sechs Monate neu geschraubt“
Schlussendlich erhielt das renommierte und für seine technische Kompetenz bekannte Brixner Unternehmen Frener&Reifer den Zuschlag. Gerade die Fassade, deren Farbgebung am „alten“ Gebäudeteil bereits den Lauf der Zeit erkennen lässt, bereitete einiges an Kopfzerbrechen, sollten die neuen gelochten Metallplatten in Form und Farbe doch möglichst ähnlich sein. Sehr spezifisch sind auch die Anforderungen an die Belüftungsanlage und die Beleuchtung einer Kletterhalle. Die richtige Raumtemperatur und genügend Luftaustausch braucht es auch in anderen Gebäuden, doch der Magnesiumstaub, den die vielen Kletterhände hinterlassen, erfordert einen sehr viel häufigeren Luftwechsel.
Hightech überall
Das Heizen bereitet in den Kletterhallen normalerweise keine größeren Probleme, da die ideale Temperatur beim Klettern nur um die 16°C liegt. Sehr viel schwieriger ist es jedoch, im Sommer die richtige Temperatur zu halten, denn durch die feuchten Hände können die Klettergriffe rutschig werden und damit den Schwierigkeitsgrad einer Route nach oben verändern. Bereits vor etwa zehn Jahren, beim Bau der bestehenden Halle, legte man großen Wert auf ein nachhaltiges Energiekonzept, um die Führungskosten möglichst gering zu halten. Die komplette Kühlung erfolgte bislang über Free Cooling: zwölf Geothermie-Sonden, die 110 Meter in das Erdreich reichen, sorgen für die ideale
„Wir freuen uns mit den Stammgästen auf die zusätzlichen Routen der ‚neuen‘ Vertikale“_
Ralf Preindl
t ERWEITERTE
KLETTERHALLE:
Mit bis zu sieben
Metern überhängenden Kletterwänden und 27 neuen Routen dürfte die Vertikale wiederum zahlreiche Kletterbegeisterte nach
Brixen locken
Temperatur im Sommer. Durch die Optimierung der bestehenden Anlage war es möglich, die gesamte Erweiterung an das bewährte Kühlungssystem anzuschließen, ohne zusätzliche Bohrungen oder Klimaanlagen. Mit dem Ausbau der bereits vorhandenen Photovoltaikanlage will man in den nächsten Jahren zudem energetisch möglichst autark werden. In puncto Beleuchtung darf man stolz darauf sein, dass die neuen Wände trotz des knappen Platzangebotes an der Decke ohne Blendung ausgeleuchtet werden können. Im Erdgeschoss sollen Fallschutzböden im Kletterbereich schwere Verletzungen bei Bodenstürzen vermeiden helfen.
Neue Wege nach oben
Das Herzstück der Erweiterung sind natürlich die neuen Kletterwände. Mit besonderem Stolz blickt Bauleiter Preindl auf die knapp zehn Meter breite Hauptwand, die bis zu sieben Meter überhängt und auf neun Kletterlinien mit 27 neuen Routen in den Schwierigkeitsgraden von 6b
bis 8c+ herausfordert. Daneben ragt die 15,6 Meter hohe Speedwand hinauf bis in eine Oberlichte, durch die zusätzlich natürliches Licht in die Halle fällt. Zwei parallele Bahnen, für Wettkämpfe homologiert, sollen schon bald im Rampenlicht nationaler Wettkämpfe stehen. In der Galerie außen wird zwölf Meter hochgeklettert, im Turm innen acht Meter. Mit diesen neuen Bereichen kann nun endlich der enormen Nachfrage an Kletterkursen nachgekommen werden; bis jetzt fehlte dafür einfach der Platz. p Der Bau des neuen Musikprobelokals und der neuen Musikschule bot die günstige
Gelegenheit für die gleichzeitige
Erweiterung der
Kletterhalle
Auf die neuen Routen freuen sich die Stammgäste wie die gelegentlichen Besucher der Vertikale, aber auch die vielen Nachwuchskletterer, die nun unter besseren Voraussetzungen für ihre Wettkämpfe trainieren können. Bisher war es für das Brixner Kletterteam nicht immer leicht, das Training in der stark genutzten Halle zu absolvieren – Ruhe und Platz fehlten. Mit der Erweiterung soll sich dies nun ändern.
Ob darüber hinaus in Brixen oder anderswo ein Trainingszentrum für alle Südtiroler Kletterer entstehen soll, steht innerhalb des Alpenvereins noch zur Diskussion. Den Vorteilen einer Zentralisierung und der damit verbundenen Spezialisierung stehen nämlich die langen Anfahrtszeiten für die jungen Athleten gegenüber. Mehrere dezentrale Trainingsstätten wären sinnvoller; die Vertikale wäre dann sicher eine davon.
Die Kunst des Routenbauens
Die Kletterwände als Grundlage der verschiedenen Routen wurden von einer sehr erfahrenen Firma aus Arco gebaut. Auch hier sind die Qualitätsansprüche hoch, denn die Wände sollen ebenso stabil wie langlebig sein und sich zudem leicht reinigen lassen. Der Bau der Routen liegt zum Teil in den Händen der eigenen Mitarbeiter, zum Teil sind auch externe Routenbauer am Werk. „In den ersten Jahren der Kletterhalle wurde noch ein großer Teil der Routen von auswärtigen Spezialisten gebaut“, so Preindl, „mittlerweile haben wir zum Glück Fachleute aus den eigenen Reihen, die Top-Arbeit leisten.“ Hannes Mantinger, von Anfang an dabei und fixer Mitarbeiter in der Vertikale, hat in den Anfangsjahren von den Routensetzern aus dem nahen Ausland viel gelernt und ist mittlerweile auch bei internationalen Wettkämpfen sehr gefragt. Sein Bruder Christian, auch er leidenschaftlicher Kletterer, hat sein Hobby zum Beruf gemacht und verkauft mit seiner Firma Klettergriffe – falls gewünscht inklusive dazugehörigem Routenbau. Gute Routenbauer sind gefragte Spezialisten, denn sie müssen die feinen Unterschiede zwischen den Schwierigkeitsgraden in der Auswahl und Positionierung der Griffe im Blut haben, sollen Ähnlichkeiten mit dem Felsen ebenso einbauen wie verschiedene Kletterstile ermöglichen.
Einmal gebaut, sind die Routen in der Vertikale kein „ewiges Werk“. Im Schnitt werden sie alle sechs Monate neu geschraubt – denn schließlich muss für Abwechslung gesorgt sein. Zudem werden die Griffe an der Wand laufend überprüft, abgesaugt, abgeschraubt und mit Hochdruck gereinigt. Auch die Wände selbst werden geputzt, und
Mit der erweiterten Kletterhalle und der Boulderanlage gehört Brixen zu den Kletterhochburgen Südtirols
spätestens beim Reinigen erweist sich die gute Qualität des Materials als nachhaltige Arbeitserleichterung.
Das nötige Zubehör
Mit der Erweiterung der Kletterhalle wurde im Erdgeschoss Platz für einige Räumlichkeiten geschaffen, die einerseits den Kernbereich der Vertikale ergänzen, andererseits dem Alpenverein Brixen seine Arbeit erleichtern. Büros, Lagerräume, eine kleine Küche für die Mitarbeiter und ein Mehrzweckraum für Sitzungen, Ausgleichsgymnastik, Aktivitäten der AVS-Jugend oder als Wettkampfbüro bei Veranstaltungen werden mit Freude genutzt werden. Die weitläufige Terrasse im ersten Stock soll mit Leben gefüllt werden, nicht zuletzt durch die Verlegung der kleinen Bar nach Norden. Am heutigen Standort der Bar plant man den Ausbau des Servicebereichs mit dem Verleih von Ausrüstungsgegenständen, einem kleinen Shop und der Kassa. Einzig für den Bereich der Umkleideräume sieht Ralf Preindl noch Aufholbedarf: „Unsere Umkleideräume sind im Moment ein Schwachpunkt. Wir hoffen, dass sich mit dem Bau der Tiefgarage diesbezüglich hinter der Boulderhalle noch etwas ergibt.“
Insgesamt blickt Preindl jedoch mit großem Stolz auf die „neue“ Vertikale und freut sich für die vielen Kletterfreunde und mit ihnen auf die Erweiterung ihrer Freizeit- und Wettkampfaktivitäten.
sabine.dejakum@brixner.info
seit dal1930
Brixen . 0472 836 329 . www.auer.it www.auer.it
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