31. Dezember 2024
19:30 Uhr, Großer Saal
31. Dezember 2024
19:30 Uhr, Großer Saal
Das besondere Konzert III Saison 24–25
Karten und Infos: +43 (0) 732 77 52 30 brucknerhaus.at
Mo, 13. Jän 2025, 19:30
Großer Saal
Florian Boesch & Musicbanda Franui
Die schöne Müllerin
Florian Boesch und das Tiroler Ensemble Franui präsentieren Franz Schuberts Die schöne Müllerin in einer völlig neuen Fassung.
Mo, 17. Feb 2025, 19:30
Großer Saal
Berglund, Chen & Orchestra della Svizzera italiana
Das Orchestra della Svizzera italiana, Tabita Berglund und Violin-Shootingstar Ray Chen präsentieren Werke von Beethoven, Dvořák und Tschaikowski.
Mi, 5. Mär 2025, 19:30
Großer Saal
Robertson, Shaham & Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Unter David Robertson erweckt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin gemeinsam mit dem herausragenden Geiger Gil Shaham musikalische Erzählungen von Korngold und RimskiKorsakow zum Leben.
Das Programm auf einen Blick
Johann Strauss (Sohn) könnte man wohl als ›Popstar‹ seiner Zeit bezeichnen – nicht nur aufgrund seiner Errungenschaften in der Tanz- und Unterhaltungsmusik im Wien des 19. Jahrhunderts. Auch mit Operetten wie Die Fledermaus, Eine Nacht in Venedig oder dem Zigeunerbaron schrieb er Musikgeschichte.
Ein klingend-inszenierter Streifzug durch die insgesamt 17 Bühnenwerke – darunter 15 Operetten, eine komische Oper und das posthum zusammengestellte Wiener Blut – erkundet Leben und Werk des ›Walzerkönigs‹ und nimmt zugleich auch die Wiener Welt des Theaters im 19. Jahrhundert in den Blick, die sich mal von ihrer bissig-satirischen Seite, mal in albernen, kitschigen oder dramatischen Facetten zeigt.
Dabei stehen neben Gesangsnummern auch so manche Polka, Quadrille oder Walzer auf dem Programm.
Gernot Kranner | Moderation & Inszenierung
Julia Grüter | Sopran
Vesselina Kasarova | Mezzosopran
Jason Kim | Tenor
Michael C. Havlicek | Bariton
OÖ Tanzensemble
Ilja van den Bosch | Choreografie
Johann Strauss Ensemble
Sabine Nova | Violine
Gerrit Prießnitz | Dirigent
Andreas Meier | Idee
Johann Strauss (Sohn) 1825–1899
Klipp-Klapp-Galopp. Polka schnell op. 466 aus:
Waldmeister // 1896
Romanze »Siebzehn Jahre war ich eben« aus:
Das Spitzentuch der Königin // 1880
Rotunde-Quadrille op. 360 aus:
Der Carneval in Rom // 1873
Arie »Nun lachst du mir wieder« aus:
Indigo und die 40 Räuber // 1871
Kuss-Walzer op. 400 aus:
Der lustige Krieg // 1881–82
Brucknerhaus-Debüt
Arie »Ich lade gern mir Gäste ein« aus:
Die Fledermaus // 1874
Neue Pizzicato-Polka op. 449 aus:
Fürstin Ninetta // 1893
Couplet »Ja, das Schreiben und das Lesen« aus:
Der Zigeunerbaron // 1885
Ouvertüre aus: Die Göttin der Vernunft // 1897
Duett »Holde Nacht verweile« aus:
Prinz Methusalem // 1877
// Pause //
Reiterlied »Aufs Pferd! Hinaus zur Schlacht!« aus:
Simplicius // 1887
Auf der Jagd. Polka schnell op. 373 aus:
Cagliostro in Wien // 1875
Duett »Es war einmal« aus:
Jabuka // 1894
Opern-Maskenball-Quadrille op. 384 aus: Blindekuh // 1879
Csárdás »Klänge der Heimat« aus:
Die Fledermaus // 1874
Duett »Na, also schreib und tu nicht schmieren« aus:
Wiener Blut // 1899 posth.
Arie »Nur in der Schule sang ich Lieder« aus: Die Göttin der Vernunft // 1897
Arie »Ach, wie so herrlich zu schau’n« aus:
Eine Nacht in Venedig // 1883
Csárdás aus: Ritter Pásmán // 1892
Konzertende ca. 21:45 Uhr
Bühnenwerke von Johann Strauss (Sohn)
Johann Strauss (Sohn) war kein Theaterkomponist. Während seine Zeitgenossen Franz von Suppè und Carl Millöcker – die beide ebenfalls zu den wohl wichtigsten Vertretern der Wiener Operette des 19. Jahrhunderts gehörten – bereits unzählige Bühnenmusiken komponiert hatten und selbst als Theaterkapellmeister tätig waren, bevor ihre ersten Operetten entstanden, lag Johann Strauss’ Expertise vor allem im Bereich der Tanzund Unterhaltungsmusik. Nichtsdestotrotz prägte er mit Werken wie Die Fledermaus, Eine Nacht in Venedig oder Der Zigeunerbaron das Genre der Operette nachhaltig und mit großem Erfolg – blieb dabei aber seinen Wurzeln als ›Walzerkönig‹ stets treu. Als ältester Sohn von Johann Baptist und Anna Strauss erlebte der 1825 geborene Johann Strauss (Sohn) den Aufstieg seines Vaters zu einem der führenden Wiener Unterhaltungsmusiker seiner Zeit und einem international gefeierten Komponisten und Dirigenten. Obwohl Johann Strauss (Vater) zunächst strikt dagegen war, dass seine Söhne in seine musikalischen Fußstapfen treten, landeten alle drei früher oder später ebenfalls im Wiener Musikleben: Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1849 wurde Johann sein Nachfolger als Leiter der Strauss-Kapelle, aus der schlussendlich ein erfolgreiches Familienimperium im Bereich der Tanz- und Unterhaltungsmusik erwuchs. Ebenso wie sein Vater unternahm er außerdem ausgiebige Konzertreisen im In- und Ausland und avancierte zu einer zentralen Figur des Wiener Musiklebens. So dirigierte er in den frühen 1850er-Jahren alle wichtigen Ball- und Tanzveranstaltungen in Wien und komponierte für diese Anlässe zahlreiche Auftragswerke. Die vielseitigen musikalischen Verpflichtungen führten allerdings schnell zum gesundheitlichen Zusammenbruch des Musikers, sodass sein jüngerer Bruder Josef – ein gelernter Techniker – als Dirigent der Strauss-Kapelle einsprang. Zwischen 1856 und 1861 teilten sich die die Brüder Josef und Johann die Arbeit auf: Die Karnevalsverpflichtungen stemmte man gemeinsam, den Sommer
Strauss (Sohn): Vom Walzer- zum Operettenkönig
Johann Strauss, Fotografie von Fritz Luckhardt, 1876
über residierte Johann mit einem Orchester im russischen Pawlowsk. Josef übernahm unterdessen die Veranstaltungen in Wien und führte zu dieser Gelegenheit häufig neue ›russische‹ Kompositionen seines Bruders auf. Ab 1861 stieg schließlich auch der jüngste Bruder Eduard in das Familienunternehmen ein.
In den 1860er-Jahren war Johann dazu gezwungen, seine kompositorischen und dirigentischen Tätigkeiten auf ein Minimum zu reduzieren. Der Titel des k. k. Hofball-Musikdirektors, den er ab 1863 endlich führen durfte, verpflichtete ihn dazu, seine Kapellmeistertätigkeiten auf Nobelbälle und Konzerte im Volksgarten zu beschränken. Die Leitung der Strauss-Kapelle lag nun in den Händen von Josef und Eduard. Mit diesen Umbrüchen innerhalb der ›Firma Strauss‹ ging zugleich eine kompositorische Neuorientierung von Johann hin zum Operettengenre einher: Bereits im Wien der 1850er-Jahre war die Operette durch das Schaffen von Jacques Offenbach oder Franz von Suppè zu einer beliebten Attraktion
der Wiener Privattheater geworden. Johann Strauss, der seit Beginn der 1860er-Jahre mit der Sängerin Henriette Chalupetzky (genannt Jetty) verheiratet war, knüpfte in diesem Jahrzehnt erste Kontakte zu Wiener Theaterpersönlichkeiten wie Anton Ascher, dem damaligen Direktor des Carltheaters. Während Strauss mit dem Gedanken spielte, sich an seine erste Operette heranzuwagen, erlebte er zugleich seinen internationalen Durchbruch: Auf der Pariser Weltausstellung 1867 gab er eine Reihe von Konzerten mit großer Resonanz, nur wenig später reiste er weiter nach London, wo er über 60 Konzerte in Covent Garden dirigierte.
Nachdem sich die geplante Zusammenarbeit mit dem Carltheater vorerst zerschlagen hatte, rückte das Theater an der Wien unter der Direktion von Friedrich Strampfer in Strauss’ Fokus. Im Dezember 1869 wurde hier zum ersten Mal eine seiner Kompositionen im Kontext eines Bühnengeschehens aufgeführt: Als Bühnenmusik von Anton Bittners Posse Nach
Johann Strauss (Sohn): Vom Walzer- zum Operettenkönig
Egypten erklang Johann Strauss’ Egyptischer Marsch op. 335. Schließlich unterzeichnete er im Mai 1870 am Theater an der Wien seinen ersten Ver trag über die Komposition einer Operette mit dem Arbeitstitel Ali Baba Zeitgleich trugen verschiedene Faktoren dazu bei, dass sich die internen Strukturen der ›Firma Strauss‹ erneut veränderten: Im Februar 1870 war die Mutter Anna gestorben, die sich stets mit großem Engagement ins Walzergeschäft eingebracht hatte. Im Juli desselben Jahres starb plötzlich auch Josef Strauss, der in diesem Sommer versucht hatte, sich in Warschau als unabhängiger Konzertveranstalter abseits von Wien zu etablieren. Die Leitung des Familienunternehmens oblag nun allein Eduard. Außerdem fielen die Honorare für Tanzmusikkompositionen in den 1860er-Jahren immer geringer aus – zu gering, um den großbürgerlichen Lebensstil der Großfamilie Strauss finanzieren zu können. Mit Operetten ließ sich ein Vielfaches verdienen. Laut Zeitungsberichten wurde Johann Strauss an den Einnahmen der Uraufführungsserie seiner ersten Operette Indigo und die 40 Räuber, die am 10. Februar 1871 am Theater an der Wien Premiere feierte, mit einer Garantiesumme in Höhe von 16.000 Gulden (umgerechnet heute circa 245.000 Euro) beteiligt. Darüber hinaus erhielt er weitere 10.000 Gulden (heute circa 153.000 Euro) für die Einzelkompositionen aus der Operettenmusik. Ihm kam dabei besonders zugute, dass zu den Operetten seiner Zeit selbstverständlich auch Tanzeinlagen und Ballettmusiken gehörten, die sich wiederum für den Tanz- und Unterhaltungsmusiksektor verwenden ließen. Umgekehrt recycelte Johann aber auch zahlreiche Melodien aus existierenden Walzerkompositionen seines Vaters und von ihm selbst in seinen Operetten. Unterstützt wurde er dabei intensiv vom Kapellmeister und Theaterpraktiker Richard Genée: Strauss lieferte meist Skizzen und Melodien, Genée fertigte daraus ein Partiturgerüst an und war für die Textierung verantwortlich, bevor der Entwurf für die Endredaktion wieder an Strauss zurückging. In dieser kongenialen Zusammenarbeit der beiden Musiker entstanden bis 1883 insgesamt neun Operetten.
In den drei Jahrzehnten, in denen Johann Strauss Operetten komponier te, durchlief das Genre verschiedene Moden, die an ihm nicht spurlos vorübergingen. In den 1870er- und 1880er-Jahren, also dem ersten Jahrzehnt seiner Operettenlaufbahn, war der Wiener Theaterbetrieb stark von Pariser Produktionen beeinflusst. Nicht nur waren französische Operetten
Johann Strauss (Sohn): Vom Walzer- zum Operettenkönig
beim Publikum hochpopulär, auch Wiener Librettisten und Komponisten bemühten sich, in ihren dramatischen Konzepten die Attraktivität der französischen Vorbildwerke zu imitieren. Entsprechende Adaptionsstrategien sind in vielen frühen Operetten von Strauss zu beobachten, an denen auch Genée beteiligt war: So ist zum Beispiel die 1873 uraufgeführte Operette Carneval in Rom eine Adaption der französischen Komödie Piccolino von Victorien Sardou und auch Die Fledermaus aus dem Jahr 1874 ist von der zwei Jahre zuvor uraufgeführten Pariser Komödie Le Réveillon von Henri Meilhac und Ludovic Halévy inspiriert. Ähnliches gilt für die ebenfalls in den 1870er- und frühen 1880er-Jahren komponierten Werke Cagliostro in Wien nach Adolphe Adam, Der lustige Krieg nach dem Text zur Opéra comique Les Dames-capitaines und Eine Nacht in Venedig nach Le Château-Trompette von François-Auguste Gevaert. Der 1877 am Wiener Carltheater uraufgeführ ten Strauss-Operette Prinz Methusalem lag sogar ein französisches Libretto von Victor Wilder und Alfred Delacour zugrunde. Zugleich platzier te Strauss gezielt französische Bearbeitungen seiner Werke Indigo und die 40 Räuber (La Reine Indigo) und Die Fledermaus (La Tzigane) am Pariser Théâtre de la Renaissance.
Nach dem plötzlichen Tod seiner ersten Ehefrau Jetty, die im Jahr 1878 an den Folgen eines Gehirnschlags starb, mischte kurze Zeit später auch Johann Strauss’ zweite Ehefrau, die 25 Jahre jüngere Angelika (Lili) Dittrich im Operettengeschäft mit. Während der kurzen Ehe entstand sein größter Bühnenmisserfolg Blindekuh sowie die erste Skizzierung der Operette Das Spitzentuch der Königin Lili verfolgte das strategische Ziel, Johann in der Nachfolge von Maximilian Steiner zum Direktor des Theaters an der Wien zu machen. Nachdem sie allerdings selbst in der Direktion tätig geworden war – und mit Steiners Sohn Fritz eine Affäre begonnen hatte – kam es bald wieder zur Trennung. Wie auch schon nach dem Ende seiner ersten Ehe suchte sich Strauss innerhalb von kürzester Zeit eine neue Partnerin: Die junge Witwe Adele Deutsch wurde zur alles bestimmenden Kraft in seinem Leben und war auch an der Vorbereitung der nächsten Operetten-Premiere beteiligt, an der der Direktor des Neuen Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters in Berlin, Julius Fritzsche, großes Interesse bekundete. Eine Nacht in Venedig – das letzte Werk, das in Zusammenarbeit mit Genée entstand – feierte dort im Oktober 1883 Premiere.
Anna Ulke als Prinz Orlofsky in der Operette
Die Fledermaus am Theater an der Wien, 1875
Johann Strauss (Sohn): Vom Walzer- zum Operettenkönig
Trotz der erheblichen Einflüsse der Pariser Operette auf den Publikumsgeschmack fand in den Wiener Adaptionen französischer Komödien in den 1870er-Jahren zugleich eine Hinwendung zu konservativeren Formen und ernsteren Stoffen statt. Seit 1871 hatte Strauss Bühnenwerke komponiert, die nichts anderes sein wollten als Operetten. In den 1880er-Jahren begann er allerdings, den institutionellen, stofflichdramaturgischen und kompositorischen Weg zu hinter fragen, den er in den Jahren zuvor eingeschlagen hatte. Obwohl seine Operetten Der Zigeunerbaron (Strauss’ größter Bühnenerfolg zu Lebzeiten) und Simplicius immer noch possenhaftkomische Sequenzen und eingängige Tanzmelodien enthalten, besitzen sie zugleich auch operntypische Merkmale, wie musikalische Großformen, Chor- und Ensemblenummern in polyphoner Anlage und einen dramatischen Verlauf, der bis ins PathetischTragische reicht. In Simplicius sind zudem zahlreiche musikalische Anspielungen auf Richard Wagners Parsifal enthalten. Nach diesen zwei ›Hybridwerken‹ zwischen Operette und Oper, die beide noch in Operettentheatern uraugeführt wurden, wechselte Strauss mit der komischen Oper Ritter Pásmán schließlich vom Theater an der Wien an die Wiener Hofoper. Die ›operettenhafte Oper‹ fiel allerdings beim Publikum durch – obwohl Strauss zuvor viel Energie in die Komposition gesteckt hatte.
»Die Offenbachiaden mit ihren burlesken Texten hatten sich überlebt, und als ich daran ging, selbstständige Librettis [sic] zu schaffen, war mein Streben darauf gerichtet, das parodistische Element und die französische Frivolität aus der Operette zu verbannen und die Schöpfung einer deutschen Operette anzubahnen, die sich in ihrem Wesen der komischen Oper nähern sollte.«
Richard Genée in: Curt von Zelau, Die Wiener Operette. Plaudereien mit Komponisten und Librettisten, 1885
Um 1890 etablierte sich dann in der Welt der Wiener Operette ein ganz neues musikdramatisches Modell, das vor allem aus der englischen Tanzoperette und dem Varieté hervorgegangen war: Die Libretti wurden nun meist von Journalisten verfasst, was die Wahl der Sujets, die Texte und den Stellenwert der Musik beeinflusste. Alle vier Operetten, die Johann Strauss in den 1890er-Jahren komponierte, waren solche ›Journalisten-
Operetten‹: Hugo Wittmann und Julius Bauer zeichneten für das Libretto von Fürstin Ninetta verantwortlich, für Jabuka schrieben Max Kalbeck und Gustav Davis die Texte. Letzterer realisierte auch das Textbuch für Waldmeister, während Alfred Maria Willner und Bernhard Buchbinder das Libretto zu Die Göttin der Vernunft beisteuerten. Die zeitgenössische Kritik nahm an diesen Projekten vor allem eine Diskrepanz zwischen den lustspielartigen Texten und der Musik wahr. Strauss klagte darüber selbst: »Es ist eine zerfahrene, schwulstige Geschichte, die eigentlich gar keine
Theo Zasche, Karikaturenfolge zu Fürstin Ninetta in: Figaro, 28. Jänner 1893
»Johann Strauß hat mit seinen Wienern, mit seiner Zeit stets Schritt gehalten, wenn auch durch die zunehmende Schärfe der modernen Harmonik ihm viel Melodienblüthen geknickt wurden. Er strebte immer über seinen angebornen Dreivierteltact zu weiteren, zu höheren Zielen. Die Gedanken flogen über die beflügelten Tanzrhythmen hinweg zur dramatischen Kunst, zur Operette, aber seine ererbte Natur stellte ihn immer wieder auf ¾ ein. Seine Melodik spannte den unterwürfigen, schwachen Text auf die gewohnten Formen des Tanzes, und als in den späteren Jahren bessere Texte seine Musik bestimmen wollten, da wurden im Zwange des Wortes die Melodien kurz und ängstlich und flatterten wie gescheuchte Tauben in der Partitur umher. Strauß jedoch hielt nicht inne. Es drängte ihn zur Oper. Auch da spornte ihn der Fortschritt [...]. Er wollte nicht mehr er selbst sein. Die Wiener wollten aber ihn selbst. Sie kennen ihren Strauß nur als ihren WalzerStrauß.«
Die Presse vom 13. Oktober 1894
Musik braucht, denn das ganze ist nur da, um die Witze des Julius Bauer, die mitunter ganz vortrefflich sind, an den Mann zu bringen und Handlung und Musik bilden die Einrahmung. Fürstin Ninetta ist nichts anderes als die Exposition der Witze des Julius Bauer. Von Handlung keine Spur, ebenso von Bedürfnis von Musik.« Diese häufig an Strauss’ Operetten bemängelte Distanz zwischen Text und Musik löst sich in einem der beliebtesten ihm zugeschriebenen Werke auf: Wiener Blut, im Herbst 1899, nur wenige Monate nach dem Tod des Komponisten uraufgeführt, entstand als Pasticcio-Operette, bei der präexistente Musik von Strauss neu zusammengestellt und mit einem Libretto versehen wurde. Entsprechend wurde die Uraufführung auch annonciert: »Operette in 3 Akten von Victor Léon und Leo Stein. Musik von Johann Strauß«, denn keine einzige Nummer der Operette wurde von Strauss eigens für dieses Werk verfasst.
Paula Schlüter
Moderation & Inszenierung
Gernot Kranner studierte Schauspiel und Regie an der École internationale de théâtre Jacques Lecoq in Paris, Pantomime und Tanz am MimeCentre in London sowie Operette, Musical und Sologesang am Konservatorium der Stadt Wien, wo er die Diplomprüfung mit Auszeichnung ablegte. Engagements als Sänger und Schauspieler führten ihn an zahlreiche Theater in Österreich, Deutschland und in der Schweiz, darunter die Komische Oper Berlin, das Theater St. Gallen, die Volksoper Wien und das Musiktheater Linz. Gernot Kranner ist auch als Regisseur international erfolgreich. Er inszenierte unter anderem am Theater an der Wien, am Salzburger Landestheater, beim Lehár Festival Bad Ischl, in Deutschland und in Liechtenstein. Für seine Darstellung des Prof. Abronsius im Musical Tanz der Vampire wurde er mit dem IMAGE Award als »Bester deutschsprachiger Musicaldarsteller« ausgezeichnet.
Die Sopranistin Julia Grüter ist seit 2018 Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg, wo sie als Donna Anna (Don Giovanni), Fiordiligi (Così fan tutte), Susanna (Le nozze di Figaro), Mélisande (Pelléas et Mélisande), Romilda (Xerxes), Calisto (La Calisto), Micaëla (Carmen) oder Rosalinde (Die Fledermaus) zu sehen war. Sie gastierte zuletzt mit großem Erfolg am Aalto Musiktheater in Essen als Zdenka (Arabella), an der Oper Frankfurt als Susanna (Le nozze di Figaro), bei den Bayreuther Festspielen als Hirt (Tannhäuser) und Blumenmädchen (Parsifal) und an der Komischen Oper Berlin (Messiah). Konzerte mit Mahlers 4. Symphonie, Haydns Die Schöpfung, Mendelssohns Elias und dem Mozart- und Brahms-Requiem führen sie durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien und die USA.
Julia Grüter ist Preisträgerin des Internationalen Liedduo-Wettbewerbs Rhein-Ruhr und des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD.
Mezzosopran
Vesselina Kasarova stammt aus Stara Zagora in Bulgarien. Sie studierte Gesang an der Nationalen Musikakademie von Sofia. Ihre Debüts als Annio (La clemenza di Tito) bei den Salzburger Festspielen 1991 unter Sir Colin Davis und kurz darauf als Rosina (Il barbiere di Siviglia) unter Donald Runnicles an der Wiener Staatsoper öffneten ihr den Weg zu einer internationalen Karriere. Seither gastierte die vielseitige Sängerin an allen großen Bühnen weltweit, unter anderem in London, Mailand, Florenz, Barcelona, Madrid, Berlin, München, Paris, New York, Chicago, San Francisco und Tokio. Ihre Engagements führten sie mit namhaften Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Daniel Barenboim, Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Sir Roger Norrington, Ivor Bolton, Franz Welser-Möst und Mark Minkowski zusammen. Vesselina Kasarova wurde mit den Titeln Bayerische und Österreichische Kammersängerin ausgezeichnet.
Tenor
Jason Kim stammt aus Busan/Südkorea und studierte Gesang an der Seoul National University. 2001 trat er in das Internationale Opernstudio Zürich ein und übernahm erste Partien am Opernhaus. Nach einem Privatstudium bei Roland Hermann absolvierte er an der Hochschule für Musik Karlsruhe sein Examen als Opern- und Konzertsänger. Feste Engagements führten ihn an das Theater Ulm, das Luzerner Theater, das Theater PlauenZwickau, das Oldenburgische Staatstheater und an die Volksoper Wien. Er gastierte in Santiago de Chile, am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, bei den Schlossfestspielen Schwerin, am Teatro Carlo Felice in Genua, an der Oper Graz, am Anhaltischen Theater Dessau, an den Bühnen Halle, an den Landestheatern Linz und Coburg und am Litauischen Nationaltheater. Zur Spielzeit 2022/23 wechselte er an die Volksoper Wien, seit 2024/25 ist er wieder festes Mitglied im Oldenburger Ensemble.
Bariton
Michael C. Havlicek wurde in Wien geboren, studierte bei Gerhard Kahry, diplomierte als Don Giovanni und wird seit 2019 von Heidrun Franz-Vetter künstlerisch betreut. Im April 2011 gab er sein Debüt als Gustl in Das Land des Lächelns an der Volksoper Wien, wo er auch seinen ersten Papageno sang und seither festes Ensemblemitglied ist. 2014 debütierte er in Die Zauberflöte an der Opéra Bastille in Paris. Auf dem Konzertpodium überzeugte er in Mendelssohns Elias, Brahms’ Ein deutsches Requiem und Haydns Die Schöpfung. 2021 gab er sein Debüt als Don Fernando in Fidelio beim Lech Classic Festival. 2022 sang er ebendort in Porgy und Bess den Porgy. Zum Jahreswechsel 2021/22 und 2022/23 war er in Wiener Blut und Die Csárdásfürstin im Brucknerhaus Linz zu erleben. Am Musiktheater Linz sang er in Die Meistersinger von Nürnberg und in Die Fledermaus 2024 debütierte er am Opernhaus Zürich in Das Land des Lächelns
Das OÖ Tanzensemble besteht aus international tätigen freischaffenden Tänzer:innen sowie erfahrenen Student:innen, die ihre Ausbildung an der OÖ Tanzakademie absolvieren oder bereits abgeschlossen haben. Die OÖ Tanzakademie bietet seit dem Schuljahr 2013/14 eine Begabtenförderung im Tanzbereich an, die vom Oberösterreichischen Landesmusikschulwerk in Kooperation mit dem Landestheater Linz organisiert und abgewickelt wird. Alle Mitglieder des OÖ Tanzensembles verbindet ein enger Bezug zu Oberösterreich, da sie entweder hier leben oder arbeiten. Zahlreiche Projekte sind aus dieser Konstellation hervorgegangen, darunter Produktionen im Brucknerhaus Linz, im Linzer Musiktheater und Beiträge zur Sommerkulturszene im Theaterbereich. Die Choreografien entstehen in Zusammenarbeit mit den Tänzer:innen, die ihre Kreativität in den Entwicklungsprozess einbringen.
Choreografie
Ilja van den Bosch wurde in den Niederlanden geboren, wo sie ihre Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Den Haag begann. Nach ihrem Studium an der John Cranko Schule in Stuttgart erhielt sie Engagements unter anderem am Schleswig-Holsteinischen Landestheater, am Ballett Vorpommern und am Tiroler Landestheater. In der Spielzeit 2006/07 wechselte sie in das Ensemble des Linzer Landestheaters, wo sie in zahlreichen Rollen zu erleben war: Marie in Nussknacker und Mausekönig, Coppélia und Klara in Coppélia, Prinzessin Aurora in Dornröschen sowie Julia in Romeo und Julia. Noch während ihrer Tanzkarriere begann sie zu choreografieren, Schulen und Tanzkompanien zu unterrichten und weitere Studien zu absolvieren, unter anderem ein Tanzpädagogikstudium. 2013 gründete sie die OÖ Tanzakademie. Ihre Choreografien sind regelmäßig im Landestheater Linz und im Brucknerhaus zu sehen.
Das Johann Strauss Ensemble darf zu den führenden Kammerorchestern Österreichs gezählt werden. 1985 durch Mitglieder des Bruckner Orchester Linz gegründet, strebte es von Anfang an nach einer Verknüpfung der Musik der Strauss-Familie mit Neuschöpfungen. Immer wieder werden Komponisten unserer Zeit eingeladen, dem Ensemble Neues auf den Leib zu schreiben: Dazu zählen Werke von Roland Neuwirth und Guido Mancusi ebenso wie von Werner Steinmetz und Manfred Kammerhofer, die seit der Gründung als Ensemblemitglieder wirken. Beim 2014 ins Leben gerufenen Zyklus Auf Flügeln des Gesanges werden auch klassische Kammerorchester-Literatur und Werke des 20. Jahrhunderts (Schreker, Strawinski, Copland, Krenek) präsentiert. Neben Konzerten in Österreich und nahezu allen Ländern Europas absolvierte das Johann Strauss Ensemble Tourneen in die Niederlande, nach Belgien, Rumänien, China und Australien.
Dirigent
»Ein beispielloser Triumph«, »Temperament, Esprit und Sensibilität«, »mit Schwung, Eleganz und prächtiger Farbigkeit«, »eine musikalische Höchstleistung«: Gerrit Prießnitz erntet für seine Interpretationen des klassischromantischen Repertoires ebenso einhelliges Lob wie für seine Dirigate zeitgenössischer Musik.
Der gebürtige Bonner ist Chefdirigent des Tiroler Landestheaters sowie gefragter Gast am Pult verschiedener internationaler Orchester und Opernhäuser. Seine jüngsten Debüts beinhalteten unter anderem das Seoul Philharmonic Orchestra, das Belgrade Philharmonic Orchestra und die Filharmonie Brno. 2024 stand er erstmals am Pult der Staatsphilharmonie Nürnberg und der Bochumer Symphoniker.
Nach seinem mit Auszeichnung absolvierten Studium an der Universität Mozarteum Salzburg war Gerrit Prießnitz am Theater Erfurt engagiert. Anschließend war er der Volksoper Wien in wechselnden Funktionen von 2006 bis 2023 verbunden und hat dort ein breit gefächertes Repertoire von Mozart über Berlioz und Strauss bis hin zu Hans Werner Henze, Manfred Trojahn und Detlev Glanert dirigiert. In der Spielzeit 2018/19 war er Erster Ständiger Gastdirigent des Theaters Chemnitz. Gastspiele führten ihn wiederholt an die Wiener Staatsoper, ins Concertgebouw Amsterdam, nach Japan und Südkorea, an die Staatsoper Hamburg und die Oper Köln, zum Bruckner Orchester Linz und ans Landestheater Linz, nach Luzern, Sofia, Bologna, Bari, Córdoba, zu den Seefestspielen Mörbisch und zu verschiedenen deutschen Orchestern und Opernhäusern, darunter die Bamberger Symphoniker, das Münchner Rundfunkorchester, die Staatskapelle Halle und die Dortmunder Philharmoniker. Zahreiche CD- und DVDProduktionen liegen vor.
2023 trat Gerrit Prießnitz eine Professur am Institut für Musiktheater der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz an. 2024 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.
Impressum
Herausgeberin
Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
Redaktion
Paula Schlüter, MA
Biografien & Lektorat
Romana Gillesberger
Gestaltung
Anett Lysann Kraml, Lukas Eckerstorfer
Abbildungen
G. Muenz/shutterstock (S. 1), N. Lund (S. 2), gemeinfrei (S. 7), Österreichische Nationalbibliothek, Wien (S. 8 & 14), Wien Museum (S. 11 & 12), R. Rühmeier (S. 16), C. Palm (S. 17), S. Schwiertz (S. 18), C. Gonz (S. 19), privat (S. 20), Hanusch (S. 21), A. Schwarzl (S. 22), C. Erblehner (S. 23), Palásti Project (S. 25)
Notenmaterial
Universal Edition AG Wien (Ouvertüre aus: Die Göttin der Vernunft, »Siebzehn Jahre war ich eben« aus: Das Spitzentuch der Königin und »Holde Nacht verweile« aus: Prinz Methusalem), Josef Weinberger Verlag Wien (»Nun lachst du mir wieder« aus: Indigo und die 40 Räuber)
Programm-, Termin- und Besetzungsänderungen vorbehalten LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
Wir danken für Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein schönes Konzert!
Werke von Jörg Widmann und Franz Schubert
15. Jänner 2025 · 19:30 Uhr
VERANSTALTUNGSORT UND KARTEN
Brucknerhaus Linz · Untere Donaulände 7 · 4010 Linz +43 (0) 732 77 52 30 · kassa@liva.linz.at
C. Bechstein Centrum Linz / Klaviersalon Merta GmbH
Bethlehemstraße 24 · A-4020 Linz · +43 (0) 732 77 80 05 20
linz@bechstein.de · bechstein-linz.de