19. Dezember 2024
19:30 Uhr, Mittlerer Saal
19. Dezember 2024
19:30 Uhr, Mittlerer Saal
Stars von morgen III
C. Bechstein Klavierabende II Saison 24–25
Karten und Infos:
+43 (0) 732 77 52 30 brucknerhaus.at
Mo, 13. Jän 2025, 19:30
Großer Saal
Florian Boesch & Musicbanda Franui
Die schöne Müllerin
Florian Boesch und das Tiroler Ensemble Franui präsentieren Franz Schuberts Die schöne Müllerin in einer völlig neuen Fassung.
Do, 23. Jän 2025, 19:30
Mittlerer Saal
Jean Rondeau
Jean Rondeau zählt zu den Weltstars des Cembalos. Mit Bachs zugleich intimen und monumentalen ›GoldbergVariationen‹ wagt er sich an eines der populärsten und dabei herausforderndsten Werke für sein Instrument.
Mi, 29. Jän 2025, 19:30
Mittlerer Saal
Den eigenen Ensemblenamen zum Programm macht das Chaos String Quartet. Unter dem Titel Geordnetes Chaos verschränkt es unter anderem Die Vorstellung des Chaos aus Haydns Schöpfung mit modernen Werken.
Das Programm auf einen Blick
Zwischen Charakterstück und virtuoser Etüde, klangprächtiger Romantik und barocker Formensprache, pittoresker Miniatur und gewaltiger Großform bewegt sich das Programm des heutigen Klavierrecitals.
César Francks Prélude, fugue et variation entstand ursprünglich für Orgel, jenes Instrument, auf dem es der Komponist zu beispielloser Meisterschaft gebracht hatte. Harold Bauers
Transkription für Klavier verleugnet diesen Hintergrund nicht, stellt jedoch zugleich die klangliche Vielfalt der kompositorischen Substanz ganz im Geiste barocker Vorbilder heraus. Ebenfalls auf barocke Formen – Toccata, Sarabande, Pavane und Bourrée – bezieht sich anschließend George Enescu in seiner Suite für Klavier Nr. 2 DDur, ehe Sergei Rachmaninoff in seinen Neun ÉtudesTableaux in der zweiten Konzerthälfte die ganze Bandbreite romantischer Klangfülle auf dem Klavier auslotet.
Daria Parkhomenko | Klavier
César Franck 1822–1890
Prélude, fugue et variation op. 18 // 1860–62
[Transkription für Klavier von Harold Bauer // 1873–1951]
George Enescu 1881–1955
Suite für Klavier Nr. 2 DDur op. 10 // 1901–03
I Toccata. Majestueusement, mais pas trop lent
II Sarabande. Noblement
III Pavane. Lentement bercé
IV Bourrée. Vivement
// Pause //
Sergei Rachmaninoff 1873–1943
Neun Études-Tableaux op. 39 // 1916–17
Nr. 1 Allegro agitato cMoll
Nr. 2 Lento assai aMoll
Nr. 3 Allegro molto fis-Moll
Nr. 4 Allegro assai hMoll
Nr. 5 Appassionato esMoll
Nr. 6 Allegro aMoll
Nr. 7 Lento lugubre cMoll
Nr. 8 Allegro moderato dMoll
Nr. 9 Allegro moderato. Tempo di marcia DDur
Konzertende ca. 21:15 Uhr
Brucknerhaus-Debüt
César Franck // Prélude, fugue et variation op. 18
César-Auguste Franck wird am 10. Dezember 1822 im heute belgischen Liège (dt. Lüttich) geboren, das damals zum Königreich der Vereinigten Niederlande gehört. Sein Vater, ein Bankangestellter, stammt aus Gemmenich (damals niederländisch, heute belgisch), die Mutter aus einer Aachener Familie von Kaufleuten; die Sprache, mit der Franck aufwächst, ist das Französische. Ins Conservatoire Royal von Liège wird César-Auguste aufgenommen, als er noch nicht einmal neun Jahre alt ist. Er erhält zunächst Unterricht in Klavier, Solfège und Harmonielehre. Im Februar 1834 wird er mit einem ersten Preis im Fach Klavier ausgezeichnet. Ein Jahr später tritt César-Auguste in seiner Heimatstadt erstmals als Pianist öffentlich auf. Im Anschluss organisiert der Vater für ihn und seinen jüngeren Bruder Joseph, der am Conservatoire Geige studierte, eine kleine Tournee von Brüssel, Mecheln, Löwen bis Aachen.
Solfège Gehör und Gesangsbildungsmethode des Singens auf Tonsilben wie Do, Re, Mi etc.; ähnlich der sogenannten Solmisation
Dass Nicolas-Joseph Franck mit seinem Sohn César-Auguste anschließend nach Paris reist, ist insofern keine Überraschung, als er für seine beiden Söhne inzwischen planvoll an einer Musikerlaufbahn arbeitet. Selbst Franz Liszt wird zwölf Jahre vor den Francks von seinem Vater aus dem weit entfernten Wien in die französische Hauptstadt begleitet, um seine Ausbildung in der vielleicht wichtigsten Musikmetropole der damaligen Zeit zu vervollkommnen.
Im Frühjahr 1836 siedelt die ganze Familie Franck nach Paris über, wo César-Auguste von nun an den größten Teil seines Lebens verbringen wird. Spätestens im Jahr 1837 lernt er Franz Liszt auch persönlich kennen; die beiden freunden sich an und Liszt wird Franck sein Leben lang fördern und unterstützen. Mit seinem Vater allerdings entzweit sich Franck, der sich seitdem nur noch César Franck nennt, als er sich im Jahr 1846 gegen den väterlichen Willen mit seiner Schülerin Félicité Desmousseaux verlobt. An Franz Liszt schreibt er am 4. September: »Ich
teile Ihnen eine großartige Neuigkeit mit: Seit dem 26. August bin ich mein eigener Herr.« In den folgenden Jahren entwickelt sich Franck vom Klaviervirtuosen der Tradition Liszts, Chopins oder Hummels langsam weiter zu einem weithin respektierten Organisten, bekannt vor allem für
seine Improvisationen: Er beginnt als ›organiste accompagnateur‹ an Notre-Dame-de-Lorrette, wird 1851 Organist an der Cavaillé-Coll-Orgel von Saint-Jean-Saint-François und hat einen ersten größeren Auftritt bei der Einweihung der Orgel von Saint-Eustache im Jahr 1854.
Die Six pièces d’orgue op. 16–21, zu denen angeblich Liszt Franck motiviert, entstehen von 1856 bis 1864. Erstmals führt Franck die Orgelfassung dieser sechs Stücke am 17. November 1864 in Sainte-Clotilde auf. Die Stücke werden erst 1868 publiziert, Prélude, fugue et variation op. 18 erscheint gleichzeitig in einer Fassung für Orgel allein und in einer reizenden Version für Klavier und Harmonium. Die Orgelfassung ist Camille Saint-Saëns gewidmet. Er und Franck kennen sich, schon allein, weil auch Saint-Saëns in Paris an bedeutenden Kirchen als Organist tätig ist. Man kann sich auch beim Hören der Fassung für Klavier solo von Harold Bauer gut vorstellen, wie dieses Stück wohl auf der Orgel klingen würde: Das sanft in Triolen dahinperlende Prélude wirkt einerseits, als könnte es auch unter dem Titel Nocturne oder eines sonstigen Charakterstücks im Stile Frédéric Chopins erschienen sein. Allerdings hat Franck mit Bedacht auf die barocke Tradition der Präludien mit Fugen zurückgegriffen: Jenseits des bloßen Klangeindrucks erhält das Prélude seinen Reiz über weite Strecken gerade aus der vordergründigen Gleichförmigkeit seiner rhythmischen Gestaltung, die – ob auf der Orgel oder dem Klavier – umso mehr Raum lässt für agogische Durchformung im Detail, unabhängig von der melancholischen Grundstimmung dieses raffiniert zurückhaltenden Stücks. Der Fuge – die nach einer kurzen Überleitung folgt – ist ihre Form zwar deutlicher anzuhören als dem freieren Prélude. Auch sie aber lebt davon, wie Form und Stimmung ineinandergreifen. Fast meint man, zu Beginn ein Wiegenlied zu hören. Der zarte Dreivierteltakt gibt dem Ganzen zugleich etwas Tänzerisches – das Fugenthema trägt in den punktierten Vierteln auf Schlag zwei recht deutliche Anklänge an die Gattung der Sarabande. Die Variation schließlich beginnt mit geradezu meditativen Sechzehntelfiguren, über denen sich bald das aus dem Prélude bekannte Thema erhebt. Die Form wird zyklisch – nicht zum letzten Mal im Werk César Francks.
George Enescu // Suite für Klavier Nr. 2 D-Dur op. 10
George Enescu nahm am Anfang seiner musikalischen Laufbahn eine ähnliche Route wie mehr als ein halbes Jahrhundert vor ihm Franz Liszt: Letzterer, geboren 1811 im damals ungarischen Raiding, war mit elf Jahren nach Wien gereist und hatte dort einige Monate verbracht, in denen er unter anderem von Carl Czerny unterrichtet wurde – wenig später reisten seine Eltern mit ihm weiter nach Paris, wo Liszt in den folgenden Jahren eine erste künstlerische Heimat fand. Enescu dagegen wurde 1881 in Rumänien geboren, kam mit sieben Jahren nach Wien, studierte am Konservatorium unter anderem Violine und anschließend ab 1895 – er war zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt – bis 1899 in Paris Violine, Klavier und Komposition. Zu seinen Lehrern gehörte Gabriel Fauré, unter seinen Kommilitonen war Maurice Ravel.
Im Jahr 1898 war George Enescus Poème roumain op. 1 in Paris uraufgeführt worden. Im gleichen Jahr startete er eine überaus erfolgreiche Laufbahn als Dirigent, zunächst von Bukarest aus. Seine Karriere als Geiger setzte er in jenem Jahr mit der Uraufführung seiner Violinsonate op. 2 fort, am Klavier saß niemand Geringerer als Alfred Cortot. Mehr als 2000 Auftritte als Geiger, Pianist oder Dirigent absolvierte Enescu im Laufe seines Lebens, als Solist oder Kammermusiker, mit Künstlern wie Pablo Casals, Richard Strauss, Béla Bartók, Yehudi Menuhin und vielen anderen. Er verlor nie den Kontakt in sein Heimatland, lebte dort während beider Weltkriege und pendelte über Jahrzehnte hinweg zwischen Frankreich und Rumänien hin und her – reiste aber auch zwischen anderen europäischen Ländern und den USA, wo er eine Fülle von Konzerten als Solist oder Dirigent gab.
Dass George Enescu als Komponist bis heute nicht gleichermaßen anerkannt oder überhaupt bekannt ist wie beispielsweise seine Zeitgenossen Maurice Ravel und Béla Bartók, hat mehrere Gründe: Es mag sein, dass
George Enescu, undatierte Fotografie
er als Instrumentalist, Dirigent und Lehrer schlicht zu erfolgreich war, um zu seinen Lebzeiten zugleich auch als facettenreicher Komponist wahrgenommen zu werden; viel Zeit, sich selbst zu vermarkten, konnte sich Enescu inmitten all seiner Verpflichtungen nicht nehmen. Dazu kommt aus heutiger Sicht die verspätete Rezeption; so beklagte der Musikwissenschaftler Noel Malcolm kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die in seinen Augen geradezu groteske Ineffizienz des rumänischen kommunistischen Regimes, Partituren oder Aufnahmen zu produzieren. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die stilistische Bandbreite von Enescus Schaffen, die sich nicht auf seine bekannten Rumänischen Rhapsodien
oder auf volksmusikalische Einflüsse aus dem Land seiner Geburt reduzieren lässt, auch wenn er erste musikalische Prägungen wohl wirklich dadurch erfuhr, dass er als kleines Kind den Musikern auf dem Dorfplatz oder in der Kirche aufmerksam lauschte.
Die Toccata aus der Suite für Klavier Nr. 2 op. 10 komponierte George Enescu im August 1901. Die gesamte Suite stellte er im Sommer 1903 für einen Kompositionswettbewerb der Zeitschrift Musica fertig. Zu den Juroren zählten Vincent d’Indy (der später eine Biografie seines Lehrers César Franck schreiben sollte), Claude Debussy, Reynaldo Hahn und andere. Unter dem Titel Des cloches sonores gewann Enescus Suite den Prix Pleyel. Gewidmet ist sie Enescus Klavierlehrer in der französischen Hauptstadt, Louis Diémer. Wie César Franck mit seinem Prélude, fugue et variation griff auch Enescu mit seiner Suite – einer Reihe von Tanzsätzen – auf ein barockes Formmodell zurück, wobei er statt mit einer Toccata typischerweise auch mit einem Prélude hätte beginnen können. Der perkussive Charakter der Toccata (von ital. toccare = schlagen) ist durchgängig spürbar und transparent, wirkt aber weniger motorisch als klanglich imposant und opulent wie so viele von Enescus Stücken. Die daran anschließende Sarabande ist anfangs geprägt von Arpeggien, die wie Girlanden dem Ganzen etwas Pittoreskes, geradezu Impressionistisches geben. In der hoch stilisierten Pavane – die wie eine Ballettmusik klingt – wird wohl noch deutlicher als im vorangegangenen Satz, dass Enescu den Tanzcharakter der barocken Suitensätze nicht als strikte Vorgabe sah, sondern als Form, die es auf stimmige Art in die eigene Zeit zu transferieren galt: George Enescus Suite Nr. 2 für Klavier solo kündigt zwar in den Satztiteln barocke Modelle an, liefert dann aber stimmungsvolle, teils fast salonmusikartige Bravourstücke, die lässig virtuos über die barocken Satztypen fantasieren, statt sie streng als Schablonen zu nehmen. In der abschließenden Bourrée sind immer wieder vertikal klar strukturierte Passagen zu hören, die zum Tanz einladen mögen. In ihrem fast hämmernden Duktus ist ihr Klangcharakter allerdings mindestens so auffällig wie ihr Rhythmus, zumal dieses Stück in diesen perkussiven Momenten auf die Toccata vom Beginn der Suite zurückdeutet.
Sergei Rachmaninoff // Neun Études-Tableaux op. 39
Als César Franck im Jahr 1890 in Paris an den Spätfolgen eines Unfalls mit einem Pferdeomnibus starb und der kleine George Enescu noch in Wien sein erstes Studium absolvierte, studierte der 18-jährige Sergei Rachmaninoff gerade am Konservatorium in Moskau; 1891 schloss er sein Klavierstudium, 1892 das Kompositionsstudium ab, jeweils ein Jahr früher als vorgesehen und jeweils mit hervorragendem Erfolg. Rachmaninoff hatte keine einfache Zeit hinter sich, war im Jahr 1885 wenig glamourös in Moskau angekommen, nachdem sein Stipendium für das Konservatorium in St. Petersburg wegen unzureichender Leistungen in den Fremdsprachen, Geschichte und Religion nicht verlängert worden war. Dem vorausgegangen war das Scheitern der Ehe seiner Eltern ebenso wie vorher schon der Verlust der Landgüter der Familie, da Rachmaninoffs Vater nicht gerade einen soliden Lebenswandel pflegte.
Pferdeomnibus große gefederte, mit Verdeck und Sitzbänken ausgestattete Kutsche
Geboren 1873, hatte Rachmaninoff mit sieben Jahren Klavierunterricht bei einer Absolventin des Konservatoriums von St. Petersburg erhalten. Dass er, der mit zehn Jahren an ebendieses Konservatorium wechselte, dort nicht richtig mitkam, lag also wohl weniger an seiner bisherigen Ausbildung am Klavier oder am mangelnden Talent als an den nicht verarbeiteten Verlusterfahrungen seiner noch früheren Kindheit und daran, dass sich niemand am Konservatorium seinem Alter gemäß um ihn kümmerte. Dass es ihm in Moskau besser ergehen würde, durfte er bald hoffen, weil ihn sein Cousin Alexander Siloti, ein Liszt-Schüler und inzwischen ge feier ter Pianist, dort Nikolai Swerew empfahl. Bei ihm durfte Rachmaninoff sogar wohnen und er wurde für einige Zeit zu einer Art Vaterfigur für den jungen Studenten. 1888 wurde Siloti selbst Rachmaninoffs Lehrer. Zu seinem Studienabschluss Anfang der 1890er-Jahre erhielt Rachmaninoff die selten vergebene große Goldmedaille des Konservatoriums. Auf seine Examensarbeit, die Komposition Aleko, die 1893 im Bolschoi-Theater uraufgeführt wurde, wurde der große Pjotr Iljitsch Tschaikowski wohlwollend aufmerksam. Als Pianist unternahm Rachmaninoff 1895
Sergei Rachmaninoff // Neun Études-Tableaux op. 39
Sergei Rachmaninoff mit seiner Tochter Irina und seiner Frau Natalja, 1906
eine erste kleine Tournee durch Russland. Unter keinem guten Stern stand 1897 die berühmte Uraufführung seiner ersten Symphonie unter Alexander Glasunow, deren Misserfolg Rachmaninoff derart deprimierte, dass er einige Zeit nicht mehr komponierte. Das 2. Klavierkonzert von 1900 widmete er seinem Nervenarzt Nikolaj Dahl, der dem zum Grübeln neigenden Komponisten eine unschätzbare Hilfe dabei gewesen war, seine persönliche Krise zu überwinden und womöglich gestärkt aus ihr hervorzugehen. 1906 bis 1909 lebte Rachmaninoff mit seiner Ehefrau und den beiden kleinen Töchtern in Dresden. Im Mai 1907 gastierte er im Rahmen von Sergei Djagilews ›Saison russe‹ in Paris. Auf seiner ersten Amerika-Tournee im Jahr 1909/10 spielte er sein 3. Klavierkonzert unter Gustav Mahler.
Die Études-Tableaux op. 39 gehören zu den letzten Werken, die Rachmaninoff in seiner Heimat komponiert hat. Sie entstanden in den Jahren 1916/17, bevor aufgrund der Ereignisse der Oktoberrevolution 1917 Rachmaninoff und seine Familie sich gezwungen sahen, ins Ausland zu flüchten. Nach den Études-Tableaux op. 33 von 1911 waren die Etüden op. 39 bereits der zweite Beitrag Rachmaninoffs zur beliebten Gattung großer Konzertetüden, wie sie auch Frédéric Chopin oder Franz Liszt im Jahrhundert zuvor komponiert hatten.
Sergei Rachmaninoff // Neun Études-Tableaux op. 39
Als Pianist war Rachmaninoff bekannt dafür, nüchtern und emotional eher distanziert zu spielen. Er entsprach damit nicht dem Klischee vom exaltierten romantischen Virtuosen (meist männlich), der sich mit wallender Haarpracht an der Klaviatur leidenschaftlich verausgabte. So ist der Klangrausch, den die erste der Etüden op. 39 entfesselt, nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite schlägt Rachmaninoff in diesem Stück einen großen Spannungsbogen, der sich vom Anfang bis zum Ende mitverfolgen lässt, wobei das im Piano beginnende Stück mit einer im Piano beginnenden, kurzen Stretta kraftvoll schließt.
In der zweiten Etüde zitiert Rachmaninoff die Dies-irae-Sequenz, die er auch in seinen Paganini-Variationen verarbeitet hat: Die linke Hand wiederholt und variiert das Eingangsmotiv immer wieder – es ist unheimlich, aber auch fast tröstlich. Die Sequenz wird kurz vor dem Ende der fünften Etüde wieder auftauchen. Dass Rachmaninoff in seinen Etüden nicht nur technische Virtuosität forderte, sondern darüber hinaus virtuos Stimmungen auszukomponieren verstand, zeigen auch die folgenden Etüden, die motorische Brillanz und anspruchsvollen Stimmungszauber in ganz unterschiedlicher Weise ausbalancieren.
Der Dirigent Sergei Kussewizki schlug dem italienischen Komponisten Ottorino Respighi vor, einige von Rachmaninoffs Études-Tableaux für Orchester zu bearbeiten. Rachmaninoff nannte Respighi daraufhin fünf Stücke, davon vier aus op. 39 und dazu Titel beziehungsweise Bilder, die ihn beim Komponieren angeregt hätten: Das Meer und die Möwen (Nr. 2), Rotkäppchen und der Wolf (Nr. 6), Trauermarsch (Nr. 7), Orientalischer Marsch (Nr. 9).
Die Erstausgabe der Études-Tableaux op. 39 erschien 1917 noch in Moskau. Im November wurde Rachmaninoff eingeladen, ein Konzert in Stockholm zu spielen. Am 23. Dezember desselben Jahres stiegen Sergei Rachmaninoff und seine Familie in Petrograd in den Zug. Am 24. Dezember trafen sie in der schwedischen Hauptstadt ein. Rachmaninoff würde nie wieder einen Fuß auf russischen Boden setzen.
Michael Preis
Klavier
Die russische Pianistin rumänischer Herkunft gilt als eines der vielversprechendsten Talente ihrer Generation. Mit ihrem ausdrucksstarken Spiel, der faszinierenden Klangwärme und der magnetisch anziehenden Kraft bezaubert Daria Parkhomenko das Publikum auf der ganzen Welt. »Leading Lady« titelte die Presse nach ihrem Gewinn des George Enescu Klavierwettbewerbs in Bukarest im Jahr 2018. Darüber hinaus gewann sie den 3. Preis und den Publikumspreis beim Sendai-Klavierwettbewerb in Japan 2019 sowie den 2. Preis beim Čiurlionis-Klavierwettbewerb 2015 in Litauen. Ihre zahlreichen Wettbewerbserfolge brachten sie auf die großen Weltbühnen in Europa, Asien und den USA. Sie gastierte bei internationalen Musikfestivals wie dem George Enescu Festival, dem SchleswigHolstein Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und den Gezeitenkonzerten in Ostfriesland. Mehrfach war sie live im Deutschlandfunk Kultur, Norddeutschen Rundfunk, arte.tv, TVR Radio und Radio Delfi zu hören.
Seit 2019 tritt sie in der Ballettproduktion Die Glasmenagerie von John Neumeier in der Staatsoper Hamburg auf. Einen Höhepunkt ihrer Karriere bildete 2022 ein kurzfristiges Einspringen für das Saison-Eröffnungskonzert der Kieler Philharmonie unter der Leitung von Daniel Karlberg in der Wunderino Arena. Die Einladung, Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert aufzuführen, kam nur wenige Stunden vor Konzertbeginn.
Daria Parkhomenko wurde in Rostow am Don geboren und begann im Alter von vier Jahren Klavier zu spielen. Ihr Mentor war Sergei Osipenko vom Rostov State Rachmaninov Conservatory, bei dem sie zwölf Jahre lang studierte. Derzeit setzt sie ihr Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg fort. 2022 veröffentlichte sie ihr Debütalbum mit Klavierwerken von George Enescu, das ausgezeichnete Rezensionen erhielt und 2023 für den Opus Klassik und den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert war.
Hol dir dein Ticket zum unschlagbaren Preis von nur Veranstaltungen im Großen Saal) bzw. im Mittleren Saal). Egal ob du Schüler:in, Lehrling, Student:in, Grundwehrdiener:in, Zivildiener (bis 27 Jahre) oder Ö1 intro-
Mitglied bist – dieses Angebot ist speziell für dich!
Und wenn du noch mehr Spaß haben möchtest, sichere dir das Junge Abo mit exklusiven Vorteilen.
Tauche ein in aufregende Klangwelten und lass dich von den beeindruckenden Darbietungen fesseln. Komm ins Brucknerhaus Linz und erlebe Konzerte, die dich begeistern werden!
** ausgenommen
Gastveranstaltungen, Kinder- und Jugendveranstaltungen, Kooperationen, Veranstaltungen mit Catering, Konzerte der Reihe ShowTime sowie von der Geschäftsführung ausgewählte Konzerte
Karten und Infos: +43 (0) 732 77 52 30 | brucknerhaus.at
Mit freundlicher Unterstützung der
Impressum
Herausgeberin
Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
Redaktion
Andreas Meier
Biografie & Lektorat
Romana Gillesberger
Gestaltung
Anett Lysann Kraml, Lukas Eckerstorfer
Abbildungen
C. Vayssieres (S. 2), Bibliothèque nationale de France, Paris (S. 6), gemeinfrei (S. 9 & 12), M. Reinicke (S. 15)
Programm, Termin und Besetzungsänderungen vorbehalten
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
Wir danken für Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein schönes Konzert!
Werke von Jörg Widmann und Franz Schubert
15. Jänner 2025 · 19:30 Uhr
VERANSTALTUNGSORT UND KARTEN
Brucknerhaus Linz · Untere Donaulände 7 · 4010 Linz +43 (0) 732 77 52 30 · kassa@liva.linz.at
C. Bechstein Centrum Linz / Klaviersalon Merta GmbH
Bethlehemstraße 24 · A-4020 Linz · +43 (0) 732 77 80 05 20
linz@bechstein.de · bechstein-linz.de