Dialoge Liebes-
10. SEPTEMBER 2023 INTERNATIONALES BRUCKNERFEST LINZ 2023
Markus Poschner & Bruckner Orchester Linz
Liebes-Dialoge
Sonntag, 10. September 2023, 18:00 Uhr Großer Saal, Brucknerhaus Linz
Markus Poschner & Bruckner Orchester Linz
Liebes-Dialoge
Sonntag, 10. September 2023, 18:00 Uhr Großer Saal, Brucknerhaus Linz
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893)
Romeo und Julia. Phantasie-Ouvertüre h-moll (1869, rev. 1870, 1880)
Ethel Smyth (1858–1944)
Konzert für Violine, Horn und Orchester (1927)
I Allegor moderato
II Elegy (In memoriam)
III Presto
– Pause –
Dora Pejačević (1885–1923)
Sinfonie fis-moll für großes Orchester, op. 41 (1916–17, rev. 1920)
I Andante Maestoso – Allegro con moto
II Andante sostenuto
III Scherzo: Molto allegro
IV Allegro appassionato
Konzertende ca. 20:00
Francesca Dego | Violine
Marc Gruber | Horn
Bruckner Orchester Linz
Markus Poschner | Dirigent
Ein Radiomitschnitt des Konzerts ist am Freitag, 22. September, um 20:00 Uhr auf Ö1 in der Sendereihe Das Ö1 Konzert zu hören.
Wie so viele Künstler*innen des 19. Jahrhunderts zählte auch Pjotr Iljitsch Tschaikowski zu den großen Bewunderern William Shakespeares. Freunde des Komponisten berichteten, dass er dessen Werke sogar in englischen Ausgaben besaß. Drei von Shakespeares Dramen – Romeo und Julia, Der Sturm und Hamlet – inspirierten ihn zu Orchesterwerken, die er Phantasie-Ouvertüren oder – wie im Falle von Der Sturm – Phantasie nannte. Als sinfonische Dichtung, die, sofern sie auf einer literarischen Vorlage basiert, mit musikalischen Mitteln die Handlung nacherzählt, wollte Tschaikowski seine Shakespeare-Adaptionen somit nicht verstanden wissen. Ihm ging es eher darum, zum Kern des jeweiligen Dramas vorzudringen, die darin wirkenden Kräfte aufzuspüren, sie musikalisch darzustellen und die spezifische Atmosphäre der Vorlage einzufangen.
Als erste dieser drei Shakespeare-Adaptionen entstand 1869 Romeo und Julia. Die Anregung dazu kam vom führenden Kopf des sogenannten „Mächtigen Häufleins“, Mili Alexejewitsch Balakirew, das eine nationale russische Musik ohne westlichen Einfluss propagierte – eine Idee, der Tschaikowski, der große Verehrer Mozarts, nur bedingt zu
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Romeo und Julia
folgen bereit war, weshalb er dieser Gruppe um Balakirew, Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow und anderen auch nicht angehörte. Die erste Fassung von Romeo und Julia, an der Balakirew weder mit Lob noch mit Tadel sparte – vor allem die langsame Einleitung missfiel ihm –, fiel bei der Uraufführung 1870 durch. Tschaikowski nahm sich Balakirews Kritik zu Herzen und komponierte daraufhin eine neue Einleitung. Doch nun war es das Finale, das Balakirew beanstandete, wie übrigens auch der Kritiker Eduard Hanslick, der Romeo und Julia in dieser zweiten Fassung bei der Wiener Erstaufführung 1876 gehört hatte. Erst in der dritten Version von 1880 erhielt die Phantasie-Ouvertüre jene Gestalt, in der sie schließlich die Welt erobern sollte.
Es gibt vor allem zwei Kräfte, die in Shakespeares Drama das Geschehen vorantreiben: die blutige Fehde der beiden Veroneser Familien, der Montagues und der Capulets, sowie die verbotene Liebe zwischen Romeo und Julia, die diesen verfeindeten Familien angehören. Jeder dieser Kräfte ist ein musikalisches Thema zugeordnet. Aggressiv und mit geballter Wucht kündet das erste vom Konflikt zwischen den Familien, während das zweite Thema von der Liebe zwischen Romeo und Julia erzählt, mal innig und voller Zärtlichkeit, sich aber auch mit leidenschaftlicher Emphase groß emporschwingend. Der Exposition dieser beiden Themen hat Tschaikowski eine langsame, choralartige Einleitung vorangestellt. Sie stellt Pater Lorenzo dar. Dieser weiß nicht nur um die Liebe zwischen Romeo und Julia, sondern traut das Paar sogar heimlich, in der trügerischen Hoffnung, diese Ehe würde Frieden zwischen den Familien stiften. Es sind antagonistische (musikalische) Welten, die somit in dieser Ouvertüre aufeinanderprallen. Das martialische erste Thema lässt der Liebe keinen Raum und auch Pater Lorenzos Motiv, das sich im Mittelteil kurz Gehör zu verschaffen versucht, geht in den brutalen Klängen unter. In der Reprise stemmt sich das leidenschaftliche Liebesthema mit größter Verzweiflung noch einmal dem Hass der Familien entgegen, dieser aber triumphiert: Ein verhaltener Trauermarsch kündet vom tragischen Ende Romeos und Julias, danach fällt unter harten Schlägen des Orchesters abrupt der Vorhang.
Ethel Smyth
Streitbare Suffragette
England sei an bedeutenden Komponisten arm, heißt es, vor allem in den drei Jahrhunderten zwischen dem barocken „Orpheus Britannicus“
Henry Purcell und Benjamin Britten, den man ebenfalls dieses Ehrentitels für würdig befand. Einzig Sir Edward Elgar rage dazwischen irgendwie heraus. Doch dieses Bild, das die Musikgeschichte mitunter kolportiert, ist falsch. Elgars männliche Zeitgenossen wie Ralph Vaughan-Williams, Gustav Holst oder Arnold Bax waren schließlich
Sargent, 1901
auch keine schlechten Komponisten. Vor allem aber unterschlägt es eine Zeitgenossin, die ebenso großartige Musik geschrieben hat, wie ihr geadelter Kollege. Doch teilt sie das Schicksal vieler Komponistinnen, die in der Musikgeschichtsschreibung entweder gar nicht oder bestenfalls als Fußnote Erwähnung finden. Die Rede ist von Ethel Smyth, deren langes und bewegtes Leben vom gesellschaftlichen Vorurteil ihrer Zeit überschattet war, Frauen seien zu echter schöpferischer Leistung nicht fähig.
Ethel Smith erblickte 1858 im Londoner Stadtteil Sidcup das Licht der Welt. Mit ihren fünf Geschwistern wurde sie von deutschen Gouvernanten erzogen, unter denen sich auch eine ausgebildete Pianistin befand, durch die das junge Mädchen klassische Musik kennen und lieben lernte. Musikalisch hochbegabt, war sie von dem Wunsch erfüllt, am Leipziger Konservatorium Musik zu studieren, dem sich ihre Eltern allerdings heftig widersetzten. Doch Ethel Smyths kämpferische Natur, die sie später auch als streitbare Suffragette im Kampf für Frauenrechte an den Tag legen sollte, kam hier erstmals zum Vorschein. Sie griff zu Mitteln des Psychoterrors, verweigerte die Nahrungsaufnahme, verfiel in eisiges Schweigen und hielt sich von allen gesellschaftlichen Aktivitäten fern, die man damals von einem jungen Mädchen erwartete. Mit Erfolg: Mürbe geworden, ließen die Eltern sie nach Leipzig ziehen.
Vom berühmten Konservatorium war sie zwar enttäuscht, denn sie hatte sich mehr Ernsthaftigkeit erwartet. Doch kam sie in Leipzig mit Musiker*innen in Kontakt, die ihr Mut machten, ihrer inneren Berufung zu folgen, darunter Engelbert Röntgen, der Konzertmeister des Gewandhausorchesters, oder das Ehepaar Herzogenberg, durch das sie mit Johannes Brahms bekannt wurde. Dessen ablehnende Haltung Komponistinnen gegenüber, die auch sie zu spüren bekam, verletzte sie allerdings sehr. Von großer Bedeutung wurde für Ethel Smyth hingegen die Begegnung mit Pjotr Iljitsch Tschaikowski, der ihr riet, sich intensiver mit der Instrumentationslehre auseinanderzusetzen. Hatte sie bisher vor allem Lieder und Kammermusik geschrieben, wandte sie sich von nun an auch dem Orchester zu.
Streitbare Suffragette
Einen ersten großen Erfolg konnte sie mit ihrer Messe in D-Dur erringen, die 1893 in London uraufgeführt wurde – aber erst, nachdem sich Queen Victoria persönlich dafür stark gemacht hatte. Einmal mehr wurde ihr dadurch bewusst, dass künstlerische Ambitionen von Frauen bestenfalls als Freizeitbeschäftigung betrachtet wurden, man sie darüber hinaus aber nicht wirklich ernst nahm. Sie aber wollte als Komponistin anerkannt werden. Immerhin fand sie in Bruno Walter, dem nachmals legendären Dirigenten, einen prominenten Fürsprecher. Als er an der Wiener Hofoper noch Gustav Mahlers junger Assistent war, spielte ihm Ethel Smyth Auszüge ihrer Oper The Wreckers vor. Bruno Walter war fasziniert, eine Aufführung kam aber dennoch nicht zustande, vermutlich, weil Mahler wenig später als Hofopern-Direktor demissionierte.
In ihrem Kampf um Anerkennung agierte Ethel Smyth zunächst als Einzelkämpferin. Obwohl sich die englische Frauenbewegung sehr um sie bemühte, schien ihr eine aktive Teilnahme mit ihrer Rolle als Künstlerin unvereinbar. Doch schließlich wurde ihr bewusst, dass die Wurzeln ihres Problems weniger in persönlichen als in den gesell-
Konzert für Violine, Horn und Orchester op. 41
schaftlichen Bedingungen ihrer Zeit zu suchen seien. Nun erst war sie bereit, die Frauenbewegung in ihrem Kampf um das Frauenwahlrecht zu unterstützen. Wenn Ethel Smyth etwas tat, dann mit vollem Engagement. Und so schritt sie auch erhobenen Hauptes für zwei Monate ins Gefängnis, womit man sie und andere Suffragetten mundtot machen wollte. Zwei Jahre lang gehörte sie der Frauenbewegung an, danach aber wandte sie sich wieder verstärkt dem Komponieren zu. Doch eine Erkrankung ihres Gehörs, die ihr ab 1913 zusetzte und schließlich in völlige Taubheit mündete, ließen sie als Komponistin allmählich verstummen. Schriftstellerische Tätigkeiten ersetzten ihr mehr und mehr das Komponieren, nur noch wenige Partituren sind in ihren letzten Lebensjahren entstanden. 1944 ist Ethel Smyth an einer Lungenentzündung gestorben.
Eines dieser raren Spätwerke ist das Konzert für Violine, Horn und Orchester op. 41 von 1928. Im selben Jahr wurden Arnold Schönbergs Variationen op. 31 in Berlin uraufgeführt, das erste Orchesterwerk, dem Schönberg seine Theorie der Zwölftontechnik zugrunde legte. Mit avantgardistischen Tendenzen dieser Art hatte Ethel Smyth allerdings nichts im Sinn. Die klassische Tonalität blieb stets ihr Bezugsrahmen, dies umso mehr, als sie bei fortschreitender Taubheit auf ihr inneres Gehör angewiesen war. Mit dieser Beeinträchtigung musste sie beim Komponieren sehr wohl wissen, „wie“ ihre Musik klingt und nicht – um ein Bonmot Adornos in Bezug auf avantgardistische Musik zu zitieren – bloß, „ob“ sie klingt. Dennoch mangelt es diesem Werk nicht an Originalität, die allein schon durch die Kombination von Violine und Horn als Soloinstrumente gegeben ist. Dafür gab es so gut wie keine Vorbilder – wenn man von Ethel Smyths Zeitgenossen Richard Strauss absieht, der in manchen seiner sinfonischen Dichtungen diese beiden Instrumente für kurze Momente solistisch zusammenführte. Mit großer Meisterschaft versteht es Ethel Smyth, die Virtuosität der Violine zum romantischen Klangraum des Horns abwechslungsreich in Beziehung zu setzen. Mal vereinen sie sich zum gemeinsamen „Gesang“, mal treten sie in einen Dialog, in dem durchaus auch Spannungen und Konflikte ausgetragen werden. Äußerlich folgt dieses Konzert der klassischen Form in drei Sätzen,
Dora Pejačević
Sinfonie fis-moll op. 41
dennoch läuft hier nichts nach einem vorgegebenen Schema ab. Die Musik schlägt immer wieder überraschende Haken, um sich letzten Endes doch zur großen Form zu runden. Herzstück des Konzertes ist der zweite Satz, der mit Elegy überschrieben ist und den das Horn mit einer sehnsuchtsvollen Melodie eröffnet, dem zunächst die Violine, dann erst das Orchester folgt. Die Musik dieser Elegie mutet fast wie ein Gesang zweier Liebenden an. Einen ganz anderen Ton schlägt das Finale an. Stürmisch prescht die Violine los, jauchzend eilt das Horn ihr hinterher und schon beginnt ein turbulentes Spiel, in dem man auch mal die Orientierung verlieren kann, weil Ethel Smyth das Hauptthema durch wechselnde rhythmische Akzentuierungen mitunter bewusst verfremdet. Auch in diesem Finale finden die beiden Soloinstrumente zu einigen intimen Momenten, bevor das Orchester ihnen endgültig lautstark in die Parade fährt. „Ein großartiges Werk, unglaublich kühn, temperamentvoll und virtuos“, wie Markus Poschner, der Dirigent des heutigen Abends, meint, findet so ein effektvolles Ende.
Vor 100 Jahren, am 5. März 1923, ist Dora Pejačević im Alter von nur 37 Jahren in einer Münchner Klinik im Kindbett gestorben. 57 Werke hat die vielseitig begabte Frau, die auch schriftstellerisch tätig war, als Komponistin hinterlassen, vorwiegend Klavier- und Kammermusik, Lieder auf Texte ihrer Freunde Karl Kraus und Rainer Maria Rilke, ein Klavierkonzert, eine Phantasie concertante für Klavier und Orchester sowie eine Sinfonie in fis-moll, ihr Opus 41. Zwei Sätze daraus wurden unter der Leitung Oskar Nedbals im Jänner 1918 im Wiener Musikverein uraufgeführt. Die gesamte Sinfonie erklang erstmals zwei Jahre später in Dresden. Arthur Nikisch, damals Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und des Gewandhausorchesters und somit einer der einflussreichsten Kapellmeister seiner Zeit, zeigte sich begeistert und wollte diese Sinfonie in Leipzig zur Aufführung bringen. Das hätte Dora Pejačević vielleicht den großen Durchbruch beschert, doch Nikischs Tod im Jänner 1922 vereitelte dieses Vorhaben. Als ihm die Komponistin ein Jahr später ins Grab folgte, gerieten sie und ihr Werk rasch in Vergessenheit.
Cover des Kataloges der Ausstellung
Dora –Schrift auf Birkenrinde, Museum der Stadt Zagreb, 2023
Sinfonie fis-moll op. 41
Mittlerweile hat sich das, vor allem in ihrer Heimat Kroatien, aber geändert. Man ist stolz auf die Komponistin adeliger Herkunft, die in Budapest geboren, aber auf dem Sitz ihrer Familie, dem Schloss Pejačević in Slawonien, aufgewachsen ist. Von klein auf kam sie mit Kunst in Berührung, erlernte mehrere Sprachen, las schon als Jugendliche die bedeutenden Autor*innen ihrer Zeit, vor allem aber fühlte sie sich zur Musik hingezogen. Sie erhielt Klavier- und Geigenunterricht und komponierte im Alter von zwölf Jahren ihre ersten Stücke. Studien in München und Dresden schlossen sich an, im Grunde aber blieb Dora Pejačević Autodidaktin. 1885, im selben Jahr wie Alban Berg geboren, hat sie den Schritt über die Atonalität hin zur Zwölftontechnik nicht vollzogen, wiewohl es in ihren späteren Werken durchaus manch kühne harmonische Wendung gibt. Für die geistig rege und hochsensible Frau bedeutete der Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine tiefe Erschütterung. Die Verstrickungen ihres eigenen Standes in diese Katastrophe ließen sie auf Distanz zum Adel gehen. An eine Freundin schrieb sie 1920: „Es ist eben traurig auf dieser Welt und ein Mensch wie ich kann sich für keine Klasse entscheiden, denn in allen Klassen herrscht Beschränkung, Verstocktheit u. last not least Dummheit.“ Während des Krieges pflegte sie freiwillig Verwundete, fand daneben aber auch Zeit, ihre Sinfonie fis-moll op. 41 zu schreiben. Die Arbeit daran beendete sie am 25. August 1917.
Die vier Sätze dieser Sinfonie, die ein Hauch von Jugendstil umgibt, folgen dem klassischen Aufbau. Der erste Satz wird von einer Spannung dominiert, die aus der kurzen dramatischen Einleitung und den beiden lyrischen Hauptthemen resultiert. Lyrischen Charakters ist auch der zweite Satz. Um sein Hauptthema ranken sich polyphone Nebenstimmen, die dank der filigranen Orchestrierung ein faszinierendes Klangfarbenspiel ergeben. Ein wellenartiges Motiv beherrscht den Mittelteil, in der Reprise schließlich verbinden sich die beiden Themen. Nach einer letzten großen Steigerung klingt der Satz ruhig und verhalten aus. Verspielt gibt sich das Scherzo, das durch rhythmische Akzentverschiebungen und eine stärkere Verwendung des Schlagzeuges immer wieder für Überraschungen sorgt. Das schwungvolle Finale schließlich lässt am Ende Themen aus früheren Sätzen an-
klingen und rundet so – ähnlich wie dies auch Anton Bruckner tat –das Ganze zur großen zyklischen Form.
„Die Musik von Pejačević ist hochdramatisch und von spätromantischem Flair, manchmal erinnert sie mich in der Gestik an Rachmaninoff“, meint Dirigent Markus Poschner. Ob allerdings Arthur Nikisch mit einer Aufführung dieser Sinfonie in Leipzig der Komponistin zum Durchbruch verholfen hätte, darauf will sich Poschner nicht festlegen. „Ich wäre skeptisch, wenn ich mir das Schicksal so vieler genialer Künstlerinnen um die Jahrhundertwende ansehe, die von vornherein allesamt keine Chance auf einen echten Durchbruch hatten.“ Das Gewandhausorchester hat übrigens im Frühjahr 2023, also 101 Jahre nach der geplanten Aufführung, Dora Pejačevićs Sinfonie unter seinem jetzigen Chefdirigenten Andris Nelsons mit großem Erfolg gespielt.
Peter BlahaDie italienisch-amerikanische Geigerin Francesca Dego wird für ihre Vielseitigkeit, ihre überzeugenden Interpretationen und ihre makellose Technik gefeiert. Die Saison 2023/24 umfasst für sie Konzertdebüts mit dem Utah Symphony, dem Swedish Radio Symphony Orchestra, dem Bergen und dem London Philharmonic Orchestra, dem Queensland und dem West Australian Symphony Orchestra sowie Wiedereinladungen zum Hallé in Manchester, zum City of Birmingham Symphony Orchestra, zum Royal Philharmonic Orchestra, zum Orchestra Haydn und ins Brucknerhaus Linz. Sie ist „Artist in Focus“ beim Ulster Orchestra, was Konzerte über die gesamte Saison hinweg beinhaltet. Solistisch wird sie in Rom, Perugia und Sacile mit Alessandro Taverna und im Dubai Opera House mit Francesca Leonardi auftreten.
Zu den Höhepunkten der letzten Saisonen zählen Konzerte mit dem NHK Symphony Orchestra, dem Indianapolis Symphony Orchestra, dem National Symphony Orchestra in Washington, dem Orquesta Sinfónica de Castilla y León und dem Orchestre des Champs-Élysées einschließlich ihres Debüts bei La Seine Musicale. Im Frühjahr 2023 sprang sie kurzfristig ein, um ihr Debüt im National Arts Centre in Ottawa zu geben.
Francesca Dego arbeitet regelmäßig mit Dirigent*innen wie Sir Roger Norrington, Fabio Luisi, Philippe Herreweghe, Daniele Rustioni, Dalia Stasevska, Markus Stenz, Jonathan Heyward, Gemma New, Krzysztof Urbański, Asher Fisch und Xian Zhang zusammen. Als begeisterte Kammermusikerin tritt sie mit Künstler*innen wie Timothy Ridout, Francesco Piemontesi, Jan Lisiecki, Mahan Esfahani, Federico Colli, Narek Hakhnazaryan, Mischa Maisky und Antonio Meneses auf. Die leidenschaftliche Interpretin zeitgenössischer Musik ist Widmungsträgerin von Werken von Michael Nyman, Carlo Boccadoro, Cristian Carrara, Nicola Campogrande und Marco Taralli. Francesca Dego lebt in London und spielt eine Geige von Francesco Ruggeri (Cremona 1697).
Der deutsche Hornist Marc Gruber war Jungstudent an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf und setzte dann sein Studium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln fort. 2006 gewann er den 2. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD (bei Nichtvergabe des 1. Preises) und wurde zudem mit dem Brüder-BuschSonderpreis und dem Publikumspreis ausgezeichnet. Zudem ist er Preisträger der Lions European Music Competition und des Karel Kunc Musikwettbewerbs der Stadt Bad Dürkheim. 2010 erhielt er ein Stipendium der Internationalen Musikakademie Frankfurt am Main für „Moderne Musik“, 2013 erkor ihn die Mozart Gesellschaft Dortmund als Stipendiaten aus.
Solistisch begeisterte Marc Gruber bereits mit den Sinfonieorchestern des Bayerischen und des Hessischen Rundfunks, dem Rundfunk Sinfonieorchester Prag, den Düsseldorfer Symphonikern, den Niederrheinischen Sinfonikern, dem Philharmonischen Orchester Nordmazedonien und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, mit der er 2014 auch seine Debüt-CD mit Mozarts Sinfonia Con cer tante für vier Solobläser und Orchester herausbrachte. 2018 spielte er im Rahmen von Debüt im Deutschlandfunk Kultur erstmals mit dem Deutschen Sinfonie-Orchester Berlin Reinhold Glières Hornkonzert. Im Mai 2022 sprang er bei German Hornsound für die Uraufführung von Erkki-Sven Tüürs Sinfonie Nr. 10 Æris für vier Hörner und Orchester in Bochum ein.
Marc Gruber ist seit dem Jahr 2016 Solohornist des hr-Sinfonieorchesters. Zuvor war er von 2014 bis 2016 in derselben Position als bisher jüngster Solohornist beim Bonner Beethovenorchester engagiert. Darüber hinaus ist er festes Mitglied des Monet Quintetts. Als Kammermusikpartner ist er mit namhaften Ensembles und Solist*innen aufgetreten, darunter das Schumann Quartett, das Linos Ensemble, das Mannheimer Streichquartett und Frankfurt Radio Brass – hr-Brass.
Das Bruckner Orchester Linz (BOL) zählt zu den führenden Klangkörpern Mitteleuropas, blickt auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück und trägt seit 1967 den Namen des Genius loci. Markus Poschner und sein BOL sind einer ureigenen Spielart von Bruckners Musik auf der Spur und lassen diese in einem unverwechselbaren oberösterreichischen Klangdialekt hören, die sich im Konzert und in einer Gesamtaufnahme aller Sinfonien bis zum Bruckner-Jahr 2024 manifestieren wird. Mit Poschner vollzieht das BOL einen Öffnungsprozess, der neue Formate generiert, überraschende Wege findet und für künstlerische Ereignisse sorgt, die bei Publikum und Presse auf große Resonanz stoßen. Zuletzt wurde der Klangkörper in Montreux und in Seoul gefeiert. Das BOL hat seit 2020 eine eigene Konzertreihe im Brucknerhaus Linz. 2020 wurde es beim Österreichischen Musiktheaterpreis als „Bestes Orchester des Jahres“ ausgezeichnet.
Seit seinem Antritt als Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz 2017 begeistern Markus Poschner und das österreichische Spitzenensemble Publikum und Presse gleichermaßen. Dafür steht beispielhaft Poschners Vision, in der Bruckner-Interpretation eigene Wege zu gehen. Die Gesamteinspielung aller Versionen sämtlicher Sinfonien Anton Bruckners wird 2024 abgeschlossen sein. Seit seiner Auszeichnung mit dem Deutschen Dirigentenpreis 2004 gastiert Markus Poschner regelmäßig bei allen großen Spitzenorchestern und Opernhäusern der Klassikwelt. Mit dem Orchestra della Svizzera italiana gewann er den begehrten International Classical Music Award 2018 für den bei Sony Classical erschienenen Brahms-Sinfonien-Zyklus. Ab der Saison 2025/26 wird er zusätzlich Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel. Zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2022 dirigierte er Tristan und Isolde und leitete diese Produktion dort auch 2023.
Kent Nagano | Dirigent
MO 1 JÄN 17:00
GROSSER
SA 23 MÄR 18:30 GROSSER
NEUJAHRSKONZERT
Eröffnungskonzert mit dem Bruckner Orchester Linz A. Bruckner: Scherzi aus der ‚Nullten‘ und ‚Neunten‘ u. a.
ZUBIN MEHTA & WIENER
PHILHARMONIKER
Festkonzert zum 50-Jahr-Jubiläum des Brucknerhauses Linz mit Bruckners ,Siebenter‘
DI 10 SEP 19:30
GROSSER SAAL
DO 19 SEP 19:30
GROSSER SAAL
FR 4 OKT 19:30
GROSSER SAAL
PHILIPPE HERREWEGHE & ORCHESTRE DES CHAMPS-ÉLYSÉES
Übersteigern – Bruckners
,Achte‘ im Originalklang
CHRISTIAN THIELEMANN & WIENER
PHILHARMONIKER
Bruckners ,Erste‘
KENT NAGANO & CONCERTO KÖLN
Verklären – Bruckners
,Vierte‘ im Originalklang
Festliches Abschlusskonzert
Mittwoch, 11. Oktober 2023, 19:30 Uhr
Stiftsbasilika St. Florian
Werke von Lili Boulanger, Ethel Smyth
Christina Landshamer, Florence Losseau, Martin Mitterrutzner, David Steffens | Solist*innen
Bachchor Salzburg, Bruckner Orchester Linz
Han-Na Chang | Dirigentin
Karten und Info: +43 (0) 732 77 52 30 | kassa@liva.linz.at | brucknerfest.at
Herausgeberin: Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
CEO: Mag. Dietmar Kerschbaum, Künstlerischer Vorstandsdirektor LIVA, Intendant Brucknerhaus Linz; Dr. Rainer Stadler, Kaufmännischer Vorstandsdirektor LIVA
Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte: Mag. Jan David Schmitz
Redaktion: Peter Blaha | Der Text von Peter Blaha ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.
Biographien & Lektorat: Romana Gillesberger | Gestaltung: Pamela Stieger, Anett Lysann Kraml
Abbildungen: D. Cerati (S. 19), M. Creutziger (S. 25 [4. v. o.]), M. Hendryckx (S. 25 [3. v. o.]), Museum der Stadt
Zagreb (S. 15), National Portrait Gallery, London (S. 10 & 12), privat (S. 9), M. Rittershaus (S. 25 [2. v. o.]), Shutterstock (S. 1), Southampton City Art Gallery (S. 7), P. Stier (S. 21), S. Veranes (S. 25 [5. v. o.]), V. Weihbold (S. 25 [1. v. o.]), R. Winkler (S. 22 & 23), O. Wuttudal (S. 26)
Programm-, Termin- und Besetzungsänderungen vorbehalten
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
Mit unserer eigenen Hammerkopfproduktion entfesseln wir das volle tonliche Spektrum unserer Flügel und Klaviere –eine Kunst, die Leidenschaft, Erfahrung und Disziplin erfordert. www.bechstein-linz.de